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Amtliches

Kreisblatt

Druck und Verlag von Rudolf van Haag, Neuß.

Alleiniges

Anschlagerecht für die hiesigen Ulakalsäulen.

Nr. 45. Erstes Blatt. Samstag, den 24. Februar 1912.(Schalttag.)

87. Jahrg.

Politische Nlachrichten.

Deutschland.

Die Kaiserjacht Hohenzollern erhielt den Befehl, am 29. Februar die Mittelmeerreise anzutreten. Die Jacht wird Venedig anlaufen, wo der Kaiser sich zur Fahrt nach Korfu einschifft. Ein Hochseetorpedoboot und ein Kreuzer begleiten die, Kaiserjacht.

+ Die Garnisonen des neuen deutschen Armeekorps. Ueber die zukünftigen Garnisonierungen des neuen Armeekorps, das voraussichtlich errichtet werden wird, werden bereits jetzt Vor­bereitungen getroffen, da es notwendig ist, sich rechtzeitig über die Orte klar zu werden, in die die Garnisonen gelegt werden müssen. Die Köln. Volksztg. berichtet: Unter der Anzahl von Städten, die als geeignet für Garnisonstädte in Betracht kamen, sind bereits einige zur näheren Wahl gestellt worden. Es sind dies die Städte Saarbrücken, Kreuznach, Saar­

louis, Trier und Forbach. Ueber die Truppenstärke, welche die einzelnen Städte erhalten sollen, sind Bestimmungen noch nicht getroffen worden. Man geht mit dem Plane um, den Sitz des Armeekorps in Saarbrücken zu errichten. Endgültige Festellungen sind darüber aber noch nicht getroffen worden. Es ist auch fraglich, ob Saarbrücken die neue große Fliegerzentrale werden wird. Verhandlungen sind darüber im Gange. Ferner besteht der Plan, nach Trier ein Kavallerieregiment zu legen, wenn die Verhandlungen über die dafür notwendigen Neuvau­ten zu einem günstige Abschluß gelangen. Die Abschlüsse und näheren Bestimmungen können erst getroffen werden, wenn die neue Heresvorlage durch den Reichstag erledigt ist. Bis dahin werden die vorbereitenden Schritte weiter fortgesetzt werden, damit die Verhandlungen bei Erledigung der Heeresvorlage rechtzeitig fertiggestellt werden können.

+ Von Neuerungen bei unserem Heere sei mitgeteilt, daß jetzt die ersten Fliegerstationen in Festungen in An­griff genommen worden sind. Ihre Fertigstellung ist in kurzer Zeit zu erwarten, und man kann annehmen, daß sie schon in wenigen Wochen mit den ersten Fliegeroffizieren belegt werden. Voraussichtlich wird jede Festung anfangs zwei Fliegeroffiziere erhalten.

+ Der Train und das Schießen. Um dem Train die sach­gemäße Ausbildung im Schießen namentlich im gefechtsmäßigen Schießen, zu erleichtern, sollen nach einer Meldung aus Münster, von jetzt ab Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie zu den Trainbataillonen als Lehrer kommandiert werden. Die Aus­bildung im gefechtsmäßigen Schießen wird der wichtigste Teil der Aufgabe dieser Instrukteure sein. Der einzelne Mann soll. zum entschlossenen Schützen, zu selbständiger Tätigkeit und zu überlegtem Handeln erzogen, die unteren Führer sollen in der sachgemäßen Feuerleitung und in sämtlichen Obliegenheiten des Feuerkampfes ausgebildet werden.

+ Wegfall der Losung bei der Aushebung zum Militär­dienst. Dem Vernehmen nach werden zurzeit zwischen den be­teiligten Regierungsressorts Verhandlungen über eine Abände­rung des Reichsmilitärgesetzes zu dem Zweck geführt, das bis­herige Losungssystem bei der Aushebung zum Militärdienst in Wegfall kommen zu lassen. Der§ 13 des genannten Gesetzes bestimmt, daß die Reihenfolge, in welcher die Militärpflichtigen eines Jahrganges ausgehoben werden, durch das Los festgesetzt wird. Ein Abweichen von der Nummerfolge ist nur zulässig, soweit die erforderliche Anzahl der Rekruten für die Spezial­waffen, an welche besondere Anforderungen gestellt werden müssen, innerhalb der regelmäßigen Reihenfolge nicht aufzu­bringen ist. An der Losung nehmen nicht teil alle Freiwilligen, sowohl diejenigen, welche die Berechtigung zum einjährigen Dienst besitzen, wie auch die Zwei= und Mehrjährig=Freiwilli­gen und die Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung. Als Nachteile des Systems der Losung werden geltend gemacht, daß es das Ersatzgeschäft erschwert, daß es die Unmöglichkeit in sich schließt, die Wünsche solcher Militärpflichtigen zu berücksichti­gen, in deren Interesse eine sofortige Einstellung zum Dienst liegt, und daß oft tauglich befundene Leute infolge ihrer Los­nummer drei Jahre lang in einer ihre wirtschaftliche Lage schä­digenden Ungewißheit bleiben, ob sie noch eingestellt werden oder nicht. Im übrigen hat die mit der ausgedehnten Verwer­tung der neuzeitlichen Erfindungen für Kriegszwecke Hand in Hand gehende Vermehrung der technischen Truppen zur Folge gehabt, daß zur Aufbringung des Ersatzes für diese von Jahr zu Jahr öfter von der regelmäßigen Reihenfolge der Losnum­mer abgewichen werden mußte. Das ganze System wurde da­durch allzuhäufig durchbrochen und erscheint daher nicht mehr recht zeitgemäß. Man geht deshalb mit der Absicht um, es völlig zu beseitigen und will als maßgebend für die Reihenfolge, in welcher die Dienstpflichtigen auszuheben sind, nur den Grad der Tauglichkeit zum Militärdienst gelten lassen. Eine Abweichung von dieser Reihenfolge soll gestattet sein, wenn es gilt, Wünsche auf sofortige Einstellung solcher jun­gen Leute zu berücksichtigen, welche ein Interesse daran haben, tunlichst bald ihrer Militärpflicht zu genügen.(K. V. Z.).

Vermögen und Stärke der Bergarbeiterorganisationen. Aus dem Kassenbericht des Alten sozialdemokratischen Berg­arbeiterverbandes für das Geschäftsjahr 1911 ist bei der ge­genwärtigen Lohnbewegung von besonderem Interesse der Stand des Vermögens dieser größten der deutschen Bergarbeiter­organisationen. Am Ende 1911 verzeichnete der Bergar­beiterverband 3711935 el Vermögen gegen rund 4 200000 M am Schlusse des Jahres 1910. Der Vermögensbe­stand ist also im letzten Jahre nicht gewachsen, sondern um etwa eine halbe Million Mark zurückgegangen. Als Ursache dieses Rückganges gibt der Kassenbericht die hohen Ausgaben für Streiks im Jahre 1911 an. Der Bergarbeiterverband hat in diesem Jahre 1522929 e für Streiks ausgegeben, während im Vorjahre 1910 für diesen Zweck nur 49814 A verwendet worden waren. Nennenswert im Jahre 1911 waren die Streiks auf den RuhrzechenBergmann undGlückaufsegen und der

Streik im mitteldeutschen Braunkohlengebiet. Diese drei Streiks dauerten 12 bis 18 Wochen. Das Vermögen der zweitgrößten Bergarbeiterorganisation, des Christlichen Gewerkver­eins, ist erheblich geringer als das des Alten Verbandes. Der Christliche Gewerkverein schließt seine Rechnung für 1911 mit einem Barbestand von 1621 464 M oder rund 170 000 i mehr als im Vorjahre. Einschließlich dieses Barbestandes gibt der Christliche Gewerkverein sein Vermögen auf 2101 722 A an. Das Vermögen der beiden großen Bergarbeiterorgani­sationen beziffert sich demnach zurzeit auf rund 5,8 Millionen Mark.

Ueber die Stärke der Organisationen haben weder der Alte Verband noch der Christliche Gewerkverein in ihren Berichten zu dem Abschluß für 1911 irgendeine bestimmte Mitteilung gemacht. Das Organ des Chrichlichen Gewerk­vereins verzeichnet nur mit Bedauern einen Stillstand in der Entwicklung der Zahl der Mitglieder. Die Zahl der Mit­glieder des Alten sozialdemokratischen Ver­bandes hatte im vorigen Sommer nach Mitteilungen der Leitung rund 123000 betragen; man wird sie zurzeit auf rund 125000 schätzen können. Nach den Berichten aus den christlichen Gewerkschaften waren im vorigen Jahre rund 80000 Bergar­beiter christlich organisiert. Diese Zahlen beziehen sich auf den Bergbau im ganzen Reiche. Legt man die Zahl der Arbeit­nehmer in der Knappschaftsberufsgenossenschaft, die den Berg­bau im Deutschen Reiche umfaßt, zugrunde, so waren im Jahre 1910 im Berabau 825 777 Arbeitnehmer beschäftigt. Davon sind noch nicht einmal 250000 organisiert. Die Bergar­beiterorganisationen umfassen darum zurzeit zusammen noch nicht den dritten Teil aller Bergarbeiter. Im Ruhrbera­bau verschiebt sich dieses Verhältnis etwas zugunsten der Or­ganisation. Nach Schätzungen, denen noch nicht widersprochen worden ist, dürften im Ruhrgebiet gegen 80000 Bergarbeiter im Alten Verband und gegen 60000 im Christlichen Gewerk­verein organisiert sein; mit den Mitgliedern der Polnischen Be­rufsvereinigung und des Hirsch=Dunckerschen Gewerkvereins ist eine Zahl von 160000 organisierten Bergarbeitern im Ruhr gebiet eher zu hoch als zu niedrig gegriffen. Die letzte amtliche Lohnstatistik des Kgl. Oberbergamts zu Dortmund gibt die Zahl der Gesamtbelegschaft mit rund 350000 Mann an, da­zu kommen noch die linksrheinischen zum Oberbergamt Bonn zählenden Zechen, wie Rheinpreußen. Im Steinkohlenbergbau des niederrheinisch=westfälischen Industriegebietes ist demnach die Zahl aller beschäftigten Bergarbeiter gegenwärtig mit min­destens rund 360000 Mann anzunehmen. Es stehen also im Ruhrgebiet an 200000 Bergleute noch außerhalb einer Organisation, während ihnen eine organisierte Masse von höchstens 160000 Mann gegenübersteht.

Bei der gegenwartigen Lohnbewegung scheidet zurzeit der Christliche Gewerkverein aus; er hat den anderen Organi­sationen erklärt, daß er zurzeit nicht bereit sei, eine Lohnbe­wegung mitzumachen. Es bleiben also für die Lohnbewegung im Ruhrgebiet, wenn man lediglich die Organisation als Maßstab nimmt, der Alte Verband, die Polnische Berufsver­einigung und der Hirsch=Dunckersche Gewerkverein mit etwa 100000 Mann; ihnen stehen die Christlichen mit etwa 60 000 Mann und 200 000 Unorganisierte zusammen 260 000 Mann gegenüber. Bei Lohnbewegungen und bei Streiks stellen sich aber erfahrungsgemäß große Massen der Unorganisierten auf die Seite der Fordernden oder Streikenden. Darauf beruht jetzt auch die Hoffnung des Alten Verbandes bei der Weiter­führung der Bewegung. Aber bei dem Umstande, daß bis jetzt noch nicht ein Drittel der Bergarbeiter auf der Seite der Füh­rer der Bewegung steht, und bei den geringen Mitteln, über die der Alte Verband verfügt dreieinhalb Millionen Mark sind nach den Erfahrungen des großen Ausstandes von 1905 für einen solchen Fall kaum mehr als eine Bagatelle, kann man bei dieser Bewegung die Massen und die Mittel des Alten Ver­bandes nicht als. eine starke Pesition bezeichnen, die er zur Geltendmachung seiner Forderungen in die Wagschale werfen kann.(K. Z.).

Der italienisch-kürkische Krieg.

Erzählungen türkischer Offiziere.

Es befinden sich jetzt mehrere junge türkische Ofiziere in Konstantinopel, die von Tripolitanien gekommen sind und wahr­scheinlich dorthin zurückkehren werden. Nach ihren Erzählungen herrscht unter den Arabern, die mit dem türkischen Lager in Verbindung stehen, Zufriedenheit mit dem Kriegszustande. Die Reibungen und Kämpfe der Stämme untereinander sind verschwunden; die durch die Italiener erlittenen Verluste sind nicht erheblich höher als sonst die Verluste in den Stammesfehden. Und selbst wenn die Verluste hoch wären, Menschenleben werden in Afrika nicht hoch geschätzt, und die Gefallenen gehen unmittelbar ins Paradies ein, da sie für ihren Glauben gefallen sind. Der Tod schreckt nicht. Jeder Stamm hat sich verpflichtet, eine gewisse Anzahl Krieger zu stellen. Genau wird die Zahl nicht inne­gehalten, aber daß ein Stamm sich ganz zurückzieht, kommt nicht vor. Wer müde ist und Gewehre von den Italienern erbeutet hat, zieht heim, und andere kommen an seiner Statt. Ge­wehre erbeuten ist bei vielen, wenn nicht allen, Zweck des Krieges, ist Taktik und Strategie. In Häuf­chen von 30, 40 zieht man im Dunkeln los, und selten kommt man ohne einige Gewehre zurück. Für Verpflegung und Sold sorgt das Kommando; niemals sind die Araber des Hinterlandes so reich gewesen wie jetzt. Der Krieg ist für sie ein be­liebter Sport, manchmal kommen die Krieger mit ihren Weibern und Familien nach wochenlanger Wanderung. Unter­ordnung kann man von ihnen nicht verlangen, aber sie sind ganz verständig, und die Türken kommen gut mit ihnen aus. Ob der Sieg den mohamedanischen Waffen bleibt oder nicht, darüber machen sie sich keine Gedanken, sie kämpfen und befinden sich wohl dabei.

Aus der chinesischen Republik.

Zustände in Südschantung.

Der Kölnischen Volkszeitung wird aus Tenghsien, 30. Jan. 1912 geschrieben: Hier geht es jetzt recht bunt zu. Die Räuber treiben ungestört ihrehrbares Handwerk mit Rauben, Morden Brandschatzen. So wurde im Westen von der Stadt Tenghsien in mehreren Dörsern geraubt, ein Dorf zur Hälfte eingeäschert, ein anderes fast ganz. Nur drei Familien blieben von dem Brande verschont. In den östlichen Bergen haust der große Räuberhaupt­mann Faenying, auf dessen Kopf ein Preis von 20 000 M gesetzt ist. Dieser erhielt auf Umwegen von der Regierung den Auftrag, die Ausländer zu beschützen. Sie wollte ihn einen höheren Soldatenposten geben, was er aber abschlug, weil er fürchtet, später seine Genossen ein­fangen zu müssen. Nun haben ihn auch die Rebellen beauftragt, die Ausländer zu beschützen, und ihn gebeten, sich ihnen anzuschließen. Er bleibt aber mit seinen vielen Soldaten in den Bergen.

In Sindchoufu sitzt der Dschangtsain, der in Nanking geschlagen wurde. Er hat den Namen Bluthund, ist ebenso feige als grausam und wohnt im Eisenbahnwagen, vor den Tag und Nacht eine jederzeit zur Abfahrt bereite Maschine gespannt ist. Wenn Mandarine mit ihm sprechen wollen, dürfen sie nur aus zehn Schritte sich ihm nähern. Stets hat er seine Waffe schußbereit neben sich liegen. In Poenboeng haben seine Soldaten mit den Rebellen gekämpft, sind aber dann zu den Rebellen üuergegangen. Nur sein langjähriger treuer Offizier Li kam zu ihm zurück, und diesen ließ der Bluthund zum Lohn für seine Treue hinrichten.

Gestern sind seine Soldaten von den Rebellen in Janwaen ge­schlagen worden. Heute kam der General Kungwenntsche mit etwa 1000 Mann hier an. Man weiß nicht, ob er hier gegen die Räuber kämpfen soll, oder ob er nach Süden gegen die Rebellen marschiert. Die Sache der Dynastie scheint verloren zu sein, zumal da die Rebellen unter dem Volke große Sympathien haben.

Zu diesen Unruhen kommt die große Hungersnot, die bis zur kommenden Weizenernte noch zunimmt. Schon jetzt sterben viele Hungerr. Vergangene Woche war ich in einet Gemeinde von mit etwa mehr als 50 Einwohnern, von denen nur zwei täglich Brot zu essen haben, alle übrigen essen täglich einmal eine magere Suppe, andere nur jeden zweiten Tag. Wenn sich von diesen Leuten viele zu den Räubern schlagen, so darf man ihnen das nicht alizu scharf anrechnen. Not kennt kein Gebot. Man wird begreifen, daß unter diesen Umständen die Missionare in diesem Jahre keine leichte Arbeit haben.

Von Flah und Fern.

Bingerbrück, 23. Febr. Als ein Postbote aus Niederheim= bach auf dem hiesigen Bahnhofe das Geleise überschreiten wollte, wurde er vom Zuge erfaßt. Dem Verunglückten sind beide Beine avgefahren worden. Er ist kurz nach sei­ner Einlieferung in das Binger Hospital gestorben.

Kassel, 22. Febr. Heute Mittag wurden die Stadtver­ordnetenwahlen in allen drei Klassen beendet, und zwar mit einem vollen Siege der bürgerlichen Parteien. Die Sozialdemokraten verloren vier Sitze, sodaß sie nur noch drei Vertreter im Stadtparlament haben. Dieser Sieg der bürgerlichen Parteien ist auf das geschlossene Vorgehen des Großen Bürgervereins zurückzuführen, der die im kom­munalpolitischen Leben tätigen Vereine und Verbände zu ge­meinschaftlichem Handeln vereinigte. Alle vom Großen Bürger­verein aufgestellte Kandidaten wurden mit großer Mehrheit gewählt.

Paris, 23. Febr. Die anarchistischen Anschläge(über die im 3. Blatt berichtet wird) sind nur auf Autodroschken verübt worden, die trotz dem Ausstand Dienst tun und mit einem Wagen­lenker und einem Bürgergardisten bemannt sind. Die Bomben wurden vonFahrgästen kurz vor Einfahrt des Wagens in den Schuppen hinter die Rückwand des Sitzes gesteckt. Der ganze Zündapparat besteht aus fünf nebeneinander tgebundenen und in Watte eingewickelten Probiergläschen. Das mittlere ent­hielt unten Schwefelsäure, dann einen Wattebausch und oben Chlorkalk. Die beiden zunächst liegenden Gläschen waren mit Pulver gefüllt, die äußersten mit Terpentinessenz. An jedem Paket war mit Bleistift angegeben, was oben und unten war. Das ganze Paket wurde verkehrt hinter das Polster gesteckt, so daß die Schwefelsäure den Wattebausch durchdrang, sich mit dem Chlorkalk verband, das Pulver und dann das Terpentin ent­zündete, das sich über das Polster ausbreitete. Bis die Ent­zündung zustande kam, mußten einige Stunden vergehen. Des­halb haben die Wagen erst in den Schuppen Feuer gefangen. Da die Polster mit leichtentzündlichen Stoffen gefüllt sind, so war in der Regel der Wagen schon ausgebrannt, ehe man zum Löschen schreiten konnte. Der Ausstandsausschuß verwehrt sich dagegen, daß er mit diesen anarchistischen Anschlägen etwas zu tun habe und erklärt in einer Kundgebung, daß er entschlossen sei, den Ausstand mit gesetzlichen Mitteln weiter zu führen, die vollständig genügten. Die Polizeibehörde bemüht sich jetzt, mit Hilfe der Lenker und der Bürgergardisten die Personen zu er­mitteln, die vorgestern Abend die nachher ausgebrannten Kraft­wagen benutzt haben.

Lehigh(Oklahoma), 23. Febr. Beim Brande einer Kohlenarube kamen sieben Arbeiter zu Tode. Ueber das Schicksal von ungefähr zwanzig Verschütteten herrscht Ungewißheit. Die meisten Opfer sind Ausländer.

Die Schreckenstat des Raubmörders Trenkler.

* Berlin, 23. Febr. Der Raubmörder Trenkler hat heute Morgen sein Geständnis abermals erweitert und folgende Angaben gemacht: Er habe bereits seit einiger Zeit sich mit dem Gedanken getragen, einen Juwelierladen auszu­rauben. Zunächst habe er hierfür allerdings Görlitz in Aus­sicht genommen. Er sei mehrere Male in dieser Stadt gewesen, um dort eine günstige Gelegenheit auszukundschaften. So habe

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