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Nr. 45.
Die Kudinelle veraten
Das englische Kabinett trat am Mittwoch zu einer Sitzung zusammen, um sich mit der deutschen Antwort auf die Londoner französisch=englischen Beschlüsse zu beschäftigen. Dieser Kabinettsberatung kommt zweifellos eine weitreichende Bedeutung zu, da es sich darum handelt festzustellen, in welcher Form die in Rom und London gepflogenen Beratungen über ein Zusammenarbeiten mit Deutschland fortgesetzt werden sollen. Darüber ist in den letzten Tagen, vornehmlich in der französischen Presse, viel orakelt worden. Es trat hierbei vielfach der Wunsch zutage, die Beratungen mit Deutschland nicht fortzuführen, da man fürchtet, sie könnten auf der von Deutschland geforderten Basis völliger Gleichberechtigung geführt werden. Zum Glück sind die Wünsche bestimmter Pressekreise nicht übereinstimmend mit den diplomatischen Zielen. Lange genug hat es gedauert, bis man sich zwischen den ausschlaggebenden Hauptstädten Europas über eine Zusammenarbeit mit Deutschland einigermaßen verständigt hat. Es liegt im Interesse des Friedens, daß die mühsam überwundenen Schwierigkeiten nicht erneut künstlich aufgebaut werden.
Das Ergebnis der Londoner Kabinettsbeschlüsse liegt deshalb in der Hauptsache in der Richtung, die angesponnenen Verbindungen mit Deutschland zu verstärken. An dieser Tatsache vermag auch nichts zu ändern der Umstand, daß man amtlicherseits stark mit Auslassungen zurückhält. Das liegt im Wesen der Diplomatie, die es sich nicht leisten kann, den Völkern den Gang der Dinge in allen Einzelheiten mitzuteilen. Die nationalsozialistische Regierung hat hierin allerdings auch einen anderen Weg eingeschlagen, indem sie ihr Ziel und ihren Weg auf dem Gebiet der Außenpolitik rückhaltlos vor aller Welt kundtut. Dabei handelt es sich weniger darum, in die einzelnen Verhandlungsphasen hineinzuleuchten, sondern das große Ziel festzuhalten, dem man zustrebt. Deutschland kennt nur den geraden Weg, der zu Deutschlands Freiheit, Gleichberechtigung und zu dem Frieden Europas führt.
Jedenfalls darf festgestellt werden, daß die internationalen Erörterungen unter voller Kenntnis des deutschen Zieles auf der ganzen Linie in verstärktem Tempo weitergehen. Es kann nicht Aufgabe einer disziplinierten Presse sein, hinter die Kulissen der Amtszimmer der Diplomatie zu schauen und hinter den Türen der verantwortlichen Stellen zu lauschen. Diese Art, der Diplomatie und Staatsmannskunst ins Handwerk zu pfuschen, war leider in Deutschland zur Zeit des parlamentarischen Regimes üblich. Man braucht nur daran zu erinnern, daß bei den Verhandlungen über einen rasch herbeizuführenden Frieden im Oktober 1918 die vertraulichsten, für das Schicksal des deutschen Volkes entscheidensten Mitteilungen in Gegenwart kommunistischer Abgeordneter gemacht wurden, die nichts Eiligeres zu tun hatten, als ihre„Informationen“ dem Gegner weiterzugeben.
Diplomatische Gespräche sind keine Geheimdiplomatie im Sinne der vergangenen Zeiten, in denen die Betreuung der auswärtigen Interessen des Volkes das Privileg einer kleinen Kaste und einiger weniger Geheimräte war. Was heute unter„diplomatische Gespräche" verstanden werden muß, haben die Verhandlungen über die Saarfrage gezeigt. Diplomatie und Volk sind hierbei bis in die letzten Gliederungen bewußt oder auch instinktiv zusammengegangen. Wie wären wohl die Dinge, die schließlich zu dem überragenden Saarsieg führten, gelaufen, wenn wir in Deutschland noch den hemmungslosen Parlamentarismus und die sogenannte Pressefreiheit des marxistischen Zeitalters gehabt hätten? Wenn auch das Ergebnis der Saarabstimmung das gleiche geblieben wäre, so wäre es zweifelhaft gewesen, welche Nutzanwendung daraus der nachnovemberliche deutsche Parlamentarismus gezogen hätte.
Unter diesem Gesichtspunkt wird man jetzt auch die Fortführung der Gespräche über die europäische Befriedungsaktion zu beurteilen haben. Sie werden zweifellos von einem Trommelfeuer der internationalen„öffentlichen Meinung" begleitet sein. Kostproben haben wir schon in den letzten Tagen erhalten. Die Selbstdisziplin der deutschen Presse aber macht es erfreulicherweise nicht erforderlich, dieses Spiel auf deutscher Seite mitzumachen. Diese verantwortungsbewußte Haltung der deutchen Presse hat auch im Ausland schon manchen Stimmungsumschwung gegenüber Deutschland zur Folge gehabt. Es scheint fast, als ob man aus den„diplomatischen Gesprächen“ langsam herauskommt, um zu internationalen Verhandlungen überzugehen. Daß man in einem bestimmten Teil der Auslandspresse verschiedentlich versteckte Hoffnungen findet, daß es zu solchen Verhandlungen nicht kommen möge, beweist nur, wie wenig diszipliniert und verantwortungsbewußt oder wie wenig unabhängig diese Presse ist. In Deutschland ist die Lage insofern einfach und eindeutig, als das deutsche Volk sich sehr rasch an den Zustand gewöhnt hat, daß die Außenpolitik in den Händen von Staatsmännern liegt, die das Vertrauen gerechtfertigt haben, das in sie gesetzt worden ist. Das gilt ganz besonders vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, der das deutsche außenpolitische Programm klar und deutlich vor aller Weit entwickelt hat. Das gilt auch vom Reichsaußenminister Frhr. von Neurath und jenen Männern, denen das diplomatische Handwerk nicht nur
Freitag, den 22. Februar 1935.
beste ece eue ce teichee he und vaterländische Aufgabe. Das deutsche Volk kann deshalb die Weiterentwicklung der diplomätischen Gespräche und ihre erstrebte Ueberführung in internationale Verhandlungen mit Ruhe und Gelassenheit abwarten. Das Ausland ist darüber unterrichtet, daß Deutschlands Gleichberechtigungsforderung auch so zu verstehen ist, daß die angesponnenen Verhandlungen nicht einseitig zwischen London, Paris und Rom zur Vorbereitung geführt werden dürfen, um Deutschland dann den gemeinsamen Standpunkt der drei Großmächte zu unterbreiten, sondern daß Deutschland gleichfalls zu den vorbereitenden Besprechungen heranzuziehen ist, die die gemeinsame Basis zum Aufbau des europäischen Friedens bilden sollen.
Noch alles in der Schwebe
Das Ergebnis der Londoner Kabinektsberatungen.
Informationen der Blätter.
London, 21. Febr. Zur gestrigen Wochensitzung des Kabinetts erklärt der parlamenlarische Mitarbeiter der „Times“, die Haltung der britischen Minister habe sich gegenüber dem Vortage nicht verändert. Es sei ihr Wunsch, daß bei allen etwaigen künftigen Besprechungen die englisch-französische Erklärung als ein Ganzes behandelk und kein Teil davon aus dem Zusammenhang gerissen werde. Nicht verlangt werde allerdings, daß die verschiedenen in der Erklärung behandelten Fragen in einer bestimmten Reihenfolge geprüft werden. Entschieden aber sei man der Meinung, daß irgendwelche etwa zustande kommenden Schlußfolgerungen sich auf die Londoner französisch-britische Erklärung in ihrer Gesamtheit zu stützen habe. Die englischen Minister seien daher zwar durchaus geneigt, zu einer baldigen Erörterung eines Luftabkommens unter den Westmächten, sie seien aber nicht der Ansicht, daß die Konvention als eine von dem Rest der Erklärung losgelöste Angelegenheit betrachtet werden könne.
Von dem Wunsch der deutschen Regierung, daß sche Minister bald einen Besuch in Berlin abstatten sollten, sei gebührend Kenntnis genommen worden. Unwahrscheinlich sei es aber, daß in dieser Richtung irgendwelche sofortigen Schritte erfolgten. Man glaube, daß noch viel auf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege erörtert werden müsse, bis ein Stadium erreicht werde, in dem eine persönliche Fühlungnahme zwischen Hitler und Vertretern der britischen Regierung einsetzen werde.
Berlin sei übrigens nicht die einzige Hauptstadt, die den Besuch britischer Minister wünsche. Es verlaute, daß in den letzten Tagen eine Mitteilung eingegangen sei, wonach die Sowjetregierung gern Vertreter der britischen Regierung in Moskau begrüßen würde, wenn ein solcher Besuch ohne Schwierigkeiten erfolgen könnte. Die Frage werde noch erwogen und sei vom Kabinett noch nicht erörtert worden.
In ähnlichem Sinne berichtet auch der diplomatische Mitarbeiter des„Daily Telegraph". Darüber hinaus betont er aber noch, daß nach Ansicht der Regierung die durch die französisch=italienische Erklärung vorbereiteten und in London ausgearbeiteten Bemühungen nur auf breitester europäischer Grundlage Erfolg haben könnten. Bisher habe man nur den Luftpakt erörtert. Weitere Fortschritte seien kaum zu erreichen, bevor die deutsche Haltung zum mindesten in einigen anderen wichtigen Fragen bekannt geworden sei.
Fühlungnahme mit Moskau
London, 21. Febr.„Times“ zufolge stellen die russischen Mitteilungen an London und Paris eine Antwort auf die Erklärungen dar, die die Botschafter Englands und Frankreichs in Moskau dem Sowjetkommissar des Aeußern gegeben haben. Diese Erklärungen hatten eine Erläuterung der Londoner Vorschläge und die Aufforderung enthalten, daß die Sowjetregierung ihre Ansicht dazu äußern möge. Der Pariser Botschafter scheint die an die französische Regierung schon übergeben zu haben. Ob die Ueberreichung in London bereits erfolgt ist, steht noch nicht fest. In einer in später Abendstunde ausgegebenen Reutermeldung aus Moskau wird aber der Inhalt der sowjetrussischen Mitteilungen, die gleichlautend sein sollen, berichtet.
„Daily Telegraph“ stellt in einem Leitaufsatz die gewagte Behauptung auf, die Moskauer Aeußerung gebe den Sicherheitsbesprechungen in Westeuropa einen neuen Antrieb. Im einzelnen wird dazu ausgeführt, Rußland stehe im fernen Osten einer schwierigen Lage gegenüber und erkenne die Gefahren einer„Einkreisung“ ebenso deutlich wie Deutschland, das in dem Ostpakt ein verschleiertes französisch=sowjetrussisches Bündnis erblicke. Nach russischer Ansicht biete der Ostpakt die einzige andere Möglichkeit, die es neben einem solchen gefährlichen Bündnis gebe.
Nach einem Versuch, zu zeigen, daß Deutschland an allen vorgeschlagenen Pakten beteiligt sein müsse, stellt das Blatt dann selbst fest, es sei nicht unnatürlich, wenn man in Verlin angesichts dieser Projekte, an ein besonders sein an
59. Jahrgang.
e cee glaube. Anscheinend sei aber Deutschland bereits davon überzeugt, daß Großbritanniens Bemühungen aufrichtig auf Sicherheit in Europa und nicht nur Sicherheit für eine bestimmte Gruppe gerichtet seien. Ein Berliner Besuch eines britischen Ministers könnte vielleicht dazu führen, daß in Deutschland die guten Dienste und guten Absichten Großbritanniens Anerkennung finden würden. Eine Fortsetzung der Reise nach dem Osten werde vielleicht die Kluft des Mißverständnisses überbrücken, die Deutschland und Sowjetrußland trenne, und auf die in der sowjetrussischen Aeußerung in kühner, aber versöhnlicher Weise hingewiesen werde.
Die geplante Besuchsreise Simons
London, 21. Febr. Der diplomatische Berichterstatter von Reuter nimmt am Donnerstag zu der sowjetrussischen Note Stellung, die als ein unabtrennbarer Bestandtteil der Gesamtlage, die sich aus den englisch=französischen Besprechungen ergeben habe, zu betrachten sei. Man wisse noch nicht, ob auf diese Note mehr, als eine amtliche Empfangsbestätigung erwartet werde, und wenn eine ausführliche Antwort in Frage käme, so sei noch nicht geklärt, ob dies in Form einer gemeinsamen englisch=französischen Antwort oder durch getrennte Noten erfolgen werde.
Die Möglichkeit eines Besuches Sir John Simons in Berlin mit anschließender Reise nach Moskau bestehe offensichtlich noch weiter. Von den Sowjets sei zwar eine formelle Einladung zu einem solchen Besuch in Moskau noch nicht eingegangen. aber man wisse in London, daß die Sowietunion sich diesem Plan nicht widersetzen würde. Die Gerüchte, wonach Warschau ebenfalls in diese Besuchsreise eingeschlossen werden solle, werden von Reuter als vorläufig noch unbegründete Vermutungen der Blätter bezeichnet. Zu diesem Besuch sei bisher keine Anregung, weder von englischer noch von polnischer Seite, erfolgt.
Italien im Falle eines
Eine amtliche Mitteilung des Obersten Rates für Landesverteidigung über die Vorbereitungen.
Rom, 21. Febr. Der Oberste Rat für Landesverteidigung ist am Mittwoch zur letzten Sitzung seiner ordentlichen zwölften Jahrestagung zusammengetreten. Ueber das Ergebnis wird im Gegensatz zu den früheren Tagungen eine ausführliche amtliche Mitteilung veröffentlicht, in der es nach Anerkennung der im Vorjahre geleisteten Vorarbeiten für die Mobilmachung der Zivilbevölkerung und des entsprechenden Programms für das laufende Jahr heißt:
Der Oberste Rat für die Landesverteidigung hält es für notwendig, der Nation darüber Mitteilung zu geben, daß er in den ersten zwölf Jahren seines Bestehens seine Aufgabe gelöst hat die darin besteht, rechtzeitig die unerläßlich notwendigen Mittel bereitzustellen, damit eine etwaige kriegerische Aktion sich unter Voraussetzungen entfalten kann, die den Sieg ermöglichen.
Nach Prüfung aller Bedürfnisse, für die bei kritischen und entscheidenden Verhältnissen Vorsorge getroffen werden muß, und zwar sowohl in Bezug auf die Versorgung der mobilisierten bewaffneten Macht wie für die Arbeits= und Lebensmöglichkeiten der ganzen Nation, hat der Oberste Rat systematisch alle ursprünglich gegebenen Hilfsquellen des Landes organisiert und Vorkehrungen für den Uebergang zu den letzten Formen von Verwendung und Verbrauch getroffen.
Insbesondere ist die Gewinnung und Verarbeitung der einzelnen Erzeugnisse in der von den Militärbehörden verlangten Art und Zahl bis ins Kleinste vorbereitet. Sosern dabei Lieferungen und Güteraustausch mit dem Auslande in Betracht kommen, kann auf Grund der angestellten Untersuchungen das allzu oft wiederholte Schlagwort von der Rohstoffarmut Italiens, die seine Handlungsfreiheit in Sachen der Außenpolitik behindere, mit Bestimmtheit als unrichtig bezeichnet werden. In Wirklichkeit hat die vum faschistischen Regime in den 13 Jahren seines Bestehens entfaltete Aktion das Land von den schwersten dieser Erscheinungen, die man als„Kriegsknechtschoft" bezeichnen könnte, befreit.
Die amtliche Mitteilung gibt dann im einzelnen an, daß die Versorgung Italiens mit Getreide. Mais Reis usws in Kriegszeiten— im Gegensatz zur Fleischversorgung— vollauf durch die eigene Landwirtschaft gedeckt wird; in Bezug auf die flüssigen Brennstoffe sei der Oberste Verteidigungsrat auf die Sicherung der Selbstversorgungg Italiens in Kriegszeiten durch Ausnutzung der eigenen Bodenschätze und durch synthetische Erzeugung dieses Brennstoffes aus nationalen Rohstoffen bedacht; für den Bedarf an Schmieröl sei Italien bereits vom Auslande unabhängig: für die Erzgewinnung und Erzverarbeitung verfüge Italien über beträchtliche Möglichkeiten, die von der Industrie entwickelt werden sollen; für die hochwertigen Brennstoffe sei Italien in Friedenszeiten auf das Ausland angewiesen; es habe aber seine Wasserkraftanlagen ausgebaut, und nach Ansicht des Obersten Rates müsse Italien in Kriegszeiten auch auf seine Kohlen= und Braunkohlenlager zählen könner