NUMMER 170
Freitag, 23. Juni 1944
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Heftige Kämpfe um Cherbourg
Beginn der erwarteten Angriffe der Bolschewisten- Erbitterte Kämpfe in Italie
Anhaltendes Störungsfeuer auf London Aus dem Führerhauptquartier, 23. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Normandde trat der Feind gestern mit starken Kräften gegen die Landfront der Festung Cherbourg zum Angriff an. Heftige Kämpfe, in die starke feindliche Schiffsartillerie und Luftstreitkräfte eingriffen, entwickelten sich besonders an der Südost- und Ostfront der Festung. Wo einige unserer Widerstandsnester in der weitgespannten Festungsfront verlorengingen, sind Gegenangriffe im Gange. Küstenbatterien des Heeres und der Kriegsmarine griffen während des ganzen Tages in die Erdkämpfe ein und erzielten Treffer in feindlichen Bereitstellungen und Panzeransammlungen.
An der übrigen Front des Landekopfes fanden nur örtliche Kämpfe ohne größere Bedeutung, statt. Unsere Artillerie nahm .<space> m u m l u n g e n-<space> u n d<space> A u s l a d u n g e n<space> v o r<space> d e m<space>
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deren Instrumente jedoch beim Einsatz der neuen Waffe völlig versagten. Eine Außerung des Ersten Lords der britischen Admiralität, Alexander, läßt erkennen, wie stark das Unbehagen jenseits des Kanals ist. Er sprach von einer„Prüfung“, die England durchzumachen häbe, ja von einer Prüfungszeit, die noch bevorstehe: Auch gegen deutsche Flugzeuge über England richtet sich eine bisher kaum erlebte Abwehr. Man will verhindern, daß sie Erkundungen, durchführen können. Dennoch gelingt es deutschen Maschinen, diese Abwehr zu durchstoßen. Gemeinsam bestätigen die Besatzungen der Aufklärer den Molg der neuen Waffe. Riesenbrände hielten in London an. Sie waren, wie die Aufklärer berichten, selbst durch dicke Wolkenbände hindurch zu erkennen. Nach jedem neuen Feuerschlag verdichten, sie sich zu Flächenbränden. Ein
Aufkläver sah den Eauerschein noch in
feindliche Schiffsansammlungen- und Ausladungen Vor Landekopf unter Feuer. Zwei Frachter wurden getroffen, zwei feindliche Kanonenboote in der Ornemündung zum Abdrehen gezwungen. Kampf- und Torpedoflieger versenkten in der vergangenen Nacht zwei Zerstörer, einen Truppentransporter mit 10 000 BRT und einen Frachter mit 8000 BRT. Zwei Kreuzer, zwei Zerstörer, drei Frachter mit 28.000 BRT und vier weitere Handelsschiffe wurden schwer beschädigt.
Uber der normannischen Küste und den besetzten Westgebieten wurden gestern 72 feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Das Störungsfeuer auf London hält an.
In Italien trat der Feind nach beendeter Umgruppierung gestern erneut fast auf der ganzen Front zum Angriff an. Im Raum nördlich Grosseto konnte er nach erbitterten Kämpfen unsere Front wenige Kilometer nach Norden zurückdrücken. In allen übrigen Abschnitten wurde der Feind unter schwersten Verlusten abgewiesen. Uber 30 Panzerkampfwagen wurden vernichtet oder erbeutet. Die 3. Flakbatterie hat in Italien in der Zeit vom 1. bis 20. Juni 114 feindliche Flugzeuge und 69 Panzer abgeschossen. Seit Beginn des feindlichen Großangriffes in Italien wurden 1046 feindliche Panzer vernichtet oder erbeutet.
Im Süden der Ostfront scheiterten örtliche Angriffe der Sowjets an der Strypa, nordwestlich Tarnopol und südlich des Pripjet. Im mittleren Frontabschnitt haben die Bolschewisten mit den erwarteten Angriffen begonnen. Die auf breiter Front mit Panzer- und Schlachtfliegerunterstützung geführten Angriffe wurden in harten Kämpfen abgewiesen, örtliche Einbrüche in sofortigen Gegenstößen bereinigt. Beiderseits Witebsk sind noch erbitterte Kämpfe im Gange.
Auch zwischen Polozk und Noworshew sowie nordöstlich Ostrow führte der Feind stärkere Vorstöße, die erfolglos blieben.
Starke Verbände schwerer deutscher Kampfflugzeuge führten einen zusammengefaßten Angriff gegen den Flugplatz Migorod. 20 viermotorige Bomber und große Betriebsstoff- und Munitionsvorräte wurden vernichtet.
Einzelne britische Flugzeuge warten in der vergangenen Nacht Bomben im Raum von Hamburg.
Deutsche Kampfllugzeuge griffen Ziele in Ostengland an.
zurückkenrender Aufklärer san den reuerschein noch in der Höhe von Rouen, also mehr dls 200 tischen Hauptstadt entfernt
Der finnische Wehrmachtbericht
Helsinki, 23. Juni. Der finnische Wehrmachtbericht
Donnerstag hat folgenden Wortlaut:
Auf der Karelischen Landenge setzte der Feind heftigen Angriffe im ganzen Raum zwischen Viipuri(Wiborg) und dem Vuoksen an vielen Stellen bis zu Regimentsstärke fort. Die mit starker Artillerieunterstützung unternommenen feindlichen Angriffe wurden teilweise durch Gegenstöße und im Nahkdmpf zurückgewiesen. Nordöstlich Viipuri wurden 17 Panzer des Feindes vernichtet.
Das Eichenlaub nach dem Heldentod
Aus dem Führerhauptquartier, 22. Juni. Der Führer verlieh am 12. Juni das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Leutnant der Reservé Edwin Stolz, Kompanieführer in einem Grenadierregiment als 498. Sodaten der deutschen Wehrmacht.
Leutnant d. R. Stolz starb an der-Ostfront den Heldentod. Er. hat das Ritterkreuz am 8. Februar 1944 für besondere Tapferkeit bei den Kämpfen südwestlich Toropez erhalten. Er wurde. am 4. Dezember 1912 in Bühlertal Baden geboren.
Wie erwartet, eröffnete der Feind gestern mit Unterstützung von Artillerie und großen Bomberformationen einen Angriff auf Lotininpelto und den Swir. Bei Lotininpelto gelang es dem Feind, einen Brückenkopf zu bilden, um den die Kämpfe noch andauern! Am Swir wurden heftige feindliche Angriffe. zurückgeschlagen, wobei der Feind etwa 1000 Mann an Gefallenen verlor.
Auf der Landenge von Maaselkä wurden; feindliche Angriffe zurückgeschlagen. Im mittleren
Teil dieses Front
Kilbmeter von der bri- labschnittes überstieg ein verstärktes Bataillon einen WasserS4c* stt. Unsere Truppen schlugen den Feind zurück und
Nordwestlich von Heinjoki
schlugen unsere Truppen
zahlreiche feindliche Angriffe zurück,
wobei der Feind mindestens 400 Mann an Gefallenen zurückließ.-Auch bei Ayräpää wurden feindliche Angriffe abgewiesen. In den letzten 24 Stunden wurden mit Sicherheit 29 Panzer vernichtet. Auf der Aunus-Landenge zogen sich unsere Truppen in günstigere Verteidigungsstellungen in Richtung der SwirLinie zurück. Hierbei wurde das Kraftwerk. Swir und die Kraftanlagen Syväriniska freiwillig geräumt.
abschnitr. Onsere truppen, schlagen den Feind zurück fügten ihm Verluste von 400 Mann an Gefallenen zu.
Der Versuch des Feindes, den im nördlichen Teil der vom.Koivisto-Insel gebildeten Brückenkopf zu erweitern, wurde durch Gegenangriffe verhindert, Eigehe Schiffeinheiten seine#schossen zwei- feindliche Landungsboote in Brand.
Unsere Bombenflugzeuge sowie deutsche. Sturzkampfflugzeuge und Jagdbomber unternahmen in der letzten Nacht wieder konzentrierte Angriffe gegen feindliche Artilleriegruppierungen östlich von Vüpuri.
Der Schwerpunkt der feindlichen Lufttätigkeit lag gestern auf der Aunus-Landenge, wo der Feind besonders heftig um unsere Stellungen und das rückwärtige Gebiet von Lotininpelto angriff. Auf der Karelischen Landenge und im Finnischen Meerbusen wurden insgesamt 29 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Davon schossen deutsche Jagdflieger und deutsche Schiffeinheiten 17 Feindmaschinen ab. Weiter wurden auf der Aunus-Landenge 14 feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht, so daß der Feind in den letzten 24 Stunden insgesamt 43 Maschinen verlor.
Eine kommunistische„Armee“ in Italien
Umberto nur Statist
Stockholm, 23. Juni.
Die Auflösung der letzten. Reste der, von Badoglio unterhaltenen italienischen Truppenverbände dürfte jetzt nur eine Frage der Zeit sein, bveran u. Aute. A den pherteht
nöch
Uberall in ihren Garnisonen treiben die Kommunisten eine lebhafte Agitation für der Soldaten in die italienische rote Armée. Diese armia rossa hat, nach dem Rücktritt Viktor Emanuels und Badoglios den Zeitpunkt für gekommen erachtet, an das Licht der Offen
Drahtmeldung ungeres Pa-Vertreters
ihre erste Feuertaufe erhalten haben, schlugen sich, wie auch von deutscher Seite anerkannt wurde, sehr tapfer. Elf Angehörigen der italienischen Waffen-“ wurde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen, andere erhielten italienische Auszeichnungen, fünfzig Soldaten wurden wegen Tapferkeit vor dem Feind befördert. Oberleutnant Ortelli vom Fallschirmjägerregiment Fulgore erhielt als erster Soldat der republikanischen Wehrmacht den höchsten itälienischen Orden, die Goldene Tapferkeitsmedaille. Man spricht die Hoffnung aus, daß bald neue größere italienische Verbände an den Kämpfen in
Sie wandte sich wenige Tage nach dem Mittelitalien teilnehmen werden:
Die Kämpfe in der Normandie stehen seit Mittwoch im Zeichen des beginnenden Ringens um die Festüng. Cherbourg.
Der Artilleriekampf am Außenrande des mehrere Kilometer tiefen Festungsvorgeländes setzte am 21. Juni ein. Zugleich versuchte der Gegner zweimal unsere Sperrfeuerzone auf den von Süden und Südwesten zur Stadt führenden Straßen mit Panzern und motorisierter Infanterie zu unterlaufen. Er setzte starke Kräfte ein, die im Quellgebiet der Divette und Douve einen Uberraschungsvorstoß in das Herz des Festungsbereiches führen sollten: Als beide Versuche unter erheblichen Verlusten für den Feind gescheitert waren, begannen die Nordemerikaner mit den Vorbereitungen für einen Angriff, indem sie sich in günstige Ausgangsstellungen vorzuschieben suchten.
Unsere Feldhaubitzen, Flakgeschütze und Festungsbatterien nehmen das Feuer auf die bereitgestellten Panzerkräfte, Truppenansammlungen und Anmarschwege des Feindes auf, währ. rend der Gegner mit schwerer Schiffsaxtillerie die Festungswerke beschoß.
Angriffsvorbereitungen trifft der Gegner auch weiterhin vor der südlichen Abschirmungsfront der Cotentinhalbinsel und weiter südlich im Raum Carentan. Im letzteren Raum bepbachteten uhsere Aufklärer starke Bewegungen von gepanzerten und motorisierten Einheiten. Zwischen-Vire und Orne blieb. es seit Mittwoch bis auf beiderseitige Artillerietätigkeit im allgemeinen ruhig. Auch hier sucht sich der Gegner von neuem zu verstärken, so daß mit einer Fortsetzung der zu Anfang der Woche versuchten Verstöße auf St. Lo und im Raum beiderseits Tilly zu rechnen ist. Ostlich der Orne führten die Briten am Mittwoch örtliche Angriffe gegen das Bois de Bavent, die in harten Kämpfen abgewiesen wurden. Der Gegner sucht hier unsere in, einem zähen Buschkrieg langsam aber stetig vordringenden Grenadiere um jeden Preis aufzuhalten,
Auch weiterhin sucht der Gegner Nachschub über den Kanal zu bringen. Am Mittwoch setzte er eine größere Transportflotte von etwa 40 durch Zerstörer gesicherten Einheiten ein, die bis vor die Ornemündung lief. Aber der scharfe Nordost und die hohen Brandungswellen verzögerten die Entladung.
Die Schiffe lagen, soweit sie nicht bei Nacht von unseren Kampffliegern getroffen waren, noch am Donnerstägmorgen im Schutz künstlichen Nebels vor der Ornemündung. Dieser Vorgang zeigt, wie notwendig der Feind einen bei jedem Wetter benutzbaren Hafen mit tiefem Wasser braucht. Nur daraus erklären sich die großen Anstrengungen der Nordamerikaner,
sich ohne Rücksicht auf Verluste des Hafens von Cherbousg! In den Meldungen zu bemächtigen.
An der Ostfront zeigten am Mittwoch verschiedene Abschnitte in Galizten, Wolhynien und bei Witebsk ein wesentlich belehteres Bild als bisher. Durch örtliche Vorstöße suchen die Bolschewisten unsere Stellung zu erkunden, ihre eigenen Stellungen zu verbessern und günstige Ausgangsbedingungen für größere Operationen zu Schaffen. Das beiderseitige Artilleriefeuer verstärkte sich an der gesamten Front. Die bolschewistische Offensive gegen Finnland geht unterdessen weiter.
Von der Karelischen Landenge, Wo die Sowjets bis nordwestlich Wiborg vorgedrungen sind und im Nordosten auf den Vucksen drücken, haben die schweren Kämpfe jetzt auch auf die Aunus-Landenge zwischen dem Ladoga- und dem Onegasee übergegriften. Hier gelang es den Bolschewisten, Brückenköpfe über den Swir zu bilden, der die beiden Seen miteinander verbindet.
England sucht sich verzweifelnd mit einem Sperrfeuer von niegekanntem Ausmaß, mit Staffeln von Jägern und durch Zahlreiche Ballonsperren gegeh die neuen deutschen Sprengkörper zu wehren. Doch auch dieser gewaltige VerteidigungsSPparat der Zehntausende von Leuten in Bewegung setzt, kann nichts wesentliches ausrichten. Tag um Tag und Nacht um Nacht geht die Beschießung Londons, weiter, Britische Meldungen bestätigen, daß die Engländer entgegen allen Behauptungen vor der Öffentlichkeit bis heute kein Gegenmittel gegen. die neuen deutschen Sprengkörper gefunden haben. Es heißt, die militärischen Stellen hätten sich auf ein radiogesteuertes Geschoß eingestellt gehaht und darauf ihre Abwehr aufgebaut,
lichkeit zu treten. Sie wandte#.semder und
Einzug der Alliierten in Rom an die Generäle Alexander und Clark mit dem Ersuchen, ihre illegal gebildeten. Einheiten möchten„anerkannt“ werden. Dann wollten sie aktiv in ganz. Italien auftreten sowohl an der Front wie dahinter und auf ihre Weise Ordnung schaffen. Die neue Regierung Bonomi verfügt och über keine militärischen Verbände, Seit das Königshäus mit dem Sturz- Badoglios seines Einflusses beraubt, worden ist, hat auch der ihm anhängige Teil eder Generalität wenig mehr zu sagen. Die Versuche einzelner monarchistisch gesonnener höherer Offiziere, wieder in Fühlung mit Exkronprinz Umberto zu kommen, werden dadurch behindert, daß dieser von Beobachtern linksradikaler Gesinnung Iständig umlagert ist. Sie lassenUmberto keine Ruhe. Er mußte am Donnerstag in Neapel als Statist bei der Eidesleistung des neuen Kabinetts zugegen sein. Die Minister brauchen dem Haus Savoyen kein Treuegelöbnis mehr zu leisten. Die neue Formel lautet:„Die unterzeichneten Minister und Staatssekretäre schwören bei ihrem Ehrenwort, daß sie ihre Amter im höchsten Interesse der Nation ausüben und keine Handlungen begehen werden, die in irgengeiner Weise für die Lösung der Verfassungsfrage von Nachteil sein können.“
Müzwischen bereitet die armia rossa auf ihre Weise eine Lösung der Verfassungsfrage vor. Sie hat nach den Versicherungen ihrer im Hauptquartier in Rom versammelten radikalen Führer bereits 58.000 Mann zusämmengebracht. Angeblich wurde sie schon im vorigen Jahr gegründet, als Badoglio und Viktor Emanuel mit dem Versuch, neue frontverwendungsfähige Truppen unter Marschall Messe aufzustellen, scheiterten. Sie versichern, daß sie von ihren Waffen Gebrauch machen würden auch gegen die reguläre italienische Armee, falls diese das Königshaus unterstützen würde bei seinem Bestreben, weiterhin an der Macht zu bleiben.
Vom Kampf um Rom
Drahtmeldung unseres As: Vertreters
Oberitalien, 22. Juni.
An den Kämpfen, die der Räumung Roms vorausgingen, waren, wie heute bekanntgegeben, wird, auch Truppen der neuen italienischen republikanischen Wehrmacht beteiligt, und zwar das bekannte Bataillon Barbarigo, das Fallschirmjägerregiment Fulgore, das erste Bataillon der italienischen Waffen- sowie Pioniere und Flakabteilungen. Diese Truppen, die aus alten Veteranen aus Spanien und aus Afrika sowie zum Teil aus ganz jungen Leuten bestehen, die
Nach dem Bericht einer Italienerin, die noch zwei. Tage nach dem britisch-nordamerikanischen Einmarsch in Rom war und erst jetzt in Oberitalien eintraf, kam es auch im Stadtteil Trastevere zu Straßenkämpfen zwischen der Bevölkerung und farbigen Truppen., Farbige Soldaten drangen unter dem Vorwand, Einkäufe machen zu wollen, in die Geschäfte ein und raubten alles; was ihnen unter die Hände: kam, Kleidungsstücke, Bücher, Möbel usw. In den Geschäftshäusern, in denen sie keinen Wein fanden, zerschlugen sie die Einrichtung. Als sich die Bevölkerung mit Unterstützung der Polizei zur Wehr setzte und USA-Truppen zur Hilfeleistung herbeigeholt wurden, wurde der Tumult noch größer. Farbige und weiße Truppen gerietén in ein Gefecht, das mehrere Stunden dauerte und, auf beiden Seiten eine große Zahl, von Verwundeten und Toten kostete. Auch unter der Bevölkerung gab es Tote, darunter zehn Kinder. Schließlich, konnten die Plünderer überwältigt werden:
Die Zerstörungen in Italien
Drahtmeldung unsetes HR-Vertreters
Bern, 23. Juni.
Nach englischen Augenzeugenberichten haben die alten Städte in den Albaner Bergen schwer gelitten, In Frascati, das von der alliierten Luftwaffe immer wieder angegriffen worden war, ist das Innere der Stadt verwüstet, doch sollen die alten berühmten Villen in der Umgebung„zum Teif“ erhalten sein. Grottaferrafa, Marino, Albano, Castellgandolfo und die östlich davon gelegenen Städte Ariccia, Genzano und Velletri, die unter dem Namen Castel Romani bekannten und von Italienern sowohl wie von Fremden viel besuchten Ausflugsziele sind samt den Olivenhainen und Zypressenalleen der Berghänge zum größten Teil in Trümmer und Asche gelegt. Tivoli bietet, wie es in einem Augenzeugenbericht heißt, einen bemitleidenswerten Anblick. Die Altstadt ist völlig zerstört. Ein Flügel der Villa'Este ist eingestürzt; ein, Bombentreffer auf der obersten Terrasse hat auch einige der vielhundertjährigen Zypressen am Abhang umgerissen. In der Ebene unterhalb von Tivoli sind die Verwüstungen ebenfalls sehr schwer und umfangreich. Durch das Artilleriefeuer französischer Truppen fiel in den Anlagen des Parks, der die Trümmer die Villa Adriano umgibt, ein Teil der berühmten Zypressenallee zum Opfer; dagegen sollen die
Amerikanische Wahlmache
Bm Im Staate Illinois sind in der vergangenen Woche Teilwahlen durchgeführt worden, bei denen die Demokraten ihre dort seit dreizehn Jahren unbestrittene absolute Mehrheit verloren haben. Es war eine Schlappe, von der zunächst der neue demokratische Parteichef, Robert Hanegan, der bereits jetzt die Wahlparole für die Wiederwahl Rooseyelts ausgegeben hat, betroffen worden isf. Sie wird aber auch im Weißen Haus, wo jede Volksbefragung registriert wird, schlechte Wetterstimmung verursacht haben. Genau besehen, hat es dem Oberkommandierenden der USA-Streitkräfte, Franklin D. Roosevelt, in dieser Art in der letzten Zeit mehrmals in den Feldkessel geregnet, und sein eifriger Manager wird froh gewesen sein, daß der augenblicklich vorherrschende Invasionstaumel der Fordamerikanischen Presse das Ereignis in den Hintergrunc gedrängt hat. Aber die Entscheidungen-der Parteikonvente über die Benennung der Kandidaten zur Präsidentenwahl am 3. November stehen bevor. Die Entscheidung der Republikaner soll spätestens am 29. Juni bekanntgegeben werden, die der Demokraten, über die schon jetzt kei Rätselraten mehr im Gange ist, wird der Offentlichkeit erst Ende Juli verkündet werden.
In diesen Wochen der eifrigen Arbeit hinter den Parteikulissen werden die Gegner Roosevelts schon dafür sorgen, daß all diese Anzeichen von Roosevelt-Müdigkeit in den USA der Öffentlichkeit wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Hanegans Wahlparole lautet zwar: „Roosevelt muß wiedergewählt werden, weil das amerikanisches Volk es will!“ aber der Herr im Weißen Haus wird, auch wenn er wiedergewählt wird, trotz dieser anmäßenden Parole zu spüren bekommen, daß sein Prestige gelitten hat. Sogar in seinem eigenen Lager, was durch eine Meldung des Neuyorker Korrespondenten des Manchester Guardian bestätigt wird. Nach diese Meldung soll sich die wahltechnische Lage auch in den traditionell demokratischen„Südstaaten zuungunsten der Demokraten verschoben hab. Die Stäaten Texas, Mississippi und Südkarolina hätten nicht nur Delegierte zum großen Parteikonvent gewählt, die gegen Roosevelts Kandidatur stimmen sollen, sie hätten sogar damit gedroht, daß sie ihre Wahlmänner instruieren würden, gegen Roosevelt zu stimmen, falls er doch kandidieren sollte.
Was der englische Korrespondent andeutet wäre theoretisch durchaus möglich, denn nach der Verfassung bestimmen nicht die Wähler, sondern die Wahlmänner den Präsidenten. Die Zahl der Wahlmänner jedes Staates entspricht der Zahl seiner Vertreter im Repräsentantenhaus und Senat. Weisen die Parteiausschüsse der genannten drei Staaten ihre Wahlmänner tatsächlich an, gegen Roosevelt zu stimmen, so würde dadurch zwar mit einer alten Tradition gebrochen, aber praktisch bedeutet die Drohung der Südstaaten im Augenblick nicht viel. Die Zahl der Wahlmänner, deren Stimmen Roosevelt zu seiner Wiederwahl nötig hat, ist 266. Da Texas 23, Mississippi 9 und Südkarolina 8 Wahlmänner aufstellen, würde der Ausfall dieser demokratischen Staaten Roosevelt noch nicht gefährden. Dies könnte erst dann der Fall sein, wenn etliche von den nichttraditionell demokratischen Staaten mit hoher Bevölkerungszahl und daher mit mehr Wahlmännern sich gegen Roosevelt einstellen würden. Im Augenblick geben daher all diese Meldungen nur ein Bild von der Stimmung weiter Kreise in den USA wieder. Viele Nordamerikaner, mögen sie nun Republikaner oder. Demokraten sein, wünschen eine vierte Wahl Roosevelts nicht, doch zwischen Wunsch und Handeln liegen viele Bedenken. Die Wähler werden nicht so sehr durch Hanegans anspruchsvolle Wahlparole bestimmt werden als durch das von Roosevelt geschikkt in die Menge geworfene Wort:„Win the war!“ Die Republikaner haben das ganz richtig empfunden. Nachdem jetzt die patriotische Stimmungsmache, die durch Roosevelts„Invasionsgebete“ eingeleitet wurde, vorübergehend im Abflauen begriffen und der politische Waffenstillstand vorüber ist. machen die Republikaner, wie aus einer Meldung der Daily Mail hervorgeht, ihren empörten Herzen Luft. Sie werfen Roosevelt, der sich noch immer vorsichtig im Hintergrund hält, vor, er habe„der Republik und ihrer Verfassung den Garaus gemacht“, indem er die Invasion kurz vor dem in Chikago beginnenden republikanischen Nominierungskonvent„gestartet“ habe. Dadurch sei dieser wichtige innerpolitische Vorgang in den Hintergrund gedrängt worden.
Das Klagelied der Republikaner erinnert an die Wiederwahl Roosevelts im November 1940. Nachdem Roosevelt 1936 die größte Mehrheit, die je ein amerikanischer Präsident erhalten hat, für sich hatte buchen können, weil man daran glaubte, er werde nach den ersten vier Jahren Anlaufszeit des New Deal in seiner zweiten Amtsperiode das Finanzkapital unter seinen Willen zwingen, galt er 1940 bereits als Versager. Sein Abschwenken ins Lager des Großkapitals und der Imperialisten, das bereits 1937 zu erkennen war, bedeutete das Scheitern seiner Reformpläne. Aber sein Name besaß doch noch immer Zugkraft genug., Dazu kam, daß der republikanische Kandidat Willkie seinen außenpolitischen Parolen, die bei geschickter Tarnung nichts anderem als der Vorbereitung. des Krieges galten, nur matt begegnete. Die Hintergründe jener Wahl vor vier Jahren konnten bis heute noch nicht
Ruinen der eigentlichen, Villa des Kaisers Adrian unversehrt klargelegt werden, aber manches ist in Veröffent
geblieben sein.
Ein rauhes Erwachen
Drahtmeldung, unseres HR-Vertretets
Bern, 23. Juni.
aus England nimmt die neue deutsche Waffe noch immer den ersten Platz ein, obwohl man sich angeblich längst von dem Roboterschreck erholt haben soll. Der Londoner Berichtersfatter des Berner Bund gibt zu, daß die zunheimliche Geheimwaffe“ ihre neryenerregende Wirkung auch auf den sonst phlegmatischen Engländer nicht ,verfehlt habe. Selbst Veteranen der schwersten„Blitznächte“ von 1940/41#— und zu ihnen zähle ja fast die ganze Bevölkerung
— hätten in den ersten Robotertagen mehr Nervosität verraten
als seit Jahren. Der Berichterstatter spricht dann von der
wenn er einerseits schreibt, auf einer stundenlangen Fahrt durch Südenglandssuche man vergeblich nach den Einschlägen der Roboter, andererseits aber von dem„Leid über manches Haus und manche Familie in Südengland“ spricht.
Schwere Schäden im Londoner Stadtgebiet Vigo, 23. Juni.(dnb) Nach Meldungen aus England wurden durch die Einwirkung der neuen deutschen Sprengkörper die Gebäude der bekannten Londoner Hauptverkehrsstraße Holborn Highstreet völlig in Trümmer gelegt. Dabei wird darauf verwiesen, daß diese Straße eine der wichtigsten Verkehrsadern zwischen der City und dem Westteil der britischen Hauptstadt ist. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des Zeitungsviertels, und in ihr befindet sich auch die große und besonders tiefe„-Bahn-Station Holborn, die von Tausenden als
Fürcht vor dem Unbekännten, die die Nenschen. wieder in die, Luttschutzkeller benutzt wird: Gleichen Rdeldungen zufolge Luftschutzkeller getrieben habe. Aufwühlend sei zunächst das
Wissen des Nichtwissens und der ganz neue harte Klang des
wie ein alter Lastwagen knatternden und gluthauchenden Un. gach dem Einsatz der
die unvermeidliche dumpie mehrere Divisionen im Stadtgebiet ,von London zur
Bekämpfung der Brände und zu Aufräumungsarbeiten zusätz
getüms, die plötzliche Stille, der Explosion folgen müsse. Wer habe wissen können, ob diese vereinzelten teuflischen Geschosse#nicht nuf den Anfang bedeuteten den Auftakt zu einer wahren Vernichtungsflut!
Die bange Frage habe am Herzen mancher genagt, die einst, furchtlos dem Bombenregen trotzend, die großen Feuersbrünste bekämpften. Man habe die feindliche Luftgefahr bereits im stillen abgeschrieben gehabt und sei auf Tod und Verderben aus heiterem Himmel nicht mehr in gleichem Maß gefaßt gewesen. Es sei deshalb ein rauhes Erwachen erfolgt. Wenn der Berichterstatter dann meint, inzwischen habe man sich an die neue„Heimsuchung“ als an eine grausame Lotterie- um das Leben gewöhnt, so klingt diese Behauptung im Hinblick auf das Wort-Heimsuchung nicht gerade überzeugend. Der Berichterstatter der Neuen Zürcher Zeitung widerspricht sich,
haben die deutschen Sprengkörper auch in der Londoner Innenstadt schwere Schäden angerichtet. Gleich in den ersten
neuen Waffe seien, so heißt es
lich herangezogen worden.
Blut und Tränen
Bern, 23. Juni.(dnb) In einem Stimmungsbericht von der Halbinsel Cotentin schreibt der United-Preß-Korrespondent Goerell u..: Die Augen werden einenn naß, wenn man beobachtet, mit welch trostloser Niedergeschlagenheit die französischen Einwohner durch die Straßen der verwüsteten Städte wie St. Sauveur und Port'Abe schleichen, in denen unter zehn Häusern kaum noch eines steht. Stets schieben sie leere Schubkarren vor sich her, bleiben an der Stelle stehen, wo einstmals ihr Heim stand und ziehen dann wortlos weiter, mit trüben,„ausdruckslosen Augen“.
lichungen der amerikanischen Presse, besonders in der Chicago Tribune, angedeutet worden. Der schwatzhafte Wendell Willkie, der in unerträglicher Weise stets seine Berufung für das Präsidentenamt zu betonen liebte, war nach den Angaben des nordamerikanischen Blattes mit gebundener Marschroute in den Wahlkampf gezogen. Er war wirtschaftlich von der Morgan-Gruppe abhängig, die im geheimen Roosevelt stützte, der sich in seiner Politik zum Big Business bekannt hatte, und er durfte daher Roosevelts Außenpolitik nicht angreifen. Das Finanzkapital erkannte die Möglichkeiten der Gewinnchancen bei einer Weiterverfolgung der nach außen getarhten Kriegspolitik Roosevelts. So kam die Wiederwahl des Ehrgeizigen zustande, die man„die größte Tragödie der amerikanischen politischen Geschichte“ genannt hat.
Heute ist es ähnlich wie 1940. Der Kriegsschürer vertraut auf die ihn tragende Welle der patriotischen Hochstimmung, die, wenn sie auch in Wirklichkeit vielleicht gar nicht vorhanden ist, doch auf dem Papier der täglich die Bevölkerung der USA bearbeitenden Blätter in Er scheinung tritt. Wer wollte einer solchen imaginären, aber doch wirksamen Stimmungswelle entgegenarbeiten? Roosevelt rechnet ganz richtig. Ein falscher Ton in der Wahlkampagne seiner jegner könnte für diese selbst unangenehme Folgen haben, da das„Win the war“ zurzeit triumphiert. Der Kandidat der Republikaner, sei es nun Thomas Dewey, der Gouvèrneur des Staates Neuvork, oder der Gouverneur des Staates Ohio, Bricker, (General Mac Arthur hat wie Willkie auf seine Nominierung verzichtet), wird ebenso wie 1940 Willkie im Wahlkampf Roosevelts Kriegspolitik nicht angreifen können. Dewey, der 1942 zum Gouverneur des Staates Neuyork gewählt wurde und mit dessen Wahl zum erstenmal seit zwanzig Jahren ein Republikaner diesen wichtigen Posten bezog, hat damals den Grundsatz: „totale Kriegsführung ohne Kompromisse für einen Sieg“