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Mittwoch, 8. März 1944
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140 USA-Flugzeuge vernichtet
Unverändert schwere Kämpfe im Raum Swenigorodka-Schepetowka
71000 BRT von-Booten versenkt
Aus dem Führerhauptquartier, 7. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Beiderseits Kriwoi Rog wiesen unsere Truppen auch gestern heftige Angriffe der Bolschewisten in harten Kämpfen ab oder fingen sie in Einbruchstellen auf.
Im Raum von Swenigorodka und Schepetowka halten die schweren Kämpfe unvermindert an. Starke feindliche Angriffe wechselten mit entschlossenen Gegenstößen unserer Divisionen gegen die vordringenden sowjetischen Angriffsspitzen. Dabei wurden allein südlich Schepetowka 41 feindliche Panzer und 29 Geschütze vernichtet.
An der Autobahn Smolensk-Orscha stzten die Bolschewisten auf schmaler Front ihre in mehreren Angriffswellen vorgetragenen Durchbruchsversuche fort. Sie brachen nach erbitterten Kämpfen zusammen. Der Feind verlor hierbei 22 Panzer.
Auch nördlich Pleskau und bei Narwa scheiterten von Panzern und Schlachtfliegern unterstützte Angriffe der Sowjets am zähen Widerstand unserer Grenadiere. Eigene Gegenangriffe verliefen erfolgreich.
Im hohen Norden wiesen Gebirgsjäger des Heeres und der Waffen-+ im Louhi-Abschnitt mehrere feindliche Angriffe unter hohen blutigen Verlusten für die Sowjets ab.
An den italienischen Fronten herrschte gestern lebhafte beiderseitige Späh- und Stoßtrupptätigkeit.
Der Angriff nordamerikanischer Bomberverbände gegen die Reichshauptstadt in den Mittagsstunden des gestrigen Tages brachte einen besonders großen Erfolg unserer Luftverteidigungskräfte. Einige Wohngebiete im Raum ven GroßBerlin wurden durch die zerstreuten Bombenwürfe getroffen. 140 feindliche Flugzeuge, darunter 118 vierthetorige Bomber, wurden vernichtet.
Ein Zerstörerverband unter Führung des Majors Kogler zeichnete sich hierbei besonders aus.
schnelle deutsche Kampfflugzeuge griffen Ziele in Südengland an.
Sicherungskräfte der Kriegsmarine versenkten in den heutigen Morgenstunden im Seegebiet vor IImuiden in harten Gefechten zwei britische Schnellboote, beschädigten ein weiteres so schwer, daß mit dessen Untergang zu rechnen ist, und schossen drei weitere Boote in Brand. Die eigenen Fahrzeuge erreichten vollzählig ihre Stützpunkte.
Unterseeboote versenkten in harten Kämpfen gegen feindliche Geleitzüge und stark gesicherte Einzelfahrer im Atlantik und im Indischen Ozean zwölf Schiffe mit 71 000 BRT.
*
Obgleich die von den Sowjets im Mittelabschnitt beiderseits der Rollbahn Smolensk—Orscha und südöstlich Witebsk wie im Norden bei Pleskau und bei Narwa teils neueröffneten. teils fortgesetzten Angriffe jeder für sich bedeutend sind, liegt das Schwergewicht ihrer Durchbruchsversuche seit Samstag im Südabschnitt. Hier entwickelte sich auf der Front zwischen Kirowograd und Dubno infolge einer neuen sowjetischen Offensive eine schwere Abwehrschlacht, die sich schnell zu großer Heftigkeit steigerte. Der Angriff der Sowjets war erwartet. Er begann am Samstag im Raum von Schepetowka. Den zu starken Angriffskeilen zus mmengefaßten Infanterieund Panzerkräften des Feindes gelang es trotz des deutschen Widerstandes im Raum Isjaslawl—Jampol, in unsere Linien einzubrechen. Von dort stießen sie fächerartig nach Südwesten und Süden und mit weiteren Stoßgruppen nach Westen vor. An zähverteidigten Sperrlinien wurden die vordringenden feindlichen Divisionen abgefangen. Unter der Wirkung des hartnäckigen deutschen Widerstandes schwenkten die zunächst nach Süden angreifenden Verbände nach Südwesten ab. Dort stehen unsere Truppen in besonders harten Kämpfen.
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Zu diesem großen Offensivvorstoß trat am Sonntag ein zweiter im Raum ,von Swenigorodka, das 300 Kilometer östlich von Schepetowka liegt. Hier setzten die Bolschewisten auf etwa 40 Kilometer Breite 15 Schützendivisionen- und 240 Panzer nach dreiviertelstündiger sehr starker Artillerievorbereitung zum Angriff ein. An einem Brennpunkt der sich entwickelnden Kämpfe erzielten deutsche Gebirgsjäger in sehr harten Kämpfen durch Bereinigung örtlicher Einbrüche und Vernichtung eingebrochener sowjetischer Panzerrudel eindrucksvolle Abwehrerfolge. Die Masse ihrer Panzer wurde jedoch von den Bolschewisten weiter nordwestlich konzentriert. Trotz verbissener Gegenwehr unserer Grenadiere gelang den Sowjets hier ein Einbruch. Die Kämpfe sind weiter in vollem Gange.
Die Stärke unserer Luftverteidigung
Stetige Aufwärtsentwicklung
Berlin, F. März(dnb) Seit dem ersten Versuch der USA-Luftstreitkräfte im Oktober 1943, mit größeren Bomberverbänden bei Tage tiefer nach Deutschland einzudringen, zeichnet sich sichtbar die stetige Aufwärtsentwicklung, Verbesserung und Verstärkung aller Kräfte der deutschen Luftverteidigung ab.
Als bei dem damaligen Angriff auf die Stadt Schweinfurt den deutschen Luftverteidigungskräften erstmalig die völlige Zersplitterung eines nordamerikanischen Tagesunternehmens mit der Vernichtung von 121 Flugzeugen gelang, unternahmen Aührende Männer der Vereinigten Staaten und Großbritanniens
den Versuch, diesen katastrophalen Bomberverlust als eine Ausnahmeerscheinung hinzustellen und widrige Umstände und Verrat vorzuschieben.
In der folgenden Zeit konnte auf deutscher Seite oft die Wahrnehmung gemacht werden, daß die feindliche Luftkriegsführung, die britische wie die nordamerikanische, Mittel und Wege suchte, um der schon damals äußerst wirksamen und erfolgreichen deutschen Abwehr zu begegnen. Die britische Luftwaffe begann ihre nächtlichen Terrorangriffe ausschließlich bei schlechtesten Wetterlagen durchzuführen, die den stärkeren Einsatz unserer Nachtjäger verhinderten. Die Nordamerikaner flogen ebenfalls nur bei geschlossenen Wolkendecken in das Reichsgebiet ein und versuchten vor allem in jüngerer Zeit das Prinzip des„Zwei-Wege-Angriffs“, in dem stärkere Bomberverbände gleichzeitig von Süden und Norden gegen das geplante Angriffsziel operieren sollten. Eine Reihe anderer Täuschungsmanöver zur Trreführung der deutschen Luftverteidigungskräfte war zum Scheitern verurteilt.
Darauf starteten die USA-Luftstreitkräfte ihre letzten Tagesangriffe im Schutz von Jagdmaschinen, die die Angriffe der deutschen Jäger und Zerstörer auffangen sollten. Hierdurch sollten die immer mehr steigenden Verluste an Bombern und ihren Spezialbesatzungen auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden. Die gewaltigen Luftschlachten, besonders in der zweiten Hälfte des Monats Februar, haben jedoch in ihrer Gesamtauswirkung auch diese Methode des USA-Luftkrieges gegen Deutschland als großen Fehlschlag erkennen lassen. Der starke feindliche Jagdschutz konnte die Bekämpfung der Bomber nicht verhindern.
Das wird bei einer Gegenüberstellung der abgeschossenen Bomber im Verhältnis zu den vernichteten Begleitjägern besonders sichtbar.
Am 21. Februar wurden abgeschossen:
25 Bomber und 8 Jäger, am
22. Februar 101 Bomber und 23 Jäger,
23. Februar 42 Bomber und 3 Jäger,
24. Februar 143 Bomber und 23 Jäger,
25. Februar 102 Bomber und 4 Jäger,
3. März 21 Bomber und 0 Jäger,
4. März 21 Bomber und 20 Jäger.
Der Angriff der USA-Luftwaffe gegen Berlin am Montagmittag hat das gleiche Bild. Von den nach bisherigen Meldungen abgeschossenen 140 amerikanischen Flugzeugen waren wiederum 118 viermotorige Bomber. Mit diesem Ergebnis steht die USALuftkriegsführung vor der Tatsache des Scheiterns aller bisherigen Versuche, die unersetzlichen Bomberverluste durch die Mitführung stärkerer eigener Jagdverbände zu vermindern. Andererseits sind sie aber auch der beste Beweis für die
Einsatzfreudigkeit unserer Jäger und unserer Zerstörer, die sich ungeachtet der feindlichen Jagdverbände immer wieder mitten in die Bomberverbände hineinstürzen und ihnen mit steigendem Erfolg den Weg des Zielanfluges verlegen. In dem Höhepunkt der Luftschlacht von Berlin, wie die alliierte Agitation den Tagesangriff am Montag gegen die Reichshauptstadt bezeichnet, haben die deutschen Jagd- und Zerstörerverbände im Zusammenwirken mit der Bodenabwehr ihre derzeitige Stärke für alle Welt sichtbar zum Ausdruck gebracht.
Nur Teilverbände erreichten das Stadtgebiet von Berlin. Die Bombenwürfe sind zum großen Teil als Notwürfe zu bezeichnen. Die in den Wohngebieten der Reichshauptstadt durch den Abwurf von Phosphor- und Brandbomben entstandenen Brände konnten zum größten Teil auf ihren Herd beschränkt und schon nach Stunden völlig gelöscht werden. Mit diesen in Kauf zu nehmenden Schäden können jedoch die Nordamerikaner keineswegs den Verlust von 140 Flugzeugen und rund 1200 Mann Besatzung wettmachen. Dabei ist noch als sicher anzunehmen, daß die wirklichen Verluste der USALuftstreitkräfte am 6. März noch weit höher liegen, als sie im Wehrmachtbericht festgestellt worden sind.
„Alles Bisherige in den Schatten gestellt“
Berlin, 7. März. Die schweren Verluste der USA-Bomber bei ihrem Terrorangriff auf Berlin am Montagmittag haben der USA-Luftwaffe die bereits von den Briten gemachten Erfahrungen bestätigt, daß derartige Terrorflüge keine Spaziergänge sind. Dabei ist zu beachten, daß die im OKW-Bericht enthaltenen Zahlen nicht die in Schweden notgelandeten sieben USA-Bomber und die üblichen stillen Verluste, die solche Fernflüge mit sich bringen, enthalten. Insgesamt dürfen mit gutem Recht die USA-Verluste an Bombern auf mehr als 25 v. H. der eingesetzten Einheiten angesetzt werden.
Dementsprechend ist man in London und Washington, wo man den Angriff zunächst mit lauten Worten feierte, sehr schnell kleinlaut geworden. In der Nacht zum Dienstag berichtete Exchange Telegraph, daß die Luftkämpfe über dem Reich„alles bisher Dagewesene in den Schatten stellten, als die deutsche Luftwaffe Hunderte von Jägern aufsteigen ließ, um den USA-Bombern den Weg nach Berlin zu verlegen“. Alle Piloten seien sich, so hieß es weiter, darüber einig,„daß die Deutschen mit äußerster Bravour und Zähigkeit kämpften“. Am Dienstag legte auch der Sender London sein erstes Geständnis ab und verzeichnete in seiner Meldung über den USA-Angriff auf Berlin folgendes:„Um nach Berlin zu ge
langen, mußten die Bomber und Jäger einen der heftigsten Luftkämpfe dieses Krieges bestehen. Die amerikanischen Jäget, die die Bomber sicherten, waren auf dem ganzen Wege in schwere Luftgefechte verwickelt.“
Eine United-Press-Meldung von Montagabend war gleich wesentlich ehrlicher als Reuter, indem sie zugab, daß bei dem Angriff der USA-Luftwaffe auf Berlin die Bomber„das Schwergewicht der feindlichen Verteidigung“ zu spüren bekamen. Voller Verbitterung hieß es in der Meldung, daß jeder, der behaupte, es gäbe keine deutsche Luftwaffe mehr, verrückt sei.
Washingtons Druck auf Argentinien
Drahtbericht unseres Fa-Vertreter:
Die New York Times unzufrieden
Stockholm, 7. März.
Die New York Times, die südamerikanischen Angelegenheiten von jeher besondere Aufmerksamkeit widmet, veröffentlicht einen pessimistisch gehaltenen Aufsatz über den gegenwärtigen Stand der Bemühungen des Washingtoner Staatsdepartements, die eine völlige Unterwerfung der letzten noch für eine selbständige Außenpolitik eintretenden Kräfte in Südamerika bezwecken. Ausgangspunkt dieser Betrachtungen bildet der Mißerfolg der Bestrebungen, eine Einheitsfront aller südamerikanischen Länder gegen das Farrell-Regime in Argentinien zustande zu bringen und die offizielle Anerkennung Farrells zu verhindern. Nachdem nicht nur Bolivien, das seit dem nationalen Putsch von den Vereinigten Staaten praktisch boykottiert wird, sondern auch Chile, mit dem Washington ausgezeichnete Beziehungen zu unterhalten vorgibt, Farrell anerkannt haben, hält es die New York Times für nutzlos, die Bestrebungen auf Bildung einer diplomatischen Einheitsfront gegen Buenos Aires fortzusetzen. Im übrigen scheint die chilenische Außenpolitik überhaupt das Mißfallen der New ork Times zu erregen. Das Blatt weist darauf hin, daß Chile, obwohl es sich kriegspolitisch dem Willen der Alliierten gefügig gezeigt hat, in südamerikanischen Angelegenheiten keineswegs immer den von Washington vorgezeichneten Kurs steurt. Auch die Vorgänge in Paraguay, wo bekanntlich ein Generalstreik ausgebrochen war, werden in den USA mit Mißfallen vermerkt. Da inzwischen in der Hauptstadt von Uruguay ein Kongreß der iberoamerikanischen Arbeiterfederation unter dem Vorsitz des linksradikalen mexikanischen Gewerkschaftsführers Toledano getagt hat, der in seiner Eröffnungsrede die nordamerikanischen Arl-Gewerkschaften kritisierte, wird das Mißbehagen immer größer.
Aus seinen Ausführungen ging ferner hervor, daß sich zwischen den Afl. in den Vereinigten Staaten und der iberoamerikanischen Arbeitertederation gegenwärtig ein Machtkampf um die Führung der südamerikanischen Arbeiterschaft abspielt. Er behauptete, die Akl, sei bemüht, ein zweites ge
werkschaftliches Zentrum in Iberoamerika zu schaffen und die Bewegung dadurch zu zersplittern.
Roosevelt zeigte sein wahres Gesicht
Madrid, 7. März.(dnb) Die Nachricht, daß die USA die diplomatischen Beziehungen zu der neuen argentinischen Regierung abgebrochen haben, hat in Spanien große Verwunderung hervorgerufen. Man ist in Madrid besonders deshalb so erstaunt, weil man der Ansicht ist, daß ein unmittelbarer Anlaß für eine so scharfe Maßnahme gar nicht vorlag. Die Berichte der spanischen Korrespondenten betonen immer wieder, daß sich die argentinische Bevölkerung und die Wehrmacht mit der Regierung des Vizepräsidenten Farrell identifizieren. Man hatte nicht vermutet, daß Roosevelt das wahre Gesicht seiner politischen Absichten vor aller Welt plötzlich so deutlich zeigen würde.
In-politischen Kreisen bezeichnet man die Washingtoner Maßnahme als ungeschickt, weil durch sie auch denen die Augen geöffnet werden, die bisher auf die Atlantik-Charta noch gewisse Hoffnungen gesetzt hatten, man hält den Entschluß Roosevelts zumindest für einen groben psychologischen Irrtum, weil er für die gegenwärtig dem britisch-amerikanischen Druck besonders ausgesetzten neutralen Länder geradezu ein Musterbeispiel für das darstellt, was ein Staat zu erwarten hat, der erst einmal damit beginnt, sich auf die Forderungen Londons und Washingtons einzulassen.
„Es ist wieder einmal bewiesen worden, daß Ruhe und Ordnung in einem Lande für die großen Demokratien nicht das Primäre sind, sondern an erster Stelle die Bereitwilligkeit zur restlosen Unterordnung und Aufgabe der politischen und wirtschaftlichen Selbständigkeit figuriert“, so erklärte eine spanische Persönlichkeit, die viele Jahre in Südamerika gelebt hat. „Aber nicht nur auf die neutralen Länder in Europa wird die Einstellung der diplomatischen Beziehungen der USA zu Argentinien ihre Wirkung nicht verfehlen, sondern sie wird dazu beitragen, das Erwachen der süd- und mittelamerikanischen Staaten zu fördern“, so ergänzte der Befragte seine Ausführungen.
Nervenkrieg im Norden
Die Berliner Börsenzeitung bringt einen Aufsatz mit dieser Uberschrift, in dem sie u. a. schreibt: Die politische Kriegsführung des Bolschewismus, der USA und Englands steht zurzeit im Zeichen einer großangelegten Bluffoffensive, die dieses Mal nicht— wie damals während der Konferenz von Teheran beabsichtigt— gegen Deutschland, sondern gegen seine Verbündeten und einige neutrale Staaten Europas gerichtet ist. So inszenierte dieser Tage die bolschewistische Gesandtin in Stockholm, Frau Kollontay, die sich zur Prophetin des Wortes gemacht hat, daß die Sowjetunion Verträge nur abschließe, um sie nicht zu halten, mit dem ehemaligen finnischen Minister, Paasikiwi eine Besprechung, worauf der Moskauer Rundfunk sich beeilte, die Bedingungen zu verkünden, die Finnland zunächst anzunehmen habe, ehe Stalin sich zu offiziellen Verhandlungen bereitfinden würde.
Diese bolschewistischen Forderungen, die nur dem Zweck dienen, Finnland zunächst einmal militärisch zu entmachten, ehe ihm die Einzelheiten einer bedingungslosen Auslieferung an den Bolschewizmus diktiert werden, sehen neben dem Abbruch der Beziehungen zu Deutschland die Wiederherstellung des Zustandes vor, der Finnland im Jahre 1940 durch den Moskauer Diktatfrieden aufgezwungen wurde. Die Finnen sollen weiter die sowjetrussischen Kriegsgefangenen, die bolschewistischen Zivilinternierten und alle festgesetzten Agenten und Spione Stalins und der Komintern freigeben. wöhrend die Sowjetunion natürlich die Freigabe der finnischen Kriegsgefangenen und der zahllosen Männer und Frauen, die 1940 von den bolschewistischen Kommissaren nach Sibirien verschleppt wurden, ablehnt. Sie sind ja auch zum größten Teil nicht mehr am Leben und gelten in Moskau als liquidiert. Drittens wird der finnischen Regierung die Verpflichtung zugemutet, ohne jede Garantie für die territoriale Sicherheit des
Restbestandes des Staates mit der Sowjetregierung über die „Zukunft des Petsamo-Gebietes“ zu verhandeln, was natürlich die Auslieferung auch dieses Gebietes an den Bolschewismus bedeutet. Zum vierten soll sich Finnland ohne Garantie für seine Freiheit und Souveränität zu Verhandlungen in Moskau über die Demobilisierung, das heißt also die Auflösung seiner gesamten Armee, verpflichten. Zuvor aber sollen die finnischen Soldaten und Offiziere— und mit dieser Farce enthüllt Moskau offen seine wahre Absicht— noch die auf finnischem Boden stehenden deutschen Divisionen„internieren“, wobei sich die Bolschewisten vorbehalten, ganz Finnland mit ihrer Soldateska zu besetzen, wenn der finnischen Armee die„Internierung“ der deutschen Truppen nicht in kürzester Frist gelingt.
Die dummdreiste Frechheit dieser letzten Forderung kennzeichnet den Charakter dieses ganzen bolschewistischen Betrugsmanövers, in dessen Dienste sich die gesamte jüdische und judenhörige Weltpresse stellt, um es durch raffinierte Vernebelung der Tatsachen, durch plumpe Drohungen und erpresserischen Druck zu unterstützen. Man weiß in Moskau natürlich ganz genau, daß deutsche Truppen die Erfüllung der ihnen gestellten Aufgaben selbst zu bestimmen pflegen. Dafür ist Italien ein gutes Beispiel. Finnland gegenüber versucht man heute die Eroberung mit den plumpen Schlichen des Roßtäuschers. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Stalin sofort nach der Demobilisierung der finnischen Wehrmacht eine kommunistische Regierung Kuusinen gemeinsam mit einigen finnischen Kerenskis einsetzen würde, um die Besetzung des Ländes„legal“ und ohne Blutvergießen durchführen zu können. Das gleiche, wenn nicht vielleicht ein noch fürchterlicheres Schicksal als das der baltischen Staaten vom Jahre 1939 würde das finnische Volk treffen.
Man darf annehmen, daß das Hnnische Volk das Spiel Stalins erkannt hat, der heute als Wolf im Schafspelz durch diplomatische Tricks das erreichen möchte, was die tapfere finnische Armee ihm in zwei harten Kriegen verwehrt hat.
Das geöffnete Tor
bb Berlin, 6. März.
Wenn in der letzten Zeit die Stellung der Dominien im Empire und zu Großbritannien erörtert und von englischer Seite begreiflicherweise eine zentripetale These vertreten wurde— so noch unlängst durch Lord Halifax, den Botschafter in den USA, in seiner Rede in Toronto, die der Ankündigung einer neuen Empirekonferenz vorausging—, kommen vor allem von Kanada immer sofort Vorbehalte gegen einen übersteigerten Londoner Zentralismus. So wandte sich der Ministerpräsident Mackenzie King im kanadischen Abgeordnetenhaus gegen Lord Halifax, der einer ausgesprochenen Empire-Wirtschaftspolitik das Wort geredet hatte, mit der Bemerkung, daß Kanada immer auf Beachtung seiner besonderen wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA bedacht sein müsse und somit einer etwaigen Hochschutzzollpolitik des Empire nicht zustimmen könne. Daß politische Kreise in Kanada das Verhältnis ihres Landes zu den Vereinigten Staaten in einem ganz neuen Licht zu sehen beginnen und eine stärkere Betonung des kontinentalen nordamerikanischen Gesichtspunktes, das heißt des„Sicherheits“-Gesichtpunktes befürworten, den bekanntlich Roosevelt als Motiv für den Eintritt der USA in den Krieg in den Vordergrund geschoben hat, zeigen Auslassungen des Hauptschriftleiters der Winnipeg Free Preß, George Ferguson, eines Mitglieds der zurzeit England bereisenden Abordnung kanadischer Hauptschriftleiter.
Die Kanadier, sagte Ferguson in einem Vortrag, stünden in diesem Krieg oder hülfen, ihn auszukämpfen, weil sie ihn ebenso als ihren eigenen ansähen wie die Engländer, die Sowjets oder die Amerikaner. Aus„kanadischen Gründen" beteiligten sie sich an ihm, weil sie glaubten, wenn er verlorenginge, würde Kanadas Zukunft ernst und dunkel bedroht. Kanada habe mit den USA den Ogdensburg-Vertrag abgeschlossen, in dem sich beide zu gemeinsamen Verteidigungsmaßnahmen verpflichtet hätten.
In jenen Tagen habe man in den Vereinigten Staaten sehr viel von der Verteidigung der Hemisphären gesprochen und darunter die Verteidigung Südamerikas verstanden. Aber die westliche Hemisphäre sei militärisch unwichtig; denn im wesentlichen zähle nur die nördliche Hemisphäre. Die wirkliche Gefahr für die Sicherheit der USA komme nicht über Lateinamerika, sondern über den Nordatlantik und den Pazifik und schließlich über den Nordpol. Bomber mit einer etwas größeren Reichweite, als sie sie zurzeit besäßen, könnten von Mitteleuropa aus auf dem Wege über den Nordpol lebenswichtige Städte im Inneren der USA vernichten. Diese Wahrheiten seien jetzt zu einem Teil des orthodoxen Denkens aller Kanadier und Amerikaner geworden. Man sehe ein, daß die Amerikaner irgendeinen Stützpunkt auf kanadischem Boden fordern müßten, falls die Welt von morgen unsicher und ruhelos würde. Von diesem Stützpunkt aus könnten sie sich nämlich gegen ihre möglichen Angreifer verteidigen. Aber selbst wenn die Welt von morgen auf einer internationalen Ordnung kollektiver Art fußen werde, würden es die USA als zweckmäßig empfinden, einen großen Teil ihres für die Aufrechterhaltung des Friedens bereitgestellten militärischen Apparats auf kanadischem Boden aufzubauen. Kanada erwarte deshalb, daß nach diesem Krieg die Vereinigten Staaten auf der Herausgabe kanadischer Stützpunkte bestehen würden. Hinzu kämen die engen täglichen Beziehungen kultureller und wirtschaftlicher Art zwischen Kanada und Nordamerika und Kanadas geographische Lage, die seinem Verhältnis zum Empire Grenzen setze. Kanada sei eine amerikanische Nation; in den Adern der Kanadier fließe dasselbe gemischte Blut, das so typisch für jene andere große amerikanische Nation sei. In Kanada machten sich starke amerikanische Einflüsse geltend. Gewiß gebe es auch eine starke Interessengemeinschaft Kanadas mit den übrigen Mitgliedern des britischen Commonwealth, doch erkenne man auf kanadischer Seite auch, daß man zwischen zwei großen Mächten— Großbritannien und den Vereinigten Staaten— liege und es für die eigene Sicherheit lebenswichtig sei, wenn sich diese beiden gegenseitig immer mehr verstünden. Hieraus folge, daß Kanada sich mit Plänen und Ambitionen nicht einverstanden erklären könne, die britischerseits in Begriffen wie dem einer„gemeinsamen imperialen Außenpolitik“ zum Ausdruck kämen. Die Kanadier entgegneten den Engländern auf solche Vorschläge, die beherrschende Stellung in einer„gemeinsamen imperialen Außenpolitik“ werde stets England haben, doch widerspreche es sofort Kanadas Interesse, wenn diese britische Politik der amerikanischen zuwiderlaufe.
Die Anerkennung der„Sicherheits“-These Roosevelts klingt beinahe wie eine Einladung an die USA, die Folgerungen aus diesem„Sicherheitsbedürfnis“ zu ziehen und sich von Kanada militärische Stützpunkte übereignen zu lassen. Das würde bedeuten, daß die USA ihre Verteidigungslinie in einen anderen Staat verlegen und einen Einbruch in dessen Souveränität vollziehen würden. Nachdem die USA das bereits getan haben, als sie sich auf den britischen Antilleninseln festsetzten, würde, wenn ein gleiches in Kanada geschähe, die Methode Roosevelts nur sinngemäß fortgeführt werden und der Imperialismus der USA bei der Aushöhlung des Empire einen neuen— und noch bedeutsameren— Erfolg erzielen als im Falle der Antillen. In dem Verfahren des Sowohl als auch— sowohl Mitgliedschaft im Commonwealth als auch Verteidigungsgemeinschaft Kanadas mit den USA— könnte sich zumal angesichts der geographischen Lage und der wirtschaftlichen Verflechtungen die Bindung an den Grenznachbar und an den Kontinent als stärker erweisen als diejenige an das Commonwealth. Auch diese Entwicklung zählt zu jenen, die London nicht bedacht hat, als es zum Kriege trieb und damit dem USA-Imperialismus das Tor öffnete.
Kein Wunder, wenn nach einer Londoner Meldung die
britischen Berichterstatter in den USA.„iehrengen Ant
Besorgnis auch die sonst ständig,feg) ggst ertschlosgen
zeichen dafür verzeichnen, dab digzlüg an die Wand zu
seien,„England nach dem Empfre in seine Bestandteile Grücken und des dang den größten Tell der Weit zu
beherrschen“. Das News Chronicle erwähnt einen Aufsatz des bekannten Publizisten Lippman, der verlange die Mandatsinseln im Stillen Ozean, die mhn jetzt den vananern wegnehme, in das USA-Reich einzugliedern; sic 118A, so argumentiere Lippman, könnten die Unabhängigkeit der Philippinen sowie die„offene Tür“ nach China nur gewährleisten, wenn sämtliche Besitzungen oberhalb des Aquators den USA gehörten. Gleich von zwei offiziellen Stellen, meldet der Vertreter des Daily Expreß, seien Ankündigungen gekommen, daß die USA nach dem Kriege die sieben Weltmeere beherrschen würden. Der Leiter des Schiffbauamtes der USA-Kriegsmarine, Admiral Cochrane, hätte erklärt:„Die USA werden aus dem zweiten Weltkrieg als die größte Seemacht hervorgehen, die die Welt je gesehen haf. Ende 1944 wird unsere Kriegsflotte so stark wie die aller Kriegsflotten