Haupt=Expedition:
Friedrichstraße 22.
Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonnund Feiertage. Preis vom 15. Nov. bis 1. Jan. 1., durch die Post vom 1. Dez. bis 1. Jan. bezog. 84 Pfg.
Agenturen:
Rudolf Mosse(B. Meising) Dafseldorf, Köln, Berlin.
Autseleorsel=Ekirrnuel
Organ für das katholische Volk.
Nr. 1.
haupt=Expedition:
Friedrichstraße 22
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für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 10 RPfennige, bei größeren Annoncen und Wiederholungen Rabatt. Reelamen 30 R Pfg.
Agenturen:
Haasenstein und Vogler in Köln u. Frankfurt a. M.
Fie die Rchacion venatmerich
J. Gastreich in Düsseldorf.
Samstag, 30. Oktober 1880.(Serapion.)
Druck und Verlag von J. Gastreich in Düsseldorf.
1. Jahrgcag.
dem Titel:
om 15. November er. ab werden wir in Düsseldorf eine neue, täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage erscheinende Zeitung unter
Kufselrerser Merrur
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und für die Vertheidigung
Organ für das katholische Volk
herausgeben. 8
# Smsen Pt. Pruth, und Entschiedenheit wird unsere Zeitung als katholisches Organ die Tendenz der Centrumspartei verfolgen
ue Srunoage der ranzoischen, Kirche eintreten. 9
„. Den politischen Nachrichten und vorzüglich der für den Regierungsbezirk Düffeldorf so interessanten socialen Lage, werden wir unsere ganze Aufmerk
samreit miomen und Sorge tragen für ansprechende und sittlich gehaltene Feuilletons, damit sie auch von Kindern gelesen werden dürfen.
Leitemsntk nder wichtig Fagesten.. d sieden Mantags ein. Pehaltene
.ue uurt wihlige Lagesfragen, und jeden Lionung eine Wochenrundschau über die Weltlage liefern.
Auch die localen, provinziellen, vermischten, landwirthschaftlichen und Handelsnachrichten werden gebührende Berücksichtigung finden.
S###e Mitarbeiter, Zie, mit den, verschiedenen Geselschaftsklassen in Verbindung stehen, haben ihre Betheiligung an unserem Unternehmen zugesagt.
Sschiame s. den und Inseratenrheil wird sich unsere Sorgfalt in dem Maße zuwenden, daß alle bezäglichen Austräge zur allseitig befriedigenden
Gegen Mittheilungen aus der Chronique scandaleuse und gegen Schmähartikel wird sich unsere Zeitung grundsätzlich verschließen.
Weit entfernt, Concurrenz bieten zu wollen, wird unser Verhalten niemals Schwäche zeigen, das Programm der katholischen Presse auf religiösem,
durch das Vermustsein, die Sache Gateg zu vertheidigen sich bestrebenz unentwegt werden wir für die Interesen der Kirche und des Volles käimpfen, gestärkt
Das Abonnement beträgt vom 15. November bis 31. Dezember d. J. M. 1,00, später pro Quartal M. 2,00.
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Die Redaction und Expedition des„Düsseldorfer Merkur.“
1 Am Sage Allerseelen.
Wie traurig klingen heute die Kirchenglocken, wie mahnen sie mit dumsfen Schlägen an den Zerfall und die Nichtigkeit alles Irdischen! Durch die ganze Natur ist schon der erste erstarrende Hauch gegangen, die Sense des unerbittlichen Knochenmannes hat bereits die Blätter von den Bäumen gemäht und die letzten Blumen geschnitten. Jetzt, beim Herannahen eines langen Winters gedenkt die Kirche ihrer Todten, und auch der Mensch fühlt dieses Bedürfniß. Selbst der verknöcherte Actenmensch hält einen Augenblick inne und der Gelehrte macht einen Gedankenstrich unter sein Manuscript und lauscht dem Picken der Todtenuhr, die ihr memento mori in das stille Kämmeri. u hineinruft.
Die Menge aber wallt betend dem umflorten Kreuze und den schwarzen Fahnen folgend, hinaus zu den Friedhöfen, wo Gatten=, Kinder=, Bruder= und Fieundesliebe die großen und kleinen, die armen und reichen Gräber geschmückt hat. Was das Wohlwollen und die herzliche Zuneigung erdenken konnte,
ist geschehen, um die Todten zu ehren. Kränze und Guirlanden, Blumen und brennende Lichter hat auch der Aermste auf den Gräbern seiner Lieben angebracht, und die Reichen haben sich in werthvollerem Schmucke überboten; die köstlichste Zier aber sind die Thränenperlen, welche heute so vielen tausend Augen entfließen und die Erde netzen, welche die stillstehenden Herzen zudeckt.
Die Kirchhofstrauer gilt denen, welche im ordnungsmäßigen Laufe der Natur auf dem heimischen Bette und im Kreise der Angehörigen verschieden; aber wie viele starben auf stürmischer See und sanken auf den Abgrund, wo ihre Gebeine zwischen Korallenzweigen oder auf niedergesunkenem Sande bleichen. Wer zählt die Schädel, die vom Fuße des Kameels zerdrückt, im Sande der Wüste liegen, wer die Leichen derer, die auf langen Irrfahrten in Sümpfen und Urwäldern ihren Tod fanden! Urzählige„Schgaren„sielen in mörderischen Schlachten dem pfeifenden Blei, dem zischenden Schwerte, der brüllenden Kanone.
Die Erde ist ein großes Grab, sie deckt auch die Ausgestoßenen, die durch den Spruch des Richters am Galgen und unter dem Fallbeile gestorben und diejenigen, welche frevelnd
2c Rebecca, die Zigennerin von Granada.“)
Der Tag war glühend heiß gewesen und noch jetzt brodelte die Hitze über den Häasern von Granada, aber es wurde doch allmählich erträglicher, denn die Sonne eilte im Westen dem Meere zu. Die langen Schirmdächer, welche über die unzähligen Balkone herabhingen, wurden allenthalben in die Höhe gerollt und an den Fenstern erschienen Frauen und Mädchen, die sich bis zu dieser Stunde im Schatten der Balkone und in den halbdunkeln Zimmern versteckt gehalten hatten. Viele waren noch in der leichten Hauskleidung mit den Künsten der Nadel beschäftigt, andere standen schon in geschmackvoller Toilette bereit, um sich nach der Alameda oder Bivarambla zu begeben.
In der Nähe des Flusses Teuil, auf dem Paseo del Salen tret jetzt ein junger hübscher Mensch auf einem Granadensen zu und frogte, welchen Weg er einschlagen müsse, um zu den Zigeunern zu gelangen.
„Ob,“ entgegnete dieser,„sie wohnen zumeist auf dem Sacro Monte, dem Heiligenberge, aber ich rate ihnen nicht, am Abende hinust a uunz
„Warum nicht Sennor?“
9.„Sie, sind wohl ein Fremder, sonst würden sie nicht fragen. Die Gitanos sind ein nichtsnutziges Volk, vor denen Uhr und Börse nicht sicherssind. Im günstigsten Falle kann man sich vor ihren Betteleien nicht retten.
„Ich möchte sie gerade am Abend sehen, Sennor, denn ich bin
ein Maler, und es gibt da oben gewiß hübsche Scenen zum Zeichnen.“
*„In diesem Falle würde ich ihnen raten, sich einen Geleitsbrief vom, Gran Cepitan“ geben zu laßsen. Er ist der Vorsteher aller Zigenner in Granada und sie gehorchen ihm blindlings. Sie mässen ncmlich wissen lieber Herr, daß die Gitanos zwar den bürgerlichen Gesetzen gerade so unterworfen sind, wie die übrigen Bürger, aber dennoch ihre eigene Organisation haben. Sie wählen sich einen Hauptmann auf Lebenszeit; dieser hat darüber zu wachen, daß sie brüderlich zusammenhalten, bei ihren alten Gebräuchen bleiben und ihre eigentämliche Zigeunersprache nicht vergessen. Wenn sie heiraten wollen, mössen sie zuerst seine Erlaubnis einholen; sie hängen überheupt in vielen Dingen von ihm ab.“
„Wo finde ich aber den Gran Capitan!“ grogte der Fremde.
9) Nachdruck venboten.
Hon Somors unmortoste der Lechagte, oden er unl in offenstehendes Thor zeigte, an dessen Wänden Hufeisen, Ketten und allerlei sonderbar geformte Metallgegenstände hingen. Im Hintergrunde lag eine Schmiede, an deren Ambos ein riefiger Mann mit Hämmern beschäftigt war. Einige dunkeläugige Knaben von dunkelbrauner Gesichtsfarbe kletterten wie Katzen auf der Esse umher und halfen ihm bei seiner Arbeit.
„Das ist er,“ sagte der Granadense.„Er heißt Don Antonio Cojon und ist für einen Zigeuner ein sehr achtbarer und geschätzter Mann. Die Gitanos von Sevilla haben ihm große Anerbietungen gemacht, wenn er zu ihnen übersiedeln und die Herrschaft in Triana übernehmen will, aber er hat alle Vortheile von der Hand gewiesen, weil die alte Rebecca ihm prophezeit hat, wenn er Granada verlasse, so müsse er sterben. Das glaubt er steif und fest. Uebrigens hat er auch keine besondere Veranlassung, von hier wegzugehen, denn sein Geschäft ist gut im Flor, und gegen die Gewohnheit der Abrigen Gitanos hält er sein Geld zusammen und ist ein wohlhabender Mann geworden.
Der Fremde verabschiedete sich und trat in die Zigeunerschmiede. Der Gran Capitan legte den Hammer hin und wandte ihm das markige Gesicht zu, dessen ebenmäßigen Verhältnisse und dunkle Farbe des besten Pinsels würdig waren. Es verrieth zwar den Gitaner, aber es war offener, edler und feiner, wie es gewöhnlich bei den Zigeunern zu finden ist.
„Sennor Antonio,“ nahm der Fremde das Wort,„ich möchte
Sacro Monte besuchen, aber man hat mir gesagt, daß ich Gefahr
„Nun heraus damit, Sennor,“ sprach der Gran Capitan:„Sie fürchten, bestohlen zu werden. Es giebt dagegen ein einfaches Mittel: Gehen Sie nicht hin! Uebrigens, mein Herr, rührt das meiste Schlimme, was die Zigeuner an sich haben, von den Spaniern her. Diese glauben das Recht zu haben, meine Kinder zu verachten und sie wie Aussätzige zu behandeln. Thäte man das den Spaniern, so würden sie mit der Zeit schlimmer werden, als die Gitanos. Die schönen Sennoras und Sennoritas können es aber dennoch nicht unterlassen, hinaufzugehen, um nach der Zukunst zu fragen. Viele treibt auch die Neugierde hinauf und da müssen sie sich's schon gefallen lassen angebettelt zu werden, aber was das Stehlen angeht, so sind meine Kinder nicht schlimmer, als Andere. Wer sie mit Achtung behandelt, kann in ihren Hütten schlafen, ohne daß ihm eine Ochavas abhanden kommt.
„Sennor Antonio“, antwortete der Fremde, zes ist nicht die
Hand an sich selbst gelegt und in sträflicher Weise das Kunstwerk des Schöpfers zerstört.
Decken wir sie auf, diese Milliarden von Gräbern und schauen wir auf das, was übrig geblieben. Seht es euch an, ihr Zweifler an einer belohnenden und strafenden Ewigkeit, und fragt euch, ob auch diese grauenerregenden Menschenreste Befriedigung gewähren können, ob ihr nicht selbst wünschen müßt, daß vom Menschen etwas Edleres, etwas Unsterbliches zurückgeblieben und in einem besseren Dasein weiter lebt?„Memento mori“ ruft dieser Staub und hält eine Predigt, die nicht vergeblich in das Menschenherz tönen sollte.
Nur eine kurze Spanne Zeit ist uns hienieden vergönnt, dann aber hören alle irdischen Gelüste und alle Leiden auf — eine schreckliche Mahnung für den Einen, eine süße Hoffnung für den andern.
Die größte Zahl der Lebenden sorgt nur für den sterblichen Theil, rafft und jagt, als ob diesem Leben kein Zaun und keine Hecke gesetzt sei. Sie arbeiten und mähen sich nur für ein Häuflein Asche. Mit Maaß und Ziel hat das seine Berechtigung, aber die Fürsorge für den besseren Theil, für die
Neugierde, welche mich treibt, sondern ein edleres Motio. Ich bin Maler, und man hat mir gesagt, daß ich auf dem Sacro Moute schöne Notive finden werde.“
„Das ist etwas Anderes, Sennorito; da oben gibt es Gesichter und Gestalten, welche die besten Modelle für die ersten Meister der Welt abgeben können. Eines Passes bedürfen Sie nicht. Sollte Ihnen Jemand unbequem werden wollen, so sagen Sie nur Sie würden sich bei Don Antonio Cojon beschweren.“
Der Fremde drückte dem Gran Capitan die Hand und wanderte von dannen. Sein Weg führte am Darro hinauf. Der Alhambra gegenüber blieb er stehen; die schroffen Felsen und die rothen Thürme sahen so wunderbar und zauberhaft aus, daß er lange den Blick nicht abwenden konnte.
„Wie schön,“ flüsterte er,„ich sehe, das Sprichwort hat Recht: „Wer Granada nicht gesehen, hat nichts gesehen.“ Glücklich der Sterbliche, dem es vergönnt ist, auf diesem Boden zu wandern! Ich werde so lange als möglich hier bleiben und mein Skizzenbuch mit den schönsten Sachen anfüllen.“
Die Straße zur Linken einschlagend, stieg er den Berg hinauf und ließ sich von einem Vorübergehenden den Sacro Monte zeigen.
Durch eine enge Gasse gelangte er an den Fuß des steilen Heiligenberges, der vom Grunde bis zur Spitze mit den in Spanien und Sicilien so vielfach vorkommenden Caotus Opuntia bepflanzt war. Baumartig stiegen die Sträucher aus dem felsigen Boden empor und streckten ihre Stachelblätter so dicht und verworren nach allen Seiten aus, daß die Erde unter ihnen vollständig verdeckt wurde. Zu Tausenden hingen die Cactusfeigen, dieses Labsal für die Durstigen, an den großen Blättern und verliehen denselben einen angenehmen Goldschimmer, aber noch herrlicher flimmerten die dunkelrothen Bisthen, welche den ganzen Berg in eine flammende Glorie hällten. Hin und wieder erhoben sich aus diesem Blüthenmeere die armdicken Schafte der Agave und der Aloe. Zehn bis zwanzig Fuß stiegen diese Giganten des Krautreiches über die Opuntien empor und vertheilten sich oben in hundertarmige Bläthenkronleuchter.
Der Künstler wählte einen schmalen Pfad unterhalb des Hauptweges, denn übr sich sah er jetzt die Höhlen der Zigeuner, die er zuerst aus der Entfernung betrachten wollte. Es waren dunkle, in den Felsen geschnittene Löcher ohne Fenster und nur mit einer schlech. ten Thüre verwahrt. Von oben hingen die Weinreben und die Caetuspflanzen in Guirlanden hinab und verliehen den sonst so ärmlichen Wohnungen einen anmuthigen Reiz.
(Fortsetzung folgt.)