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(Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Hamborn)

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Schnen 1#. Sumt Burit., Sa Dinslatener Volkszeitung, Auhrorter Volkszeitung, Meidericher Volkszeitung igmg, Pn,.,p##ceee. suie

Spefestaktens: 9. Saum Hadese.

Organ für christliche Kultur, Politik und Volkswirtschaft

Seilagen: llustrierter Wochenwiegel.Niederrheinisches Lonntagoblatt.Hoziales Leben,Volk und Wissen,Rhein und Kuhr,Niederrheinisches Museum

Uummer 219

Spiegel vom Tage

Im Reichstage spielten sich anläßlich der Einzel­beratungen der Zollvorlage wüste Szenen ab. 5 Kommunisten mußten mit Gewalt durch Polizei­beamte entfernt werden. Die Zollvorlage wurde in zweiter Lesung angenommen.

Dienstag, den 11. August 1925

Der Lag der Versassung

Uummer 279

Im Vordergrund des politischen Interesses steht die Reise Briands nach London. Die englische Presse gibt der französischen Delegation heilsame Ermahnungen.

In der Optantenfrage ist dem polnischen Ge­sandten in Berlin eine deutsche Note überreicht worden.

Nach einer Mitteilung des amtl. Preußischen Pressedienstes soll demnächst im Preußischen Land­tag ein Gesetz zur Einstellung des Beamtenabbaues eingebracht werden.

Ueber die Ereignise in Speien gaben Priulene sosung se

und über die in Marokko Marschall Petain beruhi­ geschaffen gende Mitteilungen.

Die Departementskongresse der französischen So­zialdemokratie erklärten sich gegen das Kabinett Painleve.

Nach den neuesten Meldungen soll Düsselderf bis spätestens 28. August geräumt sein.

Die Zusammenkunft Briand­Chanberlat

(Von unserem Berliner Vertreter.)

Berlin, 10. August. In der ausländischen Presse wird der Zusammenkunft Briands mit Chamber= lain eine gewaltige Bedeutung beigemessen. Es ist auch nicht zu leugnen, daß namentlich die franzö­sischen Blätter in sehr geschickter Weise Reklame für die Reise Briands nach London gemacht haben. Die Reklame läuft natürlich darauf hinaus, die englische Politik im Sinne der französischen zu beeinflussen.

Es ist zu erwarten, daß wir in den nächsten Ta­gen wieder sehr viel von einer angeblich englisch­französischen Einigkeit zu lesen bekommen. Das darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen daß diese Meldungen mit großer Skepsis aufzunehmen sein werden. Die Meinungsverschiedenheiten sind doch zu tiefgehender Natur, als daß ihre Beseiti­gung durch eine Diskussion zweier Staatsmänner zu denken wäre. Die Londoner Aussprache kann also nur den Zweck haben. Gegensätze auszuschalten. die bisher für unüberbrückbar erschienen. Denn für die Annahme, daß die Franzosen auf ihre Kardi­ualforderung, nämlich das Recht für besondere Maßnahmen und für besondere Schiedsgerichte in örtlichen Fragen verzichten, liegt keinerlei Grund vor. Andererseits befürchtet man, daß die englische Regierung, um überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen, einem Kompromiß zustimmen werde, das für Deutschland nicht tragbar wäre. Der Festig­

keit Englands traut man bei uns nicht allzu viel zu, wenn auch die englischen Blätter schreiben, daß die Londoner Abmachungen keine bindenden sein dürften. Die Minister der Entente werden sich, wie dieDeutsche Allgemeine Zeitung" betont, in einem verhängnisvollen Irrtum befinden, wenn sie glauben sollten, daß eine etwa erzielte Einheits­front mit unerträglichen Bedingungen für Deutsch­kand zu etwas anderem führen würde, als zu einem

Scheitern der Verhandlungen.

Ldlungen

*

Die Londoner Presse zu Briands Reise. London, 10. Aug. Anläßlich der für heute abend erwarteten Ankunft Briands hebt dieMorning Post in einem Leitartikel die Gemeinsamkeit der zahlreichen französisch=britischen Interessen hervor und ermahnt beide Länder, ihre enge Zusammen­arbeit fortzusetzen, nicht im Geiste der Feindschaft gegenüber Deutschlund, sondern, um die gemein­ame Politik, die durch die gemeinsamen Interessen diktiert sei, zu verfolgen.

Westminster Gazette spricht die Hoff­rung aus, daß die morgige Zusammenkunft die Konferenz der Alliierten mit Deutschland beschleu­nigen oder daß sie mindestens zu einer Einladung in Stresemann führen werde, mit Chamberlain und Briand in Genf zusammenzutreffen, um die Pro­

Uleme des Eintritts Deutschlands in den Völker­

sund zu lösen.

Der diplomatische Berichterstatter desDaily Throniele schreibt: Der kurze Meinungsaus­

sausch, der nicht länger als drei Tage dauern werde, verde sich wahrscheinlich als die entscheidendste und wichtigste Besprechung erweisen, die seit dem Kriege stattgefunden hat.

Der diplomatische Berichterstatter desDaily Telegraph schreibt: Bei den Paktverhandlun­gen werde es sich unter Hinweis auf den Anspruch Frankreichs, unabhängig Sanktionen zu verhängen.

darum handeln, dieses Recht einer ernsten Nach­

prüfung zu unterziehen.

Von Geor Wieber.

Der 11. August ist als Gedenktag des Schaffens der neuen deutschen Reichsverfassung von 1919 ausersehen. Wenn wir diesem Tage einige Worte widmen, so nicht aus parteipolitischer Erwägung; denn die Frage der Verfassung und unseres deut­schen Staates ist keine Frage dieser oder jener Partei, sondern eine Frage, an der jeder deutsche Staatsbürger gleichmäßig interessiert ist oder wenigstens sein sollte. Es kommt in diesem Zusam­menhange auch weniger darauf an, wer die Ver­fassung geschaffen hat, als vielmehr was durch sie und erreicht worden ist.

Das 19. Jahrbundert wollte in seinem fausti­schen Drang Gott aus dem Himmel holen und in das Räderwerk der Maschine einpressen. An der Verachtung des Geistigen ist es zu Grunde gegan­gen. Wo aber einmal der Geist veralteter Formen entwichen ist, da kann keine menschliche Kraft ihn wieder einblasen. Darum müssen die Formen zur rechten Zeit nach den neuen Entwicklungen um­gebildet werden, wenn die Form nicht zerbrechen soll. Denn alle menschlichen Einrichtungen erhalten ihren Wert erst durch das Verhältnis, in dem sie zu den Anschauungen der rastlos fortschreitenden Zeit stehen.

Das Bild, die Visitenkarte jedes modernen Staates ist seine Verfassung. Aber die Ver­fassung ist auch nur eine leere Form, die ihren In­halt erst erhält aus dem Seist und Leben einer Nation. Eine Verfassung ist, wenn sie wertvoll sein soll, der Niederschlag des Ethos eines Volkes.

Die deutschen Verfassungen sind nicht etwas er abrupto Entstandenes. Dazu ist der deutsche Geist im Grunde genommen doch zu gesund konser­vativ, d. h. er will keine Gesetze aus Nichts schaf­fen, sondern er untersucht den vorhandenen Zu­stand der Dinge, um eine Regel aufzufinden, die ihn ordnen kann. Dieser deutsche Geist will das Gegenwärtige aus dem Vergangenen entwickeln, denn erst dadurch kann er ihm eine Zukunft sichern und zugleich erreichen, daß die geschaffene tution mehr ist als eine abenteuerliche Erscheinung.

Und so verknüpft die deutsche Verfassung von 1919 den deutschen Menschen der Gegenwart mit dem Edelsten, was die deutsche Vergangenheit aus ihrem Innern schuf, mit dem Gedanken der Ge­meinsamkeit und der Genossenschaftlichkeit. Ob er zurzeit lebendig wirkt und schafft, kann weniger der Ausgangspunkt sein als der Mut zur Auf­pflanzung dieses volksgemeinschaftlichen Ideals.

Es ist eine symptomatische Erscheinung der Welt­geschichte, daß in Zeiten gewaltiger Katastrophen und Völkerzermalmungen der Geist wieder an­knüpft an die höchsten sittlichen Prinzipien. Er sieht eben, daß die materialistische Geschichtsauf­fassung und die Entseelung ihm nicht helfen können, so greift er denn bittend durch die Wolken und verknüpft sein Schicksal gewissermaßen mit dem Walten des obersten Weltenrichters. Wie der Geist eines Volkes dann für sich Gerechtigkeit fordert im Bereich der übrigen Vorker, so will er auch dem einzelnen seiner Glieder Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die sogen. saturierte Gesellschaft wird immer zerspaltend und zerlegend sein und Teile des Volkes unterdrücken.

Es gibt eine Reihe seltsamer Analogien in der zwei Verfassungen, sie nach Zusammenbrüchen ge­geben würden, in der Steinschen Verfassung für Preußen nach 1806 und in der Weimarer Ver­fassung von 1919, aber sie sind mehr als nur Analogien, es sindSchicksalsbestimmungen im Leben eines Volkes. In beiden Zeitaltern voll­kommenster Zusammenbruch äußerster politischer Macht und geistiger Anschauung. In beiden Zeit­altern rechtliche Ausschaltungen weiter Teile des Volkes, ungerechte Bevorzugung anderer Stände.

Damals waren die Bauern unfrei, das Gewerbe eingeengt, die Bürgerschaft von der Mitverwaltung der Städte ausgeschlossen. In unserer Zeit war die Arbeiterschaft gezwungen, am Rande der Heer­straße der gesellschaftlichen Rechte einberzugeben, die Menschenrechte gebörten(nach Tille) in die Rumpelkammer, das Koalitionsrecht war einge­

engt, das Wahlrecht in Preußen war dreiklassen­mäßig aufgeteilt, der Arbeiter praktisch vom Auf­stieg ausgeschlossen. Da setzte die Reform ein und die Verfassung von 1919 gab den Weg, die brach­liegenden Kräfte im Interesse der Gesamtheit ein­zugliedern und zur Mitarbeit heranzuziehen. 1807 wurde durchgesetzt die Bauernbefreiung, Freigabe des Eigentums und Gewerbes, Durchbrechung der altständischen Vorrechte und Schranken, Zuteilung der Aemter nach Begabung, zentralistische Ver­waltung. Die Weimarer Verfassung gab die poli­tische Gleichberechtigung allen Staatsbürgern, sie gab wirtschaftliche und soziale Mitarbeit für alle beteiligten Kräfte, sie gab den Arbeitern und An­gestellten zur Wahrnetzmung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen die Betriebs=, Arbeiter­und Angestelltenräte mit ihrem Gesamtaufbau, sie vertiefte und erweiterte das Arbeitsrecht, sie stellte die Arbeit für das Gesamtwohl über die privaten Interessen.

Unsere neue deutsche Verfassung ist z. B. in der Wertschätzung der Person und ihrer sittlichen Rechte, der Wertschätzung der Arbeit für das Gesamtwohl, dem Voranstellen der Gesamtinteressen über die privaten Einzelinteressen so durchtränkt vom christ­lichen Geiste(wenn auch der Name nicht genannt wird) und vom Geiste der christlichen Gewerk­schaften, daß sie ohne die Hilfe dieser beiden toren in solchem Aufbau gar nicht möglich gewesen wäre. Hier haben wiederum der utopische Marris­mus und seine Anhänger vor dem Idealen und der Realität echter christlicher Demokratie die Segel streichen müssen.

Die Verfassung von Weimar ist auch ganz etwas anderes als die Frucht der Revolution von 1918. Wäre sie wirklich die Frucht der Revolution, wäre sie aus ihrem Geiste geboren, so wäre höchstens eine bolschewistische Diktatur des Proletariats zustande gekommen nach dem Beispiel und Vorbild Ruß­lands, aber niemals eine auf dem Boden der De­mokratie sich aufbauende, Rechte und Pflichten verteilende politische Gleichberechtigung und wirt­schaftliche Mitbestimmung schaffende Verfassung geworden.

Unsere Verfassung ist kein vollkommenes Ge­bilde, dazu mußte sie zu schnell geschaffen werden. Aber die Arbeitnehmerschaft sollte nicht vergessen, was ihr durch die Weimarer Verfassung an Rech­ten gegeben worden ist. Die Arbeiterschaft wurde als vollwertiger politischer, sozialer und wirtschaft­licher Faktor in den Gesamtkreis des Volkes hin­eingestellt. Auf ihn kommt es an, ob er die Kraft besitzt, sich zu bewähren, ob er mit Vernunft und Ueberlegung zu Werke geht oder ob er wegen seiner Gleichgültigkeit sich eines Tages wieder aus dem Kreise der Gleichberechtigung hinauskomplimentiert findet.

Die Verfassung wird nur solange wirkliche Ver­fassung bleiben, als sie getragen wird von dem leben­digen Willen und der starken Anteilnahme der von ihr umschlossenen Kreise.

Es sind genug Maulwürfe zuwege, denen die Verfassung ein Dorn im Auge ist. Den Radikalen von links ist sie zuwider, weil sie der Diktatur des Proletariats keine Wohnung bietet, weil sie sich nicht nach bolschewistischen Rezepten ausmünzen läßt. Den Radikalen von rechts ist sie verhaßt, weil der soziale Gedanke, der durch die Verfassung geht, ihrer Einstellung immerhin gewisse Zügel anlegt.

Deutschlands Kampf um seine Existenz ist noch nicht beendet. Schlimmer als der äußere Feind ist die innere Zwietracht. Höhnend schrieb dieDailv Mail Ende Juli, daß die Franzosen im Ruhr­gebiet ja eigentlich die Schützer der deutschen Ein­heit gewesen wären. Bei ihrer Anwesenheit hätte Ruhe geherrscht, beim Abzug hätten sich sofort die Schwarz=Weiß=Roten und die Schwarz=Ror­Goldenen in den Haaren gelegen. Wir schämten uns als Deutsche in England.

Man rauft sich heute um Republik oder Monar­

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Frau Oberin von Zimmermann

erhielt als einzige Deutsche dieses Jahr die Nie­thinghale=Medaille, die höchste Auszeichreung des englischen Roten Kreuzes, eine internationale Auszeichnung, die alle zwei Jahre vom interna­tionalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf nur an 12 Personen des Krankenpflegeberufes aller Staaten verliehen wird.

tige Entscheidungen. Der Volksstaat ist das Vater­land. An seinem Aufbau haben wir mitzuwirken. In der sozialen Ausgleichung der verschiedenen In­teressen zu dem großen nationalen Wollen fortzu­schreiten ist das Werk, das uns, der lebenden Ge­neration vorbehalten ist.

Finale

Von Professor Dr. Friedrich Dessauer, M. d. R.

II.

Als wir im Dezember kamen, lebte Ebert noch, und Marx war Kanzler des Reiches. Die Wahlen waren nicht gut ausgefallen. Nicht etwa mit einem merkbaren Ruck nach rechts, aber doch nicht mit einer Entscheidung nach links. Stresemann und seine Fraktion wollten die Rechtsregierung; im Reich und in Preußen sollte sie kommen. Uner­müdlich versuchte Marx, die Volksgemeinschaft her­beizuführen. Sie scheiterte an der politischen Un­reife, aber sie wird noch kommen, einmal, wenn es nicht mehr anders geht. So begann die Session hochpolitisch mit der Ankündigung einer gesamten Wendung der Politik. Die neuen Kräfte der Nation, bisher unwirksam, zur Opposition verurteilt, sollten die verbrauchten Kräfte der Linken ablösen. Aus der Zeit der Weichheit und der Nachgiebigkeit sollten diese un­verbrauchten Kräfte in eine Zeit der Ermannung, der Stärke nach außen und innen führen. Die Re­gierung Luther kam, das Zentrum hat sie zugelas­sen. In den linksgerichteten Kreisen des Volkes, auch in unseren eigenen Kreisen, war darüber große Sorge, tiefe Erregung; auf der rechten Seite schwollen die Segel der Hoffnung. Was ist ge­schehen? Jetzt am Schluß der Session kann man es buchen: genau das, was besonnene, sachliche Po­litiker voraussahen: alle Hoffnungen der Rechten sind zerschellt. Ihre Vertrauens­männer, ihre Minister mußten mindestens dasselbe Maß einhalten in ihrer inneren und äußeren litik, was das Zentrum und die Sozialdemokratie als Führer eingehalten haben, ja man, kann sagen: diese Rechtsregierung ist außenpolitisch merkbar pazifistischer in ihren Handlungen, sie ist fügsamer; sie trug den politischen Gegebenheiten, dem Versailler Vertrag, der Machtverteilung mindestens soviel Rechnung wie die Regierung Wirth. Sie hat durch ihre Ta­ten alles gerechtfertigt, wes vorher geschmäht und verfolgt wurde und Todesopfer gekostet hat, und sie hat damit eine ungeheuer wichtige Erziehungs­arbeit im deutschen Volke geleistet, die nur sie lei­sten konnte: die Entlarvung der früheren politi­schen Mittel und damit eine Milderung der Ge­gensätze. Die Wähler der Rechtsparteien werden jetzt verstehen, warum die Minister der Vergan­genheit so gehandelt haben jetzt, nachdem ihre eigenen Minister doch noch manche Nuance weiter gegangen sind. Von den akuten Gefahren, welche die Linke von dem Regierungswechsel fürchtete, ist nur Weniges eingetreten; vor allem das eine, daß zunächst und, wie wir alle hoffen, vorübergehend. die ausländische Antivathie gegen Deutschland sich

hie. Aber diese Formel ist unendlich klein gegen das verstärkte und die Reigung zur Wirtschaftshilfe gewalige Schicksalswor:Vellstaat oder Unter= Lite nicht gewähet e diele Auslandsktre.

gang. Diese Erkenntnis fordert klare und einden­ Wahl Hindenburgs. Aber inzwischen

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