Nr. 447. 34. Jahrgang

Mittag=Ausgabe.

Dienstag den 24. September 1907.

Täglich 2 Ausgaben

Erscheint täglich zwehnal mit Aus­

nohme der Sonntage und gesetzlichen Feiertage.

Monatlicher Bezugspreis 70 Pfg., durch die Post bezogen vierteljährich 2.10 Mark.

Anzeigenpreise: 15 Pfg. für die ein­walige Zeiie oder deren Raum(nach Rudolf Mosses Normal= Zeilenmeser Nr.10gemessen). Auswärtige Anzeigen 20 Pfg., Rellamen 40 Pfg. die Zeile.

Kuhrorter Zeitung

Anrliches Kreisbtatt

für den Stadtkreis Duisburg(Ruhrort und Meiderich) und für den Kreis Ruhrort. Amtlicher Anzeiger für den Verwaltungsbezirk Homberg am Rhein.

Täglich 2 Ausgaben

Fernsprecher: Redakion Nr. 193, Geschäftstelle und Expedition Nr. 38. Haupt=Geschäftsstelle, Redaktion und

Peeu Harte

Druckerei

Gratisbeilagen: Illustriertes Sonntagsblatt, wöchentliches Unterhaltungsblatt.

Chefredakteur: E. Beitlich, verantsoortlicher Redakteur: M. Feder,

Druck und Verlag: Joh. Brendow& Sohn, sämtlich in Duisburg=Ruhrort.

Haniestraße Nr. 3.

Für Aufbewahrung und Rüchkend­ung unverlangt eingesandter Manz­stripte sowie für die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Togen und Plätzen wird keine Ver­aimertung Aberammen.

Meidericher Zeitung

Lezugs= u. Anzeigen=HAnnahmestellen: Juisburg-Ruhrort(boar): L. van den Berg, Oaisburg-Kuhrort(Geeci): Wirt Kart Schöle, Brachhausen: Hellmurh Becker, Kaiserfr. 96, Garzich: Pranz Cogert, Kaiserstr.275, Hamborn: Dik. Franzen, Provinzialftr 151, Duisburg=Geiderich: R. Versteegen, Peter Schmitz u. Jehs. Graktmann, Sterkrade: 5h. Pelzer. Dinsiaken: W. Simmermann, komberg, Essenderg u. Hochheide: emil Habtstein, Aoers: R. Schroeder. Alter Markt, Orsoy: H. Mönster.

Das Verhältnis der Thüringischen Rieiustaten zu Preusen.

In einem von derFrankf. Ztg. übernommenen Artikel des Jenger Volksbl. wird das Verhältnis der thürin­gischen Kleinstaaten zu Preußen, insbesondere die Eisenbahnfrage, neuerdings zum Gegenstande einer Besprechung gemacht und dabei den bekannten Klagen über vermeintliche Ausbeutung der Thüringischen Staaten durch die preußische Eisenbahnpolitik Ausdruck verliehen, Klagen, die dadurch nicht gerechtfertigter werden, daß sie des österen wiederholt werden. Wenn es dabei als Tatsache hin­gestellt wird, daß nach dem preußischen Staatshaushaltseigt für das Jahr 1907 der Ertrag der Eisenbahnüberschüsse auf 501 Millionen Mark veranschlagt sei, während die Einkom­mensteuer und die Vermögenssteuer im Jahre 1906 nur 241 Millionen Mark erbracht haben, so ist dabei übersehen, daß es sich bei jenen 591 Millionen Mark um Bruttoüberschüsse handelt, von denen noch Ausgaben der verschiedensten Art, so das Extraordinarium der Eisenbahnverwaltung und die Auf­werdungen für Pensionen und Reliktengelder der Staatseisen­

biekz so beidemmi die Sache ein gunz anders Bid. Ge ver­bleiben dann als Rettoüberschuß der Eisenbahnverwaltung nicht 591 Millionen Mark, sondern nur 2105 Millionen Mi., die zur Dedung der allgemeinen Staatsausgaben Verwendung finden. Im übrigen hat bereits bei Gelegenheit der Ver­handlungen im Reichstage über die Reichsfinanzreform der preufische Finanzminister, angeregt durch eine Rede dei

Reichetagsatgeordneten Patzig, in der Sitzung vom 11. Jan.

1906(stenogr. Bericht Seite 472) auf die großen Summen hingewiesen, die Preußen in den Thüringischen Staaten seit dem Jahre 1880 für den Bau neuer Eisenbahnen aufgewendet hat. Diese bezifferten sich damals auf 80 Millionen Mart, wozu von den Interessenten selber nur die Grunderwerbs­

und etwa 4.9 Millionen Mark in bar beigesteuert sino. schen sind zu jenen 80 Millionen Mark weitere 6 Mill. hinzugekommen, von denen die Interessenten, abgesehen sen Grunderwerbskosten, 1 148.000 Mark übernommen

losten

Mart h von den haben.

Auch auf anderen Gebieten ist Preußen den kleinen Thüringischen Staaten in jeder Weise entgegengekommen. Es darf nur an den Lotterievertrag mit Preußen erinnert werden, der den Thüringischen Staaten eine Rente gewährleistet, die

Preußen nicht entfernt aus dem schen Staaten selbst erzielen kann. Die tretern der Thüringischen Staaten auch

worden.

Was sodann die Klagen betrifft, da die in den Kleinstaaten wohnen, nicht Preußen Steuern zahlen, so gründet sich die Vorschrift in§ 4 des Reichsgesetze Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870, de deuische Zivilkteamte aus der Kasse ziehen, in demjenigen Staate zu besten zu leisten hat. Durch die Verstaatl Eisenbahnen und die Entwicklung für die Thüringischen Staaten allerdi geführt worden, der bei Erlaß des Rei 1870 nicht vorausgesehen werden kont deshalb der preußische Finanzminister finanziellen Opfer, welche dadurch der

zugemutet werden, schon vor längerei Aufhebung des§ 4 des gedachten Rei und hat sich zu diesem Behufe mit übrigen größeren Bundesstaaten ins ist zu hoffen, daß die eing gewünschten Resultat führen keiligten Beamten wird dabei

Thüringi­ist von den Ver­dankdar anerkannt

daß die Bahnbeamten, an diese, sondern au dies bekanntlich auf des wegen Beseitigung der 70, derzufolge Gehalt, das eines Bundesstaates be­teuern ist, der die Zahlung atlichung der Preußischen des Staatsbahnnetzes ist rdings ein Zustand herbei­Reichegesetzes vom 13. Mai onnte. Wie wir hören, ist ster, ungeachtet der großen ser preußischen Staatslasse erer Zeit der Frage einer Reichsgesetzes nähergetreten den Finanzministern der ins Einvernehmen gesetzt. eleiteten Verhandlungen zu dem werden. Im Interesse der de­fordern sein, daß die

Thüringen stationierten preußischen Beamten, wenn sie der

Besteuerung des Stationsstaates unterworfen werden, gleich­zeitig in den Genuß derjenigen Privilegien treten, die die Be­amten des Stationsstaates auf dem Gebiete der Kommunal­besteuerung genießen und daß sie in den Stationsstaaten unter den gleichen Bedingungen zur Teilnahme an den Gemeinde­wahlen zugelassen werden.

Das Nationaldenkmal in Memel.

Memel, 23. Sept. Bei der Enthüllung des National­

denkmals waren die Tribünen an dem Festplatz dicht besetzt, ebenso die neben dem Festplatz liegenden großen Dampfer und Segelschiffe. Auf dem Strom hatten sich eine Anzahl reich­geschmückter Segeljachten und Sportruderboote festgelegt. Auf dem Dentmalsplatze versammelten sich die Vertreter der Stadt und Geistlichkeit, ferner Minister v. Moltte, Oberpräsident v. Windheim, die Spitzen der Behörden u..d der Geistlichkeit, ferner eine große Anzahl Damen und Herren als Nachkom­men der in den Hermen am Denkmal dargestellten, bezw. auf den Inschriften erwähnten Männer.

Der Kaiser schritt die Front einer Ehrenkompagnie ab und trat dann mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen in das Kaiserzelt. Die Feier begann mit dem Vor­trag einer Jubelhymne, vorgetragen von einem 170 Mann starten Sängerbund mit Orchesterbegleitung, während dessen der Kaiser eine Blumenspende entgegennahm. Als die Hülle siel, präsentierte die Ehrenkompagnie. Der Kaiser falutierte, und die Versammlung brachte drei Hurrarufe aus. Nach der Rede des Oberbürgermeisters, die mit einem Hoch auf den Kaiser endete, in das alle jubelnd einstimmten, wurde die Nationalhymne angestimmt. Der Flügeladjutant vom Dienst Oberst Lauenstein legte einen Kranz des Kaisers am Denk­mal nieder. Zahlreiche andere Kränze folgten. Der Kaiser besichtigte das Denkmal und die Hermen eingehend und unter­hielt sich mit vielen der Anwesenden. Später besichtigte Se. Majestät die historischen Räume des Rathauses und nahm dort den Ehrentrunk entgegen, wobei der Oberbürgermeister eine turze Ansprache hielt. Um 12 Uhr 41 Minuten fuhr der Kaiser unter dem Jubel der Bevölkerung zum Bahnhofe, um sich nach Rominten zu begeben. Der Minister des Innern v. Moltke erhielt den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mi: Eichenlaub.

Die Krankheit des Großherzogs von Baden.

Rainau, 25. Sept. Das Befinden des Großherzogs ist unverändert, der hohe Patient ist schwach und zeitweise nicht bei Bewußtsein. Die gestern infolge erhöhter Herz­tätigkeit eingetreiene Besserung hielt nicht an. Ein Rück­gang der Kräfte ist zu bemerlen. In der nächsten Umgebung des Großherzogs macht sich der Ernst der Lage deutlich fühlbar. Gestern abend fand in der Schloßtirche ein Gettesdienst statt.

Mainau, 23. Sept., nachm. ½5 Uhr. Der Groß­herzog verbrachte den heutigen Tag meist in ruhigem Schlummer. Die Herztätigleit ist sehr erregt, der Puls unregelmäßig, die Temperatur betrug heute

rgen 37. jetzt 37.6. gez. Karlsruhe, 23. Se

rchen des Landes wur Gebete gedacht. rden tägliche Gebete für Karlsruhe, 24. Se ngetreten, das Ben Patient wird aufnahme ist kaum nenne Kronken schließt die Hof

Kir

der,

Dr. Fleiner. Dr. Dreßler.

In den edaugelischen gestern des Großherzogs Von der Erzdiözese Freiburg den Landesherrn angeordnet.

Die Todesschwäche is ußtsein kehrt nicht wie­stündlich schwächer, die Nahrungs­ienswert und der Zustand des hohen öffnung auf Wiederherstellung aus.

Wie mar

hört, wurden verschiedene Anordnungen getr# das Schlimmste befürchten lassen.

troffen,

Dernburgs Afrikareise.

* Mombassa, 23. Sept. Staatssekretär Dernburg ist hier angekommen und hat von hier die Reise nach Tanga sortgesetzt.

Morengas Ende.

Upington, 23. Sept. Der Schlußkampf, in dem Morenga getötet wurde, spielte sich folgendermaßen ab: Morenga mit zehn Hottentotten entschlüpfte den Truppen an der deutschen Grenze. Diese entdeckten aber seine Spur, wor­auf Major Elliot mit 60 Mann ihn durch einen wasserlosen Landstrich 48 Stunden lang verfolgte. Er fand Morenga in einer Stellung auf einem Kopje. Morenga eröffnete auf 1000 Bards Entfernung das Feuer und setzte es zwei Stunden hindurch fort. Da stürmte Inspektor Manders mit 12 Mann die Kopje, gedeckt von dem Feuer der Hauptabteilung. Der Korporal Hemvood wurde 10 Bards vom Feinde getötet und der Mann, der ihn erschoß, wurde dann sofort von Kame­raden des Korporals getötet. Nach Eroberung der Bergspitze fand man Morenga von Schüssen durchbohrt. Der deutsche Offizier, Hauptmann von Hagen, der die englischen Truppen begleitete und während des Kampfes im Feuer war, pries laut die Tapferkeit der Truppen und besonders den Schlußangriff. Morengas unmittelbare Anhänger sind nunmehr ver­nichtet.

Berlin, 23. Sept. Der Gouverneur von Deutsch=Süd­westafrika, v. Schuckmann, dankte dem Gouverneur der Kapkolonie, der ihm die Nachricht von der Tötung Morengas amtlich bestätigte, warm für das tatkräftige Ein­schreiten gegen Morenga.

Die Vorgänge in Marokko.

* Paris, 23. Sept. General Drude meldet, daß gestern nachmittag Abgesandte der Stämme Uladzeyan, Ze­nata und Zyaida im französischen Konsulat in Casablanca erschienen, um in Unterhandlungen einzutreten. Die Verhandlungen mit den Schaujas wegen der Forderung bedin­gungsloser Niederlegung der Waffen dauern noch an. Hier wird von neuem versichert, daß Frankreich nicht daran denke, Truppen in den marokkanischen Häfen auszuschiffen.

Der Regierung ging heute nachmittag die Nachricht zu, daß infolge der gestrigen Verhändlungen in Casablanca zwi­schen den Adgesandten der Stämme Uladzehan, Ze­nata und Zyaida und General Drude, Admiral Phili­bert und dem französischen Konsul Malpertuy, diese drei Stämme sich unterworfen haben.

* Casablanca, 23. Sept. Aus Marralesch wird von gestern gemeldet: Muley Hafid brach am Donnerstag mit 6000 fanatischen Anhängern und mit Geschützen nach dem Schaujadistrikt, der im Hinterlande von Casablanca gelegen ist, auf. Dies war die Antwort auf die Entsendung einer

Muley Hafid um Bei­Aber die Schaujas er­Hülfe rechne, so müsse

Deputation des Schaujastammes, der stand gegen die Franzosen anging.

klären, wenn Muley Hafid auf ihre er gegen General Drude vorgehen.

Die Operationen bei Casablanca sollen nachdrücklich weiter fortgesetzt werden. Die Landung von Po­lizeitruppen in den anderen Häfen ist auf später verschoben worden. Der Mangel an Kavallerie machte sich bei dem letz­ten Kampfe fühlbar.

* Tanger, 23. Sept. Der Sultan Abdul Aziz ist heute morgen in Rabat eingetroffen.

Französische Scheußlichkeiten in Marokko.

Eine englische, in Gibraltar gedruckte Flugschrift bringt demerkenswerte Enthüllungen über die Beschießung von Casa­blanca:

Die ganze nichtfranzösische Bevölkerung von Tanger ist mit Schrecken und Entrüstung erfüllt über die Scheußlich­

keiten, die die Franzosen in Casablanca begangen haben. Diese bisher blühende Seestadt von einigen dreißigkausend Einwoh­nern ist dombardiert, geplündert, ausgeraubt und nieder­gebrannt worden im Namen der Zivilisation durch die Trup­pen einer europäischen Macht, die sich selbst zivilifiert nennt. Tausende und Abertausende unschuldiger Männer, Frauen und kleiner Kinder(Juden und Araber gleicherweise) sind in Stücke gerissen worden von Melinitgranaten, auf der Flucht auf Bajonette aufgespießt und nieder­geschossen worden, oder, nachdem das Vombardement das Schlimmste getan hatte, aus ihren Verstecken hervor­gezogen und kaltblütig ermordet worden durch die Mörder von der Fremdenlegion, die losgelassen worden warea auf die verurteilte Stadt, um das blutige Werk, das die Meli­nitgrangten unvollständig gelassen hatte, zu Ende zu führen. Als Entschuldigung für all dieses Teufelswerk dient die Er­mordung von sieben oder acht Angestellten der französischen Unternehmer durch unbekannte Araber, die sehr wahrscheinlich alle von weither gekommen waren und für deren Handlungen die Stadtbewohner nicht verantwortlicher sind als die Ein­wohner von Clapham oder Bayswater.

Ohne die ersten Mordtaten beschönigen zu wollen, kann man wohl sagen, daß sie gewiß bis zu einem gewissen Graze herausgefordert worden waren durch die Unverschämt­heit und Anmaßung der Franzosen, die, fremd im Lande und unbekannt mit seinen Sitten oder unduldsam gegenüber den Gepflogenheiten und Vorurteilen der Bevölle­rung, keine Gelegenheit vorbeigehen ließen, eine stolze und unabhängige Rasse zu beleidigen und zu reizen. Es muß dem Unachtfamsten auffallen, daß es im allgemeinen nur sind, die in Marokko ermordet werden; der eine Itgliener und die beiden Spanier, die in Casablanca ihr Leben ließen, standen bei Franzosen in Arbeit und wurden daher wahrscheinlich irrtümlicherweise für Franzosen gehalten Von dem marokkanischen Heizer, der dem französischen Loko­motivführer, dem ersten Opfer, den tödlichen Hieb versetzte, haben Zeugen, die kürzlich aus Casablanca ankamen, fest­gestellt, daß er durch den Maschinisten kurz vor der Kata­strophe schwer mißhandelt worden ist.

Engländer, Deutsche und Spanier haben seit Genera­tionen in Casablanca gewohnt und Handel getrieben, und lebten vor der Ankunft der Franzosen auf dem besten Fuße mit den Eingedorenen. Die Hafenarbeiten unter deutschen Unternehmern in Tanger gehen ohn­die geringsten Reidungen und Schwierigkeiten friedlich vorwärts.

Die Urheber des furchtbaren Gemetzels von Casablanca brüsten sich, 2500 Melinitgranaten auf die unverteidigte Stadt

und ihre entsetzten Bewohner abgeschossen zu haben. Ueber­alltin, wo eine kleine Schar Flüchtlinge ein einigermaßen sicheres Versteck außerhalb der Gewehrschußzweite gefunden hatte, folgte ihr der mörderische Schauer der Explosto­geschosse. Einige tausend Juden waren aus ihren zerstörten ich einem für sicher gehaltenen Zufluchtsort an der Seseite, außerhald der Gewehrschußweite geflohen, doch taum wurden sie von den Schiffen aus entdeckt. als man sie mit einem Regen von Granaten überschüttete. Dieses Zerstörungs­wert wurde in Zwischenräumen zwei Tage lang fortgesetzt. Am dritten Tage wurden die französischen Fremden­legionäre gelandet und auf die verurteite Stadt los­gelassen reguläre Truppen wären zu solcher Arbeit nicht zu haben gewesen. Diese Teufel mordeten alles, wasihneninden Wegkam, erbrachen und plündert.a alle Häuser, Läden und Niederlagen, die sie fanden. Wenn ein englischer Kreuzer dort gewesen wäre, wäre wahrschein­lich das Zerstörungswerk verhindert worden. Kein britischel Kommandant hätte zugelassen, daß solche Scheußlichkeiten unter seinen Augen geschähen; sie wären wahrscheinlich bei Anwesenheit eines englischen Kreuzers gar nicht versucht worden.

* Im Wechselspiel des Lebens.

Roman von A. Marby.

s! Von

(40. Fortsetzung.) einer

zuckt, lag ein unbeschrei

Stimme.

Sie hatte wohl kaum darauf geachtet.

zverwirrenden Ahnung durch­der Ausdruck im Ton seiner

ounklen Augen glühte es Aten sortfuhr:Wahrheil ich o Gett, sa ich. ihrer Tehle,liebe Sie,

Welt

Wieder erklang Agnes von Fernbachs Lippen. Er geigend, ihre Hünde ergrei Arre um seinen Hals,

In Azie

Gei

sein stüm los und

seltsam auf, als sie mit fliegendem um Wahrheit, ich hasse Sie nicht, ein schluchzender Laut drang aus sie nichts und niemand auf der

es Name in halberstickt. Jubelruf Er wollte, sein Antlitz zu dem ihren reifen, sie jedoch schlang ihre beiden drückte einen einzigen Moment ihr isch schlagendes Herz, riß sich dann Hände über ihr in flammenden schlagend, stammelte sie unter hef­

unge

Purpur getauchtes Antlitz tiger rinnenden T:

Nun gehe und verkünde es triumphierend der ganzen Welt, wie die stolze Agnes Kern, aller guten Sitte zum Hohne, sich Dir in die Arme geworfen hat. O Gott! wie magst Du mich verachten? Stoße mich zurück, Ernst, nicht so, laß, ich

Nie und nimmer! flüsterte Fernbach innig, ihr die zit­ternden Finger vom Antlitz ziehend und ait seinen Händen umschließend.Geliebte, nun halte ich Lich fürs Leben, Du

mein Giück, mein Alles! Aber er zog die schlanke Ge­

Kalt sanft an sich, wenn ich an die Wirklichkeit dieses gött­lichen Augenblicks glauben soll, blicke, mich an, laß mich die Bestätigung in Deinen Augen less

Unter dem leidenschaftlich zärtlichen Klang seiner Stimme in Wine erschauerno, hob Agges ihre feue

mernden Augensterne zaghaft empor, aber vor dem feurigen Glanze, der ihr aus seinen Augen entgegenstrahlte, aufs neue

erbebend, stammelte sie, sich Fernbach inniger anschmiezen:

Auch mir ist: wie ein schöner Traum: O Gott 4s wäre gräßlich, wenn ein Erwachen folgte, ich könnt's nicht Tciragen, denn ich liede Dich unsagbar!

Agnes! Und doch sträubtest Du Dich gegen dus be­zlückende Gefühl, wolltest ihm nicht die Herrschaft ein­Zärmen. Wie konntest Du es über Dich gewinnen, mir ni:

e ecde dücte u boouer 80) habe darunter schwer gelitten.

Ach! und ich nicht minder! gestand sie reuevoll.Ich heuchelte Kälte und Abneigung, damit Du die Wahrheit nicht ahnen solltest. Ich schämte mich.

Mein süßes Mädchen! Merktest Du nicht, wie teuer und teurer Du mir wurdes

Nein! Wäre solch ein verwegener Gedanke in mir auf­getaucht, ich hätte ihn mit aller Gewalt zurückgedrängt! Kann es denn auch möglich sein? Liebster, wenn Du Dich täusch­jtest? Du so gut, so klug und ich ein solch unbedeuten­des Geschöpf voller Fehler und Launen

Kind! unterbrach er sich mit glücklichem Lächeln es muß doch wohl nicht allzuweit her sein mit Deinen Feh­kern und Launen, da Du eden so, wie Du bist, Dich in mein Herz gesiohlen hast, keine irdische Macht kann Dich daraus verdrängen! Uebrigens, meine Agnes, in den Ton seiner Stimme, in seine Augen und Mienen trat ein ernster Aus­druck hüte Dich, mich in Deiner Phantasie zu über­schätzen! Ich din nichts weniger denn sehlerfrei, dabei arm,

Still! ihre kleine Hand verschloß ihm den Mund verlästere Dich nicht. Für mich bist Du der Schönste Beste.

0 Du!

Ein silberhelles, anhaltendes Klingeln schreckte sie auf

Papa! flüsterte Agnes, das liebliche Gesicht von heißer Röte übergossen, wollte sie sich Fernbachs Armen entwinden. Doch statt die Geliebte freizugeben umschlang er sie fest und

hen.

er Viertelstunde das

in Gesellschaft: sie amen. Aber ind sich nebenan,

Laß uns zusammen hineingehe Jnstizrat Kern hatte schon vor ein Bett mit dem Sofa vertauscht.

Er wußte, seine Frau befand sich hatte nur auf sein Zureden die Einladung ang sein Töchterlein war zu Hause geblieben, befa­schien Besuch zu haben, er vernahm flüsternde Stimmen. Wer war es nur, über dessen Unterhaltung Agnes vergaß, nach ihrem kranken Papa zu sehen? Mehr verdrießlich, daß sich niemand um ihn kümmerte, wie neugierig, setzte der Justiz­rat die Klingel in Bewegung.

Als gleich darauf die Portiere zurückgeschlagen wurde, und er das enganeinander geschmiegte Paar erblickte, glaubte er einen Augenblick zu träumen! Doch wie er dann in die

dewegten glückstrahlenden Gesichter schaute, ging ihm blitz­schnell das Verständnis für Fernbachs rätselhaftes Verhalten auf. Frohe Ueberraschung malte sich in seinen Mienen. Aus seiner halb liegenden, halb sitzenden Stellung sich hastig em­vorrichtend, streckte er dem auf ihn zueilenden Paare seine beiden Hände entgegen und rief freudig bewegt:

Kinder, welch ein gottgesegneter Anblick! Fernbach, mein lieber Sohn, das also war's das? So blind zu sein! Da hätten wir uns diese schweren letzten Tage wahr­lich ersparen können!

Vielleicht dienten sie dazu, versetzte Fernbach ernst,zu festigen und zu reifen, was unklar in uns gärte. Auch mein geliedtes Mädchen und ich waren über unsere gegenseitigen Gefühle mit Blindheit geschlagen!

Popa Agnes ließ sich vor ihm nieder und preßte ihr glühendes Antlitz gegen seine Kniee.bitte, frage ihn doch jetzt mal, ob er noch willens ist, Dich zu verlassen?

Herr Justizrat, mein verehrter, väterlicher Freund. be­vor dieser es verhindern konnte, zog Fernbach Kerns Rechte an seine Lippen,wollen Sie es in jeder Beziehung mit mir wagen? Darf ich diese holde Zauberin, die mich armen Sterd­lichen mit unentrinnbaren Fäden umsponnen hat, meine Braut, darf ich Sie Vater nennen?

Aber, bester Fernbach, welche Frage! Ich kenne keinen Menschen, dem ich meines Lieblings Zukunft freu­diger anvertrauen würde! Und das übrige na, ich sollt: meinen, das weißt Du ganz genau, lieber Sohn, wie glücklich und dankbar ich bin, daß Du demRichter entsagst. Als Rechtsanwalt und Notar wirst Du eine reichgesegnete Wirk­samkeit entfalten. Herr Gott! Ich glaube, die unverhoffte Freude macht mich gesund! Ja und Mama und Konrad wie werden die staunen und sich freuen!

Wenn ich nicht irre, sagte Agnes nachdenklich,ahnt die gute Mama schon längst, wie es um mich stand; ich fühlte oft ihren Blick betrüdt und kummervoll auf mir ruhen. Denn siehst Du, in die verschlossene Sele dieses stolzen Menschen, sie lächelte holdselig zu Fernbach auf, in ihren dunklen feucht. schimmanden Augen zuckte es schelmisch.konnte ja niemand schauen, Dir will ich's gestehen, Papa, das flüchtige Lächeln wich tiefen: Ernst,hätte er sich von mir gewandt, wäre er fortgegangen, mir hätte es das Herz gebrochen.

Agnes. Ferndach hob die Geliebte empor und umschloß sie mit leidenschaftlicher Innigkeit,mein Glück, mein

Leben!= u au 90

Friedrich!

Exzellenz besehlen?

Sieh nach, ob meine Tochier zu Hause ist, ich lasse sie bitten.

Nach zwei Minuten kehrte Friedrich mit der Meldung zu­rück: das Fräulein werde gleich erscheinen. Kaum hatte der Bursche nach entlassender Handbewegung seines Herrn sich entfernt, als Livig eintrat. Mit einem leisen Schimmer von Unruhe in ihren tiefblauen Augen sagte sie sanft:Guten Tag, Papa! Du wünschest?

N' Tag, Kleine! Zunächst Dich sehen! Aus eigenem Entschlusse machst Du mir ja fast gar nicht mehr die Freude, mich in meinem eigenen Revier zu besuchen.

Der erzwungene, scherzende Ton in des Vaters Worten entging Livia nicht.

ich fürchten muß, die vielbeschäftigte Exzellenz zu stören! versetzte sie lächelnd.Ich glaube auch kaum, verzeih, Papa, daß Du mich nur rufen ließest, um mich mal hier ia Deinem Arbeitszimmer zu sehen!

Erraten, meine kluge Maus!

General von Ingenhoff erhob sich aus seinem Schreib­sessel, bot seiner Tochter galant den Arm, führte sie zu einem Eckdivan, ließ sich dann edenfalls auf dem Polster nieder und Livias Hand, die er in der seinen behalten, sanft tätschelnd, sagte er in forciert heiterem Tone:

So, nun wollen wir eine wichtige Sache in aller Ge­mütlichkeit besprechen.

Ich hoffe, es handelt sich um keine unangenehme Mit­teilung, Papak forschte die junge Dame beklommen.

Aber ganz das Gegenteil, Kleine! versicherte der General.Baron von Rotenfelden war vorhin bei mir.

Rotenfelden? Bei Dir? warf Livia verwundert ein. Hatte er keine Zeit, Mama und mich zu begrüßen?

Er hofft, noch da Mann ist krank.

Krank? wiederholte Livja abermals in verwundertem Tone.Er befand sich doch gestern abend augenscheinlich wohl?

Der Schein trügt. Aeußerlich ist dem kraftvollen nichts anzumerken; sein Uebel sitzt tiefer, im Herzen, ober es gibt dafür ein heilsames Wundermittel, das er von Dir zu erhalten hofft. Kurz und gut, Kleine: von Roten­

felden lieb: Dich und wirbt um Dich. Bevor er Dir Herz und Hand gnbietet, wollte er sich erst meiner Einwilligung ver­sichern.

(Fortsetzung folat.) 1 C 0: 1994

ergnügen zu haben. Der arme