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Amtliches Kreisblatt für den Rreis Ruhrort(zugleichMeidericher Zeitung").

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Nr. 163

Fernsprech=Auschluß Nr. 39.

Donnerstag, den 15. Juli 1897.

23. Jahrgang.

Aaantang ir daict Koscaeangstost.

Der Aufruf der Deutschen Colonialgesellschaft zur Sammlung für einen Flottenwerbungsfonds findet in einigen Blättern, die sonst für den Handelsstland eintreten, eine abfällige Kritik. Eines derselben be­hauptet, daß die Ansichten über Teutschlands Beruf zur See selbst bei den besten Freunden des Vaterlandes sehr getheilt seien. Dies ist bei Freunden des Vaterlandes, welche dem Wohl desselben auch Opfer, selbst pecuniärer Art, bringen würden, wohl nicht mahr zutreffend. Wenn auch in früheren Jahren bei dem in Folge der Zerrissenheit unseres Vaterlandes unentwickelten

Seehandel und dem damals nicht genügend vorhandenen Verständniß seiner Bedeutung für den Staat, mancher gut deutsche Mann nicht klar genug darüber dachte, daß das Meer mit seinen Schätzen Gemeingut aller Völker sei und daß jedes Volk sein Anrecht am freien Seeverkehr habe, sogar in klein­müthiger Weise die Deutschen nicht unter die sefahrenden Bölker rechnen wollte, so haf sich das doch sehr geändert. Heute kennt jeder urtheilsfähige Deutsche die volle Berechtigung seines Vaterlandes am Wettbewerb zur See, er weiß, daß die bedeutendste Seehandelsstadt des Continents von Europa deutsch int, daß unsere Dampferlinien zu den größten und besten der Welt gehören und daß unser Seehandel mit seiner Handelsklotte der zweite der Welt geworden ist. Er weiß, dis wir in erster Linie diesen Aufschwung unserer durch Siege errungenen politischen Einigung und Machtstellung verdanken und daß wir dadurch und durch unsern Fleiß in den Besitz eines Gutes gekommen sind werth genug des Neides anderer Nationen. Ein jeder Vaterlandsfreund mus aber aus der Geschichte wissen, daß kein Staat seinen Wohlstand und seine Machtstellung behaupten kann, wenn er Letzterer nicht allein zu Lande sondern auch zur See gebührend Ausdruck geben kann und daß man mit dem Besitz auch die Pflicht des Shutzes desselbeg übernimmt. Es wäre eine schlimme Wirthschaftspolitik, wenn wir Ausgaben zur Erhaltuag und Stärkung einer dem Schutz unseres Handels angemessenen Seemacht scheuen würden, um später dafür mit Totalverlust des Seehandels, Volkselend und Herabsiaken von der Großmachtstellung zu büßen. Unsere Stammverwandten jer seits des Emals geben uns das beste Beispiel, wie gut sich seit Jahrhunder­ten bei ihnen der A=swand für die Unterhaltung einer starken Seemacht gelohnt hat. Der Niedergang Hollands, welches in übel angebrachter Sparsamkeit im Frieden die Unterhaltung seiner eicht mächtigen Flotte nicht fortsetzte, ist eben­so lehrreich. Die englische Redensart gegen salsche Sparsamkeitpenuy wise pound tooliah ist unserm Handelsstande doch wohl bekannt.

Ehe man durch neue Hetzworte wieHunderte von Millionen für neue Schaffe bedeuten Hunderte von Millionen neuer Steuern und durch Hinweise auf eine möglicher Weise erhöhte Biersteuer u. s. w. das Volk gegen die Er­füllung einer Selbsterhaltungspflicht aufreizt, sollte man sich doch emngehender mit dem Studium des Einflusses der Seemacht auf die Geschichte und Geschicke der Völker befassen. Die Vorgeschichte der Völker germanischer Akkunft kennt keine Abneigung derselben gegen die Seefahrt. Die Vikingerfahrten, die Züge der Angel=Sachsen. Friesen und Normannen, die Zeiten der Hansaflotten und die Flotte des Großen Kurfürsten sind Beispiele genug dafür, daß erst die durch jahrhundertlangen innern Zwist geschaffene Ohnmacht des früher vielgetheilten Deutschlands spaieren Geschlechtern das schwächliche Minderwerthigkeitsgefühl auch in Seefahrissachen beigebracht hat. Lezteres und die Abneigung gegen jede Weltpolitik scheinen einen Theil des Volkes derart zu beherrschen, daß er es für erklätlich halten würde, wenn Deutschland bei Meinungsverschiedenheiten gegen das zur See frisch aufstrebende Japan be­scheiden zurücktreten müßte. Vorläusig wollen wir uns derartig trübe Bilder nicht vormachen, sondern nur wünschen, daß sich die geistigen Leiter eines Theils des Teuischen Volkes an dem Selbstbewußtsein und der Opferwilligkeit dieser Nation ein Beispiel nähmen. Die großen Gefahren aber, welche unserem Handel in Ostasien und im stillen Ocean durch diese neue Seemacht erwachsen können, wenn wir die Entwickelung der unsrigen in der unserm Jateresse angemessenen Weise nach wie vor hemmen, verkennen wir am Wenigsten.

Sodann wird in der genannten Keitik des Aufrufs der Colonialgesellschaft die Ansicht ausgesprochen, daß die Flottenfrage nicht die Bedeutung für die Natien habe, daß man ihr Fragen der innern Politik, des Partei=und Standes­haders unterordnen müsse. Im Gezentheil, nur durch Entgegenkommen auf diesen Gebieten sei eine günstige Stimmung für die Marigefrage zu erreichen.

Die Stärkung unserer Seemacht wird mehr wie eine Liebhaberei der Re­gierung betrachtef, deren Begünstigung man nur in anderer Weise wie früher sördern könne. Diese kurzsichtige Behandlung einer solchen Lebensfrage für unser Volk ist leider bei uns nichts Ungewöhrliches und kang uns nur das Beispiel unserer westlichen Nachbarn um so anerkennenswerther er­scheinen lassen, welche ohne Rücksicht auf Parteigezensätze bei kleinerem Seehandel und schon starker Seemacht jetzt fan einstimmig zu den größten Oofern für Stärkung und Vergrößerung der Flotte bereit sind.

Auch die, gelinde gesagt, mindestens einseitige Aburtheilung der berechtigten Ansicht, daß man der Jugend schon in der Schule die Bedeutung der Seefahrt und der Seemacht klar machen solle, zeugt von keiner vorwärtsblickenden Welt­anschauung. Wir müssen in unserer Jugend gesunde Ansichten über diese wich.

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damit wir im Volk später auf Verstch der Fragen des Seehandels und der Seemacht rechnen können. Es scheint ja für Viele so schiver zu sein, sich im reiseren Alter dazu aufzuschwingen.

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erständniß und Interesse für die Tragweite

Nachrichten.

Deutschland.

* Berlin, 14. Juli. Wie aus Odde hierher gemeldet wird, ist das Be­finden des Kaisers befriedigend: die Nacht war gut. Heute Vormittag 10 Uhr wurde an Bord derHohenzollein ein Trauergottesdunst für den verun­glückten Lieutenant v. Hahnke abgehalten: um 12, Uhr lichtete dieHohen­zellern die Anker und trat die Fahrt nach Bergen an. Der Kaiser wird auf seiner Reise nach Petersdurg von beiden Divisionen des I. Geschwaders begleitet sein. Das Kaiserzeschwader, das am 7. August an der Mündung der Newa erscheinen wird, besteht mithin einsck ließlich der DuchtHohenzollern= aus zehn Schiffen, mit einer Besazung von zusammen rund 4500 Mann an Bord. Als der Kuter im Jahre 1888 zum ersten Male nach Petersburg ging, war er von einem Schiffe mehr begleitet. Unser Brandenburg=Geschwader wird im August zum ersten Male in einem russischen Hafen vor Anker gehen: dasselbe

wird sicher ganz besonders seitens der russischen, in Kronstadt ver­sammelten Kriegsslotte mit kritischen Klicken geprüft werden, die es

allerdings nicht zu scheuen haben wird. Wenn die Schiffe vom Brandenburgtpp auch heute dem Modell eines Linienschiffes der neuesten Zeit, wie es die im Bau degriffenen SchlachtschiffeKaiser Friedrich I1I.,Ecsatz Friedrich der Große; oderErsatz König Wilhelm ihun werden, nicht mehr ganz ent­sprechen, so dürfen unsere Panzer erster Klasse sich doch getrost dem Auge der russischen Kritik aussetzen. Etwas wunderbar in dem Kaisergeschwader wird sich allerdings das Flaggschiff des Prirzen Heinrich, der Kreuzer erster Klasse König Wilhelm ausnehmen, der kaum größeren Ansorüchen gerecht wird, als man sie heut zu Tage an eine schwimmende Caserne stellt. Aus Mangel an einem anderen geeigneten Panzerschiff wird derKönig Wilhelm trotzdem, und schon zum zweiten Mal in diesem Jahr, zu einer Repräsentationsfahrt benutzt werden. Prinz Adalbert, der dritte Sohn des Kaiserpaares, vollendet heute sein 13. Lebensjahr.

Ueber den Unfall, von welchem der Kaiser betrossen worden ist, liegt jetzt folgende ausführliche Meldung vor: Am

Sonntag den 11. d. M. begab sich der Kaiser kurze Zeit nach dem Gottesdienst, den derselbe an Bord der bei Odde ankerndenHohenzollern abgehalten hatte und der um 11 Uhr beendet war, auf das Brückendeck, wo der Kaiser in dem dort befindlichen kleinen Salon einen Vortrag entgezennehmen wollte. Ehe sich der Kaiser in den Salov begad, ging derselbe noch nach dem nach Odde zuge­kehrten Hintertheil des Schiffes, um sich die Aussicht anzusehen. Während dieser Zeit waren einige Matrosea damit keschäftigt, die Rauchsegel abzunehmen, um sie durch frische zu ersetzen. Beim Abnehmen des obersten Stückes am großen Mast gung dieses za rasch los und fiel aus beträchtlicher Höhe mit großer Gewalt auf Deck herab. Der von vorn kommende Wind wehle das Segel nach dem hintern Theile des Schiffes bis an die vom Maste ziemlich entfernte Stelle, wo der Kaiser stand. Das schwere Sezel siel mit dem Saumtheile gerade auf den nur durch eine leichte Seeoffieier=Müge aus weißer Leinwand geschützten Kopf, gleichzeitig schlug ein kurzer am Rand des Segels angebrachter Strick, der zum befestigen des Segels diente, peitschenartig ia linke Auge. Der Kaser begab sich zunächst in den kleinen Salon auf dem Brückendeck, um in dem dort befindlichen Spiegel das verletzte Auge zu besehen. Der Kaiser, welcher Anfuings einen heftigen Schmerz verspürte, begad sich hierauf in seine Kammer im Wohndeck und ließ sich dort einen Verband anlegen. Auf Anrathen des Leibarztes begab er sich zu Bett, um durch Ruhe der Gefahr einer Nachblutung im Auge möglichst vorzubeugen.

Kaiser Wilhelm gedenkt, lautKöla. Ztg., auf seiner Reise nach Rußland den Grafen Schuwalow auf dessen Gütern zu be­

suchen.

Zu der jetzt auch von derNordd. Allg. Ztz. zugegebenen Thatsache, daß Herr v. Bülow neben Fürst Hohenlohe den Kaiser im August auf der Reise nach Petersburg begleiten wird, schreibt dieKöln. Vollsaig.:Es ist ja auch nichts selbstoerständlicher, als daß zu den politischen Besprechungen in Petersburg in erster Linie derjenige Staatsmann mit herang=zogen wird, der berufen ist, die Geschäfte des Auswärtigen Amtes in der nächsten Zeit zu leiten, zumal der Kaiser, wie es scheint, ernstlich mit dem Rücktritt des Fürsten Hohenlohe vom Reichskanzlerposten rechnet. Zu den nach Trevemünde einge­ladenen Ministern und Staatssecretären soll der Kaiser gesagt haben, Fürst Hodenlohe werde ihn wahrscheinlich im Herbste verlassen. So wird hier erzählt. Danach müßte man angehmen, daß der Reichskanzler bei seiner lezten Uater­redung mit dem Kaiser in Kiel eine solche Andeutung gemacht habe.

Graf Ernst Lippe=Biesterfeld, Regent des Fürstenthums Lippe, wird morgen Nachmittag in Berlin eintreffen.

MarquisIto, der frühere japanische Premierminister,

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Deutschland, Rusland, Frankreich und Italien an dereisen, um die Emrichtungen dieser Staaten kennen zu lernen. Marquis Ito deftadet sich angendlicklich in England und wird binnen Kurzem in Berlin erwartet.

#. Der Stagts###reige Breiders von Marschall######

das Berner Oberland abgereist.

Zur Frage der Resorm des preußischen Dreiklassenwahl­sostems schreibt heute dieN. A. 3, daß die Regierung sich allerdings zu einer Aenderung des Wahlrechts nach Maßgabe der Wirkungen der Staue­reform verpflichtet habe: es sei aber ein Termin für die Erfüllung der gemachem Zusage nicht gestellt, und man erachte es nicht für angezeigt, unmittelber vor den im nächsten Jahre nothwendig werdenten allgemeinen Neuwahlen zum Abgeordnetenhause eine Aenderung der Wahlrachtsbestimmungen eintuicmn zu lassen.

Um die Behauptung von der Bevorzugung des Adels in der Staatsverwaltung zurückzuweisen, hat kürzlich Herr v. Massow in der Cons. Monatsschrift= eine umfassende Statistik aufgestellt, die aber im Grund­genommen die Behauntung nur beststie:. Von den Ministern abgesehen, stollt sich danach das Verhaltnis zwischen Adeligen und Bürgerlichen in der De­

tung wie folgt: Oberpräsidenten 8 zu 4, Rezierungspräsidenten 26 zu 8, Oden regierungsräthe 33 zu 63, Regierungsräihe 45 zu 208, Regierungsafsessoren 109 zu 359, Landräthe 246 zu 220, insgesammt 527 Abelige, 802 Bürgerliche. Das ist doch, wie dieKöln. Volksztg. zutreffend demerkt, handgreiflich eine auder­sorde stliche Bevorzugung des Adels, wenn man bedenkt, einen wie gertagen

Procentsat der Bevölkerung die Adeligen ausmachen. Besonders in den hohen

Stellen, wo das Regieren und Repräsentiren mehr in Betracht kommt als das eigentliche Arbeiten, ist der Adel ganz außerordentlich devorzugt; bei den Ro­

gierungsräthen, auf denen die Arbeit rukt, dreht sich die Sache allerdings um

dagegen haben in der Klasse der Landräthe wieder die Abeligen die Oderhand. Ja Vommern sind von den 28 landräthlichen Kreisen nur drei mit Bärgerlichen besepzt; von den 12 Landrathsämtern des Regierungsbezirks Köslin ist der vierte Theil in den Händen der Familie v. Puttkamer, der auch der Oberpräsdost. der Regierungsvieepräsident in Stettin und ein Landrath im Regierungsdepink Steitin angedöet(nach dem Staatshandbuch für 1896). Von den acht bürgm lichen Regierungspräsidenten fallen allein vier auf die Provinz Haunover, so daß in den übrigen Provinzen der Procentsatz zu Guasten der Adeligen sich noch erhöht.

Der Deutsche Apotheker=Verein bereitet, gemäß einem Beschlusse der letzten Hauptversammlung, die Herausgabe eines Deutschen dombova­thischen Arzneiduches vor, das einheitliche Grundlagen für die Aufer tigung und Beurtheilung homöopathischer Arzneimittel liefern soll. Das ständige Preußische und Württembergische Ministerium haben dem zu schafsen Werke die amtliche Anerkennung in Aussicht gestellt. Nachdem die zur arbeit gebetenen Herren ihre Bereitwilligkeit hierzu ausgesprochen haben, sind nunmehr Einladungen für die erste, am 11. August in Berlin stattstndende Sitzung der Gesammt=Commission, der Aerzte, Apotheker und Universitsss. Prosessoren angehören, ergangen.

Wie diePost mittheilt, betreibt die socialdemokratische Fraction neuerdings eine sehr eifrige Agitation durch Vertreibung von Flugblättern, welche in ganz Deuischland verbreitet werden, worin zur Organt­sation aufgefordert wird.

Seberreichdugen

Wien, 14 Juli Kaiser Franz Josef sandte ein Telegramm an Koiser Wilhela, um seine Theilnahme an dessen Unfall auszudrücken. Gleichzettig enkandigte er sich, od das Unglück Folgen nach sich gezogen habe. In seiner Aatwort drückte Kaiser Wilhelm seinen Dank aus und versicherte dem Kaiser Franz Josef, sein Befinden sei ein andauernd befriedigendes.

Gmunden, 14. Juli. Der König und die Königin von Däuemark sind heute nach Kopenhagen abgeresst.

Frankreich.

Paris, 14 Juli. Anläßlich der heutigen Nationalfeier herrscht eine lebhafte Bewegung in der Stadt. Bei schönem Wetter haben heute Vormittag die gewöhnlichen Kundgebungen vor den Statuen von Straßburg, der Jeame d'Arc und von Gambeita stattgefunden und find ohne jeden Zwischenfall von laufen. Aus den Provinzialstädten werden von heute Vormittag glchpende Truppenparaden gemeldet, die überall im Beisein großer Zuschauermengen ab­gehalten wurden. Der Truppenreoue, welche anläßlich des National­festes heute Nachmittag auf den Longchamps stattfand wohnte auch der Präsident Faure mit den Spitzen der Behörden bei. Faure wurde auf der

Fahrt zum und vom Paradefelde, sowie auf Letzterem von der zahlreichen Siunge

levhaft begrüßt.

Sroßbritaunien.

London, 14. Juli. DieTimes erfährt aus Athen, bei Kandig sei es zu einem ernsthaften Kampfe zwischen englischen Truppen und Baschibozuls ge­kommen. Dabei seien auf englischer Seite 16 Mann gesallen, während die Baschidomks eine große Anzahl Todte gehabt hätten. Die Admtrale hatten fünf Kriegsschiffe nach Kandig enisandt, um die Bewegung der dortigen Mohammedaner zu unterdrücken.

* Das Kind der Straße.

Roman von H. Schobert. (16. Fortsetzung.)

Der lange, magere Premier, der vorher jenes flüchtige Rencontre mit dem zierlichen Husarenofficier gehabt, rekelte sich gelangweilt an der Wand herum, bis er sah, daß die Prinzeß am Arm des Adjutanten im Rebenzimmer ver­schwand und die eine Hofdame für kurze Zeit der Beschränkung des Dienstes entbunden, ebenfalls ihre Bekannte zu begrüßen begann. Da drängte er sich ziemlich rücksichtslos durch, bis er ganz in ihre Nähe gekommen war.

Guten Abend, Amanda!

Ein impertinentes, unverschämtes Benehmen, das dieser Nobbe an den Tag legt. räsonnirten hinter ihm her einige Kameraden, denen er empfindlich auf die Zehen getreten und sie dann mit einer lässigen Entschuldigung über die Achsel abgespeist hatte,er dünkt sich in sehr sicherer Position, weil seine Schwester ganz unerklärlichen Einfluß auf Prinzeß besigzt.

Der könnte doch über Kurz oder Lang zusammenbrechen.

Pah! Weiderherrschaft ist von jeher nicht zu entthronen gewesen. Das soll mir auch gleichgültig sein. Aber Nodbe hat bei mir schon Manches auf dem Kerbholz und es könnte kommen, daß ich mich einmal veranlaßt fühlte, ernstlich mit ihm abzurechnen.

Keine Kampfgelüste hier im allgemeinen Frieden, oder wenn schon, meine Herren, dann ersturmen Sie dort jene Festungen sagte ein älterer Hauptmann, der, in der Näbe stehend, die Aeußerungen mitangehört hatte, die unter den jungen Offieieren sielen, indem er auf die fungen Mädchen und Frauen ringsum wies.

Die Hosdame hatte sich bei dem Anruf umgedreht.

Ach, da b.st Du, Erdmann. Vorhin konnte ich Dich nur flüchtig begrüßen, wie gebt esf­

Wie soll es gehen! Au sond miserakel.

Er bot seiner Schwester den Arm und sie nahm ihn mit einem Gefähl unbeschreiblichen Stoizes. Alles, was Fräulein von Robde noch an Wüme und Zärtlichkeit in ihrem verknöcherten Herzen besaß, theilte sie zwischen ihrem Bruder und Prinzeß, nur daß Ersterer insoweit noch besser wegkam, als er gewissermaßen ihr Schmerzenskind war, und sie in ihm zugleich den Stammhalter der Familie zu sehen sich gewöhnt hatte. Sie sah jetzt ängstlich zu ihm auf.

Schon wieder, Erdmann?

Schon wieder? persiflirte er, spöttisch grollend.Ihr Frauen habt einen verflucht schwachen Begriff von den Anforderungen, die das Leben an uns stellt. Das Steben hier macht ubrigens hundemüde: können wir uns nicht auch ein wenig zurückziehen, wie der Prinz mit seiner schönen Tänzerm! Ha ha haf Prinzeß war ihm aber bald genug auf den Fersen

Wie unvorsichtig! Fräulemn von Nodde sah sich erschrocken um.Koum in3 Gobelinzimmer, da konnen wir einen Augendlick ausruhen.

Erdmann von Rodde streckte, auf einem kleinen Sessel liegend, seine langen Beine weri von sich und gähute.

Kann ich Dich morgen sprechen, Amanda! Und wann

Gott im Himmel, drauchst Du schon wieder Geld!: Das dürre Hof­fräulein kniff die schmalen Lippen zusammen, andera Ausdruck vermochte sie ihrem Zorn nicht zu geben.

Mit Deiner Erlaudniß, ja. Du willst, ich soll eine reiche Partie machm, Also muß ich auch standesgemäß auftreten.: Er sah ihr herausfordernd in das

Sas hate an a a a ae a e e brauchen, bei Deiner intimen Stellung bei Prinzeh bist Du ja den ganzen Tag um sie und hist Alles frei.

Ich käme nicht einmal damit aus, wenn es hier nicht einfach in Bezug auf, die Toilette herginge. sagte sie seufzend,und auch so übersteigen Deine Forderungen oft meine Mittel.

Bitte, Prinzeß! Du vergißt, daß ihr mir allein alle Nachrichten aus Dorf und Stadt dankt, daß ich die Affaire mit der Sommerfeld zum Klappen ge­bracht habe; ihr dürft euch also wohl erkenntlich erweisen. Und was die Tolette anbelangt, so habt ihr Recht, wenn ihr dufür nichts ausgebi, eure Fährchen verschönen euch doch nicht. Stecke die Ardanoss in Lumpen und sie wird immer noch eine Königin überstrahlen. Ge lachte laut und dreift auf.

Geschmackssache! entgegnete seine Schwester spitz.Uebrigens, wenn Du immer so unvorsichtig bist, Gedmann, wie heute Abend, dann werden wir noch etwas Schreckliches erleden.

Ihr wollt doch, daß ich wieder ein wachsames Auge auf Alles habe, was mit der Billa Bogdanoff etwa in Verbindung stehen sollte! Die Frage seiner Schwester fand er keiner Beachtung werth.

So viel Du kannst, gewiß, aber sie ist Fürstin, das ist doch ein ganz andres Ding als Theaterorinzessin!

Für den Prinzen ist das gleich, er wird überall den verfluchten Schwere­nöther spielen, und ihr Weiber seid alle verdammte Heuchlerinnen.

Pfut rief Fräulein von Nodbe indignirt.Demne Ausdrucksweise klingt nach der Schenke. In demselben Moment sprang sie, sich unterbrechend, auf; Prinz und Prinzeß erschienen im Godelinzimmer. Ja niesster Devotion dog der lange Premier seinen Oberkörper fast zur Erde. Prinzeß grüßte ihn buldvoll.

Sie da, lieber Nodbe! Was für ein aufmerksamer Bruder! Es macht einen guten Eindruck, wenn Geschwister so zusammenhalten.

Der Ball nahm, wie alle Bälle, seinen Fortgang und nahte sich seinem Ende. Prinz Dugovert hatte nicht uaterlassen, sich noch einmal Ferra zu näbern und daun zu Frau von Bogdanoss mut leisem Seuszer gelogt:

Sie ist gefährlich! Gefährlich! Halten Sie denn gar kein Mitleid mit meinen armen Cavalieren, Gaädigste.

Mit Männern soll man nie Mitleid haben, Hoheit

Du kommst doch nachher noch in den Clad! fragte im Vorbeigehen Deuren seinenintimsten Freund wie er ihn mit Stolz zu nennen pflegte den Adjutanten.

Weiß noch nicht!

Aber natürlich! Du darfst Dir doch die Kritik des heutigen Abends nicht entgeben lassen. Tas wird ja ein kostdarer Spatz. Alle Welt hat die Taschen voll Beodachtungen und Neuigkeiten.

Ein suchender Blick des Prinzen rief den Adjutanten an seine Seite; Gustach flüsterze noch schnell:

Ich erwarte Dich auf alle Fülle im Treppenhaus. Wir fahren dann zu­sammen

Mit tiesen Verbeugungen umdrängten die Herren die beiden Russinn u, Jeder wellte noch einen Blick, vielleicht ein Abschiedswort erhaschen.

Husch! sagte Frau von Bogdanosf und bewegte ihre beiden Arme. eis jage sie ein Volk Huhner auf.Treten Sie mich nur nicht noch todt vor lauter Aufregung, rieine Herren Und dann sank sie mit einem Seufzer der Erleichterung in die dlauen Atlaspolster ihres niederen elegnten Couve.s. Noch emmal dog sich der junge schöne Kopf ihrer Constie wie suchend

pe donn dohen die srosdan donmend nolle der Nagen eunt dem Schlosdel.

Ich denke, Tu kannst zufrieden sein, Ferra sagte sie triumphirend.

Gewiß, liebe Mietze! Es war so freundlich von Dir, nuch hierher einzuladen.:

Amüsire Dich so gut Du kannst, Du bist frei und Herrin Deiner seldst. aber compromittire Dich niemals. In legterem Falle würde ich Dich kalt­diätig verleugnen, odgleich ich sonst keine Splitterrichterin bin

Wie käme ich auch dazu!,

Im Bestibül, wo der verschlafene Lakai bei halb zugedrehten G##­stammen die Rückkehr seiner Herrin erwartete, hielt Ferra noch einen Angen­blick an.

Er hat heut den ganzen Abend hindurch am Wenigsten Aufmerksamkeiten für mich gehabt as klang wie die Fortsetzung eines Gedankens, den sie bis hierher gesponnen und der ihr unversehens auf die Lipden getreten war.Du weißt schon, wen ich meine, Miene.

Und Frau von Bogdanoff antwortete gelassen:

Nimporte! Ihm behagt die Atmosphäre nicht, die uns umgiebt.

Welche Atmosphäre!

Zuviel Cigarettenqualm und zu wenig Grandezza; guviel selbstbewußte Freiheit und zu wenig. Sie gähnte.Gute Nacht, Ferra, ich din möde, ein andres Mal mehr.

Und die Fürstin Arbanoss verschwendete einen langen, langen Gedanken darav, was sie wohl in Romingens Augen zu wenig haben köante.

Das Clublokal, hauptsächlich für die Mitglieder der höchsten Aristokratie und für das Offictercorps aus gemeinsamen Mitteln errichtet, war sehr elegant und ein prächtiges duen reiino für alle Junggesellen. Prinz Dagodert haute ar vor seiner Verheirathung stark frequentirt, jetzt kam er nur noch selten, aber der freie Ton, den er daselbst eingeführt, hatte sich erhalten. Man wubte, man war unter laut.r Gentlemen und durste ohne Sorge ein ehrliches Wort zis­kiren. Seildem indeß der Hof selbst so unzweidentig zwei Parteien aufwies, hatten sich auch hier die Elemente etwas geschieden: der größere Theil getörte zur Coterie des Prinzen und machte sich in den vorderen Räumen breit, Ged­mann von Rodbe, der die Haupistäge der Partei der Prinzessia repräsentute. datte nur einen verhältmßmaßig kleinen Kreis, woran nicht zum geringsten Thail stine unbeliebte Personlichkeit mit schuld war.

Die Herren von Nobdes Gesellschaft saßen um einen rundes Marmortisch und tranken Punsch.

Ich will mnein ganzes Leden lang nur Wasser trinken, Laudin, wenn Sie deute Abend nicht den Melancholischen spielen, sagte Preurer­lieutenant von Rodde, seinen Nachbar in Frack und weiner Cravatte an­stoßend, der allerdings schweigend in das Kaminfener gestarrt hatte.Oder sind Sie müte

Nein, das kann ich nicht behaupten, antwortete der Angeredete. Es war der Maler Laodin, der das Porträt der Privz=ssin Sibyle malte.

Drücken Sie Schu den! fragte Nedde water.

Ader Herr von Nobde!

Das in das Einzige, was mir die Laimne rauben kann, gestand Ged­

will nich

mann.Ich langen in, das ma damit holten. Im Gegeatdeil Run alse, wa bos den Bos haf Arbenoff verlicht:

Das

flen, daß Ihnen eiwe das Bild Ihrer Hoden miß­schöre Sch.appe, mein Li.ber, die wir uns sorst

ich din jetzt damit zufrieden. eufel lossen Sie den Koos hängen, wie ein Hahe, haben Sie sch eiwa heute Abend in die Faiste wäre eine Fur dgeschichte.:(Fortsatzung folgt.)