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Amtliches Kreisblatt für den Kreis Ruhrort.

Verantwortl. Redacteur: Otte Brendow, Ruhrort.

Verbunden mit der Sseit. GratisbeilageIllustrirtes Sonntagsblatt. Verlag: Joh. Brendow u. Sohn.

iun Sien gegren, Sohogegr. a Pieten hn v. B29g, 8 Sochalde v, I. donn edosf Mese h. Lolz, Hasentalte 2. Lax. 3. B.s= g27 5.

Lauwptchpeohnon: Rahrort, vousraw. Annahme Ciellen für Iuserate: die Amonenekreomonan Rudoif Mose in Kbin, Haasenstein u.

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181

Dienstag, den 31. Juli 1888.

15. Jahrgang.

Für die Monate August und September

kostet ein Adonnement auf die

Ruhrorter Zeitung

amtliches Kreisblatt für den Kreis Ruhrort

Meidericher Zeitung

nur VIh. 1.20.

Die Expedition.

Geschichts=Kalender.

31. Juli 1715. Nordischer Krieg. Siegreiches Gefecht der Rufsen über die Schweden bei Usedom.

1849. Die Ungarn von den Russen geschlagen.

1866. Revue der I. Armee durch Konig Wilhelm vor Wien.

1870. Proclamation des König WilhelmAn mein Volk.

König Wilhelm reist zur Armee ab.

Amnestie für politische Vergehen und Verbrechen.

Armeebefehl des Kronprinzen Friedrich bei Uebernahme der III. Armee.

Zur Weltlage.

Die Kaiserreise wird, nachdem dem deutschen Kaiser der fünfte Sohn geschenkt worden ist, rascher beendigt, als geplant war. Der Kaiser kehrt Anfangs dieser Woche nach Potsdam zurück. Die Stockholmer Feierlich­keiten hatten einen fast noch herzlicheren Charakter als die russischen Feste und auch in Kopenhagen ist die Sympathie des Hofes und des Volkes der maßgebende Faktor des Besuches. Es kommt in der Wirkung ganz auf dasselbe hinaus, ob man bei dieser Meerfahrt von einem politischen Schach­zuge spricht oder einfach die thatsächliche Stimmung des Czaren und der beiden nordischen Monarchen und ihrer Völker registrirt. Die Reise hat ihren Zweck völlig erreicht und dieser oberste Zweck war eine Mehrung der europäischen Friedensgarantien.

Ueber dieses Thema wird noch lange gesprochen und über die Wirkung der Reise noch viel gestritten werden, indessen giebt man schon jetzt officios zu, daß eine weitere Isolirung Frankreichs und eine baldige Lösung der bulgarischen Frage, damit aber auch die Besserung der Beziehungen zwischen Oesterreich und Rußland erreicht sei. Sollte sich nun vollends bestätigen, daß zwischen Herrn von Giers und Grafen Herbert von Bismarck ein Programm der handelspolitischen Ver­hältnisse zwischen Deutschland und Rußland vereinbart worden sei, welches beide Kaiser sanctionirt hätten, so wüßten wir kaum noch zu sagen, was eigentlich noch mehr hätte erreicht werden können. Die finanzielle Verständigung von gleichem Werthe für beide Reiche, wäre an sich die größte Friedensgarantie und eine Revision der Zolltarise ein Segen für Deutschland wie für Rußland. Sollte wirklich eine Heirath des Thronfolgers mit der Prinzessin Margarethe von Preußen in Aussicht

stehen, so wäre diese Perspective eine neue Festigung der alten freundlichen deutsch=russischen Traditionen. Dann ade, du Traum der franco=russischen Aulanz! 1724

Nach den neuesten Depeschen aus Paris erwachsen der französischen Regierung innere Schwierigkeiten durch die Strike der Arbeiter. Die Polizei ist bereits mit den unruhigen Elementen in's Handgemenge ge­rathen. Neue Zusammenstöße scheinen bevorzustehen. Da die Polizei von den Waffen Gebrauch gemacht hat, ist die Erbitterung im Steigen und dürfte wohl schließlich das Militär Oednung schaffen mässen.

Italien hat jetzt officiell den Mächten die Besitzergreifung des Gebiets von Massauah bekannt gegeben. Die Verhältnisse in Nordafrika gestalten sich äußerst bewegt und interessant. Durch die Bedrängnisse des Negus von Abessynien ist die Macht Italiens gestiegen und die Zeit günstig für eine kräftige italienische Colonialpolitik am rothen Meere. England, Frankreich und die Türkei dürften dadurch freilich unangenehm aufgerüttelt werden.

Fast noch interessanter sind die märchenhaften Nachrichten über das Auftauchen einesweißen Pascha im obern Sudan. Wahrscheinlich macht Emin Pascha einen Vorstoß gegen den Mahdi, der sich durch sein

grausames Gewaltregiment verhaßt gemacht hat. Der Sultan von Darfur soll sich dem weißen Pascha angeschlossen haben. Daneben taucht auch die Vermuthung auf, doß Stanley im Anrücken sein könnte.

Unserm Kaiser Wilhelm steht nach den neuesten Nachrichten ein be­geisterter Empfang in der Heimath bevor. Die Stimmung in Berlin ist aufs Freudigste erregt; es kommt in derselben die Genugthuung

Roman von Friedrich Friedrich.

(28. Fortsetzung.)

An den folgenden Tagen malte er des Morgens regelmäßig einige Stunden an dem Bilde der jungen Frau. Seine Arbeit gefiel ihm um so weniger, je näher er Olga durch die Unterhaltung kennen lernte. Es war ein Zug in ihrem Gesichte, den zu treffen ihm noch nicht gelingen wollte. Nur zu oft legte er den Pinsel zur Seite und plouderte mit Olgo, deren umfassende Bildung ihm immer mehr offenbar wurde. Es gelang ihm öfter, Olga heiterer zu stimmen, allein diese Heiterkeit erschien ihm wie ein flüchtiger Sonnenblick, der durch einen umwölkten

Frau Küster war bei den Unterhaltungen stets zugegen. Sie sowohl wie Olga fanden das halbsertige Bild vortrefflich, ihm selbst genügte

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Da trat er eines Morgens etwas früher als gewohnlich in den Garten­salon. Olga war allein und schien ihn noch nicht zu erwarten. Das Kinn leicht auf die Hand gestützt saß sie da, halb trauernd und halb träumend blickte ihr Auge durch das Fenster in den Garten.

Ueberrascht blieb er auf der Schwelle stehen. Diese Stellung, dieser Blick gefielen ihm, so hatte er die junge Frau nie gesehen, der bittere Zug um ihren seingeschnittenen Mund war geschwunden, er fand

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Er wollte leise zur Staffelei, auf welcher das begonnene Bild stand,

treten, Olga hörte ihn und fuhr erschreckt auf.

Bleiben Sie sitzen, wie Sie soeben saßen! rief er.

Diese Stellung paßt nicht zu dem Bilde," warf Olga leicht er­

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Zu welchem Bilde! Dieses hier werde ich nimmermeyr vollenden, fuhr Kurt fort. Er ergriff den Pinsel und strich wiederholt derb über die halbfertige Arbeit hin.

Was machen Sie! rief Olga aufstehend und hinzu tretend.

Ich vernichte eine versehlte Arbeit. Sie selbst haben mir gesagt, daß ein Bild nur dann Werth für Sie habe, wenn es wahr sei. So aber habe ich Sie zum ersten Male wahr gesehen, so ist Ihr Charakter, wie Sie blick­ten, und so will ich Sie malen.

Soll Ihre bisherige Arbeit vergebens gewesen sein?" warf Olga ein.

Ich halte einen mißlungenen Versuch nie für vergeblich, gab Kurt zur Antwort.Jetzt weiß ich, wie ich Sie malen muß, nun wird die Ar­beit schneller vorschreiten!

Habe ich Ihnen nicht sogleich gesagt, Sie möchten mich ernst malen! bemerkte die junge Frau.

In Ihrem Blicke lag mehr als Ernst, fuhr Kurt fort.Darf ich Ihnen sagen, was darin lag! Sie sind sich desselben vielleicht selbst nicht klar bewußt. Sie waren darüber traurig gewesen, weil die Wünsche Ihrer

Verölterung üder den glüinzenden Ersolg der Kasreise, den goßen Friedenswerkes, zum vollen Ausdruck.

Die Reise nach Wien soll für Anfang October festgesetzt sein. Dabei verlautet, wie immer im Hochsommer, von Ministerconferenzen. Bis jetzt ist die Berliner hohe Beamtenwelt noch nicht in Urlaub gegangen. Man erwartet erst die Rückkehr des Kaisers.

Am Hofe des Czaren

trifft in diesen Tagen der König von Griechenland ein. Es ist aber keine politische Pilgerfahrt, die König Otto gegenwärtig nach Petersburg unternimmt. Die Königin, eine russische Prinzessin, sieht im Palaste ihres Vaters in Petersburg einem freudigen Familienereignisse entgegen und der König wünscht in dieser Zeit in der Nähe seiner Gemahlin zu sein. Die Beziehungen zwischen den russischen und griechischen Herrscherhäusern sind sehr innige. Auch im vorigen Jahre waren beide Familien in den Schlössern des Königs von Dänemark Wochen hindurch in stetem persönlichem Verkehr. Politische Rückwirkungen aus diesem Verhältnisse sind nach der Lage der Dinge auch fürderhin kaum zu erwarten.

Griechenland spielt unter den Staaten der Balkan=Halbinsel eine hervor­ragende Rolle. Der einstige Traum der Hellenen, das gesammte Erbe des kranken Mannes anzutreten, ist wohl zerronnen. Seitdem die slavischen Völker der Baikan=Insel Proben ihrer nationalen und politischen Entwicke­lungsfähigkeit abgelegt haben, denkt wohl kein Politiker in Athen mehr daran, die Ausdehnung der griechischen Herrschaft über die Grenzen hinaus, in welchen das griechische Element das dominirende ist, auch nur anzustreben. Der nationale Selbstständigkeitsdrang, der in allen Völkerschaften und Rassen der Balkan=Haldinsel rege geworden, hat den Aspirationen der Hellenen zwingende Beschränkungen auferlegt. Zwar kann es nicht bestritten werden, daß in der culturellen Entwickelung der Griechen die meisten ihrer Nachbarn auf der Balkan=Haldinsel überflügelt haben und daß die Rücksichten auf ihre Vergangenheit und die Anwartschaft auf eine glänzende Zukunft ihnen eine hervorragende Rolle bei der endgültigen Entscheidung jener Fragen, die der­einst im Orient zur Lösung kommen werden, sichern; allein auch die slawischen Stämme der Balkan=Haldinsel haben den Nachweis ihrer Existenzberechtigung geliefert. Auch liegt es, wie derP. Lld. ausführt, weder im Interesse Griechenlands, noch auch im allgemein europäischen Interesse, jeden Moment der endgültigen Entscheidung großer Fragen, den so Viele ersehnen und den eigentlich so Wenige herbei zu wünschen Ursache haben, rascher nahe zu bringen, als unerläßlich nothwendig ist. Die Griechen haben erst vor Kurzem erlebt, wie wenig ihre eigene Sache durch temperamentvolle Actionen und Agitationen zu fördern ist. Die Reibungen zwischen Athen und Konstantinopel haben der hellenischen Sache wenig Nutzen gebracht und die Athener Regierung hat gerade rechtzeitig eingelenkt, um zu verhüten, daß aus diesem Conflict ein Dritter seinen Vortheil ziehe. Es ist zu hoffen, daß man es in Athen an dieser Erfahrung genug sein lassen und sich nicht versucht fühlen werde, jemals wieder macedonische Querellen zu großen Fragen zu machen. Allerdings haben die Griechen eine Mission in Macedonien, aber sie ist durchaus cultureller Art und kann nicht anders als im guten Einvernehmen mit dem herrschenden türkischen Regime gelöst werden. Die Türken sind die wahren Bundesgenossen der griechischen Culturmission. Wollen die Griechen den andrängenden slavischen Gegnern Stand halten, so können sie des Schutzes der herrschenden Macht nicht entbehren und diese ist nun einmal die Türkei und wird es wohl noch lange bleiben. So lange die Gebietssphären der einzelnen Nationalitäten nicht durch Auseinandersetzungen und Scheidungen und durch Friedensschlüsse moralischer Natur eine halbwegs zufriedenstellende Abgrenzung erfahren haben, wird der Fortbestand des türkischen Regimes auf diesem Terrain sich als eine unerläßliche Nothwendigkeit erweisen. Man denke sich dies vor Kurzem erst von competenter Seite als tolerant anerkannte Regime hinweg und man hat den Kampf Aller gegen Alle, der wohl keinem Theile Vortheil brächte, sicherlich den geringsten aber den Griechen.

Der Kaiser in Kopenhagen.

Der Kaiser ist Montag Vormittag ½12 Uhr mit dem deutschen Ge­schwader glücklich in der dänischen Hauptstadt angekommen, König Christian hatte seinen hohen Gast mit einer Kriegsflottille persönlich eingeholt. Als sich auf der See das deutsche und das dänische Geschwader einander näherten, salutirte ersteres, worauf das letztere antwortete. Sodann begab sich der König in Begleitung des Kronprinzen auf einer Schaluppe von seinem SchiffeDanebrog zu derHohenzollern. Um 9 Uhr Vormittags legte die Schaluppe an die Fallreedstreppe derHohenzollern an, wo Kaiser Wilhelm erschien, worauf die dänischen Herrschaften die Kaiseryacht bestiegen. Die Begrüßung erfolgte unter Kuß und Umaimung, während gleichzeitig die dänische Flagge am Fockmast desHohenzollern emporstieg. Nach einem

Jugend nicht erfüllt sind, Sie wähnten, bereits aufgehört zu haben zu hoffen, allein ohne Ihren Willen eilten ihre Gedanken von der Gegenwart hinweg und kehrten in die Vergangenheit zurück, dort kaüpften sie eine Hoffnung leise wieder an, es war vielleicht ein längst begrabenes Ideal, was sich langsam vor Ihnen wieder erhob, und unbemerkt glitten Ihre Gedanken von der Vergangenheit zur Zukunft über und dort grünte die wieder aufgetauchte Hoffnung weiter. War es nicht so?

Olga's Auge hatte erstaunt auf dem jungen Maler geruht, sie athmete schneller und wandte das Gesicht zur Seite, um ihr Erröthen zu verbergen. Es war so, wie er es gesagt hatte, sie selbst war sich desselben erst durch seine Worte bewußt geworden.

War es nicht so! wiederholte Kurt.

Ja, erwiderte Olga leise, befangen.

Dann lassen Sie mich Sie so malen bitte, setzen Sie sich, hat Kurt.

Olga setzte sich schweigend, willenlos wie ein Kind. Sie nahm die gewünschte Stellung wieder ein, Kurt nahm eine neue Leinwand und be­gann aus's Neue zu skizziren.

Frau Küster trat ein und war erstaunt über die Aenderung.

Sie sollen damit zufrieden sein, ich fühle ohnehin, daß ich das erste Bild nie hätte vollenden können, entgegnete Kurt.Jetzt werde ich schnell malen, weil ich weiß, daß es mir gelingen wird.

So saßest Du schon als Kind häufig, wandte die alte Dame sich an Olga.

Sehen Sie! rief Kurt.Dies ist für mich der beste Beweis, daß ich das Richtige getroffen habe. Etwas Bleibendes hat jeder Mensch, es prägt sein Charakter sich darin aus, deshalb vermögen auch die Verhältnisse es nicht umzugestalten.

Nach wenigen Tagen war das Bild fast vollendet und er selbst war mit seiner Arbeit zufrieden. Er verhehlte sich nicht, daß er das Gelingen zum großen Theile der spannenden Unterhaltung mit Olga zu verdanken hatte. Nicht ohne Bedauern sah er der Vollendung des Bildes entgegen, denn mit ihr hörten auch die Unterhaltungen auf. Er hatte für die junge Frau ein Interesse gewonnen, dessen Größe er sich selbst nicht bewußt war.

Er kannte ihren Gatten nicht, und doch hatte sich ein Gefühl des Un­willens gegen denselden tief in ihm eingewurzelt, denn darüber war er nicht mehr im Zweifel, daß sie mit demselben nicht glücklich lebte. Und konnte sie ein Vorwurf tressen? Er hatte in der Unterhaltung ihren Geist zu oft bewundert, und daß sie auch ein tiefes Gefühl besaß, verriethen ihre Augen

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Er hatte das fast vollendete Bild mit in seine Wohnung genommen, um dort daran zu arbeiten, nur noch einmal sollte ihm Olga sitzen.

Als der hiezu bestimmte Morgen herangekommen war, konnte er sich nicht dazu entschließen. Der Gedanke, die junge Frau nur noch einmal wiederzusehen, war ihm unerträglich. Gab es denn keinen Ausweg? Er wollte zu der alten Dame gehen und ihr mittheilen, daß er an diesem

kurzen Aufenthalt begaben sich der König und der Kronprinz wieder auf den Danebrog, welcher nach Kopenhagen zurückdampfte. Während der Be­gegnung der beiden Geschwader führten alle deutschen Schiffe die dänische Flagge am Großmast und paradirten auf beiden die Mannschaften unter Hochrufen. Bei der Landung in Kopenhagen wurden der Kaiser und Prinz Heinrich von der gesammten dänischen Königsfamilie herzlich begrüßt, während die Musik der Ehrenwache dasHeil Dir im Siegerkranz spielte. Auch die Königin Louise, die Kronprinzessin und die Prinzessin Waldemar von Dänemark waren bei der Begrüßung zugegen, außerdem die Hofstaaten, Minister, städtische Behörden 2c. An der Landestelle war ein prächtiger Pavillon und eine Ehrenpforte errichtet. Nach dem Abschreiten der Ehren­compagnie erfolgte unter der Escorte von Husaren die Fahrt durch die Straßen der Hauptstadt nach dem Schlosse Amalienborg.

Einem späteren Telegramme entnehmen wir: Der Kaiser und Prinz Heinrich sahen stark gebräunt aus. Bei dem Einlaufen des deutschen Geschwaders wurden die Kanonen gelöst, und die Zuschauer brachen in Hurrahrufe aus. Der Kaiser, der Marine=Uniform und das Band des Elephanten=Ordens trug, fuhr in einer dänischen Kriegsschaluppe aus Land. Der König Christian, mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens, der seinem Gaste vorausgeeilt war, begrüßte ihn auf das Herzlichste; der Königin küßte der Kaiser zweimal Hand und Wange. Die Herrschaften traten darauf unter das roth und weiß ausgeschlagene Empfangszelt, wo die Begrüßung sich erneuerte. Dem Commandeur der Ehrenwache drückte Kaiser Wilhelm nach dem Abschreiten der Front die Hand. Nun erfolgte unter anhaltenden Zurufen der Menge die Fahrt in die Stadt. Den Zug eröffnete eine Husaren­eskorte, dann folgte ein Sechsspänner mit den Majestäten, ein zweiter Wagen mit dem Prinzen Heinrich, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wal­demar von Dänemark, ein dritter mit dem Grafen Herbert Bis­marck und dem dänischen Minister des Auswärtigen, sodann das Gefolge. So ging es durch die dicht gedrängte, jubelnde Menschenmenge. Die Damen waren vorausgefahren. Schloß Amalienborg besteht aus vier einzelnen Schloßgebäuden mit alterthümlicher Fagade, deren eines die Winterresidenz des Königs bildet. In dem Palais Christian VII nahm Kaiser Wilhelm mit dem Prinzen Heinrich Wohnung. Die Räume liegen parterre. Sie umfassen ein Vorzimmer, ein Cabinet, Salen, Rauch­zimmer, Schlaf= und Toilettenzimmer. Auch Prinz Heinrich und Graf Herbert Bismarck wohnten parterre. Mittags fand nach der Vorstellung im Schlosse Dejeuner im Rittersaal des Residenzpalais statt. Nachmittags wurde eine Ausfahrt unternommen, bei welcher die Majestäten von der Be­völkerung auf das Herzlichste begrüßt wurden. Abends Uhr war Gala­diner im Palais Christians VII, bei welchem der König auf die Gesundheit seines Gastes trank, worauf der Kaiser dankend antwortete.

Nach der Tafel findet die Rückfahrt nach dem Hafen statt, da der Kaiser die Nacht an Bord desHohenzollern zudringen will, um am Dienstag mit Morgengrauen die Reise nach Kiel fortzusetzen, wo die Ankunft am Abend erfolgen sol, W2#i4g SAahmne umn Aeius urs

Nachtrag aus Kopenhagen: Die personliche Erscheinung des Kaisers hat auf die Dänen einen recht guten Eindruck gemacht. Die am Sonntag noch etwas reservirte Stimmung ist recht theilnehmend geworden, auch die meisten Blätter äußern sich in diesem Sinne. Großer Fremdenzufluß. Die Wohnung des Kaisers ist prachtvoll in gelber, hellblauer, grüner und karmoisinrother Seide und mit persischen Teppichen ausgestattet. Die Tafeln waren mit

einem riesigen Silberschatz bedeckt. Der Kaiser besuchte Schloß Rosenborg und mehrere Sammlungen, er ist sehr erfreut von der herzlichen Pohn

Feltlsche Nachrichten.

Deutschland.

* Berlin, 30. Juli. Das Befinden der Kaiserin Victoria und des neugeborenen Prinzen ist ununterbrochen gut. Die Kaiserin Friedrich ist auf das Sorglichste um ihre Schwiegertochter bemüht.

Nach den bisherigen Dispositionen wird Kaiser Wilhelm am Diens­tag Spätabend von Kiel beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruh eintreffen und dort die Nacht verbleiben. Am nächsten Morgen erfolgt dann die Fahrt nach Potsdam. Im Laufe des August gedenkt der Kaiser auch seine vier Söhne in Oberhof in Thüringen zu besuchen.

Wie aus Stockholm berichtet wird, lautete der Toast, welchen König Oskar von Schweden bei dem Galadiner im Residenzschlosse auf den deutschen Kaiser ausbrachte, wörtlich:Sire! Zu den schönsten und

theuersten Erinnerungen meines Lebens rechne ich die liebevolle Gesinnung, die Cw. Majestät ruhmreicher und verehrter Großvater für mich schon als Jüngling an den Tag legte, fernerhin für mich als Mann und König behielt, und auch die treue Freundschaft, die Ew. Majestät edlen, jetzt in Gott ruhenden Vater seit Langem mit mir vereinte. An diese Erinnerungen schließt sich ja so natürlich die mir so theure Freundschaft Eurer Mojestät

Tage nicht malen könne, er traf dann die junge Frau und konnte mit ihr

Schon hatte er seinen Hut erfaßt, als er denselben wieder niederlegte. Wozu konnte dies nützen? Was gewann er dadurch, wenn er die junge Frau einmal mehr sah! Jede Hoffnung für ihn war ausgeschlossen, denn sie war die Gattin eines Anderen, und er dachte nicht daran, ein Herz zu gewinnen, welches ihm nie gehören durfte.

Er war in der That so unruhig und erregt, daß er nicht malen konnte, er mußte die letzte Sitzung hinausschieben und schnell verließ er seine Woh­nung, um Olga nicht warten zu lassen. Als er das Thor hatte, sah er nach der Uhr und nahm wahr, daß er sich in der Zeit geurt hatte, die Stunde, in der er erwartet wurde, war noch nicht gekommen. Es war ihm nicht unlieb. Der Morgen war schön, er konnte die Zeit zu einem Spaziergange im dem vor ihm liegenden Walde benutzen, vielleicht gelang es ihm auch, sein erregtes Blut zu beruhigen, denn er wollte ruhig sein, um das, was in ihm vorging, nicht zu verrathen.

Ihm zur Seite fuhr langsam eine leere Equipage; der Besitzen derselben schien ausgestiegen zu sein, um in den schattigen Gängen des Waldes sich zu ergehen, wie es oft zu geschehen pflegte. Er bog in emen Zehenzgegein, und als er kaum wenige Schritte gegangen war, sah er Olga Sein Herz schlug schneller vor Freude, er fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Aber auch das Gesicht der jungen Frau schien sich zu färben. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich, Beide wünschten es nicht.

Auch sie scheinen den schönen Morgen genießen zu wollen, ehe unsere Sitzung beginnt, sprach Olga, als er grüßend an sie heran trat.Ich habe mir bereits mehr als einmal Vorwürfe gemacht, daß ich Ihre Zeit, die Sie doch besser benutzen können, so sehr in Anspruch nehme.

Ich kann sie nie besser benutzen," versicherte Kurt, mit aller Kraft gegen eine Verlegenheit, die er empfand, ankämpfend.Ich war soeben im Begriffe, zu Frau Küster zu gehen, um ihr mitzutheilen, daß ich heute nicht

malen kann. 6166 6.

Sie sind doch nicht unwohl! fiel Olga ein und der Ton ihrer Stimme

verrieth eine aufrichtige Theilnahme und Besorgniß.

Nein, aber ich fühle, daß ich heute nicht malen kann.

Also auch Sie sind von Stimmungen abhängig, bemerkte die junge

Nicht oft, aber es kommen doch Tage, an denen ich weiß, nichts gelingen wird, gab Kurt zur Antwort, indem er langsam an Olga't Seite dinschritt.Meine Hand ist unruhig, wenn ich selbst nicht ruhig bin. Olga blickte ihn besorgt an, sie schien fragen zu wollen, was ihn deun ruhige, allein sie unterdrückte diese Frage. 9 16 8

Ich möchte wohl den inneren Hergang eines künstlerischen einmal beobachten, bemerkte sie.

(Fortsetzung folgt.)

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