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„Illustrirtes
9. September 1886.
mit der Sseitigen Gratisbeilage
s Sonntagsblatt.“
13. Jahrg. Meiderich=Oberbausen.
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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.
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Dät die Redaction verantwortlich: Otto Brendow in Nuhrort.
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Die Grecdggite in Bhugarten
Fürst Alexander von Bulgarien hält an seinem, am Freitag gleich
seinem Einzug in Sefia ausgesprochenen Entschlasse, dem Czaren Bulgarien zu öberlassen und abzudanken, fest. Er hat es im Ministerrathe erklärt, er hat es den im Lager bei Sofia befindlichen Truppen gesagt, und ist dabei geblieben, trotzdem die Offictere ihn beschworen, zu bleiben.
Kaiser Alexander sucht die Bulgaren nach Moglichkeit zu gewinnen. Er hat dem Ministerium auf dessen Anfrage um Gewahrung von Garantien für die Unabhängigkeit Bulgariens mitgetheilt, er werde Bulgarien nicht besetzen, sich überhaupt nicht in die bulgarischen inneren Angelegenheiten mischen. Sobald Fürst Altxander Bulgarien verlassen, werde ein russischer Commissar eintreffen, der aber nur guten Rath
Die Neuwahl eines Fürsten, zu welczem der Czar den ihm ganz ergebenen Herzog Alexander von Oldenburg in Petersburg bestimmt, dürfte sich wohl nicht so glatt regeln, denn England scheint gegen diesen entschiedenen Russenfreund Protest einlegen zu wollen. Auch Furst Alexander dürfte nicht so bald abreisen. Einerseits ist die Armee sehr aufgeregt, andererseits räth England, zu bleiben.
Alle nicht zur Armee gehörigen gefangenen Verräther sind bereits freigelassen, Zankow stolzitt wieder frei in den Straßen Sofia's, auch der Mitropolit Clement ist zurückgekehrt. Fürst Alexunder soll in seinem Entschlusse,
udanken, von der Türkei bestärkt sein. Er wird vor seiner Abreise nur eine sehr mäßige Entschadigung für sich und seine Umgebung annehmen.
— Die Tuckei sieht die Lage als ernst an. Sie tüstet nicht nur in der Provinz Adrianopel, sondern auch in Kleinasten.— Daß die Beziehungen zwischen Rußland und England sich verschlechtert, beweist folgende Nuchricht aus Konstantinopel: Wie verlautet, soll der Sultan von russischer Seite darauf ausmeilsam gemacht sein, daß die Ersetzung des gegenwartigen enz lischen Botschafters Thornton durch den Gesandten in Bukarest, White, geeignet sein könnte, die Orientfrage einigermaßen zu verschärfen. White ist ein Feind Rußlands und ein Freund des Battenbergers.
Die englische Regurung hat ein Eircular an die Mächte gerichtet, in dem sie zur Lösung der bulgarischen Wirren Festhalten an dem Berliner Vertrage, aber auch Abänderung des rumelischen Verwaltungsstatutes nach den Wunschen der Bulgaren empfiehlt.
Jurst Alexander besuchte die Kasernen in Sosia und legte die Nothwendigkeit seiner Abreise dar. Er ermahnte die Officiere zur Einigkeit.
Die Türkei versandte ein neues diplomatisches Rundschreiben, um Meinungeaußerungen der Mächte bett, die neue Wendung der bulgarischen Frage herbeizuführen.— In Sofia selbst ist eine bestimmte provisorische Regierung noch nicht gebildet. Der am Montag stattgehabte Ministerrath konnte sich über die Zusammensetzung der Regierung nicht einigen. Es wurde beschlossen, den Fursten Altxander zu ersuchen, vor seiner officiellen Abdankung die Mitglieder für die provisorische Regierung zu bezeichnen.
— Am 11. September wird die große Nationalversammlung zur Wahl eines neuen Fürsten in Sosia zusammentreten. Man erwartet, Furst Alexander werde zunächst wiedergewahlt werden, aber unter keinen Umständen annehmen. Dann kame also der Herzog von Oldenburg an die Reihe.— Ueber den Durchbruchs=Versuch meuterischer Truppen nach Macedonien wird des Näheren gemeldet: Ein Theil des Struma=Regimentes wollte auf turkischen Boden übertreten, wurde aber hieran durch türkische Truppen mit Waffengewalt verhindert, wobei zahlreiche bulgarische Officiere und Soldaten verwundet wurden. Officier Wazow, ein jungerer Bruder des bei der Entführung Alexanders gerodteten Capitans, ist gefallen. Der Rest wurde durch bulgarische Gendarmie entwaffnet und verhaftet.— Auf dem russischen Consulat in Sofia liegt ein Bogen für die Unterschrift solcher Personen auf, welche für die Candidatur des Prinzen von Oldenburg als Furst von Bulgarien sind.
(Fortsetzung auf der zweiten Seite.)
Restiche Kascheden.
Berlin, 8. Spt. Die Abreise des Prinzen Wilhelm von Preußen nach Rußland und zwar nach Warschau, zur Theilnahme an den Jagden, soll am 9. September erfolgen. Wie man der„Nat.=Zig.“ schreibt, wird von untertichteter Seite versichert, die Reise des Peinzen stände jedem politischen Zwecke sern. Die Einladung dazu sei bereits vor längerer Zeit
ergangen und angenommen worden, da an die jetzigen politischen Bewegungen auch nicht entfernt zu denken war.
Am frischen Haff.
Roman von Albert Igenich. (32. Fortsetzung.)
Björnson verzog sein Gesicht zu einem mißvergnügten Lächeln.
„Unterbrechen Sie mich nicht; ich bin noch nicht fertig,“ sagte sie, als er Mune machte, ctwas zu erwidern.
Björnson gehorchte mit einer stummen Verneigung. Zum ersten Male sühlte er ihre geistige und moralische Ueberlegenheit über ihn in beschämender Weise.
„Die contractlichen Bedingungen, unter denen ich das Geschäft allein mit Ihnen abschließe, sind folgende: Zunächst übergeben Sie mir sofort die beiden angeblichen Accepte meines Vaters über die einhundert und siebzigtausend Kronen zu meinem freien Eigenthum. Sodann ändern Sie ebenfalls den Passus in Ihrem Testament, nach welchem Sie mich zu Ihrer Universalerbin vom Tage der Vermählung an einsetzen, dahin, daß dieser Termia bereits vom Tage der Verlobung an eintritt, allerdings mit der Klausel, daß dieser Paragraph selbstverstandlich von selbst ohne Weiteres null und nichtig wird, falls die Verlobung aus irgend einem Grunde außer durch Todesfall rückgängig wird.“
Björnson fuhr empor.
„Das ist in der That eigenthümlich, das—“
„Ist eben reine Geschäftssache!“ unterbrach sie ihn eisig.„Gehen Sie darauf ein?“
„Meinetwegen!“ lachte er.
„Ich werde deshalb sogleich den Notar herbitten lassen, um die Aenderung vorzunehmen.“
„Sage dem Vater, ich lasse ihn bitten, sogleich seinen Rechtsanwalt zu sich bescheiden zu lassen,“ rief sie dem eintretenden Stubenmädchen zu.
„Sie geben ferner Ihre schriftliche Einwilligung, daß die Hochzeit erst
nach einem Jahr vom Tage der Contractsvollziehung an stattfindet.“
„Das ist doch etwas sehr lange. Ich denke, mit einem halben Jahr wäre 4s auch genug. Bis dahin werden Sie sich unzweifelhaft in die neue Lage gefunden haben!“ rief er.
„Meine Bedingungen stehen fest,“ erwiderte sie kalt.
„Nun, wenn es einmal nicht anders ist, so will ich mich auch noch in diese Laune fugen,“ sagte Björnson mit sußsaurem Lächeln.
„Bis zum Tage unserer Verheirathung verpflichten Sie sich, sich aller derjenigen Zärtlichkeiten zu enthalten, wie sie sonst unter Brautleuten Sitte zu sein pflegen.“
„Potztausend, das ist originell! Soll ich mich dazu vielleicht auch noch
schriftlich im Contracte verpflichten?“ lachte er.
„Nein, mir genügt dafur Ihr Wort und Handschlag, den zu halten ich Sie Mannes genug erachte,“ entgegnete sie ruhig.
„Wohlan, sei es, obgleich ich nicht begreise, wie— doch das ist im Grunde gleichgültig und wird sich von selbst geden. Aber nun ist es wohl genug! Oder haben Sie noch einen Paragraphen!“
„Nein, ich din mit meinen Bedingungen fertig. Bitte, kommen Sie nun mit mir zu meinen Eltern, um ihnen unsere Verlobung mitzutheilen und mit Hülfe des Notars die Testamentsänderung vorzunehmen. Die fraglichen Papiere haben Sie wohl die Güte, mir sodann zu übergeben.“
„Hier sind sie. Nehmen Sie sie hin. Ich vertraue Ihnen,“ sagte er,
Sssnge cceche des sachsen=weimarschen dirigirenden Staatsministers von Stichling gereist. Er überbringt die Gluckwünsche des Bundesraths und eine hohe preußische Ordensauszeichnung.
— Der zum Gouverneur von Berlin ernannte General von Werder wird erst Anfang October sein neues Amt antreten. Bis dahin verbleibt er in Petersburg.
— Der Finanzminister von Scholz ist nach Berlin zuückgekehrt.
— Der preußische Gesandte beim Varican, Herr von Schlözer, verläßt mit dem Ablauf seines Urlaubes, Ende dieser Woch=, Berlin, und begiebt sich auf seinen Posten nach Rom zurück. Alle Angaben über bereits schwebende Verhandlungen zwischen Preußen und dem Vatican werden als unbegründet bezeichnet.
— Zur B.twohnung der Silber=Hochzeitsfeierlichkeiten des Fürsten und der Fürstin von Hohenzellern ist König Dom Luiz von Portugal, dessen Schwester die Furstin ist, in Sizmaringen eingetroffen.
— Die„Nordd. Allz. Zeg.“ wendet sich gegen die Ausführungen des Londoner Blattes„Standard“, daß man an dem Punkte angelangt sei, wo die Freundschaft Deutschlands mit Rußland und Oesterreich gleichzenig nicht weiter aufrecht erhalten werden könne.„Ein solcher Punkt könnte vielleicht eristiren, wenn die Voraussetzung von dem unversohnlichen Antagonismus der beiden Kaisermächte wahr wäre, aber diese Voraussetzung ist eb n falsch. Die russischen und österreichischen Interessen lassen sitz sehr wohl vereinigen; die Politik Deutschlands ist daruuf gerichtet, diese Vereinigung her ustellen. Der Kanzler kann Rußland nur gewinnen, indem er sich Oesterreich entftemdet, und kann Oesterreich nur als Bundesgenossen bewahren, indem er Rußland reizt,“ sagt der„Standard“. Er ist der Meinung, daß diese Nothwendigkeit bei der Frage eines Nachfolgers fur den Fürsten Alexander zu Tage treten müsse.„Wenn derselbe ein bloßes Werkzeug des Czaren wäre, wurde die Freundschaft zwischen Oesterreich und Rußland schnell in offene Feindschaft umschlagen.“ Auch diese Behauptungen sind wieder völlig aus der Lust gegriffen. Der„Standard“ weiß doch ebenso gut wie wir, daß der Furst Alexander als ein„Werkzeug des Czaren“ nach Bulgarien gekommen ist und zunächst unter russischem Einfluß regiert hat. Ist denn dieser Zustand für Oesterreich unerträglich gewesen, hat denn damals offene Feindschaft bestanden?„Die englischen Staatsmänner, versichert der „Standard“ am Schlusse seines Artikels, haben Pflichten gegen England, und es wird Fürst Bismarck niemals gelingen, sie in die Falle zu locken, daß sie die Vertheidizung der Balkan=Halbinsel gegen Rußland allein in die Hand nehmen. England wird sich nicht einer Aufgabe unterziehen, die von Rechtswegen Deutschland obliegt.“ Wir möchten dem englischen Blatte darauf antworten, daß Deutschlands Staatsmänner ebenso heilige Pflichten gegen ihr Vaterland haben, als die englischen zegen England, und daß sie sich ihrerseits nicht in die Falle locken lassen werden, die Balkan=Halbinsel gegen Rußland vertheidigen zu wollen!“
— Die Abberufung des englischen Gesandten Thornton aus Konstantinopel, die großes Aufsehen erregt, und dessen Ersetzung durch den Russ.nfeind White erfolgte, weil sich Thornton von den dulgarischen Ereignissen überraschen ließ, Rußland's wachsenden Einfluß nicht energisch genug bekämpfte und schließlich seinen Fehlern dadurch die Krone aufsetzte, daß er die Pforte mit seiner ungeschickten Mahnnote bezüglich der unterbliebenen Reformen in Kleinasien Rußland in die Arme trieb.
— Zu den Mittheilungen der„Nordd. Allg. Ztg.“ über den Empfang des Berichterstatters des„Berl. Tagedl.“ durch den Minister von Giers in Franzensbad hatte das„Tagebl.“ geschrieben,„sein Berichterstatter habe sich bei Herrn von Giers als langjähriger Correspondent des „Berliner Tageblattes“ und der„Petersburger Zeitung“ eingefuhrt.“ Darauf antwortet nun wieder die„Norddeutsche“: Wofur der fragliche Correspondent sich bei Herrn von Giers ausgegeben hat, ist uns nicht bekannt. Wir haben einfach constatirt, daß Herr von Giers nur einen Correspondenten der „Petersburger Zeitung" empfangen hat.
— Der„Reichsanzeiger“ veröffentlicht den Kaiserlichen Erlaß betr. die Einberufung des Reichstages zum 16. September.
— Die Eröffnung des Reichstages wird mit Verlesung einer Throniede durch den Staatssecretär von Bötticher im Sitzungssaale des Reichstages erfolgen. Wenn der Reichstag nur den spanischen Handelsvertrag als Vorlage erhält, werden die Verhandlungen nicht länger als vier oder funf Tage dauern.
— Der Bundesrath tritt kommenden Freitag zu einer Sitzung zusammen.
b esh e ee ee,. Regierungsbezirke und Kreise, deren Volkszahl besonders groß geworden ist, lassen die folgenden stattstischen Angaben besonders interessagt erscheinen: Der devolkeriste preußische Regierungsdezirk ist Düsseldorf mit 1753 824 Einwehnern, dann kommen Breslau mit 1 578899, Oppela mit 1497178, Potsdam mit 1226 239, Arnsberg mit 1187933, Königsberg mit 1170 784, Schleswig mit 1150.233, Frankfmt a. Oder mit 1166358, Posen mit 479, Liegnitz mit 1035.324, Merseburg mit 1027031 Einwohnern, so daß im Ganzen unter den 35 Regierungsbezurken(abgesehen von Berlin)
11 sind, die über eine Million Einwohner haben. Unter den übrigen haben 6 eine Einwohnerzahl von 750.000 bis 1000000, 7 eine solche von bis 750000, 7 von 300000 bis 500000, 4 unter 300000. Unter
den 508 Kreisen sind 46 Stadtkreise. Von den 462 ländlichen Kreisen haben
die meisten 30000 bis 75000 Einwohner; unter 30.000 zählen wir in 81,
meist dannöverschen Kreisen. Andererseits haben 40 Kreise zwischen 75000 Einvohner, 20 Kreise haben mehr als 100000, 9 mehr als
Einwohner und zwar Teltow 163 145, Mülheim a. d. Ruhr(seit
der letzten Zählung getheilt) 151346, Niederbarmim 144747, Roln Landk.eis 139 519, Giadbach 138 400, Essen 136 111, Hagen 135359, Dortmund
134229, Beuthen O.=S. 131922, Rattbor 130.255, Saarbrucken
124367, Waldenburg 117 668, Solingen 115443, Oppeln 115309, Aachen 111 209.
— Zur Besichtigung der Zollanschlußbauten in Hamburg sind Mitglieder der Handelskammern von Bremen, Lübeck und Magdeburg dert eingetroffen. Es fand ein Rundgang und ein Diner statt.
Der Abg. Liebknecht hat seine Agitationsreise nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika angetreten.
— Bei Altona ist eine geheime Socialistenversammlung, die unter freiem Himmel auf offenem Felde am frühen Morgen stattfinden sollte, von der Polizei überrascht. Verschiedene Personen sind verhaftet, nach Feststellung ihrer Persönlichkeiten aber freigelassen.
— Ein Actkaiserlicher Gnade wurde am Sedantage einem Arbeiter in Zeschdorf zu Theil. Der Mann ist seit einigen Jahren in Folge von im letzten Feizuge erlittenen Strapazen hinfällig geworden, förmlich gelahmt und vollig erwerbslos. Seine thätige Frau ernährte ihn und die vier Kinder, aber mit der Zeit erlahmten ihre Kräfte und sie wurde kränklich. Aus Frankfurt a. d. O. schrieb endlich ein Kaufmann, dem die Familie leid that, an den Kaiser, es wurden Erhebungen vorgenommen und am Sedantage erhielt der Mann die Nachricht, daß ihm eine lebenslängliche Pension von 51 Mark monatlich bewilligt sei.
— Zu der Frage, ob man verpflichtet ist, polizeilichen Vorladungen Folge zu leisten, wird der„Voss. Zig.“ geschrieben:„Was die Befugniß der Polizeibehorden zu Vorladungen betrifft, so hat sich der I. Strafsenat des Reichsgerichtes dahin ausgesprochen, daß die Pekizeibehörde zur Vernehmung solcher Personen zuständig sei, von denen sie über eine „strafbare Handlung“ Auskunft erhalten zu können glaubt oder die sie einer strafbaren Handlung fur verdächtig hält. Dem zu Folge sei die Polizeibehörde berechtigt, solche Personen in ihre Bureaus zu bestellen. Die öffentliche Aufforderung zur Nichtachtung derartiger polizeilicher Vorladungen sei deshalb aus§:00 des Reichs=Strafgesetzbuches als Aufforderung zum Ungehorsam gegen die von der Obrigkeit innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen zu bestrafen.“
— Mit den diesjährigen großen Herbstmanövern werden auch Uebungen der Feldpost stattfinden.
— Bei der in Bern tagenden internationalen Conferenz zur Errichtung einer Union zum Schutze des literarischen und künstlerischen Eigenthums haben Deutschland, Frankreich, Italien, die Schweiz, Belgien, Großbritannien mit allen Colonien, Haiti, Liberia, Tunis, insgesammt 500 Millionen Seelen, ihren Beitrut erklärt. Andere Staaten wollen später folgen.
— Die Entschädigungsansprüche wegen Flurschäden, welche durch die Truppenubungen entstehen, mussen nach gesetzlicher Vorschrift unm ttelbar nach eingetretener Beschadigung Seitens der Beschädigten der geordneten Behorde angemeldet werden, welche die anzemeldeten Beschädigungen sofort zu besichtigen und auf Verlangen des Beschädigten alsbald diruder zu entscheiden hat, ob und wie weit die Aberntung der beschädigten zutreten hat Auch hut sie diese Aberntung anzuordnen, insoweit
deim Verbl iben der Früchte auf dem Felde ein höherer als der durch die Truppen verursachte Schaden entstehen würde, namentlich also bei den dem Verderden ausgesetzten Früchten.
Nue esiengen buaut unr deue bschäht aban und dr der reichend.
„Ich danke Ihnen. Bitte, gehen Sie nun voraus; ich folge Ihnen auf dem Fuße!“
Er verließ mit einer leichten Verneigung das Zimmer.
Elsa schopfte fief Athem und faßte sich mit der Hand an die Stirn. Sie brannte wie Feuer, und es war ihr, als ob sich die Gegenstände in ihrem Zimmer um sie im Kreise diehten.
„Muth, Muth! Bald ist Alles, auch das Schlimmste vorüber!“ flüsterte sie halblaut.
Einen Blick warf sie auf die beiden v.rhängnißvollen, in ihrer Hand befindli hen Documente, dann verharg sie sie an ihrem Busen und verließ ebenfalls das Zimmer, um Björnson zu ihren Eltern zu folgen.
„Siehst Du, daß ich Recht hatte, als ich Dir gestein sagte, daß Deine Tochter vernunfuig sein werde,“ raunte Björnson dem Consul zu.„Ich habe mein Ziel verfolgt und erreicht!“
„Noch nicht. Noch bedarf es meiner Einwilligung,“ fuhr der Consul heftig auf.
„Die Du auf meinen ausdrücklichen Wunsch nicht versagen wirst,“ sagte Elsa, die undemerkt hinzugetreten war.
Der Notar, der langjährige Freund des Consuls, trat ein. Erstaunen und Besturzung malte sich auf seinem Gesichte, als er den Zweck seiner Bestellung erfuhr und die bleichen, verstörten Zuge seines Freundes, die rothgeweinten Augen seiner Gattin, die Marmorblässe Elsas bemerkte.
Doch er mußte seiner Pflicht genügen.
„Ich werde den Contract dictiren,“ sagte Elsa bestimmt, als die Testamentsveränderung vollzogen war.„Es ist doch gestattet?“
Der Notar nickte stumm mit dem Kopfe, und mit klaren festen Worten dictirte nun Elsa ihren Ehecontrakt mit Bjornson.
Derselbe wurde sodann vom Notar laut vorgelesen und von den beiden Contrahenten, sowie von den herbeigerufenen Zeugen unterschrieben.
Ein merkliches Zittern hatte Eisa erfaßt, als sie die Feder ergriff, die mit einem einzigen Zuge über ihr ganzes Leben entscheiden sollte. Bald aber gewann ihre Energie die Oderhand, und sie unterzeichnete mit festem, schnellem Zuge.
Der Consul mußte mehrmals ansetzen, ehe er seinen Namen unter den Consens setzte, und erst nach einem entschiedenen Blicke Elsas vollzog er die Unterschrift.
„So, das wäre abgemacht!“ rief Elsa, tief athmend.„Und hier vernichte ich vor Ihnen, Herr Rechtsanwalt, als Zeugen in amtlicher Eigenschaft, diese beiden auf meinen Vater lautenden Wechsel=Accepte in Höhe von einhundertundsiebzigtausend Kronen. Bitte, überzeugen Sie sich von deren Richtigkeit.“
Damit zog sie beide Papiere heraus und übergab sie dem Rechtsanwalt.
Der Notar überflog sie erstaunt, dann gab er sie ihr zurück, worauf sie von Elsa mitten durchrissen wurden.
Sie reiste Bjornson ihre Hand, der sie mit einem Blicke der Bewunderung betrachtete und die Hand respectooll an seine Lippen zog, umarmte stumm ihre Eltern und reichte auch dem Notar, der nun den ganzen Sachverhalt begriff und vor Bewegung keines Wortes mächtig war, ihre Rechte, die derselde herzlich drückte.
„Sie, Heir Björnson, und Ihr, liebe Eitern, gestatten mir wohl, mich
itzt auf einige Stunden in mein Zimmer zurückzuziehen. Ich bedarf der Ruhe,“ sagte sie matt.
„Goit sei mit Dir!“ flüsterte ihr Vater, kaum länger fähig, sich aufrecht zu erhalten.
Mit einer Verneigung gegen Björnson und den Notar und einem freundlichen Zunicken gegen ihre Eltern verließ sie das Zimmer.
Gleich darauf empfahl sich auch der Notar, nicht ohne seinem Freunde kopfschuttelnd einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen.
„Ich besuche Dich bald, heute, morgen, wenn ich Zeit habe,“ sagte der Consul.
„Soll mich in der That freuen. Auf Wiedersehen!“ entgegnete er.
Die Drei waren jetzt allein im Zimmer.
„Laß den Sturm sich legen, Vetter,“ sagte Björnson zu dem mit gesenktem Haupte und auf den Fußboden gerichteten Augen mit großen Schriten das Zimmer durchmessenden Consul und seiner Gattin, die, das Haupt auf die Arme gestutt, auf ihren Sessel am Fenster Platz genommen hatte.„laß den Sturm sich legen. Nach demselben folgt immer wieder Sonnenschein. Elsa wird sich schneller, als ihr glaubt, in ihre neue Lage finden und, umgeben von Glanz und Reichthum, von mir geehrt und ge
bald mit ihrem Loose zufrieden und— schließlich glücklich sein. Derartige Beispiele liefert das Leben Tausende.“
„Gott gebe es, Gott gebe es! Wenn je eins glücklich zu sein verdient, so ist es dieses edle, opfermuthige Herz:“ rief der Consul.
„Und da es nun einmal so ist, da Eisa selbst mit der größten Bestimmtheit diesen Entschluß gefaßt und jede Einrede von Euch zurückgewiesen hat, so laß auch Deinen die Herstellung eines erträglichen Verhältnisses
wie sie sind. Elsa giebt
nur ihre erste schwärmerische Jugenbliebe auf, wie dies ja die allermeisten Mädchen thun mussen, eine Schwarmerei, die ihr außer ihr selbst durchaus keinen weitern reellen Nutzen vorläufig und vielleicht für immer bietet, und tauscht dafur die Rettung ihrer Familie aus druckender Kalamität und eine glänzende, sorgenlose Zukunft ein. Dieser Einsicht wird sie sich ber ihrem Verstande in kurzer Zeit nicht verschließen,“ erwiderte Björnson.
„Ich hoffe, Du wirst wenigstens soviel Gefuhl besitzen, um ihr durch Güte und rücksichtsvolles Entgegenkommen das schwere Opfer, das sie bringt, zu erleichtern zu suchen. Dadurch allein ist es möglich, mit der Zeit ein gegenseitiges, wenigstens freundschaftliches Verhältniß herzustellen,“ sagte der Consul.
„Ich werde alles thun, was in meinen Kräften steht, darauf gebe ich Dir und Deiner Gattin hiermit mein ehrliches und aufrichtiges Wort. Ich werde jetzt gehen, um einige dringende schriftliche Angelegenheiten zu besorgen. Morgen werde ich wiederkommen, um mich nach Elsas und Eurem Befinden zu erkundigen. Bis-dahin wird sich die erregte Stimmung jedenfalls beruhigt haben.“
Er reichte Beiden die Hand und ging.
Zur Zeit, während sich dies im Hause des Consuls zutrug, lehnte Johannes, der ahnungslos längst mit gutem Appetit sein Frühstück verzehrt hatte, an dem Steuerrade sein Schiffes und blies die blauen Rauchwolken seiner Cigarre behaglich in die laue Morgenluft hinein.
Die düstere Wolkenschicht, die über Nacht den Himmel bedeckt, hatte sich verzagen, und der A. her erziänzte wieder in reiner, klacer Bläue.
„Dus wird heute ein herrlicher Taz, und ich will doch nachher gleich