Die tägliche Gubgabe bei„Most.
alschen Mertar= mit den Gratisbellagn an Senlinchste, Seuniessritr und„Dauaktischer Natgober Nür Land
und Lanswirtschasr“ Achtet, duns mniken Baten kooge, ahn auf der Ses ebgesst
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Brnstrich R. Sishe.
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Kölnische Landeszeitung.
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„Im Famillenkreise“,„Sonntaggrahe“ und„Prattischer Ratgeber für Land= und Hauswirtschast“.
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I.B.: H. Theifling in Köln.
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N. 274.(Dienstag) Gsln, den 26. Noenber 1912.(Kound) 35. Jahrnaung.
Der Krieg auf dem Balkan.
Krieg oder Frieden?
Die Befürchtungen, der mit solch elementarer Bucht zum Ausbruch gekommene Balkankrieg bune nicht lokalisiert werden, waren bei Beinn des Krieges ziemlich allgemein. Den Bejuhigungen der Diplomaten und mehr nos hrem offensichtlichen Bemühen, den Weltfrieden n wahren, ist es aber gelungen, die Befürchlungen zu zerstreuen und optimistischer Aufhflung die Wege zu bereiten. Einen Monat ung hat jetzt auf dem Balkan ein furchtbarer Frieg gewütet, die Spannung über seinen Verduf hat nachgelassen, und do Europa seine Aufgerksamkeit von den Vorgängen im nahen brient wieder auf sich selbst konzentriert, benerkt es erschreckend, daß es selbst auf einem Hulversaß sitzt. Die Gefahr, daß der Balkanbrand auf ganz Eurova übergreisen Ennte, ist wieder sehr nahe gerückt: und
gerade die überraschende Rube, wit der die Presse und die öffentliche Meinung ganz Eurosas biese Erkenntnis aufrisztuat, beweist den #rußt der Stunde. Während vor einem Monat die Sorge um die nächste Zukunft die Gemüter illgemein bennrupigte, steht man jetzt gesaßt und entschlosin der Entwicklung der Dinge zu, pernimmt man ohne sonderliche Erregung von der Zuspitzung des serbisch=öfterreichichen Konslikts, der eine
russisch=österreichische Spannung hervorgerufen hat. Wohl ist man sich bewußt, welch ungeheuerliche Tragweite eine weitere Verschärfung des österreichisch=russischen Gegensatzes haben könnte, doch man bewahrt die Rube und gibt dadurch trov allem Hoffnung auf eine gute Zukunft. Die Augen Eurovas sind auf Petersburg
berichtet: dort muß die Entscheidung fallen. 95 die Völker Enropas in Wossen aufstehen sollen, und die furchtbaren apokalpptischen Reiter, die berade den Balkan verbeert haben, auch ganz Europa in ein Leichenfels und blühende Städte in Ruinen verwandeln sollen. Eine gewaltige
Eiesen Stu. sischen Staatsmännern, die über Krieg und Prieden in Europa entscheiden können. Der Pernüntigs, Neuchenverstand kann den Gedanken nicht fassen, daß Rußland der kleinen serbischen Interessen wegen den Weltbrand entachen könnte. Was liegt Rußland im Grunde pbaran, ob Serbien einen Abriahafen bekommt oder Albanien okkupiert! Rußland interessiert kur die Dardanellenfrage und Konstantinopel; am Abriatischen Meer kann Rußland nur sebe entfernte und schwache Interessen haben. Stellt es sich dennoch auf Seite der Serben mit der Front gegen Oesterreich, so sind die serbischen Ansprke nicht Grund, sondern nur Vorwand des rufsischen Vorgehens.
Das weiß die Welt, und darum würde auch gichts ein solches Vorgehen Rußlands beschöntben und rechtfertigen können. Die unabstreitbaren
Mobilmachungen in Rußland und Oesterreich
berechtigen allerdings noch nicht zur Annahme, dat das Schlimmste bevorsteht; sie bekunden nur das Mitztrauen, das gegenwärtig zwischen Rußland und Oesterreich=Ungarn besteht. Dieses Mitztrauen würde in demselben Augenblicke schwinden, wo Rußland in Belgrad erklären wird, daß die stegestrunkenen Serben auf seinen Beistand nicht zu rechnen haben. Es darf vor allem nicht im serbischen Volke die Hoffnung genährt werden, es könnte seine Anpriche gegen Oesterreich und den ganzen Dreibund durchsetzen. Ihm muß mit aller DeutlichLeit beigebracht werden, daß es
absolut nicht auf die Unterstützung einer Großmacht in der Geltendmachung seiner Forderungen, die über das Mindestmaß des von Oesterreich Annehmbaren hinausgehen, rechnen kann. Wenn das dem König Peter, seinen Offizieren und seinen Ministern klar wird, dann ist bundert gegen eins zu wetten, daß man auch in Belgrad ver
nünftiger zu sprechen imstande ist. Das dürfte umsomehr der Fall sein, da die Balkanerwerbsgesellschaft allem Anscheine nach jetzt schon
vor der Auflösung
steht und Serbien vielleicht in nächster Zeit schon genug zu tun haben wird, um noch bescheidenere Ansprüiche, als die gegen Oesterreich erhobenen bei seinen bisherigen Bundesgenossen durchzudrücken. Die Serben haben mit den verhältnismäßig kleinsten Opfern die größten Erfolge errungen, während die Bulgaren die Houptarbeit zu verrichten hatten und ungeheure Opfer gebracht haben, ohne daß sie voraussichtlich erreichen werden, was sie erhofften. Der Ausgleich muß dann durch
Teilung der serbischen und hellenischen Bente
geschaffen werden. Es muß bald Klarheit geschaffen werden über die Stellung der europäischen Großmächte, Rußland muß bald das entscheibende Wort sprechen; man darf hoffen, daß die Zusammenkunst des Kaisers mit dem Erzherzog=Thronfolger diese Entscheibung zu
gunsten des Friedenz beinflussen wird.
Oerens greiastungn
Offiziöse Berubigungspulver.
Berlin, 25. Nov. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt:
Die biesige Börse war heute ungünstig beeinflußt durch einen Artikel der Neuen gesellschaftlichen Korrespondenz, der sich auf eine „besonders vorzüglich unterrichtete Seite“ beruft. Er enthält folgende tatsächlichen Behauptungen: 1. Der russische Minister Sassonow habe vor vier Tagen seinen Standpunkt in der serbischen Hafenfrage geändert. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil die Mächte übereingekommen sind, sich in keiner einzelnen Frage aus dem Balkanproblem zum voraus festzulegen; 2. Oesterreich= Ungarn habe fünf Armeekorps mobilistert. Dies entspricht nicht den Tatsachen, wie sich jedermann aus den offiziellen Wiener und Budapester Darlegungen überzeugen kann: 3. Oesterreich=Ungarn beabsichtige, in wenigen Tagen ein Ulttmatum in Belgrad zu überreichen. Auch diese Behauptung ist unwahr. Wie schon oben gesagt, soll die albanische und abriatische Frage erst im Verein mit den andern, aus den Vorgängen am Balkan entstandenen Fragen diskutiert und geregelt werden. Es is besonders unverantwortlich, durch derartige unlautere Nachrichten die öffentliche Meinungin einem Augenblick zn bennruhigen, in dem die Regierungen aller Großmächte ernsthaft bemüht sind, für immerhin schwierige Fragen eine friedliche Lösung zu finden
der Reichshauptstadt war beute mittag das benunrubigende Gerücht verbreitet, unsere beiden ostorenßischen Armeekorps würden mobil gemacht. Die Köln. Zig. ist zu der Feststellung ermächtigt, daß keinwahres Wort daron ist und daß keine derartige Maßregel getroffen worden ist.
Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen.
Konstantinopel, 25. Nov. Der gestrige Ministerrat, der für die Waffenstillstands= und Friedensverhandlungen die Anweisungen festsetzen sollte, dauerte bis 10 Uhr abends. Vor Schluß des Ministerrats begab sich Reschid Pasch ain das Hauptquartier.
Sofia, 25. Nov. Die erste Zusammenkunft der türkischen und bulgarischen Bevollmächtigten für den Waffenstillstand findet beute um 1 Uhr nachmittags in Bagdschehschibkibi bei Büjük Tschekmedscheh statt.
Die Lage in Konstantinopel.
Die jungtürkische Verschwörung.
Konstantinopel, 25. Nov. Das Kriegsgericht veröffentlicht eine Bekanntmachung über die Ursachen der Verhaftung ebemaliger jungtürkischer Minister und anderer Mitglieder des Komitees. Darin heißt es, die Voruntersuchung habe ergeben, daß das Komite versucht habe, vor dem Kriege und während desselben die Moral der Armee zu schwächen. Das Komitee habe auch ein Komplott angezettelt zur Ausführung von Bombenattentaten gegen den
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. Zur Besetzung von Mytilene durch die Griechen.
Oben: Blick auf die Hauptstadt Mytilene vom Hafen aus. Unten: Uebersichtskarte der Insek.
Die Besetzung von Mutilene durch die Griechen.
Das grtechische Geschwader hatte bereits die am Eingang zu den Dardanellen gelegenen Inseln Lemnos, Imbros, Samothraki und Tenedaz besetzt. Run dat auch ein griechisches Geschwader Mytilene in Hesitz genommen. Die große Insel Mytilene liegt in der Nord=Aeggeis an der Kleinastatischen Küste, zwischen der Dardanelleneinfahrt und der Insel Chios. Das griechische Geschwader bestand aus vier Panzerkreuzern, darunter„Aweroff“, fünf Torpedobootszerstörern, einigen Torpedobooten und drei Transportschiffen. Die Transportschiffe trugen eine
Militärabteilung und ein Detachement Marinssoldaten. Admiral Knadiorotis ließ die Behörden zur Uebergabe der Insel auffordern, und der Zivilgonverneur, der persönlich an Bord gekommen war, gob auch seine Bereitwilligkeit zu erkennen, nur meldete er, daß die türkische Besatzung nicht an eine Uebergabe denke, sondern sich in das Innere der Insel zurückgezogen habe. Man landete daher sofort die griechische MarineInsanterte und hißte die griechische Flagge. Die griechischen Truppen in Stärke von 1100 Mann haben bereits die Verfolgung der türkischen Besatzung ausgenommen.
Sultan, den Kriegsminister und andere Würdenträger.
Die Dardauellen sind nicht geschlossen.
London, 26. Nov. Der Konstantinopeler Vertreter von Lilonds Agentur meldet ebenso kurz wir klar: Die Dardanellen=Passage bleibt offen.
Die Belagerung Adrianopels.
Sofia, 25. Nov. Die Besatzung Adrianopels unternahm gestern einen neuerlichen Ausfall gegen den südlichen Teil der bulgarischen Belagerungsarmee; sie wurde aber mit sehr bedeutenden Verlusten zurückgeschlagen.
Bulgariens letztes Aufgebot.
Sosia, 25. Nov. Die jüngst einberufenen Rekruten des Jahrgangs 191s werden nach genügender Vorbereitung zum Kriegsschauplatz abgeben.
Die Cholera
in der Hauptstadt Bulgariens.
Sofia, 24. Nov. Hier ist ein Cholerafall festgestellt worden. Der Kranke befinbet sich auf dem Wege der Besserung. Es sind energische Maßnahmen getroffen worden, um eine Ausbreitung der Seuche zu rerhindern.
Die stegreichen Serben.
Die Schlacht bei Monastir.
Belgrad, 25. Nov. Nach einem hier vorliegenden ausführlichen Bericht über die Schlacht bei Monastir hatten die Türken bei Monastir drei Armeekorvs und zwei selbständige Truppendivisionen. Am westlichen Flügel befand sich das fünste Armeekorps unter Dschavid Pascha, welcher das Terrain von Gopesch bis zur Höhe von 1150 Meter besetzt hielt. Das türkische Zentrum (7. Armeekorrs unter Fedih Pascha) befand sich auf der Linie Zrnobok=Kukurecani=Resna. Am östlichen Flügel stand das 6. Korps unter Zekti Pascha im Roum Trn=Karamona=Novaki. Die aus beiden Divisionen bestehende Armeereserve stand bei Steta Nadalja. Die serbischen Trupven entwickelten sich zum Kampf entlang des linken Ufers der Cerna. Der Fluß war infolge Ueberschwemmung teilweise 800 Meter breit. Der Flußübergang wurde von der in befestigter Stellung aufgefahrenen türkischen Artillerie verteidigt, wodurch die serbischen Truppen große Verluste erlitten. Die serbischen Soldaten wateten bis zu den Hüften im Wasser.
Am ersten Tage der Schlacht überschritt die
serdische Armee den Cernafluß und näherte sich den türkischen Verschanzungen bis auf 200 Meter. In der darauffolgenden Nacht erstürmte das Regiment des Obersten Basie die erste türkische Stellung und ermöglichte hierdurch den Vormarsch der serbischen Armee. Am zweiten Tage griff die serbische Morayadivision die nordöstliche türkische Stellung an, um den Türken den Rückzug nach Ochrida(das inzwischen auch von den Serben besetzt ist) abzuschneiden. Einer Di. vision gelang es, im Laufe des Tages die Höhe 1150 Meter zu erstürmen.
Am nächsten Tage kam es zu einem erbitterten Kampfe bei Mareia, in dessen Verlauf es der serbischen Division gelang, die Straße nach Ochrida zu besetzen. Da die Türken in Halbpermaneng und Feldbefestigungen verschangt waren, mußten auch die serbischen Truppen Brustwehren auswersen, von denen sie sich Schritt für Schritt den türkischen Stellungen näherten, wo es schließlich zu einem blutigen Handgemenge kam.
In der Nacht zum vierten Schlachttage zog sich eine Division des 5. türkischen Armeekorps mit Artillerie auf Florina zurück, wurde jedoch am Morgen von serbischer Kavallerie und Insanterie verjagd und bei Medjidat geschlagen. Am vierten Schlachttage unternahm das Korps Dschadid Pascha einen verzweifelten Versuch, nach Ochrida durchzubrechen. Nach einem heftigen Kampfe bei Peristeri, wobei den Türken durch die serbische Kavallerie große Verluste zugefügt wurden, entfloben sie gegen den PresvaSee, wo sie sich jetzt versteckt haben. Fetih Pascha zog sich gegen Resna zurück. Er selbst siel im Kampfe. Die Schlacht bei Monastir spielte sich in einem Raum von 50 Kilometer Breite ab und war äußerst blutig und erbittert. Nach Privatmeldungen liegen auf dem Schlachtfelde 17000 Tote und 30000 türkische Verwundete. Die Serben hatten 3000 Tote und eine große Anzahl Verwundete. Beide Gegner kämpften mit wahrhafter Todesverachtung. Die serbischen Truppen stürmten mit großer Bravour die türkischen Batterien trotz des mörderischen Kartätschen= und Geschützfeuers.
Belgrad, 25. Nov. Die Armee des Kronprinzen erbeutete in Monastir 51 türkische Geschütze. Insgesamt wurden bisher 200 Geschütze erobert und in Monastir 10000 Gesangene gemacht. Die zuerst verbreitete Naricht, wonach 50000 Gefangene gemacht worden feien, erweist sich also als serbische Aufschneideret.
Besetzung der Insel Chios.
London, 25. Nov. Das Reutersche Bureau meldet aus Smyrna: Chios soll durch die Griechen besetzt worden sein.
Zum österreichisch-serbischen Konflikt.
Der Fall Prohaska.
Wien, 25. Nov. Das Auswärtige Amt gibt bekannt, daß Konsul Edl, der ausgesandt worden ist, um über den Konsul Prohaska in Prifren Auskünfte einzuholen, noch immer in Uesküb weilt, wo er seit zwei oder drei Tagen unter allerlei Vorwänden zurückgehalten werde. Es fügt hinzu, daß dieses merkwürdige Verbalten das Verhältnis Oesterreich=Ungarns zu Serbien wieder erheblich verschlechtere. Angesichts dieser Meldung verstärkt sich bier die Ueberzeugung, daß Prohoska tatsächlich etwas geschehen sei und daß er verwundet in Prisren daniederliege.
Rückberufung des österreichischen Geschwaders.
Wien, 25. Nov. Die Militärische Korresvondenz meldet: Die in der Levante befindlichen Schiffe des österreichisch=ungarischen Geschwaders sind nach den heimischen Gewässern zurückberufen worden, da ihre Anwesenheit daselbst nicht mehr nötig und im Hinblick auf die großen Kosten nicht weiter gerechtfertigt erscheint. Ebleiben bloß die Kreuzer Aspern in Konstantinopel und Maria Theresia in Salonik zur Verfügung des Botschafters bezw. des Generalkonsuls.
Rumänien und die Türkei.
Bukarest, 25. Nov. Der König empfing heute mittag Osman Kisami Pascha in anderthalbstündiger Audienz, der um 4 Uhr nachmittags eine fünfviertelstündige Beratung Osman Risamis mit dem Ministerrräsidenten Majoreseu folgte. Im Laufe des Abends empfing König Karl den Ministerpräsidenten.
Das Voln stehr auf.
Roman aus den Freiheitskriegen.
Von Frit Erns.
(Nachdruck verboten.]
Im Schutz eines Dorses verließ Körner das Gefährt, dankte dem Arzt und den beiden Mädschen und nahm aber drei herzlichste Segenswünsche mit auf seine gefährliche Wanderung, die ihn über EChemnitz nach der schützenden böhmischen Grenze führen sollte.
Voller Ungebuld erwartete Werner des Dokkors Rückkehr. Erst gegen Mittag hielt der Wagen mit Dr. Wendler und den beiden jungen Damen wieder vor dem Hanse und der besorgte Freund erfuhr, daß alles nach Wunsch gegangen sel. Da begann auch er, seinen Aufbruch vorzubereiten, und der Doktor, der die Größe der Gefahr bei noch längerem Bleiben wohl kannte, bestärkte ihn in seinem Vorhaben. Am Abend des nächsten Tages schritt ein junger kräftiger Bauer aus Leipzigs Toren ins sinkende Abendrot.
Die ganze Nacht hindurch marschierte er nach korden zu, und erst als am nächsten Mittag die Sonne im Zenith stand, kehrte er in einem kleinen Dorftruge zu kurzer Rast ein.
Em Ecktisch saßen ein paar Bauern und betrachteten den Ankömmling voll Neugier und Mißtrauen.
i Eine junge Wirtin brachte ihm zu trinken. Dann setzte sie sich hinüber an den Tisch in der Edke.
Die Bauern sprachen so laut, daß Werner jeWort verstehen konnte.
„Das sag ich Euch,“ rief der eine, dem Sorgen und Entbehrungen die Züge vor der Zeit gesaldet hatten,„das sag ich Euch, kommts jetzt zum Frieden, dana nehm ich Weib und Kind mit mir und geh nach England. In dem Land hier bleib Ach dann zimmers
„Recht hast, Kugelbauer ich hab mei'm Jungen gesagt, daß er sich nicht wieder sehn läßt bei mir, eb die Franzosen nicht zum Lande'nausgejagt sind.“
„Mein Alter kommt mir auch nicht eher zurück; Kimmte die Wirtin bei, indem sie ein Blatt aus ihrer Schurzentasche zog und es auseinandersaltete.
„Da lest, was unser König uns zu sagen hat.“
„Gebt her, Frau,“ rief der erste voll Ungeduld und las den anderen, die sich um ihn brängten, die Worte vor:
„Der Feind hat einen Wafsenstillstand angeboten. Ich habe ihn mit meinen Alliierten angenommen. Das ist geschehen, damit die Nationalkraft, die mein Volk bis jetzt so ruhmvoll gezeigt hat, sich völlig entwickeln könne. Rastlose Tätigkeit und ununterbrochene Anstrengung werden uns dahin führen.
Bis jetzt war uns der Feind an Zahl überlegen, und wir konnten nur den alten Wassenruhm wiedergewinnen; wir müssen jetzt die kurze Zeit benutzen, um so sark zu werden, daß wir auch unsere Unabhängigkeit erkämpfen.
Beharrt in Eurem festen Willen, vertraut Euerem Könige, wirkt rastlos fort, und wir werden auch diesen heiligen Zweck erringen.
Friedrich Wilhelm.“
Ein kurzes Schweigen folgte den Worten.
Dann meinte der Vorleser:
„Seht Ihrs, der Feind hat den Wassenstillsand selber angeboten.“
„Wer weitz, was für eine Falle dahinter steckt, und ob das überhaupt wahr ist.“
„Du, unser König hat das gesagt:“
„Unser König kann sich auch irren.“
„Das tann er. Aber er wird uns nicht belügen. Wir sollen ihm vertrauen, schreibt er, und wir sollen weiterrüsten, schreibt er, und das woillen wir zuch inn:
Laut stimwten die anderen dem Sprecher bei. Die Wirtin nahm das Blatt wieder an sich und barg es in der Schürzentasche.
Werner zahlte und verließ mit freundlichem Gruße das Gasthaus. Was er gebört hatte, gab ihm Vertrauen und Zuversicht wieder und Hoffnung auf den endlichen Sieg. Ueberall in den Dörfern, durch die er kam, fand er den gleichen unversöhnlichen Fremdenhaß, überall den Drang nach Krieg und die heimliche, quälende Sorge vor einem vorzeitigen Frieden. Die Begeisterung des Volkes für seine Aufgabe war so groß, daß die lähmende Enttäuschung des langen Waffenstillstandes se nicht zu erschüttern vermochte.
In der Gegend von Ratzeburg stieß er wieder zu seinem Korps, das ihn schon zu den Toten gezählt hatte. Lützow, der nicht mehr gehofft hatte, seinen Lebensretter gesund wieder zu sehen, schüttelte ihm dankbar die Hand. Ein großer Kreis lauschte den Erzählungen von seiner und Körners Rettung, den man ebenfalls längst tot geglaubt hatte. Um so lauteren Ausdruck gab man der freudigen Hoffnung, den Dichter bald wieder in der Schar willkommen heißen zu können.
Eine Weile mußten sie sich freilich noch gedulden, denn der junge Held lag in Böhmen aufs neue an seiner Wunde darnieder, die nach den Anstrengungen der Flucht wieder aufgebrochen war. Aber die Pflege mütterlicher Freundinnen und Körners kräftige Natur überwanden auch diesen Rückfall, und als das Gerücht durch die Lande ging, daß der schon einmal verlängerte Waffenstilstand am 10. August endgültig gekünbigt werden sollte, da litt es den Dichter nicht länger in Böhmen. Entschlossen schrieb er seinen Lieben, die er nicht gesehen hatte, einen Abschiedsbrief und trat die Rückreise zu seinem Korps an, das ihn mit lautem Jubel empfing und ihm zu Ehren seine Lieder sang.
In der Nacht vom 10. zum 11. Augus flamm,
ten auf den Höhen rings um Prag die Feuerzeichen auf, die den ungeduldig wartenden Heeren den Beginn der Feindseligkeiten verkünden sollten. Ausatmend hatte um Mitternacht Wilhelm von Humboldt, der Preußen auf dem Prager Friedenskongresse vertrat, seine Uhr in die Tasche gesteckt, als keine versöhnliche Nachricht von Napoleon bis zur festgesetzten Stunde eingetroffen war. Ueberlegen lächelnd hatte sich Graf Metternich erhoben und die Versammlung mit den Worten ausgelbst:„Ich betrachte jetzt Napoleon als einen toten Mann.“ Eine Stunde später hielt der französische Gesandte Oesterreichs Kriegserklärung in der Hand, und Wilbelm von Humboldt sandte an seinen König eilig die Botschaft, daß sich die Hoffnung des ganzen Landes erfüllt habe. Oesterreich sei dem Bündnis gegen Napoleon beigetreten.
Darum loderten in jener Nacht auch auf allen Gipfeln des Riesengebirges die Feuer und trugen die frobe Kunde bis tief nach Schlesien hinein. Eilboten verbreiteten sie von dort über alle deutschen Lande bis zum Norden hin, wo jetzt die Lützower standen. Unbändige Freude erfüllte die Schwarzen und Körner selbst befreite sich von dem ihn überkommenden Glücksgefühl mit einem neuen Liede.
Die Lützower zählten bei Wiederbeginn des Krieges 3000 Mann Fußvolk und 500 Mann Reiterei. Auch eigene Artillerie hatte das Korps und England hatte ihm während des Waffenstillstandes neue Uniformen geliefert. Die ursprüngliche Bestimmung der Schar, im Rücken des Feindes eine Volkserhebung zu veranlassen, war jetzt hinfällig geworden. Darum wurde das Korps nach Norden dirigiert und unter den Befehl des Generals von Bülow gestellt, der unter dem Oberkommando des schwedischen Kronprinzen Bernadotte stand. Auf Befehl Bernadottes sollte sich Lützow dem aus hanseatischen, preußtschen und russischen Truppen bestehenden
Korps des Generals von Wallmoden anschließen, der Hamburg entsetzen und den französischen Marschall Davonst aus Norddentschland vertreiben sollte.
Der bedrohte mit einem überlegenen Heere von Dänen und Franzosen Berlin, und Wallmodens erst Aufgabe war es, ihm den Weg nach der Reichshauptstadt zu versperren.
Am 16. August ging nach Ableuf der achttägigen Kündigungsfrist der Wassenstillstand zu Ende und vom 17. ab standen die Lützower tagtäglich im Feuer. Durch kühne Streifzüge und verwegene Ueberfälle bennruhigten sie unaufhörlich den Feind und bald waren sie im Norden bei den Franzosen nicht minder gefürchtet und gehaßt. als vordem in der Elbgegend.
In dem kleinen mecklenburgischen Dorse Kirch=Jesar machten die Schwarzen nach der Rückehr von einem glücklichen Uebersall Halt. Noch zu frisch und zu sehr mit den bunten Ein drücken des Tages beschäftigt, als daß sie schon im Schlafe Rube finden konnten, gingen die Freunde in den Wald. Im Scheine der Dämmerung schrieben beide nach Hause. Werner an die Mutter, Körner an die Eltern.
Dann nahm Körner sein Notizbuch heraus und obwohl er kaum noch die Hand vor den Augen seben konnte, schrieb er schnell ein paar Berse nieder, die ihm durch den Sinn gingen.
Schweigend betrachtete ihn der Freund. Fröhliches Rusen und Lachen ließ die beiden aus ihren Träumen auffahren. Eine Schar Jäger war ebenfalls in den Wald gegangen und begrüßte die Kameraden mit lautem Halla, Schnell waren ein paar Aeste zusammengetragen und angezündet, und schnell züngelten die Flammen an dem trockenen Reisig empor.
(Fortsetzung folgt)