Der Praktische Ratgeder erscheine wöchent#ich. Er bringt Mitteilungen aus den Gebieten der Land. Forst=, Verten= und Hausvirtschaft, der Cbstbaum=, Blumeu=, Bied=,
Beßingel=, Bogel= und Bienenzucht; außerdem Omuumüßiges aller Art.
für
Land= und Hauswirtschaft.
Verantwortlicder Redakteur: Heinrich Theissing in Köln.— Druck und Verlag von Heinrich Theiffing in Köln.
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Kr. 51. Wochenbeilage zum Rheinischen Merkur, Kölner Land=Boten, Sieg=Boteu und zur Kölnischen Landeszeitung. 1901.
Wie schmücken wir unseren Weihnachtsbaum?
Vielfach wird durch den Luxus, den die vorwärtsstrebende Industrie in allen Zweigen und Gebieten schafft, auch der Ausputz der Chrintbäume übertrieben. Schwer beladen mit allen möglichen und unmöglichen Gegenständen, entspricht ein solcher Weihnachtsbaum durchaus nicht der Bedeutung des hohen, schönen Festes.
Umspringen fröhliche Kinder den Weihnachtsbaum, sollte man recht viele eßbare Sachen, möglichst gebackenes, mit buntem Streuzucker bestreut, mit verschiedenen Gla
suren überzogen und auch wohl mit hübschen Oblaten vellebt, anhängen, auch leichtes Marzipan= und Chokoladengepäck darf nicht fehlen, und diese Sachen müssen mehr nach außen angebracht werden, damit die kleinen Leckermäulchen so mal hin und wieder ein Stückchen erhaschen können,— ei, wie das prächtig schmeckt vom Weihnachtsbaum, so ganz anders, viel schöner als all die anderen Sachen.—
Vergoldete Aepfel und Nüsse sind zwar in den Augen der„modernen Menschen“ veraltet und doch sind dieselben, in den tiefgrünen Zweigen des Baumes gehängt, von reizender Wirkung.—
Ferner sind hübsche Glaskugeln ein empfehlenswerter Baumschmuck. Doch nicht zu viel, es darf, wenn dieselben hübsch wirken sollen, nur hin und wieder eine Kugel aus dem Grün hervorleuchten.
Reizend sehen kleine Puppenschaukeln aus. Größere flache Korke,— solche von Fleischextraktbüchsen eignen sich gut,— teilt man und hat dann ein halbrundes Sitzbrett, dasselbe befestigt man an zwei je 15 cm. langen, dicht mit kleinen Tannenzweigen bekleideten Schnüren, die etwa 10 cm. über dem Sitzbrett kreuzweise aneinander befestigt werden. Am Kreuzungspunkte wird eine feine Gummischnur angeknüpft, an welcher die Schaukel aufgehängt wird. Auf den ebenfalls mit Tannen belegten Sitz setzt man ein kleines, in luftige helle Stoffe gekleidetes Püppchen. Die sich beständig hin und her wiegende Schaukel ruft das größte Entzücken der Kinder hervor.
Selbstdrehende Sonne. Man nimmt ein viereckiges Stück Blech und zeichnet darauf einen Kreis von 36 cm. Durchmesser. Das Blech muß sehr dünn sein und ist darauf zu achten, daß der Zirkel den Mittelpunkt etwas eindrückt, aber nicht durchbohrt. In die Mitte kommt hierauf ein zweiter Kreis, der nur sechs cm. Durchmesser hat. Nun teilt man von der Mitte aus den Kreis in 12 gleichmäßig große Fächer, indem man erst ein gleichmäßiges Kreuz zieht und jede dieser vier Zwischenflächen noch zweimal teilt. Der äußere Kreis wird hierauf mit der Scheere ausgeschnitten und alle zwölf Linien werden bis zum kleinen Kreise aufgeschnitten. Die äußere Gestalt der Sonne wäre nun fertig, man hat nur die Strahlen je an einer Seite etwas schräg abwärts zu biegen, damit die Hitze besser wirken kann. Die Strahlen werden mit Leim bestrichen, mit Mohn bestreut und dann verschiedenartig broncirt. Zur Befestigung schlägt man
einen an beiden Seiten zugespitzten, also kopflosen Nagel in die Spitze des Christbaumes— man kann auch eine starke, lange Stopfnadel nehmen— und setzt die Vertiefung, welche der Zirkel in der Mitte der Sonne geschaffen, auf den vorstehenden Teil des Nagels oder der Nadel. Sobald die Lichter am Baum brennen, fängt die Sonne an, sich zu drehen.
Sehr hübsch sehen auch krystallisirte kleine Gegenstände aus. Man nimmt nicht zu schwachen Draht und fertigt daraus mit Hilfe einer Zange Sternchen, Buchstaben, Ringe, immer zwei in einander geschoben, Kronen, Körbchen und dergleichen mehr. Die geformten Sachen werden mit Woll- oder Baumwollfäden umwickelt und dann krystallisirt. Dazu löst man Alaun in kochendem Wasser auf, und zwar wird auf je ein Liter Wasser 123 Gramm Alaun gerechnet. Diese Flüssigkeit wird in ein oder mehrere tiefe Gefäße— am besten Töpfe— gegossen und hierauf die Gegenstände einzeln an Fäden in die Gefäße gehängt, doch so, daß jedes Stück ganz von der Flüssigkeit bedeckt ist, aber nicht den Boden oder die Wände des Topfes berührt. Nachdem die Gegenständ: 24—30 Stunden in dieser Flüssigkeit waren, zieht man sie heraus und hat nun schön krystallisirte, wie Edelsteine glitzernde Sachen. Je nach der Art des Alauns werden die Krystalle verschieden gefärbt sein. Chromalaun gibt ein herrliches Dunkelrot, Eisenalaun ein Blaßviolett und reiner Alaun helle, eisähnliche Salzkrystalle.
Sehr feierlich sieht ein Christbaum nur mit silberschimmernden Gegenständen, wie Eiszapfen, Lametta, Chrystallen und dergleichen aus. Natürlich ist ein solcher Baumschmuck nur für Erwachsene passend. Hierzu sind silberne Lilien sehr empfehlenswert. Mittelstarken Blumendraht schneidet man in 30 Centimeter langz Stücke, dann nimmt man eine Strähne Goldlamett= und befestigt in regelmäßiger Entfernung von 18 Ctm. ein Stück Draht, indem man die Fäden mit der Mitte des Drahtes zusammenfaßt und denselben dann ein paarmal zusammendreht. Ist die Strähne eingeteilt, schneidet man sie in der Mitte zwischen jedem Drahtende durch, dasselbe dient dann zum Befestigen der Blumenblätter um diese Staubfäden und gleichzeitig zur Befestigung an den Baum. Die Blumenblätter werden aus Staniolpapier gemacht. Ein Stück von 7 Ctm. Breite und 11 Ctm. Länge wird fünffach zusammengelegt und in Form eines Lilienblattes ausgeschnitten, auseinandergestrichen, wirs dieser fünfzackige Streisen um ein Staubfädenbüchel beim Drahtseil kraus zusammengefaßt und mit einem Ende des Drahtes befestigt, dann werden die Spitzen der Blätter leicht nach außen gebogen. Recht geschmach voll zwischen den grünen Tannenzweigen angebracht, sehen diese zierlichen Lilien entzückend aus.
Christbaumverzierungen.
Billigen Christbaumschmuck. 1. Man färbt sich###wöhnliche Gelatine durch Ueberstreichen mit Fuchsin, Mo