Kölnische Zeitung
Bestandhaltende Institutionen
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn; Universitäts- und Stadtbibliothek Köln; Institut für Zeitungsforschung, Dortmund; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf; Universitäts- und Landesbibliothek Münster; Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg; DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte der Universität Bonn
Beschreibung verfasst von:
PD Dr. Astrid Blome (2021), Institut für Zeitungsforschung
Charakterisierung
Die „Kölnische Zeitung“ war eine der bedeutendsten deutschen Zeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Aufgrund ihrer Reichweite und ihres großen Einflusses hatte sie die Funktion eines Leitmediums der deutschsprachigen Presse. Ihre Ausrichtung währen des gesamten Erscheinungszeitraumes war (national)liberal.
Geschichte, Entwicklung und politische Ausrichtung der „Kölnischen Zeitung“
Die Geschichte der „Kölnischen Zeitung“ und des Verlagshauses DuMont Schauberg begann im 17. Jahrhundert. Seit 1619 ist Bertram Hilden als Drucker in Köln nachgewiesen. 1664 erhielt sein Sohn Peter (1646-1682) die Erlaubnis zur Herausgabe der lateinischsprachigen „Kayserliche Reichs Ober Post-Amts Zeitung zu Cölln“. Druckerei und Zeitungsverlag wurden von den Erben fortgeführt. Rund 100 Jahre später, 1736, heiratete der Drucker Gereon Arnold Schauberg (1692-1736) in das Unternehmen ein. Nach seinem Tod gingen lateinische Zeitung und Druckerei an dessen Tochter Dorothea (-1789) über, die das Unternehmen „Schaubergs Erben“ mit ihrem Mann Georg Menn (1731-1781) fortführte und die lateinische Zeitung bis 1761 herausgab.
Seit 1763 druckte die Offizin die „Kayserliche Reichs Ober Post-Amts Zeitung zu Cölln“, welche 1798 den Titel „Kölner Zeitung“ erhielt. 1802 kauften die Erben Schaubergs die Zeitung, 1805 veräußerten sie Offizin und Zeitung an Marcus Theodor DuMont, der Katharina Schauberg heiratete. Auf vier Generationen von Hilden und drei Generationen Schauberg folgten fortan zwölf Generationen DuMont, die das Unternehmen bis heute führten und führen.
Mit Marcus DuMont beginnt das Firmennarrativ über die Erfolgsgeschichte der „Kölnischen Zeitung“ und des Unternehmens M. DuMont Schauberg, das seit 1811 unter diesem Namen firmierte. Während der französischen Besatzung musste die Zeitung zunächst nach mehrfachen Verboten das Erscheinen vom 1.9.1809 bis 15.1.1814 einstellen, da nur fünf Zeitungen im Département, davon zwei französischsprachige in Köln, zugelassen waren. 1817 erlangte die „Kölnische Zeitung“ erstmals nationale Aufmerksamkeit. Die Titelseite vom 4.5.1817 zeigte die Überschrift „Deutschland“ sowie zwei leere Spalten, weil der Zensor einen dort eingeplanten Artikel nicht rechtzeitig freigegeben hatte. Dieser „weiße Fleck“ wurde zur politischen Meldung und in der Folge synonym für den Protest gegen Zensurmaßnahmen.
In der Folge entwickelte sich die „Kölnische Zeitung“ zur führenden (national)liberalen Zeitung bis zum Ende der Weimarer Republik. Qualität, Aktualität und Service wurden durch die inhaltliche Originalität der Beiträge, die Mitwirkung bedeutender Journalisten, technische Innovationen und die Nutzung der jeweils modernsten und aktuellsten Wege der Informationsgewinnung erreicht.
Der Druck erfolgte seit 1833 auf modernsten Schnellpressen. Die jeweils schnellsten Beförderungsmittel sicherten einen Informationsvorsprung gegenüber der Konkurrenz. 1849 richtete der Verlag eine Brieftaubenpost Paris – Brüssel – Aachen mit anschließender Eisenbahnverbindung nach Köln ein, um die politischen Nachrichten und die Schlusskurse der Pariser Börse frühestmöglich zu veröffentlichen. Seit 1849 brachte die „Kölnische Zeitung“ als eine der ersten deutschen Zeitungen Morgen- und Abendausgaben heraus, nutzte die Telegrafentechnik sowie die Dienste der großen Nachrichtenagenturen Reuter, Wolff und Havas. Nach der Reichsgründung unterhielt der Verlag eine Filialredaktion mit eigener Telegraphenverbindung in Berlin.
Die „Kölnische Zeitung“ zeichnete sich durch ihre Leitartikel, für die seit 1840 ein eigener Redakteur verantwortlich war, und durch ihre politischen Originalkorrespondenzen aus. Journalisten wie Karl Heinrich Brüggemann (1810-1887) machten die Zeitung zu Vorreitern der öffentlichen Meinung. 1848 wurde ein Korrespondent nur für die Parlamentsberichterstattung aus der Paulskirche bestellt. Bereits 1838 hatte die Zeitung das Feuilleton als feste literarische Rubrik „unter dem Strich“ in das Hauptblatt integriert (s.u., Beilagen). 1866 wurde die „Kölnische Zeitung“ um eine kommentierende Wochenausgabe erweitert, die bis nach Übersee vertrieben wurde, um auch das ausländische Interesse an der deutschen Politik zu bedienen. 1874 sandte die „Kölnische Zeitung“ den ersten deutschen Journalisten als Auslandskorrespondenten und Reiseberichterstatter auf Weltreise und Expeditionen. Ab 1876 erschien mit dem „Stadt-Anzeiger“ eine lokale (Anzeigen-)Beilage zur „Kölnischen Zeitung“, die im Februar 1923 zur selbstständigen Lokalzeitung wurde.
In der zweiten Jahrhunderthälfte passte sich der redaktionelle Kurs zunehmend der herrschenden politischen Linie an, von der oppositionellen Haltung des Vormärz über eine Annäherung an die Ziele der Nationalliberalen Partei bis zur Offiziosität seit den 1880er Jahren, als die Berliner Redakteure enge Kontakte zu wichtigen Vertretern des politischen Lebens, der diplomatischen Welt und zum Auswärtigen Amt pflegten. So nahm auch die außenpolitische Berichterstattung zunehmenden Raum ein. Das mit dem 1. Weltkrieg gestiegene Informationsbedürfnis sollte eine zusätzliche Feldpost-Ausgabe befriedigen.
In der Weimarer Zeit folgte die Redaktion dem nationalliberalen Kurs der DVP (Parteirichtungspresse), schwenkte im Anschluss an den Ruhrkampf auf die realpolitische Richtung ein und wandte sich zu Beginn der 1930er Jahre zunächst deutlich gegen den Nationalsozialismus.
Die Bereitschaft zur Anpassung, um das Unternehmen zu erhalten, und ihr internationales Ansehen schützten die „Kölnische Zeitung“ vor einem Verbot in der Zeit des Nationalsozialismus. Anfangs konnte sie sogar noch über Zeitungsverbote, Druckereischließungen, Beschlagnahmungen und Verhaftungen berichten. Der Verleger Alfred Neven DuMont verhinderte öffentlichkeitswirksam die wiederholten Übernahmeversuche durch das NS-Partei-Organ „Westdeutscher Beobachter“, und die Redaktion agierte zeitweise vergleichsweise kritisch. Nach der Bombardierung Kölns am 30. Mai 1942 wurden Redaktion und Druck sukzessive verlagert. Die letzte Ausgabe der „Kölnischen Zeitung“ vom 8. April 1945 wurde in Lüdenscheid gedruckt.
Periodizität
1763: 4x wöchentlich
1814: 4x wöchentlich
1829: täglich außer Montag
ab 1833: täglich, in den 1920er Jahren mit teils mehreren Tagesausgaben
Auflage
1768: 3.000
1794: 1.728
1805: 250
1809: 330/400
1822: 2.086/2.056
1831: 3.334/3.132
1847: 9.000
1848: 9.500/17.400
1861: 15.650
1871: 40.000
1914/15: 200.000/300.000 [?]
1933: 50.000/15.000
1940: 65.000/180.000 (zusammen mit dem Stadt-Anzeiger)
Beilagen und weitere Ausgaben (Auswahl)
3.3.1816-29.4.1838
Beiblatt der Kölnischen Zeitung
→ Sonntagsbeilage mit literarischen, kulturhistorischen, unterhaltenden und gemeinnützigen Beiträgen; anfangs unregelmäßig (1-2x monatlich), später wöchentlich
29.1.1825-1.3.1829 (nachgewiesen)
Offizielle Carnevals-Zeitung von Köln; 1828 Karnevals-Zeitung von Köln
→ saisonales humoristisches Blatt
3.7.1842-1892
Kölner Domblatt. Amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins
→ Vereinsblatt, schriftliches Archiv des Dombauvereins, Bau- und Architekturgeschichte; wöchentlich, 1845 monatlich, 1868 6x jährlich, 1870 3-4x jährlich, 1883/84 jährlich, 1885 3x jährlich
1845-1929, 1945ff
Städtische Angelegenheiten; 1848 Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln; 1857 Verhandlungen der Stadt-Verordneten-Versammlung zu Köln
→ offizielle Verlautbarungen über die Sitzungen und Verhandlungen des Stadtrates
5.10.1866-1932
Wochen-Ausgabe für das Ausland; 1885: Kölnische Zeitung. Wochen-Ausgabe; 1921 Kölnische Zeitung. Wochen-Ausgabe für das Deutschtum im Ausland
→ wöchentliche Zusammenfassung der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Ereignisse zur Information für im Ausland lebende Deutsche
1868-1873 Extra-Blatt der Großen Carnevals-Gesellschaft in Köln (ZDB-ID 1128428-6)
9.8.1870-3.2.1871
Kriegszeitung / Feldzeitung, Aufl. 7.000 Ex.
→ zur Information von Offizieren und Soldaten über die Gesamtlage im deutsch-französischen Krieg
14.11.1876-1923/1945, 1949ff
Stadt-Anzeiger [zur Kölnischen Zeitung] (wechselnde Titelvarianten)
→ Anzeigenbeilage, dann komplementäre Lokalausgabe zur „Kölnische Zeitung“, ab 19.2.1923 Karnevals-Zeitung von Köln eigenständige Lokalzeitung „Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung“
Literatur (Auswahl)
- Buchheim, Karl: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung, ihrer Besitzer und Mitarbeiter. Zweiter Band: Von den Anfängen bis zum Ausgang der deutschen bürgerlichen Revolution 1831-1850, Köln 1930
- Nahmer, Ernst von der: Beiträge zur Geschichte der Kölnischen Zeitung, ihrer Besitzer und Mitarbeiter. 1. Teil: Marcus DuMont 1802-1831, Köln 1920
- Pohl, Manfred: M. DuMont Schauberg. Der Kampf um die Unabhängigkeit des Zeitungsverlags in der NS-Diktatur, Frankfurt, New York 2009
- Potschka, Georg: Kölnische Zeitung (1802-1945), in: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach 1972, S. 145-158
- Weinhold, Kurt: Die Geschichte eines Zeitungshauses 1620-1945. Eine Chronik 1945-1970, Köln 1969
Das Projekt
Die Digitalisierung und Online-Stellung der „Kölnischen Zeitung“ erfolgte von Juli 2019 bis Juli 2021 im Rahmen eines DFG-Projektes der ULB Bonn und der USB Köln. Mitverantwortlicher Kooperationspartner war das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund. Die Digitalisierung erfolgte in den beiden Bibliotheken direkt vom Original. Darüber hinaus halfen der DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, die Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte der Universität Bonn, die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, das Institut für Zeitungsforschung (IfZ), die Staatsbibliothek zu Berlin sowie die Universitäts- und Landesbibliotheken in Münster und Düsseldorf, noch vorhandene Lücken zu schließen. Insgesamt sind ca. 435.000 Seiten gescannt worden. Leider fehlen noch Ausgaben aus dem letzten halben Jahr der Zeitung (Oktober 1944 bis Anfang April 1945). Diese sollen nach und nach ergänzt werden. Die Texterkennung ist mit der Software Transkribus durchgeführt worden.
Dr. Michael Herkenhoff Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Dr. Christiane Hoffrath Universitäts- und Stadtbibliothek Köln