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(Michgektaplotz 9) Nr. 76.

Eerze

Zuei Ausgaber ugig. und Münsterische Volkszeitung. 44956 Womenten.

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Dritte Ausgabe.

Mittwoch, 12. September 1917.

66. Jahrgang. Nr. 654.

Die Tagesberichte der Verbündeten.

Sofia, 12. Sept.(WTB.) Generalstabsbericht vom 11. September:

Mazedonische Front: Schwaches Störungsfeuer in verschiedenen Frontabschnitten. Nur im Cernabogen mehrere kurze Feuerstürme. Südlich von Serres versuchte eine feindliche Kompagnie, gegen unsere Posten vorzugehen. Sie wurde aber durch Feuer zurückgetrieben.

Rumänische Front: Bei Tulcea versuchte eine Aufklärungsgruppe des Feindes, an unserm Ufer zu landen. Sie wurde durch Feuer zerstreut. Bei Ilacea und Galatz vereinzelte Kanonenschüsse.

Konstantinopel, 12. Sept.(WTB.] Generalstabsbericht vom 11. September:

Kaukasus=Front: Auf der ganzen Front war die Tätigkeit des Gegners wieder lebhaft. An verschiedenen Stellen stießen feindliche Patrouillen und größere Aufklä­rungsabteilungen gegen unsere Sicherungslinien vor. Sie wurden aber überall abgeschlagen.

Sinai=Front: Bei der Gaza-Gruppe wurden in der Nacht zum 10. September feindliche Patrouillenvorstöße zurückgewiesen.

Die amtlichen Berichte der Feinde.

Französischer Heeresbericht vom 11. September, nach­mittags: Feindliche Handstreiche nördlich von Jouy und nordöstlich von Cerny sind im Feuer gescheitert. Wir un­sererseits machten in der Gegend südöstlich von Vauxaillon und in der Champagne nördlich Helmberg Einbrüche in deutsche Linien, zerstörten Unterstände und machten Gefan­gene. Unsere Batterien nahmen feindliche Truppen südlich Juvincourt unter Feuer. Auf beiden Maasufern Geschütz­kampf mit Unterbrechungen. An der übrigen Front ver­lief die Nacht ruhig. Luftkrieg: Nachts belegten deutsche Flugzeuge die Gegend von Dünkirchen mit Bomben. Diese fielen auf ein Hospital, wo etwa 15 Frauen verletzt wurden.

Englischer Heeresbericht vom 11. Sept., nachmit­tags: Im Verlaufe örtlicher Gefechte bei Villeret, südlich Hargicourt, machten wir einige Gefangene. Die feindliche Artillerie setzte ihre Tätigkeit östlich von Ypern in der Frühe und in den Nachtstunden fort.

Italienischer Heeresbericht vom 11. Sept. An der gan­zen Front hauptsächlich Artilleriekämpfe. Westlich vom Gar­dasee griff der Feind nach kräftiger Feuervorbereitung unsere vorgeschobenen Posten zwischen dem Concei=Tal und dem Lederoß an. Es gelang ihm, in einem von diesen Fuß zu fossen. Er wurde aber alsbald verjagt. An der Mündung des Tinowo wurden Sturmabteilungen, die mit Unterstützung von Infanteriewellen gegen unsere Stellung auf dem äußer­sten rechten Flügel vorgingen, aufgehalten und mit schweren Verlusten durch wirksames Feuer in die Flucht geschlagen. In Albanien nahmen am 10. Sept. unsere Abteilungen, im Tale des Dewol operierende französische Truppen unter­stützend. am mittleren Osum südöstlich von Berat einen seind­lichen Graben und machten Gefangene.

20000 Tonnen.

Berlin, 11. Sept.(WTB.) Amtlich. Neue U=Boois­erfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 7 Dampfer, 2 Segler mit 20000 BRT. Darunter 2 große bewaffnete Dampfer und ein englischer Transporter. Die beiden Seg­ler hatten Grubenholz und Soda geladen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Berlin, 11. Sept.(WTB.] Die von einigen Blättern verbreitete Nachricht, daß der DampferBrandenburg des Norddeutschen Lloyd an die norwegische Ameri­ka=Linie verkauft worden sei, ist, soviel im Reichsamt des Innern bekannt ist, unrichtig. Wohl hat die nor­wegische Amerika=Linie für den Dampfer ein Angebot ge­macht, das jedoch der Norddeutsche Lloyd ablehnte. Nach bis­her von der Reichsleitung befolgten Grundsätzen ist nicht zu erwarten, daß die zum Verkauf erforderliche Genehmigung erteilt werden wird.

Heldentat der italienischen Flotte. Wien, 11. Sept. [WTB.) Aus dem k. u. k. Kriegspressequartier wird gemeldet: Im Laufe des gestrigen Vormittags erschien ein aus zehn Einheiten bestehendes italienisches Geschwader an der Küste nördlich der Vojusa-Mündung und beschoß von 11 Uhr ab zwei Stunden lang unsere Feldwachen sowie das 6 Kilometer von der Küste entfernt gelegene berühmte Kloster Pojani, das sich an der Stelle des antiken Apolonia erhebt, der im Altertum berühmten griechischen Universität. See­flugzeuge leiteten das Feuer der italienischen Schiffe und beteiligten sich an der Beschießung, indem sie die aus ihren Hütten flüchtende wehrlose Bevölkerung mit Bomben be­warfen. Militärischer Schaden wurde nicht angerichtet.

Der Wirrwarr in Rußland

Stockholm, 12. Sept.(WTB.) Die gestern vomAfton­bladet gebrachte Meldung. Kerenski sei ermordet, hat sich bisher noch nicht bestätigt. Sie wird allgemein für unrich­tig gehalten.

Moskau, 12. Sept.(WTB.) Petersb. Telegr.=Agentur. Die Garnison und die Berufsverbände der Eisenbahner hiel­ten Versammlungen ab und beschlossen, der einstweili­gen Regierung treu zu bleiben. Der Gemeinderat von Moskau richtete einen Aufruf an die Bevölkerung, in dem es heißt, die alte Hauptstadt müsse sich wie ein Mann zur Verteidigung der Revolution erheben und den Bürger­krieg verhindern. Alle Städte Rußlands sollten sich um die einstweilige Regierung scharen.

Petersburg, 12. Sept.(WTB.) Petersb. Telegr.=Agent. Die Regierung hat ein Rundschreiben an alle Regie­rungskommissare der Provinz gesandt, in dem sie ihre Auf­merksamkeit auf Kornilows Haltung und sein Vorrücken auf Petersburg lenkt und sie auffordert, die Bevölkerung über die Lage aufzuklären und zu beruhigen. Ein Appell Kerenskis an die Armee in Petersburg erklärt, daß der frühere Gene­ralissimus, der das Vertrauen der Nation täuschte, seine Treulosigkeit bewies, indem er die Truppen gegen Peters­burg führe und dadurch die Front schwäche. Der Arbeits­minister Skobelow erließ einen Aufruf an alle Arbeiter Ruß­lands, in dem er das Vorhaben Kornilows zur Kenntnis bringt und sie auffordert, die Regierung zu unterstützen.

Petersburg. 12. Sept.(WTB.) Petersb. Telegr.=Agent. Der stellvertretende Ministerpräsident Nekrasow erklärte den Vertretern der Presse, die politische Lage könne als durch­aus günstig angesehen werden. Alle Befehlshaber an der Front mit Ausnahme des Generals Denikin im Südwvesten, der mit dem Generalstabe vom Militärausschusse an dieser Front verhaftet wurde, bleiben der Regierung treu. Die Stadt Pstow ist gegenwärtig im Besitze der Regierungstrup­pen. Die Regierung glaubt zu wissen, daß die Truppen, die die Abteilung Kornilows bildeten, irregeführt worden waren, denn man machte sie glauben, daß sie nach Petersburg mar­schieren würden, um die Hauptstadt von maximalistischen Elementen zu säubern. Heute kam eine Abordnung eines Kosakenregiments in Petersburg an und erklärte, daß das Regiment, nachdem es die Wahrheit erfuhr, gegenüber der einstweiligen Regierung treu bleiben wolle. Es bestätige sich, daß General Lukowski eine große Rolle in der Bewegung spiele, die mit vieler Sorgfalt vorbereitet sei.

über die Neubildung der Regierung sagte Rekrasow. daß alle Minister im Amte bleiben würden mit Ausnehme des Wegeministers Jurinow und des Landwirt­schaftsministers Tschernow, die aus Gründen allgemein poli­tischer Art zurückzutreten beschlossen. In diesem Augenblick, fügte Nekrasow hinzu, kann man unzweifelhaft feststellen, daß des gande Landfür Kerensli ist, der die Revoln.

Die Beule aus der Schlacht bei Riga.

8900 Gefangene, 325 Geschütze.

Abflauen der Verdun=Schlacht. 19 Flieger abgeschossen. Leutnant Voß' 46. Luftsieg.

Großes Haustauartier, 12. Sept.(WTB.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In mehreren Abschnitten der flandrischen Front. im Artois und nördlich von St. Quentin lebte die Feuertätigkeit in der Abendstunden beträchtlich auf. Vielfach kam es zu Zusammenstößen der Insanterie in den Vor­feldstellungen.

Front des deutschen Kronprinzen.

Nach starker Feuerwirkung brachen französische Abteilun­gen zu gewaltsamen Erkundungen beiderseits der Straße SommePySouain in der Champagne vor. Sie wurden durch Feuer und im Nahkampf zurückgetrieben. Ge­fangene blieben in unserer Hand.

Vor Verdun hat die Kampftätigkeit der Artillerien nachgelassen.

*

19 feindliche Flieger sind abgeschossen worden. Einen da­von brachte Leutnant Boß(46. Luftsieg) zum Absturz. Ostlicher Kriegsschauplatz.

Heeresfront des Prinzen Leopold von Bayern.

An mehreren Stellen zwischen Ostjee und Düna warfen

unsere Vortruppen russische Aufklärungsabteilungen durch Kampf zurück.

Die Gefangenenzahl aus der Schlacht bei Riga ist auf 8900 Mann festgestellt. Die Bente beläuft sich auf 325 Geschütze davon 113 schwere, mehrere beladene Voll= und Kleinbahnzüge, große Pioniergerät=, Schießbedarf= ind Ver­pflegungsvorräte, zahlreiche Kraftwagen und andere Truppen­fahrzeuge.

Front des Generalobersten Erzherzogs Josef.

Zwischen Pruth und Moldawa vielfach rege Artillerie­tätigkeit und Erkundungsgefechte. Die Russen setzten bei Solka ihre Angriffe nicht fort. Südwestlich von Tirgul und Okna stieß der Feind fünfmal gegen unsere Li­nien vor. Stets wurde er verlustreich abge­wiesen.

Mazedonische Front.

Die Lage am Südwestufer des Ochrida=Sees hat sich nicht wesentlich geändert.

Im Becken von Monastir stärkeres Feuer als in letzter Zeit.

Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.

tion gegen den für die Reaktion eintretenden Kornilow ver­teidigt.

Zürich, 12. Sept.(KG.] DerCorriere della Sera meldet aus Petersburg von Montag abend: Die Gebäude der Parkgemeinde Petersburg sind von Truppen des dritten Donkosaken=Regiments besetzt. Die Flotte von Kronstadt hat der provisorischen Regierung Forderungen überreichen lassen, lehnt aber eine Verbindung mit General Kornilow ab. Der Secolo meldet aus Petersburg von Montag: Von der Südwestfront liegen ernste Nachrichten in Pe­tersburg vor. Die Beschlüsse der Soldatenvereine an der Front richten sich gegen die Existenz der provisorischen Re­gierung und gegen die jetzige Republik.

Petersburg, 11. Sept.(WTB.) P. T.=A. Aus zuver­lässiger Quelle wird berichtet: Die von Kornilow organi­sierte Aufstandsbewegung wird von fast der ganzen Land= und Seestreitmacht mißbilligt und nähert sich rasch dem Zusammenbruch. Die Befehlshaber aller Fronten, aus­genommen General Denikin, erklärten in voller Übereinstim­mung mit den militärischen Ausschüssen und demokratischen Verbänden bei den Truppen, daß sie der Regierung treu bleiben. General Denikin und sein General­stab wurden in seinem Hauptquartier verhaftet; in­dessen wurde den Verhafteten im Interesse der Landesver­teidigung der Befehl über die militärischen Operationen nicht entzogen, sie werden aber unter strenge Aufsicht der mili­tärischen Ausschüsse gestellt. Die Ostseeflotte hat sich in ihrer Gesamtheit entschieden für die Regierung ausgesprochen. Kolonnen der Truppen Kornilows, von denen mehrere in die Aufstandsbewegung auf unerlaubte Weise hineingerissen wurden haben ihren Vormarsch eingestellt, da sie die Verbindung unter sich verloren. Einige Führer dieser Kolonnen sind in Petersburg einge­troffen, um die Erlaubnis zu erbitten, ihre Vorgesetzten fest­zunehmen, die die Regierung verraten hätten. Die letztere trifft weiter energische Maßnahmen zur Verteidigung Pe­tersburgs gegen jeglichen Angriff, und es ist zu hoffen, daß ein Blutvergießen vermieden wird. Die zahlreich aus den Provinzen eingehenden Nachrichten zeigen die gleiche Hal­tung vollkommener Ergebenheit gegenüber der einstweiligen Regierung.

Stockholm, 11. Sept.(BB.] Wie sich nach derVoss. Ztg. herausstellt, hat Lwow bereits am Freitag spät abends Kornilows Ultimatum an Kerenski überreicht, und zwar in Begleitung des früheren Befehlshabers im Petersburger Militärbezirk, Generals Froloff. In der Nacht auf Sams­tag fand eine Ministerratssitzung statt, an der angeblich auch Vertreter des Sowiet teilgenommen haben sollen. In der­selben Nacht wurden Froloff und Lwow verhaftet, ebenso etwa 50 Offiziere der Petersburger Garnison. Der Staatsbank und den Petersburger Aktienbanken wurde an­empfohlen. Samstag ihre Bureaus geschlossen zu halten. Im Laufe des Samstags hat die von Panik ergriffene Peters­burger Bevölkerung den sogenannten Nikolai=Bahnhof, von wo die Züge nach Moskau und Wologda abgehen, förmlich gestürmt und den Abgang von Sonderzügen gefordert. Ob aus Angst vor dem deutschen Vorrücken oder durch Gerüchte von bevorstehenden inneren Unruhen, ist schwer festzustellen.

Ein Tagesbefehl an die baltische Flotte. Peters­burg, 12. Sept.(WTB.) Der die baltische Flottenbasis kommandierende Admiral hat einen Tagesbefehl er­lassen, in dem er die Flotte auffordert, den Feind im Auge zu behalten, jede Zwietracht zu vermeiden und sich den Be­fehlen der Regierung zu fügen.

Auch Painleve lehnt ab.

Paris, 12. Sept.(WTB.) Agence Havas. Painlevé hat sich heute morgen 1 Uhr ins Elysee begeben, um Poincaré mitzuteilen, daß er seinen Auftrag, das neue Kabinett zu bilden, zurückgebe, da es ihm nicht gelungen ist, ein Ministerium der nationalen Einheit zu­sammenzubringen.

Berlin, 12. Sept.(WTB.) DerLok.=Anz. meldet aus Genf: Clemenceau macht die Unterstützung des Mini­steriums von neuen Methoden der Kriegsleitung abhängig. Seine Hauptidee ist eine Verständigung mit Ja­pan. Barthou, dem das Auswärtige zugedacht ist, scheint bis zu einem gewissen Grade hierfür gewonnen zu sein.

Die Forderungen der französischen Sozialisten. Huag. 11. Sept. Renaudel sagt in derHumanité": Die Sozialisten haben ihre Pflicht getan, und sie werden keine unannehmbaren Bedingungen stellen, wenn man an sie appelliert. Sie wer­den tun, was sie für notwendig erachten, um den Krieg zu einem guten Ende zu führen und den Frieden zu beschleuni­gen. Seit geraumer Zeit verlangt das ganze Volk daheim und an der Front nach einer Regierung der Tat. Wir stehen vor einem neuen Winterfeldzug. Unsere Heere berichten wie immer nur von kleinen Erfolgen, die sie erzielen während der eroße Erfolg, auf den allein es ankommt, ausbleibt. Das schlechie Wetter wird bald Operationen an der Front unmög­lich machen. Jetzt kommt es auf die Vorbereitungen für den Winterfeldzug 1918 an. Werden diese ihre Aufgabe in einer Weise erfüllen, daß sie die Entscheidung herbeiführen? Wir haben nicht den Eindruck, daß unsere Regierung den Ver­bündeten gegenüber deutlich genug betont hat, was erforder­lich ist, um aus dieser Lage herauszukommen. Auch unsere Führung auf diplomatischem Gebiet läßt zu wünschen übrig. Es gibt Personen, die seit Beginn des Krieges noch auf ihrem Posten stehen, obwohl sie einen Mißgriff nach dem andern begehen. Sie sind entweder reaktionäre Geister oder Men­schen, die mit völliger Sorglosigkeit die Dinge treihen lassen. Die heutige Krise muß dazu führen, diesem Zustand ein Ext# zu machen. Wir müssen ein tatkräftiges Ministerium erdol­ten. Wir werden nicht dulden, daß unsere Errungenschaften bedicht werden und daß durch Fehler und Verbrechen einzel­ner Personen die weitere Entwickelung des Volkes gehemmt wird und seine schwer erstrittenen Siege wieder verloren gehen. Diesen Forderungen der Sozialisten wiro die Re­zierung Rechnung tragen müssen.

Aus aller Welt.

Bern, 11. Sept.(WTB.]Temps berichtet aus Liffa­bon: Der Streik der Post- und Telegraphen=Beamten, den man beendet glaubte, hat neuerdings wieder an­gefangen, da die Vermittelung der Arbeiterunion er­gebnislos war. Die Regierung traf energische Maßnahmen, um jeden Versuch. Unruhen zu stiften, zu ersticken.

Vorboten der Revolution in Portugal. Genf, 11. Sept. Lyoner Blätter melden über Madrid, die Regierung Portu­gals stehe der wirklichen Revolution gegenüber. Bisher blieb zwar die Flotte treu, der Straßenkampf in Lissaoon und Oporto sei abgeschwächt. trotzdem bleibe die Lage andauernd gefährlich obwohl die Regierung die größte Strenge anwende.

Brot nötiger als Waffen. Bern, 11. Sept.(WTB.) DerTemps meldet aus Athen:=Die Brotration in Griechenland ist auf täglich 180 Gramm für den Kopf herabgesetzt, während die Mindestmenge der Verbrau­cher bisher 600 Gramm betrug. Die Einschränkung schädige die Bevölkerung in ihrer Gesundheit und Moral. Die grie­chischen Zeitungen bitten dringend, die Handelsmarine zur Versorgung der Bevölkerung mindestens teilweise zurückzu­geben. Der Tonnengehalt der griechischen Handelsmarine beträgt heute abzüglich der vorausgegangenen U=Bootsver­luste 490 000 Tonnen, die ausschließlich in den Händen der Entente. in erster Linie Englands, sird. Die griechische öffent­liche Meinung verlangt daß Griechenland ein Mindestfracht­raum zur eigenen Verfügung zur Versorgung zur Verfügung gestellt werden müsse. Athener Blätter bemerken. Venizelos gewähre den Alliierten eine Armee von 300000 Mann. Die Nation sei bereit, vorzugehen, sie brauche aber Brot nötiger als Waffen. Man müsse das Volk in erster Linie vor einer Hungersnot bewahren, um es streitkräftig zu machen. Selbst die der Entente treu ergebenen Blätter richten einen Aufruf an die Ententemächte, endlich das Nötige zu veranlassen, da­mit dem Elend gesteuert werde. Eine größere Schmach kann es für die Entente nicht geben, als diese objektive Fest­stellung desTemps.

Deutsches Reich.

Berlin, 12. Sept.(WTB.) Nach demTagebl. wird die deutsche Antwort auf die päpstliche Note in allernächster Zeit eingesandt werden. In den Verhand­lungen, die der freie Ausschuß beim Reichskanzler über die Antwort geführt hat, sollen sowohl die allgemeinen Gesichts­punkte, wie die Fassung der Note den Gegenstand ungewöhn­lich lebhafter Erörterungen gebildet haben. Die Antwortnote wird auch auf die deutschen Kriegsziele etwas näher ein­gehen. Nach demLok.=Anz. habe der Korrespondent der United Preß in Rom aus dem Vatikan erfahren, daß man dort zuversichtlich erwartet, daß die Antwort der Mittel­mächte bestimmte Friedensbedingungen enthalten werde.

Kiel, 12. Sept.(WTB.] Frau Prinzessin Adal­bert von Preußen ist gestern mittag von einer Toch­ter glücklich entbunden worden.

2! Die nächste Tagung des Reichshaushaltsausschusses.

Berlin, 12. Sept.(BB.) Die Mitglieder des Reichs­haushaltausschusses sind zur nächsten Sitzung nach den Sommerferien auf Donnerstag, den 27. September, vor­mittags 10 Uhr eingeladen worden.

Zurückziehung der älteren Jahrgänge aus der Front.

Berlin 11. Sept.(BB.) Auf eine Eingabe des Abge­ordneten Dr. Haas(Karlsruhe) ist vom preußischen Kriegs­ministerium über die Zurückführung der über 45 Jahre alten Landsturmleute aus dem Frontdienst folgendes erwidert wor­den:Nach dem kriegsministeriellen Erlaß vom 19. Dezem­ber 1916 sind alle Landsturmleute von 45 Jah­ren und darüber aus der vordersten Linie zurückzuziehen, wenn sie mindestens 6 Monate in dieser sich befunden haben. Eine Ausnahme findet nur statt bei ausdrücklichem Wunsche des einzelnen, weiter in der vordersten Linie zu bleiben. Un­tervorderster Linie sind die am Kampfe unmittelbar teil­nehmenden Truppen zu verstehen, im allgemeinen also die zum Kampfe im Schützengraben einzusetzenden Truppen, die Vatterien und die am Kampfe unmittelbar mitwirienden Hilfsmaffen(Pioniere. Minenwerfer usw.). nicht einbegrif­fen sind aber alle rückwärtigen Formationen, wie Kolonnen (auch Munitionskolonnen), Etappen= und Armierungstruppen usw. Unsere Ersatzverhältnisse gestatten es uns nicht, auf diese sechsmonatige Dienstzeit auch der alten Leute zu ver­sichten. Aus dem gleichen Grunde kann auch auf eine weitere Dienstleistung dieser Leute in rückwärtigen Formationen und in der Etappe auch nach Zurückziehung aus der vordersten Linie. nicht verzichtet werden. Die Zurückziehung der älte­ren Jahrgänge in dem oben angeführten Rahmen ist fast restlos durchgeführt. Trotzdem wird es immer wieder ein­zelne Leute geben, die Anspruch auf Zurückziehung haben, da es nicht möglich ist, jeden einzelnen genau zu dem Zeitvunkt abzulösen, an dem er gerade 6 Monate in der vordersten Linie vollendet hat.

* Keine Ausschaltung der Baumwollvertreter in der übergangswirtschaft. Die Baumwollvertreter befürchteten. daß sie in der Zeit der Übergangswirtschaft übergangen wer­den würden. In einer Reihe von Industriemittelpunkten sind dieserhalb Eingaben der Baumwollvertreter an die maß­gebenden Stellen gerichtet worden. Auf ein Schreiben der Baumwollvertreter in Rheine an die Hen­delskammer in Münster hat diese jetzt folgendes ge­antwortet:Eine Beteiligung der Vaumwollagenten bei der Verjergung der Spinnerei mit Rohbaumwolle in der Zeit der Übergangswirtschaft halten wir mit Rücksicht sowoyl auf das berechtigte Interesse des Agenten wie auch eine möglichst glatte Abwickelung der Zufuhr der Baumwolle an die In­dustrie für durchaus erwünscht. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ist auch an den maßgebenden Steilen in Auesicht genommen, die Tätigkeit der Agenten bei der Vermittelung der Baumwollbezüge zwitchen dem Invorthan­del und den Verbrauchern zuzulassen.

Diebstahl amtlicher deutscher Tele­gramme durch Amerika.

In Nr. 653 veröffentlichten wir eine Erklärung des schwedischen Ministers des Außern zu einer Telegramm­geschichte, die jetzt durch eine Meldung derNordd. Alkg. Ztg. erläutert wird. Das Blatt schreibt:

Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Washington hat das Staatsdepartement den Wortlaut dreier Telegramme veröffent­licht, die der deutsche Gesandte in Buenos Aires im Mai und Juli ds. Is. durch Vermittelung des dortigen schwedi­schen Gesandten übersandt hat und die unsere Bezie­hungen mit Argentinien betreffen. Die Ver­öffentlichung ist offenbar ein Ausfluß der durch die militä­rische Lage, durch die jüngsten deutschen Enthüllungen und durch die friedliche Beilegung des Toro=Zwischenfalles er­zeugten schlechten Laune in den feindlichen Ländern und ver­folgt den doppelten Zweck: einmal eine neue Krise in den deutsch=argentinischen Beziehungen zu erzeugen und sodann der schwedischen Regierung Ungelegenheiten zu bereiten. Gegen letztere richtet sich der neue Depeschen=Diebstahl, dessen sich die amerikanische Regierung rühmen kann, in enst Linie und der gesamte Chorus der Ententepresse beeil### die bittersten Vorwürfe gegen ihr angebliches neutra## widriges Verhalten zu erheben. Zur Klarlegung sei des bemerkt:

Die deutsche Regierung hat in der Tat gelegent## Hilfe der schwedischen Regierung i###m spruch genommen, um Nachrichten von und nach neu­tralen Ländern gelangen zu lassen, von denen sie durch das völkerrechtswidrige Verhalten der britischen Regierung und ihrer Bundesgenossen abgeschnitten war. Während nämlich die deutsche Regierung, entsprechend einem internationalen Grundsatz, wonach die über See versandte Briefpost der Neu­tralen und der Kriegführenden, mögen sie amtlicher oder privater Natur sein, unverletzlich ist, den Nachrichtenverkehr auf neutralen Schiffen auch dann unbehelligt gelassen hat, wenn die Briefe vom feindlichen Gebiet in neutrales, oder von neutralem Gebiet in feindliches befördert würden, hat die britische Regierung im vollen Widerspruch zu Artikel 1 des von ihr ratifizierten 11. Haager Abkommens über gewisse Einschränkungen unter Ausübung des See­beuterechts im Verein ihren Verbündeten vom Beginn des Krieges an nicht nur den unmittelbaren Briefverkehr seiner Gegner mit neutralen Ländern. sondern sogar den Nach­richtenverkehr zwischen den neutralen Ländern selbst in der rücksichtslosesten Weise unterbunden.

Es ist daher verständlich, wenn neutrale Regie­rungen ihr gutes Recht, den Nachrichten­verkehr der Kriegführenden mit anderen Neutralen zu vermitteln, auch in der Form ausüben, daß sie deren amtliche Chiffriertelegramme weiterbefördern. Das hat sogar die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika getan, als sie ihre äußere Neutralität noch aufrechterhielt, indem sie in zahlreichen Fällen die Beförderung deutscher amtlicher Telegramme übernahm. Für Schweden lag ein Anlaß zu einem solchen Entgegenkommen gegen Deutschland umso eher vor, als es seiner natürlichen Lage als Durchgangsland zwi­schen Rußland und England entsprechend auch den Nachrich­tenverkehr dieser Feinde Deutschlands in weitgehendem Maße vermittelt hat. Wie in einem der schwedischen Presse zuge­gangenen auch hier veröffentlichten Communiqué mit Recht hervorgeheben wird, tiegt in einem solchen Verhalten keine Neutralitätsverletzung, zumal Schweden, wie aus dem Communiqué erhellt, ähnliche Dienste auch den Ver­einigten Staaten für den Telegrammverkehr durch Deurch­land nach dem Orient geleistet hat.

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Die schwedische Regierung hat durch den schwedischen Minister des Außern zu dieser Angelegenheit berests Stel­lung genommen und sich gerechtfertigt. Inzwischen liegen aber auch schon feindliche und neutrale Blätterstimmen vor, die sich wie folgt zu der Sache äußern:

Bern, 11. Sept.(WTB.) Das BernerIntelligenz­blatt schreibt zum schwedischen Zwischem fall u. a.:

Es ist wahrscheinlich, daß sich über die Zul#sigkeit einer neutralen Vermittlung zwecks eines Gedankenaustauschs zwi­schen den Mächten mindestens streiten läßt. 3. Soweit wird. man wohl in der Auslegung kaum gehen können,-daß eine Ver­mittelung zwischen Deutschland und Ar­gentinien, weil sie den Eintritt eines südamerikanischen Staates in den Krieg verhinderte, ein unneutraler Ak: gewesen sei. Das Blatt schließt seine Betrachtungen:

Es ist nicht undenkbar, daß die ganze Affäre eine Wahl­mache zugunsten der ententefreundlichen Politiker, Libera­len und Sozialdemokraten ist. Offenbar soll mit Nachdruck versucht werden, dem ententefreundlichen Branting die Macht zu bringen, die deutschfreundliche bisherige Richtung zu schwächen. Soviel ersieht man aus der englischen Presse.

Bern, 11. Sept.(WTB.) Der Matin" erklärt zu den Enthüllungen Lansings: Man dürfe augenblicklich nicht auf einen gemeinsamen Schritt der Entente in Stockholm rechnen. Es sei wahrscheinlich, daß die amerikanische, argen­tinische und englische Regierung getrennt formelle Er­klärungen von der Stockholmer Regierung verlangen würden. Seitens Argentiniens werde man gleichzeitig in Berlin Aufklärung fordern. Die französische Presse schreit natürlich nach Vergeltung, sie will aber zwi­schen der schwedischen Regierung und dem schwedischen Volke einen Unterschied gemacht wissen. Das schwedische Volk werde bei den jetzigen Wahlen Gelegenheit haben, sich von der Regie­rung loszusagen: besonders derTemps und dasJournal wünschen, daß das schwedische Volk nicht unter den Irrtümern der Regierung zu leiden habe.

London, 12. Sept.(WTB.) Meldung des Reuterbureaus. Daily Mail berichtet aus Newyork vom 10. September: Die schwedischen Gesandtschaften in Washington und Buenos Aires sind heute mit ableugnenden Er­klärungen zum Vorschein gekommen. Sie machen auf die amerikanische öffentliche Meinung nicht den geringsten Ein­druck. Man verlangt allgemein, daß Schweden für den Rest des Krieges auf seine diplomatischen Vorrechte verzichtet oder derselben entkleidet werden müsse ohne Rücksicht darauf, was für Versprechungen auch die schwedische Regierung gemacht habe. Amerika und die Alliierten könnten den schwedischen Diplomaten in Zukunft nicht mehr gestatten, Chiffre=Drahtungen nach Stockholm zu schicken. Der schwe­dische Gesandtschaftsträger in Washington soll allerdings Amerika gegenüber erklärt haben, daß die Depeschen Luxburgs an Deutschland nicht in schwedischer Chiffre abgeschickt worden seien. Wenn das der Wahrheit entspricht, so werde dadurch das Vergehen der schwedischen Gesandtschaft in Buenos Aires in den Augen der öffentlichen Meinung nur noch schlimmer.

Washington, 10. Sept. Reuter. Das Staatsdepartement gab bekannt, daß man für die Ausfuhr von Waren nach Schweden in Zukunft greifbare Beweise verlan­gen werde, daß die Waren in Schweden selbst benötigt wür­den und nicht schließlich Deutschland zugute kommen. Bisher habe man sich mit der Versicherung der schwedischen Regierung begnügt.

Zur Lebensmittel=Versorgung.

*- Herabsetzung der Kartofselhöchstpreise. Wie von amt­licher Seite mitgeteilt wird, hat die Provinzialkartoffelsteile für Hessen=Nassau in Kassel auf Einspruch des Frankfurter Magistrats den Erzeugerhöchstpreis für Win­terkortoffeln von 6 Mark auf 5.50 Mark herabgesetzt. Die Herabietzung ist erfolgt mit Rücksicht auf die von der Reichs­kartoffelstelle festgesetzte Schnelligkeits= und Anfuhro#ämie für rasche Anlieferung von Kartoffeln durch die Erzeuger.

Die Provinzialkartoffelstelle Hanurver ist bis auf 5 Mk. heruntergegangen. Hoffentlich erfolgt auch in den östlichen Provinzen, den Hauptkartofselbezirken, die Herabsetzung auf 5 Mk., damit es möglich wird, wenigstens für 78 Mk. die Kartoffeln einkellern zu können. Mit diesem Preis ist unter Berücksichtigung der Prämien, Vermittelungsgebühren, Trausvortkosten usw. schon unter den allergünstigsten Ver­hältnissen zu rechner. Leider.

vorus