Die„Lippische Landes=Zeitung erscheint mit Ausnahme der Sonn= und Festtage täglich und werden derselben die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsblattes für das Fürstenthum Lippe unentgeltlich als Extrabeilage beigegeben. Redaction u. Expedition: Detmold, Leopoldstraße Nr. 117. S Abonnementspreis für das Vierteljahr: In Detmold 2 Mark 25 Pf., auswärts durch die Post bezogen 2 M. 60 Pf. Inserate werden mit 12 Pf. für den Raum der einfachen Corpus=Spaltzeile berechnet Verantwortlicher Redacteur Friedrich Herring. Druck und Verlag der Meyer'schen Hofbuchdruckerei(Gebr. Klingenberg) in Detmold. De L7E. Mittwoch, 20. November. 1878. Ein ernstes Wort über den jetzigen Stand der kaufmännischen Bildung. (Aus der Kaufmännischen Correspondenz.) (Fortsetzung und Schluß.) Wir haben ferner mehrere sehr gut geleitete Handelsschulen, aber einerseits ist die Anzahl der jährlich auf ihnen ausgebildeten Zöglinge verhältnißmäßig eine zu geringe, andererseits sind auch einer vollen Entwickelung dieser Institute noch mancherlei Hindernisse verschiedener Art in den Weg gelegt, als daß der Einfluß derselben sich im Ganzen sehr viel bemerkbar machen sollte. Alles in Allem genommen liegt die kaufmännische Erziehung bei uns noch sehr im Argen, daß es der Gesammtarbeit aller der Glieder der Handelswelt bedarf, denen das Gedeihen ihres Standes am Herzen liegt, und die von dem Gefühle durchdrungen sind, den Bildungsgrad der Kaufleute auf gleichem Niveau mit dem der übrigen Gesellschaftsclassen zu halten. Durch alle Berufszweige geht heut ein ernster Drang nach tüchtiger, sowohl fachlicher wie allgemeiner Ausbildung ihrer Glieder. Die verschiedenen Gewerke haben ihre Fortbildungs= und Fachschulen, die Meister halten darauf, daß ihre Lehrlinge diese Schulen regelmäßig besuchen. Der Innungszwang ist heut gefallen, die Gesellenprüfungen beseitigt; aber freiwillig haben sich die Gewerke zu Verbänden geeinigt, welche die allseitige Ausbildung der Jugend zum Hauptzweck ihrer Bestrebungen machen, freiwillig haben sie die Gehülfen=Prüfungen wieder eingeführt, in denen die jungen Leute Zeugniß davon ablegen sollen, daß sie ihre Lehrzeit wohl angewandt und sich die Kenntnisse angeeiguet haben, die in weiterer Pflege einst einen tüchtigen Meister machen. Dieser frische Zug von regem geistigen Leben, der heut durch unser gesammtes Handwerk geht, berechtigt uns, trotz aller Noty des Augenblicks, zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft. Wie sticht gegen dies frische Treiben das träge Stagniren in der Kaufmannswelt ab! Das höchste Ziel, das heut dem größten Theil der jungen Kaufleute gesteckt scheint, ist die Erwerbung der Qualification zum einjährigen Dienst. Es ist aber höchst traurig, daß man diesen Bildungsmaßstab, der ja für die speciellen militärischen Verhältnisse seine Berechtigung haben mag, so vielfach in das bürgerliche Leben überträgt und ihm einen Werth beilegt, den er in dieser Hinsicht gar nicht besitzt, und daß man in der Erwerbung dieser Qualification einen Bildungsabschluß sucht und so für die jungen Leute auf künstliche Weise einen Ruhepunkt geschaffen hat gerade in einer Lebensperiode, da Alles in ihnen unferig, halb und unreif ist, in der sie noch durch alle Mittel zu weiterem Lernen und Arbeiten angespornt werden müssen. Die Qualification zum einjährigen Dienst spielt aber eine große Rolle bei unseren Kaufleuten, in den Zeugnissen wird sie besonders hervorgehoben, den Principalen imponirt die große Summe von Wissen, die in dieser bedeutenden Errungenschaft ausgedrückt ist, und die jungen Leute glauben in diesem Zeugniß eine Attestirung ihrer fertigen Bildung ansehen zu dürfen, die sie berechtigt, nunmehr auf ihren Lorbeeren ausruhen zu dürfen. Einem solchen Zustand der Dinge gegenüber ist es nöthig, daß die kaufmännische Erziehung ven großen Gesichtspunkten aus erfaßt wird, wie sie der Würde des Standes entsprechend ist. Von oben, von unten, von allen Seiten müssen die Dinge angepackt und die verschiedenartigsten Bildungselemente in das kaufmännische Leben hineingeworfen werden. Strenge Anforderungen müssen an Lehrlinge und Gehülfen gestellt, auf regen Besuch der Fortbildungs= und Fachschulen muß ernstlich gesehen werden, vor Allem jedoch muß es von den Eltern als die erste Pflicht angesehen werden, ihren Söhnen, die sie dem Haudelsstande widmen, eine genügende Vorbildung zu geben. Als weitere Bildungsmittel von höchstem Werthe habe ich früher in ausführlicher Darlegung die Errichtung akademischer Hochschulen für die Kaufleute und die Einrichtung kaufmännischer Vereine zur Unterstützung und Verwerthung wissenschaftlicher Forschungen und Entdeckungsreisen vorgeschlagen. Ueber die große Bedeutung wirklicher Handelsakademien, zu deren Zutritt nur die Absolvirung des AbiturientenExamens Berechtigung gäbe, dürfte wohl kaum noch ein Wort zu sagen sein, die Errichtung derselben würde aber keine zu große Schwierigkeiten verursachen, wenn dieselben, wie es zum Theil bei den landwirthschaftlichen Akademien der Fall ist, mit den bestehenden Universitäten oder polytechnischen Hochschulen verbunden würden. Jeder andere Stand sucht den Abschluß für seine Erziehung in der akademischen Ausbildung, bei dem Kaufmannsstand, an den das Leben so viele und große Forderungen stellt, zeigt sich dieses Bedürfniß wahrlich nicht in geringem Grade. Was die Verbindung mit den Gelehrten und deren Unterstützung in ihren Forschungen und Reisen anbelangt, so würde einerseits dem Handelsstand daraus durch manche Errungenschaft sofort in vieler Beziehung praktischer Nutzen erwachsen, der Hauptvortheil läge aber bei dieser Vereinigung des Kaufmanns mit dem Wissen in der daraus entstehenden befruchtenden Wirkung des geistigen Elements. Dem Kaufmann würden neue, weitere Gesichtspunkte eröffget, eine junge kaufmännische Generation würde im Dienste des Wissens herangebildet werden, und gerade hier würde es sich dann recht deutlich zeigen, von welch' großem Einfluß auf unser ganzes nationales Leben ein Handelsstand ist, der sich auf der Höhe seiner Zeit befindet. Wie die Sachen aber jetzt liegen, kann eine Aenderung der besprochenen Uebelstände und ein Erreichen der angegebenen Ziele nicht davon erwartet werden, daß hier und da von verständnißvollen Männern zufällig die Sachen angegriffen werden, während sie zum großen Theil anderwärts liegen bleiben, hier gilt es ein energisches Zusammenraffen aller intellectuellen Kräfte innerhalb der Kaufmanswelt, um mit einmüthigem Vergehen die schwere, aber große Bildungsarbeit von bestimmten Ausgangspunkten aus und nach einem einheitlichen, durchdachten Plane glücklich zur Vollendung bringen, und wir sind überzeugt, daß es unter den Kaufleuten noch genug ebenso geistig hochstehende wie patriotische Männer giebt, die sich im Interesse des Allgem inwohles gern vereinigen werden, um sich dieser Culturmission zu unterziehen und in gemeinsamer Berathung dahin zu arbeiten, daß Wissen und geistiges Leben in alle Kreise der kaufmännischen Wlt hineingetragen werde. Die Krämerbildung muß aufhören, und Kaufmannswissen muß an seine Stelle treten! Aber Zeit, hohe Zeit ist es, daß dies endlich geschieht, daß der Kiebsschaden nicht noch weiter frißt und das Ignorantenthum nicht immer größeres Terrain gerade dort gewinnt, wo unser wirthschaftliches Leben nur auf dem Boden des Wissens gedeihen kann.— Deutsches Reich. Berlin, 18. Nov. Der italienische Botschafter Graf de Launay am berliner Hofe benachrichtigte zunächst heute früh 8 Uhr von dem auf den Könie von Italien stattgehabten Attentatsversuch Herrn v. Bülow, den Unter= Staats=Secretär im auswärtigen Amte, der sodann dem Kronprinzen Mittheilung machte. Durch den Letzteren erfuhr es der Kaiser in Wiesbaden. Die Beglückwünschungs=Depeschen unseres Kaisers und des Kronprinzen sind ganz besonders herzlich abgefaßt. Der Kaiser erinnerte daran, daß er selbst erst vor Kurzem ebenso traurige Erfahrungen machen mußte.— Ueber 31. Erzählung von Hans Wachenhusen. (Fortsetzung.) „Warum bin ich nicht gleich hierher gegangen! Wenige Tage genügten, um mich wenigstens in einen passablen Zustand zurück zu versetzen!.. Mit meiner Absicht, hier fort zu gehen, ist es nichts, ich muß bleiben; ich werde mir doch diesen jungen Menschen hier vom Halse zu halten wissen! Wenn mir nur der Hollmann, der Tagedieb, erst aus dem Hause wäre! Ich werde ihn heute kommen lassen, ihm sein Geld für ein ganzes Jahr auszahlen, und ihn bitten, sich seiner Wege zu trollen! Klüger wäre es von ihm gewesen, drüben zu bleiben und sein Glück auf eigenen Füßen zu suchen! Es hat ihn Niemand aufgefordert, mit uns zu gehen; ich stellte es ihm nur anheim, als er eine solche Aufforderung zu erwarten schien, und wie dergleichen immer gemißbraucht wird, ist er frech genug, seine Augen zu meinem Kinde zu erheben! Dieser Vagabond, der dumm genug war, inmitten der reichsten Diamantenfelder fast Hungers zu sterben, dafür aber erwartet, daß ich mein Kind einem so elenden Digger an den Hals werfen soll, der so wenig hier ein Stück Brod zu verdienen im Stande sein würde, wie er drüben dumm genug war, nicht einen einzigen rechtschaffenen Kiesel finden zu können!" De Boèr begab sich seit lange zum ersten Male mit großem Appetit an sein Frühstück, um danach eine Morgen=Promenade zu machen. In anhaltend guter Stimmung erhob er sich, trat in das Hinterzimmer, durch welches der Weg von seinem Schlafgemach in den Salon führte, ging an den Schrank, in welchem er wohlgezählt, aber unverschlossen seine Baarschaft bewahrte, und sah mit Befremden, wie die kostbare Elfenbein=Kassette, in der er sein Papiergeld hatte, nur flüchtig mit dem Deckel auf das Schloß gelehnt war. „Sonderbar! Und doch nicht sonderbar, denn warum sollte der Wolf nicht auch die gezählten Schafe fressen!" De Boèr nahm die Kassette in die Hände, öffnete sie und fand sie— leer, während doch auf das Elfenbein der inneren Deckelfläche sorgfältig mit Blei gegeschrieben stand: fünf und vierzigtausend Francs; darunter das Datum von gestern, denn jeden Abend regulirte er diese Note, wie er seine Uhr aufzog. Stirn und Wangen de Boêr's färbten sich tiefroth vor Unwillen. „Eine saubere Entdeckung! Ich bin von Hausdieben umgeben! Kann man nicht einen einzigen Tag in Ruhe und Frieden beginnen! An den Galgen den Dieb, der so mein Vertrauen gemißbraucht!“ In dem vollen Sturm seiner aufsteigenden Entrüstung schnob er in den Salon zurück und packte den Diener im Genick, der eben mit dem Abräumen des Frühstücks beschäftigt war. Erschreckt zusammenbrechend, wand sich dieser unter der erprobten Faust des alten Diggers. „Schurke, du hast meine Kasse bestohlen!“ schrie de Boèr, kirschroth im Gesicht. Der Diener mochte nicht so ganz reinen Herzens sein und wand sich jammernd ohne Rechtfertigung unter der nervigen Faust. Wo hast du die Banknoten, die du aus meiner Kassette genommen!“ schrie ihn de Boèr an. „Banknoten... Kassette!... Ich schwöre es bei allen Heiligen, ich weiß nichts davon!“ „Du hattest gestern Abend den Dienst in meinem Vorzimmer! Du allein kannst der Dieb gewesen sein.“ Neue Schwüre, neues Jammern des Dieners, der endlich gestand, er habe gestern Abend für nur eine halbe Stunde, als er seinen Herrn fest schlafend gewußt, das Haus verlassen und im Nachbargarten gesessen. „So war es der Andere!“ schrie de Böèr, denn den dritten Diener hatte er gestern davongejagt. „Auch er war bei mir! Es ist keiner von uns allein gewesen! Es muß ein fremder Dieb in das Haus geschlichen sein!“ De Boèr öffnete den Schraubstock seiner Hand. Der Diener richtete sich auf und beschwor mit hundert Eiden, was er gesagt. „Gut, so rufe sofort die Polizei! Sie soll mir den Dieb schaffen, der mir an fünfzigtausend Francs gestohlen!" Der Diener war froh, dem Zimmer entkommen zu können, und rannte hinaus. De Boèr schritt in höchster Empörung auf und ab. „Ich will den Dieb haben und sollte ich das Doppelte an Belohnung für seine Entdeckung zahlen! rief er vor sich hin, eilte wieder in das Nebenzimmer, untersuchte noch einmal die Kassette, den Syhrank, das ganze Zimmer. War der Dieb nicht durch die Thür gekommen, so mußte er durch das geöffnete Fenster hereingestiegen sein, und war dieser Dieb nicht einer siner Diener, so mußte er von der Kassette gewußt haben. Auch der andere Diener, der eben von einer Sendung in die Stadt zurückkehrte, ward in das Verhör genommen— ebenso ohne Erfolg. Die Boèr entließ ihn aus dem Zimmer mit dem Auftrag, Niemand zum Hause hinaus zu lassen, da er jeden Augenblick die Polizei erwarte. (Fortsetzung folgt.) den Gesundheitszustand des Königs Humbert und des Ministers Cairoli liegen sehr günstige Nachrichten vor. Eine von Cairoli abgesandte Depesche bedankt sich bei der berliner Botschaft zunächst für die Theilnahme und fährt dann wörtlich fort:„Die Verwundung des Königs ist eine ganz unbedeutende, die meinige nicht erwähnenswerth und wird in einigen Tagen geheilt sein."— — Einem gestern Abend an den Kronprinzen eingegangenen Telegramme zufolge, ist S. M. Schiff„Prinz Adalbert“, an dessen Bord sich Prinz Heinrich befindet, glücklich in St. Vincent(Cap=Verdische Inseln) eingetroffen.— — Der gestrige„Reichsanzeiger: enthält wiederum eine Anzahl auf Grund des Socialisten=Gesetzes erlassene Verbote. Von denselben werden betroffen die Vereine: Der„demokratische Wahlverein“ und der Gesangverein„Vorwärts“, beide zu Rawitsch der„Arbeiterbildungsverein“ in Pforzheim, die periodische Drukschrift:„Wilhelmshavener Volksfreund“ in Wilhelmshaven und die nicht periodische Druckschrift: „Socialdemokratische Abhandlungen". Fünftes Heft: „Widerlegung der gegen die direkte Gesetzgebung durch das Volk gerichteten Vorwürfe,(Selbstverlag von M. Rittinghausen) in Köln.— — Am 25. November wird endlich die„ReichsCommission“, welche zur Entscheidung der Beschwerden über Handhabung des Socialistengesetzes errichtet worden ist, ihre eigentlichen Arbeiten beginnen. Nach den zahlreichen Berufungen, die bereits eingegangen oder angemeldet sind, wird es ihr an reichlicher Beschäftigung nicht fehlen. Es ist vorauszusehen, daß die Commission für längere Zeit in ununterbrochener Thätigkeit sein wird, bis sich der Arbeitsstoff, der anfangs natürlich unverhältnißmäßig reichlich fließt, mit der Zeit erschöpft haben wird.— — Der an verschiedenen Orten, z. B. in Hamburg und Mühlhausen im Elsaß mit Glück angestellte Versuch der Gründung von ArbeiterColonien soll jetzt auch in Berlin nachgeahmt werden. Eine vor einigen Tagen unter Vorsitz des Abgeordneten Rickert abgehaltene Versammlung hat die Grundzüge des Unternehmens festgestellt, wonach mittels eines freiwillig zu zeichnenden Capitals von 300,000 Mk. an zehn verschiedenen, an den Grenzen der Stadt gelegenen Plätzen Complexe von kleinen Arbeiterhäusern errichtet werden sollen, die nach einer etwa 16jährigen Miethszahlung in Gesammthöhe von etwa 1500 Thalern in den freien Besitz der Arbeiterfamilien übergehen. In dieser Versammlung hat dieser Plan, der das sociale Elend in einem der wichtigsten Punkte, der Wohnungsfrage, beseitigen will, lebhaften Anklang und bereitwillige Zustimmung gefunden, und so darf wohl eine rege Betheiligung an dem wohlthätigen Unternehmen prognosticirt werden. Da die in Aussicht genommenen Plätze meist städtisches Eigenthum sind, können auch die communalen Körperschaften viel zur Förderung des Planes beitragen. Einstweilen ist eine Subcommission mit der genaueren Ausarbeitung des Planes beauftragt.— Die„Militärischen Blätter“ enthalten folgende nicht uninteressante Notiz: Den Feldzug 1870 gegen Frankreich machten 3286 ehemalige preußische Cadetten und zwar 90 als Generale, 591 als Stabsoffiziere, 738 als Hauptleute und Rittmeister, 1842 als Lieutenanis und 25 als Portépéefähnriche mit. Den Orden pour le mérite erhielten von diesen 41 und das eiserne Kreuz 1. Kl. 391. Gefallen oder in Folge der Wunden gestorben sind 341.— — Nach dem im Kriegsministerium für den Monat September d. J. zusammengestellten Hauptberichte der Kranken des preußischen Heeres, des k. sächsischen und des k. württembergischen Armee=Corps betrug deren Zahl 18,773 oder 6,3 Procent der wirklichen Stärke. Davon starben unter militairärztlicher Behandlung 89, davon die Mehrzahl, je 19 an Unterleibstyphus und Lungenschwindsucht; 9 in Folge von Verunglückung. Mit Hinzurechnung der nicht in militairärztlicher Behandlung Verstorbenen sind im Ganzen im Heere noch 22 Todesfälle vorgekommen, davon 6 durch Krankheiten, 7 durch Verunglückungen und 9 durch Selbstmord, so daß das Heer überhaupt 111 junge Leute durch der Tod verloren hat.— Pr. Westpreußen. Rosenberg(Reg.=Bez. Marienwerder), 12. Nov. Die Maurer= und Zimmermeister im hiesigen Kreise haben sich dahin geeinigt, keinen Gesellen zu beschäftigen, der nicht regelrecht drei Jahre bei einem ordentlichen Meister gelernt hat und vorschriftsmäßig eingeschrieben worden ist.— Pr. Schlesien. Wüste=Waltersdorf im Eulengebirge, 14. November. In den ersten Tagen dieses Monats sind in der in der angrenzenden Colonie Wilhelmsthal gelegenen, den Herren Mälzer, Knappe und Nitschke gehörigen Fischzucht=Anstalt gegen 20000 befruchtete Forelleneier in das Bruthaus gebracht worden. Dieselben stammen von selbstgezüchteten Forellen. Voriges Jahr hatten die Herren dieselbe Zahl aus der kaiserlichen Fischzucht Hüningen im Elsaß bezogen.— Pr. Westfalen. Witten a. d. Ruhr, 14. November. Nachdem wiederholt in unserer Stadt in amerikanischem Speck und Schinken Trichinen gefunden worden sind, fand gestern der hiesige Fleischbeschauer Brodt in einem hierorts gezüchteten, einheimischen Schweine das Muskelfleisch wimmelnd von Trichinen. Von Tag zu Tage freuen wir uns mehr darüber, daß hier die obligatorische Fleischschau besteht und auch Privatleute gezwungen sind, die für sie geschlachteten Schweine untersuchen zu lassen. Es ist dadurch schon manchem Unheil vorgebeugt worden.— Aus der Rhcinprovinz, 12. November. Während aus Bingen über den diesjährigen Ausfall der WeinErnte nur traurige Mittheilurgen zu uns gelangten, können wir aus den Ortschaften der Pfalz versichern, daß die Befürchtungen diesmal erfreulicher Weise unbegründet waren und man alle Ursache hat, mit dem quantitativen Erträgnisse zufrieden zu sein.— Was die Qualität anb.langt, schreibt die„Westfälische Provincial=Zeitung", so wird der 1878er weder mit dem Prädicat Turkos von 1871, noch Schipka von 1877 bezeichnet werden können; immerhin aber wird er sich über das Niveau eines mäßigen Mittelweins nicht wohl erheben. Sehr unangenehm und für die kleineren Producenten, welche seither gewöhnt waren, ihr Erträgniß während des Herbstes schon zu verkaufen, sogar sehr empfindlich ist der vollständige Mangel an Kauflust, welcher sich allenthalben fühlbar macht. Es mag dies dem Umstande zuzuschreiben sein, daß unsere Weinhändler sich seither in feinen Weinen ziemlich vorgesehen haben und erst die Entwickelung des„Diesjährigen abzuwarten gedenken. Die allgemeine Geschäftslosigkeit trägt allerdings auch ihr Scherflein hierzu bei. Viele kleine Producenten sind deshalb genöthigt, ihren„Neuen selbst einzukeltern, und ist hierdurch eine sehr starke Nachfrage nach neuen Stückfässern eingetreten. Sämmtliche Küfer der Pfalz, hauptsächlich in Bingen, haben infolge dieser unerwarteten Conjunctur mit ihrem nicht unbedeutenden Vorrathe rasch geräumt, und sind eifrig beschäftigt, für weitere Räumlichkiten zur Beherbergung des 78er Rebensaftes schleunigst Sorge zu tragen.— — Remscheid, 13. November. In der gestrigen Sitzung unseres Stadtverordneten=Collegiums wurde eine Commission ernannt zu dem Zwecke, den„tugendhaftesten Menschen= der Commune, an welchen laut Testamentsbestimmung alle 3 Jahre am Todestage des Testatocs Stoekder ein Preis von 1200 Mark zu bezahlen, ausfindig zu machen.— Auf das Resultat der Ermittelung sind wir wirklich gespannt.— — Elberfeld, 12. November. Die Tingel=Tangel scheinen, nachdem die obrigkeitliche Verordrung, für jeden Vorstellungs=Abend zum Vortheil der Armen 15 Mark in die städtische Casse zu zahlen, in Kraft getreten, eingehen zu wollen. Ein Concert=Local an der Bahnhofstraße hat, wie die„Elberfelder Zeitung" berichtet, bereits freiwillig geschlossen und ein anderes am Brausenwerth zeigt an, daß die Gesangs= und Clavier= vorträge sich fürder nur auf die Sonntage.schränken werden.— — Trier, 13. November. Gelegentlich des welches die Stadt Luxemburg zur Feier der Vermählung des Prinzen Heinrich der Niederlande mit der Prinzessin Maria, Tochter des Prinzen Friedrich Karl, gegeben, wurde in Aussicht gestellt, daß die hohen Herrschaften wohl baldigst Trier mit ihrem Besuche beehren würden. Prinz Heinrich ist Ehrenbürger der Stadt Trier und zwar in Folge seiner hochherzigen Gesinnung, die derselbe bei Besitznahme des Gutes „Weißhaus" dadurch an den Tag legte, daß er nicht nur die schönen ausgedehnten Anlagen desselben dem Publikum ohne Beschränkung zum Besuche üb rließ, sondern auch den„Schneidershof“, diesen schönsten Ausflugsort, als Vergnügungelocal bestehen ließ und durch Aglage neuer Treppen, Verandas u. s. w. bedeutend verschönerte. Wie die„Saar= und MoselZeitung" vernimmt, haben die Stadtverordneten bereits eine Deputation zur Begrüßung der hohen Herrschaften gewählt und die Bürger der Stadt werden wohl auch rechtzeitig von dem Eintreffen derselben benachrichtigt werden.— Hessen. Darmstadt, 18 November. Nach dem heute früh um 9 Uhr ausgegebenen Krankheitsberichte ist der Großherzog Ludwig andauernd fieberfrei; die örtlichen Anschwellungen sind zurückgegangen, die diphteritischen Auflagerungen etwas verkleinert. Der Erbgroßherzog ist ebenfalls fieberfrei, die Membranen haben sich auf der rechten Seite größtentheils abgestoßen; sie bedecken noch das Zäpfchen und die linke Mandel in größerer Ausdehnung; die Drüsenanschwellungen sind seit vorgestern ständig zurückgegangen. Die Prinzessin Irene ist fieberfrei, es sind nur noch geringe Anschwellungen vorhanden. Die Prinzessinnen Victoria und Alice sind als genesen zu betrachten. Prof. Oertel aus München ist zur Consultation hierher berufen worden. — Das Bergräbniß der verstorbenen Prinzessin Marie findet heute Nachmittag um 5 Uhr im Mausoleum auf der Rosenhöhe in aller Stille statt.— Ausland. Oesterreich=Ungarn. Für die Erregung, welche in Oesterreich=Ungarn die Gemüther beherrscht, sind die Scenen characteristisch, welche sich am Sonnabend zu Lemberg in Galizien abspielten. Die dortige academische Jugend hatte einen Fackelzug für den Abgeordneten Hausner beabsichtigt, der in so scharfer Weise die Andrassysche Politik angegriffen hatte. Die Polizei verbot diese Demonstration, trotzdem wurde dieselbe unternommen. In Folge dessen entspann sich ein Straßenkampf. Ein Privat=Telegramm des„Berliner Tagblattes berichtet, daß bei diesem Kampfe dreißig Personen verwundet wurden, darunter der Polizeicommissar Cassa und der erste Procurist der galizischen Hypothekenbank Gomoinsky, des letzteren Aufkommen ist zweifelhaft. Gestern wurden weitere fünfzig Academiker in Lemberg verhaftet. Es herischt noch große Aufregung dort und allgemein wird den Polizei=Organen die Schuld an dem Blutvergießen zugeschrieben.— Schweiz. Züsich, 18. November. Wie die„Tagespost“ mittheilt und wie ohnedies vorauszusehen war, wird es mit der Gründung des von dem bekannten Gehlsen, dem berüchtigten Redacteur des eingegangenen Schandblattes„Die Reichsglocke“ angeregten„Rechtsschutz und Hülfsverein für politisch Verfolgten vorläufig nichts, weil ihm ein agitatorischer internationaler Character gegeben werden sollte, worauf die Schweizer kluger Weise nicht eingegangen sind. Auch wird schon der Name des Gründers Beitrittslustige abschrecken.— Eugland. London, 17. November. Im Laufe vergangener Woche scheiterten 43 englische und ausländische Schiffe an den Küsten Englands. Während dieses Jahres sind im Ganzen 1300 Schiffe gescheitert, was gegen die entsprechende Periode des Vorjahres eine Verminderung von 217 Schiffen ergiebt. Der annäheinde Werth des verloren gegangenen Eigenthums beziffert sich auf Lstr. 500,000, darunter Lstr. 240,000, britisches.— — Die Land=Arbeiter von Kent und Sussex haben auf einer Versammlung in Maidstone einstimmig beschlossen, ein Anerbieten der Regierung von Canada anzunehmen, durch welches mehr als 5000 Acker solchen Arbeitern überlassen werden, die nicht im Stande sind, sich hier zu ernähren.— — Das Wetter in Schottland hat sich derartig gestaltet, daß zwischen Braomar und Balmoral tiefer Schnee liegt und die Post gestern die größte Schwierigkeit hatte, dem Hofe zu Balmoral die Sendungen zu übermitteln. Es konnte nur im Schritt gefahren werden und von Balmoral ward dann nach Ballater um Vorspann telegraphirt für die Rückfahrt. Man brauchte vier Stunden, um eine Strecke von 18 englischen Meilen zurückzulegen. Unter diesen Umständen blieb der Königin, die erst in acht Tagen nach Windsor übersiedeln wird, nichts übrig, als statt im Wagen ihre tägliche Ausfahrt im Schlitten zu machen.— — Aus London, 5. d.., wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben:„Der angedrohte Streik ländlicher Arbeiter in Kent und Sussex ist seit gestern zur Thatsache gwworden. Die Pächier erklären, nicht nachgeben zu können, es sei dena, daß ihnen die Pacht ermäßigt werde, und die Arbeiter sind mit der angekündigten Lohnberabsitzung nicht zufrieden. Die Zahl der streikenden Arbeiter wird auf etwa 30.00 geschätzt. Es handelt sich um eine Herabsetzung von 4 P. bis 6 P. auf einen Tagelohn von 2½ bis 2¾ Sh. Die Leiter des Streikvereins beabsichtigen eine Kundgebung derart, daß 400 bis 500 arbeitslose Leute in ihrer ländlichen Tracht nach London marschiren und dort eine öffentliche Versammlung abhalten. Dasselbe Mittel wurde vor nicht langer Zeit von anderer Gegend her versucht, erwies sich indessen als völlig fruchtlos Im Allgemeinen ist der Zeipunkt zum Streiken nicht glücklich gewählt. Die Pächter brauchen gegenwärtig, nachdem die Herbstbestellung in der Hauptsache beendet ist, die Arbeiter nicht dringend, in allgemein schlechter Zeit haben andererseits die Arbeiter die Groschen sehr nöthig. In Newcastle on Tyne wurde gestern der halbjährige Gesindemarkt abgehalten, wie das in manchen Gegenden Englands noch gebräuchlich ist. Die gedrückte Zeit spiegelte sich in den verminderten Lohnsätzen wieder. Männer mußten sich auf das Halbjahr zu einer Herabsetzung von 3 Lstr., Frauen zu einer solchen von 2 Lstr. verstehen.— Frankreich. Paris, 18. November. Die Meldung von dem Mordanfall auf den König von Italien machte hier einen sehr tiefen Eindruck; der Marschall Mac Mahon richtete sofort folgende Depesche an den König Humbert:„Ich beeile mich, an Ew. Majestät die lebhaftesten und aufrichtigsten Glückwünsche zu richten, daß Sie dem gegen Ihre Person gerichteten abscheulichen Angriffe entkommen sind.“ Der Minister des Aeußeren, Waddington sandte an den französischen Botschafter am italienischen Hofe folgende Depesche: „Der Präsident der Republik richtete persönliche Glückwünsche unmittelbar an den König. Lassen Sie an Se. Majestät auch den Ausdruck der tiefsten Genugthuung und der ehrfurchtsvollsten Theilnahme der gesammten französischen Regierung gelangen. Wünschen Sie Glück in meinem Namen auch dem Conseilpräsidenten, der große Gefahr lief und einen seltenen Beweis von Kaltblütigkeit gegeben hat.“— Eine unabsehbare Menschenmenge strömt zur italienischen Botschaft, von der sich zahlreiche Personen in die daselbst aufgelegten Bücher einzeichnen, darunter der Prinz Napoleon Jerome, Schwager des Königs von Italien, und sämmtliche Botschafter.— — Paris, 17. November. Die Seine ist seit gestern nicht mehr gestiegen und steht ungefähr 2,50 m. über dem gewöhnlichen Wasserstande. Die eizemliche Schifffahrt ist eingestellt. Doch fahren noch immer die kleinen Dampfboote. Seit heute Morgen hat der Regen wieder begonnen, und man befürchtet ein neues Steigen des Wassers. Ober= und unterhalb Paris steht ein großer Theil des flachen Landes bereits unter Wasser.— Italien. Neapel, 18. November früh. Der Ministerpräsident Cairoli hat gestern Abend folgendes Telegramm an die Vertreter Italiens lande gerichtet:„In dem Augenblicke, wo heute Rach mittag der König mit der Königin und dem Kronprinzen im Wagen seinen Einzug in die Stadt Neapel hielt und in Mitten der enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung, welche sich ehrerbietigst um das einziehende Herrscherpaar drängte, stürzte sich ein Individuum mit einem Messer in der Hand auf Seine Majestät. Der König, der sich sofort von seinem Sitze erhoben hatte, erhielt eine sehr leichte Hautwundung an der linken Schulter. Da ich die Ehre hatte, dem König gegenüber zu sitzen, so habe ich glücklicherweise selbst den Mörder erfassen und an der Ausführung des Verbrechens verhindern können. Ich habe in dem Kampfe eine leichte Wunde am Bein erhalten. Der Mörder, der von einem Säbelhiebe des Kürassiercapitäns am Kopfe getroffen war, wurde sofort verhaftet. Ihre Majestäten haben nicht das geringste Zeichen von Erregung kundgegeben. Die Bevölkerung begleitete dieselben bis zum Palais mit den wärmsten Ovationen. gez. Cairoli.“— — Die letzten Drathbecichte über das Attentat in Neapel lauten: — Rom, 18. November, Mittags. Auch aus vielen anderen Städten werden patriotische Kundgebungen aus Anlaß des Attentates auf den König gemeldet, die Erbitterung über das Aitentat ist eine große und allgemeine. Der Syndikus hielt auf dem Kapitol eine Ansprache an die dort versammelte Volksmenge, welche mit begeisterten Hochrufen auf den König ausgenommen wurde. Die hier anwesenden Deputirten haben in einem Telegramme an den Ministerpräsidenten Cairoli ihrem Abscheu über das Attentat und ihrem Danke gegen die Vorsehung über die Errettung des Königs Ausdruck gegeben.— — Rom, 18. November. Die Stadt ist beflaggt. Die Nachricht von dem Mordversuche und der Rettung des Königs wurde gestern Abend in sämmtlichen gerade spielenden Theatern von der Bühne herab verkündet und rief großartige Ovationen hervor. Die Diplomatie war sofort in lebhafter Bewegung. Der spanische Gesandte erschien persönlich im Telegraphenbureau. Der Papst beabsichtigt in privater Weise den Ausdruck seines Bedauerns zu übermitteln. Der Mörder ist gerichtlich schon mehrfach bestraft. Er soll eine Jacke verkauft haben, um einen Dolch anzuschaffen. Auf dem rothen Tuche stand:„Viva la Republica universale!“ — Der Stadt soldat Telemach Gianettini war der Erste, welcher den Mörder neben dem Wagen festhielt, nachdem der Minister Cairoli denselben an den Haaren gepackt hatte. Er wurde dafür vom Bürgermeister zum Feldwebel befördert.— — Rom, 16. November. Die„Italie“ erzählt über Leo XIII. und den Cardinal Nina: Jemand, der Leo XIII. kürzlich gesehen, versichert uns, daß sich Se. Heiligkeit gegenwärtig einer ausgezeichneten Gesundheit erfreut. Und doch schont sich der Papst durchaus nicht; er arbeitet mit einem unermüdlichen Eifer und bringt mehrere Stunden des Tages in seinem Schreibzimmer zu. Er arbeitet auch des Abends und häufig bis zu einer weitvorgerückten Nachtstunde. Ihm entgeht nichts, er will von Allem unterrichtet sein. Die Arbeit, die ihn im Momente am meisten beschäftigt, ist die Veränderung des Personals in der Nuntiatur. Bei der Gewissenhaftigkeit, mit der er nichts dem falle überlassen will, ist diese Mühe eine langwierige und beschwerliche. Cardinal Nina kann ihn in dieser Arbeit nicht unterstützen, weil er sich über die Angelegenheiten der Nuntiatur nicht im Laufenden befindet. Nina war nämlich, wie bekannt, niemals Runtius. Ein weiteres Hinderniß, ist seine Unkenntniß der französischen Sprache, die er nicht nur nicht spricht, sondern auch nur mit Mühe liest. Er ist häufig genöthigt, seine Zuflucht zu Msgr. Cretoai, dem zweiten Staats=Secrekair, zu nehmen, um sich jene Stellen, die er nicht versteht, erklären zu lassen. Sein Vorgänger sprach, ganz im Gegensatze zu ihm, das Französische sehr geläufig. Die Repräsentanten fremder Mächte sind genöthigt, mit Cardinal Nina Italienisch zu sprechen, obwohl sie es haufig nicht im Stande sind, wenn es sich um schwierige Berichte handelt.— Türkei. Aus Constantinopel wird der„Politischen Correspondenz“ gemeldet: Nach amtlichen Meldungen nimmt der Aufstand in Macedonien immer größeren Umfang an. Derselbe breitet sich bereits nach Thessalien und Epirus aus. Eine Gruppe der Aufständischen befindet sich im Gebirge Malesplanina, in Dsuma, Kreschner und Melnik, eine zweite in Kosjeg, Planinakrania und Köstendil, eine dritte concentrirt sich Karadeg, Veretschka, Monastir und Florina, eine dierte breitet sich an den Abhängen des Olymps in Berca Elassona aus. Letztere Gruppe besteht zumeist Griechen die übrigen zumeist aus Bulgaren. politische Zweck ist für viele nur ein Vorwand dum Raub und zur Plünderung. Das Seraskierat #i 23 Bataillone reguläre Truppen und 5 Batterien 8r Bekämpfung des Aufstandes aufgebracht.— — Da alles nichts fruchten will, der Entwerthung *es Papiergeldes erfolgreich zu steuern, setzt man letzte Mittel in Bewegung, man appellirt an die Opferwilligkeit des Volkes, um Geldmittel zusammenzubringen. Der Sultan hat aus seiner Schatulle 16000 Pfund zum Aufkauf von Kaimehs bewilligt. Beamte des Finanz= und Marineministeriums opferten die Hälfte ihres rückständigen Soldes, den— sie doch niemals Shauten gpirden. Ob des alls nützen wirds— Neueste Nachrichten. Berlin, 19. November. Bei der heutigen Landtagseröffnung im Weißen Saale des Schlosses waren etwa 80 Personen anwesend. In der Diplomatenloge befand sich ein Mitglied der chinesischen Gesandtschaft. Um 12 Uhr 5 Minuten traten die Minister in kleiner Uniform, unter Führung des Grafen Stolberg in der Garde du Corpsuniform ein; Stolberg verliest die Throurede, welche lautlos ausgenommen wurde. Der Herrenhauspräsident bringt ein dreifaches Hoch auf den König aus. Schluß 12 Uhr 15 Min.— Rom, 18. November, Abends.(Privattelegr. des Berliner Tagbl.) Der deutsche Botschafter v. Keudell, als Dekan des hiesigen diplomatischen Corps condolirte dem Könige und dem Ministerpräsidenten Cairoli. Letzterer in einem speziellen Telegramme antwortend, sagt: seine Wunde sei übrigens leicht und verdiene kaum der Erwähnung angesichts des Glücks, daß er(Cairoli) sein Leben für den König habe in die Schanze schlagen dürfen. Uebermorgen ist großer Dankgottesdienst wegen Rettung des Königs in der protestantischen Kapelle der deutschen Botschaft im Palazzo Caffarelli angesagt.—„Der Avveniren sagt: in der Tasche des Mörders wurden Papiere gefunden, welche beweisen, daß er ein Mitglied der Internation ale war. Der Mörder hat sich seit dem Mai in Neapel aufgehalten. Die letzten Nachrichten aus Neapel melden, der König und Cairoli verbrachten die Nacht ruhig.— Heute Abend großer Fackelzug der römischen Studenten vor dem Quirinal.— Die radikale„Capitali“ insinuirt den Klerikalen eine verborgene Mitschuld an dem Attentat.— In Neapel sind zahlreiche Verhaftungen von Internationalisten vorgenommen. Rom, 18. November.(Privattelegr. des Berl. Tgbl.) Der Papst condolirte dem Könige telegraphisch. Aus guter Quelle verlautet, daß ein eigenhändiger Brief des Papstes folgt. Die italienischen protestantischen Kirchen halten heute Abend Dankgottesdienst ab; die katholischea Kirchen schweigen.— Die Wunden, welche der Mörder erhalten hat, sind sehr schwer.— Florenz, 19. November. Während gestern Abend auf dem Signoriaplatz eine patriotische Kundgebung für den König stattfand, platzte mitten unter der Volksmenge eine Orsinibombe, wodurch zwei Personen getödtet und mehrere andere verwundet wurden. Trotz der Erbitterung der Bevölkerung über diese Schandthat nahm die patriotische Kungebung ihren ruhigen Fortgang.— Die hiesigen Vereine richteten eine Glückwunschund Ergebenheits=Adresse an den König. Aus dem Fürstenthum Lippe und Umgegend. Detmold, 19. November.(Landtag. 2. Sitzung.) Der Präsident des Landtages Dr. von Lengerke eröffnete die heutige Sitzung, an welcher alle Abgeordnete mit Ausnahme des Abg. Schmidt=Meinberg theilnahmen und in der die Fürstliche Regierung durch den Geh. Reg.=Rath Meyer vertreten wurde, gegen ¼ nach 10 Uhr. Nach Verlesung und unbeanstandeter Annahme des Protokolles der gestrigen Sitzung theilte der Vorsitzende eine„Vorstellung und Bitte" des Magistrates und der Stadtverordneten der Stadt Barntrup an den Landtag mit, der sich die Gemeindevertreter von Sonneborn und Sommerfeld durch ausdrückliche Beitrittserklärungen angeschlossen haben, in welcher derselbe ersucht wird, ein Amtsgericht nach der Stadt Barntrup zu legen. Diese Eingabe soll nach Beschluß des Landtages bei der Berathung des Ausführungsgesetzes zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes mit in Berathung gezogen werden. Zu der in erster Lesung im Plenum vorzunehmenden allgemeinen Besprechung des Landes=Etats ergriff niemand das Wort. Ein Beschluß über die Behandlung der Justizgesetze und der Proposition über die Einrichtung der Landgerichte wurde vorbehalten. Die Propositionen über den Erweiterungsbau des Turn= und Zeichensaales im Gymaasium zu Detmold, sowie die über die Gehaltserhöhung des Taubstummenlehrers wurden der Finanzcommission zur Vorberathung und Berichterstattung überwiesen. Ueber die Behandlung der Proposition in Bezug auf Aufhebung des§ 22 des Gewerbesteuergesetzes entspann sich eine längere Debatte, in der durch den Abg. Grote hervorgehoben wurde, daß eine Anzahl Petitionen unterwegs seien, welche eine Abänderung des Gewerbesteuergesetzes, beantragten, denen man ebenso gut gerecht werden müsse, wie dem Antrage der Regierung auf Abänderung des Gesetzes, der dahin gehe, die Steuer nicht mehr in Simplen, sondern alsbald als Jahressteuer zu erheben. Rühre die Regierung schon jetzt an einem eben erlassenen Gesetze zum Nachtheile der betreffenden Steuerzahler, so hätten diese erst recht alle Ursache, an dem Gesetze zu rütteln. Nachdem der Antrag des Abg. Gevekot, die Proposition der Finanzcommission zu überweisen, und der des Abg. von Kerßenbrock, dieselbe im Plenum zu behandeln abgelehnt worden, wurde der Antrag des Abg. Pothmann angenommen, diese Proposition dem früheren Gewerbeausschuß, d. h. der vermehrten Finanzcommission zur Vorberathung zu überweisen, einstimmig angenommen. Die Propositionen über die Errichtung eines neuen Schulbezirkes in Billinghausen, sowie die über die Gehalte der Staatsbeamten wurden der Finanzcommission überwiesen. Es folgte hierauf die General=Debatte über den Entwurf einer Gemeinde=Ordnung für das Fürstenthum Lippe, die volle zwei Stunden währte und an welcher sich eine ganze Anzahl der Abgeordneten betheiligten. Diese ebenso lebhafte, wie interessante Debatte hier in ihrer ganzen Ausdehnung wiederzugeben, muß sich der Referent versagen; er kann nur das Wichtigste aus ihr heivorheben. Die Debatte wurde durch den Abg. D. Grote eröffnet, der sich hauptsächlich gegen das proponirte Drei=Classen=Wahl=System wandte, nach wrlchem künftig die Wahlen für die Stadtvertretungen stattfinden sollen, wogegen Abg. Pothmann gerade diesen vorgeschlagenen Wahlmodus mit Freuden begrüßte, und weiter ausführte, wohin der jetzt bestehende Wahlmodus namentlich in der Stadt Lemgo zu allerlei Mißverhältnissen geführt habe. Abg. Schemmel erklärte, daß er eigentlich kein Verehrer des dreiklassigen Wahlsystems sei, aber er wisse kein besseres und sei bereit anzuerkennen, daß es immerhin das gerechteste sei. Die Vorlage selbst, die Gemeinde=Ordnung, entfalte ihm zu viel„Sammelsurium“ der verschiedensten Materien, so daß er nicht recht klug habe daraus werden können. Er habe zwar in Bezug auf die Verwaltung städtischer Angelegenheiten wenig Verständniß, aber eine Bestimmung dieser Gemeindeordnung komme ihm denn doch höchst bedenklich vor. Eine Stadt, die ihrem Bürgermeister 800 Thlr. zahle, solle einen besonderen Stadtbezirk für sich bilden; zahle sie aber nur 799 Thlr. dann müsse sie mit dem Landkreise verbunden werden; das sei eine Bestimmung, die denn doch wohl nicht aufrecht erhalten werden könne. Das in der Gemeinde zur Geltung kommende Princip der Selbstverwaltung begrüße er mit Freuden, nur fürchte er aus guten Gründen, daß die passenden Kräfte zur Verwaltung der Ehrenämter für jetzt nicht vorhanden seien; wenn er auch ein entschiedener Anhänger dieser Selbstverwaltung sei, so hätte er doch gewünscht, daß eine Uebergangsperiode zu dieser Selbsiverwaltung geschaffen worden wäre. Abg. Büxten meinte, die Einführung des dreiclassigen Wahlmodus sei entschieden ein Rückschritt, wenn er auch zugeben müsse, daß er für das Landvolk besser sei, weil dadurch mehr Wahlberechtigte geschaffen würden. Er sprach sich auch gegen die im Entwurfe vorgeseheve Bestätigung und Vereidigung der Gemeindevertreter aus. Es sei ihm nicht bekannt, daß bisher aus der Nichtbestätigung und nicht Beeidung Unzuträglichkeiten entstanden wären, woraus zu schließen, daß das bisherige Verfahren gut sei.— Vice=Präsident Gevekot sprach seine Ueberzeugung dahin aus, daß die bisher in Geltung gewesene lippische Städteordnung eine ganz vorzügliche sei, nur zwei Dinge in ihr seien schlecht, das Wahlrecht und der Wahlmodus. Die Fortschrittspartei könne namentlich in Bezug auf diesen Punkt mit der Vorlage sehr zufrieden sein, da das Wahlrecht viel weiter ausgedehnt worden, als es bisher bestanden habe. Gegen die Ausführungen des Abg. Grote sich wendend und für die des Abg. Pothmann eintretend, halte er dafür, daß die Form der Abstimmung und Beschlußfassung von Seiten der Gemeindevertretung in der neuen GemeindeOrdnung eine Verbesserung erfahren habe Das Bedenken könne er nicht verschweigen, ob es gelingen werde, für die verschiedenen Gemeinde=(Ehren=) Aemter die geeigneten Persönlichkeiten zu finden, was namentlich in Gemeindebezirken von nur 1500 Einwohnern doch so schwer sein werde, weßhalb er entschieden für die Bildung größerer Gemeindebezirke eintreten werde. Was die Behauptung des Abg. Schemmel in Betreff der größeren oder geringeren Besoldung der Bürgermeister und die daraus entstehenden Folgen beireffe, so sei das ein Irrthum. Die Städte würden immer eine gewisse Arbettskraft, eine Persönlichkeit mit einer gewissen Vorbildung, die genaue Kenntnisse der Landes= und Reichsgesetze habe, anstellen müssen, und da würde nicht um ein Paar Thaler mehr oder weniger Gehalt gefeilscht werden. Diese Bestimmung der neuen Gemeindeordnung habe einen ganz guten practischen Sinn.— Abg. Moritz sprach die Ansicht aus, daß eine Aenderung der Städteordnung dringend nothwendig geworden sei. Der vorgelegte Entwurf einer neuen Gemeinde=Ordnung bedeute in Bezug auf die Landgemeinde einen Fortschritt, in Rezug auf die Stadtgemeinde einen Rückschritt, was zu beurtheilen er wohl im Stande sei, da er lange genug an der Verwaltung städtischer Angelegenheiten betheiligt gewesen sei. Indem sich dieser Redner gegen die Ausführungen der Abgg. Gevekot und Pothmann wandte, meinte er schließlich, es sei ihm nicht bekannt, daß durch Einführung und Ausübung des allgemeinen Stimmrechts Unzuträglichkeiten entstanden seien.— Nachdem Abg. von Kerßenbrock das Bedenken ausgesprochen, ob sich auch wirklich so viel Amts= und Gemeindevorsteher als brauchbar zur Verwaltung der ihnen übertragenen Aemter finden würden, fügte er hinzu, der Abgeordnete Pothmann habe sich nicht allein zu beklagen, daß die Stadtverordneten in Lemgo nur aus den mittleren Klassen der Bürgerschaft gewählt würden, und ganze Klassen der Bürgerschaft in diesem Collegio ganz unvertreten seien; in Barntrup sei es ähnlich; da käme nur der in das StadtverordnetenCollegium, der eine gewisse Anzahl Gänse halie, worauf Abg. Pothmann ergänzend erwiderte, in Lemgo komme es auf die Zahl des Rindviehes an, durch die das Recht, Stadtverordneter zu werden, erworben weide.— Geh. Rath Meyer trat den Anschauungen des Vicepräsidenten Gevekot bei und meinte, man habe auch in der Regierung die Frage ventilirt, ob genug passende Persönlichkeiten auf dem Lande zu finden sein würden zur Uebernahme der Gemeindeämter. Wenn sie vielleicht auch augenblicklich nicht ganz vorhanden seien, so würde das doch in nicht allzulanger Zeit der Fall sein. Viele junge Landbewohner besuchten ja landwirthschaftliche Schulen und die allgemeine Bildung sei ja im Steigen begriffen. Präsident Dr. von Lengerke führte in einer längeren Rede aus, daß, da bis jetzt zumeist die Vertreter der Städte gesprochen hätten, er es für seine Pflicht halte, als Vertreter der Landgemeinden auch seine Anschauungen über die neue Gemeinde=Ordnung darzulegen. Auch er habe mit den Abgg. Kerßenbrock und Schemmel das Bedenken, daß es schwer sein würde, Männer mit der geeigneten Befähigung zur Verwaltung der Gemeindevorsteher=Aemter zu finden. Sie wüßten nur zu gut, mit was für Elementen sie es bis jetzt zu thun gehabt hätten, die Functionen eines GemeindeVorstehers seien schon jetzt nicht leicht auszuführen, sie würden durch die neue Ordnung verdoppelt und dadurch doppelt schwer, namentlich würde das in Bezug auf die Polizeiverhältnisse zur Geltung kommen. Dieses Bedenken habe auch bei der in Oldenburg im Jahre 1875(1873?) neu eingeführten Gemeindeordnung Platz gegrffen, worauf der Redner einen eing he deren Vergleich zwischen diesen beiden Gemeinseordnungen zog. Wenn es in der Lipper Gemeinde=Ordnung vorgesehen sei, daß, wenn nur gewählte Gemeindevorsteher das Amt ablehnten oder keine geeigneten Persönlichkeiten gefunden würden, der Staat berechtigt sei, solche Almtr commissarisch verwalten zu lassen, so möge man doch bedenken, welch' große Kosten für das Land daraus erwüchsen, wenn auch nur einige solche Stellen durch Commissare verwaltet werden müßten.— Daß die Virikstimmen der Rittergutsbesitzer und Domänen beseitigt wären durch die neue Gemeindeordnung, damit sei er einverstanden, die seien nicht aufrecht zu erhalten gewesen. Daß aber dafür neu geschaffene Forstdistricte geschaffen worden seien, die solche Stimmen ausüben sollten, das sei gegen Gerechtigkeit und Billigkeit. Die Einführung eines Census empfehle sich nach seiner Anschauung nicht, dagegen sollten alle diejenigen stimmberechtigt sein, die einen festen Wohnsitz in einem Orte haben. Auch seien größere Ortsverbände und Aemter zu wünschen, als sie in dem Entwurfe vorgesehen seien, schon wegen der Wegebauangelegenheiten. Schon jetzt herrsche in Bezug darauf die größte Verwirrung, der man„drüben in Preußen dadurch ausgewichen sei, daß man den Wegebau für keine Gemeinde=, sondern für eine Provinzial= Angelegenheit erklärt habe.— Was endlich die Anstellung der Bürgermeister betreffe, so solle man nicht die Höhe des Gehaltes für maßgebend erklären, sondern es, wie in Oldenburg, davon abhängig machen, ob ein„rechtskundiger" Burgermeister angestellt werde oder nicht. Abg. Overbeck hielt es auch für zweifelhaft, ob auf dem Lande die nöthige Zahl von befähigten Personen gefunden werden würde zur Verwaltung der Gemeindeämter. Doch habe er die feste Zuversicht, daß es damit ähnlich gehen würde wie bei der Einführung der Standesämter auf dem Lande, gegen die man Anfangs dieselben Bedenken geäußert habe. Mit den größeren Aufgaben wüchsen auch die Kräfte. Er meine, daß statt vier Aemter wohl zwei genügen würden, da vier als zweite Verwaltungs=Instanz zu winig zu thun haben würden. Sie würden sich ja eigentlich nur mit der Sicherheitspolizei zu beschäftigen haben, da der größte Theil der Polizeisachen der Criminalrechtspflege zufallen würden.— Er bekenne sich offen als Anhänger des Dreiclassensystems, weil durch dieses in der Gemeindeverwaltung alle Classen gleichmäßig zu Worte kommen würden, was z. B. bei dem jetzigen Wahlmodus schon seit zehn Jahren in Lemgo nicht mehr der Fall sei, und das sei unbillig. Nachdem noch die Abgg. Neubourg und Asemissen ihre Anschauungen dargelegt, von denen jener den Wunsch aussprach, daß man die Gemeindevorsteher wenigstns in so weit besolden sollte, daß sie sich eine Schreibhülfe, einen Secretär, halten können, und versicherte, daß er die Besorgniß, keine geeigneten Persönlichkeiten zu finden, nicht theile, schlimmsten Falls ja auch die vier Amtshauptleute sich die Mühe geben könnten, solche Persönlichkeiten heranzubilden, und Abg. Neubourg die Ueberzeugung ausgesprochen, daß bei der bevorstehenden Trennung der Justiz und Verwaltung die alte Gemeindeordnung unhaltbar geworden sei, was er eingehender begründete, beantragte Abg. von Kerßenbrock die Vertagung der Debatte, welcher Antrag unterstützt und zum Beschlusse erhoben wurde. Der Präsident schloß hierauf die Sitzung nach 1 Uhr. Nächste Stzung, Mittwoch, früh zehn Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der begonnenen Debatte und ev. zweite Lesung des Landesetats.— Ergänzend zu dem gestrigen Berichte sei noch erwähnt, daß dem Landtage noch eine Proposition zugegangen war, betreffend den Ankauf des an der Hornschen Straße gelegenen, der Prinzessin Luise zur Lippe gehörenden Hauses behufs Unterbringung des Landgerichtes in demselben. Eine Beschlußfassung über die Behandlung dieser Vorlage wurde in der heutigen Sitzung noch ausgesetzt.— F. H. Detmold, 19. November. Der„Bielefelder Zeitung“ entnehmen wir folgende Mittheilung: In der am Sonnabend in Hamm stattgehabten Sitzung des Ausschusses des landwirthschaftlichen Pror. Vereins wurde der Landrath Herr von Borries mit 83 von 88 Stimmen zum Director des Landwitthschaftlichen Prov.=Vereins für Westfalen und Lippe gewählt. Stellvertretender Director wurde der Freiherr von Landsberg=Steinfurt.(Der bisherige Director des Vereins war Herr v. Schorlemer=Alst.)— Herford, 16. November. Die vielfachen eifrigen B strebungen unseres Magistrats haben endlich in Sachen unserer projektirten Fortbildungsschule ihr Ziel erreicht. Gestern Abend ist die Schule durch Herrn Bürgermeister Quentin in feierlicher Weise eröffnet worden. Anwesend waren außer einem Magistratsmitgliede und einigen Einwohnern der Stadt und Schülern die für die Schule engagirten Lehrer, nämlich die Herren Brüelheide, Noak, Hoppe, Erdbrügger, Peitz und Westerwiek. Herr Bürgermeister Quentin eröffnete die Schule mit einer Ansprache, in welcher derselbe den Zweck und den Segen schilderte, der aus der fleißigen Benutzung den Schülern nothwendig erwachsen müsse.— Herford, 16. Nov. Dem Kreisgerichterath Stohlmann hierselbst ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt worden.— Bielefeld, 18. November. Kreisgerichts=Rath Turnau ist als Appellations=Gerichts=Rath nach Paderborn versetzt worden.— Bielefeld, 16. November. Wie das„Bielefelder Tagblatt“ vernimmt, ist in Folge gestrigen Beschlusses des Presbyteriums der von dem Magistrate vorgelegte Kaufvertrag, bezüglich der bisher der Reformirten Gemeinde gehörenden, an der Rohrteichstraße belegenen Gärten, in welchen bekanntlich das Amtsgerichtsgebäude erbaut wird, genehmigt. Der Kaufschilling beträgt für den 27 Are 66 □ Meter großen Complex 15 600 Mk. oder pro □□ Ruthe 80 M. An der Genehmigung zu diesem Verkaufe ist Seitens der vorgesetzten Behörde wohl nicht zu zweifeln.— Minden, 18. Nov. In der Nacht von vorgestern auf gestern ereignete sich im Schachte der benachbarten Zeche Meißen ein schweres Unglück. Nach beendeter Schicht waren 3 Bergleute mit Aufräumung des Orts beschäftigt, als plötzlich eine Menge Gestein aus dem Hagenden sich löste und sie verschüttete. Nach schwerer Arbeit erst gelang es, wieder zu ihnen zu kommen. Zwei fand man ziemlich wohl auf, sie waren mit gelinden Quetschungen davon gekommen; der dritte indeß, Bergmann Neitmann aus Lerbeck, hatte bereits seinen Geist aufgegeben. Der Verunglückte, erst seit 4 Wochen verheirathet, wird als ein sehr tüchtiger, braver Arbeiter gerühmt, den Arbeitgeber wie Genossen schmerzlich vermissen.— — Die Einnahmen der Köln-Mindener Eisenbahn, Hauptbahn betrugen im Monat October 31693., die der Köln=Gießener Linie 33200 M. mehr und die der Linie Venlo=Hamburg 111 109 M. weniger als im Monat October vorigen Jahres. Die gesammte Mindener=Einnahme beläuft sich demnach im Monat October d. J. gegen den Monat October des vorigen Jahres auf 46 216 M.— Forstwirthschaft und Die Springer Hofjagd, welche am Sonnabend, den 16. d.., von dem Kronprinzen abgehalten worden ist, ward zwar sehr durch Sturm und Regen— es blies ein heftiger Südwest— gestört, verlief im Uebrigen aber durchaus nach Wunsch. 2 jagdbare, 6 geringe Hirsche, 9 Stück Wild, 75 grobe, 36 geringe Sauen und 1 Rehbock zierten die um 3 Uhr Nachmittags vollendete Strecke. Hiervon hatte der Kronprinz 1 Hirsch, 2 Stück Wild und 22 Sauen, Prinz Carl 1 Hirsch und 8 Sauen, Prinz Friedrich Carl 1 Stück Wild und 11 Sauen, Prinz Albrecht 1 Stück Wild und 6 Sauen und der Prinz August von Württemberg 1 Hirsch und 6 Sauen erlegt.— Meteorologische Beobachtungen in Detmold. Allgemeiner Witterungscharakter: 19. Bedeckt. 20. Klar. 21. Sonn.=Aufg. 7. 34. Sonn.=Untrg. 3. 57. Mond=Aufg. 3. 34. Mond=Unirg. 1. 56. Tageslänge 8 St. 25 M. W Ein Teckelhund(Bastard) ist aufgefangen. Derselbe ist innerhalb 3 Tagen abzuholen, widrigenfalls er getödtet wird. Detmold, den 19. Nov. 1878. Der Magistrat. Dr. L. beldman. Die Generalversammlung des Gustav- Adolph-Frauenvereins findet am Donnerstag, den 21. November, Nachmittags 3 Uhr, im oberen Zimmer des Confirmanden hauses statt. Um recht zahlreichen Besuch bittet Der Vorstand. Heute Morgen gegen 5 Uhr ist nach längerem Leiden unser lieber Gatte, Vater und Schwiegersohn, Gottlieb Johanning geborner Riekehof aus Wellentrup. sanft entschlafen. Die Beerdigung findet Sonnabend, den 23. d. M. Nachmitttags 2 Uhr vom Trauerhause aus Statt. Ohrsen, 20. Nov. 1878. Die trauernden Hinterbliebenen. des Männergesangvereins „Hermann“. unter gütiger Mitwirkung von Fräulein Erna Steinbagen und Herrn Kammermusikus Cordes am 22. November im Saale des Odeon. Anfang 7½ Uhr Abends. Entrée 75 J. Billets zu diesem Concerte sind in der Klingenberg'schen Hofbuchhandlung(Hans Hinrichs), in C. Schenk's Buchhand lung bis Freitag Rachmittag 6 Uhr, sowie Abends an der Casse zu haben. Beschtungswerthe Offerte. Behr feine Mille 60, 75, 90, 100, 110 und 120 Mark. Unsortirte Havana à Mille 55 Mark. Echte Cuba-Cigarren in Origin.-BastPacketen je 20 Stück à Mi.le 60 mk. Manilia-Cigarres. à Mille 60 Mk. Havana-Ausschuss-Cigarren Origin.Kisten 500 Stück) à Mille 39 Mk. Java-Brasil-Cigarren, gate Qualität, à Mille 33 und 36 Mk PeineCigarettengrichtPapier)ähtlüle 30 Mk Aroma, Geschmack und Brand vorzüglich. 500 Stück sende franke. A. Gonschior, Breslan. Verkauf einer Messerfaorik. Mittwoch, den 27. November, Nachmittags 2 Uhr, sollen die zur Debitmasse des Messerfabrikanten F. A. Wippermann zu Friedensthal gehörigen Grundstücke: Wohnhaus, Nebenhäuser, die Messerfabrik, Schleifmühle, ein Garten über 3 Morgen groß, eine Wiese etwa 3 Morgen groß, öffentlich meistbietend in Friedensthal verkauft weiden. Pyrmont, den 15. November 1878. C. Curator der Wippermannschen Debitmasse. Verein„Frohsinn“ Donnerstag, ½9 Uhr Abds. Generalversammlung Zur gefalligen Beachtung. Ich zeige hierdurch ergebenst an, daß ich mein Geschäft und Wohnung von der Meierstraße nach der Langenstraße B. 7. verlegt habe. Detmold, den 14. Nov. 1878. H. Hilker, Lederhandlung. Corned Beci, Kieler Buckinge Aug. Kast. empfing Puddingpulver in Mandel, Bauille und Chocolade, Maizena empfiehlt Aug. Kast. Kieler Sprotten mpfing Georg Bruélheide. Zur Aufertigung von Rechnungsformularen halten wir unsere Buchdruckerei sowohl, als auch unsere lithogra phische Anstalt, unter Zusicherung bester und promptester Ausführung, angelegentlichst empfohlen. Meyer'sche Hhofbuchdruckerei Gebrüder Klingenberg. „ Prmatare für Standesämter zu beziehen durch die Meyer'sche Hofbuchdruckerei 1(Gebr. Klingenberg). Verlag der Meyer'schen Hofbuchhandlung in Detmold. Zu beziehen durch die Klingenberg'sche Hofbuchhandlung(Hans Hinrichs) in Detmold u. Lemgo, C. Schenk in Detmold und G. 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