Die„Lippische Landes=Zeitung== erscheint mit Ausnahme der Sonn= und Festtage täglich und werden derselben die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsblattes für das Fürstenthum Lippe unentgeltlich aks Extrabeilage beigegeben. Redaction u. Expedition: Detmold, Leopoldstraße Nr. 117. Abonnementspreis für das Vierteljahr In Detmold 2 Mark 25 Pf., auswärts durch die bezogen 2 M. 60 Pf. Inserate werden mit 12 Pf. für den Raum der einfachen Corpus=Spaltzeile berechnet. Né 104. Sonnabend, 4. Mai. Die Demonstration der Socialdemokratie zu Berlin am 28. April. F. Das Leichenbegängniß des zu längerer Gefängnißhaft verurtheilten und in der Charité verstorbenen ehemaligen Redacteurs der„Berliner Freien Presse“ ist von der socialdemokratischen Partei wieder zu einer Demonstration benutzt worden, die an Umfang derjenigen vom 10. März nicht nachstand. Durch zahlreiche öffentiche Ankündigungen waren die Parteigenossen in den Tagen vorher aufgefordert, in geschlossenen Massen pünktlich zu der Feierlichkeit zu erscheinen; sämmtliche socialdemokratische Vereine aus Berlin, Charlottenburg u. s. w. hatten sich beinahe vollzählig eingefunden. Der Leichenzug, dessen Theilnehmer ohne Unterschied des Geschlechtes rothe Abzeichen trugen, wird auf mehr als 10,000 Personen geschätzt. Im Gegensatz zu der Demonstration vom 10. März war alles Gepränge vermieden, man sah keine Fahne, nicht einmal ein Musikcorps war zugezogen worden. Unmittelbar hinter dem mit Blumen und Kränzen geschmückten Sarge schritten die Führer der socialdemokratischen Partei und die bekannteren Agitatoren; ihnen folgte eine große Schaar Frauen und Kinder, alle mit rothen Blumen oder Schleifen. Diesem Zuge wurde ein ungeheurer mit feuerrothen Bändern umwickelter Lorbeerkranz, mit der Inschrift:„Du starbst für Freiheit und Gerechtigkeit, Dir danken die Frauen Deutschlands“ vorgetragen. Der Kranz war von den Städten Sachsens gewidmet. Am Grabe auf dem Friedhofe der frei=religiösen Gemeinde sprachen die Agitatoren Most und Rackow. Besonders auffallend war die große Menge Frauen und Kinder in dem Zuge, wie überhaupt die Thätigkeit und der Einfluß des weiblichen Elements in der socialdemokratischen Bewegung in rapider Zunahme begriffen ist. In Sachsen liegen schon mehrere Frauen dem Agitations=Gewerbe ob und verkünden im Lande umherreisend in Volksversammlungen und Vereinen die Heilswahrheiten der socialdemokratischen Lehre. Die Berliner Demonstration, die übrigens ohne jede Ruhestörung verlief, verfolgt den Zweck, den Haß gegen das deutsche Gesetz und gegen die Rechtspflege und das Richter=Collegium, welches den socialdemokratischen Redacteur verurtheilte, zu schüren und den Fanatismus der Parteigenossen, ihren Opfermuth und ihre Opferwilligkeit auf das Aeußerste anzuspannen. Die socialdemokratische Agitation kostet wahrhaft kolossale, nach Millionen sich beziffernde Summen: trotz aller Opferwilligkeit der Partei sind ihre Kassen immer leer. Neuerdings kündigt die Central=Leitung der Partei in Hamburg eine neue Steuer nach dem Muster des Peterspfennig an, um einen Fonds zur Entschädigung und Unterstützung der durch richterlichen Spruch verurtheilten Genossen zu bilden. Um neue Steuerausschreibungen ergiebig zu machen, sind solche Begräbniß=Schaustücke die probatesten Mittel. Wenn das noch lange so fortgeht, wird die socialdemokratische Agitation, der Kampf gegen den Staat und die Gesellschaft, der arbeitnehmenden Klasse theurer zu stehen kommen und ihr größere Nachtheile zufügen als die vielbesprochene Geschäftscalamität. Diese und ähnliche socialdemokratische Demonstrationen zeigen auf das Schlagendste die Unhaltbarkeit unserer Preß= und Vereinsgesetzgebung, die mehr als alles Andere dazu beigetragen hat, die Socialdemokratie groß zu ziehen. Will man diese Gesetze conserviren, so muß man die Segnungen der Socialdemokratie mit in den Kauf nehmen. Hält man die Socialdemokratie für eine schwere Krankheit, so muß man das Leiden an der Wurzel fassen und nicht mit Mitteln operiren, die dasselbe nur verschärfen. Was nützt es, Redacteure einzusperren und die Blätter, in denen sie Verstöße gegen die Gesetze verüben, ruhig fortbestehen zu lassen? Was nützt es denn, den Agitator zu strafen und dabei der Organisation der Socialdemokratie auch nicht ein Haar zu krümmen? So lange man den Socialisten=Chefs gestattet, Steuern im Betrage von etwa fünf Millionen von der Partei jährlich einzutreiben und für ihre Umsturzpläne zu verwenden, werden sie stets Personen genug finden, die sich der Unbequemlichkeit des Lebens im Gefängniß nur zu willig unterziehen.— Deutsches Reich. Deutscher Reichstag. 38. Sitzung vom 2. Mai. Präsident v. Forckenbeck eröffnete die Sitzung nach 11¼ Uhr.—(Die Bänke des Hauses sind mäßig besetzt, die Tribünen leer.) Am Tische des Budesrathes: Präsident im Reichskanzleramt Hofmann und einige Commissare. Eingegangen waren die Rechnungen der Kasse der Oberrechnungskammer über die Reichsverwaltung des Jahres 1876 und des Zeitraums vom 1 Januar 1877 bis zum 31. März 1877. Vor Eintritt in die Tagesordnung ließ der Präsident v. Forckenbeck, wie er bereits gestern angekündigt, durch Namensaufruf feststellen, ob der Reichstag beschlußfähig ist. Der Aufruf ergab die Anwesenheit von 232 Mitgliedern. Der Reichstag war also beschlußfähig...— Sersem Die Tagesordnung begann mit der Forisetzung der dritten Berathung des Gesetzentwurfes betreffend Zuwiderhandlungen gegen die Vieheinfuhrverbote. Der Entwurf wurde ohne Debatte mit den früher von dem Abg. Beseler gestellten Amendements genehmigt. Die Zusammenstellung der von den betheiligten Regierungen und Verwaltungen fernerweit aufgestellten Liquidationen über die aus der französischen Kriegskostenentschädigung zu ersetzenden Beträge wurde der Rechnungscommission überwiesen. Die Denkschrift über die Ausführung der Gesetze betreffend die Aufnahme von Anleihen wurde durch Decharge=Ertheilung erledigt. Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs betreffend die Gewerbegerichte. Der erste Abschnitt, welcher von der Einsetzung der Gewerbegerichte handelt, wurde unverändert nach den Commissionsbeschlüssen erledigt. Weitere Verhandlungen konnten nicht stattfinden, weil Beschlußunfähigkeit des Hauses eingetreten Schluß 3¾ Uhr.— Berlin, 3. Mai. Der Kaiser hat dem commandirenden General des 7. Armeecorps, General der Cavallerie Grafen zu Stolberg=Werningerode, zur Erinnerung an die im vergangenen Jahre stattgehabten Herbstmanöver des 7. Corps sein Bildniß, lebensgroßes Kniestück in der Uniform des Regiments Gardes du Corps, gemalt von Paul Bülow, zum Geschenk gemacht. Der reich geschnitzte Rahmen trägt die Jahreszahl 1877. Gestern ist das Bildniß an seinen Bestimmungsort Münster eingetroffen.— — Der Kaiser hat für das dem Dichter Seume in Teplitz zu errichtende Denkmal aus seiner Schatulle 200 Mark bewilligt.— — Nach der„Prov.=Corr." nimmt die Krankheit des Reichskanzlers Fürsten Bismarck einen günstigen Verlauf und„ist zu hoffen, daß es dem Fürsten möglich sein werde, sich auch an den Berathungen des Reichstages noch zu betheiligen.“— Die Familie des Reichkanzlers ist auch für diesen Sommer in Bad Krankenheil bei Tölz angemeldet, und die biederen Vorbergbewohner rechnen auch auf den Besuch des Kanzlers selbst.— Berlin, 1. Mai. In letzter Stadtverordneten=Sitzung Der Erb-Onkel. Verbotens Erzählung von E. v. Dincklage. Fortsetzung. „Junge“, sagte er,„die Sache geht dich an, da du deine Wissenschaft in den Beinen hast. Mach' dich auf und komme mir nicht ohne mein Kind wieder, die Alte bleibt so lange hier!" Die Alte wollte auch mit suchen und forschen, aber nichts da.„Die Alte bleibt, beharrte Dirk,„wenn irgend etwas faul ist, so halte ich mich an sie!“ Edwin kehrte mithin sofort zurück des Weges, den er gekommen, und zwar auch in dem Fuhrwerke, das gebracht hatte, in jedem Orte, bei jedem Wirthshause vergeblich nachforschend. Auch in Sandfort wußte Niemand das Mindeste von der Entflohenen. Edwin hatte keine Muße, sich viel mit seinen sehr mißgestimmten Cousinen zu beschäftigen. Else war meist abwesend bei Kranken und Bekannten und Rosa brachte Hermance durch die ewigen Vorwürfe, sie habe die Zukunft der Familie zerstört, beinahe zur Verzweiflung. So standen de Sachen, als eines Abends Else wie ein Sturmwind den Schwestern herein brauste und in furchtbarer Aufregung fragte, wo Edwin sei? „Wissen wir es? fragte Rosa verdrießlich zurück. Er ist zum zweiten Male nach Twisdorp!“ fügte Vermance hinzu. Eise sank in einen Sessel und rang die Hände: Anne ist fort! Anne ist fort!u jammerte das sonst so Eefühllose Mädchen,„das Haus ist leer und sie— wo, um Gottes Willen kann sie sein? „Wien, staunten die Schwestern—„du wußtest, o sie war?“ in Freilich wußte ich es, Ihr Närrinnen. Sie war dem Häuschen der verstorbenen Blinden! Als Edwin sie hier in Twisdorp suchte, reizte der Teufel den Drechsler, welcher bisher immer reinen Mund gehalten hatte, ihm für ein Stück Geld Alles zu verrathen. Der elende Mann führte den Tanzmeister bis vor das arme einsame Häuschen, sie erblickten Anne am Fenster, aber Niemand öffnete. Als die Männer nach langem Harren die Gartenpforte und die Hinterthüre erbrochen, war Anne verschwunden und seitdem, zweimal vierundzwanzig Stunden, keine Kunde von ihr!: „Schlange!“ knirschte wuthbleich Hermance,„also du hast uns all' diese Sorgen und all' diese Noth bereitet? Du willst die Mama vor Kummer tödten und uns in's Unglück bringen! „Unschuldige Seele“, höhnte Else, zwasch dir die Hände, Kind! Ja ich besorgte Alles, die Zeitungsartikel, die Ueberraschung im Holzstall und die Flucht; Gott ist mein Zeuge, ich wollte das arme, gute Kind aus euren Geierkrallen retten, aber die besten Absichten werden manchmal zu Schanden! Heult und zetert nicht, ich gehe jetzt zum Telegraphenamt und telegraphire an DirkOhm! Und hinaus war sie ebenso rasch, als sie vor Kurzem erschienen. Edwin hatte mit seiner würdigen Tante verabredet, der Erbonkel müsse um jeden Preis beruhigt werden. Obgleich sonst eben kein Lügner, brachte er dieses Mal in Twisdorp seine Dichtung und Wahrheit doch glaubwürdig genug vor: Anne und seine Cousine Else, behauptete er, hätten sich einen Scherz gemacht und beide ein Versteck in dem leeren Häuschen eines alten blinden Weibes gesucht, das süße Haideröschen sei wiederum wohlbehalten in Sandfort und deß zum Zeichen sende sie dem lieben Ohm ihr Gebetbuch mit den Silberspangen! Der alte Amhaag nahm das Buch in die Hand, öffnete es, suchte ein wenig zwischen den Blättern umher und schloß die Spangen wieder. „So du mir nicht die Wahrheit sagst; begann Dirk dann,„wäre es besser, du widerriefest auf der Stelle!" Edwin stutzte und erbleichte, er wollte in der That widerrufen, aber die Tante, welche ihrer Gefangenschaft mehr denn müde war, legte ihre harte Hand schwer auf seine Schulter und nahm nun selbst, tief beleidigt, das Wort für den lieben Neffen. Die Rede war so schön und überzeugend, daß sie wohl einen bessern Schluß verdient hätte als den, daß eine blonde Magd verkündete, es sei ein fremder Mann da, der dem Bauern so ein Ding bringe. Das Ding war ein Telegramm, Dirk=Ohm nahm dasselbe, stellte sich an das Fenster, las wohl zehn für die beiden Verwandten unsäglich lange Minuten, faltete das Blatt zusammen und— Niemand wußte oder sah, wie es so kam— plötzlich lag Edwin mit Hintansetzung aller Zierlichkeit am Boden und an seiner Gurgel fühlte er die würgende Faust des alten, baumstarken Mannes. „Schurke“, sagte Dirk, ohne daß seine Stimme sich sonderlich verändert hätte;„Schurke, bekenne was du dem Kinde gethan hast oder du kommst nicht lebend vom Platze!“ „Es war nur ein Scherz— ein Scherz mit der Nichte Hermance, und Anne— belauschte uns—!“ stammelte Edwin in höchster Todesangst. „Glaubt ihm nicht, Schwager!“ kreischte die Doktorin,„meine Hermance ist unschuldig, aber dieser sittenlose junge Mann wollte—!“ Dirk=Ohm gab dem liegenden Reffen einen verächtlichen Fußtritt, stellte sich breit in die Thüre, welcher sich die würdige Matrone genähert hatte, und sprach, immer in seinem farblosen Tone:„Du bleibst hier bis ich sie wieder habe, dir habe ich sie anvertraut, und Gott sei dir gnädig, wenn mir mein unschuldiges Kind nicht mit dem reinen Herzen zurückkehrt, das sie von hier hinweg genommen hat!“(Forts. folgt.) ist bei Feststellung des Stadthaushalts=Etats für Berlin für 1878/79 die Einnahme und Ausgabe auf 42¼ Millionen Mark, die im laufenden Etatsjahre zur Erhebung kommende Gemeinde=Einkommensteuer auf 100 Procent der veranlagten Steuern festgestellt worden.— — Eine jüngst hier stattgehabte Verlobung wird in hiesigen Gesellschaftskreisen viel besprochen. Fräulein Agnes Strousberg, die älteste ebenso schöne wie geistvolle Tochter des Dr. Strousberg, hat sich mit dem Grafen von Kleist, einem reichen Kavalier und Gutsbesitzer aus Pommern verlobt.— Baiern. Augsburg, 1. Mai. Der„Allgemeinen Zeitung" zufolge ist der Domprobst Streichele in Augsburg zum Erzbischof von München=Freising ernannt worden.— Sachsen. Zu der am 18. Juni d. J. stattfindenden silbernen Hochzeitsfeier des sächsischen Königspaares werden, wie man hört, Kaiser Wilhelm und der Kaiser von Oesterreich sich nach Dresden begenen.— Ausland. Oesterreich=Ungarn. Dem„Berliner Tagblatt“ wird aus Wien gemeldet:„In Folge von Zusammenziehung der russischen Armee bei Bukarest und an der Grenze von Siebenbürgen wird die Aufstellung eines österreichischen Corps in Siebenbürgen ernstlich erwogen, da trotz der anscheinend freundlichen Beziehungen zu Rußland Vorsicht nicht schaden kann."— Frankreich. Versailles, 2. Mai. Deputirtenkammer Präsident Grévy erklärte bei Eröffnung der Sitzung, er glaube nur den einstimmigen Gefühlen der Kammer Worte zu leihen, wenn er der hohen Befriedigung und tiefen Bewegung Ausdruck gebe, die er bei der Eröffnungsfeier der Ausstellung empfunden habe. Frankreich habe nach seinen Unglücksfällen in seinem Wohlstande die Macht und das Mittel gefunden, zu einer solchen Feier einzuladen.(Allseitiger Beifall).— England. London, 2. Mai. Die Königin Victoria von England hat aus Anlaß des Geburtstags des Czaren Alexander(am 29. April) diesem ein Glückwunsch=Telegramm gesandt.— Frankreich. Die Encyclica Leo's XIII. wird hier eben so wie in Deutschland beurtheilt: man giebt das Festhalten an den theoretischen Prätentionen der Kirche als unvermeidlich zu und erblickt die Hauptbedeutung des Schriftstückes in seiner milderen civilifirteren Form, welche darauf hindeutet, daß der heilige Stuhl sich nicht mehr mit den sämmtlichen geistigen Mächten der Gegenwart auf formellen Kriegsfuß zu setzen wünscht. Die hiesige ultramontane Presse ist freilich, wie das ja zu ihrem System gecirt, eifrig bemüht, ihrem Publikum gegenüber den Satz zu vertheidigen, die Politik Pius IX. sei von seinem Nachfolger unverändert und unveränderlich übernommen worden.— — Preisliste des Hôtel de Louvre in Paris für die Dauer der Weltausstellung. Die „Timesn veröffentlicht die authentische Preisliste dieses Hotels. Die Zimmer im dritten Stock kosten 25 Frcs. täglich, statt 12; die im zweiten Stock sind von 15 auf 32 Frcs. hinaufgeschraubt. Service per Tag und Person 1 Frc. 50., das Diner statt 6 künftig 8 Frcs. — Alles Andere ist entsprechend erhöht. Der edelmüthige Verzicht der Pariser Wirthe auf eine thörichte Ausbeutung der Fremden scheint also wieder rückgängig geworden zu sein.— England. London, 1. Mai. Die deutsche Kronprinzessin ist gestern Abend in Windsor eingetroffen. In der Stadt waren die Straßen während der Durchfahrt der Prinzessin dicht mit Menschen gefüllt, welche der Ankommenden einen begeisterten Empfang bereiteten und durch ihre herzlichen Cheers deutlich bewiesen, daß sie in der deutschen Prinzessin noch immer die älteste Tochter ihrer Königin, die Princeß Royal von England, erblicken und verehren.— — Aus Calcutta in Britisch=Indien hört die Times aufs neue, daß die indischen Truppen von der Idee begeistert sein sollen, in Europa militärisch thätig zu sein. Die Armee sei jetzt eine ganz andere als zu Zeiten des Aufstandes. Damals sei sie fast ganz aus Leuten zusammengesetzt gewesen, denen ihr religiöser Glaube verbot, über das Meer zu gehen und außerhalb Indiens zu kämpfen. Jetzt sei das anders. Sikho, Pathans und Muhamedaner aus dem Pendschab seien jetzt der Hauptbestandtheil des Heeres und diese seien frei von Vorurtheilen.— Italien. Rom, 2. Mai. Der frühere Erzbischof von Köln, Dr. Paul Melchers, hat eine Darstellung der Lage eingesandt, welche der Prüfung eines Sonderausschusses von Cardinälen unterliegt.— — Die Schweizergarde im Vatikan ist gegenwärtig wieder vollzählig; die Pfarrer, welche die neuen Rekruten zutrieben, haben ängstlich darauf Bedacht genommen, keine störrigen Elemente auszuwählen, damit sich nicht wieder Fälle wie der neuliche ereignen, wo ein Theil des Korps in Folge Ungehorsams aus den Diensten des heiligen Stuhles entlassen werden mußte. Nun klagen die mit der Einübung der neuen Ankömmlinge beauftragten Justruktions=Offiziere zwar gegenwärtig darüber, daß ihre Eleven gar so begriffsstützig sind; aber darum werden sie, wenn einmal die Abrichtung vollendet sein wird, um so sicherer auf ihren Lorbeern ausruhen können.— Rußland. General=Lieutenant Heimann ist, wie bereits in Kürze mitgetheilt worden, dem Typhus erlegen. Heimann begann seinen Dienst im Offizierrang im Jahre 1844, im Jahre 1864 wurde er zum General=Major, im Jahre 1872 zum General=Lieutenant befördert, eine Reihe glänzender Waffenthaten in deu Kämpfen gegen die kaukasischen Bergvölker legt Zeugniß ab für die hervorragenden militärischen Eigenschaften des Heimgegangenen und sein Werk war auch in dem jüngsten Kriege der erste große Sieg, die Eroberung von Ardaghan. Der Kaiser hatte den verdienten General nicht vergessen; Heimann war Inhaber des St. Georgs=Ordens 3. und 2. Klasse, eines goldenen, mit Brillanten besetzten Degens mit der Aufschrift:„Für Tapferkeit" und einer lebenslänglichen Pension von 5000 Rubel.— Türkei. Constantinopel, 30. April. Der Sultan hat eine Truppenaushebung von 95,000 Mann angeordnet. Dieselbe hat heute bereits begonnen. Abbi Pascha und Assaf Pascha werben Freiwillige, von denen jeder 5 Pfund Sterling Handgeld erhält. Die übrigen Truppen erhalten den rückständigen Sold.— Nordamerika. Newyork, 2. Mai. Einer Meldung des„Newyork Heradn zufolge wurden 5000 Irlän= der für den russischen Dienst behufs einer eventuellen Invasion in Neuschottland und Neubraunschweig angeworben.— Astronomisches. — Obwohl dem am 6. Mai bevorstehenden Vorübergang des Mercurs vor der Sonnenscheibe keine so große Wichtigkeit für die astronomische Wissenschaft beigemessen werden kann, wie den viel selteneren Vorüberzügen des Planeten Venus, so richtet man doch mit Recht volle Aufmerksamkeit auf dieses Phänomen, das mit der fortschreitenden Wissenschaft immerhin manche wichtige Ausbeute zu gewähren geeignet ist. Die Berl. Volksztg. bemerkt über das zu erwartende astronomische Ereigniß:„Der Mercur ist, so viel wir bisher wissen, der nächste zur Sonne von allen Planeten. Wenigstens ist die Vermuthung Leverrier's, daß es noch einen Planeten gebe, der innerhalb der Mercursbahn die Sonne umkreise, bisher nicht bestätigt worden. Der Mercur vollendet seine Bahn um die Sonne in 88 Tagen und ist für uns wegen seiner Nähe zur Sonne nur kurz nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang sichtbar. Seine kurze Umlaufszeit bringt diesen Planeten am häufigsten zwischen Erde und Sonne. Wenn der Planet, nachdem er die Stellung zwischen Erde und Sonne eingenommen, in 88 Tagen seinen Umlauf vollendet hat, bedarf es nur noch einer Zeit von 27 Tagen, um wiederum dieselbe Stellung zwischen Erde und Sonne einzunehmen. Läge nun die Bahn dieses Planeten in derselben Ebene wie die Umlaufsbahn unserer Erde, so würden wir jedes Mal nach 116 Tagen den Planeten vor der Sonnenscheibe erblicken. Die Ebene seiner Bahn fällt indessen keineswegs mit der Ebene der Erdbahn zusammen, sondern bildet einen Winkel von sieben Grad mit derselben. Dieser Umstand bewirkt es, daß wir nur dann den Planeten Mercur als schwarzen Punct auf der Sonnenscheibe sehen, wenn er sich in der Nähe des Kreuzpunctes befindet, wo die Ebenen beider Bahnen zusammentreffen. Dies wird nun am 6. Mai dieses Jahres der Fall sein und im Lauf unseres gegenwärtigen Jahrhunderts sich nur noch drei Mal wiederholen. Der Mercur wird sich so zwischen Erde und Sonne befinden, daß man ihn schon mit einem sehr mäßigen Taschenfernrohr als einen schwarzen Punct vor der Sonnenscheibe erblickt. Freilich muß man sich hierzu noch eines geschwärzten Glases bedienen, um nicht von den Strahlen der Sonne geblendet zu werden. Wenn man sich die Sonnenscheibe wie das Zifferblatt einer Uhr mit den Zahlen von 1 bis 12 bezeichnet vorstellt, wobei der nördlichste Punkt der Sonnenscheibe die Zahl 12 trägt, so wird die diesmalige Linie, in welcher Mercur durch die Sonnenscheibe wandert, ungefähr so liegen, als ob er von der Zahl 10 nach der Zahl 3 seine Wanderung machte. Die Dauer der ganzen Erscheinung, vom Mittelpunkt der Erde aus gesehen, wird 7 Stunden und 34 Minuten betragen. Auf der Oberfläche der Erde aber wird der ganze Verlauf dieser Erscheinung nur auf der östlichen Hälfte von Nordamerica sichtbar sein, während bei uns nur der Eintritt, nicht aber der Austritt der Erscheinung wird gesehen werden können, ja, in Berlin wird nicht einmal mehr die Mitte der Erscheinung sichtbar sein, da die Sonne bereits 20 Minuten vor diesem Zeitpunkt im Untergang begriffen ist. Der erste Augenblick dieses Phänomens tritt für Berlin um 4 Uhr 4 Min. 38 Sec. ein, wo der Rand des Planeten den Rand der Sonne zu berühren scheint. Um 4 Uhr 7 Min. 41 Sec. wird dieser Eintritt vollständig Statt gefunden haben, so daß der Rand des Planeten mit dem Rande der Sonne zusammenfällt und bald darauf der Augenblick eintritt, wo der Sonnenrand als eine äußerst feine, lichte Linie gesehen wird, welche den Planeten umschließt. Bei dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft, wo man reiche Beobachtungen durch das Spektroskop anstellen kann sowohl über die lichte Hülle, welche die Sonne umgiebt, wie über das Luftmeer, welches den Mercur umhüllt, darf man hoffen, daß die genaue Beachtung dieser Erscheinung neue Bereicherungen unseres Wissens herbeiführen wird. Aber auch für den Laien ist die Erscheinung immerhin interessant, da sie demselben Kunde gibt von der Sorgfalt, mit welcher Neueste Nachrichten. London, 3. Mai, Morgens. Dem„Reuter'schen Büreaun wird aus Kalkutta(in Britisch=Indien) vom gestrigen Tage gemeldet: Der politische Agent Englands zu Bhamo in Birmah sowie zwei Sipahis sind durch Sipahi=Truppen ermordet worden. Die Mörder sind verhaftet, das Motiv der That ist unbekannt, doch glaubt man, daß es der Politik fern liegt.— New=York, 3. Mai. Aus Mexico wird der Ausbruch eines Aufstandes in den Staaten Durango und Nuevoleon gemeldet. General Trevino ist zur Unterdrückung abgegangen.— Odessa, 1. Mai. Großfürst Nikolaus ist gestern Nachmittag hier angekommen. Nach dem Empfang und einem Dankgottesdienste in der Kathedrale speiste er beim Grafen Lewastow, dem Gouverneur von Odessa. Noch am Abend reiste er, von lauten Freudenbezeigungen begleitet, nach Petersburg weiter.— Petersburg, 2. Mai. Die„Agence Russen schreibt, die Nachrichten lauteten verhältnißmäßig besser. Die Verhandlungen durch die Vermittelung Deutschlands dauerten fort. Dieselben hätten sowohl die gleichzeitige Räumung der Umgebung Constantinopels zum Gegenstande, als auch, soweit sie mit Oesterreich geführt wurden, die das letztere betreffenden Fragen. Das Princip des Meinungsaustausches zwischen London und Petersburg über solche Fragen, welche England interessirten, sei zugestanden.— Petersburg, 3. Mai. Das gichtische Leiden des Reichskanzlers Fürsten Gortschakow ist in beide Füße übergegangen; die Schwäche hat in Folge der Schlaflosigkeit und der Schmerzen zugenommen. Die Aerzte haben dem Fürsten jede Theilnahme an den Geschäften untersagt.— Die Agence Russe meldet ebenfalls, daß neue Anstrengungen zur Herstellung eines Einverständnisses zwischen den Mächten gemacht worden seien, doch dürfte vor Ablauf von fünf oder sechs Tagen nichts wesentlich Neues hierüber zu erwarten sein.— Der Großfürst Nikolaus wird morgen Mittag hier erwartet.— Höxter, 30. April. Heute Morgen verschied hier nach langen Leiden der frühere Abgeordnete(Mitglied der Centrumspartei) Pfarrdechant Dr. Kampschulte.— Aus dem Fürstenthum Lippe und Umgegend. Lüdenhausen, 1. Mai. Am 27. v. M. hatte der Ackerer F. Lammersmeier, der bereits seit 25 Jahren seinem Schwager Richtenberg in Lüdenhausen treue Dienste leistete, das Unglück, von einem Pferde in den Unterleib geschlagen zu werden. Er starb in Folge dessen am 30. v. M. an innerer Verletzung.— Aus dem Amte Hohenhausen, 1. Mai. Die Schreiber dieses erlauben sich, dem neu gegründeten Jagdschutzverein zu bemerken, daß sie die Bestrebungen der Jagdbesitzer und Pächter, den so sehr geschädigten Wildstand zu heben, sehr löblich finden, sind jedoch so frei, zur Hebung desselben noch einen andern Vorschlag zu machen. Der Hauptschutz nämlich, welcher dem Wilde gewährt werden könnte, bestände in Bestimmungen, welche die Interessenten unter einander träfen. Die Mißgunst veranlaßt die Pächter, welche meistens vereint eine Jagd gepachtet, häufig, auf eigene Faust zu tödten, so viel eben möglich ist, und es ist dann nachträglich sehr bequem, den Ruin der Jagd den die Wissenschaft jedes beachtenswerthe Zeichen benutzt, um unsere Kenntniß der Natur und ihrer Gesetze möglichst zu erweitern. Sollte der Weg, welchen Mercur auf der Sonnenscheibe für unser Auge sichtbar durchwandern wird, auch mitten durch einen Sonnenfleck vorüberführen, so wird man die Wahrnehmung machen, daß die Sonnenflecke selbst in ihren schwärzesten Puncten keineswegs so lichtlos sind, wie die schwarze Scheibe des uns zugewandten Planeten."— Freiligrath.] Der Tag, an dem Ferdinand Freiligrath das 68. Jahr erreicht hätte, der 18. Juni, soll dies Mal noch durch zwei besondere Veranstaltungen markirt werden: 1) soll das Grabmonument Freiligraths auf dem Cannstatter Uff=Kirchhofe, wozu Prof. Donndorf die rasch berühmt gewordene Büste des Dichters modellirt hat, aufgestellt werden und 2) findet die öffentliche Versteigerung der Freiligrath=Bibliothek in der ehemaligen Wohnung des Dichters im Gasthof„zum alten Hasen“ in Cannstatt durch den Verlagsbuchhändler Oskar Gerschel aus Stuttgart statt. Der Letztere hat, nachdem die Bemühungen, die Bibliothek ungetheilt zu verkaufen, leider erfolglos geblieben sind, einen eigenen Katalog darüber drucken lassen, der auf seinen 68 Seiten ein Bild von dem Reichthum, der Gediegenheit und Vielseitigkeit dessen giebt, was Freiligrath in seiner Büchersammlung besessen; selbst die rarsten, vom Büchermarkt fast gänzlich verschwundenen und nur um schwere Preise zu erstehenden Erstlingsausgaben und ähnliche dem Bibliophilen hochbewertheten Seltenheiten sind da vertreten, und zwar außer in der deutschen in imposanter Fülle auch in der englischen Literatur, mit der Freiligrath in so hohem Maße vertraut war. Die Wittwe Freiligraths bewohnt noc dieselbe Wohnung, welche sie einst mit ihrem Gatte“ getheilt, an der Neckarbrücke bei Cannstatt und bo# beginnt am 18. Juni Vormittags 8 Uhr der Verkaut der interessanten Bibliothek.— Wilddieben in die Schuhe zu schieben. Dieselben kommen ja in einzelnen Fällen vor, und ist ein Schutz gegen sie nothwendig. Da diese Art Leute jedoch fast immer unbemittelt sind und nur des Gewinnes wegen jagen, so ist schwerlich anzunehmen, daß sie einen solchen in den meistens gänzlich ausgeschossenen Jagden der umliegenden Aemter suchen werden. Weit größere Wirkungen aber wurden die folgende beiden Bestimmungen haben: Jedes Mitglied des Vereins verpflichtet sich, bei einer nicht unbedeutenden, vom Verein festzusetzenden Strafe 1) vor dem 15. September überhaupt keinen Hasen zu schießen; *) vor dem 1. October keinen solchen auf dem Anstande zu schießen und 3) den fast gänzlich vernichteten Rehstand dadurch zu heben, daß vorläufig kein weibliches Reh geschossen werden darf.— Mehrere Pächter des Amtes Varenholz, welche gern dem Vereine beitreten möchten.— Zur Abwehr. Die„Lippische Post“ sowohl, wie das„Lippische Volksblatt haben sich beide in ihrer Mittwoch=Nummer das Vergnügen gemacht, über die„Lippische Landeszeitung" herzufallen. Als ich die beiden Angriffe gelesen hatte, dachte ich mit Ulrich von Hutten:„Viel Feind' viel Ehr'!: Aber es kommt dabei doch viel auf die Art dieser Feinde an, ob sie mit offenem Visir und anständigen Waffen kämpfen, oder ob sie sich feig hinter den„Sitz=Redacteur" oder die Formel„Einer für viele und im Auftrage Mehrer"(?! soll doch wohl heißen nmehrerern) verkriechen und mit dem Knüppel dreinschlagen, oder wie eine losgelassene Meute Hunde jedem uhig seines Weges daher Wandelnden nachkläffen. Beide Blätter bedürfen, um die chronische Langweiligkeit ihres Inhalts für ihre Leser genießbarer zu machen, von Zeit zu Zeit eines„frischen fröhlichen Skandals“, damit das Publikum aus Neugierde die Blätter in die Hand nehme; denn, so hofft man, aus neuen Lesern werden vielleicht auch neue Abonnenten. Seit nun die beiden früheren „unverantwortlichen Redacteure“ sich nicht mehr, wie im Laufe des vergangenen Jahres, unter einander herumbeißen können,— der eine von ihnen ist verstorben, der andere von der Redaction des Volksblattes zurückgetreten—, so haben beide Blätter sich die„Lippische Landeszeitung ausersehen, um mit ihr einen kleinen Skandal zu versuchen. Daß„Rothe“ und„Schwarze“ gemeinsame Sache machen, ist in parlamentarischen und publicistischen Angelegenheiten nichts Neues, wenn es einen Angriff auf die Mittelpartei gilt. Und um einen solchen Skandal hervorzurufen, ist ihnen jedes Mittel recht, Verdächtigung, Verläumdung, bewußte Entstellung L s.., wie sie ja auch, um neue Abonnenten oder Inserenten zu erwerben, auch vor Lüge und Renomage nicht zurückschrecken. So liegt z. B. eine Rechnung der Ppedition der„Lippischen Post“ vor mir, der wörtlich folgende Notiz unten angefügt ist:„Bei häufigerer Benutzung unseres Blattes, welches jetzt wol das verbreitetste im Fürstenthume ist, sind wir gern bereit, Ihnen einen angemessenen Rabatt zu gewähren.“ Da kann die„Lippische Post“ denn doch noch lange laufen, ehe sie der Wahrheit gemäß von sich rühmen darf. das verbreitetste Blatt im Fürstenthume, das die meisten Abonnenten hat, zu sein.— Was nun den Artikel der„Lippeschen Post“ in der Mittwoch=Nummer betrifft, so ist er ein schlagender Befür die Anmaßung und Ueberhebung, welcher den Herfasser und nicht wenige seiner Parteigenossen beseelt. allein wissen, was„Wahrheit, Recht und Gesetzlichist; nur was sie denken und schreiben, ist allein naßgebend; was aber andere denken und schreiben, ist unbedingt zu verwerfen und muß zur Verantwortung Lzogen werden. Am liebsten würden sie wieder die estur einführen, natürlich unter ihrer Aufsicht und w##. Und da faseln die Herren stets von DenkI. Preßfreiheit! Die Behauptung, daß von der„Landesa#ingnngeflissentlich Thatsachen entstellt und redliche zer rebungen verdächtigt worden seien“, und daß sich ### alte perfide Ton gegen die Mitglieder der liberalen und Volkspartei in ebenso takt= wie schamloser Weise breit machte“, sind beweislos hingestellte Behauptungen, die deßhalb keiner Beachtung weiter werth sind. Was die Bekrittelung des Gedichtes in Nr. 92 der„Landeszeitung" betrifft, so will ich dem Verfasser jenes Artikels in der„Post“ das Recht nicht streitig machen, es zu be= und verurtheilen. Es ist in der gesammten Presse aller monarchischen Staaten Sitte, daß die Tagesblätter des Geburtstages des Landesfürsten gedenken, sei es in prosaischen Leitartikeln, sei es in Gedichten. Die„Post hat sich in diesem Jahre(ob in früheren auch, weiß ich nicht) von diesem allgemeinen Gebrauche ausgeschlossen und den Geburtstag des Landesherrn vollständig ignorirt. Dagegen würde an sich nichts einzuwenden sein. Wenn sie aber in der nächsten Nummer dafür ein Gedicht bringt, das die Wähler des„seligen Hausmannsn feiert, so ist eine gewisse Absicht erkennbar, die so zu Tage liegt, daß sie nicht mißzuverstehen ist. Wenn ferner gesagt ist, die„Landeszeitung" haber berühmte, von allen Parteien anerkannte und für den Reichstag unentbehrliche Männer mit den Socialdemokraten gleichgestellt, so ist der Passus jenes Artikels, den ich allerdings nicht geschrieben habe, für den ich aber einzutreten bereit bin, meines Wissens falsch citirt. Auch ich bin der Ansicht, daß gewisse Mitglieder der Fortschrittspartei mit verantwortlich zu machen sind für das Umsichgreifen der Socialdemokratie, weil das fortwährende und principielle Negiren im politischen Leben auch zur vollständigen Negirung in socialer Beziehung führen muß. Ein schlagendes Beispiel zu dieser Behauptung ist der geistige Lebensgang des Dr Johann Jakoby, der, als er im Jahre 1841 sein berühmtes Buch„Vier Fragen, beantwortet von einem Ostdeutschen veröffentlichte, ein gemäßigter Altliberaler war, 1849 gegen die deutsche Reichsverfassung stimmte, 1870 gegen die Erwerbung von Elsaß und Lothringen war und endlich als eine Hauptstütze und begeisterter Anhänger der Socialdemokratie sein Leben endete. So würde es gar manchem sogenannten Fortschrittsmann ergehen, wenn er, wie Johann Jakoby den„Muth der Consequenz hätte. Herr Rector Drüner, der sich neulich mit seinem Namen als„unverantwortlicher Redacteur des Lippischen Volksblattes genannt hat,(unverantwortlich von ihm, dem Lehrer und Erzieher von jungen Mädchen, die ja sein Blatt gar fleißig in die Hände nehmen, war gewiß die Aufnahme der schlüpfrigen Anekdote von der nicht ansteckenden Krankheit!) richtet seinen Angriff— ob er den Artikel selbst verfaßt oder nur aufgenommen, also damit gutgeheißen hat, ist dabei gleichgültig— gegen den„Brücken=Artikel" in Nummer 96 der Landeszeitung, als dessen Verfasser ich mich hiermit bekenne. Veranlaßt zur Abfassung desselben wurde ich durch Folgendes:„Als im vergangenen Herbste das Wasser des Knochenbaches erheblich gewachsen war, sagte man mir schon, daß die Stege in der Palais= und Benekenstraße lebensgefährlich für die sie Ueberschreitenden werden könnten, und forderte mich dringend auf, doch in dem „Regierungs=Blatt“ diese Mißstände zu rügen. Ich that es damals nicht, weil ich bestimmt annahm, daß diejenige Behörde, welche für Instandhaltung jener Stege zu sorgen habe, denn doch endlich ihre Pflicht thun werde. Das ist aber damals nicht geschehen, weßhalb man von Neuem in mich drang, diese Angelegenheit jetzt im öffentlichen Interesse zur Sprache zu bringen. Ich that es, nachdem ich mich durch eigenen Augenschein von dem Vorhandensein der Mißstände überzeugt hatte. Wenn nun der Artikel im„Volksblatten behauptet, daß die Stege in der Palais= und BenekenStraße nicht lebensgefährlich sind, so mag das vielleicht für den Augenblick richtig sein. Doch sind dieselben im höchsten Grade reparaturbedürftig, und wenn solche nicht bald geschieht, dürfte die Lebensgefährlichkeit nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dagegen ist der Steg, welcher von der Friedrichsstraße in den Teich führt, von dem der Verfasser des Artikels kein Wort erwähnt, in hohem Grade gefährlich, da an der einen Seite ungefähr die Hälfte des Geländers ausgebrochen und die Balkenlage desselben an dem einen Ende so gesunken ist, daß die Bohlen nicht mehr wagrecht, sond ern schräg liegen. Die Wirkung meines Artikels war eine für mich überraschende. Von allen Seiten dankte man mir, daß der„Skandal“ öffentlich verurtheilt worden, und sprach die Hoffnung aus, daß er nunmehr alsbald beseitigt werden würde.(Ich hatte bei Abfassung meines Artikels nur das öffentliche Interesse im Auge und nicht mein eigenes, denn ich wohne nicht in der Nähe dieser baufälligen Stege und bin im Laufe eines ganzen Jahres nur über den in der Palais=Straße drei oder viermal gegangen. Dem Verfasser des Artikels im „Volksblatte“ scheint aber nichts am allgemeinen Wohle zu liegen! er fürchtet ein Steuer=Simplum mehr zahlen zu müssen, und nur aus diesem crassen Egoismus wünscht er, daß die genannten Stege vorläufig in baufälligem Zustande bleiben. Daß der Verfasser jen es Artikels die Vermuthung ausspricht, es sei mein Artik el naus eigenem Interesse geschrieben, um auf neue Brücken hinzu arbeiten“, ist ganz charakteristisch. Gewisse Leute schließen immer von sich auf andere, und jeder, der nicht zu ihrer„Gemeinschaft der Heiligen“ gehört, ist in ihren Augen ein schlechter Mensch, geleitet von unedlen Motiven.— Den Verfasser des Artikels in der„Poste kann ich versichern, daß ich nichts weiß von„perfiden und zudringlichen Gesellen, die ich nicht fern zu halten wüßten. Ich kann ihn im Gegentheil versichern, daß ich mich für viel selbstständiger und unabhängiger in meiner Stellung halte, als ihn in der seinigen, der abhängig ist von der sogenannten Parteidisciplin, oder sagen wir besser, vom Parteidespotismus, der hier von Detmold aus geübt wird und dem Tausende im Lande willenlos gehorchen, weil sie keine eigene politische Meinung haben und nicht haben können. Wenn endlich der Verfasser des Artikels in der„Post“ es als eine Pflicht für jeden ehren= und gewissenhaften Lipper ausgiebt, die„Landeszeitung“ künftig nicht mehr zu halten, so sind für diesen Ausspruch zwei Beweggründe erkennbar: Furcht und Neid, und zwar die Furcht, die bisherigen Leser der„Post“ durch das Lesen der Landeszeitung doch vielleicht irre werden könnten, daß die in jener enthaltenen politischen Lehren doch Widerspruch möglich machen, und der muß auf jeden Fall beseitigt werden. Die Ultramontanen und Socialdemokraten handeln genau ebenso; sie verbieten ihren Parteigenossen das Lesen von allem anderen, was nicht in ihren Kram paßt. Von einem freien Aussprechen anderer Ansichten wollen sie nichts wissen.— Neid aber bekundet obiger Ausspruch, weil die Landeszeitung mehr Abonnenten hat, als die„Post“ und von Monat zu Monat durch Zuwachs von Abonnenten in immer weitere Kreise dringt. Obige Warnung ist weiter nichts als eine negative, recht plumpe Reclame für die„Post“. Die der„Landeszeitung" freundlich gesinnten Leser mögen entschuldigen, daß diese Abwehr, die als Nothwehr gegen feindliche Angriffe nothwendig war, so lang ausgefallen ist. Sie können dies um so eher thun, als ich hiermit die bestimmte Versicherung geben kann, daß ich meinerseits auf weitere Angriffe kein Wort mehr erwidern werde. Herring, Redacteur. *) Man bittet, die beiden untenstehenden Verfügungen des Magistrats, die Stege betreffend, zu beachten. Meteorologische Beobachtungen in Detmold. Allgemeiner Witterungscharakter: 4. Himmel bedeckt. 5. Mai, Sonn.=Afg. 4. 24. Sonn.=Untrgg. 7. 31. Mond=Afg. 5. 19. Mond=Untrgg. 11. 31. Die Brücke in der Benekendas dig wird— in Anbetracht, tug die Stadt deren Unterhaltung . zu besorgen hat, der Zustand Arselben aber polizeiwidrig erscheint und trotz wiederholter Aufsorderung dem dauernd von dem erpflichteten nicht abgeholfen ist hiermit geschlossen und das ekreten der Brücke bei Strafe antersagt. Oetmold, den 30 April 1878. Der Magistrat. — Dr. L. Heldman #Die Fußbrücke im s. g. Teiche — da verschiedene Inter#sten der Verpflichtung zur gekomngttnus der Brücke nicht nachsind, resp. die von der Ausgaben schußweise bestrittenen polizeilich nicht erstattet haben— nichtrich geschlossen werden, falls for...r erneuert ergangenen AufFolge—,in der gesetzten Frist De geleis#et wird. Oetmold, den 30. April 1878. Der Magistrat. Dr. L. Heldman. Montag, 6. Mai, werden vor meinem Hause am Kesselbrinke bei Bielefeld, meistbietend auf Credit verkauft: Morgens 10½ Uhr, mehrere neue Sopha, Tische, Stühle und andere Möbel, 1 Kutschwagen, 2 große Wagen mit Kasten und Leitern, Pferdegeschirre. Mittags 12 Uhr, 2 elegante Kutschwagen, 2 Postwagen, 2 Omnibusse, 4 Pferde 4 Pferdegeschirre. Otto Pott, Bielefeld. kel öffentlich meistbietend verkauft werden. Nähere Auskunft ertheilt der Justiz=Rath Disse zu Brakel, Kreis Höxter. Brakel, den 3. Mai 1878. M. Theilungshalber soll die am Dorfe Riesel 20 Minuten von Bahnstation und Stadt Brakel belegene mit einem Roggen=, Oel= und Graupengang nebst Stallung und Garten am Montag den 3. Juni d. J. Nachmittags 3 Uhr beim Gastwirth Herrn Luchte in BraDr. Robin's vegetabilischer Haarbalsam, einzig sicheres Mittel gegen das lästige Ausfallen der Haare, welches schon in ganz kurzer Zeit aufhört, sowie zur Wachsthumbeförderung und Erzeugung von Bart=& Kopfhaaren. Per Flacon 60 Pfg. Nieder= lage bei Herrn Kfm. August Kampmann in Detmold. Frischen Lampernicker empfing Aug. Kast. urnst Moyer, Hännover, Bahnhof-Str. 12, erste Etage, Engros=Lager von Gold- und Silberwaaren, Uhren. Einzelverkauf an Private zu wirklichen u. billigsten Engrospreisen. Ju meinem Hause Grabenmauerstr. ist eine zu vermiethen. Haberbeck. Heute ist meine letzte Frühjahrs=Sendung vorzüglich süße Frucht, angekomwen, und halte dieselbe bestens empfohlen Carl Pustkuchen. ** sehr fett und gutschmeckend, traf wieder ein bei Steller. Ein Klavier gut erhalten, wird billig verkauft. Von wem sagt die Expedition dieses Blattes.(1558.) Zum 1. Juli oder 1. October d. J. ist eine elegante und gesunde Wohnung in den vom Herrn Mauermeister Peter gekauften Wohnhause an der Hermannstraße zu vermiehten. Aug. Werder, Pferdehändler. Ihre Hoheit die Fürstin hatte die Gnade 60 Mark, als Betrag zur Beschaffung der für die Gemeindediakonissin nöthigen Möbeln, mir zuzusenden. Detmold, 3. Mai 1878. Julie esche„ Ich beehre mich hiermit ergebenst anzuzeigen, daß ich am 1. Mai Krumme Straße C. Nr. 75 ein Manufactur-, Mode- und Confections-Geschäst und zwar als Specialität: Damenkleiderstoffe und Confectionen errichte und mein leitender Grundsatz der ist, nur reelle Waare zu den denkbar billigsten Preisen zu liefern. Mein Lager ist auf das reichhaltigste mit dem Neuesten der Saison in Kleiderstoffen aller Art in Seide, Wolle, Baumwolle 2c. sowie Damenpaletots, Mantillen, Jaquettes, Fichas der neuesten elegantesten Facons, von Seide, Kammgarn und Caschmir assortirt, und bin ich durch Benutzung der Conjunctur in der Lage, ganz außergewöhnlich billige Preise zu stellen. Indem ich mir noch die Bemerkung erlaube, daß ich, um in Betreff der Preise das Möglichste leisten zu können, nur zu streng festen Preisen verkaufe, bitte ich um geneigten Zuspruch und zeichne hochachtungsvoll K. Bartus. Detwold, den 1. Mai 1878. und In der Klingenberg'schen Hofbuchhandlung in Detmold Lemgo, sowie bei C. Schenk in Detmold zu haben: Grundriß zur Lippischen Flora. Zweite, sehr vermehrte Auflage des Echterling'schen Verzeichnisses der im Fürstenthum Lippe wild wachsenden und häufig angebaut werdenden phaneroganischen Pflanzen, mit Einschluß der GefäßKryptogamen, von Otto Wessel. Casseler Pferde-& Rindvieh-Markt mit Verloosung, Prämiirung, landwirthschaftl. etc. Ausstellung und Pferderennen am 27., 28.& 29. Mai 1878. Preis cartonnirt 1 Mark. Zur Verloosung kommen: 1 Equipage mit 4 edlen geschirrten Pferden, Werth 10,000.=., 4 zwei= und einspännige Equipagen zu 6000, 5000, 4500 und 4000! 1 Paar Chaisen= und 1 Paar Arbeitspferde zu 4000 und 3500.=., 44 einzelne Reitund Wagenpferde, im Ganzen 60 Pferde. Außerdem 1000 Gewinne im Werthe von **** SI ESEE a SSESERN EEBLESRS SGgssg SSeSgas P BSSSSSSSE S bis 300.=M. Verkauf der Loose à 3 Mark in Cassel durch C. Detmold durch C. E. Meyer& Co. Heeger, Königsstraße 7, Das Comité. in Hühneraugen werden sofort beseitigt durch das neue Mittel„Acetinen. Preis per Flacon 40 Niederlage bei Herrn Kfm. August Kampmann in Detmold. Die heftigsten Zahnschmerzen werden sofort gestillt durch das englische Mittel Odontine, per Flacon 50 J. Niederlage bei Herrn Kfm. August Kampmann in Detmold. Palschansctoe Am Freitag den 3. Mai entschlief in seinem 73. Lebensjahre sanft und gottergeben der Partikulier Wilkelm Scholz. Die Beerdigung findet statt am Montag, Nachmittags 5 Uhr, wozu seine Freunde und Bekannte hiermit eingeladen werden. Er ruhe in Frieden! Detmold, den 4. Mai 1878. Soeben erschien: „Erfolgreichste Behandlung der Schwindsucht durch einfache, aber bewährte Mittel.“— Preis 30 Pf.— Kranke, welche glauben an dieser gefährlichen Krankheit zu leiden, wollen nicht versäumen sich obiges anzuschaffen, es bringt ihnen Trost und soweit noch möglich, auch die ersehnte Heilung, wie die zahlreichen darin abgedruckten Dankschreiben beweisen.— Vorräthig in allen Buchhandlungen, oder gegen Einsendung von 30 Pf. auch direct zu beziehen von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig. it eher chh blicum zur Nachricht, daß ich in einigen Tagen hier wieder eintreffen werde um Bettfedern mittelst meiner als ausgezeichnet hinlänglich bekannten Maschine zu reinigen, und namentlich auch Betten, welche bei ansteckenden Krankheiten gedient haben, wieder brauchbar zu machen Bestellungen wolle man bei Gastwirth Aschoff abgeben. A. Krejaschöck aus Pyrmont. Saxlehner’s Bitterquelle Han, aur Janes Commis gesucht für ein Colonialwaarengeschäft in einer größeren Stadt Westfalens. 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