Die„Lippische Landes=Zeitung erscheint mit Ausnahme der Sonn= und Festtage täglich und werden derselben die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsblattes für das Fürstenthum Lippe unentgeltlich als Extrabeilage beigegeben. Redaction u. Expedition: Detmold, Leopoldstraße Nr. 117. Abonnementspreis für das Biertelzahr# In Detmold 2 Mark 25 Pf., auswärts durch die Po### bezogen 2 M. 60 Pf. Inserate werden mit 12 Pf. für den Raum der einfachen Corpus=Spaltzeile berechnet. A 1O Mittwoch, I. Mai. 1876. Deutsches Reich. Berlin, 29. April. Der Hausarzt des Fürsten Bismarck, Geh. Rath Dr. Struck, ist von Friedrichsruh gestern hierher zurückgekehrt. Er hat die Versicherung mitgebracht, daß der Zustand des Fürsten Bismarck völlig unbedenklich und seine Herstellung in wenigen Wochen zu erwarten ist. Indessen erhält sich trotz alledem die Annahme, daß der Fürst den Reichstagsgeschäften in dieser Session fern bleiben wird. Die Rückkehr des Fürsten nach Berlin möchte etwa in der dritten Maiwoche erfolgen.— — Ein kaiserlicher Erlaß vom 14. v. M. bestimmt Folgendes: Den Offizieren des Friedensstandes, des Beurlaubtenstandes und zur Disposition ist außerhalb des deutschen Reichs das Anlegen der OffiziersUniform nicht gestattet. Dem Ermessen der commandirenden Generale bleibt es anheimgestellt, wie weit innerhalb der nächsten Grenzgebiete benachbarter Länder von den diesseitigen Offizieren die Uniform angelegt werden darf. Sonst bedarf es, wenn ausnahmsweise Umstände dem Einzelnen ein zeitweises Anlegen der Offiziers=Uniform im Auslande erwünscht machen, der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Kaisers. Auf Botschafter, Gesandte, Consuln des deutschen Reichs, auf das denselben untergebene Personal und auf die ins Ausland commandirten Offiziere finden diese Bestimmungen keine Anwendung.— — Die preußische Unterrichtsverwaltung hat sich bisher nicht geneigt gezeigt, den Realschul=Abiturienten die Befähigung zum Studium der Medicin Zuzusprechen. Die ablehnende Haltung der Unterrichtsverwaltung erklärt sich hauptsächlich durch das Votum, welches die Mehrzahl der Theilnehmer an der im October 1873 im Cultusministerium stattgehabten Schulconferenz in der Sache abgegeben hat. An der Conferenz nahmen außer höheren Ministerialbeamten und Schulmännern auch die Abgg. Dr. Loewe=Calbe, Dr. Lucius, Dr. Reichensperger=Coblenz, Dr. Paur und Dr. Techow Theil. Die Majorität sprach sich überhaupt gegen die Zulassung der Realschul=Abiturienten zum Universitätsstudium aus, während die Minorität wenigstens die Zulassung zu der medicinischen Facultät forderte und zwar gerade auf Grund von UniversitätsGutachten, da sich die medicinischen Facultäten von Königsberg und Greifswald einstimmig für die Berechtigung der Realschul=Abiturienten zum Studium der Medicin außgesprochen hatten. Auf Grund dieser Gutachten kam man auch noch kurz vor v. Mühler's Rücktritt im Cultusministerium zu dem Entschlusse, die Immatriculation der Realschul=Abiturienten bei der medicinischen Facultät zu gestatten, jedoch dem Ermessen der Facultät zu überlassen, ob nach zurückgelegtem Cursus die Zulassung zur Erwerbung des Doctorgrades zu gestatten sei. In Folge des Rücktrittes v. Mühler kam dieser Entschluß nicht zur Ausführung.— = Berlin, 20. April.(Tagesbericht.) Verschiedene Blätter reproduciren die Mittheilungen einer angeblich halbofficiellen lithographirten Correspondenz, wonach der neue Minister des Innern entschlossen sein soll, die Verwaltungsreform nicht in der begonnenen Weise fortzuführen. Es werden in dieser Beziehung sogar Einzelheiten angeführt. Darauf ist erstlich zu bemerken, daß es gar keine halboffizielle lithographirte Correspondenz giebt, das einzige halbofficielle Blatt ist die Provinzialcorrespondenz. Hinzuzufügen ist, daß jene Nachrichten unmöglich aus einer gutunterrichteten Quelle stammen können, da sie jedes thatsächlichen Grundes entbehren. In amtlichen Kreisen ist nicht das Mindeste bekannt, was eine solche Annahme rechtfertigen könnte. — Am 15. Mai wird in Coblenz eine dritte ArbeiterAbtheilung der Sträflinge errichtet, welche gleichfalls unter der Inspection der militärischen Strafanstalten stehen wird. In Folge der Erweiterung der FestungsGefängnisse in Köln und Torgau werden am 1. Mai die Festungsgefängnisse zu Coblenz, Erfurt und Stettin aufgelöst. In Bezug auf die Berechnung der Ausgaben für Festungsgefangene und Arbeiterabtheilungen hat der Kriegsminister am 27. v. M. eine Verfügung erlassen. — Der Director der Admiralität, Viceadmiral Henk, welcher vor Ostern die Werftendepots in Kiel und Wilhelmshaven inspicirt hat, hat sich in der vorigen Woche zu gleichem Zwecke nach Danzig begeben.— Die Direction der Kölnischen FeuerversicherungsGesellschaft Colonia hat ihrer früheren Zusage gemäß zehn Prozent der Bruttoeinnahmen aus den Feuerversicherungsprämien von Beamten der Reichspost und Telegraphenverwaltung für 1877 mit 1125 M. der Kaiser Wilhelmstiftung für die genannten Beamten überwiesen und ist die Summe von der Stiftung capitalsirt worden.— — Die Klagen über Geschäftsstockung werden gewohnheitsgemäß fortgesetzt, doch läßt sich eine theilweise Besserung der Geschäfte nicht verkennen. Dazu haben in Berlin die großen Bestellungen beigetragen, welche die russische Regierung für Kriegsbedürfnisse macht, namentlich Zelte sind in ungeheurer Menge bestellt worden. Die letzte Lieferung war schon verladen, als der Fabrikant darauf Beschlag legen ließ, weil die Zahlung noch nicht eingetroffen war. Man sieht, daß es mit dem russischen Credit nachgerade schwach bestellt ist. Indessen erfolgte bald darauf die Anweisung der Summe durch die russische Regierung.— Die Vermehrung der Einwohnerzahl Berlins geht stetig vorwärts. Es zählt gegenwärtig 1 024000 Einwohner. Der Anwachs der Bevölkerung und des Verkehrs ist an manchen Stellen und namentlich in der Leipziger Straße sehr zu spüren. Die Polizei ließ eines Tages durch Schutzleute eine genaue Zählung der Fußgänger und der Wagen vornehmen. Es ergab sich, daß auf der Strecke vom Potsdamer Thor bis zur Wilhelmsstraße über 20000 Fußgänger. Stündlich zählte man 300 bis 500 Wagen. Dieses Straßengewühl wird nachgerade gefährlich, und die Zeit naht heran, wo man in Berlin wie in London daran denken muß, den Straßenverkehr durch unterirdische Eisenbahnen zu entlasten.— Berlin, 26. April. Auf Grund eingegangener beglaubigter Nachrichten von der epidemischen Verbreitung des Typhus in Rußland und dessen Auftreten in Kowno, wo die Krankheit in Folge dort hingebrachter Kriegsverwundeten stark geherrscht haben soll, ist von der zunächst benachbarten preußischen Bezirksregierung eine Commission unter Zuziehung des Regierungs=Medicinalraths nach Kowno gesandt worden, um sich an Ort und Stelle zu überzeugen, ob durch Einschleppen der Krankheit Gefahr für das Nachbargebiet zu besorgen wäre. Die Untersuchung, namentlich auch der Krankenhäuser, hat ergeben, daß eine Gefahr augenblicklich nicht zu besorgen, der Typhus dort auch in der Abnahme begriffen sei.— — Zu dem, durch kirchliche und andere Blätter, sowie von der Kanzel verkündeten Vormittagsgottesdienste in der protestantischen St. Thomaskirche am Gründonnerstage hatten sich von den dort eingepfarrten fast hunderttausend Gemeindemitgliedern 18, schreibe achtzehn Personen, eingefunden, wovon einige bestimmt noch den Nachbarkirchspielen angehörten; in Prozenten ausgedrückt würde von den Eingepfarrten mithin nicht ganz der 50 Theil einer Person von Hundert anwesend gewesen sein. Vor einigen Jahren wurde der Kirchenbesuch der Protestanten auf durchschnittlich 20 pCt. veranschlagt.— — Die Zahl der im Monat Mai beim berliner Stadtgericht zur Subhastation anstehenden Grundstücke weist nach langer Zeit endlich wieder (Nachdruck verboten.) Der Erb-Onkel. Erzählung von E. v. Dincklage. Fortsetzung. Sie ging auf und ab, zog sich die Seidenbänder aus den Haaren und zerfetzte mit diu kräftigen Händen in stillem Grimme ihre Kleider, bis sich die Familie in's Mittel warf und sie, wie eine Rasende, festhielt, damit sie sich nicht selbst ein Leid anthue. Endlich kam eine plotzliche Wandlung über die Zornige, noch kaum trachtete sie sich mit Zähnen und Händen zu befreien, als auf einmal ihre Arme willenlos herabsanken und sie murmelte:„Wenn mich Dirk=Ohm sähe, so erbärmlich jähe!: Sie flüchtete in eine Ecke, kauerte sich, das Antlitz gegen die Wand gedrückt, in derselben nieder und nach einer Viertelstunde verriethen ihre gleichmäßigen Athewzüge, daß sie eingeschlafen sei. Die Tante wollte das Mädchen auf das Sopha betten, aber Else litt nicht, daß Jemand anders sie berühre.„Ich weiß am besten, mit Kranken umzugehen, ich trage sie— laßt mich allein!“ „Du liebst sie nicht, du führst irgend eine Bosheit im Schilde! zögerte Hermance. „Wer sagt, daß ich sie nicht liebe? erwiederte Else, und da die Andern zufrieden waren, den Kampf mit Anne nicht wieder aufzunehmen, verließen sie ohne Weiteres das Zimmer.,. 6 7 strachtete„ Anne schlief tief wie ein Kind. Eise berrüchtele sie und strich ihr das Haar von der heißen Stirn, ein sonderbares, fast wehmüthiges Lächeln lagerte auf den derben Lippen der Pflegerin, sie schüttelte ein paar Mal wie überlegend den Kopf und dann wieder trat sie heran und bethätigte jene mütterliche zarte Weibessorgfalt an der Schlafenden, die so nichtig scheint und doch in ihrer Stille so rührend ist, als erblickte man nie zeahnte Engelsflügel an den Schultern der Vielbarmherzigen. Ohne daß wir es verstehen, wandeln noch viele Erdenpilger in den geweihten Spuren der Heiligen. Immeke erwachte jäh, es war, als wäre die Wirklichkeit wie eine Lawine wieder auf sie gestürzt. Lache nicht über mich!“ fuhr sie Else an und sprang in die Höhe, nich leide es nicht— aber ja, lache nur, lache nur, es lachen ja heute Viele, Alle sogar, ganz Sandfort über mich, wie viele Leute, glaubst du, lesen das verfluchte Blatt?“ „So ein halbes Tausend, denke ich! „Ein halbes Tausend—4 murmelte Anne,„wenn sie Alle nebeneinander ständen, welche lange Reihe, und alle, alle lachen sie über mich!“ Sie verließen das Wohnzimmer, um in die Visitenstube zu treten, welche der Gäste wegen oder eigentlich der guten Nachrede wegen ausnahmsweise geheizt war, es durfte nicht scheinen, als spare man im Hause mit Feuerung. Anne's Eintreten rief ein gewisses nervöses Auffahren bei den Anwesenden hervor, aber sie zeigte sich vollkommen ruhig.„Da, Edwin“, sagte sie, vor ihren Verlobten tretend,„da hast du deinen Ring wieder! Ich kann dir nicht zumuthen, eine Frau zu nehmen, über die gedruckt zu lesen steht, daß sie eine böse Katze sei, die Schande käme auf dich. Ich gehe zu Dirk=Ohm, sage ihm Alles und da ich nicht mehr Kind im Hause bei ihm sein kann, will ich Magd sein und der Jüffer=Moormann gehorchen, wie die anderen Mägde!“ Die Familie Amhaag erschrak ob dieser Sanftmuth heftiger, als bei dem Wuthanfalle, dem sich das Mädchen hingegeben hatte, die gleiche Blässe legte sich über die Züge Aller, denn die Erbschaft war so gut wie verloren, wenn Immeke auf diese Art heimkehrte. Aber selbst in diesem bedenklichen Augenblicke bewahrte der Tanzkünstler, vulgo Attaché, seinen zierlichen Anstand. „Heißgeliebte!“ rief er aus,„willst du meinen Tod? Kannst du wähnen, das Leben habe für mich noch den mindesten Werth, wenn die holde Blüthe meines Herzens grausam geknickt ist?— Nein, meine Anne, keine Macht weder im Himmel noch auf Erden vermag deine Hand aus der meinen zu reißen!“ Immeke schloß halb die Augen, um sich der berauschenden Musik dieser Redensarten hinzugeben. Sie verstand jetzt das Hochdeutsche vollkommen gut, aber bis zu dem hochpoetischen Schwunge des genialen Jünglings konnte sie sich doch noch nicht erheben, und das war der Reiz, der ihr Ohr an seine Worte bannte. „Du willst mich doch?“ schrie sie halb ängstlich, halb hoffend auf. „Natürlich, ist dein Herz nicht mein Herz?“ Sie schüttelte leise den Kopf und flüsterte dann: „Sag' mir es deutlich, Edwin, hast du mich lieber, wie Alles auf der Welt? Lüge nicht, denn Gott würde dich schwer strafen, ich frage dich vor Gott!“ „Lieber wie Alles auf der Welt habe ich dich, meine Anne, meine kleine Frau!“ rief Edwin gerührt. Ein Geräusch schreckte ihn auf, Hermance ließ eine große Scheere zur Erde fallen. Edwin aber schloß Immeke stürmisch in seine Arme und drückte den ersten Kuß auf ihre jungen Lippen. „Ich will dir es ewig danken, flüsterte Anne innig, „ich will gut und folgsam sein gegen dich, wie ich es gegen Dirk=Ohm selbst bin, nur das Eine versprich mir, daß du nie unfreundlich über ihn redest, versprich es mir! „Gern, gern! Ich schwöre dir— „Schwöre nicht!“ sagte sie, nes ist so gut, und jetzt mögen sie Alle lachen, es thut nichts, du bist da, um ihnen zu zeigen, daß Jemand für mich einsteht! (Fortsetzung einen wohlthätigen Rückgang auf, denn während im Monat April die Zahl derselben sich auf 86 stellte, sinkt sie im Mai auf 46 herab, von denen über die Hälfte, nämlich 26, auf die nördlichen und nordwestlichen Stadtviertel entfällt, in denen der Bauschwindel besonders stark geherrscht hat.— — Die Trichinose, welche erfahrungsgemäß stets ihren Ursprung in den Läden derjenigen Fleischer nimmt, welche ihre Schweine nicht auf Trichinen untersuchen lassen, zeigt sich jetzt in einigen Familien der Lindenund der benachbarten Markgrafenstraße, besonders heftig aber in der Familie eines Wagenfabrikanten R. in der Lindenstraße. Die Gattin desselben hatte bei einem nachbarten Fleischer Klopsfleisch entnommen und davon nebst der Köchin wegen der Probe auf die richtige Gewürzzuthat vor dem Kochen gekostet. Beide erkrankten alsbald unter denselben Symptomen des Erbrechens, späterer heftiger Schmerzen und Entzündungen und liegen noch schwer darnieder. Herr R. und dessen Kinder, welche nur von dem gekochten Klopsen genossen hatten, sind wenig, theils gar nicht afficirt. Der Fleischer, bei welchem der behandelnde Hausarzt des Herrn R. Nachfrage hielt, erklärte sich dahin, daß er grundsätzlich nicht die überflüssigen Untersuchungen auf Trichinen anstellen lasse. Der Fall ist der Polizei angezeigt worden.— Pr. Ostpreußen. Königsberg, 25. April. Die gestern unter dem Vorsitz des Herrn Prof. Dr. Möller stattgehabte Versammlung in Sachen der Eisenzölle beschloß, nach einem eingehenden Referat des Herrn Generalsecretairs Kreiß einstimmig, eine von dem Referenten entworfene Petition an den Reichstag abzusenden, welche dahin geht:„derselbe wolle allen, die Wiedereinführung der Eisenzölle, in welcher Form auch immer, betreffenden, an ihn gelangenden Gesetzesvorlagen oder Anträgen seine verfassungsmäßige Zustimmung versagen und an der bisherigen Handelspolitik festhalten.“ Pr. Westpreußen. Danzig, 19. April. Soeben hier eingetroffene Nachricht aus Newyork entwerfen ein überaus trauriges Bild von dem Elend, in welchem sich etwa 50 frühere Bewohner unserer nächsten Umgebung befinden. Es sind die Ueberreste einer Expedition, welche am 13. November 1876, fünfhundertsiebzig Köpfe stark, von hier nach Antwerpen abreiste und von dort aus durch den berüchtigten Auswanderungsagenten Moritz Strauß und den polnischen Priester Garowski nach Venezuela geschickt wurde. Schon in Antwerpen fing der Jammer an. Statt sie sofort weiter zu befördern, ließ man die Auswanderer auf eigene Kosten zwei Wochen in Antwerpen liegen. Das geringe Eigenthum, welches sie besaßen, ging dabei auf. Am 29. November schickte man sie mit dem Dampfer Carriba fort. Nach 11 Tagen mußten sie St. Nazaire in Frankreich anlaufen, blieben dort bis zum 6. Januar liegen und erreichten dann mit dem Dampfer Washington am 24. Januar Laguayra. Dort wurden sie fünf Wochen lang auf Staatskosten ernährt, dann schickte man sie in das Innere und gab ihnen ein Stück Land. Aber was für ein Land! Sie vermochten inmitten eines ihnen ungewohnten Klimas demselben trotz aller Anstrengungen Nichts abzugewinnen. Wohl aber gaben sie ihm schon in den ersten Wochen 115 Todte! In ihrer Noth und nachdem sie krank, halb verhungert sich hingeschleppt, traten sie bei benachbarten Eingeborenen in Dienst, d. h. in die Sklaverei, denn viele machten die Bekanntschaft der Peitsche! Diejenigen, welche nicht zu Grunde gingen, arbeiteten sich bis Caracas durch und wendeten sich hilfesuchend an den deutschen Consul. Von dort gelangten sie zurück nach Laguayra, wieder Die Brennessel. Ein Vortrag, gehalten im landwirthschaftlichen Verein zu Barntrup, am 17. März d. I. von A. Bornemeyer. Die Brennessel ist eine allgemein verbreitete, gekannte und im höchsten Grade verachtete Pflanze. Es ist das nicht immer so gewesen, sondern sie hat früher bei uns eine große Rolle gespielt. Schon im grauen Alterthum wird des Nesselgarns und Nesseltuchs erwähnt. Nestorius erzählt uns schon im 9. Jahrhundert von den feinen, zarten, seidenartigen Stoffen, welche die Nessel liefere, von der großen Haltbarkeit der Nesselfäden; wie man die Nessel nicht nur zu feineren Kleiderstoffen, sondern ebenso zu Segeltuch und Schiffstauen verwendete. Auch in medicinischer Beziehung nahm einst die Nessel eine hervorragende Stelle ein.— Noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts galt die Nessel dem Hanf und dem Flachs zum mindestens ebenbürtig. Da kam von Osten her, durch die Engländer eingeführt, die Baumwolle ins Land und diese stolze Ausländerin hatte bald das heimische bescheidene Kind verdrängt. Nachdem einmal die Baumwolle den deutschen Markt überschwemmt, nachdem einmal die Vorliebe zu dieser Tochter des gepriesenen Orients wachgerufen war, wurde dieselbe bald die ausschließliche Herrin. Seitdem ist aber die Brennnessel nicht besser, sondern schlechter geworden. Endlich erinnerte man sich wieder unserer seither in Verachtung harrenden, unscheinbaren Brennnessel. Dem königlichen Garten=Inspector Bouché in Berlin gebührt neben anderen Autoritäten, als Professor -Reulaux, Dr. Gorthe u. s. w. die Ehre, zuerst dieses Kind des heimischen Bodens, das so lange geschlummert und verhöhnt worden, wieder in Betrachtung gezogen zu haben.— Ich komme nun zu meiner eigentlichen Aufgabe. Von der Brennnessel, urtica, giebt es 69 weiter nach St. Thomas, von dort nach Puerto Cabello und endlich nach New=York. Ob außer dem kleinen Häuflein, das jetzt ein Gegenstand des tiefsten Mitleids der Bevölkerung zu Newyork im Castle Garden liegt, noch andere Mitglieder der Expedition am Leben sind— Niemand weiß es. Aber auch jetzt noch scheinen die Leiden der Unglücklichen, welche selbst erklären, „daß sie in der Heimath ihr Brod schwer aber auskömmlich verdientenn noch nicht zu Ende zu sein. Denn die Newyorker Behörden haben bei dem venezualischen Consul Protest dagegen erhoben, daß man ihnen diese Bürde aufgehalst hat.— Aus der Provinz Schlesien, 18. April, wird berichtet: Kürzlich hat die erste Prüfung der in einem Lähner Privat=Institut unterrichteten jungen Siamesen vor dem Schul=Inspector stattgefunden und ein recht günstiges Resultat ergeben. Der König von Siam hat früher Versuche gemacht, junge Siamesen in Paris und London erziehen zu lassen, damit aber wenig Glück gehabt.— Der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz ist Seitens des Cultusministeriums für das laufende Etatsjahr eine Unterstützung von 500 Mark gewährt.— Der Seltenheit halber erwähnt die„Westf. Vkz.“ aus dem Jahresbericht über die Thätigkeit der 74 Schiedsmänner im Kreise Glatz, daß in dem Dörfchen Werdeck noch nie seit Menschengedenken ein Proceß geführt und bei dem Schiedsmann daselbst auch niemals eine Strafsache anhängig gemacht worden ist. Glückliches Dorf Werdeck!— Pr. Schleswig=Holstein. Kiel, 27. April. Die Strafkammer verurtheilte heute wegen eines am 18. Jan. auf dem Schießplatz zu Hasseldieksdamm mit den Unterlieutenants zur See Kalau vom Hofe und Bachem ausgeführten Pistolenduells die Candidaten der Medicin Bischof und Kettler, sowie den Studenten der Chemie Nagel, jenen zu 4 Monaten, letztere Beiden zu 3 Monaten Festung.— Pr. Hannover. Osnabrück, 28. April. Im vorigen Jahre machte die von Geh. Med.=Rath Dr. Nasse in einem Vortrage in Duisburg mitgetheilte Notiz über den Branntweinverbrauch in Osnabrück die Runde durch die Zeitungen. Wir wiederholen folgende Zahlen: Der Branntweinverbrauch stieg in der Stadt Osnabrück von 286,929 Liter im Jahre 1872 auf 342,890 Liter in 1873, auf 384,269½ Liter im Jahre 1874 und erreichte 474,238½ Liter im Jahre 1875 und gar 481,448 Liter im Jahre 1876 oder 16 Liter per Kopf der Einwohnerschaft!— Hier nun ist die Kehrseite der Medaille: In der Stadt Osnabrück gebrauchte die Armencasse 1873 15000 Thlr., 1876 18000 Thlr., 1877 21,331½ Thaler, 1878 22,333½ Thlr. Die letzte Summe ist veranschlagt und selbstverständlich noch nicht ausgegeben.— Die„Fr. Pr. a. d. Unterweser“ sagt dazu: In den meisten Fällen der Armuth ist die Ursache der Branntwein, und eine kürzlich erlassene Verfügung des Magistrats, wodurch den städtischen Arbeitern das Branntweintrinken untersagt wird, durchaus zu billigen. Jenes Verbot ist vom Arbeiterstande selbst zum Theil mit Genugthuung begrüßt worden.— Aus Westfalen. Der Zudrang zum Lehrfache ist in unserer Provinz seit einiger Zeit in merklicher Zunahme begriffen. Es mag dies, so wird der„Essener Zeitung geschrieben, einestheils in dem Darniederliegen der Geschäfte und der Industrie seinen Grund haben, anderntheils werden auch die vom Staate zu erhoffenden Stipendien— der diesjährige Staatshaushaltsetat hat 500,000 M. für hülfsbedürftige Seminaristen ausgeworfen— ihre Anziehungskraft ausüben. Ob auch die mehr anerkannte sociale Stellung der Lehrer ein bewegendes Moment bei diesem größern Andrange ist? fentlich!— Am ev. Seminar zu Soest hatten sich 8“ Aspiranten zur Aufnahme gestellt, es konnten aber nur 60 aufgenommen werden. Bei der Prüfung für das Seminar zu Büren am 4. d. M. wurden von den 132 erschienenen etwa 100 für aufnahmefähig erklärt werden, es konnten aber nur 40 zum Eintritt bestimmt werden, weshalb der Plan aufgetaucht ist, an dem minar zu Rüthen einen neuen Cursus einzurichten und einige Seminaristen von hier nach Langenhorst zu überweisen. Für das Lehrerinnenseminar zu Paderborn waren diesmal 66 Aspirantinnen angemeldet, es konnten aber am 11. d. M. nur 22 ausgenommen werden.— Pr. Westfalen. Münster, 25. April. Wie verlautet, beabsichtigt der Oberpräsident hier eine Pharmaceutenschule, d. h. einen speziellen Cursus für zu approbirende Apotheker in der Akademie, einzurichten. Da das Docentencollegium Mitglieder zählt, die über alle Zweige des pharmaceutischen Studiums vortragen, so könnte die Einführung dieses Studiums ohne Kosten geschehen. Zweifellos würde eine solche Einrichtung den Besuch der hiesigen Akademie vermehren.— Pr. Hessen=Nassau. Kassel, 24. April. Der ständische Verwaltungsausschuß unseres Regierungsbezirks hat für den im September d. J. bevorstehenden Kaiserbesuch die nennenswerthe Summe von 100,000 M. bewilligt.— Rheinprovinz. St. Wendel, 25. April. In dem etwa zwei Stunden von hier nahe bei Marpingen, belegenen Dörfchen Alsweiler hat gestern ein schauderhaftes Verbrechen Statt gefunden. Die Reservisten aus Alsweiler und den umliegenden Dörfern waren dorthin zur Control=Versammlung beordert, und nach derselben gingen eine Anzahl der Burschen in das Wirthshaus, wo sie bald unter sich aneinander geriethen. Die Wirthin, Ehefrau Brück, welche jene zur Ruhe und zum Frieden aufforderte, mußte dieses aber mit dem Leben büßen. Der ganze Schwarm der rohen Burschen fiel über sie mit Knitteln und Messern her. Es gelang der armen Frau noch, blutend und schwer verletzt, auf die Straße zu flüchten und um Hülfe zu rufen, allein ehe diese kam, hatte die äußerste Rohheit und Brutalität schon ihr Opfer gefordert. Ein Sohn der Frau Brück und eine Tochter derselben, die ihrer Mutter Hülfe leisten wollten, fielen gleichfalls der rohen Bande in die Hände. Der Sohn liegt durch Messerstiche und Knüttelhiebe lebensgefährlich verwundet darnieder und der Tochter ist ein Arm zweimal gebrochen. Und wer waren die Mörder? Alles junge Burschen aus dem gottbegnadeten Marpingen, deren heute zwölf hier gefänglich eingebracht wurden und darunter sogar ein Bruder des Wunderkindes Susanna Leist. Baiern. Zur Abhilfe der nur zu berechtigten Kla' gen unserer Landwirthe darüber, daß sich die Dienst“ boten weigern, an den vielen ab geschafften Feiertagen zu arbeiten, hat jüngsthin der landwirthschaftliche Bezirks=Verein Freising in einer deshalb abgehaltenen Versammlung einen sehr praktischen Beschluß gefaßt. Nachdem sich alle Redner und unter diesen mehrere katholische Pfarrer, gegen den die Oeconomen und die Landwirthschaft so sehr benachtheiligenden Uebelstand ausgesprochen hatten, wurde die Frage:„Sind die anwesenden Vereinsmitglieder und Dienstgeber dafür, sofort schriftlich die Erklärung abzugeben: landwirthschaftliche Dienstboten, welche die abgeschafften Feiertage fernerhin noch halten wollen, nicht mehr in den Dienst zu nehmen?“ mit Einstimmigkeit bejaht, diese Erklärung verschiedene Arten, die schätzbarste, feinste Sorte ist die indische und chinesische Nessel, urtica nivea. Da aber diese nur mit der größten Mühe in unserem Klima cultivirt werden kann, so will ich von ihr nur das Eine erwähnen, daß das daraus gewonnene Garn unter dem Namen Chinagrasgarn im Handel vorkommt und aus demselben ein Gewebe bereitet wird, welches von dem seidenen Stoffe schwer zu unterscheiden ist. Ich nenne noch zwei Arten, die urtica canabina, in Sibirien einheimisch und die laportea canadensis aus Canada. Diese kommen recht gut in unserem Klima fort und liefern einen schöneren Fasernstoff, als unsere Brennnessel. Ihre Anpflanzung ist aber hier noch zu wenig versucht und es fehlen die Pflanzen, als daß man damit größere Culturen machen könnte. Wir müssen uns daher vor der Hand auf die uns allen bekannten, allüberall als verhaßtes Unkraut vorkommenden Nesselsorten beschränken. Diese sind erstens die urtica urens und zweitens die urtica dioica. Erstere ist unsere kleine Brennnessel, ein gemeines, freches Unkraut, welches fast auf allen Miststätten, Feldern und ungepflügten Gärten es sich wohl sein läßt. Sie hat einen eckigen, zuweilen etwas ins Röthliche spielenden Stiel und wird etwa ½ Elle hoch. Die Blätter sind eiförmig, lebhaft grün und am Rande mit langen, spitzen Zacken versehen, sie haben dünne Stiele und diese wachsen einander gegenüber. Als Grünfutter, fein geschnitten und abgekocht, giebt sie eine gern genossene Speise für junge Welschhühner. Wir beschäftigen uns aber mit ihr nicht näher, da sie als Gespinnstpflanze keinen besonderen Werth hat. Die urtica dioica:— dies ist die Nesselart, von welcher ich hauptsächlich hier reden will und welche als Gespinnstpflanze sich eines weitgehenden Rufes erfreuen wird. Sie kommt in allen Ländern Europas, Amerikas, Asiens als schwer zu vertilgendes Unkraut vor. In Europa haben wir davon zwei Arten, die eine hat einen röthlich=braunen, die andere einen grünen Stamm. Beide Arten erreichen eine Höhe bis 7 Sie wachsen an Zäunen, Düngstätten, Mauern u. s. Die ganze Pflanze ist mit feinen brennenden Stachell besetzt. Es fehlen uns noch genügende Erfahrungen, welche von den beiden hochgehenden Nesselsorten sich am meisten als Gespinnstpflanze empfiehlt. Es scheint aber nach dem bis jetzt gemachten Erfahrungen der grünstieligen der Vorzug zu gebühren. Was das Brennen der Nessel betrifft, so ist das Wesen dieser Nesseleigenthümlichkeit jetzt durch das Mikroskop auf geklärt. Jedes einzelne Brennhaar der Pflanze bilde sich aus einer einzelnen Zelle, welche in einem kleinen Knöpfchen endet. Am Grunde desselben erweitert es sich in ein winziges, mit ätzender Flüssigkeit gefülltes Säckchen. Die spröde Spitze des Brennhaars bricht bei der leisesten Berührung mit dem Knöpfchen ab, das feine Haar dringt leicht in die weiche Haut ein, und i“ Folge des dabei ausgeübten Druckes ergießt sich dabe durch seinen hohlen Kanal ein Theil seiner ätzende“ Flüssigkeit in die Wunde. Dadurch wird der Schmer verursacht. So lange der Morgenthau auf der Nesse“ ruht, kann man sie ungefährdet pflücken. Wenn“ Nessel welk wird, schwindet die ätzende Flüssigkeit un das Eindringen der Brennhaare verliert seine Wirkung Die Nessel gedeiht auf jedem Boden. Bei## Auswahl der zur rationellen Anpflanzung derselben stimmten Grundstücke braucht man daher nicht mitzh großer Aengstlichkeit verfahren. Möglichst tiefe wälzung des Bodens ist jedenfalls vortheilhaft. Wurzeln der Nessel mit der Zeit einen dicken Filz bil##n und flach auslaufen, so lassen sich nackte Felsen, we“ sie nur—3 Zoll Ackerkrume haben, zu Nesselpst zungen verwenden.(Schluß folgl.) sofort auch unterzeichnet, und dann noch beschlossen, im Laufe des Jahres in Gemeinde= und landwirthschaftlichen Versammlungen weitere geeignete Anregungen zur Betheiligung an dieser Vereinigung der Landwirthe des Bezirkes Freising zu geben.— Sachsen. Dresden, 29. April. Dem Dresdener Journal zufolge hat der König von Sachsen den Herzog von Sachsen=Altenburg bei der gestern in Altenburg Statt gehabten Jubelfeier der silbernen Hochzeit des herzoglichen Paares zum Chef des ersten sächsischen Jägerbataillons ernannt.— Sachsen. Die Königin Carola von Sachsen hat das von dem Geheimen Commerzienrath von Krause hinterlassene Rittergut Helfenberg bei Pillnitz in Sachsen, um den Preis von 750,000 Mark erstanden, und dasselbe ihrem königlichen Gemahl zu dessen am 23. d. Mts. stattgehabten Geburtstage zum Geschenk gemacht.— Mecklenberg. In Bezug auf die wirthschaftliche Lage in Norddeutschland wird der„Zeitung für Westhaveland aus Mecklenburg, 26. April, geschrieben: Der gute Stand der Saaten und die Thatsache, daß der Gütertransport auf den meisten norddeutschen Eisenbahnen seit Beginn des Frühlings sich erheblich gemehrt hat, während derselbe beim Nahen der wärmeren Jahreszeit sonst gewöhnlich eine rasche Abnahme zeigt, beleben die Hoffnung für die endliche Hebung des Handels und der Industrie. Auf den mecklenburgischen und angrenzenden Eisenbahnen ist seit dem Herbst vorigen Jahres im Gütertransport bis heute eine stetige Zunahme zu verzeichnen. Sehr lebhaft ist namentlich seit Anfang März der Gütertransport von Stettin, Frankfurt an der Oder und anderen preußischen Fabrikstädten über Mecklenburg nach Rostock, Lübeck und Hamburg. Ein großer Theil der Fracht bestand in letzter Zeit in Spiritus und Kartoffeln. Von letzteren Artikeln gehen sehr bedeutende Quantitäten zum Pflanzen nach England, Dänemark, Schweden und Norwegen. Die in dieser Woche eröffnete Dampfschifffahrtsverbindung zwischen Rostock und Dänemark(Nykjöbing)— kürzester Seeweg zwischen beiden Ländern — wird auf Hebung des Güterverkehrs auf genannten Bahnen jedenfalls auch einwirken, da die Wichtigkeit dieser neuen Seeverbindung immer mehr Anerkennung findet.— Bremen, 24. April. Gestern tagte hier der nordwest deutsche Lehrertag unter Oberlehrer Entholt's Vorsitz. Er erklärte sich für obligatorischen Turnunterricht in der Volksschule, sowie für radicale orthographische Reform nach dem phonetischen Prinzip, doch nicht selbstständig von der Schule aus zu unternehmen. Der Vorstand des deutschen Milchwirthschaftlichen Vereins, Consul H. H. Meier hier und Generalsecretär Boysen in Hildesheim unterzeichnet, hat eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, er möge das Färben von Butter nicht unbedingt verbieten, sondern nur die Verwendung schädlichen oder unappetitlichen Farbstoffes. Es wird darauf hingewiesen, daß diese Procedur, bemerkten, daß er aus Achtung für den kaum verstorbenen Papst Pius IX. verpflichtet sei, keine Neuerung einzuführen. Der Papst ließfür diesmal diesen Grund gelten, aber Personen, welche es wissen können, versichern, er sei gesonnen im künftigen Jahre, wenn er nicht mehr diese Rücksicht zu beobachten haben würde, es anders zu halten.— Es wird ferner behauptet, daß sich dieselben„Schwarzen“ sehr bemühen, die Veröffentlichung der Encyklika Leo's XIII. zu verhindern, weil ihnen die gemäßigte Sprache in derselben mißfällt.— England. Die Ueberführung von canadischen Truppen nach Europa wird schon vorbereitet. Falls mit derselben Ernst gemacht wird, werden vermuthlich vorerst 10000 Mann, nöthigenfalls ein Armee=Corps von 25000 oder darüber, aus den Colonien herangezogen werden. Dem Colonial=Amt gingen sehr befriedigende Berichte über die Volksstimmung in den Colonien angesichts der Kriegsgefahr zu. Die Aufstellung örtlicher Freiwilligen=Corps zur Vertheidigung der Colonien würde danach leicht und gern geschehen. Den amtlichen Mittheilungen eines hochstehenden Militärs zufolge könnten in Indien 200000 Mann treffliche Truppen ohne Schwierigkeit für einen Krieg in Europa aufgebracht werden. Nachfragen ergaben, daß im Kriegsfalle über 100 schnelle Privatdampfer erster Klasse noch einer leicht bewirkbaren geeigneten Bewaffnung rasch zum Kreuzerdienst verfügbar gemacht werden könnten, was für den Schutz der Schifffahrt höchst werthvoll ist.— — Wiesehr die Einfuhr von conservirtemamericanischen Fleisch in letzter Zeit in England zugenommen hat, erhellt aus einer Mittheilung, wonach in der vorigen Woche 9686 Viertel Rindfleisch, 3004 geschlachtete Hammel und 400 geschlachtete Schweine in Liverpool aus America angekommen sind.— Rußland. Petersburg, 29. April. Wie die Agence Russe meldet, ist das Befinden des Reichskanzlers Fürsten Gortschakow ein besseres; doch hindern Schwäche und ein gichtisches Leiden den Reichskanzler noch an der Wahrnehmung der Geschäfte.— — Die„Polit. Corresp.“ veröffentlicht ein St. Petersburger Schreiben vom 23.., worin historisch über den Verlauf der Verhandlungen bis zu dem genannten Tage Folgendes mitgetheilt wird: Zunächst habe der Vorschlag Deutschlands in Betreff der nach der Zeit zu bemessenden gleichzeitigen Entfernung der russischen Truppen und der englischen Flotte von Constantinopel und der Neutralisirung der geräumten Stellungen die Zustimmung der Cabinette von London und St. Petersburg erhalten. Seitdem hätten sich die Dinge abermals zum Schlechteren gewendet, theils durch die fortgesetzten englischen Rüstungen, theils durch die Schwierigkeiten, welche englischerseits bei den Details der Räumungsfrage erhoben worden seien. Diese Schwierigkeiten seien Anfangs durch einen neuen Vermittelungsvorschlag, die zur Wiedergewinnung der geräumten Stellungen erforderliche Anzahl von Stunden festzusetzen, geebnet worden. Plötzlich habe aber Engum weißlicher Winterbutter den vom Publicum gefor= land erklärt, daß es seine Flotte nicht aus den Dardaderten Goldgelben Anstrich der Grasbutter zu geben, die Bedingung eines großen Absatzes sei, den holsteinische und mecklenburgische Producten über Hamburg nach England, Spanien 2c. haben, und der Gesundheit keinen Eintrag thue.—. Ausland. Aus Wels in Ober=Oesterreich wird vom 16. April gemeldet: Der Geldbriefträger Bauer wurde seit gestern vermißt. Dessen Leichnam wurde heute in einem Hauskeller der Ringstraße(dem belebtesten Stadttheile) aufgefunden. Der Verdacht, den Mord verübt zu haben, lenkt sich auf den im gleichen Hause wohnhaften Goldarbeiter Gebhardt, der bei seiner Verhaftung Gift nahm. Bauer hatte Geldbriefe im Werth von 6000 bis 8000 Gulden bei sich gehabt.— Frankreich. Paris, 27. April. Wie die„Köln. Ztg.“ erfährt, ist ein großer Theil der Territorial= Regimenter von ihren Oberstlieutenants officiel unter nden göttlichen Schutz des heiligen Herzens von Jesu Christi“ gestellt worden. Ob die betreffenden Territorial=Regimenter, welche dieses Jahr zum ersten Male zusammenberufen werden, Feldzeichen mit dem Herzen Jesu tragen werden, ist man zu erfahren gespannt.— — Gestern erschien vor dem 3. Pariser Kriegsgericht unter der Anklage der Betheiligung am Commune=Aufstand ein alter Schauspieler, Victor de Presles, der in contumaciam zur Deportation in eine Festung verurtheilt worden war. Aus dem Verhör ergab sich, daß de Presles als Lieutenant eines Föderirten=Bataillons den friedfertigsten Gesinnungen gehuldigt und sein ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet hatte, ein Zuaven Corps der Commune mit theatralischen Uniformen auszustatten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er Waffen getragen, entgegnete der Angeklagte:„Ich habe in meinem Leben so viele Rollen gespielt, daß ich diese eine wohl vergessen haben kann.“ Das Kriegsgericht verurtheilte de Presles zu vierzehn Tagen Gefängniß dem Minimum der Strafe.Itclien. Der Mailänder„Perseveranza“ schreibt man, es werde viel davon gesprochen, daß die reliLiösen Functionen der Charwoche nicht in der St. Peterskirche gefeiert worden sind. Es steht fest, dies dem Drängen der„Schwarzen“(Jesuiten) zuzuschreiben sei, welche durchaus nicht wollten, daß man den vor 1870 bestandenen Gewohnheiten zurückkehre, und um diese Absicht zu erreichen, dem gegenwärtigen Papste nellen zurückziehen könne, weil widriges Wetter und die Schwierigkeiten der Durchfahrt eventuell eine längere Zeit zur Rückkehr erfordenlich machen würden. Hierdurch sei England von dem bereits angenommenen Prinzipe wieder zurückgetreten, gleichwie es von dem bereits angenommenen Prinzipe des Zusammentritts der Vorconverenz auch zurückgetreten sei.— Serbien. Dem„Standartu wird aus Belgrad telegraphirt:„Der Cassationshof und der Fürst haben das von dem Kriegsgericht in Arangelovatz gefällte Todesurtheil gegen folgende Personen wegen ihrer Betheiligung an der militärischen Revolte zu Topolje bestätigt: Achim Thumitch, früherer Ministerpräsident; Oberst Jefram Menkowitz, Commandeur der Brigade Krajevatz; Capitän Jewitz; Ullia Cobaratz, einer der ersten Kaufleute in Belgrad; Demeter Golobschinin, ein Kaufmann in Semendria, und ungefähr 30 andere. Die Hinrichtung wird in Arangelovatz bald nach Ostern stattfinden. Ungefähr 50 andere sind zu Zwangsarbeit verurtheilt worden. Das Ministerium hat, nachdem diese Exempel statuirt worden, beschlossen, alle weiteren aus dieser militärischdynastischen Insurrection herrührenden Verfolgungen einzustellen. Es heißt, daß der Vertrag von San Stefano am Oster=Sonntag von Serbien formell anerkannt werden wird. Die Regierung hat beschlossen, unter allen Umständen neutral zu bleiben.,— Türkei. Die„Polit. Corresp.“ veröffentlicht folgende Meldung aus Constantinopel: Großfürst Nikolaus theilte den türkischen Commissären für die Repatriirung der muhamedanischen Flüchtlinge aus Bulgarien mit, daß die Insurgenten im Rhodope=Gebirge Räuberbanden seien, welche sich aus Trümmern der seiner Zeit dorthin verschlagenen Armee Suleiman Paschas gebildet hätten. Zu denselben sei noch die muselmännische Bevölkerung einiger Ortschaftem gestoßen.— — Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß Großfürst Nikolaus bereits alle Vorbereitungen getroffen hat, um auf den ersten Wink sofort Constantinopel und Bujukdere zu besetzen; auch wurden vor einigen Tagen eine Infanteriedivision, drei Cavallerieregimenter und 48 Geschütze nach Rodosto beordert, um die dort stehende Reserve zu verstärken, welche dazu bestimmt ist, die gegen Gallipoli operirende, bekanntlich bei Kadikeui stehende Armee zu unterstützen. Was die Besetzung der Hauptstatt betrifft, so wird im gegebenen Augendlicke vor Allem das Arsenal von Tophané besetzt werden, um sich der vorhandenen 152 Krupp'schen Positionsgeschütze und des übrigen Kriegsmaterials zu bemächtigen. Die türkischen Positionsgeschütze würden den Russen sehr willkommen sein, da es ihnen daran gebricht und diesem Mangel kaum durch die in den nächsten Tagen aus Odessa erwarteten derartigen Geschütze abgeholfen werden wird. Auch Torpedos werden bei dieser Gelegenheit aus Odessa in San Stefano eintreffen. Wie versichert wird, hätte Großfürst Nikolaus den Befehl aus St. Petersburg erhalten, den Sultan sofort zum Gefangenen zu machen, sobald das erste Anzeichen sich ergiebt, daß nach eventuell erfolgter englischer Kriegserklärung die Absicht bei der Pforte bestehe, für England Partei ergreifen zu wollen. Es ist aber wahrscheinlich, daß, falls Constantinopel noch vor der Kriegserklärung von den Russen besetzt wird, der Großfürst auch schon dann, unter dem Vorwande, für die Sicherheit Sr. Majestät zu sorgen, sich der Person des Sultans versichern werde. Eine Abreise des Sultans nach Brussa oder anderwärts würde von den Russen gewaltsam gehindert werden.— Neueste Nachrichten. Berlin, 29. April. Die Nachrichten aus Friedrichsruh lauten fortgesetzt günstig. Allerdings wird Fürst Bismarck noch mehrere Tage lang ans Zimmer gefesselt bleiben, aber sein Befinden ist doch bereits der Art, daß er sich geistig fast in der gewohnten Lebhaftigkeit beschäftigt. Die Besorgniß, daß der Reichskanzler während der noch übrigen Dauer der Reichstags=Session von Berlin fernbleiben, oder sich doch der Theilnahme an den Verhandlungen werde entziehen müssen, hat augenblicklich den Boden verloren— Paris, 29. April. Die republikanische Presse agitirt lebhaft, um den Tag der Eröffnung der Weltausstellung zu einem nationalen Festtage zu machen. Die Regierung ist hierauf bereits eingegangen und hat die Schließung aller Bureaus angeordnet. Auch hat der Unterrichtsminister bereits befohlen, den Schulen sämmtlicher Unterrichtsanstalten einen freien Tag zu gewähren.— Paris zählt in diesem Augenblick 5500 Gasthöfe mit 130,000 Zimmern; von den letzteren waren, wie der„Figaron versichert, gestern, 25. April, 112,000 besetzt.— Calais, 30. April. Die deutsche Kronprinzessin ist so eben von hier mit besonderem Dampfer bei schönstem Wetter nach Dover abgefahren.— London, 29. April, Abends. Wie das Comite zur Organisation einer Armee von Freiwilligen für den activen Dienst bekannt macht, haben sich bereits 8000 Personen, darunter eine große Anzahl früherer Offiziere, in die Listen eintragen lassen.— London, 30. April, Morgens. Die Königin beabsichtigt, demnächst eine Besichtigung des vollständig formirten ersten Armeecorps in Adlershot vorzunehmen. — Wie der„Advertiser" erfährt, hätten die Verhandlungen wegen gleichzeitigen Rückzugs der englischen und russischen Streitkräfte wesentliche Fortschritte gemacht, und hoffe man, daß dieselben zum Ziele führten. Dagegen wird der„Times“ aus Petersburg von gestern gemeldet, die Verhandlungen seien in den letzten 24 Stunden nicht merklich fortgeschritten. Die directen Pourparlers zwischen Petersburg und London hätten kaum begonnen, Rußland wünsche im Allgemeinen die Ansichten Englands über eine friedliche Lösung zu ermitteln, es sei indeß nicht bekannt, ob Lord Salisbury seine streng negative Haltung aufgeben werde.— Nach einer Meldung des„Reuter'schen Büreaus; aus Bombay ist das erste Detachement des Expeditionscorps abgesegelt, weitere Regimenter haben Einschiffungsordre erhalten, die Expedition nimmt Provisionen auf fünf Monate mit.— Aus dem Fürstenthum Lippe und Umgegend. —n. Detmold, 30. April. Durch öffentliche Bekanntmachung des Magistrats war auf den 29. April Abends 6 Uhr eine Versammlung der Gesellen, Gehülfen und Fabrikarbeiter angesetzt, um ihnen das auf Grund des.=G. vom 9. April 1876 und des Ortsstatutes vom 6. Februar 1877 von Fürstlicher Regierung bestätigte Cassenstatut vom 20. März, die gegense####### Unterstützungscasse, e. Hülfscasse betr. mitzutheilen und sie zur Constituirung des Vereins zu veranlassen. Die Arbeitgeber fanden sich in größerer Zahl, die Arbeitnehmer, die eigentlich Betheiligten und Verpflichteten, nur in geringer Zahl ein. Der Magistrat verlas das Statut, wegen der geringen Betheiligung konnte aber eine Constituirung nicht stattfinden. Von einzelnen der erschienenen Arbeitgebern wurde das Wort ergriffen, um sich über den in Rede stehenden Gegenstand zu äußern. Aus den Vorträgen ergab sich, daß eine vollständige Unkenntniß über den eigentlichen Sachverhalt herrscht. Es sei deshalb hier Folgendes zur Erläuterung bemerkt: Der§ 141 der.=Gewerbe=Ordnung von 1869, welcher bestimmt, daß bis zum Erlaß eines Reichsgesetzes die Anordnungen der Landesgesetze über die Kranken=, Hülfs= und Sterbecassen für Gesellen, Gehülfen und Fabrikarbeiter in Kraft bleiben, ist durch das Reichsgesetz vom 7. April 1876 beseitigt. Auf Grund dieses Gesetzes hat die hiesige Stadtvertretung sowohl die bisherige Krankenkasse aufgehoben, als auch die Bildung eingeschriebener Hülfscassen durch das publicirte Statut vom 6. Februar 1877 vorgeschrieben. Nunmehr war die Thätigkeit des Magistrats zu Ende, vielmehr stand es jetzt bei den betheiligten und verpflichteten Arbeitern, ordnend und schaffend nach dem weiteren Reichs=Gesetze vom 7. April 1876 vorzugehen, ihre Rechte auszuüben, aber auch ihre Pflichten zu erfüllen. In dieser Versammlung konnte der Magistrat mit Recht gegen verschiedene Bemerkungen hervorheben, daß er selbst jetzt eine angenehmere Stellung erlangt habe; so leicht werde über die Thätigkeit der Behörde, oft ganz unverständig und unberufen Kritik gehandhabt, über die Leistungen abgeurtheilt, jetzt habe er eine solche Stellung wie bisher die die Wohlthat genießenden Arbeiter und könne seinerseits nun einmal zusehen, wie Recht und Pflicht von den Betheiligten geübt würde. Doch, hob der Magistrat wieder hervor, sei es nicht seine Sache, sich auf solchen kritisirenden und verneinenden Standpunkt zu stellen, sondern er habe es sich, was lediglich Sache der Betheiligten gewesen sei, angelegen sein lassen, die fr. Vorlagen für sie auszuarbeiten. Aus den desfallsigen umfangreichen Verhandlungen mit Fürstlicher Regierung über die vorbereitenden Arbeiten wurde referirt und dann noch vollständig klar gestellt, wie gerade bei der Neuheit die Angelegenheit sich verzögert und eine eingehende Prüfung erfordert habe. Das auf Grund der Thätigkeit des Magistrats nach Berathschlagung mit den Betheiligten jetzt genehmigte Cassenstatut bringt die Nr. 1 des von Fürstlicher Regierung geführten Registers über die gegenseitigen Hülfscassen, ein Beweis für das Gesagte und ist die Sache anderwärts auf dieselben Schwierigkeiten gestoßen. Das letztgenannte Reichsgesetz enthält bestimmte Vorschriften, in welcher Art das Cassenstatut einzurichten ist. Nach diesen Vorschriften haben die Verpflichteten zunächst das Statut zu entwerfen und dem Magistrate zur Weiterbeförderung an Fürstliche Regierung behufs: deren Genehmigung einzureichen. Den gegebenen gesetzlichen Vorschriften entsprechend, ist das Cassensiatut vom 20. März, entworfen nach dem preußischen Normalstatute, eingerichtet. Die Arbeiter sind selbst Träger und Leiter der Sache; sie üben ihre Rechte in der General=Versammlung aus. Deren Bschlüsse erledigt der Vorstand, dem die Verwaltung obliegt. Eine gehörige Cassen= und Buchführung ist vorgeschrieben. Am Ende jeden Jahres ist dann dem Magistrate die Rechnung zur Revision zu legen. Nicht minder geregelt sind in dem Statute nach Maßgabe der Gesetze, welche Verbindlichkeiten jedes Mitglied des Vereins zu erfüllen hat, welche Rechte ihm im Fall des Krankseins, bei Arbeitsunfähigkeit und was beim Todesfall die Hinterbliebenen fordern können. Ebenso geordnet ist das Verhältniß der Arbeitgeber, die Zuschüsse zur Casse leisten. Nachdem in der Versammlung alles dieses erörtert war, wurde der Wunsch ausgesprochen, wegen der heutigen geringen Zahl der Betheiligten eine neue Versammlung anzuberaumen. Es ist dieses vom Magistrate zugesagt und handelt es sich darin um Wahl des Vorstandes, der aus 6 Personen besteht, wovon 4 Arbeitnehmer sein müssen. Mögen die Betheiligten die Wichtigkeit der Sache begreifen und sich recht zahlreich einfinden, damit die Aufsichtsbehörde nicht in die Lage kommt, für sie die Sache leiten zu müssen. Es ist selbstverständlich, daß der Magistrat auf Wunsch den Betheiligten bei Durchführung des Werkes ferner helfend und fördernd zur Seite stehen wird. Detmold, 1. Mai. Das diesjährige Manöver der 13. Division wird, wie die„Westfälische“ Provinzial Zeitung berichtet, soweit bis jetzt festgestellt, in der Gegend von Detmold stattfinden. Die Schießübungen zunächst des Fuß=Art.=Regts. Nr. 7, und des Feld=Art.=Regts. Nr. 22 finden in dieser Reihenfolge im Laufe des Monats Juli statt und werden sich wohl bis Anfangs August hinziehen.— Paderborn, 25. April. Im hiesigen„Westf. Volksblatt“ steht folgender erbauliche Aufruf:„Katholiken der Diöcese Paderborn! Im Anschluß an den Aufruf des Führers der deutschen Pilgerfahrt nach Rom, des Freiherrn von Loé, erlaube ich mir, Euch zu möglichst zahlreicher Betheiligung aufzufordern. Die Katholiken anderer Länder sind uns der Zeit nach zuvor gekommen und haben Leo XIII. ihre Huldigung und ihren Peterspfennig(!) bereits zu Füßen gelegt. An uns ist es nun zu beweisen, daß auch die Katholiken Deutschlands mit begeisterter Ehrfurcht und Liebe dem Stuhle Petri und dessen uns erst jüngst durch Gottes Gnade geschenkten Inhaber, Leo XIII., ergeben sind. Lasset uns auch nicht mit leeren Händen kommen. Es liegt auf der Hand, daß unser h. Vater bei seinem Regierungsantritt in materieller Beziehung vielfach in Anspruch genommen wird. Woher sollen aber die nöthigen Gelder kommen, wenn nicht von uns Katholiken? Und Ihr, die Ihr nicht persönlich nach Rom pilgern könnet, Ihr könnet Euch gerade dadurch an dieser Huldigung betheiligen, daß Ihr dem h. Vater Euern Peterspfennig opfert. Die Abreise der Pilger von München findet am 16. Mai, Morgens 9 Uhr, statt. Das Billet II. Klasse von Paderborn bis Rom und zurück kostet etwa 200 Mark. Etwaige Auskunft zu ertheilen und Gaben für den h. Vater zu übermitteln, ist der Unterzeichnete gern bereit. Schwarzenraben bei Lippstadt, den 22. April 1878. Fritz Freiherr von Ketteler."— Bielefeld, 24. April. Ein Leipziger Rechtsanwalt hatte einem hiesigen Kaufmann, dessen Interessen er in einer Klage zu vertreten hatte, deren Objekt sich auf dreißig Mark belief, eine Liquidation übersandt, die in ihren einzelnen Aufstellungen ihres Gleichen sucht. In dieser merkwürdigen Rechnung, welche der Redaction des Bielefelder Tagblattes im Originale vorgelegen hat, sehen wir zu unserem Erstaunen, daß der Herr Rechtsanwalt für jeden Brief, den er an seinen Klienten hat schreiben lassen, 1) 50 Pf. für das Original desselben, 2) 25 Pf. für die Abschrift zu seinen Akten, 3) 10 Pf. für Porto, 4) 10 Pf. für die Abgangsbemerkung in seinen Büchern und 5) 10 Pf. für seinen Boten, der den Brief zur Post getragen, liquidirt hat! Für jedes fernere Schriftstück, das er in der Angelegenheit verfaßt hat, ist die„Abgangsbemerkung“ in seinen Büchern ebenfalls mit je 10 Pf. belegt worden. Endlich— und das setzt wohl dem ganzen Gebäude die Krone auf!— ist die jedesmalige Präsentirung eines Schriftstückes an den Herrn Rechtsanwalt durch seine Unterbeamte für eine so beschwerliche Sache gehalten worden, daß sie mit einem Honorar von 5 Pfennigen in der Kostenrechnung vermerkt worden. Die Summe derselben beläuft sich auf ca. 15 Mark, also auf die Hälfte des eingeklagten Objekts. Den letzten Brief, in welchem der Herr Rechtsanwalt seinem Klienten die Trauerbotschaft mittheilt, daß seine Bemühungen erfolglos geblieben, da die Pfandobjekte auf Intervention der Ehefrau des Verklagten freigegeben werden mußten, hat der vorsichtige Sachwalter noch mit 1 Mk. und 30 Pf. einschließlich des Mundums, der Abgangsbemerkungen, des Portos und des Bestellgeldes berechnet.— Meteorologische Beobachtungen in Detmold. Allgemeiner Witterungscharakter: 30. u. 1. Wolkig, Etwas Regen. Gründung eines Handels= und Gewerbe=Vereins für das Fürstenthum Lippe betr. Schon lange hat sich das Bedürfniß herausgestellt, daß die selbstständigen Handels= und Gewerbetreibenden des Landes, wie dieses anderwärts in mehr oder minder ausgebildeter Art der Fall ist, zu einer Vereinigung zusammentreten, um dadurch ihre gegenseitigen Interessen zu heben und zu fördern. Die Ausstellung gewerblicher Producte, welche im September v.., hier stattfand, hat jenen Gedanken von Neuem wachgerufen und belebt. Dem von verschiedenen Seiten an mich gerichteten Wunsche gemäß habe ich mich gern bereit erklärt, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen, Vorschläge auf Durchführung des Vorhabens, einen Handels= und Gewerbe=Verein für das Fürstenthum Lippe ins Leben zu rufen, auszuarbeiten und zu einer Besprechung hierüber einzuladen. Waltet bei den selbstständigen Handels= und Gewerbetreibenden des Landes ein solches Vorhaben noch ob, so lade ich dieselben zu einer Versammlung auf Sonnabend den 4. Mai, Nachmittags 4 Uhr, im Rathhause, dessen Saal mir vom Magistrate zur Verfügung gestellt ist, hierdurch ein. Eine recht zahlreiche Versammlung aus allen Ortschaften des Landes, namentlich der Städte, dürfte sehr erwünscht sein. Detmold, den 18. April 1878. Dr. 4. Heldman, Bürgermeister. Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha. Nach dem Rücktritt des Herrn Hofbuchhändlers W. Klingenberg, in Firma Gebr. Klingenbers in Detmold von der Verwaltung unserer Agentur daselbst, ist dieselbe mit Genehmigung der Bank dem Buchhändler cherrn hans Hinrichs in übertragen worden, was wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen. Hannover, den 23. April 1878. für Deutschland in Gotha. Geist. Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1877 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr Mk. 6,175,963. 33 Pf.= 80 Procent der eingezahlten Prämien. Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen. Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung. Detmold, den 30. April 1878. Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha. Die Brauerschule Worms, 1865 gegründet, practische und theoretische Lehranstalt. Beginn des Sommercursus den 1. Mai. Braumeister werden nachsgewiesen. Programme versendet Dir. P. Lehmann. Brenner's Fleckwasser entfernt sofort jeden Fett=, Theer= und TestFleck aus Kleidern rc. und ist das beste Waschmittel für Handschuhe 2 Fl. 25 Pf. nur echt bei Alfred Heinrichs in Detmold. In unserer Steindruckerei können noch einige junge Leute als „enriinge eintreten. Detmold. Gebr. Klingenberg. „ s a t t e r für ein Aquarium zu kaufen gesucht. Wo? sagt die Exp. d. Ztg.(1556) Die Verlobung unseres ältesten Sohnes Fu#ust in Hamm mit Fräulein Belanntmachung. des verstorbenen H. Kuntze, beabgarte daselbst zeigen wir hiermit an. Heiligenkirchen, 29. April 1878. Pastor Grupe und Frau. Die Erben Kaufmanns G. sichtigen das Wohnhaus nebst Scheune Nr. 92 und 93, vor dem Herforder Thore, freiwillig zu verkaufen. Der Verkauf findet am 11. Mai d. J. Morgens 10 Uhr im Wohnhause Nr. 92 statt. Die Bedingungen können vor dem Verkauf bei dem Rechnungsführer B. Meyer eingesehen werden. Salzuflen, den 30. April 1878. Die Erben. Jand-Verkauf. Meine in der Feldmark Salzuflen liegenden 34 Schffls. Grundstücke beabsichtige ich meistbietend zu verkaufen und wollen sich etwaige Reflectanten Sonnabend den 11. Mai a. c. Nachmittags 2 Uhr bei Herr C. D. Grimme daselbst einfinden. G. Altenbernd, Neue Mühle b/Lage. Detmold. Alte Blumentöpfe sucht zu kaufen H. Delker, Gärtner. APEVT% sehr fett und wieder ein bei gutschmeckend, traf E. Steller. Detmold. dortensten und Orleander in mittleren und großen Exemplaren werden zu kaufen gesucht. H. Delker, Gärtner. In meinem freundliche Ein Handwagen steht billig zu verkaufen bei S. Ti Krummestraße. bestehend aus 3 Zimmern, Küche nebst Zubehör, sogleich oder später zu vermiethen. Anna Körner. dernbert„ elegant und dauerhaft zu bedeutend herabgesetzten Preisen bei E. J. Rinteln. 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