Eine Zeitschrift zur Belehrung und Unterhaltung für Jedermann. Erscheint jeden Sonntag und kostet bei den Fürstl. Thurn= und Taxischen Postämtern vierteljährlich 11 1/4 Sgr., in den Expeditionen in Lemgo und Detmold 10 Sgr. M 31. Lemgo, 27. Juli 1856. Anzeigen werden berechnet: unter 5 Zeilen mit 2 Sgr. 6 Pf. von—10 Zeilen 5 Sgr. über 10 Zeilen jede Zeile 6 Pf. Aus dem Lippeschen Westen. Mehrfach ist in diesen Blättern die Anlegung einer Eisenbahn durch's Lippesche berührt, und wenn sich auch der allgemeine Wunsch nach einer solchen zu erkennen gegeben hat, so scheinen doch Alle im Puncte der Geldfrage davon abstehen zu wollen. Man will gern eine Eisenbahn haben, man will den Vortheil, aber man will nichts thun, andere sollen die Bahn bauen! Daraus wird wohl nie etwas werden. Selbst Hannover, nachdem die Hauptstraßen für Rechnung des Staats gebaut sind, überläßt die Nebenstraßen der freien Concurrenz. Ein Staat hat Verpflichtungen, um wie viel weniger werden die Actionäre der Cöln=Minder Bahn uns eine Bahn bauen, da ihr unsre Reisende und Güter doch zufallen. Wer heute seine Augen und Ohren gebrauchen will, der muß es sich selbst sagen, daß wir eine Eisenbahn eben so gut bedürfen, als gute Communal=Wege. Und das Lippesche, welches so stark bevölkert ist, welches in den Thälern 7 bis 8000 Seelen auf die Quadratmeile zählt, welches nach der Länge ein fruchtbares Vor= und Hinterland hat, soll keine Eisenbahn bauen können? Wir behaupten, es ist die höchste Zeit! In unsrer Nachbarschaft rührt sich Alles, aufgepaßt! daß wir unser Theilchen erlangen. Ohne Opfer geht's nicht, wer eine Stadt gewinnen will, muß ein Dorf wagen. Die Eisenbahn wird die tigkeit wecken, Lippe besitzt Reichthümer genug, und wenn wir anders nichts haben, so haben wir Holz und Steine. Gehen doch sogar Steine von Minden oder eigentlich von Hausberge bis nach Berlin? Suchen wir Eisen, suchen wir Kohlen, wer da suchet, der findet. Eine Ladung ordinairer Güter, 100 Centner, kosten auf der Eisenbahn 22½ Sgr. die Meile, das Fuhrlohn kostet mindestens 3 Rthlr. pro Meile, das macht auf 3 Meilen einen Unterschied von 6 bis 7 Thaler; es passiren hier fast täglich 2 bis 5 Fuder Holz, da würden an 10,000 Rthlr. Fuhrlohn erspart, welche dem Verkäufer zu Gute kommen. Die Eisenbahn kommt jedem zu gut, denn wer gebraucht nicht heut zu Tage Kohlen u. s. w. Eine Gegend, welche keinen Communalweg hat, ist wild und öde, sie ist von der übrigen Welt abgeschlossen; mit der Anlage wächst der Verkehr, es entstehen Geschäfte, und die ganze Gegend gewinnt in einigen Jahren ein ganz anderes Ansehen. Eben so ist's mit der Eisenbahn, der Beweis ist leicht zu führen. Also nicht zu ängstlich, ohne Opfer geht's nicht. Wo kein Verdienst ist, da muß gedarbt werden, der Einzelne kann ihn nicht schaffen, das Ganze muß dem Einzelnen zu Hülfe kommen. Sind wir zahlungsfähig, so sind wir auch opferfreudig. Wir könnten noch längere Auseinandersetzungen geben, aber wir müssen kurz sein, und deshalb nur Andeutungen. Allerdings sind die Anlage=Kosten groß, wenn man auch nur die Betriebs=Kosten, im Mittel veranschlagt 15,000 Rthlr. pro Meile, berechnet, der schaudert unwillkürlich zusammen, dann soll noch eine Dividende, freilich erst Zinsen, herauskommen, da müssen jeden Tag, wenn man 5 Meilen annimmt, 200 Rthlr. verdient werden. Macht aber die Bahn täglich 2 Züge hin und her, das sind 4 mal, bleiben für jeden Zug 50 Rthlr.— das scheint wahrlich so gefährlich nicht mehr. Die Ausgaben lassen sich berechnen, aber nicht die Einnahmen, wo aber, wie nachgewiesen werden kann, 500,000 Seelen durch eine Eisenbahn in nähere Verbindung gebracht werden, da ist die Aussicht keine schlechte zu nennen, auf durchpassirende Reisende und Güter ist mit Fleiß keine Rücksicht genommen..... Ggrgt kins gänft. Wir wollen deshalb gerade die aussicht teine gunstige nennen, ja es ist möglich, daß die Bahn in den ersten Jahren keine 2% einbringt, daß sie aber mit den Jahren rentable wird, das läßt sich dreist annehmen. Die Strecke von Osnabrück nach Löhne soll sich, wie wir von glaubhaften Leuten gehört haben, in dem ersten halben Jahre rentirt haben. So oder so— wollen wir am Weltverkehr Theil nehmen, so bauen wir eine Eisenbahn, wollen wir bleiben, was wir sind, so lassen wir's bleiben. In des Einsenders Domicil bedürfen wir keiner Eisenbahn durch's Lippesche, wir genießen die Vortheile derselben, aber gerade weil wir solche kennen, können wir einer Eisenbahn durch's Lippesche, wenn es irgend möglich ist, sie im Zusammenhange zu bauen, nur das Wort reden. Der Actien=Schwindel ist heuer groß, und doch sind Actien auf eine lippesche Eisenbahn sotider, als auf die Bergbau=Muthungen u. s.., hier ist Aussicht auf jährliche Verbesserungen, wenn es auch anfangs nicht gut ausfällt, dort ist man in Gefahr das Ganze zu verlieren. 3. Dismembration des bäuerlichen Grundbesitzes ist der Anfeindung und Verhinderung durch die junkerliche Aristocratie in Deutschland jetzt mehr als je ausgesetzt und hat diese bei den Regierungen monarchischer Staaten den bereitwilligsten Erfolg. Die Gegner entnehmen aus dem wucherlichen Gewinn, welchen Speculanten, meistens Juden, daraus erzielten, Anstoß; sie sprechen von Uebervölkerung und Verarmung, welche durch die Zerstückelung der Grundgüter und durch die dadurch herbeigeführte Begründung kleiner Stätten entstehn. Die Besprechung dieser Gründe, und der Gegengründe mit besonderer Berücksichtigung der bezüglichen lippischen Verhältnisse scheint, da der Gegenstand volksthümlich sund von großer Wichtigkeit ist, so recht für die Oeffentlichkeit, also für die Presse sich zu eignen, weshalb wir sie hiermit eröffnen wollen. Es ist wahr, daß durch die Dismembration häufig ein erheblich höherer Kaufpreis erzielt wird; es liegt dieses aber nicht in wucherlicher Uebervortheilung der Käufer, sondern in dem Bedürfniß dieser, durch welches sie überhaupt nur ausführbar und vortheilhaft ist. Deshalb findet sie meistentheils nur in größeren Ortschaften, wo kleine Stättebesitzer schon vorhanden sind, statt; diese wollen einen Garten, ein Stück Land zur Beschaffung ihres dringendsten Haushaltsbedürfnisses erwerben, da sie entweder zur Anpachtung keine Gelegenheit haben oder der Besitz durch diese zu unsi 122 cher ist, durch Aufbieten gefährdet wird und dadurch Meliorationen, deren Früchte erst spätere Jahre bringen, nicht rathsam sind. Meistentheils besitzen solche Ankäufer ein eigenes Capital zur Bezahlung des Kaufgeldes oder können es aus der Leihkasse zur allmäligen Amortisation aufnehmen. Wenn das Kaufgeld nach Verhältniß des Pachtpreises auch hoch ist, so kommt bei ihnen besonders in Betracht, daß sie das acquirirte Grundstück ohne ihr Gewerbe zu beeinträchtigen, mit der Schute cultiviren und dadurch einen wohlfeileren und höheren Ertrag erzielen, als die Erndte von Kornfrüchten gewährt. Die Dismembration der Colonate in größeren Ortschaften ist auch rücksichtlich der durch sie veranlaßten überflüssigen landwirthschaftlichen Gebäude nicht sehr nachtheilig, da sie größtentheils zu Wohnungen eingerichtet werden können, wodurch einem fühlbaren Mangel abgeholfen und ihr Segen der gesammten Bevölkerung zu Theil werden wird. Ein anderer Theil des bäuerlichen Grundbesitzes sind die Colonate, welche, meistentheils von großem Umfang, in der Mitte ihres Grundbesitzes abgeschlossen und arrondirt gelegen sind; die Grundstücke derselben sind anderen Grundbesitzern entlegen, werden daher sowenig von diesen als von Gewerbtreibenden begehrt. Deren Dismembration kann daher nur durch Bildung neuer Stätten ausgeführt werden, wozu sich nur selten Liebhaber finden; sie ist nach unseren obigen Anführungen jedenfalls nur nachtheilig. Wir reden demnach den Dismembrationen von Colonaten in größeren Ortschaften und solcher, deren Erfolg die Vergrößerung und Arrondirung anderer landwirthschaftlichen Güter mit sich führt, das Wort und halten ihre Verhinderung in hohem Grade unbegründet und verwerflich. Die Gründe, welche die reactionäre Parthei dagegen ausspricht, sind ohne jeden thatsächlichen Haltpunkt. Denn es ist nicht wahr, daß durch die Dismembrationen in irgend bedenklicher Weise Neuwohnerstätten veranlaßt und neue Familien begründet werden, daß sie demnach Uebervölkerung im Proletariat in Gefolge haben. Diese ist überhaupt durch die großen Auswanderungen in andere Welttheile nicht eben mehr zu fürchten; kleine Stätten, welche früher durch die Theilungen der Gemeinheiten entstanden, sind kaum noch verkäuflich, und niemand fühlt sich getrieben, solche zu etabliren; schon fehlt es dem Ackerbau an menschlichen Arbeitskräften. Durch die gesetzliche Ablösbarkeit der Domanial=Lasten ist das in der Zerstückelung dieser begründete Hinderniß der Dismembrationen hinweggefallen. Die den Behörden insbesondere bei Führung der Cataster oder Saalbücher entstehende Mühwaltung kann selbstredend in keinen Betracht kommen. Muß zugegeben werden, daß die Dismembrationen, wie sie hier zu Lande zur Ausführung kommen, die ihnen zum Vorwurf gemachten Nachtheile nicht hervorbringen, daß sie vielmehr ein Bedürfniß sind und großen Nutzen gewähren, so kann am wenigsten der Gewinn, welcher dem dismembrirenden Eigenthümer durch sie erwächst, einen vernünftigen Grund darbieten, sie zu verbieten. Es ist bisher ein Unterschied gemacht, ob die Dismembrationen aus erster oder zweiter Hand vorgenommen worden; im ersteren Falle wurde deren Genehmigung weniger erschwert und versagt, im anderen Fall hielt man den Ankauf als eine Speculation auf Gewinn und verbot sie. Es scheint uns diese Speculations=Anfeindung als im Widerspruch mit dem durch das Eigenthum bedingten socialen Princip des menschlichen Treibens; nach ihm müßte consequent aller Handel aus zweiter Hand vom Staate verhindert werden. Was geht diesem aber der Gewinn der gesetzlich nicht verbotenen Speculation an, sei er von Inden oder von Christen erzielt? Wir können bei diesem Grunde den Verdacht, daß er aus einem unwillkürlichen Anfluge des Neides hervorgehe, nicht unterdrücken; jedenfalls erscheint er uns als eine übelangewandte und schädliche Bevormundung der Staatsangehörigen, indem man mit dem Gewinn der Speculanten auch den Vortheil der Käufer beseitigt und die Befriedigung des Bedürfnisses dieser verhindert. Denjenigen, welche die vereinzelten Grundstücke kaufen, kann man das Urtheil über die sehr relative Angemessenheit des Kaufpreises überlassen; sie sind bessere Beurtheiler ihres Bedürfnisses und der Mittel, dieses zu beschaffen, als die Behörden. Der Gewinn, welchen der Hofschlächter oder Hofmetzger, wie man den Speculanten durch Dismembration angekaufter Colonate nicht sehr passend bildlich bezeichnet, erzielt, ist nicht der Verlust der Käufer der Parcelen, sondern nur etwa der Gewinn, welchen der Verkäufer des ganzen Colonats aus Gründen, die sehr verschiedener Art sein können, dem Speculanten überläßt. Dieser Gewinn der Speculation mag immerhin im Privat=Verkehr zur Behutsamkeit anregen, die Staatsverwaltung geräth durch dessen Berücksichtigung aber in die höchst nachtheiligen Fehlgriffe, welche jede Bevormundung dessen, was nur selbstständig und in Freiheit gedeihen kann, im Gefolge hat. 66 8237(Schluß, fotzt) Correspondenzen. Nicht aus Lemgo, 23. Juli. Das gestern beendigte Schutzenfest zu Lemgo verdient die lobendste Anerkennung. Alle, Hohe und Niedere, Reiche und Arme, Christen und Juden, hatten sich in Eintracht vereinigt, sich wohlbehaglich zu vergnügen; kein Streit, keine rohe Aeußerung der Trunkfälligkeit störte die Annehmlichkeiten des Festes. Wir wollen die einzelnen Vorgänge nicht schildern, da sie verliefen, wie es herkömmlich und der bürgerlichen Ordnung gemäß ist, wohl aber müssen wir hervorheben, wie die lange Reihe der Schützen im Sonntagsputz und militärischer Ordnung, stattliche Männer, Väter und Söhne uns zeigte. Die Ofsiziere, mit breiten Schärpen in den Landesfarben und goldenen Epaulettes geschmückt, zu Roß und zu Fuß, hatten es sich angelegen sein lassen, würdig und soldatisch sich darzustellen; wir sehen uns gedrungen, mit voller Anerkennung des ehrenfesten Obersten, Herrn Schnelle, und des Majors, Herrn Potthoff, dessen rühriger Thätigkeit die guten Einrichtungen und die Ordnung des Festes vorzugsweise zu danken sein soll, zu gedenken. Die schönen Räume des Schützenhofes, mit seinen von kräftigen Bäumen gebildeten Alleen, eignen sich besonders zu solchem Feste, wie wir feierten. Die großen zum Tanze bestimmten, sowie die vielen Zelte und Buden der Wirthe und Bäcker boten das Bild einer Messe dar. In den Zwischenräumen wogte eine große Menschenmasse bunt durcheinander; aus Lemgo und weitem Umkreise hatte sie sich zu gleichem Zwecke und gleichem Erfolge, dem Vergnügen, vereinigt. Man verarge uns auch einen Blick in die Tanzzelte nicht, obgleich für uns heiteres und einstes Gespräch beim Glase Wein die Hauptsache sein mußte. Wir sahen dort viel schöne Mädchen, wohlgeschmückt und zierlich im Tanze, groß und klein, würdige Matronen schwenkten sich mit dem ehrenfesten Gatten oder dem verlorenen Jugendgeliebten; wir bemerkten Liebesgewißheit und Liebesbewerbung, holdes Lächeln und schmollendes Necken, Treue und Untreue, Befriedigung, Hoffnung und Täuschung. Es sei noch der Illumination, welche in bengalischen Flammen mehrere schöne Wald- und Menschen=Gruppen beleuchtete und der guten Bewirthung, namentlich im Zelte des Herrn Losch, lobend gedacht. Der uns entstandene Total=Eindruck des Festes bestätigt unsere schon früher gemachte Erfahrung, daß in der guten Stadt Lemgo seit 6, 7 Jahren vieles besser geworden ist.— Eine solche Vereinigung, wie das geschilderte Fest sie darbot, ist ein Zeichen, wie Rang= und Gelestolz, Philisterei und Kleinstädterei, Zunftzopf und Pfahlbürgerei nicht mehr spalten; wie Rath und Stadtverordnete in Harmonie des Staates Wohl pflegen; wie Theegeklatsch und Familienhaß nicht mehr wirken, wie Stadt und Land einträchtig mit einander verkehrt. Aus demokratischem Schmutz ist demokratischer Geist aufgewachsen, welcher mit seiner Vernunft Menschen erziehet und bildet und dennoch Treue und Bürgerpflicht erhält und fördert. Vivat et floreat Lemgo! Aus Lemgo. Wir tragen zu der vorstehenden interessanten Korrespondenz aus der Feder eines Meisters nur noch einige flüchtige Bemerkungen nach! Es war in Wahrheit ein Fest der auch nicht durch die leiseste Disharmonie gestörten Eintracht, Ordnung und Fröhlichkeit, das eben geschilderte Schützenfest. Nicht allein, daß die Bürger der Stadt ohne Unterschied sich in verhältnißmäßig großer Zahl daran bethei 123 ligten und auch das übrige hiesige und auswärtige Publikum eine überaus lebhafte Theilnahme bewieß, auch der fortwährend bewölkte und ernstlich mit Regen drohende Himmel blieb günstig. So wurde denn unser Schützenfest zu dem, was wir schon vor Wochen als Wunsch aussprachen, zu einem wirklichen Bürger= und Volksfeste, an welchem die Gemeinsamkeit freudig erregter Gefühle alle Bürger, aber auch viele andere einheimische und auswärtige werthe Gäste mit den Banden freundschaftlichster Harmonie umschlang. Als Glanzpunkte durften übrigens wohl der Anfang und das Ende des Festes gelten. Der Anfang, bestehend in dem am Morgen des ersten Festtages stattfindenden militärischen Aufmarsch des stattlichen Schützenkoips auf dem Markte und dem von da ausgehenden Umzuge desselben durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt unter Führung des vieljährigen, bewährten Hauptes der hiesigen Schützen, Herrn Schnelle's als Oberst und Herrn Potthoff's als Major, die beide in Gemeinschaft mit den anderen Leitern des Unternehmens und sämmtlichen Schützen sich um die ausgezeichnet gelungene Durchführung des Ganzen wahre Verdienste erworben haben. Das die am Abend des zweiten Festtages veranstalte Illumination des Schützenplatzes, welche bei geschmackvoller Benutzung der ungemein günstigen Oertlichkeit vielen Zuschauern ein vielleicht noch nie gesehenes Schauspiel darbot,— eine durch farbige Beleuchtung und bengalische Flammen magisch erhellte, von dichten Menschenmassen malerisch belebte, parkartige, amphitheatralische Szene, in welcher besonders die Farben und Töne des im falben Lichte traumhaft schimmernden Eichengrünes einen feenhaften Effekt hervorbrachten. Sehr passend fanden wir es auch, daß gerade dieser Moment benutzt wurde, um dem regierenden Fürsten ein dreimaliges Hoch und dem würdigen Chef des Schützencorps, Herrn Oberst Schnelle, ein Dankvotum darzubringen. Angemessen würde es uns auch erschienen sein, wenn Herrn Major Potthoff eine ähnliche, öffentliche Anerkennung zu Theil geworden wäre, die wohl auch nur unterblieb, weil Niemand im Augenblick das Wort vor dem zahlreich versammelten Publikum zu nehmen wagte. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß beim Königsschießen der Bürger Herr Reese den veritabelsten Schuß gethan und demzufolge in herkömmlicher Weise als Schützenkönig proklamirt worden war! Eine linde, milde, herrliche— ja unendlich poetische Nacht machte den Beschluß. Bei allen Theilnehmern und Festgenossen wird das Fest noch lange in vergnüglicher Erinnerung bleiben. D. R. Lemgo. Die eracten Wissenschaften, welche in's Leben und die Technik eingreifen, haben in den letzten Jahren einen Aufschwung erfahren, welcher unserm fortgeschrittenen Zeitalter angemessen ist. Zu diesen exacten Wissenschaften zählen wir die Geologie und Geognosie, in Beziehung auf die Auffindung von Schätzen, welche die Erde dem Auge verbirgt. Der Kundige sieht sich nur die Form der Berge und ihren oberflächlichen Inhalt an, um zu wissen, welche Mineralien ihr Schooß birgt, die geognostischen Karten weisen zudem noch nach, in welcher wahrscheinlichen Tiefe diese oder jene Erze angetroffen werden. Alles dieses ist nothwendig geworden, um die Versuche, welche jetzt mehr als früher auf wissenschaftlichen Grundsätzen beruhen, Mineralien zu finden, kostenloser zu machen, da man nicht mehr in den Tag hinein bohrt, viel weniger aber einen Schacht in die Erde treibt. Letzteres ist vielfach in unserm Fürstenthume geschehn und weil sehr viele Kosten unnöthig verwendet wurden, das Schürfen so ziemlich in Miskredit gekommen und als Schwindel verschrieen. ": Warum nun in unseren Lande keine nutzbare Mineralien sein sollten ist um so weniger abzusehn, als rings um dasselbe nicht nur Kohlen, sondern namentlich Eisen gefunden wird, welches letztere zu dem gesuchtesten Mineral gehört. Der Schluß würde doch zu den unsinnigsten gehören, daß die geographische Grenze zugleich auch die geognostische sein sollte, vielmehr weisen die Karten des Bergamtes Ibbenbühren nach, daß auf 600 Fuß Tiefe eine 10zöllige Kohlenbank von Nord=West her in unser Land reicht, welche auf 800 Fuß Tiefe 20 Zoll stark wird. Keinem Kundigem fällt es in den Sinn, in unserm Lande das alte Steinkohlengebirge zu suchen, wohl könnte eine jüngere kohlenführende Formation, der sogenannte Wälder-Thon darin vorkommen, jedoch ist dieser mit Bestimmtheit noch nicht aufgefunden. Es ist diejenige Bildung, worin die Bückeburger Kohle vorkommt. In unserm Lande, wo an verschiedenen Orten Dilurial- und Allurial=Ablagerungen vorkommen, ist es wahrscheinlich, daß ein glücklicher Fund von Braunkohle gemacht wird, welche verkoakt zum Ausbringen des Eisens dasselbe leistet, wie Holzkohle. Von Metallen findet sich hier im Lande das Eisen allgemein verbreitet und zwar als Bahnerz und ist es zweifellos, daß bei gehörigem Nachsuchen ein bauwürdiger Fund gemacht wird, auch sind bereits die Stellen ermittelt, wo sich das Bahnerz findet, aber von Schürfern bis jetzt unangefochten geblieben. Mancher wird sagen, was nutzt uns Eisen ohne Kohle. Dieses ist in so fern unrichtig, als in kohlenreichen Gegenden Pudlingswerke genug sind, melche Eisenstein in ihrer Nähe nicht haben und solchen weither beziehen müssen. Wir bemerken nur, daß die Paulinenhütte bei Dortmund, ein Werk mit 16 Puddelöfen, 7 Schweißöfen und 2 Blechöfen ihre Eisensteinlager im Herzogthum Nassau hat, und das Mineral von dorther bezieht. Um wie viel billiger würde dieses Hüttenwerk der Eisensteine von hierher beziehen und welch' großes Einkommen würde die Produktion desselben unseren alsdann zu Hause bleibenden Zieglern gewähren? Durch das vervollständigte Maschinenwesen ist die Consumtion des Eisens bis in das Fabelhafte gestiegen. So verbrauchen allein von den berliner Maschinenfabriken die Borsigsche jährlich 362,000 Centner Eisen im Werthe von 2,800,000 die Wöhlertsche 29,000 Centner Schmiedeeisen, 58,000 Centner Gußeisen, 9,000 Centner Blech, 800 Centner Stahl u. s. w. In Hinblick auf Vorstehendes ist man auf die Idee gekommen, die Eisenminerale unseres Landes auszubeuten und hat den Vorschlag gemacht, daß solches durch eine Aktiengesellschaft geschehen möge. Leider steht einem solchen Plane der im Lande unbekannte Unternehmungsgeist entgegen, jedoch wird man versuchen, ein Comitee zu Stande zu bringen, welches einen Versuch machen wird, eine Aktiengesellschaft zu bilden. Weltbegebenheiten. Die Potentaten und Diplomaten, welche in die Bäder gegangen waren, sind plötzlich durch einige Kanonenschüsse in Madrid aus ihrer tiefen Ruhe wieder aufgeschreckt worden. In Spanien ist nach kaum zweijähriger Ruhe eine neue revolutionäre Bewegung ausgebrochen. Die Geschichte dieses unglücklichen Landes liefert ein lehrreiches Beispiel, wohin Fanatismus, Absolutismus und finstere Verfolgungssucht ein Reich zu bringen vermögen. Zur Zeit der Reformation noch das mächtigste und blühendste Reich der Welt— begann es zu verfallen, als grausame Tyrannen der Gewissensfreiheit mit Inquisition, Tortur und Schwert entgegentraten. Eine stolze und reich begabte Nation sank schnell von ihrer welthistorischen Höhe herab. Ihr Reichthum schwand, Kunst und Wissenschaft starben. Einmal noch leuchtete der Genius Spaniens auf in dem Kampfe gegen Napoleon. Aber ein jknabenhafter, impotenter, grausamer Tyrann, der letzte Ferdinand, legte den Grund zu den unaufhörlichen Aufständen, welche Spanien seit einem Menschenalter zerfleischen. Der ursächliche Zusammenhang des gegenwärtigen Aufstandes ist schwer anzugeben, da die Parteien bald von Pfaffen und Hofintriguenten, bald von Konservativen, Liberalen u. s. w. angeführt im blutigsten Wirwarr wild durcheinander rennen. Doch scheint soviel festzustehen, daß sich die Bevölkerung der Hauptstadt Madrid gegen das neugebildete Ministerium'Donnell erhob, weil es die Absicht hatte die Verfassung umzustürzen. Denn mit den Ernennungsdekreten der neuen Minister erschien zugleich ein Dekret, welches ganz Spanien in Belagerungszustand erklärte. Die Hauptstadt erhob sich daher gegen ein Ministerium der Staatsstreiche(wenn dies nicht eine einseitige Version ist). Ein Straßenkampf entspann sich, der 30 Stunden dauerte. Das Ministerium und das Militair blieb Sieger. Am 16. Abends war die Ruhe völlig wieder hergestellt. Die sich versammelnden Deputirten der Cortes waren auseinander gesprengt. So in der Hauptstadt. Wie es aber in den Provinzen aussieht, läßt sich noch schwer sagen. Es wird berichte:: Ganz Arragonien sei im Aufstande, Sarogossa voran, der General Guerra leite die Insurrektion, die 124 gegen'Donnell und für Espartero sich erklärt habe. Außerdem berichten die Zeitungen nur noch Folgendes: Die neuesten Nachrichten aus Spanien sind aus Barcelona vom 19. Abends. Ein Aufstand war dort am 18. Abends ausgebrochen. Die Truppen hatten jedoch die Oberhand behalten. Ein Theil der Städte der Provinz Katalonien hat sich gegen'Donnell ausgesprochen. Der Hauptpunkt des Widerstandes ist Saragossa. Es hat sich eine Junta gebildet, an deren Spitze der General Falcon steht, der zugleich die ungefähr 2000 Mann starke Garnison befehligt. General Gurrea steht an der Spitze der Nationalgarde und des Volkes. Die Junta hat die Kortes nach Saragossa berufen. Zugleich hat dieselbe eine Proklamation veröffentlicht, worin sie alle guten Bürger Spaniens zu den Waffen ruft und ankündigt, daß sie sich bis auf den letzten Mann vertheidigen werde. Aus Madrid selbst hat man in Paris Nachrichten bis zum 18. Juli. Denselben zufolge war die Entwaffnung der Nationalgarde beendet. Der Kampf in den Straßen von Madrid war ein äußerst hartnäckiger. Die ganze Nationalgarde in Madrid, mit Ausnahme von zwei Kompagnien, hatte an demselben Antheil genommen. Eine Unzahl von den Nationalgarden und dem Volke vertheidigten Barrikaden war überall errichtet worden. Die erste Barrikade, welche die Truppen angriffen, war die der Straße Mayor. Der General Concha befehligte dort und die National=Garde verlor viele Leute. Die Zahl der Truppen war zu groß und die Insurgenten wurden genöthigt, nach einem hartnäckigen, aber nutzlosen Kampfe alle ihre Positionen aufzugeben. Letztere verlangten darauf eine Einstellung der Feindseligkeiten, die ihnen auch auf zwei Stunden bewilligt wurde. Aus aller übrigen Herren Ländern ist diesmal wenig zu berichten. In Deutschland herrscht Ruhe und Ordnung.— Frankreich sieht mit Spannung auf die Vorgänge in Spauien, an welchen es durch seine Agenten betheiligt zu sein scheint. Es macht Miene zu interveniren.— In England ein neuer Vergiftungsprozeß. Ein reicher Gutsbesitzer soll um seiner Maitresse willen seine junge Frau mit Strychnin vergiftet haben und die Anwesenheit dieses gefährlichen Pflanzengiftes von dem Arzte im Leichnam wirklich entdeckt worden sein.— In den Niederlanden hat das neue reaktionäre Ministerium die Kammern aufgelöst.— Belgien hat das 25jährige Jubiläum der Regierung des Königs Leopold gefeiert. „gelb und in einem ölartigen Zustande. Die Muskeln sind nlose, das Herz bleich ohne Zusammenhalt gegen den genringsten Druck an seine Außenwände und weich wie ein nim Wasser eingeweichtes Stück Fleisch, das Blut in seiner „Masse bedeutend vermindert und in seiner Beschaffenheit nund Farbe verändert, ohne die eingetauchten Hände zu gröthen, die Lungen haben auf der Oberfläche ungewöhnliche „Flecken, oft von grauer Farbe, auch die Leber hat oft ein „krankes Aussehn, die Gallenblase ist immer voll Galle und ndie kleinen Eingeweide bleich und leer. Das mit dem „Biß der Fliege dem Blute eingeimpfte Gift,“ erörtert einer der Reisenden, nscheint die Eigenschaft eines Gährungsstoffes „zu haben, der sich selbst fortpflanzen kann, und hauptsäch„lich auf das Gehirn, das Herz, die Lungen und die Leber „wirkt.“ Von der Vergiftung auf das Gehirn erzählt ein anderer:„die Augen des Pferdes wurden dermaßen dick, „daß es nicht sehen konnte. Kopf und Leib schwollen in „Schauder erregender Weise auf, ehe es starb.“ Durchaus aber nicht bei allen Thieren ist der Biß dieser Fliege giftig. Menschen, auch Kinder, erfahren gar keine üble Folgen davon— fühlen es nur nwie den Stich eines Floh.“ Alle gezähmten Hausthiere, soweit will man mit der Untersuchung gekommen sein, sterben gleichmäßig an der Wirkung dieses Giftes und kein Büffel neben dem Ochsen, kein Zebraesel neben dem Pferde, keine Antilope neben der Ziege, kein Schakal neben dem Hund. Dagegen das Kalb, so lange es von Milch lebt, ist sicher vor den üblen Folgen des Tsetse=Bisses und wieder der Hund, der noch saugt, stirbt doch. Wird ein Hund aber mit Wildpret aufgefuttert, so kann er ohne Gefahr für seine Gesundheit in den eigenthümlich sich abgrenzenden Tsetse=Districten zur Jagd gebraucht werden. Wie wunderbar heimlich die Natur. Ba#n n 1gtlgee we um um m I. Briefkasten. Landwirthschaftliches von Herrn M. in W. in der nächsten Beilage.— Ob eine Ackerbauschule?— Die lippische Marktaccise.— Ein poetisches Räthsel.— Für die Redaktion: Dr. Leizmann. Die Cseise. Das ist eine kleine Fliege, vielleicht unserer Mücke nicht ganz unähnlich, die in den wilden Gegenden Südafrikas schwärmt und dort für eine der schwersten Plagen gehalten wird. Einer Schilderung von Anderson im„Ausland“ (Januar III) wird Folgendes darüber entnommen. Die Fliege beißt um Blut zu saugen.„Alles was man sie thun sieht, beschränkt sich darauf, daß sie ihren „ Rüssel einsenkt, etwas tiefer, als zum Blutsaugen nöthig „wäre, ihn dann wieder etwas zurückzieht, um nach einigen „Sekunden, während unterdeß der Rüssel dunkelroth geworoden, die Mandeln sich thätig gezeigt und der zusammenge„krümmte Rücken angeschwollen, gesättigt davon zu fliegen.“ Große wie kleine Hausthiere sterben von dem Biß. Trotz der Abgelegenheit der Heimath dieser Fliege hat man den Verlauf dieses Absterbens schon recht genau verfolgt. Ein solcher Befund bei einem Ochsen lautet: „Die Augen rinnen, die Drüsen unter der Gurgel „schwellen an, die Haarbekleidung verliert ihren Glanz, eine reigenthümliche Schlaffheit offenbart sich im Muskeln=System, „Abmagerung beginnt und dauert unaufhaltsam fort, bis, „vielleicht ganze Monate nach dem Biß, ein heftiges Abfüh„ren eintritt und das Thier an äußerster Erschöpfung nverendet.“ Manche sterben gleich nach dem Biß, namentlich wenn sie sonst schon nicht in gutem Stande waren, oder wenn schlechtes Wetter war. Man hat die erkrankten Thiere, wenn sie nach dem Biß der Fliege sich nicht länger tragen konnten, getödtet, innerlich untersucht und Folgendes gefunden: Das Zellgewebe unter der Haut ist mit Luft gefüllt. „Die Oberfläche des Körpers hat das Aussehu, als wäre nsie mit Seifenblasen überstreut. Das Fett ist grünlich (egen jeden veralteten Husten, Brustschmerzen, langjährige Heiserkeit, Halsbeschwerden, Verschleimung der Lungen, ist der von dem Medizinalrath Herrn Dr. Magnus, Stadtphysikus in Berlin Sss 63 S Preis: 5 approbirte # ½ Flasche 1# 8¼ u. 15=Syrup 33 Brust= 6 6 S Preis: 53 8 ½ Flasche 1 38 B ¼ v 15 9gng ASSSA ein Mittel, welches noch nie und zwar in zahlreichen Fällen, ohne das befriedigendste Resultat in Anwendung gebracht worden ist. Dieser Syrup— welcher einen lieblichen Geschmack hat, und zu dem ich nur indische Raffinade verwende, weshalb er von weißer Farbe ist, und sich durch diese allein schon von demjenigen einer ähnlichen Firma leicht unterscheiden läßt— wirkt gleich nach dem ersten. Gebrauch auffallend wohlthätig, zumal bei Krampf= und Keuch=Husten, befördert den Auswurf des zähen stockenden Schleimes, mildert sofort den Reiz im Kehlkopfe und beseitigt in kurzer Zeit jeden noch so heftigen Husten. Einzige Niederlage für Detmold bei D. W. Stamm. Fabrik von G. A. W. Mayer in Breslau. Frucht-Preise. Lemgo, 26. Juli. Bericht von M. Lenzberg Wwe. Weitzen, 3 Thaler 20 Sgr. bis 4 Thaler. Roggen 2 Thlr. 15 Sgr. bis 23 Thlr. Gerste 2 Thlr. 74 Sgr. bis 2 Thlr. 15 Sgr. Hafer 1 Thlr. 74 Sgr. bis 1 Thlr. 15 Sgr. Rauhfutter 2 Thaler 15 Sgr. Erbsen 3 Thlr. bis 3 Thlr. 5 Szr. Linsen 3 Thlr. Oel pro 100 Pfund 194 Thlr. Druck und Expedition von F. L. Wagener in Lemgo.