Mittwoch, 7. Januar. Der Wesisälische Merkur erscheint täglich zweimal, am Tage nach Sonn- und Jeiertagen einmal. Beilagen: Illustrierte Unterhaltungs=Beilage(wöchentlich). Verlosungsliste von Wertpapieren(3 mal monatlich). Redaktion: Lütkegasse 1—3. Sprechstunden 10—11 Uhr vorm. Geschästsstelle: Königstr. 59. Geöffnet 8 Uhr vormittags bie 7 Uhr abends. Perlag u. Rotationsdruck der Westfälischen Vereinsdruckerei. Provenummern: Achttägiger Proveversand des Westfälischen Merkur gratis und franko. Bestellungen mit deutlicher Adressenangabe wolle man richten an die Geschäft Königstraße 59. 3 Telegramm-Adresse: Merkur, Münsterwests. Redaktion Nr. 203. Geschäftsstelle Nr. 112. 1914.— Nr. 11. Segründet 1822. Illittags-Husgabe. 93. Jahrgang. Bezugspreise: Vierteljährlich: In Münster bei der Geschäftsstelle K 3.00; auswärts bei allen deutschen Postämtern A 3.50. Zweimonatlich: In Münster bei der Geschäftostelle KK 2.00: auswärts durch die Post KK 2.34. Einmonatlich: In Münster A 1.80: auswärts durch die Post(für jeden einzelnen Monat des Quartals zulässig) 4 Einzeinummer: Zu haben in der Geschäftsstelle, an den=Sähnhöfen 2c. à Exemplar 10 Pfg. Anzeigenpreise: Für die Petitzeile oder deren Raum 25 J, Reklamezeile 75 J. Anzeigen=Annahme: In Münster Königstraße 59, sowie sämtliche Annoncen=Bureaus des In= und Auslandes. Oberst v. Reuter vor dem Kriegsgericht. „ 4 Berlin, 5. Januar. Vor dem Kriegsgericht der 30. Division begannen am heutigen Montag kurz nach 9 Uhr vormittags die auf mehrere Tage berechneten Verhandlungen in dem Prozeß gegen den Oberst des 99. Infanterie=Regiments Ernst v. Reuter und den Leutnant Schadt, die sich beide wegen der bekannten Zaberner Zwischenfälle im November v. J. unter der Anklage der unbefugten Anmaßung eines öffentlichen Amtes, der Nötigung und der Freiheitsberaubung bezw. der Mißhandlung und des Hausfriedensbruchs zu verantworten haben. Wir haben schon telegraphisch über die Verhandlungen bis zur Mittagspause berichtet, tragen gder noch einiges daraus nach. Als Zeugen sind geladen das gesamte Offizierkorps des 90. Infanterie=Regiments, Dutzende von Unteroffizieren und Mannschaften des Regiments und eine große Anzahl von Beamken aller Ziilbehörden von Zabern und alle Zivilpersonen, die bei den Unruhen in dem Pandurenkeller der Kaserne eingesperrt worden sind, darunter auch der amtierende Staatsanwalt von Zabern und zwei Landgerichtsräte. Insgesamt beträgt die Zahl der geladenen Zeugen etwa 120, so daß selbst der große Schwurgerichtssaal des Landgerichts für dieses Massenaufgebot kaum ausreicht. Oberst v. Reuter, der gegenwärtig im 53. Lebensjahre steht, ist ein hagerer, mittelgroßer Mann mit stark ergrautem Kopf= und Barthaar. Er betritt den Verhandlungssaal mit finsterem Gesicht. Oberst Friedrich Wolfgang v. Reuter ist am 8. März 1860 in Koburg geboren, hat dem Kadettenkorps angehört und dieses am 12. April 1879 als Selektaner verlassen. Bis zum 7. Juli 1885 war er Leutnant des 1. Garde=Feldartillerie=Regiments in Berlin. Dann kam er als Sekondeleutnant nach Köln in das Regiment Nr. 65 und sechs Jahre später nach Magdeburg in das Regiment 66. Als Hauptmann war er Lehrer an der Kriegsschule in Engers, als Major gehörte er dem 71. Infanterie=Regiment in Erfurt an, wurde 1893 nach Kassel versetzt, war dann vier Jahre Kommandeur der Kriegsschule in Glogau und führt jetzt das 99. Infanterie=Regiment in Zabern. Der zweite Angeklagte Leutnant Schadt steht ebenso wie der vielgenannte Leutnant v. Forstner noch in ganz jugendlichem Alter; er ist am 22. März 1892 in Hanau geboren. Das Interesse, welches die Militärverwaltung dem Prozeß entgegenbringt, dokumentiert sich u. a. darin, daß aus Berlin mehrere Generale als Vertreter des Generalstabes und des preußischen Kriegsministeriums den Verhandlungen beiwohnen. Ebenso bemerkt man mehrere höhere Offiziere der hiesigen Garnison im Sitzungssaale.— Der Aufruf der mehr als 120 Zeugen nimmt sehr lange Zeit in Anspruch. Mit großem Interesse begegnet man vor allem dem Kreisdirektor von Zabern, Mahl, dem bekanntlich von seiten der Militärverwaltung ein sehr laues Verhalten gegenüber den Zaberner Ausschreitungen vorgeworfen wurde, und der deshalb in der Folge ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt hat. Die Vernehmung des Angeklagten v. Reuter beginnt mit der allgemeinen Erklärung, daß alles, was seine Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften getan hätten, auf seinen Befehl und unter seiner Begutachtung geschehen sei. Die Verantwortung für das, was er befohlen habe, übernehme er in vollem Umfange. Zu den Vorgängen selbst müsse er in eingehenderer Weise Stellung nehmen, als ihm eigentlich sympathisch sei. Als er im Jahre 1912 das Regiment übernahm, sei das auf seinen ausdrücklichen Wunsch geschehen. Nachdem er in seinen verschiedenen Kommandostellen so manche Landesteile Deutschlands kennen gelernt hatte, hegte er den Wunsch, einmal die Verhältnisse entweder in Lothringen oder im Elsaß kennen zu lernen. Als sich dazu in Zabern die Gelegenheit bot, so fährt der Oberst fort, erinnerte ich mich der wundervollen Schriften des elsässischen Dichkers Fritz Lienhart mit seinen Schilderungen der Vogesen, für die ich mich begeistert hatte, und kam so nach Zabern. Auch dienstlich bietet ja eine Grenzgarnison gute Gelegenheit, militärisch zu lernen und sich zu informieren. Ich kammit Sympathie für die Elsässer in meine neue Kommandostelle. Da ich gehört hatte, daß früher einmal ein mißliches Verhältnis zwischen Zivil und Militär zum Ausdruck gekommen sei, wandte ich mich an die beiden in Zabern erscheinenden Blätter, das„Wochenblatt“ und den„Zaberner Anzeiger“, und bat die Herausgeber, sich an mich zu wenden, wenn sie irgendwelche Klagen gegen das Regiment haben sollten, ich würde sie untersuchen und gerechterweise Remedur schaffen. Beide Blätter versprachen, in jeder Weise ein gutes Verhältnis zwischen Militär und Zivil zu unterstützen. Das „Wochenblatt“ mit seinem Herrn Gilliot hat sich auch jederzeit loyal an die Abmachung gehalten, wofür ich auch an dieser Stelle besonderen Dank ausspreche. Zwischen mir persönlich und der Zaberner Bevölkerung hat dann auch ständig ein gutes Einvernehmen bestanden. Jedenfalls hatte ich immer dieses Gefühl, und das verstärkte sich nach einem Wohltätigkeitskonzert, für welches ich den Kommandanturgarten zur Verfügung gestellt hatte, wobei eine schöne Einnahme erzielt wurde. Gelegentlich eines Kommandos zur Schießschule in BerEin hörte ich in einer Reichstagssitzung Aeußerungen über Unstimmigkeiten zwischen Militär und Bürgern und ich schüttelte darüber den Kopf. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel erschien da plötzlich im„Zaberner Anzeiger“ ein Spottgedicht auf einen Leutnant, weil dieser einen Urlauber gestellt hatte, der die Unteroffiziere nicht grüßte. Ich redete dieserhalb mit dem Verleger, der sich entschuldigte und erklärte, keine Beleidigung bezweckt zu haben. Kurze Zeit darauf wurde ein Gespräch über die Abwehr des französischen Sprachgehrauches und die Verabreichung von Streichholzschachteln mit französischen Inschriften an Offiziere im Kameradenzirkel, allerdings auf der Straße geführt und im„Anzeiger“ mit einem häßlichen Kommentar begleitet. Man hat nicht' herausbekommen können, wer dieses dienstliche Gespräch belauscht und dann falsch in die Oeffentlichkeit getragen hat. Von mir aus ist auf die Veröffentlichung keine Erwiderung erfolgt. Als ein Flieger nach Zabern kam und ich mit ihm einen Aufstieg unternahm, machte der„Anzeiger“ abermals seine unangebrachten Bemerkungen dgrüber, ebenso, als die=Einjährigen nach der Manöverzeit zunk Schlafen in der Kaserne befohlen wurden. Aber alle diese Zwischenfälle bedeuteten nur eine Gegensätzlichkeit zwischen mir und dem Herausgeber des„Zaberner Anzeiger“, der ein Altdeutscher und zwar aus Sachsen ist, nicht zwischen mir und der Zaberner Bevölkerung. Die Elsässer als solche habe ich immer geschätzt, mit elsässischen Burschen, die ich früher in anderen Garnisonen hatte, habe ich immer die besten Erfahrungen gemacht. Anders war das Verhältnis zwischen den Unteroffizieren und Mannschaften und der Zaberner Bevölkerung. Bei verschiedenen Zwischenfällen, Schlägereien und Diebstahlssachen usw. machte ich die Erfahrung, daß as Militär bei der nachfolgenden gerichtlichen Aufklärung immer den kürzeren zog. Die Militärpersonen wurden regelmäßig bestraft, die Zivilisten freigesprochen, sofern sie überhaupt in Anklagezustand versetzt wurden. Dieses Resultat will der Oherst aus dem Studium der Regimentsakten gewonnen haben. In der Folgezeit habe er Veranlassung genommen, an den Bürgermeister zu schreiben, daß er alles tun werde, um die Mannschaften zu einem geordneten Verhalten zu erziehen, daß er andererseits aber einen Schutz seiner Soldaten zu verlangen berechtigt sei. Der betreffende Brief wird verlesen, ebenso der Artikel des„Anzeigers“. Um dieselbe Zeit habe er seinen Rekruten eine besondere Instruktion gegeben, daß sie sich im Falle der berechtigten Notwehr mit aller Energie verteidigen sollten. Immerhin blieben Fälle nicht aus, wo die Soldaten bestraft werden mußten, während gegen das Zivil der Staatsanwalt zögernd einschritt. In seiner Kaserne habe er öfter beobachtet, daß die sonst so fröhlichen Rheinländer während der dienstfreien Zeit gedrückt in ihren Stuben zurückblieben. Als er nach dem Grunde fragte, erwiderten sie, sie wollten sich keine Ungelegenheiten im Verkehr mit der Bevölkerung machen. Der soldatische Dienst wurde indessen durch dies Verhältnis nicht gestört. Das Regiment lag fest in seiner Hand und seine Leistungen fanden die Anerkennung der Vorgesetzten. Besonders die jungen Leutnants hätten mit Lust und Liebe den Dienst getan. So schien alles schön und gut bis sich der Novemberbeginn näherte. Da habe er eines morgens zufällig den„Zaberner Anzeiger“ gelesen mit dem Artikel über die Aeußerung des Leutnants v. Forstner betreffend das Niederstechen von„Wackes“. Er habe sich sofort den Leutnant aus der Instruktionsstunde herausgeholt und ihn gefragt. Der Leutnant erwiderte, er habe zwar eine ähnliche Aeußerung gemacht, aber nicht in dem ihm untergelegten Sinne. Der Leutnant mußte trotzdem einen Bericht einreichen, der ihm, dem Obersten, aber nicht genügte. Er verlangte einen zweiten Bericht, den er erst am nächsten Tage studieren konnte, da er inzwischen dienstlich in Straßburg zu tun hatte. Er habe dann einen Bericht an das Generalkommando über den Vorgang geschickt, in dem zum Ausdruck kam, daß der Offizier den Ausdruck vom Niederstechen nur bedingungsweise gebraucht habe, etwa in dem Sinne, wie er in der Stimmung seiner Soldaten zum Ausdruck kam, daß sie zur Selbsthilfe greifen sollten, wenn sie von der Zivilgewalt kein Recht bekämen. In der ganzen Angelegenheit sei nichts verheimlicht worden. Man habe gefragt, warum er den Leutnant nicht sofort bestraft hätte. Das war nicht angängig, er hätte ihn nur bestrafen können, wenn er von seiner Schuld völlig überzeugt war. Eine Uebereilung sei ungerecht und führe zu falschen Urteilen. Auch eine Versetzung des Leutnants war nicht angängig. Eine solche sei bei schwebenden Verfahren gesetzlich unzulässig und hätte auch für die örtliche Behandlung des Falles, die Vorladung, Untersuchung usw. nachteilig sein müssen. Diesen Stand der Dinge have er auf Ersuchen des„Zaberner Wochenbiatteo" zur Veröffentlichung dem Verleger mitgeteilt mit der Erklärung, dack er die Bemerkung des Leutnants v. Forstner zwar für ungehörig, aber nicht für strafbar halte. Der Angeklagte schildert dann weiter die bekannten Vorgänge, wobei er hervorhebt. die Preßkampagne war die Ursache einer dauernd gesteigerten Unruhe des Publikums. In diese Zeit fiel die Veröffentlichung des Artikels, wonach Leutnant v. Forstner die Rekruten mit der Meldung„Wackes“ antreten ließ. Nach der Untersuchung auch dieses Vorfalls wurde der Leutnant bestraft. Zeitlich naheliegend erfolgte die Veröffentlichung der unglückseligen Bemerkung des Leutnants über die Fremdenlegion, worüber die Untersuchung noch schwebt. Alles nahm einen völlig gesetzmäßigen Verlauf. Abgelehnt habe er es, über die Höhe der Bestrafung Auskunft zu geben, weil er darüber seine prinzipiellen Ansichten habe. Es sei gefährlich, charakterschwachen Personen über die Bestrafung Auskunft zu geben, da daraus falsche Schlüsse gezogen werden könnten. Der Angeklagte gibt dann Auskunft über die Flut unflätiger Zuschriften an ihn und die Offiziere des Regiments. Am 27. November wurde die Wacheverstärkung aufrechterhalten. Die Verhöhnungen dauerten fort. Ein Leutnant habe ihm gemeldet, daß er gezwungen gewesen sei, eine Verhaftung vorzunehmen. Er selbst habe beobachtet, wie zwei Leutnants belästigt wurden. Niemals habe sich die Ortspolizei blicken lassen. Da habe er sich gefragt: was tun?, denn diese Verhöhnung seiner Offiziere konnte er nicht länger mit ansehen. Er mußte sie schützen und dafür sorgen, daß die Stadt endlich zur Ruhe komme. Er prüfte seine Dienstvorschriften und fand Rückhalt an einer Kabinettsorder vom Jahre 1820 über den Waffengebrauch des Militärs. Er als preußischer Soldat hatte nicht etwa zu fragen, welche juristische Bedeutung die Gültigkeit dieser Kabinettsorder habe, für ihn war sie maßgebend. Das Militär mußte den Beschimpfungen gegenüber zeigen, daß es Herr im Lande ist. Deshalb befahl er dem Leutnant Schadt, mit einem Zuge anzutreten und gemäß den Vorschriften sich zu verhalten: Trommelwirdel, Auffordern auseinanderzugehen, Waffengebrauch androhen, Laden lassen, um der Menge den Ernst der Situation klar zu machen. Er folgte dem Leutnant und traf auf dem Schauplatz ein, als die Aufforderung zum Auseinandergehen zum zweiten Male erfolgte. Die Leute früllten und schrien. Während die Straße dann leer wurde, befanden sich bei der Wirtschaft„Zur Sonne" schwarze Massen. Leutnant Schadt säuberte den Platz, kam zurück und meldete, daß die Leute auseinandergingen, noch 50 Menschen etwa seien vorhanden, Verhaftungen hätte er noch keine vorgenommen. Da habe er ihm befohlen, ganze Arbeit zu machen und die Leute zu verhaften, wenn sie sich nicht von der Straße entfernten. Als sich der Oberst telephonisch an den Kreisdirektor wandte, erhielt er die Auskunft, daß der Direktor zu einem Diner nach Straßburg gefahren sei. Der Bürgermeister lag im Bett. Nirgends war ein Vertreter zu erreichen. Inzwischen ging die Einlieferung der verhafteten Demonstranten vor sich. Es wurde ihm gemeldet, daß sich auch Gerichtspersonal unter den Verhafteten befände. Er habe darauf Rücksprache mit dem Landgerichtsrat Kalisch gehalten, welcher sich über seine Verhaftung beschwerte, der Leutnant habe kein Recht dazu gehabt. Der Oberst erwiderte, daß der Leutnant nur einem ihm gegebenen Besehl nachgekommen sei. Ihm selbst tue es leid, daß der Richter persönlich von der Verhaftung betroffen worden sei; er wurde dann entlassen. Die übrigen Festgenommenen wurden nicht an die Ortspolizei abgeliefert, weil man diesbezüglich mit der Zaberner Polizei schlechte Erfahrungen gemacht hatte, die die Verhafteten einfach wieder entlassen hätte mit den Worten: Ach bitte schön, gehen Sie wieder nach Hause. Da hätte man doch die Fortsetzung der Demonstration zu gewärtigen gehabt. Nur durch Festhalten der Demonstranten während der Nacht war Schlimmeres zu verhüten. Während des Vorganges der Verhaftungen hatte er Gelegenheit mit dem Vertreter des Kreisdirektors Assessor Großmann zu sprechen. Er setzte ihm alle Gründe für seine Handlungsweise auseinander. Der Aufforderung, die Verhafteten nach dem Bezirksgefängnis zu überführen, leistete er nicht Folge, weil er neue Unruhen und Befreiungsversuche bei der Ueberführung befürchtete, und weil er der Ansicht war, daß er, nachdem er laut den Bestimmungen der für ihn maßgebenden Kabinettsorder die Generalgewalt übernommen hatte, auch alle Entscheidungen in der Hand behalten mußte. Er wollte schließlich auch vor der schwersten, dem Waffengebrauch nicht zurückschrecken, wenn die Situation es erforderte. Uebrigens war er während des Eingreifens der Soldaten mit scharfgeladenem Gewehr immer bei der Truppe, damit der junge Offizier Schadt die Entscheidung nicht allein zu treffen hatte. Die Einsperrung der Demonstranten erfolgte im Keller, weil kein anderer Raum vorhanden war. Es wurde ihnen Eessen und warme Decken gereicht. Leutnant Schadt müsse sich nach den ihm erteilten Befehlen zum Betreten der Häuser für berechtigt gehalten haben. Sein, des Obersten Tun geschah nach bestem Wissen und Gewissen. Eine der gleichberechtigten Behörden mußte die Ordnung aufrechterhalten, so oder so, und die Zivilverwaltung habe versagt. Er sei sich auch nicht bewußt, rechtswidrig gehandelt zu haben. Er sei dem Kaiser verantwortlich gewesen, daß nichts Schlimmeres passierte. Heute noch habe er das Empfinden, nach Recht und Gesetz gehandelt zu haben und würde im Wiederholungsfalle genau so handeln.— Die Vernehmung des Obersten v. Reuter, die einen starken Eindruck machte, war damit beendet. Es folgte die die Vernehmung des Mitangeklagten Leutnanks Schadt. Im Gegensatz zu dem gesetzten Auftreten des Obersten von Reuter spricht er ziemlich temperamentvoll. Er verteidigt sich in recht geschickter Weise. Als die Hetzartikel in der Zeitung erschienen, wollte man uns die Straße verbieten, so führte er aus, und gegen diese Stellungnahme der Bevölkerung schützte uns nicht die Polizei. Der Leutnant schildert dann die Vorfälle an den einzelnen Tagen in ähnlicher Weise wie Oberst v. Reuter. Unter den Ausdrücken, die sich die Offiziere gefallen lassen mußten, befand sich am meisten der Zuruf„Schwob“. Weiter wurde den Offizieren mit Zusammenstechen gedroht. Zu der Anklage wegen Hausfriedensbruchs in den Häusern Heil und des Beigeordneten Gunz sagte der Angeklagte aus, daß von den Türen bezw. den Treppen aus eine laute Verhöhnung des Militärs erfolgt sei. Er habe seiner Instruktion gemäß gehandelt, die ihm befahl, bei Ergreifung auf frischer Tat mit allen Mitteln die Verhaftung zu betreiben. Vom Hause Gunz aus habe ein Lehrling den ganzen Vormittag über die Ueberführung der Gefangenen nach dem Amtsgericht beobachtet und mit lautem Johlen und Pfeifen begleitet. Als er festgenommen werden sollte, schlug der Junge dem Militär die Tür vor der Nase zu. Er gab Befehl, die Tür einzutreten und den Burschen zu suchen. Im Laufe der Nachforschung wurden nochmals mehrere Türen vor ihnen verschlossen, als er die Herausgabe des Jungen verlangte. Aus einem anderen Stockwerk schaute ein Polizist heraus, der sich erst nach mehrmaliger Aufforderung dazu bequemte, die Tür zu öffnen. Inzwischen hatte man einen Vertreter des Kreisdirektors geholt, der ihn belehrte, daß er sich des Hausfriedensbruches schuldig mache, wenn er das Haus nicht verlasse. Doch er glaubte nach bestem Wissen gehandelt zu haben und hielt sich an seine Instruktionen, die er vorher auf der Wache durchgelesen hatte. Damit ist die Vernehmung des zweiten Angeklagten beendet, und es wird in die Beweisaufnahme eingetreten. Erster Zeuge ist der Kreisdirektor Mahl-Zabern. Er sagt, daß er über den Beginn der Unruhen, die er im übrigen als recht harmlos hinstellt, durch Zaberner Ortsbehörden, so auch durch den Bürgermeister, den Landtagsabgeordneten Knopfle, recht mangelhaft unterrichtet worden sei. Die anfänglichen Ereignisse kannte er nur durch Hörensagen. Als Kränkung habe er's empfinden müssen, daß der Kommandant sich nicht an ihn gewandt habe. Sein Eingreifen begann erst, als die Zusammenrottungen auf der Straße sich ereigneten. Die Kundgebungen richteten sich gegen die Offiziere, namentlich gegen Leutnant von Forstner wegen dessen Aeußerungen über die Wackes. Der Zeuge hat die Anweisung gegeben, daß die ihm unterstellten Organe den Vorgängen mit der großten Entschiedenheit ein Ende zu bereiten hätten. Das Militär sollte unter allen Umständen vor Belästigungen geschützt werden, damit es nicht etwa selbst zum Eingreifen veranlaßt würde. Der Zeuge gab dann eine eingehende Schilderung von dem Eingreisen der Zivilbehörden gegen Ausschreitungen des Publikums. Er habe von Reuter einen Brief bekommen, und zwar kurz nach seiner Rückkehr aus Straßburg, worin der Oberst androhte, falls die Belästigung seiner Offiziere nicht sofort aufhörte, würde er über Zabern den Belagerungszustand verhängen. Der Kreisdirektor beratschlagte mit einigen anderen Beamten, denen die einschlägigen Paragraphen der Reichsverfassung genau bekannt waren, und sandte dem Obersten ein nach Form und Inhalt der Gleichberechtigung beider Behörden entsprechendes Schreiben, worin er ausführte, in welch umfassender Weise er den Sicherheitdsienst organisiert habe, und daß er hoffe, daß damit für alle Fälle Genüge geschehen sei. Im übrigen erlaube er sich darauf aufmerksam zu machen, daß den Belagerungszustand zu verhängen nur dem Kaiser zustehe. Innerhalb einer Viertelstunde bekam er sein Schreiben schon wieder zurück mit dem Bemerken des Obersten, daß er über seine Rechte und Pflichten vollständig unterrichtet sei. Diese Form des Verkehrs empfand der Kreisdirektor als eine erneute Krankung. Er telephonierte an den Bürgermeister, der sich mit Krankheit entschuldigen ließ, und gab die erneute Order, seine Vertreter zur energischen Aufrechterhaltung der Ordnung zu veranlassen. An diesem Tage, einem Sonntag, sei es allerdings in Zabern etwas laut geworden. Die Leute vergnügten sich in den Lokalen und im Kino am Schloßplatz. Die Anordnungen an die Gendarmerie, nicht allzu schneidig vorzugehen, sei deshalb ergangen, weil auf die vielen Kinder auf der Straße Rücksicht zu nehmen war. Davon, daß dem Leutnant v. Forstner die Fenster eingeschlagen und er mit Steinen beworfen wurde, weiß der Zeuge nichts. 5 Der Vertreter der Anklage hält dem Zeugen vor, warum er sich nicht ein einziges Mal in der Angelegenheit zum Oberst begeben habe, um mit diesem Rücksprache zu nehmen.— Der Zeuge erwidert, er sei Chef der Landespolizei, v. Reuter Garnisonkommandant. Sie seien gleichberechtigte Behörden, und wer etwas vom anderen verlange, müsse zu diesem hingehen. Warum sei der Oberst nicht zu ihm gekommen? Dem Kreisdirektor wurde indirekt vorgeworfen, daß er den Brief des Obersten mit der Androhung des Belagerungszustandes in die Oeffentlichkeit gebracht habe. Er erwiderte, daß seinerseits keine Verletzung des vienstgeheimnisses vorliege, und machte gleichzeitig darauf aufmerksam, daß der Brief des Obersten von einem Polizisten geöffnet worden sei. In einer kleinen Gemeinde dürfe man mit Bezug auf Förmlichkeiten keine zu großen Ansprüche stellen. Man habe auch von ihm verlangt, daß er den Leutnant v. Forstner schützen solle. Er habe ja gar nicht gewußt, wo sich der Leutnant aufhalte. Was solle man auch gegen schreiende Gassenbuben tun. Gegen deren Johlen könnte niemand etwas. Am nächsten Tage habe er sich zum Empfange des Statthalters am Bahnhofe eingefunden. Da sei er in einer unerhörten Weise von Oberst v. Reuter behandelt worden. Dieser trat auf ihn zu und fuhr ihn im Kasernentone an:„Wie kommen Sie dazu, nicht zu mir zu kommen, wenn ich Sie darum ersuche. Sie wissen doch, daß ich Rat zweiter, Sie aber nur Rat vierter Klasse sind.“ Oberst v. Reuter bestreitet die Richtigkeit dieser Darstellung. Sein Hauptverdienst erblickt der Zeuge darin, Blutvergleßen verhindert zu haben. Verschiedene Vorfälle seien harmlos zu erklären. Hinter Leutnant Schadt sei einmal gelacht worden, als dieser stolperte. Da kam ein heftiger Angriff im„Zaberner Anzeiger“ auf den Obersten v. Reuter, und diesen Artikel soll der„Zaverner Anzeiger“ an seinem Geschäftslokal haben aushängen lassen. Ich habe darüber eine Reihe von Gendarmen vernehmen lassen. Alle Gendarmen hatten von dieser Einrichtung keine Ahnung. Ich habe sofort mein Möglichstes getan, damit die Plakate entfernt wurden. An sich hatte ich ja nach dem Plakatgesetz keine gesetzliche Handhabe, die Beseitigung zu verlangen. Ich mußte es mit Güte und Liebenswürdigkeit machen, und habe es auch erreicht, daß der „Zaberner Anzeiger“ die Plakate entfernt hat. Es ist eine ganze Reihe von Artikeln erschienen, die ich nicht billige, was ich hiermit ausdrücklich sagen möchte. Aber ich konnte ihr Erscheinen nicht verhindern. Unterstaatssekretär Mandel hat mir gleichfalls erklärt, daß wir keine gesetzliche Handhabe hätten, um hiergegen einzuschreiten. Dann war es eine ganze Zeitlang ruhig in Zabern, bis am 26. November ein Liebesmahl der Offlziere stattgefunden haben soll, nach dem sich die Offiziere auf der Straße sehr laut benommen und Leutnant Schadt gestolpert sein soll. An sich würde ich dabei gar nichts finden. Oberst v. Reuter telephonierte mich an diesem Abend an, seine Offiziere würden auf der Straße belästigt. Obwohl ich Gäste zu Hause hatte, ging ich sofort hinunter und hörte, daß der Bankbeamte Kahn von Leutnant Schadt verhaftet worden sei. Ich habe weiter gesehen, wie Leutnant Schadt mit einer Patrouille Das bobe Siel. Roman von Konrad Urban. (Nachdruck verboten.) (18. Fortsetzung.) „Ich?“, Betroffen blickte Charlotte den Fragenden an. „Ja! Denn Sie haben meine Zweifel, die ich hegte, zerstreut. Fräulein Charlotte, wo ist Ihre Heimat? Nur zu den Ferien waren Sie hier. Draußen unter Kameradinnen im Pensionat haben Sie die Jugend verbracht. War das Ihre Heimat?“ „Das war sie nicht.“ Ich habe mich nach dem stillen Tal in den Bergen gesehnt, habe geträumt von den taufrischen Wiesen und von den Wäldern, habe gelechzt nach den freien Winden der Berge und habe mich heimgewünscht nach dem einsamen Vaterhause. Zurückgekehrt bin ich nach meinem Willen und danke Gott, daß er mir eine Heimat gegeben hat.“ „Möchten Sie nie mehr aus dieser Welt fort?“ Verlegen schwieg Charlotte. „Der Tag wird kommen, wo auch Sie gern von hier gehen werden.“ Sie waren bei des Professors schlichtem, aber anmutigen Landhause angekommen. Der alte Herr empfing Sepp mir gewohnter Liebenswürdigkeit und freute sich, daß sein Töchterlein den alten Bekannten gefunden hatte. „Vaterle," begann dann Charlotte im traulichen Gartenhause,„Herr Renner hat die Heimat aufgegeben. Wir haben uns über das Wort„Heimat“ Fragen vorgelegt. Vaterle, was ist Heimat?“ Dann plauderten sie noch lange Zeit. Sepp entwickelte seine Pläne für die Zukunft. Der Professor gab ihm weise Ratschläge. Dem Birkensepp ward so wohl und zugleich angesichts der Trennungsstunde so weh ums Herz bei diesen lieben Leuten, daß er sein ganzes Herz ausschüttete. Und zuletzt sprach er auch von seinem Freunde, dem Geigensepp. Mit schlichten und umso eindringlicheren Worten bat er den Professor, dem angefeindeten, großen Kinde seine Fürsorge weiter zuteil werden zu lassen. Selbst den Traum des Riesen erzöhlte er mit dem Bemerken, daß den Geigensepp wohl ein stiller Kummer drücken müsse, den er verschlossen in der Brust behüte. Der Professor nickte. „Die beiden Seppl“ murmelte er.„Er war bereits hier. Und das Gleiche bat er für Sie!“ Sepp erstaunte:„Für mich?“ „Ja, er glaubt, daß Ihnen der Weg zum hohen Ziele beschwerlich wird. Er fragte mich, wie er es anstellen könne, Ihnen zu helfen.“ „Der gute Kerl!“ „Welches hohe Ziel?“ fragte Charlotte. Sepp erzählte von des Geigensepps Meinung, wie man das hohe Ziel erreichen solle. Still schwiegen die drei nach dieser Ausführung. Es ist etwas Seltsames, über den Lebenskampf einer edlen Kraft zu „Er ist ein Sucher, wie wir," bestätigte der Professor. „Er hat den Vorzug, mit seiner Urkraft vorwärtsgehen zu können, die von keinem gelehrten Kram beeinflußt wird. Er wird das hohe Ziel erringen.“ „Und wenn ihm der Schutz eines edlen Weibes würde, müßte sich auch seine Auffassung von dem krummen Wege ändern.“ „Er ist stark genug.“ „Und ich kann darauf— nicht verzichten!“ Wie ein Bekeimtnis waren seine Worte. Und absichtlich hatte er sie gesprochen, denn seine Augen hingen unverwandt an Charlotte. Charlotte sah angestrengt zu Boden. Es schien, als hätte sie die werbenden Reden des Jugendfreundes nicht gehört. Oder beeinflußte das glänzende Bild des Bergstürmers, das die Herren ihr entworfen hatten, ihren Gedankenkreis? Birkensepp mußte sich verabschieden, da der Abend weit vorgeschritten war. Herzlich wünschten ihm Vater und Tochter alles Gute auf seinem ferneren Lebenswege. Er mußte versprechen, hin und wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben. Mit mehr als nur einem„Hin und wieder“ gelobte er sein Wort einzulösen. Dann knirschte der weiße Sand unter seinen Schritten, und vorüber war die schönste Abendstunde der letzten Zeit. Nachdenklich wandelte er im lichten Mondenschein dem Birkenhofe zu. Die engen Gassen waren wie ausgestorben. Tiefer Schatten lagerte an den niedrigen Bürgerhäusern. Die grüngestrichenen Bänke vor den Behausungen standen leer, die Fensterläden waren geschlossen. Nur in dem buschigen Laub des wilden Weines raschelte der nimmermüde Wind, die Wasser am Rathausbrunnen plätscherten und ein wachsamer Hofhund rafte bellend an der Innenseite eines Tores hin und her, als er vorüberging. Erst draußen vor der Stadt konnte sein Blick in die Weire schweifen. Wohl schlossen sich die Häuser des Dorfes an die Stadt an, aber sie lagen weit ab voneinander, ließen Luft und Licht der Berge herein. Und wenn er sich auch immer und immer wieder vorredete, überall in der Welt ist es schön, bei dieser Schönheit, die sich ihm förmlich aufdrängte, kamen ihm nur zwei Worte: „Meine Heimat!“. Er hatte es sich überredet, eingeredet, daß er heimatlos sei. Hier wurzelten seine Erinnerungen, hier hatte er Freud und Leid erfahren, hier schlugen Herzen in treuer Freundschaft für ihn, hier wußte er gleichgesinnte Seelen, und hier ließ er eine zurück, die er eben erst gefunden hatte. Nicht mit jenem Uebermut, mit jener Schwärmerei der vergangenen Tage wagte er sie in den Kreis seiner Gedanken zu ziehen, nein— mit dem Ernst der Sehnsucht nahre er sich verlangend dem Mädchen, das ihm durch die kleine Abendstunde begehrenswert, weil gleichgesinnt, geworden war. Welcher Unterschied zwischen Charlotte und Rosa, oder vielmehr zwischen der Sehnsucht, die er für die Jugendliebste und für Charlotte empfand! Hinüber zur Koppe warf er einen letzten Blick, die im Mondlichte einem fernen Geisterschlosse glich. „Ich könnte die Fee nicht opfern,“ murmelte er und gedachte seines Freundes. Noch einmal zogen die Stunden des vergangenen Tages an ihm vorüber: In früher Morgenstunde hatte er voller Schmerz die erste Liebe ertöret, am Mittag voller Bitterkeit die Heimat aufgegeben, um am Abend neue Liebe und mit ihr die Heimat neu zu empfangen. Verflüchtigt hatte sich seine leichte Auffassung vom Leben; ernstes Streben nach einem Ziele— vielleicht dem hohen— beseelte ihn. Am andern Morgen führte das leichte Wägelchen der Birkenhofes den Studenten zum Bahnhof. Alois ließ die Peitsche knallen. Und als der Zug hinunter in das weite Tal rollte, grüßre Sepp noch einmal seine Berge. Alois schnalzte mit der Zunge: „Jetzt bin ich der Birkenbauer!" 9. Der Wind fuhr über die Stoppeln der Felder. Mattgelbes Laub wurde durch den wirbelnden Staub gepeitscht. Die ersten Fröste brachen die zarten Stengel der Kräuter und Blumen. Der späte Morgen zeigte das Hochgebirge in weißer, glitzender Schneedecke. Kirchweih!— Kirmes! Zäher als an der Arbeit hängt der Mensch an den Festen. Geigensepp und Susanne waren in der Kirche, während die beiden Alten daheim saßen. „Gogler! Ich mach's nicht mehr lang!“ hüstelre der Glasmacher.„Die Arbeit geht schon gar nicht mehr. Und wenn der Winter kommt, werden sie mich wohl rauswerfen!" „Was du immer zu lamentieren hast! Bist noch ein Junge gegen mich.“ brummte der alte Gogler. „Du hast's in den Knochen! Bei dir sitzt's noch! Aber das Mark haben sie mir schon d'raus heraus geblasen.'s nützt nichts! Bloß meine liebe Sanne! Da steht das Kindel wieder allein, um die ist mir bloß bange. Ich bin ja dunn gut untergebracht!“ „So! Wo steht sie denn alleine? Sind wir, der Sepp und ich, gar keine Menschen? Sind wir nicht auch da? He!“ „Ihr seid alleweil so gut zu uns gewesen. Der liebe Gort mag's Euch entgelten. Ohne Euch wären wir verhungert!" „Laß nur den lieben Herrgott in Ruhe. Der hat besseres zu tun. Und vom Sterben, das birt' ich mir aus, sprichst du schon nicht mehr. Die Dummheit kommt zuletzt! Und von Dummheiten spricht man nicht!" „Du hast noch Knochen! Ja, ja!“ Der alte Heller legte sich am Ofen hintenüber. Sein bleiches, eingefallenes Gesicht verriet so unzweifelhaft seinen gebrechlichen Zustand, daß selbst der alte Gogler eine besorgtere Miene aufsteckte. „Laß mich nur vom Sterben sprechen. Es liegt ein Trost für mich darin. Er ist der Abschluß. Und grad so wie man zufrieden ist, wenn man seiine Arbeit gemacht hat, grad so ist es mit dem Tode. Wenn er da ist, hat das Leben ein Ende. Und wenn ich mal tot sein werde, braucht die Sanne nicht mehr für mich zu sorgen. Allein findet ein junges Ding schon sein Durchkommen. „Hört doch mal an! Sie kann ja heiraten! Und da hast du's auch nicht schlechter!“ „Den Sepp soll sie heiraten, Gogler! Ich hab's gesagt! Bist du mir böse?“ „Nee! Ist ganz mein Fall!“ Ein freudiges Rot ging über des Alten Gesicht.„Der Sepp ist der beste Mensch, den es auf Gottes Erde gibt. Und die Sanne wird's ihm mit ihrer Liebe verlohnen!" Nichts hörte der alte Gogler lieber, als wenn man seinen Sepp lobte. „Könnt's leicht recht haben! Bei dem sitzt der liebe Gott im Herzen, und Knochen hat er auch. Aber nu müssen wir auch die beiden zusammenbringen. Das muß so von allein kommen. Die müssen heut abend zur Kirmes gehen. Jung Volk will Lust haben. Und ein schwerer Schritt muß angetänzelt werden!" „Ja! Das ist so!“ „Ja, sa! Der Sepp muß was Leichtes ins Haus kriegen. Er ist zu schwer!“ „Und es freut mich, daß er so gar keine schönen Worte macht. Fast könnte man glauben, er will nichts von ihr wissen.“ Verlegen kraute sich der Alte. „Gefragt hab' ich ihn nicht!“ „Er würd' nicht nicht lügen. Ich will ihn fragen!" „Nee, Heller! Misch dich nicht rein! Laß das die beiden allein abmachen!“ „Hast recht! Sie sollen sich finden! Und schön werden sie miteinander leben, so schön! Ich werd's nicht erleben!“ „Sei still, Heller! Heut' ist die Kirmes, da müssen gar die Alten tanzen! Ich geh' mit dem Sepp, Musik machen, du kommst mit Susanne!" „Ich kann nicht mehr! Sanne geht mit Euch. Laßt mich zu Hause!“ Der alte Gogler sah wohl ein, daß jede weitere Aufmunterung nutzlos wäre, er schwieg. „Gelt, Gogler, du sorgst für die Sanne?“ „Ja doch, Heller! Der Sepp wird sie schon heiraten!“ Ein weiteres Gespräch über diesen Gegenstand war unmöglich, denn die beiden fungen Leute kamen aus der Kirche. Vater Heller richtete sich mit aller Kraf auf. Er wollte seinem Kinde den gebrechlichen Zustand seines Körpers verbergen. „Heut gehst mir zur Kirmesmusik, Sanne!“ „Vaterle, ich bleib lieber bei dir!“ „Nee, Sanne! Du sollft auch mal tanzen! Goglers netmen dich wit. Und ich hätt's so gern!“ (Fortsetzung folgt.) Nr. 11. Wittags-Ausgabe. Westtdtischer(erkur. Mittwoch, den I. Jonuar 1914. von vier Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr auf und ab eing. Ich ging auf Leutnant Schadt zu und forderte ihn auf, mit mir auf den menschenleeren Schloßplatz zu gehen und seine Patrouille zurückzuschicken. Er sagte aber, er sei beleidigt worden und hätte semand verhaftet. Ich habe ihm gesagt, er dürfe niemand verhaften, und wenn er jemand auf frischer Tat festnehme, müsse er ihn sofort der Polizei übergeben. Ich würde dafür sorgen, daß die Leute sofort dem ordentlichen Richter vorgeführt werden. Ein Beisitzer: Hatten Sie den Eindruck, daß Leutnant Schadt bei diesem Gespräch betrunken war? Zeuge: Jawohl, den Eindruck hatte ich. Angekl. Leutnant Schadt: Dasistnicht wahr. Als ich an dem Abend dem Kreisdirektor von den Vorfällen Mitteilung machte, hat der Kreisdirektor zu den Leuten, die vor einer Wirtschaft standen, gesagt, macht doch nicht so viel Lärm und geht nach Hause. Ich habe beim Liebesmahl etwas Wein getrunken, aber dann habe ich an einer Turnstunde teilgenommen, und ich war keineswegs am Abend, während ich mit der Patrouille ging, betrunken.— Zeuge: Er war ordentlich angetrunken, aber er hat der Uniform, das will ich sagen, keine Unehre angetan. Er hat eben einen über den Durst getrunken.— Verteidiger Rechtsanwalt Grossart: Sind denn die Verhafteten, wie Sie sagen, sofort in das Bezirksgefängnis eingeliefert worden und ist das insbesondere mit Kahn geschehen?— Zeuge: Mit Kahn ist die einzige Ausnahme gemacht worden. Ich habe die Ueberzeugung, daß man in Kahn den falschen Mann gefaßt hatte. Kahn stand da und heutte. Er behauptete, nichts gemacht zu haben, und auch ich hatte die Auffassung, daß den Mann keine Schuld trifft. Kahn gehört zu den Leuten, die vor der Wirtschaft standen und über die Patrouillen gelacht haben. Der Jude stand vorn und wurde festgenommen. beiacht haben sie aber alle.(Heiterkeit.)— Verteidiger Rechtsanwalt Grossart: Es ist also festgestellt, daß Kahn gelacht hat?— Zeuge: Jawohl, aber was ist dabei? Am 27. Nov. war ich in Straßburg bei Unterstaatssekretär Mandel zum Diner. Der Kommandierende General v. Deimling war auch da. Plötzlich kam ein Telegramm:„Aufruhr in Jabern“. Ich wollte sofort nach Zabern fahren. Aber da sagte Exzellenz Mandel: Sie kommen doch schon zu spät, jetzt ist alles passiert. Ich hatte wiederholt gebeten, nach Zabern fahren zu können, aber Exzellenz Mandel ließ mich nicht fahren.— Anklagevertreter: Ist nicht auch telephoniert worden?— Zeuge: Jawohl, wir waren noch bei der Suppe, und da wurde schon zum zweiten Male aus Zabern angeläutet.— Vorsitzender Generalmajor v. Pelet=Narbonne: Sie hatten also die Ueberzeugung, daß sie nicht nach Zabern fahren brauchten, obwohl es dort nach Ihrer Meinung lichterloh brannte?— Zeuge Kreisdirektor Mahl: Herr Generalmajor, Unterstaatssekretär Mandel ist mein Vorgesetzter. Er hielt meine Abreise nicht für nötig. Damit war die Sache für mich erledigt. Auch der Kommandierende General v. Deimling hatte den Eindruck, daß ich nicht zu fahren brauchte; denn er sagte: Herr Kreisdirektor, trinken wir beide auf den Frieden von Zabern. Angeklagter Oberst v. Reuter: Es sind von dem Zeugen Aufrufe erlassen worden. In diesen Aufrufen, die zur Beruhigung dienen sollten, steht aber kein Wort und keine Silbe davon, daß davor gewarnt wird, Offiziere zu belästigen. Das habe ich dem Herrn Kreidiresktor erst schreiben müssen, und dann ist es erst geschehen.— Zeuge Kreisdirektor Mahl: Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, um das Militär zu schützen. Reine Kollegen sagten mir, ich hätte eher zu viel getan, als zu wenig. um 29. November hatte ich dem Obersten v. Reuter im Auftrage des Unterstaatssekretärs Mandel mitgeteilt, daß er keine polizeilichen Rechte ausüben dürfe und sich aller Maßnahmen nach dieser Richtung enthalten müsse, da ich selbst die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten und dafür die Verantwortung zu tragen habe. Trotzdem wurden noch am 30. November Leute verhaftet. Verhandlungsführer: Sie sind aber sehr bald entlassen worden.— Zeuge: In einem Falle ist die Freilassung verweigert worden, weil man sagte, man müsse die Verhafteten erst vernehmen. Ich sagte, daß auch dazu kein Recht bestünde, und daß die Verhafteten sofort der Polizei zu übergeben seien. Man sagte daraufhin, der Oberst habe befohlen, die Leute immer erst zu vernehmen. Ich habe dann zugelassen, daß die Leute sanel vernommen wurden und dann der Vollget übergeben wuru, und schließlich sind sie ins Bezirksgefängnis gekommen. Am 1. Dezember kam Generalmaser Kühn nach Zabern und von nun an war der Kontakt zwischen Militär= und Zivilbehörden wieder hergestellt. Der Zeuge Regierungsafsessor Großmann erklärte, er habe vom Kreisdirektor aus Straßburg, als er diesem die Unruhen meldete, die Anweisung erhalten, bei dem Obersten v. Reuter die Zurückziehung der Militärpatrouillen zu erbitten. Der Oberst habe ihm erklärt, er halte es für ein Glück, wenn jetzt Blut fließe. Er bekomme so schon Vorwürfe, well er nicht energisch genug vorgehe.— Nach der Aussage des Bürgermeisters Knöpfle war von einem Aufruhr keine Rede. Einer der verhafteten Richter hat keine Beleidigungen gehört. Er wurde nach kurzem Wortwechsel mit Leutnant Schadt verhaftet und nach der Kaserne gebracht. Dort habe ihm Oberst v. Reuter erklärt, er müsse die autorität wahren. Nach seiner Ansicht habe der Oberst nicht das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit gehabt. Hierauf wurden die Zeugen vereldigt. Die Aussagen der nächsten Zeugen, darunter der Offiziere des Regiments Nr. 99, lassen sich kurz zusammenfassen. Gegenüber den Behauptungen der militärischen Zeugen, daß gesohlt und gegröhlt worden sei, und daß eine mehr oder weniger namhafte Menge sich auf den Straßen oder bei der Hauptwache an dem denkwürdigen 28. November angesammelt haben, beharren vier Zeugen aus dem Zivilistenstande, nämlich Staatsanwalt Kraus, imtsrichter Brand und Assessor Gries sowie eine Frau Eyles auf ihren Aussagen, wonach auf dem Platze„Totenstille“ geherrscht habe, und auch von dem Johlen wollen einzelne dieser Zeugen nichts gehört haben. Unter den Zeugen befindet sich auch Leutnant v. Forstner, der u. a. bekundet, daß er allein 1400 Zuschriften und Postkarten schmähenden Inhalts erhalten habe. Schließlich werden für morgen noch drei weitere Zeugen geladen. Um ½9 Uhr abends wird die Verhandlung auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt. kundet, daß die Offiziere beschimpft und daß aus der Menge gesohlt und gepfifsen wurde. Der folgende Zeuge ist der vielgenannte Leutnant v. Jorfiner. Auch er bestätigt die Beschimpfungen der Offiziere. Die beleidigenden Aeußerungen wurden 30= bis 40mal wiederholt. Unter den Tumustuanten auf der Straße befanden sich zwar auch Kinder, aber in der Hauptsache junge Burschen von 20 Jahren. Unrichtig sei es, daß er in provozierender Weise in der Türe seines Hauses gestanden und eine Zigarette geraucht habe.— Auf Befragen bestätigt der Zeuge noch, daß er eine Unmenge anonymer Briese und Karten erhalten habe, im ganzen wohl an 1400. Straßburg, 6. Januar. Aus dem Schluß der gestrigen Sitzung, die sich, wie bereits erwähnt, bis in die späten Nachtstunden hineinzog, tragen wir zunächst noch eine Erklärung des Angeklagten Overst v. Reuter zu den Aussagen des Kreisdirektors Mahl nach. Der Oberst wandte sich dagegen, daß seine Offiziere in ostentativer Weise durch die Straßen gegeangen seien. Seine Offiziere hätten ein gutes Gewissen und brauchten sich nicht zu verstecken. Was das ostentative Auftreten anlangt, so habe sich der Staatsanwalt Jogar darüber aufgehalten, daß die Offiziersdamen zusammen spazieren gegangen seien, die doch aufeinander angewiesen waren. In der fortgesetzten Beweisaufnahme bekundete der Oberwachtmeister Karg, der Kreisdirektor habe Befehl gegeben, energisch vorzugehen. Jeder, der nicht gehorche, solle verhaftet werDaß der Wf: Vive la Fr. den. Daß der Ruf:„Vive la France!“ ausgestoßen und die französische Nationalhymne gesungen wurde, hat der Zeuge nicht gehört. Den meisten Lärm machten Frauen und Kinder. bei Kreisdirektor habe Anordnung gegeben, daß gegen jedermann ohne Rücksicht auf die Person vorgegangen werde, falls man die Weisungen der Polizei nicht befolge. Bei den Verhaftungen machte es mitunter den Eindruck, daß die Festgenommenen geradezu über ihre Verhaftung triumphierten und sich von den Söldaten hohnlächelnd abführen ließen. Der Zeuge meint, die Zivilbevölkerung habe den Eindruck gehabt, als ob die Offiziere provozieren wollten, weil sie immer die Hand am Säbel hatten. Der Angeklagte Oberst v. Reuter konstatiert, es sei sogar von gebildeten Kreisen unliebsam empfunden worden, daß die Soldaten in der Kaserne das Lied„Ich bin ein Preuße“ sangen.— Zeuge Regierungsassessor Großmann, der Vertreter des Kreisdirektors, lchte Mitteilungen über die Maßnahmen der Zivilverwaltung, ie sich im wesentlichen mit den Aussage des Kreisdirektors Mahl mack deckten.— Zeuge Bürgermeister Landtagsabgeordneter KnöpfleZabern hat nur einen Teil der Vorfälle selbst beobachten können. Zu Beginn der Zwischenfälle waren nur Frauen und Kinder auf der Straße, die johlten und pfiffen.— Zeuge Amtsgerichtsrat Dr. Spieker gehörte zu den Gerichtspersonen, die verhaftet wurden. Der Zeuge hat Oberst v. Reuter Vorstellungen gemacht, daß sein Vorgehen durchaus ungesetzlich sei, der Oberst erwies sich aber als durchaus unbelehrbar. Der Zeuge hatte den Eindruck, daß der Oberst fest überzeugt war, im Rechte zu sein.— Zeuge Staatsanwalt Krause hat von verschiedenen Leuten gehört, daß sich Offiziere und Mannschaften über den Obersten wegen zu anstrengenden Dienstes beschwert hätten. Darauf habe man auch zwei Selbstmorde von Unteroffizieren zurückgeführt. Die Bevölkerung von Zabern habe es unangenehm empfunden, daß der Oberst sie mit„Leute“ angeredet habe. Es habe auch eine Animosität gegen den Oberst und den Leutnant v. Forftner bestanden, sonst hatte auch das Wort„Wackes" nicht eine solche Empörung ausgelöst. Große Schuld trügen auch die Zeitungen.— Der Oberst erwidert, daß er in der Bezeichnung„Leute" absolut keine Beleidigung der Bevölkerung erdlicken könne.— Der Zeuge fährt fort, daß zwar viel Menschen während der Zwischenfälle auf den Straßen waren, es waren aber keine Tumultuanten. Insbesondere herrschte am 28. November, dem Haupttage, als die Verhaftungen vorgenommen wurden, eine fast gespensterhafte Ruhe auf den Straßen. Von Johlen und Pfeisen hat der Zeuge nichts gehört.— Angeklagter Leutnant Schadt widerspricht dem, von einer gespensterhaften Ruhe könne keine Rede sein.— Der Zeuge bestätigt noch, daß, nachdem am 2. Dezbr. die Patrouillen eingezogen worden waren, völlige Ruhe herrschte. Von einer Animosität gegen das Militär konnte man nichts merken. Man hatte vielmehr Mitleid mit den Soldaten, als diese Zabern verlassen mußten. Ein Rechtsanwalt, mit dem er sich über die Vorfälle unterhielt, habe ihm erklärt, das Militär sei wehl verrückt geworden— Ein Zeuge Leutnant Quaria beAm heutigen zweiten Verhandlungstage sollen den getroffenen Dispositionen entsprechend die Vorgänge in der Pandurennacht aufgehellt werden.— Vorher sind jedoch noch eine Anzahl vom ersten Verhandlungstage übriger Zeugen zu hören.— Zeuge Leutnant Becker bekundet, daß er eine Verhaftung nach der Turnstunde vorgenonimen habe. Es war ein junger Mensch, der ihm absichtlich den Weg vertrat, sonst aber nichts getan habe. In der Pandurennacht führte der Zeuge eine Abteilung und ließ eine Anzahl Verhaftungen von Demonstranten vornehmen, die umherstanden, zuschauten oder lachten. Als ein Fluchtversuch vorgenommen wurde, gab er Befehl, von der Waffe Gebrauch zu machen. Zunächst von der kalten Waffe. Ein Musketier hatte am anderen Morgen zerkraßte Hände. Beleidigungen durch habe. ch der Vernehmung des Gerichtsoffiziers Scheller, der von Dienstgeheimnis entbunden wird, läßt der Verhandlungsne kurze Pause eintreten. Es handelt sich dabei um die rückt.— Der Verhandlungsleiter gibt dem Wunsche Aus5 dir Presse, eine ooselllbe Berchlerstallung Plegen möge, um keine unnötige Aufregung zu provozieren.— Bei vieser Gelegenheit nimmt Kreisoiretror Mahl Belamtaffung, zu leiner gestrigen Aussage berichtigend hinzuzufugen, daß der ihm nicht verboten habe, zu Oberst v. Reuter zu get Zurufe„13 Mark" und andere sind ihm während einer langen Zeit widerfahren. Bei den Tumulten zeigten sich kolossale Menschenmassen. Polizeiorgane waren wenig zu sehen. Die Zeugin Frau Evers bekundet, eine starke Beschimpfung und Verhöhnung der Offiziere, Gelächter und Drohungen gegen sie waren an der Tagesordnung. Die Spitznamen des Obersten „Silberkaninchen“,„Blutsauger", Saupreuße" und„Schloßgeist“ waren in Zabern gang und gäbe. An den Beleidigungen der Offiziere beteiligten sich Zaberner Bürger und Auswärtige. Einzelne boten 10 MA, wenn tüchtig Radau gemacht würde. Fabrikarbeiter hatten vereinbart, Mülhäuser Genossen zum Provozieren eines Krawalls heranzuziehen. Es wurde auch davon gesprochen, einen Offizier ins Wasser zu werfen. Personen, die um diese Redensarten wissen, sollen nach dem Beschluß des Gerichts noch als Zeugen geladen werden. Da die Zeugin diese Beleidigungen der Offiziere verurteilte, sei ihr mit dem Boykott gedroht worden, ihre Tochter sollte aus ihrer Stellung entlassen werden. Um in ihrem Geschäft— die Zeugin betreibt einen Zigarrenhandel— nicht geschädigt oder ruiniert zu werden, zumal sie eine alleinstehende Frau sei, unterschrieb sie schließlich beim Bürgermeister eine Erklärung zu den Vorfällen, die ihr vollständig gegen den Strich ging. Auf ihre Klagen beim Bürgermeister soll dieser gesagt haben, die Zaberner seien nicht so schlimm, wenn sie gegen den Leutnant v. Forstner Stellung nähmen, dann wollten sie ihn nicht gleich umbringen. Die Zeugin erzählt noch eine Menge Einzelheiten von Beschimpfungen und Ausspucken vor Offizieren, wenn diese vorbeigingen. Um die Glaubwürdigkeit der Zeugin hervorzuheben, weist der Vertreter der Anklage darauf hin, daß die Zeugin diese Aussagen gemacht habe, obwohl sie eine schwere Geschäftsschädigung zu erwarten habe. Die Zeugin erwähnt noch, für den Herrn Oberst als echten deutschen Mann geschwärmt zu haben, von dem man sich manchen hübschen Zug erzählte und der besonders einmal ihr gegenüber mit seinem Lob der Elsässer und der Rühmung der Schönheiten des Landes nicht zurückgehalten habe. Nach einem Dienstgeheimnis entbunden wird, läßt leiter eine—- Fause eintreten. Es handelt sich Feststellung von Zeitungsberichten, laut welchen der Oberst v. Reuter den Ausdruck gebraucht haben soll:„Der Hund höhnt uns noch!“— Der Vertreter der„Frankf. Ztg.“, der aufgerufen wurde, erklärte, daß es am Pressetische so verstanden worden sei.— Der Vertreter der Anklage erwidert, daß dieser Ausdruck seitens des Herrn Obersten nicht gefallen sei, daß vielleicht ein Irrtum in der Berichterstattung oder ein lapsus linguse vorliege.— Auf Antrag des Verteidigers Rechtsanwalt Grossart werden die Pressetische an eine günstigere Stelle gerückt.— Der Verhandlungsleiter gibt dem Wunsche Au druck, daß die Presse eine obiektive Berichterstattung pfle un teine unnbig Austesgung b.,gPr., Heranlastung,„zu. seiner der Statthalter Reuter zu gehen. Eine solche Aussage habe er auch nicht gemacht. Es folgt die Vernehmung einer langen Reihe von Offizieren und Unteroffizieren, die übereinstimmend die Bekundungen über Ausschreitungen des Publikums und das sonstige Verhalten der Bevölkerung bestätigen.— Zwischendurch werden eine Reihe von Insassen des Pandurenkellers vernommen und den Soldaten gegenübergestellt. Sie erklären, nicht zu wissen, weshalb sie verhaftet wurden, denn sie hätten weder gerufen noch gehöhnt, noch gepfiffen, noch auch in die Turnhalle hineingeschaut. Die Schreier waren Kinder von sechs bis sieben Jahren. Sie beschwerten sich, daß es ihnen nicht einmal gestattet wurde, auszutreten.— Die aufsichtführenden Offiziere bestreiten das als Zeugen.— Die Begleitmannschaften des Leutnants v. Forstner, die diesen auf seinen Besichtigungsgängen mit Gewehr begleiten mußten, bestätigten die schweren Beleidigungen und Zurufe, weshalb sie zu den Verhaftungen schritten. Die Verhaftungen seien völlig gerechtfertigt gewesen. Die Insassen des Pandurenkellers sind meist ganz junge Burschen. — Der 18jährige Zeuge Habermann will den Grund seiner Verhaftung nicht wissen.— Offiziere und Musketiere bekunden dagegen, daß er zu denjenigen gehöre, die gerufen und gepfiffen haben.— Anderen Soldaten gegenüber haben sich die Verhafteten Tätlichkeiten zuschulden kommen lassen.— Der 35jährige Eisenbahnarbeiter Aron bestreitet jede Beleidigung der Soldaten. Er sei auf dem Wege zur Apotheke gewesen, als er ohne Grund verhaftet wurde.— Mitunter ereigneten sich komische Szenen, wenn bei der Gegenüberstellung von Verhafteten und Soldaten ein Wiedererkennen stattfindet. Hauptmann Brunswig erzählt ein Erlebnis im„Karpfen". Als er sich dort aufhielt, kamen sieben Arbeiter herein, die sich in auffälliger Weise benahmen. Sie hätten sich verabredet abends in den„Karpfen“ zu kommen, die Gasleitung abzureißen und die Offiziere anzugreifen. Dann würden die draußen den Lärm hören und es würde losgehen. Es sei ein planvoller Krawall beabsichtigt gewesen und die Maßnahmen des Obersten hätten gewissermaßen ein Ventil angesichts einer Explosionsgefahr gebildet. Als er sich im oberen Saale des „Karpfen" befand, sei ein Herr auf ihn zugetreten, der sich als Redakteur der„Straßburger Neuen Zeitung" vorstellte. Der Herr meinte, die Tumulte auf der Straße hingen mit der angeblichen Beleidigung der Zaberner gar nicht zusammen. Das seien alles Radaubrüder, gegen welche der Kreisdirektor und der Bürgermeister polizeilich einschreiten sollten. Vor allem sollten die Eltern aufgefordert werden, ihre Kinder zu Hause zu lassen, damit die Beleidigungen der Offiziere aufhörten.(Bewegung.) Die Erzählungen von Zivilzeugen über ihre ganz unberechtigterweise erfolgte Verhaftung führten zu erregten Aeußerungen über die Wildheit des Vorgehens des Militärs. Man habe einen Begriff bekommen, wie es im Kriege zugehen müsse. Einige Zeugen erklären, daß sie sich im Pandurenkeller Krankheiten wie Rheumatismus zugezogen hätten und deuten an, daß sie den Oberst v. Reuter auf Schadenersatz verklagen werden, zumal ihrer Verhaftung keine Aufforderung vorangegangen sei, den Platz zu räumen. Einige andere Zeugen, kleine Fortbildungsschüler, erregen Heiterkeit im Zuhörerraum bei ihren Bekundungen, daß ihre Verhaftung durch einen Offizier erfolgt sei.— Der betreffende Offizier erklärt als Zeure, daß er von den Jungen ausgelacht worden sei. Uebereinstimmend erklären die hier in Betracht kommenden Zeugen, daß nicht der geringste Lärm auf der Straße herrschte. Der rechte Flügelunteroffizier schätzt die Zahl der auf der Straße sichtbaren Personen auf ca. 100. Zeugin Frau Heil wird über den Hausfriedensbruch gegen den Schreiner Levy vernommen, der bei ihr wohnte. Levy sei gerade aus dem Hause getreten und befand sich auf der Mitte der zehn steinernen Stufen, als er ergriffen werden sollte. Schreien und Johlen habe man nicht gehört.— Der Schreiner Levy. 43 Jahre alt, bekundet, daß er beim Abendessen Krawall hörte. Er eilte die Treppe hinunter und sah, wie eine Verhaftung vorgenommen wurde. Frau Heil rief ihm zu: Gehen Sie zurück, sonst faßt man sie auch noch! Man hatte gerade noch Zeit, die Haustür zuzuschlagen, als die Soldaten auch schon eindrangen. Er flüchtete zwei Treppen hinauf in das Zimmer seiner Mutter, die auf demselben Flur wohnte. Als er seinen Namen rufen hörte, ging er aus dem Zimmer. Da wurde er schon gepackt, die Treppe hinuntergestolpert und in den Pandurenkeller gebracht, wo es kalt und dunkel war. Eine Sitzgelegenheit war nicht vorhanden.— Die in Frage kommenden Soldaten erklären mit Bestimmtheit, daß Levy auf der Straße gerufen habe.— Zeuge Rechtsanwalt Mayer=Straßburg fungierte an dem Krawalltage als Verteidiger in einem Strafprozeß in Zabern, und hielt sich insgesamt vier Tage dort auf. Er hat während seines Aufenthalts keine Aufregung in der Bevölkerung wahrgenommen. Nach seiner Mei:. W7 zum Einsch Emschreiten des Militärs nicht nung lag eine Veramassung zum vor. Die weitere Zeugenvernehmung in der Vormittagssitzung bringt keine neuen Momente. Zu Beginn der Nachmittagssitzung fanden vor dem Landgerichtsgebäude starke Menschenansammlungen statt, deren Interesse sich den im Vordergrunde der Gerichtsverhandlung stehenden Persönlichkeiten sowie dem ungewohnten Bilde des gewaltigen Zeugenaufmarsches zuwandte. Jedoch kam es zu keinerlei Zwischenrufen oder sonstigen Demonstrationen.— Der ZuSodann wird die wechselseitige Vernehntung ub gänge und die Verhaftungen fortgesetzt.— Der Zeug schilderte sehr aufgeregt, in welcher Weise er verhafte obwohl er sich keiner Schuld bewußt war. Einige junge Burse wollen ohne jede Veranlashörerraum ist stöndig in erdrückender Waise von einem Pabikam gefüllt, in dem alle Bevölkerungsklassen vertreten sind. Die Zeugin Evers, die in der Vormittagssitzung in ziemlich gravierender Weise sich über das Benehmen der Zaderner Bevölkerung ausgelassen hat, hat dem Gerichtshof den Wunsch unterbreitet, entlassen zu werden.— Der Verhandlungsleiter legt der Zeugin nochmals eine gewissenhafte Seldstkontrolle aus Herz und ersucht sie, sich zu überlegen, ob einige Angaben in ihrer Aussage nicht doch übertrieben seien.— Die Zeugin erklärt aber, daß sie von ihren Aussagen nichts zurückzunehmen habe und wird darauf vereidigt. Vernehmung über die VorDer Zeuge Eldensehn Verhaftet worden sei, Oowöhrer sich keiner Schuld bewußt war. Einige junge Burschen, die sich auf Geschäftsgängen befanden,##un vune#. Sreunlassung von den Soldaten fortgefuhrt worden sein. Die Soldaten, die als Zeugen für diese Fälle in Frage kommen, behaupten dagegen, daß sie von den Betreffenden mit den Ausdrücken„Schwob“ und ähnlichen Worten insultiert worden seien.— Der Zeuge Schall bekundete, daß der Angeklagte Oberst v. Reuter ihm das Wort„Lump“ entgegengerufen habe. Er fühle sich dadurch beleidigt.— Oberst v. Reuter gibt hierzu an, das könne wohl stimmen, er erinnere sich, daß ein junger Mensch, der in die Kaserne gebracht wurde, ihm in flegelhafter Weise mit den Händen in den Hosentaschen begegnet sei, da habe er etwa gesagt: Sie Lump, an einem preußischen Oberst, vor den man gebracht wird, geht man in anderer Weise vorüber.— Der Zeuge sagt noch aus, daß er den Oberst nicht gekannt habe. Strafantrag wegen der Bezeichnung„Lump“ habe er bisher noch nicht gestellt.— Der Zeuge Denkel beschwert sich in seinen Aussagen scharf über die Art und Weise, wie er in den Keller transportiert worden sei. So eine Behandlung werde keinem Hunde zuteil. Den ihm gereichten Kaffee habe er zurückgewiesen. Auch dieser Zeuge verfällt in seinen Ausführungen in eine sehr heftige Sprache. Die Mitttarzegorg ge. V, daß die Palroumen, die Die Militärzeugen geben an daß die Patrouillen, die zur Aufrechterhaltung der Ruhe ausgeschickt wurden, von ortskundigen Burschen unter höhnischen Zerufen gehänselt wurden, wobei diese Burschen hier auftauchten, dann verschwanden und durch Umgehung der Patrouillen wieder an einem anderen Orte erschienen. Die Verhandlung wurde im großen und ganzen durch die von dem Verhandlungsleiter angeordnete geschickte Gruppierung der Zeugen wesentlich gefördert. Immer je vier Militärzeugen traten vier Zivilzeugen gegenüber, naturgemäß immer solche, die zusammen einen bestimmten Vorfall beobachtet hatten. Dabei kam es mitunter zu eigenartigen Gegenüberstellungen, so als die jugendlichen Fortbildungsschüler und die betreffenden Offiziere vernommen wurden, so daß sich auch die Richter eines leisen Lächelns nicht enthalten konnten. Die Insassen des Pandurenkellers brachten im weiteren Verlaufe der Verhandlungen noch verschiedene Beschwerden über ihre Behandlung vor. So beschwerten sie sich unter anderem, daß ihnen zum Kaffee„Kaiserkuchen" gereicht worden sei. Lebhafte Klage wurde auch darüber geführt, daß beim Transport der Festgenommenen nach dem Amtsgericht für den Fall einer Flucht die Soldaten sich dahin äußerten:„Wenn Sie nicht bei mir bleiben, renne ich Ihnen das Bajonett durch den Leib.“ Die sämtlichen in jener Nacht eingesperrten Zaberner haben wegen Freiheitsberaubung gegen die Militärbehörden Strafantrag Nach Beendigung der auf den Pandurenkeller bezüglichen Beweisaufnahme beantragt der Vertreter der Anklage die Vereidigung sämtlicher Zeugen, damit nicht von vornherein auf eine Voreingenommenheit der Anklage gegen diese Zeugen gefolgert werden könne. Das Gericht beschloß nach längerer Beratung, von einer Vereidigung nur teilweise, und zwar in sechs Fällen, abzusehen, in denen den Zeugen allzu große Widersprüche nachzuweisen seien. Im übrigen wurden alle Zeugen vereidigt. Ein 16jähriger Bursche bekannte vor Ablegung des Zeugeneides, gelacht zu haben, weshalb ihn der Versandlungsleiter für seine Ehrlichkeit belobte. Auch ein Soldat berichtigte vor seiner Vereidigung einen ihm bei seiner Aussage unterlaufenen Irrtum. Der Verhandlungsleiter teilte darauf mit, daß Rechtsanwalt Fetter und Gerichtsassessor Berghoff den Antrag gestellt haben, vor Gericht als Zeugen vernommen zu werden. Der Gerichtshof gab diesem Antrage statt und vertagte, da die für heute geladenen Zeugen vernommen waren, die Verhandlungen auf morgen vormittag 9 Uhr. stogebäudes wartete eine groß Menschenmenge, bis Leutnant v. Forstner, der sich in Begleitung zweier Kameraden befand, erschien. Er ging mit diesen durch die belebten Straßen nach dem Bahnhof. Es folgten ihm einige Neugierige, denen sich allmählich andere anschlossen, so daß schließlich eine ansehnliche Menschenmenge hinter ihm herschritt. Am alten Baumarkt, etwa dreihundert Meter vom Bahnhofe entfernt, hielten es die Offiziere für geraten, ihren Weg nicht zu Fuß fortzusetzen, sondern bestiegen eine Elektrische. In diesem Augenblick wurden laute Hohn= und Pfuirufe gegen Leutnant v. Forfiner laut. Die Polizeibeamten, welche hinter den Offizieren hergingen, vermochten nicht, diese vor der peinlichen Szene zu bewahren. Eine Richtigstellung durch Kreisdirektor Mahl. Straßburg, 6. Jan. Kreisdirektor Mahl gab heute mit Bezugnahme auf seine gestrige Zeugenaussage nach den heutigen Verhandlungen den Berichterstattern dem Inhalte nach folgende Erklärung ab: Meine Angaben wegen des Subordinationsverhältnisses zu Oberst v. Reuter bedürfen einer Berichtigung, da meine Aussagen falsch ausgelegt worden sind. Ich habe am 11. November auf dem Bahnhofe dem Statthalter vorgetragen, daß Oberst v. Reuter mir soeben in sehr lautem Tone Vorwürfe gemacht habe, daß ich auf seine Aufforderung nicht zu ihm gekommen sei. Nach Anführung sämtlicher Gründe und Darlegung der gesamten Situation hat der Statthalter erklärt, daß gegen meine Antwort, daß ich nicht zu dem Obersten hinginge, nichts einzuwenden sei. Er hat nicht gesagt, ich solle nicht zum Obersten gehen. Der Statthalter war vielmehr der Auffassung, daß ich als der jüngere zum Obersten hätte hingehen müssen, wenn er mich in einer Form darum ersucht hätte, die mir das ohne Bedenken für meine amtliche Stellung und mich möglich gemacht hätte. Nach der Art, wie es aber geschah, konnte ich nicht hingehen. Das haben der Statthalter und der kommandierende General gebilligt. Köln, 6. Jan. Die„Köln. Ztg.“ meldet aus Berlin: Die Frage, wie die Angelegenheit des Polizeipräsidenten von Jagow ihre Erledigung gefunden hat oder finden wird, beschäftigt die Oeffentlichkeit, ohne daß eine authentische Mitteilung darüber vorliegt. Die Aufklärung darüber wird erst nach dem Zusammentritt des Landtages erfolgen, wo die Angelegenheit zur Sprache kommen wird. In den ersten Tagen haben die Verhandlungen das erwünschte Ziel— Klärung und Beruhigung— noch nicht erreicht. Im Gegenteil: nicht bloß in der Rechtsfrage stehen sich die Ansichten der militärischen und der bürgerlichen Seite nach wie vor schroff gegenüber, sondern auch über die tatsächlichen Vorgänge weichen die Aussagen so weit von einander ab, daß der Verhandlungsleiter selbst„unglaubliche" Widersprüche feststellen mußte. Und die Beunruhigung dei entlichen Meinung wird noch gesteigert,— einerseits durch scharfe Aeußerungen des angeklagten Oberst v. Reuter, andererseits durch die Nachricht, daß der Kronprinz durch ein anfeuerndes und ein zustimmendes Telegramm an den kommandierenden General im Sinne der Scharfmacher sich in diese Angelegenheit eingemischt habe. Die Telegramme des Kronprinzen sind in der „Frankfurter Zeitung“ in ihrem angeblichen Wortlaut veröffentlicht worden. Der Wortlaut ist aber nicht verbürgt. Es wird sogar geradezu bestritten, daß das erste Telegramm „Immer fest drauf“ an den General v. Deimling gelangt sei. Zugleich wird die angebliche Unterschrift„Friedrich Wilhelm“ als unmöglich bezeichnet. Daß der Kronprinz überhaupt seine Meinung den militärischen Stellen mitgeteilt habe, wird freilich nicht bestritten. So lange der Wortlaut nicht zuverlässig bekannt wird, muß man sich beschränken auf das lebhafte Bedauern, daß hier wieder eine Einmischung des Thronfolgers in eine schwebende politische Frage stattgefunden hat. Das Bedauern ist umso mehr begründet, als die Person des Kronprinzen dadurch in einen überaus heftigen Parteistreit hineingerät, und zwar im scharfen Gegensatz zu den Anschauungen und Wünschen der großen Mehrheit des Volkes. Sind Telegramme im Sinne der militaristischen Kraftpolitik wirklich abgegangen, so ist das ein neuer Beweis, daß die bisherige Umgebung des Kronprinzen durchaus unzulänglich und sogar gemeingefährlich war. Hoffentlich wird mit der inzwischen verfügten Rückkehr des Kronprinzen nach Berlin in diesem Punkte gründlich Wandel geschafft. Als mildernden Umstand kann man freilich geltend machen, daß das letzte Telegramm am 29. November, also noch vor der Reichstagsverhandlung ergangen sein soll. Mithin auch noch vor der Entscheidung des kaiserlichen Vaters von Do. naueschingen. Hoffentlich wird uns der Reichskanzler auch diesmal, ähnlich wie in dem Falle des antiwelfischen Einspruchs, die Mitteilung machen können, daß der Kronprinz sich inzwischen besser informiert habe.— Von besorgten Freumden des inneren Friedens wird schon die Frage erhoben, was denn werden sollte, wenn der so scharf auftretende Thronerbe zm Herrschaft berufen würde. Demgegenüber ist festzuhalten, daß 1. nach menschlichem Ermessen noch Zeit genug bleiben wird. um aus dem gährenden Most einen abgeklärten Wein werden zu lassen, und daß 2. erfahrungsgemäß der Herrscher nach Antritt seines hohen Amtes viel bedächtiger zu raten und zu taten pflegt, als in der Sturm= und Drangzeit der jugendlichen Wartejahre. Wir möchten also raten, mit Ruhe die weitere Entwicklung abzuwarten. Auch die Abwicklung des schwebenden Gerichtsverfahrens, wenn auch die vorläufigen Ergebnisse nicht angenehm berühren. Wenn man auch so weit als möglich dem Obersten v. Reuter den guten Glauben an die militärische Notwehr zubilligen sollte, so wird doch das Zurückhalten der aufgegriffenen Leute während der ganzen Nacht im Pandurenkeller als offenbarer Mißbrauch der Mikitärgewalt zu ahnden sein. In dem Versuch der Begründung dieser quälerischen Maßnahmen zeigt sich die Selbstverteidigung des Obersten sehr schwach.— Andererseits wirkt das Verhalten der bürgerlichen Beamten auch nicht überall erbaulich. Daß der Kreisdirektor(Landrat) bei dem Diner in Straßburg blieb, obschon„Aufruhr in Zabern“ gemeldet war, macht einen schlechten Eindruck. Die bisherigen Verhandlungen bestätigen das, was alle unbefangenen Beobachter von Anfang an beklagt haben: Fehler auf beiden Seiten! Ueber den Umsang und die Schwere der Straßenunruhen in Zabern soll ja noch weitere Aufklärung angestrebt werden. Soviel steht aber schon jetzt fest, daß der Unfug von Kindern und halberwachsenen Burschen ausgegangen ist, dagegen die eigentliche Bürgerschaft sich ruhig verhielt Deutschland. Berlin, 6. Januar. Gouverneurwechsel in Deutsch-Neu-Guinen. Wie das „B. T.“ meldet, wird der Geheime Ober=Regierungsrat und vortragende Rat im Reichskolonialamt Haber zum Gouverneur von Deutsch=Guinea ernannt werden. Der jetzige Gouverneur Dr. Hahl, der sich zurzeit auf einer Urlaubsreise befindet, wird dem Vernehmen nach nicht wie. der auf seinen Posten zurückkehren. Geheimrat Haber ist übrigens einer der wenigen Beamten des Reichskolonialamts, die aus der bergmännischen Laufbahn hervorgegangen sind. c' Die Wahrheitspflicht des Verteidigers im Prozesse. In der juristischen Literatur, im Reichstage und in der Oeffentlichkeit hat die Frage der Wahrheitspflicht im Zivilprozesse in letzter Zeit einen breiten Raum eingenommen. Bekannt sind noch die Auseinandersetzungen hierüber auf dem Breslauer Anwalistage im September 1913. Um so überraschender ist es, daß die gleiche Frage für den Strafprozeß und den Verteidiger so gut wie noch nicht behandelt wurde. Es ist daher dankenswert, daß eine so bekannte Autorität wie der Heidelberger Professor Dr. von Lilienthal nun in der neuesten Nummer der Deutschen Juristen=Zeitung die Frage vom grundsätzlichen Standpunkte aus beleuchtet. Er führt u. a. aus: Zweifellos sei die Zulassung der Verteidigung nicht geschehen, um für den Schuldigen die Möglichkeit zu vergrößern, der gerechten Strafe zu entschlüpfen, sondern nur, um die Sicherung der Unschuldigen vor ungerechter Bestrafung zu verstärken. v. Lilienthal untersucht dann im einzelnen die Stellung des Verteidigers auf Grund der Strafprozeßordnung. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, es sei nicht ungerechtfertigt, wenn man den Verteidiger als eine selbständige Prozeßperson ansieht, deren Aufgabe es ist, dem Beschuldigten beizustehen und dadurch zur Feststellung der Wahrheit in dem Sinne mitzuwirken, daß nichts unbekannt und unberücksichtigt bleibt, was die Verurteilung des Beschuldigten oder die Verhängung einer zu harten Strafe verhindern kann. Aber er darf auch im Interesse des Angeklagten die Erforschung der Wahrheit nicht hindern. Nur darf man daraus keine zu weitgehenden Folgerungen ziehen, namentlich nicht die, daß der Verteidiger nicht die Freisprechung eines Angeklagten beantragen dürfe, von dessen Schuld er überzeugt ist. Ebensowenig wird man es dem Verteidiger verbieten können, Rechtsanschauungen vorzutragen, auch wenn er von deren Richtigkeit nicht überzeugt ist. Aber zu wirklichen Enrstellungen der Wahrheit darf sich der Verteidiger nicht hinreißen lassen. Dem Beschuldigten ist es zu verzeihen, wenn er lügt. Der Verteidiger, der, eben wegen seiner größeren Unbefangenheit, ein so nötiger Beistand ist, darf ihm auf diesem Wege nicht folgen. Er hat das Recht und die Pflicht, alles Wahre in günstigstem Lichte darzustellen, es ist auch nicht seine Sache, dafür zu sorgen, daß alles Wahre bekannt wird, aber er darf das Gericht nicht durch falsche Beweismittel täuschen. Damit dürfte v. Lilienthal das Richtige getroffen haben. Aber man kann ihm auch darin beistimmen, wenn er bemerkt, daß unsere Rechtsanwälte ihrer Aufgabe, der Gerechtigkeit zu dienen, durch eine hohe Auffassung ihrer Ehrenpflichten stets gewachsen sein werden. König Ludwigs Geburtstag. München, 6. Jan. Der König empfing heute in der Residenz eine große Anzahl militärischer Aufwartungen anläßlich seines morgigen Geburtstages. Es erschienen u. a. der Kronprinz in seiner Eigenschaft als Armeeinspekteur, der Kriegsminister, der im Namen der Armee gratulierte, ferner die kommandierenden Generale des 1. und 2. Armeekorps, sowie in Vertretung des erkrankten kommandierenden Generals des 3. Armeekorps Divisionskommandeur Generalleutnant Ritter von Schosch. Ferner wurden empfangen u. a. die hier weilenden Max=Josef=Ordensritter, der Stadtkommandant von München, die Kommandeure der sämtlichen Königsregimenter und das militärische Gefolge des Königs. Alle Erschienenen wurden, nachdem der König ihre Glückwünsche entgegengenommen hatte, zur Hoftafel geladen. Die öffentliche Feier des Geburtstages wurde heute abend um ½ 8 Uhr durch eine große militärische Serenade und einen Zapfenstreich der vereinigten Musikkorps der Münchener Garnison auf dem Max=Josef=Platz vor der Residenz eingeleitet. Der König, die Königin, der Kronprinz und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie hörten die Musikvorträge vom offenen Fenster der Residenz aus an. Bei der Serenade kam u. a. auch eine Komposition 2. A Nr. 11, Mitta Auv zu Francdenst von undz welche ab großen Menge lebhaft aus, worauf die Musi Unter den Klängen de die Musikkapellen von stimmten Menge bis 3 Zum Geburtstag die„Nordd. Allg. wig III. von Bayern 69. Geburtstages. Z gung erscheint dem 2 dayerischen Volke gel Verehrung des natiom lässigen Tätigkeit im Pflichten. So erhebt Herzen, daß König Lu ken beschieden sein m sanmten Vaterlandes.“ Eröffnung Die feierliche Erö lothringischen Landtag nachdem zuvor für Gottesdienste abgehalt Regierung beiwohnten Wedel, umgeben von Ministeriums, eröffne Thronrede die T einem dreifachen Hoc führte der Statthalter Die finanzielle Lag serstellung der Beamter ohne Einfluß. Eine R Erwägung zu ziehen. darüber werde die Erh teil ermöglichen. Ein Beratung gestellt werd nahmen zur Besserung Bekämpfung der Rebsa Arbeiten zur Reguliert gewiesen. Beide Kammern sitzungen ab zwecks Bi Hierbei konnten die Ko bildet werden, da noch werden soll, die Beratu nehmen. In der Zwe Bourger in sein Schwierigkeiten, Er wies darauf hin, de tet werde. Bei Erwäl daß eine militärise Reichstag müsse man nahme zur Wahrung Schuld an der Zuspitzt zulängliche Ver dann eintreten, wenn staaten vollständi wurde öfter von Beifal In der Zweiten Ke (Zentrum), Labroi wählt Paris, 6. Jan. Rohe von Rohan ist heute storben. Oestt Die mitteler ist am Montag in Bi kerle eröffnet worde Schleswig=Hol Vereinigung, betont Konferenz und wies und Oesterreich=Unga seien, auch wirtsch Im Namen des bei de Clairmont. Für d minister Baron Harko mitteleuropäischen W dung von Huldigung und Deutschland, an tektor der Konferenz, ordnung eingetreten. ristische Frage Professor Koba einzelner materieller ausgesprochen werde. gung, Gegenstände n dem Text der Handel trägen zu ordnen, sei 1909 gegeben worden. ie eeien Burcde! sichtigung der Schiffa der Erzeugnisse wisse soll ausgebaut und di teren Umfange als b erklärte Präsident W setzung eines Unterau die im Haager Preßi machungen bezüglich verkehrs zustande eines Vertragsstaates Beglaubigung bedürfe Hierauf wurde d raten. Justizrat Dr. it demung mit den andere zialgesetz gegen den ur Der Code civil genüg erlo rechtliche Gesetze##la Generalklausel ten gerichtete Handlu sche Fälle der Regelt Presse verlangten ein schuldhaftes Verhalten Dienstag wurde heitlichung und Ver portbedingung ein sprachen Dr. F Mayer=Breslau. des formellen Tarift rekter Tarife ein. begünstigung wärtigen Zustand h verlangten die Aufn ßere Anzahl von Ha eine Einigung nicht ####tlichung der chaften verhan betonte deren Notw deutsche Vorbild zu Haftung das österr Genossenschaften lieg heitlichung vor. It gehenden Vortrag des Aktienrechts. Präsident We Regierungen, sowi Schleswig=Holstein Im Anschluß renz fand eine ver der Erneuerung de Jarskose Sselo, schafter Graf von berufungsschreiben Palastkommandantder Gardehusaren, mandanten ernann Bukarest, 5. J erklärte Ministerpr Regierung sei gebi wählt worden zu! nale Lage Rumä Nr. 11, Wittags-Ausgabe. Westfällscher(Derkur. (Dittwoch, den 7. Jonuar 1914. Generallentendanten der Königlichen Theater, an wu„.„„„— Freiherrn von und zu Franckenstein,„Festliche Musik“ zum Vortrage, welche König Luvwig gewiüme ist. Nach dem Vortrage dreier Musikstücke brachte Magistratsrat Kattl ein von der großen Menge lebhaft aufgenommenes Hoch auf den König aus, worauf die Musikkapellen die Königshymne spielten. Unter den Klängen des altbayerischen Zapfenstreiches zogen die Musikkapellen vom Max=Josef=Platz ab, von der frohgestimmten Menge bis zu den Kasernen begleitet. Zum Geburtstag des Königs Ludwig von Bayern schreibt die„Nordd. Allg. Ztg.“:„Seine Majestät König Ludwig III. von Bayern begeht am 7. Januar die Feier des 69. Geburtstages. Zum ersten Male nach der Thronbesteizug erscheint dem Monarchen dieser festliche Tag. Mit dem dayerischen Volke gedenkt ganz Deutschland in aufrichtiger Verehrung des nationalgesinnten Herrschers und seiner unab. lässigen Tätigkeit im Dienste der ihm obliegenden hohen Pflichten. So erhebt sich von neuem der Wunsch in den Herzen, daß König Ludwig noch ein langes, segensreiches Wir. ken beschieden sein möge zum Wohle Bayerns und des gesanmten Vaterlandes.“ Eröffnung des reichsländischen Landtags. Straßburg, 6. Januar. Die feierliche Eröffnung der zweiten Tagung des elsaßlothringischen Landtages fand heute morgen 11 Uhr statt, nachdem zuvor für die Mitglieder der beiden Kammern Gottesdienste abgehalten waren, denen auch die Spitzen der Regierung beiwohnten. Der Kaiserliche Statthalter Graf von Wedel, umgeben von den Mitgliedern des elsaß=lothringischen Ministeriums, eröffnete sodann nach Verlesung der Thronrede die Tagung und schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser. In seiner Rede führte der Statthalter aus: Die finanzielle Lage der Reichslande bleibe auch auf die Besserstellung der Beamten, wofür Vorschläge gemacht werden, nicht ohne Einfluß. Eine Reform der direkten Steuern sei deshalb in Erwägung zu ziehen. Ob sich eine Vermögenssteuer empfehle, darüber werde die Erhebung anläßlich des Wehrbeitrages ein Urteil ermöglichen. Ein Einkommensteuergesetz wird sogleich zur Beratung gestellt werden. Neben anderen Vorlagen sind Maßnahmen zur Besserung der bedrängten Lage der Winzer und zur Bekämpfung der Rebschädlinge vorgesehen. Weiter wird auf die Arbeiten zur Regulierung des Rheins und des Kanalnetzes hinBeide Kammern des Landtags hielten heute Nachmittagssitzungen ab zwecks Bildung ihrer Bureaus und Kommissionen. Hierbei konnten die Kommissionen der Zweiten Kammer nicht gebildet werden, da noch über einen Antrag der Lothringer beraten werden soll, die Beratung des Etats in zwei Kommissionen vorzunehmen. In der Zweiten Kammer betonte der Alterspräsident Bourger in seiner Eröffnungsrede die politischen Schwierigkeiten, die zurzeit in Elsaß=Lothringen herrschen. Er wies darauf hin, daß Elsaß=Lothringen als Glacis betrachtet werde. Bei Erwähnung der Zaberner Vorfälle bemerkte er, daß eine militärische Nebenregierung bestände. Dem Reichstag müsse man deshalb dankbar sein für seine Stellungnahme zur Wahrung der elsaß=lothringischen Interessen. Die Schuld an der Zuspitzung der Verhältnisse trage allein die unzulängliche Verfassung. Eine Aenderung könne erst dann eintreten, wenn Elsaß=Lothringen mit den übrigen Bundesstaaten vollständig gleichberechtigt sei.— Die Rede wurde öfter von Beifall unterbrochen. In der Zweiten Kammer wurde das alte Präsidium Ricklin (Zentrum), Labroise(Lothr.) und Böhle(Soz.) wiederge8 Frankreich. Paris, 6. Jan. Der konservative Abgeordnete Herzog von Rohan ist heute nachmittag im Alter von 69 Jahren gestorben. Oesterreich-Ungarn. Die mitteleuropäische Wirtschaftskonferenz ist am Montag in Budapest durch ihren Präsidenten Dr. Wekerle eröffnet worden. Herzog Ernst Günther von Schleswig=Holstein, der Präsident der deutschen Vereinigung, betonte in längerer Rede die Bedeutung der Im Namen des belgischen Vereins sprach Senator Peltzer de Clairmont. Für die ungarische Regierung drückte Handelsminister Baron Harkanyi die Sympathien für die Arbeiten der mitteleuropäischen Wirtschaftsvereinigung aus. Nach Absendung von Huldigungsdepeschen an die Kaiser von Oesterreich und Deutschland, an den König der Belgier und an den Protektor der Konferenz, Erzherzog Joseph, wurde in die Tagesordnung eingetreten. Das Thema lautete: Ausgewählte juristische Fragen im Wortlaut der Handelsverträge. Professor Kobatsch=Wien beantragte, daß die Regelung einzelner materieller Fragen durch Vertrage als wünschenswert ausgesprochen werde. Lusensky=Berlin erklärte, die Anregung, Gegenstände nicht zollpolitischen Charakters aus dem Text der Handelsvertrage auszuscheiden und in Sonderverträgen zu ordnen, sei bereits in der Berliner Wirtschaftskonferenz 1909 gegeben worden. Der Redner beantragte, einen Ausschuß Wegeleen Bearbetung enviegen und hm beondere Vericksichtigung der Schiffahrtsfragen zu empfehlen. Die Bewertung der Erzeugnisse wissenschaftlicher Anstalten für die Verzollung soll ausgebaut und die Auskunfterteilung über Zollsätze im weiteren Umfange als bisher vertraglich gesichert werden. Hierauf erklärte Präsident Wekerle, der Antrag Lusenskys auf Einsetzung eines Unterausschusses sei angenommen. Auch sollen die im Haager Preßübereinkommen von 1905 vorgesehenen Abmachungen bezüglich des unmittelbaren Rechtshilfsverkehrs zustande gebracht werden. Die Notariatsurkunden eines Vertragsstaates sollen im anderen Staate keiner anderen Beglaubigung bedürfen. Hierauf wurde die Frage des unlauteren Wettbewerbes beraten. Justizrat Dr. Kahn=München betonte in Uebereinstimmung mit den anderen Referenten, daß in jedem Staate ein Spezialgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb erlassen werden müsse. Der Code civil genüge nicht. Auch Frankreich habe spezielle zivilrechtliche Gesetze erlassen. Redner empfahl, an die Spitze eine Generalklausel zu setzen, welche jede gegen die guten Sitten gerichtete Handlung verbieten und außerdem besonders typische Fälle der Regelung unterwirft. Die Ankündigungen in der Presse verlangten eine besondere Regelung. Der Prinzipal sei für schuldhaftes Verhalten seiner Angestellten haftbar. Dienstag wurde die Beratung über die Frage der Vereinheitlichung und Vereinfachung der Eisenbahntransportbedingungen fortgesetzt. Für den deutschen Verein sprachen Dr. Freymark=Breslau und Regierungsrat Mayer=Breslau. Beide traten für einen weiteren Ausbau des formellen Tarifwesens, insbesondere durch Herstellung direkter Tarife ein. Bezüglich der Parität und Meistbegünstigung erklärten die deutschen Redner den gegenwärtigen Zustand hinsichtlich der Parität als Mindestmaß und verlangten die Aufnahme der Meistbegünstigung in eine größere Anzahl von Handelsverträgen. Ueber diese Punkte wurde eine Einigung nicht erzielt. Darauf wurde über die Verein heitlichung der Bestimmungen über Erwerbsgesellschaften verhandelt. Professor Dr. Lehmann=Göttingen betonte deren Notwendigkeit. Bei Aktiengesellschaften sei das deutsche Vorbild zu benutzen, bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung das österreichische Gesetz. Für Gewerkschaften und Genossenschaften liege zurzeit noch kein Bedürfnis nach Vereinheitlichung vor. Justizminister Klein betonte in einem eingehenden Vortrag die Schwierigkeit der Vereinheitlichung des Aktienrechts. Präsident Wekerle dankte in seinem Schlußwort den Regierungen, sowie besonders Herzog Ernst Günther zu Schleswig=Holstein für sein Erscheinen. Im Anschluß an die Mitteleuropäische Wirtschaftskonferenz fand eine vertrauliche Besprechung hinsichtlich der Erneuerung der Handelsverträge statt. Jarskose Sselo, 5. Jan. Der österreichisch=ungarische Bot. schafter Graf von Thurn=Valsassina hat dem Kaiser sein Abberufungsschreiben überreicht.— An Stelle des verstorbenen Palastkommandanten Dedjulin ist der bisherige Kommandeur der Gardehusaren, General Wojejkow, zum Polastkom. mandanten ernannt worden. Probleme zu lösen. Da diese Mission erfüllt sei, werde die Regierung ihre Demission geben und dem König anheimstellen, an das Land einen neuerlichen Appell zu richten, um sich durch Neuwahlen über die Probleme der inneren Pollkk zu äußern. Die Kammer hat die Weihnachtsferien begonnen. Die Regierung wird vor Wiederzusammentritt des Partaments demissionieren. Sofia, 5. Jan. Der Kriegsminister hat die Entlassung der Reservisten bis zum Alter von 35 Jahren angeordnet. Es bleiben demnach nur noch zwei Altersklassen der Reserve unter den Fahnen.— Die Regierung hat drei Kommissionen ernannt und mit der Unterbringung der Flüchtlinge in den neuen Gevieten beauftragt. Die Flüchtlinge werden Landgediete und die zur Bewirtschaftung derselben notwendigen Mittel erhalten. Sofia, 5. Jan. Die Agence Bulgare meldet: Radosla# wow wurde wieder mit der Kabinettsbildung betraut und trat mit allen parlamentarischen Gruppen, mit Ausnahme der Partei Geschows und Danews, gegen welche alle anderen Parteien die Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung verlangen, in Fühlung. Die zu Rate gezogenen parlamentarischen Gruppen lehnten den Vorschlag, in das Kobinett einzutreten, ab. Die agrarischen und die sozialistischen Abgeordneten erklärten, daß sie es ablehnten, an jedweder Kabinettsbildung, welcher Art auch immer, teilzunehmen. In einer Audienz, welche eine Stunde währte, nahm der König die Ratschläge des Obmannes der stärksten parlamentarischen Gruppe entgegen und unterzeichnete Ukase, womit sämtliche Mitglieder des Kabinetts Radoslawow wieder zu Ministern ernannt werden und ihre Portefeuilles behalten. Das Ministerium des Aeußern wird auch weiterhin von Radoslawow geleitet werden, der mit der gegenwärtigen Sobranje arbeiten zu können hofft, vorausgesetzt, daß die verschiedenen Parteien in patriotischer Weise hierzu geneigt sind. Albanien. Nach einer Meldung der„Frankf. Ztg.“ aus Konstantinopel steht in der albanischen Frage eine folgenschwere Wandlung bevor. Die mohammedanischen Führer der Albaner haben in geheimer Wahl den zurückgetretenen türkischen Kriegsminister Jzzet Pascha einstimmig zum Fürsten von Albanien gewählt, da sich die Notwendigkeit der Wahl eines dem mohammedanischen Glauben angehörenden Fürsten ergebe. Die Albanerführer nahmen dabei die von Jzzet Pascha gestellte Bedingung an, daß das Fürstentum Albanien auf einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren unter der Kontrolle Oesterreich=Ungarns und Italiens bleibe. Izzet Pascha wird in der nächsten Woche nach Valona abreisen.(?) Auch eine serbisch=griechische Telegraphen=Agentur verbreite st eine Meldung aus Valona, wonach der aus Albanien stammende frühere Kriegsminister Izzet Pascha von Essad Pascha und Ismael Kemal ersucht worden sei, dafür einzutreten, daß Albanien eine mohammedanische Regierung erhalte, da die Kandidatur des Prinzen zu Wied die Unzufriedenheit der nichtchristlichen Bevölkerung erregt habe. Die Nachricht, daß Prinz Wilhelm zu Wied seine Abreise verschoben habe, weil sich unter den Albanesen Unstimmigkeiten wegen der Wahl Durazzos als Hauptstadt ergeben hätten, wird im österreichischen Ministerium des Auswärtigen für unrichtig erklärt. Der Prinz ist übrigens von Neuwied nach Potsdam zurückgekehrt. Das Pariser„Journal“ veröffentlichte bekanntlich am 31. Dezember einen Bericht über eine Unterredung, die Prinz Wilhelm zu Wied einem Korrespondenten des„Journal“ gewährt habe. Die„Neuwieder Zeitung" ist ermächtigt zu erklären, daß Prinz zu Wied den betr. Journalisten, der um eine Unterredung nachsuchte, nicht empfing. Alle Angaben des französischen Blattes über die Unterredung beruhen auf völlig freier Erfindung. Der Prinz hat, wie das genannte Blatt erfährt, es stets abgelehnt, über Fragen der Thronkandidatur Albaniens Nachrichten an die Presse gelangen zu lassen. Gestern mittag begaben sich König Konstantin und Königin Sophie mit ihren Kindern auf den deuten Panzerkreuzer„Goeben“, der zurzeit im Pyräus liegt. Der Könia trug seine deutsche Generalfeldmarschall=Uniform. Der Marineminister besuchte die deutsche Gesandtschaft, wo er längere Zeit mit dem deutschen Gesandten Grafen Quadt verhandelte. Stadtisches. Münster, 7. Januar. ( An der Beerdigung des Weihbischofs Illigens, die heute vormittag stattfindet, nehmen Erzbischof Dr. von HartmannKöln und Weihbischof Hähling von Lanzenauer=Padervorn teil. * Professor Mersch f. In der Nacht zum Dienstag ist nach längerem Leiden der hier im Ruhestande lebende geistliche Professor Herr Gerhard Mersch im Alter von fast 71 Jahren und im zeboren zu zun Priester genuar 1874 die Prüfung für die Lehrbefähigung an Gymnasien. Von Ostern 1874 bis Ostern 1879 wirkte er am hiesigen Paulinischen Gymnasium zunächst alo Probekandidat und dann als wissenschaftlicher Hülfslehrer, hierauf als ordentlicher Lehrer bis Herbst 1881 am Gymnasium zu Coesfeld. Von da ab gehörte er bis zum Jahre 1900 ununterbrochen dem hiesigen Paulinischen Gymnasium an, wo er um Weihnachten 1896 zum Professor ernannt wurde und in der Folge den Rang der Rate 4. Klasse erhielt. Seine Unterrichtsfächer waren außer der Religionslehre Deutsch, Griechisch, Latein und Hebräisch. Seiner schwankenden Gesundheit wegen sah er sich im Herbst 1900 zur Einstellung seiner Lehrtätigkeit gezwungen. Beim Scheiden aus dem Amte erhielt er den Roten Adlerorden 4. Klasse. □ Westfälischer Provinziallandtag. Nach Meldung des Reichsanzeigers hat der König genehmigt, daß der diessäh srovinziallandtag für die Provinz Westfalen zum 8. März 1914 nach Münster einberufen wird. Der Provinziallandtag der Rheinprovinz beginnt bereits am 8. Februar in Düsseldorf, für Hannover am 25. Februar. se] Ein Ladendieb verhaftet. Am Montag morgen trat ein junger Mann in einen Backerladen auf der Weselerstraße und verlangte frische Brötchen. Während die Bäckersfrau nach der Backstube ging, entwendete das Bürschchen aus der Ladenkasse etwa 10 c Wechselgeld. Die Frau bemerkte den Diebstahl und rief ihren Mann herbei, der den Täter ur Rede stellte. Dieser spielte den Entrüsteten und leugnete das Vergehen mit dreister Stirn ab. Kurzerhand verschloß man die Ladentür und benachrichtigte einen Polizeibeamten. Bei der vorgenommenen Untersuchung wurde der gestohlene Betrag in den Strümpfen versteckt gefunden. Der Dieb ist verhaftet worden. Vom Balkan. Bukarest, 5. Jan. In Erwiderung auf seine Interpellation die gegenwärtige 46. Jahre seines Priestertums gestorben. Er war Hörstel bei Rheine am 17. Januar 1843, wurde zum weiht am 19. Dezember 1868 und bestand im Ja. 3. Die Inventarisation der nicht=staatlichen Archive. Pros. Dr. Schmitz=Kallenberg ist mit der Inventarisation des Kreises Büren nahezu fertig.— Archivrat Dr. Merx hat die Inventarisation des Kreises Höxter in Angriff genommen— Die Archtvare Dr. Müller und Dr. Lüdicke haben schriftlich über ihre Tätigkeit in den Kreisen Lüdinghausen, Beckum, Landkreis Münster und Stadtkreis Münster berichtet.— Pros. Dr. Weskamp hofft die Inventarisation des Kreises Recklinghausen bis 1915 zu vollenden. 0- 64 4. Die Rechtsquellen Westsalens. Pros. Dr. SchreuerBonn berichtet über die von dem wissenschaftlichen Hilfsarbeiter der Kommission Dr. E. Schulte ausgeführten Arbeiten zur Sammlung der Weistümer. Es werden ihm dafür 325.4 bewilligt und für das folgende Jahr ein Kredit von 500 M zur Verfügung gestellt.— Von der Bearbeitung der Stadtrechtsquellen Unnas hofft Dr. Lüdicke das Manuskript des Urkundenteils bis zur nächsten Sitzung fertigstellen zu können.— Dr. Lappe hat die Arbeit am Lünener Stadtrecht gefördert. 5. Wirtschaftsgeschichtliche Quellen. Professor Meister berichtet über den Inder zu Darpes letzten Band der coder Traditionum den unter seiner Leitung der wissenschaftliche Hilfsarbeiter der Kommission Dr. Symann besorgt. Es werden dafür 200 M ausgeworfen. Es wird beschlossen, auch ein kurzes Glossar beizugeben.— Prof. Meister referiert über seine Arbeiten zur Geschichte der westfälischen Salzproduktion und Salinenindustrie; es werden für das lausende Jahr 200.4 für einen Kopisten bewilligt.— Dr. Lappe beantragt, die Wüstungen Westfalens aufzunehmen. Es wird dazu eine Kommission, bestehend aus dem Vorsitzenden, Prof. Meister, His und dem Anttagsteller, gewählt. 4. Kirchengeschichtliche Quellen. Migr. Dr. Schwarz teilt mit, daß die Visitationsakten des Bistums Münster 1571—73 im Druck nahezu vollendet sind.(Inzwischen erschienen.) — Auch die Akten der Bursfelder Kongregation 1458—1555, bearbeitet von Prof. Dr. Linneborn, liegen druckfertig vor. 7. Landtagsakten. Die Landtagsakten des Bistums Münster, bearbeitet von Prof. Schmitz=Kallenberg, können in die Druckerei gehen..... S4aumm 8. Westfälische Munzgeschichre. Geheimte. Philippt gibt einen Bericht über die Arbeit des Dr. Stange=Bielefeld über das Münzwesen des Bistums Minden. Die Arbeit wird unter die Publikationen der Kommission ausgenommen. 9. Westfälisches Dialektwörterbuch. Dem Siegerländer Wörterbuch wird eine Unterstützung in Aussicht gestellt.— Geheimrat Erler wurde gebeten, mit Prof. Jostes wegen des estfälischen Wörterbuchs in Verbindung zu treten. 10. Veröffentlichung westfälischer Korrespondenzen. Der Vorsitzende hat sich mit der Korrespondenz Friedrich Christians von Münster beschäftigt.„„„ 11. Oberbibliothekar Professor Dr. Bomer hat das Register der Zeitschrift weiter gefördert. Es wurde dann noch die Gründung von Neujahrsblättern erwogen, aber als nicht spruchreif abgesetzt. Ueber die westfälische Bibliographie und den Plan eines Zeitungsmuseumg, wurde ver****; ein Beschluß herbeigeführt wordest wäre. Die Historische Kommission der Provinz Westfalen hielt am 3. Januar im Hotel„Monopol“ eine außerordentliche Sitzung ab, an der u. a. Se. Durchlaucht der Fürst v. SalmHorstmar teilnahm. Der Schriftführer der Kommission, Se. Magnifizenz Prof. Dr. Spannagel, gedachte zunächst der Verdienste des verstorbenen Vorsitzenden der Kommission, des Geh.Rats Prof. Dr. Erler. Dann wurde ein neuer Vorsitzender gewählt in der Person des Prof. Dr. Meister. Gleichzeitig wurde Geheimrat Prof. Dr. Philippi zum Ehrenvorsitzenden nannt.„„ 6 g. Die weiteren Beratungen orehten sich um die zortführung der beiden von Erler übernommenen Arbeiten der Kommission: der Herausgabe der Chronik des Hermann Lerbeck, sowie der Veröffentlichung der Korrespondenz Friedrich Christians von Münster. Dem Siegerländer Geschichtsverein wurde eine Beihilfe von 300 Mark zur Fortsetzung des Siegerländer Urkundenbuchs bewilligt. Aus dem Kassenbericht des Rentmeisters Humperdinck ergab sich an Einnahmen 10 489,60 M, an Ausgaben 10143,95 A; da aber aus dem Vorjahre noch eine Mehrausgabe von 727,13 M zu decken war, so verblieb ein Minus von 381,48 J. Auch konnten zwei längst druckfertige Arbeiten bisher nicht in Druck gegeben werden, weil es an verfügbaren Mitteln fehlte. Es ist daher von der Versammlung als notwendig erkannt worden, daß sich noch mehr Stifter und Patrone der Historischen Kommission anschließen. Nach§ 2 der Satzungen sind Stifter diejenigen, die der Kommission wenigstens 1000 A zuwenden." Patrone sind diejenigen, die einen Jahresbeitrag von mindestens 50 A zu zahlen sich verpflichten. Ueber den Stand der Arbeiten der Kommission gibt folgendes Protokoll über die Sommersitzung Aufschluß: 1. Das Urkundenbuch. Herr Dr. Grotefend will das Register zu Bd. VII(Herzogtum Westfalen) bis Juli fertigstellen. Sollte er diesen Termin nicht einhalten können, so soll Herr Dr. Messing, jedoch unter ständiger Aufsicht des Geheimrats Philippi, auf Grund der Vorarbeiten Grotefends, das Register zu Ende führen. — Der VIII. Bd.(Bistum Münster 1300—1325) ist von Dr. Krumbholtz dem Druck übergeben worden und größtenteils schon veröffentlicht.— Die Vorarbeiten für Bd. IX(Bistum Paderborn 1300—1325) sin llend — ton 2. Darstel ende t der Quellen. Die Chronik Hermann Lerbecks hal.. verstorbene Dr. Schröder in Minden nicht mehr druckfertig machen uinen. Der Vorsitzende übernimmt die weiere Bearbeitung.— Die Neuherausgabe von Hamelmanns Reformationsgeschichte Westfalens hat Dr. Lössler soweit geförd daß sie in Druck gehen konnte. —.— pen%Adert, handelt, ohne baß en Drovinzielle Nacbrichten. (=) Hamm, 6. Jan. Der gestrige Kreistag des Landkreises Hamm wurde von Landrat Schulze=Pelkum mit einer längeren Ansprache eröffnet, in der er darauf hinwies, daß Freiherr vom Stein als Besitzer der Standesherrschaft Scheda Mitglied des Kreistages gewesen sei. Zur Erinnerung an ihn habe die einzige noch lebende Enkelin des großen Staatsmannes, die Gräfin von der Gröben, ein prächtiges Bild des Reichsfreiherrn für den Sitzungssaal des Kreistages gestiftet. Bei Beratung des Haushaltsplans wandte sich Rittergutsbesitzer Große=Leege gegen die ständig zunehmende Wohltätigkeitsbettelei bei den Kommunalverbänden. Der Haushaltsplan, der mit 652 000 A balanciert, wurde (anse De Kreisteuer wunde auf 50 Brozent der Stat. euer(„ie i. V.) festgesetzt und wird 426 000 aA erbringen. rnehmigung der verschiedenen Sonder=Haushaltsplane teilte Landrat Schulze=Pelkum mit, daß nach Ablehnung der großen Erweiterungsprojekte der Ruhr=Lippe=Kleinbahnen durch die Kreise Arnsberg und Soest jetzt die Absicht bestehe, die Linie HammWerl=Neheim normalspurig auszubauen. Eine lebhafte Debatte rief die Vorlage auf Beteiligung an der Straßenbahn Unna=Heeren=Werve hervor, da im letzten Augenblick ein neues Projekt eingereicht wurde. Die Vorlage wurde schließlich abgelehnt und beide Projekte einer Kommission zur Prüfung überwiesen. Sipasen 8 J' Weidenau bei Siegen, 4. Jan. Erstoten aufgefunden wurde im nahen Hainchen der Arbeiter Schneider von dort. Er hatte vor ein Paar Tagen einen Soldaten zur Bahn begleitet und war später allein nach Hause gegangen. Auf diesem Wege muß sich der Mann verirrt haben und vor Müdigkeit zusammengesunken sein. Mehrere Tage wurde Sch. vermißt, bis man ihn : W i e d e n b r ü c k, 6. J a n. Z u d e r B l u t t a t i n d e r S t l v e s t e r n a c h t. Unter dem Verdacht, an der Bluttat, die sich in der Silvesternacht hier zugetragen hat, beteiligt gewesen zu sein, wurde der Vater des Mörders verhaftet. Der Mörder selbst, Joseph Schauerte, ist spurlos verschwunden. Man nimmt an, daß er sich irgendwo im Walde das Leben genommen hat. Er galt als ein auserordentlich begabter, doch heruntergekommener Mensch, der in den letzten Jahren annähernd 50000 A durchgebracht haben soll. Die eigentliche Ursache des Mordes war, daß Frau Schauerte kürzlich eine Erbschaft gemacht hatte und das Geld zu gleichen Teilen auf ihre Tochter und ihren 20jährigen Sohn, der in Buer das Gymnasium besucht, übertragen hatte. Die Annahme eines Selbstmordes des jungen Schauerte findet ihre Bestätigung. Nach einer neuerlichen Meldung wurde der Mörder in der Nähe des Rittergutes Lützen bei Leipzig bet aufgefunden.„u, Kpne Aur Snccht — Moers, 6. Jan. In Winkerswyr überstel der Kneihr Klucken den Gutsbesitzer Westermann, der eine größere Geldsumme bei sich trug, verletzte ihn durch einen Dolchstich tödlich und einen zu Hilfe herbeieilenden Knecht schwer. Der Täter wurde )I( Osnabrück, 6. Jan. Der Theaterdiener vom hiesigen Stadttheater wurde mit 650 M Theatergeldern flüchtig. Von dem Defraudanten fehlt bis setzt sede Spur. 46ung da i.. § Emden, 6. Jan. Auf die Ergreisung ver Morders des Pastors Loets in Reepsholt hat der Regierungspräsident von Aurich eine Belohnung von 2000 A ausgesetzt. Bisher hat man von dem Mörder noch keine Spur. In der letzten Zeit wurden verschiedene Kirchendiebstähle in Oldenburg und Ostfriesland begangen, ohne daß man des Täters habhaft werden konnte. Vermischtes. Görlitz, 6. Jan. Heute mittag gegen 12 Uhr fuhr der Bursche des Majors von Troilo vom hiesigen Infanterie=Regiment Nr. 19 mit einem zweispännigen leichten Wagen in Moys am Niederhafen in die hochgehende Rothwasser. Mann und Pferd ertranken. Königsberg, 5. Jan. Verhaftungen wegen Spionageverdachts. Laufe der letzten beiden Wochen wurde hier eine Anzahl 1 Peronen unter Spionageverdacht verhaftet. Es handelt sich hauptsächlich um Angestellte von Instituten, die mit den Militärbehörden im Zusammenhang stehen. Es soll eine umfangreiche, schon seit Jahren betriebene Spionage vorliegen. Die in Haft genommenen Personen erhielten von Rußland aus ihre Anweisung und lieferten dorthin ihre Berichte. Als einer der ersten ist ein Aegestellter der Landesversicherungsanstalt in Haft genommen worden.„„ G.m S. Mannheim, 6. Jan. Der Metauarbeiter Ludwig Freyier 1ötete seinen ein Jahr alten Sohn und erschoß sich dann auf dem Friedhofe am Grabe seiner Frau. Die Tat ist deshalb umso trauriger, als die Frau im Herbst 1913 ihre beiden Kinder zu ermorden versuchte. Ein Kind wurde von ihr getötet, das andere konnte von den erhaltenen Verletzungen wieder geheilt werden. Dieses Kind hat nun der Vater ermordet. Schwerin, 6. Jan. In Parchim wurde heute früh Dragonerleutnant Frhr. von Heintze erschossen aufgefunden. Er soll angeblich bereits gestern abend seinen Kameraden gegenüber Andeutungen gemacht haben, daß er sich erschießen wolle. Die Angelegenheit ist völlig ungeklärt. Paris, 6. Jan. Von den bei dem Einsturz in der untergrundbahn verschütteten Personen sind zwei weitere Leichen geborgen worden. Unter den Trümmermassen befinden sich noch zwei Verunglückte. Schwere Dampferunfälle. Newyork, 6. Jan. Nach einem gestern früh von dem Hapagdampfer„Bavaria“ eingelaufenen drahtlosen Telegramm war das vorgestern in Seenot geratene Schiff der Tankdampfer„Oklahoma“. Von seiner Besatzung sind wahrscheinlich 24 Mann ertrunken; 8 Mann sind gerettet worden. Obwohl noch mehrere andere Schiffe zum Beistand herbeigeeilt waren, war doch die„Bavaria“ allein imstande, Hilfe zu leisten; sie nahm den Kapitän Gunter, mehrere Offiziere und Mannschaften auf; von der übrigen Besatzung hat man keine Nachricht. Nach der Meldung der„Bavaria“ ist der Dampfer„Oklahoma“ nicht vollständig gefunken, sondern treibt, teilweise unter Wasser, hilflos dahin. Die Ankunft zweier Schiffe, die dem Dampfer„Oklahoma“ Hilfe leisteten, wird heute hier erwartet. Die„Bavaria“ mit dem Kapitän der„Oklahoma“ und 7 Mann an Bord ist für heute in Boston fällig. Man hofft, daß sich noch Leute der Mannschaft auf anderen Schifen befinden, 142 Lommfer Stuum Stavanger, 6. Jan. Der norwegische Tampfe.„Espalllvon Stettin nach Bergen mit Roggen unterwegs, ist vorgestern abend gesunken. Vor der 14 Mann starken Besatzung sind S ertrunken, die übrigen sechs, darunter der Kapitän und der erste Steuermann, wurden gerettet. London, 6. Jan. Die Zeitungen veröffentlichen. ein Teiegramm aus Newyork, daß bei dem Untergang einer Berk auf dem Fraserfluß in der Nähe des Forts George in Brittsch=Kolumbien 75 Personen ertrunken seien.— Nach weiteren Meldungen sind bei dem Unglück 25 Personen ums Leben gekommen. Die Quelle für den Bericht ist ein italientscher Arbeiter aus Winntpog, der angibt, als Einziger gerettet worden zu sein. Luftfabrt. Brüssel, 4. Jan. Landung eines deutschen Freivallons in Beigien. Ein mit zwei deutschen Offizieren aus Düfseldorf desetzter Freiballon landete gestern bei Jalhay in der Provinz Luttich beim Pachthose Grosfils unweit der deutschen Grenze. Die Offiziere entleerten den Ballon und fuhren mit dem nächsten Zuge über die Grenze zurück, so daß weder ihre Personalten noch ihre Absichten festgestellt werden konnten. Neueste Nacbrichten. Rom, 6. Jan. Der Papst empfing heute 150 junge Leute des Vereins katholischer Handwerker aus Deutschland, die von Pfarrer Hurth geführt und von Monsignore det Wal und Pfarrer Henzler vom römischen Komitee des Vereins begkeitet wurden. Nachdem der Papst den Saal, in dem die jungen Leute sich versammelt hatten, betreten hatte, bot er ihnen die Hand zum Kuß, während sie eine religiöse Hymne sangen. Darauf setzte sich der Papst unter sie. Pfarrer Henzler versicherte im Namen der jungen Leute deren Ergebenheit und bat den Papst um seinen apostolischen Segen für den Verein und für die Fahne des Verbandes der deutschen katholischen Handwerker in Rom, der die Feier seiner 50jährigen Bestehens beging. Der Papst dankte in seiner Antwort und wünschte dem Verbande alles gute. Er dankte vor allem den jungen Leuten, daß sie nach Rom gekommen seien, um ihren Glauben darzutun und ihre Anhängkichkeit an den Heiligen Stuhl zu bezeugen. Der Papst segnete hierauf die Anwesenden, ihre Familien und den gesamten Verband und schließlich auch die Fahne. Nachdem Pfarrer Henzler die Worte des Papstes in Deutsch zusammengefaßt hatte, erteilte der Papst seinen Segen und verließ dann den Saal unter den Zurufen der Anwesenden. Der Ausschuß der Verbandes und des römischen Komitees statteten hierauf Merry del Val einen Besuch ab. Schweres Unglück bei einer Weihnachtsbescherung. San Jnan(Portorico), 6. Jan. Im Stadttheater sollte eine Weihnachtsbescherung armer Kinder stattfinden. Als die Türen zum Theater geöffnet wurden, entstand ein Gedränge, bei dem vier Kinder kotgetreten und 18 schwer verlehzt wurden. Schneefdlle. Freiburg 1 B., 7. Jan. eit über 50 Stunden ein heftiger (Telegr.) Im Schwarzwald herrscht liger Schneesturm. Der Schnee llegt seit durchschnittlich 1 Meter hoch. Gotha, 7. Jan.(Telegr.) Im Thüringer Walde ist vergangene Nacht starker Schneefall eingetreten; der Schnee liegt etwa 40 Zentimeter hoch. In Oberhof waren der elektrische Aufzug und alle Bahnen völlig verschneit; es herrscht 4 Grad Kälte. In der Ebene trat Neuschnee ein mit gelindem Frost. Amerikanische Warenkurse. * New-Tork, 6. Jan. Schlußpreise. Wetter-Drognose. (Undefugter Nachdruck wird gerichtlich verfolgt. 8. Jan.: Zunächst Froft, etwas Schnee, wechselnd bewölkt, zeitweise heiter. Später milder, windig, trüber Regen und Schnee. 9. Jan.: Ziemlich trüb, windig, milde, Niederschläge. (Deteorologische Beobachtungen in(Dünster am 7. Jan. morgens 7½ Uhr:+ 1.9°C. Am 6. Jan. beirug das Maximum+ 5.0°C., das Minimum+ 1.0° C. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Hauptredakteur Theodor Warnecke, für den Anzeigen= und Reklameteil: Conrad Knopp, beide in Münster. Einer erzählt es dem andern, daß wir in Kathreiners Malzkaffee ein wohlschmeckendes, billiges und gesundes Familiengetränk haben. So ist Kathreiners Malztaffee in 25 Jahren zu einem Volksgetränk ersten Ranges geworden. Viele Millionen trinten ihn täglich. Schte Sodener Minerei-Postilen sind sell fast 3 Jahrzehnten bewährt bei Busten, Beiserkellt, Katarrb der huftwege elc. achte Sodener(ineral-Postilen— und nur diese!— werden aus den bekannten, von allers ber zur Hur verordneten Gemeinde- Beilquellen Do. 3 u. 18 des Bodes Soden g. Taunus gewonnen. achte Sodener Mineral-Pastilen müssen Sie verlangen, wenn Sie die wirhsamen Salze der genannten Bellquellen baben wollen. Nr. 11. Mittags-Ausgabe. Wefttälischer(Verkur. Mittwoch, dien 7. Jcaver 1914 Heute morgen um 1½ Uhr starb nach längerer geduldig ertragener Krankheit, versehen mit den heil. Sterbesakramenten, unser geliebter Bruder, Schwager und Onkel der hochwürdige Herr PPotssser-Geru. mersch im Alter von fast 71 Jahren und im 46. Jahre seines Priestertums. Seine liebe Seele empfehlen wir dem fürbittenden Gebete seiner Freunde und Schüler, besonders seiner Confratres beim hl. Opfer. Münster i. W., Hörstel und Rheine, den 6. Januar 1914. Die trauernden Angehörigen. Das Seelenamt für den Verstorbenen findet am Freitag, den 9. d. M., in der Ludgeri-Pfarrkirche morgens um 9½ Uhr statt und darauf das Begräbnis vom Sterbehause(Kanonengraben Nr. 17) aus. Des Morgens in der Frühe wünscht jeder ein Frühstück, das nicht allein eine vorübergehende Beseitigung des Hungers, sondern auch das für die Tagesarbeit unerläßliche Behagen herbeiführt. Das schmackhafteste Brot mit bester Butter oder feinstem Schmalz, ja selbst mit würzigem Fruchtmus muß sich erst mit einem passenden Getränk vereinen, um Behagen zu bewirken, die Ausnutzung der Speisen zu sichern und die erwünschte Kräftigung des Körpers zu erzielen. Hier Ist Kakao vor allem geeignet, weil er ir fin abeer Gehhrt, unt prechend der jeweiligen Beschaffenheit der Verdauungsorgane der Einzelnen genau abstimmen täßt. Sagt er dem Geschmack und den Organen des Hausherrn recht stark und mit Wasser zu, so wird er der Hausfrau und den Kindern ganz oder teilweise mit Milch zubereitet besser bekommen. =Rakao ist in seiner vollendeten Verarbeitung besonders berufen, dem Idealgetränk neue Freunde zu erwerben. Reichardt=Schokolade kennzeichnet geradezu einen Markstein in der Geschichte der deutschen Schokoladen=Industrie. Reichardt=Konfitüren sind Edelprodukte im besten Sinne des Wortes. Diese Marken sind in den eigenen Verkaufsstellen zu den gleichen Einzelpreisen wie in der Reichardt=Fabrik erhältlich, in Manster: Peinzwpalmarit 31. Fernsprecher 719. Freihauslieferung im Stadtbezirk Mk. 3.— nach Vororten von Mk. 5.— an. Beraunrmachung. Unter Bezugnahme auf die abgeänderten§§ 25 und 57 der Wehrordnung werden die Militärpflichtigen der Geburtsjahre 1892, 1893 und älterer Jahrgänge, welche noch keine endgültige Entscheidung über ihr Militärverhältnis erhalten haben, sowie diejenigen, welche in der Zeit vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezember 1894 geboren sind und ihren dauernden Aufenthalt im hiesigen Stadtbezirk haben, hiermit aufgefordert, sich in der Zeit vom 2. bis 15 Januar 1914 in den Vormittagsstunden von 9 bis 12½ Uhr auf Zimmer Nr. 120 des städtischen Verwaltungsgebäudes— Altbau— zur Rekrutierungsstammrolle persönlich anzumelden. Die Militärpflichtigen des Geburtsjahres 1894, welche nicht im hiesigen Stadtbezirk geboren sind, haben einen Geburtsschein, der kostenfrei erteilt wird, die Militärpflichtigen der Geburtsjahre 1892, 1893 und älterer den Losungsschein bei der Anmeldung vorzulegen. Die Geburtsscheine müssen von dem zuständigen Standesamte ausgefertigt sein. Sind Militärpflichtige zeitig abwesend(auf See befindliche Seeleute, auf Reisen befindliche Handlungsgehülfen pp.) so haben deren Eltern, Vormünder, Lehr=, Brot= oder Fabrikherren die Verpflichtung, die Anmeldung zur Rekrutierungs=Stammrolle innerhalb des genannten Zeitraumes zu bewirken. Von der Wiederholung der Anmeldung zur RekrutierungsStammrolle sind nur diejenigen Militärpflichtigen befreit, die für einen bestimmten Zeitraum von den Ersatzbehorden hiervon ausdrücklich entbunden oder über das Jahr 1914 hinaus zurückgestellt sind. Militärpflichtige, die nach der Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militärpflichtjahre ihren dauernden Aufenthaltsort oder Wohnsitz verlegen, haben dies behufs Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange als auch bei der Ankunft an dem neuen Orte der Behörde oder der Person, welche mit der Führung der Stammrolle beauftragt ist, spätestens innerhalb 3 Tagen zu melden. Wer die vorgeschriebenen Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung dieser unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 A oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft. Es wird schon jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Aushebung etwaige Gesuche um Zuweisung zu einem bestimmten Truppenteile in der Regel eine Berücksichtigung nicht finden können. Es empfiehlt sich daher, daß Militärpflichtige, die einen derartigen Wunsch hegen, sich auf Grund eines auf dem Militärbureau, Zimmer Nr. 120 des städtischen Verwaltungsgebäudes, zu beantragenden Meldescheins zum zwei=, drei= oder vierjährigfreiwilligen Diensteintritt bei dem betreffenden Truppenteile melden. Diese Meldung muß bis zum 31. März 1914 erfolgt sein. Münster i. W., den 23. Dezember 1913. Der Oberbürgermeister. Vertreter Staatlich anerkanntes Zu Ostern 1914 wird eine Oberlehrerin ung für Mathematil und Naturwissenschaften gesucht. 2000 Mt und 720 Me W“ 1925 Anfangsbesoldung 2500 Mi. und 720 M.. Wohnungsgeld=Zuschuß. Bewerdungen mit Lebenslauf und Zeugnis=Abschriften sind bis zum 20. Januar 1914 an den Unterzeichneten zu richten. 1049 Cleve, den 24. Dezember 1913. Ramens des Verwaltungsrates. Der Vorsitzende: Dr. Wulck, Bürgermueister. Schulbau in Nienberge. Deutsche Militärdienst- und LebensVersicherungs-Anstalt a. G. in Hannover * Brrichtet im Jahre 1678.— Abteilung 1: Abteilung II Bilitärdienst.# Lebensund und BrautaussteuerVersicherung. Der Neubau der zweiklassigen Volksschule in Nienberge mit einer Wohnung für einen verheirateten Lehrer und einer Lehrerinnenwohnung soll im ganzen in zwei Losen vergeben werden. Los I umfaßt die Arbeiten des Rohbaues einschließlich der Dachdeckerarbeiten und der Nebenanlagen. Los II die Tischler=, Schlosser=, Glaser= und Anstreicherarbeiten. 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Gottes Allmacht will abermals die Heiden von der Ohnmacht ihrer Götzen überzeugen. Für den Missionar wird es neue Not, neue Arbeit geben. Wer will helfen? Es gilt, Unglückliche an Leib und Seele zu retten. Wer hilft armen Waisen, deren Zahl sich bald vergrößern dürfte? Wer schenkt dem Christkind eine Kinderseele durch Uebernahme der Patenstelle? Wer gedenkt der Witwen, der Verlassenen, der Darbenden? Jeder, der 1 Mk. oder mehr spendet, erhält in Kürze als ärmlichen Dank eine Quittung auf hübscher Ansichtskarte von Paderborn und nachträglich auf einer zweiten aus Indien. Fromme Gaben sende man an die Geschäftsstelle dieses Blattes oder an die PBIUN Toppicne, Raufer und Verlagen kaufen Sie am vorteilhaftesten im ses: Spezial-Teppichhaus Franz Oripekoven Münster, Königstr. 46. Korddeutscher Schnell= und ostdamgsererdindungen von Breinen nach Nlew=Vork: Boston Phlladelphia= Baltimore llew Orisans. 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Die konservative haus 147 Mitglieder u glieder; das Zentrum h liberalen 73; die Fort der, die Polen 13 un 443 Abgeordneten ent Parteien und 136 auf Rechte ergeben demnac und Linke eine Mehrhe liberalen noch auch die politischen Linksmehrhe lich gerade im preußi liberalen fast durchweg Im Abgeordneten weit klarer und fester g auch in der beginnend ordnetenhause nur selt heitsbildung zustande ke Geschäfte nicht immer In Kirchen= und Schu vative hoffentlich auch während sich leider wo macher eine Mehrheit r zu Wege bringen läßt ratungsstoff ist umfang nung, daß derselbe, wi zum Sommer verabsch Etat, der auch jetzt wiBeratung kommt, harr setzentwürfe: Das Woh munglabgabengesetz. 1 Umstand etwas entlast tungsgesetz und das F hause durchberaten wer tag mit dem Fischerei Parzellierungs letzte Entwurf soll dem vorgelegt werden und ken, aber doch Bestim Verhältnissen der Ostn dabei also wiederum u so daß es auch jetzt u die verfehlte Grenzma Allgemein wird a netenhause erneut ein werde; es scheint aller umhin könnte, dem! Königs gemäß dem zu machen, da kein 3 für die dringendsten 9 netenhause, sondern au wird. Bei der guten auch nicht an energisch provisorischen Zuschläg steuer fehlen und die 9 kunst zu Hilfe nehmen die Notwendigkeit der weisen. Der Ministe wie von den Konservat der Erledigung der bi und Antwort stehen n schneiden wie im deu warten, was die vom rede am Donnerstag Herzog Ernst Au 16. Januar nach Be hohen Ordens vom S. ziell empfangen werd 75 Millionen auß dung des neuen Rei Goldreserve in bereits auf 75 Millio daß erst Ausgang des Goldreserve aus den werden konnte, so der % der Goldreserve gel Goldstand der Reichst geschieht bekanntlich d von denen für 100 M 20 Millionen Mark S der Silberreserve, die Mark gebildet wird, noch an den notwendi berreserve bei den vers fehlte. Bekanntlich u Stücken in Tresoren d Silberreserve zum Teil bei einigen Zweigans den Fall ihrer Verwe Die erforderlichen Tre so daß auch mit der 2 Zeit begonnen werder gemäß langsamer vol gewinnen der laufende das Jahr 1913 waren Verfügung gestellt; de in Höhe von 21 Mil dentlichen Gold= und E auf 45 Millionen Ma 6 Der„Fall Reichstagsabgeord ubgeordneter gleisen gewählt wur und ihres neffen der Reichstag vei Die Staatsanwalt bereits beim Reich Der Reichstag wit neuen Jahre Eine Aussprache i wird den Antrag ordnungskon rasch dazu Stellun Einleitung eines nete während der Falle ist wohl aber seine Genehmigung wird. Der Reichoingee Wahlkreises Fritzlargetreten.