Bae WE S #### dE.##n namnae 50#.=M. Unsallunterstützung Erscheim Taguch das „Illustrierte AntervaltungsBlatt" u. So Veliage.G. A. am Sonntag“. &* Tran Nungsgerüche Eransvorttopen Pia. pio Woche. S W 8 BehtAboune= nents monat#l. 56 Vsa. ztgeitungsgebühren. Pestelgell. RM. 509.: ie ichlichem Ursond. Beitimmungen. AAls Abtellungen sind durch borgenamnte Sammck= Nummer über unsere eigene Zeutrale zu erreichen.) A g M. UNBanpa!.pa 4 sin Vornand and das gesann keeischwensansige Iabasniegerien Deutschlande größte Auflage außerbalb Berlins. 15 Pfennig Helland 16 Cente, Belgien. Luzemburg.50 bfre., Frankreich 1 Fres., Schweis 2° Centa. für das Mikimeter der einspaltigen Breite 30.=Vsa. bei Familienanzeigen. Stellenangeboten und=Gesuchen sowie Wohnungsanzeigen 15.=Pig. im Reklameteil das Millimeter..... 150.=Pig. Für die Berechnung und Ausführung der Anzeigenaufträge sind die In unserm Tarik festgesetzten Bedingungen maßgebend. Auf die Taritnettopreise gewähren wir 10 Prozen: Krisenrabatt.— Für die Aufnahme der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kelne Gewähr geleistet,„auch t ür das Erscheinen des Blattes bei Eintritt höherer Gewalten oder Versagen der Lieferungsmittel.— Erfüllungsort Dortmund.— Postscheckkonto Dortmund 450. Anzeigen=Annahm,e,: ntags Ar die Wochentags=Ausgahen bis 1 Uhr mitags. ür die Sonntags=Ausgabe bis Freitag abend 6 Uhr. Ponn auf demn Von unserem Essener Mitarbeiter Ua. Die imponierende Heerschau der deutschen Katholiken in Essen hat am Sonntag ihr Ende gefunden. Die Riesenkundgebungen zeigten die ungebrochene Kraft, die dem Katholizismus in seiner Autorität gegenüber der Masse der Gläubigen innewohnt. An die 200000 Menschen waren am Sonntag vormittag zum Baldeneyer Berg gezogen und beugten sich wie ein wogendes Kornfeld, als der Vertreter des Papstes, der Nuntius Orsenigo den Segen auf sie herabflehte. Obwohl der Katholikentag von der schwersten sozialen und politischen Krise seit Kriegsende überschattet ist, sind die öffentlichen Kundgebungen von der Erörterung politischer Tagesfragen freigehalten worden. Der Katholizismus ist diplomatisch geschult genug, um die Austragung politischer Gegensätze vor dem Volke zu vermeiden. Die delikaten Erörterungen werden in die Ausschüsse oder in enge und engste Zirkel der Prominenten verlegt. Nur hier wird entschieden, ob und inwieweit der Katholizismus eine Schwenkung und Anpassung an neue Zeitströmungen vornehmen will. Bei der kritischen Würdigung der öffentlichen Kundgebungen ist es darum nicht so wichtig, festzustellen, was gesagt worden ist, als vielmehr auf das hinzuweisen, was nicht gesagt worden ist. Hierzu ist die wichtigste Feststellung, daß in keiner Weise eine Stellungnahme zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei erfolgte. Augenblicklich schweben die Koalitionsverhandlungen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum. Schon diese Tatsache ließ es geboten erschein Der Inhalt der W piwherfune.5 Hindenburg hat bereits unterzeichnet Veröffentlichung Dienstag Das System der Steuerrückvergütung„ Die Prämien für Arbeitseinstellungen7 Auflockerung des Tarifrechts 7 Ein Reichskommissar für die Staatsbetriebe Eigener Nachrichtendienst eß es geboten exscheinen, sich hüben wie drüben tunlichst jeglicher Kritik zu enthalten. Die Annäherung zwischen den beiden Parteien ist offenbar schon stärker gediehen als nach den bisherigen Verlautbarungen anzunehmen war. Jedenfalls ist die jetzige Stellungnahme des Katholizismus eine wesentlich andere als noch vor einem Jahr, wo die Fuldaer Bischofskonferenz in unzweideutiger Form den Nationalsozialismus verdammte. Umgekehrt sind in Essen die katholischen Nationalsozialisten weder in der geschlossenen Mitgliederversammlung noch bei den internen Ausschußsitzungen gegen das Zentrum als„Hauptvertretung des deutschen Katholizismus“(Geheimrat Bachem) polemisch hervorgetreten, wie es der Deutschnationale Katholikenausschuß in ausgiebiger Weise getan hat. Die bescheidenste Schlußfolgerung, die hieraus zu ziehen ist, muß also dahin lauten, daß von seiten des Katholizismus zurzeit alles vermieden werden soll, was zu Differenzen mit den Nationalsozialisten führen kann. Man darf aber sicherlich seine Vermutungen in dieser Richtung noch um einige Etappen erwettern. Denn aus den sonstigen Begebenheiten der vergungenen Tage und Wochen geht klar genug hervor, daß die Brücke für eine Koalitionsbrüderschaft zwischen Zentrum und Nationalsozialisten hergestellt werden soll. Der Katholikentag hat gezeigt, daß seitens der Kirche hierbei keine Schwierigkeiten mehr zu gewärtigen sind; das wird für die politische Gestaltung der nächsten Zukunft von größter Bedeutung sein. Unbereinigt ist dagegen das Verhältnis zu dem deutschnationalen Katholiken=Ausschuß, der unter Führung des Rechtsanwalts Glasebock auf der lebhaften Sitzung der Arbeitsgemeinschaft 9, die die staatsbürgerliche Haltung des Katholizismus festlegt, seine Ansprüche auf stärkere Distanzierung von links und seine Vorwürfe gegen die bisherige Zentrumspolitik sehr nachdrücklich zum Ausdruck brachte... Nnesta In diesem deutschnationalen Katholikenausschuß haben sich die katholischen Reaktionäre zusammengeschlossen, von Martin Spahn bis Freiherr von Lüninck. Das Ergebnis dieser hitzigen Ausschußsitzung kann dahin zusammengefaßt werden, daß die dort vertretenen Zentrumspolitiker nicht ohne weiteres geneigt sind, die Forderungen ihrer deutschnationalen Glaubensgenossen zu akzeptieren. Schon deshalb nicht, weil angesichts der bekannten sozialreaktionären Grundsätze des deutschnationalen Katholikenausschusses sonst eine Separierung der hundertfach stärkeren christlichen Gewerkschaftler gedroht hätte. Die letzten vertreten ohnehin die Ansicht, daß die Anforderungen an ihre Parteidisziplin und Gefolgschaft in der letzten Zeit starke Belastungsproben darstellen. Die Umgestaltung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage hat jedenfalls im katholischen Lager Begriffe schwankend gemacht, die noch vor Jahresfrist undiskutierbar waren. So, als ein Kaplan., Führer des Jungmänner=Verbandes in der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft 9, ohne auf Widerstand zu stoßen, bemerken konnte:„Wenn, was gar nicht so ausgeschlossen ist, wir wieder zu einer Monarchie kommen, werden wir genau wir zur Weimarer Republik auch„Ja“ sagen.“ Im allgemeinen hat man sich natürlich gehütet, politische Tagesprobleme, die nicht spruchreif find, weil ihre Zielrichtung und Dauerhaftigkeit noch nicht genügend erkannt sind, zur Entscheidung zu stellen. Go hat man, um jede politische Schwierigkeit abzubiegen, Herrn von Papen nahegelegt, nicht zum Katholikentag zu erscheinen, und nur mit klopfendem Herzen Herrn Brachts Rede über das Paulus=Wort:„denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott“ entgegengesehen. Herr Hirtsiefer, auch Teilnehmer des Katholikentages, soll über die Bracht'sche Interpretation des Paulus=Wortes seine eigenen Gedanken gehabt haben. Außer Herrn von Papen fehlte auf dem. Katholskentag der frühere Reichskanzler Heinrich Drüning, der nach dem ursprünglichen Festprogramm für ein Referat auf der Kundgebung katholischer Beamten vorgesehen war. Der Abruf Brünings ist erst währen d des Katholikentages erfolgt und zwar unter Druck des deutschnationalen Katholikenausschusses, der über die Ausladung Papens sehr erbost war, zum Zeichen des Protestes eine Sondertagung einberief und als Ausgleich für den ihm angetanen Affront die Ausschaltung Brünings als Rednex verlangte. Um peinlichen WeiteBerlin, 4. September. Die wirtschaftliche Notverordnung des Kabinetts Papen, die gestern durch Kurier nach Neudeck gesandt wurde, ist heute vom Reichspräsidenten unterzeichnet worden Das unterschriebene Exemplar der Notverordnung wird im Laufe des Montags wieder in Berlin eintreffen und am Dienstag früh wird die Veröffentlichung der Notverordnung erfolgen Ihrem Inhalte nach gliedert sich die Verordnung in einen wirtschafts= und einen sozialpolitischen Teil. Der wirtschaftspolitische Teil hehandelt die Mafnahmen zur Belebung der deutschen Privatwirtschaft. Er enthält die Bestimmung, daß im ganzen.2 Milliarden Mark in Steueranrechnungscheinen für die wirtschaftliche Belebung und die Neueinstellung von Arbeitskräften ausgeworfen werden. Die Steueranrechnungsscheine werden, wie ursprünglich geplant, bei der Zahlung der Umsatz=, Gewerbe= und Vermögenssteuer dem Steuerpflichtigen in einzelnen Abschnitten zurückvergütet. Neu hinzugekommen ist die Grundsteuer, bei deren Zahlung ebenfalls 40 Prozent in Steueranrechnungsscheinen zurückvergütet werden. Das System der Steueranrechnungsscheine ist entsprechend der Ankündigungen des Reichskanzlers so gehalten, daß vom Jahre 1934 ab die Besitzer solcher Scheine ihre Steuern fünf Jahre lang durch Herga be von Steueranrechnungsscheinen begleichen können. Auch an der 4prozentigen Verzinsung dieser Steueranrechnungsscheine ist festgehalten worden in der Weise, daß der Wert jedes Steueranrechnungsscheines, der in jedem Jahr um 4 Prozent steigt. Ausdrücklich festgesetzt wird außerdem, daß die Steueranrechnungsscheine an der Börse handelsfähig sind und ein beleihbares Wertpapier darstellen. Für die Steuerrückvergütung kommt im ganzen ein Betrag von.5 Milliarden Mart in Betracht.,„ D Muesn# Die Zuschüsse für die neueinzustellenden Arbeitskräfte sollen den Betrag von 700 Millionen Mark erreichen. Um die Einstellung von Arbeitskräften weiterhin zu erleichtern, ist vorgesehen, daß als Vergleichsmaßstab nicht, wie ursprünglich geplant, der 31. Oktober vorigen Jahres gelten soll, sondern der Durchschnitt der Monate Juni bis August dieses Jahres. Für jede Arbeitskraft, die über dem durchschnittlichen Beschäftigungsgrad dieser drei Monate hinaus ab 1. Oktober 1932 eingestellt wird, erhält der Arbeitgeber eine vierteljährliche Vergütung von 100 Mark in Steuerverrechnungsscheinen. sozialpolitische Teil der Notverb##nung bringt vor allem eine Auflockerung des Tarifrechts, die als eine Ergänzung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen gedacht ist. Es wird bestimmt, daß bei der Neufestsetzung von Tarifen die lokalen Verschieden heiten berücksichtigt werden sollen, daß also Tarife für kleinere Gebiete als bisher festgesetzt werden würden. Außerdem wird bei der künftigen Gestaltung der Tarife eine Untereilung der Branchen stattfinden, so daß also etwa die Bestimmungen für die Textilbranche zerlegt werden in Sondertarife für die Kunstseidenindustrie, für die Baumwollindustrie usw., weil die wirtschaftliche Lage der Betriebe in den einzelnen Industriegruppen ebenso verschieden ist wie die Anforderungen, die an die Arbeitskräfte gestellt werden. Schließlich wird als eine der wichtigsten Bestimmungen bei der Auflockerung des Tartfrechts festgesetzt werden, daß die Schlichter nach besonderen wirtschaftlichen Voraussetzungen und für verhältnismäßig kurze Fristen einzelnen Betrieben eine Unterschreitung der Tarissehälter zubilligen können. Das soll gesehen, wenn durch ein genau umschriebenes Prüfungsverfahren festgestellt wird, daß ein Betrieb schließen müßte, wenn er Tarifgehälter zahlt, daß aber die Fortführung des Betriebes bei einer Unterschreitung der Tarifgehälter um einen bestimmten Prozentsatz möglich ist. Von Bedeutung für die wirtschaftsverotben: politischen Aussichten und für die Gestaltung des Tarifrechts ist schließlich, daß Arbeitgeber, die eine Mehreinstellung von Arbeitern vornehmen, das Recht haben sollen, die Tarisgrenze zu unterschreiten. Bis zu 30 Wochenarbeitsstunden muß aber auch in solchen Fällen der Tariflohn gezahlt werden, für die 30. bis 40. Wochenarbeitsstunde kann dann ein Abschlag erfolgen. Die sozialpolitischen Vorschriften der Notverordnung bringen weiterhin eine völlige Neuregelung der Verhältnisse bei den staatlich unterstützten Betrieben. Zur Beaufsichtigung aller Betriebe dieser Art wird ein Reichskommissar eingesetzt, der Aufsichts= und Verfügungsrecht erhält. Die Gehälter der in solchen staatlich unterstützten Betrieben tätigen Angestellten werden den Beamtengehältern angeglichen. Das ist von besonderer Bedeutung für die jetzt zum Teil nach sehr hoch bezahlten leitenden Angestellten, für die Direktoren solcher Betriebe usw., deren Gehälter dadurch eine erhebliche Herabsetzung erfahren werden. Schließlich werden einige Verbesserungen auf dem Gebiete der Arbeitslcsenunterstützung vorgenommen, weil die seinerzeit vorgesehene Kürzung technische Unzuträglichkeiten ergeben hat. Dabei wird auch berücksichtigt, daß die Kürzungen, wie sie durch die Julinotverordnung erfolgten, während des Winters nicht in allen Fällen bestehen bleiben können. Die Mehrausgaben, die dadurch für den einzelnen Arbeitslosen in bestimmten Fällen entstehen, glaubt man durch die Maßnahmen zur Wiedereinstellung von Arbeitskräften, also durch die Verminderung der Zahl der Arbeitslosen ausgleichen zu können. Die Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft und damit das System der Steueransechnungsscheine werden mit dem 1. Oktober in Kraft treten. Die Neugestaltung des Tarifrechts wird zu verschiedenen Terminen eintreten, und zwar werden bei dem Ablauf der Tarife die Erneuerungen stets schon nach dem neuen Recht vorgenommen werden. Diese Arbeit der Tarifänderung wird sich also über die ganzen Herbstmonate erstrecken, in denen ein großer Teil der Tarife abläuft. Die Kürzung der Gehälter in den staatlich unterstützten Betrieben schließlich dürfte ebenfalls am 1. Oktober in Kraft treten. Das Reichskabinett wird die Notverordnung und im Zusammenhang damit sein weiteres politisches und wirtschaftliches Programm dem Reichstag voraussichtlich erst in der übernächsten Woche vorlegen können. Bisher hat jedenfalls das Reichstagspräsidium eine Mitteilung über den geplanten Wiederzusammentritt des Reichstages noch nicht ergehen lassen. Offenbar haben sich Zentrum und Nationalsozialisten dahin geeinigt, zunächst die Vorstellung des Reichstagspräsidiums beim Reichspräsidenten abzuwarten. Der Reichspräsident wird wahrscheinlich am 7. September nach Berlin zurückkehren. Unmittelbar danach soll der Besuch des neugewählten Reichstags. präsidiums stattfinden und erst danach werden Dispositionen über den Wiederbeginn der Reichstagsverhandlungen getroffen werden. Ein Vrieswechsel Papen—hugenberg Um die Zollwünsche der Landwirtschaft Berlin, 3. Sept. Ein Briefwechsel zwischen dem Reichskanzler von Papen und Hugenberg gibt zum erstenmal die offizielle Bestätigung, daß die Reichsregierung den Zollwünschen der Landwirtschaft außerordentlich weit entgegen zu kommen denkt. GSie will in einer Reihe von landwirtschaftlichen Produkten das Kontingentsystem der Handelspolitik vollziehen. Der Brief des Kanzlers ist die Antwort auf ein Schreiben Hugenbergs, in dem„ein unserer finanziellen Leistungsfähigkeit angepaßtes Kontingentsystem" und beschleunigte Schuldenregelung gefordert wird. rungen aus dem Wege zu gehen, ist Brüning dann auf die Liste der„Verhinderten“ gesetzt worden. Alle diese Einzelheiten entbehren nicht der symptomatischen Bedeutung. Der alte Fritz hat einmal gesagt:„Der liebe Gott ist stets auf Seiten der stärksten Bataillone.“ Das Wort gilt auch heute für den Katholizismus und seine Stellungnahme zu politischen Fragen. Ihm kommt es in erster Linie darauf an, die Machtpositionen zu halten und sich elastisch anzupassen, wo ein stärkerer Gegenspieler auf den Plan tritt. Die Kirche liebt keine Entscheidungsschlachten auf offener politischer Kampfbahn, die nur die beiden Möglichkeiten„Sieg oder Untergang“ zulassen. Die Erfahrungen der französischen Revolution 1789 und der letzten in Spanien haben sie gelehrt, daß eine auf Biegen oder Brechen eingerichtete Kampfstellung zuviel Risiko in sich trägt. Da ist es schon klüger bei der „Klugheit“ zu bleiben, und mit dem Gegner in Verhandlungen zu treten. Am Verhandlungstisch ist der auf eine mehrhundertjährige Erfahrung zurückblickend; Katholizmus„sicherlich überlegen, ganz gewiß schon bei den Geist als eine Esmus sicherlich überlegen, Verhandlungspartnern, die dische Erfindang betrachten und— eben mangels Geistes— glauben, daß ein praller Bizeps für die Gestaltung des Weltenlaufs wichtiger sei als ein trainiertes Gehirn. Die Stärke des Katholizismus ist seine unumstößliche Herrschaft über die Gemüter der Gläubigen, die bei aller politischen und sozialen Buntscheckigkeit durch das Band des Glaubens immer wieder zusammengehalten werden. Das gibt dem Katholizismus die Möglichkeit, sein politisches Gewicht in verschiedene, auch gegensätzliche Richtungen spielen zu lassen, ein Unterfangen, das für jede andere Partei in Deutschland über kurz oder lang das sichere Ende herbeiführen würde. Die Imponderabilien, die auf diesem Katholikentag durchdrangen, deuten auf eine Anpassung an die Rechte hin. Der alten Koalition mit der Linken wurde mit keinem Sterbenswörtchen Erwähnung getan; dabei hat der Katholizismus seit 1918 mit der Linken unbestritten ein besseres politisches Geschäft gemacht als je in der Vorkriegszeit und vermutlich auch in Zukunft mit der Rechten. Doch die Politik ist kein Moral=Kodex und darauf dürften sich in der nächsten Zeit verschiedene bedeutungsvolle Beorbenheiten herleiten lassen. Die Parnde des Snhtheimt Auf dem Eempechrser Zeit Fast die ganze Regierung anwesend— und die halbe Hohenzollern=Dynastie Von einem„Geiste“ keine Spur, und alles ist Dressur Eigener Nachrichtendienst—. Der Ex-Kronprins und Prinz Eitel Friedrich Bundesführer Seldte bei der Ansprache in der Reihe der Ehrengäste Wie würde Coué sagen?„Es geht ihnen täglich besser“ Berlin, 4. September. Am Sonntag fand auf dem Flughafen Tempel= hofer Feld, der alten Paradestätte der Berliner Garnisonen, der große„Frontsoldaten= Appell“ des Stahlhelms statt. An diesem Appell nahmen nach polizeilichen Angaben rund 160 000 Stahlhelmer teil. Am bemerkenswertesten war die Rede des Ersten Bundesführers des Stahlhelms Franz Seldte. Unter den Ehrengästen bemerkte man Reichskanzler von Papen, Reichsinnenminister von Gayl, Reichswehrminister Schleicher und viele hohe Offiziere der Reichswehr, Reichswirtschaftsminister Warmbold, Reichsarbeitsminister Freiherr von raun, den preußischen Reichskommissar Dr. Bracht, den Exkronprinzen, den Führer der österreichischen Heimwehren Fürsten Starhemberg, Major Pabst. Franz Seldte erinnerte in seiner Ansprache an den ersten Stahlhelmaufmarsch im Jahre 1927 und an die damals verkündete Stahlhelmbotschaft, die jetzt in weitgehendem Maße das Programm der deutschen Reichsregierung geworden sei. Dieser Erfolg sei der Erfolg des Stahlhelms. Als Gründer und Erster Bundesführer des Stahlhelms sage er seinen Kameraden Dank für die opferfreudige Arbeit und Einsatzbereitschaft jedes einzelnen. Die alte deutsche Armee sei nicht mehr, aber der Geist der Disziplin, der Geist des Dieneus am Ganzen. Dieser Geist der alten Armee stehe wieder auf dem historischen Tempelhofer Feld. Der Stahlhelm sei keine Partei, er kämpfe nicht für sich, sondern für Deutschland. Er wolle nicht die Gewalt, sondern das Gesetz. Er fordere nicht die staatliche Macht, sondern den machtvollen Staat. Seldte erinnerte ferner an seine Programmrede, die er im Sportpalast gehalten und in der er betont habe, daß der Wille zur Einigkeit größer sein möchte als das alte Erbübel des Haders. In derselben Stunde, in der sich der Stahlhelm feierlich zur Idee dieser Einigkeit bekannt habe, sei hier in Berlin eine Stimme erschollen jenes schrecklichen Haders, habe es eine Parteibewegung(gemeint sind damit die Nationalsozialisten) fertiggebracht, sich Zwietracht säend an die Stahlhelmleute zu wenden mit der Aufforderung, ihre Führer im Stich zu lassen. Keine Partei, keine Klasse, keine Interessengruppe— das ganze Deutschland soll es sein, dem der Stahlhelm dient. Seldte schloß seine Rede mit einem Gelöbnis des Stahlhelms auf die Stahlhelmfahnen, das von den Stahlhelmern mit einem vierfachen„Wir geloben es“ bekräftigt wurde. In einer kurzen Ansprache weihte sodann der Zweite Bundesführer Düsterberg 55 neue Stahlhelmfahnen ein. Um 1 Uhr begann der Vorbeimarsch vor den Bundesführern und Ehrengästen. Zuerst kam der Landesverband Groß=Berlin, dann Potsdam, in dessen erster Gruppe Prinz Eitel Friedrich, Prinz Oskar und der Prinz von Schaumburg=Lippe marschierten. Den Vorbeimarsch des Gaues Schlesien nahmen neben den Bundesführern auch der Exkronprinz ab, der bei dieser Gelegenheit die anwesenden Mitglieder der Reichsregierung herzlich begrüßte. Reichskanzler von Papen wohnte dem Vorbeimarsch gegen 3 Uhr bei. Die Wirkung des Stahtheim=Ausmärscher in Parik „Der Stahlhelm ist eine gouvernementale Angelegenheit geworden" der Antwort Frankreichs? .„ Eigener Nai 7 Paris, 4. September. In Paris gibt es heute, abgesehen von dem „nationalen“ Thema der Eröffnung Herbst=Jagd= Saison nur einen Gegenstand: die Berliner Stahlhelmtagung. Sämtliche Blätter berichten in aller Ausführlichkeit und an Hand zahlreicher Photographien über jede Einzelheit der Berliner Ereignisse. Allgemein wird hier der quasi offizielle Charakter der Zeremonien betont:„Der Stahlhelm ist heute eine gouvernementale Organisation geworden", berichtet der Korrespondent des„Petit Parisien". Besonders ist es dem französischen Journalisten ausgefallen, daß bei der gestrigen Veranstaltung im Stadion die Mitglieder der Regierung in unmittelbarer Nähe der Angehörigen des früheren kaiserlichen und königlichen Hauses saßen. Am Quai'Orsay wird augenblicklich das Material für die Ausarbeitung einer ausführlichen und bis ins Einzelne begründeten Antwort auf das deutsche Aide=Memoire zusammengetragen. Andererseits wartet man hier auf die von den Unterzeichnern des Vertrauenspaktes eingeholten Ratschläge. Man möchte scheinbar die Erwiderung an Deutschland so beschleunigen, daß für eine allzu große Verzögerung die französische Regierung nicht verantwortlich gemacht werden kann. Augenblicklich wird damit gerechnet, daß der Text der Antwort dem Kabinettsrat am kommenden Mittwoch, dem 7. September, vorgelegt werden kann. Die„Volonté“ glaubt zu wissen, daß die deutschen Stellen eine Antwort dis zum 20. Sepschrichtendienst tember erwarten; in dem Aide=Memoire sei zwar ein Termin dieser Art nicht erwähnt. Der Außenminister von Neurath hätte aber mündlich diesen Wunsch dem französischen Botschafter übermittelt. Eine direkte sofortige und vertrauliche Antwort, so wird hier noch einmal betont, sei wegen der Befragung der Unterzeichner des Vertrauenspaktes nicht möglich gewesen. Eine Verzögerung ließe sich andererseits nur auf technische, vor allem vertragstechnische Gründe zurückführen.„Wir achten die Verträge", schreibt heute das radikalsozialistische „Oeuvre“, und halten uns an ihre Bestimmungen.“ Ministerpräsident Herriot würde es als Erster bedauern, fährt das Blatt fort, wenn die französische Antwort nicht vor der Wiederaufnahme der technischen Abrüstungserörterungen in Genf nach Berlin gelangen könnte. Das„Oeuvre“ ist im Zweifel darüber, ob Deutschland die Verantwortung dafür übernehmen würde, von Genf fernzubleiben, wenn es noch nicht weiß, wie die Antwort lauten werde. Mit besonderem Interesse wartet man hier auf die Stellungnahme Amerikas und Englands. Was England betrifft, glaubt Pertinax im„Echo de Paris“ zu wissen, daß die Londoner Regierung sich bemühe, Frankreich dazu zu bekommen, daß für das Reich„ein neues Militärstatut" festgesetzt werde. Wie Pertinax meint, würde dieses Statut durch eine„qualitative und quantitative Schwächung der eigenen nationalen Verteidigung“ erkauft werden müssen. Die Airgpisch ** •- en#e. hh. hen Cherhr KGhomten 7 Mmein Die Reorganisanon der Stellung der Oberprusiventen, Augemeine Tandes. Verwaltung liegt jetzt beim Regierungspräsidenten Neuaufteilung der Aufgaben der unteren Behörden Barkra, as Wärnel und Mahnel „- p%0n Vordert für(#dd Reichsbanner löst sich von der 6. P..? Der württembergische Minister Dr. Maier sordert fu. Sadbeutschland die Führung im Reiche 7 Demokratentagung gegen Parteidiktatur Eigener Nachrichtendienst Eigener Nachrichtendienst Berlin, 3. September. Die preußische Staatsregierung hat bekanntlich gestern eine Verwaltungsreform beschlossen, wie sie seit mehr als 100 Jahren, seit der großen Reform Steins=Hardenbergs, nicht vorgenommen worden ist. Ministerialdirektor Dr. von Leyden gab heute eine ausführliche Darstellung dieser preußischen Verwaltungsreform. Dauach betreffen die Grundzüge dieser neuen Reform im wesentlichen vier Hauptpunkte: 1. die Stellung der Oberpräsidenten und der Regierungspräsidenten, 2. die Eingliederung der Sonderverwaltungen in die allgemeine Landesverwaltung, 3. die Neuorganisation in der Kreisinstanz und 4. eine starke Dekonzenteierung der Verwa'tung nach unten. Bei dem ersten Problem ist man davon ausgegangen, daß beide Instanzen, die des Oberpräsidenten und die des Regierungspräsidenten, grundsätzlich unentbehrlich sind. Nach der Neuregelung soll aber der Oberpräsident in weit stärkerem Maße als bisher Vertrauensmann und ständiger Beauftragter der Staatsregierung für die ganze Provinz sein. Ihm soll die Kommunal=Aufsicht über den Provinzialverband zustehn. Im übrigen aber ist er von jeder Detailarbeit der Verwaltung befreit, die er jetzt noch dadurch zu leisten hat, daß er immer, auch in kleinen Fragen, zweite Instanz ist. Das Schwergewicht der allgemeinen Landesverwaltung wird in die Instanz des Regierungspräsidenten gelegt. Das ist die grundsätzliche Entscheidung. Maßgebend dafür war vor allem auch die Rücksicht auf die künftige Reichsreform, ein Orientierungspunkt, der bei früheren Reformversuchen und Vorschlägen noch nicht in dem Maße gegeben war. Entsprechend den Aufgaben des Oberpräsidenten als ständiger Vertreter der Staatsregierung wird klargestellt, daß er alle Vorgänge in der Provinz, seien sie wirtschaftspolitischer Natur, politischer oder sonstiger Art, zu beachten hat, und er ist berechtigt, sich die dafür notwendigen Informationen jederzeit zu verschaffen, und zwar von sämtlichen Behörden, auch den kommunalen, den Landwirtschaftskammern, den Handelskammern usw., nicht dagegen den Gerichtsbehörden, die natürlich ihre Selbständigkeit bewahren. Diesem Informationsrecht des Oberpräsidenten entspricht es, daß er die Befugnis hat, sämtliche Behörden über die Richtlinien der Reichsregierung mit der Maßgabe zu unterrichten, ihnen im Notfall auf eigene Verantwortung durch selbständige Anordnungen zur Verwirklichung zu verhelfen. Dies gilt natürlich nur für den Fall, daß aus technischen Gründen eine Entscheidung des Ministeriums selbst im Augenblick nicht getroffen werden kann. Zur Frage, wo und wie die Sonderverwaltungen in die allgemeine Verwaltung eingegliedert werden sollen, führte Ministerialdirektor Dr. v. Leyden folgendes aus: Die Unterrichtsverwaltung ist schon jetzt so eingerichtet, daß die Aufsicht über die Volks= und Mittelschulen bei der Regierung, die Aufsicht über die höheren Schulen bei der bisher selbständigen Behörde des Provinzialschulkollegiums lag. Die Befugnisse des Provinzialschulkollegiums werden in Zukunft auf den Oberpräsidenten übertragen. Hier liegt also eine Ausnahme gegenüber dem Prinzip vor, solche speziellen Aufgaben dem Regierungspräsidium zu übertragen. Aber eine Dezentralisierung bei sämtlichen Regierungspräsidenten würde in diesem Sonderfall keine Ersparnis, sondern eine Verteuerung gebracht haben. Vor allen Dingen hat man sich in der preußischen Staatsregierung zu diesem Schritt auch aus der Erwägung heraus entschlossen, daß der Gedanke der Verantwortlichkeit stärker herausgestellt werden müsse, die natürlich bei einem Kollegium als solchem nicht so klar zu tage tritt, als wenn eine einzige Person die Verantwortung trägt. Die Funktionen des Oberlandeskulturamts gehen in Zukunft über auf das Oberverwaltungsgericht, in der Provinzialinstanz gehen die Befugnisse der Landeskulturämter auf den Regierungspräsidenten über. Noch stärker als in der Provinzialverwaltung war bisher das Nebeneinander in der Kreisinstanz. Neben dem Landrat besteht zurzeit eine ungeheure Menge von Einzelbehörden und Instanzen, der Kreisschularzt, der Kreisarzt, der Kreistierarzt, das Katasteramt usw. usw.... Jetzt werden alle diese Verwaltungen mit dem Landratsamt zusammengefaßt werden und zwar in einer Weise, die die Selbständigkeit der Leiter dieser besonderen Kreisbehörden nicht berührt. Es soll keine Unterstellung dieser Behörden unter den Landrat erfolgen. Aber es ist auch hier ganz ähnlich wie im Fall des Oberpräsidenten die Notwendigkeit einer laufenden Informierung des Landrats und eine Einflußnahme anerkannt worden. Eine besonders enge Zusammenfassung soll in einzelnen Fällen dadurch erfolgen, daß die Sonderbehörden im Kreise technisch in das Landratsamt verlegt werden, wodurch naturgemäß eine starke Vereinfachung des ganzen Kreisbehördenapparates erfolgen würde. Diese organisatorische Vereinfachung bedeutet in erster Linie also eine Vermeidung unnötiger Doppelarbeit. Was die kommunale Aufsicht über die kreisangehörigen Gemeinden anlangt, so wird auch hier eine Reform im Sinne einer wesentlichen Vereinfachung stattfinden. Aber nicht sämtliche kreisangehörigen Gemeinden sollen dem Landrat unterstellt werden. Die Grenze liegt bei 10 000 Einwohnern. Städte über 10000 Einwohner sollen der Aufsicht des Regierungspräsidenten unterstellt werden. Die Gründe dafür sind, daß für die Aufsicht über diese Kommunen ein größerer Revisionsapparat notwendig ist, der bei den Regierungspräsidenten bereits vorhanden ist, beim Landratsamt zum mindesten teilweise erst geschaffen werden müßte. Kleine Städte unter 3000 Einwohner sollen in Zukunft die Möglichkeit haben— was bisher gesetzlich unzulässig war,— einen ehrenamtlichen Bürgermeister zu wählen. Auch die Polizei soll in diesen Gemeinden vereinfacht werden können, ebenso soll die Möglichkeit einer Personalunion mit dem Bürgermeisteramt einer größeren Nachbargemeinde gegeben sein. Dann ist schließlich die Zwangsvollstreckung gegen die Gemeinden klar geregelt mit dem Vorteil, daß von jetzt ab in allen Landesteilen ein einheitlicher Rechtszustand herbeigeführt wird. Materiell besagen diese Bestimmungen im wesentlichen, daß Geldforderungen, die zwangsvollstreckt werden sollen, von dem Vollstreckungsgericht(Amtsgericht) im Einvernehmen mit dem Bezirksausschuß geprüft werden. Der Bezirksausschuß muß darüber befinden, welche Objekte zur Zwangsvollstreckung freigegeben werden können, ohne daß dadurch lebenswichtige Interessen der Bevölkerung Gefahr leiden. Auf der anderen Seite soll den Gläubigern Erleichterung dadurch geschaffen werden, daß in Zukunft eine gleichmäßige Behandlung der Gläubiger eintritt, während man jetzt praktisch nach dem Grundsatz verfuhr: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Wenn es sich bei den Zwangsvollstreckungsverfahren um Objekte handelt, die für die Bevölkerung lebenswichtig sind, kann unter Umständen eine Zwangsverwaltung eingeführt werden, die sowohl den Interessenten der Bevölkerung wie den Ansprüchen der Gläubiger nach Möglichkeit gerecht werden soll. Stuttgart, 4. September. Die am Sonntag in Bietigheim abgehaltene süddeutsche Demokratentagung, die aus der Pfalz, Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern ungewöhnlich stark beschickt war, beschäftigte sich mit bedeutsamen politischen Fragen und Aufgaben, deren wichtigste die Forderung Süddeutschlands auf Führung im Reiche ist. Der württembergische Wirtschaftsminister Dr. Maier, der in einer längeren Rede für den nationalen Rechtsstaat eintrat und sich gegen jede Parteidiktatur wandte, betonte, daß in der endlichen Zusammenfassung der Deutschen zur Nation Süddeutschland dem Reiche einen wichtigen Dienst leisten könne. Süddeutschland habe in dieser Frage den Beruf zur Führung, weil es durch sein älteres Verfassungsleben, seine gesellschaftliche Schichtung und seinen wirtschaftlichen Aufbau in kleineren und übersehbaren Verhältnissen seit jeher die Grundlagen der Demokratie in viel höherem Maße besitzt als der Norden. Die Begabung Preußens liege ausgesprochen im Mili tärpolitischen; im Zivilpolitischen habe es oft eine unglückliche Hand bewiesen, denn es neige dazu, Innenpolitik mit den handfesten Grundsätzen der Felddienstordnung zu machen, eine innerpolitische Frage nicht zu lösen, sondern zu zerhauen. Dadurch verursacht es Konflikte, von denen wir in Süddeutschland wissen, daß sie unnötig und schädlich sind. Wir in Süddeutschland könnten uns mit Recht einbilden, daß uns solche Konflikte in solch peinlicher Häufung nicht passieren würden. Süddeutschland müsse als Warner und Mahner auftreten und verhüten, daß im Kampfe des Reiches um die Herrschaft in Preußen Deutschland nicht zugrunde gehe. Der frühere Reichsfinanzminister Dietrich bezeichnete als Zentralpunkt der politischen Aufgaben die Niederringung jeder Diktatur. Das Volk müsse dazu gebracht werden, daß es durch Schaffung eines arbeitsfähigen Parlaments an den Staatsgeschäften mitwirke und damit eine vernünftige politische Kon trolle der Staatsregierung ausübe. Wahlrecht bedürfe einer schleunigen und gründlichen Reform. Dietrich lehnte die gegen wärtige Präsidialregierung ab, da sie innenpolitisch die größte Verwirrung geschaffen habe und außenpolitisch in der Gefahr einer Isolierung stehe. Gegen den Plan, die Wirtschaft zu beleben durch Ausgabe von 2,2 Milliarden Mark Steueranrechnungsscheinen, erhob Dietrich schärfste Bedenken. Dieser Vorgang bedeute nichts weiter, als ein Abborgen der Etats späterer Jahre, der dann, aber auch nur dann glücken könne, wenn die Papiere von der Reichsbank, soweit sie überhaupt dorthin gelangen, anstandslos lömbardiert würden. Wenn sie aber nur zu 75 Prozent ihres Kurswertes von der Reichsbank beliehen würden, dann werde daraus ein gefährliches Spekulationspapier mit geringem Kurs werden. Schärfste Ablehnung verdienten auch die Lohnzuschüsse, die nur bedeuteten, daß die schlechten Betriebe gegenüber guten konkurrenzfähig gemacht würden. Eine Koalition zwischen Zentrum und Nationalsozialisten sei durchaus wünschenswert. Die Gefahr gewaltsamer innerer Konflikte sei gewaltig vermindert, nachdem die Nationalsozialisten offenbar eingesehen hätten, daß die Errichtung der Macht auf gewaltsamem Wege unmöglich ist und daß daher nur der parlamentarische Weg gangbar sei.„„„ Die einmutige auffassung der Teilnehmer der Tagung fand in zwei Entschließungen ihren Niederschlag, deren eine die Parteifreunde in Süddeutschland zur unbeirrten, von neuem Mut beseelten Arbeit in Stadt und Land aufruft. In der zweiten Entschließung wendet sich die süddeutsche Demokratentagung an die ganze deutsche Oeffentlichkeit an das demokratisch und republikanisch gesinnte deutsche Bürgertum im ganzen Reich mit der Aufforderung, sich in der Schicksalsstunde des Reiches zum entschlossenen Widerstand gegen eine unheilvolle innerpolie tische Entwicklung mit undurchsichtigem Endziel eng zusammenzuschließen. Was geht vor? Berlin, 4. September. Unter dieser Ueberschrift schreibt der„Montag „Die Debatten über den Hinauswurf der preußischen Minister hören in der Sozialdemokratischen nicht auf. In den Referenten=Versammlungen, in den Vertrauensmännerbesprechungen kommt die oppositionelle Stimmung der Genossen lebhaft zum Ausdruck. In der letzten Zeit hat sich die politische Diskussion auch auf das ner ausgedehnt; die Angehörigen des Gaues Berlin=Brandenburg haben für Anfang Oktober eine Gaukonferenz des Reichsbanners verlangt und durchgesetzt, in der die Absetzung des bisherigen Gauvorsitzenden Stelling beschlossen werden sol,# Die jungen energischen Krafte des Reichsbanners wollen nicht länger die Beschwichtigungspolitik der hohen Parteifunktionäre mitmachen. Eine ähnliche Konferenz war für West= und Süddeutschland vorgesehen, sie wurde jedoch im letzten Augenblick von Höltermann abgesagt, und zwar wie die Betroffenen glauben, im Auftrage des Parteivorsitzenden Wels. Die stürmische Opposition im Reichsvanner richtet sich auch gegen den Vorsitzenden Höltermann, der vor einiger Zeit mit der Zentrale Reichsbanners nach Berlin übergesiedelt war und dann auf Verlangen von Wels wieder nach Magdeburg heimgekehrt ist. Auch diese Abschiebung hat in Reichsbannerkreisen tiefste Verstimmung erzeugt. Die Spannung zwischen der Sozialdemokratischen Partei und den bewegenden Kräften der Eisernen Front wird in den nächsten Wochen vielleicht noch nicht so deutlich an die Oberfläche treten, weil die einzelnen Funktionäre des Reichsbanners die Aufgabe haben, im Innern der Partei in den alten Funktionen und Organisationen eine Neuordnung vorzubereiten.“ Düsterberg jüdischer Abstammung? General Rodriquez Präsident von Mexiko WTB. Newyork, 4. Sept. Wie Associated Preß aus Mexiko City meldet, hat der Kongreß den Rücktritt des Präsidenten Ortiz Rubio angenommen und einstimmig General Rodriquez Nachfolger ernannt. „Graf Zeppelin“ auf dem Rückslug nach Friedrichshafen Pernambuco, 8. Sept. Das Luftschiff„Graf Zeppelin“ ist heute F seiner nuckfahrr nach um 10.45 Uhr(MEZ.) zu Friedrichshafen gestarket. Dar ondet,,„un.. bathoner Arten „Ein blutrünstiges, feiges, unehrenhaftes Handeln“ Iilernansnier=Winlsten Kuug.., in Wien 80 Delegierte aus 13 Staaten 4 Begrüßungsansprache Professor Quiddes Eigener Nach Wien, 4. September. In Wien trat heute der Internationale Weltfriedenskongreß zu seiner 29. Tagung zusammen, die bis 10. d. Mts. dauert und zu der 80 Delegierte aus 13 europäischen Ländern und aus den Vereinigten Staaten eingetroffen sind. Die Hauptreferate halten Professor Quidde(München) und Professor Le Foyer(Paris) über die Abrüstungskonferenz, Professor Keller(Genf), Frau Puffer=Morgan(Washington) und Frau Avril de St. Croix(Paris) über die moralische Abrüstung, Senator La Fontaine(Brüssel) über die Wirtschaftskrise, Professor Soelle und Professor Wehberg(beide Genf) über die Revision der Friedensverträge gemäß Artikel 19 des Völkerbundpaktes. Die Begrüßungsreden des Präsidenten des Nationalrates, Dr. Renner, Professor Quiddes, Senator La Fontaines und Professor Le Foyers klangen aus in tiefe pazifistische Bekenntnisse und in Notrufe an die Welt um politischen und wirtschaftlichen Frieden, der begründet sein muß auf Gleichberechtigung und Sicherheit der Völker. Die 8. Tagung der internationalen Arbeitsgemeinschaft der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer wurde gestern mit der Annahme von Entschließungen beendet, in denen von den Regierungen eine Aenderung der Jugenderziehung im Geiste der Völkerverständigung und des Friedens sowie überhaupt die Herstellung und Aufrechterhaltung des internationalen Friedens gefordert wird, da bei dem gegenwärtigen Stand der Rüstungen die ohnehin zerstörte Welt in die schwere anarchistische Barbarei zurückgeworfen würde. Mittel zur Erreichung dieser Ziele seien die Abschaffung der nationalen Rüstungen, obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit, richtendienst Vorbeugungs= und Zwangsmaßnahmen gegen jede Verletzung des Kriegsächtungspaktes und eine allVereinigung der Völker im Sinne Es ist von Wert, die Stellungnahme Ludendorffs zu den Taten von Beuthen zu beachten. In Nr. 35 seines Blattes„Ludendorfs Volkswarte“ geht der General auf den Beuthener Prozeß ein. Er beschäftigt sich(wie „Der Jungdeutsche“ schreibt), zunächst der nationalsozialistische Rechtsanwalt Ir. Luetgebrune erklärt hat, die fünf zum Tode verurteilten ..=Leuten hätten militärischen Befehl befolgt. Ludendorff schreibt dazu: „Ich lehne indes das Wort„militärisch“ in diesem Zusammenhang auf das nachdrücklichste ab. Kein„Militär“ würde solch einen Befehl geben, kein„Militär“ würde ihn erfüllen!" Der General geht dann ausführlich auf die Stellungnahme Adolf Hitlers zu dem Beuthener Fall ein und schreibt u..: „Rohlinge können gewiß in allen Verbänden vorhanden sein, fur deren Handeln nicht der Verband, nicht der Führer dieses Verbandes verantwortlich sind. Die Lage ändert sich aber völlig, wenn die Verbände sogar die Untaten verherrlichen, und die Führer sich vor diese Untaten stellen. So ist es bei den Nationalsozialisten. Ihre Presse verherrlicht unmenschliches Handeln, während die Presse der Kommunisten und der SPD. sich es nicht zuschulden kommen läßt, Untaten ihrer Parteiangehörigen besonders zu feiern. In diesem Verhalten der Führer der„Links“parteien und=verbände liegt ein tiefer Unterschied zwischem dem Verhalten der nationalsozialistischen Führer, das dem Herrn Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune das Recht geben konnte, auszusprechen, die Angeklagten in Beuthen hätten auf„militärischen Befehl“ gehandelt.... esetwas Feigeres und Gemeineres, B. der Ueberfall der Nationalsozialisten Gibt als z. B. der Ueberfall der Nationalsozi auf den Kommunisten in Potempa, in dessen Wohnung sie eindringen, ihn dann aus dem Schlafe wecken, um ihn hinzumorden? Wo bleibt da heldenhafte Betätigung und nur eine Spur sittlichen Handelns? Auch Notwehr berechtigt nicht zu solcher„Niedertracht". Diese lag aber auch in dem gegebenen Fall gar nicht, jedenfalls nicht unmittelbar, vor, mögen auch vorher Angriffe der Kommunisten auf Nationalsozialisten stattgefunden haben, woran niemand zweifeln wird. In Potempa handelt es sich um weiter nichts, als um ein blutrünstiges, feiges, unehrenhaftes Handeln, das noch widerlicher wirkt, wenn jetzt betont wird, die Mörder hätten die Notverordnung noch nicht gekannt, also ihnen besonders noch die Verkommenheit zugesprochen wird, daß sie nur im Falle der Strafsicherheit zum rohen Mord fähig waren.“ In demselben Artikel des Generals Ludendorff ist noch von besonderem Interesse, daß er, der die ganzen Anfänge und die erste Periode des Kampfes der Hitler=Partei doch an führender Stelle mitgemacht hat, ganz offen von Thyssen und Vögler als Geldgeber der RSDAP. spricht, und erklärt: Hätten sie der NSDAP. durch Mitglieder nicht so ungeheure Mittel zur Verfügung gestellt, so hätte eine solche Organisation nicht derart aufgezogen werden können. Das weiß heute bald jedes Kind in Deutschland. Hätten hinter dem Trommler Hitler nicht ungeheure Summen gestanden, dann wäre nicht der nationalsozialistische Staat im Staate gewachsen. Unter dieser Ueberschrift bringt der „Angriff“ die nachstehenden Mitteilungen, die politisch deshalb von Bedeutung sind, weil sie zeigen, daß die Harzburger Front nun auch von der Seite des Antisemitismus aus aufgerollt wird. Die Antwort des Stahlhelms bestreitet die jüdische Herkunft Düsterbergs nicht. Der Kampf, der sich jetzt über dieses Thema entspinnen wird, kann lieblich werden. „Bisher unwidersprochen ist in einem Teil der Presse der Stammbaum des Reichspräsidentschafts=Kandidaten des„Stahlhelm" und 2. Bundesführers Düsterberg veröffentlicht vorden... Gästerharss uach Danach hat der Großvater Dustervergs noch die Vornamen Selig Abraham getragen. Er war Jude, und ist am 26. Juni 1818, als er als Arzt angestellt wurde, noch nicht getauft gewesen. Die Großmutter Düsterbergs, die Frau des erwähnten Abraham Selig Düsterberg, eine geborene Caspary, soll gleichfalls jüdischer Abstammung gewesen sein. Der Urgroßvater Düsterbergs, der am 14. Mai 1824 in Paderborn gestorben ist, war dortselbst Vorsteher der jüdischen Kultusgemeinde.. 64 vh.Jmer.5 Danach mag jeder Stahlheimer selbst entscheiden, ob er weiter bei einer solchen Bundesführung bleiben will. Es ist uberdies unnütz, an einer politisch hin und her pendelnden Wehrorganisation festzuhalten.“ Der Stahlhelm gegen den„Angriff“. CNB. Berlin, 8. Sept. Die Pressestelle des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten, teilt mit: „Der nationalsozialistische„Angriff" veröffentlicht zum Zwecke parteipolitischer Hetze eine Notiz, die sich mit den privaten Familienverhältnissen des zweiten Bundesführers des Stahlhelms, Oberleutnant a. D. Düsterberg, befaßt. Der Stahlhelm lehnt es ab, dem„Angriff“ auf das Gebiet der persönlichen Verunglimpfung sachlich unangreifbarer Gegner zu folgen, obgleich ihm Material nationalsozialistischer Führer in ausreichender Menge angeboten ist. Er kann sich damit begnügen, diese Methode undeutscher Kampfesweise niedriger zu hängen.“ Ueberführung der Beuthener Nazis nach Groß=Strehlitz WTV. Beuthen, 3. Sept. Die fünf durch Beschluß des Staatsministeriums zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigten Verurteilten des Sondergerichts in Beuthen sind bereits in der vergangenen Nacht nach dem Zuchthaus in Groß=Strehlitz übergeführt worden. Polizeiwachtmeister in Oppeln beschossen gemeise mrrimggent Ariands. Neuer Parteiladen? Berlin, 4. September. Wie die„Welt am Montag" erfährt, werden jetzt die bereits vor den Wahlen begonnenen Versuche zur Gründung einer neuen Mittelparlei aufgenommen. Damals hatten der frühere Minister Solf, Geheimrat Wildhagen, der Berliner Bürgermeister Elsas und rechtsstehende Kreise der Staatspartei, etwa um den HansaBund herum, den Versuch unternommen, eine Mittelpartei zu bilden. Jetzt ist der sogenannte Zwölfer=Auschuß unter Führung von Solf, Wildhagen und Bürgermeister Elsas wieder an der Arbeit, um aus den Trümmern der Mitte wieder ein neues Gebilde zu schaffen, von dem man noch nicht weiß, was es eigentlich will. Man dürfte in allernächster Zeit in der Oeffentlichkeit erfahren, inwieweit der Zwölfer=Ausschuß daran denkt, alte Parteien zu fusionieren, oder ob er etwas Neues schaffen will. Felseneck=Prozeß aufgeflogen Vorsitzender und Berichterstatter legen ihre Aemter nieder WTB. Oppeln, 3. Sept. Auf den vor dem polnischen Generalkonsul stationierten Posten der Schutzpolizei, Polizeiwachtmeister Christ, wurde gestern nacht ein Anschlag verübt. Aus den umliegenden Gärten wurde Christ mit Steinen beworfen, und dann beschossen, wobei er einen Oberschenkelschuß erhielt. Der Beamte erwiderte das Feuer. General Tschangtschungtschang ermordet Peping, 4. September. General Tschangtschungtschang, der frühere Gouverneur der Provinz Tschangtschou, ist in Tsinanfu einem Attentat zum Opfer gefallen. Als er sich auf dem Bahnhof von einem Freund verabschiedete, wurden von zwei Männern einige Pistolenschüsse auf ihn abgegeben. Tschangtschungtschang stürzte zu Boden und starb kurze Zeit darauf. Die beiden Attentäter wurden verhaftet. CNB. Berlin, 3. Sept. Nach viereinhalbmonatiger Dauer hat heute der Felseneck=Prozeß ein überraschendes vorläufiges Ende gefunden. Landgerichtsdirektor Bode, der Vorsitzende des Gerichts, und der Berichterstatter des Prozesses sind aus dem Richterkollegium ausgeschieden. Ihr Schritt steht mit der Entscheidung des Kammergerichts in Zusammenhang, die den vom Vorsitzenden verfügten Ausschluß des Rechtsanwalts Litten für unzulässig erklärte. Dazu wird von zuständiger Stelle folgendes mitgeteilt: „Der Vorsitzende und Berichterstatter des Schwurgerichts III haben nach der Aufhebung des Beschlusses, durch den Rechtsanwalt Litten von der Verteidigung in der Sache Felseneck ausgeschlossen wurde, folgendes erklärt: Sie selbst zwar wiesen auf das entschiedenste jeden Verdacht einer Befangenheit zurück. Der Beschluß des Kammergerichts sei aber so begründet, daß die von Rechtsanwalt Litten verteidigten Angeklagten von ihrem subjektiven Standpunkt aus das Vertrauen zu ihrer unparteilichen Amtsführung verlieren müß. ten. Daraufhin hat das Richterkollegium des Schwurgerichts in der nach der Strafprozeßordnung vorgesehenen Besetzungsänderung das Ausscheiden des Vorsitzenden und des Be richterstatters angeordnet. Das Gericht betonlt in diesem Beschluß, daß objektiv gegen die bei. den Richter nicht die geringsten Gründe vorliegen, die geeignet seien, das Mißtrauen gegen ihre Unparteilichkeit zu rechtfertigen. Andererseits erschienen von dem subjektiven Standpunkt der Angeklagten aus Zweifel an deren Unparteilichkeit verständlich. Da durch das Ausscheiden zweier Richter das Schwurgericht nicht mehr ordnungsmäßig besetzt ist, so kann vor diesem Schwurgericht die Verhandlung nicht mehr fortgesetzt werden." Dieses Auffliegen des Prozesses, der nun viereinhalb Monate verhandelt wurde, bedeutet daß die gesamte bisherige Arbeit völlig umsonst ist. Der ganze Fall muß jetzt neu aufgerollt werden, und zwar so, als ob in dieser Sache noch niemals verhandelt worden wäre. Von den 236 Zeugen der Anklage waren bisher etwa 120 vernommen worden. Die bisherigen Kosten des Prozesses dürften sich auf rund 50000 Mark belaufen. Ob die Verhandlung wieder vor das Schwurgericht oder ob sie auf Grund der Notverordnung vom 9. August vor ein Sondergericht kommen wird, ist noch nicht klar. Gesängnisstrafen für ell Nationalsozialisten WTB. Offenburg i.., 8. September. Nach fünftägiger Verhandlung verurteilte die Große Strafkammer beim Landgericht Offenburg=Baden wegen Landfriedensbruchs 11 Nationalsozialisten zu Gefängnisstrafen von drei bis steben Mepaten. Die Hutchinsons in Grönland gelandet Kopenhagen, 3. Sept. Nach einem Bericht des Landvogts von Südgrönland ist Leutnant Hutchinson mit seiner Familie gestern abend in der Kolonie Godthaab im Hydroplan aus Hopedale auf Labrador kommend eingetroffen. Hutchinson beabsichtigt, seinen Flug baldmöglichst quer über das 1 Inlandseis nach, Angmaksalik und danach über Island und die Faröer nach Großbritannien fortzusetzen. Von Gronau in Tokio gelandet WTB. Tokio, 4. Sept. Der deutsche Flieger von Gronau ist um 19,83 Uhr(Tokioer Ortszeit) hier eingetroffen. Er wird sich in Tokio eine Woche aufhalten, um dann seinen Weltrundflug fortzusetzen. Verantwortlich für Volltik. Handel u. allgemeinen Tell: Dr. Jakob Stöcker Dortmund, Für Lokales und Provinzielles: Josef Westdol! Dortmund. Für Kunst und Wissenschaft: J..: Dr. Julius Friedrich. Dortmund, Für den Sporttell: J..: Josef Westdol,„Dortmund. Für Anzeigen und Reklamen: Bernbard Stadie Dorimund. Berkiner Redaktion: Dr. Rudolf Schay, Berlin=Cbarlottendurg Niednorstraße 39 Die heatige Aasgade unfaßt 14 Seiten Generai unzeiger für Vorkmand und dus gesamte tische Inbastricgeritt Dortmund, Montag. 3. September 1932. Nr. 245.(1. Blatt) Lozialpolitische Jagestrage Die Tariflage im Ruhrbergbau Zu den Lohn= und Arbeitszeitverhandlungen am 9. September Der Zechenverband hat jetzt die Gewerkschaften Kein Mexikaner zu Verhandlungen über das gekündigte Mehrarbeits= und Lohnabkommen zum 9. September, nachmittags 4 Uhr, nach Essen eingeladen. Von freigewerkschaftlicher Seite werden folgende Ausführungen über die Tariflage im Ruhrbergbau verbreitet: Obwohl bereits im Jahre 1929 das Leistungsergebnis eines Ruhrbergmannes je Schicht zirka 35 Prozent über dem Stande von 1913 lag, ist dieses inzwischen weiter gestiegen und betrug im Juni 351 Kilogramm mehr als im Monatsdurchschnitt von 1929. In nicht mehr allzu ferner Zeit wird daher auf einen Ruhrbergmann die gleiche Leistungsmenge entfallen wie auf zwei vor einigen Jahren. Die Entwicklungstendenz im Ruhrbergbau geht also, dahin, durch eine stete Steigerung des individuellen Leistungsquantums die Zahl der menschlichen Arbeitskräfte so weit wie möglich zu reduzieren. Diese Tendenz brauchte nun kein Unglück zu bedeuten, wenn mit dem Steigen der Fördereffekte kein riesiges Anwachsen des Arbeitslosenheeres, wenn mit dem technischen Fortschritt und den betrieblichen Rekordleistungen keine Verarmung der Bergarbeiter, sondern ein sozialer Fortschritt verbunden wäre. Das ist jedoch, wie die Arbeitslosigkeit im Ruhrbergbau beweist, praktisch nicht der Fall. Nur eine Verkürzung der Arbeitszeit und eine systematische sozial gerechte Verteilung des vorhandenen Arbeitsquantums können den notwendigen Ausgleich herbeiführen. Angesichts der ungeheuren Arbeitslosennot und der erwähnten Tatsachen ist die Mehrarbeit im Bergbau, und insbesondere im Ruhrbergbau, längst tbechet. s me Infolge der gewaltigen Steigerung des Schichtförderanteils und der wiederholten Lohnreduzierungen bewegt sich auch der absolute Lohnanteil im Ruhrbergbau trotz des verminderten Geldwertes erheblich unter dem Stande der Vorkriegszeit. Erst kürzlich stellte das Statistische Reichsamt die gewaltige Schrumpfung des Bergarbeitereinkommens fest. Von dieser gewaltigen Schrumpfung wurden nicht nur die Bergarbeiter, sondern alle diejenigen stärkstens benachteiligt, die von der Konsumkraft der Bergleute existieren. Der Rückgang der Gesamtlohnsumme von 99,3 auf 37,8 Millionen Reichsmark im Monat mußte insbesondere die Geschäftstätigkeit im Ruhrgebiet erheblich drosseln und weite Bevölkerungsschichten in Mitleidenschaft ziehen. Trotz des furchtbaren wirtschaftlichen Tiefstandes wollen die Unternehmer einen neuen Lohnabbau. Der kärgliche Lebensstandard der Bergarbeiter soll weiter herabgedrückt werden. Diese These der Unternehmer, daß durch eine Selbstkostenminderung mit Hilfe des Lohnabbaus eine Absatzsteigerung und eine wirtschaftsbelebende Wirkung erzielt werden könne, hat sich zwar als absolut falsch und verhängnisvoll erwiesen, denn trotz des dreimaligen Lohnabbaues ist die Absatzlage im Ruhrbergbau nicht besser, sondern um vieles schlechter geworden. Die nächsten Tage und Wochen werden, soweit der Ruhrbergbau in Frage kommt, im Zeichen schwerwiegender Auseinandersetzungen stehen. Großbrand in Buer=Beckhausen Große Getreidevorräte vernichtet Nachbar unter Brandstiftungsverdacht verhaftet sondern ein typisch holländischer Käseträger aus Alkamaar größere Summe Geldes ausgegeben haben wird. Er wurde dem Amtsgericht in Gütersloh zugeführt. Aerztetagung in Bochum Unter dem Vorsitz von Professor MagnusBochum hielt die Deutsche Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs= und Versorgungsmedizin am 2. und 8. September in Bochum ihre Jahrestagung ab. Dieser Gesellschaft gehören als Mitglieder nicht nur Aerzte an, die sich besonders für das immer wichtiger werdende Gebiet der Unfallheilkunde interessieren, sondern auch die leitenden Männer der Deutschen Sozialversicherung und der Berufsgenossenschaften. Viele von ihnen waren in Bochum erschienen. Der Kongreß wurde Freitag vormittag von Prof. Magnus eröffnet. Man hörte dann Referate über den Ursachenbegriff in der Sozialversicherung, über Berufskrankheiten usw. Weiter berichteten die Tagungsteilnehmer über ihre ärztlichen Erfolge auf den verschiedensten Gebieten. Die Erörterungen wurden Samstag fortgesetzt. Mit der Jahresversammlung des Reichsverbandes der für Berufsdar Grandstiftn. auf genossenschaften tätigen Aerzte fand die besogleich der Vendmacht der vranoniftung auf Heutungsvolle medizinische Tagung ihren Abschluß. und tatsächlich wurde am Samstag ein 57 jähriger Mann aus der Nachbarschaft unter diesem Verdacht Gelsenkirchen, 5. September. In der Samstagnacht gegen 2 Uhr wurde von der Zeche„Nordstern" in Beckhausen aus die Feuerwehr alarmiert, daß an der Lackmannsfeldstraße ein Brand ausgebrochen sei. Es handelt sich um eine große Scheune der Zeche„Nordstern", die'an zwei Landwirte vermietet worden war und in der sich nicht nur die Getreidevorräte dieser Bauern, sondern auch eine Menge landwirtschaftlicher Geräte, Schweine, Hühner und sonstiges Kleinvieh befanden. Der herrschende Wind hatte das Feuer außerordentlich begünstigt, so daß die Feuerwehr sich damit begnügen mußte, so weit wie möglich die wertvollsten Geräte ins Freie zu schaffen, während die Scheune selbst mit ihren gesamten Vorräten bis auf die Grundmauern niederbrannte. Verbrannt sind außerdem ein Teil der Geräte, das gesamte Federvieh und Schweine, so daß der Schaden ganz erheblich ist. Da die Brandursache rätselhaft war, tauchte Gelsenkirchener Einbruchs=Serie aufgeklärt Ein halbes Dutzend schwerer Jungen gefaßt In der vorletzten Nacht gelang es der Gelsenkirchener Kriminalpolizei, eine ganze Reihe von schweren Einbrüchen der letzten Zeit aufzuklären, u. a. die wiederholten Diebstähle in einer Schalker Marinieranstalt, wobei eine große Anzahl von Gläsern mit Rollmöpsen, sowie Kleidungsstücken, Schürzen und Strümpfen mitgenommen worden waren. Einer der Täter ließ es sich nicht nehmen, sich schriftlich in ironischem Ton bei der Anstalt für die erbeuteten Bratheringe zu bedanken und zu versichern, daß er sie demnächst bezahlen werde. Der Spaß dauerte aber nicht lange, da er mit seinen Komplizen gefaßt wurde. Im Laufe der Ermittelungen stellte sich heraus, daß als Mittäter der 88 mal vorbestrafte Zuchthäusler Kapinski, der am 28. Juli g bei einem Angriff auf einen Polizeibeamten er“ schossen wurde, für einen dieser Einbrüche mit in Frage kommt. Auch der berüchtigte schwere Junge Solecki, der an jenem Tage dem betreffenden Polizeibeamten die Kehle durchschneiden sollte und wegen Mordversuchs hinter Schloß und Riegel sitzt, hat bei einem dieser Einbrüche mitgeholfen. Weiter wurden zwei Männer festgenommen, die in der Nacht zum 28. August in Schalke bei einer alleinstehenden 72jährigen Witwe eingebrochen waren. Diese Burschen taten sehr unschuldig, als ihre Festnahme durch die Krivo erfolgte. Als sie aber auf der Wache fein säuberlich eingepackt 18 Hühnerköpfe sahen, legten sie ein Geständnis ab. Die Beamten hatten diese Köpfe in der Nähe des Tatortes ausgegraben. Außerdem wurden ein gebratenes und ein gekochtes Huhn in der Wohnung # eines der Täter vorgefunden. Beim Kartenspiel erstochen Gelsenkirchen, 4. September. Sonntag abend zwischen 7 und 8 Uhr spielten e die Vergleute Otto Alfred Lange und Fritz Warazin, die beide bei dem Bergmann Wilhelm Hüls in der Raubekampstraße im Stadtteil Scholven wohnen, Karten. Dabei gerieten sie in Streit und Lange ergriff plötzlich ein Messer, das er dem Warazin in die Brust stach. Der Getroffene hatte noch die Kraft, den Täter bis vor die Tür an dem Gartenzaun zu verfolgen, brach dann aber tot zusammen. Der Getötete gilt als ein ruhiger Mann von bestem Ruf. schrie, ergriffen die Räuber die Flucht und kamen in der Dunkelheit. ent—(Opfer von Verkehrsunfällen.) samstag lief auf der Ueckendorferstraße ein siebenjähriger Junge gegen ein Pferdefuhrwerk. Das Pferd scheute und ging durch, wobei der Junge überfahren wurde. Mit schweren Knochenbrüchen wurde er ins Krankenhaus gebracht.— Im Stadtteil Horst=Emscher stießen an der Ecke Vogelsangund Essenerstraße ein Straßenbahnwagen und ein leichtes Motorrad zusammen. Der Motorradfahrer erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen. Einbrecher hausen wie Vandalen Wanne=Eickel, 5. September. Eine ungewöhnliche Dreistigkeit legten Einbrecher an den Tag, die in die Geschäftsräume des Verkehrsvereins am Bahnhofsvorplatz und in die danebenliegende Trinkhalle einbrachen. Zunächst versuchten sie von hinten in das Geschäftslokal hineinzukommen. Sie brachen eine Treppenstufe auf, gelangten aber so nicht hinein. Darauf versuchten sie die Tür zu erbrechen, scheiterten aber wieder und so schlugen sie endlich ein großes Loch in die Wand, wodurch sie die Verschlüsse zu öffnen vermochten. Im Innern dichteten sie zunächst nach der Straße hin alles ab, damit sie nicht gesehen wurden, warfen den Geldschrank um und bearbeiteten ihn nun nach allen Regeln der Kunst. Sie vermochten ihn aber nicht zu öffnen, außerdem befand sich nichts darin. Mit etwas Wechselgeld gelangten die Einbrecher wieder ins Freie. Dann wiederholten sie das gleiche Manöver bei der Trinkhalle Schübeler, in der sie sich häuslich niederließen, aßen und tranken. Mit 1000 Eiern, die an dem vorhergehenden Tage gebracht worden waren, sowie mit fast sämtlichen Vorräten an Süßigkeiten, Getränken, Rauchwaren usw. entkamen die Eindringlinge unerkannt, nachdem sie, wie die Spuren zeigen, stundenlang in der Halle gesessen haben müssen. festgenommen. Die Vernehmung des leugnenden Mannes hat bisher manches Belastende ergeben. So ist er während der Zeit, in der der Brand ausgebrochen ist, nicht zu Hause gewesen, sondern unmittelbar darauf erst heimgekommen. Außerdem hatte er kürzlich mit dem einen Pächter der Scheune, Arend, einen Streit, so daß die Vermutung naheliegt, daß es sich um einen Racheakt handelt. Recklinghäuser Kassendefraudant festgenommen Wie bereits mitgeteilt, hat der Kirchmeister der evangelischen Gemeinde Bruch, der Kaufmann Erich Rose aus der Bochumerstraße in Recklinghausen=Süd, insgesamt 14700 Mark veruntreut, von denen über 7000 Mark auf das evangelische Kinderheim an der Overbergstraße und der Rest auf eine private Sterbekasse entfallen. Außerdem Witten, 4. September.(In den Ferien schwer verunglückt.) Rektor Feldmann, der Leiter der Wittener Gerichtsschule, geriet während seines Ferienaufenthaltes in Bielefeld unter einen beladenen Kornwagen. Die Räder des Wagens fuhren ihm über die Brust. Dabei erlitt er schwere innere Verletzungen, die seine Aufnahme ins Krankenhaus erforderlich machten. —(Stahlhelmer=Autorennt gegen eine Mauer.) An der Bahnüberführung an der Bochumerstraße fuhr ein mit Stahlhelmern besetzter Lastzug, der einem Milchwagen ausweichen wollte, gegen eine Mauer, nachdem er vorher schon eine Straßenlaterne umgefahren hatte. Personen wurden nicht verletzt, doch entstand Sachschaden. Milspe, 4. Sept.(Straßenbau als Arbeitsbeschaffung.) Dem Bauamt ist es gelungen, Gelder für eine durchgreifende Ausbesserung der Eichen=, Berninghauser= und Rüggebergerstraße hereinzubekommen. Die Arbeiten sollen hat er seine Schwestet um 23000 Mark betrogen. in kürzester Zeit vorgenommen werden. Ein Beamter der Recklinghäuser Kriminalpolizei, der eine Spur des Flüchtigen verfolgte, vermochte Rose in der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf bei Gütersloh festzunehmen. Rose, der einem eingehenden Verhör unterzogen wurde, will nicht wissen, wo das Geld geblieben ist und erinnert sich angeblich an überhaupt nichts schauer mehr. Die ersten Tage nach der Flucht verbrachte des ersten fahrplanmäßigen Zuges beizuwohnen. er in den verschiedensten Städten des rheinisch=westfälischen Industriegebiets, wo er auch wohl eine Voerde, 4. Sept.(Eisenbahn feiert Geburtstag.) Vor 50 Jahren wurde die Strecke Gevelsberg—Häufe—Altenvoerde erstmalig dem Betrieb übergeben. Aus Anlaß dieses Jubiläumo# wurden der Bahnhof und die nähere Umgebung mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Viele Zuschauer hatten sich eingefunden, um der Abfahrt Einer der Nordicker Raubmörder ermittelt Steckbrief gegen den Flüchtigen Eifrige Mitarbeit des Publikums an der Aufklärung des furchibaren Verbrechens In der Nacht zum Hofe, des Hauses Luisenstraße 129 im hsenkirchen zu einer schweren Bluttat. Hier wohnt der Invalide Jakob Sehr, der Freitag nachmittag im Hofe ein kleines Schwein laufen ließ. Als nun der im gleichen Hause wohnende Arbeiter Schuchens durch den Hof ging, lief ihm das Schwein nach und Sch. stieß mit dem Fuße nach dem Tier. Dadurch kam es zu einem Streit, in dessen Verlauf später der hinzukommende Sohn des Sehr einen Stich in den Oberarm und in den Kopf erhielt. Seine Verletzungen waren so schwer, daß er in besorgniserregendem Zustande ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Als später Zu dem furchtbaren Verbrechen in Nordick, bei Herbern, dem der 59jährige Landwirt Wilhelm Sudhoff, dessen 53jährige Ehefrau Maria geb. Hannes, sowie die 28jährige Hausangestellte Maria Schlüter zum Opfer fielen, erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Nach den Ermittelungen der Mordkommission des Polizeipräsidiums Recklinghausen, der Zentralmordkommission Essen und der Staatsanwaltschaft Münster, die fortgesetzt am Tatort weilen, handelt es sich bei der Tat offenbar um einen mit unglaublicher Brutalität ausgeführten Raube mord, obwohl bisher nicht feststeht, ob und wieviel geraubt worden ist. Die Feststellungen sind deshalb so schwierig, weil das Ehepaar Sudhoff kinderlos war und das Personal über die persönlichen Verhältnisse der Ermordeten nicht unterrichtet war. Es handelt sich bei dem Gehöft um einen 178 Morgen großen Landbesitz und es ist unbedingt anzunehmen, daß wertvolle Sachen und Geld geraubt worden sind. Diese Annahme erscheint vor allem durch die Tatsache begründet, daß im Schlafzimmer der Eheleute und der Hausangestellten alle Behältnisse durchwühlt waren und daß vor allem im erstgenannten Zimmer eine größere Menge alter Inflationsscheine aus dem Schrank herausgeworfen worden waren. Ob sich in dem Schrank noch gültiges Geld befunden hat, läßt sich nicht feststellen. Die weiteren Recherchen haben die Wahrscheinlichkeit, daß die Mörder durch die Hintertür zunächst in das Zimmer der Hausangestellten eingedrungen sind, noch erhärtet. Gewisse Indizien sprechen dafür, daß sich das Mädchen verzweifelt gewehrt und die Hände vor die Brust gehalten hat. Aber mit tierischer Grausamkeit haben samstag kam es in dem die Burschen auf die Unglückliche eingestochen: ein ouu stog on Stadtteil Stich ging ins Herz und 20 Stiche trafen die Die Stiche sind mit einem Taschenmesser ausgeführt worden, das neben einer blauen Schirmmütze im Zimmer des Mädchens liegen blieb. Dem Landwirt Sudhoff, der vor seinem Bette im Blute lag, war der Unterleib buchstäblich aufgeschlitzt worden. Hier im Zimmer muß sich ein furchtbarer Kampf zwischen den Tätern und dem 1,85 Meter großen, sehr starken Manne abgespielt haben. Die Blutspritzer bedecken alle Wände und die Möbel sind bei dem Kampfe von ihren Plätzen gerückt worden. Die Frau ist während dieses KampBlutiger Streit um ein Schwein Gelsenkikchen, 5. September. Ruf:„August, niedergestochen der Schwiegersohn des Sehr, der Arbeiter Richard fes fortgelaufen, verfolgt von einem der Mörder, Lang aus dem Stadtteil Gelsenkirche=Erle, von der sie unmittelhar nach ihrem Ruf: dem Vorfall hörte, stellte er Schuchens zur Rede und es entstand wiederum eine Schlägerei, in deren Verlauf Schuchens einen Schädelbruch davontrug. Er wurde ins Knappschaftskrankenhaus eingeliefert und schwebt in höchster Lebensgefahr. Lang wurde festgenommen. Gelsenkirchen, 5. September.(Raubüberder sie unmittelbär nach ihrem August, se sloat den Buer daut!“ hat. Die Knechte hatten zunächst die Absicht, ins Haus zu laufen, als sie den Ruf hörten, jedoch knallte in dem Augenblick, als sie die Frau im Blute liegen sahen, ein Schuß, der sie veranlaßte, zurückzuweichen. Dieser Schuß ist unzweifelhaft vom Hofe aus abgefeuert worden. Den Umstänfall auf eine Frau.) Samstag gegen 28 Uhr den nach ist anzunehmen, daß die Mörder das Gewurde die Frau Johanna Haniel auf dem Feldweg höft fluchtartig verlassen haben. Allerdings sind zwischen der Ottostraße und dem Oedenweg von nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür gegeben, zwei unbekanten Männern überfallen, die ihr ihre daß, wie ein Pressebüro behauptet hat, die Täter Pakete zu entreißen versuchten. Die Frau wehrte den Tatort mit einem Auto verlassen haben. Die sich verzweifelt und wurde nach hartnäckigem Kriminalpolizei nimmt vielmehr mit großer WahrKampfe zu Boden geworfen. Als sie um Hilfe scheinlichkeit an, daß das nicht der Fall war. Das unwegsame Gelände, das nur schwer zu befahren ist, ist ganz ungeeignet für Autofahrten, auch hätten die Knechte das Abfahren des Wagens hören müssen. Zurückgelassen wurde am Tatort: ein doppelläufiges Jagdgewehr, System Lefaucheux, Kaliber 16 Millimeter, zu dem der linke Hahn fehlt, eine Patronenhülse, Marke Hirschkopf mit Zündstift, auf dem Boden der Patronenhülse befindet sich die Zahl. 16, ferner eine blaue Schirmmütze, eine sog. nz=Heinrich=Mütze, mit gedrehter Doppelkorder. Für die Mitarbeit des Publikums hat der Regierungspräsident in Münster eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. Die unermüdliche Aufklärungsarbeit aller in Frage kommenden behördlichen Stellen hat inzwischen zu bemerkenswerten Festnahmen geführt. Wie festgestellt wurde, waren am letzten Mittwoch in der Mittagsstunde vier Männer in das Gehöft Sudhoff nicht durch den Vordereingang, sondern von der Hinterseite her gekommen. Der Bauer herrschte diese Männer an, die Kaffee haben wollten, warum sie nicht durch den Vordereingang gekommen wären, im Hofe gebe es keinen Kaffee. Darüber erbost, zankten sich die Burschen zunächst mit dem Bauern und bewarfen ihn dann mit Steinen. Hierbei stießen sie Drohungen aus, sie kämen wieder und es würde in einigen Tagen was passieren! Die polizeilichen Ermittelungen haben ergeben, daß die betreffenden Männer aus Radbod bei Hamm stammen, das etwa dreiviertel Stunden von dem Gehöft Sudhoff entfernt liegt. Die Festgenommenen gaben den geschilderten Zwischenfall notgedrungen zu, bestreiten aber bis jetzt ganz entschieden, die grauenvolle Tat ausgeführt zu haben. Bei den bisher Sistierten handelt es sich nur um zwei Männer. Die übrigen wurden nicht zu Hause angetroffen, jedoch wird versichert, daß auch ihre Festnahme bevorsteht. Wie wir weiterhin erfahren, hat sich nach eingehenden Vernehmungen und Recherchen herausgestellt, daß sich der Verdacht gegen die festgenommenen Leute aus Radbod nicht bestätigt. Immerhin war ihre Rolle keine sehr angenehme, da sie ja nachweislich den Bauer Sudhoff erheblich bedroht hatten. Samstag nachmittag wurde noch einmal eine gründliche Durchsuchung des Hauses vorgenommen und es ergaben sich dabei wiederum einige Anhaltspunkte von Bedeutung. In dem Schlafzimmer der Eheleute Sudhoff fand man eine kleine Schublade, in der sich Wäsche befand. Zwischen dieser Wäsche lag eingepackt eine Geldsumme von 18000 Mark, die die Raubmörder nicht gefunden haben. Die Schublade wies von einem Dolch hervorgerufene Schrammen auf. Verschiedene Tatsachen, die bei der“ neuerlichen Untersuchung festgestellt wurden, haben die Untersuchungsbehörden in ihrer Meinung gestärkt, daß die Täter nicht allzu weit zu suchen sein werden, da ihnen die Verhältnisse doch offenbar nicht unbekannt gewesen sein müssen. Uebrigens hat sich inzwischen ein neuer Verdacht Es konnte ermittelt werden daß das auf ergeben. n-„#b gg dem Hofe vorgefundene und von den Tatern zuruckgelassene Jagdgewehr vor kurzem an den stellungslosen Elektriker Theodor Beisemann aus Herbern verliehen worden ist, der seit einiger Zeit wegen einer Diebstahlsaffäre gesucht wird. Seine Wohnung ist sofort durchsucht worden, jedoch ist über das Ergebnis noch nichts bekannt. Im Laufe des Sonntagnachmittags wurde festgestellt, daß der flüchtige Elektriker Beisemann früher bei dem ermordeten Landwirt Sudhoff tätig gewesen ist. Nach den Ermittlungen kann schon jetzt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit gesagt werden, daß Beisemann einer der Mörder ist. Die Staatsanwaltschaft in Münster hat Sonntag abend den Steckbrief gegen den Flüchtigen erlassen. Beisemann ist 1907 geboren, 1,80 Meter groß, hat abstehende Ohren, spricht westfälische Mundart und war zuletzt mit einer blauen Schirmmütze bekleidet. Man nimmt an, daß es dieselbe Mütze ist, die nach dem dreifachen Mord auf dem Gehöft gefunden wurde. Außerdem wurde Sonntag der Landwirt= schaftsgehilfe Bernhard Pieckenbrink, ein 23= jähriger junger Mann aus Herbern, festgenommen. Es handelt sich hier um den Mann, der dem flüchtigen Beisemann das Jagdgewehr geliehen hat, das auf dem Hof gefunden wurde. Die Bevölkerung beteiligt sich außerordentlich lebhaft an der Fahndung nach den Mördern und nur so ist es zu erklären gewesen, daß festgestellt werden konnte, wem das Jagdgewehr gehört. Außerdem ist einwandfrei erwiesen, daß nur das mutige Verhalten der bereits gestochenen Bäuerin die Mörder veranlaßt hat, fluchtartig das Gehöft zu verlassen und die Indizien zurückzulassen, die ihnen wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen zum Verderben gereichen werden. Um ein klares Bild über die Tatumstände zu erhalten, hat die Mordkommission mit der Staatsanwaltschaft und einer Anzahl Landjägerbeamte umfangreiche Erhebungen besonders am Mordhause getroffen. Dabei wurde das Schlafzimmer der Eheleute Sudhoff auf das genaueste untersucht. Den Tätern ist es nicht gelungen, das im Schlafzimmer aufbewahrte Geld von 18323 Mark zu rauben. Es sind zwar Brechspuren an den Schubladen, in denen das Geld aufbewahrt wurde, zu erkennen, jedoch haben die Täter keine Zeit mehr gehabt, ihren Plan durchzuführen. Nach dem Befund deuten alle Umstände darauf hin, daß mindestens einer der Täter ortskundig und in der näheren Umgebung der Tatstelle zu suchen war. Der für die Tat in Frage kommende Elektriker Beisemann hat noch im Laufe dieses Sommers aushilfsweise bei Sudhoff gearbeitet Im Verlauf heftiger Auseinandersetzungen ist er von Sudhoff vom Hof gejagt worden. Er wohnte bisher in Herbern Bauernschaft Nordick, und zwar bei seinen Eltern. Er hat seinem Bruder 20,44 Mark gestohlen und ist nach der Mordtat mit diesem geringen Betrag geflüchtet. Vor kurzem hat er in Gemeinschaft mit anderen Tätern einen Diebstahl bei einem Nachbarn des ermordeten Sudhoff ausgeführt. Wegen unbefugten Waffentragens ist er vor kurzem zu drei Monaten Gefängnis und 60 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hat noch Sonntagnachmittag die Photographie des Beisemann in Werne zu Aushang gebracht. Vor dem Aushang drängten sich unzählige Personen, als plötzlich einer rief:„Den habe ich heut nachmittag in Evenkamp gesehen.“ Hierauf wurden sofort die notwendigen Fahndungen eingeleitet. Bis zum Redaktionsschluß liegen hierüber noch keine Ergebnisse vor. Einbrecher räumen Kolonialwarenlager aus Lennigsen, 4. September. Ein schwerer Einbruch wurde in der Nacht zum Samstag im hiesigen Kolonialwarengeschäft Lücke ausgeführt. Die Täter drangen, nachdem sie vor den Kellerfenstern die schweren Eisenstäbe auseinandergebogen hatten, in den Keller= und Lagerraum ein und erbeuteten hier 80 Pfund Speck, 90 Pfund Blasenschmalz, 28 Pfund Kokosfett, eine größere Menge Palmin, frische Molkereibutter, 2 Kisten Emmenthaler Käse, 15 Pfund Holländer Käse, 30—40 Pfund Edamer Käse, 100 Stück Kräuterkäse, ferner Wurstwaren aller Art, Weine, Kaffee, Tabake. Der Menge des gestohlenen Gutes nach ist anzunehmen, daß die Täter zu mehreren arbeiteten und allem Anschein nach ihre Beute mit einem Gefährt fortbrachten. Massendiebstähle in Ahlen In Anbetracht der in der letzten Zeit nicht nur in Ahlen, sondern auch in der Umgebung stark zunehmenden Einbruchsdiebstähle zur Nachtzeit hat die Polizei einen umfangreichen Nachtstreifendienst eingerichtet und einen Streifenwagen bereitgestellt. Diese Einrichtung führte schon in der Nacht zum 1. September zu einem Erfolg dadurch, daß gegen 1,30 Uhr auf der Warendorfer Straße die Bergleute Josef., Otto., Wilhelm F. und Walter G. festgenommen werden konnten. Sie führten etwa 50 Pfund Karpfen und einen Sack mit Wild bei sich. Fabrik unter dem Hammer Beckum, 4. September. Die Eisengießerei Gebrüder Morfeld wurde in diesen Tagen zwangsversteigert. Die Gebäulichkeiten, die erst vor einigen Jahren errichtet waren, bestanden aus den Werkstätten, der Eisengießerei und zwei Wohnhäusern. Der gemeine Wert war vom Gericht auf 28000 Mark festgesetzt worden. Der Zuschlag wurde für 23 500 Mt. der Hypothekengläubigerin, der Bauunternehmung Gebr. Prinz erteilt. Vergessen sie micht Var Mler Korelde den nachstehenden Bestellzettel aus zufüllen. Wir liefern Ihnen gern bei geringen Mehrkosten an jeden Ort den heueral-Auzeiger. ich wünsche den General-Anseiger vom——— bis nach sum Preise von 15 Pig. pro Tag. Kaume Fehnung Dlus Abonnement durch Roten bestelle ich während der gen. Zeit nicht ab— ab. (utreifendes bitte unterstreichen). Anschuldig unter Einbruchsverdacht Nach eineinhalb Jahren freigesprochen Rückgang der Fürsorgeerziehung in Preußen Schwert Anglaussaati Nachener Land Todesopfer bei Verkehrszusammenstößen* Im Bade verbrüht Löhne, 4. September. Löhne und seine Umgegend haben sich seit über eineinhalb Jahren mit dem Fall des jetzt 44 Jahre alten Lokomotivführers im Wartestand Wilhelm Köster beschäftigt, der neben dem Schlosser Heinrich Imort in den Verdacht geraten war, einen Einbruch bei dem Kaufmann Julius Fischer in LöhneBeck begangen zu haben. Im Hause des Bestohlenen waren zurzeit des Einbruchdiebstahls nur die Mutter und die Ehefrau des abwesenden Besitzers anwesend. Die Einbrecher sind zwischen zwei und drei Uhr nachts in das Haus eingedrungen. Die alte Mutter des Geschäftsinhabers glaubte, ihren Neffen erkannt zu haben. So kamen Köster und sein Freund Imort in den Verdacht, den Diebstahl begangen zu haben. Beide beteuerten ihre Unschuld und gaben dazu an, daß sie am Tatabend bei einer bekannten Familie eineinhalb Liter Schnaps getrunken hätten. Sie seien erst in tiefer Nacht von den Bekannten weggegangen, und auf dem Heimwege sei Köster so sinnlos betrunken gewesen, daß ihn Import habe schleppen müssen. In der Nähe seiner Wohnung sei Köster in einen Straßengraben gestürzt, wo ihn Imort seinem Geschick überlassen haben wollte. Tatsächlich aber hatte Köster in der fraglichen Nacht den Weg nach Hause durch irgendeine Hilfe doch gefunden. Hier klaffte längere Zeit eine Entlastungslücke in der Verteidigung Kösters, der deshalb sein Alibi nicht einwandfrei genug nachweisen konnte und längere Zeit in Untersuchungshaft genommen wurde. Schließlich aber fand sich auch der Mann, der Köster nach Hause gebracht hatte. Alles schien damit gut zu werden; denn auch das Amtsgericht in Bad Oeynhausen sah daraufhin den Alibibeweis für erbracht. Köster und Imort wurden am 8. Juli 1931 mangels Beweises freigesprochen. Auf die Berufung der Staatsanwaltschaft wurden sie jedoch im zweiten Rechtszuge vom Bielefelder Landgericht wegen schweren Einbruchsdiebstahls verurteilt: Der bis dahin völlig unbestrafte Köster zu 9 Monaten und der rückfällige Imort zu 1 Jahr Gefängnis. Die Kleine Strafkammer in Bielefeld hatte eben nur der Greisin als Hauptbelastungszeugin geglaubt und sämtliche Entlastungszeugen für unglaubwürdig erklärt. Das Urteil ging in die Revision, der stattgegeben wurde, woraufhin die Sache zu neuer Entscheidung an das Bielefelder Landgericht zurückverwiesen wurde. Hier fiel die neue Beweisaufnahme so sehr zugunsten der Beschuldigten aus, daß der Staatsanwalt seine Berufung gegen das freisprechende Urteil des Amtsgerichts Bad Oeynhausen zurückzog, das damit Rechtskraft erlangte. Kein Raubüberfall— Sittlichkeitsverbrechen Gütersloh, 4. September. Zu dem gemeldeten angeblichen Raubüberfall in Sende wird mitgeteilt, daß es sich nicht um einen Raubüberfall, sondern um ein versuchtes Sittlichkeitsverbrechen gehandelt hat. Der Unhold hat das Fahrrad nur zur Flucht benutzt und nach kurzer Strecke Fahrt liegen lassen. Er ist inzwischen von der Polizei in Brackwede festgenommen worden. Es handelt sich um einen Packer, der einschlägig vorbestraft ist. Explosion setzt Werkstatt in Brand Herford, 4. September. In Eilshausen explodierte in der Werkstatt T. ein Schweißapparat. Es brach ein Feuer aus, das die Reparaturwerkstatt in kurzer Zeit einäscherte. Zahlreiche Ersatzteile wurden ein Raub der Flammen. Der Feuerwehr und den Nachbarn gelang es, ein Uebergreifen des Feuers auf das angebaute Wohnhaus zu verhindern. Rehmerloh, 4. Sept.(Trecker von der Brücke gestürzt.) Auf der Straße RehmerlohStift Quernheim stürzte ein Trecker, der eine Selbstbindemaschine und einen Wagen mit Oelfässern zog, beim Passieren der Brücke in den Bach. Der Trecker überschlug sich und riß Maschine, Wagen und das Brückengeländer mit in die Tiefe. Der Fahrer erlitt wie durch ein Wunder nur leichtere Verletzungen. Aus dem fahrenden Zuge gestürzt Detmold, 4. September. Die Ehefrau Holtkämpfer aus Remmighausen, die in den um 8,40 nach Detmold fahrenden Zug gestiegen war, um ihrer in Osnabrück wohnenden Tochter einen Besuch abzustatten, stürzte unterwegs in gleicher Höhe mit ihrer Wohnung aus dem Zuge und blieb mit schweren Verletzungen bewußtlos liegen. Etwa eine halbe Stunde nach dem Unfall fand ein Streckenwärter die Frau und veranlaßte die Ueberführung nach dem Bahnhof. Die Verunglückte wurde ins Krankenhaus geschafft, wo sie einige Stunden später, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, gestorben ist. In die Kreissäge geraten... Detmold, 4. September. In der Lampenfabrik Müller in Detmold kam der Arbeiter Watermann aus Orbke mit der linken Hand der Kreissäge zu nahe, die ihm den Daumen glatt abschnitt. In Heidenoldendorf ereigneten sich in der Kottmeyerschen Fabrik in einer Viertelstunde zwei Betriebsunfälle. Zunächst kam ein Arbeiter mit der Hand in die Fräsmaschine und verletzte sich mehrere Finger. Den Nachfolger des Verletzten ereilte kurz darauf das gleiche Geschick; auch er büßte einige Finger ein. Ferner geriet in Pivitsheide ein Lehrling in die Fräsmaschine und verletzte sich mehrere Zinger erheblich. Durch kochenden Kassee verbrüht Hameln, 4. September. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich im Vorort Unsen. In der Küche der in einem Haushalt lebenden, Familien Vogt und Bruns war die frisch gefüllte Kaffeekanne auf dem Tisch umgestürzt. Der kochendheiße Kaffee lief den beiden zwei und drei Jahre alten am Tisch stehenden Kinder über den Körper und verbrühte beide schwer. Unter qualvollen Schmerzen wurden die beiden Kinder in bedenklichem Zustande ins Krankenhaus gebracht. Ein gleicher Unglücksfall ereignete sich in der Familieuchronik und Jubiläen Hohes Alter 70 Jahre: Rentner Karl Henter, Kamen, Unnaerstraße, gleichzeitig 50 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Kamen. Silderne Hochzeit Eheleute Walter Engel und Marta ged. Veonpardt, Schwerte, Wilhelmstraße 26. Goldene Hochzelt Eheleute Karl Becker und Emilie ged. Hagemeier, Dortmund, Missundestraße 65, Eheleute Invalide Ludwig Deldoi und Lina ged. Schmidt, Unna, Hertingerstraße. Auch wir gratulieren! Molkerei Eimbeckhausen, wo ein Milchvorwärmer platzte und dabei der Molkereigehilfe M. zahlreiche schwere Brandwunden an den Beinen und am Unterleib erlitt. Auch er wurde in bedenklichem Zustande dem Krankenhause zugeführt. Veruntreuungen beim Finanzamt Dutsburg=Sud Beim Finanzamt Duisburg=Süd wurden Veruntreuungen aufgedeckt, die von einem an der Finanzkasse beschäftigten Steuerinspektor verübt worden sind. Er hatte lange Zeit hindurch für die Angestellten des Finanzamtes niedrigere Beitragsmarken geklebt, als in der Kasse gebucht wurde. Durch die Beanstandung und Rückfrage des Versicherungsamtes wegen einer einzelnen Karte kam die Sache ans Tageslicht und die daraufhin vorgenommene Untersuchung ergab, daß bisher 7000 Mark veruntreut waren. Der Inspektor gab die Verfehlungen zu und wurde sofort seines Dienstes enthoben. Das Finanzamt übergab die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft zur Einleitung eines Verfahrens gegen den ungetreuen Beamten. Reichsbahn um 2600 Mark geschädigt Duisburg, 4. September. Um den Angestellten der Reichsbahn den verbilligten Bezug von Mineralwasser zu ermöglichen, hat die Reichsbahn in fast allen Städten sogenannte Gemeinschaftsanstalten eingerichtet, deren Aufgabe darin besteht, große Posten Mineralwasser von den Quellen direkt zu beziehen und den Angestellten verbilligt zukommen zu lassen. Man hatte in Duisburg mit der Gescheiftsführung dieser Einrichtung den Eisenbahnobersekretar Friedrich Kretels betraut, der seit 1925 den Ein= und Verkauf besorgte. Bei einer kürzlich vorgenommenen Revision durch die Direktion der Reichsbahn stellte sich ein Fehlbetrag von 2659 Mark heraus, über dessen Verbleib K. keine andere Erklärung wußte, als daß man ihm diesen Betrag nach und nach aus seinem Schreibtisch gestohlen habe. Das Gericht erkannte an, daß K. dieser kaufmännischen Aufgabe nicht gewachsen gewesen sei, nahm zu seinen Gunsten nur einfache, nicht Amtsunterschlagung an und verurteilte ihn zu zwei Monaten Gefängnis. Die vom Provinzialwirteverband Westfalen und dem Verkehrsamt der Stadt Münster aus Anlaß des 57. Deutschen Gastwirtstages und der Bundestagung der Saal= und Konzertlokalinhaber Deutschlands veranstaltete 8. Westfälische Gastwirtsmesse wurde Sonnabend mittag im Beisein zahlreicher Behördenvertreter und Ehrengäste, u. a. Häuser am Prinzipalmarkt des Landeshauptmanns der Provinz Westfalen, Dr. Dieckmann, und des Präsidenten des Deutschen Gastwirtsverbandes, Reichstagsabgeordneten Köster=Berlin, feierlich eröffnet. In seiner Eröffnungsansprache betonte der Vorsitzende des Provinzialwirteverbandes Westfalen, Herr F. Nephuth=Dortmund, daß die Veranstaltung einer Fachmesse in dieser Zeit des wirtschaftlichen Niederganges zwar ein großes Wagnis sei; man habe dieses Wagnis aber allen Widerständen zum Trotz auf sich genommen, um zu beweisen, daß das Wirtegewerbe nach wie vor die feste Absicht und den starken Willen habe, zu seinem Teil mitzuarbeiten am Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens. Das Gastwirtsgewerbe kämpfe schwer um seine Existenz, es sei mit Steuern überlastet und zahlreiche Betriebe seien in den letzten Jahren ein Opfer dieser Uebersteuerung geworden. Gesamtausgaben 38.5 Millionen Nach den soeben veröffentlichten statistischen Angaben des preußischen statistischen Landesamts haben am 81. März 1980 insgesamt 54.081 Minderjährige, und zwar 30 480 männliche und 23 651 weibliche, in Preußen in Fürsorgeerziehung gestanden. Die Gesamtzahl der Fürsorgezöglinge hat sich demnach gegen den Stand des Jahres vorher um 4434 oder 7,6 Prozent und gegen den Höchststand am Ende des Rechnungsjahres 1925 um 10 303 oder 16 Prozent vermindert. Die Ursache dieses Rückganges, der sich aus geringeren Ueberweisungen und vermehrten Entlassungen ergibt, dürfte zum Teil in dem Geburtenrückgang der Kriegs= und Nachkriegsjahre, hauptsächlich aber in der vielfach sich zeigenden Abneigung gegen eine Ueberweisung in Fürsorgeerziehung zu suchen sein. So ist z. B. der Anteil Berlins an der Gesamtzahl der Neuüberweisungen ganz erheblich gesunken. Auch in der Provinz Sachsen und in der Rheinprovinz stellt sich 1929/80 die Anteilziffer niedriger als im voraufgegangenen Rechnungsjahr. Dagegen haben die Ueberweisungen in Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Niederschlesien, Hannover, Westfalen und Schleswig=Holstein, also z. T. in den überwiegend landwirtschaftlichen Gebieten, anteilsmäßig zugenommen. Es wird in der Statistik ausdrücklich betont, daß dies keinen Maßstab für den Grad der Jugendverwahrlosung in den einzelnen Landesstellen bedeutet, sondern aus der verschiedenen Stellungnahme mancher Jugendämter und Vormundschaftsgerichte zur Fürsorgeerziehung zu erklären ist. Mehr als die Hälfte, nämlich 55,6 Prozent der 1929=30 überwiesenen Zöglinge standen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Ein verhältnismäßig großer Teil der Neuüberwiesenen(34,7 Proz.) hatte geistige oder seelische Defekte. Die Gesamtausgaben für die Fürsorgeerziehung in Preußen betrugen im Rechnungsjahr 1928=30 abzüglich der Erstattungen usw. rund 38,5 Millionen Mark, von denen gesetzlich zwei Drittel dem Staate und ein Drittel den Kommunalverbänden zur Last fielen. Hierzu trete der offene oder versteckte Kampf mancher Kreise gegen das Wirtegewerbe, der in völliger Verkennung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Gewerbes geführt werde. Die deutschen Gaststätten seien von jeher Stätten der Kultur und der Erholung, die Träger des Fremdenverkehrs, gewesen. Ein Zusammenbruch dieses für unsere Wirtschaft wie für unser Gemeinschaftsleben unentbehrlichen Standes würde die zahlreichen mit ihnen in ständiger wirtschaftlicher Verbindung stehenden Existenzen mit hinabziehen. Oberbürgermeister Dr. Zuhorn begrüßte die Gastwirtsmesse zunächst aus dem Gesichtspunkt der Arbeitsbeschaffung. Auch für das örtliche Wirtschafts= und Verkehrsleben sei die Ausstellung von besonderem Wert, handele es sich doch um die größte Fachmesse, die bisher in Münster durchgeführt wurde. Er feierte dann die umfangreiche wirtschaftliche Organisationsarbeit, die hier in den vergangenen Monaten geleistet wurde, als eine Tat, die gerade bei der heutigen Wirtschaftslage besondere Anerkennung und starke Beachtung verdiene. Der Oberbürgermeister übernahm die 8. Westfälische Gastwirtsmesse in den Schutz der Stadt Münster. Der anschließende Besichtigungsrundgang durch die Messehallen erwies die Berechtigung, von der 8. Westfälischen Gastwirtsmesse als von der bedeutendsten diesjährigen Fachausstellung Westdeutschlands zu sprechen. Die Messe hat mit rund 200 Ausstellerfirmen aus dem ganzen Reiche eine sehr gute Beschickung erfahren. Bemerkenswert ist, daß der Prozentsatz der ausstellenden Alkoholfirmen außerordentlich gering ist. Die Messeleitung hatte von vornherein Wert darauf zu legen, ein möglichst vielseitiges Gesamtbild zu geben und alle Liefersparten des Gastwirtsgewerbes zu Worte kommen zu lassen. So treten auf der Messe neben den technischen und wirtschaftlichen Neuerungen, Maschinen und Einrichtungen, alle anderen, in den Gastwirtsbetrieben zu verwertenden Erzeugnisse gegenüber den Spirituosen stark in den Vordergrund. Bei der Verteilung der Stände auf die verschiedenen Messehallen und=Räume und bei der Unterbringung der verschiedenen Sonderschauen hat die Messeleitung eine glückliche Hand gehabt und viel Geschick bewiesen. Es ist ihr gelungen, die Messe so aufzubauen, daß sie für Fachleute und Laien interessant ist. Ein Hauptanziehungspunkt, ein Meisterstück für sich, ist unzweifelhaft die Kochkunst=Ausstellung. Erzeugnisse münsterischer Kochkunst vom einfachsten Gericht bis zum großartigen Prunkstück stehen zur Schau. Wenn man nicht zufällig Asket ist, muß einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Kaiserhof",„Fürstenhof",„Kaiser=Friedrich=Halle" und„Monopol“ haben besonders geschmackvoll aufzebaut.„Kiepenkerl" und„Mindermann=Hauptdahnhof“, glänzen durch verblüffende Reichhaltigkeit.„Krokodil"=Düsseldorf zeigt prächtige KondiAls der Schuhwarenhändler Thelen aus Lövenich mit seinem Motorrad, auf dem sich sein Schwager als Soziusfahrer befand, an der Kreuzung der Provinzialstraße Aachen—Krefeld mit der Landstraße Köln—Geilenkirchen einen Lieferwagen überholen wollte, prallte er mit diesem zusammen. Der Zusammenstoß war so heftig, daß der Soziusfahrer auf das Straßenpflaster geschleudert wurde und mit zertrümmerter Schädeldecke tot liegen blieb. Der Motorradfahrer selbst wurde so schwer verletzt, daß er in hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der tödlich Verunglückte ist Vater von sechs Kindern. Wie wir noch erfahren, ist der bei dem Zusammenstoß ebenfalls schwer verletzte Motorradfahrer Thelen aus Lövenich seinen Verletzungen im Krankenhaus erlegen. * Als in Herzogenrath ein Auto versuchte, einer Gruppe von Radfahrern auszuweichen. wurde die 84 Jahre alte Frau Lindlar, die mit ihrem Mann auf der rechten Straßenseite ging, auf der sich kein Bürgersteig befindet, von dem Kotflügel erfaßt und auf die Straße geschleudert. Sie erlitt einen Schädelbruch und starb kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. * An der Ecke Schellerweg und von Wernerstraße in Stolberg stießen zwei Motorräder zusammen. Der eine Motorradfahrer erlitt einen Bekanntlich hatte der Geschäftsführer der Landbundgenossenschaft Altenkirchen, Heinrich Hoben, nach seiner Flucht der Berliner Polizei ein reumütiges Geständnis abgelegt. Er will in Gesellschaft von Halbweltdamen 7000 Mark verjubelt haben. Die Revision der Kasse förderte aber die Feststellung zutage, daß sich die Gesamtsumme der Verfehlungen auf über 100000 Mark beläuft. Die weitere Ueberraschung folgte: Hoben hatte sich von einer Anzahl Bauern aus dem Kreise Altenkirchen Gefälligkeitswechsel unterschreiben tor=Erzeugnisse. Preisangaben hätten diese leckere Ausstellung noch interessanter gemacht. Anerkennung wird auch bei allen Besuchern die Sonderschau„Deutsche Fischzucht“ finden. Aus dem vorgesehenen„rauschenden Bach“ ist zwar wegen technischer Schwierigkeiten nur ein stiller Teich geworden, der sich aber mit seinem lebendigen Inhalt recht idyllisch ausnimmt. Der Geburtsschein des hundertjährigen Karpfen ist leider verloren gegangen. Man muß es der Messeleitung also aufs ehrliche Gesicht hin glauben. In einer Sonderschau der deutschen Landwirtschaft wirbt die Landwirtschaftskammer der Provinz Westfalen für westfälische Markenbutter und Markenmilch. In der Halle II kommt der mit dem Gastwirtsgewerbe eng verbundene Kegelsport zu seinem Blick auf die Ludgerikirche Rechte. Auf drei Bundes=Kegelbahnen rollen hier während der Ausstellung(8. bis 11. September) von morgens 9 bis abends 20 Uhr die Kugeln zum „großen Preiskegeln für Damen und Herren".— Landeshauptmann Dr. Dieckmann, Oberbürgermeister Dr. Zuhorn und Präsident Köster eröffneten im Rahmen der Besichtigung das Preiskegeln mit drei Chrenkugeln, wobei unter heiterem„Hallo" festgestellt wurde, daß Westfalens Landeshauptmann und Präsident Köster vom Kegelsport garnichts verstehen, Münsters Oberbürgermeister wenigstens etwas. Samstag nachmittag gegen ½6 Uhr stieg dann das erste Preiswettkochen, bei dem sich 20 Damen der Jury stellten. Für die Teilnehmerinnen war es eine fürchterlich ernste Sache, für die 1000 Zuschauer ein Gaudi. Nach 25 Minuten ihr„Mittagessen für vier Personen“ fertig präsentieren konnte die„Köchin Nr. 20“. Das letzte Essen war erst nach 45 Minuten gar. Es geht also so und so.— Daß die 700 fertigzustellenden Portionen des Wettkochens durch die mitarbeitenden Frauenorganisationen an die Armen der Stadt Münster verteilt werden, darf mit besonderer Freude vermerkt werden. Der Besuch an den beiden ersten Messetagen war trotz der ungünstigen Witterung durchaus zufriedenstellend. Die Erfolgstage der Messe werden aber der Mittwoch und Donnerstag der laufenden Woche sein. An diesen Tagen weilen zum 57. Deutschen Gastwirtstag und zum Bundestag der Saal= und Konzertlokalinhaber Deutschlands viele tausende Wirte in Münster, Interessenten also, denen die 8. Westfällsche Gastwirtsmesse gewiß viel zu sagen haben wird. schweren Beinbruch. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Ein 68jähriger Mann aus Eschweiler, der seit Jahren im hiesigen Kreispflegehaus wohnt, hatte sich beim Baden in heißem Wasser so gefährliche Brandwunden zugezogen, daß er jetzt daran gestorben ist. Zwei Straßenräuber festgenommen Düsseldorf, 4. September. Ein Händler, der auf seinem Fahrrade nach Wersten fuhr, hatte zwei junge Leute, die er unterwegs traf, nach dem Wege gefragt und sie zum Dank für die Auskunft in einer Wirtschaft freigehalten. Als er sie später am Abend wiedertraf, erboten sie sich, ihm den nächsten Weg nach Hassels zu zeigen, wo der Händler wohnt. Wieder traktierte der Händler die beiden Burschen zu Bier und Schnittchen. Gegen Mitternacht erboten sie sich, ihn ein Stück Weges zu begleiten. An einer einsamen Stelle hinter der Henkelschen Fabrik wurde der Händler von seinen Begleitern von hinten niedergeschlagen. Sie raubten dem Wehrlosen dann das Fahrrad und 16 Mark. Der Kriminalpolizei ist es gelungen, die beiden Räuber festzunehmen. Es besteht Verdacht, daß die beiden noch andere schwere Straftaten begangen haben. Einer von ihnen, ein 25jähriger Arbeiter, ist bereits wegen Raubes mit schwerer Zuchthausstrafe vorbestraft. lassen, die später zur Einlösung präsentiert wurden. Viele der schwer geschädigten Bauern wußten bis zu ihrer Vernehmung nicht einmal, daß sie Mitglieder der Kasse waren. Die kleinen Leute mußten ihre Vertrauensseligkeit recht teuer bezahlen. Viele Landwirte waren in den Büchern der Kasse für Lieferungen belastet, die längst bezahlt waren, doch konnten nur die wenigsten Bauern die Quittungen vorzeigen. Die Genossen sollten obendrein noch mit der vollen Haftsumme von je 300 Mark herangezogen werden. Vorstand und Aufsichtsrat der Kasse hielten jetzt eine Tagung, in der die Lage nochmals eingehend besprochen wurde. Nachdem die genauen Bilanzzahlen vorliegen, kann mitgeteilt werden, daß, wenn alle Mitglieder die Mindesthaftsumme von 225 Mark bezahlen, ein vom Vorstand aufzubringender Restfehlbetrag von 18000 Mark verbleibt. Seilbahnunglück fordert Todesopfer Siegen, 4. September. Bei einer Transportfahrt auf der Seilbahn der stilliegenden Grube„Freier Grunder Bergwerksverein“ in Neunkichen(Siegerland) ereignete sich ein schwerer Unfall. Die Bahn wird nur noch gelegentlich benutzt, um das Abbruchmaterial an die Anschlußbahn Freier Grunder Eisenbahn zu bringen. Bei der Durchfahrt durch eine Wegeunterführung prallte eine hochstehende Aufbereitungstrommel gegen die Brücke und erfaßte einen verheirateten Arbeiter, der so schwer verletzt wurde, daß er auf dem Transport zum Krankenhaus starb. Dorf ohne Arbeit Die Not im Dillbezirk Durch die Stillegung der Erzgruben„Konkordia“ und„Eisenzecherzug“ erhöhte sich die Arbeitslosenzahl in bedenklichem Maße. Unerwartet kommt nun noch die Einstellung des Betriebs der Eiserfelder Steinwerke auf der Malscheid hinzu.— Durch die Stillegung des Stahlwerks Friedrichshütte bei Wehbach fallen 70 Arbeiter der öffentlichen Fürsorge anheim. Von dem Walzwerk und Platinwerk haben ebenfalls eine Anzahl Arbeiter die Kündigung erhalten. Da die meisten Eisensteingruben im Dillbezirk stilliegen, sind die Ortschaften in große Not gekommen. In Königsberg, einem ausgesprochenen Bergmannsdorf, sind 100 Prozent der Männer ohne Beschäftigung. Die Familien der Bergleute erwägen deshalb die Auswanderung nach deutschen Siedlungsgebieten. Großfeuer auf einer Domäne Hachenburg, 4. September. In einem Fruchtschuppen der Domäne Kleeberg brach in den Nachmittagsstunden ein Brand aus, der in den großen Heu= und Strohvorräten reichlich Nahrung fand und sich bei dem herrschenden Wind schnell auf fast das ganze Gehöft ausdehnte. Wegen Wassermangel konnten die Feuerwehren den Brand nicht genügend bekämpfen. Mehrere Stallgebäude und Fruchtschuppen und das Brennereigebäude brannten nieder. dehnt sich weiter aus Altenhundem, 4. September. Das Elektrizitätswerk Gebr. Simon in Altenhundem ist durch Kauf in den Besitz des RheinischWestfälischen Elektrizitätswerkes übergegangen. Mit den Lohngeldern durchgegangen Wuppertal, 4. September. Die Post hat jetzt bei den Arbeiten zur Automatisierung des Fernsprechverkehrs im Vorort Cronenberg einen bösen Reinfall erlebt. Mit der Ausführung der Kabelverlegungs=Arbeiten war ein auswärtiger Unternehmer beauftragt worden. Als die Arbeiter vergeblich auf den fälligen Lohn warteten, forschte man nach und mußte feststellen, daß der Unternehmer mit den von der Post vorschußweise gezahlten Lohngeldern durchgegangen war. Man hat ihn inzwischen mittellos in Hagen aufgegriffen und festgenommen. Die Arbeiterschaft hat gerichtliche Schritte zur Sicherung ihrer Gelder eingeleitet. Wuppertal, 4. Sept.(Von Unbekannten angeschossen.) Wie die Polizei berichtet, wurde in der Nacht zum Samstag ein Landwirt in der Wittenerstraße in Barmen von unbekannter Seite durch einen Schuß in die rechte Brustseite verletzt. Der Täter ist entkommen. Der Hauptbahnhof in Münster Westdeutschlands bedeutendste diesjährige Fachausstellung Kleinbauern=Gelder in leichter Gesellschaft verjubelt Der Skandal bei der Landbundgenossenschaft Altenkirchen 14 Tohenunt und Reschidp=Fen Gonschen Tinheinoiagen Die Neihe polischer=Reserale Analle der beutschnattonaten=Kathollten=gegen das Jeniram Geschlossene Mitgliederversammlung großen Saal des Städtischen Saalbaues begann am Sonnabend unter starker Beteiligung die geschlossene Mitgliederversammlung des Deutschen Katholikentages, in der die Berichte der einzelnen Arbeitsgruppen des Vertretertages erstattet wurden. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten Baumgartner sprach als erster Berichterstatter Pfarrer Eckert=Frankfurt über die Seelsorge in der Großstadt. Ueber katholisches Ehe= und Familienleben sprach Prosessor Hermann Muckermann, Berlin der darauf hinwies, daß keine der 50 deutschen Großstädte mehr aus innerer Lebenskraft wachse. Die Hoffnung, daß der schwindende Nachwuchs vom Lande her ausgeglichen werden könne, sei ein Irrtum. Im Gesamtdurchschnitt der Großstadtfamilien, auch der katholischen, reiche die Zahl der Kinder nicht mehr hin, um die Eltern zu ersetzen, was um so verhängnisvoller sei, als es sich um erbgesunde Familien handele. Hauptursache dieser Erscheinung sei die gewollte Lebensverneinung, die Abwehr des Kindes. In manchen Großstädten sei die Zahl der Fehlgeburten, die zum größten Teil gewollt seien, bereits größer, als die Zahl der Geburten. Diese Lebensverneinung sei inerster Linie bedingt durch die wirtschaftliche Not. Zur Bekämpfung dieser Niedergangserscheinungen forderte Professor Muckermann eine allgemeine gründliche und umfassende Beratung und Belehrung der jungen Menschen vor der Eheschließung(Einrichtung katholischer Eheberatungsstellen). sowie vor allem wirksame Maßnahmen zur Erleichterung der Lage erbgesunder, kinderreicher Familien, wobei er auch auf die Bedeutung eines großzügigen Arbeitsbeschaffungsprogramms hinwies. Jedes Bemühen, die Bodenständigkeit solcher Familien anzustreben, werde von der Generalversammlung der Deutschen Katholiken begrüßt. Weitere Reserate Abgeordneter Joos berichtete über die Ergebnisse der Gruppenberatungen über das Thema: „Die Großstadt als Heimat.“ Frau Staatspräsident Volz über„Die Aufgaben der Karitas in der Großstadt“. Die Referentin gab einen Ueberblick über die vielseitige Arbeit der katholischen Karitas und stellte neue Richtlinien für die zukünftige Arbeit auf. Ueber„Die Schule in der Großstadt“ referierte Generalsekretär BöhlerDüsseldorf. Kulturpolitische Forderungen Mit besonderem Interesse nahm die Mitgliederversammlung den Bericht des Studiendirektors Monzel=Köln aus der Arbeitsgruppe„Großstadt als Kulturraum“ entgegen. Beim Thema Literatur setzte sich der Referent mit Nachdruck für das Schmutz= und Schundgesetz ein, das zwar manche Mängel habe, aber im übrigen sehr nutzbringend sei. Zum Film wurde ausgeführt, daß die Zahl der Kinobesucher gerade in dem katholischen Volksteil der Großstädte lawinenartig angewachsen sei. Für den Katholizismus gebe es daher nur positive Mitarbeit vor allem durch den Ausbau der eigenen Produktion, so der Leo=Film=Gesellschaft. Betreffs des Rundfunks wurde erklärt, die Katholiken duldeten keine Einteilung in einen guten und schlechten Teil des Volkes. Sie lehnten das Schlagwort von der Entpolitisierung des Rundfunks ab, weil daraus die Verdeckung esner neuen Politisierung zu befürchten sei. Neben der Institution der Staatssekretäre müsse das lebendige Voll sein Recht bekommen. Beim Thema Sport wandte sich der Berichterstatter entschieden gegen die Bestrebungen, von oben herunter eine Art Uniformierung der sportlichen Betätigung einzurichten. Das werde der katholische Volksteil nicht mitmachen, der sich seine eigenen guten Organisationen, die Deutsche Jugendkraft usw. nicht aus der Hand schlagen lasse. Zur Heilighaltung des Sonntags sei es wünschenswert und empfehlenswert, den sporttreibenden jungen Menschen den Sonnabendnachmittag freizugeben. Ueber die Beratungen der Gruppe„Die Großstadt und die religiöse Kunst“ berichtete Landesrat Busley=Köln, der die Not der Künstlerschaft schilderte und an den Katholikentag die Bitte richtete, sich nach Kräften für die auf katholischem Boden stehenden Künstler einzusetzen. Den Bericht über die Arbeitsgruppe„Großstadt und Volkstum" erstattete Studienrat EllbrachtHamm. Der politische Riß im katholischen Lager Besonderes Interesse beanspruchte der Vericht des Schrilelters Eul Alterüber das Beratungsergebnis der Gruppe„Großstädter als Staatsbürger“. Er wies darauf hin, daß in der Presse irreführende Darstellungen über die Beratungen dieser Gruppe erschienen seien. Die Meinungsverschiedenheiten, die in dieser Arbeitsgruppe zu Tage getreten und hier und da auch lebhaft zum Ausdruck gebracht worden seien, bedeuteten für denjenigen durchaus keine Neuigkeit, oder die Arbeit dieser staatsbürgerlichen Gruppe g seit Anfang an kenne. Das Vorhandensein dieser Meinungsverschiedenheiten sei gerade für das Zentralkomitee der Anlaß gewesen, eine solche Arbeitsgruppe staatsbürgerlicher Art auf den Generalversammlungen der deutschen Katholiken einzurichten: die Zusammensetzung dieser Arbeitsgruppe sei auch ganz bewußt von der Tatsache ausgegangen, daß solche Meinungsverschiedenheiten im Katholizismus vorhanden seien. Die Gruppe habe sich vor allem mit der Frage beschäftigt, durch welche Maßnahmen der Radikalisierung der Großstadtmassen entgegengewirkt werden könne, und sei der Meinung, daß dies zunächst geschehen könne durch planmäßige Belehrung über die Wirklichkeit des wirtschaftlichen, sozialen und volitischen Lebens. Wenn je, dann gelte heute das Wort, daß nur die Wahrheit frei mache. Das öffentliche Leben müsse im Sinne der katholischen Aktion und durch die katholische Aktion erneuert werden. Bei dieser Arbeit müßten die Grundsätze der päpstg lichen Enzyklika Quadragesimo Anno beachtet werden.— Mit einem Schlußwort des Präsidenten Baumgartner sand die Mitgliederversammlung ihr Ende. Was war vorgegangen? “ Vorstoß der Deutschnationalen gegen das Peleche Die 9. Gruppe„Der Großstädter als Staatsbürger" befaßt sich im besonderen mit den politischradikalen Massenströmungen der Zeit. Auf ihr sprachen die deutschnationalen Katholiken Lehrer Schlotky, Dr. Doms, Freiherr v. Lüninck, Rechtsanwalt Dr. Forschbach, Justizrat Riechen und Dr. Pietsch; ferner der seinerzeit von Papen zum Chefredakteur der„Germania" bestellte Dr. Ritter. Von der Zentrumsseite sprachen Geheimrat Bachem, Dr. Bell, Rektor Häuser, Generalpräses Rattermann und Prälat Leicht von der BBP. Der Streit entstand um die Behauptung, daß das katholische Vers einswesen wie auch die Katholische Aktion zu sehr K in den Dienst, der Zentrumspartet gestellt 4 werde. Dag einleitende Referat über den Punkt „Die Entstehung und Abwehr radikaler Volksstimmungen“ hielt bezeichnenderweise der Geschäftsführer des Katholikenausschusses der deutschnationalen Volkspartei, Dr. Glasebock=Krefeld, der am Tage vorher in der Rheinisch=Westfälischen Zeitung einen Leitartikel gegen die Zentrumspolitik losgelassen hatte. Er warb um Sympathien für die Hitlerbewegung, der schon ein Teil der katholischen Jugend zugeströmt sei; der nationale Radikalismus habe sich zumindest außenpolitisch günstig ausgewirkt. Auch sonst enthalte der Nationalsozialismus wertvolle Kräfte für die Wiedergesundung der Nation. Dann sprach Glasebock die Befürchtung aus, daß eines Tages das Pendel aberwieder nach linksschlagen könne. In diesem Zusammenhang erklärte er es für angebracht, den Kommunisten die staatsbürgerlichen Rechte zu entziehen. Gegen das Zentrum wurde von rechtsgerichteter Seite der Vorwurf erhoben, daß es jahrelang in ∆ Koalition mit den christentumskeindlichen Sozialdemokraten gestanden habe. Geheimrat Bachem H wies zur Entkräftung dieses Vorwurfs auf das Konkordat und die schulpolitischen Erfolge hin. Dann entstand ein Streit über den Prozentsatz der deutschen Katholiken, die dem Zentrum bezw. der BVP. angehören und ihre Politik vertreten. Als Geheimrat Bachem behauptete, daß 60 Prozent der deutschen Katholiken diese beiden Parteien wählten, entstand entschiedener Widerspruch(Zuruf 35 Prozent). Es wurde festgestellt, daß immerhin ein heblicher Prozentsatz heute nationalsozialistisch und kommunistisch wählt. Kaplan Reuter vom Jungmännerverband führte aus, daß unausweichliche Zusammenhänge zwischen Religion und Politik beständen. Man könne die Politik nicht völlig aus den Vereinen ausschalten; sonst werde die Religiösität sterilisiert. Die Atmosphäre wurde hitzig, als ein katholischer Pazifist sozialpolitische Forderungen zugunsten des Proletariats erhob und für die Wiederherstellung der politischen Volksrechte eintrat. Prälat Leicht und Minister a. D. Brauns hatten alle Mühe, die erregten Gemüter zu beschwichtigen. U. a. wandte sich der Deutschnationale Dr. Pitsch auch gegen den Pazifismus des bekannten Paters Stratmann. Das Fernbleiben Papens In sehr aggressiver Form wandte sich der Deutschnationale Freiherr von Lüninck gegen die Gleichsetzung von Zentrum und Katholizismus. Das„Ruhrecho“ ist in der Lage, hierüber Mitteilungen zu machen, für deren Richtigkeit wir natürlich dem„Ruhrecho" die Verantwortung überlassen müssen. Es heißt dort: Dann sprach Freiherr von Lüninck: Die Grundlage der gemeinsamen Glaubenslehre muß immer mehr herangezogen werden. Es ist sogar denkbar, daß die katholische Aktion gegen das Zentrum Stellung nehmen kann. Wir dürfen die Zahl der nationalen Katholiken nicht unterschätzen.(Er rechnet an Hand der Reichstagsabgeordnetenzahl Prozent im Zentrum.) Dann spricht er vom gegenseitigen Mißtrauen im katholischen Lager. Der Zustand des Katholizismus kann nicht als befriedigend angesehen werden und muß mit größter Sorge für die Zukunft erfüllen. Er bedauert, daß immer noch ein Marr an der Spitze der katholischen Verbände steht. Wir fordern Mitarbeit in allen katholischen Vereinen und beim Katholikentag.(Zuruf:„Wo bleiben Sie denn?“) Dieser Vorwurf ist sachlich absolut unberechtigt. Seit Jahr und Tag kämpfen wir um unsere Mitarbeit. In den Statuten des Westdeutschen Arbeitewvereins steht, daß nur das Zentrum Frage kommt.(Zuruf:„Ist nicht wahr!“) Dann hat es aber dringestanden. Ich teile die politischen Absichten Papens nicht, finde es aber grotesk, daß die Führer des Katholikentages ihn gebeten haben, nicht zu kommen.(Zwischenruf:„Stimmt nichtl“) Er muß kommen dürfen.(Große Erregung, Durcheinanderlaufen.) Studiendirektor Schnippenköter erklärt auf Grund seiner Tätigkeit als Mitglied des Zentralkomitees, daß sie mit dem Kommen Papens gerechnet hätten; daß er nicht kommt, wäre sein freier Entschluß gewesen. Er steht aber nicht an zu sagen, daß ihnen das nicht unrecht gewesen wäre, da das Volt sonst aufgerührt worden wäre.(Lüninck ruft:„Die Darstellung stimmt nicht!“) Dann spricht Geheimrat Bachem unter sich steigernder Unruhe: Wer arbeitet denn seit Jahren darauf hin, das Zentrum in die Luft zu sprengen? Was würden Sie sagen, wenn ich hier nationalsozialistische Blätter zitieren würde? Was wäre aus unserem Kulturkampf geworden, wenn wir uns nach Lüninck gerichtet hätten? Wenn Sie Frieden haben wollen, dann müssen Sie die Angriffe einstellen. Alle Erfolge sind jetzt ausschließlich durchs Zentrum errungen worden. Vorsitzender gibt bekannt, daß noch sieben Redner gemeldet sind. Ministerpräsident Held fordert hierauf Schluß der Debatte, da ihm offenbar die Wogen der Erregung zu hoch gehen. Vereinbart wurde natürlich, daß über die Ausführungen dieser Sitzung kein Sterbenswörtchen in die Oeffentlichkeit lanziert werden dürfe. Das ist jedoch geschehen, wie aus den Berichten verschiedener großer Tageszeitungen zu ersehen ist. Auseinandersetzung mit der Großstadt Neue Gäste am Samstag Neben der Mitgliederversammlung fanden am Sonnabendnachmittag zwei stark besuchte öffentliche Versammlungen in den Ausstellungshallen statt. In der einen Versammlung konnte der Präsident in seiner Eröffnungsansprache den am Sonnabend in Essen eingetroffenen österreichischen Bundeskanzler Dollfuß sowie den österreichischen Justizminister Schuschnigg, den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held sowie den Erzbischof von Freiburg und die Bischöfe von Speyer und von Ermland begrüßen. Nach Verlesung des bereits veröffentlichten Antworttelegramms an den Reichspräsidenten brachte die Versammlung ein Hoch auf den Papst, den Reichspräsidenten und das Vaterland aus. In der Parallelversammlung, die von dem Präsidenten Baumgartner eröffnet wurde, sah man u. a. den päpstlichen Runtius Orsenigo und den Weihbischof Dr. Hammels=Köln, sowie die früheren Staatsminister Stegerwald und Hirtsiefer und den Reichsarbeitsminister a. D. Dr. Brauns. Warum fehlte er? Reichskanzler a. D. Dr. Brüning ist zu keiner der Veranstaltungen des Katholikentages nach Essen gekommen, obwohl er als Redner für die große Kundgebung des Katholischen Beamtenvereins am Sonnabendnachmittag ursprünglich vorgesehen war. Zwei Parallelversammlungen in den großen Ausstellungshauen In den öffentlichen Festversammlungen des Sonnabend sprachen Frau Dr. SchlüterHermkes über„Christi Kreuz in der Großstadt“, Leo Fußhöller über„Gesellschaftliche Formungen, und, Bindungen in der Großstadt“. Frau Dr. Müller über„Christusträger und großstädtische Bildungskräfte" und P. Ludwig Esch über„Das Mysterium in der Großstadt“. Frau Dr. Schlüter=Hermkes zeichnete zunächst zwei Kreuze unserer großen Städte: ihre Gottesferne und ihre Entmenschlichung. Niemals war es schwerer Mensch zu sein als jetzt. In Berlin gibt es rund 500.000 Erwerbslose. In demselben Berlin werden allabendlich Millionen Mark für Vergnügungen ausgegeben. Das erschütternste Zeichen der Entmenschlichung ist das Sterben des Willens zum Kind. In Berlin gibt es 40.000 Säuglinge und— 200 000 Hunde. Das dauernde Miteinandersein der jungen Männer und Frauen in Beruf, beim Sport, beim Wochenend hat die Anziehungskraft der Geschlechter so herabsinken lassen, daß sie vielfach für den Willen zur Begründung einer Familie nicht mehr ausreicht. Leo Fußhöller zeichnete zunächst ein sehr lebendiges und anschauliches Bild der Verehrung aller natürlichen Gesellschaftsordnung und ihrer Auflösung in diesem „Moloch“ oder„Vampir“ der Großstadt. Was hat uns heut in die ungeheure Not gebracht? Der Mißbrauch einer kapitalistischen Wirtschaftsweise, die von dem schrankenlosen Freiheitsraub des Liberalismus getragen war. So ist heute das Denken und Fühlen der Menschen in weitestgehendem Maße zerspalten und angefressen. die Familie beginnt sich aufzulösen, noch immer ist große Wohnungsnot. Was erreicht werden muß, faßte der Redner in sechs Punkten zusammen: 1. Das Rad der Entwicklung kann nicht rückwärts gedreht, aber ihr Tempo muß verlangsamt werden. 2. Der heutige Lohnsklave muß wieder ein lebensfrohes Verhältnis zu seiner Arbeit als einen menschenwürdigen Beruf gewinnen. 8. Die Arbeit muß gerecht entlohnt werden, daß die Frau und halbwüchsigen Kinder nicht mehr zur Arbeit brauchen und Rücklagen für Familie und Altersversorgungen gemacht werden können. 4. Unternehmer und Arbeiter müssen sich wieder als wirkliche Einheit in einem geschlossenen Stande fühlen. 5. Eine neu sich bildende Standesgenossenschaft darf nie der bisherigen kapitalistischen Denkweise verfallen. 6. Der Staat ist kein Nachtwächterstaat, wie unter der Herrschaft des Liberalismus, auch kein Diktator wie unter der Herrschaft des Massendenkens radikaler politischer Strömungen, sondern wirklicher Wohlfahrtsstaat mit dem christlichen Grundsatz des rechten Maßes von Freiheit und Bindung. Frau Dr. Müller stellte die Frage: Können wir inmitten der heutigen Großstadt, ganze Menschen und zugleich ganze Christen sein! Zu ihrer Beantwortung forderte sie zunächst die Besinnung darauf, daß Tausende von Großstädtern Bauernblut in ihren Adern haben oder das gesunde Bürgerblut der Kleinstädte. Leider wird es kraftlos durch Eitelkeit, falsche Scham und Massensuggestion. Gesundheit und damit Kultur kommt aus den unverbrauchten Lebenszellen des Volkstums. Ausgeglichenheit und Harmonie, Beherrschtheit und Zucht, Mäßigung und Vornehmheit sollte die Signatur des katholischen Großstadtmenschen sein. Zesuitenpater Ludwig Esch zeichnete„das Mysterium in der Großstadt“ in dreifacher Hinsicht: das Einwohnen Gottes in den Tabernakeln der Großstadt, das Einwohnen Gottes in den Seelen von Millionen Großstadtmenschen, das Einwohnen Gottes im tatbereiten Eroberungswillen der Katholischen Aktion. Da wir mit Gott redeten, sprachen wir nicht die Sprache der Großstadt und darum ward es uns eine Fremdsprache. In den letzten Jahren haben wir begonnen, umzulernen. So in der Sprache unserer religiösen Kunst, in der Sprache unseres Betens und in der Sprache unserer Predigt. Alles in allem strömt eine außergewöhnliche Lebensenergie durch alle Bezirke des kirchlichen Lebens der Großstadt. dargebracht hat. Für alle ihre Teilnehmer erfleht er das Licht himmlischer Weisheit, damit alle Ihre Verhandlungen und Arbeiten der kraftvollen Förderung des religiösen und bürgerlichen Lebens dienen. In diesem Sinne erteilt er mit väterlicher Liebe den Apostolischen Segen.“ Siedlerfragen auf dem Katholikentag Stellungnahme zu der In= und Auslands=Siedlung Im Rahmen des Katholikentages fand auch— erstmalig— eine Siedlertagung statt, bei deren Eröffnung Staatsminister a. D. Hirtsiefer auf die besondere Beachtung hinwies, die Der Samstag fand seinen Abschluß mit einem Lichterzug, der abends von den einzelnen Pfarreien veranstaltet wurde. Gruß des Papstes Auf das Huldigungstelegramm der deutschen Katholiken hat Papst Pius XI. folgendes Antworttelegramm geschickt:„Se. Heiligkeit dankt herzlichst für die Huldigung, die die Essener Generalversammlung der deutschen Katholiken ihm der deutsche Katholizismus den Problemen der Siedlung zuwende. In einer Entschließung wird unter anderem die Schaffung von Eigenheimen mit genügend großer Landzugabe für die Bevälterunminderbemittelte Bevölterung der Großstädte gefordert, ferner daß den nachgeborenen Bauernsöhnen und allen Städtern, die in der Lage sind, eine Siedlung zu übernehmen, der heimatliche Boden in den menschenleeren Provinzen des Nordens und Ostens nicht vorenthalten wird, daß schon in der Schule der Sinn der heranwachsenden Jugend auf die Siedlung gelenkt wird, daß der Staat die Ueberführung der jugendlichen Städter auf das Land und schließlich eine gesunde deutsche Auslandssiedlung fördert. Der Festgottesdienst auf dem Baldeneyer Berg Aufmarsch der 200 000 Seinen Höhepunkt fand der Deutsche Katholikentag am Sonntag vormittag in dem Festgottesdienst auf dem Baldeneyer Berg, der zu einer gewaltigen Glaubenskundgebung wurde. Schon am frühen Morgen setzte eine Völkerwanderung zu jenem Berg am Rande des Essener Stadtwaldes ein, von dem aus man einen weiten Blick hat sowohl in das landschaftlich reizvolle Ruhrtal, als auch auf die Stadt der Kohle und des Eisens. Hatte strömender Regen am Vorabend die Lichterzüge der Katholischen Männer= und Jungmännervereine, diesen schweigenden und darum wuchtig wirkenden Marsch der Tausende stark beeinträchtigt, so überraschte heller Sonnenschein am Sonntag früh die Masse der Gläubigen, die zu Abertausenden zu Fuß und in Sonderzügen der Reichsbahn, der Straßenbahn, in Omnibussen und Kraftwagen zu dieser einzigartigen Kundgebung herbeiströmten. Mit rund 200.000 Menschen darf die Zahl der Teilnehmer kaum zu hoch angegeben sein, die das von hohen Fahnenmasten umsäumte weite Feld des Berghanges füllten. Das Halbrund um den Hochaltar auf dem Scheitel des Berges bietet ein farbenprächtiges Bild. Hier haben die Chargen der katholischen Studentenvereine, die Abordnungen der Arbeiter= und Knappen=, der Gesellen= und Jungmännervereine, der Sturmscharen und der Deutschen Jugendkraft, der Sebastiansschützen und der Ehrengarde mit ihren vielen hundert Bannern und Fahnen Aufstellung genommen. Sebastiansschützen in ihren grünen Uniformen bildeten Spalier auf den Zugangswegen zum Festplatz. Glockengeläut, durch Funk übertragen, kirchliche Orchestermusik und Volksgesang leiteten den feierlichen Gottesdienst ein. Auf der breiten zum Altar führenden Via Triumphalis hielt die hohe Geistlichkeit ihren Einzug. In den beiden Thronsesseln zur Rechten und Linken des Hochaltars nahmen der päpstliche Nuntius Orsenigo und der Kardinalerzbischof von Köln, Schulte, Platz. Unter andächtigem Schweigen der Menge hielt dann Kardinal Schulte die Festpredigt, in deren Mittelpunkt er das Apostelwort:„Erneuere deine Sinnesart, werde wie es Christus war!“ stellte. Die feierliche Pontifikalmesse zelebrierte der Apostolische Nuntius Ersenigo. Mit dem Volksgesang„Fest soll mein Taufbund immer stehen“, mit kirchenmusikalischen Vorträgen unter Glockengeläut nahm die eindrucksvolle Kundgebung ihr Ende. Stunden währte es, bis die Masse der Gläubigen den Festplatz verlassen hatte und noch lange herrschte in den Straßen der südlichen Außenbezirke und in der Stadtmitte reges Treiben. Die Schlußkundgebungen am Sonntag In der öffentlichen Schlußversammlung des Deutschen Katholikentages sprachen am Sonntag abend der österreichische Justizminister Dr. Kurt Schuschnigg und Reichsarbeitsminister a. D. Dr. Brauns über„Christi Auferstehung in der Großstadt“. Der österreichische Justizminister Schuschnigg führte u. a. aus: Alle Notprobleme unserer Zeit, ob sie nun auf der wirtschafts=, sozial= oder kulturpolitischen Ebene liegen, sind am deutlichsten mit Großstadtmotiven zu zeichnen. In unerbittlicher Konsequenz führt der Weg der Vermassung zur Entpersönlichung und zur Entseelung. Es ist so viel haßgeborenes Leid unter uns; wir gehen aneinander vorüber und denken zu wenig daran, daß es Zeit ist, die Brücken zu schlagen über die Klüfte, die uns vielfach trennen. Wenigstens müßte wir lückenlos zusammenfinden, getragen vom Glauben, daß unser Gottesdienst zugleich böllendeter Volksdienst bedeutet. So ehren wir Christi Bildnis im festgesetzten und angewandten Recht! Ein unertrüglicher Maßstab für den politischen Katholizismus. So folgen wir Christi Spuren auf den stillen segensreichen Wegen der Caritas! Reichsarbeitsminister a. 9. Dr. Brauus der gleichfalls das Thema„Christi Auferstehung in der Großstadt" behandelte, wies einleitend darauf hin, daß das Jahrhundert vor dem Weltkriege ein Zeitalter materiellen und geistigen Aufstieges, insbesondere für Deutschland war. in dem die Bildung der Großstädte vor sich ging. Mit einem furchtbaren Weltkriege endete dieses Zeitalter, und in seinem Gefolge wurde die Krisis des industriellen Imperialismus und seiner tragenden Ideen offenbar. Was an Möglichkeiten im Welthandel noch bestehen blieb, hat die größte kapitalistische Torheit der Weltgeschichte, die Kapitalfehlleitung auf Grund der sogenannten Friedensverträge, noch weiter eingeschränkt. Verschlimmert wurde diese Krisis durch eine maßlose Mechanisierung der Gütererzeugung unter gleichzeitiger Vervielfachung der Produktionsmöglichkeiten, ohne daß durch Erweiterung der Märkte und durch eine Verbilligung der Waren den üblen Folgen dieser neuen Expansion entgegengewirkt wurde. Rund 20 Millionen Erwerbslose zählt man in den Staaten, wo sich die Arbeitslosen zählen oder schätzen lassen. Diese Tatsachen zeigen uns deutlich, daß wir an einer Zeitwende stehen, in der Neues werden will. Mit den Augen des gläubigen Christen gesehen, können wir den Finger Gottes in dem Geschehen der Gegenwart nicht verkennen. Der Aufbau einer neuen besseren Zeit wäre wenigstens eine Wegbereitung für Christi Auferstehung in der Großstadt. Richt der Weg der Diktatur ist unsere Rettung, sondern nur eine von christlichen Grundsätzen getragene Zusammenarbeit der Stände im Staat und der Völker in der Welt kann uns aus der Not der Gegenwart hinausführen Zum Schluß betonte Dr. Brauns die Notwendigkeit der inneren Kolonisation in ihren vielgestaltigen Formen und der Verbindung von gewerblicher und landwirtschaftlicher Betätigung, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, da eine koniunkturelle Besserung nur einem Teil der Erwerbslosen Arbeit bringen kann Essener Räuber gaben ein Gastspiel in Wuppertal Am Montagmorgen gegen 8 Uhr wurde in Wuppertal=Barmen in einem Geschäftshaus in der Alleestraße eine Kontoristin von zwei Männern überfallen, gefesselt, geknebelt und alsdann aus dem Geldschrank 1200 Mark geraubt. Gelegentlich der Ermittlungen in einer anderen Raubsache erhielten die Beamten des Essener Raubdezernates Anhaltspunkte dafür, daß für die obenerwähnte Straftat zwei Essener als Täter in Frage kommen sollten. Nach den getroffenen Feststellungen kommen als Räuber folgende Personen in Frage: Bauarbeiter Hubert Schäfer, am 19. 6. 1906 zu Essen geboren, und der Kutscher Max Schlüter, am 5. 6. 1906 zu Essen geboren. Durch eine Mittelsperson hatten sie den Lehrling der geschädigten Firma kennengelernt und mit diesem genau die Tatausführung besprochen. Auf Grund eines Fernspruches sind in Wuppertal von der dortigen Kriminalpolizei der Lehrling und der Mittelsmann festgenommen worden. Sie haben auch schon ein Geständnis abgelegt. Schäfer und Schlüter konnten noch nicht ergriffen werden. Ueberfall auf ein Bauerngehöst Ehepaar mit dem Revolver bedroht In den Nachtstunden zum Samstag gegen.45 Uhr wurden die Eheleute Otto Winnesberg in Rellinghausen, Feldstraße 49 wohnhaft, durch lautes Klopfen am Schlafzimmerfenster aus dem Schlaf, geweckt. Ein junger Bursche erklärte dem Ehemann., daß Diebe in seinem Viehstall seien. Winnesberg begab sich, nur mit Jacke und Hose bekleidet, in den fraglichen Stall und stellte fest, daß jemand darin gewesen war und einen Teil der Tiere nach draußen gelassen hatte. Seine Frau, die ihm kurz darauf folgen wollte, wurde plötzlich von einem kleinen schmächtigen Burschen, der sich mit einer Gesichtsmaske unkenntlich gemacht hatte, mit vorgehaltenem Revolver in den Hausflur zurückgedrängt Auf ihre lauten Hilferufe eilte der Ehemann herbei, auf den der Täter nun die Waffe richtete Der Räuber, der inzwischen im Wohnzimmer weilte, versuchte die Schublade eines Schrankes aufzureißen, was ihm aber nicht gelang. Durch den entstandenen Lärm wurden andere Hausbewohner aufmerksam und kamen herbei. worauf es die Räuber vorzogen, die Flucht durch das Schlafzimmer zu ergreifen, ohne etwas mitnehmen zu können. Dienstag Schulbeginn Keine allgemeine Verlängerung der Sommerferien wegen des Katholikentages Es wird amtlich darauf hingewiesen, daß eine allgemeine Verlängerung der Sommerferien der Schulen wegen des Katholikentages nicht angeordnet ist. Lediglich für diejenigen Schulen, die ihre Klassenräume zu Massenquartieren hergeben mußten, sind die Ferien von der Schulaufsichtsbehörde um einen Tag verlängert worden, um eine ordnungsmäßige Reinigung vor Wiederbeginn des Unterrichts vornehmen zu können. Diese Schulen haben darüber eine amtliche Mitteilung erhalten. Für alle übrigen Schulen beginnt der Unterricht, wie vorgesehen, am Dienstag, dem 6. September. Hilfsbund der Elsaßz=Lothringer Alle Elsat=Lotbringer und Freunde des ElsatzLotbringer Ländchens treifen sich am Montag, 5. Gebtember, abends 8 Uhr, im„Deutschen Haus“. Baedekersttaße, in der monatlichen Zusammenkunft des Hilfsbundes der Elsatz=Lotbringer im Reich e. B. Gesttage der Alten. Ihren 80. Geburtstag begingen vorige Woche: Frau Witwe Josesa Lochtbove,.=Steele Strickerstraße 27: Frau Witwe Maria Beissel, Essen. Vornstraße 2a: Frau Witwe Wilbelmine Kaminskl,.=Kupferdred, Zementstraße 31: Herr Jodann Lapp. Essen, Waldbausenstr. 21: Frau Witwe Adelbeid Lorke. Essen Rellingbauserstr. 222 Frau Dorothea Leenders, Essen, Auf dem Holleter 5: derr Franz Bonnekamp,.=Ueberruhr, Delmannsweg 139a. Iore goldene Hochzeit feierten: die Eheleute Gustav Rebield, Essen. Westend 30: die Obelente Franz Kusimann..=Cieele. Wilbelmstraße 52; die Eheleute Beier Münch. Essen, Rudensstraße 12. Iore dlamantene Hochzeit seierten am 1. Sepiemder die Eheleute Johann Schachistek, Essen. Hußmannst. 10. Die Stadtverwaltung ebrte das Jubelpaar durch liebersendung eines Glückwunschschreidens nedst Blumenkord. Geschaftsneße in Osten. Biedoserstraße 23 Telephon: Essen 338 37. Annsb und Wiel.... Vorschau auf die Theatersaison 1932/33 Nachdem Theater und Orchester in letzter Stunde vor dem drohenden Abbau gerettet wurden, konnte man erwarten, daß nun mit verstärkter Aktivität, mit schnellstem und energischem Einsatz aller werbenden Kräfte die Vorbereitungen für die kommende Saison getroffen worden wären. Bis heute, 14 Tage vor Spielzeitbeginn, liegen noch keine Abonnementsbedingutigen vor. Kein Platat, keine Zeitungsreklame, kein Prospekt hat bisher Kunde gegeben von den neuen Mitgliedern, von den Repertoirplänen, von den Vorteilen des Theaterbesuchs. Ein Teil der Presse mußte sich informatorisches Material auf Umwegen holen, dann rückte man endlich(vor einigen Tagen) mit dem Spielplanentwurf heraus. Es ist keineswegs nur unsere Privatmeinung, sondern es ist in breiten Kreisen der Oeffentlichkeit und besonders von Theaterfreunden zu hören, daß diese seltsame Geruhsamkeit angesichts der prekären Lage des Theaters aufs schärfste gerügt werden muß. Fraglos erkennen wir die Schwierigkeiten, die sich aus der verspäteten Entscheidung über das Schicksal unseres Dortmunder Kunstinstituts ergeben haben, wir sind auch ehrlich genug zu registrieren, daß Dortmund mit seiner unbegreiflichen Zurückhaltung nicht allein dasteht(Essen verschweigt immer noch seinen Spielplan), aber wir fordern trotzdem und zwar aus ernster Sorge um die finanzielle Sicherung des Theaters, daß in Zukunft endgültig mit dieser bürokratischen und initiativelosen Geschäftsführung im Theaterbetrieb aufgeräumt wird. Bei den übrigen Bühnen im Reich ist alles schon in emsigster Tätigkeit. Mit allen Finessen neuzeitlicher Propagandierung versucht man, den Begriff Theater wieder ins Bewußtsein der Bevölkerung zurückzuführen. Das kleine Stettin beispielsweise hat sich schon am 1. September in die Rundfunkserie„Theater im Reich“ mit programmatischen Erklärungen seines Intendanten und künstlerischen Darbietungen des gesamten Personals eingeschaltet. Das Material, das uns aus anderen Städten vorliegt, zeigt durchweg geschmackvollen und sicheren Instinkt für zugkräftige Werbung. Ueberall spürt man es heraus: das Theater der Provinz hat keine Position zu verteidigen, sondern eine ganz neue zu gewinnen. Das lebendige Theater, um das es geht, kann sich nur durchsetzen in starkem Verbundensein mit seinem Publikum, in engstem Anschluß an die geistigen und künstlerischen Strömungen seiner Zeit. Dazu gehört zunächst einmal äußerer Kontakt mit der Masse. Der läßt sich auch ohne kostspielige„Sensationen" und prunkvoll aufgebauschte repräsentative Entfaltung erreichen in sinnvoller und planmäßiger Versuchsund Aufbauarbeit. Ganz besonders das Dortmunder Theater muß sich aus seiner Isolierung befreien, muß sich eindringlichst unter Ueberbrückung jedweder persönlichen, weltanschauligen und sozialen Gegensätze an alle geistigen Kräfte unserer Stadt wenden, sie zu tätiger Mitarbeit anregen. Hierfür bedarf es vor allem auch der Korrektur des Verhältnisses, zu Presse und Kritik. Solange Rezensionen als Reklame oder Zensuren herabgewertet werden, solange man jede Auseinandersetzung scheut, solange man eine sachlich zustimmende oder ablehnende Kritik nicht als geistige Aeußerung, als noch so„unmaßgeblichen“ Wegweiser aufnimmt, kann sich keine fruchtbare Entwicklung vollziehen. Es hat keine Kunstart und keine Zeit gegeben, die ohne dieses lebendige Echo ausgekommen wäre. Auch dem Publikum muß immer wieder eingehämmert werden, daß es selbständig Stellung zu nehmen hat, daß Kritiken kein zwingender Anlaß für oder gegen den Besuch einer Veranstaltung sein sollen. Und es wird erst dann wieder ein Machtfaktor, es wird erst dann seine berechtigten Wünsche nach einer zeitnahen, gemeinschaftsbildenden Volkskunst erfüllt sehen, wenn es durch stetigen Theaterbesuch das Anrecht auf Mitbestimmung erwirbt. Der Spielplanentwurf, den das Stadttheater Dortmund veröffentlicht hat, unterscheidet sich von denen der Vorjahre dadurch, daß er neutraler. vorsichtiger in programmatischer Anlage—— und in seinen Vesprechungen ist. Auch scheint er sich im Gegensatz zu früheren Gepflogenheiten auf praktische Ausführbarkeit des Planes zu besinnen, den besonderen Verhältnissen unserer Bühnen und des Ensembles Rechnung zu tragen. Das Schauspiel bringt zirka ein Halbdutzend„Klassiker", von denen Kleist's„Prinz von Homburg“, sowie Grabbe's„Don Juan und Faust" die wenig gangbarsten aber vielleicht die interessantesten sind. Die Auslese aus der„Literatur der Gegenwart“ zeigt keine besondere Linie, auch keine Lust zum Experimentieren, aber sie stellt wenigstens eine große Reihe von Zeitstücken in Erstaufführungen zur Diskussion. O' Neill, dessen symbolisches Drama„Der große Gott Brown“ vor zwei Jahren versprochen wurde, setzt man diesesmal mit(dem Glanzstück der Bergner)„Seltsames Zwischenspiel", ein. Pagnols erfolgreiches, geistig aufgelockertes, Niveau haltendes Unterhaltungsstück„Zum goldenen Anker“ sollte nun endlich nicht nur(wie im letzten Jahre) angekündigt, sondern auch gespielt werden. Mit Graff=Hintze's Kriegsdrama„Die endlose Straße" haben manche Theater schon in der vorigen Saison Lorbeeren geerntet. Bruno Frank's„Der General und das Gold“, sowie Hinrich's„Nur eine Mark" stehen auf den diesjährigen Programmplänen vieler deutscher Bühnen. Billinger, dessen kraftvolle, eigenartige„Rauhnacht" uns sehr willkommen gewesen wäre, ist mit„Lob des Landes" vertreten. Man kann wohl erst sehr spät(oder eventuell garnicht) mit der Dortmunder Inszenierung rechnen, da die Uraufführung in den Münchener Kammerspielen abgewartet werden muß. Aehnlich wird es mit den Neuerscheinungen gehen von Bruckner (die für die Bergner geschriebene bei Reinhardt vorgesehenen„Marquise v..“), Zuckmayer(ein Lustspiel, dessen Titel noch nicht feststeht, dessen Hauptrolle Jannings in Berlin spielen soll und Christa Winsloe, von der„Gestern und Heute" uns auch schon genügt hätte. Als einzige(„deutsche") Uraufführung soll bei uns das von den beiden Dortmundern Krug und Frank I geschriebene „aktuelle" Eisenbahnerdrama„Menschen am Schienenstrang" über die Bretter gehen. Sehr zeitfremd, sogar ausgesprochen„antimodern“, hat sich der Opernspielplan eingestellt. Ein einziger und winziger Lichtblick in dieser Beziehung kommt von Debussy's„Péléas und Mélisande", aus dem Jahre 1902, die zwar auch impressionistisch der Romantik verhaftet ist, aber immerhin harmonisch und formal zur Neuzeit vorstößt. Wir sehen die Notwendigkeit und Verpflichtung ein, die große, reichhaltige Geschichte der Oper gebührend zu berücksichtigen, aber die Opernbühne soll kein Museum sein, diese Brüskierung der bedeutendsten und auch von konservativen musikalischen Führerpersönlichkeiten anerkannten„modernen“ Komponisten wirkt aufreizend. Wie kann man Graener's künstlerisch wenig bedeutungsvollen„Friedemann Bach“, Wolf=Ferrari's Schalthafte Witwe“ oder gar Puccini's„Mädchen aus dem goldenen Westen" zur„modernen Oper“ gruppieren! Damit verwirrt man. Das Publikum des Westens kennt bis heute nicht die wichtigsten musikalischen Erscheinungen der„Moderne". Statt es langsam und planvoll heranzuführen, düpiert man es. Statt ihm die Möglichkeit zu geben, ein verhältnisgetreues Durchschnittsbild von zeitgenössischen Schaffens zu gewinnen, plakatiert man die Romantik und„das reaktionäre Epigonentum als„modern" selbst da, wo der Begriff„zeitgenössisch“ nicht einmal angebracht wäre. Hindemith's„Cardillac“, Weill's„Bürgschaft", Strawinsky's„Odipus rex", Mil hauds„Columbus“, auch Alban Berg's„Wozzeck" und Janaczack's„Aus einem Totenhaus“ u. a. sind heute keine Experimente mehr oder mit nichtssagenden Attributen wie„agressiv" zu belegen, sondern eindeutige Beweise für den Durchbruch der neuen Musik, für das gefestigte Stilprinzip der modernen Oper. Man komme nicht mit Ausreden: wenn man Pfitzner's problematisches„Herz“ besetzen kann, gibt es auch bei Weill und Hindemith keine Schwierigkeiten, wohl aber Unterschiede... in der Qualität. Also durchgreifende Reform des Opernspielplanes! Gerade im Ruhrgebiet ist für dieses unverantwortliche Vorbeigehen am lebendigen Opernschafen kein Platz. Die Auswahl der älteren Werke von der Buffooper bis zum Musikdrama und Verismus dagegen ist recht gediegen und sorgfältig erfolgt. Sympathisch, auch mal weniger bekannte Werke wie Donizetti's„Don Pasquale" und Lortzing's entzückender Einakter„Die Opernprobe“ heranzuziehen. Kreutzer's„Nachtlager" kann man noch streichen, es hat kaum geschichtliches Interesse. Eine große Rolle wird am Hiltropwall wahrscheinlich wieder die Operette spielen. Mit Neuheiten ist man dieses Mal spärlich umgegangen: Kalmán's„Teufelsreiter", effektvoller, historisch montierter, theatralischer Kitsch, kann Erfolg haben. Abraham's jüngstes Opus„Ball im Savoy“, die Weihnachtspremiere des Berliner Metropoltheaters, kommt wohl erst Anfang des nächsten Jahres zu uns. Von Spilcker's„Mann im gelben Mantel“ wissen wir nichts: hoffentlich ists keine„Toni aus Wien". An klassischen Operetten sind nur„Fledermaus" und„Vogelhändler“ genannt. Das ist bedauerlich. Wir gehen mit Carl Ebert, dem Berliner Intendanten, einig, der in einem sehr beachtenswerten Aufsatz„Operette— oder verantwortungsvoll“ betont, daß das Operntheater„Operette zur Auflockerung und bunteren Gestaltung des Spielplanes spielen soll.“ Aber warum kein Offenbach oder eine„Dubarry" von Millöcker? Wir sind der Ansicht, daß sich in vielen Fällen Geschäft mit künstlerischer Qualität bei der Operette verbinden lassen. Umgekehrt: nicht alle Schlageroperetten sind Kassenerfolge. Operetten... schön! Allerdings eine Operette zu unterhalten, die Zuschuß erfordern würde, wäre ein Verbrechen. Etwas mehr Regsamkeit hätten wir in der Ballettfrage erwartet. Der Spielplanentwurf schweigt über das Ballett als Kunstgattung. Soll unsere Tanzgruppe weiterhin nur als Fuller in Erscheinung zu treten? Von NoverreGaleotti bis Diaghilew und musikalisch von Gluck=Schall bis Strawinsky gibt es so viele wirkliche Kunstwerke des dramatischen Balletts, daß es kaum zu verzeihen ist, sie in Bibliotheken verstauben zu lassen. Gerade die Provinz hat hier große Aufgaben zu erfüllen und auch mit kleinen Verhältnissen läßt sich manches ermöglichen. Alles in allem: schärferes Profil, mehr Aktivität. Dr. J. F. Die Gerhard=Hauptmann=Feier in Breslau Es ist in Breslau in diesen Tagen der Hauptmann=Feiern zwar nicht so wie vor 10 Jahren, wo die deutsche Republik durch den Reichspräsidenten Ebert zum ersten Mal in ganz großem Stil einen dichterischen Geist feierte, aber der kleine Kreis von Freunden und Landsleuten, der sich glückwünschend um Gerhart Hauptmann geschart hat, ist wenn auch mit wenig äußerem Aufwand so doch gerade in dieser schlichten Notzeit des Reichs vielleicht noch innerlicher mit dem Dichter verbunden. Ueber dem Eingang der rühmenswerten Gerhart=Hauptmann=Ausstellung des Städtischen Museums steht das Wort des Jubilars:„Der nationalste Dichter wird zugleich immer der menschlichste sein“, und die Verwurzelung Hauptmanns grade in den breiten Volksmassen wird in Breslau für alle Zeiten besonders deutlich dokumentiert durch die Tatsache, daß die Volksbühne ihr erstes eigenes Theater im Osten, das bisherige ThaliaTheater, von nun ab Gerhart=Hauptmann=Theater benennt, wobei der Dichter, immer wieder stürmisch umjubelt, selbst die Taufe vollzog. An den Anschlagsäulen zwar ruft die nationalsozialistische„Deutsche Bühne“ anläßlich des Festakts:„Und Pippa tanzt auf neuen Brettern, das Kleid ist neu, der Geist aber ist morsch und alt.“ Lebendiger als der Gerhard=Hauptmann=Geist aber kann wirklich in diesen Tagen in Schlesien jedenfalls nichts sein. Eine freundliche, sozusagen familiäre Zusammenkunft hatte am Sonnabend nachmittag der Gau Niederschlesien im Schutzverband deutscher Schriftsteller für den Kollegen Hauptmann veranstaltet, bei der ihm die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft mit sehr herzlichen, sehr offenen Worten überreicht wurde und einer der jüngeren schlesischen Dialektdichter Ernst Schenke dem Siebzigjährigen, der das Schlesische in der ganzen Welt der Bühnensprache einverleibte, in der Mundart des Waldenburger Berglands begrüßte. Hauptmann dankte, wie er mehrmals sagte, wirklich innerlich bewegt mit einem guten Wort der Ermunterung an die Tagesschriftsteller, zu denen er sich im Sinne einer höheren Aktualität selbst zählt, mit dem Appell auszuharren im Dienst am Tage und an der Gegenwart, der die ganze Kraft eines Menschen erfordere. Statt jeder besonderen Anzeige An den Folgen eines Unglücksfalles ist mein geliebter Mann, unser lieber Vater und Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel Generaldirektor Dr.-Ing. e. h. SHO POFeT in Kufstein(Tirol) sanft im Alter von 65 Jahren entschlafen. In tiefer Trauer: Frau Hedwig Meyer geb. Pillmann, Frau Lotti Schlee geb. Meyer, Dipl.-Ing. Albert Schlee, Stadtbaurat. Dortmund, den 3. September 1932. Tag der Beerdigung wird noch bekanntgegeben. Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen. Ein treues Mutterhers hat aufgehört zu schlagen. Heute morgen ½1 Uhr entschlief sanft nach kurzem Leiden meine liebe Frau, unsere gute Mutter. Schwiegermutter. Großmutter Schwester. Schwägerin und Tante Frau Mathilde geb. Holtmann im Alter von fast 73 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Familie H. Ortmann. Dortmund-Menglinghausen. den 3. September 1932. „Die Beerdigung findet am Dienstag, dem 6. September, nachmittags 4½ Uhr. vom Trauerhause. Menglinghausen 100. aus statt. Hausandacht eine halbe Stunde vorher. Dortmund, Prinzen= u. Baltenstraßen=Ecke Laden 47,5 qm, 4 Schausenster,( I. Etage 115 qm, 1 Raum Keller, 45 am, sofort zu vermieten. Ang. u. S. A. 9307 a..=A. D. De 3 Zimmer Bad, Balk., Gart., part. u. 1. Etage, I. Neubau Westvolzstr. 159. Nähe Bahnh. Flughafen z. 1. 10. od. spät. zu vermieten Näh. Telephon 31907. 5 Zim. u. Küche, auch geteilt, sof. a. zahlungsfähig. Moderne abgeschl. 3-Zimmerwohnung P. Deisenroth, Dortm.=Mengede, Stegenstraße 174 3 Zimmer m. Spülküche, abgeschl., m. Garten 36.50 bis 39.20 in Lünen, 4 Zimmer mit Bader., abgeschl., u. Gart. 54,90 u. 3 Zimm. m. Bader., Gart. 42.35 in Dortm. Derne sof. o. sp. zu vm. Off. unt. D. L. 9306 an d. Gen.=Anzeiger D. 3 Mans.=Zimmer, beschlagnahmefrei, im Mittelpunkt d. Stadt sof. z. vm. Off. u. R. 3725 an d..=Anz. D. -Zimmerwohnung sof. zu vm. 9 Lucullus, *) Brüderweg 10. Der Gerhart-Hauptmann-Stein in Bad Salzbrunn Wohnung 2 Zimmer, zu vm Mallinckrodtstr. 274, Büro. Zurück Sanitätern: Maus. zu 5 bit. MietGezuche. —4 Zimmer mit u. Zubehör st i. Osten, . Zuschr. reis erb u. 9213 a. d. sucht r Statt besonderer Nachricht! Gestern nachmittag 6¾ Uhr starb nach kurzem Krankenlager unsere liebe Mutter. Schwiegermutter. Großmutter. Urgroßmutter, Tante und Großtante Witwe Emilie Steinmann geb. Rothschild nach einem arbeitsreichen Leben im 93. Lebensjahre. Um stille Teilnahme bitten: Die trauernden Hinterbliebenen. Dortmund, 3. September 1932. Rosental 12 Die Beerdigung findet am Dienstag, dem 6. September, Chefarzt d. Brüder-### von der östlichen Trauerhalle krankenhauses,#aus auf dem Hauptfriedhof Facharzt für Ostatt. innere Krankheiten (einschl. Nervenleiden) 1 Im Wege der Zwangsvollstreckung Viktoriastr. 34. sollen die im Grundbuch von Somborn — Band 2. Blatt 72 eingetragenen, nachRechts- Istebend beschriebenen Grundstücke am Leisiers miene(30. September 1932, 9½ Uhr, an der beistand miepe, Gerichtsstelle, Gerichtsraße Nr. 22, Dortm., Kuckelke 4 Zimmer Nr. 77, versteigert werden. Lid. Nr. 1. Gemarkung Somborn, Flur Nr. 1. Parzelle Nr. 1068/125. Grundsteuermutterrolle Nr. 46, Acker, Auf der Heide. Größe 3 a 70 gm, Grundsteuerreinertrag.58 Taler. Lid. Nr. 2. Gemarkung Somborn, Flur Nr. 1. Parzelle Nr. 1070/115. Grundsteuermutterrolle Nr. 46, Gebäudesteuerrolle Nr. 92. Wohnhaus mit Anbau, Hofraum und Hausgarten. Langendreerstraße 95. Größe 16 a 38 gm. Gebäudesteuernutrungswert 1680. Der Versteigerungsvermerk ist am 6. Oktober 1931 in das Grundbuch eingetragen. Als Eigentümer war damals der Wirt Karl Jansen in Dortmund-Somvorn eingetragen. Amtsgericht Dortmund. Schneiderin sucht leeres Zimmer. Off. u. L. 3698 d..=Anz. D. Aeleaten EHE vermittell P. Kraul, tigswall 10.111 d. Hauptpost l. z. spr. Rp. 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Den auswärtigen Bestellern von Anzeigen empfehlen wir, den Briefen nicht Geldbeträge beizufügen, da Sendungen solcher Art vielfach verlorengegangen sind. Man bediene sich der Zahlkarte oder der Postanweisung— Postscheckkonto Nr. 450 Dortmund. Geschäftsstelle des General=Anzeigers. Es geht voran im Dortmunder Zoo=Verein Guter Erfolg der Werbearbeit Stosch=Sarrasani Ehrenmitglied als Dank für das Geschenk der beiden Löwen Die Monatsversammlung des Zoo=Vereins am Freitag abend im Restaurant zum Stadttheater stand im Zeichen eines außerordentlich starken Besuches. Dieses lebhafte Interesse der Mitglieder des jungen Vereins war die beste Illustration für die Feststellung des Vorsitzenden Seeger in seinen Begrüßungsworten, daß der Gedanke eines Zoo in Dortmund immer mehr Allgemeingut der Bevölkerung wird. Er machte dann bekannt, daß in der Zusammensetzung des Vorstandes eine Aenderung eingetreten ist. Um einen Berater in kaufmännisch=juristischen Fragen zu haben, tritt Dr. unkersdorf an die Stelle des zweiten Vorsitzenden, während Herr Schönigen als Beisitzer wirkt. Weiterhin erhält der Schriftführer Reise in Zukunft Hilfe durch Herrn Dickmann. Die Verlesung des Protokolls der letzten Monatsversammlung durch Herrn Neise fand keine Beanstandung. Herr Seeger gab anschließend einige interessante Zahlen aus dem Jahresbericht des Zoo in Münster, dessen Etat in Einnahme und Ausgabe mit mehr als 180000 Mark eingesetzt ist, und kam dann auf die Vorgeschichte der Löwenschenkung durch Herrn Stosch=Sarrasani, die mehr als sechs Jahre zurückliegt. Die beiden Löwen, ein Männchen von sechs Jahren und ein Weibchen von 5 Jahren, beides Prachtstücke ihrer Art, sind vorläufig im Düsseldorfer Zoo untergebracht gegen ein tägliches Pflegegeld von drei Mark. Verhandlungen um die Tiere sehr bald nach Dortmund überführen zu können, sind bereits eingeleitet. Wie der Vorsitzende berichten konnte, besteht reges Interesse bei einigen Brauereien, die sehr wohl bereit sind, zweckentsprechende Zwinger auf ihre Kosten einzurichten. Als vielleicht in Betracht kommende Plätze für die Unterbringung wurden der alte Tiergarten in der Leibnitzstraße, der Wirtschaftsbetrieb des Schlosses Romberg und die KronenburIn der sehr lebhaften Aussprache über die Unterbringung der Löwen führte Dr. Junkersdorf aus, daß der Verein bisher keine bindenden Abmachungen getroffen habe, und mit Ruhe das denkbar günstigste Angebot auswählen werde. Zweifel über besondere Kosten für die Heizung der Zwinger in den Wintermonaten konnte Dr. Bischofswerder zersetzen, da die Praxis erwiesen hat, daß Löwen das deutsche Winterklima ohne Beschwerden ertragen. Die Stimmung der Versammlung über die Uebernahme der Tiere war gemischt, weil ein Teil der Mitglieder über die Aufbringung der Kosten für Fütterung und Wartung Bedenken hegte. Ein Antrag, der dem Vorstand freie Hand in diesen Fragen überläßt, wurde zum Beschluß erhoben. Der Abschluß eines Vertrages zur Unterbringung der Löwen in Dortmund soll nach Möglichkeit beschleunigt werden, damit schon die nächste Monatsversammlung weiter beschließen kann. Einstimmig wurde weiterhin der Beschluß gefaßt, Herrn Direktor Stosch=Sarrasani als Dank für sein wertvolles Geschenk die Ehrenmitgliedschaft des Zoo=Vereins anzutragen. Die Versammlung trat dann in die Beratung der Satzungen ein. Es wurden eine Reihe von Vorschlägen gemacht, die den vorliegenden Entwurf ergänzen und wesentlich zur endgültigen Gestaltung beitragen. Die gerichtliche Eintragung soll nach dem Beschluß der Versammelten möglichst beschleunigt werden. Anregend gestaltete sich die Debatte über die Werbung für den Verein und seine Ziele. Bisher konnte man 180 Mitglieder gewinnen, von denen allein 43 durch Herrn Baderke verpflichtet wurden. Neue Anregungen aus den Reihen der Mitglieder fanden dankbare Aufnahme. Lebhafte Zustimmung erhielt die Erklärung Dr. Beins, für sinen O11P#portpag den###### halten will, kostenlos die Projektionsgeräte zur Verfügung zu stellen. Unterschrieben wurde besonders die freudige Mitwirkung der Presse am Gedanken der Schaffung eines Zoo, diese von gesundem Optimismus getragene Mitarbeit müsse die Mitglieder in gleichem Sinne anspornen. Der Gedanke, in nächster Zeit einen Besuch des Münsterschen Zoos zu unternehmen, fand Zustimmung und soll sehr bald verwirklicht werden. Zum Schluß einigte man sich in der Lokalfrage über die nächste Monatsversammlung wieder auf das Restaurant zum Stadttheater. Einen Aufruf zu weiterer freudiger Mitarbeit schloß Herr Seeger mit folgendem launigen Werbeverschen: Willst Du ein braver Bürger sein, gehörst Du in den Zoo=Verein. Was wir erschaffen und erstreben, das soll den Fremdenzustrom heben. Wer kennt nicht Dortmund,— seine Biere; wir wollen einen Zoo und Tiere. Erst dann ist Dortmund eine Stadt, die wirklich was zu bieten hat. Werbeabende im Stadttheater Wie im vorigen Jahre veranstaltet das Stadttheater auch dieses Jahr vor Beginn der neuen Spielzett als Werbung für die Vormiete, die jedem einen billigen Theaterbesuch für die ganze Spielzeit ermöglicht, drei Werbeadende. Bei den Darbietungen wirken die Gokokräfte der brei Spielgattungen Oper, Schauspiel und Operette mit. Die Preise betragen 30 und 50 Pfg. Die Werbeabende finden statt am Donnerstaa, de 8. Sepiember, Samstag, dem 10. September, und Son 14g; den 11. Sepiemder. Beginn 20 Udr. 80 Jahre Berginvalide Wilhelm Gehner Dortmund-Aplerbeck, Exzellenzstraße. Das Fest der Werktätigen Unter dem Namen„Fest der Werktätigen“ hatte die Kommunistische Partei Großdortmunds in Gemeinschaft mit der Roten Gewerkschaftsopposition, der Internationalen Arbeiterhilfe, dem Kampfbund „Rote Hilfe“, dem Roten Sport, den kommunistischen Jugendverbänden und anderen proletarischen Organisationen zu einer Kundgebung auf dem Mendespielplatz aufgerufen. Die Veranstaltung wurde zu einer Massendemonstration der Antifaschistischen Einheitsfront. Bereits am frühen Nachmittag war die geräumige Tribüne des Mendespielplatzes überfüllt und noch immer sielt der Zug der Teilnehmer an, die in losen Bruppen(in Anbetracht des bestehenden Domonstrationsverbotes) den Festplatz zu erreichen suchten. Die Eröffnung der Veranstaltung bildete ein Konzert des Evinger Blas=Orchesters, unter dessen Klängen sich der Einmarsch der in großer Zahl angetretenen Sportstaffeln mit wehenden Fahnen vollzog. Besonders begrüßt wurden von der mehrexe tausend Köpfe zählenden Zuschauermenge die Schutzstaffeln, die in einheitlicher Tracht antraten. Das musikalische Programm wurde von vier Kapellen durchgeführt. Die„Rote Sporteinheit" bestritt unter starker Anteilnahme verschiedene Sportkonkurrenzen und vier Fußballwettspiele. Ebenfalls fand ein großes Ausscheidungsfahren der„Roten Radler" statt, daran schlossen sich Frauenrundfahrten. Die freie Ehorgemeinschaft füllte die Pausen zwischen den Wettbewerben mit gutgelungenen gesanglichen Darbietungen aus. Auch für die Kinder waren unter der Anführung von„Onkel Niki“ Belustigungen verschiedener Art vorgesehen und fanden allseitiges Interesse. Nach den großen Box= und Ringkämpfen der roten Sportmannschaften traten die Agitprop=Truppen auf den Plan, die mit wirkungsvollen Emblemen versehen reichen Beifall ernteten. Ein großes Fußballspiel zwischen der Pressemannschaft des„Kampfer" und der Alten Herrenmannschaft„Rot Sport" bildete den Schluß des sportlichen Programms. Eine Fackelpolonaise der Kinder schloß sich an. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine Rede des Reichstagsabgeordneten Adler der einleitend die erschienenen Gesinnungsfreunde begrüßte und zur verstärkten Aktivität im Sinne proletarischer Ideale aufforderte. Seine weiteren Ausführungen erstreckten sich gegen die heutige halbfaschistische Diktatur; er forderte die Bildung einer Einheitsfront gegen Faschismus, Hunger und imperialistischen Krieg. Scharf wandte er sich gegen alle erlassenen Notverordnungen. Auch das Verbot des„Roten Frontkämpferbundes“ müsse aufgehoben werden. Die klassenbewußten Arbeiter aber hätten sich bereit zu halten für die Bildung einer Arbeiter= und Bauernregierung. Adlers Rede klang aus in einen Ruf auf die Internationale. Im Corso=Café wird eine Herbst= und Wintermodenschau eines führenden hiesigen Mode=Ateliers in aller Kürze stattfinden. Gezeigt werden die neuesten Wiener und Pariser Rodelle.(Siehe Inserat.) Im Café Wien beginnt heute nachmittag 4 Uhr die Erste Berliner Herbst=Modenschau, veranstaltet durch das Modenhaus Ina Halperin. Die neuesten Modelle der Herbstsaison 1932 werden durch Mannequins vorgeführt. Tageskleider, Nachmittagskleider. Abendkleider, Mäntel, Pelze und viele andere modische Dinge werden gezeigt.(Siehe Inserat.) Amerlkanische Produkten Alle Notierungen in Cents per Bushel Chleago, 3. September. oder * +# *