"***" A O Für Castrop=Rauzel und Umgebung 62. Jahrg. Castroper Zeitung der Stadtanzeiger erscheint wöchentlich, smal, Wochenbezugsprete Anzeigenpreis: 1 mm boc DE. Baheg. Eosnepel Honung 50 Pfg. Postbestellpreis 2 RM. monatlich. Ersatzansprüche können anzeigen 1 mm hoch und 72 Paurolor Rouocke Nachrichton, bei Sitrungen in Erlcheinen infoige töheret Gevalt uicht gestell den von M. d. D. N. herauszegebenen Richlusen. 3. J. Kauxeter Neueste Nachrichten perden,„Deus und Verlag: Geschw. Schmitz in Caktrop=Rauxel. Preisliste Nr. 2. Für Platzwünsche, auch für die durch Fernspre Wvsss Soweiee erweyereh“- Hauptschriftleiter, verantwortlich für den Textteil: Fragi aufgegebenen, sowie für undeutlich geschriebene Aufträge Bladenhorster Tageblatt Veller in Casto=Kaurel. DA. K. 3 1ac., Sa. Nr. 2151 Castrog. Amtliches Veröffentlichungsblau für den Landgerichtsbezirk Dortmund. Allgemeines Kreisblau für den Stadttreis Castrop=Rauxel. Nr. 287 Donnerstag, den 22. Oktober 1936 Beutsche=Aote un den Aichteinnischungsausschuf Schärse Jurumweisung der jowselrassischfen Knschuldigungen dub. Berlin, 21. Okt. Die deutsche Regierung hat am Mittwoch durch ihren Geschäftsträger in London dem Vorsitzenden des Nichteinmischungsausschusses eine Note überreichen lassen, in der sie zu den kürzlich von der Madrider Regierung und der Sowjetregierung erhobenen Anschuldigungen wegen angeblicher Verstöße Deutschlands gegen das Waffenembargo Stellung nimmt. In der deutschen Note werden diese Anschuldigungen als völlig haltlos gekennzeichnet und mit größter Entschiedenheit zurückgewiesen. Zugleich hat die deutsche Regierung auf Grund des ihr vorliegenden umfangreichen Materials dem Ausschuß eine lange Reihe von Fällen mitgeteilt, in denen von sowjetrussischer Seite das Waffenembargo in flagranter Weise verletzt worden ist. Renschenwurde Es gibt eine Geistesrichtung in der Politik und im übrigen öffentlichen Leben, die von einer gewissen Gefühlsduselei trieft und so tut, als ob sie allein die Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte gepachtet hätte. Sie stammt zum Teil aus der Ideologie der französischen Revolution und zum Teil der in den angelsächsischen Ländern entstandenen liberalistischen Lebensauffassung. Schon vor Jahrzehnten aber haben einsichtige Leute erkannt. daß die Sache mit der Menschenwürde, um die sich bei diesen Leuten alles dreht, gerade nicht immer sehr ehrlich wirkt. Man predigte z. B. in London genau so wie in Paris das an sich gewiß sehr schöne Epangelium von der Menschenwürde und den Menschekrechten, schlug aber gleichzeitig in Indien den großen Sepoy=Aufstand dadurch nieder, daß man die aufständischen Soldaten zu zwölf oder fünfzehn vor die Kanonenmündungen band und sie dann in Atome zerreißen ließ. Diese Zwiespältigkeit in der politischen Moral hatte manchmal etwas ausgesprochen Widerwärtiges an sich. Wie mußte es z. B. wirken, wenn angesichts der hier geschilderten Ereignisse in Indien— deren Anführung nur ein Beispiel von vielen anderen Fällen geben soll— eine gewisse englische Presse sich vor dem Kriege an Märchenerzählungen über angebliche deutsche Kolonialgreuel nicht genug tun konnte. Man setzte die Miene des Pharisäers auf und tat, als ob man Gott danken müsse, daß man nicht so sei wie andere. und ging dann hin, um selbst die barbarischsten Methoden armen Menschen gegenüber anzuwenden. Im Weltkriege feierte diese sonderbare Moral mit dem doppelten Boden Orgien. bis sie schließlich im Diktat von Versailles ihren höchsten Triumph feiern konnte. Mit welchen wundervoll tönenden Worten wurden damit wieder die Menschenrechte gepriesen und die Menschenfreiheit und Menschenwürde neu proklamiert. Die„Boches“ und die„Hunnen“ sollten vor der Weltgeschichte ein für allemal diffamiert werden! Man sprach von der Freiheit der Völker und schlug das arbeitsame deutsche Volk gleichzeitig in Sklavenketten. Und als dann das deutsche Volk unter Führung Adolf Hitlers diese entwürdigenden Sklavenketten abschüttelte, und sich ein neues starkes Reich schuf. in dem Friede und Ordnung herrschen und in dem es keinen politischen Straßenmord und keinen Haß und keine Zwietracht mehr gab. da kamen diese falschen Tempelwächter der Menschenrechte wieder und jammerten über diese neue„Diktatur“, wie sie die autoritäre Staatsführung nannten. Obwohl sie sie nicht im geringsten etwas angeht. Jahr um Jahr verging in friedlichem Neuaufbau des Deutschen Reiches, und diese Chronik politischer Verbrechen und politischen Kampfes mußte von da an ausschließlich in anderen Ländern geschrieben werden. Warum führen wir dies alles jetzt an? An einem einzigen Tage liegen nämlich zwei Meldungen vor, die mit einer erschütternden Eindeutigkeit das wahre Gesicht des angeblichen Menschentums der Liberalen. Demokraten und anderer ideologischer Schwärmer und Heuchler zeigen. In Bombay wurden die Anruhen der letzten Tage dadurch liquidiert, daß Polizei und Militär zweidnb. Berlin, 21. Oktober 1936. Der italienische Außenminister Graf Ciano di Cortellazzo hat heute vormittag dem Reichsaußenminister Freiherrn von Neurath im Auswärtigen Amt seinen Besuch abgestattet, der ihm Gelegenheit zu einem längeren Gedankenaustausch bot. Gegen Mittag stattete der Reichsaußenminister dem italienischen Staatsmann im Hotel„Adlon“ seinen Gegenbesuch ab. * In größter Aufmachung verzeichnet die römische Presse die erste Unterredung zwischen dem italienischen Außenminister Graf Ciano und Reichsaußenminister Frhr. von Neurath und unterstreicht die Herzlichkeit der Aufnahme, die dem Vertreter des Duce allenthalben in Berlin zuteil wird. Die politische Bedeutung des Meinungsaustausches zwischen Graf Ciano und den deutschen Staatsmännern und die sich daraus ergebende Entwicklung könne, wie der Berliner Vertreter des„Giornale'Italia“ hundert der verhafteten Inder ausveitschten, und in Kentucky gestalteten 10000 Menschen die Hinrich= tung eines Negers zu einem regelrechten Volksfest. Wo bleiben da die Stimmen jener, die so eifrig auf die Wahrung der Menschenrechte und der Menschenwürde bedacht sind, wenn es sich um Dinge handelt, die in Wirklichkeit garnicht menschenunwürdig sind. sondern nur einer anderen politischen Auffassung entstammen? Keine dieser Stimmen hat man jetzt anläßlich der hier erwähnten widerlichen Vorfälle vernommen! Besuch aus Wien Vor einem Besuch des österreichischen Staatssekretärs Schmidt in Berlin Wien, 21. Okt. Von zuständiger österreichischer Seite wird mitgeteilt, daß eine Reise des Staatssekretärs für Auswärtige Angelegenheiten, Dr. Schmidt, nach Berlin im Bereich der Möglichkeit liege. Irgend ein Zeitpunkt hierfür sei aber noch nicht festgelegt worden. Vor der Anfang November in Wien stattfindenden Dreierkonferenz der Staaten der römischen Protokolle, mit deren Vorbereitung Staatssekretär Schmidt augenblicklich beschäftigt sei, komme eine solche Reise keinesfalls in Frage. schreibt, auf jeden Fall nur von unschätzbarem Wert für Eurova sein. Deutschland und Italien erstrebten weder Bindungen noch Pakte im Sinne einer den Frieden störenden Blockpolitik: sie wollten vielmehr gesunde und sichere Lebensmöglichkeiten für Europa schaffen. Die gemeinsamen Ideale und die klare Anerkennung der gegenseitigen Interessen wie auch die Erkenntnis der Gefahren, die Eurova bedrohen, haben. heißt es in dem Bericht weiter, die Grundlagen der herzlichen Beziehungen zwischen Italien und Deutschland verstärkt; ihre Ziele sind nicht theoretischer, sondern praktischer Natur und wollen ganz Eurova dienen, sie sind keine Gefahr für andere Staaten. noch bezwecken sie die Bildung einer volitischen Macht, die zum Schaden anderer Staaten zu arbeiten hätte. Als verantwortungsbewußte, für den Wiederaufbau Eurovas tätige Nationen erstreben Italien und Deutschland vielmehr eine praktische Zusammenarbeit mit dem Rest=Europa. Kranzniederlegung am Ehrenmal Das Ehrenmal Unter den Linden war am Mittwochnachmittag Schauplatz einer feierlichen Ehrung der gefallenen Helden des Weltkrieges durch den italienischen Außenminister Grafen Ciano, der dort in Gegenwart der übrigen italienischen Gäste, führender Persönlichkeiten des Staates und der Partei, sowie einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge einen großen Lorbeerkranz niederlegte. Um 16 Uh begab sich Seine Exzellenz, der königlich=italienische Minister des Aeußern Graf Ciano di Cortellazzo, in Begleitung Seiner Erzellenz des königlich=italienischen Botschafters Attolico nach dem Ehrenmal, vor dem je eine Kompagnie des Reichsheeres und der Luftwaffe mit Musik angetreten war, um dem italienischen Minister die Ehrenbezeigung zu erweisen. Bei seiner Ankunft wurde Graf Ciano von dem Kommandierenden General des 3. Armeekorps, General der Infanterie von Witzleben, dem Kommandierenden General im Luftkreis 2, General der Flieger Kaupisch, und dem Kommandanten von Berlin, Generalleutnant Schaumburg, begrüßt. Unmittelbar darauf schritten Graf Ciano und der königlich=italienische Botschafter in Begleitung der drei Generale die Front der Ehrenkompagnie ab. Im Anschluß hieran begab sich der italienische Außenminister mit den übrigen italienischen Gästen zur Kranzniederlegung in das Ehrenmal, wo ein zweiter Doppelposten Aufstellung genommen hatte. Während das Musikkorps des Wachregiments unter Leitung des Stabsmusikmeisters Ahlers das Lied vom guten Kameraden anstimmte, betrat Graf Ciano mit seiner Begleitung das Innere „Vereinigung der deutschen Frontkämpferverbände Berlin, 21. Okt. Zwecks einheitlicher Vertretung außerhalb der Reichsgrenzen haben sich Reichskriegerbund Kyffhäuser, RS.=Marinebund, Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung, Reichsbund deutscher Offiziere u. a. zur„Vereinigung der Deutschen Frontkämpferverbände" zusammengeschlossen. Die Führung hat General der Infanterie und RSKK.=Obergruppenführer Herzog von Koburg übernommen. Zum Stabsleiter und seinem Vertreter ernannte der Präsident den SS.=Hauptsturmführer H. G. Stahmer. In den Präsidialrat der Vereinigung wurden die Führer der deutschen Frontkämpferverbände berufen. Zwischen dem Herzog von Koburg und dem Führer fand aus Anlaß des Zusammenschlusses ein Telegrammwechsel statt. Deutsche Frontkämpfer als Gäste der Britischen Legion London, 21. Okt. Deutsche Frontkämpfer werden unter Führung des Herzogs von Koburg vom 23. bis 28. Oktober Gäste der Britischen Legion sein. Am 28. Oktober werden sie in London offiziell von Generalmajor Sir Frederic Maurice und Major Fetherston Godley, dem Vorsitzenden der Britischen Legion, empfangen werden. des Ehrenmals und legte nach einer Minute stillem Gedenken an die deutschen Gefallenen des großen Weltringens einen Lorbeerkranz nieder, dessen in den italienischen Landesfarben gehaltene Schleifen in italienischer Sprache die Inschrift trugen:„Der Minister für äußere Angelegenheiten“. Inzwischen formierten sich die Ehrenkompagnien zum Vorbeimarsch. Als der italienische Minister wieder auf den Stufen des Ehrenmals sichtbar wurde, brachten ihm die Tausende eine spontane Huldigung dar. Immer wieder schallten die Heilrufe der Menge zu dem hohen italienischen Gast herauf, der mehrfach für diese Ehrung dankte. Zum Abschluß des feierlichen Totengedenkens marschierten die Ehrenkompagnien in Exerzierordnung an dem italienischen Außenminister und seiner Begleitung, unter der sich auch der Chef des Protokolls, Gesandter von Bülow=Schwante, und der deutsche Botschafter in Rom, von Hassell, befanden, vorbei. Himmler bei Mussolini Rom, 21. Okt. Mussolini empfing am Dienstagvormittag den Reichsführer SS. und Chef der deutschen Polizei Himmler und hatte mit ihm eine herzliche Unterredung. Anschließend begab sich der Reichsführer SS. mit den Mitgliedern der deutschen Polizeiabordnung nach Ostia, wo der Chef der italienischen Polizei, Bocchini zu seinen Ehren ein Frühstück gab. Am Nachmittag besichtigte der Reichsführer SS. unter Führung des Leiters der faschistischen Jugendorganisation, Staatssekretär Ricci, das Forum Mussolini und die Akademie für Leibesübungen und stattete ferner dem Propagandaminister Alfieri, dem Landwirtschaftsminister Rossoni und dem stellvertretenden Parteisekretär Morigi seinen Besuch ab. Abends gab der Staatssekretär im Innenministerium Buffarini zu Ehren des Reichsführers SS. ein Bankett. Die Rückreise des Reichsführers SS. und der deutschen Polizeiabordnung erfolgt voraussichtlich am Donnerstag. Staatssekretär Milch nach Desenzano abgereist Mailand, 21. Okt. Staatssekretär General der Flieger Milch ist mit seiner Begleitung von Mailand nach Desenzano abgereist, wo die dort liegende Militärfliegerabteilung besichtigt werden soll. Von dort aus wird der Rückflug nach Deutschland angetreten. Der Wirtschaftsvertrag mit Polen bis zum Jahresende verlängert Warschau, 21. Okt. Am 19. Oktober ist in Warschau eine Vereinbarung über die Verlängerung der Geltung des deutsch=polnischen Wirtschaftsvertrages vom 4 November 1936 bis zum 31. Dezember 1936 abgeschlossen worden. Graf Ciano mit großer Begeisterung in Berlin begrüßt Am Dienstagabend traf der italienische Außenminister Graf Ciano mit seiner Begleitung in der Reichshauptstadt ein, wo er von Staatssekretär Meißner im Auftrage des Führers begrüßt wurde. Auch Reichsaußenminister Freiherr v. Neurath und zahlreiche andere Herren begrüßten den italienischen Gast. Eine große Menschenmenge hatte sich eingefunden und jubelte Graf Ciano zu.(Scherl—.) braf Elans der von Keuralt Längerer Gedankenaustausch in herzlichem Einvernehmen Aiadeldeerois„Regibrung gehsrnachbarreiona Unbeschreibliches Durcheinander in Madrid— Die Bevölkerung fordert Uebergabe der Stadt an die nationalen Truppen— Prieto von Caballero erschossen?— Ravalcarnera, 30 Kilometer vor Madrid, letzte hoffnung der Roten Dem Endsieg entgegen Burgos, 21. Okt.(Vom Sonderberichterstatter des DNB.) Madrid erwartet von einem Tag zum anderen den Angriff der nationalen Truppen. Der Ausschuß, dem die Leitung der Verteidigungsarbeiten anvertraut ist, hat seine letzte Hoffnung auf die rote Stellung bei Navalcarnero, etwa 30 Kilometer südlich von Madrid, gesetzt, die überaus stark befestigt worden ist und die den Ansturm der Nationalisten aufhalten soll. Die Einnahme dieser Stellung würde bedeuten, daß die nationalen Truppen ungehindert bis zu den Toren von Madrid vormarschieren könnten. Der rote General Asencio hat neuerlich zum Ausdruck gebracht, daß die Verteidigung Madrids durch die roten Milizen unmöglich sein werde, da diese völlig undiszipliniert seien und von niemandem mehr Befehle annehmen wollten. Die Beunruhigung bei den Roten ist um so größer geworden, als bekannt wurde, daß in Illescas große nationale Truppenzusammenziehungen stattfinden und ununterbrochen Transporte von Waffen und Kriegsmaterial eintreffen, woraus auf eine baldige Offensive gegen die Hauptstadt geschlossen wird. Im Frontabschnitt von Avila, nordwestlich von Madrid, rücken die nationalen Truppen weiter gegen das berühmte Königsschloß El Escorial vor. Eine noch nicht bestätigte Nachricht besagt sogar, daß der unmittelbare Angriff auf den Escorial bereits begonnen habe. Azana in Barcelona Nach einer aus Barcelona stammenden Meldung soll der zurzeit in der katalanischen Hauptstadt weilende Präsident Azana in seinen Besprechungen die Räumung und Aufgabe Madrids erwogen und die Möglichkeiten des Verteidigungszustandes Kataloniens geprüft haben. Wie aus einer Havas=Meldung aus Barcelona weiter hervorgeht, scheint Azana sich auf ein endgültiges Verbleiben in Barcelona einzurichten. Er hat sich am Mittwoch in den Palast katalanischen Parlaments begeben, wo er seine Arbeitsräume eingerichtet hat. Zu seinem besonderen Schutz sei ihm eine Schwadron der republikanischen Garde unter dem Befehl eines Hauptmannes, der ebenfalls in dem Parlamentsgebäude untergebracht wird, zur Verfügung gestellt worden. kotes„Mittelmeerheer“ unter sowjetrussischem Kommando in Katalonien Burgos, 21. Okt. In Katalonien soll ein der Kontrolle der marxistischen Parteien und der Führung durch bekannte Anarchisten unterstelltes Freiwilligenheer gebildet werden. Diese Truppe wird nach sowjetrussischem Muster zusammengesetzt und ausgebildet werden. Es scheint die Absicht zu bestehen, den sowjetrussischen Generalkonsul in Barcelona, Antanow, zum Oberbefehlshaber zu ernennen. Diese Armee wird den Namen„Mittelmeerheer“ erhalten. 33 Franzosenflieger gefallen „Daily Mail“ über die militärische Hilfe Frankreichs für die spanischen Marxisten London, 21. Okt.„Daily Mail“ veröffentlicht bemerkenswerte Enthüllungen ihres Pariser Korrespondenten über die militärische Unterstützung der Madrider Regierung durch Frankreich. In letzter Zeit seien rund 50 französische Flieger nach Madrid gesandt worden. Von diesen hätten sich 17 geweigert, ihren Dienst fortzusetzen, da die ihnen übergebenen Maschinen nicht flugtüchtig seien. Etwa 33 französische Flieger seien an der Madrider Front gefallen. Eine französische Verkehrsluftfahrtgesellschaft habe ihre sämtlichen Flugzeuge nach Madrid gesandt, um, wie man glaubt, die rote Regierung nach Barcelona zu befördern. In den letzten vier Tagen habe die Pariser spanische Botschaft mit der Anwerbung von 50 weiteren französischen Fliegern begonnen, denen sehr hohe Monatsgehälter angeboten würden. Nauf der Besrelllng Völkdos Massenhinrichtungen von Frauen heldenhaftes Durchhalten gegen große Uebermacht in Oviedo Bericht eines Flüchtlings St. Jean de Luz. 21. Okt. Nach dem Bericht eines soeben hier aus Madrid eingetroffenen Flüchtlingist die Lage in Madrid verzweifelt. Die Stimmung ist sehr niedergedrückt. Trotz der von der roten„Regierung“ angewandten Maßnahmen zur Verschleierung der wirklichen Lage hat der Fall von Oviedo eine allgemeine Mutlosigkeit ausgelöst. Die von den Marxisten kontrollierten Zeitungen haben die Niederlage der berüchtigten von der sowjetrussischen Terrorschule ausgebildeten asturischen Dinamiteros verschwiegen. Aber selbst die roten Milizen lassen sich durch das Verschweigen der nationalistischen Siege nicht mehr täuschen. Ihre bereits stark erschütterte Disziplin hat sich noch weiter verschlechtert Die roten Machthaber geben zu, daß keine weitere Hoffnung bleibt, daß der verzweifelte Widerstand auf der Linie Alcala—de Henares—Villaviciosa de Odon— Calabazar von Erfolg gekrönt ist. Mit der Verschlechterung der militärischen Lage nehmen die Verhaftungen und Massenmorde zu. In dem Universitätsviertel von Madrid sah der erwähnte Augenzeuge auch am Tage seiner Flucht aus Madrid 55 Leichen, davon elf Frauen und vier Männer in der Milizuniform. Man schätzt die Zahl der gegenwärtig in Madrid befindlichen Gefangenen auf 16 000. In den letzten Tagen hat die Ermordung von Frauen zugenommen. Es wurden u. a. erschossen die Marquesa de Silvela, die älteste Tochter der Marquesa de Arguelles, die Frau des Schriftstellers Gutierrez Gamero und verschiedene andere Damen der Gesellschaft, die sich durch wohltätige Werke hervorgetan haben. In der letzten Woche wurden 7000 Personen verhaftet. Prieto von Caballero erschossen? Largo Caballero von der Bevölkerung ausgepfiffen Sevilla, 21. Okt. Gerüchte über heftige Zusammenstöße im letzten„Ministerrat“ in Madrid häusen sich immer mehr. Es habe, so wird berichtet, eine Aussprache darüber stattgefunden, ob Madrid sich ergeben solle oder nicht. Im Verlaufe dieser Auseinandersetzung habe der Marxistenführer Prieto, der für eine Aufgabe des Widerstandes eingetreten sei, den roten Regierungschef Largo Caballero geohrfeigt. Dieser soll daraufhin Prieto durch mehrere Pistolenschüsse nieder gestreckt haben. Dieser Zwischenfall wird auch von Polizeibeamten berichtet, die an der Südfront zu den Nationalisten übergelaufen sind. Burgos, 21. Okt. Aus verläßlicher Quelle wird über ein privates Funkgespräch zwischen Madrid und Barcelona berichtet, das interessante Enthüllungen über die augenblicklichen Pläne der roten Madrider„Regierung“ bringt. Der rote Minister Prieto benutzte die augenblickliche Arbeitsunfähigkeit infolge angeblicher Erkrankung des Madrider „Ministerpräsidenten“. Caballero, um seinen Plan. Madrid zu räumen und den Sitz der roten„Regierung" nach Barcelona zu verlegen, vorzubereiten. Diese Absicht Prietos wäre schon lange durchgeführt worden, wenn nicht der sowjetrussische Botschafter bisher dagegen gewesen wäre. Nach der Niederlage von Oviedo habe, so wurde in dem abgelauschten Funkgespräch mitgeteilt. Moses Rosenberg seine Meinung geändert. Man glaubt in Burgos, daß die rote„Regierung“ nunmehr bald nach Barcelona übersiedeln wird, um dort eine„unabhängige Sowjetrepublik“ auszurufen. In dem fraglichen Funkgespräch wurde u. a. auch von einer wachsenden Panik angesichts des Vordringens der nationalen Truppen gesprochen. Dem Sender Sevilla zufolge haben Flüchtlinge aus Madrid erklärt, daß in der roten Hauptstadt ein ungeheures Durcheinander herrsche. Frauen und Kinder durchzögen die Straßen der Stadt mit den Rufen:„Wir wollen kein Blutvergießen mehr Wir fordern die Uebergabe der Stadt.“ Der rote„Ministerpräsident" Largo Caballero habe vom Balkon aus eine Erklärung abgeben wollen, sei aber von der auf der Straße stehenden Menge ausgepfiffen worden. Viele Milizsoldaten hätten die Waffen niedergelegt. Zwischen Largo Caballero und Prieto sollen große Meinungsverschiedenheiten herrschen über die Verteidigung der Stadt Es sei zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen beiden gekommen, von denen die Madrider Bevölkerung Kenntnis erhalten habe. Unterredung mit General Aranda Schwere Verluste der Verteidiger Luarca, 21. Okt.(Vom Sonderberichterstatter des DRB.) Bald nach der Befreiung Oviedos hatte der Sonderberichterstatter des DRB. im Hauptquartier Grado vor Oviedo eine Unterredung mit General Aranda, der bekanntlich die Stadt Oviedo drei Monate lang verteidigt hat. General Aranda erzählte von der heldenhaften Verteidigung der Stadt, daß bei Ausbruch der nationalen Erhebung für die Verteidigung Oviedos 500 Mann Infanterie, 250 Mann Sturmpolizei, 800 Gendarmen und 350 Freiwillige vorhanden gewesen seien; von diesen fast 2000 Mann seien in den ersten zwei Monaten 400 und in den letzten 15 Tagen 800 gefallen; außerdem habe es 200 Typhuskranke gegeben. Bei der Besreiung der Stadt hätten ihm- nur noch 500 Soldaten zur Verfügung gestanden. Die Zivilbevölkerung, die 40000 Personen zähle, habe durch Flugzeugangriffe 600 Tote zu beklagen gehabt. Die roten Streitkräfte seien 5000—8000 Mann stark gewesen; sie seien gut organisiert und gut bewaffnet gewesen und hätten genügend Artillerie und mexikanische sowie tschechoslowakische Waffen zur Verfügung gehabt. Die Verteidiger Oviedos hätten lediglich 60 Maschinengewehre in der ersten und 30 in der zweiten Linie gehabt, dazu zwei Millionen Schuß Munition, aber wenig Artillerie und wenig Granaten. Der Feind habe im Verlaufe der Belagerung ständig die Artillerietätigkeit gesteigert, wodurch die vielen Menschenverluste entstanden seien. General Aranda erklärte weiter, er habe die Verteidigung nach den modernsten strategischen Grundsätzen in fünf sternartig vorgeschobene Stellungen unterteilt und kleine Posten von zehn bis zwölf Mann mit einem Maschinengewehr in gut getarnten Stellungen hätten die ersten Linien wirksam unterstützt. Der erste große Angriff der Roten vom 8. bis 11. September sei mit vielen Flugzeugen erfolgt; beim zweiten, der vom 4. bis 12. Oktober dauerte, seien die vorgeschobenen Stellungen anstatt mit zehn nur mit drei Mann besetzt gewesen. Da man ohne Reserven gewesen sei, habe man einen elastischen Rückzug teilweise bis zum Stadtrand vorgenommen. Die Roten hätten viele Tanks und Panzerwagen zur Verfügung gehabt, die Verteidiger jedoch nur zwei alte Tanks. Man habe die Tanks der Roten mit einem kleinen 7,5=cm=Berggeschütz aus 50 Meter Entfernung bekämpft, wobei es gelungen sei, beim letzten Angriff am 17. Oktober auf 20 Schritt Entfernung einen Tank der Roten völlig zu zerstören. Die Befreiung durch die marokkanischen Truppen sei in letzter Minute erfolgt, als fast keine Lebensmittel und keine Munition mehr vorhanden gewesen seien. Die Roten seien bereits in einige Häuser der Vorstadt eingedrungen gewesen. Die Artilleriebeschießung und die Flugzeugbomben hätten in Oviedo kein Haus mehr ganz gelassen. Die Bevölkerung, die stets in Kellern gelebt habe, habe sich nur von Reis und Bohnen ernährt und Wasser habe man nur aus Notbrunnen schöpfen können. Trotz dieser großen Entbehrungen habe die Bevölkerung gut durchgehalten. In den ersten zwei Monaten seien die roten Flieger überlegen gewesen und hätten oft vielmals täglich die Stadt bombardiert. Später seien jedoch die Flugzeugangriffe durch nationalistische Flieger abgewehrt worden. Der strategische Zweck der Verteidigung Oviedos sei ausgezeichnet gelungen, da man die roten Kräfte in Asturien auf diese Weise dauernd bei Oviedo festgehalten habe. Ständig seien so 8000 rote Kämpfer und zahlreiches Kriegsmaterial bei Oviedo gebunden gewesen. Jetzt beginne, so erklärte General Aranda weiter, der Vorstoß nach Norden und Osten sowie die Säuberung Asturiens von den Roten. Dies werde, so sagte er, noch viel Arbeit machen, aber er sei mit der roten Taktik aus dem Asturienaufstand vom Jahre 1934, den er mitgemacht habe, gut vertraut. Bis Dienstag abend sind in Oviedo 40 Lastwagen, von starken Eskorten gesichert, mit Kartoffeln, Brot, Fleisch und Munition in Oviedo eingetroffen, stürmisch von der Bevölkerung begrüßt. Wehrmachtversorgung verbessert Berlin, 21. Okt. Der Führer und Reichskanzler hat eine Verordnung zum Wehrmachtversorgungsgesetz erlassen, durch die die Versorgung der Berufssoldaten erheblich verbessert wird. Die bisherige Regelung wurde weder den militärischen Notwendigkeiten gerecht, noch sicherte sie wirtschaftlich und sozial ausreichend die Existenz der Versorgungsanwärter. Die Verordnung gilt für Unteroffiziere und Mannschaften, die nach dem 31. August 1936 nach zwölfjähriger oder längerer Dienstzeit aus dem aktiven Wehrdienst entlassen werden und den Zivildienstschein besitzen. Sie haben die Wahl zwischen den Uebergangsgebührnissen nach dem bisherigen Recht oder den Uebergangsbezügen nach dieser Verordnung. Die Uebergangsbezüge werden den Versorgungsanwärtern nach der Entlassung zunächst für drei Monate gewährt, darüber hinaus bis zur planmäßigen Anstellung, wenn sie nachweisen, daß sie bei mindestens fünf Vormerkungsstellen für Beamtenstellen vorgemerkt sind. Der Versorgungsanwärter erhält also künftig während der ganzen Uebergangszeit bis zur planmäßigen Anstellung feste Bezüge, die je nach der Länge der Dienstzeit steigen. Ihre Höhe richtet sich weiter nach dem Ergebnis der Ausbildung an einer Wehrmachtfachschule. Zu den Uebergangsbezügen werden Kinder= und örtliche Sonderzuschläge nach den Vorschriften für Reichsbeamte gewährt. Versorgungsanwärter, die infolge eines körperlichen Gebrechens oder wegen Schwäche ihrer körperlichen oder geistigen Kräfte zur Erfüllung der Amtspflichten eines Beamten dauernd unfähig sind, haben Anspruch auf ein lebenslängliches Ruhegehalt. Die Verordnung enthält weiter Vorschriften, wonach eine planmäßige Anstellung nicht ohne zwingenden Grund verzögert werden darf. Das Recht auf Uebergangsbezüge erlischt, wenn der Versorgungsanwärter ohne zwingende Gründe eine Einberufung in Stellen ablehnt oder solche wieder aufgibt, ferner beiunwürdigem Verhalten, das nach den Grundsätzen des Beamtenrechts zum Verlust des Gehaltes führen würde. Bezieht ein Versorgungsanwärter ein Arbeitseinkommen aus der freien Wirtschaft, so werden die Uebergangsbezüge um die Hälfte gekürzt. Das gilt jedoch nur, wenn das Arbeitseinkommen 50 Mark monatlich übersteigt. Die Verordnung tritt mit Wirkung vom 1. September 1936 in Kraft und gilt ausschließlich für Angehörige der Wehrmacht. Vermißter nach 19 Jahren gefunden Laasphe(Krs. Wittgenstein). Am 23. September 1917 wurde an der Westfront der Pionier Heinrich Otto aus dem benachbarten Fischelbach. den Angehörigen als vermißt gemeldet. In den Jahren nach dem Kriege hatte man alles getan, um eine Klärung nach dem Verbleib des Vermißten zu erreichen, doch ohne Erfolg. Runmehr, nach 19 Jahren, traf bei den Angehörigen die Nachricht von der Zentralnachweisstelle für Kriegsvermißte ein, nach der der Pionier Otto auf einem ehemaligen Schlachtfeld in Frankreich gefunden worden ist und jetzt durch die Kriegsgräberfürsorge auf einem deutschen Friedhof beigesetzt werden soll. Erfolgreicher Abschluß der deutsch=dänischen Wirtschaftsverhandlungen Berlin, 21. Okt. Die vom 19. bis 21. Oktober in Berlin abgehaltenen Besprechungen des deutschen und dänischen Regierungsausschusses über zusätzliche Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse zum Austausch für deutsche Industrieerzeugnisse sind mit Erfolg beendet worden. Das österreichische Bundeskanzleramt hat die Verbreitung des französischen Kommunistenorgans„Humanité“ in Oesterreich für ein Jahr verboten. Die Akademie für deutsches Recht hat die Beratungen ihrer dritten Jahrestagung mit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel des an der Feldherrnhalle gefallenen Rates am Obersten Landesgericht Theodor von der Pfordten begonnen. Chronik vom Tage „Hindenburg" nach Südamerika gestartet Frankfurt a. M. Das Luftschiff„Hindenburg“ ist am Mittwoch um 8 Uhr 30 vom Flughafen RheinMain zu seiner Südamerikafahrt gestartet. Das ist die 16. Fahrt des Luftschiffes„Hindenburg" und gleichzeitig seine erste Südamerikafahrt im Rahmen des jetzt beginnenden wöchentlichen Ueberseedienstes des deutschen Zeppelinluftschiffes nach Südamerika. An Bord des„Hindenburg" befinden sich diesmal 57 Fahrgäste. Das„fliegende Ehepaar“ läßt sich scheiden London. Die englische Fliegerin Amy Mollison erlitt am Dienstag bei einer Notlandung in der Nähe von Orvington einen Nasenbeinbruch und andere Verletzungen. Sie teilte später mit, daß sie sich von ihrem Fliegergatten Jim Mollison getrennt habe und in Zukunft wieder unter ihrem Mädchennamen fliegen werde. Schulleiter im Treppenhaus niedergeschlagen Detmold. Am Spätabend des Dienstag wurde in Heidenoldendorf bei Detmold der 62jährige Schulleiter Adolf Meier, der seine Wohnung im Schulgebäude aufsuchen wollte. im Treppenhaus in der Dunkelheit von einem unbekannten Mann überfallen und durch drei Schläge mit einem Beil niedergestreckt. Der im Hause wohnende Junglehrer Klemme hörte einen lauten Aufschrei und fand wenige Augenblicke später den Schulleiter mit furchtbaren Schädelverletzungen auf. Meier liegt im Landeskrankenhaus in Detmold hoffnungslos darnieder. Verurteilung österreichischer Nationalsozialisten Wien. Vor dem Landesgericht in Graz fand am Mittwoch der erste auf Grund des im Juli dieses Jahres beschlossenen Staatsschutzgesetzes anberaumte Prozeß statt. Angeklagt waren zehn Nationalsozialisten unter der Beschuldigung. im August 1936 im Annagraben in Steiermark an einem geheimen SAAvvell, verbunden mit einer Ererzier= und Geländeübung, teilgenommen zu haben. Das Gericht folgte aber nicht dem Antrag des Staatsanwalts. sondern fällte lediglich ein Urteil auf Grund des Gesetzes wegen verbotener Parteitätigkeit. Es wurden Arreststrafen in der Dauer von 14 Tagen bis 3 Monaten verhängt. Deutsche Industrielle in Venedig Mailand. Eine Gruppe von 16 namhaften Persönlichkeiten der deutschen Industrie unter Führung von Staatssekretär a. D. Dr. Trendelenburg vom Reichsstand der deutschen Industrie ist in Venedig eingetroffen. Die deutschen Gäste, die eine Studienfahrt zu den Wirtschaftsmittelpunkten Italiens unternehmen, wurden vom Präfekten der Provinz Venedig, vom Verbandssekretär der faschistischen Partei und vom Präsidenten des Spitzenverbandes der italienischen Industriellen. Graf Volvi. begrüßt. Bei einem Empfang entbot ihnen Graf Volvi einen Willkommensgruß. Dr. Trendelenburg überbrachte die Grüße des Reichswirtschaftsministers Dr. Schacht und betonte, daß die Reise dazu beitragen möge, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten weiter zu vertiefen. Begnadigung durch den Führer Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat die durch das Schwurgericht in Prenzlau am 12. Mai 1936 wegen Mordes zum Tode verurteilte 63jährige Anna Radant zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt, da sie sich bei ihrer geistigen Minderveranlagung und seelischen Stumpfheit der Schwere ihrer Straftat nicht voll bewußt gewesen ist. Nach einer amtlichen Mitteilung des Außenministeriums hat die englische Regierung ihren Geschäftsträger in Madrid beauftragt, einen Schritt zur Rettung der von den Roten festgehaltenen Geiseln zu unternehmen. Gewinnauszug 1. Klasse 48. Preußisch=Süddeutsche (274. Preuß.) Klassen=Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Lal deie geuegene Nauner snod get dich hobe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Lose gleicher Nummer in den beiden Abteilungen I und II 1. Ziehungstag 20. Oktober 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 100 RM. gezogen 2 Gewinne zu 5000 RM. 315600 2 Gewinne zu 3000 RM. 28524 2 Hewinne zu 2000 RM. 117980 14 Gewinne zu 1000 RM. 39865 102458 201452 216878 246804 286745 340627 26 Gewinne zu 800 RM. 33157 65537 128822 129226 169184 172904 206881 294243 305090 344583 347089 370073 389574 46 Gewinne zu 500 RM, 960 62826 66594 11188 113728 123769 131324 161668 166433 166783 183620 185077 192256 238895 243868 978790 303321 334478 346774 363826 367367 367580 369402 192 Gewinne zu 200 RM. 694 2284 2387 6875 8373 21983 23939 24923 26016 27889 33276 46697 47895 48427 51304 52795 57728 65885 65920 66164 67502 68801 71979 73290 75392 81289 82466 86312 99468 99785 102737 107436 12548 116913 124058 124428 127504 134941 152517 159925 161184 161356 161463 172101 172758 173819 180606 183029 187094 187604 188139 188828 200475 204250 207523 207544 218011 226185 230681 234425 244971 248824 251244 251945 255683 256261 264148 266809 267060 271586 279503 283795 288522 300970 303296 303961 304198 308913 320338 324403 327663 329485 332776 341500 360565 370365 377658 381902 386339 386418 386433 388103 388462 389250 394896 399186 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 100 RM. gezogen 2 Gewinne zu 100000 RM. 3162 2 Gewinne iu 10000 RM. 241994 4 Gewinne zu 5000 RM. 121649 386077 6 Gewinne iu 3000 RM. 200859 339457 340760 4 Gewinne in 2000 RM. 268875 355166 20 Gewinne iu 1000 RM. 8055 20656 27587 wbsss 1973h B8a.49r—.59 49es 869650 22 Geoiaus m. vvo nmr 31701 225173 261517 254065 351139 ln un gre miu neane 22994 138838 178838 212285 227346 250901 276653 314307 319502 869345 56 Gewinne zu 500 RM. 20819 44309 60368 64135 74250 113425 134596 139192 145237 150330 163745 174357 179716 188277 192681 206886 209585 262074 265861 288518 296374 815797 322589 823767 347368 347426 356591 383083 146 Gewinne zu 200 RM. 1178 11693 16767 15932 17688 35249 35964 89162 89337 63499 67655 58642 61348 64558 67357 70568 75338 76311 78047 8030s 88910 99083 109680 128950 131061 131887 143663 144386 163465 155332 159527 79639 182307 184326 212694 219672 221360 239807 243014 244542 246934 264711 263190 266274 265819 289069 289780 290505 290629 298351 299904 302186 302689 305763 308603 316755 332736 346777 347573 356259 357919 361779 265218 366655 368965 373214 376878 381013 382790 382921 864269 393359 394285 Nr. 287 Das Der B Lüderitz. lonie in am 22. 1 fahrt mi der Oran seben. 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Steine und kümmerlicher Graswuchs Die ersten Siedler die hierher kamen, gaben sich kaum die Mühe. das Land näher zu erforschen. Sie gingen weiter nach Süden wo der Oranie=Freistaat und Transvaal lockten. Nur einer war es. den diese öde Wüstenei aus irgendeinem Grunde fesselte — der Kaufmann Adolf Lüderitz aus Bremen. Er stammte aus einer wohlhabenden Familie, war frühzeitig in die Welt gewandert, weil es ihn nicht auf dem Kontorsessel litt. er hatte Nord= und Südamerika durchstreift, wie viele andere Gold geschürft und Entbehrungen ertragen. Als er zurückkehrte in die Heimat übernahm Adolf Lüderitz das väterliche Tabakgeschäft. um in festgefügten Bahnen dem Ziel zuzustreben, das er sich schon seit langer Zeit gesteckt hatte. Ein größeres Vermögen siel ihm durch Heirat zu. Er begann sich mit Kolonialfragen zu beschäftigen und unterbreitete dem Reichskanzler schon 1876 eine ausführliche Denkschrift über die Möglichkeit einer Deutschen Kolonie in Südwest=Afrika. Lüderitz war nämlich von dem Metallreichtum der Berge nördlich des Oranie=Flusses fest überzeugt und trug sich mit dem Gedanken der weiteren Ausbeutung Da England schon 1876 die Gebiete, auf denen die Hottentotten und Hereros lebten zu seiner Interessensphäre erklärt hatte, wandte sich Lüderitz zunächst mit einer Anfrage nach London, ob es möglich wäre. dort einigen Grundbesitz zu erwerben. Die Antwort lautete ausweichend. Die schwarzen Völker lagen sich dort wie gewöhnlich in den Haaren. und England zog es vor, die bereits begonnenen Schutzverhandlungen wieder abzubrechen. Lüderitz aber dachte garnicht daran, sich zurückzuziehen. Er hatte bereits 1881 eine eigene Faktore: auf Lagos in BritischNigeria eingerichtet. Es war nur ein kleiner, aber vielversprechender Anfang. Das unerschlossene Land spendete schon reiche Schätze: Lüderitz Blick aber ruhte weitschweisend auf der Mündung des OranieFlusses. wo sich deutsche Mistionare niedergelassen hatten. Um zunächst einmal selbständig vorzugehen entsandte Lüderitz eine Expedition von Bergbau=Sachverständigen in den Hafen von Angra Pequena. die spätere Lüderitz=Bucht. Von dem Hottentotten=Häuptling Josef Frederiks wurde ein Grundbesisitz von 5 Quadratmeilen für 100 Pfund und 200 Gewehre erworben. Wenige Monate darauf kam dazu ein Landstrich von 20 Meilen Breite die Küste entlang. vom Oranjefluß bis zum 26. Grad südlicher Breite. Jetzt begann England aufmerksam zu werden. denn der Lüderitzsche Besitz dehnte sich rasch weiter aus. Er umschloß schließlich ein Gebiet von 50000 Quadratkilometern zwischen dem Oranie und Portugiesisch=Westafrika. Bismarcks historisches Telegramm Die Engländer wurden ungemütlich, aber Lüderitz hatte nach Recht und Gesetz gekauft und legte seine Kaufurkunden dem Deutschen Auswärtigen Amt vor. Auch die Kan=Kolonie mischte sich hinein, empört. daß ein Deutscher es wagte, so gewissermaßen vor ihren Toren eine Art versönlicher Herrschaft aufzurichten. Um jede Verwicklung möglichst zu vermeiden. ließ Bismarck höflich aufragen, auf welche Rechtsgründe und Besitztitel sich denn der englische Protest eigentlich stütze. Die Antwort blieb aus, da Besitztitel und Rechte eben nicht vorhanden waren. Um die Lage endlich zu klären, sandte Bismarck dann am 24. Avril 1884 die berühmte Devesche an den Deutschen Konsul in Kapstadt: „Nach Mitteilung des Herrn Lüderitz zweiseln die englischen Kolonialbehörden(des Kaplandes), ob seine Erwerbungen nördlich des Oranjestromes auf deutschen Schutz Anspruch haben. Sie wollen amtlich erklären, daß er und seine Niederlassungen unter dem Schutz des Reiches stehen.“ Dieses Telegramm bildete in der deutschen Kolonialgeschichte einen weltgeschichtlichen Wendepunkt. Ein erneuter Widerspruch Englands blieb wirkungslos. nachdem am 7. August 1884 die deutschen Korvetten„Leipzig" und „Elisabeth“ vor Angra Pequena erschienen waren. im Namen des Reiches von der Küste Süd=Westafrikas Besitz ergriffen und die deutsche Flagge feierlich gehißt hatten. 21 Salutschüsse rollten über die Bucht, das Deutsche Reich hatte die erste Kolonie unter seinen Schutz gestellt. In den darauffolgenden Jahren wurde durch Kaufverträge die ganze Küste bis zur vortugresischen Grenze erworben und in der Zwischenzeit begann Lüderitz das neue Gebiet zu durchforschen. Handelszüge auszurüsten und Niederlassungen zu gründen. Die halbzivilisierten Stämme der Hottentotten und Hereros zeigten sich schwierig und zu jeder Unruhestiftung geneigt. Kilometer für Kilometer mußte die weitausgedehnte Kolonie. die zweimal so groß wie Deutschland war. erobert werden und wie kein anderes ist dieses riesige Steppen= und Buschgebiet von Südwestafrika mit deutschem Blut erkämpft worden. Die Schatzkammer in der Lüderitz-Buchl Aeußerlich betrachtet war zu jener Zeit Angea Pequena. die Lüderitz=Bucht, alles andere als ein Paradies Zu beiden Seiten erstreckte sich die Küste in endloser Ausdehnung. nichts als ein weißer Sandstreisen, unwirtlich und verkehrsseindlich. In swiger Brandung sang das Meer sein grollendes Lied. Sturmböen waren häufig und trieben die Wasser weit ins Land hinein. Furchtbar war auch der Wassermangel im Inneren des Steppenlandes. weil es sehr selten regnete. Weil die Flüsse nur zu gewissen Jahreszeiten den Ozean erreichten, war das Trinkwasser selbst an der Küste eine Kostbarkeit. Ein breiter Dünengürtel trennte den Strand von dem weit zurückliegenden Hochplateau. Aus Quarzkör= nern und seinem Glimmersand dehnte sich eine Wüste in ununterbrochener Einsamkeit. Trostlos war wohl der Eindruck, aber Lüderitz wußte, was er wollte. Dieser Glimmer, dieser Sand. diese Steinfelder zeugten von Erzen, die unter der deckenden Schicht verborgen waren. Ein Bergingenieur wurde auf die Reise geschickt, mit allen Geräten versehen, um in der unwirtlichen Gegend neben den Erzen auch das Wasser zu finden. Das Schiff mit seinen wertvollen Maschinen scheiterte nach langer Sturmfahrt unmittelbar vor der Lüderitzbucht. Jetzt beschloß Lüderitz, selbst auf die Suche zu gehen. Ein kleiner Schoner brachte ihn nach der Bucht. die seinen Namen trägt und seine einzigen Vertrauensleute waren ein schweizer Bergingenieur. ein schottischer Bergmann und der Steuermann Steingröver aus Essen. Fast Schritt für Schritt durchwühlten diese vier Leute den Sand und das steinige Hochland hinter dem Dünengürtel. Die Sonne brennt wie Feuer. und es ist qualvoll. in dieser Glut zu arbeiten. Aber sichere Anzeichen weisen darauf hin daß der Erfolg die Mühe lohnen wird. In der Umgebung der Bucht ist nichts zu finden. Man zieht weiter hinaus. Als die Tagesarbeit unerträglich wird. beschließt man. Nachts bei Fackelschein zu arbeiten. Immer weiter geht es nach Süden dem Oranjefluß zu Auch nicht die kleinste Erzspur wird gesunden. Als der große Strom erreicht wird. werden leichte Boote bestiegen, um auf diese Weise bequemer zur Küste zu gelangen. In der Oranie=Mündung werden die Leute zurückgeschickt. Nur Lüderitz und Steingröver sind allein in ihrem kleinen Segelboot. Sie wollen an der Küste entlang nach der Lüderitzbucht zurück. Warnende Stimmen werden laut. Am 22. Oktober sieht man sie zum letzten Male, sieht wie das Boot seinen Weg durch die Brandung nimmt und gut vorwärts kommt. Seitdem ist von Lüderitz keine Kunde mehr gekommen In der Bucht erwartete man das kleine Boot vergeblich. Ihre Leichen wurden niemals gefunden. auch die Reste ihres Bootes nirgends angeschwemmt... Südwest=Afrika blühte auf unter deutschen Händen. Bei gründlicher Pflege und sachgemäßer Berieselung verwandelte sich die trostlose Einöde in fruchtbaren Boden, auf dem Garten= und Feldfrüchte in reichem Maße gediehen. Die Steppe wurde ergiebiges Vieh. zuchtgebiet, und durch einen Zufall fand man in der Steinwüste hinter Lüderitzbucht die ersten Diamanten. Einige lagen fast an der Oberfläche. andere niemals unter 30 cm Tiese. Es war 22 Jahre nach Lüderitz Tode, genau dort, wo der verschollene Kolonialvionier sie vermutet hatte... Bild: DRL.=Pressedienst(M) Der Reichssportführer und der Jugendführer des Deutschen Reiches im Gespräch nach Abschluß des Jugendab kommens Im Fungvoit Wachst Beatschiands Iportjagene Am 1. August 1936. kurz vor den Olymvischen Spielen, wurde zwischen dem Reichssportführer und dem Reichsjugendführer ein Vertrag abgeschlossen, der eine Forderung des Nationalsozialismus erfüllte, die gesamte Deutsche Jugend im Alter von 10 bis 14 Jahren einheitlich zu erfassen und auch einer einheitlichen Sportausbildung zuzuführen. Dieser Vertrag, der in der Geschichte der neuen deutschen Leibesübung einen wichtigen Platz einnimmt, wurde in diesen Tagen durch die zweiten Ausführungsbestimmungen und die darin enthaltenen klaren Anweisungen über die Durchführung der damals gestellten Forderungen und Pläne der praktischen Verwirklichung nahe gebracht. Mit den zweiten Ausführungsbestimmungen werden einmal die Jugendabteilungen der Vereine und Verbände des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen für Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren zum 1. Dezember aufgelöst. Dem Jungvolk wurde für die Zukunft die Betreuung und einheitliche Leibeserziehung der deutschen Jugend dieses Alters übertragen. Die fachlichen Kräfte des DRL. werden ihre Erjahrungen im Deutschen Jungvolk weitgehend zum Wohl der gesamten deutschen Jugend einsetzen. Durch die Einführung des freiwilligen Sportdienstes im Deutschen Jungvolk ist eine weitgehende Förderung der Leibesübungen in der deutschen Jugend gewähr; leistet und die Forderungen des Nationalsozialismus erfüllt. Iins wir auf dem rechten Wege? Ein Industrieunternehmen wandert von Castrop=Rauxel nach Recklinghausen ab Bei jeder Gelegenheit, zuletzt noch beim Besuch der Kreisbauernschaft unseres W5W.=Patenkreises Soest, am Dienstag, dem 13. Oktober, wurde vom Oberbürgermeister Dr. Anton mit Fug und Recht hervorgehoben, daß der langsame wirtschaftliche Wiederanstieg der Stadt Castrov=Rauxel vor allen Dingen auf den Umstand zurückzuführen sei, daß Castrov=Rauxels Industrie einseitig auf der Kohle aufgebaut ist. Oberbürgermeister Dr. Anton machte bei der Begrüßung der Soester Bauern im Sitzungssaale des Rathauses den Gästen die vollkommene Abhängigkeit der Stadt Castrop=Rauxel von der Lage auf dem Kohlenmarkt noch dadurch besonders sinnfällig, daß er ausführte:„Meine Bauern! Was für Sie das Getreide und für den Pfälzer der Wein bedeutet, das ist für uns die Kohle". Während aber die Soester Bauern nicht nur auf den Ertrag ihrer Getreideernte und die Pfälzer Winzer ebenso wenig nur auf den Ausfall ihrer Traubenlese angewiesen sind, sondern in der Viehzucht. im Gemüse= und Obstbau bzw. im Tabakbau usw. nennenswerte weitere Existenzquellen haben, beruht Castrov=Rauxels Existenz einzig und allein auf der Basis der Kohle. Darunter leiden wir schon seit Jahrzehnten. Es ist im alten Castrov in den Sitzungen der Stadtverordneten bzw. des Magistrats schon verschiedentlich die Rede davon gewesen, daß man mit allen Mitteln versuchen solle, diese einseitige und in Zeiten der Krisis auf dem Kohlenmarkt, wie wir sie leider seit Jahr und Tag zu beklagen haben, zu schmale Wirtschaftsbasis durch Heranziehen anderer Industriezweige, insbesondere solcher eisenverarbeitender Art zu erbreitern. Man sprach sich damals dafür aus. Firmen, die neue Werke solcher Art ins Leben rusen wollten. in steuerlicher Hinsicht in den ersten Jahren entgegenzukommen oder ihnen bei der Beschaffung des erforderlichen Works= bzw. Baugeländes fördernd behilflich zu sein. Auch in der Zeit nach der Bildung der Mittelstadt Castrop=Rauxel, insbesondere in den Jahren der Scheinblüte von 1928 29, als die Frage von Betriebsneugründungen wieder spruchreif zu werden schien. hat man sich mit der Angelegenheit beschäftigt und u. W. sogar ein Heranziehen von Interessenten auf dem Wege der Anzeige in industriellen Blättern versucht. Erfolg haben aber alle diese Bemühungen nicht gehabt. Sie scheiterten leider, soweit es überhaupt zu Verhandlungen kam, daran, daß der geschäftigere Geist, der in anderen Verwaltungen herrscht, über die zu geringe Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit in der hiesigen Verwaltung den Sieg davon trug und uns die„Errungenschaft", die wir fast schon im Heimatboden der „Industriestadt im Grünen“ fest„verankert" zu haben glaubten, vor der Nase wegschnappten. Es scheint nun bedauerlicherweise so. als ob dieser Zustand verewigt werden, und daß Castrop=Rauxe! dauernd unter„ferner liefen" rangieren soll: weil man an gewisser Stelle, die aber sehr ausschlaggebend mitbeteiligt ist, den Wert und die Notwendigkeit noch nicht einsieht oder nicht einsehen will, daß man zur Stärkung des finanziellen Rückgrates Castrov=Rauxels Wirtschaft so ausgestalten muß, daß aus einer reinen Kohlenstadt eine möglichst vielseitige Betriebsgemeinde wird. Denn wenn man von Wert und von der Notwendigkeit einer derartigen wirtschaftlichen Umlagerung so überzeugt wäre, wie man es doch gerade nach den trüben Erfahrungen, die man seit Jahrzehnten machte, eigentlich sein müßte, dann würde man sich denn doch wohl etwas mehr Mühe geben. wenn es sich darum handelt. Kleinindustrie an Castrop=Raurel zu binden, als es jetzt jüngst mal wieder der Fall gewesen ist. Die Becorit=Gesellschaft(Wilhelm Beckmann u. Co.) G. m. b.., die vor einigen Jahren ihren Betrieb und Verwaltung von Datteln bzw. Bochum nach Castrov=Raurel verlegte. sah sich durch die Entwicklung des Absatzes, den ihre Spezialerzeugnisse für Bergbaumaschinen fanden. vor die Notwendigkeit gestellt, sich nach wesentlich größeren Betriebs= und Verwaltungsräumen umzusehen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen entschloß man sich für einen Neubau. Man setzte sich wegen der Grundstücksbeschaffung mit der Stadtverwaltung bzw. dem Städtischen Bauamt in Verbindung. das denn auch ein Gelände an der Bladenhorster Straße in der Nähe des Schlachthoses in Vorschlag brachte. Der Preis, der dafür gefordert wurde, war angemessen, aber das Grundstück sagte der Firma aus versandtechnischen und anderen Gründen nicht zu. Sie wollte lieber wie bisher im Norden der Stadt ansässig bleiben. Sie hätte gern ein den Klöckner=Werken AG. gehörendes Gelände an der Waldstraße oder ein Grundstück hinter der Zechenbahn Victor 3/4, das sich im Besitz der Reichsbahn befindet, gehabt, das ihren Absichten voll entsprochen hätte. Man besprach die Angelegenheit mit der in Frage kommenden Stelle der Castrov=Rauxeler Stadtverwaltung und bat die Stadt um ihre Vermittlung bzw. um die Einleitung eines Grundstücksaustausches, da man vor hatte, hier in Castrov=Raurel zu bleiben. Letzteres geht auch noch besonders daraus hervor, daß einer der Inhaber sich mit dem Gedanken trug, hier weiter auch noch für sich ein Wohnhaus zu errichten. Seitens des Bauamtes der Stadt Castroo= Rauxel wurde aber die Angelegenheit derartig schleppend verfolgt, daß die Gesellschaft sich schließlich, um voran zu kommen, auch anderenorts umhörte. Dabei fand sie vor allem bei der Stadtverwaltung Recklinghausen ein so großes Interesse. Verständnis und Entgegenkommen, daß sie schnell zum Ziele kam. Wohl war der in Recklinghausen geforderte Grundstücksvreis eine Kleinigleit höher als der von Castrov=Rauxel für das Baugrundstück an der Bladenhorster Straße geforderte, dafür lag das Gelände aber so günstig, daß es allen Anforderungen, welche die Gesellschaft in dieser Hinsicht stellte, vollstens entsprach. Weiter stellte die Stadt Recklinghausen für die Gefolgschaft der Becorit=Gesellschaft, die sich zur Zeit auf rund 40 Mann beläuft. im Bau befindliche Volkswohnungen zur Verfügung. Sie werden Ende des Jahres bezugsfertig und kosten 2 Zimmer 22 Mark und 3 Zimmer 28 Mark. Die Stadt Recklinghausen erbot sich weiter, bei Bedarf eine eigene Siedlung für das Werk in dessen nächster Nähe anzulegen. Weiter sicherte die Stadt Recklinghausen der Becorit=Gesellschaft auch noch steuerliche Erleichterungen zu, über die die Verhandlungen noch nicht zum Abschluß gelangt sind. Dieses große Entgegenkommen und die Rührigkeit der Stadtverwaltung von Recklinghausen ließ die Becorit=Gesellschaft, zumal man vom Stadtbauamt Castrov=Rauxel nichts weiter hörte. den ursprünglichen Entschluß, in Castrov=Rauxel zu bauen, aufgeben und die Verlegung des Gesamtbetriebes nach Recklinghausen beschließen. Diese Entwicklung der Dinge hat in den eingeweihten Kreisen in Castrop=Rauxel. vor allem auch im Norden der Stadt berechtigtes Aufsehen erregt. Man hatte sich dort von der Entwicklungsfähigkeit des Werkes überzeugt und bedauert aufrichtig, daß die Stadt Castrov=Rauxel einen von der Kohle unabhängigen Mittelbetrieb verliert. der zweiselsohne große Zukunftsaussichten hat. Die Becorit=Gesellschaft selbst teilt diese Zukunftshoffnungen durchaus. da sie ihren Neubau in Recklinghausen gleich auf einen derartigen Ausbau und Zuwachs einstellt. Während Castrop=Rauxel nun dasteht, wie der Lohgerber, dem die Felle weggeschwommen sind, lacht sich Recklinghausen eins ins Fäustchen. Das geht klar und deutlich aus den Pressestimmen hervor. So schreibt die„R. Ztg.“ am letzten Freitag u. a. bei der Besprechung des Projektes der BecoritGesellschaft: „Die Bergbauentwicklung und besonders die Einrichtung der Eisenbahnwerkstätte führten dazu, daß der Lechtappenhof zwecks Aufteilung des Geländes an die Westdeutsche Terrain= und Bau=Gesellschaft verkauft wurde. Ein Teil des Geländes ging sväter in den Besitz der Stadt über. Diese hat nun ein einen Morgen großes Wiesengelände schräg gegenüber der Wanderarbeitsstätte an die Becorit=Gesellschaft in Castrov=Rauxel verkauft, die auf dem Terrain eine Maschinenfabrik zur Herstellung von Zechenbedarfsartikeln bauen will. Etwa 40 Arbeiter würden hier dauernde Beschäftigung finden. An den Bau einer Siedlung für diese Arbeiter ist auch bereits gedacht. Hätte die Stadt Recklinghausen nur zehn weitere solcher Fabrikbetriebe, deren Arbeiterzahl naturgemäß immer größer wird, so wäre aus einer Kohlenstadt eine vielseitige Betriebsgemeinde geworden.“ Am Dienstag dieser Woche befaßten sich die Recklinghäuser Ratsherren u. a. auch mit dem Neubau der Becorit=Gesellschaft in Recklinghausen. Zweiter Rat fürs Backen: Bei Rührteig: Rühren Sie Butter, Zucker und Eier(mit Dr. Oetker'o Danillin=Jucker oder Backöl Zirone dezu. Bittermandelo!) schaumig. ehe Sie die anderen Zutaten dinzufügen. Bei Biectutteig: Schlagen Gie Eigeld, Zucker und Wasser mit dem Schnerbeten zu einer eremeartigen Masse und nehmen Sie Nteie Dr. Oetker's Backpulver Darüber lesen wir in der letzten Ausgabe der „R. Zt9.“: „Bei der Untersuchung des Bodens des der Becorit=Gesellschaft in Castrov=Rauxel für die Errichtung ihres Fabrikgebäudes an der Wertstättenstraße bereitgestellten Grundstückes ist Fließ jestgestellt worden. Es hat sich dadurch die Notwendigkeit ergeben. das Fabrikgebäude um 2 Meter nach Osten zu verschieben. Das von der Gesellschaft zu erwerbende Grundstück erhält daher eine Front von 32 Meter an der Wertstättenstraße. Die zu übereignende Mehrfläche ist etwa 12 Ruten groß. Die Verwaltung beabsichtigt, mit Rücksicht auf die durch die Umprojektierung entstehenden Mehrkosten den Kaufpreis für die genannten 12 Ruten nicht besonders zu berechnen, sondern sich damit einverstanden zu erklären, daß sie mit Zahlung des Gesamtkauspreises von 6300 Mark abgegolten sind. In Anbetracht der Tatsache, daß bei dem Werk 30—40 Arbeiter angelegt werden, befürworteten die Ratsherren das für die Gesellschaft günstige Angebot.“ Das genannte Blatt begleitet diesen Punkt der Tagesordnung der Ratsherrensitzung mit folgenden bezeichnenden und den Kern der Dinge durchaus auf den Kopf treffenden Ausführungen: „Damit erfolgt ein zwar kleiner, aber nicht unbedeutender Schritt auf dem angestrebten Wege. unsere Stadt langsam aus der absoluten Bergbauabhängigkeit, ihrer einseitigen Wirtschaftsstruktur herauszuleiten. Noch anläßlich des Presseempfanges bei der Siebenhundertjahrseier im Juni betonte Oberbürgermeister Niemeyer das dringende Bedürfnis der Stadt nach gemischter Industrie. Nun scheint es ja, als ob sich dieser Jubiläumswunsch erfüllen wollte. Es wäre erfreulich, wenn weitere Werke dem Beispiel der Becorit=Gesellschaft folgten. sie dürften sicher sein, bei der Stadtverwaltung verständnisvolle Förderung zu erhalten. Wichtig wäre es aber zunächst einmal, wenn die zahlreichen mittleren und kleinen Werke der weiterverarbeitenden Industrie. die in Recklinghausen ansässig sind. durch Beständigkeit und Steigerung der Aufträge zum weiteren Ausbau ihrer Werke veranlaßt werden könnten. so daß wir uns etwa den Mittelindustrien der südwestfälischen Städte angleichen könnten. So könnte schon ein kleiner Ausgleich für das Fehlen der großen Eisenindustrien geschaffen werden und es könnten etwaige Konjunkturschwankungen des Bergbaus ein wenig besser aufgefangen werden.“ Aus unseren Darlegungen geht wohl zur Genüge hervor, daß die in der Ueberschrift gestellte Frage: „Sind wir auf dem rechten Wege?“ verneinend zu beantworten ist. Wir haben wieder einmal „eine vervaßte Gelegenheit" mehr zu verbuchen. Unser dringender Wunsch ist, daß dieses „Castrover Husarenstück“ endlich das letzte seiner Art sein möge! Stadttreis Castrop=Rauxel, 22. Oktober 1936 Dem Andenken August Pfafis Zur heutigen Gedenkseier an den am 22. Oktober 1932 gefallenen Freiheitshelden August Psaff treten die Politischen Leiter und die Gliederungen der NSDAP. Castrop=Rauxel=Nord um 16.40 Uhr auf dem Marktvlatz in Ickern an. Der Gedenkakt und die Kranzniederlegung findet, wie wir gestern schon mitteilten, an der Mordstelle in der Freiligrath= straße statt. Unabhängig davon stellt die SS. heute Ehrenwachen an den August Psaff gewidmeten Gedenksteinen. Pflichtversammlung der 9AF. Am Freitag. dem 23. Oktober 1936. 20 Uhr. findet im Saale der Wirtschaft Haller. Am Markt. die 1. Mitgliederpflichtversammlung der DAF. statt. Zu dieser Veranstaltung sind alle Mitglieder der DAF. Castrop=Rauxel=Süd eingeladen. Den Amtswaltern ist der Besuch zur Pflicht gemacht. Soweit vorhanden, treten sie in vorschriftsmäßiger Uniform mit den Fahnen der Zellen um 19.45 Uhr bei Haller an. das fl Mifhld teilt mit: Gesamtergebnis von Samstag und Sonntag in Castrop=Rauxel 3100.02 Mark Das Ergebnis der Sammeltage der DAF. für das WHW. liegt, was Castrop=Rauxel anbelangt, nunmehr endgültig fest. Es wurden in Castrov=Rauxel insgesamt 3781 Wappen=Plaketten verkauft, die zusammen 1470,80 Mark einbrachten. Im Norden unserer Stadt wurden 3872 Plaketten für 769.— Mk. und im Süden 3509 Plaketten für 701.80 Mark abgesetzt. Während also beim Plakettenverkauf der Norden den Vogel abschoß, war es bei der Büchsensammlung. die 1629,22 Mark einbrachte, umgekehrt, da hier der Süden mit 842,99 Mark vor dem Norden mit 786.23 Mark in Führung lag. Insgesamt wurden durch Büchsensammlung und Plakettenverkauf in Castrov=Rauxel am Samstag und Sonntag unter der Losung„Schaffende sammeln und geben“ 3100,02 Mark für das WHW. ausgebracht. 31 000 Zentner WhW.=Kartoffeln rollen an Zur Zeit rollen die ersten Kartosseln an. die seitens des Winterhilfswerkes in unserer Stadt zur Verteilung gebracht werden sollen. Es handelt sich hierbei um insgesamt 31000 Zentner. Von diesen werden 16000 Zentner am Bahnhof Castrop und 15000 Zentner am Bahnhof Rauxel zur Ausladung kommen. Die Verteilung an die von der RSV. bestimmten bedürftigen Volksgenossen erfolgt durch die zuständigen Kartoffelhändler. Die Kartoffeln. die großenteils von der Soester Börde und aus dem Sauerland stammen, machen einen recht guten Eindruck. Castrop=Rauxels Fahrzeugverkehr wurde gezählt An allen wichtigen Verkehrsknotenpunkten der Stadt sah man am Dienstag Männer mit Listen und Kein Tiinstund im Urbeitseihah Die stärkste Belebung in Castrop-Kauxe!— Maurer kaum zu haben! 1. Allgemeiner Teil: Die Zahl der Arbeitsuchenden ging in den drei Städten Herne. Wanne=Eickel und Castrov= Rauxe: im September von 12112 auf 11 892, also um 220(August 292) zurück. Der Bestand an Arbeitslosen verminderte sich von 10 820 auf 10 590 oder um 230(166). An diesem Rückgang hatten Arbeitsamt und Wohlfahrtsamt ungefähr in gleicher Weise Anteil. denn der Bestand an Wohlfahrtserwerbslosen sank von 6265 auf 6102 oder um 163(217), während der an Alu= und KruEmpfängern von 4862 aus 4701 oder um 161(26) zurückging. Die Zahl der Notstandsarbeiter verminderte sich weiter von 41 auf 36 oder um 5(55). Der in den früheren Jahren im September allgemein auftretende Stillstand des Arbeitseinsatzes ist in diesem Jahre erstmalig nicht eingetreten. Wenn auch in einzelnen Berufen, wie Handwerk und Handel, keine weitere entlastende Aufwärtsentwicklung festzustellen war, so hat sich im ganzen gesehen auch im Berichtsmonat die Beschäftigungslage bedeutend gebessert. Die Zahl der Arbeitsuchenden konnte um 220 und die der Arbeitslosen, trot der zurückgekehrten Arbeitsdienstmänner und Soldaten, um 230 gesenkt werden. Im gesamten Bezirk war die Lage nach wie vor uneinheitlich. In Wanne=Eickel waren die Einsatzmöglichkeiten immer noch ungünstig, da der die Beschäftigungslage beherrschende Bergbau nicht aufnahmefähig ist. Industrieanlagen nicht vorhanden sind und so eine fühlbare Befruchtung auch in anderen Erwerbszweigen nicht herbeigeführt werden kann. In Herne zeigten sich im Vormonat kaum nennenswerte Einsatzmöglichkeiten. während in Castrov=Rauxel die Bergbauindustrie einen günstigen Stand ausweist und noch aufnahmefähig sein wird. Auch die Stickstoff verarbeitende Industrie dieses Bezirks ist äußerst rege beschäftigt. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Kräften war nach wie vor rege, so daß im Wege des zwischenbezirklichen Ausgleichs wiederum eine Anzahl Kräfte abgegeben werden konnte. Die weitere gute Entwicklung des Arbeitseinsatzes ist auf die Aufnahmefähigkeit im Bau= und Metallgewerbe zurückzuführen. Die fortschreitende Belebung auch in diesen Berufszweigen wirkte sich für die übrigen Berufsgrupren günstig aus. 2. Besonderer Teil: a) männlich: Landwirtschaft Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen gelernten und angelernten Kräften hielt auch im September noch an. Insbesondere machte sich ein Mangel an Melkburschen bemerkbar, der auf die bevorstehende Einberufung zum Heeres= und Arbeitsdienst zurückzuführen ist. Der geringe Bedarf im eigenen Bezirk konnte gedeckt werden, während die Anforderungen von den westfälischen und außerwestfälischen Arbeitsämtern nur zum Teil befriedigt werden konnten. Auch Kräfte aus dem Kreise der unsichtbaren Arbeitslosen stellten sich zur Verfügung. Der Abruf von älteren ungelernten Kräften hat stark nachgelassen. Vermittelt wurden am Ort 6. nach außerhalb 117 Kräfte. Die Lage im Bergbau ist sehr unterschiedlich. Einstellungen, die als eine Entlastung zu bezeichnen wären, sind in Herne und Wanne=Eickel nicht erfolgt. Der geringe Abgang ist durch Aufnahme berufsfremder Arbeit zu erklären. Im Castrop=Rauxeler Bezirk hat sich dagegen die Beschäftigungslage gegenüber dem Vormonat ganz erheblich gebessert. Insgesamt wurden vermittelt 258 Kräfte am Ort und 9 nach auswärts. Bei der Stickstoff verarbeitenden Industrie hat die Beschäftigungslage nicht nachgelassen. Auch die Benzinanlage der Stickstofswerke Castrop=Rauxel zeigte eine weitere Aufwärtsentwicklung in der Produktion. Metallgewerbe Die gute Beschäftigungslage im Metallgewerbe hielt weiter an. Stellen. die durch Einberufungen zum Arbeitsdienst freigeworden waren, konnten durch zurückkehrende Arbeitsdienstmänner zum Teil wieder besetzt und so dem dringenden Bedarf einzelner Firmen Rechnung getragen werden. 19 Arbeitsuchende wurden aus anderen Berufsgruppen herausgezogen und auf Grund ihrer früheren Tätigkeit in der Metall verarbeitenden Industrie angesetzt. Leider war der Ruf nach weiteren Facharbeitern von auswärtigen Arbeitsämtern nur in Höhe von 17 ledigen Kräften zu befriedigen, während gelernte verheiratete Kräfte infolge Mangel an Wohnungen die Arbeit nicht annehmen konnten. Vermittelt wurden am Ort 100, nach auswärts 23 Kräfte. Baugewerbe Die Vermittlungstätigkeit war hier im Verhältnis zu den Vormonaten sehr rege. Die Zahl der Arbeitsuchenden hat zwar in der letzten Woche infolge Beendigung auswärtiger Baustellen eine kleine Steigerung erfahren, doch ist mit weiteren Abrufen zu rechnen, da genügend Bauvorhaben in Angriff stehen. So soll mit der Errichtung von 70 Siedlungs= häusern in Castrop=Rauxel jetzt begonnen werden. (Ist. wie wir bereits mitteilten, inzwischen geschehen.) Während an Tiefbauarbeitern kein Mangel bestand. waren Maurer kaum zu haben. Auch in den kommenden Wochen wird dieser Mangel noch fühlbar sein. Vermittelt wurden am Ort 175. nach auswärts 24 Kräfte. handwerkliche Berufe Die Bewegung war im Berichtsmonat außerordentlich gering. Im Nahrungsmittelgewerbe wurden nur jüngere Kräfte verlangt. Aeltere Kräfte unterzubringen bereitete stets Schwierigkeiten, so daß vereinzelt die Arbeitsplätze, wenn die Zustimmung zur Einstellung von Jugendlichen nicht erteilt wurde, vorläufig nicht besetzt wurden. Auch im Friseurgewerbe konnten ähnliche Feststellungen gemacht werden. obwohl ein Mangel an jugendlichen Friseuren zu verzeichnen ist. Vermittelt wurden 23 am Ort und 4 Kräfte nach außerhalb. Verkehrsgewerbe Hier waren keine besonderen Einsatzmöglichkeiten vorhanden. Der Bestand an Arbeitsuchenden hielt sich auf der Höhe des Vormonats. Die Entlassung von Oberbauarbeitern konnte durch Wiedervermittlung im wesentlichen wieder ausgeglichen werden. Vermittelt wurden 44 am Ort und 2 Kräfte nach außerhalb. Im Gastwirtschaftsgewerbe beschränkten sich die Unterbringungsmöglichkeiten nur in kurzfristige Beschäftigungen. Vermittelt wurden 198 Kellner und 49 Musiker. Ungelernte: Trotz der lebhaften Tätigkeit war ein weiteres Absinken dieser Arbeitsuchenden nicht möglich. Es macht sich immer mehr die Tatsache bemerkbar, daß gerade hier der Anteil der nicht voll einsatzfähigen Kräfte ganz erheblich ist. Vermittelt wurden 98 Kräfte. Kaufmännische und kechnische Angestellte Die Fluktuation setzte erst in der 2. Hälfte des Berichtsmonats ein. Im Bezirk selbst war die Vermittlungstätigkeit sehr gering, dagegen waren die Ueberweisungen an andere Arbeitsämter stärker. Auch hier ist die Abneigung gegen ältere Kräfte immer noch festzustellen. Die Wirtschaft ist trotz aller Bemühungen nicht geneigt, den älteren Angestellten Konzessionen zu machen. weshalb nur jüngere Kräfte verlangt werden. 7 Kräfte konnten außerhalb des Bezirks untergebracht werden. Auch bei den Technikern ist die Ueberalterung das stärkste Hindernis, bei allen Vermittlungsversuchen. b) weibliche Berufe: Landwirtschaft: Die Werbeversuche unter den nichtunterstützten Arbeitslosen. landwirtschaftliche Arbeiten anzunehmen, hatten nur geringen Erfolg, Trotzdem wurden 25 willige und geeignete Jugendliche zu anderen Arbeitsämtern Westfalens überwiesen, die fast alle aus der Gruppe der Ungelernten kommen. Handel und Industrie: Von den für die Curhavener Fischindustrie vorgemerkten Arbeiterinnen wurden 10 Kräfte abgerufen. 10 weitere Kräfte konnten in einer Fischfabrik des eigenen Bezirks untergebracht werden. Schneiderinnen wurden kaum gefordert, dagegen hat die Saison im Putzgewerbe wieder eingesetzt. In einem Fabrikbetriebe konnten 9 jugendliche Arbeiterinnen örtlich vermittelt werden. Hauswirtschaft: Die Nachfrage nach guten Kräften ist zu einem Dauerzustand geworden. Auch das Angebot im September war stärker als zuvor. Die Bewegung war sehr stark. 130 Stellen konnten besetzt und 9 Kräfte nach auswärts vermittelt werden. Im Gastwirtschaftsgewerbe machte sich ein Zugang infolge Saisonschluß bemerkbar. Angestelltenberufe: Durch die starke Nachfrage nach Büroangestellten war zu beobachten, daß eine Anzahl Schülerinnen (Handelsschule u. Kurse) sich als Anfängerinnen meldeten, in der Erwartung, sofort vermittelt zu werden. Trotz Mangel an Stenotypistinnen war es schwer. Kräfte ohne Praxis unterzubringen. In den übrigen Berufsgruppen ist der Bestand fast unverändert geblieben, da Einsatzmöglichkeiten nicht gegeben waren. Bleistiften, die aufmerksam von—21 Uhr dem Betrieb auf dem Fahrdamm folgten. Es waren Verkehrszähler, die alles notierten, was sich von Fahrzeugen, vom Lieserauto bis zum Fahrrad auf der Straße zeigte. Rekrutenabschied vor dem Mikrophon Nachdem am Sonntag und Montag kleinere Rekrutentransvorte dem großen Sonderzug von Rekruten aus dem heimischen Bezirk gefolgt waren, der am letzten Donnerstag vom Herner Bahnhof aus abfuhr, ging am Dienstag abermals eine 70 Mann starke Rekrutenabteilung aus Castrop=Rauxel. Herne und Wanne=Eickel ab. Die Abreise vom Herner Bahnhof wurde vom Reichssender Köln, der an dem Tage gerade eine Werkspause von Shamrok 1/2 übertragen hatte. ausgenommen. Da werden wir demnächst ja am Lautsprecher den Rekrutenabschied alle miterleben können! Das wird bestimmt besonders für die Angehörigen. Bräute und Freunde der jungen Soldaten„toffte“ werden! Der ehem. Korporal im Reiche Adolf hitlers Der Ringvorstand des Ringes Deutscher Unteroffiziere in Herne Am Sonntag tagten in Herne die Kameradschaftsführer des Ringes Deutscher Unteroffiziere mit dem Ringvorstand im Kameradschaftsheim der Herner Ortsgruppe, bei Mumme. Kameradschaftsführer Krüger begrüßte die auswärtigen Kameraden mit herzlichen Worten, dann übernahm Ringführer Kalwa, Bochum. der das Fehlen nur einer Ortsgruppe festzustellen brauchte, die Leitung. Der Ehrenführer des Ringes. Kamerad Major a. D. Donisch. sprach über das Thema„Der ehemalige Korvoral im Reiche Adolf Hitlers“. In einer Zeit, wo die Soldatenehre von Novemberverbrechern in den Schmutz getreten worden sei. wo Unordnung. schwächlicher Pazisismus und Vereinsmeierei geherrscht hätten, hätten sich Tressenträger der ruhmreichen alten Armee mit in die Reihen der jungen Kameraden der braunen Kolonnen gestellt, um die alte Soldatenehre hochzuhalten. Nun sei Wirklichkeit geworden, was man in den Zeiten der Systemregierungen jahrlang vergebens gehofft habe: unser Führer habe die Wehrmacht neu geschaffen und ein Volk sei seiner Fessel ledig und im Besitz der alten deutschen Freiheit. Als die Korvorale einer großen Zeit habe man die Verpflichtung, sich die größten Aufgaben zum Wohle des deutschen Vaterlandes zu stellen. Man sei kein wirtschaftlicher Hilfsverein. das Vaterland sei auf sich selbst gestellt und müsse auch durch sich selbst wieder hochkommen. Jeder Volksgenosse habe dazu beizutragen. Auch der ehemalige deutsche Unteroffizier wolle wirken für das Volk und seinen großen Führer. Friedrich Wilhelm 1. habe einst die Korvorale zu seinen Schulmeistern gemacht, und mit den von diesen erzogenen Landeskindern habe sein Sohn die größten Schlachten schlagen und Preußen zur Großmacht erheben können. Bei der nachfolgenden Ernennung des neuen Ringvorstandes wurde Ringjührer Kalwa, Bochum, erneut bestätigt. Dessen Stellvertreter wurde Kameradschaftsführer Frick, Essen=Kray. Geschäftsführer wurden die Kameraden Nadelstädt=Herne und Erdmann=Gladbeck. Kassierer Krüger=Herne und Braun=Bochum. Beisitzer Siebert= Kassel. Franke und Simon=Essen, Söller=Bottrov. Dierks=Schwerte, WertzDortmund. Rosenbaum=Castrov=Rauxel, und Bliedtner=Recklinghausen. In der nächsten Zeit sollen an den Standorten der Kameradschaften Avvelle abgehalten werden. Weiter wurde ein gemeinsamer Ausflug aller Kameradschaften im Frühjahr an die Ruhr festgelegt. Das Ringschießen soll 1937 in Bochum stattfinden. Die Frühjahrs=Hauptversammlung wird im Februar 1937 in Recklinghausen=Altstadt abgehalten. In Unna findet am 6. Dezember der Apvell des Dortmunder Bezirks statt. Falsches Gerücht In der Stadt Bochum und in den Vororten wird das Gerücht verbreitet, daß ein Knabe, der von einem Parkwächter beim Blumendiebstahl auf dem Friedhof ertappt wurde, in die Leichenhalle des Zentralfriedhofs am Freigrafendamm gesperrt und dann. nachdem man ihn vergessen habe. als Leiche aufgefunden sei. Der Junge wäre dann heimlich beerdigt worden. Die bisherigen kriminalvolizeilichen Ermittlungen haben ergeben, daß an diesem Gerede kein wahres Wort ist. Es haben sich bei der Polizei keine Eltern gemeldet, die ein Kind vermissen oder deren Kind in die Leichenhalle gesperrt worden wäre. Die Polizei warnt hiermit jeden. das Gerücht weiterzuverbreiten, da sie rücksichtslos gegen diese Leute vorgeht und zur Bestrafung bringt. Sollten Volksgenossen jedoch in der Lage sein, zweckdienliche Angaben zu machen. so mögen sie bei der Polizei vorsprechen. In Castrop=Rauxel wurde dieser Tage übrigens das gleiche Gerücht aus Mengede erzählt. nur wurde die Sache hier noch romantischer und gruseliger ausgestaltet. Aus dem Jungen war ein Mädchen geworden, das das Grab seiner Mutter mit mitgebrachten Blumen schmückte. Da diese nicht ausreichten, sollte es der Versuchung unterlegen sein. die sehlenden Blumen von anderen Gräbern zu entwenden. Dabei wurde es vom Friedhofswärter ertappt und in der Leichenhalle eingesperrt, in der sich aufgebahrte Leichen befanden. Am anderen Morgen soll das Mädchen, dessen Haare infolge der ausgestandenen Angst schneeweiß geworden sein sollten, tot und starr in der Leichenhalle gelegen haben. Es erübrigt sich zu sagen, daß auch an dieser Fassung des Gerüchtes kein wahres Wort ist. WN Sc em Lokaler Sport Schach Die Mannschaftskämpfe im Schachkreis Herne Schon in der 1. Runde gab es Ueberraschungen Am Sonntag fiel die erste Runde der Mannschaftswettkämpfe. Für die diesjährigen Spiele gilt die gleiche Punktewertung wie im Vorjahre, so daß außer der Zahl der Gewinnvartien pro Kampf für den Sieger 2 Punkte gezählt werden. In Sodingen svielte der dortige Verein gegen Turm=Herne. Wenn auch mit der Ueberlegenheit der Sodinger zu rechnen war, so setzt doch das Ergebnis in Erstaunen. Hoch mit:1 siegte Sodingen. Da Turm=Herne in diesem Jahre keine=Mannschaft stellt, wielte die 1.=Mannschaft Sodingens gegen die zweite ihres Vereins. Das Ergebnis des Brudermordes::3 für Mannschaft Nr. 1. Im Lokal des Herner Schachklubs spielte der Platzverein gegen Aljechin=Wanne=Eickel. Eigenartig wirkte, daß hintereinander sechs Partien im Kampf der=Klassen unentschieden endeten. Dann gab es auf beiden Seiten zwei Siege und zwei Niederlagen. Resultat also ebenfalls unentschieden. :5 bzw.:6. Nicht anders ging es bei den=Mannschaften zu. Auch hier ein totes Rennen!:4. In Wanne=Eickel trafen die Lokal=Konkurrenten Turm=Wanne=Eickel und Springer auseinander. Turm zeigte sich überlegen und siegte mit:4 Pkt. Auch die=Mannschaft war in hoher Form und erzielte(bei einer Hängepartie) mit 6½:½ einen schönen Sieg. Castrov=Rauxel=Nord spielte im eigenen Lokal gegen Castrov=Schwerin. Der Sieg der „Nördlichen“ mit 6½:3½ Punkten stellt eine schöne Leistung dar. Da Castrov=Rauxel=Nord keine=Mannschaft stellt, war die von Castrop=Schwerin diesmal spielfrei. Stand nach der 1. Runde: Sodingen 11 Punkte Castrop=Rauxel=Nord 8½ Punkte „Turm“, Wanne=Eickel 8 Punkte Schachklub Herne 6 Punkte „Aljechin“, Wanne=Eickel 6 Punkte „Springer“. Wanne=Eickel 4 Punkte „Castrov=Schwerin" 3½ Punkte „Turm“ Herne 1 Punkt Ergebnisse der=Klasse Sodingen 1 B—==Mannschaft:3 Herne—„Alcheiin“•4 „Turm“ Wanne=Eickel—„Springer“ Wanne=Eickel 6½:½ u. 1. H. Castrop=Schwerin spielfrei. Koman von Kurt Uartin Ludwig Lang erklärte: „Ich habe schon den Gendarm und durch ihn die Staatsanwaltschaft verständigt.“ „Ist gut! Aha, da steckt das Messer! Verdammt tief! So, jetzt legt ihn wieder hin.“ Er betrachtete eingehend das Antlitz des Toten und seine Handverletzung. „Das Mädel hat sich hart gewehrt. Ja, aber er war stärker. Da hieß es eben: sie oder er!“ Lukas Riedauer fragte kummervoll: „Man wird es der Monika doch glauben, daß sie sich gewehrt hat?“ „Das kann ja gar nicht anders gewesen sein! Und wenn sie nicht das Messer in die Hand bekommen hätte, Riedauer, dann wäre es halt jetzt um das Mädel geschehen.“ Ludwig Lang sagte ihm, in welchem Zustand sie Monika gefunden hatten, und der Doktor nickte. gehe jetzt zu ihr hinüber. Ich bin da drüben wahrscheinlich nötiger als hier." Als er die Kammer verlassen wollte, stampfte eben der Gendarm die Treppe herauf. „Was ist denn nur geschehen? Ist der Stephan wirklich tot.“ „Ja, der ist tot. Haben Sie die Staatsanwaltschaft angerufen?“ „Ja, sie kommen!“ Der Doktor ging mit dem Gendarm in die Kammer zurück und zeigte ihm den Toten. Friedrich Tremmel war ganz verzweifelt. "„Schauderhaft! Ein Mord in unserm Dorf!“ Da fuhr ihn Ludwig Lang drohend an: „Ueberlegen Sie sich ihre Worte besser! Das Mädel hat in Notwehr gehandelt.“ Der Gendarm nickte. „Ja, ja. Und wenn der Bürgermeister kommt.“ * Der Doktor mahnte: „Sie dürfen niemand zu dem Toten lassen, auch den Bürgermeister nicht. Ich warne Sie! „Alle Verantwortung fällt auf Sie! Hier darf nichts verändert werden!“ „Ja freilich! Ich darf das nicht zugeben.“ Und Ludwig Lang versicherte: „„Da bin ich auch noch da, und der Altmoser. Erst müssen sie uns beide niederschlagen, ehe sie zu dem Toten können!“ * Run lief der Doktor hinüber in die andere Kammer und kam dort eben zur rechten Zeit. Monika schlug die Augen auf. Richt lange konnte Ludwig Lang mit dem Gendarm über das Geschehnis sprechen. Da erklangen unten laute Stimmen. Schwere Tritte stürmten die Stiege hoch. Karl Zacker schrie: „Wo ist mein Stephan? Was ist hier geschehen? Wer hat meinem Stephan ein Leid angetan?“ Der Schmied trat ihm zuerst entgegen. Er gewahrte hinter dem Bürgermeister Stephans Bruder Hans und auch Elise. Karl Zacker schrie: :„Ist er tot?“ Da trat der Schmied zur Seite und gab den * Ankömmlingen den Blick in die Kammer frei. Elise stieß einen schrillen Schrei aus: „Blut!— Blut!“ Und Hans Zacker erblaßte. Der Bürgermeister aber starrte reglos auf den, der da am Boden lag. Er flüsterte: „Tot!— Wahr und wahrhaftig tot!“ Doch dann fuhr er hoch: „Ermordet! Da bei den Riedauers ermordet!“ Er wollte hinzustürzen. Aber der Schmied ellte sich ihm in den Weg. „Du darfst nichts an der Leiche ändern, Bürsermeister. Wir müssen warten, bis die Staatsanwaltschaft aus der Stadt da ist.“ „Ja sie sollen kommen! Sollen den Mörder fassen!“ Er wollte sich auf Lukas Riedauer stürzen. „Da steht der Mörder!“ Ludwig Lang schob sich dazwischen. „Laß dir erst sagen, was wir hier in der Kammer fanden, Bürgermeister! Ich und der Lukas, wir traten als erste ein. Da fanden wir deinen Buben, und dort lag Monika Riedauer bewußtlos.“ Der Bürgermeister schaute sich in der Kammer um. „Das war es also! Die Monika hat den Stephan da heraufgelockt, und dann hat sie ihn erstochen!“ Ludwig Lang entschied: „Das ist nicht wahr! Ar haben alle noch nicht mit Monika reden können. Der Doktor ist jetzt drüben bei ihr. Aber das ist gewiß: Dein Stephan, Bürgermeister, hat das arme Mädel überfallen. Sie wehrte sich, sie fuhr ihm ins Gesicht, sie biß ihn in die Hand, und als er sie zu überwältigen drohte, bekam sie sein Messer in die Hand und stach nach ihm!“ Da schrie Elise wieder und sie rief: „Falsch ist das! Sie hat ihn ermordet! Sie hat das gewollt! Eine Mörderin ist sie!“ Drüben aus der anderen Kammer klang verzweifeltes Klagen herüber. Ludwig Lang befahl: „Wehe dem, der die Monika verdächtigt! Sie hat sich nur gewehrt, und sie kann nichts dafür, daß der Stich tödlich war.“ Karl Zacker geriet in grenzenlosen Zorn. „Du lügst! Alles versuchst du zu verdrehen! Und ich will jetzt zu dem Stephan! Er darf nicht da am Boden liegen bleiben!“ Karl Zacker schob den Gendarm hart zur Seite und trat zu dem Toten. Da befahl Ludwig Lang: „Konrad, jetzt tu deine Pflicht gleich mir!" Sie stellten sich dem Bürgermeister in den Weg. Der Schmied entschied: „Da muß alles bleiben, wie es ist. Du darfst nicht an den Toten!“ Feindselig sah ihn Karl Zacker an. „Du also auch! Du stellst dich auch gegen mich!“ Und wieder rief Elise:„Sie hat meinen Bruder umgebracht! Ermordet hat sie ihn!“ Lukas Riedauer rang die Hände. „Mein lieber Gott! Und alles muß mein armes Weib mit hören, und wenn die Monika wieder zu sich gekommen ist———“ Der Arzt trat drüben aus der Kammer. Auf ihn fuhr jetzt Karl Zacker los. „Warum sind Sie nicht bei meinem Buben!" Der Doktor schüttelte mißbilligend den Kopf. „Sie sollten nicht so toben, Bürgermeister, hrem Mädel sollten Sie längst den und ihrem Wialder sonnn En tungst den Mund verboten haben. Sie hat kein Recht, hier im Haus von einer Mörderin zu schreien.“ Elise Zacker verkrampfte die Hände in hilflosem Zorn, in Verzweiflung, daß ihr Planen so ganz anders endete, als sie erhoffte. Sie klagte laut: „Nicht einmal sagen darf ich, was doch Wahrheit ist! Mein armer Bruder ist da im Haus ermordet worden!“ Der Doktor befahl:„Seien Sie still! Von einem Mord ist keine Rede. Und denken Sie daran, daß dort in der Kammer ein Toter liegt — ihr Bruder— und vergessen Sie auch nicht, daß drüben in der anderen Kammer eine kranke Frau weilt!“ Elise trotzte. „Was geht die Frau mich an! Es handelt sich um meinen Bruder!“ „Um ihren Bruder, ja, der in dies Haus schlimmes Unglück brachte. Seinen Tod habe ich festgestellt. Viel nötiger bin ich bei der Frau und dem Mädel, dem Opfer ihres Sohnes!“ Karl Zacker riß die Augen ganz weit auf. Er schrie:„Opfer! Sie soll das Opfer sein? Am Ende schieben auch Sie alle Schuld dem Stephan in die Schuhe? Denken, weil der nicht mehr reden und sich verteidigen kann, da darf man ihn verleumden!" „Es ist genug, Bürgermeister! Sie wissen nicht, was Sie reden. Aber schließlich müssen Sie doch begreifen, daß Recht auch dann Recht bleibt, wenn ihr Sohn schlecht handelte und dafür den Tod fand.“ Elise eiferte:„Mein Bruder handelte nicht schlecht! Sie hat ihn verführt!“ Plötzlich stand Ludwig Lang vor ihr. „Verdammte Bande! Die Monika soll's mit dem Stephan gehalten haben—? Lüge ist das! Sie ist die Braut meines Lorenz, und sie wird sein Weib!“ Der Bürgermeister packte den Gendarm am Rock. „Der Lang muß aus dem Haus! Der hat hier nichts zu tun! Hinaus mit dem, sofort!“ Und dann flüsterte er klagend: „Mein Stephan! So muß der ums Leben kommen! Ermorden hat ihn eine müssen!" Unten fuhr ein Auto vor, und dann noch eins. Und jetzt merkten sie es auch im Haus: da draußen sprachen viele Menschen. Das halbe Dorf war auf den Beinen und hatte sich auf der Straße angesammelt. Karl Zacker richtete sich hoch auf. Er schritt zur Stiege, er rief laut hinab: „Kommen Sie herauf, meine Herren! Man hat meinen Buben ermordet! Die Monika Riedauer hat ihn erstochen!“ Die Kommission betrat das Haus. Ein Kriminalkommissar war dabei und vier weitere Kriminalbeamte. Befehle wurden erteilt. Der Staatsanwalt, der Gerichtsarzt und zwei weitere Herren stiegen nach oben. „Was ist also hier geschehen?“ Ludwig Lang wollte sprechen. Der Gendarm trat vor. Aber über alle hinweg rief Zacker. In heftigen Worten klagte er Monika an. Er achtete gar nicht auf die Abwehr des Staatsanwalts. Da sagte, während der Bürgermeister nach Worten rang, Ludwig Lang ernst und ruhig: „All das ist falsch, meine Herren. Der Bürgermeister weiß in der Erregung über seines Sohnes Tod nicht, was er spricht.“ Der Gendarm zeigte der Kommission die Kammer. Aber als Karl Zacker wieder aufgeregt zu reden anfing, entschied der Staatsanwalt: „Von jetzt ab spricht hier nur, wer von mir dazu aufgefordert wird!“ „Aber ich bin doch sein Vater!— Ich—“ „Trotzdem muß ich auch Sie ersuchen, zu schweigen. Ich bin mit diesen Herren gekommen, den Fall aufzunehmen und zu untersuchen.“ „Wer fand den Toten?“ Da meldete sich Ludwig Lang. Und er berichtete. Ruhig und ernst sprach er. Davon, wie er den Schrei gehört hatte, den Aufschrei eines Mannes, wie er zum Haus kam, und wie er dann mit Lukas Riedauer zusammen alles entdeckt hatte. Der Staatsanwalt warf nur selten eine Frage dazwischen. Sobald Karl Zacker dem Sprecher ins Wort fallen wollte, wies er ihn zurecht. „Itzet redet Herr Lang! Wenn Sie ihn unterbrechen, muß ich Sie hinausweisen.“ Als Ludwig Lang geendet hatte, stellte der laatsanwalt an Monikas Vater etliche Fragen, as Vater etliche Fragen, dann an den Schmied. Auch der Doktor und der Gendarm kamen an die Reihe. Hernach entschied der Staatsanwalt: „So, nun begeben Sie sich alle hinab! Warten Sie unten in der Stube.“ Er blieb mit seinen beiden Begleitern, dem Gerichtsarzt und dem Kommissar allein in der Kammer. Langsam stieg der Bürgermeister mit Elise hinab. An der Haustür standen zwei Kriminalbeamte und ließen niemand ins Haus. Aufgeregtes Reden drang von draußen herein. Sie traten in die Stube, und Karl Zacker sank auf einen Stuhl. „Es ist zuviel!“ Mit dem Schicksal hadernd, stieß Elise hervor: „Daß er ihr die Kehle nicht schnell zudrücken konnte! Daß sie noch lebt, woler tot ist! Daß—.“ Karl Zacker sah die Tochter mißtrauisch an. gechest, du gewußt, daß er zu ihr ging diese Sie hob die Schultern. „Geahnt!“ Da ging die Tür wieder auf. Der Gendarm trat mit Ludwig Lang und dem Schmied ein, und ein Gerichtsschreiber erschien. Der rückte den Tisch zurecht, legte Papiere darauf, entnahm seinem kleinen Koffer eine Schreibmaschine, machte alles fertig zur Protokollaufnahme. Der Doktor war mit Lukas Riedauer in die Kammer zu Monika und ihrer Mutter getreten, der die Tränen unaufhaltsam über die schmalen Wangen rannen. Der Doktor sprach beruhigend auf sie ein. „Nur nicht so aufregen, Frau Riedauer! Hören Sie auf die guten Worte, die Frau Lang Ihnen sagt! Und glauben Sie mir nur: Schuldig ist der Stephan Zacker, Monika ist es nicht!“ Auf ihres Vaters Bett lag Monika. Mit traurigen Augen blickte sie vor sich hin. Lukas Riedauer stand bei ihr. Mit zitternder Hand griff er nach ihrer Rechten. „Mein Mädel, mein liebes, armes Mädel!“ Ein Beben ging durch ihren Körper. Sie flüsterte:„Hätt ich das Messer doch nicht genommen! Wenn lieber jetzt ich tot wär!“ „Du denkst nicht daran, was für ein großes Leid du dann mir und der Mutter gebracht hättest. Und denkst nicht an den Lorenz, der dich so lieb hat!“ Sie stöhnte. „Ich wollte ihn nicht töten, wahrhaftig nicht! Aber— ich mußte mich doch wehren.“ „Du bist im Recht, Monika! Und Gott Dank, daß du dich seiner erwehrt hast!“ „Ja, aber nun bin ich schuld an seinem Tod!“ Der Doktor hatte ihre letzten Worte vernommen, er wandte sich ihr zu. „Das ist nie und nimmer wahr! Er selbst trägt Schuld an allem, was hier geschah.“ Man rief den Doktor wieder aus der Kammer. Der Staatsanwalt wünschte ihn zu sprechen. Er blieb eine lange Weile draußen, und als er wiederkam, trat er sogleich zu Monika und fühlte ihren Puls. Sorgend sah er ihr in die Augen. Ich geb's eigentlich nicht gern zu. Aber wenn ich mir es richtig überlege— besser wär's schon. Monika, der Herr Staatsanwalt will Sie dann vernehmen. Nicht sogleich. Erst sollen alle anderen aussagen. Sie ganz zuletzt. Das habe ich erreicht. Bis dahin können Sie noch ein wenig ausruhen.“ Sie schaute ihn ernst an. „Ja, ich bin bereit!“ Der Morgen war gekommen und drin in der Stube des Lukas Riedauer nahmen die Vernehmungen immer noch kein Ende. Vor dem Haus hatten sich jetzt noch weit mehr Menschen eingefunden, als schon des Nachts dastanden. Man hatte sich viele Neuigkeiten zu erzählen und wußte doch recht wenig. Noch immer standen die beiden Autos der Kriminalabteilung vor dem Haus. Zwischendurch saß der Gerichtsarzt längere Zeit bei Monika. Er hatte sie untersucht, hatte viele Fragen an sie gestellt. 8 0• 40 Die einfache Stube unten war zum Vernehmungszimmer geworden. Am Tisch saß der Staatsanwalt mit seinen Begleitern. Auf einem zweiten kleinen Tisch stand die Schreibmaschine, und manche Bogen hatte der Gerichtsschreiber nun schon mit Aussagen gefüllt. Auf der Bank beim Fenster saß Karl Zacker mit Elise und Hans und Therese, die sich inzwischen auch eingefunden hatte. Ludwig Lang war anwesend, der Schmied und der Gendarm. Und Lukas Riedauer stand da, ganz in sich zusammengesunken. Erst hatte der Doktor und hernach der Gerichtsarzt den medizinischen Befund zu Protokoll gegeben, und währenddem hatten alle draußen warten müssen. Dann rief der Staatsanwalt einen nach dem andern herein, und wer ausgesagt hatte, mußte in der Stube bleiben. Es war dabei zu manch ernstlichen Zusammenstößen zwischen dem Bürgermeister und Ludwig Lang, auch zwischen ihm und dem Schmied gekommen. Karl Zacker griff auch Lukas Riedauer an, er warf ihm vor, daß er sein Mädel aufgehetzt habe, den Stephan umzubringen, daß er sie wohl erst dazu verleitet habe, den Stephan ins Haus zu locken. Da mußte der Staatsanwalt des öfteren scharf dazwischenfahren. Doch Karl Zacker beharrte dann immer von neuem mit verbissenem Grimm. „Ich bin des Stephan Vater! Ich habe hier am ersten das Recht, zu reden!“ „Aber Sie haben kein Recht, Dinge zu behaupten, die Sie nicht beweisen können!“ Und schließlich wandte sich der Staatsanwalt an den Doktor. „Es wäre jetzt so weit, daß ich Monika Riedauer hören möchte. Sie wird in diesen Stunden sich wohl sowelt erholt haben, daß sie vernommen werden kann.“ Da ging der Doktor. Lukas Riedauer stöhnte kummervoll, wieder und wieder. Dann ging die Tür wieder auf. Der Doktor führte Monika herein. Elise sagte leis, und doch so laut, daß alle es hören mußten: „Jetzt kommt die Mörderin!“ Und haßerfüllt sah sie auf die Eintretende. Und sie nicht allein. Mit ihr der Vater und ebenso Hans Zacker und Therese. Erwartungsvoll blickte der Staatsanwalt Monika entgegen. Sie verhielt zögernd den Schritt, als sie all die Menschen da im Raum erblickte. Bleich war ihr Antlitz und die Augen blickten leidvoll auf den Staatsanwalt. Der Staatsanwalt ließ kein Auge von dem Mädchen, das ja die Hauptperson der Tragödie war. „Glauben Sie, daß Sie jetzt meine Fragen beantworten können, Fräulein Riedauer?" Sie nickte. „Dann kommen Sie hierher. Setzen Sie sich da auf den Stuhl!“ Nun saß sie nahe dem Tisch, dem Staatsanwalt gegenüber. Bang fragend war ihr Blick auf sein Antlitz gerichtet. Der Staatsanwalt griff zum Stift. „Man sagte mir, Sie seien verlobt. Ist das richtig?“ „Ja, mit Lorenz Lang.“ „Mit dem Lorenz Lang“, der Staatsanwalt stützte plötzlich den Kopf in die Hand und sann vor sich hin,„sonderbar ist das eigentlich——.“ Es machte den Eindruck, als ob er seine ganze Umgebung vergessen hätte. Doch dann hob der Staatsanwalt wieder den Kopf. „Sind Sie ihrem Verlobten zugetan? Haben Sie ihn wirklich gern?“ „Ich hab ihn sehr, sehr lieb.“ Das war für Elise Zacker hart zu hören. Sie lachte leis auf. Spöttisch klang das. „Lassen Sie das, Fräulein Zacker! Ich finde ihr Benehmen eigenartig. Haben Sie vergessen, daß ihr Bruder tot hier im Hause liegt?" Da erblaßte sie und sah zu Boden. Der Staatsanwalt wandte sich wieder an Monika. „Und wie ist das nun mit Stephan Zacker? Sie kannten den schon lange?“ „Ja.“ „Er hatte Sie auch gern, nicht wahr?“ Sie errötete. „Ich weiß nicht, was er für mich empfand. Ich fühlte nur, daß er immer wieder mit mir zusammentreffen wollte.“ „Und Sie?“ „Es gefiel mir nicht. Ich wich ihm aus, wo ich nur konnte. Er war so aufdringlich.“ Der Bürgermeister brauste auf. „Sie lügt! Mein Stephan wird solch einem Mädel nachgelaufen sein, die nichts ist und nichts hat.“ Der Staatsanwalt verwarnte ihn. Dann sah er wieder Monika an. „Sie ermutigten ihn also nicht bei seinen Versuchen, sich ihnen zu nähern?“ „Niemals!“ „Und nachdem Sie sich mit Lorenz Lang verlobt hatten, wie verhielt sich da Stephan Zacker?“ „Er ließ sich nur noch selten hier in der Nähe blicken.“ „Meinen Sie, daß er ihnen grollte?“ „Ich weiß es nicht.“ „Er hätte dann ja auch Grund gehabt, dem Lorenz Lang zu grollen.“ „Ja, und er grollte ihm wohl auch.“ „Nun sagen Sie mir alles, was sich in dieser Nacht ereignete!“ Da begann Monika, erst stockend, nach Worten suchend. Doch je länger sie sprach, um so fester klang ihre Stimme. Nur dann, als sie davon reden mußte, was ihr Stephan Zacker für Zumutungen stellte, kamen die Worte wieder zögernd über ihre Lippen. Sie hatte aber kaum davon gesprochen, was Stephan als Grund angab für sein Eindringen bei ihr, als Karl Zacker aufsprang. „Da ist ja „ zu der Beweis, daß sie lügt! Wie sollte pgan etwas dayan wissen mein Stepyl., Nwus davon wissen, was da oben im Walde geschah, wie das zuging, als Lorenz Lang heimtückisch den Jäger niederschoß!“ Der Staatsanwalt hob die Hand. „Sie sind jetzt nicht gefragt, Herr Zacker. Schweigen Sie also!“ Murrend setzte sich Karl Zacker nieder. Er flüsterte aufgeregt mit Hans und Therese. Ernst sah der Staatsanwalt Monika an. „Sprechen Sie weiter!“ Sie schaute ängstlich in seine Augen. „Nun glauben Sie mir nicht!— Und es ist doch alles wahr.“ „Wer sagt Ihnen denn, daß ich nicht glaube? Reden Sie nur weiter!“ (Fortsetzung folgt.) Nr. 287 Drittes W ett des„Stadtanzeigers für Castrov=Rauxel und Umgebung“ 30 Zühre Knuppschaftsgeseh Die erste jeste gesetzt. Grundlage für die Frei zügigkeit in den deutschen Bergbaurevieren Donnerstag, den 22. Oktober 1938 Im Jahre 1906, also vor 30 Jahren, entstand das erste große Knappschaftsgesetz. Dieses beseitigte in der Knappschaftskrankenkasse die Unterscheidung zwischen ständigen und unständigen Mitgliedern und verankerte zum ersten Male gesetzlich die Freizügigkeit der Bergarbeiter in den deutschen Bergbaurevieren. Als bedeutungsvolle Neuerungen brachte das Gesetz folgende: Es stellte die Knappschaftsvensionskasse auf zuverlässige versicherungstechnische Grundlage und sicherte dadurch die dauernde Erfüllbarkeit der Leistungen. Weiter brachte es alle preußischen Knappschaftsvereine in ein Gegenseitigkeitsverhältnis derart, daß die Mitglieder des einen Vereins in den anderen unter Anrechnung ihres im früheren Verein erworbenen Dienstalters übernommen werden mußten. Dadurch wurde die Freizügigkeit der Bergleute gewährleistet. Auf dieser nunmehr gegebenen ersten gesetzlichen Grundlage haben die deutschen Knappschaftsvereine, welche dem Allgemeinen deutschen Knappschaftsverband angeschlossen waren, weiter gearbeitet und einen Gegenseitigkeitsvertrag für alle deutschen Knappschaftsvereine eingeführt, der dann am 1. Januar 1909 in Kraft trat. Eine ganz bedeutsame Bestimmung der Geietzes lag darin, daß jeder auf einer Zeche beschäftigte Bergarbeiter Mitglied der Knappschaftsvensionskasse sein mußte. Dadurch wurde der bis dahin geltende Zustand beseitigt, nach welchem der Bergmann nur auf Grund versönlicher Meldung zur Aufnahme Mitglied der Knappschaftsvensionskasse werden konnte. Diese Bestimmung hat sich für die Bergleute ungemein segensreich ausgewirkt. Das Gesetz setzte endlich die Altersgrenze auf 40 Jahre fest. während sie bisher in dem Allgemeinen Knappschaftsverein Bochum, der jetzigen Ruhrknavvschaft. 30 Jahre betrug Der Erfolg war, daß mit dem Inkrafttreten des Knappschaftsgesetzes nahezu 100 000 Bergleute, welche bisher wegen Ueberschreitung der Altersgrenze nicht hatten ausgenommen werden können. noch ausgenommen werden mußten. Die Auswirkungen dieses Gesetzes führten dann zur Gründung einer Rückversicherungs=Anstalt für die Knappschaftsvereine zu dem Zweck. durch Verteilung des Risikos auf eine Vereinigung von Knappschaftsvereinen die Gefahren, welche in den Schwankungen der Inanspruchnahme liegen, zu verringern und dadurch die Ansammlung höherer Reserven. welche sonst jeder Knappschaftsverein für sich zum Ausgleich der Schwankungen hätte vornehmen müssen, überflüssig zu machen. Die Anstalt wurde am 30. Ottober 1907 gegründet. Die Beitragsersparnis beim Allgemeinen Knappschaftsverein Bochum betrug dadurch zirka 2 Mill. Mark. Auf Grund dieser Leistungen wurde er dann Trainer bei verschiedenen berühmten Eishockenklubs in Kanada. Der gute Ruf der kanadischen Berufs=Eishockeyspieler in den letzten Jahren ist ihm im hohen Maße mit zu verdanken. Esbaugh spricht auch sehr gut die deutsche Sprache. Es ist zu hofsen, daß unter seiner bewährten Leitung auch in Dorrmund bald gute Eishockeyspieler und Mannschaften herangebilvet werden. 38jährige Radfahrerin getötet 38jährige Frau, die mit ihrem Fahrrade die Waltroper Straße befuhr. wurde von einem Lastwagen mit zwei Anhängern überholt. Die Frau beachtete jedoch nicht den zweiten Anhänger, wurde überfahren und starb kurz darauf im Krankenhause. Hernes älteste Einwohnerin gestorben Herne. Hernes älteste Mitbürgerin, Frau Witwe Henrierte wiese. Hasenstraße 47, hat die Augen für gsächlossg. Sie starb in einem starken Glauund eattelzut“ ihr ganzes Leben war ein frommes und gonglaudiges. Sie hat beinahe das Alter von 97 Jahren erreicht; es sehlten nur noch wenige Tage varan Oma Wiese, wie sie in ihrer Nachbarschaft wurde. war am 22. Oktober 1839 im Kreise Danzig geboren und kam vor drei JahrzehnSr.L pg sie bei ihrer Tochter Frau Witwe #####e mi ge. Bis in ihr hohes Alter war jie noch sehr friscy. Sie ruhe in Frieden! Eine Anzahl Urnen bei Rodungsacbeiten zerstört Rodungsarbeiten für den Bau der Reichsautobahn im südlichen Teile der Brandbeide unweit Suderwichs stieß man auf eine Anzahl also ein Alter von etwa 3000 Jahren hatten. Doch war niemand da, auf den Wert der Scherben aufmerksam machte. und so ist eine ganze Anzahl Urnen vernichtet worden. Nur ein Arbeiter brachte drei Stücke dieser Urnen zur zuständigen Stelle, und diesem Manne ist es zu danken, daß man überhaupt Kenntnis von dem Vorhandensein dieses Urnenfriedhofes erjahren hat. Ein übler Bursche Recklinghausen=Süd. Ein Anwohner der Marien= straße in Recklinghausen=Süd gelangte zur Anzeige. weil er bei einem öfsentlichen Preisschießen für insgesamt 28.50 Mark geschossen hatte, von dieser Schuld aber nur 5 Mark nach dem Schießen bezahlen konnte. Der Beschuldigte ist erwerbslos, bezieht keinerle: Unterstützung und war sich beim Schießen voll bewußt, daß er die Summe des Schießens nicht bezahlen konnte. Tausend Mark im Stich gelassen Essen. In den Nachmittagsstunden des 19. August d. J. erschien im Postamt? in Essen ein junger Mann mit 1000 RM. in Scheinen, die er gern in Silbergeld umgewechselt haben wollte. In dieses beabsichtigte Wechselgeschäft mischte sich ein zufällig im Postamt anwesender Zollbeamter ein, der die Papiere des jungen Mannes einmal zu sehen wünschte. Der junge Mann ließ das Geld am Postschalter liegen, um seine Papiere, die sich, wie er angab, draußen vor dem Postamt im Wagen seines Chefs befanden, zu holen. Der Zollbeamte ging mit hinaus, doch entwischte ihm der junge Mann draußen auf Nimmerwiedersehen. Der Wagen war nie dagewesen, der junge Mann war ebenfalls nicht mehr Das einzige, was noch da war, waren die 1000) RM. am Postschalter. Da der Besitzer sich nie wieder hat sehen lassen und sich auch sonst niemand gemeldet hat. der rechtmäßigen Anspruch auf die 1000 RM. erhob. stand jetzt vor dem Essener Schöffengericht ein objektives Verfahren an. in welchem die 1000 RM. dem Antrage des Staatsanwalts gemäß eingezogen wurden. Das Gericht nahm an. was auch der Vertreter der Zollbehörde annahm, daß die 1000 RM. zu Devisenschiebungen benutzt werden sollten. Ganz rein war die Sache jedenfalls nicht. Die 1000 RM. verfielen der Reichskasse. Der Tarif der Dortmunder Straßenbahnen Die Dortmunder Straßenbahnen G. m. b. H. teilt folgendes mit:„Um die Auswirkungen der vorgesehenen Tarifänderung auf den Berufsverkehr zu überprüfen und etwa auftretende Härten zu beseitigen, bleibt zunächst der bisherige Tarif noch über den 31. Oktober 1936 hinaus in Kraft." Klage Krone gegen VEW. Dortmund. Vor der 10. Zivilkammer des Landgerichts in Dortmund wurde jetzt die Klage des früheren Generaldirektors Krone der VEW. gegen dieses Werk verhandelt. Nach dem Ausscheiden Krones wurde mit dem Werk am 2. Juli 1931 eine Vereinbarung getrofsen, daß die VEW. an Krone ein lebenslängliches Ruhegehalt von 1000 Mark monatlich zahlen sollte. Vom Staatskommissar wurde dieses Ruhegehalt am 12. Mai 1933 von 1000 Mark 200 Mark herabgesetzt. Die Zahlung dieser 200 Mark monatlich wurde ab 1. Ottober 1933 eingestellt. Im Laufe der Vorverhandlungen stellte Krone Antrag auf Bewilligung des Armenrechtes. das ihm später auch gewährt worden ist. In der jetzigen Verhandlung führte der Vertreter der VEW. u. a. aus, es sei eine Rechtsfrage, ob das Gesetz zum Ausgleich bürgerlich=rechtlicher Forderungen zur Entscheidung herangezogen werden könne. die derzeitigen Vereinbarungen verstießen aber zweisellos gegen die guten Sitten. Industriekreise hätten damals Krone nicht fallen lassen wollen. Deshalb sei die Vereinbarung vom Juli 1931 zustande getommen. obwohl man zunächst Dr. Krone fristlos entlassen wollte. Durch die Maßnahme des Dr. Krone seien die VEW. derartig geschädigt worden, daß Banken ohne Unterschriften von Tochtergesellschaften keine Wechsel mehr diskontieren wollten. Der Vertreter des Klägers erklärte, daß die Abmachung vom 2. Juli 1931 maßgebend sei. Die Behauptung, daß das formale Recht im krassen Widerspruch zu dem Volksempfinden stehe, sei nicht stichhaltig. Auch der Einwand. die damalige Vereinbarung verstoße gegen die guten Sitten könne deshalb nicht erhoben werden. weil die Beklagte nicht etwa durch Drohung zu der Vereinbarung sich habe veranlaßt gesehen. Die Ausführungen des Gegners. der Klager habe durch seine Geschäftsführung die VEW. fast an den Abgrund geführt. können gleichfalls nicht zutreffen, denn die Vereinbarung sei damals auch mit der Begründung zustande gekommen, daß sich der Kläger früher große Verdienste um den Aufbau der westfälischen Elektrizitätswirtschaft erworben habe. Auch in dem Urtei der Strafkammer seien diese Verdienste erwähnt worden. Der Vertreter der VEW. entgegnete. es sei ein starkes Stück. wenn der Kläger seine Verdienste um ein Werk vortrage, das er nahezu pleite gemacht habe. Bei Privatunternehmen könne es vielleicht gleichgültig sein, ob man einem Angestellten, der sich Versehlungen habe zuschulden kommen lassen, für sein ferneres Leben noch eine Beihilfe gewähre. Im Falle Dr. Krone handele es sich aber um öffentliche Gelder. Nach längerer Beratung wurde ein neuer Termin zur Verlündung der Entscheidung anberaumt. — Nächsten Sonntag, 25. Okt. 1936(Sonntag vor Allerheiligen) sind die Geschäfte von 13—18 Uhr für den Verkauf geöffnet. Eine wirksame Anzelge im„Stadtanzeiger“ wird den Verkauf an diesem Tage günstig beeinflussen. Bitte, senden Sie uns Ihr Manuskript rechtzeitig für Tastrop-Kaufer und Eingesung Tragische Vialtal in Tadinghausen Geistesgestörter erschießt seinen Fre und und ertränkt sich in der Stever Lüdinghausen. Am Montag abend gegen 10 Uhr kam es in Lüdinghausen zwischen zwei sonst befreundeten Familien zu Streitigkeiten, in deren Verlauf der Gasarbeiter Josef Philipvs eine Pistole zog und seinen Freund, den Elektriker Bernhard Philivos. niederschoß. Der Täter ging nachher an die Stever und ertränkte sich. Der Getötete hinterläßt sein Frau und vier Kinder, der Täter seine Frau und 8 Kinder. In Lüdinghausen hat dieser Vorfall größtes Aufsehen erregt. Der„M..“ berichtet hierzu ergänzend: Kanadischer Eishockey=Trainer für die Westsalenhalle Dortmund. Der Westfalenhalle ist es gelungen. den berühmten kangdischen Eishockenspieler Herbie Esbaugh als Eisbockey=Trainer für ihre neue Halleneisbahn zu verpflichten. Herbie Esbaugh auWaterloo(Ontario=Kanada) gehörte mehrere Jahre zu den Spitzenivielern des kangdischen Eishockens. „Am Montag abend ereignete sich gegen 10 Uhr in unserem sonst so ruhigen münsterländischen Städtchen ein aufsehenerregender Vorfall, ein Streit, dem in seinen Folgen zwei Menschenleben zum Opfer sielen. Die namensverwandten, befreundeten Famiien des Gasarbeiters Josef Philipps und des Elektrikers Bernhard Philivs. beide auf der Münsterstraße wohnhaft, besuchten einander häufig. Bernhard Philivs hatte nebenbei ein kleines Tabalwarengeschäft. Am Morgen des verhängnisvollen Montag kam der Gasarbeiter Joses Philipps gegen 7 Uhr, bevor er sich zur Arbeit begab. in das Geschäft des Bernhard Philips und laufte einige Zigarren. Er wurde von der Frau des Bernhard Philips bedient und klagte über Konfschmerzen. Josef Ph hat im Kriege eine schwere Kopfverletzung erlitten und hat oft Schmerzen, die ihn anormal erregbar und empfindlich machen. Nachmittags gegen 16 Uhr besuchte er die Philipps und unterhielt sich mit ihnen. Bernhard Ph. verließ sie. weil er geschäftliche Besorgungen zu machen hatte. Plötzlich während der Unterhaltung wandte sich Josef Ph. an die Frau und fragte ganz grundlos:„Warum sagst du nichts?“ Sie antwortete ihm, daß sie doch in der besten Unterhaltung seien. Josef Ph. erwiderte darauf gereizt:„Ihr wollt mich wohl gern los sein.“ Sie beschwichtigte ihn. Er verließ nun die Wohnung mit der Bemerkung, daß er ein Glas Bier trinken wolle. Als Bernhard Ph. nach Hause kam, erzählte seine Frau ihm den Vorgang. Nach einer Stunde erschien Josef Ph. im Ladenlokal und verlangte zwei taden Nach Zigarren. Das Geld dafür warf er auf den tisch und ging hinaus, ohne etwas zu sagen. Nach einer weiteren Stunde— die Eheleute hatten bereits zu Abend gegessen— kam Josef Ph. wieder. Er nahm Platz und verlangte, daß sein Freund Bernhard ihm einen Krug Bier holen sollte. Das geschah. Josef Ph. trank den Krug in einigen Zügen leer. Sein Wunsch, daß noch ein zweiter Krug geholt werden sollte, wurde sowohl von der Frau. als auch von Bernhard Philivs mit dem Bemerken abgetan, er habe genug getrunken. Joses Philippwurde sehr erregt. Er zog einen Revolver und gab einen Schuß ab. Nachdem der Schuß gefallen war. stand Bernhard Philivs auf. ging auf ihn zu. umarmte ihn und sagte:„Joses. Josef. was hast du run gemacht?" Dann kam auch die Frau hinzu, umsaßte beide und rief den Josef Philipps an. In diesem Augenblick siel der zweite Schuß. Die Frau verließ nun das Haus. hörte draußen noch den dritten Schuß fallen und benachrichtigte die Polizei. Josef Philiyns ging in die Wirtschaft Homann, trank ein Glas Vier und verließ das Lokal. In dem Augeablick kam der Sohn des Bernhard Philipps herein und rief ihm erregt zu:„Du hast meinen Vater erschossen!" Später hörte man von der in der Nähe vorbei fließenden Stever lautes Schreien. Man ging dorthin und sand die Leiche des Joses Philipps. der in die Stener gesprungen und ertrunken war. Die bei den Toten standen im gleichen Lebensalter von 45 bis 50 Jahren.“ hirsch beim Sprung verungiückt Hörter. In der Nachbargemeinde Lügde sah der Bauer Schlechte morgens, daß ein Dambirsch. ein ungerader Sechzehnender, der den Zaun der Avfelweide hatte überspringen wollen, mit dem linken Hinterlaufe sich zwischen zwei Latten festgeklemmt hatte und trotz angestrengtesten Bemühens sich nicht befreien konnte. Ein gewiß seltenes Vorkommnis, da der Zaun nur etwa.50 Meter hoch ist. Die zuständigen Stellen wurden benachrichtigt und dann dem kranken Tiere der Fangschuß gegeben. Zwei Unzertrennliche an dem gleichen Tage gestorben Porta. In Barkhausen und der ganzen Gegen waren der Maurermeister Köhring und der Malermeister Lück bekannt als zwei unzertrennliche Freunde. Dazu waren es zwei Dorforiginale, wie man sie selten noch findet. Jetzt sind die beiden Unzertrennlichen an dem Abend des gleichen Tages gestorben und können nun gemeinsam den Weg in die Ewigkeit antreten, wie sie gemeinsam auf Erden unzertrennlich waren. Dem Verbrennungstode entronnen Ein Auto vollständig ausgebrannt .Gladbach. Auf der Viersener Straße ereignet. sich am Montag in unmittelbarer Nähe des Städtischen Friedhofes ein schwerer Zusammenstoß zwischen zwei Kraftwagen. Der Fahrer eines nach Viersen fahrenden Personenkraftwagens mußte plötzlich sein Fahrzeug stark abstovven. Hierdurch geriet das Auto ins Schleudern und stieß mit einem aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Lastkraftwagen mit Anhänger zusammen. Im gleichen Augenblick geriet der Perionenkraftwagen in Brand. Dem Fahrer gelang es noch iim letzten Augenblick, sich aus dem ihm umhüllenden Flammenmeer zu retten. Er erlitt verhältniemäßig geringe Verletzungen, so daß er nach Anlegung eines Verbandes aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Eine große Geistesgegenwart bewies der Fahrer des Lastzuges. Um schlimmes Unheil zu verhüten, steuerte er seinen Wagen aus den Bürgersteig und fuhr zwischen einer Mauer und einem Mast der Strasenbahnoberleitung auf das freie Feld. Von dem Personenkraftwagen blieb nur das Eisengerivve übrig. Ein Schwindler mißbrauchte das Hoheitsabzeichen Sühne: zehn Monate Gefängnie M. Gladbach. Der 48jährige Karl., der augenblicklich eine zehnmonatige Gefangnisstrafe wegen schwerer Beleidigung eines Mitgliedes der Kreisleitung verbüßt, wurde aus der Haft dem Düsseldorfer Sondergericht vorgeführt, diesmal wegen Betruges und Vergehens gegen das Heimtückegesetz. Ein Gladbacher Handwerksmeister. der wegen Forttührung seines Betriebes mit der Handwerkskammer verhandelte, erzählte seinen Fall dem., zu dem er Vertrauen hatte. weil er das Parteiabzeichen truig und dem Meister erzählte. er gehöre der Partei schon 15 Jahre an und sei der Duzfreund eines der Fühlrenden in der Kreisleitung.(Tatsachlich hat F. deir Partei nie angehört, und seine„Bekanntschaft“ mit der Kreisleitung beschränkt sich auf jene— Vorstrafee wegen Beleidigung!) Er versprach dem Meister. seine Angelegenheit zu ordnen. und ließ sich von ihm 40 Mark für„Unkosten" zahlen. Vor dem Sondergericht hielt er große Reden. wurde aber einwandfrei überführt und im Sinnc der beiden Anklagen zu einer weiteren Strafe von zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Kind geriet an die Stromleitung Ein mutiger Lehrling als Lebenoretter Moers. Als ein in der Arnulistraße mit Dachinstandsetzungsarbeiten beschäftigter Dachdedermeister für turze Zeit die Arbeitsstelle verlassen mußte, beauftragte er seinen 12jährigen Sohn, darauf zu achten, daß nicht Unbejugte die Leiter bestiegen. Der Junge kletterte jedoch selbst die Leiter hinauf und faßte dabei an den stromführenden Draht der Freilichtleitung. Mit der anderen Hand hieit er sich an der Dachrinne fest und schloß damit den Stromkreis. Naturgemäß konnte er sich nicht mehr freimachen und schrie jämmerlich. Ratlos standen zunächst die zahlreich herbeigelausenen Nachbarn. von denen einer versuchte, dem Jungen vom Dach aus zu Hilfe zu kommen. Nachdem der Unglückliche schon einige Minuten an der Leitung gehangen hatte. erstieg der 18jährige Elektroinstallateur=Lehrling L. Emmers“ die Leiter und befreite unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln den Jungen aus seiner gefährlichen Lage. Der Knabe. der inzwischen schon ganz steifgeworden war. wurde in die elterliche Wohnung gebracht, wo er sich unter den Händen des schnell hinzugerufenen Arztes allmählich wieder erholte. Nach Ansicht des Arztes hätte das Herz der Stromspannung nur noch wenige Minuten standhalten können. so daß es dem umsichtigen und entschlossenen Eingreisen des Lehrlings allein zu verdansen ist. der Junge mit dem Leben davongekommen ist. daß ir n it k. s Theater. Konzerte, Vorträge Die Kleist=Woche Bochum im Rundfunk In Anerkennung der großen künstlerischen Bedeutung der Kleist=Festwoche Bochum hat sich der Reichssender Köln entschlossen, eine der Wichtigkeit dieser Woche angemessene Sendung zu veranstalten. Aus diesem Grunde hat der bekannte Dramatiker Eduard Reinacher(von dem im vorigen Jahre im Bochumer Stadttheater die„Jakobe von Baden" zur Aufführung gelangte) eine Hörfolge geschrieben, die aussichtlich am 7. November zur Aufführung kommt. vor1936. von 19—20 Uhr Stadttheater Bochum Samstag: Erstaufführung Ein neues Lustspiel:„Die vier Gesellen" „Die vier Gesellen", das sind Mädels. die der Kampf um das Brot und die Sorge um den Alltag zusammengeschmiedet haben. Sie wollen sich ihr Leben selbst gestalten: wie sie das fertig bringen und ob sie das fertig bringen, dies erzahlt in reizender und gescheiter Form Jochen Huth in seinem dreiaktigen Lustspiel, das am Samstag zum ersten Male in der Inszenierung von Viltor Ablers über die Bretter des Bochumer Stadttheaters geht. Es wirten u. a. mit: Liesel Alex. Freca=Renate Bortfeldt. Gudrun„Christmann. Gisela Uhlen. Willi Bittern, zonnelm Grimm. Willy Mayenknecht. Adolf Schneider. Wer einen wirklich heiteren amüsanten Samstagabend verleben will, der besorge sich schon jetzt die Karten zu dieser Erst=Aufführung. KUNST UND LEBEN Sechs Punkte öffhen die Welt Wie Blinde lesen und schreiben/ Von Peter Hart In den Anfängen der Blindenbildung verwandte man plastische lateinische Großbuchstaben, die zu Worten und Sätzen zusammengestellt wurden. Dem Erlernen dieser Schriftzeichen(Schwarzschrift) stellten sich aber bei den Vollblinden erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Da erfand der sehende Franzose Charles Barbier(1767 bis 1841) eine Blindenschrift, die aus tastbaren Punkten bestand. Sein blinder Landsmann Louis Braille(1809 bis 1852) vervollkommnete diese Schrift und schuf damit die Grundlage des modernen Blindenschriftums, die nach ihm benannte internationale Braille=Schrift. Die Grundform seines Systems besteht aus sechs Punkten, die wie die Punkte eines Würfels geordnet sind(Punktschrift). Je nach Art ihrer Anordnung bedeuten sie einen der vierundzwanzig Buchstaben des Alphabets. Das Schreiben der Blindenschrift geschieht mit der Schreibtafel oder mit der Schreibmaschine. Beide sind für diese Zwecke eigens gebaut. Die Tafel besteht aus zwei mit Scharnieren verbundenen Zinkblechplatten, deren untere die Punkte oder Rillen(Grübchenoder Rillentafeln) und deren obere die Ausschnitte zum Schreiben enthält. Zwischen diese Platten legt man das zu beschreibende Papier. Mit einem Stahlstift, der in einem Holzgriff handlich befestigt ist, werden nun die Punkte durch die Ausschnitte in die Grübchen gedrückt, die auf der Rückseite nunmehr plastisch hervortreten. Die Punktschrift wird von rechts nach links geschrieben, und man hat nur darauf zu achten, daß alle Punkte scharf, das heißt fühlbar, gestochen werden. Hier macht Uebung den Meister. Zur Erhöhung der Schreibgeschwindigkeit benutzt der Fortgeschrittene die Schreibmaschine für Blindenschrift. Diese Punktschriftapparate besitzen nur sechs Tasten und eine Zwischenraumtaste. Mit einem einzigen Anschlag wird der jeweilige Buchstabe hergestellt. Beim Drucken größerer Werke(Zeitschriften und Bücher) bedient man sich der Punziermaschine. Das Druckmaterial besteht aus Weißblechplatten, die in einen stählernen Rahmen eingespannt werden. Sechs Tasten stellen ähnlich wie bei der Schreibmaschine die Schriftzeichen— in diesem Falle die sechs Punkte — dar. Ein auf= und niedergehender Hebel stanzt sie in die Weißblechplatte. Während bei handschriftlich übertragenen Punktschriften die Blätter im allgemeinen einseitig beschrieben werden, beschriftet man bei den Weißblechplatten beide Seiten. Man unterscheidet den Zwischenzeilendruck(3z) und den Zwischenpunktdruck(Zp). Beim 3z nimmt eine Zeile den Raum zwischen zwei Zeilen der Rückseite ein. Beim Zp greifen die Punkte einer Seite zwischen die Punkte der Rückseite. Daher ist beim 3z der Zeilenabstand größer als beim Zp. Der Zwischenzeilendruck ist wesentlich leichter zu lesen, weshalb Anfängern in der Regel das Lesen dieses Druckes empfohlen wird. Lediglich der Raumersparnis wegen sind die meisten Blindenschriften im Zwischenpunktdruck gedruckt. Gelesen wird die Blindenschrift ebenso wie die Schwarzschrift von links nach rechts. Man liest sie mit den beiden Zeigefingern und hält alle anderen Finger beider Hände während des Ertastens der Punktschriftzeichen geschlossen. Je nach Fertigkeit und Veranlagung lesen die Blinden mit beiden Händen oder einer Hand. Ein sich mit der Zeit heranbildendes ausgeprägtes Fingerspitzengefühl erlaubt ihnen, fast genau so schnell zu lesen wie ein Sehender. zeugen von ihrem unermeßlichen Wert für die Blindenbildung und Schulung, und nicht zuletzt davon, welches große Interesse die Blinden dem Weltgeschehen entgegenbringen. Sechs Punkte! Sie öffneten den Blinden die Welt. Sie sind es, die das Dasein der Lichtlosen trotz aller Kümmernis strahlend erhellen. Wichtige Musikfunde Der Musikforscher W. Hinnenthal=Bielefeld hat in der Schloßbibliothek zu Rheda und in der Bibliothek des Reichsfreiherrn von Fürstenberg, der„Fürstenbergiana“, einige sehr wichtige Kompositionen bekannter Komponisten gefunden: Händel, Oboen=Konzert -Dur; Telemann, Konzert für zwei Flöten und Streicher; Joseph Haydn, Streichtrio für zwei Violinen und Cello; Joh. Christ. Friedr. Bach(der Bückeburger), Sonate für Flöte oder Violine; ein Cembalo=Konzert von Carl Heinrich Graun; Telemann, Konzert; Haydn, Divertimento=Dur für zwei Flöten, zwei Hörner, zwei Violinen, zwei Bratschen und Baß. Weiter ein ganz unbekanntes TrombaKonzert von Händel(Fürsten=Orgiana). Wie bringe ich es in die Zeitung? Die Reichswerbeschule— einzig in der Welt/ Von Werner Müritz Ja, ich würde sehr gern annoncieren“, hört man manchmal einen Kleinhändler oder Handwerker seufzen,„aber leider verstehe ich nichts davon.“ Nun, dem kann abgeholfen werden. Zuerst einmal wird ihm die Zeitung jederzeit gern einen Werbeberater stellen. Es ist der Beruf dieser Leute, den Kunden sachverständig zu beraten. Wie wird man Werbefachmann? Nun, es gibt tausend Wege dazu, überall in der ganzen Welt, aber eines gibt es nur einmal, und das ist die Höhere Reichswerbeschule in Berlin. Hier teilen sich die Schüler in zwei Gruppen: der eine Teil macht seine Abschlußprüfung als Werbefachmann, der andere verläßt die Schule als Schaufensterdekorateur. Der Kleinhändler und Handwerker kann sich aber auch selber anmelden, wenn er Kenntnisse im Worben sich aneignen will; für diesen Zweck sind Sonder=Abendkurse vorgesehen. „Werben ist eine Kunst“, sagte der stellvertretende Präsident des Werberates der deutschen Wirtschaft, Ministerialrat Professor Dr. Hunke, als er uns durch die Reichswerbeschule geleitete,„und Kunst kommt vom Können. Auch beim Werber genügt nicht technische Fingerfertigkeit, sondern von ihm verlangt man technisches Können in Verbindung mit eingehender Kenntnis der Wirtschaft.“ Ein Gang durch diese einzigartige Schule ist äußerst interessant. Imposant eine eigens Schaufensterstraße, in der alles aufgebaut ist, was für eine zugkräftige Werbung in Frage kommt, vom eleganten Schuh und Oberhemd bis zum Porzellanservice. Hier üben sich die Schüler jeden Tag im Neudekorieren. In anderen Klassenzimmern hängen Inseratenwürfe, verschiedene Werbebriefe und Plakate. Regelrechte Schaukasten=Modelle kleben die Schüler zusammen, und andere wieder üben sich im Entwurf zugkräftiger Zeitungsanzeigen— ein Gebiet, das besonders gepflegt sein will. „Hier sehen Sie nun unser werbepsychologisches Laboratorium“, erklärt uns dann unser Führer,„alle vorkommenden Farben, Licht=, Größenwirkungen, Motiveindrücke, Übergeugungseffekte, Schlagworte werden eingehend geprüft. Der Schüler lernt, möglichst alle in Betracht kommenden Einzelheiten beherrschen. Man sagt z. B. so leicht„Schaufensterdekorateur". Aber in kleinen Städten muß der Schaufensterdekorateur nicht allein wirksam dekorieren, sondern gleichzeitig gute Anzeigentexte für die Zeitung aufsetzen, Plakate malen und Werbebriefe entwerfen. Er stellt also so eine Art Alleskönner dar, und wenn er das werden will, muß er eben bei uns fleißig sein. Gerade der deutsche Einzelhandel verlangt einen durchgebildeten Werbefachmann.“ Der kleine und der große Bruder Unser. Bild zeigt ein kleines amerikanisches Rennflugzeug, das verschwindend unter seinem groven Bruder, einem der modernen Luftverkehrsriesen, wirkt. Die kleine Maschine ist mit allen Schnischzen Teigbeiten ausgestatte;, die man im allgemeinen nur bei den großen Flugzeugen kennt. Deulinh sichtbar ist zum Beispiel vas einziehbare Fahrgestell.(Scherl—.) Ohne Frage, dies leuchtet ein. Amerika z. B. wird von wenigen Massenzeitungen und zeitschriften beherrscht; hier regiert die Riesenanzeige, die alles andere totschlägt. Bei uns in Deutschland liegt jedoch das geistige Hauptgewicht bei der guten Ortspresse, jede Stadt ist anders, erfordert manchmal ein grundsätzlich anderes Verfahren, und aus diesem Grunde laufen die Bestrebungen von guter deutscher Heimatzeitung und Einzelhandel gleich: beide benötigen den vielseitigen, gründlich durchgebildeten Werbefachmann, und um ihn zu schaffen, ist die„Höhere Reichswerbeschule" zustande gekommen. Die Schulungsstätte steht grundsätzlich jedermann offen. Will z. B. ein Großkaufmann die Kunst des überzeugenden Serieninserats, des großangelegten Annoncenfeldzuges kennen lernen, so kann er sich ohne weiteres eintragen lassen. Dasselbe gilt aber auch für den Kleinhändler oder Handwerker, der sich beispielsweise mit der sogenannten„Kleinanzeige" und ihrer wirkungsvollen Ausgestaltung beschäftigen möchte oder der erlernen will, wie man sein Schaufenster modernisiert und den Erfordernissen von heute anpaßt. Die deutsche Werbung ist von jetzt an wirksam gemacht! Und wie steht es mit dem„Berechtigungswesen"? Kommt nicht in Frage! Voraussetzung für den Schulbesuch ist lediglich eine gute Allgemeinbildung, ganz gleich, wo und wie sie erworben wurde, ob durch Schule und Prüfung oder durch Selbstunterricht. Aber auch die lehrenden Kräfte sind keine Beamte, sondern Fachleute, die unmittelbar aus ihrer Werbetätigkeit kommen und nun mit frischem Mut an die Unterrichtung ihrer Schüler herangehen. „Können wir einmal einer Unterrichtsstunde beiwohnen?“ ist unsere Frage an einen Lehrer. „Ich bitte darum!“ lautet die Antwort. Junge und ältere Männer sitzen auf den Bänken und lauschen den Ausführungen des Lehrers. Er erläutert gerade die psychologisch gesunden Voraussetzungen einer erfolgreichen Werbung und erklärt seinen Zuhörern, daß die Art der Werbung immer verschieden sein muß, da es niemals zwei Geschäfte gibt, deren Lebensbedingungen dieselben sind. Die Reklame für einen Laden, der mit Laufkundschaft in der Hauptstraße rechnet, muß grundsätzlich anders angefaßt werden als bei einem Geschäft, das vielleicht in einer Nebenstraße liegt und feste Stammkundschaft hat. Beim Kleinhandel ist außerordentlich wichtig die Persönlichkeit des Ladeninhabers; mit ihm steht und fällt das ganze Geschäft. Zu den Großinserenten wird er nie gehören, aber er kann erlernen, wie man die Kunst der Kleinanzeige beherrscht und selbst mit bescheidenen Mitteln die Leser seiner Heimatzeitung an seinen Laden oder seine Handwerksstätte bindet. Oberster Grundsatz ist daher, daß die richtige Werbung immer zum richtigen Zeitpunkt und an der richtigen Stelle mit den richtigen Mitteln erfolgt. Dies zu lernen— dazu dienen die regulären oder Sonder=Abendkurse der Reichswerbeschule. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns aus dem Klassenzimmer, um den Unterricht nicht zu stören. Diese Reichswerbeschule ist etwas ganz Neues, Eigenartiges. Vorbilder? Die hat sie nicht. In keinem anderen Lande der Welt gibt es etwas Gleiches.„Wir dürfen stolz darauf sein", erklärt uns einer der Lehrer,„und man kann sagen, daß wir mit Zuschriften aus dem Auslande geradezu überschüttet werden. Ab Oktober errichten wir daher eine Sonderabteilung für ausländische Werbefachleute.“ Kann man mehr verlangen? Kaum. Die deutsche Reichswerbeschule zieht die Aufmerksamkeit der ausländischen Reklameleute auf sich. Jetzt liegt es an uns Deutschen, sich ihrer zu bedienen. Denn ohne Werbung kein Dauergeschäft— Werbung aber will verstanden sein——— Besondere Zeichen für Zahlen gibt es nicht. Hierzu werden die Buchstaben a bis j verwandt, vor welche dann ein Zahlenzeichen gesetzt wird. Die Trennung der Worte erfolgt nach den gleichen Regeln wie für die Schwarz= schrift. Hat man sich verschrieben, so werden die unrichtigen Schriftzeichen durch das Irrungszeichen— alle sechs Punkte der Grundform— vernichtet. Darauf fährt man im Text fort. Da es große und kleine Anfangsbuchstaben nicht gibt, fällt eine wesentliche Schwierigkeit bei der Erlernung der Punktschrift weg. Die Fortbildung des Blinden in der Erdkunde geschieht vermittels eigens hierzu hergestellter Karten, die alle wichtigen Dinge plastisch hervortreten lassen. Berge sind als Erhöhungen, Flüsse als Vertiefungen deutlich fühlbar. Das Rechnen erlernen die Blinden an Hand einer besonders gebauten Rechentafel. In das durchlöcherte Zahlenbrett werden Metallstäbchen gesteckt, die je nach Art ihrer Anordnung ihre verschiedenen Werte haben. Auch eine internationale Notenschrift für Blinde, die jedes Notenwerk darzustellen vermag, gibt es. Sie ist ebenfalls nach dem System Braille ausgebaut... So gewährt die Blindenschrift den Blinden oder Sehschwachen das Eindringen in die Kultur= und Geistesgüter der Menschheit. Zahllose Auflagen literarischer, musikalischer und geographischer Werke in der Punktschrift Lachende Tiere Da freut sich die Schöpfung Von Eduard Klocke Nicht vom Lachen im menschlichen Sinne soll hier die Rede sein... Wenn Tiere wirklich richtig lachen können, so haben die Menschenaffen diese Fähigkeit vor allen Tieren voraus. Sie sind die einzigen, bei denen man so etwas wie Lachen oder besser Lächeln beobachtet hat, wenn auch mancher Hundebesitzer behaupten wird, daß sein vierbeiniger Freund schadenfroh oder vergnügt grinsen könne. Aber es gibt Tier=Laute, die unserm Lachen so ähneln, daß man ihre Erzeuger geradezu danach benannt hat Da ist der Lachende Hans, ein unserem Eisvogel nahe verwandter Vogel, von dem Gould sagt, daß ihn jeder Reisende in Neusüdwales kennen lernen müsse, da seine außergewöhnliche Stimme die Aufmerksamkeit auf ihn lenke Dazu kommt, daß er den Menschen durchaus nicht scheute, im Gegenteil, wenn etwas sein Neugier reizt, herbeikommt, um es zu unter suchen. So erscheint er oft auf dem dürren Zweige des nächsten Baumes, unter dem sich Reisende gelagert haben, und beobachtet mit .r regsten Aufmerksamkeit das Anzünden der Feuers oder die Berettung des Mahles. Gleichwohl entdeckt man seine Anwesenheit selten früher, als bis er sein gurgelndes Gelächter aufschlägt, das jederzeit bei den Hörern den Ausruf veranlaßt:„Ah sieh da, unser alter Freund, der Lachende Hans.“ Eine Stunde vor Tagesanbruch, erzählt ein anderer Naturforscher, wird der Jäger aufgeweckt durch wilde Laute, die klingen, als ob eine Heerschar des bösen Geistes kreischend und lachend ihn umtobe. Es ist der Morgengesang des Lachenden Hans, der seinen gefiederten Genossen den Anbruch des Tages verkündet. Zur Mittagszeit hört man dasselbe wilde Gelächter, und wenn die Sonne im Westen niedergeht, tönt es wiederum durch den Wold. Von einem ebenfalls sehr neugierigen„lachenden". Tier, einem Sängetier allerdings, berichtet Dr. Friedrich Frhr. v. Huene. Es ist das Guanaco, ein naher Verwandter des Lamas, in Patagonien... Jede Guanacoherde— schreibt der Forscher — stellt nach mehreren Richtungen Posten aus. Die Herde hat aber auch einen Führer. Bevor der Posten einen Laut gibt, geht die Herde nicht weg und auch dann erst, wenn der führer sich in Bewegung setzt. Der Laut, mit em die Tiere sich äußern, ist wie ein helles röhliches Lachen, er klingt etwa zwischen dem Wiehern eines Füllens und dem hellen Lachen eines Mädchens. Wandert man in Patago nien über Flächen und Hügel, so wird man von allen Seiten her ausgelacht. Oft stimmt die ganze Herde das wiehernde Gelächter an, nachdem der Posten begainnen. Manchmal klingt es so fröhlich, daß man mitlachen muß, andere Male höhnisch, daß man sich richtig ärgern kann, so aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Jedenfalls ist es unterhaltend, wenn man dort allein wandert... Unbezwingbar scheint die Neugierde der Guanacos. Einmal stand eine Herde etwa 500 Meter seitlich von mir im Felde. Als sie mich bemerkt, gelacht, die Köpfe erhoben und etwas„gewerweißt“ hatten, kamen sie im Galopp auf mich zu bis auf etwa 50 Meter. Da standen sie alle in einer Reihe und steckten mir die Köpfe entgegen, dann umkreisten sie mich vollkommen teils im Schritt, teils im kurzen Galopp. Immer wieder ertönte das höhnische Gelächter. Nun fing ich plötzlich an zu pfeifen, da blieben sie stehen und guckten mich ganz verdutzt an... Es wirkte so überraschend komisch, daß ich laut lachen mußte, was die Tiere aber gar nicht störte, denn Lachen ist ja dort das übliche Verständigungsmittel. Auch Deutschland beherbergt ein„lachendes" Tier. Es ist der Grünspecht, dessen Ruf— ein helles, weittönendes„Glück"— wenn er oft und schnell hintereinander wieder. holt wird, einem fröhlichen Gelächter ähnelt Einer anderen deutschen Vogelart hat der Tierbenenner Linné den Beinamen einer „Lachenden“ verliehen, der Lachmöve, Larus ridibundus. Was den Altmeister der Systematik dazu bewogen hat, ist aber nicht klar, denn das heisere Geschrei der schwarzköpfigen Möve kann man beim besten Willen nicht ein Gelächter neunen. Tagesgeschehen im Bild Erns Beschumt Fules Berne In 19 Tagen mit normalen Verkehrsmitteln um die Erde Wie berichtet, ist es dem amerikanischen Journalisten Ekins soeben geglückt, eine Reise um die Welt in weniger als drei Wochen zu beenden. Der Urvater aller Globetrotter und Erdumsegler, der portugiesische Seefahrer Fernao de Magalhaes, würde seinen nun schon seit 415 Jahren in den Mägen philippinischer Eingeborenen begrabenen Leib vor lauter Erstaunen herumdrehen, wenn er von dem jüngsten Rekord des smarten Yankees Ekins vernähme. Drei Jahre zum ersten... Als Magalhaes, so nannte sich der erste kühne Weltreisende, als er spanische Dienste tat, im Jahre 1519 den Anker lichtete, um auf große Fahrt zu gehen, hatte er wohl kaum in seinen bösesten Träumen daran gedacht, daß er drei Jahre später zwar die Magalhaes=Straße zwischen Feuerland und dem südamerikanischen Kontinent und den Archipel der Marianen— die einstmals deutsch werden würden— in die noch sehr unvollkommenen Atlanten seiner Zeit eingetragen haben würde, daß ihm aber schließlich als erster weißer Herr auf den neu entdeckten Philippinen ein furchtbares Los, nämlich der Tod durch Ueberfall, beschieden sein würde. Andererseits aber ist sein Name untrennbar verknüpft mit der ersten Erdumsegelung, die er zwar nicht selbst mehr vollenden konnte, die jedoch von einem der Schiffe durchgeführt wurde, die unter seinem Oberbefehl ausgelaufen waren. Es ist vor vier Jahrhunderten ein überaus abenteuerliches— ja, ein aussichtsloses Unterfangen gewesen, mit vorgefaßtem Ziel auf eine Weltumsegelung auszugehen. Soeben war ja die Kugelgestalt der Erde überhaupt erst in das geographische Bewußtsein der Menschheit eingegangen. Jules Vernes kühnster Traum So blieb es sehr lange Zeit hindurch. Erst als die Schiffahrt mit immer neuen Errungenschaften der Technik ausgestattet wurde, als das Dampfroß sich seinen Weg über die Kontinente bahnte, wurde die endlose Spanne verkürzt; die Reise um die Erde dauerte im Jahre 1876 immerhin noch 117 Tage: ein Rekord, den der mutige Käptn Seymour aufstellte. Umso mehr bestaunte man daher im Jahre des Heils 1873, also 3 Jahre früher, den phantastischen neuen Roman Jules Vernes, der sich unterfing, seinen Helden Phileas Fogg— natürlich war es ein Angelsachse!— in sage und schreibe 80 Tagen die Erde„umrasen“ zu lassen; unter wilden Abenteuern versteht sich, mit allen Schikanen der damaligen Technik. Und der gute Phileas wäre doch noch einen Tag zu spät in seinen Travellerclub in London zurückgekehrt, wenn er sich nicht um die berühmten 24 Stunden zu seinem Schaden verrechnet hätte, die man erspart, wenn man in der„richtigen“ Richtung die 360 Längengrade des Globus passiert. „Graf Zeppelin" als Rekordinhaber Seit Jules Verne gibt es so etwas wie einen Weltrekord der Globetrotterei. Es kommt darauf an, in kürzester Zeit und unter Ausnutzung normaler Verkehrsverbindungen um die Erde zu fahren, fliegen, dampfen und zu segeln, wobei heutzutage natürlich der Fliegerei bei weitem der Vorzug gebührt. Bis zur Rekordfahrt des„Graf Zeppelin" im Jahre 1929, die— allerdings von großen Aufenthalten unterbrochen— 21 Tage 7 Stunden und 23 Minuten dauerte, war es jedoch ein weiter Weg. Zum ersten Male wurde im Jahre 1913„durch die Luft gereist": Mears gebrauchte zur Erd imkreisung 35 Tage 21 Stunden und 35 Minuten und bediente sich unterwegs u. a. eines Wasserflugzeuges. Jules Vernes phantastischer Traum währte insgesamt nur 16 Jahre, bis 1889: es war eine amerikanische Journalistin, Miß Nellie Bly, die ihn um genau 10 Prozent unterbot. Wiley Post schafft's in einer Woche Daß es unter voller Ausnutzung aller technischen Errungenschaften unserer Zeit möglich ist, in 8 Tagen über alle Länder und Meere hinweg die Welt zu umreisen, bewies Wiley Post, der einäugige Flugzeugpilot, der vor nicht allzu langer Zeit mit wahrer Todesverachtung sein Rennflugzeug in einer Woche und 18 Stunden 49,5 Minuten(die Dezimalstelle ist amerikanischen Ursprungs) über die lange Strecke brachte. Im Falle Ekins, der heute zur Debatte steht, handelte es sich aber nicht um den absoluten Weltrekord, wenn man so sagen will, sondern um eine Ausnutzung der normalen Verkehrslinien, als unter Benutzung der Rennformel Jules Vernes und damit um ein„Handicap= Rennen“ gewissermaßen. Die drei Journalisten — zwei Männer und eine Frau—, die für die Zeitung„World Telegramm“ von Newark aus starteten, hatten daher alle regulären Anschlüsse vorher sorgsam ausgetiftelt und waren darauf angewiesen, daß nun auch alles klappte. Glücklich am Ziel Vorbedingung zu diesem Flug, der am 30. September losging, war die Aufgabe, weniger als drei Wochen zu gebrauchen. Man begann das Abenteuer auf dem schnellsten Ozeanbezwinger, dem Luftschiff„Hindenburg", trennte sich dann in Europa und schlug verschiedene Routen ein, die Ekins einen so großen Vorsprung brachten, daß er in Manila(Philippinen)— dort, wo Magalhaes seinen Tod gefunden hatte— noch eben rechtzeitig eintraf, um das Flugboot„Hawaiian Clipper“ zu erreichen, daß ihn umgehend auf den amerikanischen Kontinent zurückbrachte. Seine beiden Kollegen aber hatten unter dem Umstand zu leiden, daß die schweren Taifune der letzten Tage dem nächsten Kursflugzeug Manila— Ps Jahre Feensprecher Am 26. Oktober jährt sich zum 75. Male der Tag, an dem der Erfinder und Phusiker Philivy Reis in Frankfurt am Main mit seinem Telephon vor die Oeffentlichkeit trat. Er führte seinen Apparat im Jahre 1861 vor. fand aber weder bei den Gelehrten noch bei den Industriellen Beachtung. Erst zwei Jahre nach seinem Tode begann dann mit der Verbesserung des Reisschen Fernsprechers durch Bell der Siegeslauf der Erfindung. Heute können wir uns das Leben ohne die Erfindung Philivy Reis' nicht vorstellen. Unsere Bilder zeigen(links) den Erfinder Reis und (unten) eine der ersten Apparaturen, mit denen Philivv Reis experimentierte.(Scherl—.) USA. nicht weniger als vier Tage Verspätung brachten. So trudelte also Ekins über zwei Tage früher, als er gewettet hatte, wieder in seiner Redaktion ein. Und selbst, daß er auf der Zwischenstrecke nach Manila ausnahmsweise kein Verkehrs= sondern ein holländisches Vermessungsflugzeug benutzt hatte, soll ihm angesichts der tatsächlich großartigen Leistung verziehen werden. Ein ködlicher Kuß ( Der ungarische Gendarmerieleutnant Higeth hatte vor zwei Monaten geheiratet. Die Pflicht rief ihn jedoch sehr bald wieder aus den Armen seiner jungen Frau. Er mußte sich auf eine Inspektionsreise begeben, von der er dann dieser Tage wieder nach Savar zurückkehrte. Seine junge Gattin erwartete ihn bereits vor dem Haus und schloß ihn zärtlich in ihre Arme, kaum daß er aus dem Wagen gestiegen war. In diesem Augenblick krachte ein Schuß, und die junge Frau brach mit einem lauten Aufschrei zusammen. Sie ist wenige Sekunden später in den Armen ihres Mannes gestorben. Das Unglück kam dadurch, daß der Gendarmerieoffizier eine nicht gesicherte Waffe in seiner Rocktasche trug, die bei der stürmischen Umarmung durch seine Gattin dann unversehens losgegangen ist. Die Kugel ist mitten ins Herz gegangen. Klima=Inhalation gegen Tuberkulose In Berlin wurde ein Heilklima=Institut gegen Tuberkulose eröffnet. Hier tut man einen Blick in eine Kabine dieses Instituts. Der Patient setzt sich vor das Inhalationsgerät, aus dem der Atemstoff in kleinsten dosierten Mengen in Form einer unsichtbaren Staubwolke austritt.(Pr.=Bild=Zentr..) Unten links: Von der Liszt=Woche in Bayreuth. Im Rahmen der Franz=Liszt=Gedenkwoche fand am Montag zur Eröffnung im erneuerten Markgräflichen Opernhaus zu Bayreuth ein Festakt statt. Unsere Bilder zeigen links: Die Aufführung von Szenen zu Musikstücken von Haydn und Mozart. Rechts: Ein Blick in die Ehrenloge während des Festaktes. Von links nach rechts: Innenminister Gauleiter Wagner, Reichsjustizminister Dr. Gürtner, österreichischer Gesandter Tauschitz, Ministerpräsident Siebert, ungarischer Gesandter Sztojay. Rechts: So wütete das Unwetter an der deutschen Nordseeküste. Bei Mittelnkirchen durchbrach das Hochwasser den Deich vor einem Haus. Eine auf der Straße vorbeigehende Frau wurde von den Fluten mitgerissen und ertrank, man fand sie erst in kilometerweiter Entfernung wieder auf. Gegen den Einbruch weiterer Wassermassen wurde die Bruchstelle mit Hilfe von Pfählen und Sandsäcken notdürftig gesichert. Rechts unten: Ordensverleihungen am ersten Jahrestag des ostafrikanischen Kriegsbeginns. Der Vizekönig Graziani verlieh in Addis=Abeba am ersten Jahrestag des Beginns des Ostafrikanischen Feldzuges verdienten Soldaten Auszeichnungen. (Scherl(3)—.) Freudige Genugtuung in kom Cianos Besuch in Deutschland Hauptthema der römischen Presse Der herzliche und begeisterte Empfang, der dem italienischen Außenminister Ciano in Deutschland zuteil wird, und das lebhafte Interesse für seine Berliner Besprechungen sind das Hauptthema der römischen Presse. Ihre Berliner Vertreter betonen nochmals die persönliche Sympathie, die Graf Ciano in Deutschland seit langem genieße, und sehen in der natürlichen Herzlichkeit seiner Aufnahme durch Behörden und Partei in der Reichshauptstadt das beste Vorzeichen eines glücklichen Ergebnisses der wichtigen Besprechungen der nächsten Tage. Mit lebhafter Genugtuung werden die Begrüßungsartikel verzeichnet, mit denen die deutsche Presse und das Dritte Reich dem berufenen Vertreter des Duce ihren Willkomm entbieten. Der als Außenpolitiker bekannte Direktor der Turiner„Stampa“, der als Sonderberichterstatter für eine Reihe italienischer Zeitungen in Berlin weilt, führt aus: In Berlin seien die Vertreter von zwei dynamischen Völkern zusammengekommen, bei denen das Schicksal Eurovas beschlossen liege. Eurova scheine einer Katastrophe immer näher zu kommen. In Berlin aber wolle man dafür arbeiten. daß das alte Eurova endlich wieder jenes Minimum an konstruktiver Zusammenarbeit erlange, ohne das die Katastrovhe sicher wäre. In Berlin werde also nicht konspiriert. Bei der Analogie der beiden nationalen Erhebungen in Italien und Deutschland und nach der Entwicklung des französisch=sowjetrussischen und vielleicht noch mehr des französisch=tschechoslowakischen Paktes sei es eine zwangsläufige Erscheinung. daß die beiden Staaten der nationalen Erhebung, die die bolschewistische Gefahr in ihren eigenen Grenzen niedergeschlagen haben, sich tief solidarisch in der Abwehr dieser Gefahr verbunden fühlen die sich an der Donau und am Rhein einstellen wolle, und die auf die Pyrenäen=Halbinsel zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik zur Offensive übergegangen sei. Allerdings wolle man vielfach von einer geschichtlichen Rivalität in Oesterreich und im Donauraum sprechen. Das sei ein Rechenfehler, den Mussolini mit dem stolzen Wort abtat. Italien werde nicht dauernd wie versteinert nach dem Brenner blicken. Berlin und Rom haben die Ueberzeugung gewonnen, daß es gefährlicher wäre, sich vom Spiel dritter Staaten treiben zu lassen, die mit ihren Spaltungsabsichten nur ihre eigene Vorherrschaft sichern wollen. Dieses methodische und verständige Werk sei das erfreuliche Ergebnis der in den letzten Monaten gemachten Anstrengungen. Die Vertreter des faschistischen Italien und des nationalsozialistischen Deutschland haben aus einer versönlichen, durch keine doktrinären Vorurteile getrübten Bekanntschaft alles zu gewinnen. Die Krönung werde die Begegnung des Grafen Ciano mit Adolf Hitler in Berchtesgaden sein. Dech Elano inmtten der Beenner Hiiler Jugeno Der Reichsjugendführer kündigt Vertiefung der deutsch-italienischen Jugendbeziehungen an dnb. Berlin, 21. Oktober 1936. Der große Kameradschaftsabend des Gebietes Berlin der HI., der am Mittwoch in dem von 20 000 Hitlerjungen, BDM. und Jungvolkangehörigen bis auf den letzten Platz besetzten Sportpalast stattfand, erhielt eine besondere Bedeutung durch die Teilnahme des italienischen Außenministers Grafen Ciano, der seinen Berliner Besuch dazu benutzte, um der engen Verbundenheit der Jugend beider Nationen erneut Ausdruck zu geben. Hatte schon vor dem Sportpalast eine nach Tausenden zählende Menge den italienischen Staatsmann, der wieder die Uniform eines Generals der Miliz trug, und den Reichsjugendführer herzlichst begrüßt, so scholl beiden beim Betreten des Saales ein wahrer Sturm der Begeisterung entgegen. Als weitere Ehrengäste erschienen der italienische Botschafter, Exz. Attolico, sowie Vertreter des Berliner Fascio und seiner Jugendgruppen, der Reichsleitung der RSOAP. und der Wehrmacht. „Der Saal war mit Fahnen und Blattgrün schlicht ausgeschmückt worden. Die an der Stirnseite angebrachte Bannfahne flankierten die und die italienische Flagge. Auf einem Spruchband längs des Ranges las man den Ausspruch des Duce:„Die Jugend kennt nur eine Lösung: Nichts ist unmöglich!“ Nach dem Fahneneinmarsch und der Begrüßungsansprache des Obergebietsführers Axmann betrat Graf Ciano das Rednerpult. In einer kurzen Ansprache, die vom Führer des Berliner Faseig della Morte übersetzt wurde, sagte der Minister dem Reichsjugendführer seinen Dank für die Einladung zu dieser Kundgebung, mit der man ihm eine besondere Freude bereitet habe. Er grüßte dann die Kameraden der deutschen Jugend, denen er seine Bewunderung für ihre stoize Haltung aussprach. Diese eindrucksvolle Versammlung rufe ihm ähnliche Veranstaltungen der faschistischen Jugend zu Ehren Mussolinis ins Gedächtnis. Nur wenn die Jugend bereit sei, dem Leben mit dem Verantwortungsbewußtsein des Staatsbürgers und dem Herzen des Soldaten die Stirn zu bieten, könnten die Nationen auf eine machtvolle Zukunft rechnen. Für Deutschland sei eine solche Zukunft in der Hitlerjugend durch Adolf Hitler gesichert. Der italienische Königsmarsch und die Giovinezza leiteten über zu einer Rede des Reichsjugendführers Baldur von Schirach.„Es ist für mich und für uns alle eine große Freude, Taheeiandische Rufgade der Rieche Der neuernannte Bischof von Passau leistet den Treueid Volksverräter unschädlich gemacht Stuttgart, 21. Okt. Die Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Stuttgart, teilt mit: Der Bäckermeister und Wirt Ludwig Schopp aus Ravensburg hatte während der Uebertragung der Rede des Führers vom Reichsparteitag den Lautsprecher abgeschaltet und dadurch den Gästen seines Wirtschaftsbetriebes die Teilnahme an der Uebertragung unmöglich gemacht. Er hatte gleichzeitig gehässige Aeußerungen über den Führer gemacht. Das Ergebnis einer weiter gegen ihn geführten Untersuchung bestätigte den seit längerem bestehenden Verdacht, daß er unangemeldete Vermögenswerte im Aus lande besitze. Schopp wurde wegen seines hetzerischen Treibens von der Geheimen Staatspolizei in Schutzhaft genommen. Ferner haben die zuständigen Stellen wegen erwiesener Unzuverlässigkeit im Sinne des§ 2 des Gaststättengesetzes die Schließung seines Wirtschaftsbetriebes verfügt. Schopp sieht der Bestrafung durch das Sondergericht wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz entgegen. Außerdem ist ein Strafverfahren wegen Vergehens gegen das Volksverrats. gesetz gegen ihn eingeleitet. München, 21. Okt. Am Mittwochmittag leistete der neuernannte Bischof von Passau, Dr, Simon Landersdorfer, dem Reichsstatthalter in Bayern, General Ritter von Epp, den Treueid. In einer bemerkenswerten Ansprache stellte er fest, sich bewußt zu sein, daß er als katholischer Bischof der Ostmark nicht nur eine kirchlich=religiöse, sondern auch eine bedeutsame vaterländische Aufgabe übernehme, die durch die politische Lage eindeutig festgelegt sei. Heute sei der Bolschewismus der Feind eines geordneten, auf der Grundlage der im Christentum wurzelnden abendländischen Kultur ruhenden Staatswesens, zugleich auch der größte Feind des Christentums. Diese Gefahr, die beider Existenz in gleicher Weise bedrohe, müßte genügen, sich zur Abwehr des gemeinsamen Feindes zusammenzuschließen. Es sei eine Hauptaufgabe der Kirche, an dem großen Werk mitzuarbeiten, das deutsche Volk wieder herauszuführen aus der moralischen Verelendung, in die es der Ausgang des Weltkrieges gestürzt habe, und ihm das unerschütterliche Fundament des sittlichen und moralischen Lebens, wie der Führer das Christentum so trefflich genannt habe, zu erhalten. Reichsstatthalter General Ritter von Epp erklärte anschließend, er habe der Ansprache des Bischofs mit Befriedigung entnommen, daß der Bischof die Einreihung der Kirche in die gemeinsame Kampffront gegen den Staat und Kirche gleich bedrohenden Feind auch als vaterländische Pflicht bezeichnet habe. Er habe weiter mit Genugtuung der Rede entnommen, daß das Verhältnis der Kirche zum nationalsozialistischen Deutschland nicht als eine aus der Stunde der Gefahr geborene Notgemeinschaft betrachtet werde, sondern daß es eine Hauptaufgabe der Kirche sei, mitzuarbeiten an dem Werk, Deutschland einer glücklichen Zukunft zuzuführen. Damit sei allen denen eine Antwort gegeben, die glauben machen wollten, daß Nationalsozialismus und Kirche unvereinbare Gegensätze seien. Dann bat der Reichsstatthalter den Bischof, den vom Konkordat vorgeschriebenen Treueid abzulegen. England daui neue Kastungssadriken Erweiterung des Verteidigungssystems— Schnelle Kampfflugzeuge im Bau Jedem das Seine Kommunistischer Präsidentschaftskandidat mit faulen Eiern beworfen Newyork, 21. Okt. Der kommunistische Präsidentschaftskandidat Browder wollte in Terre Haute(Indiana) eine Radiowahlrede halten. Als er vor dem Sendehaus eintraf, wurde er von einer erregten Volksmenge mit einem Hagel fauler Eier empfangen und mußte schleunigst in sein Hotel zurückkehren. Drei Personen wurden im Handgemenge verletzt. Bereits vor drei Wochen hatte Browder versucht, in Terre Haute zu reden. Er war damals von den Stadtbehörden verhaftet worden. Jetzt hatte er es verstanden, die Behörden zu zwingen, ihn noch einmal in die Stadt hineinzulassen. Er mußte aber die Erfahrung machen, daß die Bevölkerung im Mittelwesten von kommunistischen Lehren nichts wissen will. London, 21. Okt. Die Beschleunigung und Erweiterung des englischen Aufrüstungsprogramms wird von der englischen Regierung Hand in Hand mit einer teilweise industriellen Mobilmachung energisch vorwärts getrieben. Das neueste Glied in der Kette der Aufrüstungsmaßnahmen ist die Schaffung einer „Schatten=Industrie“ für den Bau von Flugzeugen und Flugzeugmotoren. Wie das englische Luftfahrtministerium mitteilte, sind sechs englische Großfirmen mit der Errichtung von acht Fabriken beauftragt worden, die ausschließlich Rüstungszwecken dienen sollen. Es handelt sich um fünf bekannte Autofirmen und um die Bristol=Flugzeuggesellschaft. Der Bau der Fabriken wird von der Regierung finanziert. Nach ihrer Fertigstellung werden sie mit der Erzeugung beginnen und den für einen Kriegsfall notwendigen Angestelltenstab ausbilden. Sobald die unmittelbaren Erfordernisse der englischen Luftstreitkraft erfüllt sind, werden die Werke wieder geschlossen. Sie werden jedoch in ständiger Bereitschaft gehalten werden, um bei dem Ausbruch eines Krieges sofort in Tätigkeit treten zu können. Die von Lord Nuffield kontrollierte Wolseley=Autofirma hat es, wie bereits gemeldet, abgelehnt, an diesen Maßnahmen teilzunehmen. Die Tatsache, daß die Regierung zurzeit eine Reorganisation ihrer Verteidigungspläne vorbereitet, wird auch von dem politischen Korrespondenten der daily Mail“ bestätigt. Nach der WiederversammParlaments werde die Regierung voraussichtlich ein größeres und umfassenderes Luftaufrüstungsprogramm ankündigen. Auch die Ernennung eines Munitionsministers und die Erweiterung der Vollmachten des Ministers für die Koordination der Verteidigung. Sir Thomas Inskiv, würden erwogen. Der Luftkorrespondent des„Daily Telegraph“ meldet, daß die englische Luftflotte zurzeit mit Maschinen ausgestattet werde, die durchschnittlich um 160 Stundenkilometer schneller flögen als die bisherigen Typen. Die neuen im Bau befindlichen Kampfflugzeuge erreichten eine Stundengeschwindigkeit von 500 Kilometer. Aegerhinrichtung uis Volkssest Menschenunwürdige Vorfälle im nordamerikanischen Staate Kentucky Kämpfe in West-Abessinien Rom, 21. Okt. Die römischen Zeitungen bringen ausführliche Schilderungen aus Addis Abeba über den erfolgreichen Vorstoß der italienischen Truppen unter Führung des Generals Geloso nach dem westlichen Abessinien. In erbitterten, sechstägigen Kämpfen, die zuletzt mit blanker Waffe geführt worden seien, habe das GiabassereGebirge besetzt werden können. Der Führer der abessinischen Rebellen, Deschak Alai, sei gefallen. Die italienische Infanterie und Artillerie sei wirksam von italienischen Bombern unterstützt worden, die den Truppen des Deschak Alai große Verluste zugeführt hätten. Die Abessinier hätten einige hundert Tote auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Mehrere Kanonen und Maschinengewehre seien erbeutet worden. Newyork, 21. Okt. Die Hinrichtung des 22jährigen Negers Rainety Bethea in Ovensboro (Kentucky), der wegen Vergewaltigung einer 70 Jahre alten Frau zum Tode verurteilt worden war, gestaltete sich nach einem Bericht der Associated Preß zu einem wahren Volksfest. Von nah und fern, zu Fuß und in Kraftwagen, auf alten Pferdewagen und zu Hunderten auf Güterzügen waren mehr als 10000 Menschen nach Ovensboro gekommen, um Zeugen der Hinrichtung zu werden. Wenigstens die Hälfte der Schaulustigen waren Frauen, Mädchen und kleine Kinder— erstere in vielen Fällen mit ihren Jüngsten auf den Armen. Ungeduldig verlangten sie schon lange vor der Hinrichtung nach dem Reger, der um.20 Uhr morgens, mit Handschellen gefesselt, nach der Richtstätte geführt wurde, wo er kniend sein letztes Gebet sprach, worauf ihm der Strang um den Hals gelegt wurde. Um.28 Uhr drückte der frühere Polizist Arthur Hash auf den Knopf, worauf sich das Fallbrett unter den Füßen des Verurteilten senkte und der Neger in die Tiefe stürzte. Frau Florence Thompson die das Amt des Sheriffs in dem County innehat, hatte zwar die Vorarbeiten für die Hinrichtung geleitet, sich aber nicht dazu verstehen können, den Neger selbst in den Tod zu senden. Das Herz des Hingerichteten setzte erst 16½ Minuten nach seinem Fall in die Tiefe aus, aber noch ehe er von den Aerzten, um.44 Uhr früh, für tot erklärt worden war, riß ihm die Menge die Henkersmaske vom Gesicht, um sich Fetzen von ihr als„Erinnerung“ mit nach Hause zu nehmen. 200 Aufständische ausgepeitscht London, 21. Okt. Obwohl man am Dienstag in London bereits meldete, daß die Aufstände in Bombay zu Ende seien, hat am Mittwoch doch noch Militär und Polizei eingesetzt werden müssen, um in den aufständischen Vierteln aufzuräumen. Alle polizeilichen Vorbeugungsmaßnahmen haben nicht verhüten können, daß auch am Mittwoch noch u. a. drei Fälle versuchter Brandstiftung festgestellt wurden. Man hat die Polizei mit Gewehren ausgerüstet, um die Gebiete, in denen der Bandenkrieg noch nicht zur Ruhe gekommen ist, vollkommen abzuriegeln. Bei der Säuberung sind Waffen aller Art gefunden worden. 200 Aufständische sind jetzt bereits zu Prügelstrafe verurteilt worden. Sie, Graf Ciano, hier mitten in der Jugend der Reichshauptstadt begrüßen zu dürfen. Wir begrüßen in Ihnen nicht nur den Staatsmann und einen der vertrautesten Mitarbeiter Mussolinis, nicht nur eine der hervorragendsten Persönlichkeiten in der europäischen Politik, sondern vor allem auch den Vertreter eines Landes, das genau so wie wir neue Methoden der Jugenderziehung begründet hat und zum Segen der jungen Generation Tag für Tag verwirklicht. Die Welt mag diesen Erziehungsmethoden mit einer gewissen Kritik begegnen— eines steht fest: Deutschland und Italien haben durch ihr System der Jugenderziehung die junge Generation ihrer Länder stolzer, freier und glücklicher gemacht.“ Der Reichsjugendführer erinnerte dann an die erste Begegnung der beiden Jugendorganisationen im Jahre 1933 und an den kürzlichen Besuch der HI.=Abordnung in Italien, der Gelegenheit gegeben habe, eine wesensverwandte Organisation und eine Gemeinschaft der Jugend kennen zu lernen, die wie die deutsche vom Bewußtsein einer höheren Sendung erfüllt werde, und die mit tiefer Hingabe an die ewigen Ziele ihres Volkstumes erfüllt sei. So wie diese Begegnungen sollten auch in künftigen Jahren viele Fahrten deutscher und italienischer Jugendführer stattfinden, damit sich die Freundschaft zwischen der HitlerJugend und der Ballila weiter festige. „Es freut mich, der deutschen Oeffentlichkeit in diesem Zusammenhang zum ersten Mal Mitteilung machen zu dürfen von einem Plan, den ich in Italien mit dem Führer der faschistischen Jugend besprochen habe und der die Zustimmung beider Staatschefs gefunden hat: Es wird sowohl in Rom wie in Berlin ein Institut für deutsch=italienische Jugendführung errichtet, das die Jugendführer des anderen Landes aufnehmen wird, um sie mit den kulturellen wirtschaftlichen und politischen Ver-, hältnissen und Errungenschaften näher bekannt zu machen. Es soll damit aber keineswegs eine gegenseitige Kopie der Jugendorganisation bezweckt werden. In einer Zeit, in der in vielen Ländern das Chaos des Bolschewismus ausgebrochen ist, ist es notwendig, zu erkennen, daß Deutschland und Italien Zellen der Ordnung sind, an denen ganz Europa gesunden muß. Es ist die euch vom Schicksal auferlegte Aufgabe, meine Kameradinnen und Kameraden, dafür zu sorgen, daß die Zelle der Ordnung, die Deutschland heißt, immer stärker wird, und daß ein Damm in Deutschland errichtet wird, an dem sich die Wellen des Bolschewismus brechen sollen. Wenn der Bolschewismus meint, Deutschland und Italien hätten nur in der Gegenwart ihre starke Stunde und es könnte vielleicht später einmal der Augenblick kommen, da diese Länder, schwach geworden, die Möglichkeit zum Angriff böten, so wird die Jugend dafür sorgen, daß nicht nur die Gegenwart gegen den Bolschewismus kämpft, sondern daß auch in kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder eine Generation da ist, die ihr Land gegen die bolschewistische Gefahr verteidigt. Wir bitten Sie, Graf Ciano, dem Führer der italienischen, Jugend und Seiner Exz. dem Haupt der faschistischen Regierung mitzuteilen, daß hier in Deutschland eine Jugend aufwächst, deren Herzen in heißer Freundschaft zur italienischen Jugend schlagen. Die Jugend Deutschlands wird in der historischen Auseinandersetzung mit der bolschewistischen Welt fest ihre Pflicht erfüllen!“ Die Jugend bekräftigte ihr Bekenntnis zu dieser Pflicht mit dem vom Reichsjugendführer ausgebrachten Sieg=Heil auf den Führer. Die deutschen Nationalhymnen beschlossen die Feierstunde. Nach der Kundgebung gab die Menge, die trotz des Regens vor dem Sportpalast ausgeharrt hatte, ihrer Sympathie für den italienischen Außenminister erneut lebhaften Ausdruck. Politischer Stellungswechsel der Kleinen Entente? Englische Vermutungen London, 21. Okt. Die Tatsache eines geheim. nisvollen Besuches des rumänischen Ministerpräsidenten Tatareseu in Belgrad, wo Tatarescu sich für eine größere Zurückhaltung der Sowjetunion gegenüber eingesetzt haben soll, gibt Reuter Anlaß zu der Vermutung, daß nach Belgien nunmehr auch die Kleine Entente aus dem Bündnissystem Frankreichs auszubrechen drohe. Auch in diesem Falle sei es die Jurcht vor der Sowjetunion, die diesen politischen Stellungswechsel bewirkt habe. Eine Reutermeldung aus Bukarest betont dazu, daß die strategische Eisenbahnlinie, die man zur Verbesserung der militärischen Zusammenarbeit der drei Mächte der Kleinen Entente zu bauen beabsichtige, nicht mehr, wie früher geplant, an das sowjetrussische Eisenbahnnetz angeschlossen werden solle. Reuter bezeichnet die Entwicklung, die sich im Osten anzubahnen scheine, als für die internationale Politik ebenso wichtig wie die jüngste Erklärung des Königs der Belgier. 50 000 Rm. auf Nummer 170 730 Berlin, 21. Okt In der Vormittagsziehung der Preußisch=Süddeutschen Klassenlotterie fiel am Mittwoch ein Gewinn zu 50000 RM auf das Los Nr. 170730. Das Los wird in der ersten Abteilung in Achteln in Niederschlesien, in der zweiten Abteilung in Achteln in Berlin gespielt. 7X Prozent=dratsches Benzin! Ein Vortrag über die Eigenversorgung Deutschlands mit Treibstoffen Die Forderung des Führers auf dem Nürnberge Parteitag nach der Eigenversorgung Deutschlands mit Treibstofsen für Motoren und Kraftfahrzeuge behandelte in einem Vortrag vor der Automobil= und Flugtechnischen Gesellschaft Divl.=Ing. Bock unter Zugrundelegung eines interessanten Zahlenmaterials. Der Ehrgeiz der Treibstoffindustrie müsse es sein, so bemerkte der Vortragende einleitend, die Forderung des Führers so bald als möglich zu verwirklichen. Es handele sich ganz einfach um das Problem, Deutschland von der Einfuhr fremder Treibstoffe fre: zu machen. eine Aufgabe, an der rastlos gearbeitet wird, wie die einschlägigen Statistiken beweisen. Die Eigenversorgung erstrecke sich nicht nur auf die Herstellung der bekannten Leichttreibstoffe. wie sie der Kraftfahrer unter dem Namen Benzin kenne, sondern auch auf die Verwendung anderer, zum Betrieb von Verbrennungsmotoren geeigneter Stoffe Was das Benzin betreffe, so hatten wir im vergangenen Jahre einen Verbrauch von rund 2 Millionen Tonnen. Davon wurden durch heimische Erzeugung bereits 945000 Tonnen oder 47 Prozent auf den Markt gebracht. Inzwischen sind nun aber neue Anlagen zur Gewinnung von Leichttreibstoffen teils im Bau, teils schon fertig, so daß die Aussicht besteht, im Jahre 1937 74 Prozent selbst zu erzeugen. Dabei rechnet man mit einem— gesteigerten— Verbrauch von .4 Millionen Tonnen, das heißt, es werden etwa 1770 000 To. im Lande hergestellt werden. Diese Zahlenangaben zeigen den Wert deutscher Forscher= und Industriearbeit, der es gelingen wird. den Devisenbedarf für die Einfuhr ausländischer Treibstoffe auf ein Minimum herabzusetzen. Doch handelt es sich hier immer nur um die flüssigen Treibstoffe, die seit einigen Jahren einen ernsthaften Konkurrenten in den Treibgasen erhalten haben.„Wir fahren mit Gas“ so liest man jetzt schon recht oft an Lastwagen in den Großstadtstraßen. Diese Wagen zeigen den privaten Fuhrunternehmern, daß das Fahren mit Gas durchaus keine phantasievolle Zukunftsforderung der Techniker ist, sondern daß sehr wohl für einen großen Tei! des Lastwagenbetriebes die Umstellung auf Gasverbrauch an Stelle des eingeführten Benzins möglich ist. Die Wagen, die so werben, sind allerdings in der Hauptsache auf Leuchtgasbetrieb umgestellt: andere gasförmige Treibstoffe haben wir im Butan und Provan, zwei Gasarten. die bei der Verarbeitung von Erdöl und bei der Herstellung deutscher Leichttreibstoffe aus Kohle anfallen. Der Vortragende erwähnte selbstverständlich auch den Anteil der gasförmigen Treibstofse am Gesamtverbrauch. An der zu erwartenden Steigerung auf 74 Prozent werden sie mit etwa 6 Prozent beteiligt sein und 145000 Tonnen flüssiger Treibstoffe ersetzen. Von den Treibgaserzeugern sind während der letzten Zeit Tausende von Fahrzeugen auf den Verbrauch von Treibgasen umgestellt worden. wodurch in der Praxis zur Genüge der Beweis erbracht wurde, daß heimische gasförmige Treibstoffe ohne viel Umbauten an Wagen und Motoren gefahren werden können. Was übrigens diese Umstellung benzingetriebener Wagen anlangt, so haben es sich mehrere Firmen angelegen sein lassen. Geräte zu bauen, deren Anbringung am Motor nur kurze Zeit erfordert. Die Kosten belaufen sich, wie während des Vortrages erwähnt wurde, auf 410 bis höchstens 550 Mark für den Wagen. Die Anlagekosten rentieren sich jedoch allein schon durch die Ermäßigung der Wagensteuer (50 bis 75 Prozent je nach der Größe des Wagens) in zwei bis drei Jahren, und die Verbilligung des Betriebes durch den Ersatz des Benzins durch Treibgase macht 10 bis 15 Prozent aus. Zu der nationalen Aufgabe des Kraftwagenhalters tritt eine Senkung des Treibstofsetats, die lausend ist. Erwähnt muß allerdings werden, daß die Mitführung von mindestens 2 Stahlflaschen am Wagen die gesamte Einrichtung auf ein zusätzliches Gewicht von etwa 200 Kilogramm bringt, daß also vorerst hauptsächlich Lastwagen von über zwei Tonnen Tragfähigkeit für den Betrieb mit gasförmigen Treibstoffen in Betracht kommen. Im Betriebe bringen diese Treibstoffe jedoch viele Vorteile. Weil dem Motor stets nur gasförmiger Brennstoff zugeführt wird, springt er immer gut an, selbst bei völlig ausgekühltem Motor. Aus dem gleichen Grunde ergibt sich ein gutes Beschleunigungsvermögen. Die Verbrennung bringt keinerlei Rückstände, eine Verdünnung des Schmieröles tritt nicht ein. Die Verschmutzung durch Verbrennungsrückstände ist gleich Null. und der gasförmige Treibstoff ist auch äußerst klopffest. Das alles macht ihn gerade für den Lastwagen= betrieb geeignet, wo die Pflege des Motors und des Wagens doch nicht immer mit der beim Personenwagen bekannten Sorgfalt geschehen kann. Schließlich gab der Vortragende, dessen Zahlen material als absolut einwandfrei angesehen werden kann. noch der Hoffnung Ausdruck, daß im kommenden Jahre die an der vollkommenen Eigenversorgung fehlenden 26 Prozent durch die Anwendung anderer Betriebsarten aufgebracht werden mögen. Es sind dies in erster Linie das Generatorgas(Gas. aus Holzabfällen. Holzkohle. Koks und Braunkohle auf dem Wagen selbst erzeugt), ferner Leuchtgas in vermehrter Anwendung und schließlich auch der akkumulatoren=elektrische Betrieb von Stadtfahrzeugen. Feirschristenschau Die besten Ernteaussichten haben auch in diesem Herbst die Fliegenden Blätter! Wer Frohsinn sät. wird Fröhlichkeit ernten. Die Fliegenden aber bringen das ganze Jahr jede Woche ein reich illustriertes Heft mit so viel neuen guten Witzen. Aneldoten und lustigen Geschichten, daß in jedem Leser der Keim zu guter Laune gelegt wird. der wohl aufgeht und die Früchte echter Heiterkeit trägt, je öfter und intensiver man dieses altbewährte deutsche Familienwitzblatt liest. Künstlerische Illustrationen und Bilder, treffsichere Karikaturen und flotte Skizzen verschönern in ausgezeichneten Revroduktionen jede Seite. Aktuelle Glossen in Reim und Prosa begleiten mit ihren satirischen Pointen das Weltgeschehen. Rätsel aller Art laden ein zum Grübeln und Nachdenken. Und endlich sind es die immer neuen Preisaufgaben. die durch die Eigenart ihres Aufbaues die Leser und Löser anregen. einem lustigen Anfang selbst einen möglichst überraschenden lustigen Schluß anzufügen. Schöne Geld= und Büchervreise belohnen die besten Einfälle. Jeder lieft den Reichsschulungsbrief! Das Oktoberheft des Reichsschulungsbriefes der NSDAP. und der DAF. bringt aus der Feder des Generalleutnants a. D. von Metzsch eine Abhandlung über den großen Militärschriftsteller Carl von Clausewitz und seine Bedeutung für unsere Zeit. Der heute vielgenannte Clausewitz kommt hier mit den Grundthesen seines viel zu wenig bekannten Hauptwerkes„Vom Kriege" zu Worte. Als wertvolle Ergänzung zum Septemberheft der Schulungsbriefes, der den Aufbau und die Organisation der Partei. ihrer Gliederungen und der von ihr betreuten Verbände darlegte. unterrichtet das Oktoberheft über die Ehrengerichtsbarkeit in der nationalsozialistischen Bewegung. im besonderen Graf v. d. Goltz(Berlin) in dem Artikel„Ehre und Gemeinschaft". Einen besonderen Hinweis verdient die groß angelegte Darstellung der Reformationszeit unter dem Titel„Der weltgeschichtliche Wendepunkt des Mittelalters“. Wenige dürften wie der bekannte Philosoph Dr. A. Baeumler berusen sein, eine der neuen Geschichtswertung entsprechende Darstellung dieser für die Geschichte unseres Volkes bedeutsame Zeit zu versuchen. Die in Kupfertiejdruck wiedergegebenen Bilder zu diesen Ausführungen verdienen aller Interesse. Die Titelseite der ersten Ausgabe der Lutherbibel, eine Seite aus Luthers Bibelübersetzung. eine zeitgenössische Darstellung eines Ablaßhändlers. Bildnisse der Reformatoren: des Gegenspielers Karl.. und anderes mehr. In der Sparte„Aus der Geschichte der Bewegung" berichtet diesmal über die nationalsozialistische Bedeutung der Freikorps von 1918—1923 Herbert W. Zastrows wichtige Erstveröffentlichung benutzten militärischen Akten der Abteilung Nachkriegsformation im Reichsarchiv. Selbst diese nüchterne Zusammenstellung ist ein hohes Lied ungebrochenen deutschen Mannestums. Gehalt und Form des Schulung###est der NSDAP. und DAF. für Oktober zeigt wieder eindeutig. daß er der Formung des künftigen volitischen deutschen Menschen in vorderster Linie dient und somit in jedes deutsche Haus gehört. „umot Sowas! „Denken Sie, unser Freund Müller ist an Größenwahn erkrankt. „Dacht ich mir wohl, neulich traf ich ihn, wie er seine Taschenuhr mit der Kirchturmuhr verglich.“ Zahlungsfrist „Na. hören Sie mal. Ihre Rechnung steht jetzt bald ein Jahr offen. Sie müssen endlich mal ans Zahlen denken!" „Aber erlauben Sie mal. Als Sie mir damals die Ware verkauften, sagten Sie doch zu mir:„Zahlen können Sie, wie Sies gewohnt sind!“. SoSHTURS eingetroffen zu den bekannt billigen Preisen ORO MOSS Castrop-Rauxel 1, Widumerstrade 1 K WN WN MNNN W 1 K leiden, Hautausschlag. 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Denn dort sieht er zu seinem Schreck: Der Marktplatz ist leer! Und warum? Der Viehmarkt ist abgesagt! Wegen Maul= und Klauenseuche! Die Zeitung hatte es natürlich veröffentlicht, aber der Lampelbauer las leider keine. Es zeigt sich eben immer wieder: Ohne Zeitung lebt man auf dem Mond!