der deutschsprachigen Presse.V. A(ohne „ochenschau“) in Münster gwetmal Aäglich broi is haus gebracht 2 Mk. 10 Pfg.— auswärts von der Poßt abgeholt 2 Mk. 10 Pfo., durch den Driefträger gebracht überall, wo nurr einrnaal in Tage Briefbestellung stattfindet, 2 Mk. 52 Pfe. i Orten mit zwei= und mehrmaliger Bestellung 2 2. 28 Pfg.— Ausgabe 8(mit„Wochen. schau“) vierteljährlich 60 Pig. mehr. Fernspr.: Redaktion u. Verlag Nr. 2448, 2440 u. 2620. (Michaekisplotz 9) Nr. 78. „„ E Swei Ausgaber ügich. und Münsterische Volkszeitung. 45294 Abomenten. ub beeit, 3 Zmm hoch,. 25 Pf,; bei Anzeigen aus dem Sünster 20 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pf. Ge#lengesellschaften 2r., Vereins und Behörden 25.: Schlemen: Der Raum für die Reklamespalte, breit, 2,Imm hoch, 1 bk.— Für Erfüllung von Plapverscheiften wird keine Gewöhr, sowie für Drucsehler leine Heftung übernommen. Otwaiger Rebatt gilt els Rassenrebett u. kann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 4 Woche nach Erhalt der Rochnung efelgt.— Gebühr für Beilagen nach Cewich Der Ausgleich in Österreich=Ungarn. Wien, 25. Jan. Der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn mit zwanzigjähriger Gültigkeit ist heute zum Abschluß gekommen. In den letzten Wiener Beratungen des Grafen Tisza mit Graf Clam=Martinetz und den in Betracht kommenden Mitgliedern der österreichischen Regierung ist es gelungen, die in der Ausgleichsfrage noch bestehenden Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen. In den nächsten Tagen treten die Mitglieder der beiderseitigen Regierungen zusammen, um die Abmachungen mit ihrer Unterschrift zu verseben. Ob die Vereinbarungen in der jetzt beschlossenen Form auch wirklich ins Leben treten werden, steht noch nicht fest, denn im gegenwärtigen Augenblick hat der Ausgleich mit Ungarn hauptsächlich den Zweck, die Grundlage für die wirtschaftlichen Verhandlungen mit dem Deutschen Reich zu bilden, die sich unmittelbar an die Beendigung der Verhandlungen mit Ungarn anschließen werden. Von dem Verlauf dieser Verhandlungen wird es abhängen, ob die Vereinbarungen mit Ungarn in unveränderter Form aufrechterhalten oder ob sie entsprechend den Abmachungen mit Deutschland und den anderen Verbündeten in einzelnen Punkten eine Abänderung erfahren werden.(2) Was seit langen Jahren ein wichtiger und schwieriger Gegenstand der österreich-ungarischen Politik war, was dem Grafen Stürgkh nicht gelungen ist, was Ernst v. Körber zu Fall brachte, was Herrn v. Spitzmüller auf dem Wege zur Präsidentschaft zurückhielt, das ist nunmehr dem Grafen ClamMartinetz gelungen: Das Einvernehmen mit der ungarischen Regierung über den Ausgleich zustande zu bringen. Die langwierigen Arbeiten in dieser Richtung und die Mißerfolge seiner Vorgänger lassen schon erkennen, welche Bedeutung und Tragweite diesem Erfolge beizumessen ist. Auch für uns ist dieser Abschluß von Wichtigkeit. Er ist die Vorbedingung für die geplanten wirtschaftlichen Verhandlungen zwischen Österreich=Ungarn und Deutschland. Mit ihm sind erst die mitteleuropäischen Pläne zu verwirklichen, erst muß dee Donaumonarchie wirtschaftlich, finanziell und zollpolitisch als ein in sich einheitlicher Kontrahent darste hen und die Voraussetzung dafür ist eben der Ausgleich zwischen den beiden Reichsteilen, nicht als Provisorium, sondern als ein für einen langen Zeitraum festen wirtschaftlichen Zusammenhalt verbürgendes Abbmmen..T Die gemeinsame„Heeresreserde“. Der See= und Handelskrieg. London, 25. Jan.(WTB.] Lloyds meldet, daß der englische Fischdampfer„Luey" versenkt wurde. Die englischen Fischdampfer„Cladys“ und„Star of the Sea“ sind wahrscheinlich versenkt worden. Von der neuen„Möve“. Rotterdam, 25. Jan. BB.) Die neue„Möve“ soll, einer Meldung aus Rio de Janeiro zufolge„Vineta“ heißen. Der Kapitän des versenkten englischen Dampfers„Radnoshire“ erklärt mit Bestimmtheit, daß das deutsche Kaverschiff von einem zweiten Dampfer begleitet werde, der wahrscheinlich von der„Vineta“ aufgebracht worden ist. Der Kapitän der gleichfalls versenkten„Netardy Hall“ gab an, daß er ununterbrochen SOS. signalisiert habe, sobald er das deutsche Schiff gesichtet habe, bis ein Schuß über den Bug seines Schiffes ihn zwang, die drahtlosen Hilferufe einzustellen. Ferner?gte er aus, daß an Bord des deutschen Hilfskreuzers außer Geschützen noch Maschinengewehre auf Deck aufgestellt gewesen seien. Englands Augst vor Aushungerung. Rotterdam, 25. Jan.(BB.) Der Marinemitarbeiter der„Daily News“. veröffentlicht einen Artikel in seinem Blatt über die.=Bootsbedrohung. Admiral Jellicoes Warnung vor einigen Wochen sei zu wenig beachtet worden. In den letzten 90 Tagen wurden 470 Schiffe versenkt, darunter 187 englische. Der Mitarbeiter will die Admiralität nicht kritisieren, weil er die Schwierigkeiten einer Bekämpfung der neuen .=Boote mit ihrem großen Aktionsradius zugibt. Aber er ruft dem Publikum zu, mitzuhelfen, indem es nicht so viel importierte Luxusartikel brauchen solle, so daß dadurch Handelsschiffe frei würden. Das Blatt bringt auch einen Artikel über diese Angelegenheiten und sagt: Während Deutschland versenkt, bauen wir gerade in diesem Augenblick, der eine Höchstleistung erfordern würde, nicht genug, um die gewaltigen Verluste auszugleichen.„Wir bauen sogar weit weniger als in normalen Zeiten, und zwar aus dem gleichen Grunde, aus dem wir weniger Lebensmittel erzielen: nämlich, weil die Armee dem Lande die Männer entzieht die Schiffe bauen und die Acker bestellen sollten. Mehrere hunderttausend Tonnen Schiffe erwarten ihre Vollendung. Mar=schätzt, daß bis Juni 700000 Tonnen vom Stapel gelassen werden könnten, und wenn wir uns gegen die Angriffe von Deutschland verteidigen wollen, müssen wir diese 700000 Tonnen um jeden Preis fertigstellen. Das kann nur geschehen, wenn wir jeden peschulten Arbeiter aus der Armee und sonst woher für diese vitalen Aufgaben verwenden. Das Volk und die Armee müssen ernährt werden. Deutschland strengt sich an, unsere Zufuhr abzuschneiden. Es ist seine einzige Aussicht auf Sieg. Wir müssen die Aushungerungsabsichten absolut verhindern, nicht nur auf den Ackern, sondern auch auf den Schiffbauwerften Englands. Der Krieg mit Rumänien. Englische Brandstifter in Rumänien. Berlin, 24. Jan.(W2B.) Die rumänischen Behörden befürchteten eine Erbitterung der rumänischen Bevölkerung infolge der Zerstörung russischer Brandkommandos, wie aus folgender Bekanntmachung des Kommandos von Braila hervorgeht:„Infolge der Anweisung des russichen Kommandos und auf Grund der telegraphischen Order Nr. 465/916 des Großen Hauptquartiers, übermittelte telegraphische Order Nr. 28 528/916 des Großen Generalstabes, wird sowohl den Truppen, als auch der Zivilbevölkerung bekanntgegeben, daß das Verbrennen der Landeserzeugnisse durch englische Agenten erfolgt, weil diese Erzeugnisse der englischen Regierung gehören und die Agenten den Befehl haben diese Erzeunisse nicht in die Hände des Feindes fallen zu lassen. Zur Feststellung der Wahrheit hält es das russische Kommando für notwendig, und das Große Hauptquarder ist derselben Meinung, daß obiges zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird, damit keine unberechtigte Erbitterung zwischen den russischen Truppen und der Bevölkerung des Königreiches entstehe. Der Garnison=Kommandant Oberstleutnant Cernesen.“ Friedenabefrebungen. Perz, 24. Jan.(WXB.) Während der„Bund“ sich vorr die Freiheit der Meere in allgemeinen Sätzen ausläßt, und sich dafür ausführlich über die Monroe=Doktrin äußert, deren Exranziehung zur Weltgeltung durch Wilson auf das Bewußtsein und die Phantasie der Amerikaner starken Eindruck machen müsse, bespricht das„Berner Tagblatt" diesen Punkt der Freiheit der Meere prägnant, indem es ausführt: Die Forderung der Freiheit der Meere muß bei der Entente sehr vermmen, denn dies ist ie dos wichtigste Krissszich der DeittelVon unserm militärischen Npr.=Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die augenblickliche Ruhe auf fast allen Fronten ist nur die Ruhe vor dem Sturm, auf allen Kriegsschauplätzen werden riesenhafte Anstrengungen gemacht, um für die Kämpfe des nahen Frühjahrs gerüstet zu sein. Besonders intensiv sind die Vorkehrungen an der Westfront. Die Entente hat hier zunächst insofern eine Veränderung ihrer bisherigen Kräfteverteilung getroffen, als nunmehr derjenige Teil der Sommefront, der bisher von den Franzosen besetzt wurde, den Engländern überlassen werden soll. Offenbar bereitet der neue Oberbefehlshaber der französischen Front einen neuen entscheidenden Stoß vor, über dessen Ziel wir naturgemäß noch nichts Genaueres wissen. Aber die Pressemeldungen der neutralen Staaten und besonders der Schweiz verraten doch so viel, daß man jedenfalls auf einen in breitester Front angesetzten Angriff rechnen muß. Durch die Übernahme eines Teils der französischen Front auf die Engländer hat General Nivelle zunächst jedenfalls eine entsprechende Verstärkung seiner Reserven ermöglichen können. Aber bei den riesenhaften Verlusten Frankreichs und bei dem kläglichen Stande seines augenblicklichen Ersatzgeschäftes bietet diese Verstärkung zugleich auch die letzte Möglichkeit, dem Oberbefehlshaber eine allgemeine strategische Heeresreserve zu verschaffen; Nivelle spielt somit seinen letzten Trumpf aus. Während die Engländer durch die Verlängerung ihrer Front zwar einen breiteren Kampfabschnitt zu decken haben, so ist ihnen doch andererseits durch diese Umgruppierung die Möglichkeit genommen, ihrerseits mit einer für eine großzügige Offensive notwendigen Heeresreserve bei den Frühjahrskämpfen in Aktion zu treten. Man behauptet nach neutralen Schweizer Blättern, daß Brussilow für seinen Entlastungsversuch am Sereth erst die notwendigen Truppen heranziehen mußte. Das gemeinsame an den französischen und russischen Vorbereitungen ist also, daß sie beide gezwungen sind, ihre Angriffstruppen nicht durch Neueinziehung, sondern in der Hauptsache durch eine Verschiebung vorhandener Truppenmassen aufzustellen; es wirft dies ein grelles Schlaglicht auf die in diesen Ländern noch vorhandenen Menschenreservoire. Immer mehr zeigt sich für uns der große Vorteil der sogenannten inneren Linie; hierdurch sind wir(verstärkt durch unsere hervorragende Organisation) in der Lage, Truppenverschiebungen weit schneller auszuführen als unsere Feinde. Daß dies eine große Ersparnis bedeutet, liegt auf der Hand. Die Pläne, die die Feinde auf den Ausgleich dieses durch die geographische Lage der Zentralmächte bedingten strategischen Vorteils aufgestellt haben und die abermals in der Forderung nach einer Einheitsoffensive gipfeln, sind bisher niemals zu einem positiven Ergebnis gelangt; jetzt geht ihre Absicht dahin, durch die Aufstellung zusammengesetzter Artillerieparks für den Angriff und durch die Verwendung einer gemeinsamen Reserve, die je nach der Lage auf dem einen oder anderen Kriegsschauplatz auftauchen sollen, sich das jeweilige Übergewicht über unsere Truppen zu verschaffen. Aber ebenso wie der Plan der„Einheitsoffensive“ in den Kämpfen des Jahres 1916 wieder und wieder an den Sonderwünschen der einzelnen Staaten scheiterte, ebenso wird der Plan der gemeinsamen Artillerieparks und der gemeinsamen Heeresreserven aus denselben Gründen auf nicht zu überwältigende Hindernisse stoßen. — Der„Züricher Tagesanzeiger“ meldet aus St. Petersburg: Von den Ententeheeren sind im Westen und Süden folgende Umgruppierungen geplant: England soll noch weitere Truppenformationen der französischen Front zuführen, die Franzosen einen Teil ihrer Streitkräfte an die italienische Front abgeben, die Italiener aber einige neue Armeekorps auf den Balkan werfen. Das italienische Oberkommando hat jetzt tindlich die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, um bedeutende Kräfte nach dem Balkan zu schicken. Nach demselben Blatte beginnt die französische Kampffront an der Somme jetzt zwei Kilometer nördlich von Peronne bei Mont=St.=Quentin. Die Engländer haben Bouchavesnes in ihre Front einbezogen. Die englische Ablösung umfaßt somit ein Frontstück von 10—12 Kilometer und erscheint angesichts der unzweifelhaft vorhandenen englischen Kräfte wie auch hinsichtlich der Wirkung in bezug auf die Freimachung französischer Kräfte recht unbedeutend. Baseler Anzeiger“ meldet aus Paris: Die französischen Militärkritiker beschäftigen sich mit großer Aufmerksamkeit mit der zunehmenden Artillerietätigkeit an der Westfront. Sie stellen fest, daß im französischen Publikum die unwahrscheinlichsten Gerüchte über künftige militärische Ereignisse an der Westfront verbreitet sind. mächte und Deutschlands insbesondere. Es ist eine große Stärkung der deutschen Position, daß Amerika rückhaltlos etwas fordert, wofür Deutschland in den Krieg eingetreten ist. 2 Die neue Friedensaktion Wilsons bestimmter und entschieden. Genf, 25. Jan.(KG.)„Evening World“ erfährt aus dem Staatsdepartement: Die neue Friedensaktion Wilsons wird bereits in der ersten Februar=Woche unmittelbar nach der Abstimmung im Senat stattfinden Die neue Aktion wird in ihren Grundzügen und Vorschlägen bestimmter und entschiedener formuliert, als die voraufgegangenen. Roosevelt zur Wilsonschen Botschaft. Haag, 24. Jan. Reuter meldet aus Newyork, Roosevelt erklärte, Wilsons Rede diene zur Bemäntelung der traurigen Haltung der Vereinigten Staaten. Es sei zwecklos, Versprechungen für die Zukunft zu machen, da Amerika nicht einmal während des Krieges seinen Versprechungen nachgekommen sei. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe keinen energischen Protest wegen der Wegführung von Zivilpersonen des besetzten Gebietes erhoben. Sie habe Mexiko den Frieden nicht zurückgegeben, auch die Ermordung von Bürgern der Vereinigten Staaten nicht verhindert. Wenn man dies bedenke. erscheine das Gerede über die Freiheit der Meere lächerlich. Der Richter Olcott sagte in einer Unterredung mit einem Zeitungsvertreter, er pflichte den Zielen des Präsidenten bei, glaube aber, daß das Verbrechen gegen Belgien(!), und die Tötung von Nichtkämpfern gerächt und bestraft werden müsse. Bekommen wir Frieden? Der bekannte dänische Schriftsteller Peter Nausen schreibt über die Frage„Bekommen wir Frieden?“ in einer norwegischen Zeitschrift:„Es ist menschlich verständlich, daß die Regierungen der Verbandsmächte auf das Friedensangebot mit„nein“ geantwortet haben Aber glaubt jemand im Ernst, daß die Völker, in deren Namen einige wenige bankerott spielende Monarchen, Präsidenten, Diplomaten und Generale die Barksche Absicht teilen, daß diese eine Fortsetzung dieser Menschenschlächterei wünschen? Dieser Krieg mußte kommen, wie mir ein russischer Diplomat imersten Monat des Krieges sagte:„Hier unter vier Augen kann ich es erklären: wir konnten die deutsche Konkurrenz nicht länger aushalten. Wir mußten versuchen, Deutschland niederzuschlagen.“ Nicht zum wenigsten in Rußland war die deutsche Überlegenheit an Fleiß. Tüchtigkeit und Genügsamkeit allmählich unerträglich geworden. Etwas ähnliches galt für alle Länder, namentlich für England. Zwischen ihm und Deutschland war der Krieg die große Abrechnung. Es ist indessen krasser Wahnsinn von England, zu glauben, daß Deutschland zerschmettert werden könne. Warum die Verbandsmächte den Vorschlag der Mittelmächte nicht annehmen konnten.— Ansicht eines Neutralen. Furcht vor der eigenen Uneinigkeit war der Grund für die Zurückweisung des deutschen Vorschlages durch die Verbandsmächte— ist die Auffassung des ständigen Pariser Berichterstatters Gaziel nach seinem in„Vanquardia“ vom 29. Dez. abgedruckten Bericht. Der deutsche Vorschlag— so sagt der verbandsfreundliche Verfasser— wurde von der Pariser Bevölkerung mit Kälte aufgenommen: Briand und die Presse taten das ihre, um zu erreichen, daß er nicht nur zurückgewiesen, sondern nicht einmal erörtert wurde. Man muß. fährt Gaziel fort, den besonderen Charakter der deutschen Note berücksichtigen. Die Mittelmächte machten keine konkreten Friedensvorschläge, sondern nur einen einfachen, unbestimmten, provisorischen, aber sehr gefährlichen Vorschlag. Sie sagten nicht, daß sie den Krieg unter den und den Bedingungen beenden wollten, sondern fragten einfach:„Wollt Ihr über Frieden reden?“ Die Folgen für den Fall der Annahme lagen auf der Hand. Aus dem Reden wäre ein Diskutieren, aus dem Diskutieren ein Verhandeln und aus dem Verhandeln ein gegenseitiges Verwirren geworden. Hierfür, wäre zweifellos ein Waffenstillstand nötig gewesen. Die Mittelmächte hätten die Einen zufriedenstellen, die Anderen unzufrieden machen können. Die Befriedigten hätten (denn so sind die Nationen wie die Individuen) nicht besseres gewünscht, als Frieden zu schließen und aus der Patsche herauszukommen, ohne sich ihrer Freunde von gestern zu erinnern. Die Einigkeit des Verbandes, die an sich schon infolge der unentwirrbaren Interessenkomplikationen so schwer aufrechtzuerhalten ist, hätte sich in eine Zänkerei um den Nutzen verwandelt. Und wenn keine Verständigung erfolgte: wer wärt dann fähig gewesen, die Völker wieder in den Krieg zu stoßen? Frankreich. Volksversammlung wenen der Kohlennot in Paris. Bern, 24. Jan. Wie„Nouvelliste de Lyon“ meldet, kam es in Paris zu heftigen Kundgebungen. Infolge der Schwierigkeiten der Kohlenbeschaffung und Zunahme der Kälte ist es langenblicklich nnmöglich, Büden. Gureaus und Werkstätten genügend zu heizen. Am Place de la Revublique protestierten Arbeiter und Angestellte. Es bildeten sich Ansammlungen, die ständig größer wurden. Gegen den ehemaligen Transvortminister Sembat wurden Schmährufe laut. Mehrere Grup, pen durchzogen die Boulevards bis zum Place de’Opera, wo sie von der Polizei, die bereits an anderen Stellen eingegriffen hatte, auseinandergetrieben wurden. Auf dem Mont Martre kam es zu ähnlichen Kundgebungen. In Erwaxtung neuer Störungen ließ der Präfekt Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen. Bern, 24. Jan.(WTB.] Nach Lyoner Meldungen brachte Besnard in der Kammer einen Gesetzantrag über Nachmusterungen ein. Die Regierung verlangt dringliche Behandlung der Vorlage. Sie wurde dem Kammerausschuß überwiesen. Die Erörterungen dürften am kommenden Dienstag vor der Kammer erfolgen. Anschließend daran interpellierte Pathé und Genossen die Regierung über die Kohlenversorgung und erklärte, die Lage sei unhaltbar, die ganze Bevölkerung friere. Transportminister Harriot erklärte, er werde am Freitag antworten und die Schwierigkeiten angeben, auf die er stoße. Nach Lyoner Blättern sind 4 weitere Zusatzanträge zu dem Nachmusterungsantrag eingereicht, in denen die Befreiung aller zur Territorialarmee gehörenden Mannschaften von der Nachmusterung verlangt wird. Kriegsgewinnstener in Frankreich. Bern, 24. Jan. (WTB.) Wie„Petit Parisien“ meldet, hat Finanzminister Ribot den vom Senat bereits genehmigten Antrag auf Besteuerung der Gewinne aus Industrie, Handel und Landwirtschaft in der Kammer eingebracht. England. Regierungsfreundliche Stimmung der Arbeiterklasse in England? Rotterdam, 24. Jan.(WTB.) Die„Nieuwe Rotterdamsche Courant meldet aus London: Die Mehrheit auf dem Kongreß der Arbeiter zugunsten der Teilnahme von Mitgliedern der Partei an der Regierung haben 6 zu 1 betragen, während sie auf dem letzten Kongreß in Brüssel nur etwas mehr als 3 zu 1 gewesen sei. Diese Zunahme der regierungsfreundlichen Stimmen sei von großer Bedeutung und werde die Stellung der Regierung stärken. Sie beweise von neuem, daß die Arbeiterklasse in England von demselben Gefühl und derselben Strömung beherrscht werde, wie die Bevölkerung im allgemeinen. Die Regierung Lloyd Georges sei bei den Arbeitern offenbar beliebter, als die Asquiths, da sie mehr den Aspirationen des Volkes entspreche. Rußland. Die russische Presse zur Ernennung Ssasonows. Stockholm, 25. Jan.(BB.) Auf Grund eines amtlichen Dementis der Petersburger Tel.=Ag., das der Reutermeldung über die Ernennung Ssasonows zum Londoner Botschafter gilt, stellt die russische Presse fest, daß diese Ernennung sehr unwahrscheinlich sei. Hungerrevolte in Petersburg. Stockholm, 24. Jan. Die Zeitung„Sanemant“ in Haparanda meldet: In Petersburg zaen hungernde Volksmassen, gegen das ungenießbare Brot demonstrierend, durch die Petersburger Straßen. Gegen die Demonstranten wurde Militär aufgeboten. Als ein Leutnant den Befehl gab, auf die Massen zu schießen, weigerten sich die Soldaten. Darauf soll der Leutnant allein geschossen haben, worauf ihn die empörten Soldaten durch Baionettstiche töteten. Die ganze Kompagnie wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und 150 Mann In##e verurteilt. Der Zar benggdigte sie zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien. Umsturz in Rußland? Stockholm, 24. Jan. Die Oppositionspresse in Rußland führt eine sehr heftige Sprache gegen die Regierung.„Rietsch“ droht offen damit, daß man in Rußland eine Revolution in weit größerem Umfange, als die im Jahre 1905. noch während des Krieges zu erwarten habe, wenn die Forderungen der liberalen und fortschrittlichen Parteien keine Berücksichtigung finden würden.„Entweder die Duma oder die Gewalt der Straße.“ In diesem Satz fassen die Kadetten die gegenwättige politische Lage zusammen. Deutsches Reich. Berlin, 24. Jan. In der heutigen Sitzung der verstärkten Staatshaushalts=Kommission des Abgeordnetenhauses traten die Abag. Dr Friedberg und Exz. v Zedlis für eine andere Zusammensetzung des Herrenbesses ein, de vur ellen don jubesrigle vor na ten. K. ed r. lichen Interessen, nicht zum mindesten des Westens gered werden müse. Erhöhte Fürsorge für Verwahrloste. Berlin, 24. Jan Für die Kommissionsberatung zum Etat des Ministerium des Innern hat der nationalliberale Landtagsabgeordnete Li## ber einen Antrag eingebracht, der die königliche Staatsregirung ersucht, die zur Förderung der Bestrebungen zur Für sorge für die gefährdete oder verwahrloste Jugend eingestellten Mittel schon für das Rechnungsjahr 1917 wesentlich zu er höben. Die Versorgung der Schweiz mit deutscher Kohle. Geger Ende Dezember hat Deutschland bei der Schweiz angefragt, ob nicht zur besseren Zuführung der Kohle der Rheinschiff fahrts=Verkehr von Kehl bis Basel wieder ausgenommen wer den könne unter dem Vorb#halt der Zustimmung der deutschen Militärbebörde. Die Bundesregierung hat nunmehr ihre Bereitwilligkeit dazu erklärt, daß die schweizerische Rhein schiffahrts=Gesellschaft täglich 12000 Tonnen Kohlen abnehmen könne. Zur Festsetzung von Bestimmungen gege. die Möglichkeit von Spionage, zur Erleichterung der Paßkontrolle usw schlägt die Schweiz eine besondere Konferen: vor. Wohin wäre die arme Schweiz gekommen, bemerkt die „Köln. Vztg.“ hierzu, wenn sie zurzeit der englischen Dranesalierung auf die englische Kohlenlieferung hereingefallen wäre! Wirtschaftsleben und Lebensmittelversorgung. Die Frage, ob Höchstpreise auch beim Verkauf: u Schweinen zum Weiterfüttern vom Erzeuger an Privatpersonen gelten, hat kürzlich die Strafkammer des Königl. Landgerichts zu Neuwied beschäftigt. Dort stand eine Anzahl von Fällen zur Aburteilung. in denen Schweine zum Zwecke des Weiterfütterns erheblich höher bezahlt worden waren, als der Höchstpreis für das Pfund Schweinefleisch beträgt. Es war deshalb wegen Vergehens gegen die Höchstpreisbestimmungen und wegen übermäßiger Preissteigerungen Anklage erhoben worden. Die Strafkammer kam hinsichtlich beider Anklagepunkte zur Freisprechung mit der Begründung, daß nach den maßgebenden preußischen Ausführungsbestimmungen der zuständigen Minister Höchstpreise nur für den Verkauf an den Händler oder Fleischer festgesetzt worden sind und daß deshalb eine Grundlage für die strafrechtliche Ahndung nicht vorhanden ist, da für den Verkauf von Schweinen vom Viehzüchter an Privatpersonen Höchstpreise nicht bestehen. Bezüglich der übermäßigen Preissteigerung wurde festgestellt, daß es an dem Nachweis hierüber fehlt, weil tatsächliche Unterlagen nicht beigebracht waren. Diese Rechtsgrundsätze erstrecken sich zunächst nur auf die dort zur Erledigung gelangten Anklagefälle. Dennoch ist das Urteil von allgemeinem Interesse, weil es zur Klärung der hier berührten Fragen beiträgt. Die Dissidentenkinder. Am Montag abend verhandelte der verstärkte Unterrichtsausschuß des Abgeordnetenhauses über den Antrag Dr. Friedberg u. Gen.(natl.) über die Befreiung der Dissidentenkinder vom Religionsunterricht. Der Antrag der Nationalliberalen verlangt folgendes Gesetz: „Kinder, die keiner Religionsgemeinschaft angehören oder einer solchen, für die Religionsunterricht an der Volksschule, die sie besuchen, nicht erteilt wird, können gegen den Willen des Vaters oder anderer Erziehungsberechtigter zum Besuch des Religionsunterrichtes nicht angehalten werden.“ Im§ 11 des Allgemeinen Landrechts 11, 12 heißt es: „Kinder, die in einer anderen Religion, als welche in der öffentlichen Schule gelehrt wird, nach den Gesetzen des Staates erzogen werden sollen, können dem Religionsunterricht in derselben beizuwohnen. nicht angehalten werden.“ Unter Berufung auf diesen Paragraphen haben wiederholt dissidentische Väter ihre Kinder aus dem Religionsunterricht der Volksschule ferngehalten, sind dann aber wegen Schulversäumnis bestraft worden. Die Gerichte begründen ihre Entscheidung domit, daß nach Art. 21 der preußischen Verfassung Eltern ihre Kinder nicht ohne den Unterricht lassen dürfen. welcher für die öffentliche Volksschule vorgeschrieben ist. Demgemäß können Eltern zwar ihren Kindern im Hause den Unterricht erteilen lassen, doch muß derselbe den Vorschriften der Volksschule entsprechen. Wird das Kind aber in die öffentliche Volksschule aufgenommen, so muß es dort auch an allen Lehrstunden, insbesondere dem Religionsunterricht, teilnehmen, soweit nicht die Schulbehörde eine Aunsahme gestattet. Diese ausnahmsweise Erlaubnis zur Versäumnis des Religionsunterrichtes der öffentlichen Schule darf nur erteilt werden, wenn der Nachweis geführt wird, daß das Kind in einer anderen Religion nach den Gesetzen des Staates erzogen werden soll. Diesen Entscheidungen entsprechend verlangt das preußische Kultusministerium, wenn es einen Antrag von Eltern auf Befreiung vom Religionsunterrichte in der Volksschule genehmigen soll, daß der Nachweis eines genügenden Ersatzunterrichtes erbracht wird. Dieser Standpunkt ist von den Dissidenten nicht nur, sondern auch von anderer Seite vielfach angefochten und wiederholt, sind im preußischen Abgeordnetenhause entsprechende Anträge gestellt. Gegenüber dem Antrage der Nationalliberalen hat ein Zentrumsabgeordneter folgenden Gegen antrag eingebracht: „Die Kommission wolle den Antrag Dr Friedberg und Gen. in folgender Form annehmen: .§ 1. Für die Bestimmungen des religiösen Bekenntnisses, in welchem Kinder erzogen werden sollen, ist die Einigung der Eltern maßgebend § 2. In Ermangelung einer Einigung der Eltern gelten für die Bestimmungen des religiösen Belenntnisses der Kinder die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Sorge für die Person des Kindes mit der Maßgabe, daß das religiöse Bekenntnis des Kindes weder vom Vormund noch von dem Pfleger des Kindes geänder! werden kann. § 3. Zur Teilnahme an dem Religionsunterricht einer anderen Religionsgemeinschaft darf ein Kind gegen den ausdrücklichen Willen der Erziehungsberechtigten nicht angehalten werden § 4. Nach vollendetem 14. Lebensjahre steht dem Kinde die Entscheidung über sein religiöses Bekenntnis zu. § 5 Für die Erklärung der Erziehungsberechtigten darüber, in welcher Volksschule sie die Kinder unterrichtet wissen wollen, darf auch seitens der Schulverwaltung keine Fform vorgeschrieben werden." In der Kommissionsberatung legte der Berichterstatter die bestehende Rechtslage dar. Ein Nationalliberaler begründete den Antrag Friedberg u Gen. Er beschränkte sich bei seiner Begründung auf religiöse und pädagogische Gesichtspunkte und führte aus, daß der Religionsunterricht ein ganz persönlicher Unterricht sei, der nicht in erster Linie das Ziel habe, Kenntnisse beizubringen, sondern zu überzeugen und zu erziehen. Das sei aber nicht möglich, wenn die Eltern zu Hause bekämpften und au zerstören suchten, was den Kindern im Religionsunterricht gesagt sei. Dieser Widerspruch zwischen Haus und Schule müsse auf das Kind nachteilig wirken, dem Ansehen der Schule aber vielfach auch der Eltern schaden und werde nicht aufbe sheg — n der deutschsprachigen Presse.V. Ein Zentrumsredner begründete den von ihm eingebrachten Gegenantrag. Er fürhte aus, daß die Eltern das Recht auf die Erziebung ihrer Kinder haben: Darum ist es auch ihre Sache, über den Religionsunterricht der Kinder zu entscheiden. Freilich sei das Erziebungrecht der Eltern nicht unbeschränkt. Es werde zuerst und vor allem beschränkt durch die Gewissenspflicht und Verantwortung Gott gegenüber Es werde aber auch beschränkt durch das Bestehen des Staates, der keinen Unterricht zulassen könne. der sein Bestehen bedrobe, z. B. der Meineid oder Unsittlichkeit rechtfertige Er habe persönlich früher für den nationalliberalen Antrag gestimmt und stehe auch heute noch auf dem Boden desselben. Aber es sei nicht zu leugnen, daß dieser Antrag nur einen einzigen Punkt aus dem religiösen Erziebungsrechte der Eltern herausgreife. Gerade in letzter Zeit seien z. B. in vermehrtem Maße Klagen darüber gekommen, daß bei gemischten Ehen Einigungen der Eltern über die religiöse Erziehung nicht mehr anerkannt würden. nachdem der Vater gestorben war. Sein Antraa bestimme in§ 1 das Recht der Eltern, das reliaiöse Bekenntnis zu bestimmen, in welchem die Kinder erzogen werden sollen. .2 sehe vor allem den Fall vor, wo der eine Elternteil gestorben sei; da solle, entsprechend dem Bürgerlichen Gesetzbuch, der überlebende Teil die Bestimmung über die relialbse Erziehung der Kinder haben.— Ein etwaiger Pfleger oder Vormund soll aber das religiöse Bekenntnis der Kinder nicht ändern können.§ 3 stimme inhaltlich mit dem Antrage Dr. Friedberg überein.§ 4 enthalte nur geltendes Recht.§ 5 wolle gesetzlich die Verfügung der Königlichen Staatsregierung aus der Welt schaffen, nach welcher eine amtlich beglaubigte Erklärung beigebracht werden müsse, wenn die Kinder in eine Schule###eingeschult werden sollen, die nicht der Konfession des Vaterse entspreche Diese Verfüung sei ig wiederholt vom Kammergericht für ungültig erklärt, werde aber vom Minister aufrecht erhalten. Ein Regierungsvertreter erklärte, daß der Standpunkt der Regierung rechtlich unanfechtbar sei. Die Regierung beabsichtige auch nicht, von diesem Standpunkte abzugehen, wenn hier nicht ganz neue, durchschlagende Gründe vorgebracht würden, oder ein besserer Ausweg gezeigt werde. Die bisherigen Erfahrungen hätten ihr gezeigt, daß eine Prüfung der Lehrer, der Lehren und der Bücher der Dissidenten sehr nötig sei. Ohne Religion gehe es im Staate nicht. Schwieriakeiten beständen, aber wenn man diese durch radikales Durchhauen aus der Welt schaffen wolle, so sei das ein Sprung ins Dunkle. Die Unterrichtskommission des Abgeordnetenhauses setzte am Dienstag abend ihre Besprechung über den Dissidentenantrag fort. Die Konservativen haben einen Antrag eingebracht. einen Gesetzentwurf anzunehmen, dessen§ 1 besagt, daß ein schulpflichtiges Kind, das einer der öffentlich anerkannten Religionsgesellschaften nicht angehört. auf Antrag von der Teilnahme am Unterricht zu befreien ist, wenn ihm ein anderweitiger, für die religiöse Unterweisung ausreichender Unterricht erteilt wird.§ 2 bestimmt. daß zur Stellung dieles Antrages befugt ist, wer die Religion zu bestimmen hat, in der das Kind erzogen werden soll.§ 3 bestimmt, daß gegen die Entscheidung der Schulaufsichtsbehörde dem Antragsteller die Beschwerde im Aufsichtswege beim Bezirksausschuß zusteht. Ein Konservativer begründete den Antrag, der grundsätzlich daran festhalte, daß der Staat als christlicher Staat die religiöse Erziehung verlangen müsse, der aber doch den nationalliberalen Wünschen entgegenkomme. Den Zentrumsantrag lehnten seine politischen Freunde ab. Ein anderes Kommissionsmitglied führte aus, daß man bei der Behandlung des Antrages grundsätzliche Bedenken ausscheiden und nur fragen müsse: Was kann im gegenwärtigen Augenblick geschehen, um aus den bestehenden Schwierigkeiten herauszukommen? Der Grund des Übels liege darin, daß in den Schulen nicht Religions=, sondern Konfessionsunterricht erteilt werde. Das sei aber nicht Aufgabe des Staates, sondern her Konfessionsgemeinden. Ein anderes Kommissionsmitglied betonte demgegenüber, daß die grundsätzlichen Ausführungen des Vorredners zur Abschafiung der Konfessionsschule führen müßten: er stelle sich im übrigen auf den Boden des nationalliberalen Antrages, der aber verneinend sei, weil er an Stelle des lehrplanmäßigen Religionsunterrichtes keinen Ersatzunterricht stelle. Das müsse aber geschehen, und zwar müsse dieser Ersatzunterricht erteilt werden. Darum halte er den konservativen Antrag für den besten. Nach weiterer unerheblicher Debatte wurde schließlich beschlossen, einen Sonder ausschußvon sieben Mitgliedern einzusetzen, der die verschiedenen Anträge durchberaten und, wenn möglich, zu einem einheitlichen Antrag gestalten soll. Geburtenrückgang und Jamilien= beihilfe. Staatsanwalt#. Zeiler. Vor Seit einer Reihe von Jahren haben wir auch in Deutschland einen immer noch zunehmenden Geburtenrückgang zu beklagen. Nur eine Mitteilung statt vieler. Auf 1000 Einwohner Bayerns traf in den Jahren 1876—1900—1912 eine Kinderzahl von 42.—37,9—30.5. Nahm man schon vor dem Kriege diese Erscheinung mit Besorgnis auf. so haben die Erfahrungen der Kriegszeit die daraus entstehenden Gefahren vollends deutlich gezeigt. Die Ursachen des Rückganges sind mannigfach: manniafach müssen darum auch die Mittel sein. die Geburtenzahl zu heben oder wenigstens einem weiteren Sinken entgegenzuwirken. Einer der wichtigsten Gründe— nach dem Urteil vieler der stärksten— ist die Tatsache, daß der Familienvater schon bei einer mäßig großen Kinderzahl wirtschaftlich hinter den ebelosen, den kinderlosen, den kinderarmen Genossen. in seiner Einkommenschicht empfindlich zurücksteht, ja, bei einer Kinderzahl etwa von drei oder vieren an in immer steigendem Maße in wirtschaftliche Enge und Not, selbst in Verschuldung und Vermögensverfall gerät. Kein Wunder, daß so viele der Versuchung erliegen, den Opfern einer immer schwieriger werdenden Aufzucht der größeren Kinderschar vorzubeugen. So ergibt sich ein rasch zunehmender Übergang zur Zweikinderehe. Durch alle Maßnahmen aber, die die Sterblichkeit(vor allem im Säuglingsalter) mindern und damit wenigstens den Geburten überschuß vor dem Sinken bewahren, kann auf die Dauer die Gefahr des Geburtenrückgangs selbst nicht gebaut werden. Es ist darum eine ernste Pflicht gegenüber der Zukunft unseres Volkes, der Zunahme des Übels nach Möglichkeit zu steuern. Die wirtschaftliche Ursache des Übels fondert Abhilfe auf dem wirtschaftlichen Gebiete. Das wi Liste Mittel dieser Art aber scheint in der Gewährung von Familien= beihilfe zu liegen. Sie sind daher vielfach gefordert worden. Auf diesem Boden steht auch meine vor kurzem in den Buchhandel gekommene Schrift„Gesetzliche Zulagen für jeden Haushalt".*] Ich habe hier, um für die Beurteilung der Frage einen festeren Boden zu bekommen, auf Grund einer Reihe von Versuchsberechnungen, aufgebaut auf einen Zahlenstoff, den mir die Familien= und Einkommenverhältnisse von etwa 2000 Einkommenbeziehern einer Mittelstadt lieferten, den Plan einer allgemeinen, d. h. das Gesamtvolk umfassenden, einheitlichen Beihilfenordnung ausgearbeitet und eingehend begründet. Ein beigegebenes Tabellenwerk in Zahlen und Zeichnungen dient zur Veranschaulichung. Ich komme auf Grund meiner Berechnungen dazu, fortlaufende Beihilfen verschiedener Art zu fordern: vor allem für den ehelichen Haushalt an sich, für jeden Geburtsfall, für jedes oder pflegebedürftige Kind(vom ersten an!), abgestuft nach den Lebensjahren, höhere Beihilfen für den such von Mittel= und Hochschule, schließlich einmalige Beihilfen für die Militärdienstzeit und für die Aussteuerung der heiratenden Tochter. Alle Beihilfen bemessen nach dem Maßstabe der Einkommenshöhe, jedoch(mit Ausnahme der grundlegenden„Haushaltungsbeihilfe"), begrenzt nach Mindest= und Höchstbeträgen. Diese Beihilfen würden, obwohl ich vemuht war, mich in mäßigen, ereichbaren Grenzen zu halten, eine sehr fühlbare Unterstützung für den einzelnen Haushalt bilden. Aber der erforderliche Gesamtbetrag würde sehr hohe Mittel fordern — deren Maß uns heute freilich weniger schreckt, da uns der Krieg gewöhnt hat, mit großen Zahlen zu rechnen. Es ist nicht daran zu denken, die Mittel auf dem Wege der gewöhnlichen Besteuerung aufzubringen; vielmehr mußte ein eigenes Verfahren der Umlagendeckung eingerichtet werden, das — wie ich in meiner Schrift nachweise— keine Schwierigkeiten böte. Der Gesamtbedarf würde nach den Verhältnissen der einzelnen Einkommen umgelegt, wobei jedoch jeweils der Betrag des„notdürftigen Lebensunterhalts" unbelastet blieb. Diesen Notbedarf setze ich, um zugleich den erheblichen örtlichen Verschiedenheiten der Lebens haltungskosten Rechnung zu tragen, dem Zweihundertfachen des ortsüblichen Taglohnsatzes gleich. Auf diesen Grundlagen ergab die Berechnung aus meinem Zahlenstoffe eine Deckungsumlage von 24 v. H. Ein einfaches Beispiel soll die Wirkungsweise der vorgeschlagenen Beihilfenordnung veranschaulichen. Nehmen wir ein Einkommen von 1000 Mark an einem Orte mit einem Taglohnsatz von 3 Mk., dann beträgt die Deckungsumlage(1000—2000) 3 X 24/100= 96 Mk. Das Einkommen schwindet also zunächst einmal auf 904 Mark. Dieser Betrag ist zugleich das„berichtigte Einkommen" des Unverbeirateten; denn für ihn bleibt es bei diesem Betrage, da er keine Familienlasten zu tragen hat, also natürlich auch keine Beihilfen bezieht. Ist der Einkommenbezieher verbeiratet, so erhält er(ohne Rücksicht auf den Kinderstand) 150 Prozent des Roheinkommens als Haushaltungsbeihilfe, hier also 150 Mark; weiterhin erhält beispielsweise ein Familienvater mit Frau und fünf Kindern von 5, 7, 10, 11 und 14 Jahren(von denen keins eine Mittel= oder Hochschule besucht) weitere 390 Mark als Kinderbeihilfen. Nach dieser Berechnung ergibt sich dann für folgende Roheinkommensbeträge, neuerlich von Mi. Das berichtigte Einkommen: a) des Unverheirateten zu Mk. d) des kinderlosen Ehepaares zu Mk. c) jenes Familienvaters mit Frau u. 5 Kindern zu Ml..22—.—.„ Auf die Einzelheiten der Begründung kann naturlich hier nicht näher eingegangen werden. Doch mag schon das Mitgeteilte genügen, um ein allgemeines Bild von der Sache zu geben. Manchen höre ich wehmütig rufen:„Die RatVolschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ In der Tat, die geforderte Maßnahme ist einschneidend und die Verfolgung des Zieles wird Bedenken und Widerstände zu überwinden haben. Aber ganz abgesehen von dem sittlichen Gehalte, der einen Ausgleich der geforderten Art unbestreitbar innewohnt, wird der Ernst der Lage die Einsicht der Notwendigkeit bringen und damit den Mut zur Tat. Aus der Stadt. Münster, 25. Januar 4 Kriegsansnahmetarif. Mit sofortiger Gültigkeit ist ein neuer Ausnahmetarif erschienen für folgende Güter: 1. Futterkräuter, frische(Rübenblätter, Kartoffelkraut und anderes Grünfutter) an inländische Trocknungsanstalten: Heidekraut, Waldstreu. Ackerquecken, frische Hopfenranken. Schilf, Seetang und Mürgabfälle zu Futterzwecken oder zur Herstellung von Futtermitteln bei Aufgabe in Ladungen zu 10 T. 2. Eierschalen, Kaffeegrund. Küchenabfälle und Speisereste, Obstkerne. Obsttrester, auch faules Obst, Panseinhalt zu Futterzwecken oder zur Herstellung von Futtermitteln bei Aufgabe als Stückaut und in Ladungen zu 5 oder 10 T. 3. Rüben aller Art. Rübenschnitze, Schnitzabfälle und Köpfe von Rüben, Rübenblätter aller Art zu Futter= und Brennereizwecken bei Aufgabe in Ladungen. 4. Zuckerrüben aus Belgien, Frankreich und Rußland, zu Futter- und Brennereizwecken bei Aufgabe in Ladungen. 5. Knochen. Knochengries und Knochenschrot zu Futter= und Düngezweckn bei Aufgabe in Ladungen zu 5 und 10 T. 6. Brauereiabfälle, flüssige, zur Herstellung von Trockenhefe und Malztreber, nasse zu Futterzwecken bei Aufgabe als Frachtstückaut und in Ladungen von 5 oder 10 T. Anwendungsbedingungen und Frachtberechnut aus dem Tarif ersichtlich. Preis 5 Pfg. achtberichiluung find Vermischtes. Schwere Grubenexplosion in Japan. Basel, 25. Jan.(BB.) Wie„Daily Mail“ berichtet, hat in dem Moynen=Brunnen in Opama, der wichtigsten Kohlengrube von Fouschun(Japan), eine Explosion stettgefunden. Von 1118 Männern, die sich in der Grube befanden, werden 1000 berm ißt. Hauptredakteur Rudolf Strietholt.— Us verantworten: den redaktionellen Teil Paul Koene, die Reklamen und Inserate Anton Busch, alle in Münster.— Druck und Verlag der Aschendorffschen Buchhandlung in Münster. Aus Kunst und Leben. ##(über Bildnisse aus der Wiedertäuferzeit] sprach am Sonntag mittag der Direktor des Landesmuseums, Prof. Dr. Geisberg im Anschlusse an seinen Vortrag im Altertumsverein am letzten Donnerstag(val. M. A. Nr. 45) im Saale des Landesmuseums vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft, und er verstand es, durch seine auf langjähriger, mühsamer Forscherarbeit beruhenden Kenntnisse die Anwesenden mit seinem Vortrage aufs äußerste zu fesseln. Was er hier bieten vollte, waren in erster Linie Lichtbilder von Bildnissen aus der Wiedertäuferzeit, die er mit mühevoller Sorgfalt in illen möglichen Sammlungen aufgestöbert hatte, und er übrte sie in dreiviertelstündigem Vortrage als einheitliches, eschlossenes Ganze vor. Die sich mit dem Wiedertäuferönige Jan von Leyden beschäftigenden Bilder scheiden sich in wei Gruppen, von denen die erste sich anlehnt an den herrichen Stich des Dürerschülers Aldegrever von 1536; die weite umfaßt die reinen Profilporträts. Bevor der ende jedoch diese im einzelnen behandelte, zeigte er die noch ils Lichtbild von etwa einem Meter Durchmesser vollständig charf und hervorragend schön wirkende, in Wirklichkeit nur fünf Zentimeter Durchmesser haltende Wiedertäufermünze von 1534, wie sie noch heute an den Wiedertäuferkönigsketten des Grafen von Merveldt und des Freiherrn von Heereman hängt und auch im Königl. Münzkabinett zu Berlin aufbewahrt wird. Bemerkenswert war die Deutung, die der Vortragende den beiden Schwertern und der dazwischen aufzüngelnden Flamme auf der einen Seite der Münze gab. Er führte sie auf eine angebliche Vision Jan von Leydens zurück, dem am Himmel zwei Schwerter mit dazwischen brennendem Feuer erschienen seien. Jaraus habe man dann das Wappen gebildet. Von den Porträtbildern besprach Geisberg zunächst ein Gemälde, das im Großberzoglichen Museum zu Schwerin als Werk Hermann tom Rings aufbewahrt wird. Tumbült lagt ihm anscheinend eine solche Bedeutung bei, daß er dieses Brustbild des Wiedertäuferkönigs seiner bei Velhagen und Klasina erschienenen Monographie über die Wiedertäufer als Titelbild voranstellt. Und doch darf man wohl ohne weiteres nit Fua und Recht annehmen, daß Jan von Leyden, der doch zur 26 Jahre alt geworden ist, niemals so ausgesehen hat. Wenn man außerdem den fast tierischen Gesichtsausdruck und die flache Malweise betrachtet, wird man zu dem Schlusse ommen, daß ein solcher Mensch niemals einen so gewaltigen Findruck gemacht haben kann, und das Gemälde eher als ein Tendenzbild des 17. Jahrhunderts betrachten müssen. Wie o ganz anders ist dagegen die wirklich königliche Darstellung uuf dem herrlichen Stiche Heinrich Aldegrevers von 1536. Der große Spester Künstler hat diesen Stich mit solcher Liebe iusgeführt, daß man ihn selbst als Anhänger der Wiederkäuferlehre beschuldigte. Und doch war er ein Anhänger der reinen evangelischen Lehre. Die auf dem Stiche wiederjegebenen Krönungsinsianien tragen entschieden den Charakter echt Aldegreverscher Ornamentik. Dies hat lange die Meinung erhalten. Aldearever habe diese Kleinodien geschafsen: doch ist weder bekannt, daß Aldegrever zur Wiedertäuferzeit in Münster war, noch wird ein so vorsichtiger Mann, wie Jon von Leyden eine solche Menge Goldes aus dem belagerten Münster nach Soest geschickt haben, um dort den Kronschatz anfertigen zu lassen; dieser wird vielmehr münsterische Arbeit gewesen sein. Wir dürfen wohl als sicher annehmen, daß Aldegrever die Königsinsianien niemals gesehen hat, da z. B. die von ihm wiedergegebene Königskette eine ganz andere Form hat, wie die echte, die sich— das dürfen wir als mit Sicherheit verbürgt betrachten— noch heute im gräflich Merveldtschen Besitz befindet. Die zweite, kleinere Kette trägt als Schlußstück ein kleines„Necessaires". Besteck und darüber eine kleine Pfeise(Flöte). Um sie herum und unten vier Schaumünzen herumgebogen, eine historische *) Erschienen bei J. Heß in Stuttgart:.20 Mk. Tatsache, die auch der Überläufer Mester Henrich Gresbeck in seiner Chronik erwähnt. Die anscheinend willkürlichen Buchstaben auf der Rolle in der Hand des Königs und auf dem hinter der schwerterdurchstochenen Weltkugel flatternden Schriftbande sind die Buchstaben des Alphabeths, das, wie Johann von Leyden behauptete: Gott der Herr ihm offenbart habe, um, wie bekannt, die Kinder damit der Reihe nach zu bezeichnen als Ale, Blyde usw. Dieser Aldegreversche Stich hat, wie sich leicht erkennen läßt, einer ganzen Gruppe als Vorlage gedient, auch dem bereits erwähnten Gemälde. Alle zeigen die gleiche Gewandung, die gleichen Kleinodien, vor allem auch— natürlich mit Abweichungen— die gleiche Mißbildung der großen Nase. Dies erläuterte Geisberg an einer Reihe weiterer Bilder. Doch ist dieser Aldegreversche Stich auch nicht nach der Natur aufgenommen. Ihm laa vielmehr eine Zeichnung zugrunde, die Geisberg aufzufinden das Glück hatte. Auf dieser Zeichnung. die wahrscheinlich gemacht wurde, als der gefangene Wiedertäuferkönig vom Bischof Franz von Waldeck als Sehenswürdigkeit an die Höfe der befreundeten Fürsten geschickt wurde, fehlen die Kleinodien (sie sind also ureigene Zugaben und Erfindung des Stechers), und die Züge des Dargestellten sind weicher, was natürlich im Stiche leicht verloren gina Wie Aldegrever als Beischrift den Spruch setzt:„Gottes Macht ist myn Pracht“, so tragen auch alle Bildnisse dieser Gruppe diesen Wahlspruch in mehr oder weniger veränderter Fassung. Als ersten Vertreter der zweiten Gruppe(Profilbilder) zeigte Geisberg eine sehr grob ausgeführte Denkmünze, die nur ein Erinnerungsstück, vielleicht anläßlich der hundertsten Wiederkehr des Eroberungstages, sein kann; jedenfalls stammt sie, abgesehen von der mangelhaften Ausführung, schon deshalb nicht aus der Wiedertäuferzeit, weil das Alter des Königs mit 25 Jahren angegeben ist. Eigentümlich ist bei all diesen Darstellungen die— auf dieser Münze stark verzeichnete— eigentümliche Kopfbedeckung. Johann von Leyden besaß zwei Kronen: eine dreifache Königskrone und eine von ihm, dem ehemaligen Schneider, konstruierte eigentümliche Krone, die die Verbindung eines Hutes(mehrfach in Strohhutform dargestellt) mit einer Zackenkrone um den Rand zeigt. Diese letzte findet sich auf den Darstellungen, die Geisberg auf einer ganzen Reihe von Stichen und Holzschnitten vorführte. Mehrere dieser Bilder fand er in einem Klebebande auf der Burg Gotha, in dem alle möglichen Kur ositäten aus den früheren Zeiten zur Unterhaltung der Burabewohner zusammengestellt sind, der also manche Abbildungen aufbewahrt, die sonst verloren und vergessen wären. Kleine Stiche und Schnitte von Flugschriften(Porträts des Königs. Belaaerungsszenen usw.) vervollständigten das hochinteressante Matcrial, dessen Projizierung der bekannte münsterische Gelehrte mit der Vorführung des Allerdinckschen Stadtplanes von 1686 und der nach einer Zeichnung Hermann tom Rinas 1570 von Remiaius Hopenberg gestochenen Stadtansicht schloß. Reicher, dankbarer Beifall lohnte ihm seine selbstlose Mühewaltung im Interesse der Geschichte unserer Vaterstadt. Das Karthäuserkloster bei Düsseldorf=Unterrathl wurde, wie mitgeteilt, am Montag und Dienstag von einem verheerenden Schadenfeuer heimgzsucht. Das Dach der Klosterkirche ist abgebrannt, die oberen Geschosse des Hauptgebäudes, bei deren Zusammensturz sechs Feuerwehrleute verletzt wurden, sind vernichtet, ebenso verschiedene Nebengebäude, verschont blieben nur die Einsiedlerhäuschen der Patres und das Haus der Brüder. Scharfer Frost und Wassermangel erschwerten die anderthalbtäigen Löscharbeiten der Düsseldorfer Feuerwehr außerordentlich. B Das Kartbäuserkloster„Haus Hain“, eine Weastunde von Düsseldorf, zwischen Unterrath und der alten Kaiserpfal; Kaiserswerth gelegen, ist jetzt die einzige Karthause in Deutschland. Im Mittelalter allerdings hatte dieser Orden. der vom hl. Bruno aus Köln im Jahre 1084 in Chartreuse, im wilden Alvenlande der Dauphin. gestiftet worden war, auch in Deutschland in besonderer Blüte gestanden. Viele größere In letzter Zeit ist uns wiederholt Geflügel gestohlen; in der verflossenen Nacht durch schweren Einbruch 8 Enten und 9 Hühner. Wer uns den Tätern so angibt, daß dessen gerichtliche Bestrafung herbeigeführt werden kann, erhält von uns i Mib. Belohunng. Hiltrup, 23. Januar 1917. Gebrüder Hanses. Gebr. noch gut erh. Damen' stiesel(Gr. 39—40 und 40—41 zu kaufen ges. Off. mit Preis unter P R 276 an die Gesch. Guterhaltenei Überzieher zu verkaufen. Näh. Gesch. Möbl. Zimmer mit Morgenkaffee an Herrn zu vermieten. Besicht. am liebst.—3 Uhr. 2e Südstraße 7, part. Gut möbl. 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Tumbrink, Kanonengraben 1. Aula des Realgymnasiums. Dienstag, den 30. Januar, 7½ Uhr Einmaliger heiterer Vortragsabend Sosepfr Plads Literarisches! Musikalisches! Kopien-Parodien! Plaut entiesselt jeden Abend Stürme von Lachen. Karten zu.30,.20,.10 in der Bispingschen Musikalien-Handlung. 13 Wohnungsbeleuchtung. Die neue reizvolle und dabei billige elektrische Beleuchtung der Wohnung mit den kleinen gasgesüllten Wotan=Lampen der Siemens=Schuckertwerke findet allgemeinen Anklang. Wo immer man diese Lampen sieht, überall fällt das schöne weiße Licht der sich schnell einbürgernden Neuerung angenehm auf. Durch Füllung der Glasglocken mit Edelgas ist es ge ungen, einen so wirksamen Schutz des für die Lichtverteilung besonders günstig angebrachten Leuchtdrahtes herzustellen, daß durch bessere Ausnutzung des elektrischen Stromes eine erhöhte Lichtwirkung und gleichzeitig ein Minimum im Stromverbrauch erzielt wird. Bei Bezug durch den Installateur verlange man ausdrücklich das durch die charakteristische Marke Wotan„G“(G= gasgefüllt) auf der Glasglocke geschützte Fabrikat und lasse sich nicht andere etwa als„gleichwertig" bezeichnete Fabrikate aufreden. Nur die Schutzmarke bürgt für die bekannte Wotan=Lampe der Siemens u. Halske.=G. Städte, so Köln, Jülich, Koblenz, Trier, Xanten, Rostock, Danzig, hatten Karthausen in ihrer nächsten Nähe. Anfangs des vorigen Jahrhunderts waren dann die großen Besitzungen der Säcularisation zum Opfer gefallen und über sechzig Jahre war Deutschland ohne jede Karthause, bis im Jahre 1869 das Stammhaus in Grenoble das Rittergut der alteingesessenen Familie v. Hymmen,„Haus Hain“. mit dem Ichterhof und Hülserhof bei Düsseldorf ankaufte. Zunächst wurden die Kirche, das Hauptgebäude und einige Zellen errichtet. Das Schloß wurde später ausgebaut. Infolge der Kulturkampf= wirren konnte jedoch die Kirche mit dem Hauptaltar, in dem Reliquien des hl. Ewaldus. des hl. Evergislus und der hl. Ursula aufbewahrt werden, erst am 26. August 1891 konsekriert werden. Die Karthause liegt in sumpfreicher, fruchtbarer Ebene unweit der großen Gräflich Speeschen Waldungen, allem weltlichen Verkehr weit entrückt, und nur selten kommt ein Wanderer vorbei an der hohen Klostermauer. Desto öfter aber und desto lieber öffnet sich die Klosterpforte dem Armen und Hungrigen, dem Mühseligen und Beladenen. Viele Morgen groß ist das Klostergrundstück, in dem sich auch die verschiedensten Werkstätten: Buchbinderei. Schmiede, Schlesserei. Schreinerei, Bäckerei, Wäscherei, Stallungen und Gärtnerei befinden. In den oberen Räumen des kasernenähnlichen Brüderhauses liegen Zellen. Schusterei und Schneiderei. 300 Morgen fruchtbaren Ackerlandes und große Gartenanlagen werden in mustergültiger Weise bestellt— die Karthäser sind kein Bettelorden—. und Ackerbau und Viehzucht sichern den Unterhalt des Klosters. „Die einschiffige, frühgotische Kirche, die nun zum großen Teil in Asche liegt, zeigte sich im Innern als ein Schmuckkästchen von edler Einfachheit. Die Sak istei mit ihren reichen Schätzen an Meßgewändern, Kelchen. Leuchtern und Alben, schmückten Freskogemälde des Düsseldorfer Malers Commans. Die Reliquienkammer, die als wichtigste Stücke eine hl. Kreuzpartikel und eine Reliquie vom hl. Bruno bara, war mit schönen gotischen Glasschränkchen ausgestattet, die nun zumeist in Scherben unter der schwelenden Glut begraben sind. An die Kirche schließen sich an die reizende Brüderkapelle, das Refectorium, die Küche, Bibliothek, Kapitelsaal, die Kreuzgänge. Der große Kreuzgang ist ein regelmäßiges Quadrat, dessen eine Längsseite 160 Meter beträgt. Er hat 146 Fenster. Der eingeschlossene Raum ist eine vom Kittelbach(der alten Grenze des Ketiler=Gaues) durchflossene große Obstwiese. Der Kreuzgang führt die Verbindung zwischen den 32 Zellen herbei, deren jede unten Holzschuppen oder Kohlenlager und eine Werkstatt enthält. Im Treppenhause findet man in allen Zellen ein einfaches Bild, den gekreuzigten Christus darstellend. Die eigentliche Wohnung des Karthäusers im Obergeschoß besteht aus zwei Zimmern. Das erste Zimmer hat einen Ofen und diente früher, als sich jeder Pater die Speisen selbst bereitete, als Küche. Das zweite Zimmer, das man jetzt mit Vorliebe bewohnt, ist Schlaf= und Studierzimmer. Das Bett der Karthäuser hat die Form eines Schrankes an dem die Türen fehlen; das Bettzeug besteht aus grobem Leinen und Wolldecken. Neben dem Bett das Betpult— so ist die Zelle des Karthäusers ein Reich, wo Sicherheit und Frieden, Stille und heilige Freude herrscht. Niemals ist der Karthäuser glücklicher, als in der tiefsten Einsamkeit. 0 beata solitudo, o sola beatitudo. Durch die gotischen Feuster des Kreuzganges schweift der Blick auf den kleinen Friedhof inmitten der Baumwiese, auf dem die dahingeschiedenen Brüder, angetan mit dem Ordensgewand, dem Kleide der Demut= der Armut und der Buße, ihrer Auferstehung entgegenharren. Nun ist die Stille ringsum gestört schwarze Trümmer ragen aus dem blendenden Schnee, in Asche sank das Klosterhaus und der Kirche hohes Dach. Doch singt im Frühling wieder die Nachtigall im Hain am Kittelbach. so wird in das Karthäuserkloster zu Unterrath wieder neues Leben erblühen, und aus Schutt und Asche wird die Karthause erstehen als Stätte des Friedens und es Gebets in Einsamkeit und Schweigen. Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, Dienstag morgen meinen lieben Mann, Bruder und Schwager, den Hülfsschaffner Hese Aiuster zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Er starb nach längerer, mit großer Gebuld ertragener Krankheit, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im Alter von 31 Jahren. Münster i.., den 24. Januar 1917. Die trauernden Angehörigen. Die Beerdigung findet statt am Sonntag nachmittag 3½ Uhr vom Sterbehause Mecklenbeckerstr. 37 aus; das feierliche Seelenamt am Montag vormittag 8½ Uhr in der St. Antonius=Pfarrkirche. Nach Gottes heiligem Willen entschlief heute nachmittag 3 Uhr mein innigstgeliebter Mann, unser herzensguter, treusorgender Vater. Schwiegervater, Großvater, Schwager, Vetter und Qukel, der Stadtrentmeister Clemens Overmann. Wohlvorbereitet durch ein arbeitsreiches, christlich frommes Leben starb er plötzlich und unerwartet an den Folgeu eines Schlaganfalles, gestärkt durch den Empfang der hl. Sterbesakramente im Alter von 62 Jahren. Rheine, westlicher Kxiegzschauplatz, Königsberg, Münster, Dortmuno, den 23. Januar 1917. Im Namen der trauernden Angehörigen: Agnes Overmann geb. Prins. Das feierliche Seelenamt findet statt Freitag, den 26. Januar, morgens 9 Uhr in der DionysiusPfarrkirche; anschließend ist die Beerdigung. Heute morgen 9¼ Uhr verschied sanft und gottergeben unsere gute Schwester, Schwägerin und Tante augaste Kochneher nach langem Leiden, wiederholt gestärkt mit den Tebstungen der hl. Kirche, im 61. Lebensjahre. Ihre liebe Seele wird der Fürbitte der Gläubigen enpjahlen. Münster, den 24. Januar 1917. Im Namen der Angehörigen: Magr. Theodor Kochmeyer, Stadtdechant, Theresis Kochmeyer. Die Beerdigung findet statt Samstag, 27. Januar, nachmittags 4 Uhr vom Sterbehause, Spiekerhof 26, ab, das feierliche Seelenamt an demselben Tage, morgens 9 Uhr in der Liebfrauenkirche. Von Beileidsbesuchen wolle man freundlichst Abstand nehmen.