Uummer 1 mit der wöchentlich erscheinenden Gratis-Beilage„Volk und Zeit“ 36. Jahrgang Beungspeis bei fein Zustellung ins Haus durcg unsere Trageranen sowie durch die Post bezogen monatlich 2.00 Mark.— Einzelnummer 15 Goldpfennig.— Die Zeitung erscheint Gmal wöchentlich. Geschäftsstelle und Redaktion: Schulstraße 20. Fernspr.=Nru.: Redaktion 2535; Expedition 353. Bieleield. Freitag, 2. Januar 1925 Aazsgmnpras: Enpelige Milmategels 1e Gelpfa ige. Nellanstelte Millimeterhöhe 49 Goldpfennige. Tarifliche Rabatte werden nur bei Jahlung innerhald 10 Tagen nach Echalt der Rechnung gewährt.— Anzeigenannahme bis 5 Uhr nachmittags. Der Nehhlahtbempfung deim=Reichsprasidenten. Für Recht und Freiheit! Amtlich wird mitgeteilt: Reichspräsident Ebert empfing am Neujahrstage die Chefs der fremden diplomatischen Vertretungen in Deutschland. Die Glückwünsche des Diplomatischen Korps brachte der apostolische Runtius Monsignore Pacelli als Doyen mit folgender Ansprache zum Ausdruck: „Als ich mich in den verflossenen Jahren des ehrenvollen Auftrags entledigte, Ihnen die Glückwünsche des Diplomatischen Korps darzubieten, habe ich mich zum Dolmetsch der tiesen und peinlichen Sorgen der Stunde machen müssen und habe zugleich dem Wunsche Ausdruck gegeben nach einer besseren, nach einer von Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden erfüllten Zukunft, ein Wunsch, der von allen meinen hervorragenden Kollegen im Herzen getragen wurde. Ungeachtet der unablässig wieder auftauchenden Schwierigkeiten und Hindernisse scheint es, als ob dieser Wunsch sich zu erfüllen begonnen habe. Wir sind glücklich, die Morgenröte dieses neuen Jahres zu begrüßen als eine Morgenröte des Wiederaufbaues und des Fortschritts. In dem Jahre, das soeben zur Neige gegangen ist, sind sehr ernste und schwierige internationale Probleme ihrer Lösung nähergebracht worden. Mit neuer Kraft haben die Völker an die Arbeit gehen können, die für die gesittete Welt ruhmvollen Glanz und berechtigten Stolz bedeutet und in der gerade die Nation, deren höchstes Amt Sie, Herr Reichspräsident, ausüben, sich hervorragend auszeichnet. So dehnt der Mensch, Erde, Wisser und Lüfte meisternd, die friedlichen Errungenschaften der Wissenschaft und die wunderbaren Fortschritte der Technik auf alle Gebiete der Natur aus; die herrlichen Luftfahrzeuge der verschiedenen Länder erheben sich ohne Furcht in den Weltenraum, es schwindet die Entfernung zwischen den fernsten Völkern und Ländern. Möchten mit Hilse der Vorsehung diese hervorragenden Erfolge das Unterpfand bilden für einen engeren Zusammenhalt, für eine innigere und herzlichere Brüderlichkeit zw'schen den Völkern, möchten sie das Wahrzeichen eines mächtigeren Emporstiegs der Seelen sein zu den höheren Regionen der Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte. Von diesen Gedanken erfüllt, entbietet das vereinigte Diplomatische Korps Ihrer Person und dem deutschen Volke die wärmsten Wünsche für Gedeihen und Glück.“ Der Reichspräsident erwiderte mit folgenden Worten: „Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank entgegen für die Glück= und Segenswünsche, die Sie im Namen des Diplomatischen Korps dem deutsche Volke und mir auszusprechen die Güte hatten. Es ist mir eine lebhafte Befriedigung, mit Ihnen feststellen zu können, daß im vergangenen Jahre an der Behandlung schwerwiegender internationaler Fragen in einem Geiste gearbeitet worden ist, der die Hoffnung auf eine Lösung im Wege der Versöhnung und Verständigung neu belebt hat. Möge der Wille zur Gerechtigkeit und der Geist des Friedens auch im kommenden Jahre die Regierungen bei den noch der Lösung harrenden Entscheidungen beseelen, und möge so das, was im vergangenen Jahre erfolgreich begonnen wurde, auch im kommenden Jahre glücklich weitergeführt werden. Auch die Fragen, deren Regelung noch offensteht und deren Lösung der nächsten Zeit vorbehalten ist, sind von schwerwiegender und weittragender Bedeutung für die Zukunft nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas und der Welt; es wird der Anstrengung aller Regierungen und aller Völker bedürfen, um auch hier den Geist des Rechts und des Friedens den Weg bestimmen zu lassen, auf dem die europäische Ordnung endültig wiederhergestellt werden soll. Nur dann, wenn diese Aufgabe gelingt, wird auch in den Herzen der Völker der Friede tiefe und lebensstarke Wurzeln fassen können, nur dann werden die Vorbedingungen geschaffen sein, die unerläßlich sind für den Wiederaufbau Europaz und einer Welt, in der friedliche Völker in edlem Wettstreit gemeinsam arbeiten am Fortschritt der Geistesbildung und einer in den Dienst des Friedens gestellten Technik Das deutsche Volk ist gewillt, unter Einsetzung aller seiner Kräfte an diesem Wiederausbau m'tmarkeiten, und wünscht dazu beitragen zu können, daß für die ganze Welt eine neue Aerg des Fortschritts, der Freundschaft und des Friedens anheben möge, die Sie, Herr Nuntius, für die Zukunft mit heißem Herzen erhoffen. Zum neuen Jahre spreche ich, zugleich im Namen des Leutschen Volkes, Ihnen, Herr Nuntius, und Ihnen, meine Herren, zugleich für Ihre Staatseberhäupter, Regierungen und Vlker meine herzlichsten und aufrichtigsten Wünsche aus.“ Hierauf begrüßte der Reichspräsident die einzelnen Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger und wechselte mit ihnen Neujahrswünsche. Bei dem Empfang waren der Reichsminister Dr. Stresemann und die Staatssekretärt Dr. von Schubert und Dr. Meißner zugegen. Im Anschluß hieran wurden der Reichskanzler, die Reichsminister und die Staatssekretäre empfangen. Der Reichskanzler hielt folgende Ansprache: „Zum neuen Jahre entbiete ich Ihnen Herr Reich#pim Namen der Reichsminister, die Sie nach dem Rücktrit: des Kabinetts mit der vorläufigen Weiterführung der Geschäfte betraut haben, die aufrichtigsten Glückwünsche. Vor Jahresfrist durfte ich hier den Wunsch aussprechen, das Jahr 1924 möge ein erfolgreiches sein für den Wiederaufstieg unseres Volkes und Reiches. Dieser Wunsch hat sich wenigstens zu einem Teile erfüllt. Unsere Wirtschaft hat, wenn auch unter Ueberwindung schwerer Krisen, wieder festeren Boden gewonnen, die Arbeitslosigkeit hat abgenommen, und die Bevölkerung des besetzten Gebiets, deren Schicksal Sie, Herr Reichspräsident, mit ganz besonderer Anteilnahme verfolgen, hat erfreulicherweise eine Erleichterung ihrer Lage erfahren. Leider erscheinen die Erwartungen, die wir nach dem Abschluß der Londoner Verhandlungen hegen durften, zu Beginn des Jahres 1925 zunächst nicht verwirklicht zu werden. Nach den uns vorliegenden Nachrichten müssen wir annehmen, daß di; alliierten Mächte den im Versailler Vertrag für die Räumung der ersten Rheinlandzone vorgesehenen Termin, den 10. Januar 1925, nicht innehalten wollen und zwar aus Gründen, die wir nicht anerkennen können. Dieses Unrecht ist für uns eine unerwartete Enttäuschung und schafft zweifellos eine ernste Lage. Ich kann nur dringend der Hoffnung Ausdruck geben, daß aus dieser Lage noch ein Ausweg gefunden wird. Dies kann aber nur auf dem Wege gegenseitiger Verhandlung und Verständigung gesch hen. Möge aber auch das gesamte Volk, dessen ganze Kraft in den Dienst des Wiederaufbaues gestellt werden muß, sich nicht in unnötigen vermeidbaren Parteikämpf'n entzweien. Dann werden die Schatten, die im Augenblick das Jahr 1925 noch zu verdunkeln scheinen, wieder schwinden, und wir werden dem Ziele näher kommen, für das Sie. hochverehrter Herr Reichspräsident, stets Ihr bestes Können und Wollen eingesetzt haben: Ein einiges und freies deutsches Volk und Reich in mitten eines friedlichen Europas!“ Der Reichspräsident erwiderte die an ihn gerichteten Glückwünsche mit Worten des Dankes und fuhr fort:„Das abgelaufene Jahr ist, wie ich mit Befriedigung am heutigen Tage feststellen kann, in jeder Beziehung ein Jahr fortschreitender Gesundung und Festigung für unser so schwer geprüftes Vaterland gewisen; unsere Währung, unsere Staatsfinanzen, unsere Wirtschaft sind von den bösen Erscheinungen und Nachfolgen der Inflation befreit und wieder auf feste und zuverlässige Grundlagen gestellt, und das Leben unserer Volksgenossen im besetzten Gebiet ist erleichtert worden. Daß diese Fortschritte erreicht werden konnten, verdankt Deutschland in erster Linie der Tatkraft und dem Verantwortlichkeitsbewußtsein, mit denen Sie, Herr Reichskanzler, und Ihre Ministerkollegen ihre hohen Aemter verwaltet haben. Es ist mir eine lebhafte Genugtuung, dies hier am heutigen Tage im Gefühl herzlicher Dankbarkeit und aufrichtiger Anerkennung aussprechen zu können. Sie sprachen, Herx Reichskanzler, von der ernsten Sorge, mit der das neue Jahr beginnt, von dem wir den Anfang der Befreiung des Rheinlandes erhofften. Alle Deutschen, welcher Parteirichtung sie auch angehören mögen, sind hier einig in dem Gefühl bitterer Enttäuschung und dem Bewußtsein eines uns angetanen neuen schmerzlichen Unrechts. Unter einer Begründung, die wir noch nicht kennen und noch nicht nachprüfen können, von deren Haltlosigkeir wir aber alle überzeugt sind, soll uns, dem einzig wirklich entwaffneten Volke in einem sonst noch waffenstarrenden Europa, das versagt werden, was in dem so unendlich harten Friedensvertrag allein zu unseren Gunsten enthalten ist: die Räumung besetzten deutschen Bodens. Unser aller erster Wunsch am heutigen Neujahrstage ist der, daß der Geist der Gerechtigkeit und der Wille zur Verständigung der Völker obsiegen möge über die Idee der Macht und Gewalt, und daß uns und unseren Brüdern an Rhein und Ruhr das werde, worauf wir Anspruch haben: „Recht und Freiheit!" Später übermittelten der Reichstagspräsident Wallraf und die Vizepräsidenten Dr. Rießer und Dittmann die Wünsche des Reichstags und der Ministerialdirektor im Preußischen Staatsministerium, Dr. Nobis, der tbüringische Minister Dr. Münzel und der bayerische Staatsrat Dr. v. Wolf als Vertreter des Reichsrats die Glückwünsche dieser Körperschaft Generaldirektor Oeser und die Staatssekretäre Vogt und Kumbier brachten darauf anschließend die Glückwünsche der Hauptverwaltung und des Personals der Reichsbahngesellschaft dar: für die Wehrmacht erschienen General v. Seeckt und Konteradmiral Kahlert, die dem Reichspräsidenten die Glückwünsche des Heeres und der Marine aussprachen. Die Neujahrsvisite in Paris. Paris, 2. Jannar(Frnkmeldung.) Der Präsident der Republik hat am Neujahrstag vormittag die Mitglieder der Regierung mit Ausnahme des erkrankten Ministervräsidenten, soannd die Präsidenten von Kammer und Senat und nachmittags das diplomatische Chorps empfangen. Dabei hielt der päpstliche Nuntius Ceretti eine Ansprache, in der erklärte, daß es, um die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, zu lindern, nicht genüge, den Frieden zu lieben und ihn herbeizusehnen, sondern man müsse auch an ihm arbeiten und täglich in seinen Diensten stehen. Man müsse in der Welt den Geist der Zusammenarbeit und der Güte pflegen und die gegenseitige Liebe entwickeln. Der Präsident antwortete, daß sich Frankreich diesen Friedenswünschen voll und ganz anschließe. Frankreich sei sich dessen bewußt, im Laufe des vergangenen Jahres ein Beispiel gegeben zu haben, wie man Friedenspolitik treibt und habe sich bemüht, die Fragen, die seine Lebensinteressen berührten, in einem Geiste der Versöhnung und der Gerechtigkeit zu lösen. Belgische Anleihe in Amerika. Brüssel, 2. Jan.(Funktmeldung.) Das Finanzministerium wurde ermächtigt, in den Vereinigten Staaten eine Anleihe von 50 Millionen Dollar zu 6 Prozent aufzunehmen. Die Rückzahlung der Anleihe soll innerhalb 30 Jahren geschehen. Jwan Katz in Wien verhaftet. Berlin, 2. Jan.(Funkmeldung.) Am Mittwoch wurde in Wien der kommunistische Reichstagsabgeordnete Iwan Katz verhaftet, als er auf der Paßstelle mit einem salschen Paß erschien. Katz, der sich seit längerer Zeit in Wien aufhielt, wurde dem Wiene: Lou zericht zugeführ Albanische Wirren. Von Dr. Artasches Abeghian Albanien ist von jeher das Land der Wirren gewesen. Erst vor einigen Monaten, im Mai 1924, war in Albanien ein Aufstand gegen die damalige Regierung Achmed Zogus ausgebrochen, schließlich hatte man sie auch gestürzt und eine neue unter Führung des Erzbischofs Fan Noli zur Herrschaft gebracht, als wieder vor ganz kurzem ein neuer Aufstand unter Führung des vormals gestürzten Ministerpräsidenten Achmed Zogus an die Reihe kam. Nach etwa zweiwöchigen Kämpfen ist es dem letzteren gelungen, wieder einmal in Albanien Herr der Lage zu werden; Fan Noli aber mitsamt seinen Ministern und Generalstabe wurde gezwungen, das Land zu verlassen und auf den Schiffen des Adriatischen Meeres Zuflucht zu suchen. Die immer wiederkehrenden Ereignisse in Albanien lassen sich sowohl durch innen= als auch außenpolitische Momente und Kräfte erklären. Albanien, dieses wilde Gebirgsland am Adriatischen Meere(28000 gkm und 850000 Einwohner), ist erst 1912 während des Balkankrieges in die Reihe der unabhängigen Staaten Europas eingetreten. In der Londoner Konferenz von 1913 verzichtete die Türkei auf ihre souveränen Rechte in Albanien, und dieses letztere wurde als ein selbständiges Fürstentum ausgerufen. Kaum war jedoch der Prinz Wilhelm Wied in Durazzo, dem Zentrum des Landes, eingezogen, als er bald wieder, gleich nach dem Ausbruche des Weltkrieges, das Land verlassen mußte. Albanien wurde nachher der Reihenfolge nach von den Streitmächten besetzt. Nach dem Schlusse des Krieges ist zwar Albanien wieder unabhängig geworden, eine endgültige Regelung seiner staatsrechtlichen und internationalen Verhältnisse ist jedoch noch nicht getroffen worden, wenn auch der Völkerbund Albaniens Selbständigkeit garantiert hat. Durch die Hilfe fremder Mächte— hauptsächlich durch die Intervention Italiens— seine Unabhängigkeit erlangt, ist jedoch Albanien seit den ersten Tagen seines Bestehens zum Objekte der Streitigkeiten und Eroberungspläne der Nachbarstaaten, darum auch zu einem ständigen Aufruhrgebiet gemacht worden. In Betracht kommen also Italien, Jugoslavien und Griechenland. Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, wie auch die„Chicago Tribune“ nicht ohne Grund behauptet, daß schon vor cinigen Monaten eine geheime Abmachung zwischen den genannten Staaten getroffen worden ist, kraft deren im Falle eventueller„albanischer fortdauernder Unruhen“ Italien Zentralalbanien, Jugoslavien Nordalbanien und Griechenland Südalbanien besetzen sollten. Weiter„zur Vorbereitung dieser auf Dauer berechneten Besetzungen“ erachte Italien den Ausbruch einer wirklichen Revolution in Albanien„für erforderlich". Es ist nun erklärlich, warum nicht Italien in den letzten Ereignissen Albaniens zugunsten und zum Schutze Fan Nolis interrenierte. Ohne Italien, ohne die Hilfe seines Patrons, wäre ja der nun gestürzte Ministerpräsident seinerzeit kaum ans Ruder gelangt. Wenn auch die italienischen Blätter erklären, Albanien sei für Italien dasselbe, was Belgien für England ist, also eine Einmischung dritter Mächte sei unzulässig, so hat eine solche doch stattgefunden und sicher nicht ohne eine vorherige Abmachung. Denn es ist auch andererseits ein unverhülltes„Geheimnis“, daß Jugoslavien den letzten Aufstand Achmed Zogus tatkräftig unterstützt hat. Nicht ohne Grund hatte Fan Noli dem Völkerbunde und den Großmächten Protestschreiben in diesem Sinne vorgelegt. Er behauptete nämlich, Jugoslavien hätte nicht nur die Revolution in Albanien organisiert und den Aufständischen Waffen geliefert, sondern auch Truppenunterstützungen gewährt. Allerdings bestreitet Belgrad die albanischen Beschuldigungen, aber es gibt ja keinen Rauch ohne Feuer. England versuchte eben, seinerseits in den albanischen Angelegenheiten zu intervenieren— englische Petroleumgesellschaften haben in Albanien Konzessionen erworden—, auch der Völkerbund schien sich damit zu befassen,„mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln für die Souveränität Albaniens einzutreten". Inzwischen ist aber der Aufstand in Albanien„zum Schluß“ gebracht, worden, und Achmed Zogus steht gegenwärtig wieder am Ruder der Landesregierung. Es ist aber mehr als zweifelhaft, ob die nun geschaffene Lage und eine dauerhafte Ruhe in diesem Lande überhaupt Bestand haben können. Darin spielen eben nicht nur außenpolitische Motive, sondern auch innere Verhältnisse des Landes eine große Rolle. Vor allem muß hier die Tatsache festgestellt werden, daß Albanien fast nie im Laufe der Geschichte eine unabhängige politische Existenz gehabt hat. Das gegenwärtige Albanien ist mehr eine Schöpfung der Rivalität der Mächte als eine politisch=kulturelle Errungenschaft des albanischen Volkes selbst. Innerlich stellt das albanische Volk kaum eine geschlossene Einheit dar. Ihrer Abstammung und Sprache nach sind zwar die Albanier— die Nachfolger der alten Illyrier— ein Volkstum für sich, ein besonderer Stammeszweig unter den indogermanischen Völkern, aber sie stehen gegenwärtig auf einer niedrigeren Stufe der historischen Entwicklung. In sozialer und religiöser Hinsicht sind sie untereinander uneins, auch kulturell sind die Albanier sehr rückständig vielleicht das rückständigste Volk in ganz Europa. Nicht ohne Grund hat man sie darum„die europäischen Kurden“ genannt. Nicht einmal die Sitte der Blutrache ist bis heute bei den Albaniern beseitigt. Demgemäß auch sind verschiedene albanische Stämme bemüht, einander auszurotten. Schulen, Presseorgane, intellektuelle Schichten im albanischen Volke sind Seltenheiten. Auch in religiöser Hinsicht sind sie kein Ganzes. Der größte Teil der Albanier, die in Mittelalbanien wehnhaft sind, ist mohammedanisch(550 000), die Nordalbanier sind römisch=katholisch(100 000). die Südalbanier orthodoxe Christen(200 000). Der religiöse Haß ist unter den andersgläubigen Volksgenossen ziemlich stark. Auch 7 sprachlich unterscheiden sich der Norden und der Süden Albaniens voneinander in einem gewissen Grade. Hier sind die gegische Mundart und das lateinische Alphabet, dort die toskische Mundart und das griechische Alphabet im Gebrauch. Ebenfalls ist die soziale Kluft zwischen den verschiedenen Volksschichten der Albanier sehr groß. Eine kleine Zahl von Großgrundbesitzern hält weite Ländereien ihrer Hand fest, während die Bauernmassen in dem ohnehin von Natur sehr dürftigen Albanien über winzige Geviete verfügen. Die ewigen albanischen Wirren sind auch auf diesen Umstand zurückzuführen. Achmed Zogus ist der Vertreter der Großgrundbesitzerklasse der Beschützer ihrer Interessen. Er war eben bestrebt, die von Fan Noli projektierte Agrarreform zunichte zu machen. Der gestürzte Ministerpräsident gedachte nämlich, mit Hilfe des Völkerbundes und durch eine ausländische Anleihe die nötigen materiellen Mittel zu erlangen, um damit den Großgrundbesitzern das Land zu entziehen und unter den Bauern zu verteilen. Dieser Plan ist aber nun nicht gelungen, und die Klasse der Grundbesitzer ist aus den Kämpfen siegreich hervorgegangen. So sieht die außen= und innenpolitische Lage Albaniens im gegenwärtigen Moment aus. Wie sie sich im weiteren entwickeln wird, wird wohl die nächste Zukunft zeigen. Die Volschafterkonserenz zur Räumung. a 1. Jan(Eig Funkmeldung.) Die Batschaft== Milhei di=7. Paris, 1. Jun.(Eig. Funtmeldung.) Die Golschufterkonferenz hielt am Mittwoch eine mehrstündige Sitzung ab, in deren Verlauf u. a. die an Deutschland zu richtende Note beraten wurde. Am Schlusse der Sitzung wurde folgendes Kommunigus veröffentlicht: „Die Botschafterkonferenz hat um 4,30 Uhr nachmittags unter dem Vorsitz von Jules Cambon eine Sitzung abgehalten. Sie hat den alliierten Regierungen den Textder Note, den sie nach ihren Instruktionen zwecks Mitteilung an die deutsche Regierung betreffs der Kölner Zone vorbereitet hat, übermittelt. Die Uebermittlung an die deutsche Regierung wird durch Vermittlung der alliierten Botschafter in Berlin erfolgen. Die Note wird erst veröffentlicht werden, nachdem die Demarche stattgesunden hat.“ Dieses Kommunigus läßt es zweifelhaft erscheinen, ob der Text der Note definitiv ist oder ob dazu eine formelle Zustimmung der alliierten Regierungen, denen sie zur Kenntnisnahme übermittelt worden ist, erforderlich ist. Auch die Auffassung der französischen Presse geht in diesem Punkte stark auseinander. Im Gegensatz zum„Echo de Paris“, das neue Modifikationen für lich hält, erklären„Petit Parisien" und„Matin“, daß es sich hier lediglich um eine Frage der Prozedur handelt und die Uebermittlung der Note an die beteiligten Kabinette lediglich deshalb erfolgt ist, um der Notifikation in Berlin das Gewicht eines Kollektivschrittes der Alliierten zu geben. Der Text der Note soll erst veröffentlicht werden, wenn die deutsche Regierung davon offiziell Kenntnis erhalten haben wird. Das wird kaum vor Ende der Woche der Fall sein, da der gemeinsame Schritt der Ententebotschafter in Berlin nicht vor Sonnabend zu erwarten ist. Ueber die Tendenzen der Note enthalten die Donnerstag=Morgenblätter Informationen, die einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben. Danach wird die Nichträumung der Kölner Zone begründet einmal mit der Tatsache, daß die Kontrollkommission noch nicht in der Lage gewesen sei, den Schlußbericht über die Generalinspektion zu erstatten, und andererseits mit dem Hinweis darauf, daß die vorliegenden Halbmonatsberichte der Kommission bereits die Feststellung ermöglicht hätten, daß Deutschland zahlreiche Verstöße gegen die Abrüstungsbestimmungen des Friedensvertrages begangen habe. Demnach scheint es in dieser Frage der äußersten Prozedur zu einem Kompromiß zwischen der französischen und der englischen These gekommen zu sein. Aber auch materiell dürfte sich die Botschafterkonferenz auf eine mittlere Linie geeinigt haben. Ihre Note spricht nach den übereinstimmenden Mitteilungen der Pariser Presse unzweideutig aus, daß die Verzögerung der Räumung zunächst nur provisorischer Natur ist und ein endgültiger Beschluß erst erfolgen wird, sobald der abschließende Bericht der alliierten Kontrollkommission vorliegt. Das dürfte in etwa 3 bis 4 Wochen der Fall sein. Sie scheint darüber hinaus weiterhin anzudeuten, daß die Botschafterkonferenz dann in ihrer definitiven Mitteilung der deutschen Regierung Kenntnis von den von der Kontrollkommission festgestellten Verfehlungen geben wird, unter ausdrücklicher Zusicherung, daß die Kölner Zone geräumt werden soll, sobald Deutschland auch in diesen Punkten seinen Verpflichtungen nachgekommen sein wird. Jedenfalls kann nach allem, was über die Beschlüsse der alliierten Regierungen bekannt geworden ist, kaum mehr ein Zweifel darüber bestehen, daß die von einem großen Teile der öffentlichen Meinung in Deutschland den alliierten Regierungen zugeschriebene Absicht, die Besetzung von Köln ad anfinitum zu verlängern, allzu pessimistischen Befürchtungen entsprungen ist. Es dürfte sich vielmehr lediglich um einen Aufschub von einigen Monaten handeln, vorausgesetzt, daß die Konstituierung einer wirklich republikanischen Regierung in Berlin Frankreich und Belgien die von ihnen als unerläßlich angesehenen moralischen Garantien für ihre Sicherheit bietet. Die Bedeutung der ersten Räumungszone. Wie TU. mitteilt, umfaßt die sogenannte erste Zone das ganze Gebiet von Cleve bis einschließlich Bonn, das nach amtlichem Material 6415 Quadratkilometer groß ist und eine Bevölkerung von 2 310000 Einwohnern hat. Besetzungstechnisch besteht die Zone aus drei Abschnitten, die von Engländern, Belgiern und Franzosen besetzt sind. Das englisch besetzte Gebiet umfaßt außer Köln mit Kölnmeurheim die folgenden 20 Orte: Bergheim, Türnich, Merheim, Bensberg, Lindlar, Bergisch=Gladbach, Schlebusch, Opladen Bergisch=Neukirchen, Burscheid. Wermelskirchen, Leichlingen, Richrath, Reußrath, Benrath, Höhscheid, Solingen, Wald, Gräfrath, Hilden. Der belgisch besetzte Teil der nördlichen Zone umsaßt folgende 26 Orte: Cleve, Goch, Xanten, Rheinberg, Geldern, Orsoy, Repelen=Baerl Moers Homburg, Fricmersheim, Kempen, Uerdingen Crefeld Kaldenkirchen, Süchteln, Dülken, Viersen, Willich, München=Gladbach. Rheydt, Neuß, Rheindahlen, Odenkirchen, Erkelenz, Wevelinohoven, Grevenbroich. Der französisch besetzte Teil der ersten Zone umfaßt folgende sieben Orte: Bonn, Overath, Siegburg, Honnef, Geislingen, Remagen und Bedburg. Wirtschaftlich ist dieses Gebiet mit seinen 53 Orten nicht nur durch die Stadt Köln, sondern namentlich auch durch seine bekannte Textil= und Stahlwarenindustrie bedeutend. Die Widerstände im besetzten Gebiet. Im besetzten Gebiet mehren sich die Widerstände gegen den Beschluß der Alliierten, die Kölner Zone zum 10. Januar nicht zu räumen. Vertreter der Gewerkschaften aller Richtungen haben am Dienstag in Köln folgende Entschließung gefaßt: „Der Gewerkschaftsausschuß für das besetzte Gebiet, als Vertreter der arbeitenden Bevölkerung, erhebt Einspruch gegen die beabsichtigte Verlängerung der Besetzung der auf Grund des Versailler Vertrages am 10. Januar 1925 zu räumenden Kölner Zone. Der Gewerkschaftsausschuß hat sich stets für Erfüllung des Vertrages eingesetzt und sich gegen alle völkerverhetzende Bestrebungen gewandt. Die Ruhrbesetzung wurde als rechtsund vertragswidria bekämpft, wobei das Ziel der Verständigungsmöglichkeit nicht aus dem Auge verloren wurde. Mit Genugtuung konnte in den letzten Monaten eine merkliche Entspannung der Lage im besetzten Gebiet wahrgenommen werden. Alle Hoffnungen auf weitere Entspannung würden vernichtet, wenn die Räumung der ersten Zone zum vertragsmäßigen Zeitpunkt nicht erfolgt. Die Gewerkschaften empfinden dies als einen schweren Schlag gegen alle Verständigungsbestrebungen und sind entsetzt, daß kleinliche Vorwände henutzt werden, das große Werk der Völkerverständigung zu zerstören. Sie bezeichnen die Verlängerung der Besetzung als eine neue Sanktion, nur geeignet, der Bevölkerung des besetzten Gebietes den Glauben an die Heiligkeit internationaler Verträge zu rauben. Jegliche weitere Verlängerung der Besetzung hindert die Gesundung der Weltwirtschaft, vermehrt Not und Leid der Bevölkerung und stellt die Erfüllung der Verträge, insbesondere des Londoner Abkommens in Frage. Der Gewerkschaftsausschuß spricht die Erwartung aus, daß die beteiligten Regierungen sofort in Verhandlungen treten, um die vorliegenden Differenzen zu beseitigen.“ Auch der Vorstand der Ortsgruppe Köln der Deutschen Volkspartei hat zu der Nichträumung eine Entschließung gefaßt, in der die Erklärung der Verbündeten als ein Bruch des Vertrages von Versailles und als ernstliche Gefährdung des Dawes=Planes bezeichnet wird, die eine erneute Störung des europäischen Friedens bringen werde. Der Beschluß des Botschafterrats bedeute ferner eine gefährliche Forderung jener französischen Bestrebungen, das Rheinland von Deutschland abzutrennen. Pozifistenkongreß. Gerlach für deutsch=französische Zusammenarbeit. Auf dem Jahreskongreß der französischen Liga für Menschenrechte in Marseilles sprach auch der Vorsitzende der deutschen Liga für Menschenrechte Helmuth v. Gerlach. Bei der Besprechung der Räumungsfrage gab v. Gerlach dem Bedauern dorüber Ausdruck, daß durch die Verweigerung der Räumung das Vertrauen des deutschen Volkes in die Fortsetzung der so hoffnungsvoll von der französischen Regierung begonnenen Versöhnungspolitik erschüttert worden sei. Das deutsche Vol' wisse in seiner großen Mehrheit gar nichts von den Bedingungen, die an die Räumung geknüpft worden seien. In diesem Punkte sei größere Aufklärungsarbeit zu leisten. Die deutschen und die französischen Republikaner müßten sich mehr als bisher gegenseitig unterstützen in dem Bestreben, auf ihre Regierungen im Sinne der Verständigungspolitik einzuwirken. Bei der Besprechung der Frage des Eintritts Deutsch= lands in den Völkerbund sprach v. Gerlach die Ueberzeugung aus, daß Deutschland ein Mandat über seine Kolonien durch den Völkerbund übertragen werden müsse. Der Redner schloß mit der Verheißung. daß ein Tag kommen werde, wo jeder gute Franzose ausrufen werde:„Es lebe Deutschland und jeder gute Deutsche, es lebe Frankreich!“ v. Gerlach fand mit seinem Vortrag stürmischen Beifall der Versammlung. Ein„überparteiliches“ Kabinett: Berlin, 2. Januar.(Funkmeldung.) Am Freitag morgen eit“ das Organ des Reichsaußenministers unter der Ueberschrift:„Ein überparteiliches bürgerliches zur Kabinettsbildung wie folgt Stellung:„Die Frage der Regierungsvildung wird von heute an wieder aktiv aufgenommen werden. Man hofft sie bald zu einem Ergebnis Lc T, schem Pnischen Enischewungen eine verhandlungsfähige Regierung vorbanden sein muß. Eine Betrauung des bisherigen Reichskanzlers Dr. Marx mit der Regierungsbildung ist noch nicht erfolgt. Es bleibt abzuwarten, ob der Reichspräsident vielleicht versucht, noch die Vertreter der beiden stärksten Parteien, also der Ratigldemskraten und der Deutschnationalen „.:##„ Lage in dem Sinne zu befragen, ob sie eine Moglichkeit sehen, die Kabinettsbildung zu übernehmen. Wenn die Parteien bei ihren bisherigen Beschlüssen beharren, ist eine solche Bildung allerdings nicht möglich, da Zentrum und Deutsche Volkspartei ihre Ansicht jedenfalls m ändern werden. In diesem Falle ist damit zu rechnen, daß der Reichsprasident ein überparteiliches, bürgerliches Kabinett bildet, ohne Anlehnung an die Fraktionen. Schoy die nächsten Tage dürften hierüber Klarheit bringen.“ Verhaftung der Brüder Barmat. SPD. Die Untersuchung der Kutisker=Affäre, von der sengleamn einen umsang langsum einen umsung an, der weniger dem öffentlichen Interesse als vielmehr den politischen Bedürfnissen der Staatszu entsprechen scheint. Wir sind seit der Aufdeckung #3. Kutisker=Skandals zu jeder Zeit für die strengste Unterjachung der Affäre eingetreten und werden diese Auffassung, soweit sie berechtigt erscheint, nach wie vor vertreten. Am Mittwoch hat die Staatsanwaltschaft nun auch die„Festsetzung“ der Gebrüder 1, Besitzer des Barmat=Konzerns, angeordnet, angeblich, weil der Barmat=Konzern zu Kutisker geschaftliche Beziehungen unterhielt,„Wenn sich diese Maßnahme nachträglich als berechtigt 96.2####d wir, die letzten, die das nicht anerkennen würden. Aver die Art, wie viese„Festsetzung“ unter Aufwand von dreihundert Kriminalbeamten mit allen Schikanen erfolgte, und die Tatsache, daß die Gebrüder Barmat bis Mittwoch abend 11 Uhr im Polizeiprasidium ohne jede Vernehmung„festgehalten“ und dann in das Untersuchungseefängnis nach Moabit überfuhrt wurden, spricht gegen allzu stichhaltiges Beweismaterial der Staatsanwaltschaft. Auch hat die Staatsanwaltschaft bisher jede Aeußerung über diie Erklärungen des der behauptet, nie mit Kutisker irgendwelche Beziehungen gepflogen zu haben. Wie man nicht einmal dem Rechtsbeistand der Gebrüder Barmat Gelegenheit gegeben worden, seine Klienten in der Haft aufzusuchen. Auch sollen die Verhafteten nicht wissen, aus welchem Grunde sie überhaupt„festgesetzt“ worden sind. Wir wollen uns über diese sveziellen Tatsachen ein Urteil für heute ersparen. Nur eines möchten wir winschen und sagen, daß sich die Staatsanwaltschaft auch der politischen Auswirkungen der letzten Verhaftungen bewußt ist. Der Barmat=Konzern beheute in Deutschland mehr als 12.000 Personen. Da die Staatsanwaltschaft inzwischen über den Konzern Geldsperre verhängt hat, liegen die Angestellten und Arbeiter des BarmatKonzerns acwissermaßen auf der Straße. Was das in Anbetracht behache Posne iseit heißt, sollte auch die UntersuchungsAm Donnerstag nachmittag ist in der Villa von Julius Barmat in Schwanenwerder eine neue Haussuchung vorgenommen worden. Weitere Verhaftungen. Die Kammerarbeit in der Silvesternacht. Paris 1. Jan.(Eig. Funkmeldung.) Kammer und Senat haben in der Silvesternacht ihre Sitzungen die bis in die frühen Morgenstunden des neuen Jahres dauerten, das umfangreiche Arbeitspensum aufgearbeitet das vor Schluß der ordentlichen Session noch zu erledigen war. Die Kammer hat nach einer lebhaften Debatte, in der es zwischen der äußersten Rechten und der äußersten Linken zu einer regelrechten Prügelei kam mit 340 gegen 136 Stimmen das Amnestiegesetz in der Fassung des Senats angenommen, nachdem die Mehrheit durch den Mund des Abgeordneten Leon Blum der Regierung die ausdrückliche Zusicherung abgerungen hatte, daß die Amnestie auch auf die im Zusammenhe; mit den kommunistischen und anarchistischen Umtrieben begangenen Vergehen ausgegehnt werden und den widerspenstigen Direktionen der Eisenbahngesellschaften die integrale Wiedereinstellung der aus Anlaß des Streiks im Jahre 1920 entlassenen Eisenbahner gegebenenfalls durch Kürzung der Kredite auferlegt werden soll. Angenommen wurden ferner di zwei yrovisorischen Budgetzwölftel für die beiden Monate Januar und Februar 1925 wobei von der Regierung die Zusicherung gegeben wurde, daß die umstrittene Gesandtschaft am Vatikan einstweilen aufrechterhalten werden soll. bis Kammer und Senai Gelegenheit gehabt haben werden, dazu bei der Diskussion des Glats des Auswärtigen Stellung zu nehmen. Ein Versuch des Senats, die provisorische Teuerungszulage von 500 Franks. die Regierung und Kammer den Beamten als vor’äufige Abschlagszahlung auf die in Aussicht genommenen Gehaltserhöhungen zugebilligt hatte, auf 260 Franks herabzusetzen, wurde von der Erfolg zurückgewiesen. Unter den von der Kammer bewilligten Summen befindet sich u. a. auch der von der Regierung gngeforderte, Kredit zur Gründung des auf der letzten Tagung des Voiterbundes gutgeheißenen Instituts für die internationale Zusammenarbeit auf intellektuellem Gebiete. Das Ausland zu Magdeburg. Köln, 30. Dez.(Eig. Drahtmeldung.) Wie das Magdeburger Urteil im Auslande wirkt, zeigt anschaulich eine Meldung des Vertreters der„Köln. Volkszeitung“ im Haag, der seinem Blatte am Dienstag abend über die Stimmung. die das Magdeburger Urteil in Holland erzeugt habe, mitteilt: Die Kommentare, die jetzt nach Ablauf des Prozesses gegeben werden, sind nicht freundlich für die Magdeburger Richter. Allgemein wird darauf hingewiesen, daß ein derartiger Prozeß wohl in keinem Lande der Welt möglich sein würde. Es wird für ungeheuerlich gehalten, daß das Staatsoberhaupt auf derartige Weise vor einem Schöffengericht behandelt vird, wie das in Magdeburg gewesen ist. Das Urteil selbst wird als Fehlspruch, die Begründung als lächerlich empfunden. Man sieht eine fortwährende Gefahr für die jetzige Staatsform dar'n, daß die Justiz vielfach von politisch voreingenommenen Personen gehandhabt wird. Interessant ist es, bei dieser Gelegenheit, so schreibt der Korrespondent, zu bemerken, wie groß die Hochschätzung ist, welcher der derzeitige Reichspräsident sich im Auslande erfreut. Es wird allgemein darauf hingewiesen, daß Ebert und seine Persönlichkeit seit der Revolution für das Wohl seines Vaterlandes mehr getan habe als die fang10 n Nationalisten für dieses Wohl haben verderben können. Die große Bescheidenheit und der maßvolle Takt Doutichgrgden gepriesen., Vei alsenn Unglück bei es ein Glück für Dentschlund gewesen, soich einen Mann als Präsidenten gefunden zu haben.„Das kraurige und jämmerliche Treiben der Nationalisten wird unbeoing. abgelehnt und verurteilt. Berlin, 2. Jan.(Funkmelduna.) Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen den Barmat=Konzern hat am Silvesterabend und Neujahrstage zu, weiteren Verhaftungen geführt. Am letzten Abend des alten Jahres wurde der Geheime Oberfinanzrat in der Preußischen Staatsbank Dr. Hellwig, der seit längerer Zeit zum Barmat=Konzern übergetreten war, in Kassel verhaftet. Großes Aufsehen erregte die Verhaftung des früheren Ministerialdirektors im Reichsfinanzministerium, Cautz, der in der zum Barmat=Konzern gehörigen MerkurBank einen Direktorposten bekleidet. Seine Verhaftung erfolgte am 1. Januar morgens in seiner Berliner Wohnung. Am Silvesterabend wurde auch der vierte der Gebrüder Barmat, Isaak Barmat, bei seiner Rückkehr nach Berlin verhaftet. Außerdem wurden eine Reihe Angestellte der Merkur=Bank, leitende Persönlichkeiten von Werken des Barmat=Konzern festgenommen. Gegen sie alle hegt die Staatsanwaltschaft den Verdacht des Kredit= betrugs gegenüber der Preußischen Staatsbank. Eine sozialdemokratische Anfrage. Die sozialdemokratische Fraktion des Landtags hat an die preußische Regierung folgende Große Anfrage gerichtet: Ist die Staatsregierung bereit, Auskunft zu geben über Ursachen und Umfang der Mißstände, die sich bei der Kreditgewährung der Preußischen Staatsbank (Seehandlung) im Zusammenhang mit dem Fall Kutisker herausgestellt haben? Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung für die Zukunft zur Kontrolle der Kreditpolitik der Staatsbank getroffen?— Für den Reichspräsidenten. Kundgebung der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Frankfurt a. M. Die Stadtverordnetenversammlung nahm gegen die Stimmen der Deutschnationalen, Nationalsozialisten und der Kommunisten einen von den übrigen Parteien gestellten Antrag an, wonach der Magistrat ersucht wird, sich folgenden Beschluß anzuschließen: .„Die Stadtverwaltung von Frankfurt a. M. entbietet dem Herrn Reichspräsidenten aus Anlaß des gegen ihn gerichteten Angriffs den Ausdruck ihrer Hochachtung und Verehrung. Sie würdigt die Verdienste des Präsidenten, jetzt bald 6 Jahre der schwersten Prüfungen des Vaterlandes in würdigster Form das Reich vertreten, dem Werke der Versöhnung der Parteigegensätze gedient und dem Ausbau des Staates und der Wirtschaft alle Kräfte gewidmet zu haben. Bei dieser Gelegenheit bringt die Stadtverwaltung den schon früher geäußerten Wunsch zum Ausdruck, der Herr Reichspräsident möge alljährlich für bestimmte Zeiten in Frankfurt a. M. Aufenthalt nehmen zwecks Knüpfung ständiger Verbindungen der Zentralregierung mit West und Süd des Reiches Die Stadtverwaltung stellt dem Herrn Reichspräsidenten das Bundespalais zur Verfügung, den Sitz der Reichsregierung des Jahres 1848. 50 Jahre hindurch Sitz des Präsidiums des Deutschen Bundes, ein Symbol der inneren Einheit aller deutschen Stämme.“ * Der Oberbürgermeister der Stadt Köln, Dr. Adenauer, hat an den Reichspräsidenten folgendes Schreiben gerichtet: „Hochverehrter Herr Reichspräsident! Wenn das Rheinland im Jahre 1924 eine so wesentliche Erleichterung seiner Lage gegenüber dem Vorjahre erfahren hat, so ist das zu einem ganz wesentlichen Teile auf den Einfluß zurückzuführen, den Sie die Politik Deutschlands ausgeübt haben. Es drängt mich daher, Ihnen. hochverehrter Herr Reichspräsiden, am Jahres chlusse meinen ehrerbietigsten und herzlichsten Dank auszusprechen und Ihnen gleichzeitig meine Glückwünsche zum neuen Jahre zu übermitteln Möge das Jahr 1925 Ihnen als weiteren Erfolg in Ihrem hohen Amte die Räumung der Kölner Zone und uns damit die Freiheit bringen. In hoher Verehrung bin ich Ihr sehr ergebener Adenauer.“ Freitag. 2. Jannar 1925 Beilage Nr. 1— 36. Jahrgang Die nachsten aufguben der vozialdemötratte. Herr Gustav Stresemann hat in seinem Weihnachtsartikel im„Hamburger Fremdenblatt“ nicht nur erneut seine Liebe zu den Deutschnationalen beteuert, sondern zugleich auch seine Abneigung gegen die Sozialdemokratie. Deutlicher als das bisher von ihm geschah, hat er die Auffassung der Schwerindustrie vertreten, daß „die großen Fragen wirtschaftlicher Natur, die jetzt bei den internationalen Handelsverträgen zu lösen sind und auch die Frage der Steuerreform, die eine Entlastung der Wirtschaft bringen muß, bei, der dogmatischen Einstellung weiter sozia listtscher Kreise mit einer sozialistisch=bürgerlichen Koalitio nicht zu lösen sind“. Diese Aeußerungen Stresemanns sind bedeutsam Sie zeigen, daß es das Hauptziel der Regierungsbildung ist, die innerpolitischen Maßnahmen, die sich aus der Annahme des Dawes=Gutachtens ergeben, nicht nur ohne sondern auch gegen die Sozialdemokratie zu treffen. Die Rechtfertigung dafür sieht Stresemann in der Einstellung weiter sozialistischer Kreise". Nicht ohne Absicht scheint Herr Stresemann sich dieses verschwommenen Ausdrucks bedient zu haben. Wo Gründe fehlen, stellt zur rechten Zeit ein Schlagwort sich ein. Mit den Endzielen der SozialdemoRegelung der nächsten Wirtschaftsgesetzgebung Deutschlands nichts zu tun Kein Sozialdemokrat, sei er auch noch so„doamatisch“ gesinnt gibt sich der Illusion hin daß gegenwärtig politisch=parlamentarische Fortschritte in der Richtung des Sozialismus erzielt werden können. Die Meinungsverschiedenheiten über die allgemeinen Wirtschaftsgrundsätze spielen deshalb für die Regierungsbildung eine geringere Rolle als die Meinungsverschiedenheiten über die praktische Lösung der einzelnen Wirtschafts prombleme. Betrachtet man die einzelnen Probleme, um die der Kampf in den nächsten Monaten gehen wird, so wird das ganz klar. An der. Spitze, aller Probleme steht die Frage der Arbeitszeit. Die Deutsche Volksvartei und die Deutschnationalen wollen den Zehnstundentag. Er ist das Ziel aller kapitalistischen Kreise, die durch erböhte Ausbeutung der Arbeitskraft ihren Profit vor Belastung schützen wollen. Die Sozialdemokratie will die Rückzum Achtstundentag. Sie sieht in dem Schutz der nicht nur einen berechtigten Anspruch der arbeitenden Volksschichten, sondern auch die Voraussetzung für die Wiederbelebung und Gesundung des gesamten Wirtschaftslebens. Die Sozialdemokratie steht mit dieser Anschauung durchaus nicht allein. Auch die den bürgerlichen Parteien noch vertrauenden Arbeiter, Angestellten und Beamten erstreben den Achtstundentag. Wer also, um den Achtstundentag zu verhindern, gegen die Sozialdemokratie regieren will, regiert zugleich gegen die Masse der Arbeitnehmer. Die Rechtsparteien wollen zweitens ein Hochschutzzollsystem, das den Großkapitalisten und Agrariern die schrankenlose Erhöhung der Inlandspreise ermöglicht, Kartelle und Trusts zu unbeschränkten Herren des Staates und der Wirtschaft macht und ihnen das gesamte schaffende Volk ausliefert. Der Weg hierzu ist der Zoll auf Eisen und der Zoll auf Getreide. Die beiden Zölle ziehen den Zollschutz der gesamten Wirtschaft automatisch nach sich, damit aber auch Preissteigerungen, Verteuerung der Produktion. Erschwerung des Absatzes und Zunahme der Arbeitslosigkeit Die Sozialdemokratie will den Abbau des Eisenzolls, die Verhinderung von Agrarzöllen und den durch Zollbelastung ungehinderten Verkehr mit dem Weltmarkt. Denn nur auf diesem Wege gibt es einen Abbau der übererhöhten Preise, die Steigerung der Produktion, die Besserung der Beschäftigungsmöglichkeiten und eine Erhöhung der Reallöhne. Auch das ist kein besonderer soziald mokratischer Standpunkt, sondern gleichfalls die Anschauung aller übrigen Arbeiter=, Angestellten= und Beamtengruppen. Sie finden dabei Unterstützung * durch die Angehörigen der freien Berufe, durch zahllose Gewerbetreibende und Händler und einen erheblichen Teil der verarbeitenden Industrie. Die geistige Führung erhält dieser Kampf sogar von der bürgerlichen Wissenschaft, deren hervorragendste Vertreter entgegen ihren früheren Anschauungen jetzt für den Abbau der Zollschranken eintreten! Die dritte große Frage, die Herrn Stresemann veranlaßt, unter die schützenden Fittiche der Deutschnationalen zu kriechen, ist die Steuerreform. Mit der„Entlastung der Wirtschaft“ die die Rechtsparteien erstreben, ist der Abbau aller Besitzsteuern gemeint. Die schöne Zeit der Inflation, wo mit dem Steigen der Leistungsfähigkeit die Steuerlast sank, soll wiederkommen. Arbeit und Verbrauch sollen die Steuerlasten ganz oder doch zum größten Teil allein tragen. Die Sozialdemokratie will demgegenüber die Verteilung der Steuerlast nach der wirklichen Leistungsfähigkeit und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Inflation der Masse des Volkes das Letzte geraubt hat und einigen hunderttausend Kapiialisten und Großagrariern schuldenfreie Riesenvermögen verschaffte. Ihr Ziel ist deshalb: Abbau der Umsatzsteuer, der Lohnsteuer und der Verbrauchssteuern, Steigerung des Ertrages der Einkommensteuer, der Vermögenssteuer und der Erbschaftssteuer. Nur so kann das Gleichgewicht des Haushalts dauernd sichergestellt und die Erfüllung der Reparationsverpflichtungen gewährleistet werden. Daher sind auch in dieser Frage die nichtsozial demokratischen Lohn= und Gehaltsempfänger, Rentner und Angehörige der freien Berufe mit den Sozialdemokraten durchaus auf einer Linie. Ziehen wir das Ergebnis aus diesen Betrachtungen. Was die Sozialdemokratie als Ziel der unmittelbaren Gesetzgebungsarbeit der nächsten Monate erstrebt das ist soziale Reform, aber noch nicht Sozialismus. Mit diesen Absichten steht deshalb die Sozialdemokratie nicht allein, sondern Schulter an Schulter mit den schaffenden Kräften des Volkes, die im Lager anderer, auch bürgerlicher Parteien stehen. Will man das Gesetzgebungswerk der nächsten Monate gegen die Sozialdemokratie uhren, so heißt das nichts anderes, als es durchzuführen suchen gegen die großen Massen des Volkes, auf deren Arbeit das Wirtschaftsleben beruht. Das ist die Front: Kapitalisten gegen Richtkapitalisten Man kann Herrn Stresemann nur dankbar sein, daß er so offen zugestanden hat, daß er und die Deutsche Volkspartei sich dem Diktat von Schwerindustrie und Großagrariern vollständig gebeugt haben und im Begriff stehen, Deutschland in die schwersten inneren Kämpfe hineinzutreiben. Kämpfe, die gewiß in erster Linie im Parlament ausgefochten werden, dort zu den heftigsten Explosionen führen müssen, aber auch das Wirtschaftsleben erfassen werden. Wenn er glaubt, trotzdem Deutschlands Wirtschaftsgesetzgebung gegen die Sozialdemokratie und gegen die Volksmassen lösen zu können, so wird er durch die Tatsachen bald eines anderen belehrt werden. Die sozialdemokratische Fraktion hat sich bereit erklärt, an der Bildung einer Regierung auf der Grundlage der Weimarer Koalition mitzuwirken. Sie hat bis zur Entfesselung der Regierungskrise ihre Absicht bekundet, auch einer Regierung der Mitte keine grundsätzlichen Schwierigkeiten zu bereiten. Sie hat sich dessen bewußt gezeigt, daß bei der Kompliziertheit der deutschen Parteiverhältnisse und angesichts der Tatsache, daß sie allein leider noch lange nicht über die Mehrheit verfügt. Besserungen nur schrittweise erreicht werden können ja daß es unter Umständen sogar genügen muß, drohende Verschlechterungen abzuwehren. Damit hat sie ihre Bereitwilligkeit zu Verständigungen gezeigt, damit ist aber auch die äußerste Grenze ihres Entgegenkommens erreicht. Eine Wirtschafts= und Steuerpolitik, die einseitig von den Vertretern der besitzenden Klassen getragen und einseitig in deren Interesse geführt wird, wird ihrem allerschärfsten Widerstand begegnen. Will Herr Stresemann diesen Kampf, so wirh er ihn haben. Der Friede ist keine Utopie! Von General Verraux(Paris). Nachdem ich während eines Monats von Stadt zu Stadt, von Versammlung zu Versammlung geeilt bin, habe ich die Gewißheit erhalten daß in Deutschland wie auch in Frankreich diejenigen, die den Frieden wollen, hundertfach zahlreicher sind, als diejenigen, die den Krieg wünschen. Davon überzeugt, werden wir alles tun, um unsern Willen durchzusetzen. Die Einteilung Deutschlands in zwei Lager liebe ich nicht, denn es gibt deren viel zahlreichere. Da sind auf der einen Seite die Nationalisten, die das Nationalgefühl für innerpolitische Zwecke ausbeuten, um ihre verlorenen Stellungen, die Militärund Regierungsmacht wieder zurückzuerhalten. Sie finden ohne Zweifel unter den Bürgern, den Intellektuellen und der Studentenschaft Anhänger, deren Stärke nicht übersehen werden darf, doch hat sich ihr Nationalgefühl, das früher gegen Frankreich gerichtet war, jetzt um so heftiger gegen England gekehrt, es ist also kein feststehendes und kann durch entgegengesetzte Ursachen leicht wieder umschlagen. Die Industriellen stellen sich im Augenblick auf die Seite der Nationalisten, denn dies sind die Leute, die stets ihr eignes Interesse im Auge haben. Im Grunde wissen sie sehr gut, daß sich ein Krieg nicht mehr bezahlt macht wir könnten sie also vielleicht für uns gewinnen. Diesen gegenüber stehen die Pazifisten, die, wie es die gefüllten und zur Verfügung gestellten Säle gezeigt haben nicht mehr zu übersehen sind. Sie sind es, die mich gebeten haben, zusammen mit meinem Kameraden, General v. Schoenaich, das Symbol zweier versöhnter Gegner, die das Schwert vor der Majestät des Friedens senken, darzustellen. Zwischen den Pazifisten und den Nationalisten befindet sich die große Masse der kleinen Bürger Kaufleute, Künstler, die anfängt, zum politischen Leben zu erwachen und seinen Weg sucht. Das Reichsbanner, das anfangs Oktober drei Millionen Mitglieder zählte, wächst von Tag zu Tag, ich begrüße in ihm die Vorläufer einer Friedensära, die es sehnlich erwartet. Was ich nicht vergessen werde, sind die leidenschaftlichen Anstrengungen der wirklichen Friedensapostel in Deutschland, die dem General v. Schoenaich und mir die Wege geebnet haben. Ich glaube an ihren Mut, ihren Eifer, ihre Aufrichtigkeit und ich bin überzeugt, daß der während dieses Feldzuges ausgesäte pazifistische Samen aufgehen wird.(Aus„L'Oeuvre“ Paris.) Eröffnung des Reichstags am 5. Januar. Senerapror: zur=Keichslagveressnung. „Trotz verminderter Stärke hofft unsere bewährte Hauskapelle durch vermehrten Eifer den Ausprüchen auch eines verwöhnten Publikums gerecht werden zu können!“ 181 Lori Graff. Roman von Hans von Hoffensthal. 35—(Nachdruck verboten!) „Karl August,“ warf sich jetzt die Hofrätin in die Szene.„Ich bitte dich, laß dech. Rege dich nicht so auf.“ „Einen solchen Skandal in meiner Familie? Nein, das werde ich nie zugeben. Daß die Leute auf mich zeigen, in meiner Stellung.— nein Lori, diese Schande kannst du mir nicht antun.“ Seine Stimmer verlor plötzlich seine Heftigkeit und wurde rührselig. Die Angst vor dem Skandal überwältigte ihn, erfaßte ihn gewaltsamer, als sonst irgend etwas, höchstens eine Unzufriedenheit seines Chefs. ihn hatte erschrecken können. In dieser Angst vergaß er seine Selbstbeherrschung, seinen Stolz, von dieser Angst gequält, konnte er sich so demütigen, daß er kein weiteres Wort sagte, sondern Lori bat und bat, sie möchte ihm„den Skandal" ersparen. „Nur dies nicht, Lori, nur dies nicht.“ Lori schwieg. Sie sagte kein Wort mehr und ließ ihn gehen, ohne ihm das Versprechen zu geben, das er erzwingen, erdrohen und dann erbetteln wollte. Da dachte sich Mama, daß es unnütz sei, heute noch länger in ste zu dringen, und der Hofrat gab nach und ging. Aber als er das nächste Mas wiederkam, fand er Lori nich mehr so ablehnend, schon ein wenig zugänglicher für seine Bitten, ohne daß er indes eine bestimmte Zusage erhielt. Lori saß nur und sagte nichts dagegen. Sie war des langen Redens und Bittens schon zu müd. In ihren Entschluß brachte erst einige Zeit später ein neues Erlebnis eine Aenderung. Nachdem sie nun wochenlang ruhig in ihrem Zimr.er gelegen, hatte ihr der Professor die Erlaubnis gegeben, vorsichtig noch und langsam in den Garten zu gehen. Sie nützte diese Freiheit jetzt um so lieber, als die Witterung günstig und die Luft, die sie so lange entbehrt, nun milde und jungfrühlinghaft weich war. Die Sonne hatte mit dem Schnee aufgeräumt, die Hecken, die die Wege säumten, knospten, und die jungen Linden wippten die hoffenden, zarten Zweiglein lässig und erwartungsvoll in dem lauen Föhn, der wehte und zog. Im Gemüse= und Blumengarten, der im Schutz der langen Wirtschaftsgebäude sich gegen Süden lehnte, waren jetzt alle Gärtner und Gartenschwestern an der Arbett, stachen die braune Erde in den Beeten für die Frühlingssaat um und senkten die Setzlinge und Samen. In den Glashäusern dahinter standen während der warmen Sonnenstunden immer ein paar Fenster offen und ließen den stickigen Dunst hinaus und frische, unverbrauchte Luft herein. An den geöffneten Fenstern brannten in buntfarbenen Reihen die Azaleen und atmeten ihren lieben, zarten Duft aus weißen, rosahellen, karmin= und rostfarbenen, blutroten und gelben Blüten der Sonne und dem weichen Föhn und jedem. der vorüberging entgegen. Seit Schwester Brigitta— aus besonderer Freundschaft— Frau Lori diesen sonnigen Winkel gezeigt hatte, der allen anderen Kranken unzugänglich war, saß die junge Frau jeden Tag hier. Eine Stunde hatte ihr der Professor im Anfang zugebilligt,— aus der einen Stunde wurden bald mehr. „Ich gehe ja nicht, dazu bin ich zu müde, wirklich zu müde. Ich sitze nur ganz ruhig an einem geschützten Platz.“ Freilich. Sie war noch sehr müde, und selbst die paar hunder Schritte bis in dieses Versteck, in das nie jemand kam fielen ihr noch schwer. Aber wenn sie den kleinen Weg hinter sich hatte und still und unbeweglich in der Sonne saß, so fühlte sie, wie die verlorene Kraft langsam und stet sich in ihr erneuerte Wie die Sonne in sie drang, sie neu belebte, wie die weiche feine Luft in sie strömte und sie erfrischte, daß das Blut wieder lebhafter pulste und wieder wärmer durch die Adern rann. Wie da ein siegreicher Kampf des jungen Körpers, der Sonne, die half, der frischen Luft die beistand, gegen das eingedrungene Gift war,—— wie sie langsam genas. Vorerst freilich nur der Körper. Denn in ihrem Innen ir noch nichts gutgemacht Die Seele war noch zu sehr zerrissen von dem Leid, das ihr angetan. von der Enttäuschung, die ihr zugefügt worden war, noch zu sehr gebeugt. Und die mannigfachsten Empfindungen trieben mit ihr ein grausames, quälendes Spiel — Haß und Empörung, manchmas wohl auch ein wenig Mitleid — und dann wieder eine stumpfe Gleichgültigkeit— ein qualvolles Spiel hin und her. Aber es war doch schon dann und wann nicht mehr das Heftigund Bittere in ihren Gedanken, doch schon ein wenig, ein bißchen etwas von Versöhnlichkeit. Und wenn sie an Valentin dachte der das ganze Unglück über sie gebracht, so war es jetzt nicht mehr so wie die erste Zeit, daß ihr nur das einfiel, was er ihr Uebles zugefügt, sondern sie ertappte sich manchmal dabei, daß sie sich auch der schönen, freundlichen Zeit vorher erinnerte, der Zeit, da sie ihr lieb gehabt und mit ihm glücklich gewesen war, ja so von Herzen glücklich. Und sie mußte dann anerkennen, daß er immer gut und lieb mit ihr gewesen war. ihr mit allem und jedem seine Liebe bewiesen hatte, und sah ein, daß er auch jetzt nicht aufhörte, zu zeigen, was sie ihm war und immer bleiben würde. Seit sie ihm seinen letzten Brief zurückgeschickt hatte, hatte er nicht mehr geschrieben. Aber er schrieb immer wieder an ihre Eltern und ließ ihr durch diese ausrichten, daß er nur auf den Tag warte, an dem sie ihn einmal sehen wollte. Lori hatte ihm auch darauf keine Antwort gegeben. Aber wenn sie jetzt mehr und öfter an die Treue dachte, mit der er geduldig auf sie wartete, wenn sie sich öfter an die schöne Zeit zurückerinnerte die vor allem dem Abscheulichen gewesen war, froh und glücklich für sie beide— dann schien ihr fast, als sei das jetzt nicht mehr der Haß, der sie so ablehnend gemacht hatte, sondern als sei da kein rechter Haß mehr, eher ein wenig Mitleid für sich selbst—— und ein wenig Mitleid für ihn. Und doch. Es war doch auch kein rechtes Mitleid nur— Gerechtigkeit. Eine stumpfe Gleichgültigkeit. Die Erinnerungen an die schöne Zeit, die sie mit Valentin verlebt, da sie ihn geliebt hatte, die Dankbarkeit für das Glück das er ihr bereitet, halfen ihr wohl über das Gefühl des Hasses hinweg, aber nicht über mehr. Nicht über diese Gleichgültigkeit, die noch viel betrübender war als der erste Haß. viel nichtiger, farbloser, ganz ohne Stärke und Wert. Gegen diese Stumpfheit nützte nicht einmal das Bemühen, sich daraus zu befreien; nicht einmal der Wunsch, sie möchte Valentin noch lieb haben und ihm gut sein können, so wie Frau Sturm ihrem Mann verzieh, wie viele hunderte von armen Frauen, denen es gleich ergangen, verziehen hatten. Verzeihung! Valentin und die Eltern baten darum. Die Eltern wollten wohl nur das Wort. Für Papa wäre die Sache erledigt, wenn die Ehe wenigstens nach außen hin notdürftig geflickt ware, Papa wäre zufrieden mit dem bloßen Wort:„Ich verzeihe.“ Warum sollte sie dieses Wort nicht sagen? Ein leeres Wort, das sie wohl aussprechen könnte, damit endlich daheim Frieden wäre. Aber da kam gleich darauf die Ueberzeugung, daß er Valentin gegenüber damit nicht getan wäre. Daß dieser mehr verlangte als dieses Wort, daß er auf wirkliches Verzeihen warteig Und dies zu geben, schen ihr doch immer noch zu schwer.— Geriebung folg Vor dem Ende der spanischen Militärvilkatur. Von Hans Erich Kaminski. Der Zeitungsleser, der seit Monaten immer wieder das Ende der spanischen Militärdiktatur angekündigt erhält, wird vielleicht nicht mehr recht daran glauben. Aber man muß in Betracht ziehen. daß Spanien nicht mit demselben Maßstab wie vorgeschrittenere Länder gemessen werden kann. Wirtschaftlich noch kaum bis zum Kapitalismus entwickelt, geistig völlig unter dem Drucke der Kirche stehend, politisch gänzlich ungeschult, hat das spanische Volk keinen ausgesprochenen oder auch nur bewußten politischen Willen. Aus seiner wechselvollen Geschichte hat es nur die Erfahrung gewonnen, daß es auf die Ausbeuter nicht ankommt, wenn die Ausbeutung die gleiche bleibt. Auch die aufgeklärten Schichten interessieren sich wenig für die öffemlichen Angelegenheiten. Die Politik ist der Beruf einiger Personen die oft auch nur Dilettanten sind, und eine öffentliche Meinung, ein öffentliches Gewissen gibt es überhaupt kaum. Der Mangel einer umfassenden politischen Willensbildung läßt die politischen Parteien zu keiner sonderlichen Bedeutung kommen. ist der Grund für die starke Stellung des Militärs. die Armee ist sozusagen von Natur aus eine Organisation, Fuhrer sind beinahe die einzigen in Spanien, die eine geschlossene, disziplinierte Masse hinter sich haben. Man weiß, daß sich die Generale, mehr oder weniger in allen Ländern, als die Stutzen des Staates fühlen. Hier kommt— oder kam wenie##tens bis zum Putsch von Barcelona im September 1921— noch hinzu, eine, sch wache Zivilregierung gegenüberstand, deren demokrarische zrorm nur ein Schleier war, hinter dem die herrschende Schicht ihr Geschäft besorgte. Uehrigens ist das Unternehmen Primo de Riveras nicht das erste oieser art in der soanischen Geschichte. Die Pronunciamientos (Militäraufstände) haben in der spanischen Geschichte des 19. JahrRolle gespielt, und Primo de Rivera wird nicht nur an Mussolini, sondern auch an den General Prim gedacht haben, als er sich an die Spitze des Staates stellte. „ Auf der Grundlage dieser Verhältnisse und dieser Traditionen isr auch die Formel der konstitutionellen Monarchie nicht mehr als eben eine Formel. Alfons XIII., der bereits als Kind auf den Thron kam und von Offizieren und Jesuiten erzogen wurde, ist die Stärkung seiner persönlichen Stellung bedicht Der naroklanische Krieg geht auf seine eigenste Initiative Lursichz# tunn tein Zweifei sein, daß er von der Ausrufung. minitaroiktatur, deren Hauptzweck ja die Vertuschung der Unhoh- Dae Sc de Kriegsführung war, gewußt Der bnäct Ss. 4— 8#Opnastie ist daher enger mit der Diktatur verrnupft, als dem Konig heute lieb sein mag, aber es ist schwer und beinahe unmöglich für ihn, aus dem Kreis zu springen, den er selbst um sich gezogen hat. ne niches ertille wg, rommen versagt. Von ihren Versprochungen Schsimmen.. den. Die Lage in Marokko hat sich eher ververbundeneng. ade ssert, der Staatshaushalt ist durch die damit Ausgaben auf das schwerste belastet, die Peseta entwickelt sich langsam nach unten. Das Direktorium hält sich nur setzlichen Terror an der Macht, der auch vor den thoden nicht zurückschreckt. Die Ereignisse in einem Tokalputsch versaine eine Anzahl Unglücklicher zu ###put erleiteten, vor Gericht dann gegen die im Auskund tebenven zuhrer der Opposition aussagten und schließlich zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden, sind ein itiger# für die Regierungskunst der Diktatoren. aule wirrlichen Kräfte des Landes stehen völlig beiseite. Nicht die Parteien der Linken, auch die guten Monarchisten der Rechten, Männer wie Maura und Romanones, Malen Ministerpräsidenten waren, befinden sich in schärfster Opposirion. Für das Direktorium ist nichts als Ostisterstorng, seine versönliche Eligue, der Klerns und das selbsk sind keinesweos einheitsch. Drekorium gibt zwei Richtungen: die der Vonaxchisten, die vor allem zum Körig steht und als deren wahrer der frühere Oberkommissär für Marokko, General Berenauer, gilt, und die der Juntas(Offiziersgewerkschaften), an deren Spitze der General Nouvilas steht. las#st die graue Eminenz des Direktoriums. Auf schlächter von Varrelgng. Spudikalisten. oder Diklatur zurück, Pamseden in erster Linie die Grausamkeiten Van Wirklichteit beden“ ominel sind die Juntas zwar aufgelöst, aber Sct ien un zu prcauten sie immer noch die stärkste Macht in Sporagen, und sie haben die monarchistische Gruppe ziemlich an die # tat gedrückt. Ihre Ziele sind dabei ziemlich unklar. Von NouFigs wäß man nicht einmal, ob er Monarchist oder RepuDie Führer der Konservativen und Liberalen, die die Monretten möchten, haben den Wunsch, sich mit Berenquer und tatsächlich marschieren sie bereits auf einer #e warchr cit jedoch schr die Frage, ob es ihnen gelingen könnie, einnen wird dutn sobald einmal der große Erdrutsch beAugenblicklich sind die Verhältnisse jedenfalls unerträglich. In Bewegung immer stark war, wird der Ruf„Los von Spanien!“ immer lauter. Die Gefäugnisse sind längst überall überfüllt, die weißen Stellen der Vereins= und Versammlungs= Anzeiger. ne- Annadmeschluß 5 Uhr nachmittags. Sozialdemokratische Partei. Oellershagen. Sonnabend, den 3. Januar, abends 8 Uhr, im Volkshaus: Sitzung der Vertrauensmänner. Alle erscheinen. Schlldescho. Sonnabend, den 3. Jannar, abends 8 Uhr. bei Gorris 1. Vortrag des Genossen Benne üter„Die polttische Lage“. 2. Veischiedenes Vilsendort. Sonnabend, den 8.-Januar, abends 8 Uhr, im Vereinslokal. 1. Abrechnung. 2. Kommunales. 3. Verschiedenes. Senne I. Freitag, den 2 Januar, abends 8 Uhr. bei Lutterklas: Sitzung der Partetfunktionäre. Alle Funktionäre müssen anwesend sein. Löhno. Sozialdemokrat. Amts=Gemeindevertreter und Funktionäre der Partei. Sonntag, den 4. Januar, morgens 10 Uhr, bei Wortmann: Konferenz. Bermbeck u. Schweicheln. Sonnabend, den 8. Januar, abends 8 Uhr. bei Heever: Gemeinsame Mitgliedetversammlung. Redner: Genosse C. Schreck. Gewerkschaften. Rleiefeld. Zeutralverband der Maschinisten und Heizer. Wegen der Mitte Januar stattfindenden Geueralversammlung fallt die Monatsversammlung am Sonntag, den 4 Januar 1925, aus. Bielefeld. Deutscher Holzarbeiterverband. Dier stag. den 6 Jan., nachm. 5½ Uhr, in der Eisenbutte: Mitgliederversammlung Tagesordiung: Beitragsfestsetzung ab 1. Januar 1925. Verbaudsangelegenheiten Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung wird vollzähliges Erscheinen erwartet. Turnen und Sport. Bleiefeld. Freie Sportvereinigung„Eichenkranz“. Sonnabend, den 8. Jannar, abends 8 Uhr, bei Heidstek: Generalversammlung. Das Erscheinen sämtlicher Sportgenossen ist unbedingt erforderlich. Stieg.orst. Arbeiter=Reaofahrerverein. Sonntag, den 4. Januar, versammsung. Steker: MitgliederSenne II. Kreie Turn= und Sportvereinigung. Am Sonnabend, ##r## onn, abends 8 Uhr, deim Witt Ramsbrock: Generalversamaltung. Sämtliche Mitglieder müssen erscheinen. Sonstige Vereine. Theesen. Theaterverein„Zidelio 1914“. Am Sonntag, den 4. Jan. beim Wirt Ertel, Schildesche: Generalversammlung. Volzabliges Erscheinen unbedingt erforderlich. Deutscher Arbeiter=dungerbund. Franenchor. Die nächste Gesangstunde und Generalversammlung findet am Montag, den 5. Jannar statt. Jungvolk-Veranstaltungen. no Annadmeschind 5 Nor nachmittags. Freitag, den 2. Januar: Sieker. 7½ Uhr Schule III. Welbnachtsfeier mit Bescherung. 7% Uhr in der Schule Vorstandesitzung. 8½ Uhr in der Schule Generalversammlung. Sonnabend, den 3. Januar: Bleiefeld. Tanzgruppe. 7 Uhr Turnballe 7. Bürgerschule. Sonntag, den 4. Januar: Oross-Bielefeld. Sprechchor. 10 Uhr Turnhalle Falkschule, Kaiserstraße. Zeitungen werden immer deutlicher, die Unmöglichkeit, Versammlungen abzuhalten, wirkt schließlich gleichfalls aufklärend. Und die unterirdische Tätigkeit der Republikaner, deren Führer Unamuno, Ibanez und Ortega in Paris leben, beginnt allmählich doch ins Volk zu dringen. Ganz abgesehen von der Haltung der Syndikalisten und Sozialisten, über die niemand im unklaren sein kann, auch wenn sie zum Schweigen verurteilt sind. Das Direktorium fühlt die Lecre um sich. Primo de Rivera besonders, dessen letzter Plan, als Sieger aus Marokko in Madrid einzuziehen, nun auch bereits als gescheitert angesehen werden kann, hat das Regieren längst satt, und wäre froh, mit heiler Haut devonzukommn. Sein Lieblingsplan war es, das Dir ktorium in eine Zivilregierung umzuwandeln, deren Leitung er beizubehalten wünscht. Die Minister wollte er aus einer neuen Partei, der Union pattriotica, entnehmen, die an den Rockschößen des Militärs gebildet werden sollte. Man kann heute jedoch schon sagen, daß die Gründung dieser Partei fehlgeschlagen ist. Vielleicht wird noch ein anderer General versuchen, eine zweite Diktatur auf den Trümmern der ersten zu errichten; eine wirkliche Lösung der spanischen Frage ist nur auf einer völlig neuen Grundlage moglich Eine neue Grundlage. d. h. auch nicht die alte vordiktatoriale, die auch nicht viel demokratischer und weniger korrupt war. Man muß dem spanischen Volke wünschen, daß es ohne allzu schwere Erschütterungen die Stagnation der Riveraschen Regiererei überwindet. Eine Lehre enthalten diese 13 Monate jedoch auch für das übrig Europa: daß nämlich die Diktatur, und besonders die Militärdiktatur, im modernen Leben nicht mehr mög. lich ist. Wenn Herr Ludendorff belehrbar wäre, könnte er daraus lernen. Die Frauen der Romantik. Literarische Plauderei von J. Kliche. abg goh beim Kuß uns ewige Untreu' schwören, wbo virige tocken, kindlich sie versuchen!“ Sie Seziehen der Trse“) Schlegels kennzeichnen so recht dos Lievevieven der romuntischen Dichterschule, die vor hundert Jahrer, in Deutschland dominierte. Eine Anzahl edler und reizIrrauen, meist schöngeistige Jüdinnen, gehörten dem Vernosten zue Gelehrtenkreise an und verschönten das Daset: alter versente hatesi0 muse drem Schaffen zumt Tek ins MittelLebenstührung durchauser vomamtischen Dichter waren kn ihrer keine Philister die den Geistern der klasstischen Prriode etwa nachgestanden hätten; im Gegenteil: sie wurzren ihr geistiges Schaffen mit erotischen Genüssen süßester Art. Frauen, die durch den Verkehr mit jenen Großen Unsterblichkeit erlangt haben, behalten vor allem fünf Namen Geltung: Karoline Michaelis, Dorothea Veit Pauline Wiesel, HenRette, Ferziu ee ts dochstehendste von ihnen, Michaelis, die Witwe des Physikus Böhmer aus Klausthal, wurde wegen ihrer Schönheit Anmut und geistigen Kultur sehr verehrt. August Wilhelm v. Schleges hatte sich bereits während seiner Göttinger Studienjahre hatte er Karoline schätzen Fecherm geführe Parie. W Zeist lang ein änßerst bewegtes Aben geführt hatte, ja. sogar Reutter eines unehelichen Kinde: Ker zur seiner rechtmäzigen Frau d dvn obhalten lasen, sehr verschieden übar s zu machen. Die Zeitgenossen urAue#ischeben üder diese Frau. Während Schiller sie ##tein nur„Dame Luzifer“ oder„Das Uebel“ nannte, schwärmte ihr junger Schwager Friedrich Schlegel mit ganzer Seele für sie. In seinen Briefen spricht er fortwährend von ihren„süßredenden Lippen",„geistvollen Mienen“ und der„Musik“ auf ihrem Gesicht. „ einer zehnjährigen Ehe mit Wichelm Schlege urne von diesem in auer Gemütlichkeit scheiden und reichte ihre Hand dem jungen Philosophen Schelling dem Vater des Mannes, der später als Staatsanwalt gegen Ferdinand Lassalle aufgetreten #. Schelling hatte einst ihre Tochter aus erster Ehe, Auguste Sait gemetnlam um Bige beriorere Perb, mit der Muter lange al Eutrtgum um feine bollbertte raut getrauert. Aus dieser Der„Reichtum" des Reichsbanners. „SP2. Zu der Notiz, die durch die Rechtspresse und kommuwischen Zeitungen in den letzten Tagen geht, daß das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold', Gau Berlin=Brandenburg, vom Reichsministerium des Innern einen Zahlungsbefehl über, 3000,Mark erhalten hat, teilt uns die Berliner Gaulettung des Reichsvanners folgendes mit: Es ist richtig daß das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold seinerzeit vom Reichsministerium des Innern einen Posten Papierfahnen, Stocklaternen usw. im Gesamtbetrage von 3000 Mark übernommen hat. Die Ware lagerte seit längerer Zeit im Reichsministerium des Innern und war anfangs bestimmt zur Propagierung der Farben Schwarz=Rot=Gold. Da sie von seiten des Reichsministeriums des Innern nicht die anfangs gedachte Verpendung finden konnte, erklärte sich kurz vor der Verfassungsfeier oas breichsvanner Schwarz=Rot=Gold, Gau Berlin=Brandenburg, zur Uebernahme des gesamten Bestandes bereit, allerdings unter der Bedingung einer längeren Zahlungsfrist. Jetzt erfährt die Gauleitung aus den Tageszeitungen, und zwar merkwurdigerweise zuerst aus einer Meldung der„Roten Fahne“, daß das Reichsministerium des Innern einen Zahlungsbeiechl über den Betrag von 3000 Mark gegen die Gauleitung erten har. Der Zahlungsbefehl ist dem Reichsbanner bis heute noch nicht zugegangen. Sehr merkwürdig ist es, daß diese Notiz zuerst in der„Roten Fahne“ veröffentlicht wurde und es wäre vieneicht eine dankenswerte Beschäftigung, wenr die maßgebenden Stellen des Reichsministeriums des Innern, anstatt die staatserhaltende republikanische Organisation des Reichsbanners Schwarz=Rot=Gold zu verklagen, einmal nachprüfen würde, von welchen Stellen aus solche Nachrichten ausgerechnet in die kommunistische Presse gebracht werden. Die Klage des Reichsministeriums des Innern bestätigt ganz richtig die wiederholten und ständigen Behauptungen des Reichsbanners, daß keine großen Geldmittel zur Verfügung seien. Von der Rechtspresse wird trotzdem jetzt wiederum behauptet, daß das Reichsbanner in der Wahlzeit über riesige Geldmittel verfügt hätte. Wir können heute nur wiederum betonen, daß das Reichsbanner nur über sehr beschränkte Geldmittel verfügt hat. Wenn heute ausgerechnet von der volksparteilichen„D.A.Z.“ die Behauptung aufgestellt wird, daß das Reichsbanner vom Barmat=Konzern Gelder in großem Umfange erhalten hat, so ist das nichts weiter als der erneute Versuch, das Reichsbanner in der gehässigsten Weise zu diskreditieren. In der Tat hat das Reichsbanner keinen Pfennig vom Barmat=Konzern erhalten. 25 Jahre Bürgerliches Gesetzbuch. Am 1. Januar sind 25 Jahre verflossen, daß das Bürgeriiche Gesetzbuch, das große einheitliche Werk bürgerlichen Rechts des Deutschen Reiches, in Kraft getreten ist. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis dieses Werk die politische Einigung des Reiches auf dem Gebiete des Rechts gekrönt hat. Der erste Antrag, ein gemeinsames bürgerliches Gesetzbuch zu schaffen, geht sogar auf das Jahr 1867 zurück, also auf die Zeit da Norden und Süden polit'sch noch nicht geeint waren. Aber erst nach der Schaffung des Reiches, im Jahre 1874, wurde ein Ausschuß von 5 Juristen mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für ein einheitliches Bürwerliches Recht Auf Grund der Vorschläge dieses fünfköpfigen Ausschusses wurde noch im selben Jahre durch Bundesratsbeschluß eine Kommission von 11 Mitgliedern eingesetzt. Sie hatte den Auftrag, Gesetzentwurf zu schaffen. Es dauerte 14 Jahre, bis im Jahre 1888 der erste Entwurf veröffentlicht wurde. Zwei Jahre säter, im September 1890, wurde eine neue erweiterte Kommission von 22 Mitgliedern ernannt, in der auch die Vertreter von Handel und Industrie Sitz und Stimme hatten. Es dauerte wiederum 5 Jahre, ehe der Gesetzentwurf, wie ihn diese Kommission ausgearbeitet hatte, zusammen mit einem Einführungsgesetz, im Jahre 1896 dem Reichstag zuging. Hier wanderte der Entwurf wiederum an eine Kommission von 21 Mitgliedern. Aber jetz schritt das gewaltige zivilrechtliche Gesetzgebungswerk rasch seiner" Vollendung entgegen. Bereits vom 3. bis 6. Februar konnte die erste Lesung im Reichstage durchgeführt werden, die letzte Lesung schon am 30. Juni desselben Jahres, und am 14. Juli 1896 wurde das vom Reichstag verabschiedete Gesetz vom Budget genehmigt mit der Bestimmung, daß es am 1. Januar 1900 in Kraft trat. Schwere Sorgen. Ludendorff und Rupprecht. Die„München= Augsburger Abendzeitung" bestätigt, daß zwischen den Vertrauensleuten des Kronprinzen Rupprecht und des Generals Ludendorff Besprechungen stattgefunden den beiden Herren wenigstens einen gesellschaftlichen modus vivendi zu schaffen. gemeinsgnen Trauer wurde nun eine gemeinsame Liebe, und der #oeh machte die Frau seines Freundes zu seiner Gattin. ohne duß das freundschaftliche Verhalten der beiden zu Schlegel auch nur im entferntesten getrübt worden wäre. „Dgs., Urhild der Schlegelschen„Luzinde“ war Dorothea(Bumngie. Tochter Moses Mendelssohns, die sich mit dem aber in dieser Ehe geistig völlig unbefriedigt blieb. Im Jahre 1798 ließ sie sich scheiden und sebte in freier Ehe mit Friedrich Schlegel, der damals Privatdozent in Schlegel war äußerst glücklich.„In ihren Armen habe ich meine Jugend gefunden, und ich kann sie gar nicht mehr e mgeigern...— schrieb er in einem Briefe an einen anderen schöngeistigen Freund und stürmischen Liebhaber zog Pauline Wiesel in dem verannten Prinzen Louis Ferdinand der Romantiker. Pauline war die Tochter des Ge118 Läar und mit dem serieasrat Wiesel verheirgtet. Sie uncd beidenschaferichitg muntgen urtell der Zettgenosen als die schönste und teibenschaftrichne unter den Frauen der Romantik. Die freie lb ihrer Ehe, nahm sie als ein„unveräußerliches Menschenrecht“ in Anspruch. Der später bei Saalfe'd gefallene Prinz liebte dieses Weib mit der ganzen Glut seines jungen Leczens. In einem Briefe an sie heißt es:„Du kennst ja die Wunder unserer Liebe, und so, wie wir im Kelche der Wollust tranken, taten es nur wenige.“ Außer dem Prinzen sonnten sich noch einige andere Geister in ihrer Gunst z. B. Alexander von Zumheld, der ihr ebenfalls in seinen Briefen die rührendsten Eie bevortcuerungen zu Füßen geseot hat. Louis Ferdinand auch noch zu Rahel, der Wunder, denn schon die beiden tugenden“ grändich unwürdigen Vorstellungen von Weiberzerstört, und wie hätte dies auch bei dem Bon der„siühem Peslaz“ Ferdinands anders sein können? Rahel Bekanntich baße der d zu der niteben Kleinen“ der Wer Grchch beb. Soee, ahel, Lewin einen Kreis von Verehrern um sich gebilhet 2, so wuroen anbere von Henriette Herz angezogen. Diese Frau war mit einem Hofrat verheiratet, wendete jedoch ihre Liebe auch anderen Männern zu. Wilhelm von Humboldt und der Thesloge Schleiermacher beteten sie an. Von Humboldt sind eine AnDie Ausschlüsse aus der kommunistischen Partei Frankreichs dauern fort. Zuletzt ist der Rechtsanwalt Labrousse, der Generalsekretär der„Humanité“ gewesen ist, gezwungen worden, die kommunistische Partei zu verlassen. vorhanden, die er an die„Logenschwester“ gerichtet hatte. Schleiermacher aber schrieb an seine Schwester:„Menn ich ie, die„ Herz hätte heirgten können, ich glaube, das hätte eine kapians werden müssen. Es macht mir oft ein trauriges Vergnugen, zu denken, welche Menschen zusammen gepaßt haben oft, wenn man drei oder vier Paare zusammengute Ehen entstehen könnten, wenn sie tauschen dieser Möglichkeit hat man auch im Kreise der Romantiker recht oft Gebrauch gemacht. Allerdings Schleiermacher selbst kam nicht dazu; seine vorgesetzte kirchliche Behörde hatte den Verkehr mit den„schönen Jüdinnen“ entschi den gewarnt. Noch unglücklicher verlief seine Liebe zu einer anderen verheirateten Frau, die für ihn ebenfalls unerreichbar Zu Henriette Herz war auch Friedrich Schlegel in Beziehungen getreten ferner der damals erst sechzehnjährige Ludwig Börne. Privatstunden in der deutschen Sprache bei ihr nohm, war bald leidenschaftlich in sie verliebt. Der jung. Börne liebte ersten Male, und zwar unglücklich, wie es so vielen ersten Lieben geht. Da Henriette ihn abwies, trug er sich mit Selbstmordgedanken, bis er sich nach und nach eines Besseren##### nachmalige scharfe Spötter und Satiriker henstiche Rucgensfoße giter. Pars starb, hatte er freilich die aberwunden.. gemnzitge Liebe seims Lebens“, längst Hätse nicht shonu Liebesbaar Gerien vermüniedie Gegenwart besorgter Mütter und Tauten von grzen verwunicht und davon geträumt, sie auf eine Insel wegschicken zu können, selbst aber in ungetrübter Freude auf einer Insef der Seligen zu verweilen. Es gibt in der Tat ein Land, in dem dieser Traum Wirklichkeit gewerden ist. Zur BosanquetGruppg in der Südsee gehören die kleinen Sim=Sim=Inseln. Auf per großeren von ihnen befinden sich die malerischen Ruinen eines eingestürzten Vulkans und herrliche Wälder, die kleinere ist flach und jeder Naturschönheit bar. Auf dieser werden, wie Beatrice Grimshaw in ihren Reiseerinnerungen erzählt, alle älteren Leute vom Stamme der Sim=Sim untergebracht während auf der benachbarten Paraoies=Insel das junge Volk sein Heim aufschlägt, bis 3##elbst, wieder zur gesetzteren Generation gehört und der nachrigtichen ven Play rähumen mus.— * Proomz und umgrdung esssaaes essa3: Beitragskontrolle in der Invalidenversicherung. Die Landesversicherungsanstalt Westfalen, so wird uns geschrieben, läßt bekanntlich durch ihre Ueberwachungsbeamten die Beitragsleistung zur Invalisenversicherung in den Wohnungen und Betriebstätten der Arbeitgeber und Versicherten prüfen. Wer die Quittungskarten und die erforderlichen Unterlagen nach Bekanntgabe der Revision nicht vorlegt, so daß der Beamte ihn vergeblich aufsuchte, kann von ihm vorgeladen oder aufgefordert werden, ihm die Karten und schriftliche Auskunft einzusenden. Die Nichtbefolgung dieser Vorladung oder Aufforderung kann vom Vorstande der Landesversicherungsanstalt mit Geldstrafen von 1 bis 1000 Reichsmark geahndet werden. Der Beamte ist nicht verpflichtet, vergebliche Besuche zu wi derholen. Der Arbeitgeber kann sich durch eine geeignete Person bei der Revision vertreten lassen. Arbeitgebern und Versicherten, die keine genügende Auskunft geben, kann die Führung von Aufzeichnungen aufgegeben werden. Die Vorschriften, welche die Pflichten der Arbeitgeber und Versicherten sowie die Befugnisse der Ueberwachungsbeamten regeln, sind erneuert und erweitert, sie können bei den Versicherungsämtern, den Ortspolizeibehörden und den Ueberwachungsbeamten eingesehen werden. Stadt Herford. Die Sozialdemokratische Vertei hatte für Dienstag abend die Funktionäre zu einer Besprechung organisatorischer und politischer Fragen eingeladen. Trotz des miserablen Wetters waren die Parteigenossen in großer Anzahl erschienen, so daß der Zeichensaal dicht besetzt war. Genosse Finke besprach zunächst den Wahlausfall und stellte fest, daß die Sozialdemokratie im Stadt= und Landkreise Herford außerordentlich günstig abgeschnitten hat. Der Erfolg ist in erster Linie der opferfreudigen Tätigkeit unserer Funktionare zu danken. Es gilt jetzt, diesen Erfolg festzuhalten und auszubauen. Wir müssen die alte schlagfertige Organisation wieder herstellen, die in der Stadt schon eine Mitgliederzahl von über 2000 hatte. Im Anschluß an diese Ausführungen wurde für den 11. und 18. Januar Hausagitation für Partei und Presse beschlossen. Dann sprach Genosse Schreck über„Europas Gesundung". Trotzdem der Redner durch die Strapazen der letzten Monate körperlich sehr erschöpft war, gelang es ihm, seine gespannt folgende Zuhörerschaft in hohem Gedankenfluge Aufgaben und Ziele sozialistischer Innen= und Außenpolitik aufzuzeigen. Genosse Schreck unterstrich unter lebhafter Zustimmung der Versammlung die Forderung der Reichstagsfraktion, daß die drei republikanischen Parteien die Regierungsbildung vollziehen müßten. Durch entschlossene, zielklare Fortführung der Politik der sogenannten kleinen Koalition, wie sie unter Wirth bestand, sei es nur allein möglich, der ungeheuren Schwierigkeiten auf außenpolitischem Gebiet Herr zu werden. Für uns komme es darauf an, daß nicht eine zwangslaufige Politik getrieben werde, sondern durch klare, aufrechte Haltung in der Innenpolitik die Außenpolitik entscheidend zu beeinflussen. Mit starkem Beifall wurden diese Ausführungen aufgenommen Folgende Entschließung fand einstimmige Annahme:„Die Funktionärversammlung in Herford am 30. Dezember erklärt ihr Einverständnis mit dem Beschluß der Reichstagsfraktion, daß die Sozialdemokratie klar und entschlossen die Bildung einer Regierung der Weimarer Koalition verlangt. Die Funktionärversammlung erwartet ferner, daß nach dem Wiederzusammentritt der Parlamente die Abgeordneten unseres Bezirks sich mit aller Entschiedenheit für die Durchführung dieses Fraktionsbeschlusses einsetzen. Kreis Herford. Spenge, 30. Dez. Musik=Aufführung. Uns wird geschrieven: Am 28. Dezember wurde in der Spenger Kirche eine Weihnachtskantate aufgeführt, die der Komponist selbst leitete. Mit großer Ueberzeugungskraft ließ der junge Künstler uns die alte und immer wieder neue Weihnachtsgeschichte erleben. Er verlangt als Ausdrucksmittel die ganze Fähigkeit der Menschenstimmen. Es war daher kein Leichtes für den Kirchenchor Spenge und ebenso für die Solisten, diesen Anforderungen zu genügen, aber alle haben ihre Aufgabe erfüllt. Der Komponist Brandtmann hatte die Einstudierung der Chöre selbst übernommen. Der Chor war aufs beste vorbereitet und bewältigte die technischen Schwierig. keiten spielend Auch der Kinderchor hat sich gehalten. Den Hauptanteil an dem Gelingen hatte das Soloquartett: Frl. G. Wagner, Frl. E. Sennert, Herr A. Meise, Herr T. Lohmann. Sie fügten sich sehr gut ein und gaben ihr bestes her. Ueber allem stand der Dirigent und Komponist Brandtmann, der mit Ruhe den Stab führte. H. Bermbeck, 30. Dez. Im Januar 1921, vor vier Jahren also, wurde hier im Lokal unseres alten Freundes Heeper die Gründung der sozialdemokratischen Ortsgruppe Berm. beck durch den Genossen Finke vollzogen. Unsere kleine Zahl wurde durch die von Schweicheln aus Anlaß der Gründung zahlreich erschienenen Genossen tatkräftig unterstützt. Zwar ist unsere Ortsgruppe heute nicht die stärkste im Unterbezirk Herford=Halle. Diese Möglichkeit ist darum nicht gegeben, weil es sich hier um eine nur sehr kleine Gemeinde mit wenigen hundert Seelen handelt. Aber durch unser einträchtiges Zusammenarbeiten, durch zielbewußte Leitung und entschlossenes Handeln hat die Sozialdemokratie, die vor 20 Jahren nur ein bis zwei Stimmen zur Reichstagswahl aufbrachte, heute mit 122 Stimmen 39 Stimmen über die absolute Mehrheit. Dieser Erfolg ist es, der unsere Führung veranlaßte, mit dem Genossen Schreck als Bezirksleiter des Bezirksverbandes Oestliches Westfalen und Lippe Rücksprache zu nehmen um aus Anlaß des 4jährigen Bestehens der Ortsgruppe am Sonnabend den 3. Januar, abends 8 Uhr, bei Heeper in einer gemeinsamen Versommlung für Bermbeck und Schweicheln ein politisches Referat zu halten. Genosse Schreck hat zugesagt. Unsere Schweichelner Genessen werden mit ihren Frauen sich an dieser Versammlung zahlreich beteiligen Freistaat Lippe. Die Landesversammlung der Lipper am Neujahrstage in Lage, einberufen von der Sozialdemokratischen Partei, gestaltete sich nicht nur zu einer imposanten Kundgebung für die Sozialdemokratie, sondern bildete auch einen prächtigen Auftakt zur Landtagswahl und zu den Gemeindewahlen am 18. Januar. Das Lokal„Friedenseiche" war nicht nur überfüllt, es mußten auch viele Besucher draußen stehen bleiben. Unter den Versammelten — auch viele Frauen waren anwesend— herrschte kampfesfreudige Stimmung, die sicher auf die kommenden Wochen des Wahlkampfes fördernden Einfluß ausüben dürfte. Die vielen anwesenden Gegner verhielten sich zurückhaltend. Die Riesenversammlung wurde eingeleitet mit dem Gesang des Liedes„Wir sind der Sturm“ durch den Gemischten Chor Lage, wodurch die kampfesfreudige Stimmung noch gesteigert wurde. Genosse Drake, Mitglied des Landespräsidiums, sprach darauf über „Die sozialistisch=demokratische Landtagskoalition und ihre Gegner“. Als Neujahrswunsch für das lippische Volk zitierte er einen Spruch Goethes und er ersuchte, im Wahlkampf die zweite Hälfte besonders zu beherzigen. Der Spruch lautet: Im neuen Jahre Glück und Heil! Auf Weh und Wunden gute Salbe! Auf groben Klotz ein grober Keil! Auf einen Schelmen anderthalbe! Diake gab dann ein gedrängtes Bild der Arbeiten des Landtages und der Kämpfe, die die Koalition gegen die Rechtsparteien im Landtage zu bestehen hatte. Aufgabe der Sozialdemokratie sei es getreu ihren Grundsätzen an der von ihr eingeschlagenen Politik festzuhalten. Das sei jetzt um so mehr nötig, weil die deutschnationalen Verleumdungskübel, wie der Reichstagswahlkampf und die Besudelungen des Reichspräsidenten beweisen, im jetzigen Landtagswahlkampf sicher wieder die Hauptwaffe gegen uns bilden werden. Nachdem Redner noch die zur Landtagswahl aufgestellten Kandidatenlisten einer Betrachtung und Kritik unterzogen hatte, forderte er auf. die Sozialdemokratie weiter zu stärken, die weiß, was sie will und will, was sie weiß. Jede Maßnahme, die zur Förderung des kopf= und handarbeitenden Volkes führt, sei zu unterstützen. Dem Fortschritt freie Bahn! Die anderthalbstündigen, klar durchdachten, von strenger Sachlichkeit getragenen Ausführungen wurden mit starkem Händeklatschen aufgenommen. Wir werden aus dem Vortrage Drakes das wesentliche noch nachtragen. Von gegnerischer Seite hatte sich nur ein kommunistischer Redner zum Worte gemeldet. der zwar Angriffe und Verdrehungen gegen die Sozialdemokratie vorbrachte, gegen die kapitalistischen Parteien aber kein Wort fand, ebenso auf die traurige Rolle, die der einzige Kommunist im Landtage spielte, mit keinem Worte einging. Er wußte wohl sehr gut, warum. Genosse Meier, und Drake in seinem Schlußwort stellten die falschen Darstellungen des Moskaujünglings richtig und gaben ihn im übrigen der verdienten Lächerlichkeit preis. Reichstagsabgeordneter Genosse Schreck, mit Beifall empfangen, wies in seinem ca. dreiviertelstündigem Referat über„Die zukünftige Reichspolitik“ die Notwendigkeit der Mitarbeit der Sozialdemkratie in der Regierung nach. Die von der Sozialdemokratischen Partei begonnene Verständigungspolitik müsse entschieden und klar weitergeführt werden Die sinnlose Politik der Kommunisten unterzog er einer beißenden Kritik. Die nationalist'schen Hetzpolitiker müßten aufs schärfste bekämpft werden, damit der Aufstieg Deutschlands und damit des deutschen Volkes, der sichtbar ist, nicht wieder gehemmt wird. Im Lipper Lande müßten jetzt alle Kräfte angespannt werden, damit die Sozialdemokratie die Mehrheit im Landtage erhalte. Ein Sieg der Sozialdemokratie sei der beste Anfang für das neue Jahr. Der Vortrag Schrecks wurde ebenfalls von starkem Beifall begleitet. Auch darauf werden wir noch zurückkommen. Begeistert und siegerhoffend verließen die Tausende, die aus ganz Lippe herbeigeströmt waren, den Saal. Sie werden dazu beitragen, daß das von ihnen Gehörte gute Früchte bei der Wahl trägt. Prosit Neujahr, Herr Sartorius! Was sein: Kollegen der Hamburger Handelskammer zur Zollfrage zu sagen haben. Die Hamburger Handelskammer veröffentlicht ihren Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 1924. Die Grundtendenz der Beurteilung der Wirtschaftslage und der wirtschaftlichen Zukunftsaussichten ist weitaus optimistischer als in den Berichten der Hamburger Handelskammer in den vorhergehenden Jahren. Der Bericht spiegelt die allgemeine Hoffnung auf fortschreitende Gesundung des Wirtschaftslebens wider. Er sagt:„Beim Rückblick auf das Jahr 1923 hatte die Handelskammer angesichts der schweren Daseinskrisis von Staat und Wirtschaft gewarnt, voreilige Schlüsse auf den völligen Zusammenbruch Deutschlands zu ziehen, und hatte die Vermutung gewagt, daß der Augenblick wirksamer Selbstbefinnung nahe sei. Die Ereignisse, die das Jahr 1924 kennzeichnen, haben dieser Hoffnung Gestalt gegeben. Wenn auch die Festigkeit des erreichten Zustandes nicht überschätzt, die Kärglichkeit des Kapitalbestandes der deutschen Wirtschaft nicht verkannt werden darf, so ist doch fortschreitende Gesundung wahrscheinlich, wenn die politischen Spannungen auf dem Wege sachlicher und gerechter Behandlung zu lösen versucht werden.“ Von großem Interesse ist die Stellungnahme der Hamburger Handelskammer zu den Problemen der deutschen Handelspolitik. Von grundsätzlich freihändlerischer Gesinnung ausgehend, lehnt sie jeden Hochschutzzoll ab: Ist somit die deutsche Wirtschaft auf Grund außerökonomischer, rechtlicher Abmachungen vor die Notwendigkeit starker Begünstigung des Exports gestellt, so ergibt sich daraus schon eine wichtige Richtungsbestimmtheit für Zölle und Handelsverträge. Soweit die Handelskammer sich gutachtlich zu äußern hatte, ist ihre Stellung zu diesen Hauptfragen die folgende gewesen. Gegenüber den zweimal unternommenen Versuchen der Regiernna, im Juli durch den Entwurf eines Gesetzes über Zölle und Umsatzsteuern, im Herbst durch die sogenannte kleine Zollvorlage eine Verschärfung des Zollschutzes der deutschen Wirtschaft herbeizuführen, hat die Kammer eine entschieden ablehnende Haltung eingenommen; sie hat weder die Einführung der autonomen Sätze des Zolltarifs von 1902 auf die wichtigsten Agrarprodukte, wie Getreide, Kartoffeln, Vieh und Fleisch, gebilligt noch hielt sie eine Erhöhung der Indu striezölle für volkswirtschaftlich richtig. Kein=m Wirtschaftszweig kann ein absolutes Recht auf hohen Zollschutz zuerkannt werden, vor allem niemals in einer Höhe, die über die Sicherung seiner Rentabilität hinaus noch eine Umlenkung der allgemeinen Einkommensverteilung zugunsten eines verhältnismäßig kleinen Kreises von Produzenten bewirkt. Die Frage der Agrarzölle ist bei der gegebenen Lage Deutschlands weniger denn je als ein parteipolitisches Axiom zu behandeln auch darf die zeitweilige Kreditkrisis der Landwirtschaft nicht zu dem Gedanken führen, ihr das fehlende Kapital durch eine Belastung der Lebenshaltung des gesamten Volkes zu verschaffen. Der Zoll darf vielmehr nur, falls ein solcher unter Berücksichtigung der Preisverhältnisse auf dem Weltmarkt überhaupt erforderlich ist, so hoch sein, daß er die Fortführung des Getreidebaues noch möglich macht, dagegen kann er nicht Mittel der Kapitalbeschaffung für einen einzelnen Beruf sein, dessen Verarmung nicht größer ist als die der Gesamtwirtschaft, wenn auch die Landwirtschaft in den Möglichkeiten der Kreditaufnahme eine besondere Stellung durch die ausgedehnte Umschlagsdauer ihres Betriebskapitals einnimmt. In innerem Zusammenhang mit dieser Auffassung hat sich die Handelskammer auch gegen die geplanten Erhöhungen der Zölle auf industrielle Stoffe ausgesprochen, da das Ziel der Volkswirtschaft in der Erzeugung hochwertiger, ausfuhrfähiger Endprodukte gesucht werden muß, für die ausländische Rohstoffe so billig wie möglich heranzuführen sind, um die Ware erfolgreich auf den ausländischen Markt bringen zu können. Gerade bei der Befürwortung hoher Industriezölle darf(halten Sie sich am Sessel fest, Herr Sartorius!) das bequeme Schlaswort vom„Schutz der nationalen Arbeit“ nicht kritiklos hingenommen werden. da die weitgehende Ueberfremdung der deutschen Wirtschaft bei jedem Antrag auf erhöhten Schutzzoll zu der Prüfung zwingt, ob durch ihn nicht eine fremde Machtposition gestärkt werden soll, um von ihr aus dann letzte, freie Bestandteile jenes Zweiges in die Hörigkeit ausländischen Kapitals zu bringen. Der Zoll soll gefährdeten deutschen Industrien die Möglichkeit erhalten, an der Versorgung des deutschen Marktes auch künftig mitzuwirken. e soll jedoch keine zusätzlichen Mengen notwendiger Einfuhr sowert einschränken oder ihren Preis, und damit den des Gesamtverbrauchs, so weit erhöhen, daß die betreffenden inländischen Industrien tatsächlich zu monopolischer Preispolitik befähigt werden. Solcher Abschließung von Spannkräften einer auf die Erzielung von Höchstleistungen hinwirkenden Konkurrenz muß einmal mit Rücksicht auf das deutsche Exportinteresse widersprochen werden und sodann wegen der Gefahr, daß eine übermäßig geschützte Industrie ihre Rentabilität in der erleichterten Ausnutzung des Verbrauchers, dagegen nicht in der steten Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und technischen Formen der Arbeit sucht. Sind damit die innerwirtschaftlichen Grenzen des Zollschutzes bei grundsätzlich freihändlerischer Gesinnung umschrieben, so ergeben sie nach außen aus der Notwendigkeit, den Staat handelspolitisch wehrhaft zu erhalten, solange er es mit Vertragsgegnern zu tun hat, die auch auf dem Gebiete des Protektionismus noch keineswegs an Abrüstung denken.“ * Während des Wahlkampfes hat sich das Bürgerblockherz des 1. Syndikus der Bielefelder Industrie= und Handelskammer, Sartorius, veranlaßt gesehen, einen Wahlartikel, in dem er für die landwirtschaftlichen Schutzzölle mit aller Macht eintrat, zu schreiben. Wir haben uns trotz der zum Teil unsachlichen Darlegungen und der von wenig Geist zeugenden Seitenhiebe auf die Sozialdemokratie seinerzeit sachlich mit Herrn Sartorius auseinandergesetzt. Nun hat er das Pech, daß er seinen Artikel mit der Ueberschrift„Schutz der nationalen Arbeit“ versehen hat, ein Ausdruck, den seine Hamburger Kollegen als„das bequeme Schlagwort“ bezeichnen. Ob„man auch hier viel zu sehr geneigt ist, ein solches Krafthubertum nicht mehr tragisch zu nehmen?" Ob auch die Hamburger Handelskammer„und ihre„Funktionäre“ wie man allmählich in allen Gassen weiß, von der Agitation leben?" Oder pflegen sich auch die Hamburger Kollegen des Herrn Sartorius„umso„kräftiger“ zu äußern, je weniger Verantwortungsgefühl sie haben?" Ist auch bei der Hamburger Handelskammer„der Grad des Mangels an Demut zugleich ein vortrefflicher Maßstab für den Grad der Unwissenheit, deren sie sich zu bezichtigen hat?“„Ist es auch bei ihr umso schlechter mit der Einsicht bestellt, je lärmender sie um die Wahrheit herumreden?“ Und wahrlich! Die„Schar“ der Mitglieder der Hamburger Handelskammer„ist umsa geringer zu bewerten, je mehr sie auf Schlagworte hört und hereinfällt.“ Sie sehen, Herr Sartorius, man muß auch bei Wahlartikeln nicht allzu viel „Krafthubertum Schlagworte und Lungenkraft“ gebrauchen, vor allem dann nicht, wenn man der allererste Syndikus einer Industrie= und Handelskammer ist. Sie hätten sich ein Verdienst erwerben können, wenn Sie wirklich eine umfassende theoretische Begründung des Schutzzolles der hoffenden Mitwelt geschenkt hätten. Seit den Erziehungszöllen Lists warten wir bereits darauf. Es wäre zu schön, wenn Sie diese Lücke ausgefüllt hätten Was wir nach List erlebten, war das„System der Solidarität der protektionistischen Interessen, das zwar nur eine unvollständige theoretische Vertretung aber dafür umso mehr Anwendung in der Praxis gefunden hat. Dieses System hat unter dem Schlagwort„Schutz der nationalen Arbeit“ in die Handelspolitik der großen Staaten Eingang gefunden.“ Das schreibt der bürgerliche Volkswirtschaftler Philippovich in seinem„Grundriß der politischen Oekonomie.“ Wir leben in einer Zeit, in der die praktische Anwendung des„Schlagwortes“ über stiefmütterliche Behandlung wirklich nicht zu klagen hat. Wir wollen hoffen, daß bestimmte, heute außerordentlich eifrige,„national=schutzzöllnerische“. Interessentengruppen den Mann hervorbringen, der nun auch für eine einwandfreie, wissenschaftliche Theorie sorgt. Und weshalb sollte dieser Stern nicht in unserem geliebten Bielefeld aufgehen? Der Reichsbankausweis vom 23. Dezember gibt gewisse Veränderungen in den Konten der Reichsbank wieder, die für die Entwicklung unserer Wirtschaft von allergrößtem Interesse sein dürften. In der dritten Dezemberwoche ist nämlich die private Wirtschaft, die in der Vorwoche noch 43,7 Millionen Reichsmark an Wechseldiskont und Lombardkrediten bei der Bank neu angefordert hatte, mit nennenswerten Kreditansprüchen an die Bank nicht mehr herangetreten. So ergab sich infolge vermehrter Rediskontierung von Wechseln und weiterer Abtragung des Darlehens bei der Rentenbank durch Uebergabe von Wechseln an diese ein neuer Rückgang der Wechsel und Lombardanlage um insgesamt 112,3 auf 1984 Millionen Reichsmark. Das Darlehen bei der Reichsbank verminderte sich dabei um 25.5 auf 488,4 Millionen Reichsmark. Die Summe der rediskontierten Wechsel wuchs dagegen um 89 auf 562,8 Millionen Reichsmark. Rein zahlenmäßig betrachtet, liegt also die Kreditsumme der Reichsbank unter der Restriktionssumme vom 7. April 1924, die 2000 Millionen betrug, und ganz beträchtlich unter der neuen, um 10 Prozent vermehrten Grenze, die bekanntlich Kredite in Höhe von 2000 Mill. vorsieht. Zu bedenken ist aber dabei, daß die rediskontierten Wechsel in Höhe von rund 560 Millionen faktisch der Kreditsumme der Bank zuzurechnen sind. Das gilt besonders deshalb, weil die Rentenbankschuld in der Praxis augenscheinlich in Wechseln abgetragen wird, und daß so die Rentenbank tatsächlich als Kreditgeber an die Privatwirtschaft in Frage kommt. So betrachtet, liegen die Kreditsummen an die Privatwirtschaft tatsächlich über der Restriktionsgrenze von 2 200000 Reichsmark. Sehr interessant ist auch die Geldbeschaffung für das hinter uns liegende Weihnachtsgeschäft. Die fremden Gelder der Bank haben sich um 165.9 auf 965,8 Millionen Reichsmark vermindert. Daraus ist zu schließen, daß der im Weihnachsgeschäft benötigte Geldbedarf durch Abhebung bereitgestellter Giroguthaben beschafft worden ist. Für die Stabilisierung der Wirtschaft und Kapitalsneubildung ist diese Tatsache von größter Bedeutung. Für die Bewegung der Konten der Bank folgte aus dieser Tatsache eine Erhöhung des Umlaufs an Reichsbanknoten um 41,8 auf 1765 Millionen Reichsmark und des Umlaufs an Rentenbankscheinen um 70 auf 1710 Millionen Reichsmark. In der Berichtswoche gelang es der Reichsbank weiter, die Goldbestände um 21,5 Millionen auf 717,6 Millionen zu erhöhen. Das bedeutet etwa fast eine Verdoppelung des Goldbestandes während seines tiefsten Standes gelegentlich des Ruhrkrieges. Danach beträgt die efsektive Golddeckung des Notenumlaufs 40,7 gegen 40,4 Prozent und die Deckung durch Gold und Golddevisen 54,2 gegen 53,9 Prozent am 15. Dezember. Der Lebenshaltungsinder. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes für Dienstag, den 23. Dezember, auf 122,8. Sie ist gegenüber der Vorwoche um 0,2 v. H. gestiegen. Herr Kanitz„arbeitet“. Der Reichsernährungsminister hat eine weitere Willion Doppelzentner Verbrauchszucker für den Export freigegeben. Die Maßnahme wird damit begründet, daß für die Neubestellung unbedingt Kapital beschafft werden muß. U. E. läßt sich der vermehrte Export nur ertragen, wenn der bekannten ungerechtfertigten Steigerung der Zuckerpreise energisch entgegengewirkt wird, da die Mehrausfuhr selbstverständlich das Angebot verknappen und zu weiterem Wucher anreizen muß. 240 Internationale„Verständigung“ der Magnaten. *. In den letzten Tagen ist durch bekannte französische Industrietreise die Societs des Aciéries la Chimère mit einem * Kapital von rund 1½ Millionen Franken gegründet worden. Die Firma wird die Erzeugung von Edelstahl nach deutschen K Methoden betreiben. An der Gesellschaft ist das HonesStahlwerk G. m. b. H. in Düsseldorf beteiligt, das einen Teil des Aktienkapitals übemommen hat. In den Verwaltungsrat wurden von dem Düsseldorfer Stahlwerk die bekannten Induo striellen Werner Carp und Ernst Hones entsandt. Die Hones=Stahlwerke treiben bekanntlich die Herstellung von Adler= Qualitätsstahl. Die neue Kombination ist von gewisser Bedeutung für die deutsch=französischen Industriebeziehungen. M— F48 Der Rheinisch=Westfälische Zementverband veröffentlicht die neu festgesetzten Beteiligungsziffern der einzelnen Zementwerke. Danach entfallen auf den Wicking=Konzern 133225 Faß(das Faß zu 170 kg gerechnet). Der genannte Konzern raßt die Beteiligungsziffer der anderen Werke weit hinter sich i zurück. So entfallen z. B. auf Illigens=Klasberg 9792, auf Phönix 10 200, auf Anna=Neubeckum 8050, auf Elsa 21 420, Annelise (Emmigerloh) 9057, auf die Germania 11 220 und auf Höxteri Godelheim 13362 Faß. Wenn man bedenkt, daß zum WickingKonzern noch Illegens=Klasberg gehört, so verfügt er über eine „„Gesamtbeteiligung von 143017 Faß, dem die anderen Werke mit rund nur 148025 Faß gegenüberstehen. Damit hat der Wicking" Konzern seine Ausdehnung während der Inflationszeit mit der völligen Beherrschung der rheinisch=westfälischen Zementindustrie stellung des geltenden Worklautes dürfte daher von allen Beteiligten wie die Befreiung von einer Rechtsunsicherheit begrüßt werden. Die alte Paragraphenfolge ist, wie das Ermächtigungsgesetz es vorschreibt, beivehalten. Der Inhalt von Nebengesetzen wurde in die bestehende Paragraphenreihe so eingefügt, wie Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit es verlangten und die Ermächtigung es zuließ. Andere Nebengesetze, z. B. die Gesetze über die Zulagen in der Unfallversicherung, einzelne Notverordnungen usw. konnten nicht ausgenommen werden; sie haben ohnehin nur vorübergehende Bedeutung. Die Vorarbeiten waren seit Monaten abgeschlossen, die Umstellung der Währung hatte aber einen gewissen Aufschub bedingt. Der neugefaßte Text wird auch im Reichsarbeitsblatt zum Abdruck gelangen. überroschte die Einwohner in den Häufern und führte sehn Arbeiterhäuser mit sich fort. Sechs Personen extranken, fünf wurden verletzt, neun werden vermißt. ich 72 Gewerkschaftsbewegung. Die Krise im Ruhrgebiet. Essen, 31. Dez.(Eigener Drahtbericht.) Die vier Bergarbeiterverbände haben beschlossen, das Ueberarbeitszeitabkommen vom 28. Februar zu kündigen. Die Kündigung des Abkommens war bereits zum 1. Januar 1925 ausgesprochen, wurde aber bei den letzten Schiedsverhandlungen über die Lohnregelung von den Vergarbeiterverbänden aus taktischen Gründen zurückgezogen. * Essen, 31. Dez.(Eigener Drahtber.) In den letzten Wochen fanden Versammlungen und Funktionärkonferenzen der Metall1 arbeiterverbände statt, in welchen erneut Stellung genommen Steslmak, Arbeitszeitfrage. Scharf kritisiert wurde die Siruun, des Reichskabinetts, die offenbar eine weitere Verschleppung der gesetzlichen Regelung bezweckt. Es ist jetzt wchl dur weichekänt es. Jahr begutachtet worden, und obwohl der Reichowirtschaftprat genug Zeit zur Abgabe eines Gutachtens gehabt hat, ist man bisher noch keinen Schritt weiter gekommen. Der Arbeiterschaft kann nicht zugemutet werden, noch länger unter der jetzigen unmenschlichen Arbeitszeit zu leiden. In zahlreichen Resolutionen wurde energischer Protest erhoben gegen die Verschleppungspolitik der Regierung. * Bochum, 31. Dez.(Eigener Drahtbericht.) Der seitens der Bergarbeiterverbände erwartete Widerstand der Unternehmer gegen die Durchführung der gegen den Schiedsspruch erfolgten Lohnregelung in Bergbau, wirkt sich bereits in neuen Arbeiterentlassungen und Androhen von neuen Zechenstillegungen aus. Die Direktion der Zeche „General“ hat wiederum 250 Mann zum 15. Januar gekündigt. Soziales. Die Reichsversicherungsordnung. Im Reichsgesetzblatt Nr. 75 vom 22. Dezember 1924 veröffentticht der Reichsarbeitsminister die Reichsversicherungsordnung in ihrer jetzt geltenden Fassung, nachdem schon früher— am 28. Mai 1924— auf Grund einer entsprechenden Ermächtigung der neue Wortlaut des Angestelltenversicherungsgesetzes erschienen war. Naturgemäß haben nicht alle Vorschriften der Reichsversicherungsordnung dem Wandel in den sozialen Bedürfnissen und wirtschaftlichen Verhältnissen Stand halten können; insbesondere war wegen der raschen Währungsanderungen eine bewegliche Gestaltung in den Beitrags= und Leistungstarifen notwendig. Bei der Fulle der Aenderungen und Ergänzungen wurde die Ermittlung der wirklichen Rechtslage immer schwieriger, nicht bloß für die Versicherten und ihre Arbeitgeber, für die die Versicherungsgesetze bestimmt sind, sondern selbst für die Verwaltung, Rechtssprechung und Gesetzgebung. Die FestKommunales. Berlin erwirbt ausreichendes Siedlungsterrain. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung nahm mit großer Majorität trotz anfänglicher Opposition der Rechtsparteien die Magistratsvorlage an, durch die das Rittergut Britz von der Stadt Berlin##tgekeuft verden soll. Die Stadt Berlin erwirbt durch die Annahme dieser Vorlage zu dem Kaufpreis von 5,8 Millionen ein für Siedlungszwecke bestimmtes zusammenhängendes Gelände in der Ausdehnung des Tempelhofer Feldes. Keine Stadt der Welt ist im Besitz eines so großen und für Siedlungszwecke so glänzend geeigneten Terrains. Der Annahme der Vorlage ging ein heftiger Kampf mit den Rechtsparteien voraus, die mit allen Mitteln versuchten, diese Vorlage zum Scheitern zu bringen. Die Stadt Berlin wird durch die Annahme der Vorlage in die Lage versetzt, für die nächsten Jahrzehnte eine großzügige und planmäßige Siedlungspolitik zu betreiben und vor allen Dingen durch Ausnutzung der Hauszinssteuermittel durch ihre städtischen Siedlungsgesellschaften nach eigenen Plänen und auf Grund eigener Bebauungsentwürfe für lange Zeit jeden beliebigen Menschenzuwachs unterzubringen und der bestehenden Wohnungsnot nach eigenen Plänen abzuhelfen. Die Bedeutung der Annahme dieser Vorlage, die durch das Zusammenarbeiten der Kommunisten und Sozialdemokraten ermöglicht wurde, ergibt sich daraus für die großstädtische Siedlungspolitik von selbst. Kleines Feuilleton. Vermischtes. Sühne für ein Salzsäure=Attentat. Die Kutschersfrau Anna Schwarzmann lauerte am 11. Juli v. J. der Geliebten ihres Ehemannes, der ledigen Marie Eisend, auf und schüttete ihr aus einer mitgebrachten Tasse Salzsäure ins Gesicht mit der Folge, daß die Ueberfallene das Sehvermögen auf beiden Augen verlor. Wegen dieses Attentats war die Schwarzmann vor einigen Wochen vom Schöffengericht Nürnberg zu 3 Monäten Gefangnis verurteilt worden. Auf Berufung des Amtsanwalts hin verhandelte nunmehr die Strafkammer Nürnberg gegen die Attentäterin. Es wurde festgestellt, daß diese; während ihr Mann im Felde war, mit anderen Mannspersonen verkehrte, so daß sie keinen Anlaß zur Eifersucht gehabt habe. Des weiteren wurde erwiesen, daß sie, als sie eines Tages die Eisend im Garten der Blindenanstalt sah, ihr zurief:„Mensch, jetzt hast du deinen Denkzettel!" Die Strafkammer Nürnberg gab der Berufung statt und verurteilte die Schwarzmann wegen schwerer Körperverletzung zu 3 Jahren Gefängnis. Bravo, ihr jungen Damen! Nach einer Agenturmeldung aus Neuyork haben die Studentinnen der Universität Hattensach einstimmig beschlossen, sich in Zukunft einfach zu kleiden, keine kurzen Röcke mehr zu tragen und keine Kleider ohne Aermel. getan. Gummi mehr zu kauen, nicht mehr zu rauchen und nicht mehr öffentlich zu fluchen. Brandunglück in einer japanischen Irrenanstalt. Wie aus Tokio gemeldet wird, sind bei einem Brande in einer dortigen Privatirrenanstalt, in der 343 Geisteskranke untergebracht sind, viele Personen umgekommen. Bisher wurden 13 Leichen aufgefunden. 108 Insassen werden als vermißt gemeldet. Das Feuer griff auf benachbarte Häuser über, von denen 50 eingeäschert wurden. Eine Wasserkatastrophe. Aus Roanoke(Virginia) wird gemeldet: Infolge plötzlichen Bruchs des Staudammes der Kaliwerke von Mathleson am Holston River bei Saltville überschwemmte eine hunder: Fuß hohe Wassermasse die Niederlassung im Tal. Sie Preisausschreiben. Zur Erlangung eines Plakates für die im August 1925 in Dortmund stattfindende Westfälisch=Livvische Handwerks= und Gewerbeschau hat die Leitung einen allgemeinen Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem alle in Westfalen und Lippe geborenen oder ansässigen Künstler und Handwerker eingeladen werden. An Preisen sind ausgesetzt: ein 1. Preis 850 G.=M., ein 2. Preis 550 G.=M., ein 3. Preis 240 G.=M., ein 1. Ankauf 200 G.=M., ein 2. Ankauf 160 G.=M. Das Plakat soll die Aufschrift enthalten:„Westfälisch=Lippische Handwerks= und Gewerbeschau Dortmund August 1925“. Die Entwürfe sind bis zum 20. Januar an die Geschäftsstelle der Hanowerkskammer Dortmund, Kaiserstr. 78, einzureichen, von wo auch die näheren Bedingungen anzufordern sind. Presseamt der Stadt Dortmund. Sauerstoff zur Luftverbesserung. Im Pariser Stadtrat ist lebhafte Klage darüber geführt worden, daß in den Tunnels der Untergrundbahn eine unerträgliche Luft herrsche. Der Polizeipräfekt hat daraufhin die Verkehrsbehörden ersucht, gemeinsam mit der Direktion der Untergrundbahn zu erwägen, wie man die Luft in den Tunnels verbessern könne. Vorgeschlagen wurde zunächst die Anwendung von aromatischen und desinfizierenden Substanzen. Seit einigen Tagen ist man dazu übergegangen, Sauerstoff in großen Mengen zur Verbesserung der unterirdischen Atmosphare anzuwenden, und, wie die Pariser Blätter berichten, hat man damit bereits ausgezeichnete Erfolge erzielt. Ausrottung der Junggesellen im Rif. Abdel Krim, der Anführer der Rifleute, hat seinen unverheirateten Untertanen den Befehl erteilt, sich unverzüglich auf die Brautschau zu begeben und eine oder mehrere Kriegswitwen zu heiraten. In der Begründung dieses Befehls heißt es, daß dies das einzige Mittel sei, um die vielen Frauen zufriedenzustellen, die unaufhorlich gegen den Kampf mit Spanien hetzten, der sie ihrer Männer beraube. Die Rifleute, die bereits eine oder mehrere Gattinnen besitzen, sind ebenfalls angehalten worden, ihren Harem zu vergrößern. Quittung. Unterbezirk Herford=Halle. Für den Wahlfonds gingen ein: Ennigloh: Liste 41 54 Mk., Liste 42 6 Mk., Liste 43 10.90 Mk., Liste 44 11,05 Mk., Liste 45 4 Mk. Liste 46 24 Mk., Liste 47 9.50 Mk. aus Versammlungen 10,65 Mk.; Falkendiek: Liste 64 10 Mk.; Gohfeld: Liste 68 28 Mk., Liste 69 20 Mk., Liste 70 21,50 Mk., Liste 71 19,50 Mk.; Halle: Liste 80 57 Mk., Liste 81 3 Mk., Liste 82 38 Mk., Liste 84 7,50 Mk., Liste 86 8,90 Mk.: Künsebeck: Liste 191 10.50 Mk.: Spenge: Liste 151 8 Mk., Liste 152 127 Mk., Liste 154 14 Mk. Liste 155 6 Mk., Liste 156 9 Mk., Liste 157 15,50 Mk. aus Versammlungen 25,76 Mark; Valdorf: Liste 159 1 Mk., Liste 160 9 Mk., Liste 161 16 Mk., aus Versammlungen 6 Mk.; Arbeiter der Firma Ohle& Bonnemeier 14,30 Mk.; Versmold: Liste 162 50 Mk., Liste 163 77 Mk., Liste 164 64,50 Mk.; Vlotho: Liste 165 7 Mk. Liste 166 4 Mk., Liste 167 28,60 Mk., Liste 174 10,40 Mk.; Holzarbeiter Herford: Liste 209 11,50 Mk., Liste 211 13 Mk., Liste 213 10 Mk., List. 220 15,50 Mk. Liste 230 16 Mk., Liste 233 23.20 Mk., Liste 285 5.20 Mark; Phüner: Liste 289 16 Mk., Liste 291 5,10 Mk.; Buchdrucker: Liste 326 18,50 Mk. Liste 327 8 Mk. Die noch ausstehenden Listen müssen sofort eingeschickt werden. Julius Finke. Rauchef ein gesunder vorzüglicher Rauchtabak von Heinr. Jos. Du Mont, Köln 2/Rh. Die deutsche Turnerschaft in Steinhagen ahmt nach! Der Arbeiter=Turn= und Sportbund hat es verstanden, nicht nur eine andere Organisation auf dem Gebiete der körperlichen und geistigen Erziehung zu schaffen, sondern auch eine eigene praktische Uebungsform, welche seinen Zielen entspricht, aufzubauen. Nicht nur die Stärkung des Körpers, sondern auch gleichzeitig die Veredelung des Geistes ist der Inhalt unserer Uebungsart. Eigens von den technischen Leitern unserer Organisation ausgearbeiteten Uebungen, wie„die Freiübungen der Turnerinnen zur Olympiade in Frankfurt" und„das Pferdchenspiel“ wurden am vergangenen Sonntag in Steinhagen von der Deutschen Turnerschaft zur Aufführung gebracht. Wenn wir nun auch nicht böse darum sind, daß man unsere Uebungen(also unsere Art der Erziehung) nachahmt, so darf man aber doch wohl erwarten daß dieselben wenigstens in einer einigermaßen einwandfreien Form zur Schau gebracht werden. Aber dazu ist eben notwendig, daß man die ganze Ausbildung der Körperkulturtreibenden in den Uebungsabenden darauf einstellt. Das ist eben Vorbedingung. Aber wie verständnislos man dem Inhalt solcher Uebungen gegenübersteht, zeigte nicht nur die steife Form der Aufführung. sondern auch die Tatsache, daß man an demselben Abend in einem Theaterstück das wieder geistig vernichtet, was in den Uebungen an geistiger Veredelung zum Ausdruck käm. Körperliche Erziehung zum Zwecke der Veredelung des Geistes und geistige Erziehung zum Zwecke der menschlichen Vernichtung(siehe Kriegsverherrlechung usw.), das paßt nun mal nicht zusammen. Ja, Bauer, das ist etwas anderes. W. I Arbeiter=Turn= und Sportbund, 11. Kreis, 4. Bezirk. „ An alle Bezirksmitglieder! Ein Jahr der Arbeit ist wiederum verflossen. Reich an Inhalt und groß von Erfolgen. Unvergeßlich wird unser 1. Nordwestdeutesereckun= und Sportet leben. delt veun dne lauzende Tat. Ein würdiger Abschluß einer 25jährigen Entwickung unseres Bezirks. Der Glaube an unsere gute Sache ist mehr denn je gefestigt worden. In der am vergangenen Sonntag stattgefundenen Bezirkskonferenz konnte festgestellt werden daß in #en des Bezirks reges turnerisches und## allen Leinn des Bez—- Minrtisches und sportliches Leben herrscht. Treten wir also mit froher Zuversicht in das neue Jahr. Ein reichhaltiges Programm ist bereits zur Veröffentlichung gebracht. Das kommende Jahr wird beherrscht von der 1 Inter-nationalen Arbeiter=Olympiade in Frankfurt a. M. Schon sind „alle Vereine emsig an der Arbeit, die technischen Vorbedingungen zum Gelingen zu schaffen. Die Arbeiter=Turner und=Sportler er ganzen Welt werden im Jahre 1925 eine Kulturtat ersten Ranges vollbringen. Allen Bezirks=, Gruppen= und Vereinsfunktionären herzlichen Dank für geleistete Arbeit, viel Glück bei neuen Kämpfen, Frei Heil zu neuen Siegen. Die Bezirksleitung. Die Vereinsleitungen der Vereine Stieghorst Dornberg. Hillegossen Jöllenbeck Gadderbaum, Eintracht und Sparrenberg wollen die Plakate(Festschriften) aus der Sportzentrale baldigst abholen. * Turnspiel=Serie der 1. Gruppe. Der Turnspielausschuß beschäftigte sich mit der Handballserie 1925. Beschlossen wurde Pässe für Klasse 2 einzuführen. Turnerinnen, Schüterinnen, Schüler und Jugendliche bekommen keine Pässe. Die Meldungen sind an Fritz Pahde, Bleichstr. 223. zu senden. Für Klasse 2 müssen Pässe beigefügt werden. Sie sind in der Sportzentrale zu bekommen. Die Vereine wollen die Pässe stempeln, ausfüllen und das Bild beilegen. Spätere Meldungen werden nicht berücksichtigt. Die Kopfsteuer beträgt für Turner 40 Pfg., Turnerinnen und Jugend 25 Pfg., Schüler und Schülerinnen frei. Protest=Gebühren und Strafen wie im vovigen Jahre. * Handball=Schiedsrichtervereinigung der 1. Gruppe. Montag, 5. Januar, 5½ Uhr, Sitzung beim Sportgenossen Graner. Vorher Spielvermittlung. Frauenturnwarte der 1. Gruppe. Eine Konferenz der Frauenturnwarte findet am Montag, 5. Januar, abends 5½ Uhr, in der Eisenhütte statt. * Schwimmwarte der 1. Gruppe. Eine Sitzung findet am Montag, 5. Januar, abends 6 Uhr, in der Eisenhütte statt. Freie Turn= und Sportvereinigung Senne II. Am Sonnobend, 3. Januar, abends 8 Uhr, bei Ranisbrock Generalversammlung. Sämtliche Mitglieder müssen unbedingt erscheinen. Fußball=Vorschau. Stieghorst I— Eintracht I um 10 Uhr in Stieghorst. Ein mit Spannung erwartetes Tressen. das für den Platzverein noch nicht gewonnen ist. Berücksichtie einen schweren Gegner ab. Sie wissen, worum es geht und werden nur auf Sieg spielen, da eine Niederlage die gute Aussicht auf den Meistertitel zunichte macht. Der Ausgang des Kampfes, den beide mit aller Energie ausspielen werden, ist vollständig offen. Den Sportgenossen sei dieses vielversprechende Treffen bestens empfohlen. Hillegossen I— Schildesche I 10.80 Uhr in Hillegossen. Ein interessantes Treffen, dessen Ausgang allerdings ziemlich gewiß ist. Trotz des eigenen Platzes werden die Hulegossener den Siegeslauf der Blauweißen schwerlich aufhalten können. Die Meisterschaftsfrage in der 1. Gruppe. Die Serie geht ihrem Ende entgegen; die Frage nach dem Meister ist aber verworrener denn je. Erst das letzte Spiel Union—Stieghorst wird endgültige Klärung bringen. Zu wessen Gunsten, das ist jedoch noch vollständig ungewiß. Folgende drei Mannschaften kommen ernstlich in Frage: Fichte, Union und Stieghorst. Ergeht man sich nun in Kombinationen über den eventuellen Glücklichen, dann kommt dabei tolles Zeug heraus. Trotzdem sei es gewagt: Nachdem Fichte sämtliche Spiele absolviert hat, führen sie in der Tabelle mit 14 Punkten. Auf dem Fuße folgt Union mit 13 Punkten und einem ausstehenden Spiel gegen Stieghorst. Als dritter kommt dann Stieghorst mit 11 Punkten und zwei ausstehenden Spielen gegen Eintracht und Union. Hierbei liegt folgendes im Bereich der Möglichkeit: Stieghorst gewinnt gegen Eintracht und schlägt im letzten Spiel auch Union, dann sind sie glatter Gruppenmeister. Verlieren sie aber das letzte Spiel gegen Union, dann haben es die Schwarzweißen geschafft. Eine andere Kombination: Stieghorst verliert gegen Eintracht und gewinnt gegen Union, dann sind die im Hintergrunde lauernden Fichte=Leute glücklicher Erhascher des Titels. Würde das letzte Spiel Stieghorst—Union aber unentschicden kämen Fichte und Union nochmals in den Endkampf. Eine nächste Annahme besagt beim Stieghorster Sieg über die Eintrachtler und beim Unentschieden gegen Union Punktgleichheit aller drei Rivalen. Es kann aber auch möglich sein, daß Stieghorst mit Fichte in den Endkampf gerät. Und so ist dies und jenes zu erwarten; doch weshalb diese verwirrenden Kombinationen, die alle mit einem Wenn und Aber verknüpft sind? Lassen wir die kommenden Spieltatsachen sprechen die eventuell jede Berechnung über den Haufen werfen. Eins sei jedoch noch erwähnt, und das ist die prächtige Leistung der jungen Stieghorster Mannschaft, die zum ersten Male in Klasse 1 spielt und sich trotzdem mit Bravour in der Spitzengruppe behauptet, eventuell sogar den Meistertitel erringt. Bei weiterem Durchhalten wird die Mannschaft, der es allerdings noch an Technik mangelt. noch viel erreichen. E.Z. Aufgehobene Spielverbote. Das Spielverbot gegen Eintracht=Bünde bleibt bestehen. loh, Herford, Lemgo, Werl und Leopoldshöhe. Das Spielverbot gegen folgende Vereine ist aufgehoben: EnnigBezirksfußballausschuß. Coolidge sü neue Flottenabbaukonferenz. Wie„Associated Preß“ aus Washington meldet, hofft Präsident Coolidge, wenn er auch dessen nicht gewiß ist, daß es möglich sein wird, im Laufe des Jahres 1925 eine neue internationale Konferenz über die Flottenabrüstung abzuhalten. Der„Friede auf dem Balkan“. Belgrad, 29. Dez.(Eig. Funkmeldun=) Der bulgarische Ministerpräsident Zankoff der vor wenigen Tagen in Belgrad eingetroffen ist, hat seine Besprechungen mit der serbischen Regierung beendet. Die Differenzen, die zwischen beiden Ländern noch bestehen hofft man nun bald zu beseitigen. Es ist ein Uebereinkommen getroffen worden das den gegenseitigen Frieden der Balkanländer sichern soll und nach dem sich die Staaten gegenseitige Unterstützung gegen bolschewistische Aufstände versprechen. Zankoff ist am Montag von Belgrad nach Bukarest abgereist, um mit der rumänischen Regierung ein gleiches Uebereinkommen zu treffen. * Die republikanischen Türken. Von 13 freigewordenen Sitzen in der Nationalversammlung ha; die republikanische Volkspartei bei Nachwahlen bisher neun gewonnen, u. a. siegte sie auch in Konstantinopel. Nachklänge zum chinesischen Bürgerkriege. London, 29. Dez.(Eig. Drahtmeldung.) In Kalgan, etwa 150 Kilometer nördlich von Beking. sind 800 Soldaten erschossen worden, weil sie aus Rache dafür, daß ihnen das versprochene Siedlungsland nicht angewiesen worden ist, die Stadt geplündert haben. Keine hinrichtungen in Litaren. Begnadigung der zum Tode verurteilten litauischen Kommunisten. Memel, 30 Dez. Wie berichtet, waren vor einiger Zeit in Kowno vier Kommunisten wegen Verbreitung aufrührerischer Schriften zum Tode verurteilt worden. Das Urteil hätte am Tage vor Weihnachten vollstreckt werden müssen: indessen hat der Staatspräsident die Verurteilten zu lebenslänglichem bezw. 10 Jahren Zuchthaus begnadigt. Bürgerblock in Brannschweig. Braunschweig.(SPD.) Am Mittwoch erfolgte durch den neuen Landtag die Neuwahl der Regierung. Die bürgerlichen Parteien. mit Ausschluß der Demokraten, aber einschließlich der Nationalsozialisten, hatten sich zu einem Rechtsblock zusammengefunden, der eine knappe Mehrheit(25:23 Mandaten) aufweisen kann. Gewählt wurde ein„Fachministerium“ aus polieisch rechtsstehenden Beamten. Als Weinister für die innere Verwaltung wurde Oberregierungsrat Marquardt gewählt, der voraussichtlich auch das Präsidium in dem dreiköpfigen Staatsministerium übernehmen wird. Justiz= und Polizeiminister wurde Regierungsrat Lieff und Finanzminister der bisherige Vorsitzende des Landesfinanzamts Stad hagen, Regierungsrat von Groone. Lokales und Allgemeines. Rabendorrger=Bauernspiegel. II. Der alte Bericht wendet sich dann wieder anderen Bildem zu und fährt fort: „Auch kleine Eigenbesitzer, Brinklieger und Kossäten haben einen oder zwei Kotten auf ihrem kleinen Hofe, auch solche, die so wenig Länderei besitzen, daß sie ihren Arbeitsleuten keinen Fußbreit untergeben können. Solche Kötter sind noch die glücklichsten(?!), ihr Wirt bedarf ihrer Hilfe selten, sie sind also Herr ihrer Zeit. und wenn das Garn in gutem Preise steht so können sie bestehen. Der Mann, wenn er kein Leinweber ist, ist gewöhnlich ein Tagelöhner und verdient sich die Woche seinen halben Taler.(!) Die Frau verrichtet die häuslichen Geschäfte ihre kleinsten Kinder nimmt sie mit aufs Feld, wenn sie fürs Vieh Futter holt, und packt sich dann beide Bürden auf und kommt schwer beladen wieder nach Hause. Zu Hause liegt das Kleinste neben ihrem Spinnrade in der Wiege, wirds ungeduldig, so nimmt sie es aufs Knie, reicht ihm die Brust und spinnt immer fort dabei. Auf Zubereitung der Speisen darf die Kötterfrau nur wenige Zeit verwenden. Des Morgens trinkt sie mit ihren Kindern etwas, das wie Kaffee aussieht es aber nicht ist. Pumvernickel ohne Butter wird dabei gegessen. Es ist schon ein Beweis einer wohlversehenen(!) Haushaltung, wenn des Mittags Gemüse gespeist wird, und damit die Zubereitung nicht unnötige Zeit wegnehme, so macht man sie des Sonntags wofür die ganze Woche gekocht wird, so daß die Hausmutter nur des Mittags die Portion aufs Feuer oder den Ofen setzen darf und sie aufwärmen, so ist die Mahlzeit bereitet. Des Abends wird mit sogenanntem Kaffee und Brot zu Nacht gegessen. Bei noch Aermeren geschieht dies auch des Mittags und haben sie keine Milch!(Dieses Ausrufungszeichen hat schon unser alter Pastor gesetzt). so wird die schwarze Jauche obne Milch genossen. Ein Knabe lebte mit seinen Eltern meist von Kartoffeln, sein Frühstück vor der Schule waren 3 Kartoffeln in heißer Asche gebraten. Ziegen werden sehr geliebt, eine dürftige Haushaltung bringt es denn doch dahin eine anzuschaffen, zieht von ihr ein Lamm auf und dann wieder eins, bis sie zu 3 bis 4 Ziegen gelangt. Nun ist sie geborgen, drei wohlverpflegte Ziegen sind ihr so gut als eine Kuh. Zu diesem„Reichtum“ kommt gewöhnlich noch ein Huhn, das mit der Familie den Tag über ganz vertraulich in der Stube lebt, die Brotkrumen aufsucht und zum Dank fleißig Eier So frugal lebt freilich der eigrntliche Kolon oder Bauer nicht. Er will nicht notdürftig. sondern gutleben, keine kaffeeähnliche Jauche, sondern guten starken Kaffee mit vielem Zucker trinken und viel Fleisch essen. Sein erstes ist des Morgens dieser Kaffee, um 8 Uhr ißt er dann mit seinen Hausgenossen das Imbt der Frühstück, um 10 Uhr nimmt er seinen Imbiß Fleisch oder Wurst oder gebackene Eier und dazu seinen Branntwein. Um 12 Uhr speist er wieder zu Mittag, wobei er ein Stück Fleisch vor dem Gesinde, das nur dreimal in der Woche Fleisch bekommt, vorab hat. Gegen 4 Uhr hält er seine Vespermahlzeit mit oder ohne Kaffee, doch mit Fleisch und„gebeuteltem“ Brote, denn„der Pumpernickel ist ihm zu gemein“, und es Abends ißt er mit den Hausgenossen noch einmal gemeinschaftlich. an teicher Witsr ur aur eenn an er loren und ist gegen ein Tuchkamisol vertauscht worden. Seine Kinder bekleidet er mit Kattun oder Zitz(ein feiner bunter Kattun), eine teure und nicht dauerhafte Tracht, die es dem Bauern noch mehr wird, da er sich von hausierenden Juden übers Ohr hauen läßt. Die Holzschuhe werden seltener, und der Bauer fängt an sich ihrer zu schämen. Wenn er feierlich gekleidet ist, so hat er über dem Hemd ein Wamsohne Aermel, ein Knopf beim andern, welches ganz bis unter den Hals zugeknöpft ist. Darüber noch eins von anders geblümten Zitz oder Kalmank und ebenso knopfreich. Ueber die zweite kommt das dritte(!) von dem nämlichen Zeuge d. h. von feinem Tuche. Hierauf folgt(!) das eigentliche Kamisol mit Aermeln, das über die Knie reicht. Der Rock endlich, in dessen Seitenfalten„soviel Tuch hineingepreßt wird, als nur da bleiben kann“ ist von kurzer Taille und die Aufschläge reichen bis an die Ellenbogen.— In den Hemdsärmeln und unter dem Kinne werden dicke silberne Hemdenknöpfe getragen und um den Hut ein breites Samtband mit einer großen silbernen Schnalle, desgleichen auch auf den Schuhen. Viele Bauern tragen insgeheim Taschenuhren, denn noch„wagen sie es nicht, das Uhrband zu zeigen.“— Die Weiber tragen zitzene oder kattune Aermeljacken(Kamisole) und rote Röcke von Boi(ein flanellartiger Stoff). Die täglichen Mützen sind bunt nebst einer zitzenen Stirnbinde, womit viele Pracht getrieben wird, und Besatz in der Mitte(bei den Verheirateten und Unverheirateten bestanden dabei gewisse Unterscheidungen). Mit Bernsteinen und Korallen wird viele Pracht getrieben, und eine große Bauerfrau trägt wohl für 30 Taler, ohne das silberne Schloß daran zu rechnen. Sonntags wird entweder grünliche Sersche oder ein schwarzes Tuchkleid nebst einer seidenen Schürze getragen. Die Mannspersonen sind oben mit Kleidern überladen, die frauensleute unten, denn gewöhnlich ziehen sie 4 bis 6 dicke Röcke übereinander. Ihre Brust an welcher das Mieder und Kamisol sehr weit ausgeschnitten sind, wird dagegen bloß mit dem feinen, dünnen Oberhemde bedeckt. Auch tragen die Frauen noch samtne Gürtel oder Leibbinden mit einer großen silbernen Schnalle Mannspersonen sowohl als Frauensleute „trauern“ außerordentlich gern(!) Die Weiber zeigen ihren Trauerstaat durch ein schwarzes Florband hinten in den Korallen und durch breite schwarze Säume am Kovfputze an und tragen dabei blaue(!) Strümpfe und grüne(!) Handschuhe. Die Mannspersonen trauern mit einer schwarz= und weiß=gestreiften Weste mit schiearzen Knön#en.—— Zum„Luxus" beim Ravensberger Bauern kann das Tabakrauchen mitgezählt werden. Den ganzen Tag sieht man ihn mit der Pfeife im Munde, und lieber entbehrt er Essen und Trinken als den Tabak. Der Knabe gewöhnt ihn sich an,„um erwachsen zu scheinen“(die Jungens vor 150 Jahren waren also darin nicht anders als die Jugend von heute). Knechte. die jährlich(!) 10 Taler ver#ienen und an Tabak allein 5 bis 6 Taler verschwenden, sind nicht selten. Manchen Kindern fehlt das Brot, weil sich ihre Eltern den Tabak nicht wollen fehlen lassen, denn die Weiber schmauchen so gern als die Männer und treiben auch hin und wieder mit kostbaren Pfeifenköpfen Staat. Fortsetzung folgt demnächst. * Bielefeld, 2. Januar. Abschied und Anbruch Die Sanduhr läuft und rinnt, gibt einen Tag zu und— läßt nun doch mit dem ewigen Gleichmaß aller Zeit dem letzten, dreihundertsechsundsechzigsten Sonnenlauf des Jahres das Grab schaufeln. Abschied! Das heiße Wort, das über allem Menschlichen sich unerbittlich weitet. Wir wissen von ihm schon lange Zeit vor dem unentrinnbaren Augenblick und doch!— wie überraschte Kinder stehen wir plötzlich da, sehen, wie er mit gleich'am neuen Fingern nach uns greift und seinen sicheren Tribut fordert. Dann erkennen wir die Werte des uns zuvor Gleichgültigen, des Unbeachteten. Selbstverständlichen, fiebernd steigt das Blut in uns auf, wir werfen uns dem dem Schicksal Anfallenden an die Brust und suchen noch einmal mit liebend=traurigen Augen das so spät Wiedergefundene festzuhalten. Das sind Stunden, in denen wir Rechenschaft ablegen. Jeder auf seine Art. Ich steige in die Berge. Durch die westdurchtobten Bäume des alten, breiten Bergweges über der Stadt, der so viel Abschied und Anbruch sah, erlebt und tragen wird, braust heute erst recht das gewaltige Lied der Urkraft der Natur. Häuser, Dächer. Schlote des Tales treten so klar vor unsere Augen, als wollten sie uns zurufen: Noch einmas seht den wehmütigen Frieoenstraum, der auf uns und um uns svielt und täuscht, noch einmal preßt in euer Herz die graue Wirklichkeit der trüben zerbrechenden Tage, die in uns die Not wühlen und peitschen! Auf der alles wissenden Bank zittert ein gebrochener Mensch. Müde der schwarzen Erinnerung, entsagend der bunten Hoffnung! Gestorben im Reif entsetzlichster Unmenschlichkeit. Vergebend wie die braunen Blätter des Waldes, die dem Lebenssaft entsagen mußten. Armer Bruder Mensch! Ich gebe dir immer die Hand. Dort am Wiesenrand läuten schon weiße und rotumränderte Marienblümchen das alte Jahr zu Grabe und begrüßen mit leuchtenden Augen die neue Zeit. Die Sanduhr läuft und rinnt dem Ende zu. Die Sonne ist längst blutigrot gestorben. Der Abschied ist da. Das FesthaltenWollen ist ohne Kraft und Sinn. Ich stehe am Parge. Das Alte ist tot, es lebe das Neue! Das Begrabene ist vergessen, die Stunde der Geburt ist da! Sie gilt es zu erfassen. Das Laben! Ein Blatt der Einkehr drängt auf mich ein: O Leben, Leben laß mich nicht allein! Dies Herz hier ist bereit zu jeder Last: Gib mir das Schicksal, das du für mich hast! Die Nebel hungen tief ins Tal herein... Der Anbruch läßt mit der ersten Sekunde des neuen Jahre: unser Herz schlagen. Anbruch zum Leben, zum Kampf, zum Sieg! Wir strecken die Hände zu dem nächtlichen Sternenhimmel. Zwischen Vergehen und Werden glühen wir in Sehnsucht nach der roten, proletarischen Stunde der Erfüllung. Die letzte Schranke fällt, Bruder, zwischen dir und mir. Arbeit, Freiheit und Liebe allen Menschen! * Im Tale klingen laute Glocken in die lebendige Nacht. Läuten sie den Frieden und das Leben auf der Erde ein? Nein. Noch ist unsere Saat nicht reif. Aber der Sturm, der ihr die Sonn: bringt. braust über das Land. Und wir wirken in ihm mit unverzegter Gewißheit! Vom polizeilichen Meldewesen. Bielefeld muß folgen. Pressedienst erfährt, hat der Bei liner Polizeipräsidem in einer Anfang Dezember erlassenen Ver fügung mit sofortiger Wirkung angeordnet, daß bei polizeiliche Anmeldungen von Reisenden in den Anmeldescheinen die Spalt „Religion“ zu streichen int. Mintersonnwendfeier der Kinderabteilung der Abt. West. Wenn auch bisher von einem rechten Winter nicht gesprocher kann, so ist doch durch die kurzen Tage für die Kinder die Möglichkeit, sich im Freien zu tummeln, sehr beschränkt. Ungeduldig erwarten sie deshalb den Frühling und Sommer und begrüßen jubelnd die Tatsache, daß die liebe Sonne wieder an Licht un Wärme zunimmt. Die Kinderabteilung West(Schülerinnen un Schüler) will dieser Freude durch eine kleine, schlichte Feier in der Natux, am kommenden Sonntag, den 4. Januar, Ausdruck geben. Ein richteroaum soll strahlen, klingende Lieder, rhythmische Tänze, andere Vorführungen und eine Ansprache sollen Freude bringen. Nachher wird sich das kleine Volk bei Kaffee und Kuchen und an einer Bescheerung erbauen. Der Abmarsch geht nachmittags 3 Uhr von der 10. Bürgerschule, Gutenberastraße, vor sich. Bei Regenwetter gehen wir in das Vereinslokal„Siegfried". Eltern und Mitglieder sind mit ihren Angehörigen herzlichst eingeladen. KK. — Stadttheater. Für Mittwoch den 7. Januar, steht die Erstaufführung von Shaws erfolgreichen„Teufelsschüler“ auf dem Spielplan. Die Regie führt Oberspielleiter Hans Abrell. In der morgen(Sonnabend) außer Abonnement stattfindenden Aufführung der Operette„Die Fledermaus“ singt die Partie der Rosalinde Fräulein Trudl Koswitz. Was unsere Frauen nicht Vergessen dursen! Daß die Nöte, die uns heute drücken, eine Folge des Weltkrieges sind. Daß es trotzdem noch Leute gibt, die andere in einen neuen Krieg hetzen wollen, auch deine Söhne, Mutter. Daß Völkerhaß das ungeeignetste Mittel ist, um Wunden zu heilen. Daß schon eine Tiermutter über das Leben ihrer Jungen mit geradezu ergreifender mütterlicher Besorgnis wacht, obgleich Granaten, Tanks und Maschinengewehre nicht für sie und nicht gegen sie erfunden sind, sondern für und gegen deine Kinder, Mutter! Daß echtes Christentum und Sozialismus so gut zu. einander passen, wie Wollen und Vollbringen. Daß kein Sozialist deinem Kinde die Religion„rauben“ will. Daß die Sozialdemokratie stets und überall die vollkommene Gleichberechtigung der Frau verlangt hat. Daß die bessere Zukunft, die der Sozialismus heraufführen soll, erkämpft werden muß. Daß nur durch die Umstellung der kapitalistischen Wirtschaftsform in eine sozialistische diese bessere Zukunft erreicht werden kann. Daß die neue Gesellschaftsordnung neue Menschen braucht. Daß die Frauen ein Recht darauf haben, als Menschen, nicht als Weibchen oder Dienstmädchen, behandelt zu werden. Erst recht in der Ehe. Daß in jedem Haushalt eine Zeitung, und zwar eine sozialistische, gehört, und daß Zeitungen zum Lesen da sind. Daß jede Frau, jede Mutter, wenn sie tatsächlich das Beste ihrer Kinder, ihrer Familie will, eintreten muß in das Heer der Kämpfer und Kämpferinnen für eine bessere Zukunft, in die sozialistische Bewegung. Zum Jahreswechsel ist die beste Gelegenheit, Leser und Leserinnen für die sozialistische Presse, Anhänger und Anhängerinnen der sozialistischen Bewegung zu werben. Rützt die Zeit, vergeßt nicht, daß ihr Verpflichtungen habt vor der Zukunft, vor euren Kindern! Agitiert für die„Volkswacht“! — Kammermusikmatinée des Schiering=Orchesters. Auf die am Sonntag, den 4. Januar. im Theater stattfindende Kammermusikmatinée des Schiering=Quartetts vom Staatlichen Konservatorium in Würzburg sei nochmals hingew##len. Di= Eintrittsvreise betragen 0,50 bis 2.50 Mk. und müssen im Hinblick auf den künstlerischen Wert der Veranstaltung als äußerst niedrig bezeichnet werden. — Diebstahl. In der Nacht vom Sonnabend, den 20. Dezember, abends, bis Montag, den 22. Dezember, morgens, ist aus dem Hofe eines Hauses in der Niedernstraße eine Feldschmiede gestohlen worden. Wahrnehmungen, die zur Aufklärung dieses Diebstahls dienen können, erbittet die Kriminalpolizei, Turnerstraße 4, Zimmer 5 oder 6. Wetterkarte des össentlichen Wetterdienstes vom 1. Januar 1925. Das Tiefdruckgebiet über Nordeuropa zeigt wenig Aenderung, ein neuer Ausläufer desselben naht über Island heran. Das Hochdruckgebier über Südosteuropa hat sich weiter zurückgezogen, während über Südwesteuropa der Luftdruck wieder geringer ist. Heute früh herrschte in Deutschland bei schwachen, frischen südwestlichen Winden und 1 bis 5 Grad Wärme wolkiges, aber nur im Westen regnerisches Wetter. Wetteraussichten für Freitag und Sonnabend: Wolkig. sowie zeitweise noch Niederschläge bei teilweise lebhaften südwestlichen bis westlichen Winden und geringer Wärmcänderung. Schneehöhen heute früh: Brocken 9 Zentimeter, Fichtelberg(Schwarzwald) 19 Lentimeter. K Verantwortlich für Politik und Feuilletcm M. Nierich, für Pfevian, Partei, Sezare Versicherung, Frauen- und Jugendbewregung und Vermischtes A. Schädlich, für Lokales, Wirtschaft, Sport und Gerichtliches W. Korspeter, für des geschäftlichen und Anzeigenteil W. Landwehr, särstlich in Bielefeld. Druck und Verlag de Spetdrucherei und Buchhandiung„Helhswacht“, A. Deriech& Co., Bleistete. Spielplan des Bielefelder Stadt-Theaters. Dus Welhnachtsmärchen Schneewitchen kammf. an. folgenden. Tagen. zur. Autführang. 3., 4., 7., 10 Januar“Anfang 2¼ Uhr) Kleine Preise er ct 7½—11 Uhr Losverkau zu allen Vorstellun ien erofinet.—Eaf Gastsplel Schlusnus Tannhäuser. Besondere Preise Aüurnoch, 1.J. 7½ Uhr Brstaufführung Der Teufelsschülers v. B. Shaw Donnerstag, 8. 1. 7½—10 Uhr Gastspiel Schlusnus: Rigoletto Benandere Preige rh Nied Nur bis einschließlich Sonntag können wir die mit grösstem Beifall aufgenommene Ausstattungs-Film-Operette 99 58 ** Das Nader ven Ponlecutun bringen. 6 fabelhafte Akte# mit den Hauptdarstellern Charles Willy Kayser Ada Svedin Hermann Boettcher. Ferner: Das Lichtspiel URvOstol Die Tragödie einer Nacht! 4 ergreifende Akte aus dem Leben 20 Alexander- Kempe, Kleider- und Blusen-Stoffe, Streifen und Schotten. Mu 68 Illustrationen, einem Dreifaubendruck, Wandnotizkalender und vierfardigem Umschlag. 80 Seiten stalk. Zu daben in der Preis 60 Pfennig. Buchhandlung Volkswacht. TONBILD Theater Niedernatr. Unsere Sensation im neuen Jahre ist das mit hüchster Spannung verfolgte amerikanische Filmwerk: 1%% * 7 Stadmnäffer Bielefeld Kurr. Gostspiel Schmidts# Kölner lustige Bühne Letztes Gastspiel b Monate Stadthalle Osnabrück. Heute Freitag und folgende Tage täglich abends 8 Uhr: Obst= und Gartenbauverein Herford. am 3. Januar. 8 Uhr Vereinshaus. Zu zablreichem Besuch ladet ein Der Vorstand. — Obernetr. 11. Streng dezentes Familien-Pregramm. Karten-Vorverkauf ab heute Im Theaterrestaurant(Sta lthalle) Lieber Heinrich! Emaillekitt. kittet durchgebrannte Kochtöpfe, zerbrochene Glas= und Porzellangegenstände wasserund feuerfest Hiten alle Drogerten. Großniederlage Gehr. Clüsener. Freibank. Sonnabend. d. 3. Jan. morgens 8 Uhr: Verkauf von minderwertigem Rind= und Schweinefteisch. Der Held Mininimnmainpangnnmmmn der Lüfte Die tolle Geschichte von einem, der „der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe“, Flieger wurde, In 7 Akten. Unheilbares Lachlieber verumacht hier der grotesk-hilflose Douglas Mar Lean der von dem Pech verfolgt wird, an einem Flug-Match teilnehmen zu müssen weil er einmal aus der Phantasie einen Fliegerroman schrieb. Hierzu: EDIE POLO nach längerer Ruhrpause in seinem großen Schlager: snwe erstklassige Rohrmöbel erhalten Sie preiswert in Schulzes Korbmöbelhaus, Obernstrasse 36. Lodenioppen, Randwagen Kastensprossenwagen, stark gebaut, 2farbig gestrichen: Größe 75 85 95 105 115 125 cm lang Preis 20 24 40 Goldmart 27 33 37 Kastenwagen, stark gebaut, 2 farbig gestrichen: Größe 70 80 90 100 110 120 cm lang Preis 17 20 24 27 33 37 Goldmark Räder in den Großen 35-60 cm Durchmesser liefervat Preise u. Lieferung freibleibend ab Lager Westkilver. Borgstädt& Co., Landwagenbau Westkilver bei Bruchmühlen: Fernruf 26. in Gummi u. imprägntert Mäntel, Paletots, Anzüge, Hosen in Sport und lang. Eigene Anfertigung! Beste Ware! BIll. Preise: Fachmännische Bedienung. Feinste Maßanfertigung in eigenen Werkstätten zu mäßigen Preisen Arndtstraße. 11 An Sensations-Abenteuerfilm 2 in 5 Episoden= 30 Akten. Heute I. Episoder Das Gebeimnis der Gelguchen 6 atemberaubende Akte 6 jüngere, perf. i. 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Musikalische Morgen-Feier Vortragsfolge: 17 1. Paul Hindmith: Streichquartett op. 10 F-moll, 2. Franz Schubert: Streichquartett op. 161 G-dur ausgef vom Schiering- Quartett v. Staatl. Konservatoriam 1: Würzburg. Mm Eintrittspreise: Mk. 0.50 bis Mk. 2.50 I Meial Verwaltung Bielefeld. Die U der Verwaltungsstelle wird hiermit entsprechend den statutarischen Bestimmungen zum Sonntag, den 1. Februar 1925, vormittags 9 Uhr nach der„Eisenhütte“, Marktstr. 8, einberufen Vorläufige Tagesordnung: 1. Geschäfts- und Kassenbericht vom Jahre 1924. 2. Neuwahl der Ortsverwaltung. Anträge zur Generalversammlung sind bis zum 12. Januar nach hier einzureichen. Die Ortsverwaltung. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Theoretischer Vorbereitungs-Unterricht für die Meisterprüfung beginnt am Montag, 5. Januar. abends 6¼ Uhr. Anmeldungen im ekretariat beim Beginn des Unterrichts. 9 Prolessor WOERNLE, Direktor Ein Hund zugelaufen. Der unbekannte Eigentümer wird aufgefordert, seine Rechte bet der unterzeechneten Polt zeibehörde geltend zu machen. Heeven, den 30. Dezember 1924. 12 Die Polizeiverwaltung. König. Amtmann. Soeben ist erschienen: wonte Will nach seinen Briefen, Randbemerkungen und den Zeugnissen seiner Freunde von Erich Eyck. Preis 1.—4nach außerhalb 10 Pf. Porto extra. Buchhandlung Volkswacht. ahrradI bereitung 51105 nur Klosterstraße 1. Hämorrhoiden Vollständige schmerzlose Dauerbeseitigung odne Berufsstorung. Gratisauskunft d. Rud. Rinne, Lahuitz B. 7. 10 Danisagung. Für die uns anläßlich des Heimganges unseres lieben Entschlafenen Friedrich Pott bewiesene Tetlnahme sowie der zahlreichen Kranzspenden sagen wir unsern tieigejühlten Dank. 16 Die trauernden Hinterbliebenen. Kleine Anzeigen Jedes Wor. 5 Goldpfennig, u der feiten lieberschrift Goldpfennig, nur ber Vorausbezahlung ellenanzeiger Tuchtige Kragen= u. ManschettenNäde. innen in und außer dem Hause für dauernde Beschaftigung gesucht. 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Januar, nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle le Cennoirienhaies nun stett. des Sennetriedhofes aus statt. Vorfeier 2.40 Uhr. 75