Nr. 268. Paderborn, Mittwoch 12. Rovember 1879. 31. Jahrg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Feiertage Abonnementspreis in der Exped. und durch die Post bezogen vierteljährlich 1 Mark 50 Pfg. Inserate 12 Pfg. pro 5spaltige Petitzeile oder deren Raum. Reclamen in Textspaltenbreite 30 Pfg. Anzeigen werden Tags vorher bis Abends 6 Uhr erbeten. Wochenrundschau. (Schluß.) Die Presse aller Parteien hat es auffallend gefunden daß in der Thronrede der Cultusminister nicht zum Worte gekommen sei. Richter, natürlich ein Freund der„Volksbildung" und„Aufklärung“ und darum freigebig, wo es um Unterrichtszwecke sich handelt, gab Herrn v. Puttkamer Veranlassung, das langverheißene Unterrichtsgesetz neuerdings in Aussicht zu stellen. Das Gute wenigstens hat die Armuth des Staatssäckels gehabt, daß sie am meisten den Falk'schen Entwurf am Ausschlüpfen hinderte: möge derselbe für ewige Zeiten im Aktenschranke begraben bleiben!— Die erste protestantische General=Synode hat ihre Thätigkeit beendet. Sie wurde vom Herrn Cultusminister gegen die Angriffe Richters warm in Schutz genommen, obwol sie ihrerseits die vom Kaiser bestätigte Kirchenordnung in manchen Punkten heftig angegriffen hat. Die ungläubigen Protestantenvereinler schreien Ach und Weh und rufen das Grundprinzip des Protestantismus, die„freie Forschung", zu Gunsten der theologischen Lehrfreiheit an. Da müssen die Orthodoxen zusehen, wie sie mit ihren kirchlichen oder besser unkirchlichen Gegnern fertig werden. Die„Prov.=Correso.“ widmet dem zurückgetretenen Justizminister Leonhardt einen ehrenvollen und wohlverdienten Nachruf. Die neue Justizordnung, die freilich noch in vielen Stücken der Vervollkommnung bedarf, ist vorwiegend sein Werk und charakterisirt sich hauptsächlich durch die Mündlichkeit und Unmittelbarkeit des Verfahrens, welche darin besteht, daß alle das richterliche Urtheil bestimmenden Thatsachen in Gegenwart der Parteien aus ihren ursprünglichen Quellen dem Richter als Ganzes zur unmittelbaren Wahrnehmung kommen. Leonhardt war zwar nicht der erste, der den Gedanken dieses Verfahrens gefaßt, aber er hat doch den ersten praktischen Versuch damit gemacht und zwar mit Erfolg. Und an der, was unter seiner Leitung geschaffen worden, ist Vieles sein Eigenihum. Zudem hat er die Genugthuung, die hübsche Reihe von 12 Jahren hindurch Minister gewesen und nicht wegen „diplomatischer“, Kränklichkeit entlassen zu sein. Ob ihm aber die Erinnerung an die Art und Weise, wie die Justiz in Sachen des Culturkampfes und der Politik, der Gründer und Wucherer hat arbeiten müssen, Vergnügen bereitet, möchten wir bezweifeln. Sein Nachfolger Dr. Friedberg ist im Herzen Culturkämpfer, im Uebrigen Mitglied eines Ministeriums, dessen Haupt Fürst Bismarck ist. Seit dem Tode des Unterstaatssecretärs für die Auswärtigen Angelegenheiten, des Hrn. von Bülow, sind manche und zum Theil höchst merkwürdige Gerüchte über einen bevorstehenden Gesammt= wechsel im Diplomatencorps entstanden. Sie interessiren uns indeß wenig: mögen hier die Personen und dasselbe Geist des gehen und kommen, es bleibt immer ein System und das ist einzig und allein der Meisters in Varzin! wr Das Resultat der Präsidentenwahlen ist an Allerhöchster Stelle mit Befriedigung aufgenommen. Auch der Reichskanzler soll nicht ungehalten darüber sein. Demnach scheint es, daß in den maßgebenden Kreisen die liberale und freiconservative Anschauung von der „Staatsfeindlichkeit“ des Centrums nicht getheilt wird. Dieser glückliche Umstand wird das Centrum zu neuer und fruchtbarer Thätigkeit ermuntern und dem Volke zu Gute kommen. Zum Besten des Bauernstandes wird demnächst der Abg. v. Schorlemer=Alst einen hochwichtigen Gesetzentwurf, das ländliche Erbrech: in Westfalen und vier rheinischen Kreisen betrefend„ dem#u# vorlegen. In Folge der auf dem französischen Rechte beruhenden sog. Spließtheilung ist in diesen Bezirken der bäuerliche Mittelstand vielerorts zu Grunde gegangen: es gibt dort, wo die Gütertheilung herrscht, wenige Höfe mehr, sondern meist nur armselige Kotten, die ihre Besitzer nicht ernähren können. c h, w e l c h e s d i e w e s t f ä l i s c h e n A b g e o r d neten aller Parteien zu beantragen gedenken, wird der endlosen Gütertheilung ein Ende machen, das Recht der Erstgeburt wieder zu Ehren bringen, den Grund zu einem wohlhabenden bäuerlichen Mittelstande legen und der Vermehrung des ländlichen Proletariats steuern. Die nachgebornen Kinder sollen zwar nicht mit einem„Linsenmus" abgespeist werden, vielmehr sollen sie, nachdem sie der Erbschaft von ein paar Riemen Acker entsagen müssen, fruhzeitig einem andern Berufszweige, namentlich dem goldenen Handwerke zugeführt werden. Zudem werden sie reicht einsehen, daß es besser ist, wenn Einer vom väterlichen Erbe anständig leben kann, als wenn alle dabei darben müssen.— Neben der Sorge für die materiellen Interessen wird die Centrumsfraktion die religzös=kirchlichen Angelegenheiten nicht vergessen. Die„Köln. Ztg.“ offenbart sich einmal wieder als schlechte Kennerin der Herzen, wenn sie glaubt, das Centrum wolle blos, um unangenehmen Reibungen mit der Regierung auszuweichen, für die Verweisung des Cultusetats an eine Commission eintreten. Es thut dies wie auch früher, nur im Interesse einer desto gründlicheren Prüfung. Kaum sind die Czechen in den österreichischen Reichstag eingetreten, so liegen sie einander schon in den Haaren. Die Hauptschuld daran trägt der sehr leidenschaftliche und unpolitische Czeche Rieger. Nach dem Beispiele des Generalrathes der Seine hat nun auch der der Rhone für die volle Amnestie sich ausgesprochen. Die Radicalen jubeln, Gambetta schmunzelt und die Regierung? Nun, sie überlegt zwei=, dreimal, oo sie dem Bischofe Freppel den Proceß machen soll. Die belgische Logenregierung ist endlich einmal beim Könige auf Widerstand gestoßen. Derselbe will die Gesandtschaft beim h. Stuhle nicht eingehen lassen. Gegenüber der katholischen Schulbewegung hat . sterpräsident Frere als vollständig ohnmächtig Der englische Botschafter in Konstantinopel, Herr Layard, scheint bei der Pforte wieder Oberwasser zu bekommen. Die türkische Regierung hat die verlangten Reformen zugesagt: Versprechungen jedoch waren ihr von jeher so feil wie Brombeeren. Aus Netersburg kommt die seltsame Nachricht, Rußland wünsche dem deutsch=österreichischen Bündnisse beizutreten: das fehlte noch! Am 2. wurde der erste bulgarische Landtag mit einer hochtönenden Thronrede eröffnet: sie trieft von Dankesergüssen gegen den„hochherzigen Czaren=Befreier.“ Nachrichten. Berlin, 10. November. Wie die Oberschl. Gr.=Zig. hört, gedenkt Se. Majestät der Kaiser einer Einladung seitens des Fürsten v. Pleß Folge zu leisten und an den Jagden in den Plesser Forsten in diesem Jahre theilzunehmen. 04 „National=Ztg.“ schreibt: Die Nachrichten über den Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck lauten vielfach widersprechend. Die Unterstellung, daß es sich einfach um das alte neuralgische(Nerven=) Leiden handelt, in leider nicht ganz zutreffend. Vielmehr sind wie verlautet, Kennzeichen eines constitutionellen Leiden aufgetreten, welche die kräftige Natur des Reichskanzlers wohl überwinden wird, die aber immerhin nicht unbedenklich sind. * Der Schmied von Weihenfahr. 621 Von Ferdinand Strunck. (Fortsetzung.) Während diese Dinge sich unter den Augen der Polizei und der Militär=Commandos ungehindert vollzogen, saß der Herzog in seinem Cabinet und besprach mit dem OberstCommandanten der Stadt die Sicherungsmaßregeln für den kommenden Tag. „Ich eile, die Befehle Ew. Hoheit zu vollziehen,“ sagte dieser, welcher eben den Herzog zu bestimmen versuchte, daß die ganze Garnison unter Waffen treten solle um dem aufständischen Pöbel zu begegnen.„Je entschiedener wir auftreten, um so durchschlagender wird die Wirkung sein. Die Eskadrons sollen aussitzen und patrouillenweise die Stadt durchreiten; Infanteriepiquets sollen die Ordonanzen Ew. Hoheit in alle Quartiere begleiten und dieselben mit schußfertiger Waffe schützen, wenn sie die Proclamationen an den gutgesinnten Bürgerstand verlesen. Sollte der Pöbel dennoch das Schloß anzugreifen wager, so werden unsere Kanoniere ihn sehr bald zu Paaren treiben.— Wenn Ew Hoheit nur die Residenz nicht verlassen, um dem treuen Militär den Muth zu bewahren, so fürchte ich keine Gefahr.“ Auf diese letztern Worte legte der alte Soldat eine besondere Betonung.— „Immer diese Bedingung, mein lieber Commandant,“ entgegnete der Herzog mit unwilligem Achselzucken,„ich liebe es nicht, mich überreden zu lassen.— Der Soldat darf seinen Eid nicht vergessen.“ „Ich bürge mit meinem Kopfe für die Armee,“ entgegnete der General,„allein die Begeisterung des Soldaten, der sich schlagen soll, wächst, wenn er weiß, daß er der virhetige Stabigerichtsprasident Krüger, Eine Sntle#sungerbeten have. Heute verlautet, daß Präsident s Ch E###ch gruckgezogen habt, da die Gründe, die nreigng desselben bewogen hätten, beseitigt worden best. noen der„Trib.“ zufolge darin, daß ihm ich u### neuen Gerichtsorganisation erforderi B##8kräfte anfänglich nicht zur Verfügung gestellt — Die„Westfäl. Ztg.“ läßt sich heute von hier also telegraphiren: Sämmtliche Fractionen beriethen heute über die Eisenbahnvorlagen. Die Annahme der Vorlagen mit großer Stimmenmehrheit gilt um so mehr für gesichert, als die von Miquel namens der Nationalliberalen beantragten Garantien größtentheils die Zustimmung der Conservativen gefunden haben und der Minister Maybach zu Concessionen in eser Beziehung bereit ist. Für die Vorlagen werden stimmen etin enattireraten bis auf gegen 20 Mitglieder, die ConserFreiconservativen, dagegen die Hälfte des ..„Nun, so fragt mich eben ein Nationalliberaler, der im Culturkampfe stets mit in vorderster Reihe gestanden, bekommen Sie bald, was Sie von der Refür Ihre treuen Dienste verlangen? Wird Fürst Bismarck bald Ihren kirchlichen Forderungen nachgeben, da Sie im Sommer seine Wirthschaf ssein Leben für die Sicherheit seines Kriegsherrn in die Schanze schlägt. Ich bitte Ew. Hoheit, jedem Gedanken an die Flucht zu entsagen.“ Ein wüster Lärm erscholl in diesem Augenblicke von dem Schloßplatze herauf zu den Zimmern des Fürsten.— Erbleichend sank dieser in einen Sessel.— „Ich fürchte, es ist Alles verloren,“ sagte er seufzend in sichtlicher Verzagtheit.—„Fragen Sie die Leute nach ihrem Begehr!“ Kaum hatte der Fürst diesen Auftrag ertheilt, als ein Hagel von Steinwürfen gegen die Fenster des Schlosses sawste.—— „Die Grenadiere sollen Wirbel schlagen,“ entgegnete der General,„zerstreuen sich die Haufen nicht, mag die Cavallerie aussitzen und auf die Banden einhauen.— Zum Unterhandeln ist es jetzt zu spät. Ew. Hoheit würden der Majestät der Krone zuviel vergeben, wenn solche Schandthaten ungestraft blieben.“ Von neuen klirrten Steinwürfe gegen die Fenster.— „Ich befehle Ihnen, jede militairischen Maßnahmen zu unterlassen,“ rief der Fürst, in unsicherer Haltung sich zu dem General wendend.„Dergleichen wird die Volkswuth nur steigern. Fragen Sie die Leute nach ihrem Begehr.“ Der Ton, in welchem diese Worte gesprochen waren, überzeugte den Commandanten von der vollständigen Muthlosigkeit des Fürsten und nach kurzer Ueberlegung schickte er sich an, den Befehlen desselben nachzukommen. „Jedenfalls will ich versuchen, Zeit zu gewinnen,“ dachte er bei sich. 8 6— beereunen, Als er auf den Balron hinaustrat, um die Menge Wünschen zu fragen, blieb einige Minuten lang alles still, dann erscholl wieder wie damals, als Graf Rönkirchen dieselbe Frage an das Volk stellte, der tausend: stimmige Ruf nach Brod.— „Wir wollen Freiheit,“ riefen andere Stimmen,„der Verzog soll abdanken, Tob dem Tyrannen!“ Ein wüstes Gedränge entstand nun auf dem Platze: offenbar mit der Absicht tobte der Pöbel, um die Stimme des Generals zu überschreien.— „Es ist vergebliche Mühe, Hoheit, die Meute mit Worten beschwichtigen zu wollen,“ sagte dieser, nachdem er die Fruchtlosigkeit seiner Anstrengungen, sich verständlich zu machen, erkannt hatte.„Befehlen Sie, daß das Militär von den Waffen Gebrauch mache?“ In..—pfer Verzweiflung bedeckte der Herzog sein Gesicht mit den Händen. „Ich werde die Residenz verlassen,“ murmelte er.— „Versprechen Sie das Schloß zu halten, wenn ich abwesend bin?“ Ein bitterer Zug spielte um die Lippen des Soldaten ei noch immer gehofft, der Herzog werde standhaft bleiben; jetzt war er enttäuscht und hoffnungslos „Ich werde immer die Befehle Ew. Hoheit ausführen." entgegnete er kühl.—„Der Pöbel ist nur deshalb kühn er sieht, daß wir keinen Widerstand zu leisten wagen Es bedarf nur eines einzigen Vorstoßes und die Revolution liegt besiegt am Boden.“ Noch einmal warf er bei diesen ermuthigenden Worten einen forschenden Blick auf das Gesicht des Monarchen er wollte noch hoffen. Der Herzog blieb in seinem dumpfen Linbrüten verloren. Er hatte seine Sache aufgegeben. Schweigend wandte der General sich von ihm ab. ** (Fortsetzung folgt.) * politik unterstützt haben und nun wieder seine Eisenbahnpolitik unterstützen werden?" Man sieht, die Leute können sich nicht losmachen von dem Wahn, daß das Centrum einen Handel treibe und mit der Bewilligung materieller Forderungen die Anerkennung der göttlichen Rechte der Kirche zu erkaufen suche. Und doch ist, als das Centrum in der letzten Reichstagssession der Zoll= und Steuerpolitik des Fürsten Bismarck zustimmte, auch mit keiner Silbe die Rede gewesen von dem kirchlichen Conflicte, mit keiner Silbe gesagt worden, daß das Centrum seine Zustimmung abhängig mache von der Gewährung seiner religiösen Forderungen. In gleicher Weise wird aber das Centrum auch jetzt wieder in der Frage des Ankaufs der Privateisenbahnen seitens des Staates sich nicht bestimmen lassen durch die Rücksichten des kirchlichen Conflicts: es wird sachlich prüfen und gemäß seiner auf sachliche Prüfung gegründeten Ueberzeugung zu den Eisenbahnvorlagen entweder Ja oder Nein sagen. Es wird nicht erklären, daß erst dem Culturkampfe ein Ende gemacht werden müsse, sondern es wird fragen und erwägen, ob die Erwerbung der Privateisenbahnen im Interesse des Staates, im Interesse der Staatsangehörigen liege. Das wird die einzige Rücksicht sein, die es nimmt, von ihr allein wird es sich leiten lassen. Und sollte es dann schließlich für die Zustimmung zu den Vorlagen sich entscheiden, so wird es nicht unterlassen, Garantien (Bürgschaften) zu schaffen, die geeignet sind, die Rechte des Landes und der Landesvertretung sicher zu stellen. Daß aber auc ohne das Centrum die Vorlagen zur Annahme gelangen werden, ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, da außer den Conservativen und den Freiconservativen selbst eine erhebliche Mehrheit unter den Nationalliberalen für dieselben stimmen werden. Von den Staatsdomänen sind im laufenden Jahre 49 pachtlos geworden und aufs neue verpachtet worden. Bei einigen ergibt die neue Verpachtung geringere Erträge, bei den meisten höhere. Der Mehrertrag im Ganzen beziffert sich auf 229,342 Mark 34 Pf. Eine enorme Steigerung des Pachtzinses zeigen verschiedene Domänen in der Provinz Sachsen, in Folge des Anbaus der Zuckerrüben: im Kreise Kolbe waren die Domänen Arthensleben, Lothenförde und Löderburg bisher verpachtet für 73,727 M.; jetzt sind die beiden ersten verpachtet für 74,000, die letztere für 60,000 M., alle drei liefern also einen Mehrerrrag von 60,273 Mark. Von den Domänen Hamersleben und Wegeleben im Kreise Oschersleben ist die erstere um 5,895, die andere um 27,272 M. theurer verpachtet; die Domänen Friedburg und Straußhof im Mansfelder Seekreis ergeben einen Mehrertrag von 20,108, die Domäne Pfützthal im selben Kreise einen Mehrertrag von 21,400 M. Auch bei einer Domäne im Kr. Greifenberg in Pommern ist der Pachtzins um 20,306 M. gestiegen, bei einer Domäne im Kreise Leobschütz in Schlesien um 12,123 M. Schlesien. In Betreff des Nothstandes in Oberschlesien schreibt die Berliner„Nordd. Allg. Ztg.“ In den Kreisen Cosel und Ratibor haben die Hochfluthen der Oder am 15. und 16. Juni d. J. die an beiden Seiten des Stromes belegene, durch Deiche nicht geschützte Niederung, in dem Umfange von zwei bis drei Quadratmeilen, überströmt und dort den ersten Wiesenabschnitt vollständig, die Halmfrüchte und die Kartoffeln zum bei Weitem größten Theile vernichtet. Die Betroffenen, mit Ausnahme der Großgrundbesitzer, waren nicht in der Lage, den hierdurch eingetretenen Ausfall an den zu ihrem Unterhalte nöthigen Lebensmitteln aus eigenem Vermögen oder durch Creditbenutzung zu decken. Die erforderliche Hilfe ist rechtzeitig von der Provinz durch Bewilligung von Prämien zu Straßenbauten und seitens der Kreise gewährt worden, welche zu diesem Zwecke aus Staatsmitteln Darlehne unter günstigen Bedingungen erhalten haben. Die Kreise Rybnik und Pleß sind von Ende Mai d. J. ab bis zur Ernte fast täglich von chweren, oft wolkenbruchartigen Regengüssen heimgesucht gewesen, welche bei der undurchlassenden Beschaffenheit des Bodens die Feld= und Wiesenernte schwer geschädigt, die Kartoffelernte fast vollständig vernichtet haben. In Folge dessen befindet sich der größte Theil der Bevölkerung dieser beiden Kreise in einer wirthschaftlichen Bedrängniß, welcher weder die selbst in ungünstiger Lage befindlichen Gemeinden, noch die Kreise in genügendem Kaße werden begegnen können. In welchem Umfange der Staat, in Gemeinschaft mit der Provinz auch hier helfend wird einzutreten haben, darüber finden noch näherere Ermittelungen statt. Inzwischen sind die nöthigen Einleitungen detroffen, um durch traßenbauten umfassende Arbeitsgelegenheit zu gewähren und einem etwa zu besorgenden Nothstande vorzubeugen. Seitens der Kreis= und Provinzialbehörden werden darum schleunige Maßregeln zur Abwehr und Abhilfe des Nothstandes getroffen werden müssen. Schlesien. Der Provinzial=Landtag von Schlesien ist auf den 25. Nov. einberufen. = München. 8. November. Die Lehrstühle für Kirchengeschichte und Kirchenrecht sowie für Moral= und Pastoraltheologie an der Universität Würzburg sind nun wieder besetzt, und die dortigen katholischen Blätter äußern sich sehr zufrieden darüber. In unterrichteten Kreisen wird diese Zufriedenheit nicht im vollen Maße getheilt. Gegen die kirchliche Gesinnung der Ernannten ist nichts einzuwenden und in ist sofern die Genugthuung, welche man in Würzburg empfindet, eine gerechtfertigte. Allein die katholische Wissenschaft wird nicht wesentlich gefördert werden, und das ist für eine bedeutende Universität wie Würzburg kein Glück. Der neuernannte Professor für Moral= und Pastoraltheologie, Herr Dr. Göpfert, ist ein noch ganz junger Geistlicher, von dessen Eifer und Strebsamkeit man überzeugt sein kann; wenn man aber weiß, daß eine anerkannt bessere Lehrkraft und wirkliche Acquisition für die Hochschule, obgleich von der Facultät an erster Stelle vorgeschlagen, vom Minister zurückgewiesen wurde, weil die betreffende Persönlichkeit ein Jesuitenschüler ist, so bekommt man eine etwas andere Anschauung von den vollzogenen Ernennungen. Ganz das Gleiche ist in Bezug auf die Profefsur der Kirchengeschichte der Fall. Herr Professor Dr. Brück, an erster Stelle vorgeschlagen, wurde, weil mit den Jesuiten„affiliirt“(verbunden), der Mainzer Schule angehörig und „staatsgefährlich“, vom Minister nicht angenommen und dafür ein älterer, in der wissenschaftlichen Welt ziemlich unbekannter Herr auf den Lehrstuhl Hergenröthers gesetzt. Das Kirchenrecht ist fortan von der Kirchengeschichte getrennt und wird vom bisherigen außerordentlichen Professor der Einleitungswissenschaften Dr. Kihn, welcher zum ordentlichen Professor befördert wurde, vorgetrrgen. Herr Dr. Kihn ist, ein frommer Priester, aber kein Ersatz für den Kardinal Hergenröther im Kirchenrechte. Die Zukunft und die Frequenz der Hochschule wird unser Urtheil vollständig bestätigen. Baden. Constanz, 9. Nov. Dem„Bad. Beob.“ wird geschrieben:„Berichtigend muß ich nachtragen, daß die Schuldenlast unserer Stadt nicht 2,200,000 Mark beträgt, sondern daß dieselbe vom Jahre 1870, wo Constanz nur 667,945 M. Schulden hatte, bis Anfang 1877 auf die Höhe von 3,546,531 M. herangewachsen ist, so daß dieselbe unter Stromeyer's Regiment um 2,878,586 M. vermehrt wurde, dabei wurden 140,627 M. mehr aufgenommen, als staatlich genehmigt war. Wien. 10. Nov. Der russische Thronfolger ist noch in Gmunden; ob er hierher kommt, ist ungewiß. Dagegen zeigte das dänische Königspaar, welches ebenfalls in Gmunden beim Herzog von Cumberland verweilt, offiziell seinen Besuch an. Dasselbe wird in der Hofburg absteigen.(Die Gemahlinnen des Großfürsten=Thronfolgers, des Prinzen von Wales(Kronprinz von England) und des Herzogs von Cumberland(Sohn des verstorbenen Königs Georg von Hannover) sind bekanntlich Töchter des Königs von Dänemark.) — Die vielfach verbreitete Nachricht von der Zweitheilung der Prager Universität in eine deutsche und eine czechische unter einem gemeinsamen Rector wird offiziös als unvegründet bezeichnet. Belgien. Brüssel. 9. Nov. Der greise Domherr de Haerne, einer der wenigen noch lebenden Veteranen von 1830, Mitglied der Deputirtenkammer als Vertreter Courtrais, ist vom Papste Leo XIII. zum Hausprälaten Sr. Heiligkeit ernannt worden in Anerkennung der großen Verdienste, die er sich sowohl in Belgien als in England um die Erziehung der Taubstummen erworben hat. Das„Journal de Bruxelles" bemerkt noch dazu, de Haerne sei fünfzig Jahre hindurch dem Grundsatze„Eintracht unsere Stärke“ treu geblieben und niemals seien ihm die constitutionellen Freiheiten unverträglich erschienen mit seinem katholischen Glauben und seinem Gehorsam gegen die Kirche. — Die„Italie" bestätigt in ihren„Nachrichten aus dem Vatican“, daß der hiesige Nuntius Vannutelli abberufen werden wird. Er soll an Jacobini's Stelle nach Wien gehen und hier zum Nachfolger Msar. Pallotti erhalten; welchem die Regierung unter drei Vorgeschlagenen den Vorzug gegeben hat.(27?) Rom. 6. November. Abgesehen von den Unterstützungsgeldern, die der h. Vater tagtäglich unter die Armen Roms vertheilen läßt, hat er auch jetzt beschlossen, für dieselben Volksküchen einzurichten. Zu diesem Zwecke hat er 8000 Francs dem St. Petersverein übersendet, welchem auch die Verwaltung der Volksküchen anvertraut worden ist. Ebenso denkt Leo XIII. auch an die Armen von Perugia, für welche er seinem Stellvertreter daselbst, dem apostolischen Administrator, dieser Tage 10 Sack Reis überwies.— Der Herr Cardinal Hergenröther, unser Landsmann, hat heute von seiner Titelkirche, St. Nicolaus in Carcere, feierlich Besitz ergriffen. Es wohnten der Feier bei der bayerische Gesandte Graf Paumgarten, mehrere deutsche und italienische Prälaten, die Alumnen des deutschen Collegs, zu welchen der Cardinal von 1844—1848 zählte, und zahlreiche deutsche Familien. Nach den üblichen Ceremonien hielt der Erzpriester eine glänzende Ansprache an den Cardinal, in welcher er seine hohen Verdienste um die Kirche pries und dann auf die bedeutungsvolle Geschichte dieser Titularkirche hinwies. Der Cardinal dankte für die ihm entgegengebrachten Beweise der Liebe, ermahnte Alle zur Einheit im Bekenntniß des Glaubens und in den Werken der Liebe, da Beides nothwendig sei zur Bewältigung der vielen Hindernisse in unserer so traurigen Zeit, und hob dann ganz besonders die Wichtigkeit der Eintracht unter Laien und Clerus hervor. Der Ambrosianische Lobgesang und die Ertheilung des Segens schlossen die erhebende Feier. Frankreich. Paris, 9. November.(Culturkämpferisches.) Der Seine Präfect Herold machte gestern, wie bereits kurz in Nr. 266 gemeldet, dem Pariser Gemeinderathe eingehende Mittheilungen über seine große Heldenthat, die Verwandlung der von Congreganisten(Schulbrüdern und Schulschwestern) geleiteten Schulen in Laienschulen. „Paris,“ sagte er,„zählt 427 Volksschul=Anstalten, nämlich 148 Knaben=, 154 Mädchen=Schulen und 125 Kleinkinder=Bewahranstalten. Am 1. Februar 1879 waren von den Knabenschulen 95 weltliche und 53 congreganistische; ich habe von den letzteren 21 in weltliche umgewandelt, und für 32 bleibt dies noch zu thun. Von den Mädchenschulen waren 96 weltlich und 58 congreganistisch; ich habe von den letzteren acht in weltliche umgewandelt. Von den Kleinkinder=Bewahranstalten (asiles) waren 94 weltlich und 31 congreganistisch; ich habe von den letzteren drei in weltliche umgewandelt, und für 28 bleibt es noch zu thun.“ Nachdem der Präfekt die verschiedenen„Schwierigkeiten des Unternehmens, die weniger in der Beschaffung eines tüchtigen Personals als eines zureichenden Materials liegen,“ näher beleuchtet, erklärte er, daß die Verweltlichung der Pariser Volksschulen bis zum 1. October 1880 vollständig durchgeführt sein werde. Daß der Gemeinderath dem famosen Präfecten lebhaften Beifall spendete, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. — In der vorgenannten Sitzung des Pariser Gemeinderaths wies der katholische Gemeinderath Rey dem Präfecten Herold nach, daß die Laienschulen der Stadt jährlich 1,100,000 Francs mehr kosten würden. Daß der Haß des Pariser Gemeinderaths gegen die Schulbrüder vom Volke nicht getheilt wird, geht daraus hervor, daß die 33 Gemeindeschulen, die noch von Ordensbrüdern geleitet werden, 10,968 Schüler zählen, und daß die freien katholischen Schulen mehr Zöglinge besitzen, als im vergangenen Jahre. — Der Ministerrath soll beschlossen haben, den berüchtigten Art. 7 des bereits von der Deputirtenkammer angenommenen Unterrichtsgesetzes energisch vor dem Senat vertheidigen zu wollen und sich auf keinen Ausgleich einzulassen. Man muß daher gespannt auf den Ausgang sein. Locales und Provinzielles. * Paderborn, 11. November. Am vergangenen Samstai feierte unser Paderborner Turn=Verein sein diesjährges Stiftungsfest auf dem Harmonie=Saale unter sehr reger Be theiligung seitens der Turnfreunde. Der gewählte Uebungsstoff war diesmal ein gegen frühere Jahre ganz verschiedener und fesselte die Anwesenden in ungemein anregender Weise. Nach kurzen vorhergegangenen Freiübungen, die ohne Commando nach dem Takte der Musik zuerst haperten, dann jedoch präcis ausgeführt wurden, begannen in kurzer Aufeinanderfolge Pyramiden auf flacher Erde, an Leitern, am Barren und am Reck. Stets von einander verschieden, boten sie einen wirklich imposanten Anblick dar, zu welchem in nicht geringem Maße das gleichmäßige, geschmackvolle Costüm, welches nach Art eines Matrosenanzuges gemacht war, beitrug. Die durchweg schwierigen Pyramiden gelangen vorzüglich und mit erstaunlicher Sicherheit. Einige Einzelleistungen am Reck, die von den augenscheinlich besten Turnern ausgeführt wurden, erhöhten nur unser Staunen und zeigten, daß der Verein über wirklich turnerische Kräfte verfügt. Zwei schön arrangirte lebende Bilder lieferten den Beweis, daß auch der patriotische Sinn unter den Mitgliedern gepflegt wird. Aus dem Gebotenen war zur Evidenz ersichtlich, daß die Mitglieder nicht müßig gesessen, vielmehr Alles aufgeboten hatten, um den Turnfreunden einen genußvollen Abend zu bereiten. Der folgende Festball war ein äußerst glänzender und vereinigte die zahlreichen Festgenossen noch lange in ungetrübter Stimmung. Bedauert muß werden, daß keine maßgebende behördliche Persönlichkeit dem Feste beiwohnte; möge dies nicht ein Erkalten für die gute Sache der Turnerei andeuten. ..— Jagdscheine sind in der Zeit vom 1. August 1878 bis Ende Juli 1879 in den Regierungsbezirken: Münster 6201, Minden 2754, Arnsberg 6496 ausgestellt worden. Bielefeld, 10. Nov. Die„Neue Westf. Vitg.“ veröffentlicht nachstehendes (Eingesandt!) Als ein Zeichen der Zeit und daß der Hofprediger Stöcker nicht Unrecht hat, gestattet sich Einsender dieses, über ein Geschäft, welches Herr Joseph Meyersohn in Werther mit ihm zu machen beabsichtigte, Näheres mitzutheilen. Einsender präsentirte Herrn Meyersohn einen Cautionsact von 3000+ mit der Bitte, ihm hiergegen und gegen einen sichern Bürgen für einige Monate ein harleyn von mindestens 2250 Azu gewähren. Herr Meyersohn erklärte sich damit einverstanden, der ihm vollständig genehme Bärge gab seine Einwilligung, und die Auszahlung sollte gegen einen dreimonatlichen accevtirten Wechsel vor sich gehen. Ohne etwas Arges wie höchstens an schwere Zinsen zu denken, nahm Einsender den Wechsel zur Hand, um ihn zu acceptiren und dann nach Absprache 750 Thaler in Empfang zu nehmen, jedoch noch zeitig einen Blick auf den Wechsel werfend, gewahrte Einsender, daß Herr I. Meyersohn den Wechsel auf 900 Thaler, also sage und schreibe 80 pCt. Zinsen pro anno ausgeschrieben. Einsender dankte natürlich für das Geschäft und wurde anderweitig fertig. Dies zur gefälligen Beachtung. Th. Votthoff. Minden, 10. Nov. Gutem Vernehmen nach ist der Protest der Liberalen gegen die Gültigkeit der Wahl der beiden conservativen Abgeordneten Sudmeier uno v. d. Reck nach Berlin abgegangen. Es sollen Fehler bei der Wahl begangen sein. Abwarten! X Bochum, 9. Nov. Mit unseren höheren Schulverhältnissen will es sich hier noch immer nicht allseitig regeln. Wir haben hier ein Gymna sium und eine königl. Gewerbeschule, mit der eine städtische Vorschule verbunden ist. Schon längere Zeit hindurch hat man an eine nothwendige Reorganisation der letzteren Anstalt gedacht; man hat geplant und revidirt, aber das Ding will immer noch nicht vom Fleck. Jüngst fand abermals eine dreitägige genauere Revision der Gewerbeschule durch den Herrn Geheimrath Dr. Schultz aus Münster statt. Der Besuch der Anstalt, welche zwar einen schönen Namen hat und für die Besucher sehr viel Geld kostet, aber zu guter Letzt mir ihren Abgangszeugnissen ihren Schülern keine große Aussichten bietet, hat in den letzten zwei Jahren bedeutend nachgelassen: auf der Tertia der Anstalt sitzen ganze 12 Schüler. Das städ tische Gymnasium dagegen erfreut sich eines starken Besuches; gegen 330 Schüler, welche bedeutend vorwiegend die unteren Klassen füllen, zählte die Anstalt bei Beginn des Schuljahres; in Folge der Ueberfüllung hat man für die drei unteren Klassen je zwei Cötus einrichten müssen; zudem wird augenblicklich in Rücksicht auf den um Ostern zu erwartenden Zuwachs die Anstellung von drei neuen Lehrern am Gymnasium verhandelt, für deren Gehälter die Vertretung der Stadt schon„ Zusagen gemacht. Aus allem diesem geht hervor, daß unsere höheren Anstalten uns heidenmäßig viel Geld kosten. Man bedenke zudem, daß wir für den abgegangenen Director des Gymnasiums jährlich 3000 Pension zahlen müssen. Es fehlte uns nur noch, daß wir der Parität halber vielleicht auch noch für einen Director der Gewerbeschule Pension aufzubringen hätten. ∆ Hagen, 10. November. Vor dem hiesigen Schöffengerichte kam am 7. d. ein Fall zur Verhandlung, der einzig in seiner Art ist. Beim diesjährigen Kreis=Ersatzgeschäft meldete sich auch ein Dienstmädchen, welches untersucht und als Soldat eingestellt werden wollte. Ein Complot von jungen Burschen, welche in dem Wirthshause, in dem das junge, etwas beschränkte Mädchen diente, aus= und einzugehen pflegten, hatte demselben begreiflich gemacht, daß sich in diesem Jahre auch die jungen Mädchen unter 20 Jahren behufs Bildung eines Amaonencorps(weibliche Kriegergarde) stellen müßten, und ihr ann eine Gestellungsordre behändigt. Der Wirth und dessen Frau hatten die Sache begünstigt. Gegen alle diese Personen wurde gestern verhandelt und gegen jede auf 30 M und Tragung der Kosten erkannt. Leider, so denkt wohl Jeder, der dies liest, gibt es in unserem Strafgesetzbuch keinen Paragraphen, laut welchem diese Gesellen vor die Strafkammer des Landgerichts gestellt werden konnten, da ein derartiges Benehmen gegen ein bis dahin unbescholtenes Mädchen gegen alle Zucht und Sitte verstößt.— Vor der letztgenannten Strafkammer hatte sich zu derselben Zeit ein Knabe einer unserer Mittelschulen zu verantworten, welcher in einer Schulklasse, die er nicht besucht, das Pult des Lehrers erbrochen und geleert und an einem Hause mittelst einer Leiter das Dach erkletiert, Pfannen abgedeckt und durch die dadurch entstandene Oeffnung in das Haus gedrungen war und gestohlen hatte. Der Gerichtshof lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Ueberweisung in eine Besserungsanstalt ab und erkannte auf 1 Jahr Gefängniß. Dortmund, 10. November. In der heutigen Sitzung der Strafkammer des Königlichen Landgerichts wurde laut der „Westf. Zeitung“ wegen einer durch die Presse verübten Beleidigung verhandelt gegen den verantwortlichen Redacteur des„Central= Volrsblattes für den Regierungsbezirk Arnsberg“, Herrn Finke aus Arnsberg, bereits sieben Mal wegen Preßvergehen bestraft. In Nr. 40 des genannten Blattes befand sich in den Politischen Wochenplaudereien“ folgender Satz:„Das interessanteste #reigniß der Woche ist die Enthüllung des BismarckstandAildes in Köln. Ob dies das erste Mal ist, daß der Fürst * ehauen, bezweifle ich, aber in die Metropole des schwarzen Rheinlandes paßt er wie die Faust aufs Auge.“ Der Fürst Reichskanzler hatte hierin eine Beleidigung erblickt und den Strafantrag gestellt. Der Angeklagte behauptete, daß ihm die Absicht der Beleidigung fern gelegen habe und daß die deußerung nur als ein Scherz aufzufassen sei. Der Vertreter der Stuatsanwaltschaft war jedoch anderer Meinung und beantragte gegen den Angeklagten eine Geldbuße von 300 Mark. Der Vertheidiger des letzteren plaidirte für eine mildere Strafe und hob hervor, daß der Angeklagte nicht den Eindruck mache, als ob er der Verfasser des Artikels sei, er dürfe jedoch den Namen des Verfassers nicht nennen, wenn er nicht seine Stelle verlieren wolle. Der Gerichtshof erkannte auf eine Geldbuße von 100 M., auch wurde dem Beleidigten das Recht zugesprochen, den Tenor des Erkenntnisses einmal auf Kosten des Angeklagten durch das„Centralvolksblatt“ zu veröffentlichen. Witten, 10. November. Der eyemalige Kirchenkassenrendant Keudel ist heute von der Strafkammer des köngl. Landgerichtes Hagen wegen Unterschlagung amtlich anvertrauter Gelder zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gefängnißstrafe von drei Jahren ## beantragt. Remscheid, 9. Nov. Das hiesige Stadtverordneten-Collegium beschloß in seiner jüngsten Sitzung, den Gaspreis von 20 auf 17. Pfg. zu ermäßigen. Barmen, 10. November. Die Königliche Hof PianoforteFabrik von Rud. Ibach Sohn hat kürzlich das 7000. Instrument seit Gründung des Geschäftes fertig gestellt. Dasselbe wurde von 1 den Arbeitern bekränzt und mit einer passenden Inschrift versehen i f e i e r l i c h s t d e m M a g a z i n ü b e r l i e f e r t. E s i s t e i n h e r r l i c h e r K o n z e r t flügel mit all den Vorzügen, welche Ibach'sche Flügel stets ausge zeichnet haben.(E. Z.) Vom Rhein 10. Novbr., schreibt man dem„Wupperth. Volksbl.“, daß der„deutsche Verein"(bekannt durch Herrn von Sybel und Konitzer) und seine„OVC.“(Deutsche Vereins=Correspondenz) am Sterben sein sollen. Wie nämlich liberale Blätter gestehen, erfordert das genannte Correspon denzblatt fast das Dreifache dessen, was es einbringt, so daß er jährlich der Vereinskasse einen Zuschuß von etwa 6000 M. auferlegt. Für das laufende Semester ist nun allerdings durch eine außerordentliche Zuwendung das Weitererscheinen des Blattes gesichert, ob sich aber späterhin auch noch opferwillige Hände finden werden, das hängt jedenfalls zumeist von der Entwickelung unserer politischen Verhältnisse ab. Denn daß der Verein nicht gewillt und nach seiner ganzen Zusammensetzung und angewöhnten Kampfweise auch nicht in der Lage ist, ohne Unterstützung der Regierung gegen die Ultramontanen zu fechten, liegt auf der Hand und geht auch daraus hervor, daß der Vorstand von dem Ausschuß die Ermächtigung nachsuchte, auf die Tagesordnung der nächstjährigen General=Versammlung die Auflösung des — Vereins zu setzen. Diese Ermächtigung ward zwar verweigert, . allein die Auflösuug ist doch nur eine Frage der Zeil, und zwar einer sehr kurzen Spanne Zeit. Wer weiß, ob nicht schließlich noch— vorausgesetzt, daß auf Seiten der Mitglieder selbst die Absicht bestände, den Verein fortzusetzen— eine stricte Anwendung des Vereinsgesetzes ihm ebenso gut ein Ende macht, wie sie seiner Zeit den Mainzer Katholiken=Verein unterdrückt hat. Die Organisation ist beim„Deutschen Verein“ ziemlich dieselbe, wie sie bei jenem war, nur ist die Thätigkeit eine ganz verschiedene, indem nämlich die meisten Bezirksvereine den Schlaf der Gerechteu schlafen und die ganze Arbeit dem Vororte überlassen.“ So singen selbst liberale Zeitungen der berüchtigten „DVC“ das Trauer= und Grablied. Die schönen Tage der Culturkämpferei, wo es eine Lust war zu leben, sind eben vorüber 1 und kehren hoffentlich nicht mehr wieder. Zerf. 9. November. Laut der„Rh.=Westf. Schulztg.“ ist der p r o t e s t a n t i s c h e B ü r g e r m e i s t e r H e i n i c k e z u m L o k a l= S c h u l insvector der hiesigen(drei) katbolischen Schulen ernannt worden. Crefeld, 9. Nov. Eine in diesen Tagen von Seiten unserer Polizeibehörde veranlaßte Untersuchung von den verschiedensten Geschäften entnommenen Nahrungs= und GenußMitteln ergab, laut der„Crefelder Ztg.“, daß sämmtliche Waaren, als Cichorien, Schnupftabak, Hefe, Pfeffer und Leberwurst gefalscht waren; außerdem wurden auch wieder zahlreiche Milchfälschungen constatirt. Köln, 10. Nov. Wie enorm die Ausfuhr der Kar= toffeln von Sachsen nach Holland und vielfach von da nach England ist, erhellt daraus, daß ein Kölner Agent, der zur Zeit in Sachsen weilt, bereits 600 Waggon=Ladungen Kartoffeln nach den Niederlanden hat abgehen lassen. . Wesel, 8. November. Hierselbst kommen aus Holstein so viele fette Ochsen an, daß der Preis ganzenorm gedrückt wird. Das fette Vieh kostet jetzt nicht mehr, als im Frühjahr das magere.— Um die Bürger von der Einquartirungslast zu befreien, sollen im nächsten Jahre noch zwei neue Kasernen gebaut werden, die eine für Artillerie, die andere für Infanterie.(Kref. Ztg.) Kassel, 9. Novemb. Laut hier eingetroffenen telegraphischen Mittheilungen ist gestern Nachmittag auf der noch im Bau begriffenen Friedberg=Hanauer Eisenbahn ein entsetzliches Unglück vorgefallen. Zwischen den Stationen Windecken und Heldenhergen wird die Nidda mit einer stattlichen, viele Bogen zahlenden Eisenbahnbrücke überbaut, und zwar in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß. Ueber dieser Brücke scheint ein eigenthümlicher Unstern zu walten, denn es sind kaum einige Wochen her, daß drei beim Bau derselben beschäftigte Zimmerleute ihr Leben einbüßten und fünf andere, sämmtlich Familienväter, zu Krüppeln wurden. Das gestern stattgefundene zweite „ beklagenswerthe Unglück ereignete sich dadurch, daß ein fertiggebauter Brückenbogen beim Abnehmen des Gerüstes plötzlich zusammenbrach, unter seinen Trümmern eine große Anzahl Arbeiter begrabend, während andere durch kühne Seitensprünge der drohenden Lebensgefahr mit Glück entrannen. Trotz sofortiger Hülfe förderte man acht Leichen von Zimmerleuten, zum Theil bejahrt und Familienväter, ans Tageslicht, während drei andere augenscheinlich schwer verwundete Arbeiter noch Lebenszeichen von sich gaben. Bis jetzt hat man nur Vermuthungen über die Ursachen dieser unglücklichen Katastrophe, die überall Bestürzung und Theilnahme hervorgerufen hat. Indeß ist zur näheren eingehenden Untersuchung sofort ein höherer Eisenbahnbeamter von hier nach dort abgegangen.— Diese Friedberg=Hanauer Linie wird von der Main=Weser Bahn gebaut und waren die Arbeiten bereits so rüstig vorgeschritten, daß man als Eröffnungstermin, wenigstens der preußischen Strecke, den 15. November in Aussicht genommen hatte, der möglicherweise durch diesen unglücklichen Zwischenfall nun um einige Zeit hinausgeschoben werden muß, was zu bedauern wäre.(Wstf. Ztg.) Aus Hannover berichtet man über folgenden klassischen Bericht des Schulzen Sch. zu E. an dus königliche Amt zu Neustadt a.]M., Rübenberge, Provinz Hannover:„Anzeige von einem von Tollheit occipirten Hunde.— Dieser Nacht bluß der Nachtwächter Isermann auf seiner Trompete, da kam ein in der Dunkelheit unverkennbarer Hund von rückwärts herbei und ward der Nachtwächter Isermann von sulftigem durch seiner Hand gebissen und zwar von hinten, ohne dabei zu bellen. Da dies ein gegen die Gewohnheit der Hunde verwirrter Thatbestand ist und ich mir verpflichtet halte, so möge das königliche Amt dabei sein Auskom men finden. Der Schulze Sch.“ Die Wirkung des schimmeligen Brodes auf die Hausthiere. Fast allgemein wird das schimmelige Brod als Fuiter für Hausgeflügel verwendet. Das ist, worauf in der„A. Hopf. Z.“ aufmerksam gemacht wird, ein entschiedener Fehler, der sich oft hart bestraft. Ein so gutes Futtermittel Brod in mäßigen Gaben für alle unsere Hausthiere auch ist, so nimmt doch verschimmeltes Brod sogar giftige Eigenschaften an und wirkt gefährlich, da es Kolik und Auftreibung des Hinterleibes, dünnen Mistabsatz rc. oder Entzündung und Brand der Baucheingeweide und dadurch den Tod veranlaßt, sowie bei trächtigen Thieren die Ursache von Fehlgeburten werden kann. Diese Nachtheile theilt das schimmelige Brod mit schimmeligen Oelkuchen, welche ebenfalls bei unseren Hausthieren Magen= und Darmentzündung hervorrufen. Wer also in die Verlegenheit kommt, schimmeliges Brod als Viehsutter verwerthen zu wollen, der koche es vorher, dadurch wird der den Schimmel bildende Pilz zerstört und unschädlich gemacht. Man schreibt der„Times“ aus Frankreich:„In der Champagne hat sich seit 60 Jahren kein solches Unglück zugetragen, wie in diesem Jahre. Nicht eine Flasche Wein ist eingebracht worden. Der Verlust ist für den großen Weinbauer furchtbar und beträgt für das ganze Departement 25 oder 30 Millionen Francs nach oberflächlicher Schätzung. Die Traube ist nicht reif geworden und man hat sie nur abgepflückt, um Eindringlinge nicht zu veranlassen, die Weinberge zu betreten und dieselben zu schädigen. In der Champagne lagert augenblicklich ein Vorrath von 72 Millionen Flaschen, wovon 35—40 Millionen sich in den Händen der großen Firmen befinden. Der Rest ist zweifelhaften Ursprungs und außerhalb des eigentlichen Champagner producirenden Gebiets gewachsen, allein diesjährige Weine, welche den Speculanten lange als schlechte Waare galten, werden angekaust werden, denn Jeder fürchtet die Folgen eines vollständigen Mißjahres. Der Export wirklichen Champagners beläuft sich auf 18—20 Millionen Flaschen per Jahr, so daß der augenblickliche Vorrath für 1880 und 1881 gerade reichen wird. Sollte die Ernte des nächsten Jahres ebenfalls mißrathen, so würden die Häuser, welche echten Champagner verkaufen, gezwungen sein, um mich des Ausdruckes eines derselben zu bedienen, ihre Bude zu schließen. Der Preis ist jedoch noch nicht gestiegen. London, 10. Nov. Der Dampfer Champion, unterwegs vom New=York nach Charleston, stiest am 7. d. früh, 30 Meilen nördlich von Cap May, mit dem Eisenschiff Laoy Octavia von Greenock zusammen, welches von Delaware Breakwater nach New=York fuhr. Der Champion sank binnen 4 Minuten. Dreißig seiner Passagiere und Bemannung ertranken. Die Lady Octavia rettete vier Passagiere des Champion und 22 seiner Matrosen aus dem Wasser und ließ sich dann nach Philadelphia behufs Reparatur schleppen, denn auch sie ist stark beschädigt, jedoch nur am Vordertheil, während der Champion in der Mitte getroffen wurde. Letzteres Schiff, halb aus Holz, halb aus Eisen, 1859 in Wilmington gebaut, faßte 1418 Tonnen; seine Ladung wird auf 200,000 Dollar geschätzt. Petersburg, 7. November. Seit vier Tagen haben wir hier ausgezeichnete Schlittenbahn: der Verkehr auf dem Ladoga=See und den Canälen ist des Eises wegen eingestellt. Neueste Nachrichten. —E. Berlin, 11. November. Staatseisenbahnen oder Privateisenbahnen oder beide zugleich? Das war das Thema, welches das hohe Haus der Abgeordneten heute in 4 ½: stündiger Sitzung beschäftigte. Auch morgen dürfte dieser Unterhaltungsgegenstand die ganze Sitzung ausfüllen und wenn nicht ein Schlußantrag der ersten Berathung der diesbezüglichen Gesetzentwürfe ein Ende macht, so wird derselbe auch noch am Donnerstag auf der Tagesordnung stehen, da diesmal die Zahl der„schwergeladenen" Redner eine außerordentlich große sein soll und sich ja überhaupt über das Eisenbahnwesen nahezu so viel sagen läßt, als über„Gottes Wort“ bei protestantischen Disputationen. Eine „Unterhaltung“ wird man aber noch mehr, als man es sonst von der ersten Berathung zu behaupten berechtigt ist, die heutige Diskussion nennen dürfen, da von zwei großen Parteien des Hauses, der nationalliberalen und dem Centrum, noch kein entscheidendes Votum abgegeben wurde. Nur Herr Virchow erklärte sich Namens der Fortschrittspartei unbedingt gegen das Staatseisenbahnsyftem und Herr v. Wedell Malchow von der conservativen Fraction sprach ebenso entschieden für dasselbe, obgleich im Einzelnen selbst dieser Redner hin und wieder Bedenken äußerte(z. B. über die durch die Annahme des Staatsbahnsystems riesig anwachsende Macht des Eisenbahnmininern— hinter dem in Preußen=Deutschland bekanntlich noch ein anderer Minister steht— und zur Beseitigung derselben noch gewisse„Garantien“ verlangt, deren nähere Formulirung, auch der für das Staatseisenbahnsystem begeisterte nationalliberale v. Eynern aus Barmen schuldig blieb und die wir wohl erst in zweiter Lesung erfahren werden. Namens des Centrums sprach Peter Reichensperger, der trotz seiner 69½ Jahre heute mit seiner alten jugendlichen Rüstigkeit, Gewandtheit und Schärfe nach rechts und links und geradeaus(nach dem Ministertische) seine schlagfertigen Sätze warf. Unmittelbar vor ihm hatte Herr Minister Maybach noch einmal eine lange Rede zu Gunsten des Staatseisenbahnsystems gehalten und viele Stellen darin konnten für manchen Schwankenden von bestechender Wirkung sein; Peter Reichensperger ließ sich indeß nicht irre machen: er anerkannte das Gute und Ueberzeugende an einzelnen sachlichen Ausführungen des Ministers, erklärte aber, daß er wie von jeher, so auch jetzt noch auf dem Standpunkte des „gemischten Systems“(Staats= und Privatbahnen) stehe. Von diesem Gesichtspunkte aus könne er sich für und gegen die heutige Vorlage entscheiden, sobald er resp. die Commission dieselbe eingehend geprüft haben würden. Eine solche Prüfung sei aber unedingt nothwendig und bitte er, daß die(am Schlusse der ersten Berathung zu wählende) Commission nicht die von der Regierung mit einzelnen Bahnen bereits abgeschlossenen Verträge als eine auf die Brust gesetzte Pistole betrachten möge. Für ihn und „viele“ seiner Freunde sei die Frage noch eine offene: die endgültige Lösuna derselben werde nicht zum Geringsten von ihrer financiellen Erledigung in unserer Deficitperiode abhängen. Aus dem Vorstehenden ersehen Sie, daß die Centrumsfraction in ihrer letzten Sitzung in der obschwebenden Angelegenheit noch keinen entscheidenden Entschluß gefaßt hat, was sie ja auch nach Lage der Sache noch nicht konnte. Sollte die Fraction bei der Hauptabstimmung getheilter Meinung sein— was im vorliegenden Falle die Fractionsstatuten zulassen— so dürfte sie indeß einstimmig in dem Verlangen nach den bereits angedeuteten„Garantien“ (Bürgschaften) beharren, vorbehaltlich deren näherer Formulirung. Unter letzterer Bedingung hat sich gestern auch die nationalliber ale Fraction bereit erklärt,— nur vier Stimmen sollen entgegengesetzter Meinung gewesen sein— die Vorlage anzunehmen; auch der Fortschritt wird nach den heutigen Erklarungen des Herrn Virchow unter Verneinung der Hauptfrage gegenüber der Garantieenfrage sich nicht ablehnend verhalten.— In den Ihnen gestern übermittelten Notizen über das„nicht offizielle“ amtliche Fraktionsverzeich niß wollen Sie noch nachtragen, daß von Hospitanten die Conservativen 1, die Nationalliberalen gleichfalls 1, das Centrum 2, die Freiconservativen 1 und die Fortschrittspartei 3 zählen. Unter den„Wilden“ sind noch die bisherigen Minister Falk und Hobrecht zu nennen, von denen der Erstere unter den Nationalliberalen, der letztere unter den Freiconservativen Platz genommen. Der Bruder des Reichskanzler, der pommersche Landrath v. Bismarck, ist Mitglied der conservativen Fraction, von den beiden„rechten Händen“ des Kanzlers ist v. Brauchitsch bei der conservativen, Herr Tiedemann bei der frei conservativen Fraction eingetreten. Berlin, Dinstag 11. November. Der französische Botschafter, Graf Saint=Ballier, ist heute der Einladung des Reichskanzlers Fürsten Bismark gefolgt und hat sich mit dem Frühzuge nach Varzin begeben. Dieser Besuch war bereits im Frühjahr verabredet und wurde nur durch das letzte Unwohlsein des Fürsten bis heute verzögert. Am Freitage gedachte Graf Saint=Vallier zurückzukehren. — Am Freitag Nachmittag 3 Uhr wird der Kaiser mit den königlichen Prinzen, dem Großherzog von MecklenburgSchwerin und dem Großfürsten Wladimir zur Jagd sich nach der Göhrde begeben und von dort am Samstag Abend hieher zurückkehren. — Es heißt jetzt, die Ankunft des russischen Großfürsten= Thron folgers könne sich bis Sonntag verzögern, weil der Großfürst noch einen Besuch in Wien macht und Kaiser Wilhelm zu den Jagden in der Göhrde reist. — Ein Telegramm der„Köl. Zeit.“ meldet: Die Aerzte des Fürsten Bismarck machen sich nach verläßlichen Mittheilungen wegen der Erkrankung des Fürsten durchaus keine Sorge, wie auch andererseits die Reise der Fürstin Bismark nach Berlin dafür spricht, daß die Familie sichkeinen schlimmen Befürchtungenhingibt. Man will jetzt hier die neueste Erkrankung des Fürsten mit dem unzuträglichen Aufenthalt in Barzin um diese Jahreszeit in Verbindung bringen. Es heißt denn auch, der Fürst werde demnächst für einige Tage nach Berlin kommen und sich dann nach Friedrichsruh begeben, um dort bis zum Wiedereintritt in die Geschäfte zu verweilen. Freilich ist nicht ausgeschlossen, daß diese Absicht, wie in früheren Fällen, möglicherweise noch in letzter Stunde eine Aenderung erfährt.— — Nach der„Nat.=Ztg.“ ist im nächsten Reichsetat eine ansehnliche Vermehrung der Truppen und eine Erhöhung des Etats in Aussicht genommen. Das noch fehlende 15. Artillerie=Regiment soll gebildet und jedes bestehende Feldartillerie=Regiment um eine Abtheilung verstärkt werden, außerdem sollen die noch fehlenden Regimenter in der Nummerreihe des deutschei. Heeres errichtet und zur Bildung eines eigenen Armeekorvs verwendet werden. Köln, 12. Nov. Am Schluß des gestrigen Wahltages (für die Stadtverordnetenwahl der dritten Abtheilung) hatten 4147 Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Es erhielten die liberalen Candidaten Käsen 2101, Fischer 2098, Werres 2093 und Prior 2071, die Centrums=Candidaten Dr. Röckerath 2062, Julius Bachem 2059, Alsdorff 2041 und Bayer 2035 Stimmen. Es wird noch heute und morgen gewählt. Hoffentlich bleibt das Centrum oben. Straßburg, 10. Nov., Abends. Die Gemahlin des Statt halters General=Felomarschalls v. Manteuffel, welche schon längere Zeit leidend war, ist heute Abend 7 Uhr gestorben. Wien, 11. Nov. Das Unterhaus hat heute den Grafen Coronini als Präsidenten und die Abgeordneten Smolka und Gödel als Vicepräsidenten wiedergewählt. Der Candidat der Liberalen für die Posten des ersten und zweiten Vicepräsidenten, Klier, blieb bei der Wahl beide Mal in der Minderheit. — Aus Gmunden erfährt das„Fremdenblatt“, der russische Thronfolger komme mit dem König von Dänemark nächsten Freitag hierher.— Im liberalen Club des Unterhauses ist die Stimmung überwiegend für die zehnjährige Bewilligung des Wehrgesetzes. Paris, 11. Novbr. Auf Verlangen der Militärbehörden sind gerichtliche Verfolgungen gegen die Gazette du Midi(Marseille) und das Univers(Paris) eingeleitet worden, da dieselben behaupteten, der Kriegsminister habe wegen nahe bevorstehender Unruhen militärische Maßregeln ergriffen und die Artillerie in den Pariser Casernen consignirt. London, 11. November. Bei dem gestrigen Festessen zu Ehren des neuen Lordmayors(Oberbürgermeisters von London) beantwortete der deutsche Botschafter ster de. Toast auf die Vertreter des Ausopos gehen de# ervo., kein Fürst wünsche sehnWeltfrieden erhalten zu sehen, als der deutsche Kaiser. und kein Land würde mehr erfreut sein, die Welt eine Friedens=Aera genießen zu sehen, als Deutschland. Ministerpräsident Lord Beae d drückte die Ueberzeugung aus, der Friede wächte, eine wastede d Friede für alle Großmächte eine Nothwendigkeit sei. — Fast sämmtliche Morgenblätter geben einer gewissen Enttäuschung über die Rede des Premiers Ausdruck, bezeichnen dieselbe aber als im Ganzen angethan die Fimeet schag den Eindruck zu erzeugen, wobel die„Times“ jedoch hervorhebt, daß die Versicherungen Lord Beaconsfields über die Erhaltung des Friedens befriedigendere wären, wenn der Friede Europas weniger abhängig von Eagland wäre. uc#-####g, 11. Nov. Der„Regierungsbote“ veröfentlicht ein auerliches Schreiven an den bisherigen Botschafter in London, Grafen Schuwalow. Der Zaiser nim t unter Anerkennung der guten Dienste des Grafen dos Entlassungsge such desselben an und verleiht demselben den Wladimirorden 1. Klasse 2 —.## der Expediton des„Westfcklischen Volksblattes“ Rothenburg in der Oberlaubt 1 24 Hged i Palasina: aus Freitag den 14. d. Mts. Nachmittags 5 Uhr zu welcher höflichst einladet Paderborn, 11. Novbr. 1879 Der Bürgermeister Franckenberg. Tagesordnung: 1. Antrag diverser Anwohner der Rosenstraße auf Gestattung von Wasserleitungen aus dem städtischen Hauptrohre. 2. Vergrößerung der anzulegenden Eisbahn. 3. Genehmigung der Verpachtung eines Lagerraums im Wollmarkts=Gebäude. 4. Erstattung diverser Ausgaben an die freiwillige Feuerwehr. 5. Controlirung der städtischen 2c. Werthpapiere in Beziehung auf deren Ausloosung. 6. Verschleppung von Rechnungen über Forderungen an die Stadt Paderborn. 7. Erlaß einer Grundabgabe. 8. Abhörung zweier Kämmereibelund, bas wir unser Saison auf's reichhaltigste assortirt haben. machen wir auf Besonders aufmerksam Winter-Burkins und Aeberzieher-Stosfe, 2 Srößes Streichconcert? Winter-Regenmäntel, reinwollene zum Besten des Innalidandans Lamas und sämmtliche Kleiderstoffe (welhg, sich hauptsächlich zu Weihnachts=Geschenken eignen). Ga####, chzeitig erlauben wir uns anzuzeigen, daß wir ein großes zum Besten des„Invalideudank“. von der Cayelle des hiesigen Husaren=Regiments X England Herren-& Rnaben-Mützen richtet haben melche a: kill:mn„.„„ 69 Bekanntmachung. Am 22. August d. J. ist die Feldmark von Gesecke im Kreise Lippstadt von einem Hagelschaden betroffen worden, welcher den größten Theil der Feldfrüchte vernichtet hat. Der angerichtete Schaden beläuft sich nach mäßiger Schätzung auf ungefähr 400.000 Mark. In Folge davon steht für den kommenden Winter, noch mehr aber im nächsten Frühjahr und Sommer für Gesecke ein lokaler Nothstand bevor, der nur in etwa gemildert werden kann, wenn den bedrängten Einwohnern von Gesecke durch mildthätige Gaben Hülfe gebracht wird. Der Herr Oberpräsident hat demgemäß genehmigt, daß in der Provinz Westfalen zu Gunsten der durch Hagelschlag in der Feldmark Gesecke geschädigten Grundbesitzer eine allgemeine Haus=Kollecte während des Zeitraumes bis ultimo April 1880 abgehalten werde. Die Sammlung der Gaben geschieht durch Deputirte, welche von dem Königlichen Lindraths=Amte in Lippstadt mit Legitimation versehen sind. Arnsberg, den 28. Octb. 1879. Kgl. Regierung, Abthl. des Innern. Freitag den 14. November Morgens 10 Uhr soll das den Erben Chr. Löher hiers. gehörende beim Behrenteiche belegene Ackergrundstück eingerichtet haben, welche zu billigen Preisen abgegeben werden. um geneigten Zuspruch bittend, zeichnen Hochachtungsvoll „ H. Rosenthal& Sohn 635. 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