Nr. 77. Westfälisches Paderborn, Mittwoch den 3. April 1878. Er int taglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage Abonnementspreis in der Exped. und durch die Pos bezogen vierteljährlich M. 1,50(15 Sgr.) 30. Jahrg. Volksblatt Besellungen auf das 2. Quartal 1878 bes# ue de.„Westfälischen Volksblattes“ werden A W###raee Hostanstalt noch angenommen. von der Nac##l#n, Postanstatten, wenn das Blatt von der Pon abgeholt wird, 1 M. 50 Pfg., durch den Briefträger ins Haus gebracht 1 M. 90 Pfg.(ZeitungsPreisverzeichnis I. Nr. 4055.) Veiutungs Wochenrundschau. Paderborn, 1. April. Das Congreßproject ist trotz der Versicherungen, welche Fürst Bismarck und Graf Andrassy gegeben, zu Wasser geworden, die Spannung zwischen Enaland und Rußland hat den höchsten Grad erreicht, der Krieg zwischen diesen beiden Mächten Sahl un. orn.— Tersgaltenbreite, 9. V. Ameigen werden Tags vorder bis Abends 6 Uhr erbeten. u. S hochsten Grab erreicht, der Kriea zwischen diesen beiden Mächten steht vor der Thür. Dahin hat es das„heilige“,„uneigennützige" und„menschenfreundliche" Rußland gebracht Külrc m—4t2 S S 22.525*.“, Funleigennutzige“ und„menschenfreundliche" Rußland gebracht. Fürst GortschaLo riekt ena wie vor das friedliche Lamm und beklagt sich bitter über den englischen„Wolf“. In dem „Journal von St. Petersburg“ läßt er das britische Cabinet mit den maßlosesten Vorwürfen überhäufen, als #. Lintertückischen Störenfried schelten, seinem störrischen Eigensinn die ganze Schuld an dem Scheitern des Congresses aufbürden. Das ist der russische Dank für die unbezahlbaren Wohlthaten, welche England in unbegreiflicher Thorheit den anmaßenden Moskowitern Fimsese Die wesn Loscher Dank entockt selbst der „Times;, de während des ganzen Krieges eine unsichere un. zwankende Haltung eingenommen hat, Thränen des Grames und Aergers. Eine solche Behandlung klagt das Weltblatt, eine solche Rücksichtslosigkeit haben per weder exwa. e., noch vervien.. Unsere Neutralität (Richteinmischung) hat Rußlands Erfolge ermöglicht; durch, die geringste Einmischung hätten wir ihm die schwersten Verlegenheiten bereiten können; aber wir hielten, uns fer.„u. troß so vieler unerwarteter und gefährlicher Herausforderungen thaten mis ens m——f. gafähnlichen Sauanss—.....“ ter unerwarteter und gefährlicher Herausforderungen thaten wir uns Gewalt #an und bewahrten unsere Geduld. Da war es doch nicht zu viel, daß man bei der andasilts##n 0 anfere Geouts. Da war es doch nicht daß man bei der endgültigen Regelung des Biesint grrg Gewiß war das nicht zu viel. Der Friedensvertrag von San Stefano, dessen Bedingungen übrigens Rußland ebenso wenig mehr respectirt, als die des Waffenstillstandes, bedroht nicht nur die englischen Han elsinteressen im Orient, sondern speziell auch die Sicherheit der Sümmchen, welche Britanien der armen Türkei vorgestreckt hat. Das englische Cabinet ## nun an die Czarenregierung die wahrlich nicht unbillige Forderung, die 29 Artikel, welche in San Stefano zwischen den russischen und türkischen Bevollmächtigten vereinbart worden, dem in Aussicht genomCongreß amtlich zur Erörterung und Prüfung mitzutheilen. Denn soll der neue Vertrag für Europa werven, so ist es unbedingt forderlich, daß den Mächten, welche den noch in Kraft bestehenden Vertrag von Paris im Jahre 1856(hei Ende bez, Krinkrieges) unterzeichnet haben, die Befue i6 ipsebe, bei eiger wichtigen Veränderung der europätschen Macht= und Rechtsverhältnisse ein Wort mitzuspreRusland ab r is sai. v=3er.e. Rußland aber ist in seinem Uebermuthe bereits so weit eekgmmen, daß.e5 Interessen fremder Staaten nur dann geige und seiner Prashastene gen dieselben seinen Ehr. Sesgese. Nie Sachenisege der gersfaäighen Gerct. Vigechong seihschen gunsch ainthelen. 94h de mit anderen Worten: Ihr Herren hr übrigen Heren von Weten, Uhnut so viel sprechen. hr neut, i5 hue doch, Das ich vils, ieg“ 9„Mit diesem ächt russischen Zugeständnisse war dem Londoner Cabinet nicht gedient, und das Vergnügen cheshasei eie eainecinie abh die Slale losten zahlen, und bale dab sie die großen Verogungs. Gelbd tieber für die Seshang Gelo lieber für die Lebendigen verwenden; so dachte auch England und berief seine Reserven ein. Lord sehr verschurne uner des Auswärtigen, wurde darob gen Cerchat bag e#pe Wäre er nur früher gegan gen, anstatt daß er durch sein feiges Hin= uv Herschwanken ein einiges und energisches Vorgehen des Ministerums hat vereiteln helfen, so stände es jetzt weniger ime zin, die englugen und europäschen Interessen duns ber Kelaer a.a Alk aie sen der wrlig ierig, wt# nicht überschritten hatten, da hätten inige Regimenter mehr ausrichten können, als jetzt eine Sis aunds Wadhenie Pehier, Jand Salishur, vertbeidiat. früher Durch das Scheitern des Congresses, der entgegen Snoland vuegeugen und Anstrengungen Rußlands ohne England nicht zusammenkommen wird, ist die Krisis sehr beschleunigt und die brennende Frage auf einmal zugespitzt worven. Man kann übrigens nicht sagen, daß die We. von dem Zustandekommen desselben besonders viel schen baregn ds in g ie schr erwartet hätte. Abgeleger, hgangn, daß in der neuenen Zeit die Congresse fast regelmäßig die Vorboten großer Kriege waren, hegte Erzählung von Friedrich Friedrich (Fortsetzung.) 7.— 57346 habe Sie steis nur als sehr ruhig kennen gees auch“ versicherte Arthur,„aber weniger durch die Naturanlage, als durch Grundsatz und Selbstbeherrschung. Mein Blut ist so feurig wie das meines Bruders. Ich bin im Stande, mich bis auf das Aeußerste zu. heherrschen, muß ich diese Grenze überschretten, so bricht die zurückgedrängte Leidenschaftlichkeit um so stürmischer hervor.“ 0 „Haben Sie Ihrer Aussage noch irgend Etwas hin zuzufügen?“ fragte Röder. Arthur schwieg nachsinnend einen Augenblick. „Nein,“ entgegnete er dann.„Ich habe den Wunsch meinen Bruder zu sprechen, allein ich bezweisle, daß diese Bitte erfüllt werden würde, wenn ich sie ausspräche." „Ich kann sie nicht erfüllen,“ sprach Röder Arthur wurde wieder zurückgeführt in seine Zelle Heinrich trat aus dem Nebenzimmer zu Röder. „Nun, welchen Eindruck haben Sie durch das Verbör zewonnen?“ fragte er. Berg „Jo zweifle nicht an seiner Schuld,“ entgegnete der Intersuchungsrichter,„dennoch dürfte sich ihm, außer der fälschung der Bücher, kaum ein Punkt nachweisen lassen.“ „ Ste„vergesse...4# erst wenige Zeugen gegen ihn erhört sind," warf Heinrich ein.„Er hat seine Aussagen nit großem Geschicke eingerichtet, daran habe ich nicht Jweifelt, allein ich hatte nicht geglaubt, daß er jetzt noch bägen werde. Ihnen gegenüber den unschuldig Verletzten zu spielen. Ein offenes Geständniß dürfen Sie von ihm nach Frankreich gescheite 30 habe bereits mehrere Briese nach Frankreich gesarieven, um über seine Berga venheit Ausklarung zu ergauen, nocg habe ich keine Antwc emSossigen ene Sie seinen Bruver und den Geschäftsführer verhören?“ „Heute noch.“ „Es thut mir leid, daß ich nicht dabei zugegen sein kann, denn es würde sehr interessant sein, zu bören worin de beiden Brüder sich widerprechen. Heinrich ging fort. Röder verhörte Victor und Sinell. Victor war ruhig wie sein Bruder und stimmte in seinen Aussagen so vollkommen überein, daß sie nothwendiger Weis schon ##. Verhaftung sich über jeden einzelnen Punkt berathen haben mußten. Nur als er über Heinrich sprach wuroe er leidenschaftlich erregt, weil er nicht im Stande Erbitterung zu beherrschen. Aus seinen Augen sprach ein glühender, unversöhnlicher Haß. Anders war Sinell in seinem Benehmen. Er leugnete mit Hartnäckigkeit Alles, allein es war nicht zu verkennen er a. seiner„Rettung verzweifelte. Er war unru#.#. giederd, g## er schien zu berenen, daß er sich von Anderen zu Verbrechen hatte verleiten lassen, welche an, Eyne vaß er den geringsten Rutzen dadurch gehabt Jae. Sechier Sesbe geeu a ersten fallen mußten. In seiner Zelle schritt er entweder unruhig auf und ab, oder saß regungslos, starr vor sich hinblickend, in dumpfem Brüten da. Das Schuldbewußtsein lag offen auf seiner Stirn ausgeprägt. auch desbalb keine bedeutenden Hoffnungen weil man immer mit den unberechenbaren Einfällen der verschlagenen rusischen Diplomaten zu rechnen hatte und Peiterhin das ofenkuneige Misztranen der Statsmämer esen, van 9.####geplamte Proseck niemals außer Acht lassen konnte; diese liefen um den Congreß, um einen „.7 Be g##e##en Vergleich zu gebrauchen, wie die Katze den Eindruch. Zünglein der Waage, auf welcher Krieg und Frieden liegt, ruht gegenwärtig in Oesterreichs Han den es läßt sich kaum annehmen, daß Rußland agessät enes enalisa= österreichischen BindDarum ist auch bi. au. noize Haltung fortsetzen werde. Darum ist auch die Behandlung, welche England durch zur Veuesresierni,„erschrtz, ein zuverlisige Barometer zur Beurtheilung des Wetters in Wien. Nachdem schon einige Wochen hindurch die Prinzen von Oldengermiekt haben, ialen iu wusischen Interese daselbst grwickt haven, ist auch noch der bekannte General ..#ew dorthin gekommen, von allen Seiten mit Gew. rzen bepackt, welche die 29 Gerichte von San Stefano, die er selbst unter der Oberaufsicht Gortschakows zurechtgekocht, dem Grafen Andrassy genießbar machen sollten. Jetzt noch sträubt sich dessen sonst nicht Prggra## gaxrischer Magen gegen solche unverdauliche und giftige Kost. Ganze 17 Schüsseln von den 29. heißt es wu, er an sich vorbeigehen lasen; da gibt es noch viel .„coddeln in de., diplomatischen Küche, um sie alle mundgerecht zu machen. Jedoch Ignatiew verzagt nicht, er versteht sich„auf's Geschäft“. Zwar weiß er recht gut, daß die Flunkereien, die er auf seiner ersten enxopäische, Rundreise gerrieven, unvergessen sind; ein 1% den##l#####te es nicht übernehmen, von Neiem bei den Höfen sich sehen zu lassen, Ignatiew aber hat starke Nerven.(Am 31. März ist Ignatiew auf Ordre Sest Poigndenach Petersburg zurückgekehrt, wie wir bevolsähnöge Allei an Stelle des Pariser Vertrages europäische Rechtsgültigkeit, so wird Rußland von selbst und ohne Krieg allin den ungeschmälerten Besitz der europäischen F gelangen. Das neue Fürstenthum Bulgarien ungefähr halb so groß als das Königreich Preußen, ist Vormacht, durch die selbst der Sultan zum des Czaren erniedrigt wird. Die Russen lassen sige Geück geinen gehient zm recht frühzeitg das rich: 8s. 2.### seiner zukünftigen Stellung beizubringen Wie genlig gegen die Einsahrt, so sol jetzt der RebomHer. er Pore gegen den Aufenhall der englischen protestire.., offenbar im Auftrage Rußlands, sieht es aber vielleicht gern, wenn England Meiss ran9#esi seme Nachforschungen in eifrigster Beisftate dn=d ed.se eu einem trgendwie erheblichen Resultate führten. Die nach Frankreich gerichteten Briefe kamen meist zuruck, weil die Personen, an welche fie 2. „ nicht aufzufinden waren. Es war offenbar, daß die beiden Loppins Namen und Personen angegeben bat..„rahe gar nicht existirten. Sie selbst hielten die Wahr heit ihrer Angaben hartnäckig aufrecht. ##tig#tte sich selbie an die französischen Behörden seine Lashast zu grihelen. eshe Sben würde seinen Eiser nicht im Geringsten geschnt habe., da er eine außergewöhnliche Ausdauer verpflichtet war, so stand ihm ein erheblicher Verlust bevor und er quälte sich mit Selbstvorwürfen, daß er in dem Verkaufe der Fabrik zu schnell und zu leichtgläubig gewesen sei und dadurch Toni's Erbtheil geschädigt habe Alle vorstellungen Toni's und Heinrich's waren nicht im Stande, ihn zu beruhigen. Wie eine fire Idee hatte #r der Geoanke bemächtigt, daß er durch eigene Scheld P#en hav., was er mit so vieler Müb errämmer der Erzene“ Pinzu, daß er täiglich die Brand. trümmer der Fabrik vor Augen hatte denn fei#d Lephas verkastet waren, var. Kine Hand uur Farträumung der Trümmer mehr thätig. um ein derartiges Verbot sich gar nicht kümmert und darüber mit der allerdings wenig schmeichelhaften Bemerkung hinweggeht, der Beherrscher der Ottomanen sei nicht mehr frei. Daß Gortschakow mit viel Lärm aller Welt diesen Splitter im Auge Englands zeigt, ist ebenso selbstverständlich, wenn auch pharisäisch und kindisch zugleich, als daß er den Balken im eigenen Auge vergißt. Die österreichischerseits zur Prüfung der östlichen Vertheidigungslinie eingesetzte militärische Commission wird den bisherigen Wächter an der Donau schmerzlich vermissen. Dem„kranken Manne“ am goldenen Horn sind Arme und Beine amputirt, und Rußland hat es in der Hand, den verstümmelten Leib seines Opfers verhungern zu lassen. Der schützende Damm, durch den Oesterreich=Ungarn bisher gegen das Vordringen des nordischen Colosses gesichert war, ist durchbrochen: Bosnien und die Herzegowina, Albanien, Epirus und Thessalien hängen nur ganz lose noch mit Konstantinopel zusammen; ein Bischen „Gräuelagitation“ seitens der bekannten russischen Agenten ist hinreichend, daß Bulgaren, Serben und Montenegriner um die Wette sich beeilen, die fast herrenlosen Länder zu annectiren. Was soll nun Oesterreich thun? Die zertrümmerte Schutzwehr läßt sich in ihrer alten Gestalt nicht wieder herstellen. Künstliche Glieder können dem sterbenden Manne am Bosporus das Leben nicht verlängern, und obendrein fehlt ja das Material, um dieselben zu fabriciren; die Türkei ist unrettbar verloren. Sodann gemeinsam mit England das Eriechenthum, gegen den Panslavismus auf der Balkanhalbinsel ausspielen, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Um sich zu erhalten, bleibt deshalb der habsburgischen Monarchie nichts anderes übrig, als der russischen Schutzherrschaft über die Slavenstämme Concurrenz zu machen. Bei dieser keineswegs leichten Aufgabe kommt ihr die große Unzufriedenheit dieser Völkerschaften mit Rußland sehr zu Statten. Jetzt ist es Zeit, die Verstimmung der Rumänen, Serben 2c. gegen Rußland auszunutzen, desgleichen Bosniens, der Herzegowina und Albaniens sich anzunehmen. Der Schwerpunkt der Situation liegt in Wien; wenn es nur dem schlauen Ignatiew nicht gelungen ist, den Herren dort Sand in die In der franzsfischen Kammer spielte ein Stack,„Culturkampf“: denjenigen Seminarien, die von religiösen Genossenschaften geleitet werden, die der Staat nicht „anerkennt“, z. B. Jesuiten 2c. sind entzogen werden. Die Conservativen des Senats haben sich noch einmal aufgerafft und die Amnestievorlage verworfen. Das that ihnen allerdings die liebe Noth an, denn im anderen Falle hätten sie ihre eigene Vergangenheit verurtheilen müssen. Wwinicer Kaum war nach langem Suchen ein neuer Minister der preußischen Finanzen gefunden, als abermals ein Ministersessel erledigt wurde. Der Handelsminister Achenbach hat den Abschied erbeten und alsbald erhalten. Herr Achenbach hat nicht viele frohe Tage in seinem Amte verlebt. Er nimmt die Erinnerung mit sich, daß unter seiner Amtsführung Handel und Industrie zurückgegangen und ein schwerer wirthschaftlicher Nothstand über das ganze Land gekommen ist. Der sehr liebenswürdige, auch gelehrte und gewandte Herr hat wenig Energie an den Tag gelegt, ließ zuweilen sogar die für sein Ressort ausgeworfenen Gelder in die Ueberschußcasse des Finanzministers zurückwandern. Zur Leitung des Eisenbahnwesens hielt ihn Fürst Bismarck für nicht tauglich; und weil das Abgeordnetenhaus einen eigenen Eisenbahnminister nicht bewilligen wollte, so mußte Achenbach weichen. Nun wäre außer Leonhardt noch Herr Falk halb„lebendig". Der jubelnde Beifall, den der bekannte Toast des neuen Ministers des Innern im ganzen Lande hervorgerufen, ist ein sicheres Kennzeichen, daß das Culturkampfsystem wirthschaftet ist. rufung zum Handelsminister hat eine wahrhafte Revolution in den Geheimrathskreisen hervorgerufen. —(Streit unter den National=Liberalen.) Man schreibt uns: Nur der Schluß der Session hat, wie wir aus guter Quelle erfahren, die nationalliberale Fraktion vor der Sprengung bewahrt. In der letzten Sitzung der erabgeNachrichten. Berlin; 1. April. Dem Vernehmen nach ist eine Verlobung zwischen dem Herzog von Connaught, drittem Sohn der Königin Victoria von England, und der achtzehnjährigen Prinzeß Louise Margarethe, jüngsten Tochter des Prinzen Friedrich Karl be— Die„Montagsztg.“ meldet:„Man erzählt sich in diplomatischen Kreisen, daß gegenüber der Wendung der Dinge in Rom die Stellung unseres Botschafters in Rom, des Herrn v. Keudell, nicht sei, als sie es vordem gewesen. Man halte ion nicht ür die geeignete Persönlichkeit, in die Bahnen des Vergleiches einzulenken. Man spricht von einer Ersetzung durch Herrn von Radowitz, der noch den Vorzug für diesen Fall besitzt, selbst Katholik zu sein.“ — Mit Maybach's Eintritt in das Handelsministerium werden sich mehrere Veränderungen in dem Personalbestande der vortragenden Räthe vollziehen. So ist bereits der bejahrte Oberberghauptmann Krug von Nidda, der Chef der Bergverwaltung, um seinen Ab schied eingekommen, und auch der Ministerialdirektor Weishaupt, der langjährige Decernent für die Eisenbahnverwaltung, der Gegner Maybach's, dürfte am längsten diese Stellung bekleidet haben. Maybach's Beraktion stellte Lasker geradezu die Kabinetsfrage und lärte, daß diejenigen nicht in der Fraction bleihen könnten, welche bei der entscheidenden Abstimmung über den Nachtragsetal die Führer im Stich lassen würden. Nur den eifrigsten Bemühungen namentlich des alten Wachler gelang es, auch dies mal noch die Fraction zusammen zu halten; doch glaubt man kaum, daß Gneist, v. Sybel und deren Anhang nach den meist sehr scharfen Aeußerungen, die ihnen im Schooße der Fraktion zu Theil wurden, im Herbst noch in der Lage sein werden, sich zur nationalliberalen Partei zu rechnen. — Das Programm für die Sommerreise des Kaisers ist zwar noch nicht definitiv festgestellt, aber es sind doch vorläufige Kur nuach Ens zud urch. eige nach Gastein. Für den Herbst sind Manöver bei Berlin, bei Kassel und im Elsaß unter Anwesenheit des Kaisers in Aussicht sei 2., Rerl. Tagev., meider:„Der frühere Finanzmi niner Camphausen hielt in auen Geldangelegenheiten sehr auf Pünktlichkeit und Ordnung. Das hat er auch jetzt wieder bewiesen, wo er sofort nach seinem Rücktritt an die städtische Steuerdeputation geschrieben und sie ersucht hat, ion vom 1. April an von den Communalsteueru zu entheben, da er demnächst Berlin verlassen und zum dauernden Aufenthalt hierher nicht wieder zurückkehren werde." — Das ursprüngliche Deficit im Reichshaushats erat in Höhe von 28 Mill. Mark kann jetzt schon als fast gänzlich beseitigt gelten. Die Budget=Commission hat Abstriche in Höhe von 13 Millionen gemacht. Provinz Posen. Kosten. 30. März. Bei Herrn Dr. v. Bo'anowski fand eine gerichtliche Pfan dung statt behufs Einziehung der Summe von 500 welche Frau v. Bojanowska wegen Zeugnißver weigerung erlegen sollte. Ein sprechendes Beispiel zu der Redensart von der milden Ausführung der„Gesetze. München, 29. März. Sicherem Vernehmen nach— schreibt man der„Germania“— hat der vom hiefigen Magistrat auf die Heiliggeist=Pfarrei präsentirte und vom Cultusminister Dr. v. Lutz bestätigte„liberale" Pfarrer Martin von Zell bei Würzburg auf die fragliche Stelle nunmehr„freiwillig" resignirt(verzichtet), jedenfalls das Beste, was er thun konnte. Bekanntlich war ihm seiner Zeit vom erzbischöflichen Ordinariate die canonische Investitur verweigert worden und hatte er hiergegen Berufung ergriffen. Der Erfolg war ihm indessen nicht günstig und so blied ihm denn nichts Anderes übrig, als aus der heillen Affaire sich zurückzuziehen. aginrat ab nun neuerdings das Vergnügen, auf die Suche zu gehen, einen Pfarrer nach seinem Herzen zu gerade nicht, da es in der That„liberale“ Geistliche gibt, welche, wenn es darauf ankäme, auch dem Münchener Stadtmagistrat bis zu einem gewissen Grade zu. Willen wären. Einstweilen ist die Gefahr von der Heiliggeist Pfarrei glücklich abgewendet, hoffen Wien, 1. April. In diplomatischen Kreisen glaubt man laut„Frankf. Ztg.“, gestützt auf Berliner Depe schen, daß Rußland das Congreßprojekt auf nehmen werde. Es wird der Gedanke besprochen, den Pariser Traktat von 1856 zum Ausgang der Di. kussion zu nehmen und zwar derart, daß nicht die Artikel des Vertrages von San Stefano einzeln diskutirt wer den, sondern daß die Artikel des Pariser Traktats einer nach dem andern dahin geprüft werden, ob sie durch den Vertrag von San Stefano abgeändert seien. X Aus Holland schreibt man uns: Einen noch merkwürdigeren Standpunkt als die„altkatholische“ nimmt die jansenistische Sekte ein, sie, die über hundert Jahre lang die katholische Welt von Frankreich und den Niederlanden in Athem hielt, jetzt aber bis auf 5000 Anhänger zusammengeschmolzen ist. Diese fünf Tausend haben einen Erzbischof, Johannes Heykamp, in Utrecht, einen Bischof, Caspar Johannes Rinkel, in Haarlem, und noch einen dritten Bischof in Deventer. Die zwei Ersteren hatten am 13/14. Februar(ohne den Dritten) angeordnet: 1) in jeder jansenistischen Gemeinde eine feierliche Procession und 14 tägige Gebete für die Seelenruhe von Papst Pius IX., 2) eine heil. Messe, um die Gnade des heil. Geistes auf die Wahl seines Nachfolgers heabzuflehen.— In demselben Rundschreiben erklären diese zwei schismatischen Bischöfe Pius IX. aber für einen„Rever“, mit dem sie jedoch durch die Gemeinschaft der Heiligen verbunden geblieben seien, weil er— durch kein allgemeines Concilium für seine„Reperei“ verurtheilt worden wäre! Kann es noch einen größeren Wider sinn ge ben?— Sie, die wirklichen Ketzer und Schismatiker halten sic— gerade wie die„Altkatholiken“— für die allein wahren Glieder der katholischen Kirche, die 200 Millionen wahrer Katholiken aber mit ihrem rechtmäßigen Oberhaupte in Rom für„Ketzer.“ Und sie, die wirklich Abtrünnigen, unterhalten dabei aber die Gemeinschaft mit den angeblichen Ketzern und ihrem Oberhaupte, dem Papste, weil— kein Concil bis jetzt die romische„Ketzerei" verurtheilt habe! Ferner erkennen sie die Concile von Constanz und Basel an, die sich bekanntlich höher, als der Papst stellen. „Einige ihrer Gläubigen“— damit meinen sie ihren Amtsgenossen in Deventer— beriefen sich zwar auf päpstliche Dekretalen; sie aber sagen:„die Beschlüsse des Papstes sind von keinem Werth für den wahren Katholiken" u. s. w.— Kann es noch etwas Tolleres geben? 5. Rom, 31. März. Der gestern verstorbene Cardinal Amat war seit mehreren Jahren bettlägerig, trotzdem nahm er am Conclave, wohin er mit einer Sänfte getragen wurde, Theil. Es ist dies bereits der zweite unter Leo XIII. verstorbene Cardinal, so daß das heil. Collegium augenblicklich 61 Mitglieder zählt. Beim Tode Pius' IX. zählte es 64 Mitglieder. — Die endlosen Schwierigkeiten, welchen Cairoli bei der Bildung des neuen Ministeriums entgegenging, verlaßten die„Unita Cattolica“ zu den folgenden Bemerkungen:„Während der sechstägigen Ministerkrisis wurden Herrn Cairoli 64 Personen vorgeschlagen, um sie zu Ministern zu machen. Cairoli trug von diesen 64 Personen 53 Ministerstellen an: 12 waren die Candidaten für das Kriegsministerium, 11 für jenes der finanzen, 8 für die Marine, 8 für die öffentlichen Areiten, 8 für die Justiz, 5 für das Ministerium des Innern, 5 für das der auswärtigen Angelegenheiten, 3 für das Handels oder Schatzministerium und 2 für das Unterrichtsministerium. Mehreren wurden nämlich verschiedene Ministerien angetragen; z. B. dem Deputirten Farini 4, dem Zarnardelli 3. den Herren Durando, Seismit=Doda, Tajani, Alvisi und Lovito 2 Ministerien. Die Anderen hatten nur eine Candidatur. Als Candidaten fungirten 15 Senatoren und 10 andere Candidaten, die weder Senatoren noch Deputirte sind.“ Frankreich. In den Kammern weht Ferienluft und die noch übrigen Vorlagen werden mit einer Geschwindigkeit erledigt, die gegen die sonst übliche Zeitverschwendung wohlthuend absticht. Der Senat nahm am 1. d. einen ganzen Haufen von Entwürfen meistens einstimmig an, darunter einen Credit von 27 Millionen Frs. für das Marineministerium. Die Deputirtenkammer bequemte sich, den Amnestie=Entwurf in der vom Senat abgeänderten Fassung, wodurch das Gesetz seinen Parteicharakter verloren hat, anzunehmen. Am 2. tritt voraussichtlich eine Vertagung ein. London, 1. April. Die Transport=Abtheilung der Admiralität hat in Verbindung mit dem Kriegs=Ministerium nahezu alle Vorbereitungen vollendet, ein ganzes Armeecorps sammt Pferden und allem erforderlichem Zubehör innerhalb weniger Tage nach jedwedem Bestimmungsorte zu verschiffen. Mit Privatschiffs=Eigenthümern sind Abmachungen getroffen. Rußland. Vor dem Jekaterinodarschen Geschworenengericht ist, wie die„Kubl. Obl. Wid.“ melden, ein sehr interessanter Prozeß zur Verhandlung gekommen, in welchem Hexen und Zauberer eine große Rolle spielen. Es sind nämlich mehrere Bewohner des im Matkojeschen Kreise belegenen Dorfe Natyrbowskij angeklagt, im Jahre 1874 einige„Hexen" und„Zauberer“ auf Scheiterhaufen verbrannt zu haben. Locales und * Paderborn, 2. April. Vor dem Criminal=Senat des hiefigen Appellationsgerichts wurde heute die„Dr ngenberger Procession" verhandelt. Der Gerichtsbof hatte zu entscheiden, ob eine Procession lediglich aus dem Grunde, weil kein Geistlicher sie begleitet, der polizeilichen Genehmigung bedürfe oder nicht. Die katholische Pfarrgemeinde zu Dringenberg(Kr. Warburg) hatte am 8. und 10. ai v. J. Processionen in althergebrachter Art abgehalten; nach alter Sitte hatten die Schützen, mit Gewehr Säbel ausgerüstet, Theil genommen; da Dringenberg seit 1875 ohne Geistlichen ist, so hatte auch an der Prozession olcher nicht Theil genommen. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen 115 Theilnehmer der Procession Anklage und ging der Strafantrag gegen den einfachen Theilnehmer auf eine geringe Geldstrafe, gegen die Schützen und den Vorbeter auf mehrwöchentiche Gefängnißstrafe. In erster Instanz— beim Kreisgericht Warburg— erfolgte am 30. Oct. v. J. die Freisprechung sämmtlicher Angeklagten.(Siehe die ausführliche Mittheilung in Nr. 254 d. Bl. pro 1877.) Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein. Bei der heutigen Verhandlung hielt Herr Ober=Staatsanwalt Irguhn die Anklage aufrecht und beantragte eine neue Beweisaufnahme. Der Gerichtshof bestätigte aber nach einer Berathung von einigen Minuten das freisprechende Urtheil der ersten Instanz. Vertheidiger war heute, wie auch in erster Instanz, Herr Rechtsanwalt Schultz aus Herr Professor Dr. Vigener hierselbst, welcher sich am Abend des 8. December v. J.(Fest der undefleckten Empfängniß) an der vom verstorbenen Herrn Caplan Langenooi geleiteten Prozession von der Markkirche zur Mariensäule auf dem Kettenplatze betheiligt hatte, wurde in voriger Woche vom hiesigen Kreisgerichte wegen Theilnahme an dieser Prozession zu 3 Mark und wegen der bei der Mariensäule gehaltenen Rede zu 15 Mark verurtheilt. Drei andere Bürger wurden ebenfalls wegen Theilnahme zu 3 Mark verurtheilt. Polizet und Gericht haben offenbar angenommen, daß jene seit dem ibgehalehr und it April sion ein fenbar angenommen, Jahre 1855 alljährlich abgehaltene Prozession nicr zu den „hergebrachten“ zu rechnen sei, mithin nach dem Gesetz vom 11. März 1851 der polizeilichen Genehmigung bedürfe. — Am Gymnasium zu Emmerich ist der kathol. Religionslehrer Israel zum Oberlehrer befördert, in Paderborn, 1. April. Heute verließ unsere Stadt der Premier=Lientenant im 55. Infanierie=Regiment Herr Reuter, um nach 3 jähriger Function als Adjutant des hiesigen BezirksCommandos wieder in den directen Dienst seines Regimentszunächst bei dem in Detmold garnisonirenden Bataillon, zu treten. Herr Reuter hat sich in seiner hiesigen Stellung durch seinen Tact, seine Biederkeit und Liebenswürdigkeit die Anerkennung und Achtung nicht nur seiner Kameraden der Linie und Landwehr— wovon das ihm von diesen im Löffelmannsche Hotel gegebene Abschiedsessen Zeugniß ablegte,— sondern, wie wir hinzusügen können, aller sonst mit ihm dienstlich und außer dienstlich in Berührung Kommenden erworben. Möge er auch in seiner weiteren Laufbahn die verdiente Anerkennung finden. Aus Westfalen, 31. März. Die Lehrer=Witwen Kasse des Reg.=Bezirks Arnsbera wird nach einem Restrit des Cultusministers im neuen Etatsjahre die Pension vo 171 auf 200 Mark erhöhen. Es ist dabei jedoch ausdrücklie bemerkt, daß dadurch den Witwen kein Anrecht auf einen glei Zuschuß für die Zukunft erwachse.— Die Mindener gierung hat bereits unterm 7. Dezember eine Erhöhung Pension von 162 auf 180 Mark beantragt. Ebenso hat dieselbe den Antrag der Kassen=Curatoren auf Erhöhung auf 200 Mark dem Minister vorgelegt. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht erfolgt. Die Lehrer des Reg.=Bez. Minden hoffen Gleichstellung ihrer Witwen mit denen des Reg.=Bez. Arnsberg. Fürsteuthum Lippe, 31. März. Die fürstliche Regierung hat die Wahl eines Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis Lippe an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Syndicus Hausmann auf den 11. k. M. ausgeschrieben. Vor uns liegen die drei Wahlaufrufe der drei hiesigen Parteien: 1) der Fortschritts=, 2) der konservativen und 3) der freikonservativen Partei. Erstere hat den Rentner W. Bürten in Detmold, die zweite den Gutsbesitzer Schemmel in Wüsten und die dritte den bisherigen Landtagspräsidenten, Gutsbesitzer Dr. v. Lengerke zu Steinbeck auf den Schild erhoben. ∆ Minden, 31. März. Die„Mind. Ztg." theilt heute das eingehende Votum mit, welches die Wahlprüfungs=Commission des Reichstages in Betreff der Wahl des(conservativen) Herrn v. Natbusius=Ludom abgegeben hat. Folgendes sei daraus hervorgehoben: Die Kommission hat auf Grund geictlicher Erritieklungen die genamte Mall greilt üie abe lute Mehrheit für v. Nathusius betrug 59 Stimmen), wobei ch herausgestellt hat: 1) die(evangelischen) Pastoren in Frille und Hille haben sich eines Mißbrauchs der Kanzel schuldig gemacht, indem der erste zur Wahl eines Conservativen im ausdrücklichen Gegensatz zur Umsturzpartei aufforderte; der andere ein Gebet für Nathusius hielt, ohne freilich dessen Namen zu nennen. 2) In Wülpke und Engershausen sind zeitweilig nur 2 oder 1 Mitglied des Wahlvorstandes anwesend gewesen, was gegen den§ 12 des Wahlreglement verstößt:„Zu keiner eit der Wahlhandlung dürfen weniger als 3 Mitglieder des ahlvorstandes gegenwärtig sein.“ 3) In Oberbauerschaft sind während der Wahl von Mitgliedern des Wahlvorstandes Ansprachen gehalten entgegen dem§ 13 des genannten Reglements. 4) In Oppendorf ist die ganze Wahlhandlung zur Mittagszeit durch Weggehen aller zum Wahlvorstande gehörenden Personen unterbrochen und die Wahlurne in einem unverflossenen Raume ohne Aufsicht zurückgelassen. 5) In Frotheim nd Stimmzettel auch für Abwesende abgegeben worden, welches gegen§ 10 verstößt:„Das Wahlrecht wird in Person geübt“ und§ 14:„Abwesende können durch Stellvertreter oder sonst in keiner Weise an der Wahl Theil nehmen.“ Hiervon enthielt das Protokoll nichts.(§ 108 des deutsches Strafgesetzbuches.) Darnach beantragt die Kommission einstimmig: der Reichstag möge beschließen: 1) die Wahl des Abg. v. Nathusius im 1. Wahlkreise des Reg.=Bez. Minden für ungültig zu erklären. 2) den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, gegen die Mitglieder des Wahlvorstandes zu Frotheim die strafgerichtliche Untersuchung wegen der gedachten Vorgänge bei der letzten Reichstagswahl zu veranlassen.(Sollte die Wahl für ungaltig erklärt werden, so werden die Conservativen voraussichtlich Alles ausbieten, Herrn von Nathusius wieder zu wählen. D. Red.) O Kreis Lübbeke, 1. April. Der moderne Fortschritt schreitet auch in unserm Kreise rüstig voran, selbstverständlich dem Sumpf und Abgrund entgegen. Das Gebot Gottes ist ihm dabei nur ein Strohhalm im Wege, über den er gewiß nicht stolpert. Das 5., 6. und 7. Gebot findet unerhörte Verachtung. Seit einigen Monaten sitzt im Kreisgefängniß ein Mensch in Untersuchung wegen vorsätzlichen Mordes eines Vaters von sieben unversorgten Kindern; ein anderer wegen versuchten Mordes. Ein dritter ist hinter Schloß und Riegel gebracht, der als gefürchteter Räuberhauptmann die Viehställe unsicher machte und in den letzten Jahren ein halb Dutzend Kühe zu nächtlicher Zeit sich angeeignet und für seine Küche eingeschlachtet. Und so eben schreitet die Gerichtscommission Rahden zur Untersuchung eines Verbrechens gegen die Sittlichkeit mit Kindesmord. Jugeno und Stellung der Unglücklichen(Pensionairin), die Comlicen verschiedener Art werfen düstere Schatten auf die sittlichen ustände gewisser Gesellschaftskreise. Meschede, 31. März. Dem„Westf. Mkr.“ schreibt man: ch freue mich, Ihnen mittheilen zu können, daß der Herr Vicar rügge, der sein Gehalt fortdauernd vom Staate bezieht, dem Kirchenvorstande ausdrücklich erklärt hat, daß er durch die Annahme des Gehaltes in keiner Weise die Maigesetze anerkenne, daß er vielmehr Alles verwerse, was die Kirche durch den Papst und die Bischöfe als verwerflich bezeichne. Da viele in der Gemeinde Anstoß daran nahmen, daß Herr Visar Brügge das Gehalt bezog, so ist es erwünscht, daß alle Blätter, welche früher eine bezügliche Notiz aufnahmen, auch die Erklärung des Herrn Brügge mittheilen. Brilon, 1. April. Gestern Nachmittag bewegte sich durch die Straßen unserer Stadt ein unübersehbarer Trauerzug zum Gottesacker. Es galt, dem allgemein beliebten und hochgeachteten Herrn Oberlehrer Ferrari die letzte Ehre zu erweisen. Auf dem Hinwege zur Grabesstätte trug der Gymnasial=Gesangverein unter der vortrefflichen Leitung des Herrn Gesanglehrers Peters mehrstimmig das Miserere, am Grabe selbst einen tief ergreifenden Abschiedsgruß an den so früh geschiedenen vielgeliebten Lehrer vor. Sodann feierte der Herr Director Kören in herzlichen beredten Worten die Tugenden des Verblichenen und forderte am Schlusse die versammelte Menge zum Gebete für die Seelenruhe des Heimgegangenen auf.— So ehrt man einen Mann auch noch im Tode, welcher in seinem Leben es verstanden hat, durch Charakterfestigkeit, Pflichttreue, Menschenfreundlichkeit und Gottesfurcht ein Andenken zu begründen, das über das Grab in die ukunft hinüberreicht. Ehre seinem Andenken und Friede seiner sche!(Westf. V.=Ztg.) Münster, 2. April. Gestern Mittag trafen per Eisenbahn 50 Strafgefangene hier ein, welche aus der Strafanstalt zu Köln in das hiesige Filial=Gefängniß übergeführt worden. — Wie der„Westf. M.“ schreibt, wird die Bermahlung der Prinzessin Isabella von Croy, zweiter Tochter des Herzogs Rudolf von Croy zu Dülmen, mit dem österreichischen Erzherzoge Friedrich imn nächsten Herbste auf der Eremitage, dem schönen an der belgisch=französischen Grenze belegene von Croy'schen Schlosse stattfinden.(Erzherzog Friedrich, Sohn weiland Erzherzogs Karl Ferdinand, ist dereinstiger Erbe seines Onkels, des Erzherzogs Albrecht, und des großen aus dem Nachlaß des Herzogs Albrecht von SachsenTeschen stammenden Fideicommiß=Vermögens. Die Prinzessin Croy wird die Stellung und den Titel einer Erzherzogin erhalten.) A Essen, 1. April. Die Ihnen schon bereits kurz mitgetheilte Nachricht, daß die Bottroper Pulversabrik erplodirt sei, hat sich bestätigt. Verschiedene Abtheilungen der Fabrik, jede durch mächtige Erdwälle getrennt, sind explodirt, glücklicherweise blieb aber das Magazin, in dem eine Unmenge Pulver aufgestapelt gewesen sein soll, verschont. Des Sonntags wegen waren zufällig keine Arbeiter beschäftigt, so daß kein Menschenleben zu beklagen gewesen ist. Die Explosion soll durch einen entstandenen Brand in den Fabrikgebäuden entsanden sein. — Unter„Eingesandt“ bringt die„Ess. Ztg.“ in ihrer gestrigen Nummer Folgendes:„Die gestern(Sonntag, 81. März) altratbolische Gemeindeversammlung sprach sich dahin fast einstimmig aus, daß sie zwar im Princip für die Feier der Messe in der Muttersprache sei, daß sie aber in Anbeträcht der ungemeinen Schwierigkeit der Ausarbeitung eines deutschen, berechtigten Anforderungen genügenden Meßformulars vor Allem eine Uebereilung in dieser Angelegenheit vermieden wisse wolle. Pfarrer Hoffmann erklärte am Schlusse, daß er sich niemals dazu verstehen werde, am Altare mit allerlei unerprobten Neuerungen zu experimentiren.(Schöner Wirrwarr!) Düsseldorf, 31. März. Das sechste Deutsche Bundesschießen ist nunmehr endgültig auf den 21. bis zum 28. Juli festgestellt. Köln, 3. April. Gegenwärtig befinden sich— laut„Köln. Volkszeitung"— zehn Pockenkranke im Pockenhause, darunter auch ein Assistenz=Arzt aus dem hiesigen BürgerHospital. — Die Stadtschuld stellt sich bei Schluß des letzten Etatsjahres auf die Summe von 19,143,031 M. Zur Verzinsung und Amortisation sind im Jahre 1878/79 erforderlich 1,298,022 M., macht auf den Kopf der Bevölkerung ca. 9½ M. — Auf der rechten Rheinseite beginnt man schon mit der Anlage der Zwischenforts. Bonn, 31. März. Vorgestern starb im Alter von nahezu 70 Jahren der langjährige Verleger der liberalen„Bonner Ztg.“, Buchdruckereibesitzer Johann Neusser. Nachen, 1. April. Man liest in der„A. Z.“:„In den letzten Tagen wurden nicht weniger als dreizehn Burschen im Alter von 10 bis 18 Jahren von der Polizei gefänglich eingezogen, welche sich schon seit längerer Zeit an öffentlichen Orten, namentlich in Kirchen, in dem Rathhaussaale am Karlsfeste, insbesondere aber unter Ansammlungen vor Schaufenstern, bei hellem Tage des schönen Handwerks des Taschendiebstahls befleißigt hatten, und zwar in ganz raffinirter Weise, mit Kundschaftern, Aufpassern und Ausführern. Die Beute wurde nach Berdienst bis auf den Pfennig redlich getheilt. Die gleich Schwalbennestern angeklebten, soweit wie möglich nach hinten zu aus dem Gesichtskreise gebrachten, aber dennoch als passendster Aufbewahrungsort für das Vortemonnaie angesehenen Kleidertaschen kamen den Langfingern außerordentlich gut zu Statten. Wenn eine Dame an einem Schaufenster in Betrachtung der Taschen=Construction an einem neuen Kleide versunken dastand, und dabei die eigene offene Tasche den Umstehenden präsentirte, waren die Burschen nicht so unhöflich, dieses Entgegenkommen abzulehnen. Auf diese Weise haben die Jungen wohl 50 bis 60 Portemonnaies gestohlen.“ Vermischte Friedrich der Große fragte einst einen Pagen:„Bekommen meine Hunde auch ihr gehöriges Futter?—„Erst Sie, dann die Hunde, dann ich!“ antwortete der Page. Der König, dem diese lakonische Antwort gefiel, ließ den Pagen wieder zu sich kommen und sagte:„Mir Kaffee, meinen Hunden Biscuit und Dir diese Uhr!" * Aus Scheveningen wird uns vom 1. April geschrieben: Das Wetter wird immer ärger: gestern Sturm aus Norden, heute aus Westen, und dabei Schneegestöber ohne Ende. Abermals sind zwei hiesige Schiffe Nachts auf der See zusammengestoßen. Man sagt, das eine sei gesunken. Paris. Der„Figaro"“ erzählte dieser Tage, daß sich vor Kurzem ein der Familie eines fremden Diplomaten angehörendes 16 jähriges Mädchen durch den Sprung von einer Brücke der Seine den Tod habe geben wollen, aber von dem Diener einer Badeanstalt aufgesischt und ihren Eltern zugeführt worden sei. Die Großmutter, erzählte der„Figaro", habe dem Lebensretter ihrer Enkelin für seine schöne That sofort 500 Frcs. überreicht. Wie jetzt gemeldet wird, soll es die Tochter des russischen Botschafters Fürsten Orloff sein, die den Wassertodt gesucht hat. (Eine Cubilmeile.) Bernstein gibt folgende bildliche Beschreibung von einer geographischen Cubikmeile, um damit die Größe der Erde, die 2662 Millionen solche Cubikmeilen enthält, anschaulich zu machen:„Man stelle sich eine Kiste vor, die eine solche Meile lang und eben so breit und so hoch ist, und wir wollen versuchen, die Kiste anzufüllen. Berlin ist zur Hand; wir nehmen die Stadt, als ob sie ein Spielzeug wäre, und werfen sie in die Kiste. Wir gehen dann nach Potsdam und heben alle Dörfer auf unserem Wege auf und werfen Alles hinein. Wir nehmen Paris mit all' seinen Säulen, Thürmen und Kirchen, was wenig hilft; so nehmen wir nun auch London. Auch Wien muß in die Kiste, und um den Frieden nicht zu stören, lassen wir St. Petersburg zunächst folgen. All' dieser Stoff liegt auf dem Boden. Jetzt beginnen wir alle größeren und kleineren Städte, Dörfer, Forts, Meierhöfe kurz Alles zu nehmen, was Menschenhände in Eurova erbaut haben und alle Schiffe, die auf dem Meere schwimmen. Es hilft nichts! Wir müssen zur alten und zur neuen Welt gehen, die Pyramiden von Egypten und die Eisenbahnen und Fabriken von Amerika hineinwerfen, und Alles, was sonst von Menschen in Asien, Afrika, Australien und Amerika gemacht wurde— ach, und unsere Kiste ist noch nicht halb voll! Wir schütteln nun die Dinge ein wenig durcheinander, um sie eben zu machen, und da wir uns vorgenommen haben die Kiste zu füllen, so laßt uns sehen, ob wir es nicht mit Menschen thun können, und wir legen sie ein wie Häringe. Eine Reihe wird 12,000 erfordern und 4000 Reihen machen eine Lage von 48 Millionen— gerade genug für die Nordamerikaner. Um ihre Lage bequemer zu machen, betten wir zwischen jede Schicht dreißig Fuß dick Stroh und Laub, was alles Stroh und Laub der Erde erfordern wird. Auf die Amerikaner legen wir 3 Millionen Australier und 45 Millionen Asiaten, was die zweite Lage bildet. Es bleiben noch 800 Millionen Asiaten; wir fahren aber mit dem Einlegen fort, bis der ganze Rest der Menschheit drinnen ist— in Summen 1400 Millionen in beiläufig dreißig Lagen. Die Kiste ist jetzt halb voll und wir würden noch gegen fünfzehnmal dieselbe Zahl von Menschen brauchen, um sie zu füllen. Was sollen wir thun? Wir haben natürlich noch Thiere. Nehmen wir auch die ganze belebte Schöpfung, sie ist noch nicht voll; und dies Alles ist nur eine geographische Cubikmeile, von welcher die Erde 2662 Millionen enthält. Neueste Nachrichten. Berlin, 2. April. Der Kaiser leidet seit Samstag an Erkältung, welche ihn veranlaßt, das Zimmer zu hüten. Das heutige Bulletin lautet: Der Kaiser schlief in der letzten Nacht besser als in der vorigen Nacht, das Befinden ist den Umständen nach recht befriedigend. — Die Nordd. Allg. Zig. bringt folgende officiöse Mittheilung:„Im Finanz=Ministerium hat heute Mittag Minister Hohrecht die Räthe des Ministeriums sich vorstellen lassen und mit dem heutigen Tage die Geschäfte des Ministeriums übernommen.“ — Im Reichstage wurde heute die Wahl von Nathusius=Ludom(Minden) für ungültig erklärt. Rom, 2. April.(Telegramm der„Köln. Staatssekretär Franchi hat auf Geheiß des Papstes alle preußischen Bischöse aufgefordert, über die in den verschiedenen Diöcesen herrschenden Zustände ausführlich Bericht zu erstatten, und zwar mit eingehender Darstellung der Wechselfälle, die seit 1872 eingetreten. Dabei sollen auch die Gründe angegeben werden, weshalb einzelne Bischöfe nicht belästigt worden sind, und außerdem soll ausgeführt werden, in welchem Maße die Maigesetze zur Anwendung kommen und welche Mittel es gebe, den Strafbestimmungen auszuweichen. London, 2. April. Der bisherige Kriegsminister Hardy ist zum Staatssekretär(Minister) für Indien ernannt. Er wird unter dem Titel:„Lord Staplehurst“ in den Pairsstand erhoben. Oberst Stanley ist zum Staatssekretär des Krieges ernannt. Madrid, 1. April. Das hier cursirende Gerücht, daß ein Bündniß zwischen England und Spanien auf Grundlage der Rückgabe von Gidraltar beabsichtigt werde, entbehrt, wie von unterrichteter Seite gemeldet wird, der Begründung; ebense wird die Nachricht von einer Reise des Prinzen von Wales nach Madrid officiell für unbegründet erklärt. Zur orientalischen Frage. * Paderborn, 3. April. Die„Frankf. Ztg.“ schreibt über die Lage: So lange über die wahren Absichten der englischen Regierung und über die Forderungen des Wiener Kabinets Zuverlässiges nicht bekannt geworden ist, lassen sich weder die Aussichten auf einen englisch= russischen Krieg, noch die Aussichten einer österreich=russisch Verständigung näher bestimmen. Indessen scheint die Mission Ignatiew's in Wien diesmal ebenso erfolglos gewesen zu sein, wie seine Sendung vor einem Jahre und diejenige Sumarokow's im Herbst 1876. Es ist dem„Vater der Läge“ zwar gelungen, wie ein hochoffiziöses Wiener Telegramm versichert, endlich zu erfahren, welche Punkte des Friedensvertrages von San Stefano abgeändert werden müßten, um Oesterreich noch ferner im„Dreikaiserverhältniß" festzuhalten und er hat auch der österreichischen Regierung die Erklärung entlockt, daß diese„weit entfernt ist, sich der brüskirenden (herausfordernden) Politik Englands zu nähern“, allein einen Ersolg kann man dieses Resultat doch nicht nennen. Während also der Verhandlungsfaden zwischen Rußland und England dem Zerreißen nahe ist, hat sich noch keine Grundlage gefunden, auf welcher Oesterreich und Rußland verhandeln und vielleicht zu einem Einverständniß gelangen können. Von den neuesten wichtigeren Telegrammen theilen wir folgende mit: Wien, 2. April.(Telegramm der„Köln. Ztg.“) Die„Polit. Corresp.“ meldet aus Semlin, daß die nördlich des Balkans stehenden Russen sich an die Donau ziehen, neue Befestigungen anlegen und die alten verstärken. In Sofia werden zahlreiche Truppen zusammengezogen und serbische Verstärkungen sollen zu denselben stoßen. Auch südlich des Balkans rücken die Russen in engere Punkte ein und befestigen die wichtigsten Stellungen. Ferner wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die Türken Bujukdere befestigen und daß die Russen neuerdings Bewegungen gegen Gallipoli zu machen scheinen. In San Stefano treffen täglich russische Dampfer mit großen Proviantladungen ein. Die Auslieferung der türkischen Kriegsgefangenen soll auf unbestimmte Zeit verschoben sein. Wien, 1. April. Die„Allg. Ztg.“ erhält von hier folgendes Telegramm:„Die Mission Ignatiews ist gescheitert. Er geht nach St. Petersburg, um folgende Ansprüche Oesterreichs mitzutheilen. 1. Ausdehnung des österreichischen Einflusses auf die westliche Balkan=Halbinsel durch militärische und handels=politische Verträge mit Serbien, Montenegro und Albanien; 2. Herstellung einer directen Verbindung Oesterreichs mit Salonichi auf türkischem Gebiet; 3. Fernhaltung Bulgariens vom Aegäischen Meere; 4. Befestigung der osmanischen Macht in den der Türkei verbleibenden Gebieten; 5. directe Verständigung Oesterreichs mit der Pforte über alle erwähnten Punkte.“ London, 2. April. Lord Salisbury, der neue Minister des Auswärtigen, richtete eine von gestern datirte ausführliche Depesche an die Vertreter Englands im Auslande, worin er einzeine Ausstellungen aufführt, wozu der Inhalt des Friedensvertrages von San Stefano England Anlaß gebe; hauptsächlich aber auf die Gesammtwirkung der Friedensstipulationen hinweist, wodurch der Einfluß Rußlands ein vorherrschender werde. England würde gern an dem Congreß; zur Prüfung des Vertrages im Ganzen Theil genommen haben, aber ein Congreß, dessen Discussion durch von Gortschakow gemachte Vorbehalte beschränkt wäre, entspreche weder den Interessen der englischen Regierung, noch der Wohlfahrt der Länder, um die es sich handle. Unter den in Konstantinopel untergebrachten muselmännischen Flüchtlingen aus den Provinzen, deren Zahl etwa auf 120,000 geschätzt wird, kommen täglich 400 bis 500 Todesfälle vor. Typhus und Blattern wüthen auch unter der seßhaften Bevölkerung in Konstantinopel und Umgebung. In der Bulgarei haben die Russen gegenwärtig 250,000 Mann Infanterie stehen. Hierzu werden noch 50 bis 70,000 Mann Cavallerie und Artillerie hinzutreten, so daß die Gesammtmacht 300 bis 820,000 Mann betragt. Südlich des Balkans stehen das Gardekorps, das Grenadiercorps, das 4., 8., 9. Corps, so wie zwei bis vier selbständige Divisionen, die mit Cavallerie und Artillerie 170 bis 190,000 Mann ausmachen werden. Vom Reichstage. N. P. C. Berlin, den 1. April. Der Reichstag beschäftigte sich in seiner heutigen(26.) Sitzung zunächst mit dem Gesetzentwurf betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Cenußmitteln und Gebrauchsgegenständen in erster Lesung. § 1 desselben bestimmt:„Der Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln, mit Gegenständen, welche zur Haushaltung, häuslichen Einrichtung, Geschäftseinrichtung oder zur Kleidung bestimmt sind, oder mit Spielwaaren unterliegt der Beaussichtigung nach Maßregeln dieses Gesetzes.“ Die§§ 2 und 3 legen sodann den Beamten der Gesundheitspolizei das Recht zur Ausübung einer wirksamen Controlle bei und§ 5 räumt dem Bundesrath die Besugniß ein, zum Schutze der Gesundheit besondere Bestimmungen zu erlassen. In der mehrständigen Diskussion nimmt zunächst Abg. Staudy Gelegenheit, den verbündeten Regierungen für die Vorlage den Dank und die Anerkennung der konservativen Partei auszusprechen. Die Vorlage gehe indeß in mancher Richtung nicht weir genug; seine Partei werde die Konzessionsentziehung zum Gewerbebetriebe für diejenigen Fälle beantragen, in denen Gewerbetreibende wiederholt verfälschte Nahrungsmittel feilgeboten haben. Unterstaatssecretär Dr. Friedberg verweist zur Einfühest laut gewordenen gegenüber — Ansicht nicht haben verschließen können, daß es nothwendig sei, wirksamere Schutzmittel als das Strafgesetzbuch biete, in Anwendung zu bringen. Diese Uebelstände mit dem Gesetze in der Hand vollständig zu bekämpfen, sei allerdings nicht leicht, aber die in anderen Ländern auf diesem Gebiete gemachten Erfahrungen lassen hoffen, daß es gelingen werde, dem bestehenden Unwesen wenigstens annähernd zu steuern, ohne die berechtigte Freiheit der Gewerbe zu schädigen. Abg. Reichensperger(Olpe): Der Bundesrath habe einen Weg eingeschlagen, den er nicht ganz billigen könne. Der vorgelegte Entwurf bilde nur einen allgemeinen Rahmen für die Gesetzgebung; der Inhalt aber solle erst durch Verordnungen des Bundesraths hineingebracht werden. Er(Redner) verlange; daß die Regierung die Lebensmittelverfälschung allein im Wege der Gesetzgebung bekämpfe. Ebenso werde man Bürgschaften dafür schaffen müssen, daß in jedem einzelnen Bundesstaate eine geeignete Anzahl von Gesundheitsbeamten zur Untersuchung der Genußmittel angestellt werde. Abg. Dr. Buhl äußert sich vorzugsweise über die Verfälschung von Wein und Bier und verlangt gleichmäßige Behandlung fremder und inländischer Weine. Abg. Dr. Mendel warnt davor, den Einfluß der Verfälschungen auf die menschliche Gesundheit zu überschätzen. Es werde in dieser Beziehung viel zu sehr übertrieben. Seine Ansicht gehe dahin, daß nicht sowohl die Qualität des Biers als vielmehr Unterstaatssecretär Dr. Friedverg verweist rung der Vorlage auf die vielfachen, in letzter Zeit denen Klagen über Lebensmittelversälschungen, dene die verbündeten Regierungen sich der Ansicht nicht die genossene Quantität jene Unbehaglichkeit hervorrufe(Heiterkeit), über die so häufig Klage geführt werde. Das beste Schutzmittel gegen die Nahrungsmittelverfälschung sei die Selbsthülse. Man könne unmöglich den Polizeibehörden soweit gehende Machtbefugnisse einräumen, wodurch die gesammte deutsche Industrie und alle Gewerbe in die Hände der Polizei und des Bundesrathes ausgeliefert würden(Beifall). Abg. Graf Lurburg hält eine gesetzliche Regelung dieser Angelegenheit nicht für unmöglich, da man im Gesetze alle gesundheitsgefährlichen Gegenstände aufführen kann. Auch er kann sich nicht entschließen, der Polizei so weitgehende Befugnisse einzuräumen; es würde zur Ueberwachung aller Geschäfte ein Apparat von Vollzugs=Organen gehören, die gar nicht zu beschaffen wären. Abg. Paper erklärt sich gegen das Gesetz, das zu weit in die Rechte der Gewerbetreibenden eingreise, während Abg. Grumbrecht dasselbe gegen die erhobenen Vorwürse in Schutz nimmt und nachzuweisen sucht, daß der Schwindel auf diesem Gebiete derartige Ausdehnungen angenommen habe, daß endlich Abhülse geschaffen werden müsse. In mehr humoristischer Weise bekämpfte Abg. Dr. Braun die Vorlage. Die beabsichtigten Belästigungen durch polizeiliche Vorschriften seien schlimmer als die Krankheit, die man damit heilen wolle und erinnere ihn an Lord Palmerston, der einem Weinhändler die gelieferten Weine mit den Worten zurückgab, „da behalte ich lieber mein Podagra“(Heiterkeit). Es herrsche über die Lebensmittelverfälschung viel Uebertreibung. Man dürfe allerdings den Staat nicht zum Sündenbock für Alles machen; aber auch nicht Alles von der Polizei erwarten. An den Verfälschungen seien bei uns die schlechten Gewohnheiten der großen Masse Schuld, unsere Hausfrauen, die gern billig kaufen und mehr auf prunkende Etiquetten der Flaschen, als auf den Inhalt sehen. Der Bundesrath verlange, daß man ihm in Dingen, die er selbst nicht versteht, die weitgehendste Vollmacht ertheile. Dem müsse man entschieden entgegentreten. Die Vorlage wird hierauf an eine besondere Commission von 21 Mitgliedern verwiesen. Der Reichstag beschästigte sich sodann mit dem Eisenbahnetat für Elsaß=Lothringsen, der unverändert nach den Beschlüssen genehmigt wurde und trat sodann in die erste Berathung des Gesetzentwurss betreffend die Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinderpest erlassenen ViehEinfuhrverbote. Es handelt sich bei diesem Gesetz darum, die unter der geltenden Gesetzgebung hervorgetretenen Mißstände zu beseitigen und namentlich den zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest erlassenen Anordnungen, soweit sich ein praktisches Bedürfniß gezeigt hat, durch Verschärfung der Strafen, sowie durch Ausdehnung der Strafbarkeit auf die Fälle des Versuchs und der fahrlässigen Begehung Folgeleistung zu sichern. Die Strafbestimmungen gehen bis zu zehn Jahren Zuchthaus. Nach kurzer Debatte wird zweite Berathung im Plenum des Hauses beschlossen und dann die Sitzung auf morgen 12 Uhr vertagt. Tagesordnung: Gesetzentwurf betreffend den Bau von Eisenbahnen in Elsaß=Lothringen, Gesetz betr. den Urkundenstempel und Etatsberathung. Paderborn, den 1. April. Zu dem heute hier abgehaltenen 2. diesjährigen Viehmarkte waren zum Verkaufe aufgetrieben: Es kostete die Sorte: beste schlechteste 130 Pferde 900 M 90 4 16 2= u. 3jährige Fohlen..... 360„ 240„ — Fohlen bis zu 1 Jahr.....—„—„ 12 Zugechsen...—..... 300„ 200„ 10 fette Kühe und Rinder per Centner 57" 48„ 120 Kühe 270„ 90 40 Rinder 150„ 90„ 15 Kälber 50„ 15 6 fette Schweine per Centner.... 48„ 45„ 150 Faselschweine 45„ 27„ 1200 Ferkel bis zu 3 Monaten..... 24„ 11„ sett Schafe....... — Ziegen—„—„ — Gänse„—„ Der Handel war sehr gut. Philadelphia, 28. März. Dampfer Vaterland der Red Star Line von Antwerpen angekommen. Telegramme des„Westf. Volksblattes.“ (Vom Wolff'schen Telegraphen=Bureau.) Abgeg. von Berlin, Mittwoch, 3. April, 7 U. 15 M. Vorm. London, Dienstag, 2. April, Abends. Die amtliche„Gazette“ veröffentlicht die Königliche Verordnung, wodurch die Reserven angewiesen werden, sich vor dem 19. April an den vom Kriegsminister bezeichneten Orten einzufinden. Petersburg, 2. April, Abends. General Iguatiew ist heute Abend von Wien hier eingetroffen. Bauplätze! Der Unterzeichnete bat noch drei Bauplätze zu verkaufen. Dieselben befinden sich in der gesundesten Lage an der Südseite der Stadt Paderborn. Der sehr niedrige Kaufpreis kann, wenn es gewünscht wird, verzinslich stehen bleiben. Etwaige Reflectanten belieben sich zu wenden an(1675b) Prange, Auct.=Commissar. Ein sprungfähiger schöner junger Eber (halbenglischer Race) zu verkaufen auf Gut Neuenheerse.(1705a) Ein Lehrling für die Klempnerei findet bei mir unter günstigen Bedingungen Aufnahme. A. Marchy, 1709a) Kettenplatz D 3. Wir offeriren Ia Gehegedraht pro 50 Kilo 9. IIa Gehegedraht pro 50 Kilo 16855 R.=M. 7,50. J. H. Wiemers& Sohn. Ich mache einem geehrten Publikum von Paderborn und Umgegend hiermit die ergebene Anzeige,, das ich in dem früheren Geschäftslokake von W. 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Katholiken das unver Blättern abgesprocher kämpfung der P rottung des kath „Vernichtung d gelüste“ auf ihre Wenn Menschen diese schrieben, so bestand in nichts Anderm, alt tung der katholische: Glücklicherweise w turkampfes" und nicht so beschaffen, wie die aufgethürmten kampf“ geschaffen, sin des„Culturkampfes“. Säigeft dus der Mi setze doch wol, ten, in der religiöse der Katholiken seinen die Katholiken zur un stät der Gesetze" zu st Wer 67] Erzählung vor Urbans langjährig Reise, damit seine tri drücke verscheucht wür der Akte mit einer fa seine Gesundheit von 2 Toni litt außerorde brachte Heinrich bei ihr keinen Anklang mehr, zerstreuen blieben ohn seinen Erzählungen gel unwillig den Kopf od Er wollte sich in sei lassen und es gibt ja? pein Beruhigung suchen „Ich habe gestern sprach Heinrich zu Ton ihr in dem Garten spa Deines Vaters für du perliches Leiden nur e stimmung ist. Durch sam aus derselben geris ich der festen Ueberzeug wie wenig er durch seit „Er ist zu einer## Toni.„Erst heute M so gern er mir jeden 2 meine Bitten vergebens.