Füuster Jahrgang. Das Westfälische 2# blatterscheint jeden woch, wenigstens einen halben Bogen stark, und kostet vierteljährig hier für sich allein S Silbergr. die Post und durch Botengelegenheit 6 Stl. bergr.— Inserate werden gegen 9 Psennige für die gespaltene Zeile oder deren Raum aufgenommen 40.# paderborn, den 5. October 1853. Oestreich und Rußland. Diesen ganzen Sommer hindurch hat das Gewitter der orientalischen Frage über unseren Häuptern geschwebt und Manchen mag dabei schwül und angst genug geworden sein. Jetzt, zur Zeit der Sonnenwende, wo überall in der Welt die reinigenden Stürme losbrechen, scheint endlich die orientalische Antwort erfolgen zu sollen und zwar in einem gewaltigen Kriegssturme, von dem nur Gott weiß, wie weit er brausen wird. Die Russen haben so lange angeklopft, daß den Türken das„Herein“ schon auf der Zunge schwebt, man weiß nur noch nicht recht, ob die englischen und französischen Seehelden, die in vier großen Kriegsschiffen vor Konstantinopel liegen, bestimmt sind, den Muselmännern rufen zu helfen, oder ihnen den Mund zuzuhalten. Denn die Engländer und Franzosen ahmen den Russen nach und geben ihnen Zweideutigkeit mit Zeideutigkeit zurück; sie können sagen, sie wären durch die Dardanellen gesegelt, nicht als Feinde Rußlands, sondern nur, um Gewähr zu haben für das Leben der angeblich in der türkischen Hauptstadt gefährdeten Christen; wie jene in die Donaufürstenthümer einrückten nicht in feindlicher, kriegerischer Absicht, sodern nur, um ein Pfand zu haben für ihre, wie sie meinen, wohlbegründeten Rechtsforderungen. Was von diesen zu halten ist, haben wir genugsam gezeigt; ihren Zweck aber haben die Russen erreicht, sie haben die Türken so weit gebracht, daß sie entweder den Krieg erklären, oder durch innere Zwietracht zu Grunde gehen müssen. Wir müssen nach den gewaltigen Rüstungen, welche die Türken gemacht haben und nach dem fanati schen Eifer, der sie beseelt, annehmen, daß das Erste geschehen wird, und dann werden Frankreich und England die Türkei nicht allein kämpfen lassen. Denn die Franzosen werden es nicht ertragen, daß ihr Kaiser Napoleon, dem nur das Andenken an den Ruhm seines Oheims auf den Thron geholfen hat, einem Kriege ruhig zusieht, in welchem Rußland alle Aussicht zu siegen hat, und die Engländer dürfen nicht leiden, daß die Russen über Konstantinopel dem Kaukasus in den Rücken und Persien in die Flanke kommen, da es gar nicht mehr so weit ist von Persien nach Jndien und mehr als ein Eroberer den Weg zurückgelegt hat. Was aber wird Oestreich tbun? Denn, darüber ist man einig, Frankreich und England können mit ihren 314 Flotten die Vernichtung des Türkischen Reiches nur verzogern nicht verhindern, OestreichsBundesgenossenschaft giebt hier den Ausschlag. Denn 80,000 Mann Oestreicher als Feinde der Russen in Serbien und 100,000 in Polen lähmen alle Bewegungen einer russischen Armee, besonders wenn ihr noch in der Fronte 150,000 wohlgerüstete Türken gegenüberstehen. Ja, das Ende eines Krieges, in welchem Oestreich mit Frankreich und England vereint für die Türkei stände, kann nicht zweifelhaft sein: derselbe würde den russischen Einfluß in der Türkei, dem h. Lande und ganz Vorderassen gründlich vernichten und die Donaumündungen als wohlerworbenen Siegespreis für Oestreich und somit für ganz Deutschland eröffnen. Das sieht auch der Kaiser von Rußland wohl ein, und ist deshalb nach Olmütz gekommen, sich den jungen Kaiser Franz Joseph, dem Gott die Entscheidung über Sein oder Nichtsein der Türkei in die Hand gelegt hat, auf's engste zu verbünden. Eine katholische Zeitung sonst unsere treue Verbündete in der Vertretung katholischer Politik hegt von einem solchen Bündnisse sehr große Erwartungen für die Verherrlichung und Ausbreitung des Liebesreiches Gottes auf Erden, wir können aber manche Bedenken hierbei nicht unterdrücken. So fällt uns alsbald der Ursprung des ganzen Streits ein. Rußland nahm es übel, daß die Türken, was ihnen gewiß frei stand, auch den kath. Christen im heil. Lande auf Verwendung Nopoleons III Privilegien ertheilt hatten und warf der Pforte deshalb Treulosigkeit vor. Frankreich hat diesen Vorwurf, den Sultan zur Treulosigkeit verleitet zu haben, mit gerechtem Unwillen zurückgewiesen. Aber Rußland beharet darauf und zwingt der Türkei den Krieg ab; kann man nun glauben, daß Rußland als Sieger das zulassen wird, was ihm den Grund zum Kriege darbot? Aber Oestreich ist ja Bundesgenosse Rußlands, wird man antworten, und kann sich für die Katholiken verwenden. Wie aber, wenn Rußland, da es Oestreich nicht mehr nöthig hat, diese Verwendung nicht berücksichtigte? Das wäre schlimm, denn zwingen läßt sich Rußland nicht mehr, ist es einmal in Konstantinopel. Und in der That, wenn Gott nicht ein Wunder ihut, wird der Kaiser Nikolaus niemals der Schirmherr der katholischen Kirche werden. Dafür zengt seine ganze Handlungsweise während einer 28jährigen Regierung, er hat die Kirche geknechtet und gedrückt mit allen Mitteln, die einer absoluten Regierung zu Gebote stehen, so daß nicht allein Tausende von kath. Laien, nein selbst Priester und Bischöfe in den schweren Verfolgungen nicht standhaft geblieben sind, und ihren Glauben verleugnet haben. Der Kaiser kann aber auch nicht anders, selbst wenn er wollte; seit Peter dem Ersten, der den griechischen Bischöfen die Wahl ließ, entweder den einzig rechtmäßigen Patriarchen, den Pabst zu Rom anzuerkennen, oder sich ihm dem Czaaren zu unterwerfen, liegt die griechische Kirche zu den Füßen des russischen Czaaren, der auf ihr den gewaltigen Bau des Kaiserpabstthums aufgeführt hat. Innerhalb dieses Baues giebt es für die katholische Kirche, die nicht von dieser Welt ist, keinen Raum mehr, auf ihr wollte man nicht bauen, aber der Stein, den die Bauleute verworfen, ist zum Eckstein geworden, und wer darauf fällt, wird zerschmettert werden, auch Rußland.“ Und Oestreich sollte sich in diesen Fall hineinziehen lassen, das katholische Oestreich? Wir sollen von den Gegnern Vorsicht lernen und es ist noch nicht lange her, daß die N. P. Zeitung sich aus dem Grunde für Rußland erklärte, weil es den Katholicismus vernichten würde, so weit es reichen könne. Aber sind denn nicht die Türken viel grimmigere Feinde des Christenthums und somit der kath. Kirche, als die Russen? diese sind doch Christen, jene aber Anhänger der fanatischen Lehre des Betrüges Muhamed und haben die Christen als ungläubige Hunde überall auf's Heftigste bekämpft. Darauf ist zu antworten, daß die Zeit, wo die Türken dem Christenthume gefährlich waren, slängst vorüber ist. Gott selbst scheint das tapfere Oestreich, unsere unbesiegliche Schutzmauer gegen alle Barbaren des Ostens darauf hingewiesen zu haben, daß es gegen andere Feinde als die Türken sich zu wenden habe. Denn seit 315 Eugen die Macht derselben tödtlich getroffen hatte, sind die bestrichischen pen niemals mehr mit Ruhm aus einem Kampfe gegen Türfen Die Gescticote hült uns er, Bespiel vor in dent Krige, den in Jahre 1755 Jo. seph U. im Verein mit der russischen Catharina ll. gegen die Turkei begann au keinem anderen Zwecke, als Konstantinopel in die Hände der Russen zu bringer 3) Catharina hatte den russischen Prinzen, der 1831 an der Cholera star', Constantin taufen und von Griechen erziehen lassen, damit er fähig sei, den Thron der alten byzantinischen Kaiser unter ihrem Protectorate zu besteigen. Damals brach aber di franz. Revolution aus und die Russen ruckten nur wenig am schwarzen Woen= Kart die 100.000 Mann starke vestreichische Armee aber richtete fast nichts aus und Joseph I holte sich den Todeskeim in den Sümpfen der Donau. Es i9 bezeichnend daß grade Zoseph U damals eiftiger Bundesgenose Raßlands war, unter den Namen Josephinismus bekannt, der kath. Kirche in Oestreich selbst so un guunig gewesen ist. Wenn es in der That sich so verhielte, wie man glaubt, wenn land gegenüber laut fordern würden, aber, wo ist diese Einheit, wenn die ariech Kirche die eigentliche Wesenheit des h. Geistes leugnet, der die 94-1.——. 0 sie sich hartnäckig weigert, das Oberhirtenamt des Stellbertreters Christi anzuerkenneg, tosgen, daß so weie Bruger ugd der griech,. Kaiser Hlbst 1438 auf der Sy. node zu Florenz reuig in den Schooß der kath. Kirche zurückkehrten? Weil diese Betthrung nicht wei genug reichte, is Konstantinopel vor dem Halbmond gefalen es zum zweitenmale so schlechten Wächtern übergeben werden? Oder glaubt ihr daß sch der Ezar bekehren könne, da seine ganze Herrschaft auf die schismatische Kirche gegründet ist? Er müßte sein eigenes Reich zerstören. Diese schismatische Kirche aber, die sich im vermessenen Beanspruchen der Rechtgläubigkeit als Carrikatur der wahren Kirche darstellt und das auf sie gegründete Reich, welches in seinen inneren Einrichtungen so communistisch ist, daß Bruno Bauer es für die letzte Zu flucht des Communismus hält, bilden die einzige feste Organisation, die der katb Kirche heuternoch gefährlich ist. Sie hat es überall sonst, in allen Seten, nur mebr mit den Einzelnen zu thun, weil die Gemeinschaft derselben, Kirche genannt, zertrümmert und aufgelöst ist, der Islamsam allermeisten. Keine von diesen Secten aber hat es je gewagt, sich als die allein rechtgläubige christliche Kirche aufzustellen; sie baben sich auf die Freiheit zu glauben, was sie wollten, berufen. Also sei man wohl auf der Hut; hier ist der gefährlichste Feind. Es ist nicht genug, daß Oestreich sich nach Innen vom Josophinismus lossagt, auch nach Außen, Rußland gegenüber, muß das geschehen, wenn es seinen Beruf als kath. Macht erfüllen soll.(Schluß folgt.) Politische Nachricht:n. Aus dem Kreise Soest. Auf einer kleinen Reise, die ich jüngst machte gelangte ich auch in das freundliche Ararrdorf Ostinghausen. Mich hier einige Stunden aufhaltend, hatte ich die Freude von einem Einsassen daselbst viel Erfreuliches zu Jolen. Um: Gauptgespräch fiel endlich auf die dortige Entstehung der kirchichen Vereine.. Ich war ganz Ohr, als der begeisterte Mann mir Folgendes mittheilte. Zuerst kam er auf die Gründung der Mäßigkeitsbruderschaft. Es ist beinah nun ein Jahr verflossen, als unser würdige Bastor Leifert in recht kräftiger Rede über die gänzliche Enthaltung des Branntweins zu seiner Gemeinde sprach. Klar und deutlich machte er seine Zuyörer auf die traurigen Folgen des gebrannten Wassers aufmertsam. Zeigie ihnen, wie vielsstäusend gesunde, kräftige Jünglinge und Männer sich durch den übermäßigen Genuß dieses höchst schäd 316 lichen Gertänkes körperlich und geistig gemordet; wie mancher Besitzer eines ansehnlichen Kottens oder eines schönen Bauerngutes sich durch den Genuß desselben so weit gebracht, daß er seine hübschen Besitzuugen habe für immer den Rücken wenden müs sen und sich und seine Famllie in die äußerste Noth gebracht, ja noch meyr, wie Viele dadurch ibren guten Gott gänzlich vergessen und sich sicher ewig unglücklich gemacht bätten. Was waren die Folgen vieser Worte? Da sie aus einem warmen Herzen kamen, so gingen sie auch wieder zum Herzen. Auf der Stelle traten 70 Bersonen in die Mäßigkeitsbruderschaft. Bei der 2. Aufnahme wuchs die Zahl von 70 auf 170. Eine spätere Einschreidung siel nicht so glänzend aus, es traten nur 15 neue Mitglieder ein, und noch etwas später nur— Eins. Dadurch ließ unser Pfarrer aber nicht beirren.„Man muß nur am Tröpfeln bleiben,“ waren seine Trostworte.„Ostern dieses Jahres,“ fuhr der Mann weiter fort,„hatten wir eine kleine dreitägige Mission, die von dem Hochw. Pater Smedding und durch die Unterstützung des Hochw. Dechanten Nübel aus Soest abgehalten wurde und durch mehre Reden unsers Pfarrers vorbereitet war. Insbesondere wurde bei dieser Mission die Mäßigkeitsbruderschaft in Betracht genommen. Man predigte nicht vergebens. Aus dem Bäumchen gestaltete sich ein mächtiger Baum. Die noch kleine Zahl der Vereinsglieder wuchs auf einmal zu 730. Ist das nicht etwas Großes und Schönes mein Freund! Ach, welch' ein Segen, welch' eine Wohlthat ist dies für unser Kirchspiel! Gott segne unsern Pfarrer!“ Als ich mich nun anschickte zur weitern Reise, da wollte mich mein freundlicher Gesellschafter noch nicht von dannen ziehen lassen.„Noch etwas muß ich Ihnen mirtheilen, auch das wird Sie erfreuen.“ Ich war wieder ganz Ohr.— „Die Schlußrede der Mission hielt Herr Dechaut Nübel. In dieser letzten Rede sprach der Erwähnte ganz vorzüglich zu den Jungfrauen. Er machte sie darauf aufmerksam, wie es an der Zeit sei, daß sie einen Jungfrauenbund stiften möch ten. Seine Worte fruchteten. Unmittelbar nach dem Gottesdienste erklärten sich mehrere dazu bereit. Am Tage der ersten h. Kinderkommunion, am Sonntage vor Pfingsten wurde der schöne Bund eingesegnet. Eine brennende Kerze in der Hand haltend gingen die Jungfrauen, es waren 112, um den Altar. Vor demselben wurde ihnen vom Pfarrer die Mutter=Gottes=Medaille überreicht. In einer schönen Ansprache wurde denselben darauf die große Wichtigkeit des Vereins warm ans Herz gelegt.„Bewahrt, so lauteten ungefähr die Worte, bewahrt des Herzens Reinheit, auf daß ihr heute oder morgen hier an heiliger Stätte mit dem schönsten Brautkranze, der nicht in Myrthen und Rosen besteht, an der Seite eines edlen Jünglings erscheinen dürfet, und Christus mit auf die Hochzeit geht.“— Der Verein grünt und blüht; die schönsten Früchte von demselben sind sicherlich zu erwarten.— Noch ein dritter Verein ist durch die in Rede stehende Mission entstanden, erzählte der Genannte weiter, es ist dies die Sodalitäts=Bruderschaft. Am Tage unsers Kirchenpatrones, des heiligen Christophorus, legten die Sodalen feierlich das Glaubensbekenntniß ab. Es war dies eine herrliche Feier! Bei diesem Acte wurde für jeden Verein eine Fahne geweiht, die sie bei feierlicher Prozession als Banner vor ihrem Vereine einherSo muß es kommen, wenn es in der Gemeinde besser werden soll. Der eingerissenen Sittenlosigkeit wird durch solche Vereine ein mächtiger Damm entgegen gebaut; dadurch wird gegen die Trunk= und Spielsucht ein festes Bollwerk aufgeführt, und alte Treue, Ehrbarkeit und Sittsamkeit wird wieder zu finden sein in den Hütten sowie in den Palästen. Der Mann wird daheim bleiben bei seinem Weibe und seinen Kindern; Jünglinge und Jungfrauen werden nicht mehr nachjagen der Geige und Flöte und ganze Nächte auf den Tanzböden ihre Lust und Freude süchen. Bei uns hat es sich gebessert, in unsere Gemeinde ist schon ein besserer Geist eingekehrt. Mit den Worten: Lob und Ehre unserm Gotte und Dank unserm braven Pastor, 317 nahm er Abschied von mir. Und ich setzte hinzu: Möchte doch bald kein Ort mehr gefunden werden, in dem nicht solche Vereine existirten. Hörter, den 3. October. Die herzlichen und eindringlichen Worte, welche der hochverehrliche Gesellenvater, Herr Domvicar Kolping aus Cöln, auf der diesjährigen Generalversammlung der Piusvereine unserer Diöcese in Paderborn gesprochen, und der von dieser Versammlung in Betreff der Bildung von katholischen Gesellenvereinen gefaßte Beschluß, werden auch hier die Gründung eines katholischen Gesellenvereines zur Folge haben. Schon hat die vom Piusvereine hierselbst ernannte Commission, bestehend aus den Herren Kaplänen Gehrken und Fischer, Kreisschreiber Kröger, Sattlermeister Kösters, Konditor Hunstiger und Tischlermeister Schrick,— die erforderlichen Einleitungen zur Gründung eines katholischen Gesellenvereins hierselbst getroffen und schon hat sich ein nettes Häuflein wackerer Gesellen zur Aufnahme in den Verein eingeschrieben. Gestern trugen die eingetragenen Gesellen, unter welchen sich Einer befindet, der bis jüngsthin dem katholischen Gesellenvereine in Soest angehörte und der deshalb vorzugsweise voll erfreulichen Eifers für die gute Sache ist—, dem Herrn Kaplan Gehrken die Bitte vor, das Amt als Präses des Gesellenvereines zu übernehmen, was dieser würdige Geistliche zur Freude der Gesellen und ihrer Freunde bereitwilligst zusagte. So wollen wir denn, wie uns der hochw. Herr Domvicar Kolping ermuntert hat, das Werk im Namen Gottes anfangen und vertrauensvoll hoffen, daß demselben der Segen werde zu Theil werden, an dem Alles gelegen ist. Den Gesellenvereinen in Paderborn und Soest wünschen wir Glück zu ihrem, wie wir hören, herrlichen Gedeihen! Mögen dieselben recht bald etwas, zur Ermunterung unserer braven Gesellen von sich vernehmen lassen! Erfurt. Am 22. September verließ uns Herr Regierungs=Assessor von Malincrodi, um nach Stralsund, in gleicher Eigenschaft, abzugehn. Unsere Localzeitung enthält den Nachruf: „Dem Verdienste seine Krone; Gott verzeihe! Gott belohne!“ Ein Armer für Viele. Herr v. Malincrodt wurde nämlich von einem großen Theile der hiesigen Einwohnerschaft ungern scheiden gesehen. Vor einigen Jahren verwaltete er commissarisch das Oberbürgermeisteramt, und zwar zu aller Zufriedenheit der Behörden sowohl als der Einwohnerschaft, und er wäre zu definitiver Uebernahme gewählt(und wohl vermocht) worden, wenn er, leider! nicht katholisch gewesen wäre. Man machte dessen in gewissen Kreisen kein Hehl, aber ob dadurch der Stadt selbst nicht großen Nachtheil erwachsen ist? Besonders bedauerten damals schon die Armen seine Entfernung von der Stadtverwaltung, und jetzt, da sie ihn, einen stillen Wohlthäter verlieren, trauern viele ihm nach. Das ist der eine Sinn jenes„Gott verzeihe und Gott belohne!“ Der andere aber ist natürlich, daß Gott auch denen verzeihe, die ihn, wegen seines katholischen Wirkens in Berlin, nun von einer Stadt entfernen, in welcher er so gern verweilte, und in welcher er sehr viele Freunde zählt. Bei seinen Vermögensverhältnissen hätte er leicht in unabhängiger Stellung hier zurückbleiben können, alle in ein Katholik, wie er ist, ist gewohnt zu gehorchen, und in der Versetzung Gottes Fügung zu erkennen. Wir gratuliren Stralsund für den Geminn! Wird Herr v. Malincrodt nun auch gleich Herrn Oberregierungs=Rath Osterrath, sein Mandat niederlegen? Dann wäre sein Abgang von hier uns noch schmerzlicher. Suum cuique! Uebrigens hat mit ihm auch das Comité, welches sich zum Neubau eines katvol. Krankenhauses zusammen gefunden, ein sehr thätiges Mitglied verloren. Das hiesige katholische Krankenhaus, unter Leitung von drei barmherzigen Schwestern, hat nur circa 12—15 Kranke täglich zur Verpflegung, wegen Mangel an Raum; die übrigen 318 Katholiken müssen in das städtisch=evangelische Krankenhaus. Damit ist zugleich ein wunder Fleck unter den vielen angedeutet, an welchen die hiesige, ungefähr 6000 Seelen zählende katholische Gemeinde leidet, und den zu heilen doch wohl keine Unmöglichkeit wäre. Es käme nur auf den Willen des Curators des Krankenhauses und auf einen endlichen Anfang an. Gott lohne Herrn von Malincrodt seine auch in diesem Bezug gehabte Mühe! Berlin. Das Wichtigste, was sich in unserer Hauptstadt jüngst zugetragen hat, ist die Abhaltung des„evangelischen Kirchentages.“ Voriges Jahr fand derselbe bekanntlich zu Bremen statt, und wie die Leser noch wissen werden, führten auf demselben einige Redner eine Sprache über die katholische Kirche, daß sich selbst viele Protestanten darüber schämten. So etwas ist dies Jahr zu Berlin nicht wieder geschehen. Es wird von den verschiedensten Seiten her versichert, daß man sich über die katholische Kirche allzeit anständig ausgedrückt habe, wenn auch nicht immer gerecht und wahr. Dieser anständigen Haltung der Versammlung ist es denn auch wohl mit zu verdanken, daß Sr. Majestät der König Selbst sich hat bewogen gefunden, derselben einmal beizuwohnen und einen Vortrag des Dr. Wichern über die evangelischen Christen in der Diaspora d. i. in fremden nicht protestantischen Ländern anzuhören. Dem Bremer Kirchentage würde Sr. Majestät sicherlich nicht beigewohnt haben. Der Kirchentag war dies Jahr sehr zahlreich besucht; man gibt die Zahl der Theilnehmer auf 1,200 bis 1,800 an. Viele berühmte Gelehrte und manche hervorragende geistliche Beamte der evangelischen Kirche Deutschlands waren anwesend; auch einige evangelische Prediger aus dem Auslande wie aus der Schweiz Frankreich, England u. s. w. hatten sich eingefunden, so daß man wohl sagen kann, es sei seit lange keine so glänzende Versammlung von berühmten und hervorragenden Männern der evangelischen Kirche gesehen worden. Man muß nun nicht übersehen, daß der evangelische Kirchentag für die evangelische Kirche Deutschlands eine sehr hohe Bedeutung hat oder wenigstens zu erlangen strebt. Es ist seine Absicht, auf die Gestaltung der Lehre und Zucht in der evangelischen Kirche so viel er nur kann einzuwirken, und zwar im Sinne der alten protestantischen Glaubensbekenntnisse. Die kathlischen Vereine haben bekanntlich eine ganz andere Bedeutung; die Glaubenslehre der katholischen Kirche, so wie die kirchliche Gesetzgebung wollen sie nicht erst machen helfen, sondern da sie bereits fir und fertig sind, wollen sie dieselben unter dem Volke recht zur Geltung bringen und in Wirksamkeit setzen; daher sagen sie auch nicht, daß sie die katholische Lehre und Disciplin wollen in Berathung ziehen, sondern daß sie katholisches Leben fördern wollen. Anders der evangelische Kirchentag, der nicht so sehr kirchliches Leben fördern, sondern vor Allen die Fundamente des kirchlichen Lebens aufsuchen und befestigen will. Daher berührte auch sogleich die erste Verhandlung und Beschlußfassung desselben einen Punkt, der für jeden kirchlichen Verein als der eigentliche Herz= und Lebenspunkt gelten muß, nämlich die Aufstellung eines festen gemeinschaftlichen Glaubensbekenntnisses. Ob die Feststellung eines solchen Glaubensbekenntnisses zu dem obersten Grundsatze des Protestantismus, wonach jeder die Freiheit hat, sich die Bibel selbst auszulegen, so recht bequem passe oder demselben schnurgrade zuwiderlaufe, das zu untersuchen ist nicht unsere Sache, genug, alle auf dem evangelischen Kirchentage zu Berlin anwesenden Mitglieder der evangelischen Kirche haben mit Ausnahme von etwa 5 bis 6 sich für ein gemeinsames Glaubensbekenntniß ausgesprochen, und die Augsburgische Confession von 1530 für ein solches erklärt. Diese Bekenntnißschrift stellt bekanntlich die Lehre der Lutheraner dar und wurde zu Augsburg dem Reichstage vorgelegt; sie drückt die Abweichung von der katholischen Lehre möglichst glimpflich aus, und bisweilen muß man sogar zwischen den Zeilen lesen, wenn man daraus die lutherische Lehre entnehmen will. Dagegen weicht sie in einem Hauptpunkte von der Lehre der Reformirten ab, nämlich sugleich ein fähr 6000 keine Uninkenhauses seine auch zugetragen tiges Jahr rden, führse, daß sich nicht wieß man sich nicht imist es denn at bewogen hern über ischen Länserlich nicht ; m a n g i b t elehrte und inds waren der Schweiz agen kann, vorragenden übersehen, s eine sehr Absicht, auf viel er nur bekenntnisse. eutung; die wollen sie sie dieseltzen; daher Berathung der evanger Allen die Daher elben einen ispunkt gelaftlichen bensbekenntFreiheit hat, urgrade zum evangeliirche haben isbekenntniß ein solches aner dar eichung von sogar zwiwill. Daab, nämlich 319 er 8ei5 Jesa. Christ in 5. Adendugsy esesice eemnice, Pseminen die Geaernor urs Eries Jein Chrick eiente ane eise eiene eiste elien, Janrgaont, sgast, dise Seche Kaltiseh sei, die Lutheraner und Reformirten troß dieser höchst bedeuteuden Differenz zu uKeantaig anhoselen Deanos dur der aurnaetau g Hemeiusgeflichen Glaubenste. keit ertärt, daß dies niche bloß mäglich, sondern dor nüselich falt uathngn. h ger feriernchen Bezeugung zu Gansten de Augsburgischen Confession eine Erklärung beigefügt, die ganz sonderbar klingt, und die Mancher wobl nur mit zusammengekniffenen Lippen lesen wird, um nicht in's Lachen zu gerathen Kirchentag erklärt nämlich, daß Jeder dennoch vor wie nach an dem besondern Rekenntnisse seiner Kirche festhalten könne, und daß der Stellung, welche Luth Reformirte, und Unirte zu der Lebre vom Abendmahl genommen bätte Eintrag geschehen solle. Ein Mitglied des Kichentags konnte diese merkwürdige Er klärung mit der Aufstellung eines gemeinschaftlichen Glaubensbekenntnisses aar nicht zusammen reimen, und meinte, daß Ganze bieße nichts weiter, als unir Gnd.... weit wir nicht uneinig sind.“ Es hal erhoben, und die Sitzung mit dem Liede:„Nun danker aule Gott!“ beschlossen. Ich känntnun als Katbolik mit aller Unpartheilichkeit noch manche Bemerkung über den gefaßten Be aber es ist doch eigentlich eine innere Angelegenheit der evangel. Kirche, die uns Katholiken zunächst nicht so viel angeht. Etwas darf ich jedoch als Katholit nicht unbemerkt lassen. Aus den Verhandlungen soweit sie mir bekannt geworden End geb hervor, daß die Aufstellung der Augsburgischen Confession als eines gemeinschaftlichen Glaubensbekenntnisses nicht aus lebendigem Glauben an die Wahrheit katholische Kirche. Die Einbeit des Glaubens, deren sich die katholische Kirche auf dem ganzen Erdenrunde ersteut, gewährt ihr dem uneinigen Protestamismus ae. genüber einen bedeutenden Vortheil. Das soll künftig anders werden auch d##. Setenes pasten Pnsig enig bit, dant se der. Laohelschen Liche aser angen treten können. Das war fast bei allen Hauptreden der letzte stegreiche Grand. sie geltend machten., Widerstand zegen die katholische Kirche! Das gab den Ausschlag; aus Eifer für diesen Widerstand wurde die Lehre geopfert. Der In herische Prediger soll ohne Skrupel den Reformirten das Abendmahl reichen sobald dieter nur mir iym gegen die katholische Kirche Front macht. Der Reformirte hält zwar das für gewöhnliches Brod, welches der lutherische Prediger nach seinem Glauben hm darreicht als den Leib des Herrn, aber davon soll er ohne Bedenken absehen da De Leisk ace Schertiuen, vonr den. Lochernanen sch ucht freunen ien Kaupse geoen ie kr.#.##ch:. Ofenharzig gestanden mir ist es etwas schauerlich zu Mutbe „##. we iea e.# lesche Gehnnung gegen unsere Kirche bei 1800 gebibeten und gelehrten Protestanten wahrgenommen habe. Es schien mir mehrmalen. als ob die Luthzerager von der Gegenwart Cbrikt im Adendmahte grad so viel glaubien, wie die Reformirten, und als ob Alles, was da von Glauben und Glaubensbekenntnisse gesprochen wurde, nur Worte sein; nur die Abneigung gegen die katholische Kirche ist urch den merkwürdigen Beschluß und durch die vorausgehenden Verhandlungen auEer eden Zweifel geselt.— Die übrigen Verhandlungen und Beschlüsse des evangel Kirchentags betrafen bei Weitem nicht so wichtige Punkte; es bandelte Eich meis um sellorgiche pratische Antäge zur Hebung des üirchlichen Letene, wober alermit dem Brobe gegenwärtig. 320 dings manche Aeußerungen sielen, die die Katholiken nicht so ganz ohne Bemerkung hingehen lassen sollten z. B. wenn ein Redner sagt:„Unser, die ganze deutsche Nation umfassendes evangelisches Bekenntniß wird das Panier sein, unter den die Nation sich einigt.“ Im Uebrigen zeigte sich doch auch bei mehrern Anlässen ein wahrer sittlicher Ernst, und wirklicher Eifer für eine sittliche Besserung des Volkes. Vielleicht komme ich nächstens auf das Eine oder Andere wieder zurück: Rußland. Aus Moskau wird berichtet: Am 14. Sept. um 10 Uhr Morgens, ist Se. kais. Majestät der Allerfrömmste Herr und Kaiser Nikolaus Paulowitsch mit seinem Sohne, dem rechtgläubigen Herrn Großfürsten Rikolaus Nikolajewitsch, unter Glockenschlägen(die griechische Kirche hat kein Geläute, sondern ein Glockenschlagen nach Noten, wobei die Glocken nicht geschwenkt, sordern mit Hämmern geschlagen wrrden) inmitten dichter Volkshaufen durch den Kreml nach dem Uspenski. Sobor(Kathedrale) gewallfahrtet. Von der höchsten Geistlichkeit empfangen, wurde der Czar vom Moskauer Metropoliten Filaret folgendermassen bewillkommt:„Allerfrömmster Kaiser! Alles hat unter dem Himmel seine Zeit, sagt der Allerweiseste. Die rechtgläubige Kirche hat in Dir steis ihren Vertheidiger gehabt; doch insbesondere sieht Dich die Gegenwart in diesem Berufe. Für ihr Heiligthum im Orient, für die Sicherheit und Ruhe, der Glaubensgenossen hast Du Dich erhoben mit dem Schwerte, das mächtig ist durch das kaiserliche Wort. Die furchtsame Besorgniß, die sich hiedurch in den von andern Völkerschaften bewohnten Staaten verbreitete, verkündigt uns, daß Dein Wort über die widerspenstigen Gewalten eben so siegen wird, wie Deine Waffe. Unsere Scele, durchdrungen von Sympathien für Deine Gedanken, fleht für Dich zum Erlöser: Herr, durch Deine Kraft verleihe dem Czaren Freudigkeit.“ Nach Diesem folgte das Küssen des Kreuzes, die Besprengung mit Weihwasser und die Andacht, nach deren Beendigung Heiligenbilder und Reliquien geküßt wurden. Hierauf verließen die Herrschaften, denen das Kreuz vorangetragen wurde, den Sobor, während die Geistlichkeit in der Kathedrale Psalme des Lobes und Preises zum Himmel für die glückliche Ankunft des Monarchen sandte. Tür kei. Aus Konstantinopel wird vom 12. Sept. geschrieben: Vorgestern erschienen 40 Ulemas vor dem Ministerconseil, und überreichten eine mit vielen Unterschriften bedeckte Petition um Krieg gegen Rußland. Diese in ihrem Ton sehr dreiste Bittschrift bestand theils aus Koransprüchen, theils aus verhüllten Revolutionsdrohungen. Einige der Minister suchten mit der Deputation sich in einen Wortstreit einzulassen, resp. ihr eine Erklärung zu geben, erhielten aber kurze und schlagende Antworten. Der Wortführer bemerkte:„Hier habt Ihr Worte des Korans. Seid Ihr Muselmänner, so ist es Eure Schuldigkeit ihnen zu gehorchen. Ihr leiht jetzt Euer Ohr fremden und ungläubigen Gesandten, die Feinde des Glaubens sind; wir sind Kinder des Propheten; wir haben eine Armee, und diese Armee schreit mit uns nach Krieg, um die Schmach zu rächen, welche die Giaurs auf uns laden.“ Bei jedem Versuche den Fanatikern Vernunft zu predigen, erwiedert sie:„So spricht der Koran.“ Die Minister schweben in großer Angst und Unruhe, da sie dies inder Türkei sehr ungewöhnliche Ereigniß als den Anfang einer Revolution ansehen. Echtes Klettenwurzel-Oel, welches das Ausfallen der Haare ganz verhindert, das Wachsthum schnell befördert, die bereits ersterbenden Haare neu belebt und das frühzeitige Grauwerden derselben beseitigt. Besonders empfehlenswerth ist es bei Kindern angewandt zu werden, da es den Grund zu einem herrlichen Haarwuchse legt. Preis: das große Glas 77 Sgr., das kleine Glas 5 Sgr. mit Gebrauchsanweisuag. Jedes Glas ist mit meinem Petschaft C. JAHN verschlossen. Die alleinige Niederlage ist in Paderborn bei Herrn Kappenmacher I. H. Falke. am Kettenplatz Nro. 184. Carl Jahn, Friseur in Gotha. Auf einem großen Landgute in der Nähe von X4 Paderborn wird zu Neujahr eine, in allen Zweigen der ländlichen Hauswirtbschaft wohlerfahrne ganz treue und zuverläßige Hausbälterin kathol. Confession und gesetzten Alters, gesucht. Nähere Auskunft gibt auf portofreie Anfrage d. Expd. d. Blts. Verleger und verantwortlicher Redacteur Ferd. Schöningh. Druck von Ferd. Schöninab in Paderborn.