Die„Schwerter Zeitung“ erscheint wöchentlich sechs mal. Bezugspreis wöchentl. 45 Pfg.(einschl. Trägerlohn). Einzelnummer 10 Pfg. Geschäftsstelle Gr. Marktstraße 3—5. Postscheckkonten: Dortmund 2852 und Hannover 21874. Verantwortlich. Hauptschriftleiter: Heinz Friedrich Kamecke. Verantwortl. für d. gesamt. Texteil: Heinz Friedrich Kamecke. Für den Anzeigenteil: Hans Linner; sämtlich in Schwerte. Druck u. Verlag: Carl Braus, Schwerte.— D. A. VI/34, 1718 Heimatblatt Einzige in Schwerte gedruckte Tages=Zeitung Anzeigenpreise: Für die sechsgespaltene Millimeterzeile(46 mm breit) 8 Pfg. Familien=, Vereins= u. amtl. Anzeigen 4 Pfg. Reklame: Millimeterzeile 20 Pfg. Nachlässe nach Tarif 9 a. Für telefon. aufgegeb. Inserate übernehmen wir keine Gewähr. Bei unvorhergeseh. Betriebsstörung., hervorgerufen durch höh. Gewalten, übernehmen wir keinerlei Gewähr, für pünktl. Erscheinen d. Zeitung u. kann auch keinerlei Anspruch auf Schadenersatz oder Nachlieferung erhoben werden. Tageblan für die Stadl Schwerte und das Amt Westhofen S Kreisblan für den nördlichen Lei des Lanvtreises Iserlohn Nr. 175 Kaugung der Reichoschate Der Reichsminister der Finanzen veröffentlicht in dem Kassenausweis für den Monat Juni 1934 wie üblich eine Vierteljahrsübersicht über den Stand der mittel= und langfristigen Verschuldung des Reiches, nach der dieser Teil der Reichsschuld nach dem Stande vom 30. Juni 1934 9 938 Mill. RM. beträgt. Schwebende Schulden hat das Reich am gleichen Stichtag in Höhe von 2 231 Mill. RM. Die gesamte Reichsschuld beträgt daher am 30. Juni 1934 12 169 Mill. RM. Am 31. März 1934 hatte die Reichsschuld dagegen eine Höhe von 12 414 Mill. RM. Sie hat sich mithin im abgelaufenen Vierteljahr um 245 Mill. RM. verringert. Diese Verringerung ist durch planmäßige und durch außerordentliche Schuldentilgung erreicht worden. Insbesondere hat hierzu die Auflösung des zur Tilgung der Auslosungsrechte der Anleiheablösungsschuld gebildeten Tilgungssonds auf Grund des Gesetzes vom 23. März 1934 und die in Verbindung damit erfolgte Vernichtung der in ihm angesammelten Reichsanleihen beigetragen. Im laufenden Vierteljahr wird die Reichsschuld weiter zurückgehen, und zwar insbesondere infolge des Umtausches der Anleiheablösungsschuld ohne Auslosungsrechte(Neubesitz) in die 1934er Reichsanleihe und durch sonstige noch vorzunehmende planmäßige und außerordentliche Schuldentilgungen. Am 31. März 1933 betrug die Reichsschuld 12 345 Mill. RM. Seit der Machtübernahme hat sich also trotz der inzwischen für Zwecke der Arbeitsbeschaffung erfolgten Ausgabe von 840 Mill. Arbeitsschatzanweisungen, die in der Reichsschuld vom 30. Juni 1934 enthalten sind, um 176 Mill. RM. verringert. Darüber hinaus sind in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni 1934 von den früher ausgegebenen Steuergutscheinen 240 Mill. (einschließlich Aufgeld) Steuergutscheine eingelöst worden. Rauhf dem=Parsch in Wien Eine Kundfunkrede Starhembergs Auf der Strecke London— Amsterdam— Berlin von etwa 1000 Kilometer erreichte die Deutsche Lufthansa einen besonders bemerkenswerten Schnellflug. Begünstigt durch den starken Rückenwind brauchte die eingesetzte Ju 52 unter Führung von Flugkapitän Ludwig eine reine Flugzeit von nur 3 Stunden, 10 Minuten. Vizekanzler Starhemberg, der augenblicklich den Geschäften der österreichischen Regierung vorsteht, hielt im Rundfunk eine Rede, in der er u. a. ausführte: Die Bundesregierung wird in treuester Kampfgemeinschaft mit dem toten Führer ihr Bestes daran setzen, um seine Idee zum Siege zu bringen. Verantwortungslose, zum Verbrechen geführte Elemente haben geglaubt, daß der Tod des Führers Oesterreichs das Signal sei, um ihre dunklen Pläne zu verwirklichen. Um deutsch zu sein und unsere deutsche Sendung in der Welt zu erfüllen und unserem Deutschtum zu dienen, dazu brauchen wir in Oesterreich keinen Nationalsozialismus. Daher erkläre ich im eigenen Namen und im Namen der Bundesregierung, daß wir niemals das geringste Kompromiß mit dem Nationalsozialismus eingehen, niemals das geringste Zugeständnis machen werden, das unsere Freiheit, unsere Ehre und Würde beeinträchtigen könnte. Wir wollen abwarten, was in der Zukunft geschieht; wir wollen abwarten, ob in der Zukunft auf gewisse Erklärungen auch Taten folgen werden. Oesterreich hat alles getan, um die geschichtlichen Bande zwischen uns und den in Deutschland wohnenden Deutschen möglichst fest zu gestalten. Zum Schluß sagte der Vizekanzler: Selbstverständlich wollen wir alle dazu beitragen, was an uns liegt, um mit allen Nachbarn gut auszukommen. Selbstverständlich sind wir bereit, Dinge, die sich in der Vergangenheit ereignet haben, zu vergessen, wenn wir in Zukunft in keiner Weise gestört werden. Doch weisen wir jede Einmischung in unser Schicksal auf das energischste zurück. kintelen noch nicht vernehmungsAus Wien, 28. Juli, wird gemeldet: Der Gesandte Dr. Rintelen befindet sich noch immer in der Klinik Ranzi. In den gestrigen AbendstunEinigung in den deutsch=französischen Wirtsahuftsverhaudiungen In den deutsch=franösischen Wirtschaftsverhandlungen ist eine Einigung erzielt worden. Der vertraglose Zustand, der anderenfalls am 1. August eingetreten wäre und der für beide Länder einen schweren Eingriff in die Wirtschaftsbeziehungen bedeutet hätte, konnte also glücklicherweise vermieden werden. Das umfangreiche Vertragswerk zerfällt in eine Reihe von Einzelverträgen. Das deutschfranzösische Handelsabkommen vom Jahre 1927 wird jetzt in zwei Teile zerlegt, nämlich in einen„Handels=, Niederlassungs= und Schiffahrtsvertrag“ und in eine„Vereinbarung über den deutsch=französischen Warenverkehr". Der erste Vertrag enthält die allgemeinen Bestimmungen für den Handel, die Niederlassung und Schiffahrt, also die für eine Festlegung auf längere Zeit geeigneten Bestimmungen; der zweite Vertrag die Einzelabmachungen über Zölle und Kontingente, die bei der Unbeständigkeit der gegenwärtigen Wirtschaftslage für eine Festlegung auf längere Zeit weniger geeignet sind. Der Grund für diese Teilung in zwei Verträge liegt auf der Hand. Man wollte verhüten, daß jedes Mal, wenn auf dem Gebiete der Zölle und Kontingente Schwierigkeiten auftreten und eine Kündigung deswegen ins Auge gefaßt werden muß, der Bestand aller übrigen vertraglichen Vereinbarungen in Frage gestellt wird. Insoweit handelt es sich bei dem jetzigen Vertragswerk nicht um etwas wesentlich Neues. Im gangen sind die alten Vertragsbestimmungen aufrechterhalten worden. Sie sind nur in Einzelheiten an die gegenüber dem Jahre 1927 veränderte Lage angepaßt worden. Die seit dem Jahre 1927 eingetretenen Veränderungen in den Zoll= und Kontingentsvereinbarungen sind in diese neuen Texte hineingearbeitet worden. Diese zwei Verträge werden alsbald veröffentlicht werden. Neu und von grundlegender Wichtigkeit für die praktische Abwicklung des Warenverkehrs ist das zweiseitige allgemeine Verrechnungsabkommen, das anstelle des gegenwärtigen Zahlungsabkommens tritt. Die Bezahlung der ganzen Warenausfuhr von Deutschland nach Frankreich und von Frankreich nach Deutschland wird über zwei Verrechnungskonten geleitet. Außerhalb dieser Verrechnungskonten dürfen Zahlungen für den Bezug von Waren nicht mehr geleistet werden. Die Einzelheiten über die technische Abwicklung dieses Warenverkehrs werden den Devisenbewirtschaftungsstellen und der Oeffentlichkeit alsbald mitgeteilt werden. Von grundsätzlicher Bedeutung bei diesem zweiseitigen allgemeinen Verrechnungsabkommen ist, daß Deutschland dabei ein freier Ueberschuß an Devisen gewährleistet wird, und zwar nach Abzweigung der Beträge, die für die Einlösung der Dawes= und Younganleihe=Kupons notwendig sind. In den allgemeinen Linien entspricht dieses Abkommen mit Frankreich also dem zweiseitigen allgemeinen Verrechnungsabkommen, das vor wenigen Tagen mit der Schweiz als erstem Land abgeschlossen worden ist. Ein weiteres Abkommen regelt auf der Grundlage des eben erwähnten Verrechnungsabkommens die Einlösung der französischen Dawesund Younganleihe=Kupons am 15. Oktober und 1. Dezember 1934. Außerdem sind eine Reihe von Spezialabkommen über Einzelfragen abgeschlossen worden. Auch diese werden, sobald sie die Allgemeinheit interessieren, bekannt gegeben werden. den ist von Professor Ranzi eine zweite Operation an Rintelen durchgeführt worden. Der Zustand des Patienten ist noch immer ernster Natur. Rintelen ist noch immer nicht vernehmungsfähig. Die seit Mittwoch verhafteten politischen Freunde Dr. Rintelens, Direktor Wagner und die Hofräte Böhm und Perl, befinden sich weiter in politischer Haft und werden einem strengen Verhör unterzogen. Die Liquidation des Aufstandes in den Bundesländern Nach den Berichten aus den Bundesländern macht die Säuberungsaktion der Regierungstruppen und der Polizei überall Fortschritte. In den meisten Bundesländern ist die Ruhe wieder hergestellt worden. Kampfhandlungen finden zwar an einzelnen Orten noch statt, doch dienen sie nur der endgültigen Niederwerfung des Aufstandes. Die Trauerfeierlichkeiten für Bundesbanser de Jolsih Am Tage des Leichenbegängnisses für den ermordeten Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat die ganze Stadt Wien seit den frühen Morgenstunden schwarz geflaggt. Auf allen öffentlichen Gebäuden und den Gesandschaften sind die schwarzen Fahnen auf halbmast gehißt. Die Trauerfeier begann vor dem Rathaus. Auf der großen Freitreppe des Wiener Rathauses war der Sarg aufgebahrt worden. Offiziere des Deutschmeister=Ordens hielten die Ehrenwache. Auf dem freien Platz vor dem Rathaus hatten ein Regiment Kavallerie, ein Infanteriebataillon und die Wehrverbände Aufstellung genommen. Von allen Kirchtürmen Wiens läuten die Glocken. Bundespräsident Miklas hob in einer Ansprache die Bedeutung der Persönlichkeit Dollfuß' und seine Verdienste als Oesterreicher und Deutscher hervor. Nach ihm sprach Vizekanzler Fürst Starhemberg, der dem toten Bundeskanzler im Namen der Regierung, der Wehrverbände, der Armee die Treue bis übers Grab hinaus schwor. Dann sprachen der Erste Bürgermeister von Wien, Schmitz, und der Landeshauptmann von Niederösterreich, Reiter. Der außerordentlich lange Zug bewegte sich sodann durch die Straßen Wiens. Der Sarg Dollfuß' wurde auf einer Lafette geführt. Dem Sarg folgten die Familie des Bundeskanzlers, der Bundespräsident, das ganze diplomatische Korps mit den Sondervertretern der Großmächte und dem päpstlichen Delegierten, Nuntius Sibilia, dem Sondervertreter Mussolinis, Botschafter di Martino, dem ungarischen Außenminister Kanya, der Vertreter des englischen Königs, Selby, der Vertreter des Völkerbundes, Rost van Tonigen. Die Reichsregierung war durch den gegenwärtigen Geschäftsträger, Prinz zu Erbach, vertreten, der an den Beerdigungsfeierlichkeiten an der Spitze sämtlicher deutscher Gesandtschaftsmitglieder teilnahm. Vor dem Sarg schritt Kardinalerzbischof Innitzer mit der hohen Geistlichkeit Oesterreichs. Den Schluß bildete die Abteilung des Bundesheeres. Am Stephans=Dom erfolgte die Einsegnung der Leiche durch Kardinal Innitzer. Der Zug bewegte sich sodann nach dem Friedhof in Hietzing. Die endgültige Beerdigung wird in den nächsten Tagen in dem Heimatdorf des Kanzlers erfolgen. Militärische Gedenkfeier am 2. August Zur Erinnerung an den Kriegsausbruch findet am 2. August in Berlin im Lustgarten eine militärische Gedenkfeier statt. Hieran nehmen außer den Truppenteilen der Garnison Groß=Berlin und den Reichs= und Staatsbehörden Ehrenabordnungen der Landespolizei, der Schutzpolizei, der nationalsozialistischen Verbände, des Kyffhäuserbundes, des Reichstreuebundes, des Arbeitsdienstes und der Hitlerjugend teil. Die Weihestunde beginnt um 20 Uhr mit dem Einmarsch der Fahnenkompagnie und der Fackelträger. Als Geistliche sprechen: Der evangelische Wehrkreispfarrer Lie. D. Schütz, der katholische Wehrkreispfarrer Lang. Dann folgt die Ansprache des Befehlshabers im Wehrkreis III, Generalmajor von Witzleben. Die Veranstaltung wird durch Darbietungen der vereinigten Reichswehrkapellen unter Leitung des Heeresmusikinspizienten, Prof. Schmidt, feierlich umrahmt. Sie schließt gegen 20,45 Uhr mit dem großen Zapfenstreich. „Der Deutsche“ von seiner ersten Nordlandfahrt zurück Aus Bremerhaven, 28. Juli, wird berichtet: Am Samstagvormittag ist der neue Urlauberdampfer der NS.=Gemeinschaft„Kraft durch Freude", der auf den symbolhaften Namen „Der Deutsche“ getauft worden ist, von seiner ersten Nordlandfahrt zurückgekehrt. Rund 900 Volksgenossen aus Oberbayern, Arbeiter und Angestellte, Männer und Frauen, haben die glückhaft verlaufene Fahrt mitgemacht. Höllenmaschine auf einer Pariser LLchge saloen eroodet Auf einer Untergrundbahnstatien in Paris wurde Freitag nachmittag durch die Explosion eines umfangreichen Pakets, das man unter einer Wagenbank gefunden hatte, der Bahnhofsvorsteher getötet und zwei andere Bahnbeamte schwer verletzt. Die Höllenmaschinen=Anschläge, die sich vor einigen Wochen gehäuft und dann plötzlich nachgelassen hatten, scheinen wieder aufzuleben. Trotz aller Bemühungen ist es nicht gelungen, die Täter der früheren Anschläge ausfindig zu machen. Auch dem Ergebnis der Untersuchung über den jetzigen Anschlag sieht man recht skeptisch entgegen. Nach allgemeiner Auffassung hat eine weitverzweigte Anarchistenbande die Hand im Spiel. Reiseautobus vom Expreßzug Paris— Madrid überrannt— Sechs Tote Der Expreßzug Paris—Madrid überrannte an einem Bahnübergang bei Briviesea(Provinz Burgos) einen Reiseautobus, der von Madrid zur französischen Grenze fuhr. Der Autobus wurde vollständig zertrümmert. Sechs Fahrgäste waren sofort tot, drei weitere wurden lebensgefährlich verletzt. „Extrabladet“ auf sechs Monate im Reichgebiel vecholen Die Kopenhagener Zeitung„Extrabladet“ hat in großer Aufmachung die Behauptung verbreitet,„bayerische Legionäre“ hätten die österreichische Grenze überschritten und sich in einen blutigen Kampf mit österreichischen Zollbeamten eingelassen.„Extrabladet“ ist wegen dieser bewußt unwahren und verleumderischen Behauptung auf die Dauer von sechs Monaten für das Reichsgebiet verboten worden. Riesenwaldbrand infolge eines Kurzschlusses in der Starkstromleitung Aus Pasadena(Kalifornien), 27. Juli, kommt die Meldung: Infolge eines Kurzschlusses in der Starkstromleitung entstand in der Umgebung von Pasadena ein Waldbrand, der sich mit großer Geschwindigkeit ausdehnte und bereits 3000 Morgen Wald erfaßt hat. An den Löscharbeiten sind Tausende von Freiwilligen beschäftigt. 34 Personen haben wunden erlitten, die zum Teil schwerer Natur sind. Starker Wind und die große Hitze erschweren die Löscharbeiten außerordentlich. Das Feuer wird in der Richtung auf den Kurort Mount Lowe weitergetrieben. Der Ort gerkumt worden. Due Hreriem=Sesterrei Die weiteren Geschehnisse und die Debalten Nicht vor Mittwoch neues Kabinekt der Garde in Döberitz Am Sonntag stand Döberitz im Zeichen der alten Garderegimenter. In einer schlichten Feier wurden 30 Gedenktaseln der Garderegimenter enthüllt. Die einfachen eindrucksvollen Tafeln sind in der alten Dorfkirche an den Wänden angebracht und tragen den Namen des Regiments mit seinem Wahlspruch und seinem Gardezeichen. Zu der Feier hatten sich schon am frühen Morgen die Abordnungen der Gardevereinigungen im Reichskriegerbund Kyffhäuser eingefunden. Auch die Traditionstruppenteile der Reichswehrgarderegimenter hatten ihre Abordnungen aus dem ganzen Reich geschickt. Unter den Ehrengästen sah man zahlreiche hohe Militärs der alten Armee in deren Uniformen. Nachdem die Ehrenkompagnie mit den alten Gardefahnen vor der Kirche Aufstellung genommen hatte, hielt der Befehlshaber im Wehrkreis III, Generalmajor von Witzleben, eine Ansprache, in der er u. a. ausführte, die Kirche, die auch im Frieden der Donner der Geschütze und der Klang der Trompeten umhalle, erscheine als das schönste Ehrenmal unserer Gefallenen, das schlichte Kreuz in ihrer Mitte als das edelste Symbol ihres Opfertodes. Die Tafeln aber, die die Wände zierten, sollten ein Lied singen vom Ruhm preußischer Garderegimenter. Das Ehrenmal solle die kommenden Geschlechter daran erinnern, daß Heldentum nie vergebens gewesen sei und daß aus dem Heldentum des großen Krieges, dem Opfer unserer Toten, dem Untergang unseres stolzen Heeres, doch die Gedanken geboren seien, die nach Jahren der Schmach der Führer geformt habe, die heute das deutsche Volk ergriffen hätten und es im Dritten Reich aufwärts führen würden zu Freiheit und neuer Größe. Generalmajor von Witzleben schloß mit einem Hurra auf den Reichspräsidenten, den Führer und das deutsche Vaterland. Dann sprach der Führer des Kyffhäuserbundes, Oberst Reinhardt, der die eben enthüllten Gedenktafeln als ein Zeichen der engen Verbundenheit zwischen dem alten Heer und der jungen Wehrmacht bezeichnete. Am Nachmittag entwickelte sich in Döberitz ein lebhaftes Treiben, und im kameradschaftlichen Kreise wurden zwischen junger und alter Generation schnell Brücken geschlagen, Gedanken und Erlebnisse ausgetauscht. Der Verfassungsausschuß der Deutschen Evangelischen Kirche trat unter Vorsitz des Rechtswalters, Ministerial= direktor Dr. Jaeger, in Erfurt zum zweiten Male zu ernsten Beratungen zusammen. Vor Beginn der Verhandlungen begrüßte Oberbürgermeister Pichier die Mitglieder des Ausschusses im Namen der Stadt mit dem Hinweis, daß die gegenwärtige Kirchentagung in Erfurt nicht nur von großer Bedeutung für das evangelische Kirchenleben, sondern für das gesamte deutsche Volk sei. Wie auf staatlichem und politischem Gebiet müsse alles daran gesetzt werden, auch im kirchlichen Leben die Einigkeit herbeizuführen. Die noch vorhandenen Gegensätzlichkeiten zu überbrücken, sei jetzt Hauptaufgabe des Verfassungsausschusses. Es könne jedoch festgestellt werden, daß man sich auf dem besten Wege zur Erreichung des erstrebten Zieles befinde. Im Namen der Deutschen Evangelischen Kirche dankte Dr. Jaeger dem Oberbürgermeister für seine Worte, indem er betonte, daß das Werk und Erbe Luthers am lebendigsten und stärksten in einer großen staatlichen Einheit des deutschen Volkes bewahrt werden könne. Darauf begannen die vertraulichen Beratungen des Ausschusses. Mandschurische Räuber brachten in der Nähe von Iniento einen D=Zug der ostchinesischen Eisenbahn zum Entgleisen. Die Lokomotive und fünf Wagen stürzten den Bahndamm hinab. Die Zahl der bei dem Unfall getöteten und verwundeten Reisenden ist noch nicht bekannt. Von gut unterrichteter Seite in Wien erfährt das DRB, daß mit einer Entscheidung der Regierung über die Zustimmung zu der Entsendung des Vizekanzlers von Papen nach Wien nicht vor Mittwoch oder Donnerstag der nächsten Woche gerechnet werden könne. Die Entscheidung soll erst nach der Neubildung des Kabinetts fallen. Man erwartet, daß die Ernennung des Bundeskanzlers und die damit zusammenhängende Umbildung der Regierung am Dienstag oder Mittwoch erfolgen wird. Der neue Bundeskanzler werde gleichzeitig mit dem Außenministerium betraut werden. Am Mittwoch sollen die großen Standgerichtsverhandlungen gegen die verhafteten 144 Aufständischen beginnen. Dr. kintelen seines Gesandtenpostens enthoben Die österreichische Regierung hat auf Grund eines Ministerratsbeschlusses Dr. Rintelen von seinem Gesandtenposten in Rom enthoben. Die amtliche Verlustliste In der Nacht zum Sonntag wurde eine amtliche Verlustliste für alle Formationen der Regierungstruppen veröffentlicht. Danach betrugen die Verluste auf Seiten der Regierung insgesamt 78 Tote und 165 Verwundete. Die stärksten Verluste weist das Freiwillige Schutzkorps auf, das 48 Tote und 103 Verwundete zu beklagen hat. Das Bundesheer meldet 18 Tote und 37 Verwundete, die Gendarmerie 10 Tote und 20 Verwundete und die Wiener Polizei zwei Tote und fünf Verwundete. Nach privaten Meldungen sollen die Verluste der Aufständischen sich auf annähernd 200 Tote beziffern. Eine Ueberprüfung dieser Meldung ist natürlich nicht möglich. Das österreichische Bundesheer erkennt die Tapferkeit der Aufständischen an Bemerkenswert ist ein am Sonnabend erschienener militärischer Bericht über die Kämpfe am Pyhrn=Paß und im Ennstal. Während die zivilen Behörden die Aufständischen immer nur als „fluchwürdige Rebellen" und„Mörderbanden“ bezeichnen, zollt der Bericht des Heeres dem besiegten Gegner ritterliche Achtung. Der Schlußsatz dieses Berichtes lautet: Die Aufrührer hatten bei den Kämpfen um den Pyhrn=Paß schwere Verluste erlitten. So wurden fünf Tote geborgen. Aber auch die Verluste der bewaffneten Macht waren empfindlich. Einer der tapfersten Offiziere des Weltkrieges, Major Charvart, Alpenjägerregiment 8, der einzige Offizier der alten österreichischen Armee, dessen Brust zweimal die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere schmückte, fand den Heldentod. Die Ruhe ist in diesen Aufstandsgebieten wiederhergestellt. Die irregeleiteten tapferen Bergbewohner wurden zur Niederlegung der Waffen gezwungen. Schießereien In Graz kam es am Sonnabend zu Schießereien. Nach privaten Quellen sollen ein Toter und zahlreiche Verletzte zu verzeichnen sein. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Zwischenfälle unbedeutend gewesen sind. Staatssekretär Karwinsky teilte in einer Rundfunkansprache mit, daß der Aufstand als zusammengebrochen gelten könne. Nach privaten Meldungen sind noch im Süden Kärntens und Steiermarks einige Unruheherde. Mehrere aus privater Quelle einlaufende Nachrichten besagen, daß an einigen Stellen im Lande Salzburg immer noch Kämpfe im Gang seien. So sei es bei Liefering zu schweren Zusammenstößen gekommen, wobei ein Heimwehrkommandant getötet und sechs Heimwehrleute schwer verletzt wurden. In Lamprechthofen seien zwei Heimwehrleute getötet und zahlreiche verletzt worden. Ebenso habe bei Mandling ein heftiges Gefecht stattgefunden. Italienische Truppenbewegungen Die Wiener„Neue Freie Presse“ meldet aus Udine: Alle italienischen Alpenstraßen sind mit Truppen überfüllt. Die Soldaten sind mit voller Gebirgsausrüstung versehen. Unter den mobilisierten Truppen befindet sich auch die Erste mechanisierte Division in Stärke von 8000 Mann. Die Division besteht aus Tanks und Panzerautos modernster Art, schwerer und leichter Artillerie sowie sechs= und achträdrigen Lastautos. Mechanisierte Einheiten bewegen sich auf der Straße Udine—Tarvis, während Bersaglieri, Radfahrertruppen und Piemonteser Ulanen auf der Straße Monte—Croce vorüberziehen. Französisches Mißtrauen gegenüber Italien Die Pariser Sonntagspresse bringt wenig neue Gesichtspunkte zu der österreichischen Entwicklung. Weiten Widerhall findet die Haltung der italienischen Presse gegenüber Deutschland. Obwohl die französische Presse in dieser Hinsicht mit Kommentaren spart, ist zwischen den Zeilen die Genugtuung Frankreichs über die Entfremdung zwischen Berlin und Rom zu merken. Gleichzeitig kommt aber auch ein starkes Mißtrauen gegenüber Italien zum Ausdruck. Die französischen Blätter wenden sich allmählich von der Beurteilung der unmittelbaren Lage in Oesterreich zu der Frage hin, was nun sowohl in Oesterreich als auch auf internationalem Plan weiterhin geschehen wird. Hierbei wird besonders von der Linkspresse die Einschaltung des Völkerbundes verlangt. Eine gewisse Beunruhigung über die weitere Entwicklung der österreichischen Politik ist gleichzeitig festzustellen. Besonders hervorgehoben zu werden verdient der Kommentar des„Quotidien", der gewisse Zweifel darüber hegt, daß die von Dollfuß errichtete sogenannte autoritäre Herrschaft fest sei und das Vertrauen des Volkes habe. Es sei zweifelsohne der Fall, daß ein wichtiger Teil des österreichischen Volkes sehr viel mehr zum Dritten Reich hinneige als nach Italien, dem der Fürst Starhemberg und seine Heimwehren gehorchten. Zwischen zwei Diktaturen zögen viele Oesterreicher jedenfalls die braune Diktatur vor. Außerdem wäre es ein Irrtum zu glauben, daß die Arbeitermassen sich dem autoritären Regime nach dem Zusammenbruch des Februaraufstandes angeschlossen hätten. Unter diesen Umständen würde, wenn die italienische Armee nach Oesterreich einmarschierte, voraussichtlich eine patriotische Front entstehen, die viel wirksamer sein würde als die von Dollfuß. Die Reichspost wird Gebührenwünsche schrittweise erfüllen Einen neuerlichen Versuch, eine Verbilligung der Postgebühren zu erzielen, hat, wie das NDZ. meldet, die Industrie= und Handelskammer zu Köln unternommen. Von zuständiger Stelle ist ihr darauf mitgeteilt worden, daß die Hinweise in der Oeffentlichkeit, daß die Postgebühren vor dem Kriege niedriger waren, unberechtigt seien. Es müsse berücksichtigt werden, daß die Deutsche Reichspost heute viel stärker belastet sei als in den Vorkriegsjahren, in denen sie keine Millionenablieferungen an das Reich zu leisten hatte und in denen ihr auch die Millionen erspart blieben, die sie jetzt an die Reichsbahn für die Beförderung der Postwagen zu zahlen habe. Wann und mit welchem Betrage das Reich auf die Ablieferungen der Deutschen Reichspost verzichten könne, um ihr Mittel zu weiteren Gebührenermäßigungen zuzuführen, sei eine allgemein=finanzpolitische Frage, deren Entscheidung nicht allein bei der Deutschen Reichspost, sondern bei der gesamten Reichsregierung stehe. Wenn die Deutsche Reichspost trotz ihrer finanziellen Vorbelastung schon große Gebührenermäßigungen durchgeführt habe, so habe sie damit bewiesen, daß sie ernstlich bestrebt sei, den Verkehr zu verbilligen und zu erleichtern. In dem Massenverkehr der Post bedeute aber schon die geringste Gebührenermäßigung einen erheblichen Einnahmeausfall, der, wie die Erfahrung lehre, keineswegs durch eine entsprechende Mehrbenutzung der Post wieder voll eingebracht werde. An Gebührenverringerung beispielsweise von nur einem Reichspfennig für die Fernbriefe von 20 Gramm würde einen jährlichen Ausfall von rund 20 Mill. RM. ergeben. Die am 1. März 1931 und am 15. Januar 1932 eingetretene Gebührenermäßigung für Drucksachen, Fernbriefe, Fernpostkarten und Pakete habe einen Gebührenausfall von 170 Mill. RM. jährlich gebracht. Die Deutsche Reichspost könne also Gebührenwünsche nur schrittweise und nur insoweit erfüllen, wie das Gleichgewicht in ihrem Hausbalt oewahrt bleibe. Stratosphärenflug in Amtternt. Major Kepner, Hauptmann Svens und Hauptmann Anderson sind am Sonnabend früh in Rapid City(Süddakota) mit einem Ballon zu einem Flug in die Stratosphäre aufgestiegen. Bei dem Ballon handelt es sich um den größten, der bisher überhaupt in die Stratosphäre aufgestiegen ist. Etwa 20000 Personen wohnten dem Start bei. Als der Ballon beinahe gefüllt war, rissen drei Ankerseile. Der Haltemannschaft gelang es jedoch, den Ballon in ihrer Gewalt zu behalten. Nach dem Start stieg der Ballon kerzengerade auf, um dann in nordöstlicher Richtung zu treiben. Eine Meldung aus Chicago lautet dann: Die Stratosphärenflieger haben aus etwa 5000 Meter Höhe einen Funkspruch an den Kommandeur des Armeefliegerkorps in Washington gerichtet, in dem sie mitteilen, daß sie die Absicht haben, mit ihrem Ballon eine Höhe von 23.000 Meter zu erreichen. Bei Absendung des Funkspruches befand sich der Ballon etwa 50 Klm. südöstlich über Rapid City. Finanziert wird der Flug durch die Nationale Geographische Gesellschaft und die Bundesarmee. Aus Rapid City kommt dann die Meldung: Die Stratosphärenflieger haben ihr Ziel nicht erreicht. Um 21.30 Uhr MEZ. mußten sie bereits den Abstieg aus einer Höhe von 15600 Meter beginnen. Nach einem Funkspruch hat die Ballonhülle am unteren Teil zwei Risse erhalten, so daß eine Fortsetzung des Fluges nicht mehr ratsam erschien. Endlich wird die Landung in folgender Drahtung aus Newyork gemeldet: Der Stratosphärenballon ist am Samstagabend um 23.45 Uhr MEZ. bei einer Farm in der Nähe von Holdrege(Nebraska) gelandet. Der Ballon fiel in einer Höhe von etwa 235 Meter in sich zusammen, so daß die Insassen genötigt waren, mit ihren Fallschirmen über Bord zu springen. Alle drei Ballonflieger kamen unverletzt auf dem Erdboden an. Der Ballon landete kurz darauf ebenfalls. Die Gondel blieb unbeschädigt und alle Instrumente waren unversehrt. Der Leiter der Expedition, Major Kepner, erklärte nach der Landung, daß die Ballonhülle in einer Höhe von etwa 2700 Meter Risse bekommen hätte. Einer der Insassen sei dann auf die Hülle geklettert und habe versucht, die Hülle so herzurichten, daß sie als ein riesiger Fallschirm wirken und die Insassen unversehrt hinabtragen sollte. Blutiger Streit zwischen zwei Mietern um einen Kundfunkapparat In einem Hause in der Prinzessinnenstraße in Berlin wohnt im dritten Stockwerk der 33jährige Erich S.; über ihm wohnt der 28jährige Walter O., der einen Rundfunkapparat besitzt. Wegen dieses Apparates bestand schon seit längerer Zeit Feindschaft zwischen beiden Mietern. Erich S. verfolgte den Walter O. mit der Behauptung. daß dieser seinen Rundfunkapparat absichtlich immer bei offenem Fenster überlaut spielen und auch„pfeifen“ lasse, nur um ihn zu belästigen. Erich S. hat sich das aber offensichtlich nur eingebildet, zumal er den Lärm mehrmals zu einer Zeit gehört haben will, in der Walter O. gar nicht in seiner Wohnung war. Erich S. beschwerte sich auch bei der Post und diese ließ die Rundfunkanlage genau überprüfen, konnte aber nicht das Geringste beanstanden. Am Samstagabend kam es nun zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen den beiden Mietern. Als Walter O. von seiner Arbeitsstätte nach Hause gekommen war, hatte er seinen Apparat eingeschaltet. Darauf riß Erich S. das Fenster auf und schrie nach oben, daß er seinem Gegner den Schädel einschlagen werde. Als Walter O. später über den Hof ging, stellte ihn S. O. versuchte, in seine Wohnung zu gelangen, wurde aber von S. verfolgt und auf der Treppe tätlich angegriffen. O. erhielt einen solchen Stoß vor die Brust, daß er die Treppe hinunter fiel. Erich S. drängte schließlich den O. gegen eine Mauer und würgte ihn so kräftig am Halse, daß das Gesicht des O. blau anlief. Da Walter O. sich nun in Gefahr sah, griff er zu einem Messer und brachte seinem Gegner schwere Stiche in den Leib bei. Erich S. wurde in lebensgefährlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Der Täter wurde vorerst festgenommen; vermutlich liegt ein Notwehrakt vor. Gattenmord nach drei Jahren aufgeklart Aus Kalkberge, 28. Juli, wird berichtet: Am 25. Juli 1931 wurde der 30 Jahre alte Kraftwagenführer Kurt Dittmann aus Rehfelde=Ostbahn mit einer Schußverletzung im Kopf ins Kreiskrankenhaus Kalkberge eingeliefert, wo er kurze Zeit darauf starb. Als Todesursache wurde damals Selbstmord infolge Nervenzerrüttung angenommen. Jetzt, nach drei Jahren, tauchten aber Verdachtsgründe auf, daß Dittmann ermordet worden sei. Der Kriminalpolizei aus Berlin ist es jetzt gelungen, den Fall aufzuklären. Die damalige Frau des Dittmann, eine geborene Gertrud Henschel, die sich inzwischen wieder verheiratet hat, gestand, ihrem Ehemann nach voraufgegangenem Streit im Handgemenge den tödlichen Schut beigebracht zu haben. Sie wurde verhaftet. Der Führer mit v. Papen und Goebbels in Bayreuth nach den Besprechungen, deren Ergebnis die Entsendung des Vizekanzlers auf den Posten des Gesandten in Wien war Nr. 175(Zweites Blatt) „Schlrerter=Henunp 30. Juli 1934 —* Schwerte(Ruhr), Montag den 30. Juli 1934 Tagesspruch Denn dem Glück, geliebt zu werden, Gleicht kein andres Glück auf Erden. I. G. v. Herder. nen jederzeit die Aufnahmebedingungen vom Katharinenstift erbitten. ## 75. Geburtstag. Am heutigen Montag feiert die Witwe Elisabeth Runthe, Kampstr. 10 wohnhaft, ihren 75. Geburtstag. Der geschätzten Lebensjubilarin zum Ehrentage unsern aufrichtigen Glück= und Segenswunsch! Noch ein Luftballon. Der Landwirtschaftsgehilfe Karl Bleidissel von Gut Ruhrfeld, fand einen Luftballon vom Amtswalter=Aufmarsch der Deutschen Arbeitsfront Solingen und Wuppertal. Auch dieser Finder sieht einer Belohnung entgegen. Der Luftballon hat die Strecke Solingen—Schwerte zurück. gelegt. Andachten. Die aus Anlaß der 20. Wiederkehr des Mobilmachungstages vom Herrn Reichsbischof angeordnete Andacht findet für die evang. Gemeinde am Donnerstag, 2. Aug., abends 8 Uhr auf dem alten Friedhof an der Bahnhofstraße statt.— Zu derselben Zeit ist für die kath. Gemeinde eine Andacht in der Kirche! Körung der Zuchthengste. In der Zeit vom 24. bis 26. Oktober d. J. findet in Münster in der Halle„Münsterland“ die Hengstekörung statt. Die Hengste sind bis zum 1. Aug. d. J. bei der Landwirtschaftskammer in Münster unter Benutzung eines besonderen Anmeldebogen, der von der Landwirtschaftskammer frei zu beziehen ist, unter Beifügung des Abstammungsnachweises(Fohlenschein) anzumelden. : Preisherabsetzung für Frühkartoffeln. Der Landrat teilt mit: Nachdem durch den Reichsbeauftragten für die Regelung des Frühkartoffelabsatzes der Erzeugerpreis für 1. Sorte auf 6, für 2. Sorte auf 4 und für runde Kartoffel 5 Rpfg. pro Pfund herabgesetzt worden ist, müssen die bisherigen Großhandels= und Einzelhandelspreise entsprechend gesenkt werden. Die Ortspolizeibehörden sind durch den Regierungspräsidenten angewiesen, darauf zu achten, daß der Kleinverkaufspreis für die einzelnen Kartoffelsorten in keinem Falle mehr als 2 Rpfg. über den genannten Erzeugerpreisen liegt. Bei den mit Sicherheit zu erwartenden weiteren Herabsetzungen der Erzeugerpreise ist diese Regelung entsprechend anzuwenden. Diese Preise des Handels dürfen nicht über= wohl aber unterschritten werden. Verabredungen über Mindesthandelsspannen und dergleichen haben keinerlei Bedeutung. : Personalnachrichten der öffentlichen Behörden. Uebertragen: Die Kreisarztstelle in Hamm v. 1. 8. ab dem Medizinalrat Dr. Wolff in Schlochau.— Ueberwiesen: Reg.=Inspektor Petri, bisher bei der Regierung in Arnsberg tätig, an das Landratsamt in Siegen als staatlicher Bürohilfsarbeiter.— Versetzt: Regierungsbaurat Eichmann, bisher bei der Regierung in Arnsberg tätig, an die Festungskommandantur in Königsberg. Reg.=Asfessor Dr. Enneper, bisher beim Landratsamt in Altena, an das Landratsamt des Kreises Luckenau(Reg.=Bez. Frankfurt a.d. O.).— Zu besetzen sind: 1 Strafanstaltshauptwachtmeisterstelle bei der Strafanstalt in Münster und eine Erste Strafanstaltshauptwachtmeisterstelle bei dem Untersuchungsgefängnis in Essen. Die Devisenstelle des Landesfinanzamtes Münster(bisheriger Fernsprechanschluß 41251 Landesfinanzamt) hat ab 1. August 1934 eigenen Fernsprechanschluß: Ruf: Münster 41 253. Für Glaube und Volkstum in Brasilien. Das Katharinenstift des Diakonissen=Mutterhauses der Frauenhilfe fürs Ausland in der Lutherstadt Wittenberg, Bez. Halle, zählt z. Zt. etwa 190 Schwestern, von denen bereits 60 in der Arbeit an den evangelischen Deutschen in Brasilien stehen, die übrigen in der Heimat arbeiten oder noch in der Ausbildung sind. Grundsätzlich für die weibliche Diakonie im gesamten evangelischen Auslandsdeutschtum bestimmt, hat sich das Werk bisher aus praktischen Gründen auf die größte Auslandskolonie des deutschen Volkstums beschränkt, auf Brasilien, wo etwa ¼ Millionen Deutsche wohnen, von denen ½3 evangelisch sind. Die Schwestern dienen dort nicht nur als Krankenpflegerinnen und Gemeindeschwestern, sondern auch als Kindergartnerinnen, Lehrerinnen, und Gemeindeschwester, Hebammen und Haushaltsschwestern.— Das Haus ruft nach mehr Schwestern! Seelisch und körperlich gesunde Mädchen, die gerne mitwirken wollen für Glauben und Volkstum in den bedrohten deutschen Auslandsgebieten, könStudienfahrt nach Schwerte Schwerte, 30. Juli. Der Historische Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark veranstaltete am Samstag eine vor= und frühgeschichtliche Studienfahrt zur Ruhr und Lenne. In bequemen Autobussen trafen 75 Dortmunder Heimatfreunde gegen 3 Uhr nachmittags in Schwerte ein. Hier wurden das Ruhrtalmuseum und die Kirche St. Viktor besichtigt. Anschließend fand im„Reiche des Wassers“ eine gemeinsame Kaffeetafel statt. Nach der Stärkung wurde die Weiterfahrt nach Oestrich angetreten.Hier wurde der Burgberg mit dem aus dem 7. u. 10. Jahrh. stammenden Wallburgen besichtigt. In Hohenlimburg wurde schließlich das Schloß und die Ausgrabungen auf der 1288 zerstörten Raffenburg und das an Fundstücken reiche Museum besichtigt. Die Raffenburg wurde, nachdem sie bald 700 Jahre in Schutt und Trümmer gelegen hatte, durch den Verein für Orts= und Heimatkunde Hohenlimburg unter Leitung des Heimatforschers Josef Spiegel 1932=33 ausgegraben. Die Führung der Studienfahrt hatte Museumsleiter Spiegel, der sich ständig bemüht, seiner Vaterstadt Gäste von auswärts zuzuführen— wahrlich praktische Verkehrswerbung, die mehr Unterstützung der zuständigen Stellen verdiente. Ochweete in Neichosenerr kon Schwerte, 29. Juli. Schwerte, als Musikstadt bekannt, ist in letzter Zeit öfter im Rundfunk zur Geltung gekommen. So hörten wir noch am letzten Dienstag in einer Brahms=Stunde das Klempt=Vokal=Terzett. Es war dies eine ganz besonders gute Uebertragung — trotz des drohenden Gewitters und der damit verbundenen leichten Störungen. Die drei Geschwister Klempt, Else, Martha und Grete, haben wir im Westdeutschen Rundfunk schon 15 Mal gehört, und als entschiedene Talente bewertet. Die Sängerinnen bestätigten aus diesmal die gute Meinung, die man früher auch bei den Kirchenkonzerten u. bei ihrem Auftreten für die NS=Volkswohlfahrt, von ihnen gewonnen hatte. Mit angenehmer weicher Stimme sangen sie deutsche Volkslieder von Brahms, mit Klavierbegleitung. Sie vermittelten das Wesen der Lieder„Es steht eine Lind' in jenem Tal“,„Ach könnt' ich diesen Abend",„Schönster Schatz, mein Engel“,„Ach Gott, wie weh tut scheiden“ in lebendigster Weise. Der Höhepunkt war das leidenschaftlich vorgetragene Volkslied„Schwesterlein, Brüderlein". Die Sängerinnen erlebten und ließen miterleben. * Am gestrigen Sonntag hatten wir Gelegenheit, den MGV.„Cäcilia“ im Reichssender Köln zum zweiten Mal zu hören. Die bewährte Vereinigung hatte zur Vorbereitung dieses Konzertes nur kurze Zeit zur Verfügung gehabt, und so kam es, daß die beiden ersten Lieder, die sich auch zum Vortrag im Rundfunk weniger eigneten, etwas matt blieben. Vor allen Dingen ließ die Textaussprache sehr zu wünschen übrig. Es darf auch nicht vorkommen, daß ein Sänger, wie wir beobachteten, abgekehrten Anlitzes auf sein Blatt starrte, ohne sich um den Dirigenten zu kümmern, der wieder mit Hingabe bei der Sache war. Der Eindruck der beiden ersten Lieder waren nicht nur im Konzertsaal schwach, sondern auch bei den Hörern am häuslichen Empfangsgerät. Daß die Wiedergabe mißglückte, lag zum Teil auch am Publikum, das sich nicht ruhig genug verhielt, und an der anfänglichen Nervosität der Sänger. Aber die Zuhörer sollten doch nicht enttäuscht werden, denn die nächstfolgenden Lieder für Männerchor„Tik e tik e tok“ von Bungard und vor allem das„Wandern im Maien“ von Gellert, kamen zu eindrucksvoller Wiedergabe. Musikdirektor(so hieß es in der Ansage) Hermann Brockpähler gestaltete hier aus einer inneren Anschauung heraus, was dem Vortrag etwas ungemein Bildhaftes und unmittelbar Packendes gab. Dies traf vor allen Dingen bei dem Marschlied zu, in welchem man tatsächlich einen Gesangverein vorüberziehend zu hören meinte. Das Lied saß, da wurde mit peinlichster Sorgfalt gesungen. Da kam auch das Piano, das die Stärke dieser Vereinigung ist, wundervoll zum Vortrag. Auch die Zuhörer daheim hatten den Eindruck, daß diese Wiedergabe einwandfrei gelang. Die Darbietung des Chors, der außerhalb des Rundfunkprogramms noch das stimmungsvolle „An dem Brünnerle“ von Trunk und das stimmungsvolle„Spinn, Miäsken, spinn“ von Nellius, sang, wurde beifällig aufgenommen. Eine besondere Freude bereitete den Zuhörern wieder der Frauenchor„Cäcilia“ der ebenfalls von Hermann Brockpähler geleitet wird. Die Sängerinnen, stimmlich wieder auf der Höhe und besonders im Sopran gut besetzt, brachten die„Waldandacht“ von Abt und das „Wiegenlied“ von Brockpähler zu Gehör. Der Chor wurde seiner Aufgabe mit bester Sicherheit und in stimmlich angenehmer Weise gerecht. Der herzliche Beifall war verdient. * Im Mittelpunkt der Rundfunkübertragung, die 4,50 Uhr begann und 6,41 Uhr beendet reuth als Zuhörer und Gast teilzunehmen. So wurde unser heimischer Musikzugführer Norbert Köppikus von dem Verwaltungsamt der Obersten SA=Führung nach Bayreuth eingeladen. Köppikus wird schon Dienstag nachmittag der Aufführung der„Meistersinger von Nürnberg" beiwohnen. K. hat freie Hin= und Rückfahrt, freie Verpflegung und Unterkunft. wurde, stand das Konzert des Musikzuges der SA=Standarte 329 Schwerte. Musikzugführer Norbert Köppikus dirigierte wieder mit Sorgfalt und vermied es, in der klanglichen Dynamik zu gleichmäßig zu werden. Die Blasmusiker spielten mit Hingabe und, was besonders bei der Wiedergabe des Walzers„Rosen aus dem Süden“ von Strauß und bei dem großen Jägerpoutpourri zum Ausdruck kam, mit oft bestrickender Reinheit. Daß unsere braunen Musiker ein besonders herzliches Verhältnis zu den Bravour=Märschen„Die Ehemaligen“(auch schon in Nürnberg gespielt) und zu „Per aspera“, sowie zur Ouvertüre„Leichte Kavallerie“ fanden, versteht sich von selbst. Es war alles vom Zielbewußtsein getragen und von jener Willenskraft, die das Ereichbare sichert und festzuhalten bestrebt ist. Und da Mz.=Führer Norbert Köppikus mit seinen Musikern durch feinen Musiksinn, geglättete Technik, Frische und Schwung zu fesseln vermag, so gehört diese SA=Standartenkapelle künftig zu den ständigen Mitwirkenden im Reichssender Köln. Der Rundfunk hat sie schon wieder zu einem neuen Konzert verpflichtet, das am 12. August in dem durch gute Akustik sich auszeichnenden Freischützsaal statt. findet.=cke. Soll dieser Remscheider recht haben? Musikzugführer Köppikus erhielt von einem Remscheider Musikfreund folgenden Brief, den er uns zur Veröffentlichung übergab: Remscheid, den 28. 7. 34. Verehrter Herr Kapellmeister! Um es gleich vorweg zu sagen: ich gehöre nicht zu der Kategorie von Menschen, die gleich meckern und nörgeln, wenn nicht alles nach ihrem Wunsch geht und bei jeder Gelegenheit den Schnabel aufmachen müssen; die auf der andern Seite aber das Gute, das geboten wird, grundsätzlich totschweigen———. Schon einige Male habe ich Gelegenheit gehabt, Sie im Rundfunk zu hören, und ich muß sagen, daß mir ihre Darbietungen gut gefallen haben. Leider aber, und jetzt kommt das„Aber“... Ihr Publikum. Sagen Sie bitte, was sind das eigentlich für Leute? Solch eine Quasselei während des Konzertes ist doch ganz unerhört! Das noch so schön dargebotene Konzert wird einem total verleidet durch diese Störenfriede. Was nützt es, wenn man hin und wieder„Ruhe!" ruft, wie das beim letzten Konzert, und zwar in „Dichter und Bauer“ der Fall war. Das einzig Richtige ist es, wenn sie als Dirigent kurzerhand das Stück abbrechen und sagen in ein paar Worten, die Nicht=Zuhörer möchten doch ihre Unterhaltung draußen vor der Türe fortsetzen usw. Ich verstehe auch den„Mann vom Rundfunk“ nicht. Dieser Herr hört den Spektakel der Leute doch genau so gut wie ich hier in Remscheid. Es ist auch seine Pflicht für eine gute Vermittlung des Konzertes zu sorgen, sonst soll er in Köln bleiben. Schließlich bezahle ich meine Gebühr nicht, um das Gequassel der Schwerter im Konzertsaal zu hören! Entschuldigen Sie meine Grobheit freundlichst, aber das ist so Remscheider Art. Vielleicht sorgen Sie für Abhilfe, damit man sich bei der morgigen Uebertragung, die ich ganz bestimmt anhören werde, nicht wieder zu ärgern braucht. Jedenfalls ist Ihre Veranstaltung doch keine Kölner Karnevals=Sitzung. Anerkemmiane für Norbert Köppikus Der oberste SA-Führer, Adolf Hitler, hat sich dafür eingesetzt, daß bewährten Musikzugführern und Musiksachverständigen die Möglichkeit gegeben wird, an den Bühnenfestspielen in BayAus dem Nachbargebiet Unna. D= Zugwagen entgleist. Wie der W. L. Z. mitgeteilt wird, entgleiste am Donnerstagmorgen gegen 4,45 Uhr ein Wagen des D=Zuges Nr. 100 Hamburg—Köln auf der Fahrt zwischen Bönen und Unna, kurz hinter der Bodensenkung, in der sich seinerzeit das große Eisenbahnunglück ereignet hat. Das Unglück geschah infolge Achsenbruches des hinter der Maschine laufenden Postwagens Die im Postwagen befindlichen Beamten zogen die Notbremse, wodurch der Zug zum Halten gebracht wurde. Nur dem Umstand, daß die Maschine in ansteigender Fahrt war und nicht die Vorderachse, sondern die Hinterachse des Postwagens brach, ist es zu verdanken, daß kein größeres Unglück eintrat. Personen wurden nicht verletzt, jedoch wurde größerer Sachschaden an dem Postwagen und den Gleisanlagen angerichtet. Die Aufgleisungsarbeiten, die ziemich schwierig waren, wurden von der Eisenbahnwerkstatt Holzwickede ausgeführt. Unna, 29. Juli. Die Unnaer Bluttat. Die Polizeiverwaltung in Unna hat die Untersuchung in der Unnaer Bluttat abgeschlossen und die Sache an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Gestern fand bei der Gegenüberstellung des Täters die Leichenobduktion statt. Es wurde festgestellt, daß der Stich, den Günther dem getöteten Karl Steinhoff unterhalb des Schlüsselbeins versetzt hat, tödliche Wirkung hatte, nicht aber der Schlag gegen die Kopfseite, den G. mit einem Beil ausgeführt hat. Die Leiche ist zur Bestattung freigegeben worden. Die Tatumstände und die Ausführung liegen so, daß noch nicht gesagt werden kann, wie die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft erfolgt. Wahrscheinlich ist noch mit vorsätzlichem Mord zu rechnen. Der Täter befindet sich noch in Haft. Wetter, 28. Juli. Frau überfallen. Auf einem Spaziergang nach Vorhalle wurde eine Frau mit ihren beiden Kindern im Wald nahe des Hülsbergschen Guts von einem Mann überfallen. Der Verbrecher wollte der Frau die Brosche entreißen. Sie konnte ihn aber zurückstoßen und mit den Kindern hilferufend fliehen. Der Schurke verfolgte dann die Fliehenden und zeigte sich ihnen in der niederträchtigsten Weise. Er verschwand dann im Walde. Arnsberg, 29. Juli. Luftamt Münster zuständig. Wie die Pressestelle der Regierung Arnsberg mitteilt, hat das Lustamt Münster in Durchführung der Verordnung über den Aufbau der Reichsluftfahrtverwaltung vom 18. April 1934 die Geschäfte der Luftaussicht übernommen. Es wird gebeten, nunmehr alle Anträge, welche die Luftaussicht betreffen, an das Lustamt Münster zu richten. Die Regierung schützt Kulturdenkmale. Arnsberg, 27. Juli. Um erneut zu beweisen, wie der nationalsozialistische Staat bemüht ist, unserem Volk alte Kulturdenkmale zu erhalten, gibt der Pressedienst der Regierung Arnsberg bekannt, daß die Regierung zu den Erhaltungsarbeiten an der Burg Schnellenberg(Kr. Olpe) eine staatliche Beihilfe im Betrag von 500 Mark bewilligt werden konnte, so ich die Genehmigung dieses Betrages doch ein schönes Zeichen für den echten Willen der Rgierung, stets dort zu helfen, wo kulturelle Werte in Gefahr sind. Im übrigen wird aber auch— wie von maßgebender Stelle mitgeteilt wurde— dieser Staatszuschuß genügen, um die notwendigen Sicherungsarbeiten im laufenden Jahr ausführen zu können. Der Frontkamerad Auch ich war einst ein Streiter, Eh mich der Feind zerschoß. Jetzt kann ich nicht mehr weiter, Leb wohl, mein Kampfgenoß“! Ich pseif auf Schein und Ehren, Mein Rock kein Litzen trägt. Die Jugend will ich lehren, Wie's Herz für Deutschland schlägt! Rudolf Zilkens. Tagreinn für dis Anter Westhosen und Ergste M tsliederversammlung der N89AP. Ortsgr. Geisecke Geisecke, 29. Juli. Am Sonnabend, dem 28. 7. 34 sand im Lokale Eichmann, Geisecke, eine Mitglieder=Versammlung statt, welche verhältnismäßig gut besucht war. Der Ortsgruppenleiter Pg. Spämann begrüßte die Anwesenden mit kurzen aber herzlichen Worten und erteilte dem für diesen Abend als Redner bestellten Kreisleiter Pg. Flach, Dortmund, das Wort. In seiner fast einstündigen Rede führte Pg. Flach u. a. aus: Die Früchte der französischen Revolution im Jahre 1789 konnten die Franzosen erst nach vielen Jahren ernten. Seine Weltmachtstellung, die Frankreich sich im Weltkrieg 1914 errungen hat, verdankt es der damaligen Revolution. Was wäre aus England geworden, wenn nicht im Jahre 1649 Cromwell durch die Revolution die vielen kleinen Grafschaften zu einem großen Brit. Reich vereinigt hätte. Natürlich konnte sich der Erfolg erst nach vielen Jahrzehnten auswirken. So ist es auch mit uns. Viele Leute meinen, nachdem unser Führer am 30. Jan. 33 die Macht übernommen, müsse nun gleich alles anders ind besser werden. Zuerst muß die Revolution die innere Politik regeln. Wir müssen soweit kommen, daß wir uns von den Erträgnissen unseres eigenen Bodens selbst ernähren können und nicht mehr vom Ausland abhängig sind. Daß dadurch, und besonders für den Erwerbslosen und einfachen Arbeiter Härten eintreten, ist nicht zu vermeiden. Denken wir nur an die Regelung der Fettversorgung. Daß aber durch die Regelung der Fettversorgung etwa 1 Rillion Arbeiter wieder in den Arbeitsprozeß gebracht sind, wissen viele nicht. Ebenso ist es mit den Arbeitslöhnen. Unser Führer weiß, daß viele Arbeiter mit dem Lohn nicht auskommen können. Aber auch hierin wird Abhilfe geschaffen. Wir müssen unserem Führer Zeit dazu lassen, er wird schon dafür sorgen, daß durch einheitliche Regelung der Gesetze jeder deutsche Volksgenosse zum Wohlstand kommt. Nach Schluß der Versammlung fand ein gemütliches Beisammensein statt, welches durch die Darbietungen der bewährten Hauskapelle unseres beliebten Musikmeisters Norbert Köppikus verschönt wurde. * Ergste, 29. Juli. Holländische Kinder zur Erholung untergebracht. In der Gemeinde Ergste wurden durch Vermittlung der NS=Volkswohlfahrt 19 deutsche Kinder aus Holland und in der Gemeinde Hennen 15 Kinder untergebracht. Die Kinder der deutichen Volksgenossen aus Holland, sollen auf diese Weise ihr Vaterland kennen lernen. Ergste, 29. Juli. Gefunden wurde auf der Kreisstraße in Berchum eine Geldbörse mit Inhalt. Der Verlierer möge sich auf dem Ergster Fundbüro melden. Berchum, 29. Juli. Sittlichkeitsverbrecher entkommen. Die Schülerin Elfriede Rüb aus Berchum und der Schüler Pentling befanden sich auf dem Schulwege. Im Wannebachteil wurden sie von einem Radfahrer angesprochen, der dem Schüler anbot, ihn zur Schule zu fahren. Der Junge ging auf dies Angebot ein und beide fuhren davon. Es dauerte nicht lange, da kam der Radfahrer zurück. Er versuchte die Schülerin zu Boden zu werfen und ihr mit einem Taschentuch den Garenfeld, 28. Juli. Die Schulgemeinde Höfinghoff beging am 26. Juli, am ersten Ferientag der Sommerferien, ihr traditionelles Schulfest. Hierzu waren die Eltern der Schüler, die Freunde und Gönner des Hauses Höfinghoff eingeladen. Der Direktor des höheren Schulheims Höfinghoff. Dr. Hille, hieß die zahlreich erschienenen Gäste in dem herrlich auf einem Vorberg des Sauerlandes gelegenen Heime willkommen. Auf dem Sportplatz des Schulheims wurde zunächst gezeigt, in welcher Weise die Körperschulung Eingang in dieses Knabeninstitut, das der verstorbene Pfarrer Oberlehrer Friedrich Schulte=Höfinghoff 1907 gründete, gefunden hat. Die Klassen Untertertia, Obertertia, Untersekunda führten ein Faustball=Wettspiel vor. Sodann zeigte Mittelschullehrer P. Held mit seinen Schülern Stabübungen nach Musik. Die anschließende Körperschule führte deutlich vor Augen, daß der Turnunterricht in diesem höheren Landschulheim nach den neuesten Richtlinien aufgebaut ist. Die sinnvolle Ueberleitung zu der nach einer Pause folgenden Freilichtaufführung, bildeten die Sprechchöre, die von Mittelschullehrer F. Overbeck mit Sorgfalt einstudiert waren und ihre Wirkung auf die Zuhörerschaft nicht verfehlten. Um 5 Uhr waren die Bänke vor der Freilichtbühne alle besetzt. Die Lage der Bühne ist ideal. Denn im Hintergrunde steht Wald als natürliche Kulisse. Die Fernsicht zu beiden Seiten und über den Waldbestand hinweg ist insofern ungetrübt, als keine Industriebauten den Charakter der Landschaft stören. Wir wissen, daß die Berge bei Garenfeld altgermanische Siedlungen getragen haben, und so ist es durchaus passend, wenn auf diesen historischen Höhen ein historisches Schauspiel aufgeführt wird. In einer Zeit, wo das deutsche Volkstum so schwer zu ringen hat, können wir uns an einem von Freiheitsgeist durchzogenen Schauspiels, wie es Wilhelm Tell ist, aufrichten. Es ist von besonderem Wert, wenn gerade unsere Schuljugend in lebendiger Form mit den Kulturgütern unserer Nation vertraut gemacht wird, und so war es ein glückMund zuzustopfen. Das Kind konnte sich jedoch von dem Unhold frei machen und davon eilen. Auf die Hilferufe des Kindes kam eine andere Person hinzugeeilt. Der Radfahrer nahm sosort reißaus. Gendarmeriebeamte nahmen die Verfolgung auf. Bisher konnte der Täter noch nicht ermittelt werden. Berchum, 29. Juli. Einbruch. Unbekannte Diebe zertrümmerten in der Nacht die Fensterscheibe in der Marinieranstalt H., drangen in die Innenräume ein und stahlen Rollmöpse, Heringe, eine Küchentelleruhr und eine Kiste mit Imi=Päckchen. Die Polizei nahm die Ermittlung auf. licher Gedanke,„Wilhelm Tell mit Laienspielern darzubieten. Ein alter Fachmann der Freilicht=Laienbühne, Dr. Bernd Zims, Lehrer am Schulheim Höfinghoff, hatte die Einstudierung des Schiller'schen Meisterwerkes mit den gesamten Schülern unternommen. Hinzugezogen waren noch Mädchenklassen der Garenfelder Gemeindeschule und zwar für die Massenszenen und die Chöre. Zur Einleitung sprach der Regisseur von der Aufgabe, die er sich mit dieser Aufführung gesetzt habe. Er betonte, daß er kein Theater im alten Sinne zeigen wolle, sondern bildhaft statuarisch an die Handlung herangehen wolle. Die Zuschauer sollten sich in erster Linie an den Bildern und an der Bewegung ergötzen. Er wies noch darauf hin, daß die Darsteller sich im Alter von 13 bis 17 Jahren befänden und daß man, wenn einer stecken bleiben sollte, die Fehler mit dem Mantel der Liebe zudecken möge. Was wir nun sahen in pausenlosem zweieinhalbstündigen Spiel, war erfüllt von Schwung und Frische, war erfüllt von Musik und Eigenartigkeit, war durchsetzt von nationalsozialistischem Geist. Schiller wurde nicht gefälscht, und wenn der Chor nach dem RütliSchwur das Lied des neuen Deutschland „Siehst du im Osten das Morgenrot“ sang, so wurde diese Zugabe als etwas durchaus in den Rahmen der Handlung und in den Stil Passendes empfunden. Bei keinem Zuschauer erregte der Spielleiter mit seiner originellen Auffassung Anstoß. Es gab nur Zustimmung, bei einigen Szenen sogar Ergriffenheit. Dr. Zims legte besonderen Wert darauf, die Stimmung zu erhöhen. Mittel dazu war ihm die Musik. Er selbst ist ein ausgezeichneter Trompeter. Das Orchester stellte der Posaunenchor Westhofen. Für die Musiker hatte man eine Versenkung, wie bei einer modernen Bühne, geschassen, von der aus auch der Souffleur arbeitete. Der Vorsager hatte aber nicht viel Arbeit, da die Schüler und die hinzugezogenen Mädchen ganz hervorragend auswendig gelernt hatten. Es waren Streichungen vorgenommen, aber doch gab es für den Darsteller des Wilhelm Tell(Heinz Tiemann) längere Monologe. Wenn man bedenkt, daß der Darsteller der Titelrolle erst 16 Jahre alt war, so lassen sich die Schwierigkeiten ermessen, die sich hier ergeben. Aber der Regisseur hatte den jungen Menschen eine Miske gegeben, die das notwendige Alter vortäuschte. Es würde zu weit führen, alle Darsteller einzeln aufzuführen. So seien denn nur die Hauptdarsteller genannt. Günther Niggemann, rein äußerlich und in der Haltung dazu wie geschaffen, gab den Reichsvogt Geßler, Fritz Engels den alten Attinghausen, Hans Domining= haus den Rudenz, Günter Angermann den Stauffacher, Jochen Funcke den Melchtal, Hermann Tweer den Baumgarten. Else Knipp spielte Stauffachers Gattin, Elfriede Ostholt stand Tell als Gattin würdig zur Seite, Ilse Liedke war eine stattliche Berta von Bruneck u. Otti Siebel konnte in der Rolle der Armgard gefallen. Ein besonderes Lob aber verdient der aus Berlin stammende muntere Schüler Otto Hansen, der Tell's Knaben Walter lebendig verkörperte. Vier Reiter K. H. Helkenberg, F. K. im Schlaa, K. Prolingheuer, W. Schwenner, vervollständigten das Gesamtbild. Die Pferde stammten aus den Ställen Höfinghoff und Prolingheuer. Alle übrigen Darsteller mögen sich mit einer Gesamtanerkennung begnügen. Im besonderen Maße gelangen die Massenszenen, ein sommerlich heiteres Bild bot auch der Hochzeitszug. Viel zur Belebung der Szenen trugen die historischen Kostüme des Institutes Sommer aus Hagen bei. Die Zuhörer dankten durch herzlichen Beifall. Eine besondere Anerkennung fand Dr. Zims, der die Seele des Ganzen war.=cke. Achtung! Achtung! Ein Katzenaug' Du stets verwend', Das Auto Dich sonst überrennt! Und hänge niemals Dich sodann Bei einem andern Fahrzeug an! Lürnen, Tus. 07 Holzen Faustball. Am Sonnabend waren die Westhofener Faustballer einer Einladung des TSV. 07 Holzen gefolgt. Mit 3 Mannschaften stellten sich die Gäste zum Kampf. Zu berücksichtigen war der starke Wind, der das Spielen sehr beeinträchtigte. Der Platzverein, der wohl die besten Faustballmannschaften in der hiesigen Umgegend stellt, konnte auch seine Ueberlegenheit in den 3 Spielen unter Beweis stellen. Folgende Ergebnisse brachte der Spielverlauf: Alte Herren Holzen— Tamd. Westhofen 51:39. Tus 07 Holzen 1.— Tamd. Westhofen 1. 41:25. Tus 07 Holzen 2.— Tamd. Westhofen 2. 52:36. Vor den Faustballspielen führten die Schülermannschaften obiger Vereine ein HandballTrainingsspiel aus, das die Holzener knapp mit 5:4 für sich entscheiden konnten. K Verantwortlicher Hauptschriftleiter: Heinz Friedrich Kamecke, Schwerte=R. Verantwortlich für den gesamten Textteil: Heinz Friedrich Kamecke, Schwerte=R. Für den Anzeigenteil: Hans Linner, Schwerte=R. D. A. VI./34. 1718. Neue Jugend „Wthelm Ten auf der Frenichlbuhne bei Garenfeld Schulfest des Höheren Landschulheims Höfinghoff. Shne Erirr=Kärsch Ein Roman aus den Kampfjahren 1929 bis 1932 von Heinz Friedrich Kamecke. 86. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Privatdetektiv Mondschein horchte auf.„Wie mir mein Gewährsmann mitteilte, soll es um die Finanzierung gar nicht mehr gut stehen. Dr. Hagedorns Quellen sind nahezu erschöpft. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, daß Stüwen für ein paar Tausend Mark——“ „Das habe ich doch schon Herrn Katzur gesagt!“ fiel Kaiser ein. „Man kann dem Redakteur vielleicht mit blauen Lappen den Mund stopfen,— ehe das Schlimmste passiert, die völlige Enthüllung meines Privatlebens.— Aber ich habe die Empfindung, wir Leidtragenden stehen uns gegenseitig im Wege, anstatt mit vereinten Kräften gegen den„Wächter' vorzugehen—— Wir reden vom„Auffliegen', jonglieren mit Paragraphen, operieren mit Ueberfällen, schreiben, wie unser Freund Holzwurm, lächerliche Gegenartikel— aber keiner hat die Courage, energisch zuzupacken—— vielleicht ist man zu alt——— die ganze Hitlerbewegung wird von jungen Elementen getragen— sehen Sie sich doch mal die Weißhemden an——!“ „Herr Bürgermeister, Sie sehen zu schwarz!“ meinte Mondschein mit überlegenem Lächeln. „Die Besonnenen im Lande behalten letzten Endes doch die Oberhand.— Der„Wächter“ ist eine Zeiterscheinung, die beseitigt werden muß——“ Kaisers Lippen zuckten.„Ich will Stüwen kennen lernen— und wenn ich mich mit ihm nicht einigen kann, dann versuchen Sie, die Sache in Ordnung zu bringen——“ „Gewiß, Herr Bürgermeister, stehe gern zu Bnsten!“ Kaiser erhob sich wie einer, der etwas versäumt hat und es nachholen muß. Er lief in den Ratskeller und fragte den Ober, ob Chefredakteur Stüwen hier noch verkehre. „Selten, Herr Bürgermeister!“ „So— dann besteht also wenig Aussicht, den Herrn hier anzutreffen?“ „Das möchte ich nicht sagen, Herr Bürgermeister,— aber Stüwen hat doch in der Redaktion Sprechstunde— erlauben Sie mal—“ Der Ober holte den„Wächter“ vom Zeitungsschrank. „Das Blatt liegt hier jetzt öffentlich aus?“ fragte Kaiser verwundert. „Die Gäste verlangen es, Herr Bürgermeister, leider——“ Kaiser schüttelte den Kopf.„Unglaublich!“ Da sprang ihm wieder die Schlagzeile„Bürgermeister Kaiser von Leinenfelde übt sein Amt im Bett aus“ in die Augen. Er schluckte schwer.„Lassen Sie's, Herr Ober!“ „Ach, hier steht's schon. Sprechstunde täglich von zwölf bis ein Uhr.“ „Danke danke! Wo verkehrt Herr Stüwen denn sonst noch?“ „Der läßt sich überall mal sehen— sogar auf dem„Hängeboden“ und im„Leinenweber', aber auch in„Teutowalder Hof'———“ „So, so— na, wenn Herr Stüwen mal wieder hier ist, rufen Sie mich, bitte, sofort an! Geben Sie uns einen Steinhäger und einen Halben, oder trinken Sie lieber was andres.“ „O bitte, nein, Herr Bürgermeister, wie Sie bestimmen——“ Aus einem Steinhäger und einem Krug Bier wurde eine ganze Serie. Schwankenden Schrittes verließ der Bürgermeister am späten Abend den Ratskeller. Eine Taxe brachte ihn zum„Hängeboden“—— „Hier stand Mondscheins Gehilfe Falwazny an der Theke.„Herr Bürgermeister, Sie hier?“ „Pst! Ich— ich will nur einen Lütten im Stehen genehmigen—“ „Vorhin war der Redakteur vom„Wächter' hier“, bemerkte Falwazny leichthin. „Was, Stüwen, hier? Menschenskind, den Kerl such' ich doch! Wo ist er geblieben?“ „Wollen Sie ihm für seinen Schandartikel die richtige Antwort geben?" Der Detektivgehilfe fuhr mit der Hand durch die Luft—— „Das hätte er verdient, aber— unter uns, ich will mir den Jungen auf eine andere Art kaufen. Fräulein, schnell zwo Whisky!“ Hastig wurden die Gläser geleert. „Herr Falwazny— kommen Sie mit!“ murmelte Kaiser und verdrehte die Augen.„Mein Wagen steht vor der Tür! Wir setzen Stüwen nach, wenn Sie Courage haben——— Wir bringen die Sache in Ordnung! Der soll im nächsten„Wächter' das Gegenteil behaupten: Ordnung im Kaiserreich Leinenfelde! Zum Wohl, Herr Kriminalrat!“ Der Wagen brachte die beiden zum„Leinenweber". Auch hier war Stüwen nicht anzutreffen. „Fahren wir weiter!“ stammelte Kaiser. Falwazny ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Chauffeur riß den Wagenverschlag auf. „Geben Sie Gas! Neunzig Kilometer! Wir müssen den Wächterwagen einholen!“ schrie Kaiser. Der Motor heulte auf. Ein Wagen fuhr vor ihnen mitten auf dem Damm. „Ueberholen Sie die blödsinnige Schaukel!" Die Taxe flitzte knapp vorbei.—— „Schwein gehabt“, rief Kaiser,„um ein Haar angekratzt——“ Auch im„Teutowalder Hof“ war kein Stüwen zu sehen.„Zum Teufel noch mal!“ Kaisers Gesicht verzog sich zur Grimasse.„Der sture Kerl sitzt womöglich in seiner Bude!“ Sie fuhren weiter.„Zentralhalle!“ befahl Kaiser dem Chauffeur. Katzur saß mit seinem Freund Müller in der Bar. Die Rhythmen eines Tangos schwangen durch den mattrot erleuchteten Raum. Parfüm, Puder, Weinduft umschmeichelten die Gäste. „Wunderbar, daß ich Sie treffe, meine Herren!“ rief Kaiser und schwang sich auf einen Hocker. Wiederum großes Hallo! Das rotblonde Barfräulein mit dem weißen Mützchen streckte dem Bürgermeister die beringte Hand entgegen„Servus!“ „Ach, Chiquita!“ Mit nervöser Hand griff er nach dem Glas und kippte den eiskühlen Sekt in die Kehle. Sofort ließ er sich das Glas wieder voll schenken. Wenn man ihn schon in der Oeffentlichkeit bloßstellte, das wenigstens konnte man ihm nicht verwehren, daß er sich der Anprangerung zum Trotz vergnügte. Zum Teufel noch mal! Und Sekt ist der süßeste Rausch, ist Betäubung, ist Vergessen und Seligkeit——— Die Tanzkapelle schwieg.„Meine Herren", flüsterte Kaiser,„wissen Sie nicht, wo der Redakteur vom„Wächter' steckt?“ „Der kann hingehen, wo der Pfeffer wächst!“ rief Katzur und zündete sich eine Zigarette mit Strohmundstück an. „Meine Herren, ich will mich mit dem Herrn—— aussprechen, meine Herren.“ Katzur verzog sein Gesicht.„Herr Bürgermeister, das können Sie einem erzählen, der sich die Hosen hinten zuknöpft, aber nicht uns, haha! Pardon! Zum Wohl!“ Kaiser lachte kurz und böse auf.„Herr Doktor! Es ist mein heiliger Ernst! Ehe der Mann weitere Artikel gegen mich bringt——“ Er zog das seidene Taschentuch aus der Brusttasche und fuhr sich über die schweißbedeckte Stirn.„Kommen Sie, Herr Kriminalrat!... Wir fahren weiter...“ Fortsetzung folgt. Ras Secaouiserterrrar Sittlichkeitsverbrecher erhält Zuchthaus Münster. Mit feltener Frechheit verging sich der Angeklagte Hecht an einer jungen Schwimmerin am Dortmund=Ems=Kanal. Die Schwimmerin lockte der Angeklagte mit dem Versprechen, ihr einen Hecht zu zeigen, in die Einsamkeit. Der Angeklagte heißt selbst Hecht und das Gericht in Münster zeigte Hecht den Weg für solche Schandtaten, der diesmal ins Zuchthaus führt. Das Urteil der Großen Strafkammer lautete auf zwei Jahre Zuchthaus. Er spielte lieber den großen Mann Münster. Mit 20 Jahren versuchte sich Richard Ernst zum erstenmal als Defraudant. Er hatte bei einem Verband in Münster die Kasse zu betreuen, in der sich Verwaltungsgelder befanden. Erst nahm er einen Betrag von 3 Mark, dann mehr und schließlich ging er mit 900 Mark durch. Vormund und Arbeitgeber schilderten Ernst als einen verwahrlosten jungen Mann, der seine Arbeit schlecht verrichtete und lieber als großer Mann in Cafés auftrat. Das Schöffengericht verurteilte Ernst zu einem halbe., Jahre Gefängnis. Regierungspersonalien ###nsberg. Der Preußische Minister des Innern hat die Kreisarztstelle in Hamm mit Wirkung vom 1. August 1934 dem Medizinalrat Dr. Wolff in Schlochau übertragen.— Regierungsbaurat Greiff aus Lötzen ist mit Wirkung vom 1. August an die Regierung in Arnsberg versetzt.— Regierungsrat Marotzke beim Polizeipräsidium in Bochum ist zum Oberregierungsrat ernannt. Regierungsinspektor Petri von der Regierung Arnsberg ist als staatlicher Bürohilfsarbeiter dem Landratsamt Siegen überwiesen.— Regierungsbaurat Eichmann, bisher bei der Regierung in Arnsberg tätig, wurde an die Festungskommandantur in Königsberg versetzt. Ankäufe des Reichsministeriums für Volks* aufklärung und Propaganda in der„Großen Westfälischen Kunstausstellung" Dortmund. Im Auftrage des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda kaufte der Leiter der Landesstelle Westfalen der Reichskammer der bildenden Künste, W. Kelter, von der „Großen Westfälischen Kunstausstellung Dortmund 1934“ Bilder und Plastiken im Gesamtwert von 2000 RM. von folgenden Künstlern: Josef Horn, Gevelsberg(Bauernhäuser), Paul Westerfrölke, Gütersloh(Ueberschwemmung im Emsgebiet), Adolf Saenger, Stalmsdorf bei Berlin(Siegerländer Landschaft), Paul Kottenkamp, Bieleseld(Bisonmutter und Bisonherde), Hermann Kätelhöhn, Essen(Zeche Graf Beust), Theod. Brün, Hugen(Radierungen), Arnold Schlick, Münster(Plastik Fuchs), Theo Hölscher, Hamm (Weiden), Gertrud, Börnecke, Witten(Kühe), Franz Homoet, Münster(Schlittschuhläufer), Johannes Engels, Grünberg(Auf Besuch). Außer diesen durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda getätigten Käufen sind eine ganze Reihe weiterer Käufe inzwischen abgeschlossen worden. Im Interesse der zahlreichen westfälischen Künstler, die auch heute noch schwer um ihre Existenz ringen müssen, wäre es zu begrüßen, wenn bis zur Beendigung der„Großen Westsälischen Kunstausstellung" am 1. August noch recht viele Bilder und Plastiken von kunstfreudigen Privatpersonen angekauft würden. Unter den Ausstellungswerken befinden sich viele Bilder und Plastiken, die zu niedrigem Preis zu erwerben sind. Weichenwärter vom Zuge überfahren Mülheim=Ruhr. Ein schweres Unglück ereignete sich auf der Eisenbahnstrecke zwischen dem Im Zeichen der QualitätsGeinenischafteurden Die Eröffnung der Solinger Stahlwarenwoche Solingen. Am 28. Juli wurde die Stahlwarenwoche in Solingen eröffnet, die bis zum 2. August dauern wird. Sie steht ganz im Zeichen der Qualitäts= und Gemeinschaftsarbeit und wendet sich an Hersteller, Händler und Verbraucher. Die Tagung begann mit der Eröffnung der Ausstellung„Tausend Jahre Solinger Stahlwaren", wobei der Präsident der Industrie= und Handelskammer Solingen, Erich Hartkopf, Führer der Hauptgruppe III(Eisen=, Metall= und Blechwaren) der Gesamtorganisation der deutschen Wirtschaft vor zahlreichen Vertretern der Behörden und der Wirtschaft eine Ansprache hielt. Der Redner umriß zunächst die Aufgabe der Stahlwaren=Woche, die darin bestehe, die große gemeinschaftliche Frage zwischen Industrie und Handel zu behandeln und ihrer Lösung näher zu bringen. In Vorträgen und Aussprachen sollen bestehende Mißverständnisse beseitigt, neue Erkenntnisse erschlossen und die Ziele für die Zukunft festgelegt werden. In den drei Sonderausstellungen sollen Hersteller, Händler und Verbraucher geschult und erzogen werden zu einem besser ausgeprägten Gefühl für Güte und Geschmack. Die Schäden der Gegenwart, die ihren letzten Grund in der materialistischen Weltanschauung einer überwundenen Epoche hätten, könnten nur beseitigt werden, wenn die hohen Werte wieder aufgerichtet würden, die Deutschland in der Vergangenheit groß und stark gemacht haben, Qualitäts= und Gemeinschaftsarbeit. Die Solinger Industrie sei deshalb auf den Gütegepanken so leidenschaftlich versessen, weil sie zu der Ueberzeugung gelangt sei, daß nur durch Herstellung einer gleichmäßig anständigen, ehrlichen, soliden und geschmacklich schönen Ware mit einem möglichst hohen Anteil Handarbeit der teilweise verloren gegangene Ruf und Umsatz im In= und Auslande zurückgewonnen und vorhandene Arbeitslosigkeit beseitigt werden könne. Deshalb sei die Steigerung der Qualität die Parole. Von ihrer Verwirklichung hänge Sieg oder Untergang der Solinger Industrie ab. Ebenso bewußt werde der Gedanke der Gemeinschaftsarbeit inerhalb der Industrie und in Zusammenwirken mit dem Handel in den Vordergrund gerückt in der klaren Erkenntnis, daß die Not des Einzelnen die Not der Allgemeinheit sei und daß der Weg aus dieser Not nur von allen gemeinsam gefunden und erkämpft werden könne. Zum Abschluß legte Präsident Hartkopf für die Wirtschaftsführer Solingens das Gelöbnis ab, nicht eher zu ruhen und zu rasten, bis in der Wirtschaft der Typ des verantwortungsbewußten Menschen geschaffen sei, der in der Leistung für die Gemeinschaft und das Volk seine höchste Aufgabe und Verpflichtung ansehe. Dann werde es gelingen, die deutsche Wirtschaft nicht mehr als Selbstzweck, sondern als Dienerin an Volk und Staat im Dienste der Idee Adolf Hitlers einer neuen glänzenden Zukunft entgegenzuführen.— Die sodann eröffnete Ausstellung„Tausend Jahre Solinger Stahlwaren“ zeigt in übersichtlicher Anordnung vor allem die Erzeugnisse der mittelalterlichen Schwer=Schmiedekunst, deren technische und künstlerische Hochwertigkeit bewundert werden muß. Am Samstagnachmittag wurden dann noch die beiden anderen Ausstellungen„Technik“, eine Ausstellung vor allem für Fachleute, und die Ausstellung„Das schöne Besteck“ der Oeffentlichkeit übergeben. Den Höhepunkt der Solinger Stahlwarenwoche wird zweifellos die große Außenhandelskundgebung bilden, die für den Sonntagvormittag angesetzt war. Mülheimer Hauptbahnhof und M.=Styrum. Dort war der 62 Jahre alte Weichenwärter Jakob Müller mit dem Schmieren von Weichen beschäftigt. Dabei muß er wohl das Herannahen eines Personenzuges überhört haben, der um diest Zeit nach M.=Gladbach fährt. Müller wurde von dem Zuge erfaßt und auf der Stelle getötet. Zweijähriges Kind überfahren Sterkrade. Auf der Eltenstraße in OberhausenSterkrade überfuhr ein in Richtung Dinslaken fahrender Personenkraftwagen ein die Straß überquerendes zweijähriges Kind. Es erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Bei dem Unglückswagen handelt es sich um ein holländisches Auto. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Wiederinbetriebnahme der ZentralDuisburg=Hamborn. Die zum Bereich der Gelsenkirchener Bergwerks A.=G., Gruppe Hamborn, gehörende Zentralkokerei Westend=Phönix wird jetzt zum Teil wieder in Betrieb genommen werden, nachdem im April dieses Jahres die Hütte Ruhrort=Meiderich wieder eröffnet worden war. Nach gründlicher Ueberholung und Wiederingangsetzung aller seit dreieinhalb Jahren stilliegenden Betriebe der Kokerei wird diese am 1. August d. J. teilweise wieder in Betrieb gesetzt. Es handelt sich um zwei Koksofenbatterien von insgesamt 128 Regenerativ=Verbundöfen mit einer Kokserzeugungsmöglichkeit von rd. 1000 Tonnen täglich und um die zur Gewinnung und Weiterverarbeitung von Gas, Teer, Ammoniak und Benzol erforderlichen AnRaffinierte Betrügerin festgenommen Köln. Eine 40jährige Frau verstand es, sich das Vertrauen einer älteren Dame zu erwerben. Letztere übergab ihr zu treuen Händen Bargeld und Schmucksachen im Gesamtwerte von 20 000 Mark. Zu spät mußte die Vertrauensselige feststellen, daß sie einer raffinierten Betrügerin in die Hände gefallen war. Diese hatte nicht nur das Bargeld für sich verbraucht, sondern auch die Schmucksachen verkauft. Die Betrügerin, die auf großem Fuße lebte, wurde festgenommen und in das Gefängnis eingeliefert. Warnung vor einem Erbschaftsschwindler Köln. Erneut wird auf einen Betrüger hingewiesen, der in erster Linie alleinstehende Frauen besucht und diesen erklärt, er komme vom Britischen Generalkonsulat aus Essen, um eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln. Durch geschickte Fragen versteht er es dann, die Familienverhältnisse auszuforschen. Unter Vorlage des Lichtbildes eines angeblichen Verwandten gibt er an, der Betreffende sei vor Jahren nach Kanada ausgewandert und dort vor kurzem gestorben. Der Verstorbene habe Landbesitz hinterlassen, für den die Aufgesuchte als Erbin in Frage käme. Für seine Bemühungen und Herbeischaffung des Erbteils verlangt er Beträge von 20 bis 25 Mark, die er in mehreren Fällen auch erhalten hat. Die hierfür ausgestellten Quittungen sind mit einem gefälschten Rundstempel des Britischen Generalkonsulats versehen. Bei Auftreten des Betrügers wird gebeten, ihn durch den nächsten Polizeibeamten festnehmen zu lassen. Die Deutsche Kolonial=Ausstellung zählt bis jetzt 70000 Besucher Köln. Die Besucherzahl der Deutschen Kolonial=Ausstellung im Staatenhaus des Kölner Rheinparks ist jetzt auf über 70000 gestiegen. Die letzten Tage vor Ferienbeginn brachten nochmal einen überaus starken Besuch von Kölner und auswärtigen Schulen. Bis zu 6000 Schüler und Schülerinnen füllten täglich die Ausstellungsräume des Staatenhauses. Das ist um so erfreulicher, als unsere heutige Jugend von den Großtaten deutscher Kolontalpolitik, von der lagen. Durch die bevorstehende Wiederinbetrieb= den Großtaten deutscher Kol nahme kommen etwa 130 Volksgenossen— zum wirtschaftlichen Bedeutung der Kg#olt und der größten Teil langjährige Mitarbeiter— wieder Notwendigkeit kolonisatorischer Verarigung des deutschen Volkes nur unklare Vorstellungen beund Bauernadel Im bäuerlichen Erbgang spielten früher Geld oder Geldeswert und andere materielle Interessen die Hauptrolle; heute geht es beim Erbhofrecht um den Menschen und die deutsche Erde und darum, den Bauernhof der Bauernfamilie zu erhalten. Nichts charakterisiert daher den Umschwung gegenüber dem liberalistischen Zeitabschnitt deutlicher als das Reichserbhofgesetz, das, auf weltanschaulichen Momenten fußend, dem Handel mit deutschem Boden steuern und dafür sorgen soll, daß in Zukunft die deutsche Erde kein Spekulationsobjekt mehr darstellt. Ueberall in der Geschichte hat die Gesundheit der Bauernhöfe die Grundlage zur Kraft von Volk und Rasse gegeben. Wenn Sparta, sein Adel und seine Geschichte zugrunde gingen, so versanken sie, weil Sparta davon abging, die Vererbung des Bauernhofes in der Familie zu verlangen, und statt dessen die Bildung von Latifundien begünstigte. Nicht anders war in Germanien, dessen Bewohner einen„Erbhof“ besaßen, der die feste Grundlage für milie und Sippe abgab. Aber auch Deutschland verelendete mehr und mehr, als der Grund und Boden der Spekulation anheimfiel und durch die Verschuldung der Höfe ein immer mehr fortschreitendes Bauernsterben einsetzte, das das gesamte Volk in Mitleidenschaft zog. der liberalistischen Zeit, in der der Grund und Boden nur als Handelsware galt, war der Bauer ein Gegenstand der Geringschätzung, heute ist der Begriff„Bauer" zum höchsten Ehrentitel geworden, den das Volk zu vergeben hat. Genau so wie im Mittelalter derjenige, der den Erbhof für die Familie betreute, odalig= adellg war, wird auch heute ein neuer Bauernadel entstehen, dessen vornehmste Pflicht sein wird, den überkommenen Boden für das Volk zu erhalten und dadurch den Bestand von Volk und Stand zu gewährleisten. Aus diesem Grunde erhält der Bauer beim Eintragen in die Erbhofrolle auch ein Erbhofbuch, das zur Urkunde der Bauernsippe werden soll, in der alle Vorgänge auf dem Bauernhof ihre Aufnahme finden. Das Reichserbhofgesetz soll auf Generationen den Bestand des deutschen Volkes sichern, das nur auf dem Bauerntum aufbauen kann. Fropern Eis Wiglaherge Anntsrne. in Arbeit und Brot. Tod infolge übermäßigen Alkoholgenusses Duisburg=Hamborn. Ein in den 50er Jahren stehender Invalide aus der Parkstraße wurde von Hausbewohnern des Morgens in seinem Bett tot aufgefunden. Wie die ärztliche Untersuchung ergab, hatte der übrigens unter Trunksucht leidende Invalide am Abend vorher dem Alkohol zu sehr zugesprochen. Die Todesursache war in einer Alkoholvergiftung zu suchen. Die Niederrheinische Industrie= und Handelskammer ehrt Arbeitsjubilare Duisburg. Auf Antrag von Firmen, die in ihren Betrieben Angestellte haben, die 25 Jahre lang auf dem gleichen Werk tätig sind, händigt die Niederrheinische Industrie= und Handelskammer Ehrenurkunden aus, die, von Josef Pieper geschaffen, in der bildlichen Darstellung den neuen Geist des Nationalsozialismus in vorbildlicher Weise zum Ausdruck bringen. Auf den aus feinem holzfreiem Papier beschaffenen Urkunden ist als Symbol der Kammer ein Handelsstab, über dem sich Anker und Hammer kreuzen, dargestellt. Es charakterisiert die Mensch=, Erdund Betriebsverbundenheit in vortrefflicher Weise. Der„Obsträuberbande“ Ende... Walsum. Nachdem die Provinzialstraße in Walsum in letzter Zeit zum Sammelpunkt einiger Trupps von schulpflichtigen Kindern geworden war, die nichts Besseres zu tun hatten, als mit Steinen und Knüppeln das Obst von den Bäumen zu schlagen und dabei den einen oder anderen Passanten zu treffen, sah sich die Polizei zum Eingreifen genötigt. Ihre Aktion war sehr erfolgreich: 15 Zehn= bis Zwölfjährige konnten gestellt werden bzw. mußten ihre Personalien angeben. Für den entstandenen Schaden werden die Eltern der Kinder aufkommen müssen. Bekanntmachung für die Rheinschiffahrt Krefeld. Infolge unvorhergesehener technischer Schwierigkeiten kann das Einschwimmen des Senkkastens für den linken Strompfeiler der neuen Krefelder Straßenbrücke nicht am 29. Juli 1934 stattfinden, sondern erst am 5. August 1934. Für den 5. August gelten daher dieselben schifffahrts= und hafenpolizeilichen Anordnungen, die in einer Bekanntmachung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz vom 20. Juli 1934, Nr. 346, getroffen wurden. Reklame durch Lautsprecherwagen Düsseldorf. Die Regierungspressestelle teilt mit: Der Herr Minister des Innern hat anläßlich eines Einzelfalles darauf hingewiesen, daß die Reklame durch Lautsprecherwagen innerhalb der Stadt eine Gefährdung des Verkehrs darstelle und daher für die Zukunft unterbleiben müsse. Es ist in Aussicht genommen, eine entsprechende einschränkende Bestimmung für das ganze Staatsgebiet zu erlassen. sitzt. Die Kolonial=Ausstellung hat ihr nun einen lebendigen Anschauungsunterricht vermittelt, wie er durch keine Belehrung, durch keine aufklärende Schrift besser gegeben werden kann. Die Ausstellung bleibt noch bis zum 2. September geöffnet. Vereine und Organisationen, die geschlossen die Ausstellung besuchen, erhalten bei einer Beteiligung von mindestens 20 Personen verbilligten Eintritt. Nachmittags finden regelmäßig kostenlose Führungen statt. Der große Afrikafilm der Miva„Das Vermächtnis eines Missionars", der bei den Ausstellungsbesuchern sehr großen Beifall gefunden hat, wird jetzt in seiner ursprünglichen und längeren Fassung Samstags und Sonntags 18 Uhr im Kinoraum der Ausstellung vorgeführt. Boehr ist nicht der Raubmörder vom Rudolfplatz Köln. Wie die Kriminalpolizei mitteilt, kommt der vor Wochen in Karlsruhe verhaftete Ruediger Wilhelm Boehr aus Essen als Täter für den Raubmord am Rudolfplatz nicht in FrageBoehr sitzt zurzeit eine Gefängnisstrafe wegen schweren Diebstahls ab. Für 1200 RM. Schallplatten gestohlen Köln. Aus einer hiesigen größeren Musikalienhandlung verschwanden seit einiger Zeit aus Grammophonabteilung Schallplatten. Die angestellten Ermittlungen der Kriminalpolizei führten zur Festnahme eines in Köln wohnenden Ausländers, in dessen Wohnung eine große Anzahl von Schallplatten gefunden wurde, die von dem Diebstahl aus der Musikalienhandlung her: rührten. Bisher konnten der geschädigten eine Anzahl Platten zurückgegeben werden. Mit der Festnahme des Diebes sind auch entlassene Angestellte rehabilitiert, die mit dem Verschwinden der Schallplatten aus dem Geschäfte ihres Arbeitgebers in Zusammenhang gebracht worden waren. 70 Prozent der Weinernte bei Bacharach durch Hagelschlag vernichtet Bacharach. Durch Regierungspräsident Turner=Koblenz, den Landrat und Kreisleiter der RSDAP. für den Kreis St. Goar und Vertreter der Winzerschaft wurde das bei dem schweren Unwetter verwüstete Gebiet bei Bacharach einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Das Ausmaß des Schadens durch das Wasser und den Hagel in den Weinbergen läßt sich noch nicht ganz überblicken. Man rechnet nach vorsichtiger Schätzung mit einem Ernteausfall von 70 Prozent allein in der Weinbergsgemarkung von Oberdiebach. Gleichzeitig wurden bei der Besichtigung die notwendigen Maßnahmen für Hilfeleistung besprochen. Nach einer vorläufigen, Beseitigung der Schäden in den nächsten zutaug soll der Schaden in den Wintermonaten intensio beseitigt werden. Wie weiter feststeht, in der Weinbergslage Rheinhell unterhalb, Oberwesel 20 000 Weinstöcke mehr oder weniger schwer beschädigt. Hier ist gleichzeitig der Ernteausfall * A KOD 5 SCHNEIDER- FOERSTL (15. Fortsetzung.) „Ist das alles?“ Nun gingen die Augen Calderons mit einem Lächeln, das nur in einem Blinzeln der Wimpern bestand, über ihn hin. „Außerdem bin ich der Ueberzeugung, daß Mylord ein durchaus vornehmer Charakter sind. Ich möchte nicht der Adoptivsohn eines Mannes sein, der niedrige Instinkte in sich trägt.“ 6 Der Greisenmund verschob sich nach der linren Seite hin. Die pergamentenen Finger drückten auf die Klingel, die am Fahrstuhl befestigt war und der welke Mund beauftragte den eintretenden Diener, ihn nach den„Gartenräumen“ hinüber zu bringen.„.„.„„„„ „Kommen Sie, Mister Horvath! Er nickte dem Künstler zu und hielt die Geige auf dem Schoß, während sie eine Flucht von Zimmern durchquerten.„Hier atmet es sich besser, erklärte er, als der Fahrstuhl zwischen breiten Fächerpalmen und blühenden Lianen stand, die sich von den Baumkronen nach dem Buschwerk herunterschlangen unter einem stahlblauen Himmel.„Sehen Sie, Mister, alles ist bei mir Täuschung: Der Fuß hier, den ich bei einem Reitturnier verlor, desgleichen ist auch mein linker Arm nichts als eine sehr geschickte Prothese. Ich habe diesen letzteren einem Duell zu verdanken, bei dem der andere tot blieb, und nach dessen Ausgang die Frau, um derentwillen es ausgefochten wurde, einen anderen nahm“ Er lächelte. Es war mehr Ironie als Schmerz.„Das eine meiner Augen ist vollkommen erblindet.“ Er sah, wie Horvath sich etwas zu ihm herabneigte. „Sie finden nicht, welches?“ scherzte Calderon.„Ich weiß es gut zu unterscheiden. Wenn es offen steht, ist die Welt genau so schwarz, als wenn ich es schließe.“ Ueber dem rechten Auge fiel das schwachbewimperte Lid weit herab.„Was macht es da, wenn ich noch ein paar Fälschungen dazu gebe? Ist dieser Himmel über uns nicht ebenso blau, wie ein echter?“ Horvath riß es den Kopf nach oben. Die Wölbung der Riesenkuppel, die in einen kühn geschwungenen Scheitel zusammenlief, war Malerei. Das ganze war so täuschend, daß man sich versucht fühlte, auf den Wipfel einer der hohen Fächerpalmen zu klettern und die Fingerspitzen an die Wandung zu halten, um zu prüfen, ob sie auch wirklich vorhanden sei. „Es ist von einer Vollendung ohne gleichen!“ lobte Horvath in ehrlichster Ueberzeugung. „Es freut mich, wenn es Ihren Beifall findet,“ sagte Calderon.„Wir wollen jetzt ein Glas Wein zusammen trinken. Vielleicht erzählen Sie mir dabei etwas aus Ihrem Leben. Aber es soll kein Zwang sein. Die Klingel rief wiederum den Diener herbei, der dann in einem Hain blühender Rhododendren den Tisch deckte. Horvath saß schweigen und war sich bewußt, daß es die Pflicht der Stunde gebot, den Mann, dessen Namen er sich erbeten hatte, einen Blick in sein Leben tun zu lassen. Er sprach erst stockend, wägte die Worte, atmete schwer, um dann unter dem Blick der graublauen Augen, die so wissend und welterfahren zu ihm herübersahen, die letzte Zurückhaltung aufzugeben und das verworrene Schicksal seines Lebens hüllenlos darzulegen. Calderon unterbrach ihn mit keinem Wort. Sein Blick ruhte ohne abzuschweifen in dem Horvaths, verlor allmählich das Stolze, Starre und wurde väterlich gütig und mitleidsvoll. „Und um alles dessentwillen lebt man, junger Freund,“ sagte er mit einem matten Lächeln, als der Künstler geendet hatte. Guido nickte. Das lähmende Schweigen, das sich nun zwischen den beiden Männern breit machte, wurde durch den Eintritt eines Herrn unterbrochen, den Calderon als seinen Wundertäter und Tröster vorstellte: Dr. Alwin Ley. Der Arzt erwies sich im Laufe der Unterhaltung als eine jener Naturen, die unter dröhnendem Hagelwetter ebenso sicher ihres Weges gehen wie bei heiterstem Himmel.„Das Leben ist nur eine Episode,“ sagte er gleichmütig.„Was sind fünfzig Jahre? Was siebzig? Was hundert? Man muß sie nur ertragen können. Und wenn einer aus diesem Dasein zu gehen hat, dann fällt es sicher dem am leichtesten, dem es am wenigsten gelacht hat. So gleicht sich alles aus unter der Sonne" Horvath nahm Calderons Einladung, sein Gast für die Nacht zu sein, mit Dank an. Er schlief längst in dem luxuriös ausgestatteten Zimmer, das nach dem großen Park zu ging, als der Lord mit seinem Freunde noch bei einer Partie Poker saß Als der Lord zum drittenmal verlor, legte ihm der Doktor die Hand auf den Arm.„Nicht bei Stimmung?“ „Nein! Es geht heute nicht! Ich habe Wich denken. „Quälst du dich wieder mit unnützen Grübeleien?“ „Diesmal sind es sehr schwerwiegende Dinge, die mir Skrupel machen. „Laß hören!“ Ley drückte den Rücken gegen die gepolsterte Lehne des Stuhles und sah erwartungsvoll zu Calderon hin über. „Ich werde mit zweiundsiebzig Jahren noch einen Sohn bekommen. „Wie?“ „Ich sehe nicht gut und du scheinst schlecht zu hören, scherzte der Lord. Ley wiegte die Achseln.„Deine Rede hat ganz biblisch zeklungen. „Möglich Also, ich gedenke jemand zu adoptieren. Ley verzog den Mund.„Das wievielte Mal erwägst du das schon? Es wird eine Niete sein, wie die andern.“ „Ich hoffe nicht. Was sagst du zu meinem jungen Gast?“ „Soll der es sein?“ „Ja!“ Ley griff nach einer der Zigarren, die in dem offenen Kasten ihre goldenen Leibbinden zur Schau trugen.„Ich werde dir morgen Bescheid geben, ob er es wert ist, dir den Sohn zu ersezen.“ Tichtigeres zu Calderon unterdrückte ein Lächeln.„Mach ihn mir nicht kopfscheu! Es würde mir leid tun. „Das heißt, du bist schon verrannt in den jungen Mann. Wir wollen sehen. Die beiden Herren rauchten schweigend ihre Zigarren zu Ende. Dann fuhr der Doktor den Freund eigenhändig nach dessen Schlafzimmer und war ihm beim Auskleiden behilflich. Er schüttete ein weißes Pulver auf einen Silberlöffel, der neben dem Glase Wasser auf dem Nachttisch lag und reichte es ihm.„Sonst kannst du heute nicht einschlafen!" mahnte er, als der Lord die Medizin zu schlucken zögerte. Dann las er ihm noch eine blau angestrichene Stelle aus einer Zeitung vor und ging auf leisen Füßen aus dem Raum, nachdem er zuvor noch die Nachtampel eingeschaltet hatte. Ley war, was man wirklich einen Freund nennen kann. Seine jahrzehntelang erprobte Treue, die sich in allen Lebenslagen bewahrt hatte, entschädigte Lord Calderon für das, was ihm das Geschick Schweres auferlegte und sie machte ihm das Dasein erträglich. Als Horvath am anderen Morgen sehr pünktlich beim ersten Frühstück erschien, erwartete ihn nur der Arzt. Calderon hatte trotz des Pulvers eine schlechte Nacht gehabt. Das Gespräch war erst sehr nichtssagend, dann belebte es sich. Der weltbereiste Künstler wußte das Interesse des Arztes zu wecken. Eine halbe Stunde später schritten die beiden durch den märchenhaften Park, der in seiner Umfriedung noch zwei Landhäuser umfaßte. Ley zog den Geiger auf eine der weißen Bänke, sah mit einem raschen Blick um sich und begann dann zu sprechen.„Lord Calderon hat mir gestern nacht davon gesagt, daß Sie wünschen, er möchte Sie adoptieren.“ Wieder sah er aufmerksam nach allen Seiten, ob sie nicht belauscht würden. Er dämpfte seine Stimme um ein Merkliches und legte eine gewisse Hast in seine Rede: „Ich kann Ihnen nur raten, Port=Rush zu verlassen, ehe er Ihnen seine Zusage gibt. Calderon ist nämlich— wenn man so sagen darf— unzurechnungsfähig und von den Erben so gut wie entmündigt. „Nicht möglich!“ entfuhr es Horvath. „In der Tat, es ist schrecklich!“ stimmte der Doktor zu. „Seine Sammlerleidenschaft verschlingt Unsummen, und— unter uns gesprochen— er ist nicht mehr als ein Bettler, den man nur eben duldet, bis er die Augen zutut, weil man hofft, daß es nicht mehr allzulange dauert. Port=Rush ist überschuldet. Ueber kurz oder lang muß es unter den Hammer kommen. Die von Calderon aufgestapelten Werte wiegen die Außenstände nicht zu einem Drittel auf. Sie, als Adoptivsohn, würden natürlich als erster zur Schuldentilgung herangezogen werden, wenn Sie sich nicht durch eine Klausel schon im vornherein sichern und die Adoption nur annehmen, wenn der Lord keinen Anspruch auf Ihre finanzielle Hilfe macht.“.. Horvaths beide Hände fuyren auf.„Sie scheinen mich ja sehr hoch einzuschätzen, Dr. Ley! Wie hoch belaufen sich wohl die Verbindlichkeiten Lord Calderons?“ Der Arzt wurde unsicher und nannte dann eine schwindelnd hohe Summe, die dem Geiger für Sekunden in den Ohren brauste. Er zog seinen Bleistift und begann auf einen Fetzen Papier, den er aus seinem Notizblock riß. Zahlen zu kritzeln. Wiederholt schüttelte er den Kopf.„Ich werde es nicht vor zwei bis drei Jahren schaffen können, Port=Rush schuldenfrei zu machen. Ich kann mich aber schon jetzt mit den Gläubigern ins Benehmen setzen, daß ich für alles aufkomme. Der Lord soll mit nichts mehr behelligt werden. Wollen Sie mir behilflich sein?“ „Gern!“ versprach Ley.„Erwähnen Sie nichts von unserer Unterredung, flüsterte er, denn Calderon wurde eben von dem Diener durch einen der Laubengänge herbeigefahren. In Horvath schrie das Mitleid, als er den hilflosen Mann nun beide Hande nach sich ausstrecken sah.„Sind Sie nun wieder wohl, Mylord? Dr. Ley sagte mir, Sie hätten schlecht geschlafen. Hoffentlich bin ich nicht schuld daran.“ Calderon verneinte gut gelaunt.„Ich sah mich schon im Besitz Ihrer Geige. Gott!“ Er erschrack.„Ich habe vergessen, sie aus dem Wintergarten nach dem Musikzimmer bringen zu lassen. Sie ist dort sicherer. Wollen Sie's besorgen, Mister Horvath?“ Der Künstler rückte erst noch die Decke höher, die etwas über Calderons Knie geglitten war und ging dann schnellen Schrittes dem Schlosse zu. Der Doktor sah ihm nach und hatte ein Lächeln um den Mund.„Er wird dir ein guter Sohn werden.“ Calderons Augen standen weit aufgerissen.„Du hast— Ja, ich habe ihn auf die Probe gestellt, hab dich als halb in rocken und hat gleich zu rechnen angefangen, bis wann er deine Gläubiger befriedigen könnte, damit dein Lebensabend ohne jede Sorge ausklingt. In drei Jahren hofft er es mit seiner Geige zu schaffen. Ich bitte dich, Charly, du wirst doch nicht. Er neigte sich abbittend über den alten Mann, unter dessen halbgeschlossenen Lidern Tränen auf die Wangen sickerten. „Ley, lieber treuer Ley!“ Calderon tastete nach den Händen des Freundes.„Ich werde die Lüge schon wieder gutmachen, ohne daß der Junge sich gekrankt fühlt. Und am Nachmittag läßt du den Notar kommen. Ich will es gern ins Reine gebracht wissen. Geh jetzt und gib dem Küchenchef Bescheid, daß wir heute einen Festtag haben, wie ihn PortRush noch nie gesehen hat. Die Speisekarte, den Wein— alles überlasse ich dir. Mach deine Sache gut, du Treuer. „Soll ich nicht bei dir bleiben?“ fragte Dr. Ley.„Wenigstens bis der Diener wieder herbeigerufen ist?“ „Nein, nein! Geh nur! Und schick mir Horvath. Wo bleibt er denn so lange?“ Der Arzt wurde von der Aufregung des Freundes angesteckt und verschwand eiligen Schrittes zwischen den Laubengängen. Der Geiger kam aber von der anderen Seite und neigte sich schon zwei Minuten später über Calderons verkrümmte Gestalt. Sich aus eine der weißen Bänke niederlassend. nahm Calderons Augen standen weit aufgerissen.„Du hast— „Ju, 1 hürr ihn auf on Pirer gest:„„Io dich als hal entmundigt gelten und Port=Rush bis uber den Dachgiebel i Schulden stecken lassen. Er ist gar nicht einmal erschreue er die vergilbten Greisenhände in seine lebensstarken, sah, daß die Sonne, die durch eine Lücke im Astwerk spähte, die Augen Calderons belästigte und schob den Fahrstuhl eine Strecke weiter nach einer Stelle, die ganz in kühlem Schatten lag. „Ich danke dir!“ Von den sonst so müden, graublauen Augen des Lords ging ein Glänzen aus.„Du mußt erlauben, daß ich dich duze, weil du doch mein Sohn werden willst Mit zweiundsiebzig Jahren soll ich noch einen Erben haben!“ „Mylord!" „Unterbrich mich jetzt nicht! Ich weiß, was ich sage Söhne aben übrigens zu schweigen, wenn Väter reden, und zu gesorchen! Das setze ich als erste Bedingung!“ „Mylord!“ „Bis gegen Abend wird der Notar hier sein. Ich heiße Charles Edward. Morgen ruft man dich ebenso: Charles Edward Calderon. Es hängt kein Stäubchen Unehre an diesem Namen. Horvath neigte sich herab und drückte den stammelnden Mund auf die zitternden Greisenhände. „Ich könnte auch ein Unwürdiger sein, Mylord. „Nein! Was Ley dir gesagt hat, stimmt nicht! Er hat dich belogen. Halte es seiner Treue zugute und schmäh ihn nicht deshalb. Ich bin so oft enttäuscht und betrogen worden im Leben. Nun hält er die Augen für mich offen, der Gute. Aber bei dir hätte es dieser Vorsicht nicht bedurft. Ich habe zwar nur dieses eine Auge, aber es sieht mehr als zwei andere. Erzähle mir jetzt wieder von dir. Ich weiß noch so wenig. Und Horvath beichtete auch das letzte, was es zu sagen gab. Gegen Abend kam der Notar Lindworth. Calderon scherzte:„Volljährig sind wir beide. Machen Sie's also rasch und gründlich. Als Horvath nach der Feder griff, zitterten seine Finger so stark, daß er sie wieder zur Seite legen mußte. Dann nahm er die Feder von neuem aus dem Behälter und unterschrieb das Dokument: Charles Edward Calderon. Guido Horvath war endgültig aus der Reihe der Lebendigen gestrichen. „Laß dich's nicht gereuen, mein Sohn!“ Die Worte seines Adoptivvaters rissen ihn hoch. Er konnte weder dem Zittern der Lippen, noch dem Flimmern der Augen wehren, als der Lord ihn auf beide Wangen küßte. Calderon trug ein Leuchten im Gesicht. Horvath war fahl bis in die Lippen und zwang sich mit aller Kraft, seinen äußeren und inneren Menschen im Gleichgewicht zu halten. Als der Notar gegangen war, neigte er sich über die Greisenhände:„Ich danke Ihnen, Mylord!“ Ein bittendes Lächeln:„Ich erhebe Anspruch auf den Vaternamen.“ „Ich werde meine Sohnespflicht bis zum letzten Atemzug erfüllen" Die Nacht über lag Horvath schlaflos. Erst gegen Morgen warf der Traum Fetzen von Erinnerung und Wirklichkeit über ihn hin. Er hielt Rosmarie im Arm, wollte sie küssen und fühlte Rajas blauschwarzes Haar zwischen den Fingern. Janos stand am Rain und neben ihm der Knabe. Plötzlich fing dieser zu wachsen an und reichte bald bis an das Zelt des Himmels. Dann schrumpfte er unversehens in ein Nichts zusammen. Bela Szengeryi lehnte an einer Weißdornhecke und bettelte:„Vergiß nicht, daß ich dir gesagt habe, wie sehr ich sie liebe.“ In der nächsten Minute sah er ihn an einer der hohen Palmen des Wintergartens hängen und dort verröcheln, ehe er ihm noch zu Hilfe kommen konnte. „Du hast schlecht geschlafen, mein Junge. Calderon hielt die beiden Hände fest, die ihn beim ersten Frühstück mit aller Fürsorge bedienten.„Spiel mir hernach auf deiner Geige dein Leben vor. Du hast mir noch lange nicht alles gebeichtet.“ Horvath schöpfte Atem. Was er eine halbe Stunde später dem Greis vorspielte, war ein Schrei der Qual, der in stummem Entsagen erlosch. Als er geendet hatte, legte er das Instrument auf den Flügel.„Morgen werde ich reisen, Vater!" Schon! „Alle Jayr einmal werde ich zurückkommen, um zu sehen, wie es dir geht!“ „Und das nennst du Dank und Sohnespflicht?“ „Europa hat keinen Platz für mich! Wo ich mich zeige, kennt man mein Gesicht. Guido Horvath muß tot sein!“ „Muß?“ „Jal"„„„ Mohl Die Hände auf den kunstvon eingelegten Muhagonitisch gestemmt, sprach er den letzten Rest seiner Lebensbeichte, stieß ihn hervor, unterbrach sich, hastete weiter, schwieg für Minutenlänge, um dann mit schweißüberronnener Stirn mit dem Bekenntnis zu schließen:„Ein verfehltes Leben! Verfehlt in all seinem Tun!“„„. Semn 9 „Und die blonde Frau, mein Junge: Die Gallin dieses Bela Szengeryi?“ Horvaths Gesicht wandte sich zur Seite. „Ich bin alt, mein Sohn, erklang Calderons Stimme. „Alte Leute verstehen es besser als die Jugend, ein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Aber es soll dir nicht abgezwungen sein, setzte er rasch hinzu, als das Gesicht des Künstlers in kalkigem Weiß erstarrte. „Sie wartet in London auf mich!“ Der Lord wiegte den Kopf auf dem etwas kurzen Hals. „Du willst sie zu deiner Frau machen?“ Ein Zögern. Und dann ein hohles Nein.„Wir fühlen uns beide gebunden, sie durch ihren noch lebenden Mann, und ich meines Kindes wegen. Aber sie wird mich begleiten. „Sie wird dich begleiten!“ erwog Calderon schleppend. „Das hat Gefahren, mein Sohn!“ Ein Herabfallen der stolzen Schulter.„Sie ist schutzlos ohne mich!“ „Schicke sie mir hierher nach Port=Rush! Nachdem ich nun einen Sohn habe, kann ich doch auch noch eine Tochter adoptieren.“(Fortsetzung folgt.) Wohin mit den vielen Kindern! Aengstliche Gemüter, die sich der Einsicht nicht mehr erwehren können, daß Kindersegen der einzige Weg zur dauernden organischen Behebung der Erwerbsnot ist, stellen solcher Erkenntnis die bange Frage entgegen:„Aber wohin dann mit den vielen Kindern?“„ g 8 Zunächst muß aus der Praxis uuf die Jahrzehnte vor dem Kriege hingewiesen werden. Damals hatte sich in 70 Jahren das deutsche Volk verdreifacht, die Angst vor der Uebervölkerung hat sich dabei ebenso als Hirngespinst erwiesen, wie die Angst vor„arbeitraubenden“ Maschine. Alle sind untergekommen, denn stärker als Volkszahl und Volksdichte wuchs die Erwerbsmöglichkeit. Es gab damals keine Erwerbslosigkeit als Massenerscheinung und deshalb auch keine ErwerbslosenAber eines kann doch statistisch belegt werden: mit dem Anwachsen der Volksdichte sank die Auswanderungsziffer, d. h. immer meniger Arbeitsuchende waren gezwungen, ihren Betätigungsdrang ins Ausland zu tragen, weil ihnen das Inland genügend Gelegenheit dafür gab. Das sei nur eine Feststellung im„großen ganzen“, die aus der praktischen Erfahrung stammt. Damit soll aber einer exakten Beantwortung jener Frage nicht ausgewichen werden. Betrachten wir die Mechanik des Absatzmarktes, und zwar schon nur des Binnenmarktes, so ist zu sagen: Kinder zählen von der Geburt bis zum arbeitsfähigen Alter zu der volkswirtschaftlich so ungemein wertvollen Klasse der Nurverbraucher. Durchschnittlich 15 Jahre lang„verbrauchen“ sie, ohne einen Arbeitsplatz zu beanspruchen, sie zerreißen Hosen und Schuhe, schlagen Fensterscheiben ein, brauchen Kindewagen, Kindermilch, Nährmittel, Spielzeug, Schulbücher, Schiefertafeln, geben dem Lehrer Arbeit und Brot usw., kurz, sie kurbeln 15 Jahre lang die Wirtschaft an, bevor sie einsteigen. Die Befürchtung, daß eine plötzliche Vermehrung des Kindersegens für diesen Zuwachs an Kindern rettungslose Arbeitslosigkeit bedeuten müsse, eilt den Möglichkeiten um fünfzehn Jahre voraus. Bis sie drankommen, einen Arbeitsplatz zu suchen, kurbeln sie ja erst 15 Jahre lang den Umsatz an, und wenn es so weit ist, rücken hinter ihnen bereits 15 Jahrgänge nach, die ebenfalls „kurbeln“, und zwar nicht mit Notverordnungen und Notstandsarbeiten, sondern mit echtem Umsatz, mit dem realen Bedarf an Wohnung, Nahrung, Kleidung usw. Man wird erwidern: Wer zahlt denn diesen zusätzlichen Umsatz? Wer kommt denn für die vielen Kinder auf? Darauf ist sehr einfach zu erwidern: Wenn— infolge steigenden Nachwuchses — erst die Erwerbslosigkeit als Volksgeißel behoben ist, dann werden all die Milliarden frei, die uns heute die Arbeitsbeschaffung und die Erwerbslosenfürsorge kosten. Sie bleiben im Volke, in den Familien, und der ehedem Erwerbslose hat wieder seinen Verdienst. Er wird auch dann wesentlich besser(und zufriedener) leben als heute, auch wenn er Vater von Kindern sein wird. Vollends werden die Kosten für jene fehlenden 9 Millionen Kinder getragen werden können, wenn erst ein gerechter Ausgleich der Familienlasten die Eltern dazu instandsetzt. Und„wohin dann mit den vielen Kindern?“ In einem wachsenden Volke findet jeder sein Unterkommen. Erinnern wir uns doch jener Zeit, da wir noch ein wachsendes Volk waren! Wenn da ein Lehrling ausgelernt hatte, wenn ein Student sein Examen hinter sich hatte, sie fanden nicht nur Anstellung, sondern auch die Möglichkeit, sich selbständig zu machen. Was machte es schon aus, wenn eine neue Werkstatt, ein neuer Laden aufgemacht wurde, sie fanden aus dem wachsenden Volk alle ihre Kundschaft, neue Bahnlinien wurden auf eine Bentabilität von 2 Prozent gebaut und rentierten bald mit 4 oder 6 Prozent, weil das Volk wuck,;, neue Aemter, neue Regimenter, neue Schulen wurden dem wachsenden Volk errichtet und gaben den jungen Anwärtern alsbald ein Unterkommen, Aerzte konnten sich niederlassen, ohne an einen numerus clausus gebunden zu sein. „Wachsendes Volk— wachsende Wirtschaft— wachsende Erwerbsmöglichkeit", das darf nicht vergessen werden, aber auch nicht: daß schrumpsendes Volk Abbau bedeutet, die unerbittliche Strafe für die Abkehr vom Kinde. Entgegen allen Klügeleien bricht lebendiger Nachwuchs sich seine Bahn in der Wirtschaft, wie las sprudelnde Wasser im starren Fels, Zuwachs an Kindern ist— und das war allezeit so— die alles überwindende bewegende Kraft, die auch neue Wirtschaftssysteme gebaut hat und weiter bauen wird, denn die Wirtschaft folgt der Volksschte, und wer— wie die Geburtenregler— umgekehrt die Kinderzahl nach der Wirtschaft bewill, fährt verkehrt. Dr. Paul Danzer. Memnels autoneins Nechte werden wieder vom litauischen Direktorium unterdrückt Der Memelländische Landtag spanische Innenminister gab einigen Jourlisten bekannt, daß ab kommenden Montag nicht zer sämtliche politischen Provagandaversammlunsondern auch größere politische ZusammenHiste in Parteilokalen verboten seien. Diese Maßnahme wird vermutlich getroffen. weil die Irepublikaner und Marristen neuerlich jeden benutzen, gegen die Regierung und ihre Politik in unverantwortlicher Weise zu beten. Nach der vor einem Monat erfolgten verfassungswidrigen gewaltsamen Absetzung des memelländischen Landespräsidenten Dr. Schreiber und der beiden anderen Direktoriumsmitglieder durch den litauischen Gouverneur des Memelgebietes ist bekanntlich vom Gouverneur Nowakas ein litauisches Direktorium mit dem Nationallitauer Reisgys als Landespräsidenten gebildet worden. Dieses Direktorium ist mit rücksichtslosen Willkürund Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Mehrheit der memelländischen Bevölkerung vorgegangen. Nach der Bestimmung des Memelstatuts hat ein neugebildetes Direktorium sich binnen eines Monats dem memelländischen Landtag zu stellen, von dessen Vertrauensvotum das Weiteramtieren des Direktoriums abhängig ist. Angesichts der Zusammensetzung des 1932 gewählten Landtages, in dem von 29 Abgeordneten nur 5 dem litauischen Block angehören, war es selbstverständlich, daß der Landtag bei verfassungsmäßiger Einberufung dem neuen litauischen Direktorium Reisgys ein überwältigendes Mißtrauensvotum aussprechen würde. Da ein solches Mißtrauensvotum die litauische Behauptung, das neue Direktorium entspreche dem Willen der Bevölkerung, vor der gesamten Weltöffentlichkeit richtiggestellt hätte, ist Gouverneur Nowakas eifrig bemüht gewesen, das Mißtrauensvotum mit allen Mitteln zu verhindern. Der litauische Kriegskommandant des Memelgebietes hatte daher auf Wunsch des Gouverneurs zunächst die stärkste im Landtag vertretene Partei, die Memelländische Landwirtschaftspartei, auf Grund eines Gesetzes verboten, das in den letzten Tagen zum Zweck der Unterdrückung der autonomietreuen Mehrheit der memelländischen Bevölkerung besonders geschaffen wurde. Der Gouverneur hat ferner sechs Abgeordneten der Landwirtschaftspartei, unter ihnen dem langjährigen hochverdienten Landtagspräsidenten von Dreßler und dem Fraktionsführer Gubba durch Verfügung des Kriegskommandanten das Abgeordnetenmandat entziehen lassen; ferner wurde mittels Drohungen und Versprechungen versucht, die Abgeordneten für ein Vertrauensvotum zu gewinnen oder sie wenigstens zu veranlassen, sich nicht an einem Mißtrauensvotum zu beteiligen. Als sich keine Aussicht auf Erfolg bot, ist der Gouverneur zu Gewaltmaßnahmen gegen den Landtag geschritten. Durch Verfügung des Kriegskommandanten hat er 22 Kandidaten der landwirtschaftsparteilichen Wahlliste, darunter den sechs Kandidaten, die als Ersatz für die entrechteten Abgeordneten der Landwirtschaftspartei ausersehen waren, eine halbe Stunde vor der einberufenen außerordentlichen Landtagssitzung das Abgeordnetenmandat entzogen. Er ließ einen der drei Abgeordneten der Memelländischen Arbeiterpartei noch auf dem Wege zur Landtagssitzung verhaften. Die fünf Abgeordneten des litauischen Blocks blieben selbstverständlich der Sitzung fern. Der im parlamentarischen Kampf erfahrene Vorsitzende der Landwirtschaftspartei, Gutsbesitzer Conrad, wurde von der litauischen Polizei seit dem frühen Morgen gefangen gehalten, um ihm jede Möglichkeit zu nehmen, sich mit seinen Parteigenossen zu beraten. Als der neue Landtagspräsident Waschkies um 4 Uhr die Landtagssitzung eröffnete, waren von 29 Abgeordneten nur 14 anwesend. Bevor er dem litauischen Landespräsidenten Reisgys zur Abgabe der Regierungserklärung das Wort erteilte, stellte er fest, daß der Landtag, zu dessen Beschlußfähigkeit 20 Abgeordnete erforderlich sind, beschlußunfähig sei. Der Präsident war unter diesen Umständen gezwungen, die Sitzung zu schließen. Im Memelgebiet herrscht über die neue Vergewaltigung der autonomen Rechte, wie sie in der beispielslosen Knebelung des Landtages zum Ausdruck gekommen ist, tiefste Empörung. aufgelost! Aus Kowno, 28. Juli, wird gemeldet: In Kowno verbreitete sich am Samstagmittag das Gerücht, daß der Memelländische Landtag durch den Gouverneur aufgelöst sei, nachdem sich gestern seine Tagungsunfähigkeit erwiesen habe. Diese Maßnahme würde in der Linie liegen, die am Samstag der Vorsitzende der litauischen Fraktion des Landtags dem Vertreter der Litauischen Telegraphen=Agentur in einer Erklärung über das gestrige Fernbleiben der litauischen Abgeordneten im Landtag gab. Dort heißt es u. a., daß die litauischen Abgeordneten nie mehr den Memelländischen Landtag betreten würden, solange noch Abgeordnete vorhanden seien, die„staatsfeindlichen Parteien“ angehört hätten. Steuersteckbriefe und Vermögensbeschlagnahmen Gegen die nachstehend aufgeführten Steuerpflichtigen sind Steuersteckbriefe erlassen worden: 1. Hypothekenhändler Louis Bach, zuletzt wohnhaft in München, Rückertstraße 6, zur Zeit in Straßburg i. E., Kleberplatz 9(bei Alfred Bodenheimer), wegen Reichsfluchtsteuer von 51 067 RM. vom Finanzamt München=Süd. 2. Früh. Rechtsanwalt Siegfried Loeb und seine Ehefrau Else, geb. Feibes, zuletzt wohnhaft in Düsseldorf, Schillerstraße 47, zur Zeit in Holland, wegen Reichsfluchtsteuer von 34 400 RM. vom Finanzamt Düsseldorf=Süd. Es ergeht hiermit die Aufforderung, die oben genannten Steuerpflichtigen, falls sie im Inland betroffen werden, vorläufig festzunehmen und sie gemäß§ 11 Abs. 2 der vierten Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schutze des inneren Friedens vom 8. 12. 1931 unverzüglich dem Amtsrichter des Bezirks, in welchem die Festnahme erfolgt, vorzuführen. Der Arden Ende August große Propagandawelle über Deutschland Der Referent im Amt für„Schönheit der Arbeit“ der Deutschen Arbeitsfront, Dipl.=Ingenieur Steinwarz, teilt, wie das NDZ. meldet, mit, daß Ende August eine große Propagandawelle über Deutschland gehen werde, in der noch einmal dringlichst auf das Amt für„Schönheit der Arbeit“, und die Notwendigkeit der Schaffung schöner und gesunder Arbeitsplätze hingewiesen werden solle. Plakate und Veröffentlichungen würden den weitesten Kreisen unserer Volksgemeinschaft den Begriff„Schönheit der Arbeit" nahe bringen. Die Schaffung schöner Arbeitsplätze sei eine Aufgabe von riesigem Umfange. Es wären dabei zu beachten das Wohnungswesen im Zusammenhang mit der Hausangestelltenfrage, Landarbeiterwohnungen, Werksiedlungen, Pausengestaltung und sonstige soziale Fragen. Bei der Schaffung der gesündesten und schönsten Arbeitsplätze müßten 3,5 Millionen Betriebe erfaßt werden. Zunächst beschäftigten sich die Gaureferenten nur mit den Betrieben über 50 Mann Belegschaft, wovon 40000 Betriebe vorhanden seien. Auf jeden Referenten kämen durchschnittlich 1200 Betriebe. Bis 30. Juni 1934 seien 600 Betriebe besichtigt worden. Es wurden in 450 Betrieben Verbesserungen angeregt, die in 175 Betrieben durchgeführt oder fest zugesagt wurden. Die für 20 Fälle vorliegende Bausumme betrage 300000 RM. Die Referenten seien in zwei Schulungstagungen besonders eingehend über ihre Aufgabe unterrichtet worden, die in Zusammenarbeit mit den Reichsbetriebsgemeinschaften erfolge. Verbindung zwischen Landhelfern und SA. Nachdem kürzlich von den zuständigen Stellen festgestellt worden war, daß die Landhelfer unter 18 Jahren durch die Hitlerjugend betreut werden, wird nunmehr, wie das NDZ. meldet, durch den Präsidenten der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung hervorgehoben, daß die über 18 Jahre alten Landhelfer in die Obhut der SA. genommen werden. Der Präsident bezieht sich dabei auf eine Verordnung des Obersten SA.=Führers und weist die Arbeitsämter an, der zuständigen SA.= Einheit jeweils die in dem Bezirk vermittelten Landhelfer namentlich mitzuteilen. Die Landhelfer über 18 Jahre werden vom Arbeitsamt angehalten, sich bei der zuständigen SA.=Einheit zu melden. Während an sich eine Aufnahme in die SA. zurzeit nicht erfolgt, sollen die Führer der zuständigen örtlichen SA.=Einheiten prüfen, wie weit die ihnen gemeldeten Landhelfer überhaupt für die Aufnahme in die SA. in Betracht kommen könnten. Damit ist also klargestellt, daß die erziehliche Betreuung der jungen Menschen, die als Landhelfer arbeiten, auch in den Fällen sichergestellt ist, in denen wegen der Ueberschreitung der Altersgrenze von 18 Jahren die Hitlerjugend nicht mehr wirksam werden kann. Gegen Einzelaktionen in der Ladenschlußzeit-Frage Zu der in einzelnen süddeutschen Städten erfolgten Früherverlegung des Ladenschlusses auf 6 Uhr wird, wie das N2Z. meldet, eine Stellungnahme des Reichsarbeitsministeriums bekannt, die die„Fleischer=Verbandszeitung“ auf Anfrage erfahren hat. Danach ist nicht beabsichtigt, den 6=Uhr=Ladenschluß einheitlich für das gesamte Reichsgebiet einzuführen. Man überlege vielmehr im Reichsarbeitsministerium, ob man die Vorverlegungen des Abendladenschlusses nicht rückgängig machen solle. Diese Stellungnahme des Ministeriums deckt sich, wie das NDZ. noch hört, mit den Auffassungen maßgebender Kreise des deutschen Einzelhandels, die den zuständigen Reichsstellen auch bekanntgegeben sein dürften. Man scheint im Einzelhandel danach zu streben, daß erst einmal eine allgemein gesetzliche Basis in der Ladenschlußzeit usw. geschaffen werde, ehe lokale Sonderregelungen, die gegebenenfalls notwendig sein könnten, durchführbar sind. Es könne sich für bestimmte Gegenden als nützlich erweisen, an bestimmten Tagen die Ladenschlußzeit vorzuverlegen. Dann bliebe aber immer noch zu erwägen, ob nicht als Kompensation an anderen Tagen dann eine entsprechend längere Offenhaltung der Läden zu gestatten wäre. Bachfenee Trcnereinnähtnen Staatssekretar neinhardt ziehl veutschlands Quartalsbuanz Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Fritz Reinhardt, zieht, wie das N23 meldet, gestützt auf die amtlichen Veröffentlichungen über die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und Abgaben im Juni und im ersten Viertel des Rechnungsjahres 1934 eine bedeutsame Quartalsbilanz der Reichseinnahmen. Der Staatssekretär stellt dabei unter anderem fest, daß selbst bei Ausschaltung der Gesellschaftssteuer, Schlachtsteuer und Fettsteuer sich für das erste Viertel des Rechnungsjahres 1934 ein Mehraufkommen an Steuern usw. von 197,9 Millionen RM. gegenüber dem gleichen Zeitraum 1933 ergebe. Diese Entwicklung der Einnahmen des Reiches lasse selbstverständlich noch nicht einen endgültigen Schluß auf die Aufkommensentwicklung im gesamten Rechnungsjahre zu. Würde sich die Entwicklung der Einnahmen des Reiches in den weiteren drei Vierteln des Rechnungsjahres 1934 so entwickeln wie im ersten Viertel, so würde ohne Schlacht= und Fettsteuer, die Verbesserung 1934 gegenüber 1933 rund 800 Millionen RM. betragen. Im Voranschlag für 1934 sei aber die relative Verbesserung des Aufkommens nur mit 90 Millionen RM. angenommen worden. Durch die tatsächliche Entwicklung würde der Beweis erbracht sein, daß die Zunahme des Steueraufkommens genügen würde, um die Vorbelastung auszugleichen, die sich aus Arbeitswechseln und Zuschüssen zu den Aufwendungen für Instandsetzungen und Ergänzungen an Gebäuden ergeben. Der Staatssekretär teilt weiter u. a. mit, daß die Inzahlungnahme von 300 Millionen in Steuergutscheinen statt in Bargeld 1934 sich in den nächsten vier Jahren wiederholen werde. Er hebt dann die neuen Dauermaßnahmen hervor, wie Verminderung der Abgabe zur Arbeitslosenhilfe, Steuerermäßigung für Instandsetzungen und Steuerfreiheit für Neuanschaffungen usw., um zu dem Schluß zu kommen, daß die Summe aller Dauermaßnahmen nicht nur groß genug sein werde, den gegenwärtigen Beschäftigungsstand und den gegenwärtigen Grad der Ergiebigkeit der Steuerquellen führen müsse. Die Maßnahmen im Jahre 1933 und 1934 einschließlich der bevorstehenden großen Steuerreform würden genügen, um eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung zu gewährleisten, soweit nicht durch devisenwirtschaftliche oder ähnliche Dinge vorübergehende Hemmungen oder Störungen verursacht werden. Staatspolizei macht volksfeindliche Wühler unschädlich Wie vom Harburger Polizeipräsidium gemeldet wird, ist es der Polizei in den letzten acht Tagen gelungen, einen großen Kreis volks- und staatsfeindlicher Elemente unschädlich zu machen. Durch die Staatspolizei Harburg=Wilhelmsburg wurden 48 einheimische und einige auswärtige Personen, außerdem durch die Hamburger Staatspolizei zehn Harburger Einwohner wegen volksfeindlicher Betätigung in kommunistischem Sinne in Schutzhaft genommen. Die Harburger SS. hatte der Staatspolizei eine Anzahl ihrer Männer für die Durchführung der Aktion zur Verfügung gestellt. Wie wir erfahren, kann die Aktion der Staatspolizei als beendet angesehen werden. eines Hochverratsprozesses gegen 24 Kommunisten Vor dem Dritten Strafsenat des Kammergerichts Celle, der in den letzten Tagen in Hannover verhandelte, wurde ein Prozeß gegen 24 Kommunisten aus Celle abgeschlossen. Die Anklage warf sämtlichen 24 Kommunisten die Teilnahme an hochverräterischen Unternehmungen, die Ende des Jahres 1932 und Anfang 1933 aufgedeckt wurden, sowie einigen der Angeklagten außerdem Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz vor. Eine Haussuchung bei den Beteiligten hatte neben Waffen und Munition auch einen Schwarzsender und mehrere Nummern einer gesetzwidrigen Druckschrift, sowie einen Vervielfältigungsapparat zu Tage gefördert. Die beiden Hauptangeklagten erhielten je 5 Jahre Zuchthaus, auch wurde auf Zulässigkeit der Polizeiaufsicht erkannt. Die Urteilsverkündung gegen einen weiteren schwer belasteten Angeklagten, gegen den der Staatsanwalt 4 Jahre Zuchthaus beantragt hatte, wurde zwecks weiterer Zeugenvernehmung ausgesetzt. Sieben Angeklagte wurden freigesprochen, die übrigen Angeklagten erhielten Gefängnisstrafen von 4 Monaten bis zu 2 Jahren. Heute morgen 5½ Uhr entschlief nach langem, schwerem Leiden mein innigstgeliebter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, der Invalide Friedrich rischer Im Alter von 69 Jahren. Um stille Teilnahme bitten die trauernden Hinterbliebenen Frau Maria Fischer geb. Felichner Karl Fischer ind Frau Toni geb. Rauschenberg Wilhelm jakob und Frau Auguste geb. Fischer und 2 Enkelkinder Schwerte, den 28. Juli 1934. Die Beerdigung findet am Dienstag nachmittag 2¼ Uhr vom Sterbehause, Märkischestraße 3, aus statt. Der Verstorbene war Mitglied des Gesamtverbandes deutscher Arbeitsopfer in der deutschen Arbeitsfront. Zum rechtzeitigen Vorsorgen für Küche und Keller Bewährte Anleitungen der Lohrmeister-Bücherei Saifonschlußverkauf Große Posten Schuhwaren Nur bekannte Qualitätswaren RM. 3.90 4.50, Salamander RM. 5.90 6.50 Friedrichstraße 4 35 Pig. 35 Ptg. 70 Pig. 35 Pig. 70 Pfg. 35 Pig. 70 Pig. 35 Pig. M. 1.75 M. 2.40 Für die mir erwiesene herzliche Teilnahme beim Heimgange meines lieben Entschlafenen spreche ich meinen tiefgefühlten Dank aus. Frau Wwe. Schäfer Villigst, Im Juli 1934. Elnmachen der Früchte. Mit 16 Abb.(Nr. 3) Marmeladen- und Musbereitung. Mit 11 Abb. Einmachen der Gemüse. Mit 26 Abb.(Nr. 343/4) Dörren des Obstes u. der Gemüse. 25 Abb. Ernte, Aufbewahrung u. Versand des Obstes. Von J. Schneider. Mit 60 Abb.(Nr. 55/6) Kandierte Früchte u. Konfltüren. Mit 13 Abb. (Nr. 169) Das Hausschlachten(Wurstbereitung und Fleischkonservierung). Mit 15 Abb.(400/1) Fruchtsaft- und Süßmostbereitung im Haushalt. Mit 23 Abb.(Nr. 345) Obst- u. Beerenweinbereitung. Von J. Schneider. Mit 46 Abb.(Nr. 716/20) Gebunden Das beste Buch auf dem Gebiet von einem erfahrenen Fachmann. Eßt viel Gemüse. Erprobte Gerichte.(Nr. 800/l) 2 70 P Gurken-, Melonen- und Kürbisgerichte.(Nr. 405).. Venenhunz in der Köche 3 S Tomatenbüchiem. verwendung in der Kuche. (Nr. 233) 35 Pfg. Vegetarisches Gesundheitskochbuch.(Nr. 187) 35 Pfg. Pilzküche für den einfachen und feinen Tisch. (Nr. 300) 35 Pig. Getränke und Erfrischungen. Bowlen, Limonaden, Eis, Gefrorenes.(Nr. 742/3) 70 Pfg. Zu haben in der E. Braus Adolf-Hitler-Platz 3 Preußisch-Süddeutiche Klaffenlotterie LUDBürde SZiehung letzter Einlösungstag 1. August!! Buchhandlung Carl Braus, Schwerte Adolf-Hitler-Platz 3 PVerd zu verkaufen. 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Die Leistungen 1—8 sind innerhalb 6 Wochen— 42 Kalendertage— vom Tag der ersten Prüfungsleistung an gerechnet zu erfüllen.— Leistungen: 1. 15 Minuten im stehenden oder 600 Meter im fließenden Wasser— mit dem Strom— schwimmen, davon 5 Minuten oder 200 Meter in der Rückenlage ohne Armbewegungen. Bei dem Rückenschwimmen müssen die Arme abwechselnd längs des Oberkörpers oder gekreuzt über der Brust liegen. 2. 100 Meter im stehenden oder 200 Meter im fließenden Wasser— mit Strom— angekleidet schwimmen. Ohne Schuhzeug. Bekleidung für Männer: Hose und Jacke.— Bekleidung für Frauen: Kleid aus festem Stoff oder zweiteil. Drillich= oder Uebungsanzug. 8. Daran anschließend: In der Schwimmlage oder beim Wassertreten entkleiden im 2 bis 3 Meter tiefen Wasser. Das Anlehnen an das Ufer oder die Beckenwand sowie anderweitiges Stützen ist in jedem Fale unzulässig. 4. 17 Meter Streckentauchen im stehenden, oder 22 Meter mit Strom im fließenden Wasser. Abgang durch Kopfsprung aus 1 bis 2 Meter Höhe. Die Leistung beginnt mit dem Absprung. Es ist nur die Strecke zu werten, die der ganze Körper unter Wasser zurücklegt. 6. Von der Wasseroberfläche aus zweimal innerhalb 6 Minuten 2—3 Meter Tieftauchen und dabei einmaliges Herausholen eines ungefähr 5 Pfund schweren Objekts möglichst einer Tauchpuppe. 6. 30 Meter Retten eines über 14 Jahren alten Menschen, der den Ertrinkenden dar. stellt, unter beliebig wechselnder Anwendung von Achsel= und Kopfgriff. Die Strecke des Anschwimmens rechnet nicht zur Prüfungsleistung. Praktische Ausübung der Rettungs= und Befreiungsgriffe an Land und im Wasser als Vorführung. Theorethische Erklärung und praktische Ausführung der Wiederbelebungsmethoden nach Schäfer und Kohlrausch. Auszug aus den Prüfungsbestimmungen. Die Prüfungen selbst sind für die Prüfungsanwärter unentgeltlich. Sie dürfen nur von einem Lehrschein=Inhaber der D.L.R.G. abgevommen und bescheinigt werden 7. 8. Die geprüfte Person erhält als Ausweis über die bestandene Prüfung eine Urkunde nebst Abzeichen gegen Erstattung der aufgelaufenen Selbstkosten— Gebühren— ausgehändigt. Gebühr 1.— RM. Lichtbild muß mit der Prüfungskarte der Ausfertigungsstelle eingereicht werden. Urkunden ohne Lichtbilder sind ungültig. Lehrschein=Inhaber, die nicht Mitglied der Gesellschaft sind oder deren Mitgliedsrechte ruhen(§ 23 letzter Absatz der Satzungen) dürfen Prüfungen nicht abnehmen. Das bei der Gesellschaft gegen Kostenerstattung zu erwerbende Stoffabzeichen darf nur von den Inhabern des Grund=, Leistungsoder Lehrscheins an der Uebungs= oder Badebekleidung getragen werden. Es stellt keine Auszeichnung oder besondere Klassifizierung innerhalb der Inhaber der oben genannten drei Befähigungsscheine dar; sondern soll außer der äußeren Kenntlichmachung der Urkunden=Inhaber in der Hauptsache werbend und anspornend wirken. * Die Prüfungsleistungen für den Leistungsschein Der Anwärter muß das 17. Lebensjahr vollendet haben. Der Besitz des Grundscheins ist für die Erwerbung des Leistungsscheins in jedem Falle bestimmte Voraussetzung. Erklärung wegen Haftung der Gesellschaft(zu Abschnitt BVI Abs. 15 der Satzung) ist vorher zu unterschreiben.— Die Prüfungen zum Leistungsschein können erst zwei Wochen— 14 Kalendertage— nach der Erteilung des Grundscheins begonnen werden. Für die Erwerbung des Leistungsscheins ist die Mitgliedschaft des Anwärters in der DLRG. Voraussetzung. Der Prüfer kann die Prüfung 2 nur abnehmen, wenn ihm die gültige Mitgliedskarte mit Beitragsmarken für das laufende Jahr vorgelegen hat. Zur Erwerbung des Prüfungsscheins müssen nachfolgende Leistungen erfüllt sein: Die Prüfungsleistungen 1 und 2 zum Leistungsschein sind immer zuerst zu erfüllen.— Leistungen: Die Leistungen 1—10 sind innerhalb 6 Wochen— 42 Kalendertage— vom Tag der ersten Prüfungsleistung an gerechnet zu erfüllen. 1. ½ Stunde Schwimmen im stehenden oder 3 km. im fließenden Wasser— mit dem Strom—. 2. 300 Meter im stehenden oder 600 Meter im fließenden Wasser mit dem Strom an. gekleidet schwimmen. Dabei Lederschuhzeug angezogen. Bekleidung für Männer: Hose und Jacke. Bekleidung für Frauen: Kleid aus festem Stoff oder zweiteiliger Drillich= oder Uebungsanzug. 3. Daran anschließend: Im Wasser in der Schwimmlage oder beim Wassertreten entkleiden. Wassertiefe 2—3 Meter. Anlehnen an das Ufer oder die Beckenwand sowie anderweitiges Stützen ist in jedem Falle unzulässig. 4. a) für männliche Personen 27 Meter Strekkentauchen im stehenden oder 42 Meter mit Strom im fließenden Wasser. Abgang durch Kopfsprung aus 1—2 Meter Höhe. Die Leistung beginnt mit dem Absprung. Es ist nur die Strecke zu werten, die der ganze Körper unter Wasser zurücklegt. b) für weibliche Personen in gleicher Art 20 und 30 Meter. 5. Von der Wasserfläche aus innerhalb von 3 Minuten 2—3 Meter Tieftauchen. Dabei zweimal je ein Objekt von 10 Pfund oder je eine Tauchpuppe heraufholen.— Schnelligkeitsübung. Danach ohne zeitliche Begrenzung einmal Tieftauchen mit Kopfsprung aus mindestens 1 Meter Höhe und Fortschaffen des ertauchten Objekts in einer hintereinanderfolgenden Strecke von 10 Meter. 6. 30 Meter Retten, wobei der Retter und das Objekt— ein über 14 Jahre alter Mensch, der den Ertrinkenden darstellt— wie zu Prüfungsbedingung 2 bekleidet sein müssen. Es ist der Achsel=, Oberarm= sowie Seemannsgriff und ein vierter nach freier Wahl des Anwärters anzuwenden. Innerhalb der Strecke müssen die vier Griffe von Zeit zu Zeit beliebig gewechselt werden. Die Strecke des Anschwimmens wird nicht gewertet. 7. Theoretische Auslegung und im Wasser praktische Ausführung sämtlicher Rettungsund Befreiungsgriffe. 8. Theoretische Erklärung und praktische Vorführung der Wiederbelebungsmethoden nach Schäfer, Sylvester=Brosch=Meyer und Kohlrausch. 9. Beschreibung der wichtigsten RettungsHilfsmittel bei Bade=, Boots= und Eisunfällen. Erklärung ihrer erfolgversprechenden Benutzung. 10. Theoretische Eeklärung der wichtigsten Nothelfergriffe, ihr Zweck und die Vornahme ihrer praktischen Anwendung. Auszug aus den Prüfungsbestimmungen. Die Prüfungen selbst sind für die Prüfungsanwärter unentgeltlich. Sie dürfen nur von einem Lehrschein=Inhaber der D.L.R.G. abgenommen und bescheinigt werden. Die geprüfte Person erhält als Ausweis über die bestande Prüfung eine Urkunde nebst Abzeichen gegen Erstattung der aufgelaufenen Selbstkosten— Gebühren— ausgehändigt. Gebühr 2.— RM. Lichtbild muß mit der Prüfungskarte der Ausfertigungsstelle eingereicht werden. Urkunden ohne Lichtbilder sind ungültig. Lehrschein=Inhaber, die nicht Mitglied der Gesellschaft sind sind oder deren Mitgliedsrechte ruhen(§ 23 letzter Absatz der Satzungen) dürfen Prüfungen nicht abnehmen. Das bei der Gesellschaft gegen Kostenerstattung zu erwerbende Stoffabzeichen darf nur von den Inhabern des Grund=, Leistungs oder Lehrscheins an der Uebungs= oder Badebekleidung getragen werden. Es stellt keine Auszeichnung oder besondere Klassifizierung innerhalb der Inhaber der oben genannten drei Befähigungsscheine dar; sondern soll außer der äußeren Kenntlich machung der Urkunden=Inhaber in der Haupte sache werbend und anspornend wirken. Achtung, Schwimmer von Schwerte! erste diesjährige Kursus im Rettungsschwimmen beginnt am 1. August. Anmeldungen nehe men entgegen der Vorsitzende des Schwimmvereins 06 Walter Günthner, Lohbachstr. 6, Lehrscheininhaber Kamecke, Große Markt straße 3 und der Bademeister der Schützenhof# Badeanstalt. Rundsunt=Pregrumm Dienstag, den 31. Juli 1934. 5.30 Morgenruf. Anschließend: Frühkonzert. 6.05 Leibesübungen. 6.25 Morgenkonzert. 7.00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 8.00 Zeit, Wetter, Wasserstandsmeldungen. 8.05 Frauenturnen. 10.00 Zeit, Nachrichten usw. 10.10 Im deutschen Blumengarten. 10.40 Für Euch daheim. 12.00 Musik am Mittag. 12.45 Erste Mittagsmeldungen, Glückwünsche. 13.00 Das Kleine Orchester. 13.45 Zweite Mittagsmeldungen. 15.10 Die Kultierung der Moore im Emslan## 15.30 Wirtschaftsmeldungen. 15.45 Die Dichterinnen des deutschen Volkes, 16.00 Nachmittagskonzert. 17.00 Dänemark, Land und Leute. 17.20 Nobert Schumann. 17.45 Die Not der Solinger Schneidwaren= Industrie. 18.00 Baldur von Schirach spricht. 18.40 Vom Tage. 18.50 Zeit, Wetter, Wirtschaftsmeldungen, Sportvorbericht. 19.00 Wir spielen zu Tanz und Unterhaltung. 20.00 Erste Abendmeldungen. 20.15 Stunde der Nation: Die dunklen und die heitren Lose. 20.45 Orchesterkonzert. 22.00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 22.20 Zehn Minuten Schach 1.00 Deutsch=englisches Iunktrei#l(Nur für den Deutscher Aurzweilensender. SI V. Tierte=Srutsche Zinugfsriete Der Schlußtag der Deutschen Kampfspiele war der Höhepunkt des Sportfestes aller Deutschen. Schon frühzeitig war in den Straßen der Noris eine reine Völkeruanderung nach dem Stadion zu bemerken, und lange vor Beginn der Wettkämpfe waren die herrlichen Anlagen bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Wetter war auch am Sonntag den Spielen treu geblieben. Die Sonne strahlte über ein kaum zu beschreibendes überwältigendes Bild. Es mögen etwa 60000 Menschen gewesen sein, die der imposanten Abschlußfeier beiwohnten. Noch nie haben einem deutschen Sportfest derartige Massen beigewohnt. Die letzten Entscheidungen fielen in den Staffelmeisterschaften der Leichtathletik. Ueber 4mal 100 Meter waren sechs fast gleichwertige Mannschaften am Start, so daß hier die sauberste Stabübergabe die Entscheidung brachte. Preußen Krefeld wechselte gleichmäßig gut und holte sich erneut den Titel in 41,9 Sek. vor Eintracht Frankfurt, bei der Geerling als Schlußläufer den Krefelder Hendrix nicht mehr gefährden konnte. Preußen Krefeld lief mit der Mannschaft Heithoff, Küsters, Haffmann und Hendrix. Eintracht Frankfurt(Metzner, Welscher, Mährlein, Geerling) benötigte 42,2 Sek. Dritter wurde der SC. Charlottenburg(Liersch, Ziebarth, Körnig, Müller) in 42,3 Sek. In der 4mal=400-Meter=Staffel hatten die Startleute auf abgesteckten Bahnen zu laufen. Der Hamburger SV.(Plötz, Steigerthal, Benecke, Schein) verteidigte den Titel mit der gleichen Mannschaft wie im Vorjahre erfolgreich in 3:22,2 vor dem Deutschen SC. Berlin(Rusitzka, Fothe, Rößler, Voigt) in 3:22,9 und ASV. Köln (Nottbrock, Möller, Weber, Dielefeld) in 3:23,5. Plötz=Hamburg übergab den Stab als Erster vor dem Kölner Nottbrock, dicht dahinter folgte der BSC.=Mann Rink. In einem sehr spannenden Rennen kämpften die zweiten Läufer hartnäckig um die Führung. Es wechselten Steigertahl für Hamburg vor Möller=Köln und dem DSC., während der BSC. etwas zurückgefallen war. Für Hamburg ging Schein als Schlußmann ins Rennen, gegen den Voigt vom BSC. keinen Boden gutmachen konnte. Schein lief das Rennen für die Rothosen nach Hause. Ein noch nicht dagewesenes Riesenfeld von 19 Mannschaften ging in der 4 mal 1500-MeterMachtvoller Ausklang im Stadion Staffel an den Ablauf. Trotz des harten Kampfes, den sich vor allem die Stuttgarter Kickers, die mit zwei Mannschaften in den Kampf eingriffen, mit dem Hamburger Athletik=Club lieferten, gab es keinen neuen Rekord. Gottschalk, Allianz Berlin, wechselte zuerst vor Post, München. Hannover 96 und Stahlwerke Dortmund, aber Dompert brachte Stuttgart in Führung, gefolgt von der zweiten Kickers=Mannschaft und schickte Dessecker mit Vorsprung auf die Reise. Der Hamburger kam durch Gebhardt auf den zweiten Platz. Paul, Stuttgart, erhielt den Stab mit 40 Meter Vorsprung vor dem deutschen Exmeister König, der nur im Endspurt einige Meter aufholen konnte. Meister wurde in der guten Zeit von 16:44,4 die erste Staffel der Stuttgarter Kickers(Koch, Dompert, Dessecker, Paul) vor dem Hamburger A. K. (Möller, Rols, Gebhardt, König) in 16:49 und dem Polizei SV=Berlin(Schuffelhauer, Borchert, Bukh, Abraham) in 16:59,5. Eine Ueberraschung brachte der Endlauf der 4 mal 100=Meter=Staffel der Frauen, der von dem SV Siemens Berlin(Geffert, Dörffeld, Steinberg, Engelhardt) in 50,1 mit Handbreite vor Sportfreunde Bremen(Buhlmann, Schmidt, Bierhenkel, Grieme) und der ebenfalls mit sehr geringem Abstand folgenden Eintracht Frankfurt(Ewe, Bernhardt, Lutz, Fleischer) gewonnen wurde. Der Dresdener SC hatte Pech, da die erste Läuferin am Start sitzen blieb und dieser Verlust auch durch das gute Laufen durch Käthe Kraus nicht mehr eingeholt werden konnte. Frl. Dörffeld brachte als zweite Siemens in einem hervorragenden Lauf in Front. Auf den letzten 100 Meter lagen vier Mannschaften fast auf gleicher Höhe und mit kaum wahrnehmbarem Unterschied konnte Frl. Engelhardt der Bremerin Grieme den Sieg entreißen. Hewunt den Horat Südwest besiegt Bayern mit 5:3(4:1) Nach dem Ausscheiden des Niederrheins und der Nordmark in der Vorschlußrunde war das Finale um den Kampfspiel=Fußballvokal eine rein süddeutsche Angelegenheit geworden. 50 000 Zuschauer hatte der vielversprechende Kampf in der Hauptkampfbahn am letzten Tage der großen Nürnberger Ereignisse angelockt und sie dürften wohl alle auf ihre Kosten gekommen sein. Unter den Ehrengästen sah man u. a. den Frankenführer Julius Streicher, Oberbürgermeister Liebel und von der Reichswehr die Generale von Dallwigk und Blaskowitz. Der Südwesten hatte einen großen Tag und ließ die kampfstarken Bayern sicher mit 5:3 hinter sich. Vor allem die erste Hälfte stand im Zeichen eines großen Spieles des Gaues Südwest und zum Wechsel der Seiten waren die Bayern mit einem 1:4 im Rückstand, schon aller Hoffnungen beraubt. Im zweiten Akt machten sie verzweifelt Anstrengungen und kamen nun auch besser in Fluß. aber das verlorene Terrain war nicht mehr aufzuholen. Vielleicht mag zu der überraschenden Niederlage der Bayern viel dazu beigetragen haben, daß die Dekkung nicht ihre Standfestigkeit von sonst erreichte und manches Mal den zügigen Südweststurm nicht stoppen konnte. Besonders Köhl im Tor kam nicht Hocsbeirtes um Wöuhenene Die letzten Entscheidungen am Freitag Wegener=Halle und Syring wieder Meister Die letzten Entscheidungen am Freitag in der Leichtathletik fielen am Abend im Stabhochsprung und 10000=Meter=Lauf. Der deutsche Rekordmann Gustav Wegener=Halle hatte bereits im Vorkampf 4.11 Meter erreicht, die auch zum Siege genügten. Ein überlegenes Rennen lief der Wittenberger Syring über 10000 Meter. Nach einem schönen Endspurt zerriß der Wittenberger in der für die schwere Bahn ansprechenden Zeit von 32:04 als Sieger und erneuter Meister das Zielband. Mit über 100 Meter Abstand folgten die Berliner Bree and Kohn. Welscher siegt über 110 Meter Hürden Die Entscheidung über 110 Meter Hürden war auf dem ersten Teil ein mörderisches Rennen zwischen dem Frankfurter Welscher und Wegner=Schöneberg. Nach der Hälfte der Distanz machte sich vann aber Welscher frei und siegte sicher. Die Kämpfe am Samstag Ladewig schaffte 1.90 Meter Als Entscheidung in der Leichtathletik kam das Hochspringen zum Austrag. Der Berliner Ladewig holte sich die Meisterschaft mit 1.90 Meter vor Martens=Kiel 1.86 Meter und Mietsk.Rewahl 1,86 Meter und Gehmert=Berlin 1.86 Meter(durch Stechen entschieden). Im Schleuderball traten in den Vorkämpfen 39 Mann in zwei Gruppen an. Für die Entscheidung qualifizierten sich: Großfengels=Marburg(Verteidiger) 62.67 Meter, Brunken=Jena 62.46 Meter, Heynen=Marine 61.02 Meter, Birker=Limmer 60.47 Meter. M. ReymannBerlin 60.37 Meter. Maier=Franfurt 60.07 Meter. Sechs Mann im Steinstoßen über 10 Meter Im Steinstoßen traten 19 Mann an. Alle sechs für den Endkampf berechtigten Teilnehmer stießen über 10 Meter: Blask=Königsberg 10.87 Meter. Debus=Köln 10.52 Meter, Straubinger=Rosenheim 10.45 Meter, Großfengels=Marburg 10.36 Meter, Würfeldobler=München 10.19 Meter, Jägle=Lahr 10.16 Meter. Ueber 200 Meter Borchmeyer und Jonath nicht am Start Die 200=Meter=Vorläufe brachten weder Ueberdaschungen noch besonders hervorstechende Leistungen. Unerwartet kam nur, daß sich sowohi Borchmeyer und Jonath als auch Gillmeister für die Staffeln schonten und so dem Start fernblieben. Schein 200=Meter=Meister Einen ganz überlegenen Sieg feierte der Hamburger Schein über 200 Meter. Ausgangs der Kurve hatte er bereits einen klaren Vorsprung und siegte sicher vor dem talentierten Turner Pontow=Fulda in 21,9 Sek. Weimann=Leipzig Speerwurf=Meister Die Meisterschaft im Speerwerfen sicherte sich der Leipziger Weimann mit einem Wurf von 68.36 Meter vor dem Berliner Stöck, der es auf 65.21 Meter brachte. Den dritten Platz nahm der Opvelner Steingroß mit 62.29 Meter ein. Der Münsteraner Stechemesser kam mit der Weite von 59.65 Meter auf den 6. Platz. Scheele siegte überlegen Der neue Rekordmann Scheele von Altona lief das 400=Meter=Rennen ebenfalls ganz sicher nach Hause. Gleich nach dem Start setzte sich der Polizist an die Spitze des Feldes und in elegantem Stile strebte er dem Ziele zu. Er siegte unangesochten in 54.1 Sek.— Die Ueberraschung bildete das gute Abschneiden von Kopp=Wiesbaden, der den Vorjahrssieger Nottbrock=Köln weit hinter sich ließ. Der Dreisprung sieht folgende sechs Mann in der Entscheidung: Gottlieb=Landau 14.12 Meter, Sälzer=Hamm 13.78 Meter. Diers=Korchenbroich 13.51 Meter, JochReichsheer 13.38 Meter, Meergardt=Kassel 13.34 Meter. Drechsel=Thalheim 13.31 Meter. Schaumberger siegte über 1500 Meter Die 1500 Meter waren eine recht zahme Angelegenheit. Der Eßlinger Eitel führte das Feld zunächst im mäßigem Tempo an. Bis zu Beginn der 2. Runde, wo Schaumberg in Front ging. war das Rennen für ihn entschieden, denn er gab die Spitze bis ins Ziel nicht mehr ab. Im Schleuderball verbesserten alle Teilnehmer ihre Vorkampfleistungen. ohne aber den Wurf des Marburgers Großsengels aus dem Vorjahr überbieten zu könnnen. Bicker=Limmer siegt mit 64.05 Meter vor Großsengels. Metzner ohne Konkurrenz Der auf der Außenbahn lausende Metzner war vom Startschuß bis ins Ziel in Front. Der Berliner Hamann versuchte sein Möglichstes, zu dem Frankfurter auszulaufen, es gelang ihm aber nicht. Metzners Zeit von 48.4 Sek. ist in Anbetracht der schweren Bahn als gut zu bezeichnen. an seine gewohnte Sicherheit und Form heran. Immerhin ist dadurch der schöne Sieg des Südwestens nicht zu schmälern. Er war verdient und in der besseren Gesamtleistung begründet. Hüben und drüben standen fast die gleichen Einheiten wie in der Vorschlußrunde. Lediglich Bayern hatte Munkert durch Wendt von München 1860 ersetzt und beim Südwesten stürmte für den Offenbacher Greve Lutz von Pirmasens halbrechts. Vor dem Spiel ergab sich noch ein kleines Intermezzo. Beide Mannschaften erschienen in blauweißen Jacken. Trotzdem die Zuschauer in Sprechchören eine Aenderung der Kleidung verlangten, störte man sich nicht daran und begann das Spiel. Aber es ging doch nur für wenige Minuten gut; das Durcheinander war zu groß und schließlich mußte der Südwesten nach guten fünf Minuten seine blauweißen Jacken ausziehen und sich rote Trickots überstreifen. In den ersten fünf Minuten schien es so, als ob Bayern das Spiel überlegen durchführen würde. Der Südwesten wurde vollständig in seine Hälfte zurückgedrängt und mußte stark verteidigen. Aber schon bald hatte sich das Bild geändert. Die südwestdeutschen Stürmer kamen nun auf Touren und Köhl im Bayerntor konnte sich der vielen Angriffe kaum mehr erwehren. Immerhin dauerte es eine knappe Viertelstunde, ehe es dem Wormser Fath gelang, in einem schönen Alleingang unhaltbar die Führung herauszuschießen. Und dann fielen die Tore dicht beieinander. Innerhalb der nächsten fünf Minuten schoß der vorzügliche Sturmführer des Südwestens. Conen aus Saarbrücken, noch zwei weitere Tore, und damit war das Spiel schon so ziemlich entschieden. Immerhin war nicht zu übersehen, daß die bayerische Deckung, vor allem Köhl im Tor, einen schwarzen Tag hatte. Zudem deckte die Läuferreihe sehr schlecht und der Bayernsturm hatte mit seinen Schüssen wirklich kein Glück. In der 25. Minute erhöhte dann Conen auf 4:0. Fünf Minuten später bot sich dann für Bayern die große Chance zum ersten Erfolg. aber Oehm konnte den von Gramlich verschuldeten Elsmeterball nicht verwandeln. Müller im Tor wartete mit einer fabelhaften Parade auf. Endlich fiel aber dann doch das erste Tor für die Bayern. Zehn Minuten vor dem Wechsel raste Lehner von den Augsburger Schwaben die Linie entlang. spielte schön zur Mitte ab und Friedel verwandelte aus fünf Meter Entfernung unhaltbar. Bis zur Pause blieb es dann beim Stande 4:1.— Nach dem Wiederbeginn fanden sich die Bayern wesentlich besser zusammen und in der 8. Minute konnte Eiberger auf eine Vorlage von rechts das 4:2 herstellen. Leider mußte nach einer Viertelstunde der Südwestverteidiger Konrad nach einem Zusammenprall mit Wehner verletzt ausscheiden. Trotzdem nun der Südwesten mit zehn Mann weiterkämpfen mußte, erhöhte Conen in der 25. Minute auf 5:2. Zuvor hatte Köhl einen Scharfschuß von Fath zu kurz abgewehrt. Conen spritzte heran und lenkte mühelos ein. Drei Minuten später kamen aber auch die Bayern zu einem weiteren Treffer, der gleichzeitig den Endstand herstellte. Müller im Südwesttor brachte einen scharfen Schuß nicht weit genug weg, der Ball kam zu Schmidt und damit war das 5:3 fertig. Kurz darauf hatte der Südwesten erneut Pech, denn nun mußte auch Tiefel mit einer Verletzung vom Felde. Aber tapfer kämpften die restlichen neun Leute weiter und trotz der verstärkten Anstrengungen der Bayern, das Ergebnis zu verbessern, konnte Müller sein Tor bis zum Ende reinhalten. In der letzten Viertelstunde wurde der Kampf unnötig hart. Der altbewährte Luitpold Popp vom 1. FC Nürnberg holte sich sogar eine Verwarnung wegen eines unnötigen Fouls an dem talentierten Wormser Linksaußen Fath. Birlem=Berlin hatte aber die Zügel stets fest in der Hand und leitete einwandfrei. Niederrhein schlägt Nordmark 4:0 Auf Veranlassung des Reichssportführers fand am Sonntagvormittag auf dem ASN=Platz in Nürnberg ein Sviel der in den Vortreffen am Mittwoch und Donnerstag unterlegenen Mannschaften der Gaue Niederrhein und Nordmark statt. bei dem die Erwerbslosen freien Eintritt hatten. Das von rund 5000 Zuschauern besuchte Spiel endete mit dem Siege der Niederrheinmannschaft mit 4:0(2:0). Dabei muß allerdings bemerkt werden. daß in der Nordmarkelf von der eigentlichen Pokalmannschaft nur der Mittelläufer Thiele, der linke Läufer Glöde, der Rechtsaußen Rhode und der linke Flügel Dörfel=Werrwilzki eingesetzt wurden. Die übrigen Spieler waren Ersatz und außerdem hatte man sich von der Spielvereinigung Fürth den Verteidiger Förster und den Mittelstürmer Becher ausgeliehen. Der Niederrhein spielte dagegen in stärkster Besetzung. Lediglich Buchloh war durch den Oberhausener Jürissen und der Essener Läufer Stephan durch den Düsseldor= fer Mehl ersetzt. Von der Niederrheinmannschaft, die naturgemäß den Kampf immer beherrschte, und auch verdient gewann, waren wieder sehr gut Janes und Busch in der Verteidigung. Münzenberg in der Läuferreihe und Kobierski im Sturm. Die Nordmark kam nur zu gelegentlichen Durchbrüchen, wobei ihr auch hier das Schußglück nicht hold war. Die besten Leute waren hier der Mittelläufer Thiele und Glöde sowie die linke Sturmseite Dörsel= Werrwilzki. Schon nach wenigen Spielminuten konnte man feststellen, daß die Leute vom Niederrhein in technischer und taktischer Beziehung den Norddeutscher weit überlegen waren. Leichtathlern=Entschelbungen Männer 400=Meter=Hürden: 1. Scheele=Altona 54,1 Sek., 2. Kopp=Wiesbaden 55,6 Sek., 3. Nottbrock=Köln 56,5 Sek. 400 Meter: 1. Metzner=Frankfurt 48,4 Sek., 2. Hamann=Berlin 49,4 Sek., 3. Singlo=Eslingen 49,5 Sek. 1500 Meter: 1. Schaumburg=Oberhausen 4:00,1 Min., 2. Paul=Stuttgart 4:01,2 Min., 3. Stadler=Freiburg 4:02,1 Min. Schleuderballwerfen: 1. Bicker=Limmer 64,05 Meter, 2. Großfengels=Marburg 63,45 Meter, 3. Reymann=Wünsdorf 63,44 Meter. 5000 Meter: 1. Syring=Wittenberg 15:17,1 Min., 2. Göhrt=Berlin 15:19,4 Min., 3. Schüller=Köln 15:25,1 Min. Hochsprung: 1. Ladewig=Berlin 1,90 Meter, 2. Martens=Kiel 1,86 Meter, 3. Schmid=Reval, 1,86 Meter. Speerwerfen: 1. Weimann=Leipzig 68,36 Meter, 2. Stöck=Charlottenburg 65,21 Meter, 3. Steingroß=Oppeln 62,29 Meter. Marathonlauf(42,2 Klm.): 1. Brauch=Berlin 2:36:12 Std., 2. Gerhardt=Berlin 2:36:50 Std., 3. Zoller=München 2:37:39 Std. 200 Meter Lauf: 1. Schein=Hamburg 21,9, 2. Pontow=Fulda 22,2, 3. Hornberger=Pirmasens 22,3 Sek. 800 Meter: 1. Dr. Peltzer=Stettin 1:54, 2. Dr. Dessecker=Stuttgart 1:55,1, 3. König=Hamburg 1:56 Min. Steinstoßen: 1. Blask=Königsberg 10,87 Meter, 3. Debus=Köln 10,52 Meter. Dreisprung: 1. Gottlieb=Landau 14,12, 2. Sälzer=Hamburg 14,04 Meter, 3. Drechsel=Thalheim 14,01 Meter. Marathon=Mannschaftsmeisterschaft:: 1. Polizei SV. Berlin 8 P., 2. Olympia Dresden 21 3. Berliner AC. 28 Gaustaffel 15 mal eine Runde: 1. Gau Sachsen 10:12,0 2. Gau Bayern 10:12,2, 3. Gau Brandenburg 10:12,5, 4. Gau Niedersachsen 10:18,2, 5. Gau Nordmark 10:20,5, 6. Gau Württemberg 10:21,1. Frauen Giesela Mauermeyer, Fünnfkampfmeisterin Den Fünfkampf der Damen holte sich Gisela Mauermeyer recht überlegen, obwohl sie im Speerwerfen diesmal überaus schwach war. Ueberhaupt waren die Speerwürfe mit Ausnahme von Frl. Fleischer(40,87 Meter) nicht überragend. Aber zweifellos hat der Gegenwind dazu beigetragen. Die Münchenerin holte sich den dritten Titel mit 335 Punkten(Rekord 357 P.) und mit folgenden Leistungen: Kugel 13,63 Meter, Hochsprung 1,46 Meter, Weitsprung 5,23 Meter, Speer 28,06 Meter, und 100 Meter 13,2. 80 Meter Hürden: 1. Engelhard=Berlin 11,8 (neuer deutscher Rekord), 2. Pirsch=Berlin 12, 3. Klusenwert=Berlin 12,1. Kugelstoßen: 1. Mauermeyer=München 13,40 Meter, 2. Schröder=Mundenheim 12,63 Meter, 3. Kirchhoff=Jöllenbeck 12,43 Meter. Weitsprung: 1. Bauschulte=Osnabrück 5,68 Meter, 2. Goeppner=Leipzig 5,67 Meter, 3. Grieme=Bremen 5,46 Meter. Speerwerfen: 1. Krüger=Dresden 43,48 Meter, 2. Gelius=München 41,69 Meter, 3. FleischerFrankfurt 41,63 Meter. 200 Meter für Frauen: 1. Krauß=Dresden 24,6 Sek.(deutscher Rekord eingestellt), 2. Dollinger=Rürnberg 25 Sek., 3. Dörffeldt=Berlin 25,1 Sek. Das Schrnf... Des Breiherrn=Von=Erench (Schluß.) „Seht Euch vor“, rief jetzt der Rittmeister aus,„ich werde Euch so lange stehen, bis einer von uns beiden am Boden liegt— ich hoffe, daß Ihr es sein werdet. Im übrigen merkt es Euch: ein Trenck sällt im Kampfe, aber er ergibt sich einem Gegner nicht!“ Kaum waren diese Worte gefallen, als der Pandurenführer mit aller Gewalt sein Roß zur Seite riß und sich aus dem Bereich des Pallaschs brachte, mit dem ihn der junge Rittmeister wieder angreisen wollte. „Finis!“ donnerte der Pandurenführer.„Was hast du soeben da gesagt— ein Trenck ergibt sich nicht. Hast du mich vielleicht damit gemein:? Da könntest du allerdings vollkommen recht haben, mein Junge. Aber was hat denn dies mit dem Namen derer von Trenck zu tun?“ „Ich bin Friedrich Freiherr von der Treuck“, rief der junge Offizier aus.„Nun laßt uns den Kampf wieder aufnehmen und zu Ende führen.“ „Haha!“ lachte der blatternarbige Pandurenoberst und konnte sich vor lauter Lachen kaum im Sattel halten.„Das nennt man in der Tat einen teuflischen Zufall— hier hat also soeben ein Trenck gegen den anderen gefochten, und zwei Familienangehörige sind auseinander losgegangen. Du bist also der Friedrich von Trenck, der sich dem König von Preußen mit Haut und Haaren angeschlossen hat. Na, wie geht es denn in Königsberg zu? Lebt der Alte noch? Haha, mein lieber Junge, beinah hätten sich jetzt zwei Trencks am Speere aufgespießt und wären dabei zugrunde gegangen. Haha, eine satanische Komödie wäre dies gewesen! Herunter mit dem Pallasch, mein Junge, und hier meine Hand. Herr Better, zum freundlichen Willkommen!“ Da wurde dem Freiherrn von Trenck plötzlich klar, wen er da vor sich hatte. Kein anderer als sein beruhmter Vetter Freiherr von der Trenck, Franz mit Namen, der als kaiserlicher Pandurenoberst in österreichischen Diensten stand, einer der berühmtesten Abenteurer seiner Zeit. Die beiden Gegner hatten inzwischen ihre Waffen gesenkt und reichten sich die Hand. „Höre mal, Vetter“, raunte der Pandurenoberst,„liegt dir denn so viel an der Dame, die sich unter deinem Schutz befindet; ich weiß, es ist eine sehr vornehme Dame, vielleicht sogar eine Prinzessin von Preußen?!“ „Und wenn dem so wäre", antwortete der junge Rittmeister,„würdest du, Vetter, mich fürwahr ins größte Unglück stürzen, in namenloses Elend, wenn du mich daran hindern wolltest, das Leben und die Freiheit dieser Dame zu beschützen und zu schirmen. Ich würde in einem solchen Falle bei dem König von Preußen in allerhöchste Ungnade fallen; eine ewige Gefangenschaft wäre vielleicht mein zukünftiges Los, wenn ich ohne die Prinzessin nach Berlin zurückkehren müßte.“ „Nein, dich, mein lieber Junge, will ich unter keiner Bedingung unglücklich machen“, sagte der Pandurenoberst.„Bist vielleicht beinah in sie verliebt, wie es den Anschein hat: nein, den großen Kummer, sie dir zu rauben, will ich nicht auf mein Gewissen laden. Ob ich ein Herz in meiner Brust besitze, weiß ich selbst nicht. Aber du bist ein Treuck, bist von meinem Fleisch und Blut und deshalb kann ich dich nie und nimmer in die Patsche bringen. Geh schnell ans Werk, Friedrich, reiße qnel die Prinzessin aus dem Reisewagen heraus, der #igens nichts mehr taugt, nimm sie vor dich auf dein Pferd und mache, daß du mit ihr auf und davon kommft.“ „Dank, tausend Dank, Better Franz!“ Und der junge Rittmeister nahm sich bei diesen Worten kaum Zeit, seine Hand in die behaarte Rechte des Pandurenoberst zu legen; dann riß er blitzschnell sein Roß herum und im nächsten Moment tauchte er neben der Prinzessin Amalie auf, die, gefolgt von ihrer getreuen Kammerfrau, den Reisewagen verlassen hatte. „Ah, Herr Rittmeister. Sie leben!“ rief die reizende Prinzessin mit zitternder Stimme aus. „Königliche Hoheit“, sagte Trenck,„haden Sie die Güte und schwingen Sie sich so schnell wie möglich auf mein Roß. Ich muß Sie vor mich in den Sattel nehmen; nur wenige Minuten sind uns zur Flucht gegönnt, und die müssen wir unbedingt ausnutzen, wenn wir den Panduren nicht ganz in die Hände fallen wollen.“ Im nächsten Moment umschlang Freiherr von Trenck die holdselige Gestalt der Prinzessin; mit starken Armen hob er sie empor und ließ sie dann auf dem Rücken seines Rosses nieder. Wie der Blitz hatte auch er sich in den Sattel geschwungen, und schon ergriff er die Zügel und stieß seinem wackeren Rosse die Sporen in die Weichen. „Gute Nacht, Vetter Friedrich!“ brüllte der Pandurenoberst aus vollem Halse, als dieser mit seiner süßen Last an ihm vorüberjagte.„Viel Vergnügen und auf Wiedersehen!“ „Tausend Dank. Vetter Franz!“ lautete die Antwort des Dahinsprengenden. Fort ging es durch die Nacht. Die junge Prinzessin schmiegte sich zitternd an ihren Begleiter. Ein Gewitter grollte, Blitz auf Blitz zuckte hernieder und beleuchtete geradezu unheimlic den Weg. So waren sie ungefähr zwei Stunden lang dahingeritten. Noch immer wollte das Gewitter nicht aufhören, und jetzt begann sogar ein Regen herniederzupeitschen, der den Reiter und seinen Schützling bis auf die Haut durchnäßte. Die Prinzessin schauderte. „Das geht nicht so weiter“, rief Friedrich von Trenck ihr zu, als er dies bemerkte.„Ich muß irgendein Obdach aufsuchen, irgendeine Zuflucht finden. Sie würden sich den Tod holen in dieser Höllennacht. Ah, dort, sehe ich, in der Schlucht liegt eine kleine Hütte, Prinzessin. Sie sind doch damit einverstanden, Königliche Hoheit, daß ich Sie in jene Hütte bringe?“ „Ich din mit allem einverstanden, was Sie tun, Herr Rittmeister von Treuck. Auch ich glaube, daß wir es nicht länger mehr ertragen können, dem Unbill dieser entsetzlichen Witterung ausgesetzt zu sein. Wie Sie um mich besorgt sind, so bin ich es auch um Sie, Herr Rittmeister“, setzte die Prinzessin mit einem eigentümlichen Lächeln leise hinzu. Das Pferd hatte inzwischen die Sohle der Schlucht erreicht. Nur wenige Schritte noch, und es hielt vor der in tiefster Einsamkeit liegenden kleinen Hütte, die nur eine erbärmliche menschliche Wohnung genannt werden konnte. „Einen Moment Geduld, Königliche Hoheit!“ sagte der Rittmeister von Trenck. Dann stieß er die morsche Tür mit einem Fußtritt entschlossen auf und trat in das Innere der arm#ligen Hütte.„Die Hütte ist menschenleer und sieht inwendig eigentlich viel besser aus, als ich vermutete; sie besitzt sogar einen Herd. Darf ich Sie bitten, einzutreten, Königliche Hohelt?“ „Aklein mit Ihnen!“ antwortete sie, ihm dabei einen langen Blick zuwersend. „Ja, mit mir allein, Königliche Hoheit, in dessen Hände Gott Ihr Geschick gelegt hat!“ „Und meine Ehre, Herr Rittmeister!“ Aber bei diesen Worten legte sie sogleich auch ihren Arm in den des jungen Offiziers, und sie verschwanden hinter der Tür, die ein Windstoß hinler ihnen dröhnend zuwarf. Am nächsten Morgen erwachten zwei Menschen in der kleinen, armseligen Hütte aus einem seligen Schlummer. „Küsse mich noch einmal, Teurer!“ rief Prinzessin Amalte und hing an seinem Halse. Und wieder schmiegte sie sich an schloß ihn mit ihren weichen Armen, und es schie das schöne, junge Weib den sittmeister von Ttei ihn und umse als ob das schöne, junge ar nicht mehr von sicy laf renck zusammen und Es i bereits dich müssen unsere Reise len, rench von Weib den Kittmeister von ugen wollte. Plötzlich aber fuhr ff sich erschrocken an die Stirn. Zeit, teure Amalie“, rief er aus,„wir fortsetzen.“ Hand in Hand traten die beiden jungen Menschenkinder hinaus ins Freie. Es dauerte nicht lange, so saßzen sie beide wieder zusammen auf dem Rücken des Pferdes, das sie in der vergangenen Nacht hierher zu der kleinen Hütte getragen hatte. Aber noch einmal blickten sie beide zurück nach der alten halb verfallenen Hütte, nach dem Platz ihrer Liebe, und Amalie von Preußen barg das tränenüberstromte Antlitz an der Brust des beliebten. Ein anmutiges Bauerngehöft stieg bereits nach etwa zweistündigem Ritt vor ihnen aus. Es gehörte offenbar zu einer Mühle, die an einem kleinen Wasser lag und deren Mühlrad sich klappernd drehte. Freiherr von Trenck hielt nunmehr auf dieses Bauerngehöft zu, und kaum näherten sie sich der Tür desselben, als ein Mann in bäuerlicher Kleidung ihnen entgegentrat. „Mein lieber Freund“, sagte der Freiherr zu diesem Manne, ich suche für diese Dame eine Fahrgelegenheit: aber es soll ein guter Wagen sein und auch gute Pferde, auf die man sich verlassen kann. Verkaufen Sie es mir— hier ist Geld— den Preis für den Wagen und die Pferde dürfen Sie sich selbst bestimmen.“ Der Müller öffnete ihnen nun sofort bereitwillig die Tür, ließ sie eintreten und fragte: „Soll ich sogleich anspannen lassen, mein Herr?“ „Die Dame muß sich erst ein wenig erquicken", versetzte Freiherr von Trenck,„aber dies wird nicht mehr als etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.“ „Das ist aber wirklich höchst merkwürdig!“ sagte die Müllerin.„Vor einer Stunde haben wir auch einen Gast bekommen— einen höchst merkwürdigen Gast sogar.“ „Und wer war dies?“ fragte Freiherr von Trenck. „Eine Nonne.“ „Eine Nonne!" stieß Prinzessin Amalie sogleich im höchsten Grade interessiert hervor.„War sie allein?“ „Wir schliefen heute nacht, meine Frau und ich, da klopfte es an die Tür meines Hauses. Ich stand sofort auf, und wie ich dann die Tür aufmache, da steht die kleine Nonne vor mir. „Um Gottes willen, barmherziger Mann“, rief sie mir sogleich zu, als sie mich erblickte,„laßt mich hier in Eurem Hause ausruhen, meine Füße tragen mich nicht mehr weiter, und ich fürchte, jeden Moment vor Schwäche umfallen zu müssen.“ Und gerade laut beten.“ „Ich muß diese Nonne sehen, ich muß unbedingt mit ihr sprechen“, rief die Prinzessin;„mir ahnt, daß ich sie bereits kenne.“ „Welche Bewandtnis mag es nur mit dieser Nonne haben?“ fragte von Trenck seine Geliebte. „Im Kloster, aus den du mich fortgeführt hast, lebte eine schöne junge Schwester, und ungefähr vier Tage mag es her sein, da vertraute sie mir ihren festen Entschluß an, aus dem Kloster zu entfliehen und in die weite Welt zurückzukehren. Unter heißen Tränen erzählte sie mir:„In das Haus meines den König empor. Der König winkte nach rückwärts mit der Rechten. Sein Adjutant ritt sogleich heran und nahm der Fremden den erhobenen Brief ad. In bester Laune vollendete der König seinen Spazierritt und kehrte erfrischt wieder in seinen Palast zurück. Run entfernte der König die Siegel des Briefes und begann zu lesen. Plötzlich verfinsterten sich seine Mienen, und ein fast grausamer Zug prägte sich auf seinen Lippen aus. „Gelogen— schändlich erlogen— das kann nicht sein— nein, das ist unmöglich“, preßte er mit mühsamer Stimme hervor; dann bewegte er plötzlich die schwere silberne Glocke, die auf seinem Schreibtisch stand, so heftig, daß der Adjutant bestürzt aus dem Vorzimmer hereinkam. „Majestät befehlen?“ „Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin Amalie, soll sofort vor mir erscheinen— ohne weiteren Verzug— in zehn Minuten muß sie bereits hier in meinem Zimmer sein— verstanden?“ Und wieder suchte König Friedrich II. eine gewisse Beruhigung bei seiner geliebten Flöte. Er trat an das Pult heran, auf dem sie lag, begann zu spielen; aber auch die Flöte schleuderte er mit einer schnellen Bewegung von sich— nein, nein, sie konnte den furchtbaren Sturm in seiner Brust nicht beschwichtigen. Hat Amalie, meine Schwester, all ihre königliche Ehre vergessen— hat sie sich jemals so tief erniedrigt? Nein, nein, ich will diese Dinge nicht glauben, sie können und dürfen ja nicht wahr sein. Hinter dem König ging jetzt die Tür auf. Der königliche Adjutant trat ein und meldete seinem Herrscher, daß ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin Amalie, soeben im Vorzimmer erschienen sei. „Soll eintreten!“— Amalie von Preußen betrat das Arbeitszimmer ihres Bruders. König Friedrich II. hatte in der Mitte des Zimmers Aufstellung genommen. Plötzlich stürmte er zur Tür hinüber, riß sie weit auf und rief dem draußen harrenden Adjutanten zu: „Aus dem Vorzimmer hinaus; niemand, wer es auch sei, hat dasselbe während der nächsten Viertelstunde zu betreten!“ Friedrich hatte mit aller Gewalt die Tür wieder geschlossen und trat nun vor seine Schwester hin. Und mit einer Stimme, die bis in ihr inneres Herz sich hineinbohrte, fragte er sie: „Wie weit ist Sie mit dem Rittmeister von der Trenck gekommen? Hat Sie sich an ihn weggeworfen? Ja oder nein?“ Ein furchtbares Entsetzen erfaßte die Prinzessin, so daß sie sich nicht aufrecht zu halten vermochte. Sie sank ihrem Bruder zu Füßen nieder, schlug die gefalteten Hände vor das Gesicht und blieb stumm. Das war das Unvernünftigste, was sie in ihrer Situation tun konnte, denn wenn ein Mensch dem König nicht auf der Stelle eine aufklärende Antwort gab, so war er bei ihm bereits im voraus verurteilt und gerichtet. „Also wirklich und wahrhaftig!“ preßte der König endlich mit mühsamer Stimme hervor, und seine Stimme klang in diesem Moment heiser und zornig.„Ich werde Ihnen genügend Gelegenheit geben, ihn zu lieben. Aber vorher werde ich ihn an einen festen, hohen Galgen aufhängen lassen, diesen Schurken, der es gewagt hat, mir diese Schande zu bereiten und seine frechen Blicke zu der Schwester eines Königs emporzuschlagen und sie zu begehren.“ Nach einigen bangen Minuten lief er zum Schreibtisch und legte auf die Platte desselben mit zitternder Hand den so verhängnisvollen Brief, den er soeben erhalten hatte. „Wollen Majestät mir diesen Brief zeigen!“ rief die Prinzessin mit sast tonloser Stimme aus. Mit abgewandtem Gesicht reichte der König seiner Schwester den Brief. Ein Schrei rang sich über die zuckenden Lippen der Prinzessin, dann ließ sie den Brief, nachdem sie nur einen Blick auf den Inhalt geworfen hatte, zu Boden fallen und rief entsetzt aus: „Und dieser Person habe ich bisher nur Gutes erwiesen; Majestät, die Schreiberin dieser verruchten Zeilen ist eine entflohene Nonne— ich habe sie aus Erbarmen in meine Dienste genommen. Es ist meine Kammerfrau Hedwig!“ Vaters kam ein junger Offizier als Einquartierung; dieser hat mich eines Nachts verführt. Ich liebte ihn wahrhaftig, und als er fort mußte, da versprach er mir, nach Prag zurückzukehren und bei meinen Eltern um meine Hand anzuhalten. Ich brachte ein Kind zur Welt, das aber am Tage nach seiner Geburt starb. Meine Eltern verachteten mich von diesem Moment an, sie wollten nichts mehr von ihrer pflichtvergessenen Tochter wissen, und die Aebtissin des Klosters bei Kamenz nahm mich schließlich, nachdem ich längere Zeit ziel= und planlos umhergeirrt war, bei sich auf.“ Und gerade in der Nacht, die dem Tage vorausging, an dem du nach dem Kloster kamst, Geliebter, um mich nach Berlin zu führen, war sie plötzlich spurlos verschwunden. Ich bin fest davon überzeugt, daß sich die Unglückliche hier befindet; ich bitte dich, erlaube mir, sie mit mir nach Berlin zu nehmen, denn sie wäre sicherlich rettungslos verloren. Doch was ist dir, Friedrich, du hörst mir ja nicht einmal zu?“ „O doch, doch, Amalie“, stammelte Treuck,„ich höre dich.“ Er war innerlich aufs höchste erregt, da der Offizier, der das unglückliche Mädchen verführt hatte, kein anderer war als— er selbst. Sobald die Mahlzeit vorüber war, begab sich die Prinzessin hinaus und bat den Müller, sie zu der Nonne zu führen. Hätte sie aber das Selbstgespräch belauschen können, das von der Ronne hinter der Tür, der sie sich jetzt näherte, noch vor wenigen Minuten geführt wurde, so hätte sie sich gehutet, mit der entflohenen Nonne irgendwie in nähere Berührung zu kommen. Denn die Ronne hatte zufällig in der Gewitternacht auch in der kleinen Hütte, in der die Liebenden übernachtet hatten, Zuflucht gesucht und wußte nun das Geheimnis der beiden, da sie die ganze Nacht gewacht hatte, um die Prinzessin und Trenck zu belauschen. Und die Nonne hatte geschworen, sich furchtbar zu rächen. „Nicht wahr, Herr Rittmeister“, rief Prinzessin Amalie lächelnd aus, als ste mit der entflohenen Nonne das Zimmer betreten hatte,„Sie haben doch nichts dagegen, daß wir diese Unglückliche mit uns nach Berlin nehmen?“ Da die Müllerin sich jetzt mit einer Frage an die Prinzessin wandte, sah Amalie nicht, welch ein schneller und zugleich auch höchst bedeutungsvoller Blick in diesem Moment zwischen Friedrich und Hedwig gewechselt wurde. Trenck hob blitzschnell den Finger und legte ihn an die Lippen. Und die entflohene Nonne neigte leicht das Haupt und flüsterte mit kaum hörbarer Stimme: „Ich werde schweigen.“ Wenige Tage später fuhr der Wagen in Berlin ein und hielt vor dem Königlichen Schlosse. Hedwig blieb, wie es ihr Amalie versprochen hatte, in ihren Diensten, während Rittmeister von der Trenck sich sogleich zum König von Preußen, der dringender Geschäfte wegen die Residenz noch nicht verlassen hatte, begab, um ihm einen genauen Bericht über seine Reise und deren glückliches Gelingen zu erstatten. Der König ließ sich denn auch sogleich von dem jungen Rittmeister einen eingehenden Bericht erstatten und erfuhr alles— alles bis auf jene beglückende Nacht in der einsamen Hütte. Sccty# frieden!“ rief de ie soll nicht sichte ziehen, „Ich vin mit Iym zuflieden!“ S** talte. riei der König.„Ich en nenne Ihn hiermit zum Stallmeister Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin amalie. Gehe Er und melde Er sich in dieser seiner neuen Eigenschaft bei ihr.“ Wenn König Friedrich II. durch die Straßen von Berlin ritt, dann herrschte immer Jubel und Entzücken, und alle riefen ihm zu:„Es lebe unser geliebter König, es lebe Friedrich, unser Held!" Der König aber ritt weiter. Er hatte die belebten Straßen Berlins mit seinem Rosse bereits passiert, und vor ihm lag jetzt der Tiergarten, der meis, dar Ziel seines Spazierrittes war. Da, als er den Platz, der ihn nech diesem schonen Part trennte, passieren eine dicht verhüllte Frauengestalt nieder. Sie sah aus wie eine Nonne. In ihrer sten Hand aber hielt sie einen verliegelten Brief hoch gegen er meist das Ziel seines platz, der ihn noch von woute, wark sich plötzlich an der Seite seines P·erm„ meine Kummetfinn Groghig! „Gutl“ stieß König Friedrich hervor.„Auch den geringsten Nutzen aus dieser schändlichen Gese diese Kanaille!“ Die Glocke rief kurze Zeit, nachdem die Prinzessin das Zimmer des Königs wieder verlassen hatte, den Fürsten Leopold von Dessau in das Arbeitsgemach. „Sorge dafür, Leopold“, rief er aus, indem er seinem alten Freunde das Blatt mit der noch feuchten Tinte reichte,„daß dieser Befehl sofort ausgeführt wird. Der schurkische Rittmeister von der Trenck wird sofort verhaftet und unter sicherer Bewachung auf die Festung Glatz gebracht. Zehn volle Jahre lang soll er dort auf den Wällen und in den Schanzen arbeiten, dann mag er frei sein— wird ihm wohl dann mit der Jugend zugleich auch der freche Mut abhanden gekommen sein, eine Prinzessin zu verführen.“ Der alte Fürst nahm den Befehl an sich, dann drückte er dem König die Hand und verließ das Zimmer. König Friedrich aber blieb in seinem Seffel am Schreibtisch in sich zusammengesunken, und leise, ganz leise flüsterte er vor sich hin: „Das war schlimmer als eine verlorene Schlacht!“ Die verräterische Nonne Hedwig wurde in das„Spinuhaus“ in Spandau gebracht, in das verbrecherische Frauen etügesperrt wurden. Nachdem sie viele Jahre lang in dem „Spinnhaus“ zugebracht hatte, starb sie an der Schwindsucht. Schrecklich gestaltete sich das fernere Leben des unglücklichen Freiherrn von Trenck. Er wurde in der Festung Glatz in strengste Haft genommen. Rittmeister Freiherr von der Trenck war aber durchaus nicht der Mann, um in seiner Lage zu verzweifeln. Als er sich eines Tages unbeobachtet sah, wagte er einen entschlossenen Sprung von den Wällen der Festung in die Tiefe hinab, um auf diese Weise sich wenigstens seine goldene Freiheit zu sichern. Er kam auf seiner Flucht durch den Graben an ein stark fließendes Gewässer, und es durchschwimmend, entfloh er eilends. Unter unendlichen Mühseligkeiten schlug er sich bis nach Oesterreich durch. Er kam nach Wien. Hier warf er sich der Kaiserin Maria Theresia zu Füßen und flehte sie an, ihm irgendwie Gelegenheit zu geben, sich an dem ungerechten Konig von Preußen zu rachen. Der junge Rittmeister, von dessen Tapferkeit sie bereits genug gehört hatte, erhielt von ihr ein Kürassierregiment in Ungarn verliehen. Da traf im Jahre 1753 die Nachricht ein, daß ein Oheim von ihm in Danzig gestorben sei und ihm ein ziemliches Vermögen hinterlassen habe. Es sei aber notwendig, um die Erbschaft zu beheben, daß er persönlich nach Danzig komme. Leichtsinnig, wie nun einmal Trenck war, unternahm er denn auch diese Reise. Er traf glücklich in Danzig ein, wurde aber hier auf Befehl des Königs sofort verhaftet und in einen noch furchtbareren Kerker gebracht als das erstemal in der Festung Glatz. Er wurde unter sicherer Bewachung nach Magdeburg in die sogenannte„Sternenschanze" überführt. Und zehn volle Jahre mußte der unglückliche Freiherr von der Trenck in diesem entsetzlichen Kerker schmachten. Seine Haare ergrauten während dieser entsetzlichen Haft, und seine jugendhe Schönheit verging in diesem gräßlichIm Jahre 1763 wurde der unglüc sen Kerker. lückliche Offizter wieder in Freiheit gesetzt. Von nun an führte Freiherr Friedrich von der Trenck ein höchst abenteuerliches Leben. Als in Paris die große Revolution ausbrach, de hielt es ihn nicht mehr in seiner deutschen Heimat. Er reiste dorthin, um den bedrängten ldligen des Landes gegen die Aufrührer beizustehen und ihnen Hilfe und seine Tatkroft leihen Robespierre der d seine Hiafe und seine Loatost zu leihen Kovespiekte, dei malige Gewalthaber Frankreichs, tieß Freiherrn von der Trenck im Jahre 1794 als angeblichen Geschäftsträger fremder Mächte verhaften und nach kurzem Proze So starb Rittmeister Freiherr Fri hanzssische Henker, der ihm den Kopf abschlug, erzählte später, daß sein letztes Wort, sein letzter Ruf gewesen sek:„Amalie!“ ne führen. edrich von der Treuck. Der auf die Guikkotin. Die Seau und ihr. W oer Ernte. Von Peter Prior. Um vier Uhr früh geht die Sonne auf. Aber schon vor ihr belebt sich ein Teil der Flur mit Menschen, die schwer arbeiten, um die Ernte zu besorgen. Wintergerste und Sommergerste sind längst eingebracht. Schon ist der Platz, auf dem sie wuchsen, für die kommende, nächstjährige Ernte vorbereitet. Aber nun sind die Weizenbreiten und die Roggenfelder reif. Und auch der Hafer beginnt sich hellgrün zu färben. Jetzt, liebe deutsche Mutter, nimm deine Kinder an die Hand und führe sie frühmorgens hinaus, wo hellgelb und golden euer Brotmehl, Weizenmehl, unser aller Hauptnahrung, reif geworden ist. Die Lerche schmettert ihr Lied über dir und den Deinen; Hasen wechseln über den Weg, vollgefressen und müde von nächtlicher Fahrt ins Schlaraffenland. Und während in der Stadt die Menschen sich nochmals im Bett auf die andere Seite drehen, da haben draußen andere Menschen schon viel Frauen arbeiten brauhen. aft, Und viele Frauen arbeiten vraußen in brennender Sonnenglut mit. Sie tragen keine modischen Kleider und keine eleganten Schuhe. Braun gebeizt ist ihre Haut ohne Braunwerdemittel, die Hände sind schwielig. Nicht vom Ruder oder vom Barren oder Lennisschläger. Sie haben— manche Mutter ist unter ihnen — Kinder zu Hause, oft viele Kinder. Oder es sind junge Mädchen. Ihre Augen leuchten der aufgehenden Sonne entgegen. Sie sind alle fröhlich und guten Muts. Wo die Sense nicht klirrt, da rasselt die Maschine. Sie schneidet und bindet die Garben. Liebe Mutter! Das alles mußt du deinen Kindern einmal zeigen, falls sie es noch nicht kennen. Du mußt den sorgfältig geschürzten Knoten anfühlen, den die Maschine schürzt, die Garben heben, die die Leute zusammenstellen. Und dann vielleicht einmal selbst eine Sense in die Hand nehmen... Aber lasse lieber die Aehren durch die Finger gleiten und zeige sie den Kindern. Sie sind voll. Und von dieser oder jener Breite stammt vielleicht dann das Getreide, aus dem der Bäcker dein Brot bäckt, nachdem der Müller, dessen Mühle du am Hang stehen siehst, das Mehl mahlte. Dort jene Weizenbreite enthält das Mehl zu dem Kuchen, der auf den Tisch kommt. Und wenn am Weihnachtsabend der Christstollen angeschnitten ist, so sind vielleicht die Aehren, die durch deine Hand oder die deiner Kinder glitten, als Mehl in ihm enthalten. Und alle die schwer arbeitenden Menschen ringsumher sind Pelschast.— deur hinter sellschaft. Sie sind ebenso wichtig wie der Ingenieur vinter dem Zeichenhrett, wie der Oberhuchhalter hinter dem So## und Haben. Jeder ihrer Handgriffe ist heilig. Das mußt du deinen Kindern sagen, da du es ja selbst schon weißt. Von dieser schwitzenden Frau dort mit den hellblauen Augen gehen drei Kinder in die Dorfschule, zwei Söhne haben endlich Arbeit dekommen, und der Mann ist im Bergwerk verunglückt. Jenes junge Mädel war vor wenigen Wochen noch eine blasse Schreibmaschinendame. Konnte ohne Schokolade und Kino nicht mehr leben. Jetzt ist das Mädchen aufgeblüht, hat braune Wangen wie eine Sportdame aus Davos und ißt an einem Tische mit allen anderen gute, kräftige Kost, die vor ihren schönen, braunen Augen heranwächst. Nimm deine Kinder an die Hand und gehe mit ihnen hinaus zur Zeit der Ernte. Abseits des breiten Weges, inmitten der Felder wird dir das Herz aufgehen und du wirst dort mehr lernen wie aus tausend Büchern. „Wir möchten Testament machen...“ Heiß, warm oder kalt essen? Wie warm sollen die Speisen sein? Von Gertrud Reinsch. Meister Butt hat das Licht ausgelöscht und schickt sich zum Schlasen an. Aber sein Kopf ist noch nicht soweit. Es geht ihm etwas darin herum, seit ein paar Tagen schon. Jetzt, in der abendlichen Ruhe und im Dunkel, fällt's ihn wieder an, und da nimmt er kurz entschlossen den Ausweg, den er seit dreißig Dahren erprobt gefunden hat. Er sagt zu dem andern Bett hin, in dem seine Frau niht: „Mutter, ich möcht' Testament machen.“ „Das kostet viel zu viel Geld“, sagt Mutter und rechnet im Kopf noch einmal den Voranschlag des Tünchers für die Küche durch. „Das hab' ich auch schon gedacht, deswegen drückt's mich ja so“, sagt der Meister.„Aber schau mal, wenn ich mal die Augen zutu' und dann kommen die Kinder und nehmen dir womöglich das Haus oder machen dir Schwierigkeiten mit dem Sparkassenbuch. Und dann braucht Fritz doch viel weniger mal was zu erben, der hat doch einen guten Posten und sein Auskommen, und nur das eine Kind. Für Lisa möcht' ich sorgen... Was mach' ich da bloß, Mutter? Soll ich nicht doch lieber Testament machen?" Mutter weiß es auch nicht. Sie gibt ihm also den guten Rat, einstweilen darüber zu schlafen und morgen mal sich zu erkundigen, was diese ganze Sache kosten würde, und wie man das macht. Meister Butt wundert sich am andern Tage, als er erfährt, daß das Testament=Machen— gar nichts kostet und daß es die einfachste Sache von der Welt ist, vorausgesetzt, daß die Verhältnisse so einfach liegen wie bei Butts.(Denn sonst geht man doch besser zum Notor.) Da ist das Häuschen da und die Möbel und die Wäsche und das Geschirr und ein Sparkassenbuch. Da sind zwei verheiratete Söhne und eine ledige Tochter, die freilich auch im Beruf ist und brav verdient. Und so machen acht Tage später Butts ihr Testament. Sie sitzen beide am Eßtisch, haben einen Bogen Papier vor sich liegen, und auf dem Tintenfaß liegt eine tadellos neue Feder. Sie machen beide ziemlich feierliche Gesichter, denn schließlich, wenn man so etwas tut, was eigentlich erst einen Zweck hat, wenn's für einen selbst keinen Zweck mehr hat, und wenn man so richtig an seinen eigenen Tod denkt... Butts machen gemeinsames Testament. Der Meister schreibt eigenhändig und mit Tinte— streng nach gesetzlicher Vorschrift:„Wir setzen uns gegenseitig als Alleinerben ein. Nach dem Tode des Ueberlebenden von uns soll unser beiderseitiger Nachlaß an unsere Kinder fallen. Diese setzen wir also für unseren gesamten Nachlaß als Erben des zuletzt von uns Verstorbenen ein.“(Hier fügt er nun ein, was Paul und Fritz und vor allem was Lisa haben sollen.)„Erhebt eins unserer Kinder nach dem Tode des zuerst Verstorbenen unter Mißachtung des Testaments den Pflichtteilanspruch, so soll es und seine Abkömmlinge auch den überlebenden Elternteil nicht beerben, sondern nur den Pflichtteil auch aus dem Nachlaß erhalten. Berlin, den..... 19.. Friedrich Butt.“ Dann schiebt er der Mutter die Feder hin und diktiert ihr:„Vorstehendes Testament soll auch als mein Testament gelten“, nennt Ort und Datum, und dann:„Klara Butt, geborene Becker.“ Das Testament ist gemacht. Der Meister schiebt es in einen Briefumschlag und legt es in den Sekretär, wo die Versicherungsurkunden, das Stammbuch, die Taufscheine und die Andenken liegen. Abends zeigt er es Lisa, und am Sonntag Paul und Fritz.„Ueber hundert Jahre, Vater!“ sagt Paul. Später, im Bett, löscht der Meister das Licht und dreht sich behaglich auf die Seite.„So. Mutter— und jetzt können wir die nächsten fünfzig Jahre Geduld haben!“ M. W. Ueber die unserem Körper am zuträglichsten erscheinenden Wärmegrade der Speisen bestehen verschiedene Ansichten. Die einen trinken morgens ihre Tasse Kaffe heiß hinunter und stürmen dann zur Arbeitsstätte, andere müssen unbedingt anstatt eines kräftigen Mittagessens eine Portion Eis und hinterher eine Tasse heißer Schokolade haben; wieder andere essen überhaupt nur ungekochte Nahrung, weil durch das Kochen die Vitamine zerstört werden. So weichen auch die Meinungen sehr voneinander ab, ob ein warmes Essen überhaupt unerläßlich ist. Darin sind Mütter oft sehr pedantisch: sie fürchten für den Sohn oder die Tochter die„ärgsten Folgen“, wenn sie einmal kein warmes Essen am Tage bekommen haben. Was ist nun in diesem Durcheinander der Meinungen Einerseits kann nicht für alle Menschen eine allgemeinKültige Regel aufgestellt werden, denn jeder hat andere ingen, Empfindungen und Anlagen, krank zu werden. Doch steht so viel fest, daß das Essen durchaus nicht warm sein muß, und daß ein Mensch noch lange nicht gesundheitlichen Schaden hat, wenn er ein paar Wochen kein warmes Essen bekommt. Vielmehr schadet das heiße Getränk, die heiße Suppe, das heiße Gemüse weit mehr seiner Gesundheit. Die Zähne sind besonders der leidtragende Teil und der Schmelz löst sich alsbald. Das ist besonders der Fall, wenn starke Temperaturunterschiede vorkommen. In den entstehenden Rissen im Zahnbelag setzen sich Keime ab, die bald den Zahn ganz zerstören. Heiße Speisen können auch die Grundlage zu einem üblen Magenleiden werden, zu Verdauungsstörungen und Verletzungen der Speiseröhre führen. Die Magenschleimhaut wird durch die Hitze der Speisen so stark in Anspruch genommen, daß sie blutet, ja, die weitere Folge kann sogar Krebs sein! Am schlimmsten sind natürlich Temperaturgegensätze: auf gut warmes Mittagessen unmittelbar hinterher eine Portion Eis essen, ist sehr ungesund! Morgens sollten die eiligen Kaffeetrinker nur einmal diese Tasse heißen Kaffee auf ihre Zehen gießen, dann würden sie deutlicher empfinden, was sie dem weit empfindlicheren Magen, der Speiseröhre und den Schleimhäuten zumuten. Ich möchte in diesem Zusammenhange überhaupt empfehlen, morgens keinen Kaffee zu trinken, sondern ein Glas natürlichen Fruchtsaft(nicht künstlich hergestellten!), oder ein Glas kalte Milch. Dafür kann dann das Schwergewicht auf das Frühstück gelegt werden, wobei ebenfalls der Kaffee ausgeschaltet werden kann, der das Herz stark belastet, so daß sich die Leistungsfähigkeit vermindert. Welche Temperatur hat nun ungefähr eine„heiße Suppe“? Unser Körper hat etwa 37 Grad Celsius Wärme, und wärmer sollte auch das Essen niemals sein. Heiße Suppe hat dagegen 55 bis 60 Grad! Viele medizinische Kapazitäten sind sich durchaus darüber einig, daß durch das Kochen wertvolle Nährstoffe zerstört werden und deshalb Dämpfen oder Erhitzen bis zu 50 oder 60 Grad voll ausreichend ist, um die Speisen entsprechend vorzubehandeln, und zwar besonders Gemüse, Kartoffeln und Milch. Durch entsprechend längeres Dämpfen bei 60 Grad werden Kartoffeln auch gar. Es schadet also absolut nicht, wenn der Magen eine Zeitlang oder nur einmal kaltes Essen bekommt und die überbesorgte Mutter braucht deshalb noch nicht Schlimmeres zu befürchten, der zu spät heimkommende Gatte braucht nicht mit einer Gardinenpredigt empfangen zu werden, daß das Essen nun kalt sei, und er braucht nicht zu wettern, wenn er einmal „kaltes Essen" bekommt. Die Hauptsache ist vielmehr, daß auf die Normaltemperaturen geachtet wird und die Speisen nicht zu heiß sind, sowie daß warme und kalte Speisen nicht unmittelbar aufeinander folgen. Das ist gesundheitsschädlich! Der nasse Anzug wird nicht zusammengelegt. Er würde nicht trocknen und der Stoff später faulen. Er wird erst tüchtig im Wasser ausgespült, trocken ausgedrückt(nicht wringen). Es empfiehlt sich auch, nicht den Badeanzug nach dem Gebrauch an einem Baum oder auf dem Zaun zu trocknen, sondern er wird zu Hause, und nicht im Bade, zum Trocknen auf die Leine gehängt. Im Bademantel oder Badetuch eingerollt, kann er feucht bequem nach Hause mitgenommen werden. Ein derart behandelter Badeanzug wird bedeutend länger ansehnlich bleiben, und wir sind keinen unangenehmen Ueberraschungen ausgesetzt. Der Kondolenzbrief. Meist ist es eine schwierige und peinliche Angelegenheit, einen Kondolenzbrief zu schreiben. Selbst gewandte Briefschreiber wissen sich hier nur schwer zu helfen. Man verkennt so leicht, wie empfindlich man den Trauernden durch gedankenlos angewandte Trostworte verletzen kann. In schweren Tagen, in denen der Tod eine Lücke gerissen hat, spürt man eine Leere; man hat das Bedürfnis nach liebevollen Menschen, die mit uns fühlen und uns helfen wollen, unser Leid zu tragen. In solchen Zeiten liest man alles Geschriebene zwei= und dreimal und sucht darin nach einer mitfühlenden Seele. Hier genügen nicht die nichtssagenden Worte auf einer Visitenkarte: Herzliches Beileid— Ich kondoliere— Aufrichtige Teilnahme usw. Das kann oft mehr verletzen, als wenn wir gar nicht geschrieben hätten. Solche Karte kann höchstens von einem Untergebenen an den Vorgesetzten gerichtet werden, oder wenn man fürchtet, es könnten tröstende Worte als Anmaßung empfunden werden. In allen anderen Fällen muß man ein paar Zeilen des Trostes finden, die zeigen, daß man wirklich mit dem Herzen dabei ist. Es ist nicht einmal nötig, daß in einem Kondolenzbrief unbedingt getröstet wird. Im Gegenteil, es wird oft angenehm empfunden, wenn man den Verlust als groß, schwer und unersetzlich mitfühlt. Man kann ruhig schreiben, daß man das Erleben des anderen selbst als tiefen Schmerz empfindet und daß man selbst darunter leidet, den Verstorbenen nicht mehr unter den Lebenden zu wissen. Man kann auch brieflich seinem lieben Nächsten warm die Hand drücken, so, daß er das Mitgefühl erkennt. Nur keine Phrasen machen und keine leeren Redewendungen. Isabella. Umgang mit dem Badeanzug. Der Umgang mit einem Badeanzug muß ebenso sorgfältig sein wie mit jedem anderen Kleidungsstück. Es ist kein Wunder, wenn er schließlich durch falsche Behandlung unansehnlich oder unverwendbar wird. Besonders brüchig werdender Badeanzug kann peinlich werden. Nur falsche Behandlung verursacht das. Sehr bald wird er im Wasser infolge der Schwimmbewegungen rissig. Auf alle Fälle wird der Badeanzug vor dem Weggang zum Bade erst genau angesehen. Fehlt kein Knopf? Ist keine Naht gerissen, kein Loch darin? Sobald das Wasser verlassen wird, muß der Badeanzug ausgezogen werden. Zum Wechseln wird entweder ein zweiter oder ein Gymnastikkittel mitgenommen. Auch ein langer und dicht schließender Bademantel genügt. Jedenfalls ist aus gesundheitlichen Gründen erforderlich, den nassen Anzug abzulegen. Sich mit dem triefenden Anzug am Körper in die Sonne legen, damit er trockne, ist ungesund. Darin ist eine Quelle vieler Krankheiten zu finden. Durch die anhaltende Wasserverdunstung wird dem Körper Wärme entzogen, die er nach dem Baden aber gerade sehr notwendig braucht. So mancher Blasenkatarrh und viele Unterleibsleiden sind auf den nassen Badeanzug zurückzuführen, der oft aus Faulheit nicht abgelegt wurde. Besonders Kinder sollten dazu angehalten werden. Es ist jedenfalls Sparsamkeit am salschen Orte, die Anschaffung eines zweiten Badeanzuges oder eines Bademantels buv.=lgkens zu scheuen. Frau und Kleidung. Nicht jede Frau vermag schön zu sein— aber einen gepflegten Eindruck vermag jede von uns zu erwecken! * Die Frau, die sich selbst vernachlässigt, wird bald vernachlässigt werden! „Ach, das ist für das Haus noch lange gut genug!“ ist eine törichte Ansicht vieler Frauen— sie bedenken dabei nicht, daß ihr Gatte sie gerade im häuslichen Rahmen am meisten sieht! k. Die praktische Hausfrau. k. Wie säubert man weiße Zelluloidkämme? Niemals mit Wasser und Seife, da sie dadurch häßlich werden und ihre Farbe verlieren. Man behandle sie am zweckmäßigsten auf folgende Art: Eine nicht zu harte Bürste wird in Benzin getaucht; damit bürstet man den Kamm tüchtig aus und reibt ihn sofort mit einem sauberen Woll= oder Seidenlappen nach k. Ein Mittel gegen Fliegen. Ein Schwamm, mit Lavendelwasser getränkt und in der Nähe des Bettes aufgehängt, hält die Fliegen von dieser Stelle fern, da sie den Lavendelgeruch scheuen. k. Gießkannen. Nach jedem Gebrauch sollte man die Gießkanne gut austrocknen und umgestülpt hinstellen. Dadurch wird die Haltbarkeit erhöht. Ebenfalls vermeide man es, über Nacht Wasser in der Kanne zu lassen, denn dadurch wird sie rostig und undicht. Bemalte oder lackierte Gießkannen reibt man öfters mit Salmiakwasser ab und darauf mit Oel ein. k. Weinflaschen entkorken. Passiert es, daß beim Entkorken einer Weinflasche der Flaschenhals abbricht, so läuft man Gefahr, sich dabei die Hand zu zerschneiden. Das wird aber verhindert, wenn man sich zuvor ein Taschentuch oder eine Serviette um die Hand bindet. Die Flasche rutscht so auch nicht so leicht aus der Hand. k. Frisches Brot zu schneiden. Taucht man das Messer vor dem Schneiden des frischen Brotes in heißes Wasser und trocknet schnell die größte Nässe ab, so läßt sich das Brot gut schneiden. Dasselbe gilt auch, wenn man frischen Kuchen schneiden will. Junges Geflügel. Junge Gans. Die Gans wird, nachdem Flügel, Hals, Kopf und Pfoten abgehauen sind, vorgerichtet, ausgetrocknet, innen mit Salz ausgerieben. Mit kochendem Wasser begossen, läßt man sie eine Viertelstunde im Ofen bei schwacher Hitze. Dann entfernt man das Wasser, begießt die Gans mit kochender brauner Butter und brät sie ungefähr eineinhalb Stunden unter fleißigem Begießen gar. Ab und zu gießt man etwas von dem abgefüllten Wasser an die Tunke, damit diese nicht zu dunkel wird. Ist die Gans weich, so bespritzt man sie mit einem Eßlöffel kalten Wassers, um die Haut knusprig zu machen. Die Tunke kocht man mit etwas Würfelbrühe zu gewünschter Menge und macht sie mit etwas in Wasser verrührtem Kartoffelmehl bündig. Junge Ente auf Reissockel. Eine junge, fette Ente wird vorgerichtet und mit Salz innen und außen abgerieben. Nun schneidet man sie in passende Stücke und bestreut sie mit Salz, feingewiegten Salbeiblättern, Majoran und Eftragon. Die Stücke werden in eine mit Butter ausgestrichene Form gelegt, mit Butter beträufelt und, mit einem Blatt Pergamentpapier bedeckt, gedünstet. In der Zwischenzeit kocht man 250 Gramm Reis mit Salz, etwas Butter und einigen Tropfen Suppenwürze weich, füllt ihn in eine kalt ausgespülte Schüssel und stürzt ihn als Sockel. Man legt die weich gedünsteten Entenstücke um den Reissockel und übergießt sie mit folgender Tunke: Zwei Eßlöffel voll Butter werden mit fein zerschnittenen Zwiebeln geschwitzt und zehn Stück geriebene Walnußkerne hineingetan. Ein Teelöffel voll Currypulver, 1/4 Liter Sahne und die gleiche Menge aus Suppenwürfeln bereitete Brühe wird hinzugefügt. Alles läßt man 15—20 Minuten lang kochen, dann streicht man die Tunke durch ein Haarsieb und dickt sie mit etwas Kartoffelmehl, das man in kaltem Wasser gelöst hat. Mit ein oder zwei Gelbeiern wird die Tunke abgerührt und über den Reissockel mit den Entenstücken gegossen. Entenfrikassee. Die Enten werden sauber vorbereitet, mit Sellerie, Porree, Mohrrüben und soviel Salzwasser, daß sie bedeckt sind, gar gekocht. Von zwei Eßlöffeln Butter, ebensoviel Mehl wird eine weiße Mehlschwitze gemacht, mit einer Tasse saurem Rahm und einem Glas Apfelwein abgelöscht und mit zwei Eigelb durchgezogen. In diese Tunke legt man die Entenstücke. Man streut Kapern darüber, garniert auf der Platte mit Pilzen und kleinen Klößchen; kurz vor dem Anrichten beträufelt man das Frikassee mit Krebsbutter. Junges Huhn mit Steinpilzen. Das gerupfte, ausgenommene und gereinigte Huhn wird roh in Stücke zerteilt, die leicht in 50 Gramm Butter angebraten werden; man nimmt die Teile heraus und gibt 1/4m Liter Weißwein an den Bratensatz. Dann rührt man aus 50 Gramm Butter, Mehl, Rahm und Muskat eine Buttertunke an, die man zum Aufkochen bringt und an den Bratensaft gießt. Darin wird das Huhn gar geschmort. In Butter wird eine feingehackte Zwiebel geröstet, Zitronensaft und ½ Pfund in dünne Scheiben geschnittene Steinpilze hinzugefügt und das Ganze mit der schon bereiteten Tunke für das Huhn vermengt. Junge gebratene Ente mit Apfelfülle. Eine gut vorbereitete Ente wird mit Salz und Pfeffer eingerieben und anderthalb Stunden gebraten. Als Fülle nimmt man ungefähr anderthalb Pfund Aepfel, die man in Würfel schneidet. Beim Anrichten nimmt man die Fülle heraus, garniert sie auf der Platte mit Blumenkohl und setzt in den Zwischenräumen Häufchen von eingekochten Preißelbeeren auf die Aepfel. Junge Ente in Rotwein. Die Enten werden vorgerichtet, in ziemlich viel Butter, einigen Scheiben rohem Schinken, etwas geschnittenen Pilzen, in verschlossener Kasserolle ungefähr anderthalb Stunden gedünstet und nach und nach ein halbes Liter Notwein dazugegossen. Wenn sie weich sind, nimmt man sie heraus und stellt sie warm. Der zurückgehltehene Saft wird mit etwas leichter, brauner Mehlschwitze a das fehlende Salz hinzugetan und die Ente in beliedige Stückchen geschnitten, mit der Tunke übergossen und angerichtet. Die Totenmaske des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß Die neuen Fürsorgegesichtspunkte für handwerker Der Reichsstand des deutschen Handwerks hatte vor einiger Zeit die maßgebenden Stellen gebeten, die Bestimmung zu beseitigen, wonach Handwerker, ehe sie in den Genuß öffentlicher Fürsorge kommen können, ihren Gewerbebetrieb abmelden müssen. Es war hervorgehoben worden, daß diese Bestimmung dazu führen könnte, daß ein vielleicht nur vorübergehender Notstand des Handwerkers mit der völligen Existenzvernichtung endet. Die maßgebenden Stellen hatten die Möglichkeit geschaffen, die berechtigten Wünsche des Handwerks auf diesem Gebiete zu erfüllen. Nunmehr hat laut ND3. der Deutsche Bemeindetag die Schlußfolgerungen hieraus in Richtlinien gezogen, nach denen die öffentliche Fürsorge jetzt auch dann eingreifen kann, wenn begründete Aussicht besteht, daß der Hilfsbedürftige in absehbarer Zeit sich wieder allein aus seinem Gewerbebetrieb unterhalten kann. Gewerbeabmeldung ist also nicht mehr unbedingte Voraussetzung. Der Fernsprechkundendienst wird billiger Der Fernsprechkundendienst hat einen erfreulchen Ausschwung genommen. In ständig steigendim Maße wird er von Teilnehmersprechstellen und öffentlichen Fernsprechern benutzt. Um vielache Wünsche der Oeffentlichkeit zu erfüllen und die weitere Verbreitung dieses sich schon jetzt groHer Beliebtheit erfreuenden Betriebszweiges der Deutschen Reichspost zu fördern, hat der Reichspostninister vom 1. August ab folgende Gebühren im Fernsprechkundendienst ermäßigt: 1. Für die Sprech= und Schreibgebühr von 10 Res., die bisher für jede Uebermittlung einer Nachricht an einen Anrufer berechnet worden ist. perden künftig 3 Mitteilungen übermittelt. Bei ängeren Nachrichten gelten je angefangene 15 Pörter als eine Mitteilung. 2. Die Anrufgebühr von 10 Rpf. für vergebliche, von der Fernsprechdienststelle ausgeführte Anrufe fällt weg. 3. Die Weckgebühr beträgt statt 20 nur noch 10 Rpf. Amtlich wird aus Moskau mitgeteilt: Das Geric““ in Leningrad verurteilte vier Leiter der Ge vversorgung des Leningrader Gebietes sum Tode durch Erschießen wegen Diebstahls von setreide. Die Todesurteile wurden bereits volltreckt. Der gewerbichs krustdberreht Anordnung des Reichsverkehrsministers über den Zusammenschluß Der Reichsverkehrsminister hat folgende Anordnung erlassen: Nachdem ich durch Verfügung vom 30. April 1934 auf Grund des Gesetzes zur Vorbereitung des organischen Aufbaues der deutschen Wirtschaft vom 27. Februar 1934(Reichsgesetzblatt I S. 185) zur Wahrnehmung der wirtschaftlichen Belange von Unternehmern und Unternehmungen im gewerblichen Kraftverkehr den Reichsverband des Kraftfahrgewerbes als alleinige Vertretung des Kraftfahrgewerbes errichtet habe, ordne ich auf Grund des§ 1 Ziffer 5 des genannten Gesetzes und der mir nach§ 5 Abs. 2 letzter Halbsatz dieses Gesetzes übertragenen Befugnisse an: 1. Alle natürlichen und juristischen Personen, die das Kraftfahrgewerbe betreiben, soweit es nicht lediglich ein unerhebliches Maß des Gesamtbetriebes umfaßt, und die dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes noch nicht beigetreten sind, haben sich bis zum 31. Juli d. J. zum Zwecke ihrer Eingliederung in den Reichsverband des Kraftfahrgewerbes anzumelden, und zwar: a) die Unternehmer und Unternehmungen des Personenkraftverkehrs(Kraftdroschken, Mietwagen) bei der Fachschaft Personenwagenverkehr des Reichsverbandes des Kraftfahrgewerbes 5, Reichsfachschaftsführer: Paul Leipnitz, Leipzig C 1, Augustusplatz 6, Postschließfach 443; b) die Unternehmer und Unternehmungen des Kraftomnibusverkehrs bei der Fachschaft Kraftomnibusverkehr des Reichsverbandes des Kraftfahrgewerbes, und zwar die Unternehmer und Unternehmungen des kommunalen und gemischtwirtschaftlichen Kraftomnibusverkehrs bei dem Reichsfachschaftsführer: Dir. H. Benninghoff, Dortmund, Moltkestr. 21, die Unternehmer und Unternehmungen des privaten Kraftomnibusgewerbes bei dem stellvertretenden Reichsfachschaftsführer, Bürgermeister a. D. Marquardt, Solingen, Weyerstr. 41; c) die Unternehmer und Unternehmungen des Güternahverkehrs bei der Fachschaft Güternahverkehr des Reichsverbandes des Kraftfahrgewerbes, Reichsfachschaftsführer: Karl Kniebaum, Berlin RW 7, Unter den Linden 41; d) die Unternehmer und Unternehmungen des Güterfernverkehrs bei der Fachschaft Güterfernverkehr des Reichsverbandes des Kraftfahrgewerbes, Reichsfachschaftsführer: Dir. Dipl.= Ing. P. Herrmann, bis auf weiteres Berlin SW 68, Wilhelmstr. 34/38. 2. Zweifel über die Zugehörigkeit zu dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes selbst oder zu seinen verschiedenen Fachschaften sind unmittelbar dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes in München, Westenriederstr. 21 II, mitzuteilen. Dieser trifft die Entscheidung. Sie geht dem Anfragenden über die nach der Entscheidung zuständige Fachschaft zu. 3. Wer sich bis zum 31. Juli d. I. bei den erwähnten Stellen nicht angemeldet hat, wird auf Grund des§ 1 Ziffer 5 des Gesetzes vom 27. Februar 1934 zwangsweise angeschlossen werden. Auf die Strafbestimmung des§ 3 des Gesetzes vom 27. Februar 1934, wonach vorsätzliche oder fahrlässige Zuwiderhandlungen gegen die getroffenen Anordnungen mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft werden, wird hingewiesen. 4. Neben dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes wird kein anderer Verband mehr als Vertretung des Kraftfahrgewerbes anerkannt. Hottanes Rehientonlingentterung Deutschland nicht betroffen— Sorgen Amsterdams und Rotterdams Die Nachricht von der Kontingentierung der Kohleneinfuhr kam für die niederländischen Kohlenimporteure völlig überraschend. Für die Häfen Amsterdam und Rotterdam bedeutet insbesondere die Kontingentierung der englischen Kohleneinfuhr eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Beschäftigungslage. In Kreisen der niederländischen Binnenschiffer wird darauf hingewiesen, daß die Kontigentierung der über die Seehäfen eingeführten Kohle sich geradezu verhängnisvoll auf die Beschäftigungslage in der Binnenschiffahrt auswirken müsse. Der Transport der über die Seehäfen eingeführten Kohle in das Innere sei ausschließlich auf dem Schiffahrtswege erfolgt, während die Limburger Kohle per Achse befördert werde. Alle Kontingentierungsmaßnahmen seien für den Hafenverkehr und für die Binnenschiffahrt schädlich, die Kohlenkontingentierung jedoch in ganz besonderem Maße. Während die Kohlenkontingentierung die Arbeitslosikeit unter den niederländischen Hafenarbeitern und Binnenschiffern noch steigere, werde auf den niederländischen Zechen nicht einmal vermehrte Arbeitsgelegenheit für Niederländer geschaffen, weil ein hoher Prozentsatz der Belegschaften aus Ausländern bestehe. Allgemeen Handelsblad schreibt, daß bezüglich der deutschen Kohleneinfuhr, die an erster Stelle stehe, die Anwendung von Kontingentierungsmaßnahmen nicht in Frage komme. So sei England der Hauptbetroffene bei der neuen Regelung. Wahrscheinlich müsse diese Maßnahme mit dem geringen Ergebnis der niederländisch=englischen Handelsbesprechungen in Verbindung gebracht werden. Man könne jedoch als ziemlich feststehend betrachten, daß England Abwehrmaßnahmen treffen werde, insbesondere, weil der holländische Markt für die englische Kohlenausfuhr infolge der günstigen Transportgelegenheiten, die nun einmal von entscheidendem Einfluß Niedriger Wasserstand der Elbe behindert die Schiffahrt Bei Unbesandten unweit Wittenberge liegen auf einer Strecke von 10 Kilometer 200 Schiffe fest. die infolge des niedrigen Wasserstandes ihre Fahrt nicht fortsetzen können. auf die Kohlenpreise seien, von außerordentlicher Bedeutung sei. Die Beteiligung anderer Länder an der niederländischen Kohleneinfuhr sei nur von untergeordneter Bedeutung. So liefere Belgien lediglich Hausbrandkohle, die der limburgischen Kohle entspreche. Auch die Sowjetunion liefere Hausbrandkohle, Polen überwiegend Industriekohle, jedoch nicht in nennenswerten Menger. Die Kohleneinfuhr aus den Ländern, die mit den Niederlanden vertragliche Abmachungen unterhalten, wird nicht betroffen. Somit fallen zwar keine Kohlenlieferungen aus Deutschland, dagegen aber aus England, Belgien, Polen und Rußland unter die Kontingentierungsmaßnahmen. Nach niederländischen Statistiken wurden im Jahre 1933 insgesamt 5372.000 To. Kohlen eingeführt, und zwar 3 590 000 To. aus Deutschland, 1307000 To. aus England, 326,000 To. aus Belgien, 118000 To. aus Polen und 27.000 Tonnen aus Rußland. Die Kohleneinfuhr der angeführten Staaten mit Ausnahme Deutschlands wird infolge Durchführung der Kontingentierungsmaßnahmen für die letzten 5½ Monate dieses Jahres nur drei Fünftel der Einfuhrmenge während des gleichen Zeitraumes des vergangenen Jahres betragen dürfen. Die neuen Wirtschaftsverträge mit Frankreich unterzeichnet Die neuen Wirtschaftsverträge mit Frankreich sind unterzeichnet worden. Vom 1. August 1934 ab tritt das neue Verrechnungsabkommen mit Frankreich in Kraft, nachdem alle Zahlungen gegenseitigen Warenverkehr in Deutschland durch Vermittlung der Reichsbank, in Frankreich durc Vermittlung des Office franco=allemand zu leisten sind. Da in Frankreich eine Devisenbewirtschaftung nicht besteht, wird dort die Durchführung dieser Regelung in der Weise sichergestellt, daß jeder französische Empfänger deutscher Waren sich entweder allgemein durch Eintragung in eine Liste bei dem Office franco=allemand oder im Einzelfall durch besondere schriftliche Erklärung verpflichtet, Zahlungen für deutsche Waren nur durch Vermittlung des Office franco=allemand zu leisten. Liegt eine solche besondere Erklärung oder die Eintragung beim Office franco=allemand nicht vor, so hat der französische Importeur bei der Einfuhr der Ware 10 v. H. des Wertes bei der französischen Grenzzollstelle zu hinterlegen. Da bei der Kürze der Zeit bis zum 1. August 1934 wahrscheinlich nicht alle Empfänger deutscher Waren in Frankreich rechtzeitig die Eintragung bewirken oder eine besondere Erklärung in der vorgeschriebenen Form abgeben können, müßte damit gerechnet werden, daß in den ersten Tagen nach dem Inkrafttreten des Abkommens Schwierigkeiten oder wenigstens Verzögerungen bei der Abfertigung deutscher Waren an der französischen Grenze entstehen. Es empfiehlt sich daher, soweit die privaten Abmachungen über die Lieferungsfristen dies zulassen, Waren aus Deutschland nach Frankreich nicht so abzusenden, daß sie gerade am 1. August 1934 oder in den ersten Tagen nach dem 1. August 1934 an der französischen Grenze eintreffen, da sonst Stockungen bei der Abfertigung eintreten oder die Importeure genötigt sein könnten, 10 v. H. des Der Krouprätendent von Andorra Dieser Herr Kossineff aus Wilna behauptet, ein Abkömmling der Könige von Frankreich zu sein und in dieser Eigenschaft Ansprüche auf den allerdings noch nicht existierenden Thron der kleinen Pyrenäen=Republik Andorra zu haben. Um weiteren Unfug vorzubeugen, hat die spanische Polizei ihn an der Grenze von Andorra, wohin er sich zur Besitzergreifung der Krone begeben wollte, verhaftet. Wertes bei den französischen Zollstellen zu hinterlegen. Nach einigen Tagen, wenn das neue Verfayren sich eingespielt hat, wird die Abfertigung reibungslos vor sich gehen, und die Hinterlegung von 10 v. H. wird dann in der Regel nicht erforderlich sein. Das gemeinsame Aktionsprogramm der französischen Sozialisten und Kommunisten Die marxistische Zeitung„Populaire" veröffentlicht den Wortlaut des gemeinsamen Aktionsprogramms, auf das sich die französischen Sozialisten und Kommunisten zur Abwehr von Faschismus und Krieg und zur Verteidigung der„demokratischen Freiheiten“ geeinigt haben. Das Programm sieht gemeinsame Versammt lungen und Straßenkundgebungen vor, bei denen sich die Marxisten gegenseitig Hilfe leisten, wenn die einen oder anderen mit faschistischen Gegnern handgemein werden. Unter Wahrung der Unabhängigkeit der beiden Richtungen und unter Wahrung der beiderseitigen Werbetätigkett wollen sich beide Parteien bei diesen gemeinsamen Aktionen gegenseitiger Kritik enthalten. Am Samstag traf mit dem Großflugzeug der Deutschen Lufthansa„Generalfeldmarschall von Hindenburg“ aus München kommend eine chinestsche Verkehrsstudienkommission unter Führung des Generals Shu Ching Lo im Flughafen Tempelhof ein. Aus Berea(Kentucky) wird berichtet: Im Lagerhaus des hiesigen Kohlenbergwerks explodierten aus unbekannter Ursache 37 Pulverkisten. Zwei Arbeiter wurden getötet, 18 andere schwer verletzt. Ein neuer Weltrekord im Streckensegelflug wurde, wie schon berichtet, von dem jungen Heini Dittmar aufgestellt, der im Rahmen des Rhön=Segelflug=Wettbewerbs von der Wasserkuppe bis in die Nähe von Gitschin in der Tschechoslowakei flog und mit dieser Strecke von 375 Kilometer den vor wenigen Tagen aufgestellten Weltrekord Wolf Hirths wesentlich überbot.