Nr. 45. Rheini Westphälischer Anzeiger. Sonnabend den 5. Juni 1830. Wahrheit— Gerechtigkeit— Gemeinwohl, Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne. Auf mehrfache Aufforderung verehrter Theilnehmer der bisherigen Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne dürfte dieses Fest zum zehnten Male und zwar in diesem Jahre am 16. September im Soolbade bei Unna gefeiert werden, wenn meine Herren Mitdeputirte, an welche ich nächstens die Cirkuläre abgehen lasse, damit, wie ich voraussetze, einverstanden sind. Vorläufig bitte ich daher schon die alten und jüngeren Musensöhne, welche, wenn nicht unvorhergesehene Hinderung eintreten möchte, gesonnen sind, diesen Tag der Erinnerung an die verschwundene frohe Jugend und Universitätszeit noch mit zu begeben, denselben in den Terminskalendern mit roth, als Feiertag, zeitig zu notiren oder notiren zu lassen, und sonstige Voranstalt zu treffen, damit das alltägliche Geschäft für den einen Tag ihnen diese Feier nicht hindere. Auch wäre es sehr wünschenswerth, wenn diese muthmaßlichen Theilnehmer ihre deßfallsige Erklärung bald dem nächstwohnenden Festdeputirten oder einem andern zu wählenden Musensohne zusammen abgäben, so, daß ich zeitig vor dem Feste von der ungefähren muthmaßlichen Zahl der kommenden Festgenossen in Kenntniß gesetzt, auch dafür mit sorgen könne, daß die Vorbereitungen sich einigermaßen darnach richten. Auch werden beim nächsten Feste die, wenn auch nicht im akademischen Auditorio, gebildeten Freunde der Musensöhne bei den Festvergnügungen, wie früher, willkommen sein. So wie der Einladung zum neunten Erinnerungsfeste Müchler's Festlied beigefügt war, so erlaube ich mir, dessen Antwortschreiben auf seine Ernennung zum Ehrendeputirten der gegenwärtigen Bekanntmachung beizufügen, da auch dessen Inhalt manche düstere Ansicht unserer Feste erhellen möchte. Büren an der Alme, am 31. Mai 1830. Dr. Fr. Rautert, Präses bei den Erinnerungsfesten alter westphälischer Musensöhne. Je überraschender mir die Bekanntmachung war, daß man mich bei dem neunten Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne am 10. v. M. zum Ehrendeputirten bei solchen ErRb. W. Anz. 53. Bd. 891 892 innerungsfesten zu ernennen die Güte gehabt, unter Zusendung eines von den bei diesem Feste gegenwärtig gewesenen Deputirten angefertigten Certifikats, um so dankbarer erkenne ich diesen schmeichelhaften Beweis des Wohlwollens aller derjenigen, welche mich einer solchen Auszeichnung würdig gehalten haben. Anspruchslos flossen die Worte, die ich dem neunten Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne zu widmen mich gedrungen fühlte, aus meinem Herzen, in der Hoffnung, auch ein kleines Scherflein aus der Ferne zu einem Vereine beizutragen, welcher den Erinnerungen einer längst verklungenen Zeit gewidmet ist, die vielleicht nach einigen Dezennien für unsere Nachkommen sich nicht mehr erneuern, sondern eben so, wie die alte Ritterzeit, gänzlich verschwinden wird. Die Einrichtungen unserer deutschen Universitäten waren ehemals ächt volksthümlich, und der Geist, der unter den Musensöhnen herrschte, wirkte— wenn es auch Ausnahmen gab, wie die Ausnahmen überall die Regel bestätigen— wohlthätig; der junge Most, nicht eingeengt, hatte freieren Spielraum zum Brausen und die Hefen auszustoßen, und er wurde dadurch zu einem kräftigern und firnen Weine. Man verfocht das, was man für gut, recht und wahr hielt, furchtlos mit dem Hieber, war später eben so furchtlos, dem Rechten und Wahren treu zu bleiben und es zu vertreten. Die Universitätsjahre waren die Feuerprobe, wo sich das edle Metall von den Schlacken reinigte, und wo dann — kein Verlust für das Ganze—, wenn nichts als Schlacke sich vorfand, nach diesem Läuterungsprozesse sich nur Asche und Rauch zeigte. Dies ist der Grund, weßhalb solche Erinnerungsfeste, nachdem der erste Impuls dazu gegeben war, Theilnahme und Nachahmung gefunden haben, und so lange bestehen werden, als es noch Männer, selbst Greise gibr, die sich ohne Reue ihrer Universitätsjahre erinnern, und die sich durch solche Feste verjüngt und begeistert fühlen. Ich zweifle daher auch nicht, daß die Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne noch recht lange bestehen werden, und ich werde es mir zu einer angenehmen Pflicht machen, so lange mir noch die Parze den Lebensfaden spinnt, und mir das Schicksal Gesundheit und Heiterkeit des Geistes verleiht, auch mein kleines Scherflein zu den künftigen Festen beizutragen, um mein Andenken dadurch bei allen alten westphälischen Musensöhnen zu erneuern. Berlin, den 6. August 1828. Karl Müchler. An den Herrn Präses und die Herren Deputirten bei dem neunten Erinnerungsfeste alter westphälischer Musensöhne. Vaterländische Gewerbe. Eisenfabrikation. Der Aufsatz des Hrn. Ed. Schmidt zu Nachrodt. in Nro. 38 d. Bl., welcher mir so eben zu Händen kömmt, bestreitet einige meiner früher in diesen Blättern aufgestellten Behauptungen. Ich kann mich von der Richtigkeit dieser Gegenbemerkungen noch zur Zeit nicht überzeugen. Es sei mir erlaubt, über diesen Gegenstand einiges Nähere zu sagen, indem ich den Zeilen des Hrn. Schmidt folge. Daß unsere Fabriken von derjenigen Gegend zu sehr abgeschnitten liegen, die ihnen das rohe Material liefert, ist bekannt, und wird recht lebhaft gefühlt. Doch wird dies, trotz der Gegenvorstellungen einiger kurzsichtigen und durch Andere verblendeten Menschen, in einigen Jahren wohl anders sein; denn wir sehen, daß unsere 893 894 fürsorgende Regierung die Wegebauten hiesiger Gegend mit vollen Kräften und allen ihr rechtlich zu Gebote stehenden Mitteln unter Was über die Summen gesagt wird;, die in Mexiko begraben liegen— und dies ist nicht das einzige Theure, was dort begraben liegt,— damit stimmen Tausende überein. Unser Vaterland hat Stellen genug, wo die Summen anzulegen sind, und zwar, wie auch Hr. Schmidt sagt, mit sicherm Vortheile und zum dauernden Danke der Nachwelt. Meine Behauptung, daß die siegensche Einmalschmelzerei vielleicht die wohlfeilste aller Frischmethoden sei, führe ich, weil sie von Hrn. Schm. bestritten wird, durch. Es stehe hier eine Berechnung. Eine Pudlingswoche, wie sie auf einem guten Werke wirklich statt gefunden, ergab Folgendes: 18,910 Pfd. Luppen erforderten 21,080 Pfd. Roheisen, 20,130 Pfd. Stückkohlen. 87,760 Pfd. Stabeisen erforderten 100,090 Pfd. Luppen, 38,840 Pfd. Stückkohlen. 1000 Pfd. Luppen thaten Arbeitslohn 1 Thlr. 10 Sgr. 1000 Pfd. Stabeisen—— 20— Hiernach erfordern 1000 Pfd. Stabeisen: 1270 Pfd. Roheisen, 1660 Pfd. Stückkohlen, Arbeitslohn 2 Thlr. 5 Sgr. Unkosten rechne ich per 1000 Pfd. Stabeisen 5 Thlr. 10 Sgr. Auf einem andern Pudlingswerke wurden durchschnittlich zu 1000 Pfd. Stabeisen erfordert 1300 Pfd. Roheisen, 1500 Pfd. Kohlen, Arbeitslohn per 1000 Pfund Stabeisen..... 3 Thlr.— Sgr. Unkosten 5— 19— Zu 1020 Pfd. einmal geschmolzenem Stabeisen werden im Siegenschen verbraucht: 1360 Pfd. Roheisen, worunter etwas Wascheisen, 5s nassauer Zehnten oder circa 51 märkische Zehnten Kohlen. Es werden wöchentlich mit einem Feuer durchschnittlich 22.000 Pfd. Stabeisen dargestellt. 1000 Pfd. Roheisen kosten auf den Hütten im Siegerlande 19 Thlr. Die Pudlingsfrischereien haben auf solche 6 Thlr. Fracht. Die zu 1000 Pfd. Stabeisen durchschnittlich erforderlichen 1285 Pfd. Roheisen kosten ihnen mithin Circa„, 32 Thlr. 3 Sgr. 1580 Pfd. Steinkohlen à 6 Sgr. per 100 Pfd. 3— 5 Arbeitslohn per 1000 Pfd. Stabeisen„ 2— 17— Unkosten, als: Zinsen des Anlage= und Betriebskapitals, Unterhaltung, Reparaturen u. s. w. 5— 14 mithin kommen 1000 Pfd. Stabeisen zu„.. 43 Thlr. 9 Sgr. Die siegenschen Einmalschmelzereien mogen per 1000 Pfd. Roheisen 1 Thlr. Fracht haben, mithin kosten ihnen die zu 1000 Pfd. Stabeisen erforderlichen 1333 Pfd. Roheisen 26 Thlr. 19 Sgr. 35 Zehnten Kohlen zu 1020 Pfd. Stabeisen machen zu 1000 Pfd., den nassauer Wagen zu 22 Thlr. gerechnet......„ 7— 15— Arbeitslohn und Unkosten, als: Hammerpacht 2c. 6— 2— mithin kommen 1000 Pfd. Stabeisen zu..... 40 Thlr. 4 Sgr. Durch gute Walzen bei gut eingerichteten Schweißöfen kann das nassauer Stabeisen per * 895 896 1000 Pfd. zu 42 Thlr. in ordentlichen Dimensionen dargestellt werden. Da. vorstehende Berechnung nach wirklich bestehenden Frischereien aufgestellt ist, so ist wohl nicht leicht etwas gegen deren Richtigkeit einzuwenden, und ich wiederhole hier meine früher ausgesprochene Behauptung, daß es nur der theilweisen Einführung der Koakshütterei bedürfe, damit die Holzkohlen wieder einen ordentlichen Preis erhalten, und die Pudlingsfrischerei würde die Konkurrenz nicht aushalten können. Wenn in Zukunft durch bessere Wege und vielleicht durch Absetzung des Chausseegeldes die Eisenfracht niedergeht, so werden auch die Koaks wohlfeiler und besser nach dem Siegerlande geschafft werden können, was uns die Möglichkeit gibt, mit Vortheil Koakshohofenbetriebe einzuführen, wodurch die Holzkohlenfrischereien Luft schöpfen können. Denn es ist bekannt, daß sämmtliche derartige Berechnungen im Siegerlande nur mit hauptsächlicher Berücksichtigung der Kohlen aufgestellt werden. Hiermit hätte ich meine Äußerung über die Preise der Eisensorten dargelegt, und ich gehe nunmehr zu der Qualität über. Hr. Schm. behauptet, daß das Pudlingseisen weniger Roth= und Kaltbruch habe, als das nassauer Stabeisen. Sehr unterrichtete Personen sagen mir aber, daß man bei letzterm Eisen nur sehr selten von diesen Fehlern höre. Jedoch eingestanden, daß dies zuweilen der Fall ist, so bemerke ich hierüber Folgendes. Der Siegerländer verschmiedet Eisen von vielen zuweilen ausländischen Hütten, wo viel Braun= und Thoneisenstein, auch mehrere andere Arten Steine und Erze verhüttet werden. Diese Eisensteine können von ihrem mit ihnen innig verbundenen Phosphor und Schwefel gar nicht, von den ihnen anhangenden und oft mit ihnen brechenden Kupfer= und Schwefelkiesen(Verbindungen von Kupfer und Eisen mit Schwefel im maximo) nur theilweise getrennt werden. Die Pudlingswerke hingegen, die es erfuhren, daß ihr fabrizirtes Eisen zu weich war, fingen an, Stahleisen zu verpuddeln, um ihrem Fabrikate mehr Härte und Festigkeit zu geben. Dies ist ihnen dadurch gelungen. Der Stahl= oder Spatheisenstein des Siegerlandes enthält circa 57 Prozent Eisenoxidul, 35 Proz. Kohlensäure, etwas Manganoxidul und etwas Erden, als: Kalkerde 2c., aber keine Spur von Phosphor oder Schwefel. Mit ihm brechen selten Schwefelkiese, häusiger Kupferkiese. Letztere lassen sich wegen der isabellgelben Farbe des Stahlsteins leicht erkennen, und sie werden ausgeschlagen und auf Kupfer benutzt, obgleich sie, im Großen geschmolzen, meistens nur 5 bis 6 Proz. Kupfer liefern. Es mag in diesem Umstande der Grund liegen, warum das einmal geschmolzene Stabeisen des Siegerlandes mehr Kalt= und Rothbruch zeige, als das Pudlingseisen. Es läge demnach nicht in der Frischerei. Ich will es keineswegs bestreiten, daß es möglich sei, daß beim Pudlingsprozesse Phosphor und Schwefel zerstört werden; allein ich habe nicht gehört, daß man genaue und richtige Versuche deßhalb angestellt habe. Ubrigens habe ich nicht, wie Hr. Schm. behauptet, gesagt, daß die Pudlingswerke nie so gutes Eisen liefern, als die siegenschen Einmalschmelzereien, sondern nur, daß Pudlingseisen zu Draht untauglich sei, was sich auch schon hinlänglich dadurch beweis't, daß auf dem Schmidt'schen Walzwerke zu Elverlingsen zu Draht nur Osemund und Stabeisen aus der Kleinfrischerei und vielleicht auch Klatbläserei verwandt wird, welches Eisen größtentheils fertig angekauft werden muß. Ich bin im Gegentheile der Meinung, daß das Pudlingseisen zu Schmiedesachen weit besser als das naussauer Stabeisen ist, worüber wir selbst Versuche angestellt haben. Ich habe ferner nur behauptet und 897 898 behaupte es fortwährend, daß den Siegerländern die Fabrikation des Drabteisens offen stände. Ich glaube, daß die Qualität des nassauer Stabeisens weit verbessert werden könne. Könne, sage ich; denn man gibt sich keine Mühe darum, und es scheint mir, als wenn die Noth der Siegerländer zu ihrem Nutzen noch etwas größer werden müsse. Was ich in meinem frühern Aussatze von Walzwerken sage, die im Siegerlande einzuführen wären, scheint Hr. Schm. auf die Pudlingswerke zu beziehen, als wenn ich nicht wüßte, daß dergleichen auf diesen Werken schon existiren. Oder macht Hr. Schm. diesen Seitensprung, um uns zu sagen, daß auch sie ein solches Walzwerk anlegen? Ich bemerke dem Hrn. Schm. bloß, daß ich das Walzwerk zu Wetter sowohl, als auch ein Walzwerk, welches im Siegerlande bereits unter Mitwirkung von gut eingerichteten Schweißöfen mit Vortheil gebraucht wird, mit leiblichen Augen gesehen habe. Dem Vorwurse des Hrn. Schm., als kenne ich die Pudlingsfrischerei nicht gründlich, kann ich hier nichts weiter entgegenstellen; denn wenn ich hier eine Beschreibung und Erklärung dieser Frischmethode geben wollte, so möchte solches als eigenliebig erscheinen, und man möchte auch denken können, ob ich nicht solches irgendwo abgeschrieben habe, da wir's in mehreren guten Büchern finden. Den geehrten Lesern dieses Blattes aber, die sich um die Eisenfabrikation selbst nicht bekümmern, kann ich versichern, daß der Pudlingsprozeß gar kein Hexenwerk, übrigens aber recht hübsch anzusehen ist. Vielleicht erklärt Ihnen, da dieses Blatt doch einen weitern Lesekreis hat, als unsere Fabrikgegend, der Hr. Schm., der es recht gründlich kennt, einmal das ganze Wesen. Schließlich spricht Hr. Schm. von der Altenaer Drahtfabrikation, ist aber bei seinem Berichte in sehr großem Irrthume. Ich muß diesen dahin berichtigen, daß die so sehr getadelten Bankrollen noch jetzt wirklich bestehen; von diesen bekömmt den Draht der Kleinzöger und von letzterm der Winner. Nur der wenige Draht, der als grobe Sorte rein versandt wird, wird auf Rollzügen gezogen. Daß der Draht aus den Walzwerken sogleich den Feinzögern übergeben werde, ist eben so unrichtig, als vor geraumer Zeit die Behauptung des Hrn. Lecke in diesen Blättern, daß auf den Walzwerken der Draht zugleich gewalzt und gezogen werde, wozu er wohl dadurch mag gekommen sein, daß er die zur Richtung des Drahts und zur Vorsicht vor den Walzen angebrachten durchlöcherten Eisen als Zugeisen angesehen hat. Das Kleben am Alten ist mir von jeher verhaßt gewesen, und wer mich kennt, weiß es recht gut, daß ich mich stets über eine wesentliche Verbesserung gefreut habe. Es wird mir immer eine Freude sein, wenn eine neue Anlage solche Fortschritte macht, als die Pudlingsfrischerei durch die sehr verdienstvollen Bemühungen des Hrn. Harkort in unserer Gegend gemacht hat. Vor Kurzem wurde ich in diesen Blättern aufgefordert, die Ursachen des Unterganges unsers Altenaer Drahtstapels anzugeben. Wir wollen jedoch diese Sache ruhen lassen, und die Geschichte, die Altena so viele Unannehmlichkeiten und Verluste gebracht hat, nicht wieder auswärmen. So lange Monopole eine solche Verbindung begünstigen, geht es gut; wo sie nicht bestehen, da treibt die auswärtige Konkurrenz ein gewaltiges Spiel, und aus dem Umstande, daß eine Gesellschaft nicht so wohlfeil und zugleich gut arbeitet, als jeder Einzelne, entsteht die Anhäufung der fertigen Waare, und wenn die Mitglieder nicht Alle großes Vermögen haben, auch ein Verlangen, die Verbindlichkeiten zu umgehen 899 900 oder gar zu übertreten. Bei unserm Zeitgeiste werden solche Verbindungen nicht bestehen. Altena. Friedr. Röhr. Gewerbe. Hohle Eisenstangen. In Nro. 63 d. Bl. vom vor. J. stand eine ausführliche Anzeige der hohlen Eisenstangen, von der Erfindung und aus der Fabrik der Herren Gaudillot und Roy zu Besangon, und es wurden die inländischen Eisenfabrikanten darauf aufmerksam gemacht. In Frankreich, besonders aber in Paris, werden diese hohlen Eisenstangen jetzt häufig angewandt; allein sie von dorther zu beziehen, käme zu theuer, und es wäre daher zu wünschen, daß man sich im Inlande darauf einrichtete. Sollte im Inlande sich Jemand auf deren Verfertigung eingerichtet haben, von dem sie billig zu beziehen wären, so bitte ich hiermit um die gefällige Anzeige der Adresse und der Preise. Aachen, im Mai 1830. v. B. Bauwesen. Einem Fremden, der, wie ich, viel in anderen Ländern herum kam, fallen beim Anblicke der hiesigen Häuser, besonders der neuen, die jetzt zahlreich wie Pilze aus der Erde aufschießen, drei Sachen auf, die zu verwerfen sind. 1) Das Anstreichen mit Olfarbe der von Ziegeln erbauten Häuser. Es deckt die Mauer nicht hinlänglich, um sie vor der Zerstörung durch die Witterung zu schützen, es gibt dem Hause kein schönes, glattes Ansehn und kostet sehr viel. Ich bin kein Architekt und nicht im Falle, eine vergleichende Berechnung darüber zu liefern; mich dünkt aver, daß, wenn man in Anschlag bringt, die Kosten des vorher nöthigen Verstreichens oder Verkittens der Fugen, dann das mehrmalige Übermalen mit theurer Olfarbe, sodann die Wiederholung letzterer Operation alle 3 bis 4 Jahre, so muß dies endlich bei längerer Zeit viel mehr kosten, als ein guter Anwurf(oder das Plistern, wie man hier sagt), der lebenslänglich, ja so lange als das Gemäuer selbst hält, dieses viel besser deckt und schützt, und ihm ein schöneres Ansehen gibt. Man wendet ein, hier zu Lande sei an dem der Luft und dem Schlagregen ausgesetzten Gemäuer das Plistern nicht von Dauer, und zeigt mir Stellen, wo es abgefallen ist. Da liegt der Fehler nur in der Behandlung. Hier nimmt man den dazu bestimmten Mörtel dick, zähe und steif wie Käse, und streicht ihn bloß mit der Kelle auf die Mauer an. In meiner Heimath, einem noch strengerer Witterung ausgesetzten Gebirgslande, nimmt man den Mörtel dünner, und wirft ihn kellenweise mit aller Kraft der Faust an die Mauer an, so daß er sich durch dieses kräftige Anwerfen in alle Fugen, Spältchen, Löcher hineinzwängt und fest einklammert. Auch in meiner Heimath gibt es solche liederliche Anwürfe, die nicht halten. Ich war einst dort im Falle, eine neue Mauer bewerfen zu lassen. Zufälligerweise hatte ich kurz vorher in= Schemerl's Straßenbaua Einiges über Mischung und Besergung des Mörtels gelesen, wollte es versuchen und gab es dem Maurermeister an.„Das geht nicht, Herr, war seine Antwort. Ich entließ ihn nach Hause und behielt nur seine guten Arbeiter zurück, denen ich genaue Befolgung meiner Befehle anempfahl. Sie lächelten, als ich sagte, ich bin auch ein Maurermeistere. Dann stellte ich mich zur Pfanne und ließ den Mörtel vor meinen Augen nach gelesener Vorschrift komponiren, doch nur aus Kalk, Sand und Wasser; nahm dann ein Paar Gesellen, die kraftvolle Fäuste hatten, und ließ ihn tüchtig anwerfen. Als er trocken war, 901 902 hielt er wie Eisen, und 6 Jahre hernach war noch nicht das Mindeste abgefallen; seitdem habe ich diese Mauer nicht mehr gesehen. Man sagt, hier zu Lande sei der Sand nicht gut; vermuthlich, weil er mit Erde oder Lehm vermischt ist. Aber dann könnte man ihn auch waschen; man hat dazu eigene Sandwaschtrommeln oder Rollkübel. Wo etwa ein Bergwasser oder Bach durchfließt, kann man auch Sandkasten anlegen, die vortrefflichen Sand liefern. 2) Die Fenster. Wenn hier zu Lande die Hauptmauer eines Hauses 18 bis 20 Zoll Dicke hat, so steht sie außen 6 bis 7 Zoll vor dem Fenstergericht oder der Fütterung desselben vor, das Fenstergericht hat auch 34 bis 4 Zoll Dicke, und die übrigen 8 oder 9 Zoll der Mauerdicke bleiben inwendig voll; die Seitenwände der Fensteröffnung bilden fast einen rechten Winkel mit der Fensterfläche. Bei uns wird das Fenstergericht weiter hinausgesetzt, so daß nur 3 bis 4 Zoll Mauer vorsteht, und innerhalb des 4 Zoll dicken Fenstergerichts hat das Gesimse auch nur 3 bis 4 Zoll Breite, so daß die Mauer unter dem Fenster bis auf den Boden des Zimmers herab(die hier ja nichts zu tragen hat) nur 10 bis 12 Zoll Dicke bekömmt, wenn die Mauer auch sonst 18 bis 20) Zoll dick ist., Auch die Seitenwände der Fensteröffnungen sind mehr schräg(was man dort Gleipfen nennt)), das heißt, sie gehen im Zimmer auf einander und bilden einen stumpfen Winkel mit der Fläche des Fensters. Dadurch erhält das Zimmer viel mehr Licht; wer heraussehen will, kann näher hinzutreten oder auch sitzem, braucht sich nicht so weit hinauszubiegem, mit Gefahr, aus dem Fenster zu stürzen, und es wird beträchtlich Mauerwerk erspart, ohne daß die Solidität des Hauses darunter leidet. Auch kommen bei dieser Einrichtung die Fenstergardinen und Storen so weit von der Fensterfläche abzustehen, daß man nicht: Gefahr läuft, sie zu zerreißen, wenn man die Fensterflügel aufmacht, wie es leider hier oft geschieht. Da jetzt so viele neue Häuser aufgeführt werden, so wäre diese bessere Einrichtung zu beherzigen und nützlich auszuführen. 3) Die Abtritte sind hier zu Lande immer im Hofe. Bei Tag und Nacht; gesund oder krank, muß man die Treppen heruntersteigen und bei Sturm und Regen über den oft nassen Hof gehen. Das ist sehr unbequem und der Gesundheit gefährlich. Oder man muß die Zimmerluft mit Nachtstühlen(Garderoben) verpesten, was fast noch unangenehmer ist. In den Gegenden, wo ich zu Hause bin, hat jedes Stockwerk seinen Abtritt im Hause selbst, den man gewöhnlich an der Hintermauer anbringt und bestmöglichst verbirgt. Gesund oder krank, bei Tag oder Nacht, hat man nur wenige Schritte zu gehen, vor Wind und Wetter geschützt, auf trockenem, ebenen Boden und im tiefsten Negligé, wenn man will, da man von keinen Nachbaren gesehen wird. Das muß aber viel üblen Geruch verbreiten, wendet man hier ein. Keineswegs: Jedenfalls nicht mehr als eure Garderoben, wenn Alles gebörig rein gehalten wird. Kann man unten ein fließendes Wasser benutzen, so ist es gut, wo nicht, so bringe man einen horizontalen Luftzug über der Grube an, wie bei den. Cabinets inodores zu Paris. Die sogenannten englischen Abtritte sind komplizirt und kostspielig.. Um jedoch Reinlichkeit und Trockenheit ohne sie zu erreichem, gibt es ein sehr einfaches Mittel; man lasse den Sitz aus einem 3 Zoll dicken Brette von Buchenholz machen, und die Brille konisch vertieft abplatten, so daß alle Nässe von selbst sogleich abläuft und Alles leicht rein zur halten ist. Diese Einrich= 903 904 tung möchte ich überall anrathen; sie ist probat und kostet wenig. Aachen, 1830. v. B. Schulsachen. Kalligraphische Wandtafeln für Elementarschulen von B. Hawerkamp. Diese Wandtafeln haben den Zweck; die Buchstaben des kleinen und großen deutschen Alphabets, so wie die Verbindung derselben zu Wörtern nach einer zweckmäßig geordneten Stufenfolge in der Größe darzustellen, daß jeder Zug derselben in einer Entfernung von 40 Fuß von dem Schüler deutlich wahrgenommen werden kann. Dadurch wäre also einem lange gefühlten Bedürfnisse abgeholfen! Und da ich Gelegenheit nahm, einen Probebogen dieser Schrift zur Ansicht zu bekommen, so wird es manchem Leser nicht unwillkommen sein, daß ich dieses gemeinnützige Werk als sehr zweckmäßig empfehle. Die Regelmäßigkeit, Reinheit und Gefälligkeit der Zäge, so wie die verhältnißmäßige Stärke und Richtung der Haar= und Grundstriche wird Jeden einsehen lassen, daß der einsichtsvolle und erfahrne Verfasser aus allem Eifer dahin gestrebt hat, diesem Werke jeden Vortheil anzueignen, den wir in dieser Beziehung zu wünschen haben. Ein Schulfreund. Gemeinnützliches Allerlei. „Damit Lampengläser durch plötzliche Erhitzung von der Flamme nicht springen, sollen die Pariser Glasmacher das Glas mit einem Demant an seiner Basis etwas einschneiden, wo dann keine Hitze dem Glase mehr schaden wird. Der Schaden, den die Kornwürmer anrichten, so wie die Unzulänglichkeit der gegen sie empfohlenen Mittel, ist bekannt. Hr. I. B. Wattebled, Mechaniker zu Paris, rue Ménilmontant Nro. 64, hat nun eine Maschine ausgedacht, um diese bösen Gäste zu vertilgen. Die Maschine bildet ein sechsseitiges eisernes Prisma, das oben und unten pyramidenförmig zuläuft, 8 Fuß hoch ist und 4 Fuß im Durchmesser hält. Dieses Prisma ist mit einer doppelten metallenen Decke umgeben, die einen Zwischenraum von 21/2 Zoll läßt. In diesem Zischenraume sind an allen Ecken desselben von 6 zu 6 Zoll, mit Ausnahme des obern und untern pyramidenförmigen Theiles, Blätter aus Blech angebracht, die in entgegengesetzter Richtung unter Winkeln von 50 bis 600 geneigt sind. Auf dem obern Ende befindet sich ein Rumpf, in welchen man das Korn einschüttet, das in dem Zwischenraume der Decken hinabrollen soll, und so von Blech auf Blech fällt, bis es an der untern Pyramide bei einem daselbst befindlichen Loche herausfällt, das größer oder kleiner vorgerichtet werden kann, je nachdem das Korn mehr oder minder schnell durchfallen soll. Da, wo das Prisma mit der untern Pyramide zusammenstößt, ist ein Gehäuse angebracht, in welchem sich ein Ofen befindet, welcher mittelst Nöhren, die in der Höhlung des Primas hinansteigen, dasselbe heizt. Man schüttet nun das Korn in den Rumpf, und läßt es in dem Zwischenraume sich bis auf 50 oder 700 erhitzen, wodurch die Käfer und ihre Eier getödtet, oder jene auch lebend herausgetrieben werden. Das Korn verliert zugleich dadurch allen bösen Geruch. Hr. Wattebled verfertigt auch kleinere solcher Maschinen, die man leicht von einem Orte an den andern bringen kann. Anekdote. Vor einigen Wochen ward in dem Walde von Roumare(in Frankreich) ein Hirsch gejagt, der sich endlich in die Seine stürzte und das andere Ufer zu gewinnen suchte. Mehrere Jäger setzten ihn sogleich in Kähnen nach. Ein Fischer war nicht zugegen, ein Handlungskommis aus Rouen aber so glücklich, den Hirsch mit der Hand zu fassen. Er band ihn, führte ihn an's Ufer und läßt ihn seitdem auf einem Landgute füttern. Trotz der gesetzlichen Erlaubniß, das Wild, welches man ohne Verletzung der Jagdgesetze erhält, zu behalten, verlangen die Jäger von Roumare den Hirsch zurück. Der Pachter der Fischerei von Dieppedalle behauptet, er habe allein das Recht, die in seinem Bezirke in der Seine schwimmenden Fische zu fangen; der Hirsch sei darin geschwommen, also ein Fisch und folglich sein Eigenthum. Hiebei Nro. 22. des Rhein.=Westph. Korr.=Bl. Gedruckt und verlegt von der Schulzischen Buch= und Musikalienhandlung in Hamm.