Nr. 20 Rheini Mittwoch den 10. März 1830. Wahrheit— Gerechtigkeit— Gemeinwohl. Rhein.=westind. Kompagnie. Vortrag in der Direktorial=Rathsversammlung der rhein.= westind. Kompagnie, gehalten zu Elberfeld am 25. Februar 1830. (Schluß.) Wir erlauben uns nunmehr, Sie, g. H., noch besonders darauf aufmerksam zu machen, daß, da wir fortgefahren haben, den Nominalwerth der Aktien zu verzinsen, ihr Realwerth aber schon in der vorigen Bilanz durch die bis dahin nachgewiesenen Verluste auf 80 Prozent festgestellt worden ist, wir statt— wie geschehen und in der Bilanz verrechnet— 106,500 Thlr. an Zinsen für die Rechnungsperiode von 18 Monaten zu zahlen, nach dem Maaßstabe von 4 Prozent auf das vorhanden gewesene Kapital nur 85.200 Thlr. hätten bezahlen sollen, und auch nur so viel bezahlt haben würden, wenn nicht bereits Kouvons in festen Zahlen in Zirkulation gesetzt worden wären.— Diese ungeschmälert einzulösen, schien der Direktion aber jedenfalls für die Aktienbesitzer wünschenswerth, wo nicht nothwendig, und es ist somit auch geschehen. Es verdient aber Berücksichtigung, daß — ohne diese zu viel bezahlten 21,305 Thlr. für Zinsen eines nicht besessenen Kapitals— der Realbestand der Bilanz sich auf circa 69 Proz. berechnet, oder die für mögliche Verluste ausgestellte Reserve sich um den Belauf dieser Summe vermehrt haben würde. Dieselben Gründe, welche die Direktion bestimmten, die bereits ausgegebenen Koupons — nach der Bkanz vom 31. Juli 1828—, bei Verfallzeit für den vollen Betrag, auf welchen sie lauten, einzulösen, sind aber auch auf die jetzt noch ausstehenden, im April 1830 und 1831 verfallenen, anwendbar, und die Direktion schlägt Ihnen, m. H., deßhalb vor, gemeinschaftlich mit ihr in der am 2. März zu haltenden Generalversammlung darauf anzutragen, daß es einerseits so geschehen, andererseits diese Zahlung aber auch als genügende Verzinsung des Realkapitals bis zum 31. Dez. 1831 betrachtet werden möge, und zwar deßhalb, weil es sich aus der Berechnung ergibt, daß durch Abführung der beiden pro April 1830 und 1831 noch ausstehenden Koupons in voll, das Realkavital der Kompagnie vom 1. August 1828 an bis zum 31. Dez. 1831 zu 4 Proz. jährlich verzins't worden sein wird, nämlich: 80 Proz. oder 400 Thlr., als den Realwerth der Aktien am 1. August 1828, sollten an Zinsen zu 4 Proz. pro anno bis zum 1. Februar Rb. W. Anz. 53 Bd. 379 380 1880 empfangen 24 Thlr., 674 Proz. oder 3374 Thlr., als den Realwerth der Aktien am 1. Febr. 1830 sollten nach demselben Zinsfuß bis zum 31. Dez. 1881 empfangen 26 Thlr. Die Aktien sollten mithin nach ihrem respektiven Realwerth von 80 Proz. am 1. August 1828 und von 674 Proz. am 1. Febr. 1830, vom 1. August. 1828 bis zum 31. Dez. 1831 pro rata von 4 Proz. pro anno, empfangen 50 Thlr. und dies werden sie, nach Einlösung in voll, der Kouvons von 1829, 1830 und 1831, wovon der erstere dieser Rechnungsperiode nur zur Hälfte angehört, genau empfangen haben. Theils nun aus diesem Grunde, theils aber auch, und noch weit mehr deßhalb, weil sich die Pläne, welche Ihnen die Direktion für die künftigen konzentrirteren, und wie wir hoffen wollen, günstigeren Geschäfte der Kompagnie zu verschiedenen Malen vorgelegt hat, in kürzerer Zeitfrist als einer zweijährigen kaum entwickeln können, schlägt Ihnen, g. H., die Direktion ferner vor, gemeinschaftlich mit ihr in der Generalversammlung darauf anzutragen, daß die Ziehung der nächsten Bilanz bis zum 31. Dez. 1831 ausgesetzt werden moge, falls nicht Ereignisse eintreten sollten, die es Ihnen und uns räthlich und zweckmäßig erscheinen ließen, auch schon früher den Büchcrabschluß zu verfügen und dessen Resultat unseren beiderseitigen Kommittenten in einer Generalversammlung vorzulegen. Daß die Direktion Sie, g. H., als die statutgemäßen Stellvertreter der Kompagnie, von einer Generalversammlung zur andern mittlerweile von allen wichtigen, auf das Geschäft influirenden Vorfälle unterrichtet halten wird, dafür bürgt Ihnen die seitherige Erfahrung; damit es aber auch Anderen klar werden moge, daß die Direktion in Angelegenheiten der Kompagnie nie etwas Wesentliches ohne Ihre Zustimmung verfügt, stets im Einklange mit Ihrem Kollegium gehandelt hat, und in dem, was sie that, jedesmal durch die Verhältnisse des Augenblicks gerechtfertigt ward, sind auf ihre Veranlassung: die Hauptmomente des Wirkens der rheinisch=westindischen Kompagnie seit ihrem Entstehen zusammengestellt und dem Drucke übergeben worden.— Wir bebändigen Ihnen diese kleine Brochüre hiermit urd hoffen, wünschen und glauben, daß sie manche irrige Ansicht und manches schiefe Urtheil über das Institut berichtigen, und jedenfalls zeigen wird, daß, wenn auch die Unternehmungen der rhein.= westind. Kompagnie in den letzten Jahren nicht vom Glücke begünstigt worden sind, das redliche Streben der Geschäftsverwaltung wenigstens nicht bezweifelt, und jedenfalls anerkannt werden sollte, daß der Einfluß, den das Institut auf die Nationalindustrie ausgeübt hat, nicht ohne bleibende wohlthätige Wirkung gewesen ist. Schließlich legt Ihnen die Direktion die übliche Ausfuhrtabelle vor; sie beträgt für die Periode der diesmaligen Bilanz 851,140 Thlr., und seit dem Entstehen der Kompagnie bis zum Schlusse der vorigjährigen Schifffahrt 7,051,140 Thaler an Waaren aus allen Theilen Deutsch= lands, der Schweiz und den Niederlanden bezogen und konsignirt. Wir haben sodann auch eine neue Auflage des Statuts der Kompagnis veranlaßt., und natürlich alle von Zeit zu Zeit beschlossene und von Sr. Majestät dem Könige sanktionirte Abänderungen an mehreren CC. darin ausgenommen. Im Namen der Direktion, C. C. Becher, Subdirektor. 381 382 Pfarrerwahlen. Schreiber dieses traf jüngst auf einer kleinen Reise gerade zu Unna ein, als dort die Wahl eines dritten Pfarrers an die Stelle des emeritirten Predigers Trippler für die dasige evangelische Gemeinde abgehalten wurde, und kann als Augenzeuge derselben nicht umhin, die bei dieser Gelegenheit bewiesene Ordnung und Ruhe, welche die ganze Handlung von Anfang bis zu Ende begleitete, um so mehr rühmend in diesem Blatte öffentlich anzuerkennen, weil, wie zahlreiche Erfahrungen lehren, sehr häufig bei solchen Anlässen mancherlei Unordnungen und widrige Störungen vorfallen, die mit der Wichtigkeit der Handlung sehr in Widerspruch stehen. Wohl möchte das Beispiel der Unnaischen Gemeinde anderen bei ähnlichen Gelegenheiten zur Nacheiferung dienen. Nachdem der Superintendent der dasigen Kreissynode, Pfarrer Krupp zu Dellwig, einen recht salbungsvollen, eindringlichen Vortrag über die Erfordernisse eines tüchtigen evangelischen Geistlichen, dem das lautere Wort Gottes in begeisterter Rede, frommem Wandel und eifriger Seelsorge recht am Herzen liege, von heiliger Stätte vor einer sehr zahlreichen Versammlung gehalten hatte, begann der eigentliche Wablakt, gemäß den gesetzlichen Vorschriften, durch.76 Wahldeputirte der Gemeinde. Die ganze Versammlung, obgleich für sich dabei müßig, blieb in stiller Ruhe, ohne irgend ein störendes Geräusch, vereinigt, harrte auch nach Beendigung desselben mit derselben Stille so lange aus, bis der Superintendent das Resultat, welches den Kandidaten Brockhaus zu Arnsberg als den durch überwiegende Stimmenmehrheit Erwählten bezeichnete, bekannt gemacht hatte, und ließ sich selbst darauf nicht abhalten, mit anhaltender Aufmerksamkeit noch die Verlesung der ganzen Wahlordnung anzuhören, im Gegensotze mit vielen abgehaltenen Wahlen, wo man den Schluß nicht abwarten konnte, sondern lärmend früher hinauseilte. Es gibt diese Wahl einen neuen Erfahrungsbeweis, wie erwünscht es ware, wenn in allen größeren Gemeinden in Zukunft nicht mehr viritim, sondern durch einsichtsvolle, mit dem Zutrauen der Gemeinde beehrte Männer gestimmt würde, da die meisten tumultuarischen Auftritte, welche schon an so vielen Orten zum öffentlichen Argerniß der nahen und sernen Nachbarschaft in unseren Provinzen stattgefunden haben, und die besonders dazu geeignet sind, den hohen Behörden unser sonst so herrliches Kleinod der freien Gemeindewahlen verdächtig zu machen, gewöhnlich in dem Wählen durch alle stimmfähigen Glieder, wobei einseitige und gehässige Partheiungen, die dann an den Tag zu kommen pflegen, selten ausbleiben,— ihren Grund haben.— Bei solchen Wahlen durch Deputirte sollte man aber auch an dem hier gegebenen Beispiele in der Beziehung festhalten, daß dieselben stets öffentlich vor der ganzen Gemeinde, eingeleitet durch einen feierlichen Gottesdienst, abgehalten würden, weil diese Weise allein das allgemeine und gewiß höchst wünschenswerthe Interesse aller Glieder an der Wahl des neuen Seelsorgers rege erhalten kann, und nicht, wie wohl anderwärts geschehen sein mag, die Wähler allein mit dem Moderamen sich zu diesem Behufe in der Kirche versammelten, wobei es dann nicht zu verwundern ist, wenn manche Glieder erst nach längerer Zeit, etwa durch die dreimalige Proklamation erfahren, welchen Mann sie zu ihrem künftigen Pfarrer erhalten werden; ein gewiß höchst mißlicher Umstand! Nur auf dem angegebenen Wege kann der große Nutzen der Gemeinsamkeit, dem sonst vielleicht durch diese Wahlart Abbruch gethan werden möchte, aufrecht erhalten werden. * 383 384 Möge die Gemeinde zu Unna von ihrem neuerwählten und den beiden älteren Pfarrern mit eben der Freudigkeit und Liebe das Evangelium von Christo aufnehmen, pflegen und bewahren, mit der sie hier den Diener desselben erwählt hat, und der neue Arbeiter im Weinberge des Herrn sich als ein getreuer Knecht seines Meisters bewähren und erproben, dem das Wort vom Kreuze göttliche Kraft und göttliche Weisheit ist! Dann wird Gottes Segen auf beiden ruhen. Naturwissenschaft. Durch den Aufsatz:##Pferdebändigung und Magnetismuse in Nro. 27 d. Bl. v. v. J. hat mein Steckenpferd, das ich in meinem letzten Aufsatze in Nro. 16 und 17 heranritt, eine tüchtige Ration Hafer bekommen, und ist dadurch ganz fröhlich geworden. Es ergibt sich also und die Erfahrung bestätigt es, daß der Mensch durch den festen determinirten Willen, welchen er so deutlich und kräftig im Blicke kund thut, nicht nur auf das Physische einwirken kann, sondern eine solche Oberherrschaft und Gewalt über auch das wildeste Pferd erhält, daß er seine Leidenschaften und Neigungen willkürlich leitet, daß er dadurch auch dem grimmigsten Löwen imponirt. Also auch auf den edleren Theil, wenn ich so sagen darf, den moralischen Theil, die Seele der Thiere, kann er durch Kundmachung seines Willens einwirken. Ohne Zweifel ist dieser edlere Theil im Thiere schwächer als im Menschen, und darum letzterm unterworfen. Auch vom Menschen zum Menschen findet dieses Verhältniß und Einfluß häufig statt, und die Erfahrung beweis't es täglich. Aber nur das Schwächere wird unwillkürlich dem Einflusse des Stärkern folgen. Dies muß auch der Fall sein, wenn der menschliche Wille durch seinen Körper oder Glieder auf das Körperliche anderer Geschöpfe Einfluß haben soll, was man gewöhnlich magnetifiren nennt. Bekanntlich muß der Magnetiseur gesünder, kräftiger sein, als die zu magnetisirende Person, wenn er heilend auf deren Körper einwirken soll. Wenn aber der stärkere menschliche Wille auf den schwächern Willen, Charakter und Neigungen der Pferde einwirkt, so möchte doch zu bezweifeln sein, daß er durch gewöhnliches Magnetisiren auf ihren Körper einwirken und ihre physischen Krankheiten und Gebrechen dadurch heilen könne, denn des Pferdes körperliche Natur ist stärker als des Menschen körperliche Natur. Es ist schwer, vielleicht bis jetzt noch unmöglich, die Wirkungen der magnetisirenden Operationen genügend zu erklären, theoretisch zu beweisen, daß und warum sie so erscheinen müssen. Man hat der Sache selbst geschadet, als man sich gleich Anfangs in den Somnambulismus verstieg, der nicht gerade zum Zwecke, sondern über denselben hinausführte. Er ereignet sich aber selten, und ist auch nicht nöthig. Die Frage ist: Kann man durch Gemüthlichkeit und Willensanstrengung und vermittelst gewisser Manipulationen die körperlichen Gebrechen schwächerer Nebenmenschen heilen?— Nach meiner Überzeugung ist die Antwort bejahend, und wenn ich es nicht theoretisch darthun kann, so bin ich erbötig, es praktisch durch die That zu beweisen. Ich glaube, die Herren Arzte möchten wohl auch oft in Verlegenheit sein, wenn sie anders als aus der Erfahrung erklären und beweisen sollten, wie und daß die Mischung von diesen oder jenen mineralischen oder vegetabilischen Substanzen gerade diese oder jene heilende Wirkung hervorbringen müsse. (Fortsetzung folgt, sobald mein Steckenpferd etwa wieder muthwillig scharrt.) Aachen, im März 1830. v. B. 385 386 Zur Lebensweisheit. Der Geschmack in der Lesewelt ist eben so unbeständig, als alle zeitlichen Dinge es sind. Die sentimentalen Siegwartiana machten dem rohen deutschen Haudegen und den Spukgeschichten Platz, und diese den langweiligen historisch=moralischen Romanen, welche auch schon auf dem Wege sind, der Vergessenheit entgegen zu gehen, und es scheint, als wenn die längst veraltete Fabelmanier jetzt wieder hervorgesucht werden solle; denn schon sahe man redende Quadrupeden wieder öffentlich eingeführt, wahrscheinlich um, hinsichtlich des Geschmacks, das Publikum auf den Zahn zu fühlen. Eine Manier übrigens, die als Lehrmittel nicht zu verwerfen sein möchte, und da sie, ohne vielen gelehrten Kram zu bedürfen, leicht gehandhabt werden kann, so hoffe ich, daß sie zur Erbauung und Belehrung der Welt zur Mode werde, damit auch diejenigen, die nur den Kochtopf der Gelehrsamkeit abschäumten, ihr Scherflein außer ihrem gewöhnlichen Bereiche zur Belehrung beitragen könnten, und nicht gezwungen waren, der großen Welt unbekannt zu bleiben, immer mit langbequasteter Pfeise in dem ewigen Einerlei des Jugendunterrichts, im Dorfschulstaube zu vegetiren; zumal auch das Publikum an den häufigen Katzbalgereien, womit es leider zu oft behelligt wurde, so wie an den arithmetischen Schulaufgaben, die beide nur den pädagogischen Blättern inserirt werden sollten, nicht nur Ekel genommen, sondern aus Furcht, solchen zu begegnen, die der öffentlichen belehrenden Unterhaltung gewidmeten Blätter auch ungelesen bei Seite legt, ein reiches Feld, den Geist zu produziren, verloren sein dürfte. Dies, gleichsam als Captatio benevolentiae vorangesandt, die kurze historische Veranlassung, eine Fabel zu schreiben, und solche als Warnungstafel, zunächst für meine Untergebenen, dann aber auch für Alle, denen es Noth thue, zu bestimmen. Sie ist indessen nicht aus den alten bestaubten Akten meiner Erblasser gestöbert, sondern ein wichtiges Produkt meines geistvollen Kopfes. Ich bemerke dies nur, um keines Plagiats beschuldigt zu werden, wenn allenfalls der Eine oder Andere in irgend einem populären Werke eine Ahnlichkeit mit ihr entdecken sollte: Große Geister begegnen sich oft. Meine Erblasser hielten nichts auf Fabeln, sondern solide Reglitäten waren Gegenstand ihrer Thätigkeit, daher ich mich auch der Mühe überhob, ihre Papiere, in der Absicht, Fabeln zu finden, zu durchblättern.— Ein hochgeehrtestes Publikum wolle diese Probearbeit gut aufnehmen, damit ich nicht entmuthigt, eingeschüchtert oder gar gezwungen werde, künftig hinter meinem rothschwarzen Ofen, im dicken Tabacksqualm, meine Freistunden bloß mit Vorarbeiten zum Katechismo oder anderen Amtsvorarbeiten zu verschwitzen. Doch au rem— Eingang und Ausgang sind ächt äsopisch, und wenn sonst kein Kunstverdienst in der Arbeit ware, so würde doch diese genaue Anschließung an den Phrygier und mein guter Wille des Lobes unbestreitbar werth sein. Hintz, der junge Kater. Eine Fabel. Eingang und Text: Raro bono peraguntur exitu, quae mala sunt inchoata principio.— Hintzchen, das kleine muntere Kätzchen, hatte zwar das Unglück, früh seines ernsten, gutmüthigen Vaters durch den leidigen Tod beraubt zu werden; aber ein noch ernsterer, durch viele Erfahrungen weiser Verwandter nahm sich des kleinen Vaterlosen an und ersetzte demselben den 387 388 Verlust mit solchem Eifer und treuer, redlicher Liebe so sehr, daß er dessen natürliche Anlagen bestens auszubilden nicht nur strebte, sondern auch trachtete, durch weise Ersparungen seinen Zögling dauerhaft vor Sorgen zu sichern. Doch Zevs hatte es anders beschlossen! Er nahm auch den guten Pflegevater hinweg, noch eye der Zögling des Mentors entbehren konnte. Was geschah? Hintzchen wurde auf einmal Hintz. Welche Vorräthe! Sie reichen auf zwiefache Lebenslänge hin! rief er entzückt aus, als er des reichlichen Nachlasses ansichtig wurde, und die Menge derselben schwellten sein Selbstvertrauen hoch auf. Sie drückten ihn unerschöpflich. Flugs, wie es gewöhnlich der Jugend ergeht, ging's ihm durch den Kopf: 2585 will jetzt des Lebens froh, recht froh werden; was die Alten für mich ersparten, will ich flott genießen.e Hintz fing an zu glänzen und durch seine lustigen Sprünge zu ergötzen. Freudengenossen lobhudelten die große Zahl seiner Kunstfertigkeiten und hoben seinen Dünkel.Ja,a sogte Hintz zu seinen Freunden, sman soll sehen, daß ich nicht des eiteln Spaßes wegen bei den großen Baumeistern, den Bibern, zur Lehre war; ich will bauen, a und Hintz— baute. Er hatte recht geahnet. Die in der Anlage entwickelte Kunst fand Beifall, ja, wurde auch von Vielen bewundert; doch die erfahrnen Alten bewunderten auch den unterrichteten kühnen Jüngling, achselzuckend aber vermeinten sie doch, daß es zu bedauern sei, daß so umfassende Bildung nicht unter bedachtsamer Leitung stehe. Aber Hintz störte sich an dieses Urtheil nicht, vielmehr sich selbst und seine Kräfte immer mehr überschätzend, schritt er auch immer weiter.„Die ruhige Wohnung meiner Vorfahren paßt nicht für mich,a sagte er, oso beschränkt im Thale zu wohnen, mochte schicklich für sie sein, aber einem großen Kopfe, wie ich, ziemt es, anständiger zu wohnen. Ich will das Thal verlassen und meine Lagerstätte auf der Höhe aufschlagen, wo es, statt erbärmlicher Spatze und Mäuse, edles Federwild und junge Hasen in Menge zu fangen gibt, und wo ich die bedächtigen Bewohner der Thalklüfte zum Staunen und zum Bekenntniß zwinge:„Hintz ist ein großer Kopfle—„Auf der Höhe will ich bauen, prächtig und würdig meines afrikanischen Geschlechtsgenossen und ihm zur Ehre meinen Bau die Löwenburg heißen. Meine Vorräthe reichen weit jenseits des Baues, und so bedarf ich des Fangens noch nicht.— Er baute, und Jeder schrié:-Wunder! Wie bequem, rund um ihn sein Bereich! Und wie stattlich! ja, es muß die Löwenburg heißen, denn König Leo wird nicht prächtiger in seinen heißen Ländern wohnen, nicht bequemer, nicht angenehmer.e—. Aber dieser Bau kostete Hintzen's beste Kräfte, und die alten Brummer zuckten wieder die Achseln: SAchla sag en sie, ndaß doch der unerfahrnen Jugend die ächte Weisheit des Lebens so spät zu kommen pflegt! Hintz hatte sich die Pfeten durch graben verkratzt und die Glieder durch Verrenkungen verstümmelt; er fing an zu kränkeln; jetzt kam die Bedachtsamkeit, jetzt erst sab er ein, daß er zwar kunstgerecht gebaut, aber doch nicht mit Berücksichtigung wahrer Bedürfnisse seine Kräfte geopfert habe. Er sah ein, daß der Bau zu umfassend sei und von ihm nicht ausgefüllt werden könne, und verhindert durch seine sich zugezogene Verstümmlung seiner Absicht nicht entspräche. Hintz kroch wieder in's Thal, um Spatze und Mäuse zu haschen, da er Federwild und Hasen nicht mehr erlaufen konnte. An ihm bewährte sich die alte Sage: sExperientia saepe praestantiaarte. XXX 389 390 Kunstnachricht. Der nur ist ein Freund der Musen, Der sie trägt im warmen Busen. Schiller. Dem Freunde der Kunst, der ihr ein fühlendes Herz entgegenbringt, gewährt es reine, innige Freude; wenn er sieht, wie auch in unserer Mark der Sinn für Musik und Gesang fast überall erweckt worden, wie er erhalten, gestärkt wird. Zwar kann unser kleines Vaterland nicht wetteifern mit den rheinischen Landen, wo um Euterpens Thron sich jährlich Tausende versammeln. Solche Huldigungsfeste können nur die größeren Städte bereiten, welche gewissermaaßen als die Pflanzschulen der Kunst zu betrachten sind; aber wenn auch keine glanzvolle, doch eine herzliche Feier weihen wir der Ton= und Gesangkunst. In Dortmund, welches den Schwesterstädten rühmlich voran strebt, Hagen, Limburg, Iserlohn, sucht man die Zahl ihrer Verehrer zu vermehren, das Gebiet zu erweitern, wo sie freundlich empfangen wird, und den Geschmack an ihren Darstellungen zu läutern. Mehrere treffliche Musiker und Sängerinnen besitzen wir, welche zeigen, daß auch auf unserm Boden das Talent gedeihet, und eines höhern Aufschwunges würdig ist. Hier erinnert man sich gern einer jungen Sängerin, die uns angehört, die in dem Frühlinge des Lebens eine Blüthe der Kunst entfaltet, welche die herrlichsten Früchte verheißt. Es ist Fräulein Julie Lampmann von Iserlohn. Im vorigen Jahre, wo diese angehende Künstlerin von Frankfurt aus ihre Altern besuchte, wurde ihr in den Konzerten zu Iserlohn voller Beifall, und ihre Vaterstadt schenkte ihr lebendige, herzliche Theilnahme. Jetzt hat sie die Opernbühne betreten, und was sie bei ihrem ersten Erscheinen als Sängerin geleistet, zeigt das Frankfurter Abendblatt, aus welchem ich nachstehende Notiz mitzutheilen mir erlaube: 2 Frankfurter Volksbühne.e 2Sonntag, den 7. Februar: Der Freischütz, Oper in drei Akten von C. M. von Weber.ee =Heute lockte weder der Samiel noch das wilde Heer ein äußerst zahlreiches Publikum in das Haus. Dem. Lampmann, eine Schülerin des um ächten Gesang so hochverdienten Schelbe, wagte heute in der Rolle der Agathe ihren ersten theatralischen Versuch und zeigte auf evidente Weise, welche Wirkung eine seelenvolle Stimme auch auf ein gemischtes Publikum hervorbringen muß. In der That! Man hat seit dem letzten Auftreten der Dem. Heinefetter eine solche Stimme nicht zu hören Gelegenheit gehabt. Das junge Mädchen besitzt einen herrlichen, unvergleichlichen Diskant. Vorzugsweise sind die Mitteltöne von einer so zarten Kraft, von so wohlthuendem, frischem Klange, so markig und eindringlich, so rein und voll, und dennoch so lieblich, daß man nicht um Alles diesen Tönen Etwas wegnehmen noch zufügen möchte. Diese Stimme ist ganz dazu geschaffen, die tieferen Seelenbewegungen der Liebe, Hingebung und Andacht, der Klage und Sehnsucht auszudrükken. Wie ist die Höhe dieses Soprans so steter Wohllaut. Hier merken wir nichts von jener überreizten Anstrengung, die mit aller Gewalt den höheren Chorden abzuzwingen sucht, was die Natur nicht gegeben hat, nicht jene schneidenden, scharf eindringlichen Töne, die wie Spizzen das Ohr treffen, sondern auch hier entquillt der Ton dem Munde klar und ungezwungen, sicher und gerundet. Die einfache, rührende Art des Vortrags der Dem. Lampmann zeigte eine treffliche Methode. Wir hörten hier nicht jenes scharfe Markiren=Wollen der Stellen, die sich 392 391 heroorheben sollen, nicht jezes plötzliche Aufschreien, um gewaltsam einen der höheren Töne hervorzustoßen, nicht jenes unvorbereitete Hinsterbenlassen der Stimme, sondern der Ton wurde sicher, abgeschlossen angeschlagen, dann mit zarter Kraft ausgestrahlt, gesteigert und wiederum gemäßigt, Alles in harmonischer Übereinstimmung. Jeder Ton war von der Empfindung, die aus der Seele strömt, durchwärmt, und die Einfachheit, mit der die Anfängerin die Kavatine vortrug, verfehlle um so weniger ihres Eindrucks, da man hier verschmähte, bei einer Kadenz Beifall zu erbetteln. Der einzige Ton, den die Sängerin zur Stärke des Orgellautes anschwellen und dann wieder hinsinken ließ, war mehr werth, als die künstlichste Figur.ee „Die Befangenheit, welche Dem. Lampmann bei ihrem ersten Auftreten im Spiele zeigte, pflanzte sich nicht auf die Singwerkzeuge fort, und leicht wird auch die Angstlichkeit und Unsicherheit auf den Brettern weichen, wenn die Anfängerin sich nur einmal dort mehr orientirt hat. Es wäre Jammerschade, wenn- Dem. Lampmann nicht den angestrengtesten Fleiß auf ihre Ausbildung nach allen Seiten hin verwendete; denn die Natur hat ihr eine Stimme geschenkt, wie sie unter vielen tausend Individuen nicht eins besitzen mag.e Bei einer höhern mimischen und ästhetischen Ausbildung, der sie sich mit aller Anstrengung widmet, wird sie auf der Bühne, die sie jetzt gewählt, ein glänzendes Ziel erreichen. Möge sie den Kranz erringen! N. Miszellen. Unter der Aufschrift: Anatomie des Toges, enthalten die Times folgenden Artikel:„In unserm skeptischen Jahrhundert wagt man kaum, die einfachste philosophische Wahrheit auszusprechen, aus Furcht, sich der Gefahr eines platten Widerspruches oder einer verächtlichen Ironie bloß zu stellen. Ein achtbarer Reisender behauptet, daß durch die Wirkung der Kälte die Töne in der Luft fest frieren. Man hat viel darüber gespottet, bis Kapitän Parry dasselbe Phänomen beobachtete und seine Richtigkeit außer Zweifel setzte. Eine ganz ähnliche Erscheinung wurde unsängst beobachtet, und hat unter den zu Exeter=Change arbeitenden Handwerkern nicht geringes Erstaunen erregt; als man nämlich mehrere alte Skälle einriß, vernahm man Töne, die ganz dem Brüllen und Wiehern glichen, und aus den Mauern drangen, und bei dem Durchsägen ron Brettern der staughtered Charys den hörte man einige Töne, die wahrscheinlich während des Todeskampfes eines Menschen in diese Bretter gedrungen waren. Die Arbeiter machten diese Phänomene nur einen Augenblick stutzen, allein der, welchem wir diese Mittheilung verdanken, ein-Mitglied des mechanischen Instituts, stellt nach vielen Erfahrungen als Faktum fest: daß häusig plötzlich bestimmte Töne sich den Bruchstücken oder Atomen von Körpern entwinden, was er dadurch erklärt, daß diesen Tönen das handelnde Prinzip fehlt, und sie daher in die erste Substanz, auf die sie treffen, sich niederschlagen und so lange darin bleiben, bis man auf sie wirkt, oder bis sie im Laufe der Zeit in kleine Theilchen sich zerstreuen.“ Lord Byron hatte das Unglück, daß ihm gleich bei der Geburt der Knöchel des einen Fußes ausgerenkt wurde und er nun zeitlebens hinkte. Dieser Unfall hatte auf sein ganzes Leben, wie auf seine Gemüthsstimmung und auf seine Werke den entschiedensten Einfluß. Auch seine erste Liebe nahm ihr Ende durch diesen lahmen Fuß. Er war entzückt von einer Anna Chaworth; er betete sie an. Aber einst belauscht er sie mit ihrem Kammermädchen und hört: „Denkst du, daß ich mich um den lahmen Peter kümmere?" Diese Worte fuhren ihm wie ein Dolch durch's Herz. Es war spät in der Nacht, aber er stürzte wie wahnsinnig hinaus und eilte auf der Straße fort, ohne zu wissen, wohin. Wie ihn immer nur dies Gebrechen quälte, kann man daraus abnehmen, daß ihn einmal ein Freund ganz niedergeschlagen sah und durch Aufzählung der vielen Geschenke erheitern wollte, womit ihn der Himmel gesegnet habe.„Namentlich besitze er ja auch einen Geist, der dem aller anderen Menschen überlegen sei!“ bemerkte der Freund.„Ja, Theurer," erwiderte Byron,„dies(auf den Kopf zeigend) erhebt mich über so Viele, allein der da(nach dem Fuße sehend) setzt mich weit, weit unter sie herab!“ Hierbei eine Beilage. Gedruckt und verlegt von der Schulzischen Buch= und Musikalienhandlung in Hamm. Beilage zum Rheinisch=Westphälischen Anzeiger No. 20. Hamm, Mittwoch den 10. März 1830. Tagesgegenstände. Die in Mengede geschebene doppelte Kopulation eines gemischten Brautpaars. Mit großem Interesse habe ich die durch meine Anzeige in No. 41 des rhein. westph. Korrespondenzblattes v. v. J. veranlaßten Verhandlungen über den rubrizirten Gegenstand gelesen und daraus die Theilnahme. des Publikums an der aufgestellten Streitfrage gesehen. Aus den vorliegenden Verhandlungen gebt hervor, daß mit der geschlossenen Ehe nach der Lehre der katbelischen Kirche auch das Sakrament der Ehe da ist, oder daß das Eingehen der Ehe oder die Ebe selbst das Sakrament ist.(S. die Aussätze in No. 101 von vorigem Jahre und No. 2, 5, 9 von diesem Jahre.) Streitig ist noch die Frage: ob die vor einem evangelischen Geistlichen geschlossene Ehe, nach katholischen Ansichten, kirchliche Gültigkeit habe oder nicht. Westph. Erem. bejaht diese Frage in No. 2 und 9. Herr Stahl in No. 5 und der Jurist in No: 8 verneinen dieselbe. Mich selbst über dieselbe auszulassen, würde mir als einem protestantischen Geistlichen nicht geziemen. Das steht also fest, daß in der wirklich geschlossenen Ehe auch das Sakrament ist, daß also auch, wo die Ehe wirklich abgeschlossen ist, das Sakrament nicht noch ein Mal oder nachträglich ertheilt werden kann, daß also, wo dieses für nöthig gebalten wird, wie in dem vorliegenden Fall, auch die kirchliche Gültigkeit der vorher geschlossenen Ehe nicht anerkannt wird. Somit wäre der Punkt auf dem Reinen, daß der Pfarrer K. durch die Wiederholung der Kopulation, oder, wie er sich ausdrückt, durch die Ausspendung des Sakraments, faktisch die kirchliche Ungültigkeit der vorhergegangenen Kopulation erklärt hat. Es ist bisher immer nur von den Ansprüchen des katholischen Theils des gemischten Brautpaars und was für diesen rechtlich sei, wie von den Forderungen der katholischen Kirche die Rede gewesen; aber nicht von dem protestantischen Theil, von den Rechten und Forderungen der protestantischen Kirche, so wie von dem, was das für beide Kirchen maßgebende bürgerliche Gesetz spricht. Nun ist unläugbar, daß die Bestimmungen des Conc. Trid. und katbolischer Glaubenssätze weder für die protestantische Kirche überhaupt, noch für die einzelnen Protestanten, noch für die einzelnen Verhältnisse, in welchen sie mit der katbolischen Kirche oder einzelnen Gliedern derselben stehen oder treten, irgend eine gesetzgebende Kraft haben; es ist unläugbar, daß jede der beiden Kirchen kein Recht hat, Glieder der andern Kirche zur Theilnahme an ihren heiligen Handlungen zu zwingen, zu bereden oder auf irgend eine Weise zu veranlassen, und daß also auch hier die Gränze der freien Religionsübung jeder Kirche sich findet. In dem vorliegenden Fall konnte der Pfarrer K. nachträglich für die Braut jede Feier veranstalten, die ihm nöthig oder erbaulich schien;— aber es mußte der protestantische Bräutigam durchaus dabei aus dem Spiele bleiben. Es ist unläugbar, daß, wenn ein Glied einer Kirche mit vollem Bewußtsein dessen, was es thut und mit voller Kenntniß der Sache an den sakramentlichen Handlungen der andern Theil nimmt, es dadurch aus seiner Kirchengemeinschaft scheidet; wenigstens eine Nichtachtung seiner Kirche und einen Indifferentismus zu erkennen gibt, der einem völligen Ausscheiden gleich zu achten ist. Es ist endlich unläugbar, daß, wo kirchliche Handlungen Statt finden sollen, bei welchen Glieder beider Kirchen auf gleiche Weise betheiligt sind, wie bei der Schließung einer gemischten Ehe, und die nur von erner Kirche vollzogen werden können, nicht eine der beiden Kirchen, sondern nur das Staatsgesetz bestimmen kann, von wem und in welcher Art dieselben vollzogen werden sollen; wobei dasselbe beide Kirchen als gleichberechtigt betrachten und behandeln muß. Diese Grundsätze sprechen nun auch die in unserm Staate und besonders in unserer Provinz bestehenden Gesetze vollkommen aus. In dem Religionsvergleich von 1672 heißt es Art. VIII.§. 5:„ Vorgedachte Augsburg. Confessions=Verwandte Reformirter und lutherischer Religion sollen an keine andere Ceremonien als die ihrige gevunden, daher sie nicht schuldig und gehalten seyn bey denen Römisch Catholischen Processionen Graß zu streuen 2c. rc...... sie sollen auch dieserbalben von niemand beschweret,-vielweniger von ihnen begehret werden vorher erzählren und andern Römisch Catholischen Ceremonien und Ritibus beizuwohnen;" also auch nicht sich noch ein Mal von einem katholischen Pfarrer kopuliren zu lassen. In demselben Religionsvergleich heißt es Art. X. §. 5.:„ Wenn von unterschiedlichen Religionsgenossen Heirathen geschehen, sollen die Proklamationen in eines jeden seiner Religion Kirchen, ob sie gleich in einer Stadt oder Kirchspiel gelegen ordentlich verrichtet, Dimmissoriales hinc inde für die gewöhnliche Gebühr gefordert, jedoch unbedinglich und unweigerlich gegeben 395 396 werden; die neue Eheleute aber sich bei ihrer Religion Predigern und Pastoren unbehinderlich copuliren lassen, dieser Gestalt jedoch, daß, wenn sie differenter Religion sind die Braut dem Bräutigam in puncto der Copulation folgen solle: Sonsten auch der Römisch=Catholischen Priester und Pastores keine Evangelische Religionsverwandten, wie auch die Evangelische Prediger und Pastores keine Römisch=Catholische ohne Dimissorialibus ihrer Priester, Pastoren oder Prediger, zusammen geben. Wann ein Römisch=Catholischer oder Ebangelischer in oder außer dem Ort seiner Wohnung und Pfarren bei seiner Religion Gemeine, in kraft vorgemelter Dimissorialien zur Ehe eingesegnet, so sollen weder die Römisch=Catholische Priester, noch auch die Evangelische Pasteres die jura stolae fordern.“ Nach dem Landrecht Tit. 1k.§. 435 gebührt die Trauung der Regel nach dem Pfarrer der Braut. So wenig in dem Religionsrezeß als auch in unserm Landrecht ist von einer doppelten Kopulation oder auch von einem bei einem gemischten Brautpaar nach derselben noch auszuspendenden Sakrament der Ehe die Rede. Wäre hieran als an einem schon wirklich vorgekommenen oder nur möglichen Fall gedacht worden: so würde derselbe in den desfallsigen gesetzlichen Bestimmungen auch berücksichtigt worden sein. Dagegen heißt es im Landrecht Tit. 11.§. 418: der Pfarrer hat das Recht, von den Eingepfarrten zu fordern, daß sie sich in ihren Religionshandlungen, zu deren Vollziebung es der Mitwirkung eines Pfarrers bedarf, nur seines Amtes bedienen sollen, mitbin der Protestant nicht noch nachträglich des Amtes eines katholischen Pfarrers und umgekehrt. §. 481. Soll bei einem protestantischen Eingepfarrten die Handlung von einem katholischen Geistlichen, oder umgekehrt verrichtet werden: so ist dazu die Erkaubniß des Staates erforderlich. Unsere vom Könige bestätigte Kirchen=Ordnung bestimmt 8. 152.: Ein evangelischer Christ soll keine Dispensation in den Ehefällen bei den Päpstlichen suchen, noch die Ehesachen dahin bringen. Was würde diese K. O. wohl bestimmt haben, wenn den Verfassern derselben nur die Möglichkeit geträumt hätte, daß ein Protestant den Einfall haben könnte, die schon von seinem Pfarrer vollzogene Ehe noch ein Mal von einem katholischen Geistlichen einsegnen zu lassen?— Verstehende gesetzliche Bestimmungen über die Verhältnisse der verschiedenen Konfessionen gegen einander, wie über die Einsegnung gemischter Ehen wird Jeder gerecht finden; indem sie beiden Kirchen durchaus gleiche Rechte, gleiche Ehre und den Handlungen beider gleiche Wirksamkeit zuschreiben. Der Jurist in No. 8 dieser Blätter spricht offen und freimüthig den Grund aus, warum er die Wiederholung einer von einem protestantischen Geistlichen vollzogenen Kopulation eines gemischten Brautpaars für nothwendig hält; weil nämlich eine vor dem protestantischen Pfarrer eingesegnete Ebe für den katholischen Theil in kirchenrechtlicher Hinsicht nicht gültig sei(S. 150), und weil, wie er weiter unten sagt, eine vor einem protestantischen Geistlichen eingegangene Ehe in staatsrechtlicher Hinsicht eben so gültig sei, als es eine zur Zeit der französischen Revolutiensgesetzgebung vor dem Civilbeamten eingegangene Ehe war. Möchte Herr K. sich auf eben diese konsequente Weise erklärt haben, und nicht unbegreiflicher Weise immer sprechen: Er und die katholische Kirche erkenne die Gültigkeit der protestantischen Kopulation; aber doch sei er verpflichtet und berechtigt, nachträglich noch das Sakrament der Ehe auszuspenden. Auffallend ist es dabei, daß, wenn man ihn um eine Erklärung oder Auflösung dieser Inkonsequenz ersucht, er es als ein wohl examinirter und dreifach bestätigter Theologus unter seiner Würde achtet, darauf zu antworten und mich, den Unkundigen, auf eine katholische Dogmatik verweist, in der die Auflösung solcher Inkonsequenzen oder eine Vertheidigung derselben schwerlich zu finden sein wird, da er hier doch eine schöne Veranlassung hatte, uns einen Beweis seiner theologischen Gelehrsamkeit zu geben. Die ganze Art und Fassung seiner letzten Entgegnung überhebt mich einer speziellen Erwiederung derselben, die auch wohl Niemand weiter von mir erwarten wird. Da er aber einen Fall anführt, wo ich eine ihm gebührende Kopulation solle an mich zu reißen gesucht haben, so diene Folgendes zur Erläuterung: Ein gemischtes Brautpaar wünschte hier kopulirt zu werden, nicht aus religiösen oder kirchlichen Rücksichten, sondern weil die in hiesigem Dorfe wohnende Braut so weit in der Schwangerschaft vorgerückt war, daß sie jede Stunde ihre Niederkunft erwartete, und es nicht mehr wagen durfte, den Weg nach Mengede zur Kirche 1/2 Stunde weit zu machen. K., der den Loosbrief nicht ertheilen wollte, was auch in seiner Willkühr stand;, wurde durch Zureden unsers Herrn Landratbs bewogen, es zu thun. Den 1. Februar gegen Abend habe ich das Paar in der Stille kopulirt und den 3. Februar kam die junge Frau in die Wochen. Wenn Fälle angeführt werden, daß protestantische Geistliche von Katholiken vollzogene Kopulationen wiederholt haben: so ist das ein Beweis, daß böse Beispiele gute Sitten verderben, und beweist die Wahrheit dessen, was ich in der Beilage zu No. 100 des rhein. westph. Anzeiaers v. v. J. vorhergesagt, daß es geschehen würde, Recht und Unrecht ist hier aber auf beiden Seiten gleich, und bin ich der Meinung, sie hätten besser gethan, daß ihnen von den Katholiken gegebene Beispiel nicht nachzuahmen. Bodelschwingh, den 7. Februar 1830. Bäumer. 96 397 398 las lt: ineneil nticher der lbesich und die ans und Ege nan konund achgen Aufung hier veis ung ben, dird. ihm ucht geden, sont s o sie nicht irche brief kühr atbs bend den ische Beiahr= des 3 es auf häteger Vermischte Rachrichten. 3ur Nachricht. Dem geehrten Publikum zeigen wir hierdurch ergebenst an, daß nach freundschaftlicher Uebereinkunft die zwischen uns bis dahin obwaltenden Differenzen ganzlich gehoben sind, und daß wir demnach die von uns in verschiedenen öffentlichen Blättern gemachten Anzeigen zurück nehmen; Adolph Steinhaus also künftighin wieder die Geschäfte für Jov. Schull nach wie vor machen. Krefeld, den 5. März 1830. .. Joh. Schüli. A. Steinhaus. Gesuch. Gegen die Mitte des April=Monats wird eine Lehrerstelle an unserer Unterrichts=Anstalt erledigt. Die unterzeichnete Direktion wünscht, solche gleich wieder zu besetzen, und fordert von Subjekten, welche darauf Anspruch machen wollen, daß sie in der französischen und englischen Sprache sowohl als in mehreren wissenschaftlichen Gegenständen einen gründlichen Unterricht u ertheilen fähig sind. Dagegen können wir ein gutes Jahrgehalt und für einen unverheiratheten Lehrer freie Wohnung im Schul=Lokale zusichern. Wer hierzu Neigung bat, die nöthigen Kenntnisse besitzt und mit den gehörigen Zeugnissen versehen ist, wolle sich in portofreien Briefen an uns wenden, um das Nähere Unstellungs=Gesuch. Ein verheiratheter Mann in gesetztem Alter, der seit einer Reihe von Jahren in merkantilischen und administrativen Fächern praktische Uebung erwarb, Eigenschaften und Kenntnisse besitzt, den Komptoir= Geschäften vorzustehen, wünscht seine dermalige Stelle gegen einen umfassendern, voraussichtlich, dauerhaftern Wirkungskreis zu verwechseln und wird vorn Gesagtes durch rispoektobt, Jeugnise Kösen.—„Aesestrege wollen sich gefälligst wegen nähere Auskunft an die Schulzische Buch= und Musikalienhandlung zu Hamm wenden. Literarische Anzeigen. Bei G. D. Bädeker in Essen haben so eben die Presse verlassen: Diesterweg, Dr. A. D., Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht mit besonderer Berücksichtigung des Volksschulwesens. Des ersten Bandes der neuen Folge 1tes und 2tes Heft. 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In Ansehung der angewandten Unterrichts=Methode hat der Verfasser eine nicht leichte Aufgabe gelöst, während er sie sowohl der geübtern Fassungskraft des Lehrers, als auch dem minder entwickelten Begriff des Schülers anzupassen gewußt. Ein dritter Nutzen aber, auf den der Verfasser besonders sein Augenmerk gerichtet, ist der, daß er namentlich dem wirklich praktischen Kaufmanne eine sichere Anleitung in die Hand gibt, wie dieser höchst 399 400 bequem und ohne Mübe auch bei'm Verkauf en detail die doppelt italienische Buchhaltung anwenden könne; ein Vortheil, den alle andern Lehrbücher der Art ganz unbeachtet gelassen, und der also vorgenanntes Werk rühmlichst auszeichnet. In dieser Rücksicht nun sollren sowohl Lehrer des Buchhaltens, als überhaupt jeder angehende Kaufmann; der nur Sinn für literarische Bildung hat, dieses Lehrbuch, das durch 2monatliche Praktik die Theocie näher beleuchtet, sich anschaffen. Neue Schulschriften. Im Verlage von Friedrich Vieweg und der Schulbuchhandlung in Braunschweig-sind so eben erschienen und zu Hamm in der Schulzischen Buchund Musikalienhandlung zu haben: Neue, vollständige und auf die möglichste leichterung des Unterrichts abzweckende englische Sprachlehre für die Deutschen, von K. F. C. Wagner, Professor in Marburg. 1r Thl. 2te Aufl. gr. 8. 1 Rthlr. Desselben Werkes 2ter oder angewandter Theil. 24e Aufl. gr. 8. 20 Sgr. Englische Sprachlehre für Deutsche, mit Beispielen zur Erläuterung und Uebungen zur Anwendung der gegebenen Regeln, von G. Poppleton und J. Berrac. 6te Aufl. 8. 20 Sgr. The poetical Works of Sir Walter Scott. With notes complete in one Volume. Royal 8. boards. 2 Rthlr. 20 Sgr. The Beauties of the Poets of Great Britain, with explanatory notes, selected and arranged by T. Collins-panfield, late Professor at the Caroline-College Brunswick. Vol. r. 8. boards. 1 Rthlr. 15 Sgr. Auf die vorstehenden Werke erlauben wir uns alle Lehrer der englischen Sprache aufmerksam zu machen. Der klassische Werth der Wognerschen Grammatik, so wie der von Poppleton und Bettac, ist allgemein anerkannt, und es bedarf von Seiten der Verlagshandlung nur der Bemerkung, daß diese neuen Ausgaden mit dem höchsten Fleiße verbessert und bedeutend vermehrt sind. Die Sammlung brittischer Poesien ist so geistreich aus den älteren und neueren Dichtern gewählt, daß sie den Schüler gleich sehr fesseln, als dem Lehrer ein treffliches Handbuch beim Unterrichte sein wird. Die Größenlehre. Handbuch für Gymnasien, und den auf dieselben vorbereitenden Unterricht, von J. C. Koken, Professor und Direktor der Klosterschule zu Holzminden. 1r Thl. Die Zahlenlehre in zwei Abtheilungen, nebst einem Exempelbuche. gr. 8. 1 Rihlr. 5 Sgr. (Der 2te Theil, die Raumlehre enthaltend, erscheint im Laufe d. I.) Exempelbuch für Anfänger und Liebhaber der Algebra, von Uflakker. Herausgegeben vom Hofrath Hellwig. 6te Aufl. gr. 8. 15 Sgr. Auflösungen der in Uflakkers algebraischem Exempelbuche vorkommenden Aufgaben, von J. E. L. Hellwig, Hofrath und Professor am Collegium Carolinum zu Braunschweig. 3te Aufl. gr. 8. 1 Rthlr. Je mehr Aufmerksamkeit man jetzt dem mathematischen Unterricht auf allen bessern deutschen Schulanstalten widmet, um so mehr dürfen diese ausgezeichneten und anerkannt praktischen Lehrbücher der Beachtung denkender Schulmänner empfohlen werden. Populäre Astronomie, ohne Hülfe der Mathematik in 20 Vorlesungen erläutert. Von Dr. M. L. Frankenheim, Professor an der Universität zu Breslau. Die Ausgabe mit Kupfern und Sternkarten. 8. Fein Velinpapier. Geh. 1 Rthlr., 25 Sar. Dies ausgezeichnete Buch, welches in Jahresfrist 2 Auflagen erheischte, darf allen Gebildeten, die, ohne höhere Vorkenntnisse zu besitzen, über Astronomie belehrt sein, so wie besonders Lehrern, die auf eine faßliche Art über jene hehre Wissenschaft Vorträge halten wollen, ganz besonders empfohlen werden. Lesebuch der Aesthetik, von Dr. J. K. Griepenkerl, Professor am Collegium Carolinum zu Braunschweig. Zum Gebrauch bei Vorlesuangen und zum Selbststudium. 2 Thle. 8. 2 Rihlr. Kleines Schulbuch für Anfänger im Lesen und Denken, von F. A. Junker. 4uste Stereotyp=Aufl. 8.(5 Bogen.) 1 Sgr. 8 Pf. oder 6 Kr. Diese kleine Schrift ist für den Elementarunterricht ohnstreitig eine der trefflichsten und zugleich wehlseilsten, und, wie die Zahl der Auflagen zeigt, bereits in einem sehr großen Kreise eingeführt. Wir empfehlen sie der Beachtung aller Schulmänner. E Sämmtliche der hier angezeigten neuen, oder in neuen Auflagen erschienenen, Schriften für den Unterricht, sind bei sorgfältiger Ausstattung zu den billigsten Preisen berechnet. Doch wird die Verlagshandlung, um die Einführung zu erleichtern, bei größeren Bestellungen gern Vergünstigungen im Preise durch Freiexemplare gewähren.