Die„Schwerter Zeitung" erschemt wöchentlich sechs mal. Bezugspreis halbmonatlich 1.20 Maik, 15 Pfg. Druck u. Verlag von C. Braus, Schwerte(Nuhr), Postscheckkonten: Dortmund 2832 und Hannover 21 874. Geschäftestelle: Große Marktstr. 3—5. Verantwortlich für die Schriftleitung H. Linner, Schwerte. Fernruf 2770 Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und Anzeiger Schwerter Volkszeitung Schwerter Volksblatt Westhofener Zeitung Aplerbecker Zeitung Langscheder Zeitung Holzwickeder Zeitung Ausion preis fü de achtgloat mm n: 4 Pla, Namsz. lige, fiagnramtliche u. gerichtliche Aazeigen 10 Pig., Xien ausgelle 40 P: Zu teieson,. aufgegedene Haserate udemnepum on keine Gewähr. Bei undordergesedn. Beiriedestbrungen, hervorgerufen durch höbere Grwalten, üdernehmen wir beinerte: Gew ade sie pünktliches Erscheigen der Jeitung u. kann auch keineue Anspruch auf Schadenersatz oder Nachlieserung erboden werden Kreisblatt für den Kreis Hörde= Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises. Generalanzeiger für den Kreis Hörde. Nr. 150(Frites Bard) Schwerte(aha, Britmach, den 10. Juli 1990 62. Jahrgang Neues in Kurze. Der Mißtrauensantrag gegen das neue sächsische Kabinett abgelehnt. wlb. Dresden, 9. Juli.(Tel.) Der Landtag hat heute die Abstimmung über das kommunistische Mißtrauensvotum gegen das neue Kabinett des Volksparteilers Dr. Bünger vorgenommen. Für das Mißtrauensvotum stimmten von den in der Sitzung anwesenden 92 Abgeordneten 44 Abgeordnete, nämlich die Sozialdekomraten und Kommunisten gegen das Mißtrauensvotum 41 Abgeordnete. Sieben Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Die erforderliche Mindestzahl von 49 Stimmen für das Mißtrauensvotum ist demnach nicht erreicht worden. Es gilt damit als abgelehnt. Ablehnung des Vergleichsvorschlages im Versicherungstarifstreit. wtb. Berlin, 9. Juli.(Tel.) Wie der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband mitteilt, hat der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen e. V den vom Reichsarbeitsministerium in der Tarifstreitsache mit den am Reichstarifvertrag für die privaten Versicherungsunternehmen beteiligten Vertragsparteien gemachten Vergleichsvorschlag, der die Auszahlung eines halben Monatsgehalts zu Weihnachten und eines Viertelmonatseinkommens bei Abschluß vorsah, abgelehnt. Lewin und Rapeport in Brasilien wieder entkommen. pw. Berlin, 10. Juli.(Tel.) Wie die Vossische Zeitung erfährt, sind die beiden flüchtigen Inhaber des nach dem Millionenbetrug zusammengebrochenen Bankhauses G. Löwenberg u. Co., Unter den Linden, Dr. E. Lewin und Rapeport, die, wie berichtet, in Rio de Janeiro festgenommen worden waren, durch eine Verquickung unglücklicher Umstände nicht nach Deutschland ausgeliefert, sondern über die brasilianische Grenze als lästige Ausländer abgeschoben worden. Die deutschen Gesandtschaften der südamerikanischen Staaten sind angewiesen worden, bei dem Auftauchen der Defraudanten sofortige Verhaftung zu erwirken. Die französische Antwort. wtb. Paris, 9. Juli.(Tel.) Die Antwortnote der französischen Regierung auf die am Samstag vom britischen Botschafter überreichte Verbalnote betreffs der Regierungskonferenz wurde heute nachmittag zur Ueberreichung an die britische Regierung dem englischen Botschafter übergeben. Ratifizierung von deutsch=französischen Handelsabkommen. wtb. Paris, 9. Juli.(Tel.) Die Kammer hat heute einstimmig mit 580 Stimmen einen Gesetzentwurf über die Ratifizierung der Handelsabkommen mit Deutschland angenommen, durch die der französischen Ausfuhr von Weintrauben und Früchten gegen bestimmte Zugeständnisse von französischer Seite gewisse Erleichterungen gewährt werden. Dus Konterbul ungenommen mit einer Mehrheit von 71 Stimmen. Raubüberfall. 96. Sitzung des Landtages. vdz. Berlin, 9. Juli.(Tel.) Dem Hause liegt ein mit dem Konkordatsabschluß begründeter kommunistischer Mißtrauensantrag gegen das Staatsministerium vor, serner ein vollsparteilicher AendeAbg. Goldau, der bisher der deutschnationalen Fraktion angehörte, gibt die Erklärung ab, daß er im Gegensatz zu den Deutschnationalen für das Konkordat stimmen werde. Hierauf gibt, für die deutschnationale Fraktion sterium vor ferner ein volksparteilicher Aende=] Hierauf gibt für rungsantrag, der die Regierung zum unverzüglichen Abg. Dr. Steinhoff(DN.) die folgende Erklärung Ahschlueß ven Verträgen mit den onangalischen ab: Der Abg. Goldau ist heute aus der deutschAvschluß von Verträgen mit den evangelischen Kirchen veranlassen will, während der Hauptausschuß=Antrag nur unverzüglich Verhandlungen fordert. Schließlich liegt noch der deutschnationale Antrag vor, der Regierungserklärungen über die Freilassung der Schulen durch den Staatsvertrag und die Unmöglichkeit der Anrufung eines ausländischen Schiedsgerichts dem Gesetzestext beigefanr haben will. ab: Der Abg. Golbau ist heute aus der beutsch= nationalen Fraktion des preußischen Landtages ausgeschlossen worden. Im Verlauf eines Briefwechsels zwischen ihm und dem Fraktionsvorsitzenden über die Abstimmung beim Konkordat hat der Abg. Goldau eine schwer beleidigende Redewendung(„entehrende Haltung“) gegen die katholischen Fraktionsmitglieder gebraucht, die sich selbst dadurch schwer beleidigt fühlten und mit ihnen die wtb. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Ein Raubüberfall wurde gestern in den Abendstunden auf die 80jährige Frau Nasse und ihre 40jährige Tochter, die in der Nürnberger Straß ein Wäschegeschäft betreiben, verübt. Zwei junge deute, die angeblich Wäsche kaufen wollten, schlugen die beiden Frauen mit Totschlägern und anderen Instrumenten nieder, raubten die Kasse und flüchteten. Die Ueberfallenen wurden nach dem Krankenhaus gebracht, wo die schwer verletzte Tochter sofort operiert werden mußte. Auf die Ergreifung der Täter ist eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt worden. fügt haben will. durch schwer beleidigt fühlten und mit Ferner haben die Deutschnationalen abermals evangelischen Reitglieder der Fraktion. Trotz einbeantragt, im Rahmengesetz zum Staatsvertrag dringlicher Vorstellungen hat der Abg. Goldau sich festzulegen, daß das Gesetz nur„zugleich“ mit den nicht bereit finden können. diese Beleidigung zuevangelischen Verträgen in Kraft treten soll. Keine Manöver der britischen Rheinlandtruppen. Eine offizielle Erklärung im Unterhaus. wtb. London, 9. Juli.(Tel.) Im Unterhaus erteilte der Staatssekretär für das Kriegswesen auf die Anfrage, ob für die nächsten drei Monate irgendwelche Anstalten zur Abhaltung von Manövern britischer Truppen auf deutschem Boden getroffen worden seien, folgende, von den Bänken der Regierungspartei mit Beifallsrufen ausgenommene Antwort. Bei der britischen Rheinarmee werden in diesem Jahr keinerlei Manöver oder Uebungen innerhalb des Brigadeverbandes durchgeführt werden. Die Regierung wünscht nicht, der Zivilbevölkerung absichtlich Unbequemlichkeiten und Belästigungen zu verursachen. Auf den Publikumstribünen wohnen heute zahlreiche katholische und protestantische Geistliche den Verhandlungen bei. Auf der Regierungsbank sind der Ministerpräsident, der Kultusminister und der Finanzminister mit ihren Beamten erschienen. In der allgemeinen Besprechung behauptet Abg. Benscheid(Komm.), zwischen der Wirtschaftspartei und dem Zentrum sei verhandelt worden mit dem Ergebnis, daß am Ende dieses Jahres die Miere erhöht werden sollte.(Lebhaftes Hört, hört! bei den Kommunisten. Gelächter im Zentrum und bei der Wirtschaftspartei.) Auch die finanzielle Mehrbelastung durch das Konkordat sei sehr bedeutend Die Kommunisten beantragten daher, dem Staatsministerium das Vertrauen zu entziehen. Zenirums Dank. Abg. Dr. Hees(Ztr.) wird von den Kommunisten mit dem Zuruf empfangen:„Jetzt kommt einer der jesuitischen Räuber!" Präsident Bartels ruft einen Kommunisten zur Ordnung.— Der Redner erklärt u. a.: Nach menschlichem Ermessen wird das Konkordat heute verabschiedet werden. Die politisch organisierten preußischen Katholiken sehnten sich seit langer Zeit danach, vom Staat einmal einen besonderen Beweis seines guten Willens zu erhalten.(Gelächter und lärmende Zurufe bei den Kommunisten.) Im alten Staat war diese Sehnsucht vergeblich. Der neue Staat hat jedoch mit dem Konkordat eine große Manifestation im Sinne des guten Willens gegeben. Erste Voraussetzung ist der allseitige Wille zur religiösen Toleranz, zur gegenseitigen rücksichtsvollen Duldung auf dem Gebiet, auf dem Menschen nun einmal am empfindlichsten sind.(Andauernder Lärm bei den Kommunisten) Diese religiöse Toleranz ist auch die beste Garantie für die Stabilität des Staates. Wir freuen uns, daß endlich einmal mit den Zeiten gebrochen ist, in denen in Preußen die Katholiken als Menschen minderen Rechts angesehen wurden. Namens der Zentrumsfraktion beglückwünsche ich den Herrn Ministerpräsidenten und die preußische Staatsregierung zu der ebenso vornehmen und glücklichen Art, in der der Vertrag zustande gebracht wurde (Lebhafter Beifall beim Zentrum.) Volkspartei lehnt ab. Abg. Stendel(DVp.) unsere schwerwiegenden Bedenken gegen den vorliegenden Vertrag mit der Kurie sind durch die bisherigen Erörterungen nicht; beseitigt. Unabhängig hiervon müssen wir nach wie vor darauf bestehen, daß gleichzeitig gleichwertige Verträge mit den evangelischen Kirchen verabschiedet werden; erst dann ist die von uns nicht Vereit finden tonnen, diese Beleidigung zurückzunehmen. Er hat außerdem an eine dritte Persönlichkeit ein Schreiben gerichtet, in dem er angekündigt hat, daß er bei der dritten Lesung des Konkordats ohne Wissen der Fraktion zur Rechtsertigung seiner Haltung eine Erklärung vor dem Landtage abgeben werde. Und er hat drittens abgelehnt, sich der einmütigen Stellungnahme aller katholischen und evangelischen Mitglieder der Fraktion anzuschließen, trotzdem von ihm nicht die Stimmabgabe gegen das Konkordat, sondern nur die gebotene Rücksichtnahme auf die einhellige Haltung der Fraktion verlangt wurde. Abg. Hestermann(WP.) beantragt, daß das Gesetz zugleich mit dem Vertrage mit den evangelischen Landeskirchen in Kraft treten soll, spätestens mit dem 1. Januar 1930. Abg. Goldau erklärt in einer persönlichen Bemerkung, der Vorwurf, beleidigende Aeußerungen getan zu haben, treffe nicht zu. Abg. Schulz=Neukölln(Komm.) fordert Aussetzung der Abstimmung bis das Staatsministerium einen genau spezifizierten Plan über die Eigentumsrechte der Kirchen vorgelegt habe und fordert namentliche Abstimmung. Die Abstimmungen. Wir müssen Die Leiche im brennenden Auto. wtb. Schneidemühl, 10. Juli.(Funkspruch.) Nach einer Mitteilung der hiesigen Justiz=Pressestelle haben die Ermittelungen in der Angelegenheit des ermordeten Chemnitzer Viehhändlers Lasch den Tatverdacht gegen die verhafteten Baginski und Libuda erheblich verstärkt. Nach ihrer Verhaftung wurden bei ihnen außer den Papieren des Lasch noch dessen Schuhe gefunden. Der Mantel Baginskis war mit Blut bespritzt. Baginski hat nach den neueren Feststellungen versucht, in Hohenstein(Ostpreußen) einen Mann zur Teilnahme an der bereits früher geplanten Tat zu überreden. Sein Alibibeweis ist zusammengebrochen. Er hat gestanden, daß seine Angabe, er wäre zurzeit der Tat in Berlin gewesen, falsch fst. In den letzten Tagen sind auch die Ehefrau des Baginski und seine Freundin Emma Schwitteck unter dem dringenden Verdacht der Mittäterschaft verhaftet worden, ebenso ein von Baginski als Mittäter bezeichneter Viehhändler aus Lyck in Ostpreußen. Im Walde bei Insterburg ist ein brennendes Auto gefunden worden, in dem sich die halbverkohlte Leiche eines ermordeten Mannes befand. Das Auto ist, nach dem Gutachten von Sachverständigen, nach Tötung des Mannes, dessen Identität bisher n'cht festgestellt werden konnte, in Brand gesetzt worden. Es ist aber kaum damit zu rechnen, daß es sich hier um die Leiche des Lasch handelt. immer gesorderte Parität gewahrt. deshalb den Gesetzentwurf ablehnen. Die deutschnationale Ablehnung. Abg. Koch=Oeynhausen(DN.) verweist Gegenüber den Zentrumsabgeordneten, die dem jetzigen Staat ihren Dank ausgesprochen und auch auf die Rolle der katholischen Kirche unter der früheren Staatsform hingewiesen hätten, verweist der Redner daraus, daß man auf der 59. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands von 1912 in Aachen dem damaligen Kaiser den lebhaften Dank der Katholiken ausgesprochen habe. Auch der Kardinalbischof in Köln habe in lebhaften Worten die Treue der Katholiken Deutschlands gegenüber dem Kaiser zum Ausdruck gebracht. Wirtschaftspartei hat keine Bedenken. Abg. von Detten(WP.) erklärt, der preußische Ministerpräsident habe durch seine letzte Erklärung die noch vorhandenen Bedenken ausgeräumt. An der Forderung der Gleichzeitigkeit dürfe die Frage nicht scheitern. Der Staatsvertrag mit den evangelischen Kirchen müsse möglichst schon beim Wiederzusammentritt des Landtages vorgelegt werden. Eine beschleunigte Verabschiedung sei im Interesse des konfessionellen Friedens notwendig. Abg. Gieseler(Völk. Block) verliest eine Erklärung gegen das Konkordat, das dem völkischen Geiste widerspreche.„e ug, g., Mansrunartelt Abg. Vollmers(Christl.=Nat. Bauernpartei) betont den Gedanken der Parität und weist darauf hin, daß aus diesem Gedanken heraus die Abstimmung in der Deutschen Fraktion freigegeben sei. Abg. Prelle(Deutsch=Hann.) stimmt dem Konkordat zu. Das Haus nimmt hierauf zunächst diese namentliche Abstimmung vor. Der kommunistische Antrag wird gegen die Antragsteller abgelehnt. Artikel 1 des Konkordatsvertrages drückt die Zustimmung zu dem Vertrage sowie zu dem Schlußprotokoll aus. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung ist Annahme des Artikels 1 mit 324 gegen 92 Stimmen.. N mmunisten bie 9 Dagegen stimmen die Kommunisten, die Deutsche Volkspartei, die Nationalsozialisten und weitere Abgeordnete aus einzelnen Parteien. Zu Artikel 2 des Gesetzes. der ausspricht, daß das Gesetz mit dem auf die Verkündigung folgenden Tage in Kraft tritt, liegt der Antrag Dr. von Winterfeldt(DN.) vor, der fordert, daß das Gesetz zugleich mit dem Gesetz zu dem Vertrage mit den evangelischen Landeskirchen in Kraft. treten soll Auch über diesen Antrag wird namentlich abgestimmt... Wi, Ju, Tn 192 El. Der Antrag wurde mit 265 gegen 127 Stimmen aus den Rechtsparteien abgelehnt. Hierauf findet die namentliche Abstimmung zu dem von der Wirtschaftspartei beantragten Aenderungsantrag statt, wonach das Gesetz zugleich mit dem Vertrage mit den evangelischen Landeskirchen, und zwar spätestens mit dem 1. Januar 1930 in Kraft treten soll. Der Antrag wird mit 275 gegen 111 Stimmen der Rechtsparteien abgelehnt. Hierauf nimmt das Haus die namentliche Abstimmung zu Artikel 2 vor, wonach das Gesetz mit dem auf die Verkündigung folgenden Tage in Kraft treten soll. Artikel 2 wird mit 243 gegen 173 Stimmen der Opposition angenommen. Die Schlußabstimmung zu dem ganzen Gesetz ist auf kommunistischen Antrag wiederum namentlich. Die Schlußabstimmung. In der Schlußabstimmung wird der Vertrag mit dem Heiligen Stuhl mit 243 gegen 172 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten Deutschnationale, Deutsche Volkspartei, Nationalsozialisten und Kommunisten, sowie Teile der Deutschen Fraktion. (Lebhafte Pfuirufe der Kommunisten.) 35 Abgeordnete haben sich an den Abstimmungen nicht beteiligt, da der Landtag 450 Abgeordnete 3ächl..7. 4. Amri un 1 Ministerpräsident Dr. Braun trat auf den Kultusminister Dr. Becker zu, reichte ihm die Hand und beglückwünschte ihn zur Erledigung dieser Materie. A6ar LI. E. Abgestimmt wird dann über die Entschließung des Ausschusses, die auf den Antrag Graue(Dem.) zurückgeht, und im wesentlichen fordert, daß unverzüglich in Verhandlungen mit den evangelischen Kirchen eingetreten wird. Ein volksparteilicher Aenderungsantrag, wonach unverzüglich mit den evangelischen Kirchen Verträge abgeschlossen werden sollen, wird gegen die Antragsteller und die Deutschnationalen abgelehnt. Die Ausschußentschließung selbst wird mit 231 gegen 60 Stimmen bei 109 Stimmenthaltungen angenommen. Dafür stimmten die Rechte, das Zentrum, und die Demokraten, dagegen die Kommunisten, während sich die Soziademokraten der Stimme enthielten. Angenommen wird auch die weitere Ausschußentschließung über die Durchführung der Bestimmungen des Artikels 137. Absatz 7, der Reichsverfassung, wonach den Religionsgesellschaften die Vereinigungen gleichgestellt werden, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Weltanschauung zur Aufgabe machen., g E67tgung Manach Eine deutschnationale Entschließung, wonach das Staatsministerium über die Fragen der Schulen und des Schiedsgerichts formulierte Erklärungen dem Einführungsgesetz zum Vertrage als Anlage beifügen soll, wird abgelehnt, ebenso die weitere deutschnationale Entschließung über die Durchführung der Bestimmung des Artikels 137, Absatz 5, der Reichverfassung, wonach auch andere als die bisherigen Religionsgesellschaften auf ihren Antrag Körperschaften des öffentlichen Rechts werden können, wenn sie durch ihre Verfassung unt die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bieten, 4., M M Zum Schluß wird abgestimmt über den kommunistischen Mißtrauensantrag gegen das Staatsministerium aus Anlaß der Vorlegung des Konfordatsvertrag=s.. ich mit 99y assem ua Der Mißtrauensantrag wird mit 227 gegen 52 Stimmen bei 13 Enthaltungen abgelehnt. Deutschnationale und Deutsche Volkspartei beteiligten sich nicht an der Abstimmung. Damit ist die Konkordatsvorlage abgeschlossen. Anlergling=entes Engtischen Anterserbövier. wotb. London, 9. Juli.(Tel.) Die Admiralität, teilt mit: Das Untersceboot H 47 ist bei einem Zusammenstoß mit dem Unterseeboot L 12 untergegangen. Zwei Mann von H 47 sind gerettet. Ein Mann von L 12 wird vermißt. Der Ort des Unglücks befindet sich auf 52 Grad 4 Minuten nördlicher Breite und 5 Grad 32 Minuten westlicher Länge. Hilfsmaßnahmen zur Rettung des Unterseeboots wtb. Portsmouth, 9. Juli.(Tel.) Auf die Nachricht von dem Untergang des Unterseeboots H 47 wurden unverzüglich die Schleppdampfer„Grapper“ und„Resolve“ mit einer Rettungsausrüstung an die Stelle des Unglücks entsandt. wtb. London, 9. Juli.(Tel.) Nach einer Meldung des Amtlichen Britischen Funkdienstes war an Bord des gesunkenen englischen Unterseebootes H 47 eine Besatzung von 24 Mann., Da nach der Veröffentlichung der englischen Admiralität zwei Mann gerettet sind, so sind mit dem Unterseeboot 22 Mann untergegangen. Die Unglücksstelle befindet sich im St. Georgs=Kanal zwischen Großbritannien und Irland querab von der Saint Davids=Spitze. wtb. London, 9. Juli.(Tel.) Der Kommandant des gesunkenen Unterseebootes H 47 ist gerettet worden. Außer ihm ist, wie bereits die früheren Meldungen vermuten ließen, nur noch ein Mitglied der im Augenblick des Unglücks 23 Köpfe starken Besatzung des Bootes geborgen worden. Sowohl das gesunkene Boot wie das Fahrzeug, mit dem es zusammengestoßen ist, werden als ältere Fahrzeuge bezeichnet. Die amtliche Darstellung des U=Boot=Unglücks. wtb. London, 10. Juli.(Funkspruch.) Der erste Lord der Admiralität teilt über den Verlust des U=Bootes H 47 mit: Der Zusammenstoß erfolgte in der irrischen See westlich von Eishauard. Das U=Boot liegt in ungefähr 50 Faden Tiefe. Ueber die näheren Umstände des Zusammenstoßes liegen noch keine Einzelheiten vor. Es sind Schritte getan worden, um den Ort, wo H 47 gesunken ist, festzustellen, aber eine Bergung in so tiefem Wasser ist sehr unwahrscheinlich. Die besten verfügbaren Tauchapparate sind an Ort und Stelle geschickt worden. Ich bedauere, daß keine Hoffnung möglich ist, daß irgendein Mitglied der Besatzung noch am Leben ist. Die Zahl der Toten wird auf 22 geschätzt. Es verlautet, daß die U=Boot=Katastrophe kurz nach 9 Uhr erfolgt ist. Die Admiralität hat ein Schlachtschiff, drei Zerstörer, vier Minensucher und noch eine Anzahl anderer Kriegsfahrzeuge an die Unfallstelle beordert. Zwei Flugboote sind von Plymouth abgeflogen. Schlagerei un Landtag. Es folgt die Besprechung der Mißtrauensanträge, die wegen des Kundgebungsverbots am 28. Juni bezw. wegen der Zusammenstöße mit den Studenten von den Deutschnationalen, der Deutschen Fraktion, der Wirtschaftspartei, den Nationalsozialisten und den Kommunisten gegen das Staatsministerium, außerdem den Kultusminister und den Innenminister vorgelegt sind. Ferner wird die große Anfrage der Deutschen Volkspartei besprochen, die sich u. a. mit der letzten Frankfurter Rede des Innenministers beschäftigt. Nachdem die Abgg. Steuer(DN.), Jendretzky (Komm.), Dr. Boelitz(DVp.), Ponsick(Deutsche Fraktion) und Schwarzhaupt(DVp.) die bezw. Anfragen begründet hatten, erklärte Ministerpräsident Braun, über die Bedeutung des Versailler Diktats bestehe in Deutschland nur eine Meinung. Es sei ein beschämendes Zeugnis politischer Unreise, wenn von Parteihaß verblendete Volkskreise versuchten, auch in dieser Frage Zwietracht im Volk zu säen. Aus außenpolitischen Gründen hätten der Reichspräsident, die Reichs= und die Staatsregierung eine geschlossene Kundgebung für notwendig gehalten und da dürften auch die Studenten kein Sonderrecht beanspruchen. Er erklärte noch, daß die Studenten durch Rufe wie:„Auf zu Becker, wenns auch Blut kostet!“ usw. gezeigt hätten, welcher Geist sie beseele. Innenminister Grzesinski betonte, seine Frankfurter Ausführungen, die sog.„Laternenpfahlrede“, seien unvollständig wiedergegeben worden, denn er habe dort nur zum Ausdruck bringen wollen, daß eine gemeinsame Front des arbeitenden Volkes und des liberalen Bürgertums jeden Putsch auf die Republik abwehren würde. n der Debatte sahen die Rechtsparteien in der Frankfurter Rede eine Aufforderung zur Gewalt und in dem Kundgebungsverbot einen Eingriff in die Lehrfreiheit, während die Regierungsparteien auf die Ausführungen des Ministers verwiesen und im übrigen betonten, auch die Studenten müßten die Gesetze achten und dürften namentlich das Bannmeilengesetz nicht übertreten. Im Verlaus der Aussprache kam es gegen 10 Uhr abends zu einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten. Bei der allgemeinen großen Nervosität des Hauses und dem um das Rednerpult entstandenen Tumult war nicht sofort festzustellen, wer die Angreifer waren. Präsident Bartels unterbrach die Sitzung auf zehn Minuten. Nach Wiedereröffnung der Sitzung teilte der Präsident mit, der sozialdemokratische Abg. Behrens sei gegen den nationalsozialistischen Abg. Dr. Ley tätlich geworden und werde daher von der heutigen Sitzung ausgeschlossen. Der deutschnationale Abg. Fischer, der mit einem Knotenstock auf die Sozialdemokraten losgehen wollte, wurde ebenfalls von der Sitzung ausgeschlossen.„„ 4 Dann gingen die Beratungen weiter. Kurz nach Erledigung der Aussprache kam es noch zu einem Zwischenfall Der Abg. Dr. Kaufmann(DN.) verwahrte sich in persönlicher Bemerkung gegen den Vorwurf, er hätte während der Revolution„gekniffen". Demgegenüber erkläre er, daß er noch am 11. November in Berlin in voller Uniform als Aufklärungsoffizier gewirkt und eine Versammlung mit den Worten geschlossen habe:„Es lebe seine Hurra, hurra, hurra!“ Unter großer Heitgrleit stimmte das ganze Haus in die drei Huria=Ruse Die Abstimmungen über die Mißtrauensanträge sollen am Donnerstag vorgenommen werden. Nach 10 Uhr abends vertagte sich das Haus auf Mittwoch 12 Uhr: Dritte Lesung des westlichen Umgemeindungsgesetzes und des Polizeikostengesetzes. Sozialdem. Konkordalsgegner. pw. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) 16 glieder der Fraktion der SPD des preußischen Landtages veröffentlichen als Gegner des Konkordats im„Vorwärts“ eine Erklärung, in der es un Oeder Frakion mit dieser Ausfasung in der Minderheit geblieben, fügen sie sich dem Fraktions= beschluß auf Abstimmungszwang, indem sie die Geschlossenheit der Fraktion und die Parteieinheit ihrer persönlichen Auffassung voranstellen.“ sorstmeister hielt den Standpunkt wiederum ausrecht, daß es sich bei der Schorfheide unbedingt um ein Wildgehege handele. Die Bekämpfung der Urbenkösigren in England. wtb. London, 8. Juli.(Tel.) Der mit der Lösung der Arbeitslosenfrage betraute Minister Thomas prüft gegwenwärtig einen Plan, der den Bau einer Londoner Untergrundbahn zur Förderung von Güter vorsieht. Durch diesen Bau würden 60 000 Mann für wenigstens vier Jahre Beschäftigung finden. Der Beführworter des Planes, Viscount Elibank, erklärte, er schätze die Kosten auf 40 Millionen Pfund Sterling und dieses Kapital sei sofort verfügbar. Die Regierung sei ersucht worden, die Zinsen für das vorgestreckte Kapital zu garantieren. Die Untergrundbahn soll etwa 75 Meilen lang sein, 54 Stationen mit Laderampen erhalten und die verschiedenen Bahnhöfe und großen Magazine im Westend miteinander verbinden. Aus Nah und Fern. wtb. Berlin, 9. Juli.(Tel.) Reichswehrminister, Gröner besuchte vor einigen Tagen die Marineschule Mürwik, wo er eine längere Ansprache hielt. Er sprach seine Anerkennung für die Leistungen von Lehrern und Schülern aus und führte u. a. aus: In der Lage, in der wir uns befinden, genügt es nicht, nur eben ein Durchschnittssoldat zu sein. In unserer Lage wird von jedem einzelnen gefordert, daß er ein ganzer Soldat sei, ohne Schwächen, leistungsfähig über das hinaus, was etwa anderswo geleistet wird. Und so ist die Lebensaufgabe es deutschen Offiziers in der heutigen Zeit überzus schwierig, weil Anforderungen an ihn heranneten, die höher sein müssen als vor dem Kriege. Sie alle wissen, unter wie niederschmetternden Beschränkungen wir leben müssen, daß wir vieles nicht haben können, was notwendig ist für eine moderne Wehrmacht. Aber eines können wir haben, das ist die Ueberlegenheit des Geistes, des Willens und des Charakters. Die Grundgesetze des Soldatentums sind von altersher die gleichen. Es ist daher unmöglich, einen Schnitt zu machen zwischen der Wehrmacht, die vor dem Weltkriege bestanden hat und der Wehrmacht von heute. Wir brauchen eine organische Verbindung zwischen dem, was war, und dem, was werden soll. Man nennt diese Verbindung Tradition. Mit diesem Wort wird häufig Unfug getrieben. Falsch ist es, an Aeußerlichkeiten der Vergangenheit hängen zu bleiben, die Vergangenheit im Uebermaß zu feiern, und damit der Zukunft das Recht auf neues Leben zu bestreiten. Das alte Heer und die alte kaiserliche Marine waren wunderbare Kriegsinstrumente. Das Heer, das 1914 über den Rhein zog, war in einer solchen Verfassung, daß mit ihm alles zu schafsen war, und von der alten kaiserlichen Marine habe ich auch die feste Ueberzeugung, daß mit dieser Truppe der Teufel aus der Hölle zu holen war. Reichsausschuß für dus deatsche Vonvorbehrem Aber, schwere Irrungen und Wirrungen der Führung sind den Leistungen der Truppe nicht gerecht geworden. So gehen heute die Verbindungen der Tradition zurück in allererster Linie auf die Truppe, auf die glänzende Truppe, die 1914 aufgeboten wurde. Und wenn wir Agg. Eigenschaften der Truppe von damals vor Augen führen, so stehen obenan: Gehorsam, Selbstzucht, Opferwilligkeit, Kameradschaft, Staatsgesinnung, Dienst am ganzen Volke und Vaterland! Diese Eigenschaften wollen wir uns bewahren als ein teures Vermächtnis der dahingesunkenen alten Der jungen Wehrmacht obliegt aber noch eine ganz besondere Verpflichtung der Tradition. Wenn heute auf diesem Hause neben der Kriegsflagge schwarz=weiß=rot die neue Reichsflagge weht, schwarz=rot=gold, so soll das bedeuten, daß die beiden zusammengehoren, daß nicht ein Gegensatz besteht, daß nicht daraus geschlossen werden kann, die Wehrmacht ist etwas anderes als das Reich, ist etwa ein Staate im Staate. Wenn die Flaggen oben friedlich zusammenwehen, so bedeutet das die Verbindung der Vergangenheit mit der Zukunft, und zwar die Verbindung einer Vergangenheit nicht etwa nur von 1914 und kurz vorher oder der Vergangenheit seit 1870, sondern es bedeutet die Verbindung mit einer sehr viel früheren Vergangenheit. Denn die Farben schwarz=rot=gold haben eine sehr viel längere Vergangenheit als die schwarz=weiß=roten. Wenn wir nun in Erinnerungen an die Einigung des deutschen Volkes und an die Waffentaten der alten Wehrmacht in unserer Kriegsflagge die Farben schwarz=weiß=rot führen dürfen, so entsteht daraus für uns Soldaten die ganz besondere Verpflichtung, auch die Farben der deutschen Republik hochzuhalten, der wir Treue geschworen haben. Ein falscher Staatsanwalt kassiert Gerichtsstrafen. wp. Köln, 9. Juli.(Tel.) Hier tritt ein falscher Vollziehungsbeamter auf. Einen Mann, der vom hiesigen Gericht mit 60 Mark Strafe belegt worden war, besuchte er mit dem Vorgehen, vom Gericht mit der Einziehung des Betrages beauftragt zu sein. Er ließ auch durchblicken, daß eine sofortige Verhaftung erfolgen müsse, wenn keine Zahlung erfolge. Auf dem Hinweis des Mannes, daß er über den ganzen Betrag nicht verfüge, vereinbarte der falsche Gerichtsbeamte mit ihm Ratenzahlung, füllte ein Formular aus, ließ es unterschreiben und quittierte über die erste Rate in Höhe von 15 Mk. Der Schwindler gab sich auch als Staatsanwalt und Referendar aus und zog in dieser Eigenschaft 28 Mark Gebühren ein. Venzinexplosion. wtb. Ludwigsburg(Württemberg), 9 Juli.(Tel.) Bei einer gestern abend in dem Lagerraum der Kolonialwarenhandlung Hagen erfolgten Benzinerplosion wurden die beiden 8= und 9jährigen Knaben des Stadtpfarrers Dr. Sting, die sich in dem Lagerraum aufhielten, getötet. Der sehr gefährliche Brand konnte auf den Lagerraum beschränkt werden. Bei den Aufräumungsarbeiten fand man die Leichen der beiden Knaben. Die van Gogh=Fälschungen. pw. Berlin, 9. Juli.(Tel.) Auf Veranlassung der Berliner Kriminalpolizei sind bei dem Düsseldorfer Kunsthändler und Maler Wacker fünf Bilder beschlagnahmt worden. Wacker ist ein Bruder des Berliner Kunsthändlers Otto Wacker, der Ende des vorigen Jahres im Mittelpunkt der sensationellen van Gogh=Affäre stand. Es wurde damals behauptet, daß der Berliner Kunsthändler van GoghFälschungen in den Handel gebracht habe. Fleischvergiftungen nach dem Genuß von Sülze. wtb. Eibenberg(Tschechoslowakei), 9. Juli.(Tel.) Nach dem Genuß von Sülze sind hier 15 Personen an Vergiftungserscheinungen erkrankt. Vier Todesopfer bei einem Hotelbrand bei Lorient. wtb. Paris, 9. Juli.(Tel.) In der 12 Kilometer von Lorient gelegenen Ortschaft Pont=Scorff brannte heute nacht ein Hotel ab. Der Hotelbesitzer, sein Sohn und zwei Kinder im Alter von vier Jahren bezw. vier Monaten kamen dabei ums Leben. Ungeheure Hitze in Neuyork und Washington. Zahlreiche Hitzschläge. wtb. Neuyork, 9. Juli.(Tel.) Infolge der hier herrschenden ungeheuren Hitze sind zahlreiche Personen vom Hitzschlag getroffen worden. Sieben Personen sind der Hitze bereits erlegen. Auch aus den benachbarten Städten werden viele durch die Hitze verursachte Todesfälle gemeldet. In Washington stieg das Thermometer gestern auf 39 Grad Celsius. Großfeuer in einer Brauerei. wtb. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Gegen 10 Uhr abends brach am Dienstag in Alt=Strahlau in dem Malzerei=Gebäude der Brauerei Engelhardt ein Feuer aus. das in ganz kurzer Zeit den Dachstuhl und den vierten Stock des Hauses in voller Ausdehnung ergrifs. Der leitende Oberbaurat der zuerst eintreffenden Feuerwehrzüge, ließ sofort den Alarm„Großfeuer“ an sämtliche Wachen gehen. Nach und nach trafen 15 Züge der Feuerwehr an der Brandstelle ein, um das Feuer zu bekämpfen. Trotz unermüdlicher Anstrengung der Löschmannschaften griff der Brand immer noch weiter um sich. Kurz nach 11 Uhr stand das ganze Gebäude in Flammen Die Feuerwehr hatte zu den Loscharbeiten zehn mechanische Leitern aufgestellt und gab ununterbrochen aus 30 Rohren stärksten Kalibers Wasser. Von der Wasserseite aus bekämpften zwei Feuerlöschboote den Brand. In den ersten Morgenstunden waren die Löschmannschaften noch immer bei der Arbeit. 2 Feuerwehrleute verletzt. wtb. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Bei der Bekämpfung des Großfeuers in der Brauerei Engelhardt erlitten zwei Feuerwehrleute Verletzungen. Gegen 1½ Uhr war das Feuer gelöscht. Ozeanflüge. Erfolgreiche Beendigung des Ozeanfluges der „Pathfinder“. wtb. Madrid, 10. Juli.(Funkspruch.) Das Flugzeug„Pathfinder“, daß gestern in Old Orchard zu einem Transozeanflug nach Rom gestartet war, ist am Dienstag kurz nach 9 Uhr abends bei der spanischen Stadt Santander in der Nähe des Strandes gelandet. Untin Bowler in Port Burwell. wtb. Chikago, 10. Juli.(Funkspruch.) Chikago Tribune erhielt über den Flug der„Untin Bowler“ folgenden von Wood gezeichneten Funkspruch: Eintrafen in Port Burwell Dienstag 6,10 Uhr morgens. Kämpften in den letzten zwei Tagen mit Nebel, verweilten 36 Stunden lang auf dem Erdboden, 40 Meilen südlich von hier, besseres Wetter abwartend. wtb. Chicago, 9. Juli.(Tel.) Das Flugzeug Untin Bowler traf heute in Port Burwell an der Hudsonbai ein. wtb. Neuyork, 10. Juli.(Funkspruch.) Zu der Meldung aus Chikago über die Landung der „Untin Bowler“ in Port Burwell wird aus Ottawa berichtet, daß die Regierungsstellen sich den Ursprung der Meldung über die Landung nicht erklären könnten. Es beständen vier Betriebslinien, über die sie die Meldung sofort erhalten hätten. Sie hätten aber nichts gehört. Eine spätere Meldung aus Chikago bestätigt die Landung der„Untin Bowler in Port Burwell. Die Meldung traf auf dem Wege über Neuschottland ein, da die Verbindung der Elgen=Radiostation mit Port Burwell auf dem Weg über Ottawa durch Nordlicht gestört war. Nachfeichstendienst durch Hanrsprauf. Anklage wegen Beleidigung des Ministerprasidenten Lraun. pw. Berlin, 9. Juli.(Privattel.) Der neu gegründete Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren, dem eine große Anzahl nationaler Verbände angehört, trat heute unter dem Vorsitz des Bundesführers des Stahlhelms, Seldte, im Plenarsaal des Herrenhauses zu einer ersten offiziellen Tagung zusammen, an der von den etwa 420 Mitgliedern des Ausschusses etwa 300 teilnahmen. Bundesführer Seldte erklärte in seiner Eröffnungsrede, daß der leitende Gedanke für die Berufung des Reichsausschusses, dem bisher über 400 führende Persönlichkeiten der nationalen Bewegung, der nationalen Wirtschaftskreise und des deutschen Kulturlebens beigetreten seien, die Forderung des überparteilichen Zusammenschlusses der nationalen Front für die Aufgaben gewesen sei, welche den Beteiligten durch das Kampfmittel des Plebiszits, nämlich Volksbegehren, Volksentscheid, Präsidentenwahl, gestellt seien. Der Arbeitsausschuß, in dessen Präsidium u. a. gewählt wurden: Minister a. D. Schiele, Franz Seldte, Generalmajor a. D. Graf von der Goltz, Geheimrat Hugenberg, Adolf Hitler, Präsident Hepp, Arbeitersekretär Rüffer, Justizrat Claß, Dr. Fritz Thyssen, faßte folgende zwei Entschließungen: „Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren übernimmt das vom Stahlhelm angeregte Verfassungsvolksbegehren als seine Ausgabe und wird seine Durchführung weitertreiben.“ „Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren stellt den Kampf gegen den auf dem erpreßten Kriegsschuldbekenntnis aufgebauten Pariser Tributplan in die vorderste Linie seiner Aufgaben. Er wird mit allen gesetzlichen Mitteln, insbesondere mit dem Mittel des Volksbegehrens, dagegen kämpfen, daß die Ratschläge der Pariser Sachverständigen zum Gesetz für das deutsche Volk erhoben werden. Er ruft alle Deutschen zum Widerstande gegen den Pariser Tributplan auf.“ wtb. Berlin, 9. Juli.(Tel.) Von neuem hatte sich heute die große Strafkammer des Landgerichts I mit der Anklage gegen den Chefredakteur des „Tag“, Freiherr von Meden, und den Schriftleiter Flemming zu beschäftigen, die sie beschuldigte, den Ministerpräsidenten Braun beleidigt zu haben, indem in einem Artikel gesagt worden war, Braun sitze der Finger leicht am Abzug; was ihm vor die Flinte komme, knalle er nieder. Es war darauf Bezug genommen, daß der Ministerpräsident in der staatlichen Schorfheide einen Tag vor Ablauf der Schonzeit einen Rehbock abgeschossen habe. Die Angeklagten waren vom Schöffengericht BerlinMitte zu 600 bezw. 300 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Bereits vor einem Monat hatte die Strafkammer sich mit der Berufung beschäftigt, war aber zu einer Vertagung gekommen, da die Rechtsanwälte Walter Bahn und Dr. Ehlers noch eine Reihe weiterer Zeugen zu laden beantragt hatten. Die Verteidigung der Angeklagten geht nämlich dahin, daß die Schorfheide kein vollständig eingegatterter Wildgarten sei, für den die Bestimmungen der Schonzeit nicht Geltung haben. Zu einem Zwischenfall kam es vor der Vernehmung des Landessorstmeisters Borggräwe, der von der Anklage als Sachverständiger wiederum genannt worden ist. Auf Grund der Bekundungen von Zeugen in der vorigen Verhandlung widersprachen die Rechtsanwälte Walter Bahn und Dr. Ehlers der Vereidigung des Sachverständigen, da der Verdacht eines fahrlässigen Falscheides gegen ihn bestehe. Dagegen erhoben Oberstaatsanwalt Binder und Rechtsanwalt Dr. Otto Landsberg, der den als Nebenkläger zugelassenen Ministerpräsidenten vertritt, Widerspruch. Unter Ablehnung dieses Antrages beschloß die Strafkammer, dieses Antrages beschloß die Strafkammer, tragt. Der Sachverständigen zu vereidigen. Der Landes=Berufung einlegen. Das Reichsgericht hält das Sperrgesetz für verfassungsändernd. vdz. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Der VI. Zivilsenat des Reichsgerichts, als Schiedsgericht für die Frage der Rente des landgräflich hessischen Hauses hat in seiner gestrigen Verhandlung das vom Reichstag beschlossene und von der Reichsregierung verkündete Sperrgesetz für verfassungsändernd erklärt, soweit es sich auf Schiedsverträge bezieht und infolgedessen in die Verhandlung über den Aufwertungsanspruch gegen den preußischen Staat eingetreten. Der Senat hat in dieser Verhandlung einen Vergleichsvorschlag auf der Basis von 68 Prozent gemacht. Die Parteien sind ausgefordert worden, sich bis Ende Juli über Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruches zu erklären. Graf Christian in Göttingen. pw. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Laut„Berlin am Morgen“ befindet sich Graf Christian zur Stolberg=Wernigerode bei dem Sachverständigen Prof. Schultze in Göttingen. Die Unterschlagungen beim Sängerbund. pw. Berlin, 10. Juli.(Funkspruch.) Der Untersuchungsrichter beim Landgericht Berlin III hat die Voruntersuchung gegen den Schatzmeister des Deutschen Sängerbundes, Redlin, wegen umfangreicher Unterschlagungen eröffnet. Redlin wird bekanntlich von der Geschäftsleitung des Deutschen Sängerbundes beschuldigt, Mitgliederbeiträge in Höhe von 900000 Mark unterschlagen zu haben. Die Voruntersuchung richtet sich nicht nur darauf, die Höhe der von Redlin veruntreuten Gelder zu ermitteln, sondern auch die Frage zu klären, ob und in welchem Umfange leitende Persönlichkeiten des Deutschen Sängerbundes an den Unterschlagungen beteiligt gewesen sind. Verurteilung eines völkischen Agitators. wtb. Stade, 10. Juli.(Funkspruch.) In dem Prozeß gegen den völkischen Wanderredner Wolfra, der sich wegen Beschimpfung der republikanischen Staatsform und der Minister Dr. Stresemann und Dr. Hilferding vor dem hiesigen Erweiterten Schöffengericht zu verantworten hatte, wurde nach zweitägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Es lautete auf fünf Monate Gefängnis, Tragung der Kosten des Verfahrens. Die erlittene Untersuchungshaft von fast vier Monaten wurde voll angerechnet. Der Haftbefehl wurde aufgehoben, da nach Ansicht des Gerichtes kein Fluchtverdacht mehr besteht. Der Staatsanwalt hatte neun Monate Gefängnis beantragt. Der Angeklagte wird gegen das Urteil Der erste Parlamentssieg der Arbeiterregierung. wtb. London, 10. Juli.(Funkspruch.) Bei der gestrigen ersten Abstimmung im neuen Parlament wurden für die Regierung 340 und gegen die Regierung 220 Stimmen abgegeben. wtb. London, 10. Juli.(Funkspruch.) Bei Abstimmung handelt es sich um den bekannten konservativen Abänderungsantrag zur Dankadresse, in dem das Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht wird, daß das Fehlen einer deutlichen Erklärung über die Politik der Regierung in der Frage der Industrie=Schutzzölle und der Reichsvorzugsbehandlung eine unsichere Lage schaffe, die den Handel beeinträchtige. Bei der Abstimmung stimmten die Liberalen für die Regierung. 3 Arbeiter vom Starkstrom getötet. wtb. Rom, 10. Juli.(Funkspruch.) Bei Amantea waren gestern drei Arbeiter damit beschäftigt, eine Starkstromleitung auszubessern, als eine Stunde vor der festgesetzten Zeit die Zentrale den Strom wieder einschaltete. Die drei Unglücklichen wurden auf der Stelle getötet. Aufklärung des Ueberfalles auf ein bulgarisches Regierungsauto. wtb. Sofia, 10. Juli.(Funkspruch.) Die Ermittelungen der Polizei wegen des Ueberfalles auf ein Regierungsauto auf der Straße Kritschim—Plowdiw(Philippopel) führten zur Festnahme der Schuldigen. 5 Personen wurden als Urheber des verwegenen Ueberfalles verhaftet und haben ein Geständnis abgelegt. Es gelang der Polizei auch, die Waffen aufzufinden, die bei dem Anschlag benutzt worden waren. Die Untersuchung wird fortgesetzt. Amerikanisches Landungsverbot für ostastatische Einwanderer. wtb. Washington, 10. Juli.(Funkspruch.) Präsident Hoover hat das Schatzamt ermächtigt, für einen gewissen Zeitraum die Landung von Passagieren aus Ostasien zu verbieten mit der Begründung, daß in 17 Fällen an Gehirnhautentzündung erkrankte Passagiere auf Pazifikdampfern eingetroffen seien, und daher Quarantäne=Maßnahmen schärfster Art notwendig seien, um eine Ausbreitung dieser Krankheit in den Vereinigten Staaten zu verhüten. amestrege Neuer Dauerflugwellkelord. wtb. Culver City(Kalifornien), 10. Juli.(Funkspruch.) Die Flieger Mendell und Reinhart stellten am Dienstag nachmittag mit dem Doppeldecker „Angelano“ einen neuen Weltdauerflugrekord auf. Als sie sich 175 Stunden 59 Minuten in der Luft befanden, übernahmen sie 75 Gallonen neuen Betriebsstoff und setzten ihren Flug fort. Aus den Nachbar-Städten Aus Groß=Dortmund — Verbandsfest der evangelischen Vereine. In Groß=Dortmund feierten die gesamten evangelischen Vereine ihr diesjähriges Verbandsfest am Sonntag, den 7. Juli. Am men die Vereine geschlossen an dem dienst teil um dann zu einem Festzug zusammengeschlossen, vom Westma aus durch die Stadt zum Fredenbaum zu ziehen wo Pfarrer Hochdahl, Dortmund=Hörde, die Festrede hielt. In packender und überzeugender Weise gab er einen geschichtlichen Ueberblick von Luther in Worms 1521 bis zur Protestation in Speyer 1529, deren 400 Jahrfeier wir in diesem Jahr überall festlich begingen. So getaltete sich das Verbandsfest zu einer machtvolen evangelischen Kundgebung. — Autoüberfährt einen Betrunkenen. Eine Autodroschke überfuhr, als sie die Münsterstraße in nördlicher Richtung passierte, einen angetrunkenen Mann am Steinplatz. Der Führer brachte den Ueberfahrenen in das Brüderkrankenhaus, wo ein Rippenbruch festgestellt wurde. — Selbstmordversuch. An der Kreuzung Roß= und Treibstraße brach gestern am Spätnachmittag ein älterer Mann plötzlich zusammen. Passanten eilten herbei und benachrichtigten die Polizei, die bei näherer Untersuchung feststellte, daß der Mann eine Tüte mit Kleesalz bei sich trug und auch davon eine gute Losis zu sich genommen hatte, um seinem Leben auf diese Weise ein Ende zu machen. Der Mann wurde mit dem Krankenwagen zum Luisenhospital gebracht, wo er bedenklich darniederliegt. — Den rechten Fuß abgefahren. Im Eisenbahnbetrieb der Vereinigten Stahlwerke A.=G., Abteilung Eisenwerk Dortmunder Union, ereignete sich in der Nacht zum Dienstag ein folgenschwerer Rangierunfall. Der in den 30er Jahren stehende verheiratete Rangierer Sausmikat wollte Eisenbahnwagen anhängen, geriet aber mit dem rechten Fuß in das Schienenherzstück und blieb darin hängen, so daß er zu Fall kam und ihm die Wagenräder über den rechten Fuß hinweggingen, der vollkommen zermalmt wurde. Der Schwerverletzte wurde sofort dem Brüderkrankenhaus zugeführt, wo der Fuß amputiert werden mußte. — Selbstmordversuch. Im Bickefeld versuchte ein 28jähriger Arbeiter aus Schüren dadurch seinem Leben ein Ende zu machen, daß er versuchte, sich an einem Zaun aufzuhängen. Dieser Vorgang wurde jedoch rechtzeitig bemerkt; man schnitt den Lebensmüden ab. Die sofort vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. — Mit 6700 Mark flüchtig. Der Lehrling einer Automobilfirma sollte gestern nachmittag den Betrag von 6700 Mark abliefern, ist aber an seinem Bestimmungsort nicht angekommen, so daß man annehmen muß, daß er mit dem Geld flüchtig ist. Die Eltern, die von dem Verschwinden ihres Sohnes seitens der Behörden sofort benachrichtigt wurden, können über den Verbleib es jungen Defraudanten nichts sagen und sind ganz fassungslos über die Schmach, die ihr Sohn ihnen angetan hat. Vorläufig ist die Fluchtrichtung noch gänzlich unbekannt, doch gehen die Nachforschungen der Kriminalpolizei weiter, so daß man annehmen kann, den jungen Mann bald fassen zu können. * Holzwickede. Schweres Motorradunglück. Am Sonnabend abend kam der Motorradfahrer H. M. von hier an den Uebergang der Fröndenberger Eisenbahn auf der Chausseestraße kurz vor Unna mit seinem schweren Motorrad zu Fall. M. und der auf dem Soz'us sitzende B. B. von hier erlitten schwere Kopfverletzungen und mußten in das Krankenhaus nach Unna überführt werden. M. blieb an der Unsallstelle besinnungslos liegen. Das Motorrad wurde stark beschädigt. Der Unfall soll auf zu starkes Bremsen zurückzuführen sein. Sümmern. Einen Autounfall erlitt Landwirt Voigt, Ostsümmern. Von Dortmund kommend, geriet er hinter Holzwickede mit seinem N. S. U.=Wagen, beim Ausweichen eines anderen Wagens auf der schlüpfrigen Straße ins Schleudern und fuhr gegen einen Baum. Das Vorderteil des Wagens wurde arg demoliert. Er selbst kam mit dem Schrecken davon. Der Wagen mußte nach Menden abgeschleppt werden. Arnsberg. Die Spruchkammer Arnsberg ist mit Zustimmung des preuß. Ministers für Volkswohlfahrt mit dem 1. Juli 1929 aufgehoben worden. Gelsenkirchen. Die Fingerabgeschnitten. Im Betriebe einer Firma in Schalke geriei die Arbeiterin Maria Sz. aus der Bismarckkolonie mit der rechten Hand in eine Maschine. Dem jungen Mädchen wurden drei Finger glatt abgeschnitten. Wanne=Eickel. Aufsehen erregte ein an der Bismarckstraße in G.=Buer wohnender Arbeiter, der spät abends„stark benebelt“ heimkehrte. Küchengeschirr warf er durch das geschlossene Fenster auf die Straße, Gardinen riß er herunter und begann dann in intensiver Arbeit mit der Zerkleinerung des Mobiliars. Ein Schutzpolizeibeamter versuchte den Kerl zu bändigen. Vergebens. Mit Hilfe einiger Nachbarn sperrte man ihn endlich in einen Stall. Wie ein Wilder schlug er gegen die Tür. Nachdem mehrere Beamte noch herbeigeeilt waren, wurde der Wüterich zur Polizeiwache gebracht. Paderborn. Sturz aus der Giebeltür. Aus der Giebeltür der Scheune stürzte der in Stuckenbrock wohnende Landwirt Th. Mertens und blieb mit bedenklichen inneren Verletzungen und einer ausgerenkten Schulter liegen. Der Verunglückte wurde dem Krankenhause zugeführt. Salzbergen. Ein Bar buder in der Ems. Einem Bärenführer brannte in Emsbüren ein Tier plötzlich durch und lief davon. Bei Listrup ging Meister Petz in die Ems, durchschwamm den Fluß und verschwand dann auf unbestimmte Zeit in den Waldungen bei Listrup. Bisher konnte der Ausreißer noch nicht wieder eingefangen werden. Kraghamme. Die Braut zieyr den Bräutigam aus der Grube. Ein Landwirtssohn aus Beukenbeul, welcher abends seine Braut von hier nach Attendorn bringen wollte, stürzte in der Dunkelheit in eine etwa 2 Meter tiefe Grube und erlitt einen Beinbruch. Nur mit größter Mühe konnte das Mädchen ihren Bräutigam aus seiner unangenehmen Lage befreien und nach Attendorn bringen. Osnabrück. Parfümflasche und Notbremse. Auf der Fahrt von Rheine nach hier stieg zum Frl. W. von hier in Rheine in das noch leere Abteil ein junger Mann, der bald nach der Abfahrt vom Bahnhof aufdringlich wurde. Als Frl. W. nicht darauf einging, holte er plötzlich ein„Parfümfläschchen“ aus seinem Koffer und hielt es ihr blitzschnell unter die Nase. Das Mädchen zog darauf auf der freien Strecke die Notbremse. Auf der Station Ibbenbüren sah man sich den jungen Mann näher an, der sich als ein Dentist aus Münster entpuppte. Die Parfümflasche wurde von der Polizei beschlagnahmt, sie wird von Sachverständigen auf ihren Inhalt untersucht. Münster. Wurstessen mit Musikbegleitung. Von einem hiesigen Sparerbund wurde in einer Wirtschaft an der Hammer Straße ein Wurstessen veranstaltet und zur allgemeinen Aufmerksamkeit vor die Tür ein Schild mit der Aufschrift gehängt:„Wurstessen mit Musikbegleitung". Einige Musiker waren zum Ueben erschienen. Als in Polizeibeamter diese einladende Aufschrift sah, glaubte er, daß diese„Veranstaltung“ auch vergnügungssteuerpflichtig sei und zeigte deshalb den Vorsitzenden Schlachter H. E. an, der auch bald darauf einen Strafbescheid über 10 RM. erhielt. Als Vorsitzender eines Sparerklubs wollte er auch diese unnötige Ausgabe meiden und beantragte deshalb richterliche Entscheidung beim Amtsgericht. Die Berufung lohnte sich; denn das Gericht war der Ansicht, daß übende Musiker bei einem Wurstessen nicht als vergnügungssteuerpflichtig anzusehen seien. Dem Angeklagten wurden damit die 10 Mark erlassen. Nierstein. Eine neue Verrücktheit! Auf der Mainzer Straße konnte man zwei Kerle beobachten, die mit den Zähnen einen mit Wohnungseinrichtung ausgestatteten Möbelwagen weiterzogen. Auf Grund einer Wette wollen Sie auf diese Weise innerhalb von vier Monaten dieses Gefährt von Walsum bei Duisburg nach Mannheim und zurück ziehen. 38. Gauturnen des Hellweg=Märkischen Turngaur. Turnen, Spiel, Sport Neue Turner=400=Meter=Bestleistung. Danz(Kassel) läuft 49,5 Der Oberweserkreis brachte auf der Hessenkampfbahn in Kassel seine Volksturnmeisterschaften zur Durchführung. Bei schlechtem Wetter waren gute Zeiten nicht zu erhoffen, umso überraschender kam der 400=Meter=Rekordlauf des Kasseler Danz, der trotz schwacher Gegnerschaft mit 49,5 eine neue Turner=Bestleistung aufstellte und damit seine alte um eine halbe (ekunde verbesserte. Danz dürfte bei den Turner=Meisterschaften im August in Kassel eine beachtliche Rolle spielen, da er auch über 800 Meter in hervorragender Form ist und einer der größten Widersacher Wichmanns sein sollte. Die 100 Meter gewann Pontow in 10,9(mit Rücken= wind), bei den Turnerinnen zeichneten sich im Weitsprung Frl. Dülfer und Schlegelmilch mit 5,09 bezw. 5,03 Meter aus. Schiedsrichterwahl bei Fußballspielen Berlin. Es in den letzten Wochen des öfteren zu Meinungsverschiedenheiten gekommen— vornehmlich zwischen Vereinen und ihren örtlichen Schiedsrichterorganisationen—, wem das Recht der Schiedsrichterwahl bei Privatspielen mit inländischen und internationalen Gegnern zusteht. Ueber diese Frage hatte es bereits in Danzig aus dem Bundestag 1927 eine Aussprache gegeben, die endgültige Formulierung wude seinerzeit dem Bundesvorstand übertragen Die von diesem neugefaßten Schiedsrichterbestimmungen sprechen sich hierzu wie folgt aus: „Bei jedem Privatspiel einer ersten Mannschaft ist der Veranstalter berechtigt, sich einen in Deutschland anerkannten Schiedsrichter oder mit Genehmigung des Bundesvorstandes einen ausländischen Schiedsrichter auszuwählen.“ „Ein trotzig kühnes Geschlecht brauchen wir, mit Sonne im Herzen und blitzenden Augen, ein Geschlecht, das Gott fürchtet, die Brüder liebt und deutsch ist bis ins Mark.“ Diese Worte des 1. Gauvertreters des Hellweg=Märkischen Turngaues, Panitz, Dtm.=Huckarde, an über 6000 Teilnehmer und Zuschauer auf dem Marktplatze der festlich geschmückten Stadt Kamen markig gesprochen, fanden den Beifall der großen Masse der Turner. Kamen mit seinen 12 500 Einwohnern hatte einen ganz großen Tag. Die Turnerinnen und Turner des Hellweg=Märkischen Turngaues waren in großen Scharen und freudigster Stimmung nach dem anheimelnden Städtchen gekommen, um hier das 38. Gauturnfest zu feiern und gleichzeitig dadurch der 75. Jubelfeier des Turnvereins Kamen ein besonderes festliches Gepräge zu geben. Schon am frühen Mittag setzte der Zustrom nach Kamen ein und um 15 Uhr begannen die Mehrkämpfe der Geräte= und Volksturner, sowie der Altersturner. Kamen bot ein Bild festlicher Freude. Ueberall wehten Fahnen und Fähnchen von allen Häusern. Die neue Kampfbahn in Kamen sollte durch das Gauturnfest erstmalig die Feuerprobe bestehen. Leider ist diese Probe ungünstig ausgefallen, da der noch überall weiche Lehmboden nach den vielen Regenschauern bald eine Stätte traurigster Verfassung wurde. Rund 1500 Wetturner und Wetturnerinnen haben an den Wettkämpfen teilgenommen, eine Zahl, die zu erkennen gibt, welch unendlich viele Arbeit die Fest= und Wettkampfleitung zu erledigen hatte. Es hat alles gut geklappt. Dem Turnverein Kamen wurden zum 75jährigen Stiftungsfest von den Behörden und den Turnvereinen, wie zuch von dem Stadtverband für Leibesübungen herzlichste Glückwünsche übermittelt. Großen Beifall fanden auch die wirkungsvollen Ausführungen des Bürgermeisters der Stadt Kamen, Berensmann, aus denen man entnehmen konnte, daß er ein warmes Herz für die deutsche Turnsache hat. Eine besondere Ehrung hatte der Verein durch die Anwesenheit des 1. Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, Professor Dr. Berger, Berlin. Auch der Beisitzer der Deutschen Turnerschaft, Generaldirektor Viktor Toyka, Dortmund, sowie der Kreisvertreter Professor Dr. Burgaß, Dortmund, waren gerne dem Rufe nach Kamen gefolgt. Die turnerischen Wettkämpfe hatten am Sonnabend und Sonntag sehr unter dem Wetter zu leiden. Ausgetragen wurden: Zwölfkamf in 2 Schwierigkeitsstufen(Reck, Barren, Pferd, Freiübungen, 100=Meter=Lauf, Weithochsprung, Kugelstoßen). Für eine dieser Uebungen konnte 50Meter=Brustschwimmen genommen werden. 52 Turner wählten den Schwimmkampf und zeigten im Durchschniit gute Leistungen. Der volkstümliche Vierkampf fand eine glänzende Beteiligung und auch der schwierige Sechskampf fand viele Teilnehmer. Der Siebenkampf der Aelteren zeigte so manche Größe von„dunnemals“ auf dem grünen Rasen und der Laufbahn. Das Vereinsriegen= und Altersturnen sah besonders den Turnverein Eintracht und die Turngemeinde Dortmunk stark vertreten, wie überhaupt die Dortmunder Turner und Turnerinnen den Löwenanteil an Besuchern stellten und auch— den Löwenanteil an Siegen einheimsen konnten. Die Siegerliste gibt ein beredtes Bild der Ueberlegenheit. seines Könnens nicht bezeichnen, da die Sprungständer ein höheres Springen nicht gestatteten. Die Frauenkämpfe wurden ebenfalls harte Unnaer, Brechtener und Dortmunder Turnerinnen zeigten sich von der besten Seite. Das Freiringen sah Oeß von der Eintracht Lütgendortmund als Sieger vor Osthoff, Tv. Wellinghofen. Die 4 mal 100=Meter=Staffeln der Jugend sah in beiden Altersklassen die Eintracht Dortmund als Sieger. Die Schwimmwettkämpfe fanden sehr großen Zuspruch. Hier waren die Schwimmer aus Werne, Unna und besonders auch die Dortmunder Schwimmerinnen nicht zu schlagen. Von der Schwerter Turnerschaft von 1868 errangen im Zwölfkampf Unterstufe bei 140 Teilnehmern und 57 Siegern Heitbreder Heinrich den 2. Kranz mit 181 Punkten, Engel, Wilh. den 26. Kranz mit 161 Punkten; im Sechskampf bei 28 Teilnehmern und 14 Siegern Binhoff, Arthur, den 4. Kranz mit 93 Puntten, Rümer, Georg, den 5. Kranz mit 92 Punkten. Bei den Kämpfen der Männer um die Gaumeisterschaften konnte Rümer, Georg, beim Diskuswerfen den 4. Platz mit 29,25 Meter belegen, während Fräulein Grete Kuchhäuser bei den Kämpfen der Frauen beim Kugelstoßen, 4 kg. mit 8,16 Meter Zweiteste wurde. Den Höhepunkt hatte das Fest in dem Festzuge, an dem über 2500 Turner und Turnerinnen in allen Altersklassen sich beteiligten. Bei glücklicherweise gutem Wetter wurde der Festzug angefangen und fast bis zum Schluß durchgeführt. Starker Regen verursachte dann leider etwas frühzeitige Unterbrechung. Auf dem Marktplatze begrüßte Bürgermeister Berensmann die Turner namens der Stadt Kamen. Im volkstümlichen Vierkampf wurden von 145 Teilnehmern 46 Sieger. Erster wurde Wilms vom Turnverein Kirchhörde. Der schwierige Sechskampf fand 28 Teilnehmer und brachte 14 Sieger. Kritzler vom Tv. Dortmund=Eving war der Glückliche, der sich mit 110 Punkten vor Heidbreder, Tv. DortmundHörde, an die Spitze setzen konnte. Im Siebenkampf der Aelteren wurde Bittmann von der Turngemeinde Dortmund Bester mit 133 Punkten, gleichzeitig erreichte die gleiche Punktzahl Lohoff vom Allg. Tv. Unna. Im Zwölfkampf der Unterstufe wurde bei 140 Teilnehmern und 57 Siegern Lorenz aus Lünen Bester. Die Krone der Kämpfe fanden eine außergewöhnlich hohe Teilnehmerzahl. Die Gaumeisterschaften im Volksturnen fanden den lebhaften Beifall aller Anwesenden. In allerbester Verfassung zeigte sich Regener von der Eintracht, der alle 10 Ganmeisterschaften holen konnte, worunter sein 100=Meter=Lauf auf der schweren Bahn mit 10,9 Sek.(im Vorlauf 10,8 Sek.) sehr gefallen sonnte. Aber auch Wenker war im Weitsprung und im Schleuderballwerfen nicht zu schlagen. Regeners Stabhochsprung von 3.40 Meter kann man als Maßstab Mittwoch, den 10. Juli. 12,35: Schallplattenkonzert.— 12,50: Wetterdienst.— 12,55: Nauener Zeitzeichen, Tagesdienst.— 13,05: Mittagskonzert. Leitung: Eysoldt.— 15,00: Els Vordemberge: Kinderspielstunde.— 15,30: Wirtschaftsdienst.— 16,05: Frauenstunde.— 16,25: Wirtschaftsdienst.— 16,30: Franz P. Brückner: von Jack London“.— 17,00: Funkpädagogische Arbeitsgemeinschaft für Volksschulen.— 17,35 bis 18,30: Vesperkonzert. Leitung: Eysoldt. 18,30: Prof. Dr. Robert Michels:„Der Fremdenverkehr und seine Grundlagen“— 18,50: Vom Tage.— 19,00: Wirtschafts=, Wetter= und Sportdienst.— 19,15: Die Stunde des Arbeiters.— 19,40: Univ.=Prof. Dr. Walb:„Die Struktur des internationalen Geld= und Kapitalmarktes".— 20,00: Irgendwo in Westdeutschland.— 20,30: Der heitere Mittwoch. — Anschl.: Letzte Meldungen, Sportdienst und Funkwerbung.— Darauf bis 24,00: Konzert aus der Bastei. Kapelle: Harry Blum. Donnerstag, den 11. Juli 1929. Münster. 07,15—17,35: Uebertragung von Köln.— 17,35—18,30: Uebertragung von Frankfurt.— (In der Pause 18,15: Uebertragung von Köln) 18,30—24,00: Uebertragung von Köln. Langenberg. 07.15—14.30: Uebertragung von Kölg. 15,00—17,35: Uebertragung —18.30: Uebertragung von Frankfurt.—(In der Pause 18,15: Uebertragung von Köln). 18.30—24,00: Uebertragung von Köln. 07.15: Leißesübungen.— 07,.30: BrunnenSchallplattenkonzert.— 10.30: 12.50: Wetterdienst.— 12.55: Nauener Zeitzeichen.— 13,05—14,30: Mittagskonzert(Ltg. Eysoldt).— 14,30: Ratschlage fürs Haus.— 15,00: Els Vordemberge: Kinderspielstunde. 15.30: Wirtschaftsdienst.— 16,00: Prof. Dr. Robert Michels:„Der Fremdenverkehr und seine Grundlagen.“— 16,25: Wirtschaftsdienst. — 16,35: Direktor Dr. Riesenbürger:„Wege in der Darbietung des bügerkundlichen Lehrstoffes“ — 17,35—18,30: Uebertragung von Frankfurt. 18.30: Unv.=Prof. Dr. Sperber: Gutes Deutsch. 19,15: Spanisch.— 19,40: Alberte Mertens: „Fidelio“, Oper in zwei Aufzügen von Lu#wig — Danach bis 24,00: Konzert aus dem Hotel zur Post.(Kapelle Arthur Groesch= — Börsen und Märkte Bericht über die Preisfeststellung des letzten Schlachtviehmarktes. Dem letzten viehmarkte waren zugeführt: 1056 Stück Groß= vieh, 714 Kälber, 40 Schafe, 3161 Schweine. Der Marktverlauf war bei Großvieh langsam, in Weidevieh sehr schleppend, bei Kälbern langsam und bei Schweinen schleppend. Es wurden gezahlt für 50 Kilo. Lebendgewicht: Ochsen: a) 1. 60—62, 2. 57—59; b) 1. 54—56, 2. 51—53; c) 45—50. Bullen: a) 55—58; b) 52—54; c) 47—51; d) 43—46. Kühe: a) 53—56; b) 49—52; c) 39—45; d) 25—38. Färsen: a) 60—63; b) 55—59; c) 45—54. Kälber: b) 83—86; c) 68 bis 82;; d) 50—67. Schweine: a) 82—86; b) 84—87; c) 82—86; d) 80—83; e) 78—81; f) 76—78; 9) 71—80. Verantwortlich für Lokales, Kommunalpolitik, Feuilleton, Provinzielles, Gerichtssaal u. Sport Haus Eberhard Lex, Schwerte. Halte mit Deinem Fahrzeug nicht an scharsen Wegekrümmungen, Kreuzungen und Haltestellen der Straßenbahn, derartige Stellen müssen übersichtlich bleiben. Vormisthtes „Die am Rande leben“ An solche Menschen denkt die Arbeit der Inneren Mission der evangelischen Kirche, deren westfälischer Provinzialverband kürzlich ein Flugblatt in den Gemeinden verbreitete, das zur Hilfe für„die am Rande lebenden“ die Leidenden und Unglücklichen und die fremder Schuld oder unglücklicher Verhältniss aufruft. Die Oeffentlichkeit ist das Angegangenwerden weithin leid. Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht ins Büro, auf. Schreibtisch, in die Haustür irgendein Aufruf, irgend eine Sammelbitte dringt. Immerhin im letzten Jahr wurde durch die Innere Mission der Kirche bezw. durch die Wohlfahrtsarbeit einer einzigen Provinz zehneinhalb Millionen erspart, die sonst durch Steuermittel hätten aufgebracht werden müssen. Damit leuchtet ein, daß durch die Aufrufe zur Hilfe für die„die am Rande leben“, mit anderen Worten ohne Hilfe versinken, zu einem Werk aufgefordert wird, daß nicht nur der inneren Gesetzmäßigkeit des christlichen Glaubens, sondern ebensosehr der volkswirtschaftlichen Logik entspricht. Zwischen dem Handeln aus echt religiösen Motiven und der sozialen Gesundheit besteht ein Zusammenhang, der im Interesse des Volkes offenbar allgemeine Beachtung verdient. Bücherbesprechung Festschrift der Landwirtschaftskammer der Provinz Westfalen. Im Frühling 1929 konnte die Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen auf ein 30jähriges segensreiches Bestehen zurückblicken. Anläßlich des Umstandes, daß der deutsche Landwirtschaftsrat,— die Spitzenvertretung der gesamten deutschen Landwirtschaft— in diesem Jahre seine Vollversammlung in Westfalen abhalten wird, sowie wegen des bevorstehenden 70. Geburtstages des Kammerpräsidenten, Freiherrn von Ledebur auf Haus Crollage, hat die Landwirtschaftskammer der Provinz Westfalen eine umfangreiche Festschrift herausgegeben, die einen Ueberblick über die Entwicklung der wests. Landwirtschaft und die heimischen Förderungseinrichtungen in bester Weise vermittelt. Sehr viel unveröffentlichtes Material zur Orientierung der landwirtschaftlichen Verhältnisse unserer Provinz ist in dieser ausgezeichneten Festschrift dokumentiert werden; ein reichhaltiges Bildmaterial aus allen landwirtschaftlichen Gebieten veranschaulicht die von anerkannten Persönlichkeiten niedergeschriebenen Aufsätze. So haben die Portraits der Mitglieder der einzelnen Hauptvereine, unter denen sich auch das von Gutsbesitzer Fritz Hidding, Ergste(Vorsitzender des Kreisvereins Iserlohn, Landeskulturgesellschaft Sauerland) befindet, eine deutliche und klare Wiedergebe gefunden. In der Festschrift, die über 300 Seiten umfaßt, ist nichts vergessen worden, was die landwirtschaftlichen Belange angeht und v besonderem Interesse ist. Prächtige landschaftliche Aufnahmen tragen zur Verschönerun des liebevoll zusammengestellten Werkes erheblich bei. Auch das statistische Material hat eine entsprechende Würdigung gefunden. Die Festschrift, die im Betriebe der E. Gundlach A.=G. in Bielefeld verlegt wurde, ist ganz im Kunstdruck hergestellt worden und weist eine künstlerische Note auf, die auf der Titelseite im Mehrfarbendruck besonders wirkungsvoll zur Geltung kommt. Den Landwirten können, wir den Erwerb dieser Festschrift, die von der Landwirtschaftskammer Münster zum Peise von 5.— Mk. bezogen werden kann, nur wärmstens empfehlen, zumal es auf diesem Gebiete wenige Werke gibt, die inhaltlich und an äußerlicher Ausstattung diesem nahekommen.— Eine Festschrift, die man nur ungern wieder aus der Hand legt. beund besonders der Lokalpresse wird von allen maßgebenden Faktoren anerkannt, denn ihr Ziel und Zweck, ihr ganzes Trachten und Streben gilt dem einen Gedanken: Die das einzige am Platze gedruckte Lokalblatt(gegründet 1868) hat in den 61 Jahren ihre Hauptaufgabe darin gesehen, Dienst an Heimat und Vaterland zu verrichten, Vermittlerin zu sein zwischen Stadt und Land, zwischen Verwaltung und Bürgerschaft, zwischen den einzelnen Berufsgruppen und den verschiedenen Schichten der Bevölkerung. Infolge ihres neutralen Charakters, stets bestrebt, bestehende Gegensätze auszugleichen und dem Gemeinwohl zu dienen, hat die„Schwerter Zeitung“ in allen Kreisen der hiesigen Bevölkerung und Umgebung Eingang gefunden und sich allerorts größte Sympathien erworben. Ihre Vielseitigkeit stempelt die„Schwerter Zeitung“ zu einem echten Jumilinnbkertt, Der Schatten Rungessers und Colis Töblcher Absturz eines fr Die beiden französischen Fliegerhauptleute Courdouret und Mailloux hatten sich vor mehreren Tagen wegen des in Frankreich geltenden Startverbots für Ozeanflüge nach Sevilla begeben, um von dort aus einen Ost=West=Flug nach Newyork anzutreten, der bekanntlich Nungesser und Coli bereits das Leben kostete und bisher nur den Deutschen Köhl und v. Hünefeld gelungen ist. Jedoch wurde ihnen auch der Flug von Sevilla aus untersagt, so daß die Flieger iotgedrungen nach Frankreich zurückkehren mußten. Ueber Saint=Angeau nun erlitt das Flugzeug, das den Namen„France“ führt, einen Motorschaden, so daß die Flieger eine NotlanDanksagniig Für die überaus zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Hinscheiden unseres lieben Entschlafenen sagen wir allen unseren innigen Dank. Paul Spielmann und Frau Carl Kogelheide und Frau Margarete Becker. Rheinen, im Juli 1929. Creme Leodor Vier wichtige Verwendungsmöglichkeiten: Bei Sonnenbrand ist Creme Leodor ein wundervoll kühlendes Mittel gegen schmerzhaftes Brennen der Haut. Bei Insektenstichen verhindert Ereme Leodor, dick aufgestrichen, schmerzhaftes Anschwellen und Juckceiz. Als Puderunterlage leistet Ereme Leodor mit ihrem dezenten Blütengeruch vorzügliche Dienste. Bei roten Händen und unschöner Hautfarbe verleiht die schneeig=weiße Creme Leodor den Händen und dem Gesicht jenen matten Teint, wie er der vornehmen Dame erwünscht ist. Tube 60 Pf. und 1.— Mk., die dazugehörige Leodor=Seife Stück 50 Pf. 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Courdouret ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen.— Nicht unerwähnt sei, daß die Flieger bereits im Vorjahre vom Flugplatz Le Bourget aus einen Ozeanflug unternehmen wollten. Beim Start blieb jedoch der Apparat an einer Starkstromleitung hängen und die Piloten entrannen nur durch einen Zufall dem Tode. Unser Bild zeigt Courdouret(+) und Mailloux(+) vor ihrem Flugzeug. im Agenen heim Nichts Schöneres gibt es, als sich— gemütlich daheim sitzend— alle fernen Sendestationen„hetanzuholen“. Man weiß ja auch genau, ob Rom, ob Paris jetzt sendet was Langenberg jetzt bringt und welche Musik gerade aus Barcelona ertönt... denn:„Der Deutsche Rundfunk“. die älteste und größte Funkzeitschrift, bringt je wöchentlich alle ausführlichen Programme allet in- und ausländischen Sender. Heit SO Pl. Monatsbezug RM 2,- durch des Postamt od. eine Buchhandlung. Probeheit umsonst vom Verlag, Berlin N 24 In Schwerte zu beziehen durch die Buchhandlung CBRAUS, Bahnhofstraße 3## 86 se 0 Nr. 159(Zweites Blatt) „Tchlberted=Hellul.s Der Eiten um die Nenferenz etwa einem Monat soll nach der letzten englischen Anregung die große politische Konferenz zusammentreten, aber noch immer weiß man nicht, wo die Tagung stattfinden soll, und es ist auch nicht sehr wahrscheinlich, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen Frankreich und England über den Konferenzort so bald beigelegt werden. Die französische Rechtspresse führt nach wie vor einen erbitterten Feldzug gegen die Abhaltung der Konferenz in London, und solange nicht der Streit um die Ratifizierung des Schuldenabkommens beigelegt ist, wird sich das Kabinett Poincaré hüten, die Lage durch Zustimmung zu der englischen Forderung noch zu verschärfen. Die Beratung der Ratifizierungsgesetze soll aber erst am Donnerstag in der Kammer beginnen und dürfte sich geraume Zeit hinziehen. Nötigenfalls soll sogar eine Geheimsitzung abgehalten werden, in der Poincaré und Briand von den Schriftstücken, die sich auf die Schuldenabkommen beziehen, Kenntnis geben wollen. Die Regierung hofft, daß die Kammer ihre Arbeiten so zeitig abschließen werde und zwar im Sinne der Regierung, daß der Senat am 25. Juli in die Prüfung der Angelegenheit eintreten kann. Unter diesen Umständen ist zu befürchten, daß die Entscheidung über den Konferenzort bis Ende des Monats verschleppt werden wird, falls nicht etwa England seine Forderung auf Abhaltung der Konferenz in London fallen lassen sollte. Die Gründe für die Abneigung Frankreichs gegen die englische Hauptstadt läßt das„Echo de Paris" recht deutlich erkennen, das u. a. schreibt: Die Londoner Atmosphäre sei durchaus gegen die These, die Frankreich sich anschicke aufzustellen. Das Ziel des englischen Schatzamtes gehe offensichtlich dahin, die Regierungskonferenz zu benützen, um die Internationale Bank in der City unterzubringen, der Frankreich lieber einen anderen Sitz geben würde. Aus diesen Gründen werde die französische Regierung der Forderung Hendersons nicht willfahren. Für den Augenblick, besonders nach der Rede Hendersons, sei man in Paris der Auffassung, daß London der französischen Sache die größtmöglichsten Verlegenheiten vorbehalte. Nach wie vor setzt sich die Pariser Presse auch dafür ein, die mit dem Younplan zusammenhängenden Fragen nicht zusammen auf einer einzigen Konferenz zu erledigen, sondern in Etappen. Maßgebend ist dabei offenbar der Wunsch, die Frage der Rheinlandräumung und die Saarfrage weiter zu verschleppen. Deutscherseits vertritt man den Standpunkt, daß man schon jetzt Unterausschüsse einberufen solle, die in einer Vorkonferenz die notwendigen Unterlagen für die politischen Entscheidungen schaffen sollen. Als Ort für diese Vorkonferenz wird Baden=Baden vorgeschlagen. England lehnt die französische Forderung noch schroffer ab. Der diplomatische Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ glaubt zu wissen, daß die englische Regierung in der in Paris überreichten Denkschrift an ihrer Auffassung festgehalten hat, wonach sie der französischen Ansicht, die sich aus dem Youngplan ergebenden Fragen auf mehreren aufeinanderfolgenden Sachverständigen= und diplomatischen Konferenzen zu regeln, nicht beitreten könne. Den Hinweis des Außenministers Henderson im Verlaufe seiner außenpolitischen Rede im Unterhaus am Freitag, daß die britische Regierung von der französischen Seite her keine unüberwindlichen Hindernisse für ihre Auffassung einer sofortigen und vollständigen Räumung des Rheinlandes erwarte, bezeichnet der Mitarbeiter aber in ihrer Höflichkeit als etwas übertrieben. Die französische Regierung werde vielleicht im Laufe der Zeit von ihren Forderungen— ständige Feststellungs= und Ausgleichskommission, Einsetzung der internationalen Bank und Kommerzialisierung des französischen Anteils an den deutschen Zahlungen— zurückweichen, aber ihre Stellung nicht bereitwillig aufgeben, so daß die Konferenz in jedem Falle schwierig zu werden verspreche. Das Blatt glaubt, daß die Entsendung eines amerikanischen Beobachters manche Schwierigkeiten erleichtern würde. Was die Saarfrage angehe, so werde damit gerechnet, daß die frauzösische Regierung ihre Erörterung auf der kommenden Konferenz ablehne. Der Mitarbeiter bestätigt, daß auch in glischen Kreisen die Aufrollung der Saarfrage in diesem Augenblick als unnötig und unzweckmäßig angesehen werde. Es werde nunmehr angeregt, daß der Wert der Saargruben, auf deren Rückgabe Deutschland besonderes Gewicht lege, durch die Konserenz abgeschätzt werden sollte, um eine Grundlage für eine frühere Rückgabe des Saargebiets an Deutschland gegen deutsche Zahlungen an Frankreich zu schaffen. Deutschland würde dann auch den Gesamtumfang seiner Kriegsentschädigungszahlungen kennen. Steuererleichterungen Erleichterungen bei den Steuern vom Einkommen, den Körperschaften, vom Vermögen und auf Wechsel bedeuten drei Reichsgetze, die jetzt verkündet werden. Eine Ermäßigung oder ein Erlaß der Einkommensteuer kann auch eintreten, wenn der Steuerpflichtige in dem vorangegangenen Steuerabschnitte kein Einkommen bezogen und den Lebensunterhalt im wesentlichen aus seinem Vermögen, insbesondere aus Ersparnissen gedeckt hat. Uebersteigt das gesamte Einkommen eines Steuerpflichtigen nach Abzug des steuerfreien Einkommensteils, aber vor Absetzung der Ermäßigungen nach dem Familienstande, nicht 8000 M, besteht es ganz oder zum Teil aus versteuertem Lohn oder Zins und beträgt es bis zu 500 Ml, so wird nicht veranlagt. Geht es über 500 M, so wird nur das sonstige Einkommen veranlagt. Die Vermögenszuwachssteuer wird bis zu der Zeit außer Hebung gesetzt, auf die das Vermögen nach dem Steueranpassungsgesetz zum ersten Male festgestellt wird. Die steuer ermäßigt sich auf die Hälfte bei Wechsern, die vom Inland auf das Ausland gezogen und geht in New Orleans ver? ch Dynamitanschläge, Straßenkämpfe, Belagerungszustand. In New Orleans, dem Zentrum des amerikanischen Baumwollhandels, ist es im Zusammenhang mit einem dieser Tage ausgebrochenen Straßenbahnerstreik zu außerordentlich schweren Zwischenfällen gekommen. Als Arbeitswillige den Verkehr wieder aufzunehmen versuchten, kam es zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei, die mit Tränengas und Bomben vorging. Später versuchte eine Menge von Streikenden ein Depot in Brand zu stecken, in dem 5000 Arbeitswillige untergebracht sind. An anderen Stellen überrannten die Streikenden die Polizeiposten, legten an die Straßenbalnwagen Feuer an und sprengten einzelne Depots mit Dynamit in die Luft. Falls in der Streiklage in der allernächsten Zeit keine Entspannung eintritt, ist mit der Verhängung des Belagerungszustandes zu rechnen, umsomehr, als die Metallarbeiter beschlossen haben, in einen pathiestreit einzutreten. Unser Bild zeigt die Stadt, die plohl#ch den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist. Mittwoch, 10. Juli 1929 dort zahlbar find, und solche, die vom Ausland auf das Inland gezogen und im Inland in Reichsmark zahlbar sind. Eine amtliche Belehrung für Mieter Bei Mietstreitigkeiten wichtig ist eine Belehrung der Beteiligten, die vom Justizminister jetzt den Gerichten empfohlen wird. Bei Aufhebung eines Mietverhältnisses durch Urteil sieht das Mieterschutzgesetz nur die Sicherung ausreichenden Ersatzraumes vor. Dies gilt auch für ein Anerkennungsurteil. Die vorbehaltlos anerkennende Seite kann deshalb die Zuweisung eines angemessenen oder gleichwertigen Ersatzraumes nicht beanspruchen. Ein ausreichender Ersatzraum ist nicht gleichbedeutend mit einem angemessenen oder gleichwertigen. Der letztere kann nur durch einen Vergleich erreicht werden. Neubauten genießt der Mieter unter Umständen keinen Mieterschutz. Er kann Mietssteigerungen ausgesetzt sein. die seine Leistungsfähigkeit übersteigen. Eine derartige Wohnung ist nur dann gesichert, wenn ein langfristiger Mietvertrag möglich und der Mietpreis der Leistungsfühigkeit des Mieters entspricht. U. U. dazu die Untervermietung, deren Zulässigkeit zu berüsichtigen ist. bestehen Im Verkehr mit Ostpreußen gelten die Fahrkarten nicht wahlweise für die einzelnen Strekken durch den sog. Korridor. Zur Vermeidung von falschen Abfertigungen sind die beteiligten Dienststellen angewiesen worden, die Reisenden über ihren Weg ausdrücklich zu befragen. Kann dieser nicht bestimmt bezeichnet werden, so wird eine Abfertigung zunächst nur bis Berlin empfohlen. Dort muß ohnehin der Zug, u. U. auch der Bahnhof gewechselt werden, so daß in der Regel genügend Zeit zur Neulösung von Fahrkarten und Einholung von Auskünften vorhanden ist. Schnellzugreisende nach dem südlichen Ostpreußen fahren von Berlin am Tage am günstigsten über Schneidemühl=Bromberg Deutsch=Eylau, in der Nacht über FrankfurtSteutsch=Posen=Deutsch=Cylau. Den Reisenden soll bereitwilligst Auskunft erteilt und sie mit Rat und Tat unterstützt werden. Delche Alenge Staub- und Schmutzteilchen an einem einzigen Haar hängen, sehen Sie am besten unter der Lupe. Nun nehmen Sie einmal eine Waschung mit 74711“ Kopfwasch=Pulver vor, und lassen Sie den duftigen, reichen Schaum gründlich einwirken Würden Sie jetzt die Untersuchung wiederholen, so fänden Sie, daß alle Unreinheiten verschwunden sind. Aber Sie merken die wohltuende Wirkung ja schon an dem Gefühl der Frische der Kopfhaut. Bei dem geringen Preis von 30 Pig. für eine Packung 44711“ Kopfwasch=Pulver, ausreichend für zweimaligen Gebrauch, können Sie sich diesen Genuß sehr oft leisten. Roman von Fr. Lehne. 4. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Meinen Sie, Buronesse? Doch ich lasse nicht mit mir spielen—, Verlegen geworden, daß er ihren Worten einen Sinn unterlegte, den sie nicht gemeint hatte, fand sie nicht gleich die richtige Antwort. Mit Wohlgefallen sah er, wie ein dunkles Rot ihr in das schöne Gesicht stieg, das die Farbe ganz matter Teerosen trug. „Hören Sie, Baronesse, ich lasse nicht mit mir spielen—“ wiederholte er seine Worte. „Das würde ich mir auch nie erlauben, Graf Lüdorff! Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor Ihnen—“. „O, Baronesse, das Wort Respell hole ich nicht gern; es klingt so kalt und nüchtern— ein anderes Wort wäre mir lieber—“. Er drängte sich an ihre Seite und suchte ihre Augen.„Ein anderes Wort, Silvia— das Wort: Liebe—“ und er nahm ihre Hand und küßte sie. junge, taufrische Schönheit berauschte ihn. Silvia fühlte: jetzt war der Augenblick gekommen, in dem sie den Wunsch der Mutter erfülen konnte— nur ein wenig Geschicklichkeit, und sie war heute des Grafen Braut! Aber sie hatte Angst, sich heute schon zu binden, und aus einem unbestimmten Gefühl heraus versuchte sie die schwere Entscheidung noch hinauszuschieben. Obwohl ihr Viktor Lüdorff durchaus nicht unsympathisch war, sprach ihr Herz doch nicht für ihn. Sie sehnte sich danach, aus ihrem reichen, übervollen Herzen zu spenden, sich ganz zu geben in selbstvergessender, jauchzender Liebe, und das konnte sie hier nicht. „Wie vielen haben Sie das wohl schon gesagt, Graf! Verzeihen Sie, aber ich kann es nicht ernst nehmen und finde es— offen gesagt — Ihres Geistes nicht würdig.“ „Silvia, warum weichen Sie mir aus? Ihre Schönheit—.—“.. J 4. 882 „Bitte, lieber Graf, werden Sie nicht banal! Sie wissen, diese Sprache verstehe ich nicht— darum mag ich sie nicht— und wir wollen doch gute Freunde bleiben——“ „Ich erhoffe mehr, Silvia—“ „So kühn, lieber Graf, nachdem Sie mich erst so kurze Zeit kennen? Denken Sie an Jakob und Rahel!“ „Sieben Jahre warb Jakob um Rahel— so viel Zeit habe ich nicht, Baronesse. Sieben Wochen sind schon eine halbe Ewigkeit.“ Ich gebe Sie Ihnen als Prüfungszeit— und bis dahin, Graf Lüdorff, nichts mehr davon. Sie sehen, ich bin großmütig. Der Schmetterling muß fliegen, bis der Herbst kommt — ich gönne ihm diese Frist, ehe ich ihn aufspieße!“ Sie lachte schelmisch. Er war entzückt von ihr. Sie hatte sein müdes Herz zu einer Glut entflammt, die er niemals mehr in sich vermutet. Eigentlich hatte er sich ja gelobt, nicht zu heiraten, bis er Silvia Darwitz gesehen. Diese köstliche, reine Mädchenblüte machte ihn seinem Gelöbnis untreu. Daß sie ihm auswich, war ihm neu und reizte ihn. Schließlich aber wurde sie doch die Seine, denn keine hatte ihm bisher widerstanden, wenn er ernstlich gewollt. Und mit den Augen des künftigen Gatten, beinahe sachlich, beobachtete er Silvia beim Spielen, so daß er, schon ein Meister im Tennis, die meisten Bälle verfehlte. Wie ihre weiche Anmut, ihre süße Mädchenhaftigkeit ihn entzückte. Keine unschönen, hastigen Bewegungen beim Ballnehmen und=geben, trotz aller Lebhaftigheit und Behendigkeit, kein erhitztes Gesicht, um das wirr die Haare flogen, nur daß auf den Wangen eine erhöhte Röte lag und die dunklen Augen noch mehr leuchteten. „Sie sind unaufmerksam, Graf! Warum spielen wir heute? Mich verlangt es nicht nach billigen Erfolgen.“— Silvia stampfte leicht mit dem Fuße auf. Sie tragen die Schuld, Baronesse Sitvin! Sie machen mich zerstreut. Plaudern wir dann ein wenig.“ 6 6 Ein Wink hieß den kleinen Ne unecht, der ihnen die Bälle aufgehoben, sich zurückziehen. Wovon, Graf? Sie wissen, wie schwer es mir wird, Ihnen zu folgen.“ In leichter Schelmerei sah sie ihn an. Er verneigte sich lächelnd. „Selbstverständlich passe ich mich Ihnen an. Also beginnen wir, uns etwas vom Mondschein und Nachtigallensang zu erzählen—“ „Sie spotten meiner, Graf Lüdorff—“. Silvia war ein wenig ärgerlich. Ihn freute es. „Nein, Baronesse, ich bin im Gegenteil entzückt, daß Sie so begeisterungsfähig sind.“ Er saß ihr halb zugekehrt, den rechten Arm auf der Lehne der Bank und seine kühlen grauen Augen senkten sich tief in die ihren, daß sie errötend die Wimpern niederschlug. „Habe ich recht, Baronesse, wenn ich auf Ihrem Schreibtisch Heines Buch der Lieder oder Lenaus Gedichte vermute?" „Um mich in diese herrliche Poesie zu vertiefen, ja, Graf,“ versetzte sie, den Kopf mit einer trotzigen Bewegung zurückwerfend.„Und mit all Ihrer Ironie werden Sie mich doch nicht davon abbringen, das schön zu finden, was mir gefällt.“ 7.5 möchte wohl Ihr geleyriger Schüler sein, Baronesse, möchte mit Ihnen zusammen das„Buch der Lieder" studieren: Wenn ich in deine Augen seh, so schwindet all mein Leid und Weh— doch wenn ich küsse deinen Mund, so werd' ich ganz und gar gesund!“ sagte er mit verhaltener Stimme. Er nahm ihre Hand und strich leise darüber hin. „Silvia!“ flüsterte er,„Silvia!“ Sie erbebte. Ihre taufrischen, korallenroten Lippen waren in so verführerischer Nähe; ein heißes Verlangen, sie zu küssen, war in ihm. Er neigte sich gegen ihr Gesicht. Entrüstet sprang sie auf.„ Herr Graf, Sie vergessen sich Er biß sich auf die Lippen. Wie hatte er sich doch hinreißen lassen. Verzeihen Sie mir, Baronesse Silvia! Doch ist diese Sprache nicht gegen meine zukünftige Frau erlaubt?“ „Die ich nicht werde!" „Sie sagen es heute!", Ich werde es auch morgen sagen! „Und in sieben Wochen? Denken Sie an Ihre Worte von vorhin!“ „Weiß ich noch nicht, wie meine Entscheivung ausfallen wird!" Ich werde mich bemühen, allen Ihren Wünschen gerecht zu werden, Baronesse Silvia, und diese kennen zu lernen, müssen Sie mir schon erlauben, jeden Tag zu kommen. Denn ich liebe Sie, Silvia!“ „Ich liebe Sie nicht, Graf Lüdorff.“ Trotz beseelte sie gegen seine herrische Art. „Dann werden Sie es lernen, Silvia, weil ich es will.“ 85lm „Ich habe auch einen Willen. „Frauenwillen bricht man, wenn er dem eigenen entgegensteht. „Den meinen nicht, ich tue, was ich will.“ Er lächelte wieder sein schattenhaftes, spöttisches Lächeln. „Was bist du in meiner Hand, unter meinem Willen,“ sagte ihr dieses Lächeln. Und sie dachte: Nein, ich kann ihn nicht heiraten, auch wenn die Mutter es will. Er würde mich nie verstehen, würde über alles, was mir heilig ist, lächeln; in seiner Nähe wird mich immer frieren. Ach, und ihre zarte Seele träumte von tausend Wundern. Hastig erhob er sich. „Ich danke Ihnen, Baronisse.“ Verwundert fragend sah sie ihn an. (Fortsetzung folgt.) S Die gefährlichen Aehren Schwerte, den 10. Juli 1929. Die Ferien sind da und damit die Zeit der Spaziergänge durch Feld und Flur. Wohl kein Weg ist so schön wie der durch die Aehrenfelder oder an ihnen vorbei. Leise fährt die Hand über die körnerschweren Halme, auf denen unser tägliches Brot wächst, und mehr aus Freude am Leben als aus Leichtsinn wird hin und wieder eine der Aehren gebrochen. Und nach alter, lieber Gewohnheit in den Mund gesteckt! Da soll man nicht tun! Nicht als Kind, nicht als Erwachsener. Einmals ist's nicht besonders ge schmackvoll, zum zweiten aber kann es sehr gefährlich werden. Es gibt Aehren, in denen der Tod steckt. Mikroskopisch winzige Strahlenpilze, die, die Schleimhäute des Rachens eingedrungen, eine bösartige Geschwulst hervorrufen. Beachtet man sie nicht, geht man nicht sofort zum Arzt, dann führt diese Geschwulst, die immer weiter anschwillt, die Speiseaufnahme unmöglich macht und das Atmen erschwert, zum Tode des Betrossenen. Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht ein solch tragischer Fall beobachtet wird. Also Vorsicht! Es ist für manchen schwer, an einem Kornfeld vorüberzugehen, ohne das geheiligte Verhältnis zwischen uns und dem köstlichen Korn auf die geschilderte primitive Art zu dokumentieren, unsere Liebe und unsere Erwartung zu bezeigen. Tun wir es nicht! Es ist ein Frevel, auf den die Strafe in ungeehnter Schwere und Schnelligkeit folgen kann! Wetterbericht der Wetterwarte Essen vom 9. Juli 1929. Das Tiefdruckgebiet über Südschweden zieht nur langsam ab, während das nordwestliche Tiefdruckgebiet sich über Großbritannien ausbreitet. Das westliche Hochdruckgebiet hat seinen Kern nach Frankreich verlagert. In Deutschland war es heute früh im Süden wolkig, sonst meist trübe, aber nur an der Küste vereinzelt regnerisch. Die heutigen Morgentemperaturen lagen zwischen 8 und 14 Grad. Der Kahle Asten hat schwachen Südwestwind, Nebel und 4 Grad. Wetteraussichten bis Donnerstag: Nach vorübergehender leichter Besserung später wieder veränderlich mit einzelnen Regenfällen, im allzemeinen ein wenig wärmer bei südwestlichen Winden. Gedenktage. 10. Juli: 1509 Der schweiz. Reformator Johannes Calwin in Noyon geboren(gestorben 1)— 1814 Der Staatsmann Rudolf v. Bennigsen in Lüneburg geboren(gestorben 1902)— 1816 Die Schriftstelelrin Elisabeth FörsterNietzsche in Röcken geboren— 1915 Der holländische Maler Willem Mesdag in Haag gestorben(geboren 1831)— 1916 Das deutsche Handelsunterseeboot„Deutschland“ landet in Baltimore. : Leichenfund. In den gestrigen Abendstunden sand ein 17= jähriger junger Mann in einer Tannenschonung in der Nähe von Sommerberg die Leiche eines Mannes, die schon stark in Verwesung übergegangen war und mehr als Skelett anzusprechen ist. Das Alter der Person, die einigermaßen gut bekleidet war, wird auf 30—40 Jahre geschätzt, jedoch konnte der Name noch nicht festgestellt werden. Auch welche Weise der Mann gestorben ist, blieb noch ungeklärt. Die Schwerter Polizei beschäftigt sich mit dieser Angelegenheit. Fahrradmarder. Gestern nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr wurde einem hiesigen Fortbildungsschüler in der Sedanstraße ein Fahrrad gestohlen. Es ist zu wünschen, daß der Täter ermittelt wird, damit er einer exemplarischen Strafe nicht entgeht. *. Das Alte fällt! Ein Wahrzeichen des Grüntals, die an der Unterführung liegende Ulrich'sche Besitzung —„Tante Ulrich“—, welche sich schon seit Jahren im Besitz der Reichsbahn befindet, wird gegenwärtig abgebrochen. Das Haus muß den gesteigerten Verkehrsverhältnissen weichen; der durch Abbruch gewonnere Platz soll der Erbreiterung der Straßen dienen. Hauskollekte. Der evgl. Oberkirchenrat in Berlin=Charlot= tenburg hat in diesem Jahe zur Abhilfe der dringendsten Notstände in der evgl. Kirche die Einsammlung einer Hauskollekte angeordnet. Die Einsammlung soll am 6. Oktober 1929 erfolgen. # Berechtigung als Markscheider. Dem Markscheider Dipl.=Ing. Walter Neumann, Holzwickede, Nordstraße 28, ist vom preuß. Oberbergamt Dortmund die Berechtigung zur selbständigen Ausführung von Markscheiderarbeiten innerhalb des preußischen Staatsgebietes erteilt worden. Vorsicht im Walde. Wer in diesen Tagen Erholung in unseren schönen Wäldern sucht, nehme darauf bedacht, nicht allzusehr von den öffentlichen Wegen abzuweichen. In Anbetracht dessen, daß ab 1. Juli die Jagd auf Rotwild offen ist, ist das Herumtummeln im Gebüsch nicht ganz gefahrlos Der Jäger kann seine Augen nicht überall haben. Wie ein Waidmann berichtet, saßen zwei is dem Anstand, als sich plötzlich am Fuße des in der Nähe liegenden der erwartete Rehbock zeigte. Schon legte der eine Jäger zum Schuß an, als der andere bemerkte, daß sich etwa 10 Meter oberhalb des Ziels zwei Menschen bewegten. Schnell riß er seinem Genossen das Gewehr beiseite und der Schuß ging in eine andere Richtung.— Alst ein wenig Obacht und auf den Wegen bleiben. * Platztartenverlauf, Weemen Hit Die Platzkarten für die in Barmen=Ruttershausen beginnenden D=Züge 326 Barmen— M. Gladbach und 370 Barmen—München über Ludwigshafen— Mannheim— stuttgart werden vom 16. Juli ab nicht mehl bei der Fahrkartenausgabe Barmen=Ritt. sondern bei der Fahrkartenausgabe Barmen Hbf. (Auskunftsstelle, die auch an das Fernsprechnetz der Reichspost angeschlossen ist, ausgegeben. Mer(Lloyd=Reisebüro Dahl) in Barmen wird vom 16. Juni ab für diese Züge handschriftlich ausgefertigte Platzkarten verabfolgen. Die übrigen Fahrkartenverkaufsstellen nehmen Platzkartenbestellungen wie bisher entgegen. Ein lehrreicher Blitzschlag. Die Westfälische Feuersozietät schreibt uns: Bei einem Gewitter, welches kürzlich über Münster hinwegzog, fuhr ein Blitz von außergewöhnlicher Stärke in das 1925 erbaute, im vorigen Herbst mit Blitzschutz versehene, 3½ geschossige Wohnhaus Gelmerstraße 30. Die Auffangvorrichtung besteht in einfachster Weise aus einem über den First gelegten, an den Enden hochgebogenen Kupferseil und ist mit der städtischen Wasserleitung durch die ebenso beschaffene Gebäudeleitung verbunden. Dei Erdausbreitungswiderstand des Ableiters betrug infoldessen nur 0,3 Ohm.— Diesem Umstande ist es zu danken, daß der Blitzableiter die explosionsartige Blitzentladung glatt zur Erde führen konnte und Gebäude nebst Inhalt unversehrt geblieben sind. Der Schaden bestand in der Lockerung der Dachdekkung und Zertrümmerung einiger Pfannen in unmittelbarer Nähe der Einschlagsstelle, ver ursacht durch die mit dem Einschlag verbundene Erschütterung. Der vorstehende Fall liefert einen glänzenden Beweis für die Schutzvorrichtung des vereinfachten Blitzableiters und enthält gleichzeitig eine Mahnung für die Hausbesitzer, sich dieses Schutzmittels gegen die zunehmende Blitzgefahr zu bedienen. Ergebnis des Schnellfeuerschießens im 28. Westfälischen Bundesschießen. Im Rahmen des vom 6.—11. Juli auf den mustergültigen Scheibenständen des Lipperbruchbaums bei Lippstadt stattfindenden 28. Westf. Bundesschießen fand am Montag vormittag auf 175 Meter bei reger Beteiligung unter Leitung des altbewährten Schützenbruders Fritz Leidt=Bielefeld ein Schnellfeuerschießen statt, das gute Ergebnisse zeitigte. Der als Preis ausgesetzte Becher wurde von folgenden Schützen errungen: Wilh. Koch 2, Herford, Heinrich Eckhardt, Bielefeld, Fr. Schiebaum, Herford, Aug. Hellbrecht, Herford, Hugo Rittelmeyer, Bielefeld, Richard Wöbking, Osnabrück, Wilh. Ahlert, Bielefeld, Otto Sommerkamp, Lippstadt. Wie am Sonnabend und Sonntag, so konnten auch am Montag Schützenbrüder aus allen Gauen Westfalens gezählt werden, so daß das Bundesschießen trotz des ungünstigen Wetters sich regen Zuspruchs erfreut. Ausscheiden weiblicher Beamten aus dem Reichsbahndienst. Durch eine Verfügung der ReichsbahnHauptverwaltung wird, wie die Deutsche Beamtenbund=Korrespondenz erfährt, die Gewährung einer Abfindungssumme an freiwillig ausscheidende unkündbar angestellte weibliche Beamte geregelt. In der Verfügung der Hauptverwaltung wird ausgeführt:§ 25 Perso. regelt die Frage der Gewährung von Aufin dungen an kündbar angestellte Beamte in den Fällen, in denen die Deutsche Reichsbahn=Gesellschaft von dem Recht der Kündigung Gebrauch macht. Die Novelle zum Unfallfürsorge=Gesetz. Bekanntlich liegt die Novelle zum Unfallfürsorgegesetz schon seit Jahren im Reichsrat. Wie die Deutsche Beamtenbund=Korrespondenz nun von gutunterrichteter Seite erfährt, machen sich in Regierungskreisen neuerdings Bestrebungen geltend, die dahin zielen, diese Novelle vor der Regelung des neuen Beamtenrechts nicht mehr zu verabschieden. Vor allem sind es süddeutsche Regierungen, die sich gegen eine solche Verabschiedung wenden. Es ist daher sehr fraglich, ob unter diesen Umständen in nächster Zeit mit einer Verabschiedung der Novelle zum Unfallfürsorgegesetz gerechnet werden kann. Gegen Mückenplage empfiehlt ein Forstmann ein einfaches und— seiner Behauptung nach— ein vorzügliches Mittel: Man nehme Sägespäne oder kleine Späne, Borke oder dergleichen Holzabfälle, lege diese in einen eisernen Topf und zünde sie an. Das dabei entstehende Rauch= oder Schmockseuer verjagt die Mücken auf Tage hinaus von der nächsten Umgebung. Man kann der brennenden Masse auch ohne Beeinträchtigung der Wirkung wohlriechende Essenz hinzufügen. ha. Der Kraftomnibus dringt vor. Das von der Reichspost, den Kraftverkehrsgesellschaften, den städtischen Omnibus=Unter= nehmen und zahlreichen Privatbetrieben insgesamt regelmäßig befahrene Liniennetz hat eine Länge von 60 000 Kilometer erreicht und übertrifft damit das Schienennetz der Reichsbahn um mehrere tausend Kilometer. Die zusammengeschlossenen gemeinwirtschaftlichen Untemehmen verfügten Ende 1928, wie die Deutsche Beamtenbund=Korrespondenz mitteilt, über einen Wagenpark von 124 Omnibussen und 566 Kraftwagen. Das von ihnen unterhaltene Kraftfahrliniennetz umfaßte 511 Personen= und 40 Güterlinien und erreichte eine Länge von mehr als 12000 Kilometern. Das finanzielle Ergebnis war befriedigend. Die Gesellschaften verzinsten 1928 ihr Aktienkapital mit 6 bis 7 im Personen= und bis zu 10 v. H. im Güterverkehr. Im laufenden Jahre ist mit einer weiteren starken Steigerung zu rechnen. Bemerkenswert ist die außerordentliche Zunahme der Omnibus=Gesellschaften. Die Reichspost plant in Gemeinschaft mit dem Mitteleuropäischen Reisebüro in Köln mehrere Autoreisen in das Ausland, u. a. nach Paris(1240 Kilometer in 9 Tagen), Brüssel=Venedig=Lugano(2450 Kilometet in 17 Tagen) u. a. Ferner sollen von Köln ausgehend, Fahrten nach dem Harz, Schwarzwald, Wien usw. veranstaltet werden. Der Fahrpreis in den modernen, mit allem Komfort eingerichteten Schnellreiseantos ist um 12 v. H. höher als in der Polsterklasse der Eisenbahn. ha. Wie man telegraphieren soll. Ein neuer Vordruck für Telegramme enthält auf der Rückseite wichtige Regeln für die Benutzung des Telegraphen. Gut leserlich schreiben! Telegramme mit Codetext werden besser mit der Schreibmaschine mit kleinen Buchstaben und gewöhnlichem Buchstabenabstand geschrieben. Man soll gut lesbare und aussprechbare Codewörter wählen. Rückfragen sind schleunigst zu beantworten. In der Anschrift soll der Empfänger so genau bezeichnet werden, daß die Zustellung danach für jeden Boten ohne weiteres möglich ist. Straße und Hausnummer soll nicht gespart werden. Verwendet werden sollen nur Kurzanschriften, die der Empfänger mit seiner Telegraphenanstalt vereinbart hat. Man soll auch nicht eigenmächtig abgekürzte Anschriften bilden und auf Geschäftspapieren zur Anwendung empfehlen. Bei Inlandtelegrammen, die durch Fernsprecher zugestellt werden sollen, genügen als Anschrift: Anschlußbezeichnung, Name des Empfängers und Bestimmungs=Telegraphenan= stalt. ha. Sprachhilfe, die der Sprachverein leistet. Sprachhilfe hat der Deutsche Sprachverein nach einer neuen Zusammenstellung seit 1912 bei insgesamt 150 Vorlagen geleistet. Sie füllten 6083 Seiten. Deren Durchsicht beanspruchte 774 Stunden. Von den Behörden hat die Hauptverwaltung der Reichsbahn=Gesellschaft den Sprachverein am meisten in Anspruch genommen. Vorlagen haben aber auch das Zentralamt und die Direktionen in Berlin, Stuttgart, Frankfurt a. M. und Kassel gemacht. Den Sprachverein in Anspruch genommen haben mit einer Reihe von Vorlagen die Reichsministerien der Justiz, des Innern, des Heeres und der Marine, des Auswärtigen, der Arbeit, der Post und des Verkehrs. Von städtischen Behörden sind nur die von Vreden, Halberstadt und Ettenheim beteiligt. Groß ist die Zahl der Verbände, der Vereine und Einzelner. Zu nennen ist der Normenausschuß der Industrie, der Bund der Krankenkassenbeamten, der Imkerbund, Turnvereine, ein Aerzteverein usw. ha. Frühere Meldung zur Marineoffizierlaufbahn. Die Meldefrist für den Eintritt in die Marineoffizierlaufbahnen ist früher gelegt worden. Gesuche können in diesem Jahre schon jetzt bei der Inspektion des Bildungswesens der Marine in Kiel, für die Marinesanitätsoffizierlaufbahn an den Chef des Sanitätsamtes in Kiel oder Wilhelmshaven eingereicht werden. Der Meldeschluß am 15. November bleibt in diesem Jahre bestehen. Außer schärfster Sichtung nach der körperlichen Eignung werden in Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch hohe Anforderungen gestellt. Bauten durchführen wird, eine Flächt von 1½ Morgen abzutreten. Die Grundstücke liegen am Schliggenstück und an der Rohrstraße. Die hiesige Firma Stahlwerke Brüninghaus ist Förderin dieses Bauvorhabens. Hohensyburg. Unfälle. Beim Verbandsstraßenbau erlitten wieder 2 Arbeiter Unfälle. Einer trug beim Aufschlagen eines Kippwagens eine Quetschung der Hand davon, während der andere von einem durch eine Windhose herabrissenen Dache getroffen wurde und hierbei einen Schenkelbruch erlitt. Aerztliche Hilfe mußte in beiden Fällen sofort in Anspruch genommen werden. Amt Aplerbeck Aplerbeck. Einen schweren Motorradunfall erlitt Walter Z. von hier, Rathenaustraße. Von Sölde kommend, verlor Z. die Gewalt über seine Maschine und kam zum Sturz. Dabei erlitt er Kopfverletzungen und einen Bruch des Schlüsselbeins. Hengsen. Unglück in einer Familie. Die Familie R. scheint wirklich vom Unglück verfolgt zu werden. Vorgestern nachmittag erlitt der 65jährige Berginvalide R. einen Blutsturz. Man sorgte für seine sofortige Ueberführung ins Krankenhaus. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Seine betagte Frau ist schon seit 8 Jahren gelähmt und hat ihr Augenlicht fast verloren. Der ungefähr 25 Jahre alte Sohn erlitt vor Weihnachten bei Ausübung von Bauarbeiten einen schweren Unfall und ist heute noch nicht imstande, seinem Berufe wieder nachzugehen. Holzwickede Holzwickede. Ein Schüler im Zuge verunglückt. Mit dem Personenzuge 9,43 Uhr ab hier nach Dortmund machte eine Klasse de Oberrealschule aus Soest einen Ausflug nach Dortmund. Als der Zug im hiesigen Bahnhof einlief, machte ein Schüler am Gepäcknetz einige Turnübungen, wobei er zu Fall kam und sich eine ernsthafte Stirnwunde zuzog. Ein Arzt leistete die erste Hilfe und ordnete die Ueberführung ins Krankenhaus an. Holzwickede. Unglücksfall auf der Umladehalle. Während der Ausübung seines Berufes als Güterbodenarbeiter verunglückte der Arbeiter G. von hier und zog sich eine Beinverletzung zu. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er mit einem Auto in seine Wohnung gebracht. Vom Film Amt Westhofen Holzen. Feuer. Bei dem Gärtnereibesitzer Heinrich Brieke brach auf dem Kornboden Feuer aus. Glücklicherweise konnte das Feuer schon bald zum Erlöschen gebracht werden. Die Entstehung des Brandes ist unbekannt. Wandhofen. Periodische Nacheichung. Am 15. und 16. ds. Mts. findet für Wandhofen und Villigst in Schwerte die diesjährige periodische Nacheichung statt. I. Westhofen. Sitzung der Stadtvertretung. Unter Vorsitz des Stadtvorstehers Fritzenkötter tagte die hiesige Stadtvertretung. Es sollte über eine größere Bauangelegenheit Beschluß gesaßt werden. Die Vertretung bean die Westfälische Heimstätte, die die „Gefährliche Frauen" nach dem Roman„Die Herrin vom Lybanon“, heißt der Film, der in den augenblicklichen Spielplan der Lichtspiele„Zur Reichskrone“, ausgenommen und voller Spannung und Abenteuer ist. lernen die Kampfgebiete jenes wildzerklüfteten Landes kennen, wandern auch in das Beduinenlager hinüber und erleben orientalische Städte mit ihrem verlockenden morgenländischen Charakter. Und in all das hinein spielt eine Handlung, die lebensnahe ist und die nach munn, Irrungen und Wirrungen schließlich zu eine glücklichen Ende führt. Frankreichs Legionen kämpfen auf diesem Boden, auf dem gleichzeitig zwei Frauen schreiten, die das Schicksal eines jungen Adjutanten entscheidend bestimmen. Und hoch oben in der Felsenburg des Libanon in einer märchenhaft schönen Umgebung wird eine Leidenschaft der Geschlechter entzündet, die einen herrlichen Auftakt findet, der aber zu eine jähen unbefriedigenden Erwachen führt. Bis der Verirrte die Frau an seine Seite fesselt, die in ihrer Schlichtheit und Ursprünglichkeit alleHäßliche vergessen läßt. Ueberaus reichhaltig ist diese gutdurchdachte Handlung, die ohne besondere Ueberhobenheit sich nahe an den Tatsachen hält und somit einer gewissen NatarlichDer vortefsiche Charatterspieler Vernhard Goetzke in dem großen Kriminalfilm„Der Staatsanwalt klagt an“ zeigt sich in der Titelrolle von seiner besten Seite. Jener P der einen Unschuldigen eines furchtburen Mordes bezichtigt, beleuchtet kraß Geschehnisse, die innern. Bis sich endlich die Wahrheit durchgerungen hat, trotz der Hartnäckigkeit des Staatsanwaltes, dessen Weg über Leichen zu gehen scheint. Dieser Film hat einen starken kriminalistischen Einschlag und läßt den Zuschauer vom ersten bis zum letzten Bilde nicht aus der Spannung kommen. Hier ist ein durchaus echtes Milieu, in das wir hineinversetzt werden und wir erleben all die Furchtbarkeiten so stark mit, als ob wir von ihnen selbst betroffen würden.— Ein Lustspiel voll sprühenden Humors ergänzt dieses ausgezeichnete Programm, dessen Besuch wir nur warm empfehlen können. Es sind erstklassige Filme, die auf der Leinwand gezeigt werden. Apothekennachtdienst. Von Montag, den 8. bis Sonntag, den 14. Juli verrichtet die Adlerapotheke, Hüsingstraße, Wenn meine Freundin, die Fürsorgerin, ihre beruflichen Erfahrungen erzählt, erscheint mir die Welt oft in einem ganz neuen Licht, zuweilen in einem viel schöneren.„Sie glauben gar nicht,“ sagte sie neulich, wieviel Menschen es jetzt wieder gibt, die in Ermangelung eigener Familienfreuden bereit sind, einem fremden Kinde das Elternhaus zu ersetzen. Man solltz, gigenitiegh meinen, die schweren Zeiten mit ihrem wirtschaftlichen Druck und die zunehmende Berufstätigkeit der Ehebesannten EFZahrzehnien alzu energisch aufgerüttelt anderthalb Jahrze...(gerüttelt worden, als das große Menschheitsungluck in allen Landern so viele Kinder zu Waisen machte und so vielen Eltern die hoffnungsvollen Söhne fortraffte. Damal suchten vereinsamte Menschen Ersatz für ihren eigenen Verlust und fanden wenigstens die Befriedigung, einem anderen schuldlosen Opfer des Krieges Trost gewähren Bübchens Empfang im neuen Heim. zu dürfen. Noch immer aber wirkt ihr Beispiel nach, das läßt sich durch Zahlen beweisen; und in diesem Falle haben Zahlen doch wirklich überzeugende Kraft. Da steht zum Beispiel im vorjährigen Verwaltungsbericht einer einzigen deutschen Stadt, daß es ihrer Adoptivvermittlungsstelle gelungen sei, innerhalb eine Jahres nicht weniger als 55 Kindern ein neues haus zu verschaffen; ist das nicht ein recht ansehnlicher Erfolg? Und muß sich nicht jeder Menschenfreund darüber freuen, daß diesen armen Kindern nunmehr besonders günstige Aussichten für ihre künftige Entwicklung geboten wird? Sie lächeln etwas ungläubig über meine Zuversicht; aber ich kann Ihnen versichern, daß jeder, der sich mit Jugendfürsorge befaßt, diese günstige Meinung über Adoptionsverträge teilt. Sie müssen bedenken, daß fast stets Erwerbsunfähigkeit und Not da herrschen, wo der Entschluß gefaßt wird, ein Kind für immer fremden Händen zu überantworten, und daß andererseits dort, wo man einem Kinde Heimatrecht einräumen will, mit einigermaßen günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu rechnen ist. Das Adoptivkind hat also in sozialer Hinsicht stets wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen, vornusgesetzt, daß es an die richtigen Menschen gerät, gr Manschen, deren brachliegende Liebesfähigkeit nach Betätigung drängt. Denn die seelischen Werte sind selbstverständlich doch die wichtigsten... Ich weiß natürlich sehr wohl, daß nicht überall ein so lauterer Idealismus die Triebfeder für Adoptions= wünsche abgibt. Auch auf diesem Gebiete wildern manchmal menschliche Gewinnsucht und Skrupellosigkeit, um„einmalige Abfindungen“ und„Erziehungsbeihilfen einzuheimsen. Darum ist es eben Aufgabe der Jugendämter und Adoptionsvermittlungsstellen, sich der Sache anzunehmen und die richtige Auswahl zu treffen. Und sie passen scharf auf, damit die unlauteren Elemente rechtzeitig ausgeschaltet werden und die Kinder vor Schaden bewahrt bleiben. So müssen sie vor allem die häuslichen und auch die persönlichen Verhältnisse genau prüfen, in die das Kind gelangen soll, das liegt auf der Hand. Und gerade echte Menschenfreunde werden dafür Verständnis haben, sich sogar über die Gründlichkeit freuen, mit der die verantwortlichen Stellen arbeiten, ehe das Abkommen geschlossen wird. Dürfen sie doch daraus folgern, daß mit der gleichen Gewissenhaftigkeit auch diejenigen Vorarbeiten erledigt worden sind, die ihren eigenen Interessen dienen. Auch die Adoptiveltern wollen ja sehr genau orteztiepnz,hingenen die Herkunft des Kindes und seine etwa borhandener. Angehörigen; auch erbliche Belastung, wie überhaupt die die Zahl der kinderlosen Ehepaare,„# geschibert, wie sehr ale maßgeblichgegrugeng. bemüht sind, diese im sozialen Sinne höchst bege### werte Erscheinung zu fördern. Gesundheitsverhältnisse fallen stark ins darf verschwiegen werden, was von Belang sein kann, und jede ermittelte Angabe soll mit äußerster Gewissenhaftigkeit überprüft werden, ehe der folgenreiche und unwiderrufliche Schritt erfolgt, der übrigens verständigerweise erst nach Ablauf einer Probezeit getan werden darf. Gewöhnlich lassen sich die Adoptiveltern ein halbes Jahr Zeit dazu, mitunter können auch ein bis zwei Jahre vergehen, ehe es zur rechtskräftigen Adoption kommt. Hier unterbrach ich meine Freundin. Das mit der Probezeit leuchte mir ein, denn natürlich zunächst praktisch ermitteln, ob Wahleltern und Wahllind aneinander gewöhnen und gegenseitig Zuneigung fassen. Aber wie stehe es mit dieser Wahl überhaupt? Gebe es da nicht, nach dem bekannten Sprichwort, mancherlei Qual? Denn, wenn sich auch natürliche Elternschaft mit den etwa vom Schicksal beschiedenen Schönheitsfehlern des Kindes abzufinden habe— im Notfalle helfe ein Schuß Selbsttäuschung dabei—, so werde man wohl bei freiwilliger Kindesübernahme sicherlich bieggiglichteit an naue Annäherung der Witllichlen un ein vorgefaßtes Idealbild beanspruchen. Und sei nicht angesichts der Mannigfaltigkeit solcher Wünsche deren Befriedigung fast ein Ding der Unmöglichkeit? Nichts schiene mir rätselhafter, als die Lösung dieser mutmaßlich allerwichtigsten Geschmacksfrage. M Die Fürsorgerin lachelte:„Wichtig ist sie allerdings und Schwierigkeiten sind schon dabei zu überwinden. Aber weniger um der Mannigfaltigkeit der Wünsche willen als wegen ihrer Gleichartigkeit. Da ist zunächst das Geschlecht: alle Ehepaare wünschen sich doch bekanntlich zunächst einen Stammhalter, nicht wahr? Aber bei den Adoptiveltern genießen ganz entschieden die kleinen Mädchen den höheren Kredit, vielleicht weil man ihnen mehr Anpassungsfähigkeit, Liebebedürftigkeit und Anschmiegung zutraut als fremden Knaben; auch verwachsen sie mehr mit der Häuslichkeit und werden später, so rechnet die gewöhnlich in dieser Frage ausschlaggebende Frau, der Pflegemutter eine willkommene Hilfe sein. Mit einem kleinen Mädchen läßt sich auch eher vor den Leuten„Staat" machen, und dieses Verlangen beherrscht natürlich die kinderlose Frau, die zunächst für ihre ungenutzte Mutterliebe Betätigung sucht. Daher soll das Adoptivtöchterchen hübsch sein, was nach dem herrschenden Durchschnittsgeschmack nur unbestreitbar feststeht, wenn die Natur ihm blondes Haar und blaue Augen verliehen hat. Können Sie sich nun vorstellen, wie uns zumute ist, wenn wir gerade mehr Knaben als Mädchen zu vergeben haben und unter diesen überwiegend solche mit dunklen Augen und Haaren? Glücklicherweise hält es nicht allzu schwer, kinderliebe Menschen davon zu überzeugen, daß auch ein von ihrem Wunschbilde abweichender Typus seine körperlichen Vorzüge haben kann, und daß auch heimatlose Knaben viel Freude in ein kinderloses Haus tragen. Aber es gibt noch andere Klippen, die Altersfrage zum Beispiel. Auch hierin herrscht merkwürdige Übereinstimmung aller Elternwünsche, und zwar wird aus durchsichtigem Grunde fast steis das zweijährige Kind begehrt. Es ist nämlich noch klein genug, um die früher empfangenen Eindrücke seines kurzen Lebens zu vergessen, und dennoch hinsichtlich seiner Pflegebedürftigkeit bereits„aus dem Gröbsten heraus“, wie man zu sagen pflegt. Aber natürlich entspricht das tatsächlich vorhandene Angebot nur ausnahmsweise diesem Ideal: die Mehrzahl der zu vergebenden Kinder ist eben ganz klein, und die künftige Mutter muß sich freilich der Mühe unterziehen, die ein solcher Pflegling erfordert. Sie hat dafür eben auch die Freude, schon seine früheste Entwicklung zu betreuen und sich eben dadurch das Kind in einer Weise zu eigen zu machen, wie es in einer späteren Phase kaum noch gelingt. Auch in diesem Punkte lassen sich übrigens die Menschen, denen es ernstlich darauf ankommt, ihr Vorhaben .. Kinderloses Ehepaar, das sich sehr vereinsamt fühlt, möchte Kind, am liebsten zweijähriges, blondes, blauäugiges Mädchen(Vollwaise) an Kindesstatt annehmen. Ausführliche Zuschriften unter„Neues Glau an dAttion des Blattes. 32 Eine überaus typische Anzeige, die alle Wünsche enthält, auf die erfahrungsgemäß der größte Wert gelegt wird. auszuführen, leicht überzeugen. Andere Bedenken schwerer; am wichtigsten bleibt immer das eine Verlangen, eine wirkliche Gewähr dafür zu erhalten, daß das Kind sich tatsächlich im neuen Heim zu Hause,fühlt, daß es womöglich niemals seine erfährt. Das ist jedenfalls ein so verständlicher Wunsch, daß die zuständigen Stellen ihm stets nach Möglichkeit Rechnung tragen. Sie bewirken, daß die Loslösung des Kindes von seinen noch lebenden Angehörigen eine vorbehaltlose ist und spätere Störungen seines neuaufgebauten Familienlebens nicht stattfinden können; sie lassen auch die notwendigen standesamtlichen Eintragungen so vornehmen, daß aus den Papieren des Kindes dessen wahre Herkunft und die erfolgte Adoption nicht ersichtlich sind. Wo solche„kurzen Geburtsscheine“ eingeführt sind, wirken sie natürlich adoptiverleichternd, und das sollen sie auch. Denn die vorliegenden Erfahrungen sind ganz dazu angetan, jede zustande gekommene Adoption als ein in soziglem Sinne erfreuliches Ereignis zu begrüßen. MißglaulAdoptionen, das ist bekannt, richten durch Abschreckung einen weit über den Einzelfall hinausgehenden Schaden an; jede befriedigend ausgefallene übt dagegen sogleich einen großen Anreiz zur Nachahmung aus und verhiefr so mehr als einem heimatlosen Kinde zu einem Elternhause und einer von Liebe durchwärmten Kinderstube.“ Margarete Weinberg. Das neue Familienmitglied findet ungeteilten Beisal! ROMANvoR KXTE LUBOWSKI RHIEBERREGTSSCHIUTZ DURCH VERLAG OSKAR WEISTER WERDAU SA. (18 Fortsetzung.) Das niche Gesicht schaute, just wie auch sonst, ritterlich aus dem Halbrund der braunen Schutzkappe hervor. Nur der schmiallippige, edelgeschnittene Mund öffnete sich in fast regelmäßigen Abständen und brachte doch weder Laut noch Strahlender lachte die Sonne Auf der türkisblauen Seide der himmlischen Kuppe kletterte nicht eine Wolke umher.— Rechts und links von der Fahrstraße duftete der junge Sommer— Schweigend fuhren sie dahin. Anita Krumbholz kuschelte sich tiefer in den Pelz.— Gierig sog sie den Duft ein der— ein unbestimmter Hauch— auch von den Fellen dei toten Tiere herrühren mochte. Die kecke Sicherheit, mit der sie sich bisher in allen Lebenslagen durchgesetzt, hatte sie verlassen. Eine schlaflose Nacht lag hinter ihr Seit ungefähr drei Tagen schon bereitete sich der Abschluß dieses Zusammenseins vor. Das bildete sie sich etwa nicht nur ein. Untrügliche Anzeichen verrieten die zunehmende Verliebtheit des Mannes. Er konnte glückselig wie ein Junge sein— sie mit leuchtenden Blicken förmlich auffaugen und liebkosen— ihr selbst heiß machen mit sein i brennenden Verlangen, daß sie— aufatmend und emtr###nnl die ersehnte Entscheidung ganz nahe wähnt in einen Augenblick später, mit einem sichtbaren Ruck rem Besinnen gleichsam— auf eine besonders reizvolle Gruppierung von Baum= und Strauchwerk, winkenden Rebenhügeln und fernen Anhöhen aufmerksam zu machen Anita Krumbholz spürte, daß er mit sich in beständigem Kampfe lag. Ihr voll begreiflich. Es mußte immerhin einen Entschluß von schwerwiegendster Bedeutung für ihn erfordern, um sie— die Bürgerliche, wenn auch Geliebte— in aller Form zu werben. Daß seine Absichten ehrlich waren, bestätigte ihr jede erneute Fahrt Anfänglich war sie in der Tat sehr zurückhaltend geblieben. Allmählich aber glitt sie wieder in ihr eigentliches Fahrwasser zurück und plätscherte seither darin mit allen denjenigen lockenden Kunstfertigkeiten weiblicher Verführung, die in Berlin noch niemals ihre Wirkung verfehlt hatten.— Hier versagten sie Jedoch nur scheinbar. Auch er war verändert. Das knabenhaft Fröhliche entströmte nicht mehr als eine natürliche Veranlagung. Seit Tagen mußte er sich dazu zwingen. Zog erschreckt eine lachende Maske über alle Ernsthaftigkeit— versuchte die rebellischen Nerven durch gutgespielte Sorglosigkeit an die Kette zu legen. Anita Krumbholz täuschte er mit alledem nicht. Wie eine Spinne, die sich schlafend stellt, um die ausersehene Beute um so sicherer zu fangen, wartete sie auf das entscheidende Wort. Es war kein Trugschluß Keine größenwahnsinnige Mutmaßung. Mann bleibt Mann. Hätte er nicht ernstliche Absichten gehegt, wäre es ihm einzig auf ein galantes Abenteuer angekommen, das etwa durch eine Perlenkette beglichen werden konnte, hätte er auch das haben können! Und gerade, weil es galt, einen ungeahnt lockenden, sinnbetörend kostbaren Preis zu gewinnen, kehrte Anita Krumbholz abermals— so schwer ihr das auch wurde, zu der verhaßten Zurückhaltung um und bewies eine Geduld und Sanftmut, die ihr in jedem anderen Falle unmöglich gewesen wäre. Heute tranken sie— kaum einen Kilometer von der Stadt entfernt— schon gegen drei Uhr ihren Kaffee. Anitas Begleiter mußte hier bekannt sein. Denn es war kein öffentliches Lokal.„.. 2 brigflan Mich Das Gärtchen, in dem sie auf zwei Rohrsessern Platz genommen hatten, zeigte sich nicht für Fremde hergerichtet. Obwohl auf das Sorgsamste gepflegt, machten die Beete mit ihren prangenden Blüten durchaus den Eindruck wohlgehüteten Einsiedlertums. Auf Anitas verwunderte Frage lachte er nur— bat sie, einstweilen auf den vor der Pforte harrenden Kraftwagen zu achten und verschwand darauf— wieder frohherzig und entlastet— in das Haus. Eine Viertelstunde später brachte ein auffallend hübsches, frisches Mädchen ein wohlbesetztes Tablett mit duftendem Mokka und frischgebackenen Waffelherzen heraus. Anita sagte— erstaunt über diese schnelle Bedienung— ein naar freundliche Worte, die unbeantwortet blieben. „Sie dürfen sich nicht darüber wundern,“ erklärte er, „das Mädchen ist taubstumm Und ihre Mutter. die Besitzerin dieses freundlichen Häuschens mit Zubehör, konnte heute nicht hier sein Sie mußte nach Idstein zu ihrer anderen Tochter Das sagte sie mir bereits gestern, als ich sie hat. dies für uns zu richten“ Und weshalb mußte es denn gerade hier sein?“ fragte Anita mechanisch denn seine schlicht geschäftige Art. mit der er ihr auch jetzt den Kaffee eingoß befremdete sie plötzlich Sein Gesicht tauchte sich in flammende Glut. „So eft ich hier vorübersauste, habe ich mir heiß gewünscht. in diesem Garten just an dieser Stelle mit einem geliehten Mädchen zu sitzen.“ Alle Befremdung entwich. Arch ihr war heiß unter seinem flehenden Blick geworden. Seine Worte schienen ihr das sehnlichst erwartete Geständnis anzukündigen Dann stieg ihr prickelnde Neugier hoch „Haben Sie noch niemals geliebt?“ Vielleicht wäre es klüger gewesen. diese Frage nicht zu tun Abe- nun mar es geschehen. Die Antwort erschien ihr plötzlich ohne Belang „Nein!“ gestand er schlicht und sah sie voll noch heißerer Zärtlichkeit an„Noch nie bis jetzt Deshalb ist es auch so furchtbar schwer“ Ihr heißer, gewährender Blick wollte ihn vollends betören. Wohl schon in der nächsten Minute würde er sich als besiegt erklären Es war aber, als habe er sich wieder voll in der Gewalt „Die Zeit drängt,“ fuhr er leise fort,„und ich müßte Ihnen doch unendlich viel beichten. bevor Sie mich ganz verstehen können" Da lag seine schmale Hand mit dem Wappenring und kaum einen Fingerbreit davon entfernt... die ihre. Weshalb ergriff er sie nicht— zog sie selber an sich— trank sich satt an ihr? Was war das für ein Mensch! Anita vermutete ein Geheimnis., wschen“ Emitigte 6. „Sie dürfen mir nichts verheimlichen, ermüligle sie. „Es ist ganz ohne meinen Willen gekommen— hat mich überrannt. 4I.-ätin m.. „Nun... nun.. als Sie in mir die Gräsin Marinta zu sehen vorgaben. Sollten Sie sich da nicht einer kleinen Lüge bedient haben?“ „Sie kennen mich nicht. Ich hasse jede Lüge, leide unter und an ihr. In der Tat war ich überzeugt, daß es die Gräfin sei.“ Ihre Eifersucht wurde rege. „Sie erwarteten also.. „Ich hatte einen... Auftrag an sie. Eine wichtige Bestellung. Jetzt muß ich allerdings über meinen Irrtum lachen. Damals aber meinte ich bestimmt, daß sie es wäre und war froh, mich meiner Verpflichtung auf mühelose Weise entledigen zu können. Ihre Brauen zogen sich unwillig zusammen. Auftrag? Wer in aller Welt hätte ihm, dem Fürsten, gleich einem Dienenden solchen Auftrag geben dürfen? „Es war nicht gerade Wichtiges, fuhr er hastig fort, offenbar von dem Wunsch geleitet, dies Thema zu beendigen. „Nichts, das besondere Eile hatte. Jedoch, was man einmal übernommen hat, sollte man stets als Wichtigkeit ansehen, nicht wahr?“ Ein komischer Kauz— dachte sie— ein Weltverbesserer und Idealist ohne Frage, wohl nicht ganz bequem im Zusammenleben. Aber eben doch ein Fürst vom Scheitel bis zur Sohle! an g.unm „Und dann— hierdurch ternten wir uns kennen, versuchte sie ihn zurückzulenken. Sein Gesicht verlor das Knabenhafte. Es straffte sich. Wurde hart im Ausdruck. Sah um Jahre älter aus. „Wir kennen uns noch nicht! Aber jetzt wird es endlich Zeit!“ Ihre Hand lag immer noch einen Fingerbreit von der seinen entfernt. Ob sie sie heimlich und zart auf die seine legte?— Sie wagte es nicht. Aus Furcht, diesen absonderlichen Menschen... noch im letzten Augenblick abzukühlen. „Ich meine doch, daß wir genau wissen, was wir voneinander zu halten haben. Von Ihrer Herkunft, Ihrem Namen und Stand ahne ich zwar nicht das geringste, glaubte sie einwerfen zu müssen Glatt und unbeschwert glitt ihr die Lüge über die Lippen. Sie sah kein Unrecht darin. Es gehorte augenscheinlich dazu, um ihn glücklich zu machen! Jetzt riß er doch endlich ihre Hand in die seine... bog sich weit vor und sah sie mit einem festen Blick unverwandt an. „Können Sie das beschwören?“ Was kam es ihr auf einen Falscheid an, wenn es um ihre Zukunft ging. „Glauben Sie nicht vielleicht doch— ohne mein Zutun— etwas Falsches von mir, forschte er blaß vor Spannung. „Oder sind Sie alle diese seligen Tage mit mir gekommen, weil... Ihr Herz... Sie dazu trieb?“ Sie wurde stutzig. Woher konnte ihm eine Ahnung scheinen. Jetzt galt es kaltblütig zu heucheln, wie er es bis heute selbst— wenn auch mit schlechtem Erfolg— versucht hatte. Denn es wurde immer klarer, daß er einzig um seiner selbst willen geliebt und geheiratet werden wollte. Auch ihr Kopf neigte sich unmerklich dem seinen entgegen. Das Rot ihrer Lippen streifte seinen Mund. Ihre Stimme jauchzte Verheißung... „Erwarten Sie von mir, daß ich Iynen meine Gefühle zuerst offenbare?“ Sein Atem ging hörbar. Er nahm seinen Kopf aus dieser verführerischen Nähe weg. Die Antwort auf ihre Frage wurde ihm scheinbar nicht leicht. „Ich muß Ihnen. zuvor... vor der Entscheidung noch mancherlei erzählen,“ sagte er mit Anstrengung.„Aus meiner Kindheit, Befürchten Sie keine langen Geschichten. Meine Zunge war nie gewandt. Das werden Sie längst gemerkt haben. Darum bezeichnete man mich auch als einen schlechten Schüler.“ „Kindlich!“ mokierte sich Anita Krumbholz insgeheim. „Was geht das mich an?“ Aber sie nickte und machte ihm durch einen strahlenden Blick Mut zum Fortfahren. „Ein einsamer unverstandener Junge ward ich ein ebensolcher Jüngling und Mann. Möglich, daß ich wirklich keinerlei Talente besaß Langsam im Denken Schwerfällig in der Auffassung Es wurde behauptet. Selbst kann man das wohl niemals beurteilen.“ „Das größte Talent scheint mir zu sein, wenn man andere beglücken kann.“ sagte sie pathetisch Sie hatte das vor langer Zeit in einem von der Stiefschwester vergessenen Buch gelesen und im Gedächtnis behalten „Ja wenn! Ist mir das aber gelungen... und... wird mir auch dieser Traum— der schon längst viel mehr als ein bloßer Wunsch— eine Hoffnung— ein tägliches Flehen ist, wieder verwehen?" Ihre Hand ruhte noch in der seinen Ihr Gesicht lag fast an seiner Schulter, in schämigem Glück dem seinen abgewandt, wie er glauben sollte Es hätte nur einer Bewegung bedurft, um ihren jungen Körper zu fühlen. Er unterließ jede Bewegung. Fast wollte es ihr erscheinen. als entferne er sich eine Handbreit von ihr. „Diese Stunde soll und wird ergeben, ob ich von neuem innerlich heimatlos sein werde Ob es stimmt, daß alles, aber auch jedes und jede— nach der verbitterten Lebensauffassung meiner Eltern— lediglich auf äußeren Glanz ein gestellt ist? Ob einzig Stand und Namen Gefühle hervorrufen und erhalten. Ob ein Niemand an Besitz und Rang zu ewigem Abseitsstehen verurteilt ist?“ „Ueberspannt... total“ stellte sie mit einem Lächeln fest, das er nicht verstand. Nur mühsam vermochte sie ein Kichern zu unterdrücken. Sie nahm ihn nicht mehr ernst. „Ich will Ihre Ansicht hören,“ befahl er. „Meine Ansicht?". Ja, wie spielte sie nun ihre Rolle an klügsten weiter. Ihr Zögern machte ihn sichtlich nervös. „Wenn Sie ahnten, wie kurze Zeit uns noch bleibt, drängte er ungestüm...„ 46 M Kurze Zeit? Er ging in seiner Verructhent reichlich weit Jedoch... um die geforderte Antwort kam sie nicht herum „Was haben denn Besitz und Rang mit der Liebe zu tun,“ entrang es sich ihr endlich.„Würde es Sie stören oder ernüchtern?"— Damit gab sie zu erkennen, daß sie sein. Glut fühle.—„Wenn ich ganz arm wäre, einer geringen wenn auch ehrlichen Familie entstammte, ja, wenn ich in dienender Stellung als Kammerzofe, Sekretärin oder Aehnliches mir mein Brot verdienen müßte?“ Jetzt lachte er hell auf. Und das klang ehrlich froh. Sie fühlte schmerzhaft den Druck seiner Hände. „Mich stören oder ernüchtern? Das Gegenen ware der Fall. Selig, schrankenlos selig würde ich sein. Dann nähme ich Sie bei der Hand und entführte Sie irgendwohin. Keine Sorge! Sie sollten es schon gut haben. Das würde meine gefesselten Kräfte lösen. Mir Riesenschwung verleihen— vielleicht sogar Talente erwecken, die mir in meiner jetzigen Lage nur hinderlich sein könnten.“ Nun wurde es ihr beinahe doch zu viel der Phantasteren „Verzeihen Sie,“ sagte sie unsicher.„Sie wissen durch mich, meiner Mutter geht es seit ein paar Tagen nicht gut. Allzu spät darf ich heute nicht zurückkommen. In Wahrheit vermochte sie dies nicht mehr lange zu ertragen. Bisher hatte er sich stets voll zarter Rücksicht gegen sie bewiesen. Diesmal schien er ihren Einwand zu überhören, denn er fuhr eifrig fort: „Oder— verlangen Sie für Ihr künftiges Leben Wohlstand— auf der ganzen Linie eine gewisse Verwöhnung des Schicksals? Oder— noch etwas anderes?" Eine kecke Antwort, die alles ins Lächerliche zog, schwebte ihr auf den Lippen. Rechtzeitig noch gelang es ihr, sie zu unterdrücken. Hatte sie sich nun solange gezwungen. Geduld und Nachgiebigkeit, Bescheidenheit und Gefühl vorgetäuscht, durfte sie nicht in letzter Stunde leichtsinnig alles verlieren machen. Mit niedergeschlagenen Augen antwortete sie ihm: „Jawohl, noch etwas anderes als das rein Aeußerliche. Etwas, das bleibt— Liebhaben und Verstehen. Nun ließ er ihre Hand fahren und sprang mit einem Jubelruf auf. Starrheit und Spannung waren ausgelöscht. Ein strahlend Glücklicher schickte sich an, sein geliebtes Mädchen ans Herz zu nehmen!„ trige Männe In diesem Augenblick schritt eine breitschülttige Münner: gestalt durch die Gartenpforte auf das Paar zu. Das soeben noch strahlende Gesicht des Mannes wurd: wie das eines Toten. Die Nase erschien plötzlich viel spitzer, die Farbe wächsern, die Schläfen eingesunken. Er taumelte. Mühsam nur zwang sich seine hohe, überschlanke Gestalt hoch Gurgelnd rang sich ein Wort von den bläulich schimmernden Lippen. „Durchlaucht... Verzeihung, Durchlaucht: Der Angekommene— auf der breiten, nicht gerade hohen Figur, einen Römerkopf mit gutgeschnittenen, aber strengen Zügen, lebhaften Augen und einem ungewöhnlich weit hervorspringenden Kinn, das Kraft und Energie verriet, tragend— nahm von Anita Krumbholz keine Notiz. „Sie sind jeden Tag mit dem Kraftwagen ausgewesen, Kurtius, meldete mir der Hauswirt, als ich, freilich ohne vorherige Anmeldung, die ich aus gutem Grunde unterließ, heute gegen zwei Uhr eintraf. Natürlich jeden Tag mit diesem Mädchen da..“. Nun streifte er mit einem Seitenblick voller Verachtung doch Anita. Der andere, den er„Kurtius" nannte, vermochte nicht länger seine Glieder still zu halten. Seine emporgereckten Hände redeten für ihn. „Verzeihung, Durchlaucht, aber sie ist meine Braut. Er wandte den Kopf langsam zu Anita Krumbholz hin, als bereite ihm das ungeheure Anstrengung. Das Wort„Braut“ schlug mit eisernem Hammer auf sie nieder. Zerschlug diesen ihr plötzlich lächerlich, ja armselig erscheinenden Wicht gleich einer Atrappe. Zerschlug auch sonst noch, was sie an Gefühlen falscher Schätzung oder Scheu dem Träger eines angenommenen stolzen Titels entgegengetragen haben würde. Nichts haftete in ihr als die furchtbare Angst, die ihr blitzschnell aufgegangene Ahnung möge auf Wahrheit beruhen.„ „Durchlaucht." begann sie in sieberhafter Spannung uno deutete auf den von Scham und Schmerz verzerrten,„bitte, wer ist dieser Mensch?“ Durchlaucht verzog den Mund zu einer Bewegung, die ein amüsiertes, langsam begreifendes Lächeln bedeuten mochte. Mit raschem. scharfem Blick schätzte er das Fräulein ab und stellte fest:„Betont moderner Typ. Jedoch schon eine Kleinigkeit jenseits der Grenze. Apart, ohne daß dies entschieden pikante Gesicht irgendwelche seelische Bedeutung verriete Augen. mit denen die Besitzerin überall. wo es süße Früchte gibt— auch in Nachbars Garten— ungeniert stehlen geht.— Kurz: Alles andere noch außerdem, was ich in Kürze nicht feststellen kann. Nur keine Dame“ Demgemäß stellte er bei seiner Antwort auch den Ton ein. „Sehr interessant! Sie kennen also Ihren Verlobten noch nicht oder wie? Was meinten Sie eigentlich mit Ihrer Frage. Erklären Sie sich deutlicher. Ich hab's eilig.“ Nun war ihre kecke Sicherheit— das ausgesprochen Begehrliche, das so leicht gemein wirken konnte, dahin. Ihre sonst hohe, aufreizende Stimme flatterte leise, wie die eines furchtsamen Kindes. „Durchlaucht, ich lernte ihn durch einen Zufau am Kochbrunnen kennen Man sagte mir“ Die gequälten, halberloschenen Augen des Mannes ließen sie verstummen. Dann raffte sie sich auf und fuhr lauter fort: „Auch hatte er ein Auto mit einer... Fürstenkrone, und ich, dachte" Der wahre Fürst hatte die Wangen aufgepustet und stieß den Atem hörbar durch die Zähne.