— Die„Schwerter Jeilung" erscheint wöchentlich sechs mal. Bezugepreis halbmonatlich 1.20 Mark, Eiozelaummer 13 Pfo. Druck u. Verlag von C. Braw, Schworte(Auhe), Potscheckkenten: Dortmund 2652 und Hannover 21874. Geschästostalls: Große Mardstr. 3.—3. Venantorlich für die Schrifleitung H. Linner, Schwerte. Fernruf 2770 Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und. Anzeiger Schwerter Volkszeitung Schwerter Volksblat: Westhofener Aplerbecker Langscheder Holzwickeder Zeitung Zeitung Zeitung Zeitung füir die achteslgslt. mmeie e Pig, Lioz, snamgamsiche u. gerichtliche Auzeign 1o Pig, Aetionszesle 40 7 Jür teleson, ausgegadens Inserate üdernehmen wir keine Gewähr. Bei upoorhengesohn. Betriedestbrungen, derogrgeeaten durch döhere Gawaick, Wbernchmen wir heinsnlel süie pänktliches Erscheiadn der Jactung u. kam auch keinectel Anspeuch auf Schadennsatz oder Nochliaserung nrbhoden werden Kreisblatt für den Kreis Hörde* Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises. e Generalanzeiger für den Kreis Hörde. Nr. 156(Srites Band) Schwerte(Ruhr), Samstag, den 6. Juli 1929 62. Jahrgang Neues in Kürze. Austritt aus der Deutschnationalen Volkspartei vdz. Berlin, 5. Juli.(Tel.) Landrat a. D. von Arnim=Ragow, der Vorsitzende des Provinzialverbandes Brandenburg im Verband der preußischen Landgemeinden und Vorstandsmitglied des Brandenburgischen Landbundes, ist aus der nationalen Volkspartei ausgetreten und hat sich der Christlichnationalen Bauern= und Landvolkpartei angeschlossen. Zusammentritt von Unterausschüssen der Länderkonferenz. wtb. Berlin, 5. Juli.(Tel.) Die Unterausschüsse des Verfassungsausschusses der Länderkonferenz sind heute unter Vorsitz des Reichsministers des Inneren zusammengetreten. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen die Fragenkreise„Organisation der Länder und Einfluß der Länder auf das Reich" und„Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen Reich und Ländern". Kein Ozeanflug Köhls. pw. Berlin, 6. Juli.(Tel.) Die Nachricht, daß Hauptmann Köhl in diesem Jahre einen zweiten Ozeanflug und zwar mit mehrmaligem Tanken in der Luft durchführen werde, trifft nicht zu. Köhl hat laut Deutscher Tageszeitung den Plan wegen Schwierigkeiten bei der Finanzierung endgültig aufgegeben. Verhaftung amerik. Kommunisten in Rußland. wtb. Neuyork, 5. Juli.(Tel.) Nach einer Meldung der Neuyork Times sind mehrere amerikanische Kommunistenführer, die sich auf Einladung der kommunistischen Internationale nach Sowjetrußland begeben hatten, auf Befehl dieser Internationale festgenommen worden. Dem amerikanischen Kommunistenführer Jay Lovestone sei es gelungen, zu flüchten. Lovestone sei vergangene Woch: in Amerika wieder eingetroffen. Konflikt auf Ceylon. wtb. Kolombo, 5. Juli.(Tel.) Der Gesetzgebende Rat von Ceylon verwarf mit 27 gegen 12 Stimmen einen vom Gouverneur der Kronkolonie gestellten Antrag, wonach die Einfuhrzölle erhöht werden sollten. Wie der Gouverneur gestern angekündigt hatte, wird eine Spezial=Einfuhr=Verordnung vorweggenommen, nach der 5 Cents je Rupie zu erheben wären. Diese neue Verordnung soll ungeachtet des Widerspruchs des Gesetzgebenden Rates in Kraft bleiben. Das Konkoreui Zweiter Lesung ungenenen. 93. Sitzung des Landtages. vdz. Berlin, 4. Juli.(Tel.) Einziger Punkt der Tagesordnung des preußischen Landtages ist heute die zweite Lesung des Vertrages mit dem Heiligen Stuhl. Die Kommunisten haben dazu einen Mißtrauensantrag gegen das Staatsministerium eingebracht. Der Weißenseer Raubmord wtb. Berlin, 5. Juli.(Tel.) Der Raubmord, dem vor acht Tagen die Obsthändlerin Johanna Senger zu Weißensee zum Opfer fiel, ist jetzt aufgeklärt. Der Täter, ein 22jähriger Arbeiter Przybylski, wurde vergangene Nacht von der Kriminalpolizei in Malchow ermittelt und verhaftet. Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Als Grund für die Bluttat gibt er an, daß er sich habe von der reichen Frau Geld holen wollen. Er habe von einem Haufen Pflastersteine, die auf der Straße aufgestapelt waren, einen Stein mitgenommen und sei unter der Jalousie hindurch in den Laden geschlüpft. Die Kasse war aber wider Erwarten leer. Durch die Gardine, die die Stube von dem Laden trennte, sah er das elektrische Licht schimmern und schlich sich in das Zimmer. Fräulein Senger, die auf der Bank eingeschlafen war, erwachte von den Schritten und wollte aufspringen. Er schlug nun mit dem Stein auf den Kopf der Frau ein, bis sie tot von der Bank siel. Von den aus der Kommode geraubten 400 Mark kaufte sich der Mörder am anderen Morgen neue Kleidung. Er fuhr dann zu einer Freundin nach Malchow, wo er sich mehrere Tage aufhielt, bis er verhaftet wurde. Der unter Mordverdacht verhaftete Bruder der Ermordeten ist nunmehr aus der Haft entlassen worden. wtb. Berlin, 6. Juli.(Tel.) Nach der Festnahme des Arbeiters Marian Przybilski wegen Ermordung der Obsthändlerin Senger in Berlin=Weißensee gelang es der Kriminalpolizei, nunmehr auch zwei Mitwisser der Bluttat zu verhaften. Es handelt sich um den 22jährigen Erich Scheffel und den gleichaltrigen Karl Matterson. Wie sich herausstellt, hat Scheffel die Sache„ausbaldowert“. In der Nacht zum Freitag traf sich Scheffel mit Przybilski, der den Vorschlag machte, man solle die Frau gemeinsam ermorden. Scheffel hatte keine Lust und ging nach Hause. Przybilski vollbrachte dann, wie gemeldet, die Tat. Durch die neuen Ermittlungen sind die Verdachtsmomente gegen die Angehörigen der Ermordeten entkräftet. Blutige Tragödie in der nallenischen Aristokraltt. wtb. Rom, 5. Juli.(Tel.) Nach einer Meldung des Piccolo aus Livorno ereignete sich auf dem Landgut der Familie des Grafen Malaspina bei Livorno eine erschütternde Tragödie. Die mit dem Obersten Graf Malaspina verheiratete Marchesa Strozzi tötete ihre beiden Kinder durch Revolverschüsse und beging danach Selbstmord. Die Ursache der Tat ist unbekannt. Man vermutet, die Marchesa habe in einem Anfall von Geistesstörung gehandelt. Die Wis. lehnt das Handelsministerium ab. Vor Eintritt in die Beratungen gibt Abg. Ladendorff(W.P.) eine Erklärung ab, in der es heißt:„Durch einen großen Teil der Presse, namentlich der der Deutschen Volkspartei, wird die Meldung verbreitet, daß der Wirtschaftspartei das Handelsministerium angeboten worden sei. Ich erkläre namens meiner Fraktion, daß an den Meldungen nicht ein einziges wahres Wort ist, daß die Wirtschaftspartei ihre Haltung in Kulturfragen und namentlich in einer so ernsten Angelegenheit, wie es der Vertrag mit dem Heiligen Stuhl und die Gleichstellung der evangelischen Kirche ist, nicht durch Einräumung eines Ministersitzes oder irgendwelcher sonstiger Zugeständnisse, sondern nach dem eigenen Gewissen bestimmen läßt, und daß die Wirtschaftspartei ihre Einstellung zu dem Vertrag mit der Kurie nicht dazu benutzen will, um der Deutschen Volkspartei den Rang um die Bemühungen, in die Regierung zu kommen, abzulaufen.“ Bei den Kommunisten wird die Verlesung der Erklärung mit andauernden Unterbrechungen begleitet. Sie rufen u. a.:„Was hat der Wohlfahrtsminister versprochen?“„Wie ist es mit der Mietserhöhung?" Die Beratung des Konkordats. Vor stark besetztem Hause und Tribünen beginnt dann die Beratung des Kirchenvertrages. In der allgemeinen Aussprache spricht zuerst Abg. König=Swinemünde(Soz.), dem die Kommunisten zurufen:„Ein Ministerposten ist schon eine Messe wert!" Der Redner hebt hervor, daß lediglich die Deutsche Volkspartei die Nationalsozialisten und die Kommunisten im Ausschuß ihre unbedingte Ablehnung des Staatsvertrages ausgesprochen hätten. Auch der Deutsche Lehrerverein habe sich nun gegen einige Bestimmungen gewendet, u. a. gegen den Artikel 1, der die„Ausübung der Religion“ gewährleistet.“ In der Tat aber werde durch diesen Artikel die absolute Staatshoheit über die Schule nicht im geringsten angetastet. In unserer Partei so schließt der Redner, haben wir Raum für Anschauungen aller Richtungen.(Großer Lärm bei den Kommunisten.) Und weil zudem der Staat seine bisherige Freiheit vollkommen beibehält, stimmen wir auch diesem Vertrage zu. (Beifall bei der Sozialdemokratie.) Abg. Koch=Oeynhausen(DN.) betont, es sei überaus bedauerlich, daß das alte deutsche Recht der Wahl der Bischöfe durch ihre Kapitel nunmehr dadurch beseitigt würde, daß die Kapitel nur noch aus drei ihnen präsentierten Kandidaten ihre Bischöfe bestellen dürften. Bestätigen könne man, daß die Erklärungen der Staatsregierung mancherlei Bedenken gegen den Vertrag zerstreuen könnten. Man müsse aber fragen, warum nicht in einem von beiden Vertragsparteien unterzeichneten Schlußprotokoll ausdrücklich erklärt wurde, daß z. B. Artikel keine Bindungen über die Schule darstellen und daß aus Artikel 13 nicht die Möglichkeit abgeleitet werden könne, ein außerdeutsches Schiedsgericht anzurufen. Da ein solches Schlußprotokoll jetzt wohl nicht mehr möglich sei, beantragten die Deutschnationalen, daß entsprechende feierliche Erklärungen dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt und dem Einführungsgesetz des Vertrages als Anlage beigefügt werden sollten. Ausführlich wendet sich der Redner dann noch gegen die Meinung, daß die evangelischen Kirchen bisher ein Voraus vor der katholischen Kirche gehabt hätten. Die Deutschnationalen müßten um der Parität willen und im Interesse des konfessionellen Friedens nach wie vor auf„Gleichzeitigkeit", bestehen. Abg. Dr. Linneborn(Ztr.) weist darauf hin, daß sich das Zentrum gegenüber Abmachungen mit den evangelischen Kirchen stets loyal verhalten habe. Es sei jederzeit bereit, an solchen Verträgen mitzuwirken. Durch die Reichsverfassung von Weimar sei die Freiheit der Religionsgesellschaften für die Zukunft gesichert worden. Deshalb sei der Verfassungstag auch für die katholische Kirche ein innerer Gedenktag.(Beifall bei dem Zentrum.) Abg. Korff(Komm.): Wir lehnen das Konkordat aus prinzipiellen Gründen ab, ganz gleich, wie der Inhalt ist. Finanzminister Dr. Höpker=Aschoff gibt folgende Erklärung ab: Von kommunistischer und volksparteilicher Seite ist nach dem Wert gefragt worden, den der durch Artikel 4 und 5 des Vertrages betroffene Staatsbesitz habe. In Artikel 4 handelt es sich nur um die zur Bistumsdotation gehörigen Gebäude, in erster Linie also die Kathedralkirchen und Kurien der Bischöfe und Kapitulare. Von den Domen stehen in Staatsbesitz nur die von Limburg und Hildesheim. Die Kurien sind bei Durchführung der Bistumsdotation den Bischöflichen Stühlen und Kapiteln ohne Innehaltung eines festen Systems teils zu Eigentum, teils zur Nutzung übertragen worden. An diesem seit Hundert Jahren auf Grund des alten Vertrages, das heißt, der Zirkumskriptionsbullen, bestehenden Zustand wird auch durch den neuen materiell nichts geändert. Auch die Fälle des Artikels 5 Absatz 2 beschränken sich auf solche, in denen schon heute der Staat gegenüber der Kirche durch öffentlich=rechtliche Widmung unwiderruflich gebunden ist. Hauptsächlich sind es dem Gottesdienst dienende Gebäude. Daraus geht hervor, daß der Kirche keine neuen Eigentumsrechte übertragen worden sind. Abg. Dr. Kriege(DVp.) kommt auf die Bedenken zu sprechen, die seine politischen Freunde gegen das vorliegende Konkordat schon in der ersten Lesung zum Ausdruck gebracht hätten. Diese Bedenken seien im Ausschuß verstärkt worden, und besonders sei Seitens der Regierung auf bestimmte Anfragen keine ausreichende Antwort gegeben worden. Aus diesen Bedenken heraus könne seine Fraktion dem Konkordat nicht zustimmen. Sie nehme den Antrag der Deutschnationalen auf Gleichzeitigkeit des Vertragsabschlusses mit der evangelischen Kirche an und würde den Versuch machen, den demokratischen Antrag dahin zu verbessern, daß unverzüglich Verträge mit der evangelischen Kirche geschlossen werden. Aenderungsantrag Zte Alngeineinrungsveriage! vdz. Berlin, 6. Juli.(Funkspruch.) Die deutsche Barmen wird eingegliedert: a) aus dem Landdemokratische Landtagsfraktion hat zur 2. Beratung der Umgemeindungsvorlage, die bekanntlich am kommenden Montag stattfindet, folgenden Antrag eingebracht: 1. In Teil I, Abschnitt 2, erhält die Ueberschrift folgende Fassung: Stadtgemeinde M.=Gladbach und Rheydt. 2.§ 2 erhält folgende Fassung: In die Stadtgemeinde M.=Gladbach wird eingegliedert die Landgemeinde Hardt des Landkreises M.=Gladbach. 3. Nach§ 2 wird ein neuer§ 2a eingefügt: In kreis Lennep die Stadtgemeinde Ronsdorf unter Grenzberichtigung gegenüber der Stadtgemeinde Remscheid gemäß Grenzbeschreibungen der Anlage a) unter XXXIII, ein Teil der Stadtgemeinde Lüttringhausen(Ortsteil Beyenburg) unter Grenzberichtigung gegenüber der Stadtgemeinde Radevormwald gemäß Anlage a) unter XXXIV; b) aus dem Landkreis Schwelm Teile der Landgemeinden Gennebreck und Linderhausen gemäß Grenzbeschreibungen bei Anlage a) unter XXXIV. 5. In§ 39. Seite 5, ist das Wort:„Barmen“ die Stadtgemeinde Rheydt wird eingegliedert die zu streichen.§ 42, Abschnitt 2, wird gestrichen, Ttd##emeinde Odenkirchen des Landkreises Glad= ebenso S 42a. Telegramm an den Reichspräsidenten und die Landtagsabgeordneten. Staoigemeinoe Loventirchen des Landkreises GladIm Teil I, Abschnitt 8, erhält die Ueberschrift folgende Fassung: Stadtgemeinde Duisburg. § 22 wird gestrichen. In§ 23, Seite 2, fällt das Wort Hamborn weg. Zu Abschnitt XIV: 1. Die Ueberschrift erhält die Fassung: Stadtgemeinde Barmen und Elberfeld. 2.§ 35 wird gestrichen.§ 36 erhält folgende Fassung: In die Stadtgemeinde und den Stadtkreis Elberfeld wird eingegliedert aus dem Landkreis Mettmann die Stadtgemeinde Vohwinkel unter Grenzberichtigung gegenüber den Stadtgemeinden Solingen und Wülfrath gemäß den Grenzbeschreibungen der Anlage a) dieses Gesetzes unter Abschnitt XXX, die Cronenberg, Teile der Stadtgemeinden Wülfrath und Hardenberg gemäß den Grenzbeschreibungen der Anlage a) unter Abschnitt XXXI, Teile der Landgemeinden Schöller und Gruiten gemäß Grenzbeschreibungen der Anlage a) unter Abschnitt ##4 Nach 8 36 wird ein neuer S 36a eingefügt. In die Stadtgemeinde und den Stadttreis bb. Berlin, 5. Juli.(Tel.) Die Vereinigung von Gemeinden zur Abwendung von Zwangseingemeindungen hat am 4. d. M. an die sämtlichen Landtagsabgeordneten das nachstehende Telegramm übermittelt: 20 Gemeinden mit über ¼ Million Einwohnern betrachten Zwangseingemeindung gegen Willen der Bevölkerung als Grundsätzen der Demokratie hohnsprechende Vergewaltigung. Verlangen Volksabstimmung und Berücksichtigung des Volkswillens wie in außen= so auch in innenpolitischen Fragen. Gleichzeitig ist auch der Herr Reichsprästdent telegraphisch um Schutz gebeten worden, weil die Absichten der preußischen Staatsregierung gegen Artikel 127 der Reichsverfassung verstoßen, der den Gemeinden das Recht der Selbstverwaltung zusichert. Abg. Dr. Bohner(Dem.) Wir stimmen dem Vertrag nicht ohne schwere Bedenken zu. Wenn unsere Redner in der ersten Lesung nicht näher auf diese Bedenken einging, so tat er es, um im Interesse des konfessionellen Friedens nicht Oel ins Feuer zu gießen. Die Bereitwilligkeit des früheren volksparteilichen Kultusminister Dr. Boelitz, über ein Konkordat mit Schulfragen zu verhandeln steht unzweifelhaft fest in einem offiziellen Schreiben. (Sehr wahr! links und in der Mitte.) Mit dieser Bereitschaftserklärung werden die jetzigen volksparteilichen Gegenargumente wertlos. Wir stimmen dem Vertrag nur zu, unter der Bedingung, daß die entsprechenden Verträge mit den evangelischen Kirchen abgeschlossen werden. Abg. Hestermann(W. P.) erklärt: Die Wirtschaftspartei sei nicht in der Lage allzu große Bedenken zu äußern. Mit ihrer Kritik habe sich die Deutsche Volkspartei doch sehr stark isoliert. Der Redner gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Kurie in Zukunft für eine unbedingt loyale Durchführung des Vertrages sorgen werde. Falle das Konkordat, dann bestehe die Gefahr, daß auch die Verträge mit den evangelischen Landeskirchen nicht zur Wirklichkeit werden. Die Regierung möge eine formelle Erklärung abgeben, daß sie auch gleichwertige Verträge mit den evangelischen Landeskirchen vorlegen werde. Ministerpräsident Braun: Auf die Anfrage des Abg. Hestermann, wie sich die Staatsregierung zu dem Antrag Graue stellt, der unverzügliche Verhandlungen mit den evangelischen Kirchen fordert, kann ich namens der Staatsregierung erklären, daß die Staatsregierung einmütig auf dem Boden dieses Antrages mit allen seinen Einzelheiten steht. (Beifall bei der Mehrheit, Lärm bei den Kommunisten.) Abg. Prelle(Deutsche Fraktion) hielt an der Forderung fest, daß der Vertrag mit der evangelischen Kirche gleichzeitig in Kraft treten müsse. Kultusminister Dr. Becker versicherte nochmals, daß sofort nach Verabschiedung der Vorlage in Verhandlungen mit der evangelischen Kirche eingetreten werde. Bezüglich des Artikels 1 des Vertrags muß klar und deutlich gesagt werden, daß nach dem ganzen Gang der Verhandlungen kein Zweifel darüber besteht, daß in diesen Artikeln die Schule auch nicht im entferntesten einbezogen sein soll. Er sichere ausschließlich die Bekenntnisfreiheit. Eine Formulierung, daß die Schule von dem Vertrag ausgeschlossen sei, habe man deshalb nicht gewählt, weil das Wort Schule überhaupt nicht vorkommen sollte.(Gelächter rechts.) Abg. Schwecht(DN.) erklärt die einmütige Zustimmung seiner=Fraktion zu dem Paragraphen 1 des Gesetzen##s. Die endgültige Zustimmung zu dem Verträßswerk müsse die Fraktion aber von der Annahme ihres Aenderungsantrags zum Paragraphen 2 abhängig machen, wonach das Gesetz erst in Kraft##reten soll, wenn gleichzeitig mit den evangelische# Kirchen ein gleichwertiger Vertragsabschluß erfolge. Werde dieser Antrag, wie vorauszusehen sei, von den Regierungsparteien abgelehnt, so würden die Deutschnationalen in der Schlußabstimmung das Gesetz einheitlich ublehnen. Der einzige Grund für diese Haltung seiner Fraktion sei die volle Wahrung der Parität. Abg. Dr. Lauscher(Ztr.) nannte es erstaunlich, mit welch peinlicher Gewissenhaftigkeit der Abg. Schwecht jede Zurücksetzung des evangelischen Volksteils vermerkt habe. Wenn Sie den ernst und feierlichen Erklärungen der Regierung und der Regierungswarteien keinen Glauben schenken, wenn Sie der Regierung das Vertrauen entziehen wollen, wie wollen Sie dann überhaupt mit einem so wenig vertrauenswürdigen Partner selbst einen Vertrag schließen? Der Redner beschäftigte sich im weiteren eingehend mit der Haltung der Deutschen Volkspartei. Er schloß mit den Worten: Es gibt aber auch gewalttätige Ueberzeugungen, gegen die man sich zur Wehr setzen muß. Abg. Schulz=Neukölln(Komm.) erklärt u. a.: Otto Braun, der dissidentische Papst, solle vom Abg. König(Rufe bei den Kommunisten: Der wird Bischof!) den Garantieschein für das dreckige Geld unterzeichnen.(Zurufe bei der„Deutschnationalen: Ihr Maul ist dreckig!) Prasivent Die ablehnende Stellung der Deutschen Volkspartei gegenüber dem Konkordat sei nur davon diktiert, daß es heute mehr denn je notwendig wäre, die Staatshoheit vor jedem Eingriff zu schützen. Abg. Dr. von Winterfeldt(DN.): Wir eishen fragen, warum das Zentrum nicht Zeit den evangelischen Kirchen was sie verlangen. Darin liegt doch die Imparität. (Lebhafte Zustimmung bei den Deutschnationalen.) Woher sollen wir das Vertrauen nehmen, daß ein gleichwertiger Vertrag mit den evangelischen Kirchen auch tatsächlich zustande kommts Besonders auch mit Rücksicht auf die bisherige, Halzung der Sozialdemokratie hegen wir daruber berechtigte Zweifel. Die Hoffnung des Abg. Lauscher, unsere katholischen Abgeordneten würden mit dem Zentrum stimmen, ist falsch: Wir verfolgen die bisher gehaltene Linie weiter.(Lebhafter Beifall bei den Deutschnationalen.)„# ,. 4 E 46 Abg. Dr. Boelitz(DVp) kommt auf den ihm zum Vorwurf gemachten Brief des preußischen Staatsministeriums während seiner Ministerschaft zutüick. Es habe sich nur um ein Reichskonkordat gehandelt. Außenpolitische Gesichtspunkte seien damals maßgebend gewesen, daß Preußen sich bereit erklärte, in Verhandlungen mit dem Reiche über die Regelung auch der Schulfragen einzutreten. Er würde auch niemals seinen Namen unter einen Vertrag gesetzt haben, wenn nicht gleichzeitig mit den evangelischen Kirchen ein Vertrag geschlossen Dus verheetenre Anweiter. Dr. Bohmer(Dem.) erwidert: Entscheidend sei, daß damals die Schule einbezogen wurde. Die Abstimmung. Das Unwetter in Bayern. wtb. München, 5. Juli.(Tel.) Das schwere Unwetter, verbunden mit Sturm, Hagel und Blitzschlägen, das am Donnerstag den schwere Schäden gemeldet. In wurde ein Bergmann von einem herabstürzenden Dach getroffen und auf der Stelle getötet. In Bad Altheide wurde ein Kurgast aus Berlin unter das am Donnerstag über, Oberhavern, ltvel.:„enden Baum begraben und schwer verNiederbayern, die Oberpfalz, die fränkischen Gegen= setz. Die ganze Gegend war von ½49 bis 1 Uhr den und den schwäbischen Kreis niederging, läßt sich erst jetzt, nachdem die telephonischen Störungen behoben sind, in vollem Umfange erkennen. An den Straßen, den Wäldern, den Feldern und den Gedes bäuden wurden in zahlreichen Orten große Schäden In einfacher Abstimm, gzimunen der Deuischen langerichtet, die in die Hundertabsende gehen. Verheerende Folgen hatte das Sturmwetter für den Chiemgau. Dort wurden mehrere Gebirgsdörfer schwer mitgenommen. Vielsach brachen auch Brände aus. Auch Bad Reichenhall und Umgebung wurden durch die Unwetter schwer heimgesucht. Ein Volspartei und der Kommurzlenizerungggmträg, Nach Ablehnung sämtlicher wird dann auch Artikel 2 mit den Stmmen der Regierungsparteien und der Wirtschaftspartei gees.. zweite Beratung erledigt. Die verheerender Wirbelsturm raste über das Berchtesamit it die oooen gvt. gadener Land und richtete auch dort allentbalben dritte Beratung findet am Dienstag statt. Samstag 11 Uhr: Jugendwohlfahrtsgesetz, Polizeikostengesetz, Schluß Uhr voz. Berlin, (Tel.) Der Aeltestenrat des preußischen Landtages legte den Beratungsplan bis zu den Sommerferien fest. Am Samstag sollen Anträge und kleine Vorlagen erledigt werdie zw Umgem habener Land und richtete auch dort allenthalben großen Schaden an. Am schwersten tobte der Sturm auf dem Königssee, und zwar zu einer Zeit, wo fast sämtliche Boote der Königsseer Schiffahrt unterwegs waren. Das Motorschiff„Hochkaiser", auf dem sich etwa 100 Passagiere befanden, wurde vom Sturm erfaßt und abgetrieben. Das ganze Oberdeck des Schiffes wurde glatt abrasiert. Auf dem Schiff entstand eine Panik. Die Passagiere legten sich glatt auf dem Deck nieder und schrien um Hilfe. Dank der Umsicht der Schiffsleitung konnte ein gröeite Beratung ßeres Unglück vermieden werden. In schwere Beneindung, Am drängnis kamen vor allem die kleinen Ruderboote, dritte Beratung dieses doch gelang es den meisten, sich noch in Sicherheit den, am Montag der westlichen Gesetzes. Außerdem soll noch das Polizeikostengesetz erledigt werden. Die dritte Lesung des Konkordats soll am Dienstag vorgenommen werden, am gleichen Tage, also nicht wie ursprünglich in Aussicht genommen, sollen die Mißtrauensanträge zur Beratung kommen. Am nächsten Donnerstag soll über sie namentlich abgestimmt werden. Voraussichtlich wird der Landtag vom Donnerstag, 11. Juli, bis 15. Oktober in die Ferien gehen. Ein franz. Pionierkommando im Saargebiet. wtb. Saarbrücken, 5. Juli.(Tel.) Die Regierungskommission des Saargebiets einer Nachricht der Saarbrücker Landeszeitung, die die Anwesenheit eines mit Vermessungen beschaftigten französischen Pionierkommandos im Saargebiet feststellte, bekanntgeben, nach Prüfung der Angelegenheit habe sich ergeben, daß die Anwesenheit dieses Truppenkommandos auf einem Irrtum beruhe und daß das Kommando das Saargebiet alsbald verlassen habe. Nach den Mitteilungen der Saarbrücker Landeszeitung hat sich das französische Pionierkommando seit Freitag voriger Woche bei dem Orte Mechern im Kreise Merzig mit photographischen Aufnahmen und Vermessungen beschäftigt. Die Landeszeitung hatte an die Regierungskommission die Anfrage gerichtet, ob das Kommando sich dort mit ihrem Wissen und ihrer Genehmigung aufhalte. Wenn ja, wer die Genehmigung erteilt habe und wie man sie rechtsertigen wolle, da vom Völkerbundsrat der Aufenthalt französischer Truppen im Saargebiet untersagt sei. Wenn nein, was die Regierungskommission zu tun gedenke, um die dort von den Franzosen gemachten Aufnahmen an sich zu bringen und die der Bevölkerung zugefügten Schäden zu ersetzen. Weiter, was sie ferner zu tun gedenke, um das Militär alsbald über die Grenze zu schicken und Genugtuung für die Völkerrechtsverletzung zu erhalten. der„Bremen“ den Norddeutschen wtb. Bremen. 6. Juli.(Funkspruch.) Wie der Norddeutsche Lloyd mitteilt, fand am Freitag abend an Bord des neuen Schnelldampfers„Bremen“ in der Nähe von Kap Lindnesnaes in Norwegen nach mehrtägiger sehr zufriedenstellend verlaufener Probefahrt die formelle Uebernahme des Schiffes von der Werft namens des Norddeutschen Lloyd durch Generaldirektor Glässel statt. Die Probefahrt hat die volle Erfüllung der kontraktlichen Vereinbarungen zwischen dem Norddeutschen Lloyd und der Deschimag=Weserwerft erbracht. Nach vollzogenem Flaggenwechsel übernahm Kapitän Ziegenbein das Kommando mit dem Gelöbnis, den Dampfer„Bremen“ stets pflichtgetreu führen zu wollen; unter dem Wahlspruch:„Alles nur für die gute Sache, zum Nutzen des Norddeutschen Lloyd und der Heimatstadt Bremen und zum Ruhme des deutschen Vaterlandes.“ Ein Hoch auf den Reichspräsidenten von Hindenburg als Taufpaten des und auf das deutsche Vaterland beschloß die eindrucksvolle Feier. zu bringen. Der Berliner Kaufmann Fritz Labuhn, der sich mit seiner Frau in einem Kahn befand, versank in den Wellen. Seine Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. Auch anderwärts fanden Personen durch Blitzschläge und durch Ertrinken den Tod. Bei Straubing wurde ein Mann mit Pferd und Wagen in die Donau geschleudert und ist ertrunken. Im Eisenbahnverkehr gab es große Störungen, verschiedentlich mußte der Zugverkehr zeitweise ganz eingestellt werden. Opfer der Hagelkatastrophe. wtb. Nürnberg, 5. Juli.(Tel.) In Fessenheim bei Oettingen fuhr ein kalter Blitzschlag in ein Bauernhaus und tötete einen neunjährigen Knaben namens Riedel; die im Zimmer sitzende Mutter wurde ebenfalls vom Blitz getroffen und liegt schwer krank darnieder. Von den Fahrgästen des D=Zuges, der gestern bei Nabburg in den Hagelsturm geriet, wurden drei Personen durch Glassplitter bezw. Hagelkörner leicht verletzt. Die Hagelkatastrophe bei Schwabach. wtb. Schwabach, 5. Juli.(Tel.) Fünf schwere Gewitter gingen gestern über der Schwabacher Gegend nieder. Die Hagelschauern dauerten jeweils ungefähr 10 Minuten. In der Stadt selbst ist der Schaden weniger groß; dagegen haben die umliegenden Gemeinden ungeheuer gelitten. 70 Prozent der Ernte sollen vernichtet sein. Allein in Schwabach haben die betroffenen Ortschaften ungefähr 100000 Dachziegel angefordert. Tauben und Vögel wurden in Massen tot aufgefunden. Die Hopfen= und Tabakfelder sind fast vollständig zerschlagen. Für die Betroffenen ist der Schaden katastrophal. Schwere Sturmwetter in Bad Ischl. wtb. Bad Ischl, 5. Juli.(Tel.) Gestern abend herrschte hier ein heftiger Sturm, der zahlreiche Bäume entwurzelte, von vielen Häusern die Dächer abriß und viele Fenster zertrümmerte. In den Wäldern sind zahlreiche Sturmschäden angerichtet. Die Bahnstrecken wurden durch entwurzelte Bäume verlegt und die Abendzüge hatten Verspätung. Die beiden Bauernsöhne Windhagen, die einer Frau helfen wollten, die mit ihrem Kinde mit einem herabgerissenen Draht der elektrischen Stromleitung in Verbindung gekommen war, wurden durch den Strom getötet. Der durch den Sturm angerichtete Schaden ist außerordentlich. Unwetter in Angermünde. wtb. Angermünde, 5. Juli.(Tel.) Das schwere Gewitter, das gestern abend über Stadt und Kreis Angermünde hinwegzog, brachte schweren Hagelschlag und wolkenbruchartigen Regen mit sich, der zu zahlreichen Ueberschwemmungen führte. In den Straßen wurden die Bürgersteige fußtief überflutet. Der an der Ernte angerichtete Schaden ist ganz beträchtlich. Der Blitz schlug an verschiedenen Stellen ein. Fahnenmasten wurden zersplittert, Lichtleitungen zerrissen und Zäune niedergelegt. Wasser und Hagel dürften die Früchte langer Arbeit zerstört haben. Unwetterkatastrophen in Neusalz und Umgebung. wtb. Neusalz(Oder), 5. Juli.(Tel.) Ein furchtbares Unwetter vernichtete gestern abend gegen ½5 Uhr in der Gegend von Neusalz die gesamte Ernte. Die Katastrophe begann mit einem ungeheuren Wirbelsturm, der Bäume knickte und entwurzelte und schweren Schaden an den elektrischen Lichtleitungen anrichtete. Es folgte ein Hagelschlag, bei dem 10 Minuten lang Hagelstücke in Größe von einer Wallnuß bis zu einem Hühnerei die Gegend verwüsteten. Die Felder und Gärten sind vollkommen zerschlagen. Die Ernte der Landwirte in dem Dorfe Kusser ist vernichtet. Hier steht auf einem breiten Streifen kein einziger Halm mehr. In der Stadt Neusalz richtete der Orkan ebenfalls außerordentlichen Schaden an. Kein Haus der Stadt blieb unversehrt. Fensterscheiben und Dachziegel gingen zu zehntausenden in Trümmer. Bei den Gruschwitz=Textilwerken sind über 3000 Fenleht. Die ganze Gegens wal nachts ohne Strom, da die Leitungen der Ueberlandzentrale an zahlreichen Stellen durch den Sturm oder fallende Bäume zerstört waren. Orkanartiger Sturm über Oesterreich. wtb. Wien. 5. Juli.(Tel.) Der orkanartige Weststurm, der gestern abend über Wien hinwegbrauste, hat auch in der Umgebung und in der Provinz schweren Schaden angerichtet. Der Berliner Schuellzug über Prag, der gestern um ½11 Uhr abends ir Wien fällig war, traf erst gegen 3 Uhr früh ein, weil ihm der Weg verlegt war durch entwurzelte Bäume und abgebrochene Telegraphenstangen. Das Zentrum des Unwetters dürfte, wie das Neue Wiener Tageblatt meldet, in Salzburg gelegen haben, wie denn auch das Salzkammergutgebiet besonders schwer betroffen zu sein scheint. Am Eingang in den Mirabell=Garten wurde der frühere Chefarzt des Salzburger Kinderspitals, Dr. Piala, unter einem stürzenden Baum begraben und erlag kurz darauf den erlittenen Verletzungen. Zwei junge Holzarbeiter wurden in Ischl von einem umstürzenden Mast der Starkstromleitung getroffen und sofort getötet. Auf dem Bahnof von Ischl wurde ein Beamter durch herabfallende Leitungsdrähte schwer verletzt. Die Verwüstungen sind bei Seekirchen besonders arg. Das Postamt Hendorf ist vollständig zerstört: ebenso wurden zahlreiche Bauernhäuser vernichtet. In Nonntal wurde eine Wäscherin getötet. Der Sturm in der Gegend von Salzburg. wtb. Salzburg, 5. Juli.(Tel.) Aus den bisher eingetroffenen Meldungen— zahlreiche Fernleitungen, insbesondere in Richtung Salzkammergut, sind noch unterbrochen— läßt sich feststellen, daß im ganzen Unwettergebiet enorme Schäden angerichtet wurden, die bisher auch nicht annähernd beziffert werden können. Am ärgsten mitgenommen scheint der Flachgau. insbesondere das Wallerseegebiet, zu sein, während der Pongan und der Pinzgau vom Unwetter mehr verschont blieben. In Waldprechting bei Seekirchen wurde ein Bauernhaus bis auf die Grundmauern zerstört. Der von Salzburg nach München verkehrende elektrische Abend=D=Zug mußte auf offener Strecke stehen bleiben. Mehrere Züge der Salzkammergut=Lokalbahn konnten längere Zeit überhaupt nicht ausfahren. Sturm auch in der Tschechoslowakei. wtb. Prag, 5. Juli.(Tel.) Infolge von Störung der Telephonverbindungen kommen erst heute Nachrichten über den Wirbelsturm, der gestern abend in der ganzen Tschechoslowakei wütete. Er verursachte großen Schaden an Wald= und Baumbeständen, an Feldern und Wiesen. In den am meisten betroffenen Gebieten hatten zahlreiche Züge stundenlange Verspätungen. Auf einem in Tabor, nahe dem Ausstellungsgelände, befindlichen Teich kenterte ein mit sieben Personen besetztes Boot, wobei ein Bankbeamter ertrank. Das Gerüst der in Reparatur befindlichen Taborer Pfarrrirche wurde umgeworfen. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Aus Nordböhmen wurde starker Hagelschlag gemeldet. Auch Mittel= und Nordmähren wurden gestern Eckersdorf abend von einem katastrophalen Gewitter heimgesucht, das gewaltige Schäden anrichtete. Dem Gewitter ging eine Windhose voran, die stellenweise mit einer Geschwindigkeit von 80 Kilometer dahintrieb. Viele Bäume, besonders Obstbäume, wurden entwurzelt. Zugunfälle infolge des Unwetters. wtb. Prag, 5. Juli.(Tel.) Die Strecke BeneschaGmünd ist gesperrt worden, da der Verkehr wegen der umgeworfenen Telegraphenstangen und Bäume unmöglich ist. Auf der Schmalspurbahn Neu=Bistritz —Neuhaus im Böhmisch=Mährischen Hochland wurden gestern infolge der Gewalt des Sturmes drei Wagen die Böschung hinabgeworfen. Zehn Personen wurden verletzt. Der Deutsche Sängerbund und die Veruntreuungen Redlins. wtb. Nürnberg, 5. Juni.(Tel.) Der hier unter außerordentlich starker Teilnahme der Sängerschaft aus allen Teilen des Deutschen Reiches abgehaltene 22. außerordentliche Sängertag des Deutschen Sängerbundes beschäftigte sich heute in der Hauptsache mit den umfangreichen Veruntreuungen des früheren Bundesschatzmeisters Redlin. Zeitweise kam es zu stürmischen Debatten, die sich zu lebhaften Protesten gegen die Kassenführung steigerten, durch die es dem ungetreuen Bundesschatzmeister möglich wurde, Bundesgelder in Höhe von 900000 Mark an sich zu bringen. Ein außerordentlicher Sängertag in Leipzig soll im Frühjahr 1930 eine neue Zusammensetzung der beiden Ausschüsse des Bundes vornehmen. In der Zwischenzeit soll eine Fünferkommission, bestehend aus zwei Juristen, zwei Wirtschaftlern und einem Bücherrevisor, eine strenge Untersuchung wegen des Verhaltens der bisher führenden Persönlichkeiten des Bundes durchführen.„, HeThloh 115 Die Versammtung beschloß, zur Sanierung der Finanzen des Bundes für das Jahr 1930 eine freiwillige Umlage von 30 Pfennig je Sänger zu erheben. Aus Nah und Fern. Automobilunglück auf der Brockenstraße. wtb. Schierke, 5. Juli.(Tel.) Heute mittag ereignete sich auf der Brockenstraße ein Automobilunglück. Ein aus Lautenthal kommendes mit sechs Personen besetztes Auto stürzte infolge Versagens der Bremse um. Einer der Insassen wurde getötet, drei schwer verletzt. Der Chauffeur hat Beine und Kinn gebrochen. Die Feuersbrunst von Millvalley. wtb. San Francisco, 5. Juli.(Tel.) Die Stadt Millvalley wurde infolge eines starken Nordwindes erneut von Waldbränden bedroht und konnte nur mit Mühe vor dem Untergang gerettet werden. Etwa 1000 Menschen waren angestrengt tätig, um die Stadt zu retten. Das Feuer hat in den letzten Tagen 150000 Acres Wald und Gebüsch vernichtet Undspekaf! Englischer TruppenBergwerkunfälle. wtb. Gladbeck, 6. Juli.(Funkspruch.) Durch hereinbrechende Kohle wurden gestern auf der Zeche Matthias Stinnes 3/4 fünf Arbeiter verschüttet. Zwei Arbeiter wurden dabei so schwer verletzt, daß sie noch während der Bergungsarbeiten starben, ein Arbeiter wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, die beiden anderen kamen mit leichteren Verletzungen bzw. unverletzt davon. Zwei Tote bei einer Schlagwetterexplosion. wtb. Dort nund, 5. Juli.(Tel.) Auf der Zeche Westsalen ereignete sich heute infolge eines sterscheiben zerschlagen worden. Das Unwetter auf dem Hildebrandt. Schacht bei Antonienhütte im) Sire ge.pba u5 Minuten währte, war von eine Veronikaslöz eine Strecke zu Bruch, wodurch vier wöhrlichen Heftigkeit. Zahlreiche Bäume Bergarbeiter vor Ort abgeschnitten wurden. Die (Tel.) Heute ging wandte sich dann über die Oder und richtete in dem Dorf Aufhalt ähnlichen Schaden an, Hier zertrümmerte der Blitz den Glockenturm. In der Aufhalter Heide entwurzelte der Orkan eine Anzahl Bäume. Die Landwirte der Gegend haben sich an die Behörden gewandt, um Hilfe zu erhalten. Sie sind gegen Hagelschlag nicht versichert. Schweres Unwetter in der Grafschaft Glatz. wib. Glatz, 5. Juli.(Tel.) Die Stadt und die weitere Umgebung wurden gestern abend von heimgesucht. Der Sturm, einer ungewöhnlichen Wngrein Hahltench. Balhne wurden gi entwurzelt, Dächer avgedeckt und Fenster zersofort eingeleiteten Bergungsarbeiten, oie trümmert. Der Sportplatz bot nach dem Unwetter allem Nachdruck betrieben werden, lassen noch nicht ein Bild der Verwüstung; nicht weniger als 12 Grubenbrandes eine Schlagwetterkatastrophe. Dabei wurden zwei Arbeiter, die mit dem Abdämmen beschäftigt waren, getötet. Die Mittagsschicht des Nachbacteviers konnte nicht einfahren. Der übrige Betrieb läuft ungestört weiter. Mit der Abdämmung des betreffenden Reviers ist bereits begonnen worden. Vier Bergarbeiter im Schacht abgeschnitten. erkennen, ob die abgeschnittenen Bergleute noch am Leben sind. ein Guld der Verwonstung, Nicht weniger der riesigen ihn umrahmenden Linden lagen entwurzelt am Boden. Auch aus der Umgebung werRegierungsbefehl: Sofort übungen abbrechen! pw. Berlin, 6. Juli.(Funkspruch.) Wie der „Vorwärts“ aus Frankfurt a. M. meldet, ist dem englischen Hauptquartier von der englischen Regierung in London der direkte Befehl übermittelt worden, die Truppenübungen in der Eifel und in der Gegend von Simmern sofort einzustellen.. Kesselexplosion im Gaswerk. pw. Berlin, 6. Juli.(Funkspruch.) In dem Gaswerk Biebrich bei Wiesbaden explodierte in der Nacht auf Freitag aus unbekannter Ursache ein Dampfkessel. Bei der Explosion wurde ein Arbeiter tödlich verletzt, ein zweiter erlitt schwere Verwundungen; außerdem entstand großer Sachschaden, Der Schornstein des Werkes wurde teilweise umgelegt und das Dach des Kesselhauses zum größten Teil zerstört. Verurteilung wegen Totschlags. wtb. München, 6. Juli.(Funkspruch.) Das Schwurgericht Kempten verurteilte die Wirtschafterin Marie Schegg, die den Oberarzt Dr. Putzer von der Heil= und Pflegeanstalt Irsee mit einer Pistole niedergeschossen hatte, weil er das Verhältnis mit ihr zu lösen beabsichtigte, zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis wegen Totschlags. Todesurteil im Mordprozeß Dippl. wtb. München, 6. Juli.(Funkspruch.) Das Schwurgericht Passau verurteilte den 23jährigen Maurer Johann Dippl aus Schlott wegen Mordes an der Mutter seiner Geliebten und wegen Mordversuch an seinem Kinde zum Tode und zu sechs Jahren Zuchthaus. Dippl, der mit der Tochter der Ermordeten ein Liebesverhältnis gehabt hat, wollte eine Wirtstochter heiraten, was daran scheiterte, daß das aus jenem Verhältnis stammende Kind im Wege stand. Er beschloß daher, das Kind zu ermorden, traf aber dann am Tage, den er zur Ausführung der Tat gewählt hatte, im Hause auf die Schwiegermutter, die er in der Kirche vermutete, er stach in der Wut auf die alte Frau mit einem Korbmachermesser ein, eilte nach dem Hof und brachte dem Kind mehrere Stiche am Halse bei. Das Kind, das ohne sofortige ärztliche Hilfe gestorben wäre, konnte den Vater als Täter bezeichnen. Das Verfahren gegen Klotz. wtb. Paris, 6. Juli.(Funkspruch.) Der Untersuchungsrichter hat das Verfahren gegen den ehemaligen Finanzminister und Senator Klotz wegen Betruges, Untreue und Ausgabe ungedeckter Schecks an die Strafkammer verwiesen. Die Beschuldigung wegen Urkundenfälschung, für die das Schwurgericht zuständig gewesen wäre, wurde fallen gelassen. Der Prozeß wird am 11. Juli beginnen. Deutsches Geschenk an die Niederlande. wtb. Amsterdam, 6. Juli.(Funkspruch.) Wie der Berliner Korrespondent des Algemeen Handelsblad von gutunterrichteter privater Stelle vernommen haben will, hat die deutsche Reichsregierung das in Diez an der Lahn gelegene Stammschloß des Fürstenhauses Oranien=Nassau dem holländischen Staate als Ausdruck der Dankbarkeit für die Wohltaten, die das holländische Volk während der Kriegs= und Nachkriegszeit notleidenden Deutschen erwiesen hat, zum Geschenk gemacht. Die Insel Anak=Krakatau wieder im Meere versunken. wtb. Amsterdam, 6. Juli.(Funkspruch.) Meldungen aus Batavia zufolge ist die kleine, 278 Meter lange Insel Anak=Krakatau, die im Januar 1929 während der wiederholten Ausbrüche des Inselvulkans Krakatau entstanden war, gestern plötzlich verschwunden. Die Insel, die sich 138 Meter hoch aus dem Meere erhob, hatte sich aus Vulkansand und losem Geröll gebildet. Es ist anzunehmen, daß sie von der starken Brandung, die bereits vor einiger Zeit einige Teile der Insel weggespült hatte, auseinandergerissen und überflutet worden ist. Schiffsunglück bei Belgrad. Belgrad, 6. Juli.(Funkspruch.) wtb. Der Schraubendampfer„Lim“, der den Passagierdienst zwischen Belgrad und dem Zimonyer Save=Ufer versieht, stieß mit dem Wrack eines im vorigen Jahre gesunkenen Schiffes zusammen. Der Dampfer wurde leck und begann sofort zu sinken. Unter den 60 Passagieren entstand eine ungeheure Panit. Das Schiff verlangte durch Sirenengeheul Hilfe. Mehrere Boote eilten herbei und es gelang auch, sämtliche Passagiere zu retten. Nach einer anderen Meldung sollen allerdings einige Kinder, die von Bord aus ins Wasser gesprungen waren, vermißt werden. Die Untersuchung ist eingeleitet. Große Tumulte bei einem Straßenbahnstreik in New Orleans. wtb. New Orleans, 6. Juli.(Funkspruch.) Der seit vier Tagen hier herrschende Straßenbahner= streik hat am Freitag zu wiederholten schweren Ausschreitungen geführt, deren Anlaß darin zu suchen ist, daß die Bahnleitung dreimal versuchte, Straßenbahnwagen mit Arbeitswilligen unter starker Bewachung in Betrieb zu setzen. Eine tausendköpfige Menge, darunter auch Frauen, griff die Wagen an und obmbardierte die Mannschaftez. git Ziegelsteinen und Knüppeln. Die Polizeigg.# die Menge auseinanderzutreiben und schoy in die Luft, doch kam es dann zu einer Schießerei, bei der, wie es heißt, etwa 100 Personen leichter verletzt wurden, während zwei der Streikenden so schwer getroffen wurden, daß sie ihren Verletzungen erlagen. Die Straßenbahngesellschaft wurde schließlich von der Stadtverwaltung ersucht, alle weiteren Versuche zur Wiederaufnahme des Betriebes zu unterlassen. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Während der Tumulte haben ubrigens drei Polizeiheamte unter dem Jubel der Menge ihre Dienstabzeichen und Wassen weggeworsen und sich dann den Ausständigen angeschlossen. Aus den Nachbar-Städten Aus Groß=Dortmund — Wieder eine Mordtat. In der Leibnitzstraße, in der Wirtschaft„Zum Tattersall“ eignete sich eine schwere Bluttat. Im Vepaufe eines Streites wurde ein gewisser Max sis aus Dortmund durch verletzt. Die Verletzungen waren so schwager Povorläufige Sicherheit bringen konnten. Eine 15jährige Ladendiebin. In einem Kaufhause beobachteten Käufer und Verkaufspersonal ein ca. 15jähriges Mädchen während des Hauptbetriebes am Freitag nachmittag, wie es sich in verdächtiger Weise an den auf den Ladentischen lagernden Gegenständen heranmachte, um dann, wenn es sich unbeobachtet glaubte, einige dieser Gegenstände verschwinden zu lassen. Es wiederholte dieses Manöver noch einige Male, bis es auf frischer Tat ertappt und des Diebstahls überführt werden konnte. Man fand bei der 15jährigen gestohlene kleinere Sachen im Werte von über 100 Mark. Die Diebin wurde festgenommen. — Einen verhängnisvollen Irrtum beging die Frau eines in der Schützenstraße wohnhaften Hüttenarbeiters. Als der Mann am Freitag morgen, von der Nachtschicht kommend, seinen früh morgens empfangenen 14tägigen Lohn auf den Küchentisch legte, geriet die Lohndüte zwischen auf dem Tisch liegendes Zeitungspapier, mit dem die Frau den Küchenherd anmachen wollte. Ohne zu ahnen, daß sich der sauer verdiente Lohn des Mannes zwischen dem Papier befand, raffte die Frau dieses zusammen und legte es in den Herd, um dann Feuer anzuzünden Als der aus der Schlafstube zurückkehrende Mann nach dem Gelde fragte, war die Frau nicht wenig bestürzt, zu hören, daß dieses kurz vorher von dem Manne auf den Tisch gelegt worden sei, das die Frau dann ahnunglos zum Feueranmachen mitverbraucht hatte. Ueber 80 Mark waren so durch den Kamin gefegt worden. Hörde. Aus 4 Meter Höhe abgestür zt. Auf dem Hochofenwerk des Hörder Vereins trug sich ein schwerer Betriebsunfall zu. Ein Schlosser war mit noch anderen Arbeitskollegen damit beschäftigt, Verteilungskästen für die elektrischen Lichtanlagen anzubringen. Hierzu war ein über vier Meter hohes Gerüst errichtet, auf dem Schlegel mit und sein Mitarbeiter arbeiteten. Beim Verlassen des Gerüstes machte Sch. einen Fehltritt und stürzte aus dieser Höhe ab und schlug auf den Boden. Hier blieb er in schwerverletztem Zustande liegen, sodaß er sofort dem Hüttenhospital zugeführt wurde. Menden. Auf dem Wege der Besserung. Bürgermeister Rau, der mit dem Landrat von Iserlohn auf der Rückfahrt von einer Tagung in Dortmund in der Nähe von Hörde verunglückte und dabei einen schweren Schädelbruch davon trug, befindet sich im Hörder Krankenhaus auf dem Wege der Besserung. Vorläufig ist er jedoch noch nicht transportfähig. Iserlohn. Verurteilte Falschmünzer. Im Stadt= und Landkreis Iserlohn wurden im vergangenen Jahre falsche Geldstücke zu 5 und 2 Mark, sowie zu 50 Pfennig längere Zeit im Verkehr festgehalten. Der Bezirks= und Landespolizei gelang es, den Hersteller der Falschsifikate in der Person des Druckers Louis Berg, gebürtig aus Untergrüne, festzustellen. B. bestritt das falsche Geld verausgabt zu haben. Es wurde ihm aber nachgewiesen, daß er selbst dieses Geld bei sich trug und daß sein Nefse, Willi D., mehrfach damit Einkäufe gemacht hatte. Nur daß Frau D., bei der die Kriminalpolizei einige Falschstücke gefunden hat, davon gewußt hat, konnte nicht festgestellt werden. Das Gericht sprach Frau D. frei und verurteilte den Hauptangeklagten zu zwei Jahren Zuchthaus mit dreijähriger Polizeiaussicht, den Willi D. zu neuen Monaten Gefängnis; beiden wird die Untersuchungshaft voll angerechnet. Bei Willi D. beträgt diese 5 Monate, für den Rest von vier Monaten erhält der noch junge Mann Bewährungsfrist. Auch wurde seine Haftentlassung verfügt Bottrop. Die verbotswidrige Seilfahrt. Im Grubenbetriebe der Zechenanlage „Prosper 3“ ereignete sich ein Betriebsunfall, wodurch zwei Leute verletzt wurden. Der 22jährige Lehrhauer Friedrich Althoff und der Schlepper Josef Benniger, beide aus Bottrop, trugen schwere innere Verletzungen davon. Beide Leute mußten schleunigst ins Krankenhaus geschafft werden. Die genannten Personen sind verbotswidrig am Seil gefahren. Der Bremser hat die Belastung nicht halten können, so daß in ungefährer Höhe von 15 Metern der Korb abstüzte und mit ziemlicher Wucht aussetzte. Herne. Sich zweimal durch die Brust geschossen. In einem Hause an der Crangerstraße wollte ein junger Mann aus völlig ungeklärten Gründen Selbstmord verüben. Er nahm einen Revolver seines Vaters und schoß sich zweimal durch die Brust. Der erste Schuß verletzte ihn nur leicht, der zweite jedoch lebensgefährlich. Durch die Schüsse wurden die Angehörigen wach und brachten den Lebensmüden ins Krankenhaus. Hattingen. Freitod in der Ruhr. Der Landwirt Gerhard B. aus Stiepel, der seit längerer Zeit gemütskrank war, sprang vor den Augen seiner Familie in die Ruhr, wo er sofort unterging. Man konnte ihn nur als Leiche bergen. Münster. Als den„Schrecken von Havixbeck“ bezeichnete der Richter den Schneider Bernhard Timmermann, der schon wegen Verleitung zum Meineid und schwerer Einbruchsdiebstähle fünf Zuchthaus erhalten hatte. Er hatte gemeinsam mit dem Schneider Wilhelm Andres beim Wirt Bäumer in Havixbeck einen Einbruch ausgeführt, aber nur unwesentliche Beute gemacht. Aber wenn auch der Angeklagte Andres seine früheren Geständnisse widerrief und erklärte, den letzten Einbruchsdiebstahl allein ausgeführt zu haben, so glaubte das Gericht ihm nicht. Denn es gilt als in Havixbeck bekannt, daß, wenn Timmermann im Dorfe ist, auch irgendwo wenigstens ein Einbruch verübt wird. Nun waren dem Timmermann seine ansehnlichen Vorstrafen zum Verhängnis geworden — er erhielt noch drei Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverlust, sowie Stellung unter Polizeiaufsicht. Sein Komplize, Andres, kam mit zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust davon. Münster. Tod beim Reinigen der Dienstpistole. In der Polizeiunterkunst Aegidiikaserne ereignete sich ein schweres Unglück. Beim Reinigen der Dienstpistole schoß sich der Polizeioberwachtmeister B. aus Unvorsichtigkeit in den Unterleib. B. wurde sofort mit dem städtischen Krankenwagen ins ClemensHospital gebracht, wo er etwa eine Stunde später in den Armen seiner inzwischen herbeigerufenen Gattin verschied. Lippstadt. Eine Glucke zerreißt ihre Jungen. Man hört wohl mitunter davon, daß Sauen ihre Jungen fressen; es dürfte jedoch wohl als eine große Seltenheit dastehen, daß die Glucke eines Landwirts in Rüthen von ihren soeben ausgeschlüpften zehn Kücken neun vollständig zerfleischte und zerriß. Salzkotten. Ein Haus eingestürzt. In Abwesenheit der Mieter stürzte hier ein an der Verbindungsstraße zwischen Klingel= und Osterstraße gelegener Fachwerkbau plötzlich in sich zusammen. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Linden=Dahlhausen. 14=jähriger Sittlichkeitsverbrecher. Hier wurde ein 14 Jahre alter Volksschüler dabei ertappt, wie er sich an einer Neunjährigen in schwerer Weise verging. Es gelangte zur Anzeige, während das Kind Aufnahme im Krankenhaus finden mußte. Bentheim. Von einem Bierfaß im Bett überrascht.„Die Mittemacht zog näher schon“, und der Alkohol hatte seine Wirkung getan, da verfiel ein junger Mann auf den Biergedanken, ein vor der Gastwirtschaft Schmeing stehendes, gefülltes Bierfaß die ungewöhnlich abschüssige„Stiege“ hinunterrollen zu lassen. Mit rasender Geschwindigkeit und ohrenbetäubendem Lärm raste das Faß gegen ein in der Kurve der„Stiege“ gelegenes Haus. Die zu ebener Erde gelegenen Fenster wurden eingedrückt und so landete das Bierfaß in einem Schlafzimmer. Die aufgeschreckten Bewohner schrien laut um Hilfe. Nachbarn kamen in Nachtkostümen an die Fenster gelaufen und konnten die gestörten Schläfer mit vieler Mühe endlich beruhigen.— Als der Urheber der „Geschichte vom rollenden Bierfaß“ die Folgen seines Unsinns sah, zog er es vor, sich schleunigst zu„verduften“. am Senntag den 7. Juli Evangelische Gottesdienste. Große Kirche: 9,30 Uhr P. Henes(Probepredigt); 8 Uhr Kindergottesdienst. Kleine Kirche: fällt aus. Ev. Krankenhaus: 9 Uhr P. Ohlig. meinschaftsstungen 10 Uhr B. Oblig. 7 Uhr Vereine und Versammlungen. Montag 8 Uhr Kirchenchor. Freitag 8,15 Uhr Vorbereitung Evangelischer Verein junger, Männer. Sonntag 2 Uhr Jungschar, 4 Uhr Jugendabteilung, 8 Uhr Hauptverein. Dienstag 8 Uhr Turnen. Donnerstag 8 Uhr Posaunenchor. Samstag 8.30 Uhr Bibelsprechstunde..g, Kammerst, Vereine der Frauenhutse. Donnerstag Stadtbezirk P. Ohlig: Ausflug. Donnerstag 3 Uhr Schwerte=Nord im Gemeindehaus. Dienstag 3 Uhr Schwerterheide: Jahresfest bei Schäfer. Evangelische Vereine junger Mädchen. Sonntag 6 Uhr Abt. 1 und 2 in der Jägerstraße. Dienstag 8 Uhr Abt. 1 im Gemeindehaus. Mittwoch 7,30 Uhr Abt. 2 im Gemeindehaus. b) Schwerterheide Mittwoch 8 Uhr Vereinsstunde. c) Villigst Mittwoch 8 Uhr Vereinsstunde. d) Geisecke=Lichtendorf Dienstag 8 Uhr VereinsBibelkreis der Schüler höherer Lehranstalten. Mittwoch 5 Uhr Abt. 2, 5,30 Uhr Abt. 1 und 2, 6,30 Uhr Bibelbesprechung Abt. 1. Evangelische Stadtmission Schwerte Kuhstraße 7. Sonntag 8 Uhr früh Blaukreuzstunde, 11 Uhr Sonntagsschule, 4 Uhr Bibelstunde, 8 Uhr abends Jugendbund. Mittwoch 3 Uhr Missionsverein, 8,30 Uhr abends Gebetsstunde. Donnerstag 8.30 Uhr Gemischter Chor. Freitag 8 Uhr abends Blaukreuzverein. Verdiente Abfuhr Pope, ein Gelehrter, der sich viel auf sein Wissen einbildete und sich darob gern über andere erhob, dabei aber von kleiner, verwachsener Gestalt war, stritt sich einst mit Freunden im Kaffeehause über den Sinn eines vorliegenden lateinischen Textes. Ein fremder junger Mann, durch den erregten Wortwechsel aufmerksam geworden, trat heran und bot höflich seine Hilfe für die Uebersetzung der schwierigen Stelle an. Der Gelehrte reichte ihm das Blatt mit verächtlicher Miene, die etwa ausdrückte, daß dem Fremden kaum gelingen würde, was er, Pope, vergeblich versucht. Doch der junge Mann hatte bald den Fehler gefunden und gab das Schriftstück mit dem Bemerken zurück, seines Erachtens dürfte ein Fragezeichen an bestimmter Stelle die bisher vergeblich gesuchte Lösung bringen. Pope mußte im stillen die Richtigkeit dieser Auffassung zugeben, doch ärgerlich, daß ein anderer sie gewonnen, fragte er den Fremden spitz, um ihn ob der Antwort in Verlegenheit zu bringen:„Was ist denn ein Fragezeichen?“—„Ein kleines buckeliges Ding, das oft unverschämt fragt,“ lautete die trefsende Antwort. Katholische Gottesdienste. Schwerte. 5,30 Uhr stille hl. Messe. 6,15 Uhr stille hl. Messe. 7 Uhr stille hl. Messe. Monatskommunion der Jünglinge. 8 Uhr Levitenhochamt mit Predigt und Segen. 10 Uhr Auszug der ProDie Schulklassen stellen sich rechtzeitig in der Haselackstraße, die Vereine mit ihren Fahnen in der Haselackstraße und auf dem Kirchplatze auf. Die Prozession bewegt sich von der Kirche durch die Haselackstraße, Hüsing=, Hagener=, Becken=, Bahnhof=, Hohenzollern= und Goethestraße und zurück zur Kirche. Stationen sind 1 und 2. an der Beckenstraße, 3. an der Kuhstraße und die letzte an der Kirche. Geisecke, Westhofen, Holzen. Wegen der Prozession fällt der Gottesdienst aus. Alles nimmt Teil an der Pfarrprozession. An den Werktagen sind in der Pfarrkirche drei hl. Messen: 6.30, 7,10 und 7,45 Uhr. Lichtendorf. 7,30 Uhr: Frühmesse, gemeinsch. hl. Kommunion der Männer. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2.30 Uhr Andacht., Aus den Vereinen. Männer=Verein. 5 Uhr Versammlung bei Mark. Wir liefern gut und preiswert alle Sorten * GUMMI-STEMPEL“ IK in den modernsten Schriften CARL BRAUS: SCHWERTE Se Sliunmaunmnanunsun Geschäftseroffnung. s Allen Bewohnern von Schwerte u. Umgebungs zur gefl. Kenntnis, daß ich mit dem heutigen Tage, Holzenerweg 10 ein Fhmenge S eröffnet habe. Empfehle Topfblumen, SchnittS blumen, Kränze in allen Preislagen. Anlagen S von Nutz= u. Ziergärten u. sämtliche Friedhofsarbeiten werden unt. bill. Berechnungausgeführt.s Alfred Pickhardt, Gärtners Teleson 2005 S Rundfunk=Programm /2 gut wöhl. Zimmer Vom Film Revolutionshochzeit. Still wie die Nacht... betitelt sich der große Bildstreifen deutschen Erzeugnisses, der ab gestern in der Reichskrone abrollt. Eine Geschichte aus der Zeit Jakolunerherrschaft in Frankreich um das Jahr 1793, jener Zeit, als die Guillotinen Tag und Nacht arbeiteten und auch König Ludwig der 14. und Marie Antoinette Opfer der entfesselten Volksleidenschaften wurden. Das Heldenlied einer großen Liebe und erschütternde Menschenschicksaleim Taumel einer großen Zeit werden von ersten Kräften plastisch dargestellt. Regisseur Landberg hat den Film mit außerordentlicher Sorgfalt und feinem künstlerischen Empfinden gedreht. Einfach, klar und straff im logischen Aufbau wickelt sich die Handlung fast zur Qual steigend ab. Der Charakterdarsteller Kortner ist als Kommissar des Konvents wuchtig, hart, ein unerbittlicher Fanatiker und doch groß in seiner Freundesliebe. Den Film muß jedr gesehen haben. Sonntag, den 7. Juli 1929. Münster. 07,10—24,00: Uebertragung von Köln. Langenberg. 07,15—24,00: Uebertragung von Köln. 07,10: Dr. Ludwig Bach:„Selbstverteidigungskursus.“— 07,30: Brunnenkonzert aus Bad Neuenahr.— 08,30: Alfred Dormanns: Esparanto für Fortgeschrittene und Durchsage eines Programmauszuges.— 09,00: Uebertragung des Geläutes von St. Gereon.— 09,05: Katholische Morgenfeier.— 10,15: Besuch am Krankenbett.— 11,00: Fritz Worm: Wert und Ehre deutscher Sprache.— 11,30: Uebertragung vom 59. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in der Tonhalle Duisburg: Kammermusik— Matinee.— 13.00: Mittagskonzert(Leitung: Eysold).— 14,30: Minleitungen der Interessengemeinschaft Westdeutscher Funkvereine.— 14,50: Reg.=Rat Dr. Geis:„Die Einkommensbesteuerung der freien Berufe“. 15,10: Verwaltungsdirektor Molitor:„Fertigkeitsprüfung für Kurzschriftler.“— 15,40: Ingenieur Benewitz:„Die Technik der Ferntagung“ — 16,05: Hans Reimann: Heitere Geschichten. 16,30: Gartenkonzert der Vereinigung ehem. Militärmusiker(Leitung: Obermusikmeister Carl Weyler).— 18,00 Adolf Uzarski:„Humor der Weltliteratur“.— 18,20: Kostbarkeiten der Musikliteratur, erklärt und vorgetragen von Dr. Paul Greeff.— 12,30—15,00: Uebertragung von Hamburg.— 15.00—17,30: Uebertragung von Bremen. In der Pause 16,30: Uebertragung von Hamburg.— 17,30: Uebertragung von Homburg.— 18,00: Uebertragung von Nürnberg.— 19,00: Uebertragung von Hamburg. Montag, den 8. Juli 1929. Münster. 07,15—08,30: Uebertragung von Köln.— 09,15 Uebertragung von Aachen.— Anschließend bis 24,00: Uebertragung von Köln. Langenberg. 07,15—08,30: Uebertragung von Köln.— 09,15 Uebertragung von Aachen.— Anschließend bis 24,00: Uebertragung von Köln. 818. ee.# 07,15: Leibesübungen.— 07,30: Brunnenkonzert aus Bad Neuenahr. Nauener ZeitzeiMittagskonzert sofort zu vermieten. Daselbstsauberer lunge o.s wberes Mädchen zum Eisverkauf gelucht. Bellwied, Markt-Café Ssechu„, Geungn! ss Kommen: hören: Staunen Sie über das Kei-Konzert 5 Ss ab Sonnabend, den 6. Jul 1929 5 s Im Restaurant„Zum Sportler“, Kährstr. I S.8 Kein Bieraufschlag! Ia Dab. Bier! s Gr. Gesellschattsummer. Pinninisiniun EBEI a StHN Piano das Klavier für S Generationen Verkauf nur an Pri# vate auch ohne Anzahlung bei kleinen Nionatsraten Planofortefabrik 2 Unna i. W. Geschgr. 1977 Sililuninnnuminnmmnmntiic konzert aus Bad Neuenahr.— 09,1 gung von Nachen.— 11,30: Schallp 2505 Wetterdienst.— 1255: Rau Huste nicht und niese nicht Ander'n Leuten ins Gesicht! Auf diese Art wird, laß' Dir sagen, Zumeist die Grippe übertragen. Buch.“— 16,55: Rektor Simon: Jugendfunk. 17,35—18.30: Vesperkonzert.(Leitung: Buschkötter).— In der Pause 18,15: Programmbemerkungen.— 18,30: Lesestunde.— 18,50: Vom Tage.— 19.00: Wirtschafts=, Wetter=und Sportdienst.— 191,5: Lektor Dr. Beinhauer: Spanische Unterhaltung.— 19,40: Elternstunde.— 20,00: Abendmusik. 21,00:„Volk und Heimat“ Ruhrland.„Querschnitt einer Landschaft in Romantik und Arbeit“.— Anschließend letzte Meldungen, Sportdienst, Mitteilungen aus der Geschäftswelt. Danach: H. B. L. plaudert über „Wimbledon und Stamford Bridge.“ Anschließend bis 24,00: Nachtmusik und Tanz(Leitung: Eysoldt). Uhr Mütter, wollt Ihr gesunde und kräftige Kinder, dann gebt ihnen Heermann's Aleurenat. Zwieback!! Täglich frisch zu haben in Heermann's Einfach möbliertes Amiter für junge Eheleute, sowie möbl. Zimmer für einen jungen Herrn zu vermieten. Zu erfr. in der Geschst. dieser Zeitung. wunmh Wer tauischt 3-4 Zimmer-Wohnung in Schwerte mit 4 Zimmer-Nohnung in Dortmund? Schriftl. 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Villigst, Berlin-Oberschöneweide, Hörde, Arnsberg, Schwerte und Dortmund, den 4. Juli 1929. Die Beerdigung findet am Montag, den 8. Juli 1929, nachmittags 4 Uhr vom evgl. Krankenhaus aus statt. Trauerfeier ½ Stunde vorher. Sollte jemand aus Versehen keine Nachricht erhalten haben, so diene diese als solche. T Kommt Ihr einst zu meinem Grabe, Stört mich nicht in meiner Ruh, Denkt was ich gelitten habe, Eh' ich schloß die Augen zu. Freitag mittag 12 Uhr entschlief sanft nach kurzem schwerem Leiden unsere gute liebe Mlutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester Schwägerin, und Tante Nradiirhlöurien Aassel Lina geb. Filthaus im Alter von 65 jahren. Um stille Teilnahme bitten: Die trauernden Hinterbliebenen. Ergste, Steinberg b. Ergste, Brakel b. Dortmund, Halden, Hagen und Schwerte, den 5. Juli 1929. Die Beerdigung findet am Montag, den 8. Juli, nachmittags 4 Uhr vom Trauerhause aus, statt. ür die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme anläßlich unserer goldenen Hochzeit sagen wir allen unseren aufrichtigsten Dank. Carl Althoff nebst Frau Schwerte, den 6. Juli 1929. Tüchtiges sehr sauberes Alleinmädchen welches gut kochen kann nicht unter 20 jahren sofort nach Köln in ganz modernes Einfamilienhaus gesucht. Wäsche außer dem Hause### [Ferner ein sauberes Zweitmädchen vorzustellen am Dienstag, den 9. Juli bei [Frau Vollbach, Restaurant zum Amtsgericht Schwerte, Hagnerstraße 38. Aimmmmmtmimmmmmmmmmmmmmm.mmmmmmmmmmmmm mmmmmmmm mmmmmm Schwerter Tumgfsardrtei chemische Reinigung [Modernst eingerichteter Fachbetrieb am Platze liefert in 2 Tagen bei billigst. Preisen sauberste Arbeit zurück B. CARTO Ladenlokal Hüsingstraße 37 Tel. 2095 Geschäftsbetrieb Vergische.=Str. 19 insimmee nsime mimh Winmme steemianmereeinmmeennarreun Albers Gasherde u. 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Nachdem alle an der Reparationsregelung beteiligten Staaten, mit Ausnahme von Frankreich, sich mit der Abhaltung der Konferenz in London einverstanden erklärt haben, beginnt man sich auch in französischen Regierungskreisen an den Gedanken zu gewöhnen, daß die politische Konferenz zwischen dem 1. und 5. August in der englischen Hauptstadt stattfinden dürfte. Die Absicht der Zwei= oder sogar Dreiteilung der Konferenz scheint man allerdings in Paris noch nicht aufgegeben zu haben. Für die Konferenz würden, so erklärte man, nicht mehr als drei Wochen Zeit bis zum Beginn der Genfer Völkerbundsversammlung bleiben, und da die Franzosen die Konferenz in mehreren Abschnitten abhalten wollen, schöpfen sie aus der kurzen Zeitspanne von drei Wochen die Hoffnung auf eine Unterbrechung der Konferenz durch die Genfer Tagung und ihre Fortsetzung im Oktober, eine Hoffnung, die der Auffassung nicht nur der Reichsregierung, sondern des gesamten deutschen Volkes widerspricht. Arsche Dece Die Konferenzfrage ist übrigens durch die Schuldendebatte, die seit mehr als einer Woche in Frankreich Regierung und Parlament in Atem hält, etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Wohl hat sich in dem finanzund außerpolitischen Kammerausschuß eine klare Mehrheit zugunsten der Ratifikation der Schuldenabkommen mit Amerika und England ausgesprochen, aber über die Vorbehalte, von denen man die Anerkennung der Schuldenverpflichtungen gegenüber den ehemaligen Alliierten abhängig machen will, wird noch ein erbitterter Kampf ausgetragen. Nach den letzten Beratungen der genannten Ausschüsse hat es den Anschein, als ob man die parlamentarischen Schwierigkeiten durch eine Lösung zu umgehen versucht, die die Regierung der Ratifizierung durch Verordnung ermächtigt und die die einstimmig von allen Parteien verlangte Vorbehaltsklausel, wonach die für die Schuldenbezahlung erforderlichen Kredite nur den deutschen Reparationsleistungen entnommen werden dürfen, in das Gewand einer„gesetzgeberischen Entschließung" kleiden würde. Diese Formel ist zwar bisher recht selten angewandt worden, aber geschäftsordnungsmäßig zulässig. Sie hätte außerdem den Vorteil, feierlicher als eine gesetzliche Entschließung zu sein. Da sie in das Ratifikationsgesetz selbst nicht ausgenommen werden soll, ist auch ein Einspruch Amerikas nicht zu befürchten. Es steht allerdings nicht fest, ob dieser ersthaft vorgesehene Weg die Krisenstimmung im Parlament völlig zerstreuen wird. Die Haltung der Sozialisten, die anscheinend entschlossen sind, nunmehr gegen die Ratifizierungsgesetze zu stimmen, hat die Lage erneut verwickelt. Die Thronrede, mit deren Verlesung das neugewählte englische Unterhaus eröffnet wurde, hat, wie gewöhnlich, keine großen Ueberraschungen gebracht. Um so interessanter gestaltete sich die Aussprache über die Dankadresse an den König. Der Oppositionsführer Baldwin richtete,— offenbar nach vorhergehender Vereinbarung mit der Regierung— an den Ministerpräsidenten eine Reihe von Fragen, die Macdonald Gelegenheit zu einer großen außen= und innenpolitischen Programmrede gaben. Für Deutschland sind darin besonders die Stellen über die Rheinlandräumung und die Reparationsfrage von Bedeutung. Danach kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die englische Regierung auf der bevorstehenden Konferenz neben der Regelung der Tributfrage auch die Frage der Rheinlandräumung lösen will. Sehr vorsichtig war die Formelierung über den Young= plan. Sowohl in der Thronrede als auch in der Rede Macdonalds ist nur von einer Prüfung des Planes durch die englische Regierung, nicht aber von einer endgültigen Annahme die Rede. Der Grund für die Formulierung ist, wie der „Daily Telegraph“ hört, von sehr wesentlicher Art. Die finanziellen Opfer, die die Annahme des Youngplanes von Großbritannien erfordere, würden von der britischen Regierung als sehr viel schwerer angesehen, als die der anderen beteiligten Länder. Großbritannien würde vielleicht bereit sein, noch einmal die Hauptbürde der finanziellen Opfer zu übernehmen, und zwar nur dann, wenn gleichzeitig ein politisches Abkommen erreicht werden könnte, das wirklich eine dauernde Regelung der europäischen Fragen verspreche. * Die Innenpolitik stand ganz im Zeichen der Konkordatsberatung im Preußischen Landtag. Nach der ersten Lesung im Plenum bemühte man sich im Hauptausschuß um das Zustandekommen einer Verständigung, die auch schließlich auf der Grundlage des demokratischen Antrags, der die unverzügliche Aufnahme von Verhandlungen über den Abschluß entsprechender Verträge mit den evangelischen Kirchen verlangt, erzielt wurde. Das Konkordat wurde daraufhin im Ausschuß mit 16 Stimmen der Regierungsparteien und der Wirtschaftspartei gegen 13 Stimmen der übrigen Parteien angenommen. Annahme fand auch der demokratische Antrag, mit dem sich auch Kultusminister Becker namens des Kabinetts einverstanden erklärt hatte. Für den Antrag stimmten außer den Demokraten das Zentrum, die Wirtschaftspartei, die deutsche Fraktion und auch die Deutschnationalen. Die Sozialdemokraten enthielten sich der Stimme. Widerspruch erhoben nur die Kommunisten und die Deutsche Volkspartei, die statt der im demokratischen Antrag lediglich geforderten unverzüglichen Verhandlungen den unverzüglichen Abschluß von Verträgen mit den evangelischen Kirchen verlangt hatte. Angenommen wurde ferner ein Antrag der Sozialdemokraten zugunsten der Freidenker. Es soll dem Landtag unverzüglich ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, durch den den weltanschaulichen Vereinigungen die Eigenschaft der Körperschaften öffentlichen Rechts verliehen wird. Nach der Verabschiedung der Konkordatsvorlage im Ausschuß dürfte auch die Annahme des Vertrages im Landtagplenum gesichert sein. Die Blindenfürsorge in Westfalen Westfälischer Blindentag am 30. Juni zu Dortmund.— 2000 Blinde in Westfalen. — Die allgemeine Blindenfürsorge.— Ratgeber für westfälische Blinde. Der Westfälische Blindenverein, die Zentralorganisation der westfälischen Blinden, hatte seine Mitglieder, Freunde und Gönner am Sonntag, den 30. Juni, zu Dortmund versammelt. Die Tagung war von 250 Teilnehmern besucht. Außer den Vertretern von 28 Ortsgruppen war der Vertreter des Landeshauptmanns, Landesrat Schmidt=Münster, General= vikar Rosenberg=Paderborn, Direktor Grasemann=Soest, Provinzial=Blindenanstalt, und zahlreiche Vertreter von Behörden anwesend. Der Geschäftsbericht gab eine klare Uebersicht über die Tätigkeit des Vereins. Von den 200 Blinden in Westfalen sind 1370 erwachsene Blinde im Westfälischen Blindenverein zusammengeschlossen. Das Erholungsheim des Vereins in Meschede zählt 47 Betten und ist von April bis Oktober überbelegt. Die Neugründung der Verkaufsabteilung unter dem Vorsitz des Landeshauptmanns, welche den blinden Handwerkern Arbeit vermittelt, hat sich trotz ihres kurzen Bestehens schon gut bewährt. Des weiteren wurde in dem Tätigkeitsbericht die Fürsorge für blinde Frauen und Mädchen, das Führerhundwesen, die Steuervergünstigungen für Blinde, die Veranstaltung von Konzerten und W Werbeausstellungen usw. erwähnt. Eine Uebersicht über das Kassenwesen wurde gegeben. Der Haushaltsplan von 1929 sieht eine Ausgabe von 50 800.— Mark vor. Nach Erledigung einiges Vereinsgeschaftlichen hielt Direktor Grasemann von der Provinzial=Blindenanstalt Soest einen Vortrag über die allgemeine Blindenfürsorge anhand des Ratgebers für westfälische Blinde, der von dem Geschäftsführer des Westfälischen Blindenvereins, Meurer, Dortmund, zusammengestellt wurde. Der Vortrag wird in der monatlich erscheinenden Vereinszeitung des Westfälischen Blindenvereins,„Nachrichten", abgedruckt. Die Vereinszeitung sowie der Ratgeber wird Interessenten auf Wunsch kostenlos durch die Geschäfts=Auskufts= und Beratungsstelle des Westfälischen Blindenvereins e. V., Dortmund, zugestellt. 28. Westfälisches Bundesschießen in Lippstadt Den aus allen Gauen Westfalens einlaufenden Anmeldungen nach zu schließen, darf für das vom 6.—11. Juli in Lippstadt zu begehende 28. Westfälische Bundesschießen mit großer Beteiligung gerechnet werden. Am Sonnabend vormittags 10 Uhr wird der erste Schuß fallen. Nachmittags findet in den geräumigen Anlagen des Lipperbruchbaums der„Westfälische Schützentag"(Delegiertentagung) statt, auf dem die Beschlüsse über die Vereinsarbeiten im kommenden Jahr zu fassen sind. Am Sonntagnachmittag versammeln sich die Schützen vor dem Rathause, um dem feierlichem Akt der Bannerübergabe von der Stadt Osnabrück, in deren Mauern das vorjährige Bundesschießen stattfand, an die Stadt Lippstadt beizuwohnen. Da am gleichen Tage der Lippstädter Schützenverein, dessen älteste Fahne aus dem 14. Jahrhundert stammt, seine Mannen zusammenruft, werden die von auswärts gekommenen Gäste das weitgerühmte und mit altpreußischem Schneid durchgeführte Abholen der Fahnen mit anschließendem Parademarsch erleben können. Während der ganzen Festwoche werden die öffentlichen und privaten Gebäude und die Straßen Lippstadts in voller Illumination prangen. So ist alles in Lippstadt aufs beste zum Empfang der westfälischen Schützen gerüstet. für unzesetzliche Die Stadt Harburg=Wilhelmsburg hatte seinerzeit von dem Landkreis die Angliederung des Geländes Kattwyk=Hoheschaar gefordert und dafür eine Abfindung von 60000 RM. geboten, während der Kreis Haarburg 800000 RM. ge. fordert hat. Inzwischen hat die Stadt dieses Gebiet nach den Vereinbarungen zwischen Preußen und Hamburg zum freien Hafengebiet erklärt, so daß es seinem eigentlichen Zweck als Industrie=Siedlungsgebiet entzogen ist. Das Oberverwaltungsgericht hat nun, wie die Deutsche Beamtenbund=Korresponden; erfährt, in dem Streit um die Entschädigungsfrage eine Entscheidung gefällt und die Stadt Harburg zur Schadenersatzleistung von 500000 RM. verurteilt. Halte mit Deinem Fahrzeug nicht an scharfen Wegekrümmungen, Kreuzungen und Haltestellen der Straßenbahn, derartige Stellen müssen übersichtlich bleiben. Haarpflege steht im Mittelpunkt der Schönheitspflege, seitdem die Mode immer neue Formen der Haartracht bestimmt. Denn nur das richtig gepflegte Haar wird sich angenehm und leicht frisieren lassen. Doppelt notwendig— als Forderung der Mode und der Gesundheit— ist also regelmäßiger Gebrauch des 7711“ Kopfwasch=Pulvers. Mit Millionen von winzigen Schaumteilchen durchsetzt es das Haar und nimmt restlos Staub und Fett hinweg. Nach solcher Waschung ist das Haar wie veredelt; in weicher Fülle schmiegt es sich leicht und duftig in jede Form. Ein Beutel 7711“ Kopfwasch=Pulver kostet nur 30 Pfg. und reicht für zwei gründliche Waschungen. Ech wärte auf dia Roman von Fr. Lehne. 1. Fortsetzung. Nachdruck verboten! Und zärtlich klopfte die Pastorin die heißen Wangen des jungen Mädchens. Sie verstanden sich, ohne weiter ein Wort zu sagen. Klara hatte den Kuchenteig in die Form gefüllt—„so, Frau Pastor, ich denke, in fünfundvierzig Minuten Backzeit ist der Kuchen fertig! — Nun hetzen Sie sich nicht so ab— Sie haben doch bis heute abend viel Zeit—“ „Recht vielen Dank, liebes Kind. Wie soll ich das nur gut machen—?“ „Nachbarspflicht, Frau Pastor! Der selige Herr Pastor hat mich doch konfirmiert und ist immer so gut gegen die ganze Gemeinde gewesen. Ich bin stolz darauf, daß ich Ihnen etwas behilflich sein darf.— Also, guten Tag, und bitte, den Herrn Doktor zu grüßen.“ Damit nahm Klara ihren Korb und eilte davon. Einen Augenblick stand Frau Pastor Hammerschmidt sinnend da. Ja, die Klara!— Die wäre die richtige Frau für Andreas. Sie ist häuslich, tüchtig, gut, klug und hübsch— und hat auch mal ein schönes Stück Geld zu erwarten. In ihrem praktischen Muttersinn mußte sie damit schon rechnen. Außer ihrer Witwenpension besaß sie nur noch ein winziges Kapital. Ersparnisse hatte sie in ihrer Ehe nicht machen können; denn ihr Mann hatte nach dem Wahlspruch gelebt: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Von seiner Tür war keiner ungetröstet hinweggegangen— und das tröstende Wort war auch immer von der Tat begleitet gewesen. Aengstliche, mahnende Einwände seiner praktisch denken Hausfrau hatte er stets zurückgeiwiesen. „Wir haben noch nicht gehungert, liebe Chri stine. Was unser ist, gehört auch unseren bedürftigeren Brüdern. Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht—!“ Und er hatte sich auch darin nicht beirren lassen, als die Ausgaben für den heranwachsenden Sohn größer wurden— als der reichbegabte Jüngling seine Schulzeit überstanden und sich zum Besuch der Universität rüstete. Ein Stipendium und eine Famulusstelle halfen dem jungen Andreas Hammerschmidt, bei seinen bescheidenen Ansprüchen gut auskommen. Große Freude war immer, wenn der junge Student in Ferien kam. Die Frau Pastor vergötterte den Einzigen, der so frisch und gesund das ganze Haus mit seinem Frohsinn erfüllte— der ihr auch das Leben noch erträglich sein ließ. als ihr der heißgeliebte Gatte durch einen plötzlichen Tod— verursacht durch Herzschlag— genommen wurde. Und wenn noch etwas sie in diesem schweren Verlust hätte trösten können, so war es die allgemeine Liebe undVerehrung, die der Verstorbene in der Stadt und weit darüber hinaus genossen hatte. Sie verließ das Pfarrhaus und bezog eine kleine Wohnung in einem Hause des Kolonial= warenhändlers Emil Stettner. In rührender Weise waren Stettners um die Frau Pastorin bemüht, die seit vielen Jahren zu ihrer Kundschaft gehörte. Am meisten aber war das Klärchen, Stettners einzige Tochter, die alles tat, was sie der verehrten Frau Pastor an den Augen absehen konnte. umi44Und manches Paket mit Levenminein ging von Stettners an den Herrn Studios ab, bis er dann, mit dem Studium sertig und mit einem glänzend bestandenen Examen in der Tasche, als Reisebegleiter und Sekretär des Professors von Baumgarten eine große Reise nach Südeuropa Aegypten und Indien machte. Klara Stettner hatte als halbes Kind schon für den flotten, fröhlichen Bruder Studio geschwärmt; sie war hochbeglückt gewesen, wenn er in den Laden der Eltern kam, dort manche halbe Stunde verbrachte und mit ihr scherzte und und lachte. Und diese Schwärmerei hatte sich zu einer innigen Liebe vertieft, als aus dem Backfisch ein junges Weib geworden war, Ob Andreas Hammerschmidt das gemerkt? Man wußte es nicht; den sein harmloser Neckton war der gleiche geblieben. Klara Stettner, ihre Empfindungen gut verbergend, entgegenete ihm in gleicher, anscheinend unbefangener Weise— und die alte Dame freute sich über die Entdeckung. Keiner hätte sie das Glück des Sohnes lieber anvertraut, als diesem bescheidenen und hübschen Mädchen, das ihr beinahe töchterliche Liebe und Fürsorge widmete. Natürlich hatte es der wohlhabenden Klara Stettner nicht an Freiern gefehlt— doch sie hatte all abgewiesen— nein, sie denke noch lange nicht ans heiraten! So war die jetzt Einundzwanzigjährige in den Ruf gekommen, ein gar anspruchvolles, hochmütiges Ding zu sein, dem „keiner gut genug sei, für das erst noch einer geboren werden müsse"! Klara lachte darüber. Ach, sie wußte es besser, und mit Ungeduld sah sie dem Tag entgegen, an dem der junge Dr. phil. Andreas Hammerschmidt nach mehr als zweijähriger Abwesenheit in seiner Vaterstadt zurückkehren würde. Mit glühenden strahlenden Augen betrachtete Frau Pastor Hammerschmidt den heimgekehrten Sohn; sie konnte nicht sich satt an ihm sehen, und liebkosend fuhren die Hände über seinen blonden Scheitel, über das von einer südlichen Sonne gebräunte Gesicht, über die schönen, schlanken Gelehrtenhände. „Mein Sohn! Mein Andreas!“ Eine tiefe Zärtlichkeit drang aus ihrer Stimme. Er war ja ihr ein und alles und mit gleicher Innigkeit erwiderte er ihre Liebe. Ueber seine„liebe kleine Mutter",„sein gutes Altchen“ ging ihm nichts. Der Gedante an sie war der Leitstern seines Lebens, so daß es nichts darin gab, wegen dessen er vor der Mutter die Augen niederzuschlagen hatte. Die Stunden vergingen unter Plaudern und Erzählen, bis die Uhr elf schlug. Erschrokken sprang Andreas auf—„so spät schon und sonst kriegt mein Altchen doch mit den Hühnern ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag. „Ja, mein Sohn. Und nicht wahr, wenn wir aus der Kirche kommen, machst du bei Stettners Besuch und ladest das Klärchen zum Kaffee ein. Sie hat mir manchen SonntagNachmittag geopfert, hat bei mir alten Frau gesessen— warum sollte sie da heute nicht auch kommen? Und das Klärchen ist hübsch geworden, Andreas— du wirst staunen— sieh, hier ist die letzte Aufnahme von ihr—“ sagte die Pastorin leise, indem sie dem Sohn ein Kabinettbild zeigte, das er aufmerksam betrachtete. „Du hast recht, Mutter, sehr hübsch und sympathisch. Ich wundere mich, daß sie noch so gänzlich unverlobt und unverheiratet ist," lächelte er. „Vielleicht—“ doch Frau Pastor Hammerschmidt brach ab; wozu jetzt schon Andeutungen machen. Mochte der Sohn selbst sehen. Gebe Gott das sich ihr Herzenswunsch erfülle. Etwas befangen saß Klara Stettner am Sonntag nachmittag in dem traulichen, mit ältväterlichem Hausrat angefüllten Wohnzimmer der Pastorin. Sie hatte anfänglich aus Bescheidenheit nicht kommen wollen, um nicht zu stören; doch man hatte ihre Bedenken nicht gelten lassen. Nun hatte sie den Kaffee aufgebrüht und hereingebracht. Die Pastorin schnitt den Kuchen auf, der in leckere, goldgelb duftende Scheibe zerfiel. Andreas nahm ein Stück. (Fortsetzung folgt.) Der Holunder Schwerte, den 6. Juli 1929. Ueberall, wohin unser Auge blicken mag, leuchten uns die schneeigen Dolden des Holunders entgegen. Seinen Namen hat der Strauch von der Göttin Holda erhalten. Ein alter Kinderreim sagt: Ringel, Ringel Reihe, Sind der Kinder dreie, Sitzen unterm Holderbusch, Machen alle: husch, husch, husch. In Erinnerung an jene ferne Ursprungszeit und wegen der sehr heilsamen getrockneten Blüten und eingekochten, zu Mus eingedickten Beeren, war diese deutsche Pflanze von altersher unsern Ahnen heilig. Dem Landvolk gilt sie geradezu als Schutzgeist seines Gehöftes; er meint, daß der Holerstock(Holunder) nicht nur den Blitz, sondern jeden Feuerschaden davon abhält. Nicht leicht gewinnt es einer über sich, einen Busch, der ihm gar zu breit und hoch in die Luft wächst, ganz wegzuhacken, einen Stumpf läßt er zum mindesten stehen, der bald wieder treibt. In Thüringen und Hessen werden an beiden Enden der Leinfelder Holderbüsche gepflanzt. und Segen verspricht man sich von ihnen für's liebe Vieh. „Holunderast, hebe dich auf, Rotlauf, setz' dich drauf! Ich habe dich einen Tag, Habe du's nun Jahr und Tag", lautet eine uralte Beschwörungsregel. Warum gegen den Rotlauf? Da könnte man an den Waldholunder mit den roten Beeren denken, der in allen unseren Gebirgen wild wächst. Schon das Schlafen unterm Holderbusch, wenn seine Blüten berauschend duften,„benimmt den Kopf“. Wohl deshalb achtet der Landmann darauf, wo ein Holderbusch wächst. Kommt er unter einer Hausmauer hervor, dann gibt es— nach Ansicht der Dithmarschen— bald eine Leiche. So gilt der Holderstrauch nicht nur als Lebens=, sondern auch als Todesbaum. Der Römer Tacitus weiß davon, daß die alten Germanen Hokunderholz bei der Bestattung der Toten verwendeten. Die Totengräber nahmen das Maß zum Sarge mit einem Holunderstock, der Leichenkutscher trieb sein Pferd damit an. Die alten Preußen begruben ihre Angehörigen unter Holunderbäumen, und vielerorten legte man den Toten ein Kreuz vom Holunder aufs Grab. Man nannte das„Lebenslang". Auf wessen Hügel es wieder grünt, der war selig. Wir sehen also, welche Rolle der überall wachsende Holunder in der Sage gespielt hat. Wetterbericht der Wetterwarte Essen vom 5. Juli 1929. Das gestern über Südfrankreich erschienene Hochdruckgebiet hat sich ostwärts über Süd= und Mitteldeutschland ausgebreitet, während das Teiltief über Großbritannien nur wenig weiter vorgedrungen ist. In Deutschland war es heute früh teilweise heiter, sonst wolkig und an der Küste stellenweise bei 14 bis 21 Grad warm. Wetteraussichten bis Sonntag: Größtenteils bewölkt, zunächst noch mit vereinzelten Regenschauern und mäßig warm. Gedenktage. 6. Juli: 1415 Der Reformator Johann Hus in Konstanz verbrannt(geboren wahrscheinlich 1369)— 1832 Ferdinand Maximilian, Kaiser von Mexiko geboren(gestorben 1867)— 1853 Der Hygieniker Max v. Gruber in Wien geboren (gestorben 1927)— 1887 Der Dichter Walter Flex in Eisenach geboren(gefallen 1917 im Kampf auf Oesel). 7. Juli: 1815 Einzug des ersten preußischen Armeekorps in Paris— 1854 Der Industrielle Friedrich August Borsig in Berlin gestorben (geboren 1804)— 1855 Der deutsche Dichter Ludwig Ganghofer in Kaufbeuern geboren(gestorben 1920)— 1860 Der Dirigent und Komponist G. Mahner in Kalischt geboren(gestorben 1911). Schützentag im„Freischütz“. Wie bereits von uns mitgeteilt, veranstaltet der Bürgerschützenverein Schwerte am morgigen Sonntag im„Freischütz“ seinen disjährigen beliebten Schützentag, an dem Konzert und Ball zu ihrem vollen Recht wieder kommen. Für die Mitglieder mit ihren Angehörigen ist der Eintritt frei, während Nichtmitglieder, die das Konzert(Ruhrtaler Jäger= und Schützenkapelle) nicht versäumen wollen, den geringen Eintrittspreis von 0,50 Mk. zu entrichten haben. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß zum Festball nur Mitglieder und eingeführte Gäste Zutritt haben. Die empfehlenswerte Veranstaltung verspricht einen schönen Verlauf zu nehmen. Freikonzerte im„Kaiserhof“. Heute und morgen finden im„Kaiserhof“. Freikonzerte statt, auf die wir empfehlend hinweisen. Eine neuartige Verstärkeranlage, die viele Vorteile mit sich bringt, wird den Gästen vorgeführt, die hier genußreiche Stunden verleben können. Auch auf das Matinee von 11 bis 13 Uhr sei hingewiesen. Die Freikonzerte haben keine Preiserhöhung der Getränke im Gefeige. Besitzwechsel. Im Wege freihändigen Verkaufes ist die Besitzung der Witwe Kothe Ecke Wilhelm= und Bismarckstraße in den Besitz des Konditors Otto v. d. Heydt(Westenstraße) übergegangen. Auch das Hotel Jöckel am Markt hat seinen Besitzer gewechselt; es ist von einem Wirt aus Düsseldorf angekauft worden. Die Uebernahme beider Besitzungen wird bereits in den nächsten Wochen erfolgen. Für die Selbständigkeit Schwertes. Der Urtext des Antrages der Deutschnationalen Partei im Ausschuß für Gemeindeangelegenheiten im preuß. Landtag liegt uns vor. Er hat folgende Fassung: Im Umgemeindungsgesetz Teil Ill ist nach Abschnitt ll folgender neuer Abschnitt lla einzufügen: Abschnitt lla(neu) Stadtgemeinde Schwerte. S 50a. Die Stadtgemeinde Schwerte, die Landgemeinden Westhofen, Wandhofen, Holzen, Lichtendorf, Geisecke und Villigst aus dem Landkreise Hörde werden zu einer Stadtgemeinde und einem Stadtkreis zusammengeschlossen. Pastor Florins Scheiden von Schwerte. Freitag nachmittag hatten sich die Mitglieder der evgl. Frauenhilfe 2 zusammengefunden, um anläßlich des Scheidens des hochverehrten und allseits beliebten Pastors Florin aus Schwerte eine kleine Abschiedsfeier zu veranstalten. Prächtige Blumenarrangements zierten die Tische, an denen man zu einem Kaffeekränzchen Platz nahm. Pastor Florin sagte in seinen Ausführungen, daß es ihm nicht leicht würde, von seiner ihm ans Herz gewachsenen Wirkungsstätte zu scheiden und es hätte ihm manche Ueberwindung gekostet, bevor er sich entschlossen habe, nach Gütersloh überzusiedeln. Voll Wehmut war die Stunde angefüllt, in der sich Pastor Florin von seiner treuen Gemeinde verabschiedete. Ein herzliches Gedenken für alle Zeiten wird ihm gewiß sein, wie er aich in der Erinnerung als ein Mann fortleben wird, der nur zum Wohle und in uneigennütziger Weise für die evgl. Gemeinde in Schwerte gewirkt hat. Pastor Florins Verdienste im hiesigen evgl. Leben sind große und man ist davon überzeugt, daß sie reiche Frucht tragen werden. Pastor Wischnath ist vom Konsistorium noch einmal für drei Monate zur Wiederherstellung seiner Gesundheit beurlaubt worden. Ein Hilfsprediger, der ihn vertritt und im Pfarrhaus an der Ruhrstraße wohnt, wird in den nächsten Tagen eintreffen. Er übernimmt den Bezirk von Pastor Wischnath und ist unter Nr. 2219 telefonisch zu erreichen. —: Probepredigt. Am morgigen Sonntag hält Pfarrer Hennes aus Kischseifen in der Eifel eine Probepredigt. Er ist am 1. Dezember 1899 als Sohn des Gymnasiallehrers Friedrich H. in Barmen geboren. Nach zweijähriger Kriegszeit studierte er in Breslau, Marburg und Bonn. Nach bestandenen Prüfungen war er in Essen Lehrvikar und Synodalvikar. Seit 5 Jahren ist er in einer kleinen Diasporagemeinde in der Eifel. Einstellung einer neuen Schreibkraft für notwendig erwiesen. Das Presbyterium hat daher in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Handlungsgehilfen Erich Wendt von der Schwerterheide auf Privatdienstvertrag vom 1. Juli ab anzustellen. Von der Frauenhülfe. Die Frauenhülfe Schwerterheide begeht Dienstag, 9. Juli um 3 Uhr ihr Jahresfest bei Schäfer. Da es gleichzeitig die letzte Vereinsstunde vor dem Scheiden der Bezirkspfarrers sein wird, so sind alle Mitglieder herzlich um ihr Eescheinen gebeten— Die Frauenhülse Schwerte=Nord versammelt sich am kommenden Dienstag nachmittag um 3 Uhr im Gemeindehause. Die Frauenhülfe im Stadtbezirk von Pastor Kleinemeier macht ihren diesjährigen Ausflug zum Gemeindehause nach Geisecke. Die Mitglieder versammeln sich um 2 Uhr am Gymnasium. Die Bezirksfrauen mögen bis zum 13. die Zahl der Teilnehmer im Pfarrhaus an der Kampstraße angeben. Die älteren Mitglieder, die nicht gut zu Fuß sind, können um 2 Uhr vom Gymnasium mit dem Omnibus fahren. Umfangreiche Straßenarbeiten sind in der inneren Stadt in den letzten Tagen vorgenommen worden. Die Bürgersteige waren offengelegt, um Lichtleitungen unterirdisch anzulegen, die einer besseren Beleuchtung der Altstadt dienen sollen. Die Arbeiten stehen nunmehr vor ihrem Abschluß, sodaß mit der Stromzuleitung bald begonnen werden kann. Amt Ergste Evangelischer Bund. Der evangl. Bund versammelt sich Sonntag abend 8,45 Uhr im Gemeindehause. Rektor Berensmann berichtet über die Provinzialtagung des Westfälischen Hauptvereins in Hattingen. Studienrat Trieber wird einen Vortrag halten über das Thema:„Der Untergang des jüdischen und römischen Reiches als Parallelen zum Untergang des Abendlandes.“ Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten. —: Vom evangelischen Krankenhause. Durch die Uebernahme der KrankenhausVerwaltung auf das Gemeindeamt hat sich die Ergste. Uns wird mitgeteilt, daß es sich bei dem in unserer gestrigen Ausgabe wiedergegebenen Straßenunfall nicht um eine Bulldogg=Zugmaschine, sondern um eine„Hanomag“= Zugmaschine gehandelt hat, die in den Straßengraben gefahren ist. Bürenbruch. Heimatliebe einer Brieftaube: Einem Züchter des hiesigen Brieftaubenvereins„Vereinte Freunde“, der eine Anzahl Tauben zum Wettflug ab Rehfelde mit einsetzte, blieb von dieser Tuor eines seiner besten Vögel aus. In Anbetracht der bisherigen guten Leistungen hatte der Taubenliebhaber auch diesmal wieder große Hoffnungen auf das kampferprobte Tier gesetzt. Nicht wenig erstaunt war deshalb der Besitzer, als er bei Betreten des Schlages die Wahrnehmung machen mußte, daß sein Liebling im Drange der Heimatliebe sich zwar wieder verspätet eingefunden hatte, aber tot im Nistfach lag. Die Taube wird den Tod infolge Ueberanstrengung gefunden haben. Für den Züchter ist der Verlust des Tieres umso bedeutender, als es sich um eine gute, aus dem Jahre 1926 stammende Reisetaube handelte, welche bisher schon 16 Preise erringen konnte. Amt Wellinghofen Höchsten. Schwerer Radfahrerunfall. Die abschüssige Kreisstraße im Lot ist schon manchem zum Verhängnis geworden. So auch jetzt wieder ein Mädchen von hier. Als es mit dem Rade zum Geschäft nach Hörde wollte und den Omnibus am unteren Ende der abschüssigen Kreisstraße überholen wollte, fuhr es mit voller Wucht einem Jungen ins Rad. Das Mädchen erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Der Radfahrer bekam eine stark blutende Wunde am Kopf ab. + Deutsche Turnerschaft 38. Gauturnfest in Kamen. Am kommenden Samstag und Sonntag findet das 38. Gauturnfest des Hellweg=Märkischen Turngaues in der alten Hansastadt Kamen statt. Verbunden ist es zugleich mit dem dritten Gauschwimmfest, den leichtathletischen Gaumeisterschaften und dem Jugendtreffen. In den letzten Wochen haben die Kamener Turner unermüdlich geschafft, so daß für ein gutes Gelingen garantiert wird. Eine gewaltige Teilnehmerzahl wird erscheinen, um einen schlichten Eichenkranz zu erringen. Das Hauptereignis des Festes wird der Festzug sein. Man bedenke, dem Hellweg=Märkischen Turngau gehören 81 Vereine mit über 12 500 Mitglieder an, so daß die Heerschau der Turner in Kamen unvergeßlich sein wird. Ueber den Verlauf des Festes werden wir ausführlich berichten. Fußball Am Sonntag, den 7. Juli haben die hiesigen Freien Turner ihren stärksten Gegner(Witten) hier zum fälligen Meisterschaftsspiel. Witten ist Spitzenführer und verfügt über sehr gutes Können. Ganz hervorragend ist der Mittelläufer. Es ist nicht überhebend, wenn man ihn als den besten Läufer im 4. Bezirk ansieht. Die hiesigen Arbeitersportler müssen Sonntag kräftig aus sich herausgehen, wenn sie den Sportplatz Gymnasium mit einem günstigen Resultat verlassen wollen. Vorher spielen die zweiten Mannschaften. Leichtathletik Staffellauf„Quer über die Schwerterheide,, Zum dritten Male wird am Sonntag, den 14. Juli der Staffellauf„Quer über die Schwerterheide" ausgetragen. Diese Veranstaltung, als Pflichtlauf für sämtliche Vereine des Gaues Hagen, ist wiederum dem S. C. Alemannia übertragen worden. Mit dem Vorarbeiten, Ausmessen und Einteilen der Strecken ist bereits begonnen. Nach dem Lauf findet ein Propagandaspiel statt, wozu die erste Liga=Elf von Vorhalle 09 verpflichtet wurde. Reitsport Großes Reit= Fahr= und Springturnier in Kalthof, Kreis Iserlohn Der Reiterverein Kalthoff e. V. hat anläßlich der Einweihung der Reithalle des Gutsbesitzer Fritz Schwarzelühr zu Kalthof ein Reit=, Fahr= und Springtunier ausgeschrieben für die ländlichen Reitervereine der Bezirksverbände Dortmund u. Hamm, sowie für den Ruhr=Lenne Reiterverband Iserlohn. Es ist erfreulich, daß der Reiterverein Kalthof nach 4jähriger Pause wieder mit einem Turnier an die Oeffentlichkeit tritt und wird dieses Turnier, soweit es sich bisher überblicken läßt, einen guten Sport zeigen. Die Ausschreibungen bestehen aus: 1. Materialprüfung für Reitpferde, 2. Eignungsprüfung für Reitpferde, 3. Dressurprüfung Klasse A.(Anfänger), 4. Dressurprüfung Klasse A(Fortgeschrittene), 5. Dressurprüfung Klasse L., 6. Eignungsprüfung für Gespanne(Ein=, Zwei= und Mehrspänner), 7. Jagdspringen Klasse A, 8. Jagdspringen Klasse L., 9. Dreierklasse(Eignungsprüfung für Reitpferde). Außerdem werden von den Mitgliedern des Reitervereins Kalthof zwei Schaunummern geritten. Auf die Ausschreibungen hin sind schon zahlreiche Nennungen eingelaufen, und verspricht das Turnier recht gut beschickt zu werden. Die Einweihung der Halle findet nach dem Turni unter Beteiligung der ingeladenen Vereine und in Anwesenheit der Behörden statt. Den Veranstaltungen geht am Sonnabend, den 20. Juli unter Teilnahme der Ortsvereine und befreundeter militärischer Vereine ein Kommers voraus. Wem noch das Turnier anläßlich der Standartenweihe des Reitervereins Kalthof am 29. August 1925 erinnerlich ist und noch denkt an die Tausenden von Zuschauern, die damals in Kalthof waren, wird sich auch sicherlich dieses Turnie nicht entgehen lassen. In nächster Zeit werden wir auf weitere Einzelheiten weiter eingehen. Bauungluck bei z. G. Farben An dem Neubau des Verwaltungsgebäudes der J. G. Farben=Industvie auf der Hundswiese in Frankfurt a. M. stürzte ein Teil der acht Stockwerke hohen Eisenkonstruktion ein. Hierbei wurde auch der bahinler stehender Transportkran umgerissen. Zwei Arbeiter wurden gctötet, zwel weilert schiver verletzt. Jedoch bestegt die Möglichkeit, daß sich noch mehr Arbeiter unter den Trümmern befinden. Ueber die Ursache des Einsturzes besteht noch keine Klarheit. Vermutlich ist er auf eine starke Bö zurückzuführen. Unser Bild zeigt das zusammengebrochene Eisengerüst. Bücherbesprechung Alle unter dieser Rubrik besprochenen Bücher sind zu haben in der Buchhdlg. C. Braus, Schwerte. Leontine von Winterfeld=Platen:„Unter schwerem Verdacht". Zwei Erzählungen. Fein kart. RMk. 1.80, Verlagsbuchhandlung Bethel, Wandsbeck. Mit großem Geschick und feinem psychologischen Einfühlen wird uns hier in farbigen, plastischen Bildern gezeigt, wie die Schreckenstat eines Heruntergekommenen schweres Leid über einen Unschuldigen, ja über eine ganze Reihe von Menschen und Familien bringen kann. Wir sehen aber auch, wie das Läuterungsfeuer die Schlacken verbrennt, so daß schließlich bei allen Beteiligten eine große, innere Freude zurückbleibt, die das innere Gleichgewicht dem Leben “ w i e d e m T o d e g e g e n ü b e r s c h e n k t. W i r s e h e n, wie Gottes Gnade alles wieder zurechtbringt. Das Ganze ist in so natürlicher und zarter Weise wiedergegeben, daß man an dieser Art christlicher Erzählerkunst seine helle Freude haben muß. + Apothekennachtdienst. Heute und morgen versieht den Apothekennachtdienst die Neue Apotheke, am Postplatz. Verantwortlich für Lokales, Kommunalpolitik, Feuilleton, Provinzielles, Gerichtssaal u. Sport Haus Eberhard Lex, Schwerte. — Sich jeden neuen Menschen, mit dem man in nähere Berührung kommt, genau anzusehen— diese Vorsicht war und bleibt stets die vornehmste Pflicht eines jeden, der sich vor unangenehmen Erfahrungen und Enttäuschungen schützen will. Nur den Wenigsten unter uns ist es gegeben, instinktiv fremde Personen zu durchschauen, ihre Eigenschaften herauszufühlen und— sei es nun im geschäftlichen oder im gesellschaftlichen Verkehr— jene herauszufinden, die wirklich zu uns passen. Aber selbst wenn dieser Instinkt vorhanden ist, werden Fehlurteile nicht ausbleiben, wenn der aus Zwang oder Bedürfnis Suchende sich nur von seinem Gefühl leiten läßt. Die Erfahrung, daß gerade Personen, mit denen ein Verkehr früher oder später zu unangenehmen Erlebnissen Drücken sich schlechte, vor allem verbrecherische Neigungen eines Menschen in seinem Gesicht aus? Der Verfasser glaubt dies auf Grund seiner großen kriminalistischen Erfahrungen bedingungslos bejahen zu dürfen. Er mahnt daher in gegebenen Fällen zur Vorsicht, warnt aber zugleich eindringlichst davor, eigenen Beobachtungen — besonders, wenn sie sich auf Unbescholtene erstrecken!— übertriebene Bedeutung beizumessen, da jeder, der sich nicht berufsgemäß mit diesen Dingen befaßt, leicht verhängnisvollen Irrtümern ausgesetzt ist. G GN hälften auffallend ungleich sind, so daß die Augen nicht in einer wagerechten Linie stehen, der Mund und die Nase schief hängen, was sogar zum Speichelfluß führen % Was das Gesicht des Verbrechers verrät: Der in letzter Seit vielgenannte Fälscher änspach. Auffallende Asymmetrie des Antlitzes.(Hält man abwechselnd die rechte und linke Gesichtshälfte mit der Hand zu, so zeigt sich der Unterschied besonders deutlich); schräg stehende Augenachsen; die melanoiden Augen verraten den schwer belasteten Melancholiker; deren Blick ebenso wie die ganze Miene den Lügner und völlig asozial Eingestellten. führte, es vortrefflich verstehen, ihre unsympathischen Seiten zu Anfang einer Bekanntschaft unter besonderer Liebenswürdigkeit zu verstecken— diese wohl jedermann bekannte Tatsache zwingt erst recht dazu, sich bei Anknüpfung einer neuen Verbindung vorsichtig und beobachtend zu verhalten. Und da nun stehen wir vor der Frage, die diese Zeilen erörtern sollen: Ist es möglich, einen Menschen nur auf Grund seines Äußeren zu durchschauen, oder wenigstens einigermaßen richtig einzuschäßen?.. Maham te Saähe Seit Gall und Lavater hal das Proviem der Schaber lehre die medizinische Forschung immer von neuem beschäftigt. Es handelt sich hierbei im wesentlichen darum, die engen Beziehungen zwischen Bildung und Verbildung des menschlichen Schädels und den dem Individuum innewohnenden geistigen und seelischen Eigenschaften nachzuweisen. Im Anfang machten es sich die Phrenologen (Schädelkundigen), die ja zur Begründung ihrer Lehre vor allem ein System brauchten, sehr leicht: Sie unterschieden einige dreißig„Grundkräfte" oder„Anlagen des Geistes“ und wiesen jeder ihren Sitz an der Schädeloberfläche an. Die mehr oder weniger regelmäßige Bildung der betreffenden Stelle und das Verhältnis der so gewonnenen „Seelenfaktoren“ wurde alsdann zur Deutung der Physiognomie (Gesicht) des Individuums benutzt. Eine so naive Anschauung vermochte ernsthafter Prüfung auf die Dauer nicht standzuhalten. Man erkannte, daß man der Schädelform, d. h. also dem Knochenbau des Kopfes, nur insoweit eine über die Seeleneigenschaften aufklärende Rolle zuweisen dürfte, als dieser äußere Aspekt die Menge und die Verteilung der Hirnmasse außenbildlich oder bildnerisch darstellt. Gelehrte wie Camper, Blumenbach, GeoffroySt. Hilaire, Prichard, dann aber der geniale Cesare Lombroso und seine italienische Schule, fanden Systeme, die den menschlichen Schädel nach seinem Längen= und Höhendurchmesser, besonders aber nach seiner Kapazität(Rauminhalt) klassifizierten. Nachgewiesen hat man gewisse Bewegungs= und Sinneszentren, so vor allem den Sitz der Sprache im Gehirn. Daß jede geistige und seelische Funktion auf Grund eines bestimmten Teilmechanismus im menschlichen Gehirn zustande kommt, ist analog der bis ins kleinste spezialisierten Bestimmung jedes einzelnen Muskels oder Nervenfadens durchaus anzunehmen. Das Gegenteil hieße ja gerade in dem empfindlichsten, wichtigsten und verant#c 7 ½ PL wortungsreichsten Organ ein Chaos vorauszusetzen. Von dem Bewußtsein einer Gesetzmäßigkeit und strengen Logik bis zu ihrer Erkenntnis ist aber ein Weg, den der menschliche Verstand unter Umständen nicht imstande ist, zu Ende zu gehen. So müssen wir uns auch vorläufig noch mit gewissen Erfahrungen und mit diesen gemachten Feststellungen begnügen, wenn wir ein Gesicht zu bestimmen oder aus ihm Schlüsse zu ziehen versuchen. Und da gibt es, trotz aller überraschenden und immer neuen Variationen der Natur, doch schon bestimmte Anhaltspunkte, ja, man möchte sagen: physiognomische Modelle, die uns der gesuchten Erkenntnis näherbringen. Freilich machen verschiedene Umstände die Aufgabe noch komplizierter, als sie ohnehin ist. So spielt die Rassenzugehörigkeit eine wichtige Rolle. Ein Neger oder Papua wird ganz anderen Voraussetzungen hinsichtlich seiner Charakterbestimmung aus den Gesichtszügen unterliegen, als ein Europäer. Und unter den Weißen ist wiederum ein Süditaliener völlig anders zu bewerten als z. B. ein Friese. Vollends verschieden ist der brachylephale(kurzschädlige) Slawe von dem dolichokephalen (langschädligen) Engländer. Da aber jeder in der Hauptsache doch nur mit den eigenen Landsleuten in Verkehr tritt, so sind die hierdurch erwachsenden Schwierigkeiten nicht entmutigend.— Eine zweite Erscheinung, die entschieden erschwerend wirkt, ist die Veränderung der menschlichen Gesichtszüge, die je nach Alter und nach Lebenshaltung des Betreffenden eintritt. Die sogenannte pro gnathe Schädelbildung ist immer verdächtig. So nennt man die Schädel, deren Mundpartie infolge der schräg nach vorn gerichteten Stellung der Kiefer und der Zähne schnauzenartig vorspringt. Kommt zu diesem Merkmal ein tiefliegendes, von starkem Jochbogen überwölbtes Auge, das in seinem schwermütig glimmenden Blick an das unvernünftige Tier erinnert, und— was nicht selten zusammentrifft— eine übermäßige Entwicklung der Backenknochen respektive des Kinnes, so ist die sogen. anthropoide Bildung vorhanden, wie wir sie bei Schwerverbrechern außerordentlich häufig antreffen. Ein sehr enges Zusammenstehen des aus den Augenpunkten und der Nasenspitze gebildeten Dreiecks ist ungünstig, d. h. nach der Richtung der Imbezillität, des Schwachsinns, zu bewerten. Ebenso ein übermäßiger Zwischenraum zwischen der Nasenwurzel und der Oberlippe. Leute mit melanoidem Auge(das sehr dunkle Iris und Pupille in blaulasiertem Weiß zeigt) sind meist schwermütig; Verbindungen mit ihnen werden, bei sonst vielleicht angenehmen Erfahrungen, manches Niederdrückende ergeben. Gesichter, die den sogenannten„Stop“ nicht haben, bei denen also die Nase ohne Einbuchtung aus dem Gesicht hervorspringt, sollten zur Vorsicht mahnen. Ich habe gefunden, daß ihre Besitzer selten ehrliche Leute sind. Ich will aber nicht unterlassen, gleich zu betonen, daß ein Gesicht niemals nach einer einzelnen Eigenschaft, sondern stets in seiner Gesamtwirkung zu bewerten ist. So sind beispielsweise sogenannte„Henkelohren“ meist etwas verdächtig, es gibt sie aber auch an sonst ganz einwandfreien und absolut vertrauenswürdigen Menschenschädeln. Auffallend und mit Vorsicht zu behandeln sind Menschen, die ein starres, unbewegliches Auge haben, das um so unheimlicher und um so mehr Verdacht erweckend genannt werden muß, je funkelnder es sich gibt oder je plötzlicher es aus seiner Verschleierung aufblitzt. Einen derartigen Blick haben zeitweise gefährliche Irren. Wo er sich aber bei freilebenden Individuen findet, muß die Umgebung auf Überraschungen schlimmer Art gefaßt sein; tatsächlich ist er sehr selten. Immer zur Achtsamkeit mahnend (vornehmlich in der Nachkriegszeit, die mit einer Unzahl geistig schwer geschädigter Individuen belastet ist), sind die Zuge der Asymmetrischen, deren Gesichts8 Der Heiratsschwindler Schimang(Graf de Passy). Brutales Kinn; leicht schielende Augen; sehr asymmetrischee Gesicht; zu tief angesetzte, eng anliegende Ohren; das Dreiech Nase—Augen ist besonders kurz gezogen; Unehrlichkeit una Verlogenheit prägen sich sehr deutlich aus. kann. Sehr starke Stirnfalten bei niederer Stirn über verschleiertem, von unten herschauendem Auge sind nicht Zeichen von Aufrichtigkeit und geradem Wesen. Alle Anomalien des Schädels und des Gesichts müssen zu denken geben, da sie in jedem Fall das Gehirn in seinen Massen und Verhältnissen beeinflussen. Für die intakte Arbeit des menschlichen Gehirns ist, wie stets im Leben und bei jeder Lebensäußerung, das Gleichgewicht maßgebend. Ungleiche Gehirnhälften können dieses Gleichgewicht auch in der Leistung nicht aufbringen, die Denk= und Empfindungsfähigkeit muß also beeinträchtigt sein. Dazu kommt, daß bei solchen Schädeln meist Verkalkungen, Verkrümmungen, Nahtverwachsungen usw. festzustellen sind, die wahrscheinlich Hyperämien (Verblutungen) hervorrufen, durch welche die Substanz der grauen Hirnrinde, die man als den Hauptsitz der geistigen und seelischen Fähigkeiten betrachtet, ungünstig beeinflußt wird. Zwar ist jeder berechtigt, sich Menschen vom Leibe zu halten, gegen die er Mißtrauen empfindet, doch ist es keineswegs empfehlenswert, sich in überflüssige Gesichtstheorien zu verlieren, die zuletzt dahin führen, daß man keinem mehr über den Weg traut. Auch darf nicht vergessen werden, daß es sich da, wo wir wirklich äußerlich gezeichneten Menschen begegnen, um Opfer der Natur, der Geburt, ja vielleicht um Kranke handelt, denen der Gesunde, normal Gebildete, jede Rücksicht schuldet; denen er, besonders im Verwandtschaftsfalle, nach Kräften zu helfen verpflichtet ist, und die stets einen Gegenstand des Erbarmens bilden werden. Hans Hyan. 1 Der Mördertypus in reinster Form: Sigeuner Herzberg, der seine wehrlosen Opfer in tierischer Weise schlachtete, angeblich sogar Menschenfleisch aß. Stirn und Backenknochen eines Gorilla; Henkelohren; flammender Starrblick; übermäßige Kopfgröße: niedere fliehende Stirn. Trotz seiner Jugend verroht: Der kaum fünfzehnjährige Karl Müller, der drei Menschen kaltblütig ermordete. Besonders charakteristisch sind das ungewöhnlich stark entwickelte Kinn und das dunkel lodernde Auge, das den echten Starrblick(das sog. Mörderauge) besitzt; erschreckend ist die Bosheit und Mitleidslosigkeit, die sich in dem Gesicht dieses Halbwüchsigen ausprägt. 0 (R er 7.8 Der Verbrecher aus idealen Motiven. Ein Hanatiker, der dreizehn Menschen erschoß. Ueberschmale, anthropoide Kopfform; selbst auf dem Cotenbett prägt sich in der steinernen Ruhe des Gesichts die sleigung zu hochfliegenden Ideen und Energie aus. * Dies und Rheumatische Zahnschmerzen behandelt man am besten mit heißen Hafersäckchen; man füllt heißen Hafer in kleine Leinensäckchen und legt sie unter häufigem Wechsel so warm als möglich auf die betreffende Stelle. In den meisten Fällen werden die Schmerzen innerhalb kurzer Zeit vergehen. * Wir nähern uns allmählich der Pilzzeit. Es sterben allein in Deutschland alljährlich Hunderte von Personen durch den Genuß giftiger Pilze. Es kann nicht genug vor dem Brauch gewarnt werden, Kinder zum Pilzsuchen zu verwenden. Zum Pilzesammeln gehören Kenntnisse, über die ein Kind unmöglich verfügen kann. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, daß selbst eßbare Pilze giftig werden können, und zwar dann, wenn sie nicht in frischem Zustande genossen wurden. Umgehende Hinzuziehung eines Arztes bei Vergiftungserscheinungen nach dem Genuß von Pilzen ist unbedingt erforderlich. Wer Pilze sammeln will, nehme möglichst an einem Lehrkursus mit Pilzsammelgang teil und beschaffe sich das vom Reichsgesundheitsamt herausgegebene und bearbeitete Pilzmerkblatt. Schriftleitung: B. G. Ostermann, Berlin SW. 68, Alte Jakobstr. 26 Wer im Sommer verreist, vermeide auf langen Bahnfahrten nicht nur alkoholische Getränke, sondern auch den Genuß von Kaffee und Tee. Ebenso ist Mäßigung im Essen angetan, hauptsächlich nervösen Personen seien diese Vorsichtsmaßnahmen angeraten. Wer an plötzlich auftretendem Sodbrennen leidet, kann dieses durch reichlichen Genuß von Soda= oder Selterwasser beseitigen. Ein gutes Mittel ist auch doppelkohlensaures Natron. Auch sonst erzielt man durch den Genuß einwandfreien frischen Wassers sehr gute Wirkungen. Professor Dr. von Leyd empfiehlt besonders aufgeregten Personen, ein Glas warmes Wasser zu trinken. Ein Glas kaltes Wasser, kurz vor dem Zubettgehen getrunken, stellt ein gutes, einfaches Schlafmittel dar. Wer morgens an Appetitlosigkeit leidet, trinke auf nüchternem Magen ein Glas Wasser, das gleiche sei Personen geraten, die an Stuhlverstopfung leiden. * Was sind Furunkeln? Furunkeln sind Vereiterungen der Haarbälge und ihrer drüsigen Anhänge. Ihre Behandlung muß ungemein sorgfältig erfolgen, weil, fließt der Eiter eines Furunkels heraus, sehr leicht neue Furunkel in der Umgebung entstehen. Wer chronisch an dieser Hautkrankheit leidet, tut gut, sich auf Zuckerkrankheit hin untersuchen zu lassen. Ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen einer Hausund einer Küchenapotheke. Während man sich die Hausapotheke nach und nach einrichten muß, wozu verschiedene Gänge in die Apotheke notwendig sind, hat man meistens das, was zur Apotheke der Küche gehört, im Hause. Die Hausfrau hat nämlich jederzeit eine Apotheke zur Hand, nur weiß sie selbst nichts davon. Da ist z. B. das Salz; unbeachtet und bescheiden steht es im Küchenschrank, macht nicht den geringsten Anspruch darauf, einen besonderen Ehrenplatz einzunehmen— und verdient ihn eigentlich dennoch! Wenn man heiser ist, an Schnupfen oder Husten leidet, vermag bereits eine Messerspitze Kochsalz, aufgelöst in einem Weinglas voll heißem Wasser, die so ersehnte Linderung durch Einatmen der Dämpfe herbeizuführen. Bei irgendwelchen Vergiftungserscheinungen, z. B. durch den Genuß verdorbener Wurst etc., kann Salz ebenfalls als erstes Mittel herangezogen werden; denn es handelt sich bei Vergiftungen immer darum, auf dem schnellsten Wege ein reichliches Erbrechen hervorzurufen. Dieses Erbrechen wird erreicht, wenn man den Erkrankten warmes Salzwasser trinken läßt. Selbst bei Mückenstichen bietet sich Salz als Schmerzlinderer an. Man feuchtet in diesem Falle die heimgesuchte Körperstelle an und reibt Salz hinein. Wer unter Zahnschmerzen leidet, wird durch ein Fußbad in warmem Salzwasser, wenn auch nicht völlige Schmerzbefreiung, so aber doch dadurch eine empfindliche Linderung erreichen. Wie Salz, so findet sich auch Milch in jedem Haushalt. Auch sie stellt ein ausgezeichnetes Präparat der Küchenapotheke dar. Sie leistet ausgezeichnete Dienste in Vergiftungsfällen. Erkrankt ein Familienmitglied beispielsweise an einer Arsenikvergiftung, wird man das nötige Erbrechen sehr schnell erreichen, wenn man dem Patienten gekochte Milch verabreicht, die so heiß wie möglich getrunken verden muß. Auch der Bohnenkaffee, viel geliebt und viel geschmäht, zählt zu den Medikamenten der Küche. Bei Herzatemnot lasse man den Betroffenen, bis der Arzt eintritt, starken Bohnenkaffee trinken, dem jedoch weder Malz noch Zusatz beigegeben werden dürfen. Weiter hat Bohnenkaffee den Vorzug, die Wirkung verschiedener Gifte aufzuheben. Bei Morphiumvergiftungen oder bei Vergiftungen mit Leuchtgas erweist sich starker unvermischter Bohnenkaffee als sehr guter Helfer. Daß auch rohe Eier den gleichen Erfolg herbeiführen können, ist den meisten nicht bekannt; speziell bei Kupfervergiftungen hebt das Weiße roher Eier die schwere Wirkung des Giftes auf. Kupfervergiftungen gehören leider nicht zu den Seltenheiten. Wenn namlich saure Speisen in Kupfer= bzw. Messinggeräten zubereitet werden, mischen sich diesen Speisen sehr leicht Kupferverbindungen bei. Es ist darum gut, saure Speisen niemals in Kupferoder Messinggefäßen zuzubereiten. Und nun die Zitrone. Das hohe Lied, das man ihr singt, weil sie die Schönheit der Haut erhält, genügt durchaus nicht, ihren wahren vollen Wert zu kennzeichnen. Die Zitrone ist nämlich nicht nur ein ausgezeichnetes Schönheitsmittel, sondern auch ein Medikament, das in keiner Küche jehleg. leste. Wußten Sie schon, daß man Warzen durch cräufeln mit Zitronensaft innerhalb von zwei bis drei Wochen beseitigen kann? Versuchen Sie es einmal. Auch Hühneraugen kann man mit der Zitrone zu Leibe gehen, indem man Zitronenschreiben auf die Hühneraugen legt und dieses etwa eine Woche hindurch regelmäßig über Nacht wiederholt. Die Hühneraugen werden weich und treten bald in ein Stadium, in dem man sie schmerzlos abziehen kann.(Die Zwiebel, in gleicher Weise angewandt, erfüllt denselben Zweck.) Hiermit ist aber das Kapitel„Die Zitrone als Heilhelferin“ durchaus noch nicht abgeschlossen. Wurde man gebissen und hegt man die Befürchtung, giftige Stoffe könnten durch den Biß in den Organismus eingedrungen sein, drückt man die Wunde kräftig aus, so daß sie stark blutet und träufelt dann frischen Zitronensaft in reichlicher Menge in die Wunde. Auch bei Nasenbluten erweist sich die Zitrone als gütige Helferin, nur muß man in diesem Falle den Saft verdünnen; ist dies geschehen, zieht man den verdünnten Zitronensaft langsam und vorsichtig in das blutende Nasenloch und wiederholt dies einige Male. In den meisten Fällen wird das Nasenbluten bereits nach wenigen Minuten gestillt sein. Leiden Sie häufig an„Schlucken"? Dann halten Sie möglichst lange den Atem an. Hilft das nicht, dann bereiten Sie sich etwas Zuckerwasser. Trinken Sie dieses in langsamen, kleinen Schlucken, ohne dazwischen Luft zu holen und der Schlucken wird vergangen sein. Wenn von Medikamenten der Küche die Rede ist, darf der Essig nicht vergessen werden. Wie die Zitrone beim Nasenbluten gute Dienste leistet, so kann der Essig in gleicher Weise und mit dem gleichen Erfolge angewendet werden. Wunden, in die Schmutz gekommen ist, drückt man aus, so daß nach Möglichkeit alle Schmutzteilchen mit fortgespült werden, und legt dann als Desinfektionsmittel Essigwasserumschläge an. Auch Honig wird sich in jedem Haushalt finden. Honig stellt aber nicht nur ein sehr nahrhaftes und gutschmeckendes Nahrungsmittel, sondern auch ein ausgezeichnetes, schnell und sicher wirkendes Präparat bei Brandwunden dar. Wer sofort nach Entstehung der Wunde diese mit einem dick mit Honig bestrichenen Umschlag versieht, wird sehr schnell von den peinigenden Schmerzen befreit sein. Ueberdies heilt die Wunde sehr schnell und hinterläßt auch in den meisten Fällen keinerlei Narben. Erhole dich auf Leilzählung. Es gibt eine Gepflogenheit, die der Berliner mit „Stottern bezeichnet. Wenn er sagt, er kauft auf„Stottern“ ein Klavier, ein Kleidungsstück oder eine Ziehharmonika, so will er damit ausdrücken, daß er den betreffenden Gegenstand in Ratenzahlungen erwirbt. Noch niemals haben die Teilzahlungsgeschäfte in einer solchen Blüte gestanden, wie in diesem Jahre. Schuld daran ist die soziale Lage und die allgemeine Geldknappheit. Mit der Zeit sind Artikel zu Teilzahlungsgegenständen geworden, die früher nur in bar zu erstehen waren. Seltsam mutet es an, zu hören, daß nun auch immer mehr führende große deutsche Bäder dazu übergegangen sind, sogenannte Pauschalkuren einzuführen. Es war schon lange der Wunsch des reisenden Publikums, in deutschen Bädern zu einem vorher festgesetzten Preis einen Kuraufenthalt zu nehmen. Man wünschte, in diesen festen Preis die volle Pension mit sämtlichen Nebenkosten einzubeziehen. Wirklich ist es nun unter Mitwirkung des bekannten Mitteleuropäischen Reisebüros geglückt, mit neun großen Bädern die entsprechende Vereinbarung zu treffen. In den deutschen Heilbädern Altheide, Elster, Flinsberg, Lippspringe, Mergentheim, Neuenahr, Oeynhausen, Salzschlirf und Wildungen werden jetzt schon Pauschalkuren gemacht. Die Heilungsuchenden werden in guten Häusern zu vorher festgesetzten Preisen, einschließlich sämtlicher Nebenausgaben untergebracht und verpflegt, auch für alle Kurmittel und Kurveranstaltungen ist ein fester Preis, einschließlich der Kurtaxe, eingerichtet worden, so daß jeder Reisende, jeder Heilungsuchende im voraus auf den Pfennig genau weiß, wie viel Geld er für seinen diesjährigen Kuraufenthalt benötigt. Uebervorteilungen des Bäderpublikums, von denen man leider in der vorigen Saison recht viel Klagen hörte, sind so unmöglich gemacht worden. Im übrigen ist es auf Antrag möglich, die festgesetzte Summe„abzustottern“. Man kann sie in Raten erlegen, nachdem man eine größere Anzahlung auf die Gesamtkosten(etwa die Hälfte des Vollbetrages) vorauszahlt. Wer sich für diese Pauschalkuren näher interessiert, wendet sich am besten an die in allen größeren Städten bestehenden Vertretungen des Mitteleuropäischen Reisebüros(MER), wo auch die Anträge auf Pauschalkuren für die erwähnten Bäder entgegenommen werden. Rasieren Sie sich richtig? Es werden alljährlich Hunderttausende von Büchern geschrieben und teils mit mehr, teils mit weniger Erfolg auf die lesehungrige Menschheit losgelassen. Aber, zu den merkwürdigen Büchern, die in letzter Zeit erschienen, zählt fragios das Werk des Franzosen Georges Maltet, der eine umfangreiche, viele hundert Seiten starke Abhandlung über„Die Kunst des Rasierens“ geschrieben hat. Wie man aus dem Titel ersieht, handelt es sich durchaus nicht um einen Liebesoder Kriminalroman, sondern um ein Werk, das sich auf fachliterarischem Gebiet bewegt. Herr Maltet will die Menschheit lehren, sich kunstgerecht zu rasieren. Die meisten Menschen— und das sollen 90—95 Prozent sein— rasieren sich nämlich nicht richtig. So behauptet wenigstens Herr Maltet.„Man stellt sich des Morgens vor den Spiegel“, sagt er,„seift das Gesicht ein, greift zum Messer oder zum Apparat und fängt an, sich mit mehr oder weniger Umsicht die Wangen abzuschaben. Es erfolgt das Nachwaschen mit Alkohol, das Betupfen der Poren mit Puder. Und die Tragödie ist zu Ende. Tragödie darum, weil es meist dabei nicht ohne Blut abgeht.“ Herr Maltet hat wahrhaftig nicht ganz Unrecht, um so interessierter greift man daher zu seinem Buch, um zu hören, wie man sich zu rasieren hat, wenn alles klappen soll. Und siehe da: ein Wissender offenbart uns das große Geheimnis: „Man stellt sich vor den Spiegel,“ schreibt der Autor, „taucht seine Hände in lauwarmes Wasser(wohl gemerkt: die Hände, nicht den Pinsel) und benetzt damit die Gesichtspartie langsam, sorgfältig und reichlich. Sodann nimmt man trockene Seife und reibt hiermit die betreffende Fläche „gegen den Strich“ ein. Hiernach nimmt man den Pinsel, steckt ihn ins Wasser, drückt die überflüssige Nässe sorgsam heraus und bestreicht die Haarfläche mit gleichmäßig kreisenden, niemals gewaltsamen Bewegungen. Durch dieses Verfahren, fährt der Verfasser fort, erreicht man eine dichte, dünne Seifenschicht, welche sich von der gewöhnlichen dicken Seifenschicht dadurch unterscheidet, daß sie jedes einzelne Haar einseift. Die hautdünne Seifenschicht unterstützt jeder Härchen und neigt es der Guillotine des Rasiermessers entgegen. Nach dem Rasieren soll man die Klinge vier bis fünf Tage ruhen lassen, damit die gestörten Moleküle des Stahls Zeit haben, in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren zu können. Das Messer ist seltener schuld, als man meint. Die Hauptsünde liegt immer im unrichtigen Seifen. Wenn man den Pinsel trocknen läßt, ihn nach einem Tage ausklopft und sodann ein flaumiger Seifenstaub herausfällt, so ist dies ein Zeichen des richtigen Einseifens.“ Im großen und ganzen hat der Verfasser mit seinen Ausführungen recht, und wer sich richtig rasieren will, kann wirklich viel aus diesem seltsamen Buch lernen. Nur fürchten wir, es wird wenige geben, die sich vor dem Rasieren die Zeit nehmen, des Autors Buch zu lesen. Herrn Maltets Buch ist kein Liebes= und Kriminalroman, und darum wird es in den Regalen seines Verlegers wie Blei liegen. Herr Maltet ist Idealist und Menschenfreund, und darum werden die und sein Werk das Schicksal aller Idealisten und Menschenfreunde teilen: sie werden milleidig belächelt werden. Armer Herr Maltet! Wanderer Wir wandern Aus Stille in Hast. Wir tragen das Leben Wie eine Lost Mgs.um 9.6, Und merken nicht im muhsamen Zieh'n, Daß bunt am Wege Blumen blüh'n. Laßt uns wandern Aus Hast in Stille! Unbeugsam, beständig Sei unser Wille, Zu achten der Wunder am Wegesrand, Zu schauen sonnenumgoldetes Land, Zu sprechen am Abend geruhsamer Rast: Wir waren Wanderer Aus Stille in Hast. Wir haben erkannt des Ewigen Wille, Nun wandern wir selig Aus Hast in Stille! Hans Gäfgen. Der Weg durchs Korn Von F. Schrönghamer=Heimdal. Sommersonntagnachmittag. Das Dorf liegt in Stille und Sonne. Nur das Rollen der Kugel auf der wildweinumsponnenen Kegelbahn rumort im Geräume wie Nachhall vertobender Wetter. Und in der urväterlichen Waldbauertstube tickt und tackt die Wanduhr so eintönig, daß die gute Mutter über dem heiligen Buche einnickt, daß sie vor sich auf dem alten Ahorntische aufgeschlagen hat. Die Brillengläser geistern vor den schlafmüden Augen über den verschwimmenden Buchstaben, die eigentliche Frohbotschaften, Hohe Psalme und fromme Legenden sind. Aber Mutter weiß sie schon auswendig. Wenn man fünfzig Sommer lang allsonntäglich über dem nämlichen Buche sitzt, bis die Buchstaben sich wirren im nahenden Schlaf des Müdeseins Und Mutter betet im Traum mit Erzengeln, psalmodiert schlafnickend mit König David, erbaut sich an gewaltigem Prophetenwort und öffnet ihr Herz den Heilandslehren von der Bergpredigt:„Selig sind, die...“ Bis ihr in währendem Nicken die Brille von der Nase gleitet und der Schlaf für ein Weilchen verfliegt. Dann liest sie drei, vier Sekunden offenen Auges und nickt wieder ein. Da nimmt Vater den sommerlichen Strohhut vom Herdgestänge. Wir gehen durch den schweigenden Hof zum Hohlweg hinaus, der hinter dem Dorf ins Feld führt. Die Hände auf dem Rücken, schlendern wir bald in Sonne, bald in Schatten. Auch der gute Vater nickt im Schreiten wie Mütterlein daheim über ihrem Buche. Mir scheint, er schläft im Gehen. Oder ist er innerlich so versonnen und gesammelt, daß er den Eindruck eines Traumwandlers erweckt. Hoch und still schreitet der alte, immer noch aufrechte Mann, der mein Vater ist, vor mir her auf einem Wege, den er seit fünfzig Jahren und länger jeden Sonntagnachmittag wandelt. Schwerte=Ruhr, 6. Juli 1929 WehnWule Drittes Blatt Durchs heimattraute Sauerland Ein Wochenend an der Bigge. Diesmal lassen wir uns von der Reichsbahn bis Plettenberg bringen, haben wir hier Anschluß, auch noch etwas weiter bis Plettenberg=Haltepunkt, sonst trägt uns eine Kleinbahn bis zur Stadtmitte. Am Maiplatz beginnt unsere Samstagsnachmittagswanderung. Wir verfolgen den mit weißer Raute gezeichneten Ortsweg an der malerisch gelegenen BöhlerMorgen besichKapelle vorbei und kreuzen bald das Oestertal. Nun steigt der Berg langsam durch Wald um den Hamerlott, bis wir nach eineinhalb Stunden zu den Gehöften von Sonneborn(520 Meter) kommen. Eine halbstündige Höhenwanderung leitet uns nach Vierkreuz(493 Meter) hinüber. Dann fällt der Weg, der sich meist einem Bächlein entlang hält, immer mehr. Ueber Rauterkusen und Bremge gelangen wir in einer Stunde nach Attendorn(255 Meter), der alten Hansastadt, die in den letzten 2 Jahrzehnten durch ihre wundervolle Tropfsteinhöhle mehr und mehr genannt wird. Je nachdem wir Lust haben, können wir die umfangreiche Höhle noch am Abend oder nächsten cen. H, T M Der Sonntag uns siehr zunachst wieder auf einem Ortsweg. Ein rotes Zeichen führt vom Kölnertor in eindreiviertel stündiger Wanderung an Haus Ewich vorbei, dann durch den Wald und nach Kreuzung der Landstraße am Gehöft Erlen vorbei wieder durch Wald unterhalb der Kuppe des Bausenberges bis zur Sperrmauer der Listertalsperre. Vor uns breitet sich das 22 Millionen Kubikmeter Wasser fassende längliche Becken aus; es dehnt sich in fast eineinhalb Stunden hin und wird von einer reizvollen Landschaft umgeben. Haben wir uns an diesem schönen Bilde satt gesehen, dann setzen wir unsere Beine wieder in Bewegung. Bis Listernohl verfolgen wir einen am Kraftwerk entlang führenden Fußweg 20 Minuten abwärts, überschreiten dann die Bahngleise und folgen den roten Zeichen über Hof Ackerschott am Hang entlang ungefähr dreiviertel Stunde, bis wir zur einsam und friedlich im Waldesschatten gelegenen Wallfahrtskapelle Waldenburg kommen. Von hier führt Hauptwanderstrecke 22 des Sauerländischen Gebirgs=Vereins in 30 Minuten zur Stadt Attendorn zurück.— Wem diese Wanderung zu gering sein sollte, der gehe vor der Stadt, diesseits der Bigge der Hwstr. 22 weiter. Zunächst wird nach 20 Minuten die romantisch gelegene Burg Schnellenberg berührt, durch deren verfallenes Gemäuer wir zu den inneren Burghöfen vorstoßen. Prächtig ist das Gitterwerk und die Eingangspforte zur inneren noch erhaltenen Burg. Unterhalb der Burg führt unsere Hauptwanderstrecke dann auf herrlichem Waldweg zunächst etwas aufwärts bis nahe dem Bigger Kopf, dann über die Dünscheder Höhe hinab nach Alt= Finnentrop. So schön der Wald ist, so schön sind auch die Ausblicke von diesem Wanderwege über das vielgewundene Biggetal hinweg zu den jenseitigen Höhen. 2 Stunden von Burg Schnellenberg entfernt, kommen wir zur Lennebrücke nahe der Biggemündung und 5 Minuten darauf stehen wir vor dem Bahnhof Finnentrop. Von hier aus treten wir unsere Heimreise an. Auf Blatt 7 Attendorn der Stuerlandkarte 1:50 000 sind sämtliche beschriebenen Wege genau verzeichnet. In den Lüften ist ein Klirren und Sirren, als käme Antwort von oben, nur dem Herzen hörbar: die Väter, Vorväter, Urväter grüßen und winken aus ewigen Weltenräumen. Am Wege durchs Korn vereinigen sich die Gewesenen, die Heutigen, die Kommenden. Ein Söhnlein blüht mir in der Wiege. Sobald es laufen kann, gehe ich mit ihm den Weg durchs Korn, führe ich es der sommerstillen Feldbreite zu, die einem Geschlecht Brot und Kraft gespendet seit einem halben Jahrtausend. Segnend hebe ich die Hand über das Aehrengewoge im Sonnengold. Und aus dem Halmenmeere flüstert es leise: „Selig sind, die...“ Diesen Weg könnte er als Blinder gehen. Den Weg durchs Korn.... Ein halbes Jahrtausend und länger geht immer ein Vater meines Geschlechts mit einem Sohne diesen Weg durchs Korn am Sommersonntagnachmittag. Ich fühle es wohl: die Väter, Vorväter, Urväter schreiten schemenhaft vor uns her auf dem Weg durchs Korn. Es ist ein heiliger Weg. Die Ufer der Ewigkeit grüßen und glänzen an den schmalen Rainen, die unser Fuß betritt. eun... u e skatholisches Vereinshaus, Schwerte Jnh.: J. Preising. empfiehlt allen Ausflüglern das vorzügliche * Dortmunder Thier-Bier hell und dunkel. oeriahicte Thiezslengen. Goie küche. u Nohin gehen wir Samstag u. Sonntag?? Nach Café„Astoria“ Schwerte, Hagenerstr. fi bei Künstlerkonzert u. humorist. Vorträgen gutes Dortmunder Union-Bier verabreicht wird. 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Die diesjährige Ausstellung hat sich zur Aufgabe gestellt, den Fremdenverkehr in Deutschland und nach Deutschland zu steigern und so der heimischen Wirtschaft zu nützen. Sie wendet sich daher in starkem Maße an das Interesse der Allgemeinheit. Eine große Zahl Länder und Landschaften zeigen ihre Schönheiten, Sehenswürdigkeiten und kulturwissenschaftlichen Errungenschaften. Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in die Technik der Verkehrswerbung und läßt den hohen Stand der Industrie, welche der Verkehrswerbung dient, deutlich erkennen. Dieselbe gliedert sich in drei Hauptgruppen: Deutsche Heimat, die Reise und die Wanderung. In der ersten Gruppe Deutsche Heimat kann man die Naturschönheiten der deutschen Gaue„von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" bewundern, während die beiden anderen Gruppen mehr die verkehrstechnischen und=politischen Fragen des Reisens und Wanderns in den Vordergrund stellen. In einzelnen Hallen zeigen sich Baden, Bayern, Brandenburg, Danzig, Hamburg, Lübeck, Schleswig=Holstein, Unter=Elbe, Hessen=Waldeck, Mecklenburg, Mitteldeutschland, Niedersachsen, Ostmark, Ost= und Westpreußen, Pommern, Rheinland, Sachsen, Schlesien, Thüringen, Unterweser= und Jadegebiet, Weserbergland, Westfalen und Lippe, Württemberg und Hohenzollern. Bilder unserer schönen deutschen Heimat werden durch die wichtigsten regionalen Verkehrsverbänden, den Ausstellungsbesuchern vor Augen geführt. Von allen diesen wird die Ausstellung des Westf. Verkehrsverbandes als regionaler Spitzenverband Westfalens und Lippes in künstlerischer Geschlossenheit und eindrucksvoller Wirkung von maßgebenden Kreisen als eine der besten bezeichnet. Der Westf. Verkehrsverband zeigt in großzügiger Form das schaffende, das schöne, das kulturelle und das heilkräftige Westfalen und Lippe durch Großgemälde in einer äußerst geschickten und charakteristischen Form. Das schaffende Westfalen wird durch eine Bildkomposition von Hochöfen, modernen Industriebauten, Sportanlagen, Hochhäusern Café- und Garten-Restauragt W. EMDE Schmordorhalda n Korngpracher 2cns empfiehlt sich den verehrten Gästen bei vorzüglicher Bewirtung SpezialItnt: Westfälisch. Bauernstuten u. Fleischwaren aus eig. Schlachtung. Jeden Sonntag: KCAFFER-KONZERT 6 05 Wellenbad Geisecke jeden Sonntag ab 4 Uhr Konzert Inserate in der Wanderbeilage haben großen Erfolg!! vorrätig in der Buchendlune Car Brou, Schwenz,a Gelegenheitstanz. K 4 Schutzenltag des Bürgerschützen-Vereins am 7. Juli im Freischütz Börse Jeden Samstag uund Sonntag Konzert lonmammmmmmmmemmn Bnsssihhumsun Satten für Streich-Musik sind zu haben bei Carl Braus pnmmimmmüm usw. dargestellt. Man erhält hierdurch einen Einblick in den lauten Werktag des Eisenarbeiters am Hochofen, in die geschäftigen Industriestädte und ihre großzügigen Einrichtungen und Anlagen, welche der Erholung und der Gesunderhaltung der schwer arbeitenden Industriebevölkerung dienen. Eine statistische Darstellung gibt ein klares Bild über die wirtschaftliche Bedeutung Westfalens und Lippes im Verhältnis zum Reich. Das schöne Westfalen repräsentiert sich durch das Bild einer sauerländischen Landschaft, einer Talsperre und außerdem durch eine Bildkomposition des Hermanns=Denkmals, als Symbol des sogenumwobenen Teutoburgerwaldes mit der Porta Westfalica, das Wahrzeichen des Weserberglandes. Diese Bilder sollen die falsche Vorstellung, die man im übrigen Deutschland und im Auslande von Westfalen und Lippe durchschnittlich zu haben pflegt und die sich im großen und ganzen nur auf das Wissen von dem Vorhandensein einer riesigen Großindustrie der Kohle und des Eisens beschränkt, beseitigen. Der Reichtum an schönen Landschaften, Wäldern, Bergen, der höchste ist 834 Meter hoch, Talsperren ist vielen im deutschen Vaterlande noch ganz unbekannt. Waldige Höhen und stille Täler laden den Erholungssuchenden zu kurzen und weit ausgedehnten Wanderungen ein. Talsperren und Seen bieten Gelegenheit, den Ruderund Schwimmsport auszuüben. All' diese feinen und trauten Reize landschaftlicher Schönheit enthüllen sich dem, der Wanderungen nicht scheut. Neben den Schöpfungen der Neuzeit haben westfälische und lippische Städte Zeugen einer großen Vergangenheit aufzuweisen. Eine Bildkomposition zeigt ragende Türme, ehrwürdige Dome, die Giebel alter Rathäuser und alte feste Wasserburgen. In der Mitte der Halle wird das heilkräftige Westfalen und Lippe durch einen mächtigcen in Glas stilisierten Sprudel versinnbildlicht. 15 westfälische und lippische Heilquellen befreien die leidende Bevölkerung von fast jeder Krankkeit. Eine große Wandplastik zeigt die Köpfe dreier bekannter westfälischer Persönlichkeiten, nämlich des Ministers vom Stein, der Annette v. DrosteHülshoff,— Deutschlands größte Dichterin— und des westfälischen Dichters Freiligrath. Von einer anderen Stelle der Halle sieht man die Büste des Dichters des Deutschlandliedes, Hoffmann von Fallersleben. Eine Zusammenstellung von Großphotos und Diapositiven bringt ferner in anschaulicher Weise Landschafts= und Städtebilder der verschiedenen Orte von Westfalen und Lippe. Bei der Zusammenstellung der Ausstellungsgegenstände ist der Westf. Verkehrsverband von dem Gedanken ausgegangen, durch einige charakteristische Bilder die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten der Provinz Westfalen und des Freistaates Lippe den Besuchern der Ausstellung vor Augen zu führen. Diese Aufgabe hat der ausführende Künstler, Prof. Max Guggenberger in hervorragender Weise gelöst. Die Ausstellung des Westf. Verkehrsverbandes soll dem Besucher zeigen, wie schön Westfalen und Lippe ist, welche kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung ihnen zukommt. Sie soll werben um den Besuch des Fremden und ihm Gewähr bieten, daß Westfalen und Lippe viel verspricht und alles hält. Der Westfälische Verkehrsverband hat sich zum Ziel gesetzt, Westfalen und Lippe— das Land der Roten Erde— breiten Kreisen zu erschließen, welche die verborgenen Kunstschätze im Kirchenbau, in Schlössern und Burgen, in Rathäusern, in alten und modernen Gebäuden und die Naturschönheiten meist nicht kennen. Burg Blankenstein Die Entstehung der Stadt und der Burg Blankenstein wird auf die Isenburger Wirren zurückgeführt. Aus den Steinen der zerstörten Isenburg wurde im Jahre 1227 vom Grafen Adolf von der Mark und seinem Drosten Rudolf von Böhnen eine Burg erbaut, die sie Blankenstein nannten. Im Jahre 1664 ließ der Große Kurfürst die Burg niederreißen. In demselben Jahre, am 2. Pfingsttage, brach im Orte Hattingen eine große Feuersbrunst aus, die sämtliche Häuser zerstörte. An die Burg Blankenstein knüpft sich manch düstere Sage von Rittern und Mannen, die in den Kerkern geschmachtet haben. Der Erzbischof Robert von Köln wurde 1487 auf Blankenstein gefangen gesetzt und soll 8 Jahre im Burgverließ gelitten haben, bis ihn der Tod erlöste. Von Burg Blankenstein hat man einen Weitblick über das Ruhrtal und die Bergzüge. Dus kohllische Eadertang Reizen die sonnigen Höhen, wie sie die langgestreckten und zusammenhängenden Gebirgszüge des Sauerlandes in geradezu idealer Weise bieten, den unternehmungslustigen und leidenschaftlichen Weitwanderer zu beglückenden Höhenfahrten, so werden die zahlreichen, geradezu idyllisch gelegenen stillen Plätze und Winkel unseres vielgestaltigen Gebirgslandes mit Vorliebe von denen aufgesucht werden, die es vorziehen, ihr bißchen Urlaub in bukolischem Frieden und stiller Abgeschiedenheit vom Lärm der Welt und den Sorgen des Alltags zu verleben. Was macht denn nun das sauerländische Idyll aus? Nun, alles das, was sich zum friedlichen und beschaulichen Nebeneinander in der glücklichsten Weise zusammenfügt: ein behagliches Quartier, gute Verpflegung, freundliche Wirtsleute, das geruhsame ländliche Leben und Treiben, in der Nähe ein plätschernder Bach mit hüpfenden Forellen oder ein fischreicher, verwunschen gelegener Weiher, und, nicht zuletzt, als Rahmen ein sonniger, würzumwobener Hang, ein schattender, kühlender Buchenhain, bequeme Waldpfade, ein freundliches Gesicht der Frau Sonne und weihevolles Gedunkel der Nacht. All' diese schönen Dinge, die sich die beschwingte Phantasie des Erholungssuchenden in idealer Häufung vorstellt, werden, ach! so oft versprochen und so wenig gefunden. Weil sich leider in Führern und Werbeschriften so manche Orte ankündigen, denen weder die natürlichen Verhältnisse der Landschaft noch die wirtschaftlichen oder verkehrlichen die Gewähr bieten, gegebene Versprechen auch einlösen zu können. Es kann nicht jedes Vorstadtgartenlokal und nicht jeder Gasthof einer industriereichen Mittelstadt eine ideale Sommerfrische sein! Auch vom Wochenendstrom ungestüm erfaßte Ausflugsorte wie etwa die Hohensyburg, werden sich nicht als solche bezeichnen wollen. Die Bedeutung dieser liegt auf anderem Gebiete; sie sind Vergnügungsstätten für weiteste Kreise des am Wochentag angespannt schaffenden Volkes, nicht aber Sommerfrischen im ureigentlichen Sinne des Wortes. Das Wesen des erträumten ländlichen Idylls umfaßt ebenso zwingend jene oben angeführten Dinge, wie es andere, wie beispielsweise rauchende Schlote, ohren= und nervenzermürbendes Autohupen und Motorradspektakel, Massenandrang und Massenabfertigung gebieterisch ausschließt. Bietet denn nun das Sauerland die Möglichkeit, daß der Erholungsbedürftige ausziehe, sich sein eigens konstruiertes Wunsch= und Traumland zu suchen und es auch zu— finden? In reichstem Maße! Vorbedingung für das Vorhandensein idyllisch gelegener Sommerfrischen sind in erster Linie die natürlichen geographischen Verhältnisse des Landes. Das weite, ebene und oft recht abgeschiedene Münsterland hat, wie etwa die Lüneburger Heide, gewiß keinen Mangel an idyllischen Plätzen. Westfalens große Dichterin, Annette von Droste=Hülshoff, und ihr Werk sind ohne das idyllische Münsterland, zu dem dann freilich später durch ihren Aufenthalt auf Schloß Meersburg am Bodensee die romantische Note kam, kaum denkbar. Vossen's Luise und Löns' unsterbliche Liebeslieder verlangen als Wiegenland das Idyll, Luise die anmutige holstein'sche Schweiz und die Lönslieder die braune Heide. Größer noch werden die Einsamkeiten, in denen sich das Idyll oft genug zu Idylle formt, in den stillen und entlegenen Tälern unseres sauerländischen Mittelgebirges, vorzüglich im mittleren und oberen Sauerland. Ich muß bei der Vorstellung einer idyllischen Sommerfrische— ich weiß nicht, weshalb— immer an das in bergig und waldiger Einsamkeit vergrabene Li trop bei Schmallenberg denken, obwohl ich noch niemals dort zur beschaulichen Lebensbetrachtung saß. Aber es war das Gefühl völliger, glückseliger Abgeschiedenheit, das mir diesen einsamen Ort zum Idyll und zur Idylle werden ließ. In gleicher Beziehung denke ich da an das einsam im Quellgebiet der Röhr ein überaus beschauliches Leben führende Kloster Brunnen, das noch heute einem Eremiten stille, weihevolle Bleibe bietet; oder an das in waldigen Bergen lauschig vergrabene Nordenau im schönen Nesselbachtale, just zu Füßen des Urvaters Asten gelegen, oder an das trauliche Oberkirchen, das einsame Jagdhaus, und an viele andere gleich schöne und erstrebenswerte sauerländische Sommersitze. Ja, es ist in erster Linie die Bauart des Landes, die seine Siedlungen bis zu 700 und 800 Meter hoch hinaushebt aus Werktagslärm und und Alltagsstank. Was die Ebene durch ihre Weite vermag, erzielt unser Bergland durch seine Höhen. Vor der Ebene aber hat das Bergland den entschiedenen Vorzug einer weiten, oft unbegrenzten Sicht, der reinen, balsamisch gewürzten Luft und der durch keine Schwüle beschwerten Frische. Zum vollendeten Idyll gehört das muntere, silberhelle Geplauder des plätschernden Gebirgsbaches. Im Geiste sehen wir, wie hier ein gottbegnadeter Musiker seine Forellensonate komponiert. Fürwahr, keine treffendere Vorstellung von Idyll und Idylle als ein hurtiger Bergbach, an dessen steinigen und krausen Ufern sich ein Angler vergnügt mit Angelrute und— Sommer= frischenlektüre! Daß ein idyllisches Sommerfrischendasein nicht beeinträchtigt wird durch die Nähe eines Böcklin=Weiher wie bei Kloster Grasschaft oder durch landschaftlich hervorragend schöne Talsperren, an denen gerade unser Sauerland, das kurkölnische wie das märkische, so reich ist, bedarf eigentlich keines besonderen Hinweises. Gelegenheit zur Ausübung von Angel-, Ruder=, Segel= und Badesport erhöht in reichem Maße die Eignung eines Landes als Sommerfrische. Unwillkürlich denkt man hier an England, dem Musterlande idyllischer Sommersitze. Die muntere Forelle leitete schon unsere Betrachtungen zu der Frage über, in welchem Maße sich Fauna und Flora an der Gestaltung des sauerländischen Idylls beteiligen. Gerade diese Betrachtung ist außerordentlich wichtig, bildet doch die mehr oder minder große Möglichkeit für den Ruhe und Erholung suchenden Sommerfrischler sich mit diesen beiden interessanten Reichen zu beschäftigen, einen ganz wesentlichen Bestandteil seiner erhofften Sommerfrischenfreuden. Gern wird er es daher vernehmen, daß leckere Forellengerichte zu den ausgesuchten Besonderheiten sauerländischer Gasthöfe gehören. Aber auch sonst tummeln sich in den Flüssen und Sperrseen des Sauerlandes fangbare Aeschen, Hechte, Karpfen und Aale. Geht der Jägersmann in die Sommerfrische, will er die Tiere des Waldes beobachten. Welches„jagdbare“ Mittelgebirge birgt in seinen unermeßlichen Waldungen wohl einen größeren Bestand an Hochwild aller Art als gerade unser Sauerland mit dem berühmten Arnsberger Wald, dem Balver Wald, den Berleburger Forsten und dem langen Waldmantel des Rothaargebirges! Der neue ine Sauerlandverlag erschienene mustergültige „Kneebusch“ widmet unserer heimischen Faung und Flora besondere, recht lesenswerte Kapitel. Bei dem Begriffe Flora denkt man unwillkürlich an die Figur eines Botanisierprofessors, der unentwegt mit Regenschirm und Botanisiertrommel bewaffnet, über Hänge und Felsen klettert, um irgend ein Kräutlein zu entdecken, das seiner Sammlung noch fehlt. Nun, auch unser Botanisierprofessor wird in den blühenden Gefilden des hohen Sauerlandes, besonders im Hochgebiete des Kahlen Astenberges, manch' selten Pflänzlein für sein Herbarium mitnehmen können. Das Nähere hierüber verrät ihm der „Kneebusch“. Im Rahmen des Abschnittes und Flora“ sei hier des weiteren an die üppig blühende Hochheide erinnert, die, wie bei Niedersfeld, auf der Homert, im Ebbegebirge und im Wittgensteiner Ländchen u. a. das Entzücken aller Fremden bildet. Auch besonders bemerkenswerte Naturschutzgebiete wie am Stimmstamm, am Astenberg und im Hickengrund im Siegerlande reizen den Naturfreund in hohem Maße. So halei die geogaphischen Verhältnisse und mit ihnen die Reiche der Fauna und alle nur erdenkbaren Vorbedingungen geschaffen, den Anforderungen, die man an einen idyllischen Sommersitz stellt, vollauf gerecht zu werden. Aber auch die wirtschaftlichen, besonder## aber die heimatlich kulturellen Verhältnisse geben unserem schönen Berglande das Recht, sich als das gepriesene Land idyllischer Sommerfrischen zu bezeichnen. Doch davon wird im nächsten Aufsatze die Rede sein. Burz inn dem Trouen Das kleinste der deutschen Mittelgebirge, der Harz, wird vielleicht von begeisterten Hoch=Alpinisten verächtlich abgetan, wer aber Sinn für das Schöne im kleinen hat, der durchstreife einmal den Harz, und er wird entzückt sein, hier so viel verträumte Schönheit, so viel wilde Romantik, so reiche Abwechslung durch Laub= und Nadelwälder, Hochmoore und Bergwiesen an lustig plätschernden Bächlein, und, nicht zu vergessen, so entzückende altertümliche Städtlein zu finden. Es ist gleich, ob man den Nord= oder Ost=, den Ober=oder Südharz aufsucht, man wird überall viel Schönes, Einzigartes finden. Zerklüftete Felsen, durch die sich der Bach in jahrtausendelanger Arbeit einen Weg gebahnt hat, wechseln mit lieblichen Tälern, durch die zur Abendzeit die lustig mit ihren Glocken bimmelnde Kuhherde getrieben wird. Städte, ich denke dabei an Wernigerode, die so lustig bunt ausschauen, als wären sie aus einer Spielzeugschachtel aufgebaut, und einsame Höhenwege, auf denen man stundenlang gehen kann, die hohen Tannen zur Seite, und nur mal einem vorüberhoppelnden Häslein oder, wenn man besonderes Glück hat, einem Rudel Hirsche begegnet. Aber jeden Harzwanderer wird es zum Vater Brocken ziehen, denn ihn nicht„bezwungen“ zu haben, hieße, den Harz nur halb zu kennen. Grunde genommen gibt es viel schönere Stellen, solche, die gar niemand kennt, die man selbst zufällig entdeckt und die einem erst so die rechte Freude an der Natur verschaffen, aber es ist auch ein stolzes Gefühl, so hoch oben zu stehen, die Aussicht auf die umliegenden Berge, den Achtermann= und den Wurmberg zu genießen oder ins Tal zu schauen. Wenn die Luft klar ist, kann man weit, weit sehen, aber oft brauen die Nebelhexen böse Tränke und verschleiern mit dem Dampf die Gegend. Da schimpfen dann die meisten Wanderer und wissen nicht, wie schön es ist, die sich phantastisch gestaltenden Gebilde zu beobachten. Sich zur Johannisnacht auf den Brocken zu wagen, möchte ich aber doch keinem raten, denn man weiß ja aus Goethes „Faust“, wie es dann dort oben getrieben wird. Es mag ja aber auch sein, daß sich die Teufel und Hexlein jetzt, seitdem oben ein Gasthaus und ein Observatorium errichtet sind, einen anderen Platz ausgesucht haben. Es führen verschiedene Wege auf den Brocken. Wer gern klettert, wird wahrscheinlich den Aufstieg von Ilsenburg durch das Schneeloch wählen, aber man kann auch den bequemeren Goetheweg nehmen. Der Abstieg durch das Eckernloch nach Schierke ist auch nicht ganz einfach, dafür aber so schön, daß man gern einige Unbequemlichkeiten mit in Kauf nimmt. Auch fährt eine Brockenbahn bis zum Gipfel, so daß man sich gar nicht anzustrengen braucht. Als ideales Wintersportgebiet ist der Harz schon eine Reihe von Jahren bekannt, und in Braunlage, Schierke, Elend usw. werden alljährlich Skimeisterschaften ausgetragen. Für schöne Rodel= und Bobsleighbahnen ist auch gesorat, und de der Herz im allgemeinen auch abstiges Winterwetter hat, kann jedem nur geraten werden: Auf zum Wintersport in den Harz und dazu Ski=, Bob= oder Rodelheil! Lungen- und Kehlkopftuberkulose im Ruhrgebiet und im Sauer- und Siegerland Das Jahr 1923 hat eine neues Gesetz über die Bekämpfung der Tuberkulose gebracht, indem nicht nur jeder Todesfall an Lungen= und Kehlkopftuberkulose, sondern auch jeder Krankheitsfall an offener Tuberkulose meldepflichtig ist. Die Bekämpfung der Tuberkulose ist dadurch besonders erschwert, daß sie einen so ungemein chronischen Verlauf nimmt, und daß man bei vielen Fällen an Tuberkulose mit einer Infektionsdauer rechnen muß, die viele Jahre bestehen kann. Angesichts dieser Schwierigkeiten sind die in Preußen erzielten Erfolge bei der Bekämpfung der Tuberkulose als recht bedeutend anzusehen. Seit dem Jahre 1882 kann man eigentlich erst von rationeller Bekämpfung der Tuberkulose reden. In diesem Jahre ist die Entdeckung des Tuberkelbazillus durch Robert Koch erfolgt, von da an bis zum Jahre 1913 ist eine Abnahme erfolgt, die im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, die von 1882 bis 1913 erheblich gestiegen ist, mehr als 50 Prozent ausgemacht hat. Dann sind, im Jahre 1916 beginnend, in den Jahren 1917, 1918 und 1919 Steigerungen der Tuberkulosetodesfälle eingetreten, die fast 50 Prozent wieder ausgemacht haben, die uns ungefähr bis auf den Stand des Jahres 1895 wieder zurückgeworfen haben. Seit dem Jahre 1921 ist aber wiederum eine wesentliche Abnahme der Tuberkulosetodesfälle zu beobachten gewesen, so daß im Jahre 1928 der absolut niedrigste Stand der Tuberkulosetodesfälle, der je in Preußen zur Beobachtung kam, zu verzeichnen ist. Verantwortlich für die Wanderbeilage: Hans=Eberbard Ler Schwerte. SehEWTTOTTE. Das Kloster Frauenwörth auf der gleichnamigen Chiemsee=Insel, eines der historisch bedeutsamsten Bauwerke Deutschlands, wird Mitte dieses Monats den Schauplatz großer kirchlicher Feiern bilden. Im Südosten Bayerns, zwischen München und der wunderschönen Grenzstadt Salzburg, breitet sich die große Fläche des Chiemsees aus, der wegen seiner Ausdehnung auch das„Bayerische Meer“ genannt wird. Der Reisende, den die elektrische Bahn an den Ufern vorüberführt, sieht stellenweise nichts als eine endlose Wasserfläche mit eintönigen Ufern, angrenzenden Moorflächen, Wäldern und Hügeln. Und doch zählt der Chiemsee und seine Umgebung mit Recht zu den schönsten Gegenden Deutschlands. Wer sich direkt an den See begibt, dem eröffnet sich eine Fülle landschaftlicher Reize— im Vordergrund die blaue Fläche des Sees, im Mittelgrund die Bergwälder und im Hintergrund die bayerischen und österreichischen Alpen, sich gegenseitig überragend an Vielheit und Größe. Inmitten des Sees aber schwimmen, Riesendampfern gleich, drei Inseln. Auf der ersten befindet sich ein Dorf mit über 40 Gebäuden, mit einem großen Kloster und einer vielbewunderten Kirche: Frauenwörth. Die nächstgelegene, die Krautinsel, ist nur ein großer Garten und die dritte und größte Insel trägt den weltberühmten Namen gehörigen nach Frauenwörth mit Kaiser Karl verseindet wähnt dus K###. Kloster Frauenwörth im Chiemsee, ein eindrucksvoller Zeuge deutscher Geschichte. war. Die Chronik erwähnt aber noch andere Gründe, die schließlich zu einem erbitterten Konflikt führten. Im Jahre 787 kam es zum offenen Kampf, der— angesichts der ungleichen Machtverhältnisse— natürlich mit einer völligen Niederlage des Herzogs endete. Ein Jahr darauf empörte sich der Herzog erneut und wurde auf dem Reichstag zu Ingelheim zum Tode verurteilt. Das Kloster Frauenwörth, das den Bayernherzog im Kampf gegen Kaiser Karl unterstützt hatte, wurde daraufhin dem Erzbistum Salzburg entzogen und der Kaiser entsandte einen eigenen Verwalter. Die Sage will wissen, daß Tassilo vom Kaiser begnadigt und zunächst nach dem Kloster Jumieges bei Rouen verbannt wurde. Wie in anderen Klöstern, so erzählte man sich damals auf der Fraueninsel, daß Tassilo zu mitternächtlicher Stunde von einem Engel von Altar zu Altar geführt werde. Und weiterhin berichtet die Legende, daß der hilflose Greis— Tassilo war Blick auf das malerische Klosterportal. Herrenchiemsee. Weit über die dunklen Tannenwälder hinaus ragt das Glasdach des Prunkschlosses, das der unglückliche Bayernkönig Ludwig II. nach dem Muster von Versailles hier erbauen ließ. Uralte, historische Tradition ist mit diesen drei Inseln verknüpft. Neigen doch die Geschichtsschreiber immer mehr der Ansicht zu, daß bereits zur Zeit Karls des Großen die deutsche Kultur hier gewissermaßen einen Mittelpunkt gefunden hatte. Mächtige Herrscherhäuser und große Wissenschaftler fühlten sich der Insel Frauenwörth nahe verbunden, besonders aber dem uralten Frauenkloster, das aus einem Herrenkloster hervorging und nun auf eine dreizehn Jahrhunderte alte Geschichte zurückblicken kann. Einst hatten hier, ebenso wie in der Umgebung, römische Siedlungen und Kastelle den Chiemgau beherrscht. So grüßte vom Nordufer des Chiemsees, also von Seebruck herüber, zur Römerzeit ein großes, stattliches Kastell, und den See entlang lief die große Römerstraße, die von Javavum(dem heutigen Salzburg) nach Augsburg führte. Als von Salzburg aus die Lehre Christi nach Bayern hineingetragen wurde, soll bereits auf der heutigen Fraueninsel der Grundstein zu einem Kloster gelegt worden sein. Die spärlich vorhandenen Urkunden bezeichnen als den ersten Leiter dieses Klosters den irischen Mönch Dobda, der wohl um die Mitte des 8. Jahrhunderts wirkte. Vorläuferin des Klosters dürfte eine Zelle gewesen sein, die unter Herzog Odilo errichtet wurde. Im Jahre 782 wurde es in eine Frauenabtei umgewandelt und ausgebaut. Als Stifterin sieht man die Königin Ansa, Gemahlin des Königs Desiderius, an. Jeden= falls beginnt Frauenwörth bereits gegen Ende des 8. Jahrhunderts eine bedeutungsvolle Rolle in der deutschen Geschichte zu spielen.„Monasterium virorum nomine Kiemenso“ wird es in einer Urkunde Kaiser Karls des Großen aus dem Jahre 788 genannt. Die Legende will wissen, daß Karl der Große selbst wiederholt auf Frauenwörth weilte. Er soll dort die Klosterschule errichtet haben, die als die älteste Schule Deutschlands anzusehen ist. Und die Vermutung liegt nahe, daß eine seiner Töchter den Schleier im Kloster Frauenwörth nahm. Sicher ist, daß Frauenwörth zur Zeit Karls des Großen den interessantesten Teil seiner reich bewegten Geschichte erlebte. So wollte es ein tragisches Schicksal, daß Königin Ansa, der das Kloster so viel verdankte, hier ihre letzte Zufluchtsstätte fand. Als 768, nach dem Tode seines Vaters, Karl der Große mit seinem Bruder Karlmann zum König gesalbt wurde, erhielt er Aquitanien und einen Teil von Austrasien. Nach seines Bruders Tod im Jahre 771 hatte er sich mit Zustimmung der Großen des ganzen Reiches bemächtigt. Die Witwe Karlmanns mußte samt ihren unmündigen Söhnen zu ihrem Vater, dem Langobardenkönig Desiderius. flüchten. Zwei Jahre darauf zog Kaiser Karl gegen Desiderius zu Felde und zwang ihn nach einer zehnmonatlichen Belagerung in Pavia, sich zu ergeben. Kaiser Karl verbannte hierauf die kaiserliche Familie in ein Kloster, und zwar nach Frauenwörth. Ein ähnliches Schicksal erlitt, nach der Chronik des Klosters, der letzte Agilolfinger, der Bayernherzog Tassilo, der durch eine Heirat mit der Königin Ansa und König Desiderius verwandt war. Tassilo, der gleichfalls als Wohltäter des Klosters Frauenwörth verehrt Hier findet sich auch der Name der Schwester des berühmten Erzbischofs Bruno von Köln, Mathilde, die wenige Monate Abtissin von Frauenwörth war, wie denn überhaupt die Abtissinnenliste des Klosters die Namen der hervorragendsten Adelsgeschlechter des Mittelalters aufzuweisen vermag. Den größten Aufschwung erlebte das Kloster unter der Abtissin Maria Magdalena Haidenbucher, die zur Zeit des 30jährigen Krieges lebte und wegen ihrer besonderen Tapferkeit berühmt war. Zu ihr waren, während des Vordringens der Schweden, die Mächtigsten des Landes geflüchtet. Trotz Hungersnot und drohender Plünderung verstand sie es, das Kloster vor allen Fährnissen und Schrecken des großen Krieges zu bewahren. Die größte wirtschaftliche Ausdehnung erreichte das Kloster unter der Abtissin Magdalena Auer von Winkl, die von 1467 bis 1494 waltete. Damals gebot das Kloster über ein Gebiet, das einem kleinen Königreich an Größe glich. Bis Südtirol hinunter reichten die Grenzen des klösterlichen Reiches. Wenn auch in den letztvergangenen Jahrhunderten die Bedeutung des Klosters immer mehr abnahm, so blieb ihm doch die Gunst der Könige und herrschenden Fürsten erhalten, schon mit Rücksicht auf die große historische Bedeutung, die es einst besessen hatte. Bis in die letzte Zeit hinein erhielten die Töchter der vornehmsten deutschen Geschlechter dort ihre Erziehung. Und heute noch zieht es alljährlich Gläubige und Besucher aus aller Welt an, die andächtig durch die altersgrauen, moosbewachsenen und wettergeschwärzten Hallen wandern und den Geschichten lauschen, die die Glocken des 1000jährigen Münsters erzählen. Gibt es doch wohl kaum etwas Eindrucksvolleres, als an einem schönen Sommertag in aller Herrgottsfrühe sich dem Zauber hinzugeben, der von diesem Erdenwinkel ausgeht. Man horcht in das Klingen und Singen hinein und fühlt sich, dem Alltag entrückt, plötzlich in Deutschlands älteste Geschichte versetzt. Karl Perktold=Traunstein. Das Klostergebäude in heutiger Gestalt. vor seiner Begnadigung geblendet worden— in der Kirche von Frauenwörth mit Kaiser Karl zusammentraf. Der Kaiser soll bei dem Anblick des Bedauernswürdigen von tiefster Reue erfaßt worden sein. Wie hoch Tassilo in Frauenwörth verehrt wurde, geht schon daraus hervor, daß alle Andachtsbücher aus den Jahren 1711, 1728 und 1735 längere Gebete zum „seligen Tassilo“ enthalten. Nach dem Sturze Tassilos war als Herrscher über den Klosterbesitz Frauenwörth auf Befehl des Kaisers der Bischof Engilram eingezogen. Er war der Pfalzkaplan des Kaisers und führte mit Unterstützung seines Herrn eine Reformierung des kirchlichen Lebens auf Frauenwörth ein. Leider sind, wie bereits gesagt, gerade die interessantesten und wertvollsten Urkunden, die Frauenwörth betreffen, verlorengegangen und so auch alle Dokumente, die über den kulturhistorisch so bedeutsamen Streit zwischen Tassilo und Kaiser Karl Auskunft geben könnten. Ein Geschichtsschreiber des 12. Jahrhunderts, Conradus Sacrista, vermutet, daß Tassilo und seine Gemahlin, die aus dem Hause Desiderius stammte, sich gegen Kaiser Karl auflehnten, weil er das Kloster um seine Besitzungen bringen wollte. Wir wissen, daß Kaiser Karl späterhin die Tochter des monigs Desiderius, Desiderata, heiratete und kurz danach wieder verstieß. Eine neue erbitterte Feindschaft zwischen den beiden Fürstenhäusern war die Folge. Die Erbsünde des deutschen Volkes, die Uneinigkeit, kam also schon damals in stärkstem Maße zum Ausdruck. Ubrigens soll Desiderata später in das Kloster Frauenwörth als Nonne einAuch nach dem Tode Kaiser Karls spielte das Kloster noch mehrfach eine große Rolle. Am 16. Juli 866 starb die Abtissin Irmingard von Frauenwörth. Diese erste, uns urkundlich bekannte Abtissin, entstammte dem höchsten Herrscherhaus des damaligen Deutschen Reiches, denn sie war eine Tochter Kaiser Ludwigs des Deutschen. diesem Jahr wird auf Frauenwörth die feierliche Seligsprechung Irmingards erfolgen, die schon zu Lebzeiten im Ruf einer Heiligen stand. Während ihrer AmtsDas Grab der Kaisertochter Irmingard. 7 IRHEBERRECHSSCHUTZ DURCH VERLAG OSKAR WESTER WERDAU SA. 15 Fortsetzung.) Obwohl diese unvergleichlich schönen Tage von frischem Ostwind belebt, nicht die erstickende Glut anderer Jahre in das Tal trugen. Als sie vor zwei Jahren mit der damals schon schwer gichtigen Mutter hier war, hatte sie sich sofort himmlisch vergnügt Das gleiche auch nach diesen ersten Tagen zu behaupten, wäre grobe Unwahrheit gewesen. Sie langweilte sich geradezu sträflich. Und das lag bestimmt nicht an ihr. Die Enttäuschung, die sie durch den spanischen Grafen erlitten, und— als deren unmittelbare Gefolgschaft— die Vorsätze, sich nunmehr streng als verlobt zu betrachten, bestanden nur für kurze Zeit. Schon der erste Morgen am Kochbrunnen fegte sie von dannen und zwar in dem Augenblick, als ein sehr elegant wirkender Kurgast ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte, und zwar in so auffallender Weise, daß Frau Adelheid Krumbholz, die sehr blaß und abgespannt durch die Bäder schien, bei dieser Feststellung zwei rote Fieberflecke auf den Wangen erglühten. Am Nachmittag des zweiten Tages hatten sie sich bereits zum Tennis verabredet. „Du wirst auf keinen Fall gehen,“ regte sich Frau Krumbholz auf, als sie die Tochter nach dem Mittagessen mit einem neuen Schläger sah.„Der Geheimrat verlangt, daß du in diesem ganzen Jahr überhaupt nicht Sport treibst.“ Anita lachte sorglos auf. Seitdem sie Berlin verlassen hatte, sah sie alle Dinge wieder im rosigsten Licht. „Schreibe doch mal schnell eine Ansichtskarte an die Töchter des Geheimrats, was die dazu sagen. Frau Krumbholz hatte sich seit der spanischen Enttäuschung mit einer gewissen Härte gegen die Tochter gewappnet. „Ich fühle mich gar nicht zu solchen und ähnlichen Scherzen aufgelegt, verwies sie matt,„bedenke, was dir erst kürzlich passiert ist!“ „Nun... das ist dir doch eigentlich genau so passiert— du warst doch nach der Enttäuschung völlig kaputt.“ „Jedenfalls, geschähe dir in einem neuen— sagen wir getrost in diesem neuen Fall— Aehnliches, mein Kind, und Kerst erführe davon, nun, dann hast du auch ihn verloren“ „Er würde aller Wahrscheinlichkeit nach doch erst etwas erfahren, wenn die Geschichte ernst geworden wäre." „Ein Wahnsinn, daran schon jetzt, nach kaum drei miteinander vertändelten Stunden auch nur zu denken.“ „Bitte, wer hat daran gedacht? Ich etwa? Beileibe nicht. Du allein. Und weshalb? Sei ehrlich, Muschi, er hat dir maßlos imponiert! Weil du ihn im eigenen Auto sahst, umgeben von einem Nimbus an Reichtum und Zurückhaltung Freilich war er ohne Chauffeur. Aber den hat der Fürst Lippe XXV ja auch nicht. Außerdem habe ich deutlich gehört, wie deine gräfliche Jugendfreundin dir zuflüsterte. sie wisse aus zuverlässigster Quelle, daß er ein Fürst Blitzmark, ledig durchaus seriös, mit 50000 Morgen Eigenbesitz ist, der sich hier partout eine, wenn auch vermögenslose, junge. schöne oder doch zu mindestens fesche Frau aussuchen will. Nun. Muschi, schau mich mal an! Schön... nein. Aber fesch, was? Könnte eine andere wie ich diesem Gebilde von der Marbach auch nur einen ähnlichen Scharm verleihen? Jetzt mußt du auch lachen. Geh. Muschi, sei nicht jedantisch Verdirb mir nichts. Sei sicher, vorsichtig bin ich setzt geworden. Ich würde garnicht auf dein gräfliches luellchen soviel geben, wenn mir nicht andere, sozusagen stumme Dinge, seine Feudalität verraten hätten. Denn er selbst nennt weder seinen Namen, noch plauscht er das Geringste aus seinem fürstlichen Leben aus Will also völlig inkognito für die Dauer dieses Aufenthaltes bleiben. Verständlich, nicht? Aber sein Ring hat mir alles zuerst enthüllt. Den hat er vergessen abzuziehen. Achte morgen mal darauf! Ein kleiner Smaragd von unerhörter Größe und Schönheit, auf dem ein Wappen mit einer Fürstenkrone prangt Zudem ... Muschichen, du weißt, sentimental war ich nie„Aber er hat eine Art Ich sage dir, so etwas von scheuem Jungentum habe ich bei einem Manne noch nie erlebt Man könnte ihn poetisch. versonnen und völlig unmodern nennen Na. überhaupt, wär's nicht tausendmal hübscher, auch für dich und deine jetzt entschieden brachliegenden gesellschaftlichen Talente, ich heiratete einen richtigen Fürsten. Denn Jürgen. das kannst du mir glauben, der mir nach wochenlangem. unverantwortlichem Schweigen solchen Brief schreiben konnte, ist eine unsichere Nummer.“ „Deshalb warst du also so unausstehlich?“ „Siehst du, und du hast mich launenhaft gescholten.“ „Warum hast du mir nicht sofort von Kersts Brief gesagt?“ „Weil ich dich nicht aufregen wollte. Nein, das ist nicht wahr. Weil ich noch nicht wußte, wie ich mich dazu stellen sollte.“ „Hat er vielleicht etwas von dem spanischen Grafen erfahren, Anita?“ „Bewahre, aber, stelle dir vor, während wir uns den Kopf über sein Verstummen und Wegbleiben zerbrachen, hat er in der Universitätsklinik krank gelegen Deine Ruth, Muschi, hat ihn ganz besonders behandelt. Hundertmal hat sie sich Papas Mißbilligung über die letzte Rücksichtslosigkeit seines zukünftigen Eidams mit angehört.— Deine Seufzer, meine Resignation erbarmungslos empfunden und hat geschwiegen Wie ich sie kenne, benennt sie das„charaktervoll“. In Wahrheit ist's hinterlistig.“ „Wir werden daheim oder auch schon hierher eine jeden Punkt genügend klärende Mitteilung erhalten, mein Kind“ „Siehst du, da hast du den Unterschied in der Beurteilung. Bei mir ist jede, auch die unschuldigste Heimlichkeit. ungehörig oder gor leichtsinnig Bei Ruth sind die Notwendigkeiten zu dergleichen sozusagen legitimiert durch ihr blaues Blut" „Ich wünsche endlich zu wissen, was dir Kerst geschrieben hat Ruth, das sehe ich mehr und mehr ein, wurde selbst von mir. der Mutter, zuweilen mißverstanden.“ Anita Krumbholz stampfte zornig mit dem Halbschuh aus seegrünem Lack auf „Dinge, Muschi, daß ich ernsthaft an seinem Verstand zweifeln muß. Denke dir, als eines von vielem... er, der mich erst in den Sport eingeführt und mir dutzendmal erklärt hat, daß er nur eine sportfreudige Frau ertragen könne, verlangt, daß ich fortan jeden Sport aufgebe, wie er es auch unerschütterlich entschlossen sei. Natürlich wird ihm Ruth von meinem dummen Unfall erzählt haben. Der bietet ihm eine willkommene Handhabe für seinen verrückten Einfall. Dann hat er sich der Arbeit verschrieben... und einzig ihr. Ich könnte mich halbtot lachen. Stelle dir vor... der Langschläfer und Flaneur... der aus Ritterlichkeit und Geckenhaftigkeit Zusammengesetzte...! Und ich müsse auch arbeiten lernen. Und zwar möglichst ungesäumt. Wie mag er sich das nur denken. Vorläufig begreife ich nichts als das, was auch dir klar werden muß! Kann ich mir hier einen Fürsten angeln, fasse ich zu. Und dann, wenn alles absolut sicher ist — aber auch nicht eher— kriegt Kerst den Laufpaß.“ Frau Krumbholz begann leise aufzuweinen. „Es ist eine furchtbare Verantwortung für eine Mutter, Anita!“ „Verantwortung? Ich bürde dir doch ganz gewiß keine auf. Und weshalb tust du es? Du behauptest mit Vorliebe, eine moderne Mutter zu sein. Keine Ahnung. Solltest mal die wirklich modernen Berliner Mütter kennenlernen. Die sind — der Zeit angemessen— höllisch praktisch geworden. Das Leben kostet entsetzlich viel, nicht? Bedenke bloß mal allein dies Paar Strümpfe. Freilich ist die Farbe nicht gerade verbreitet. Aber ich konnte doch zu den süßen, grünen Schuhen nicht gut andere tragen. Bitte!“ und hier hielt sie das schlanke Bein fast kerzengerade weggestreckt,„zweiundzwanzig Mark. Viermal an.. und schlirre... hin. Unwiderbringlich. Dreißig Paar, von mir abgetragen, hat vor der Abreise das gute Herminchen bezogen Wenn ich nun einen Gemahl, denn ein Fürst ist doch ein Gemahl und kein Mann, kriegen könnte, der das nur natürlich oder standesgemäß findet, ja, der sich nicht mal um solche und ähnliche Lappalien bekümmern würde, während der andere, plötzlich kleinbürgerlich Gewordene vielleicht plant, um von Papa. der ihn doch gewiß dauernd geschuhriegelt hat, freizukommen, einen Butter= oder Käsehandel aufzutun, bloß weil er richtig schuften muß und auch für meine künftige Beschäftigung ausreichend gesorgt hat“ Atemlos hielt sie inne, immer noch ihre zierlichen Füße und die auffallend langen, schlanken Beine verliebt betrachtend. „Du übertreibst wieder einmal," seufzte Frau Krumbholz elegisch.„Das Maßhalten ist dir versagt. Ich sehe schon ein, daß alles anders geworden ist. An ganz nüchternen Dingen versuche ich mir das immer wieder klar zu machen. Wenn jetzt ein rotgestempelter, guter, alter Eintausendmarkschein nichts mehr gilt. nun ja.da müssen wir Alten sogar an unseren festgewurzelten und teilweise angeborenen Ansichten irre werden.“ „Siehst du wohl," triumphierte Anita.„Du näherst dich endlich der richtigen Erkenntnis. Alles, was einst wertvoll war, ist heutzutage eine Bagatelle, über die man gar nicht erst redet. Ein Nichts. an das kein vernünftiger Mensch tippt. Denke doch nur an die netten Wochen des vorigen Jahres in Westerland, Saßest du schließlich nicht höchst persönlich dabei, als ich gleich allen anderen— mit den bekannten Herren nach dem Bade stundenlang, nicht besonders weit von ihnen entfernt— in der Sonne lag?— Fandest du die neuen Tänze nicht zum mindesten humorvoll? Warst du nicht über meinen Charleston mit dem langen Rennreiter geradezu entzückt. Ich habe mit eigenen Ohren gehärt, wie du den Text nachsummtest: Ich tanze Charleston, Du tanzst Charleston, Er tanzt Charleston... Ein bissel blöd, ich gesteh es zu. Aber doch abscheulich süß. Muschi...“ Und trägt deine gräfliche Jugendfreundin— die Lüderitz— nicht ein Röckchen, das ihre schiefgewackelten Knie zeigt? Bitte habe ich in einem einzigen Punkt übertrieben?“ „Aber ein anständiges junges Mädchen darf darum doch noch nicht ihren Verlobten beliebig wechseln. Selbst einer Toilette gegenüber beweist die wirkliche Dame, hat sie sie erst der Modistin abgenommen, einigen Konservatismus.“ „Armes Muschi, jetzt widerlegst du dich sogar selbst! Hast du dein lila Samtkleid— ausdrücklich angenommen und bezahlt— nachdem nicht ein halbes dutzendmal umändern lassen, ehe du es einmal trugst? Und erst dein neuer Pelz. Wieviele Nachmittage war Herminchen mit ihm unterwegs. Viermal mindestens hast du den neuen Pullover umgewechselt. Nun, auch ich gedenke nur solange die Kavaliere zu tauschen, bis ich mir etwas Passendes und auch zu Gesicht und Charakter Stehendes erwischt habe. Aber... aber... du solltest jetzt schon lange ruhen. Dies hat der Geheimrat gleichfalls und mit Recht befohlen. Frau Adelheid Krumbholz sah sehr abgespannt aus. „Ja, ja, ich werde mich auch sofort niederlegen. Mir ist, seitdem ich hier bin, eigentlich noch keinen Tag ganz wohl gewesen. Ein lähmendes Gefühl von Druck oder Schmerz quält mich.“ „Armes, kleines Muschi... müde bist du. Das heutige, sonst herrliche Essen war nichts für dein Schnäbelchen. Komme ich in ungefähr drei Stunden wieder zurück, wirst du dich ganz munter geschlafen haben. Dann nehmen wir auf der Terrasse unseren Mokka. Das wird sein, nicht?“ „Du gehst also doch, trotz meiner Warnung?“ „Du sollst sehen. Muschi, wie bald du mich deswegen beloben wirst!" Sprach's, knixte tief und gravitätisch, schulterte mit einem allerliebsten, kindlich übermütigen Lachen den Tennisschläger und entschwand. Als sie durch den dufterfüllten Tag, an den zahlreichen, herrlich blühenden Vorgärten der jetzt auch wieder äußerlich vor Sauberkeit blitzenden Villen und Pensionshäusern vorüber, dahinschritt, fiel die letzte Hemmung von ihr ab. Solange hatte ein geheimer, ihr unerklärlicher Widerstand gegen dies Zusammentreffen mit ihrem neuesten Verehrer bestanden. Jedoch der seit langem lebendige, leidenschaftliche Wunsch, sich sowohl für die durch Kerst erfahrene Vemnachlässigung als jetzt für seinen Brief zu rächen, entfesselte sie. Naturlich würde sie diesmal zurückhaltender sein als sonst. In der Ferne meldete eine Uhr die vierte Nachmittagsstunde. Anita hatte also reichlich Zeit. Wenige Schritte weiter lebte die Gräfin Lüderitz in einer Pension. Wenn sie schleunigst ein paar Blumen erstände und gelegentlich ihrer Ueberreichung allerlei über den Fürsten in Erfahrung brachte, denn der Wappenring genügte ihr doch nicht ganz zur Befriedigung ihrer Wißbegier. Die Gräfin hatte sehr gut gespeist und befand sich deshalb in ausgezeichneter Laune. Ihre kräftig gebogene Nase erschnupperte förmlich den Zweck von Anita Krumbholz' Besuch. „Ah, du hast dich also damit sozusagen„gesund“ geschrieben, Anitachen,“ lächelte sie auf den Tennisschläger herab.„Erzähle doch, wie diese sonst übertrieben exklusive Durchlaucht— übrigens das Urbild kühner, sieghafter Männlichkeit— sich zu dir herabgelassen hat.“ Die Schlaue erriet also alles. Das war in diesem Falle umso besser, weil es jeden diplomatischen Vertuschungsversuch überflüssig machte. Anita Krumbholz bemühte sich, lediglich ein möglichst kühles Gesicht zu machen. Daneben reizte es sie, die Gräfin zu ärgern. „Ach, Tante Gräfin, ich glaube gar nicht, daß er wirklich ein Fürst ist.“ Empört fuhr die hagere Gestalt in dem jugendlich geschnittenen Gewand aus pfirsichfarbener Seide auf „Habe ich es nicht gesagt. Ich, die nur spricht, was sie verantworten kann!" „Ja, aber woher wollen Sie es denn mit allen Einzelheiten wissen, Tantchen? Augenscheinlich wohnt der Fürst außerhalb Wiesbadens.“ „Allerdings verschmäht er das Hotel= und Pensionsgetriebe. Der Mann will seine Ruhe haben. In dieser Beziehung ist Wiesbaden eine Kleinstadt. Hätte er etwa im Nassauischen Hof Wohnung genommen, würde er auf Schritt und Tritt beobachtet, besonders, sobald durchgesickert wäre, daß er hier eine passende Lebensgefährtin suchen will.“ „Und dies alles hat er Ihnen anvertraut,“ wunderte sich Anita mit einem leicht spöttischen Unterton bei äußerlich durchaus ehrerbietiger Haltung. „Wieso mir anvertraut? Wie meinst du das?“ „Woher wüßten Sie denn sonst so prachtvoll über ihn Bescheid, Tante Gräfin?“ „Ich habe vor einer Woche einen Spaziergang zu einer reizenden Villa in der Nähe gemacht.. du kennst sie übrigens auch. Sie ist dem Stil der alten, verträumt wirkenden Rothenburger Häuser nachgebildet. Die Besitzer sind auf Reisen und haben sie dem Fürsten für den ganzen Sommer vermietet. Im Erdgeschoß sitzt ein alter, etwas wunderlicher und zudem fast tauber Hauswart. Den habe ich mit Tabak und Alkohol redselig zu machen verstanden.— Meine Fragen habe ich ihm freilich aufschreiben müssen. Das hindert ja aber an der Deutlichkeit seiner Antworten nichts. Der Fürst Blitzmark, berichtete er mir, sei zwar ein hochnobler Herr, der mit dem Geld nicht knausere. aber ein menschenscheuer und in vielen Dingen absonderlicher Kauz dazu der zur Bedingung für seinen Einzug gemacht habe, daß sein Inkognito auf das Strengste gewahrt bleibe. Das wurde nun freilich nur sehr unvollkommen erreicht. Gelegentliche Besuche, so der des Fürsten Letzingen und des jüngeren Lippe=Siegstein— das Wappen am Auto— die Post unter des Fürsten richtiger Adresse wären längst aufgefallen. Als Bedienung hat er nur einen sehr schweigsamen Diener, dem Durchlaucht offensichtlich als einzigen restlos vertraue.“ „Seltsam,“ lächelte Anita Krumbholz und gab den ungläubigen Zug. der ihre vollen Lippen umspielte, nicht auf.„Vielleicht stimmt aber doch irgend etwas nicht mit seiner Echtheit. Die Gräfin bekam ihren roten Aergerfleck am Hals. den weder Puder noch Creme zu verdecken vermochten. „Wenn man selbst aus alter, vornehmer Familie stammt, hat man noch außerdem ein zuverlässiges Auge für Rasse und Familie. Anita Krumbholz sah ein, daß sie die Gräfin gerade jetzt nicht erzürnen durfte. Sie küßte ihr deshalb mit schelmischer Unterwürfigkeit, abbittend. die willig überlassene Rechte. „Sie müssen halt immer wieder ein bißchen Nachsicht mit der Anita Krumbholz haben. Tante Gräfin.“ schmeichelte sie zerknirscht Die Gräfin zeigte sich denn auch schnell wieder versöhnt. Sie konnte die gelegentlichen Zuwendungen und längeren Einladungen von seiten der reichen Jugendfreundin zudem nicht entbehren, ohne sich unwillkommene Beschränkungen in ihrer Lebenshaltung aufzuerlegen. Auch litt sie. trotz der Edelrasse ihrer Vorfahren. an einer krankhaften Neugier, die zu befriedigen sich jetzt Anita. soweit sie das für angemessen hielt, beeilte „Er hat mich nämlich zuerst verkannt. Ihr Fürst.“ gestand sie lachend„Es war zum Totlachen Sein toternstes, schmales, rassiges Gesicht überflog ein deutlich sichtbarer Blitz, als er das erstemal— vor zwei Tagen— auf mich mit der Frage zutrat:„Gräfin Marinka. nicht wahr?"— Da mußte ich lachen, ob ich wollte oder nicht Zu komisch! Ein anderer, weniger aristokratisch ausschauender Herr hatte nämlich vor kaum fünf Minuten von mir wissen wollen, ob ich vielleicht d's Poldi aus Tutzig wär'.“ „Solch ein Prolet,“ entrüstete sich die Gräfin. „Ein Fürst war's gerade nicht. Immerhin ein angenehm genährt aussehender Gutsbesitzer aus der Nähe von München. Nachher hat er höchst fidel mit uns gelacht.(Forts. folgt.) W