Li„Schwerter Seilung“ er cheinl wöchentlich sechs# Bezugspreis haldmonatlich 1.20 Mark, Einzeinummer 3 Pfg. Druck u. Verlag von C. Braus, Schwerte(Rudr, Postscheckkonten: Dortmund 2832 und Hannover 21 874. Geschästestelle: Große Marktstr. 3—3. Berontworlich für die Schriftleitung H. Linner, Schwerte. Fernruf 2770 Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und Anzeiger Schwerter Volkszeitung Schwerter Volksblatt Westhofener Zeitung Aplerbecker Zeitung Langscheder Zeitung Holzwickeder Zeitung Daseiagpent e s.e de achtspot. mm au: e Psa, Aauoik. üge, sina vsamtliche u. gerichtliche Anzeigen 10 Pig., Liekamszeile 40 Pf, Iur teleson,. aufgegedens Inserate üdemehmen wir keine Gewähr. Bei euoorbergesehn. Betriebestorungen, heroorgerufen durch döbere Gewalten, übernehmen wir heinerlei sir piaktliches Erscheinan dei Jaitung u. kann auch keinerlel Ansoruch auf Schadenersatz oder Nachlieserung erboden werden Linner, Schwerte. Jernrui 2770 Schwerter Volksblatt—.— Kreisblatt für den Kreis Hörde„ Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises. Generalanzeiger für den Kreis Hörde. Nr. 149(Frites Blad) Schwerte(Ruhr), Freitag, den 28. Juni 1929 Neues in Kürze. Einspruch gegen das Verbot von Veranstaltungen am 28. Juni im besetzten Gebiet. pw. Berlin, 27. Juni.(Privattel.) Gegen das Verbot von Veranstaltungen am 28. Juni im besetzten Gebiet hat der Reichskommissar in Koblenz energische Vorstellungen bei der Interalliierten Rheinlandkommission erhoben, weil dadurch die deutsche Verwaltungsfreiheit eingeschränkt worden sei Die Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab. wtb. Berlin, 28. Juni.(Tel.) Die Entlastung des deutschen Arbeitsmarktes hat sich in der ersten Junihälfte— allerdings in verlangsamten Maße — fortgesetzt, wie dies schon aus den vorläufigen Berichten der Landesarbeitsämter hervorging. Nach den endgültigen Feststellungen der Reichsanstalt betrug die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung am 15. Juni 1929 rund 745000, also 62000 weniger als am 31. Mai dieses Jahres. In der Krisenunterstützung hat eine kleine Erhöhung der Unterstützungsziffer— um rund 3000 Personen— stattgefunden. Sozialversicherung Deutscher im Ausland. wtb. Berlin, 28. Juni.(Tel.) Eine neue Verordnung des Reichsarbeitsministers regelt die soziale Versicherung der bei Reparationsarbeiten im Ausland beschäftigten deutschen Arbeitnehmer. Sie sichert ihnen die Vorteile der deutschen Sozialversicherung auch für die Zeit ihrer Beschäftigung im Ausland. Frau Sydney Webb will nicht Lady Paßfield heißen wtb. London, 28. Juni.(Tel.) Frau Sydney Webb, die Gattin des neulich in den Rang eines Barons erhobenen Sekretärs für die Kolonien des Kabinetts MacDonalds, weigert sich, den Rang und den Titel einer Lady Paßfield, die ihr zukommen, anzunehmen. Sie will sich nach wie vor Mistreß Webb nennen. Die dadurch geschaffene Lage entbehrt nicht eines gewissen Reizes. Ein Sieg Habib Ullahs. wtb. Simla, 27. Juni.(Tel.) Die Truppen Mohammed Sadiks, eines der Verbündeten Nadir Khans gegen Habib Ullah erlitten bei einem Angriff auf Gardez eine blutige Niederlage. Die Verluste an Toten und Verwundeten betragen 300 Mann. Außerdem büßten sie 12 Geschütze, sowie zahlreiche Maschinengewehre und Gewehre ein. Protest der deutschen Aerzte gagen die Gesbazlenläge. wtb. Essen, 27. Juni.(Tel.) Auf dem heute hier eröffneten 48. Deutschen Aerztetag gab der 1. Vorsitzende des Deutschen Aerztevereinsbundes. Geh. Sanitätsrat Dr. Stauder, in seiner Eröffnungsrede folgende Erklärung über die angeblich von deutscher Seite verfolgte Verwendung von Pestbazillen im Welttriege ab:(am Muntt Sal. „In aller Kürze sei noch zu einem Punkt Stellung genommen, der m. E. im Interesse der Ehre und des öffentlichen Ansehens der deutschen Aerzteschaft nicht unerörtert bleiben darf. Ich halte es für nötig, Behauptungen des Vorsitzenden der englischen chirurgischen Gesellschaft, Lord Moynihan, daß im Februar 1918 in deutschen Bomben Pestbazillen auf die englischen Linien abgeworfen worden seien, als unwahr zurückzuweisen. Zwar ist bereits seitens des deutschen Botschafters in London erklärt worden, daß zu keiner Zeit in deutschen Fliegerbomben Pest= oder andere Bazillen eingeführt wurden, noch jemals der Versuch dazu gemacht wurde. Auch in englischen Aerztekreisen, in der englischen Presse und durch die Stellungnahme des früheren Direktors der Giftabteilung beim französischen Großen Hauptquartier, Dr. Paul. ist auf die Unrichtigkeit dieser Behauptung Bezug genommen. Er erscheint jedoch nötig, im Namen der deutschen Aerzteschaft zu betonen, daß sie es auf das Tiefste bedauert, daß solche Unwahrheiten und Zeichen einer noch bestehenden Kriegspsychose auch heute noch öffentlich behauptet werden können. Zugleich namens der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie weise ich von dieser Stelle aus die Behauptung des Lord Moynihan als unberechtigt und kränkend, die Zusammenarbeit zwischen den Aerzten aller Länder störend. mit aller Entschiedenheit zurück. Mit Befriedigung kann ich andererseits feststellen, daß wir von maßgebender Seite der englischen Aerzteschaft erfahren haben, Lord Moynihan habe seine Ausführungen nicht als offizieller Vertreter der englischen Aerzte gemacht. Selbstmord oder Unfall? Tragödie in einem Erfurter Bankiershause. wtb. Erfurt, 27. Juni.(Tel.) Die Inhaber des Bankgeschäftes Arno Ullmann, die Zwillingsbrüder Arno und Benno Ullmann. Frau Arno Ullmann und die unverheiratete Schwester der beiden Brüder wurden heute vormittag in der der Familie gehörenden Villa durch Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. Es scheint Selbstmord vorzuliegen. Von geschäftlichen Schwierigkeiten, die einen verzweisel ten Entschluß veranlaßt haben könnten, ist nichts bekanni. Eine Prüfung der Geschäftsbücher ist eingeleite: Kundgebung dum 1. Fahreslag den Bersunter. wtb. Berlin, 28. Juni.(Tel.) Der Herr Reichspräsident und die Reichsregierung veröffentlichen folgende Kundgebung: An das deutsche Volk! Der heutige Tag ist ein Tag der Trauer. Jahre sind verflossen, seit in Versailles deutsche Friedensunterhändler gezwungen waren, ihre Unterschrift unter eine Urkunde zu setzen, die für alle Freunde des Rechts und eines wahren Friedens eine bittere Enttäuschung bedeutete. Zehn Jahre lastet der Vertrag auf allen Schichten des deutschen Volkes, auf Geistesleben und Wirtschaft, auf dem Werk des Arbeiters und des Bauern. Es hat zäher und angestrengter Arbeit und einmütigen Zusammenstehens aller Teile des deutschen Volkes bedurft, um wenigstens die schwersten Auswirkungen des Versailler Vertrags abzuwenden, die unser Vaterland in seinem Dasein bedrohten und das wirtschaftliche Gedeihen ganz Europas in Frage stellten. Deutschland hat den Vertrag unterzeichnet, ohne damit anzuertennen, daß das deutsche Volk der Urheber des Krieges sei. Dieser Vorwurf läßt unser Volk nicht zur Ruhe kommen und stört das Vertrauen unter den Nationen. Wir wissen uns eins mit allen Deutschen in der Zurückweisung der Behauptung der alleinigen Schuld Deutschlands am Kriege und in der festen Zuversicht, daß dem Gedanken eines wahren Friedens, der nicht auf Diktaten, sondern nur auf der übereinstimmenden und ehrlichen Ueberzeugung freier und gleichberechtigter Völker beruhen kann, die Zukunft gehört. Berlin, 28. Juni 1929. Der Reichspräsident, gez. von Hindenburg. Die Reichsregierung, gez. Müller, gez. Stresemann, gez. Gröner, gez. Curtius, gez. Dr. Wirth, gez. Dr. Schätzl, gez. Wissell, gez. Dr. Hilferding, gez. Severing, gez. Dietrich, gez. von Guérard, gez. Dr. h. c. Stegerwald. Dus Repuontschühgesch Jescheilert. In namentlicher Abstimmung wird die 2# 97. Sitzung des Reichstages. vdz. Berlin. 27. Juni.(Tel.) Der Reichstag hatte heute wieder eine Dauersitzung. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Abg. Leibl(bayr. Vp.), daß der national=sozialistische Abg. von Epp im stenographischen Bericht den Text seiner Rede zum Wehretat so geändert habe, daß eine ganz andere Tendenz herauskomme. Weil für die Anträge zur Getreidefrage und für die lex Brüning die Drucksachen noch nicht vorlagen, wurde die Sitzung bis 12 Uhr vertagt. Nach Wiedereröffnung der Sitzung wurde die dritte Beratung des Gesamtetats fortgesetzt. Die 2. Rale des Panzerkreuzers bewilligt In namentlicher Abstimmung wurde mit 240 gegen 172 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten, bei 9 Enthaltungen, die zweite Rate des Panzerkreuzers angenommen. Die sozialdemokratischen Minister haben im Gegensatz zur Fraktion für die Bewilligung gestimmt. Beim Landwirtschaftsctat werden auf Antrag der Regierungsparteien die Mittel für die Förderung landwirtschaftlicher Kraftgeräte erhöht. Der mit diesem Etat verbundene Antrag auf Streichung der Zwischenzölle für Speck und Schmalz wurde gegen Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen. Angenommen wurde auch der Antrag auf Bewilligung von 3,75 Millionen zur Förderung der Bewegung der Getreideernte. Zur Deckung der Mehrausgaben für die Reichsarbeiter wurden auf Antrag der Regierungsparteien 4,5 Millionen bewilligt. Die Endabstimmung über den Gesamtetat wurde zunächst zurückgestellt. Die Mißtrauensanträge gegen Stresemann abgelehnt. Hierauf wurden die Mißtrauensanträge gegen den Reichsaußenminister Dr. Stresemann gegen die Deutschnationalen, Nationalsozialisten, Christlich=Nationalen und Kommunisten abgelehnt. Das Sperrgesetz für Rechtsstreitigkeiten über ältere staatliche Renten wurde in der namentlichen Schlußabstimmung mit 260 gegen 170 Stimmen bei sechs Enthaltungen endgültig angenommen. Für das Gesetz haben Zentrum, Demokraten, Sozialdemokraten, Kommunisten und Deutsche Bauernpartet gestimmt.„. 2.6 gi. g. Präsident Löbe stellte fest, daß die Annahme mit einfacher Mehrheit erfolgt sei.(Rufe rechts: Also ist es nicht angenommen!) Darüber steht dem Reichstag die Entscheidung nicht zu. Der deutsch=estnische Handelsvertrag wurde gegen die Deutschnationalen, die Bauerngruppen und die Kommunisten in zweiter und dritter Beratung angenommen. Nunmehr kamen die vorher zurückgestellten In namentlicher Abstimmung wird die Zentrumsentschließung mit 255 gegen 159 Stimmen bei 25 Enthaltungen angenommen. Das Republikschutzgesetz gescheitert. In später Stunde nahm der Reichstag die Abstimmung über die Verlängerung des Republikschutzgesetzes vor. Dafür wurden 263 Stimmen der Regierungsparteien, dagegen 166 Stimmen der Rechten, der Wirtschaftspartei und der Kommunisten abgegeben, 2 Abgeordnete haben sich der Stimme enthalten. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit ist also nicht erreicht. Das Gesetz tritt daher am 22. Juli außer Kraft. Abg. Dr. Bredt(Wirtsch. P.) wurde von den Sozialdemokraten mit dem Zuruf empfangen: „Der Sieger des Tages!" Dr Bredt führte aus, die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung sei auch ohne Republikschutzgesetz möglich. Die Wirtschaftspartei sei zu ihrer Haltung veranlaßt worden dadurch, daß die Regierungsparteien den Wunsch der Wirtschaftspartei auf Aussetzung der Abstimmung über die Bodenreform=Entschließung glatt abschlugen. Die Wirtschaftspartei mache nicht grundsätzlich Opposition, aber sie müsse verlangen, daß die Regierungskoalition auch auf sie die nötige Rücksicht nehme. Das Abstimmungsergebnis wurde von der Rechten mit lebhaftem Händeklatschen begrüßt. Reichsinnenminister Severing erklärt: Durch die Ablehnung der Verlängerung ist eine Lücke entstanden, deren Ausfüllung unerläßlich ist. Wir sind uns klar darüber, daß es aussichtslos ist, in diesem Tagungsabschnitt eine neue Vorlage einzubringen. Die Regierung wird dem Reichstag bei seinem Wiederzusammentritt ein neues Gesetz vorlegen. Gegen 10 Uhr abends beschloß das Haus, noch die Steuernovellen Agrarfragen zur zweiten Beratung. Der handelspolitische Ausschuß legte einen Gesetzentwurf vor, der den Mühlen den Zwang zur Vermahlung einer gewissen Mindestmenge Inlandsweizen auferlegt. In einem weiteren Gesetzentwurf, den der Ausschuß vorlegie, wird die Regierung ermächtigt, für sechs Monate ein Zusatzabkommen zum deutsch=französischen Handelsvertrag in Kraft zu setzen, das die Mehlzölle gegenüber dem jetzigen Satz erhöht. Das Ermächtigungsgesetz zum Wegfall der Mehlzwischenzölle im deutsch=französischen Handelsvertrag wird gegen die Kommunisten in zweiter Beratung angenommen. Dazu liegt eine Zentrumsentschließung vor auf Verwendung der Zollmehreinahmen zugunsten der Minderbemittelten, besonders der kinderreichen Familien. zu erledigen. Nach der Novelle zur Lex=Brünning soll der Ueberschuß der Lohnsteuer nicht mehr zur Senkung dieser Steuer verwandt, sondern bis zu 75 Millionen Mark der Knappschaftsversicherung überwiesen werden, während der Rest der Invalidenversicherung zufließt. In diesem Jahr würden 45 Millionen an die Invalidenversicherung gehen. Damit verbunden war der Antrag der Bayrischen Volkspartei auf Aenderung des Braukontingents in der Biersteuer. Diesen Antrag hat der Steuerausschuß abgelehnt, während er einen Antrag auf Steuerfreiheit des Futterzuckers zugestimmt hat. Die Novelle zur Lex=Brüning wurde in zweiter Lesung angenommen, ebenso die Novelle zur Zuckersteuer. Der Antrag der Bayrischen Volkspartei zur Biersteuer wurde abgelehnt.— Angenommen wurde ein Antrag des sozialpolitischen Ausschusses auf 15prozentige Erhöhung der Steigerungssätze bei der Invalidenversicherung. Um Mitternacht. Um ½12 Uhr wurde im Gegensatz zu einem kommunistischen Vertagungsantrag beschlossen, noch weiter zu tagen und den Rest der Tagesordnung zu erledigen. I. Der sozialpolitische Ausschuß ersucht in einer Entschließung die Regierung, die zugesagte Novelle zur Arbeitslosenversicherung in der ersten Hälfte des August vorzulegen. Der Ausschußantrag, wonach die Arbeiten der Sachverständigen zur Begutachtung der Arbeitslosenversicherung so beschleunigt werden sollen, daß die Novelle in der ersten Augusthälfte vorgelegt werden kann, wurde genehmigt. Weiter fanden Ausschußanträge Annahme, auf Fahrpreisvergünstigungen für Schwerkriegsbeschädigte, Kinder und GA. Johrgang Zahnarzt Dr. Mohr flüchtig. wp. Düsseldorf, 27. Juni.(Tel.) In der Nacht zum 2. Dezember wurde bekanntlich die Haushälterin Weikert in besinnungslosem Zustande bei Ohligs ausgesetzt. Sie starb nach zwei Tagen im Krankenhaus. Der Haupttäter, Zahnarzt Dr. Mohr aus Barmen, wurde noch in der gleichen Nacht festgenommen. Bis Ansang Mai saß er in Untersuchungshaft und wurde dann aus der Haft entlassen, da nach Ansicht des Gerichts kein Fluchtverdacht mehr vorlag. Als jetzt dem Dr. Mohr die Anklageschrift zugestellt werden sollte, war er spurlos verschwunden. Jugendliche hinzuwirken.— Damit war die Tagesordnung erschöpft. Präsident Löbe beraumte eine neue Sitzung fünf Minuten später, d. h., Freitag früh 0.30 Uhr an, auf deren Tagesordnung die Schlußabstimmung über den Etat und die dritte Beratung der Agraranträge standen. In dieser neuen Sitzung wurden die Entwürfe über den Vermahlungszwang und über die Ermächtigung zur Inkraftsetzung der deutsch=französischen Vereinbarung wegen des Mehlzolles in dritter Beratung angenommen und verabschiedet. Bezüglich des Mehlzolles wurde noch eine Aenderung beschlossen, wonach der Mehlzoll so festgesetzt werden soll, daß die bisherige Relation zwischen dem Vertragssatz für Mehl und dem Weizenzoll erhalten bleibt. Das Gesetz über den Mehlzwang wurde dahin ergänzt, daß der Reichsernährungsminister zeitweilig die Prozentsätze der Vermahlung zu ändern oder die Bestimmungen außer Kraft zu setzen hat, wenn die Entwicklung des Getreideoder Brotpreises dieses erfordert. Es folgte die namentliche Schlußabstimmung über den Gesamtetat. Abg. Mollath(WP.) gab eine Erklärung ab, wonach seine Partei es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren könne, für diesen absoluten DefizitEtat die Verantwortung zu übernehmen. Für den Etat stimmten nur die Regierungsparteien. Der Etat wurde in dritter Lesung mit 243 gegen 152 Stimmen, bei 1 Stimmenthaltung, bewilligt. Damit war die Tagesordnung erledigt. Präsident Löbe: Unsere Verhandlungen haben sich in den Tag hinein erstreckt, an dem vor zehn Jahren Versailler unterzeichnet worden ist.(Die Kommunisten verlassen den Saal, während sich die Abgeordneten der übrigen Parteien von den Sitzen erheben.) In diesem Diktat wurde Deutschland die Alleinschuld am Kriege zugeschoben. Der Protest, den vor zehn Jahren die Regierung in Weimar gegen diese Beschuldigung erhob. besteht auch heute noch fort. (Beifall.) Inzwischen mehren sich in der ganzen Welt, auch bei unseren ehemaligen Gegnern, die Stimmen, die sich gegen diese Beschuldigung wenden, die sie für unbewiesen und unbeweisbar halten.(Beifall.) Ich will deshalb in diesem Augenblick hier der Hoffnung Ausdruck geben, daß es der weiteren Aufklärung gelingen möge, recht bald die Beseitigung dieser Beschuldigung zu bringen, die von keinem unpartetischen Gerichtshof der Welt noch gegen Deutschland erhoben werden würde. (Lebhafter Beifall.) Der Präsident schloß dann um 1¼ Uhr die Sitzung mit Dankesworten an das Personal des Reichstages. Er erbat und erhielt die Ermächtigung, die nächste für August vorgesehene Sitzung einzuberufen. Kleinarbeit im Landtag. 91. Sitzung des Landtages. vdz. Berlin, 27. Juni. Der preußische Landtag erledigte zunächst kleine Vorlagen. Dabei wurde mit den Stimmen der Kommunisten und Regierungsparteien beschlossen, den auf sozialdemokratischen Antrag hin eingesetzten Untersuchungsausschuß für die Nachprüfung der Vorgänge bei der Kreditgewährung der Preußenkasse an die Landbund= und Raiffeisengenossenschaften und deren finanzielles Gebaren mit 29 Abgeordneten zu besetzen. Ohne Aussprache stimmte das Haus endaültig dem Gesetzentwurf zu, der einen weiteren Disziplinarsenat beim Oberverwaltungsgericht einsetzt. Der dann auf der Tagesordnung stebende Bericht des Hauptausschusses über zahlreiche Steueranträge, der u. a. fordert, daß etwaige Einsparungen bei den Reparationen auf Grund der Pariser Abmachungen in erster Linie der Ermäßigung der Realsteuern zugute kommen müßten, wird auf Antrag Jürgensen(Soz.) gegen Kommunisten, Volkspartei und Deutschnationale an den Ausschuß zurückverwiehen, Sttag Bei der folgenden Aussprache über den Antrag Vollmers=Alten(Deutsche Fraktion) auf Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer um 25 Prozent, den der Hauptausschuß zur Ablehnung empfiehlt, führt Abg. Rannow(DN.) aus, die Landkreise und auch die Kommunen seien nicht imstande, die Straßen und Wege in Ordnung zu halten, wenn ihnen nicht auf irgendeine Weise mehr Mittel zugeführt würden.„ 64 Auf sozialdemokratischen untrag wiro auch dieser Ausschußantrag dem Hauptausschuß zurückverwiesen, wo er mit den übrigen Steueranträgen verbunden werden soll..„ 645# 3 Gegen 13 Uhr vertagt sich der Lanorag auf Montag, 12 Uhr: Erste Lesung des Staatsvertrages mit dem Heiligen Stuhl. Um das Konkordat. Die Deutsche Volkspartei zum Konkordat. vdz. Berlin, 28. Juni.(Tel.) Die Landtagsfraktion der Deutschen Volkspartei hat in ihrer Sitzung vom 27. Juni 1929 folgenden Beschluß Die Landtagsfraktion der Deutschen Volkspartei ist nach wie vor bereit, an einer den konfessionellen Frieden sichernden Neuregelung des Verhältnisses zwischen Staat und katholischer Kirche mitzuarbeiten. Deu vorliegenden Vertrag lehnt sie jedoch, ganz abgesehen davon, daß eine gleichwertige vertragliche Regelung mit der evangelischen Kirche fehlt, um des sachlichen Inhalts willen einstimmig ab. vdz. Berlin, 28. Juni.(Tel.) Die deutschnationale Fraktion des preußischen Landtages teilt mit, daß ihr wiederholt der Offentlichkeit bekanntgegebener Standpunkt zu dem Vertrage zwischen Staat und katholischer Kirche unverändert geblieben ist. In der Fraktionssitzung am Donnerstag ist erneut der einmütige Wille zum Ausdruck gebracht worden, diesen Vertrag keinesfalls anzunehmen, wenn nicht gleichzeitig gleichwertige Verträge mit den evangelischen Kirchen abgeschlossen werden. Die Zentrumsfraktion des Staatsrates zum Konkordat. vdz. Berlin, 27. Juni.(Tel.) Im Staatsratsausschuß ließ das Zentrum durch Oberbürgermeister Kaschny=Ratibor seine Zustimmung zum Konkordat und zugleich seine Bereitschaft erklären, über das Konkordat hinaus einen Abschluß ähnlicher Gestalt mit den evangelischen Landeskirchen zu fördern. Evangelische Kirche und preußischer Staat Der evangelische Oberkirchenrat beantragt Wiederaufnahme der Verhandlungen. wtb. Berlin, 28. Juni.(Tel.) In Ausführung der Beschlüsse der Generalsynode hat der evangelische Oberkirchenrat im Namen des Kirchensenats an das preußische Staatsministerium den förmlichen Antrag auf Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen Vertragsabschluß mit der evangelischen Kirche gerichtet. In dem Schreiben werden die in der Generalsynode bekanntgegebenen Forderungen der evangelischen Kirche für den Inhalt des gewünschten Vertrages näher präzisiert. Es wird festgestellt, daß von kirchlicher Seite enem schnellen Abschluß nichts im Wege ch. Reichsratsbeschlüsse. vdz. Berlin, 27. Juni.(Tel.) Der Reichsrat genehmigte in seiner öffentlichen Sitzung vom Donnerstag endgültig eine ganze Anzahl von Gesetzen, die der Reichstag angenommen hat; u. a. die Novelle zum Einkommensteuergesetz, die Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes über Verkehr mit unedlen Metallen und das Zusatzabkommen zum Handelsvertrag mit der Schweiz. Angenommen wurde eine Novelle zum Lichtspielgesetz, die die Grundlagen des bestehenden Gesetzes unverändert läßt und nur in gewissen Fällen zum Schutze der Jugend seine schärfere Anwendung einführen will. Filme, durch die das deutsche Ansehen gefährdet wird, sind auch dann abzulehnen, wenn der betreffende Film im Ausland in einer für Deutschland ungünstigen Weise vorgeführt wird. Polizeiliche Verbote von Filmen müssen binnen drei Tagen der zuständigen Oberbehörde zur Kenntnis gebracht werden. Auch FilmZum Tag von Versailles. Die Rheinlandkommission beharrt bei ihrem Verbot öffentlicher Kundgebungen zum 10. Jahrestag von Versailles. wtb. Koblenz, 27. Juni.(Amtlich.) Der Reichskommissar für die besetzten Gebiete hat gegen das Verbot der Kundgebungen zum zehnten Jahrestage von Versailles bei der Interalliierten Rheinlandkommission Vorstellungen erhoben. Diese hat ihren Standpunkt aufrechterhalten, öffentliche Versammlungen aus Anlaß dieses Gedenktages als verboten anzusehen, weil sie die Würde oder Sicherheit der Besatzungstruppen beeinträchtigen. Dagegen hat sie erklärt, daß ihr Verbot sich nicht bezieht auf private Versammlungen, religiöse Veranstaltungen, Friedhofsbesuche und dergleichen, vorausgesetzt, daß damit kein Umzug und keine Ansammlung auf der öffentlichen Straße verbunden ist. Die preußische Regierung über die Veranstaltungen zur zehnjährigen Wiederkehr des Tages der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles. wtb. Berlin, 27. Juni.(Tel.) Im Hinblick auf die verschiedenen Pressenachrichten, die sich mit dem Veranstaltungen zur zehnjährigen Wiederkehr des Tages der Unterzeichnung des Vertrages von Versailles beschäftigen, teilt der Amtliche preußische Pressedienst mit:„Das preußische Staatsministerium hat im Anschluß an das Vorgehen der Reichsregierung Sonderveranstaltungen jeder Art für unzweckmäßig erachtet, um die Geschlossenheit der Kundgebung des Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung in keiner Weise zu beeinträchtigen. Die preußische Staatsregierung ging dabei von der Auffassung aus, daß die Gefühle der ganzen Nation am würdigsten und autoritativsten durch den gewählten Repräsentanten des Volkes, den Reichspräsidenten, zum Ausdruck gebracht werden. Begreifliche Wünsche einzelner Stellen, z. B. von Schulen und Hochschulen, für sie eine Ausnahme zuzulassen, mußten daher diesem höheren staatspolitischen Gesichtspunkt untergeordnet werden.“ Danzig zum Tag von Versailles. wtb. Danzig, 27. Juni.(Tel.) Im Volkstag wurde zu Beginn der heutigen Sitzung anläßlich der zehnten Wiederkehr des Tages der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags eine von sämtlichen deutschen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten unterzeichnete Erklärung abgegeben, in der es u. a. heißt: Der Friedensvertrag löste die fast rein deutsche Bevölkerung der Freien Stadt Danzig gegen ihren ausgesprochenen Willen vom Deutschen Reiche. Schwere seelische und wirtschaftliche Belastungen sind für unser Land dadurch eingetreten. Am heutigen Gedenktage senden wir dem deutschen Volk unsere brüderlichen Grüße, wobei wir feststellen, daß die nunmehr zehnjährige Trennung die Ehre und kulturelle Verbundenheit der Danziger Bevölkerung mit dem deutschen Volke in keiner Weise hat beeinträchtigen können. Das Haus nahm diese Erklärung stehend entgegen und vertagte sich sodann zum Zeichen seines Gedenkens auf eine Viertelstunde. titel sollen künftig der Prüfung dahin unterliegen, ob sie eine Gefahr für Jugendliche bilden. Die Strafbestimmungen sind etwas gemildert worden. Bestraft werden sollen aber auch Jugendliche, die das Verbot des Besuches einer Filmvorführung übertreten. Der Beschluß der Ausschüsse, die Jugendschutzgrenze auf sechs Jahre herabzusetzen, wurde auf Antrag Preußen vom Plenum mit 37 gegen 29 Stimmen wieder beseitigt. Angenommen wurde ein Gesetzentwurf, der die Entschädigung von Betrieben und Arbeitnehmern auf Grund der Einführung des Branntweinmonopols neu regelt Es handelt sich hierbei um Umrechnung der früheren Papiermarkbeträge in Reichsmark. Der Lutherische Weltkonvent. wtb. Kopenhagen, 27. Juni.(Tel.) Der erste Hauptverhandlungstag des Lutherischen Weltkonvents brachte eine lebhafte Aussprache über Jugend= und Erziehungsfragen. Die Grundlage der Beratungen bildete ein einleitender Vortrag des hannoverschen Landesbischofs Mahahrens, der persönlich am Erscheinen verhindert war und seine Ausführungen durch Superintendent Dr. Schaaf zur Verlesung bringen ließ. Darin wird die schwere Erschütterung der gesamten deutschen Kultur hervorgehoben, die zum Teil im Erleben des Kriegsausganges und in den Erlebnissen der Nachkriegszeit eine Erklärung finde. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb mache sich im deutschen Geistesleben wachsendes Verständnis für das Errationale bemerkbar. Die deutsche Jugend verbinde mit starkem Verständnis für Sachlichkeit und objektive Werte freudige Aufgeschlossenheit für echtes Gemeinschaftsleben. Das konfessionelle Bemutzt: sein erstarke gerade, und die lutherischeg###### schauung komme mit dem Drängen nach Wahryaftigkeit und Natürlichkeit der seelischen Einstellung der gegenwärtigen Generation in vieler Beziehung entgegen. Die von Bischof Maharens aufgestellten Richtlinien fanden in der Versammlung starken Widerhall. S92 Das Bild, das er von der deutschen Jugeno zeichnete, wurde in der Aussprache durch zahlreiche Vertreter europäischer und außereuropäischer Länder ergänzt... 4. G.1Hrfgrschen B. Der amerikanische Lutherforscher Professor Neu stellte fest, daß die amerikanische Jugend vielfach ein ähnliches Bild biete wie die deutsche. Die Frage des Religionsunterrichtes und des methodischen Gebrauches des Lutherschen Katechismus wurde in der Aussprache lebhaft erörtert. Der Direktor des Rauhen Hauses in Hamburg, Pfarrer Engelke, forderte, daß der Katechismus in einer Fassung an die Jugend herangebracht werde, die den politischen und sozialen Nöten stärker Rechnung trage. Den Vorsitz bei den Verhandlungen führte der sächsische Landesbischof Dr. Ehnels. Die Verhandlungen wurden auch von den ausländischen Teilnehmern überwiegend in deutscher Sprache geführt. Vergewaltigung eines funfjährigen Madchens. bb. Berlin, 27. Juni.(Tel.) Nach einer Vorwärts=Meldung wurde gestern nachmittag im Stadtpark zu Peine an einem fünfjährigen Mädchen ein schweres Sittlichkeitsverbrechen verübt. Das Kind, Töchterchen eines Arbeiters, wollte seinem Vater Essen bringen und wurde auf dem Wege von einem Wüstling angefallen, ins Gebüsch geschleppt, und vergewaltigt, wobei er ihm den Unterleib aufriß. Der Täter ließ sein Opfer liegen, das später völlig entkleidet und blau angelaufen gefunden wurde. Dank den Bemühungen der Polizei, die sofort den Stadtpark und alle Gastwirtschaften durchsuchen ließ, gelang es nach wenigen Stunden, den Täter in einer Gastwirtschaft zu verhaften. Es handelt sich um einen 28jährigen Mann, der verheiratet ist und ein Kind hat. Seine Frau steht vor der Niederkunft und liegt im Krankenhaus. Er gab die Untat zu. Zeugen über den Charakter des Angeklagten vernommen, darunter Pros. Dr. Franz Violet, der Manasse Friedländer auf der Vorbereitungsanstalt zum Einjährigenexamen ein Jahr lang in Deutsch und Geographie unterrichtet hat, sowie die Eltern des Angeklagten. In beiden Fällen erbrachten die Vernehmungen fast nichts, was zu einer Klarstellung der tieferen Anlässe zur Tat hätte dienen können. Das Gift im Bierglas. wtb. Meiningen, 27. Juni.(Tel.) Das Schwurgericht verurteilte heute den Nachtwächter Karl Scharfenberg, der an einem Skatabend dem Rechnungsführer Reissig ein unmittelbar tödlich wirkendes Gift in das Bierglas geschüttet hatte, wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode. Banditenüberfall. wtb. Wien, 27. Juni(Tel.) Nach hier eingegangenen Meldungen aus Bukarest sind gestern abend auf der Landstraße zwischen Kronstadt und Schaeßburg nacheinander vier Personenautos von Wegelagerern überfallen worden. Die Insassen seien gefesselt und ausgeplündert worden. Als sich einer der Insassen, der rumänische Admiral Pantazzi, zur Wehr gesetzt habe, sei er durch Messerstiche schwer verletzt worden. Den Räubern sollen große Geldbeträge in die Hände gefallen sein. Schiffbruch Paul Müllers. wtb. Neuyork, 27. Juni.(Tel.) Die abenteuerliche Seereise des Deutschen Paul Müller, der in einem winzigen Boot allein die Reise von Hamburg nach Neuyork unternahm und dabei, wie erinnerlich, trotz vieler gefährlicher Abenteuer glücklich in Florida das amerikanische Festland erreichte, hat, wenn die neuesten aus Charleston in Südcarolina kommenden Nachrichten zutrefsen, nun doch noch, ehe Neuyork erreicht war, mit einem Schiffbruch geendet. Aus den Wellen gerettet. wtb. Neuyork, 28. Juni.(Funkspruch.) Der Deutsche Paul Müller, der in einem kleinen Segelboot den Atlantischen Ozean von Hamburg nach Florida überquerte und, wie gemeldet, an der amerikanischen Küste unweit Charleston Schiffbruch erlitt, ist nunmehr in Charleston eingetroffen und erzählt, er sei am vergangenen Dienstag in einen schweren Sturm geraten und habe sein Boot in Brand gesteckt, um auf diese Weise ein Notsignal zu geben. Das Boot trieb sodann bei Kiawah auf einen Felsenstrand zu, geriet in die Brandung und zerschellte. Da keine Hilfe kam, versuchte Müller, schwimmend die etwa zehn Kilometer entfernte Johns=Insel zu erreichen, auf der er ein Haus bemerkte. Als er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, nahm ihn der Deutsch=Amerikaner Fritz Ströbel, der ihm in einem Ruderboot entgegengefahren war, auf. Das Rettungsboot wurde jedoch durch einen neuerlichen Sturm nach der unbewohnten Snake=Insel verschlagen. Von dort aus gelang es den Schiffbrüchigen, Charleston zu erreichen. am Aus Nah und Fern. Selbststellung der Zweibrücker Attentäter. wp. Zweibrücken, 27. Juni.(Tel.) Das au Freitag von zwei Besatzungsunteroffizieren vergewaltigte Mädchen wurde am Samstag einer Anzahl von Unteroffizieren gegenübergestellt. Die Gegenüberstellung war jedoch ergebnislos. 4 Uhr sollten sämtliche Unteroffiziere der Garnison dem Mädchen und dem Feldhüter gegenübergestellt werden. Inzwischen hatten sich jedoch die beiden Täter freiwillig gestellt. Sie wurden von dem Mädchen und dem Feldhüter, der bei der Untat hinzukam, wiedererkannt. Der Brudermordprozeß Manasse Friedländer. wtb. Berlin, 27. Juni.(Tel.) Im Brudermordprozeß gegen Manasse Friedländer wurden heute Explosion in einer Gummifabrik. 7 Tote, 14 Verletzte. wtb. Preßburg, 27. Juni.(Tel.) In der hiesigen Gummiwaren=Fabrik Dr. Hörnes u. Co. entstand eine Explosion, bei der 7 junge Arbeiterinnen getötet und zahlreiche Personen verletzt wurden. wtb. Preßburg, 28. Juni.(Funkspruch.) Zu dem Explosionsunglück in der Gummiwarenfabrik Dr. Hörnes u. Co. wird noch gemeldet, daß der explodierte Kessel etwa drei Zentner eines Gemisches von Gummi und Benzol enthielt. In dem Raume befanden sich 20 Frauen und ein Mann. Die Explosion ist wahrscheinlich auf einen Funken zurückzuführen, der in das Ventil eindrang, aus dem Dämpfe der trocknenden Ware entwichen. Unter den 14 Verletzten sind 11 schwer verletzt, während 3 in häusliche Pflege entlassen wurden. Sämtliche Gegenstände bildeten nach der Detonation einen wüsten Trümmerhaufen. Unter den Trümmern lagen stöhnend die Verletzten und die bis auf die Skelette verkohlten und verbrannten Leichen. Der C wtb. Berlin, 27. Juni.(Tel.) In der heutigen Vethanblung wird die Vernehmung des Landgerichtsrates Töplitz fortgesetzt. Rechtsanwalt Ehlers beantragt die Herbeirufung des Sachverständigen, Sanitätsrats Dr. Leppmann, da seine Befragung des Zeugen stark ins Psychiatrische hineinspielen würde. Auf eine diesbezügliche Anfrage der Staatsanwaltschaft erklärt Zeuge Landgerichtsrat Töplitz: Mein Eindruck war, das sowohl von Waldow als auch Stinnes bereits frühzeitig die Illegalität des Geschäftes erkannt haben.„„ 9 Im weiteren Verlauf der Verhandlung entspinnt sich ein Wortwechsel zwischen der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft. Rechtsanwalt Alsberg betont, der Staatsanwalt habe in Bezug auf die umfangreiche Heranziehung der Protokolle in der Hauptverhandlung eine Beweismethode gewählt, die dem Geiste der Strasprozeßordnung widerspreche. Oberstaatsanwalt Sturm und Staatsanwaltschaftsrat Berliner erwidern, daß sie sich stets im Rahmen der Strasprozeßordnung gehalten hätten. Zu einer längeren Auseinandersetzung, die teilweise sehr lebhafte Formen annimmt, kommt es, als Rechtsanwalt Ehlers fragt, ob es richtig sei, daß der Angeklagte von Waldow an einem Tage während der Untersuchungshaft kein Essen bekommen habe. Der Angeklagte betont dazu, daß es des öfteren vorgekommen sei, daß er ohne Essen war. Als der Angeklagte von Waldow auf eine Bemerkung des Staatsanwaltschaftsrates Berliner mit der Faust auf die Brust schlagend ausruft: Aber ich habe doch kein Essen bekommen! rügt der Vorsitzende in scharfer Weise das Verhalten des Angeklagten. Von Waldow bittet für seine Erregung um Entschuldigung und betont, er wolle nicht behaupten, daß es Böswilligkeit gewesen sei, daß er kein Essen erhalten habe. Rechtsanwalt Ehlers erklärt, daß seine Frage kein Vorwurf gegen einzelne Personen oder die Justizbehörde sein solle. Der Zeuge Töplitz meint, daß von Waldow des öfteren auf seine Frage, wie ihm das Essen bekomme, eine gewisse elegante Handbewegung gemacht habe, als wolle er sagen:„Ach, dieses Essen“. Darauf stellt Sanitätsrat Leppmann, der aus dem Totschlagsprozeß Friedländer herübergekommen ist, einige Fragen an den Zeugen, die sich darauf beziehen, ob sich von Waldow vielleicht in einem gewissen Affektzustand befunden habe. durd, Funr prauft Der Verteidiger als Zeuge. wtb. Berlin, 28. Juni.(Funkspruch.) In der Nachmittagsverhandlung wurde der Mitverteidiger von Hugo Stinnes, Rechtsanwalt Hoeck, als Zeuge vernommen. Er schilderte in großen Zügen Kenntnis von dem Verlauf des Anleihe=Geschäftes. Im Untersuchungsgefängnis habe er außer Stinnes auch den Reichskommissar Heinzmann und den Untersuchungsrichter Brühl angetroffen. Er machte den Untersuchungsrichter auf die Ungesetzlichkeit der Haft aufmerksam und sagte ihm, er hätte die Ueberzeugung, daß die treibende Kraft bei der ganzen Sache Heinzmann sein müsse. Heinzmann habe ihm dann in Abwesenheit von Stinnes etwa gesagt: Der Mann benimmt sich ja wie blödsinnig. Reden Sie ihm doch zu, daß er uns das ganze Material herausgibt, sonst geschieht seiner Firma großer Schaden. Der Zeuge bekundete weiter, er habe mit Stinnes dann kurze Zeit allein gesprochen. Stinnes war wie abwesend, als wenn er etwas ganz Schweres in sich verarbeite. Nach minutenlangem Schweigen sagte er dann in seiner seltsamen, ruhigen, schweren Art: Wenn ich meine heutige Aussage beeidigen sollte, dann könnie ich es nicht. Es ist ausgeschlossen, daß ich schon im September v. J. etwas davon gewußt habe, daß bei der Sache etwas nicht in Ordnung war, ich bin richtig hineingelegt worden. Reichstommissar Heinzmann wendete sich gegen die Aussagen des Zeugen Hoeck. Er habe sich nicht mit dem Ersuchen an den Zeugen gewandt, auf Stinnes einzuwirken. Er habe nur ganz allgemein den Rat gegeben, auf Stinnes einzuwirken Am Montag sollen Rechtsanwalt Ehlers und Untersuchungsrichter Brühl vernommen werden. Deutsch=österreichische Strafrechtskonferenz. vdz. Berlin, 28. Juni.(Funkspruch.) Die deutschösterreichische parlamentarische Strafrechtskonferenz tritt erneut in den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli zusammen, und zwar diesmal auf Einladung der bayrischen Staatsregierung in München. Der Zweck dieser parlamentarischen Strafrechtskonferenz ist, die Arbeiten für ein neues Strafgesetzbuch in Deutschland und Oesterreich auszugleichen. Zusammenbruch der Deutschen Volkserholungsheime G. m. b. H. pw. Berlin, 28. Juni.(Funkspruch.) Die Berliner Stadtverordneten haben gestern in geheimer Sitzung davon Kenntnis genommen, daß die „Devo“(Deutsche Volkserholungsheime G.m.b.H.) vor dem Zusammenbruch steht. Die Stadt will die von ihr übernommene Bürgschaft von 250000 M., die mit Zinsen auf 400000 Mark angewachsen ist, dadurch wieder zurückerhalten, daß sie die Liquidation der Gesellschaft und den Verkauf der Grundstücke zugunsten der Stadt veranlaßt.— Die„Devo“ ist vor einigen Jahren mit großen Mitteln ausgezogen worden. Ihr Leiter ist der Stadtverordnete Kleinau, ein städtischer Beamter, der zur Leitung dieser Gesellschaft beurlaubt wurde. Eine Anzahl Pensionen und Hotels an der See und im Gebirge gehört dieser Gesellschaft, die dadurch finanziert wurde, daß ihre Mitglieder Anteile zeichnen mußten. Eine Sanierung der Gesellschaft ist nach Lage der Dinge ausgeschlossen. Haftentlassung von Oberleutnant Schulz. wtb. Berlin, 28. Juni.(Funkspruch.) Nach einer Mitteilung des Amtlichen preußischen Pressedienstes wäre Oberleutnant a. D. Schulz, der am 24. Mai dieses Jahres aus dem Gerichtsgefängnis Essen in das Krankenhaus des Untersuchungsgesänisses Berlin=Moabit zum Zwecke ärztlicher Untersuchung übergeführt worden ist, nach dem gemeinschaftlichen Gutachten der Aerzte, die ihn seitdem dort beobachtet und behandelt haben, bei Fortbestehen der Haft in seiner Gesundheit schwer gefährdet. Deshalb sei eine alsbaldige Unterbrechung der Strafvollstreckung gegen Schulz, der sich seit dem 30. März 1925 ununterbrochen in Haft befindet, aus ärztlichen Gründen erforderlich. Demgemäß hat die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des preußischen Justizministers die Strafvollstreckung gegen Schulz wegen gegenwärtiger Haftunfähigkeit einstweilen unterbrochen und ihn aus der Haft entlassen. Die Vollstreckung des in anderer Sache gegen Schulz bestehenden Haftbefehls ist von der Verteidigung gemäß ihr durch Beschluß der Strafkammer des Landgerichts III gewährten Befugnis durch Hinterlegung von 50000 Reichsmark angewendet worden. Amorphophallus Titanum. pw. Berlin, 28. Juni.(Funkspruch.) Wie der „Tag“ meldet, weilen augenblicklich zahlreiche Botaniker aus dem Reich in Hamburg, um das Blühen einer äußerst seltenen tropischen Pflanze, Amorphophallus Titanum, der in den feuchten Urwäldern Sumatras beheimatet ist, im Hamburger Botanischen Garten zu Pflanze blüht augenblicklich. Die Blüte ist mit dem Stengel 2,5 Meter hoch. Es ist das erste Mal auf dem europäischen Kontinent, daß diese Wunderpflanze in einem Botanischen Institut zum Blühen gebracht wird. Neue französtsch=amerikanische Verhandlungen. wtb. Paris, 28. Juni.(Funkspruch.) Die Kammer hat in ihrer gegen ½1 Uhr beendeten Nachtsitzung einen Entschließungsentwurf Franklin=Bouillon, der sich für die Aufnahme neuer Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zur Verschiebung Fälligkeitstermins des 1. August ausspricht, in einfacher Abstimmung angenommen. Ministerpräsident Poincaré versprach, daß die Regierung alles in ihrer Kraft stehende tun werde, um das vom Parlament gewünschte Ziel zu erreichen. Deutsche Boxniederlage in Italien. wtb. Turin, 28. Juni.(Funkspruch.) Bei dem gestern abend hier ausgetragenen Boxkampf ur Europameisterschaft im Halbschwergewicht siegte de: Titelverteidiger Michele Bonaglia(Itglien) über den deutschen Meister Hein Müller(Korns in der vierten Runde durch Niederschlag. Ob der Sieg Bonaglias als einwandfrei zu bezeichnen, stark bezweifelt werden, da Müller bereite in der dritten Runde durch einen regelwidrigen.ug,# schlag vom Ringrichter eine Erholungspang von einer Minute zugebilligt worden war. Aus den Nachbar-Städten Aus Groß=Dortmund — Schwerer Motorradsturz. Als Donnerstag vormittag ein Motorradfahrer die Mallinttrodtstraße befuhr und einen Lastwagen überholte, stieß er mit einem aus entgegengesetzter Richtung ankommenden Lieserdreiradwagen zusammen, der samt dem Führer umgeworsen wurde. Durch den heftigen Anprall stüzte auch der Motorradfahrer mit seiner Maschine. der, stark am Kopfe blutend, anscheinend eine Gehirnerschütterung neben einem Unterschenkelbruch davongetragen hatte. Der von dem hinten befindlichen Sitz des Dreiradwagens abgeworfene junge Führer kam mit Gesichts= und Knieverletzungen davon. Der schwerverletzte Motorradfahrer wurde durch den Führer des Lastautos abtransportiert, ebenso das beschädigte Kraftrad. — Das halbe Kalbauf der Straße. Einen seltsamen Fund machte ein Schlosser, als er morgens gegen sieben Uhr am Verwaltungsgebäude der Union auf der Rheinischenstraße aus der Straßenbahn stieg. Ein sauber ausgeschlachtetes halbes Kalb lag da offen auf der Straße. Das herrenlose Gut wurde in das Pförtnerhäuschen der Mechanischen Werkstatt geschafft. Eine telephonische Rundfrage ergab, daß es einem Metzgermeister aus Dorstfeld vom Wagen gefallen war. Der war hocherfreut, sein halbes Kalb wiederzubekommen. Acht Pfund gutes Fleisch war der Finderlohn, der dankbar akzeptiert wurde. * Iserlohn. Eine unangenehme Ueberaschung erlebte ein Mann aus Barendorf, der sich, nachdem er am Abend vorher gehörig gezecht hatte, gegen vier Uhr morgens auf der Posttreppe wiederfand. Zu seinem nicht geringen Schrecken sah er, daß er sich in der Unterhose befand und so unmöglich seinen Weg fortsetzen konnte. Die Schutzpolizei nahm sich seiner liebevoll an, und sorgte zuerst dafür, daß der Mann wieder eine Hose bekam. Es wurde dann weiter festgestellt, daß dem Manne außer der Hose auch ein Regenmantel und eine Aktentasche fortgekommen sind. Da er noch im Besitz der Taschenuhr war, dürfte wohl angenommen werden, daß ein Raub nicht vorliegt, sich vielmehr einer seiner Zechkumpane einen allerdings recht unpassenden Scherz mit dem Manne erlaubt hat. Die weitere Untersuchung ist eingeleitet worden. Hagen. Berufung. Der Direktor des Hagener Musikseminars, Heinz Schüngeler, wurde durch den Erlaß des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in den westfälischen Prüfungsausschuß für die staatliche Privatmusiklehrerprüfung berufen. Gelsenkirchen. Wegelagerer. Drei junge Durschen überfielen nachts in der Josefstraße in Gelsenkirchen einen Bergmann aus Wattenscheid, dem sie, da er kein Geld mehr hatte, die Taschenuhr abnahmen. Vorher hatten alle vier zusammen tüchtig gezecht. Als der Ueberfallene den Diebstahl bemerkte, warf einer der Burschen diese in ein Kellerloch. Die Täter flüchteten, kamen aber kurz danach wieder, taten ganz harmlos, um die Uhr wiederzusuchen. Die inzwischen benachrichtigte Polizei nahm die drei, die geständig waren, fest und überführte sie dem Amtsgericht vor. Wattenscheid. Nach einem Zechgelage erstochen. Im Hause der Familie Hupperts kam es nach einem Zechgelage zu einem Wortwechsel, der eine schwere Schlägerei zur Folge hatte. Ein Horster Bergmann erhielt plötzlich einen Dolchstoß von hinten, lief noch einige hundert Meter weit und brach dann zusammen. Ein sofort herbeigeholter Arzt konnte nur noch den Tod des Erstochenen feststellen. Münster. Großer Wurstfund im Walde. In einem kleinen Wäldchen in der Bauerschaft Waltrup bei Altenberge machten Spaziergänger einen nicht alltäglichen Fund. An einer versteckt gelegenen Stelle lagen schön verpackt 100 Pfund feinste Leber= und Blutwurst, die allerdings unter den Witterungseinflüssen schon stark gelitten und zum Genuß unmöglich geworden war. Anscheinend stammt der Fund aus einem Diebstahl. Attendorn. Launen von Freund Adebar. Einträchtig bauten vor Jahren hier zwei Beamte ein Doppelwohnhaus. Doch Freund Adebar sah nach all der Wohnungsnot das Glück, sah auch, daß jetzt Raum genug vorhanden war. Und schon bald schickte er ein Doppel in die Seitenhälfte. Sicherlich beneidete der andere Teil dieses Glück nicht. Aber der Klapperstorch schaffte auch hier den Ausgleich, denn vor einigen Tagen schickte er auch ein Doppel in die andere Hälfte. Doppelwohnhaus und je ein paar Zwillinge in jedem Seitenteil dürften auch in Deutschland einzig dastehen. Paderborn. Zwei gefährliche Stürze In einem Anfall geistiger Umnachtung stürzte hier der etwa 60 Jahre alte Arbeiter M. aus einem Fenster des Brüderkrankenhauses und starb bald nach dem Unfall.— Bei einem Ausflug des Eisenbahnervereins stürzte der Hilfsschaffner P. aus dem fahrenden Zuge und blieb mit gefährlichen Bein= und Kopfverletzungen auf dem Bahnkörper siegen. Der Verunglückte wurde dem Vinzenzkrankenhause zugeführt, wo er in bedenklichem Zustande darniederliegt. Lemgo. In den Tod gerast. Ein 23= jähriger jungverheirattter Mann fuhr in rasendem Tempo auf der Straße nach Ellerbrake den Berg hinunter. Plötzlich begegnete er einen Lieferwagen. Im letzten Augenblick wollte er noch ausweichen, das gelang dem Radfahrer jedoch nicht und mit voller Wucht wurde er gegen den Kühler des Autos geschleudert. Besinnungslos und mit schweren Kopfverletzungen brachte man den Verunglückten sofort ins Krankenhaus, wo er jedoch bald nach seiner Einlieferung verstarb. Brilon. Einweihung der Jugendherberge Brilon. Am Hängeberg, 10 Minuten von der Stadt Brilon entfernt, ist in diesen Wochen ein neues Heim für die wandernde Jugend fertiggestellt worden. In lem Schiefer mit seinen weiß gestrichenen Feustern macht es sich ganz reizend in der schönen Landschaft. Diese neue Jugendherberge in Brilon mußte als Ersatz für die allen Wanderern im östlichen Sauerland gewiß bekannte Bleibe in Brilon=Wald entstehen. Die veränderten Verhältnisse zwangen den Jugendherbergsverband, so daß er sich schweren Herzens entschließen mußte, dieses mit vieler Liebe seinerzeit von dem bekannten Studr. Dr. Otto geschaffene Heim aufzugeben. Wir wünschen, daß der Geist von Brilon=Wald auch mit in das neue Heim übersiedelt. Seine Einweihung findet am 28. Juli 1929 statt und wird hoffentlich eine Kundgebung für die Briloner Jugend, sowie der Wanderjugend überhaupt für den Jugendherbergsgedanken werden. Herringen. Eine Liebestragödie. In Sandbochum erschien in der Wirtschaft Römer eine leichenblasse Frau, die den Wirt bat, ein Sanitätsauto herbeizuschaffen, da sie sofort ins Krankenhaus geschafft werden müsse. Sie sei von einem Manne angeschossen worden. Der Wirt fragte, wo denn der Mann sei. Sie erklärte darauf, der Mann sei tot und liege am Kanal. Der Wirt benachrichtigte darauf das Polizeiamt Pelkum und rief die nächstgelegene Sanitätswache um Hilfe an. Es handelt sich um eine Frau Kischtel, wohnhaft in Herringen. Sie ist durch einen schweren Bauchschuß verwundet worden. Sie wurde nach Anlegung eines Notverbandes in das St. Marienhospital in Hamm eingeliefert. Die Polizei fand den durch einen Kopfschuß getöteten Mann am Kanal auf. Wie es heißt, hat er seit längerer Zeit mit der verwundeten Frau K. ein intimes Liebesverhältnis unterhalten und war schon seit Freitag voriger Woche mit ihr flüchtig. Der Mann der Frau K. soll die Polizei am Montag verständigt haben, daß seine Frau ihn mit einem fremden Manne verlassen habe. Die Leiche des Erschossenen wurde von der Polizei beschlagnahmt und in der Leichenhalle des Kommunalfriedhofs untergebracht. Vermutlich hat der Mann den Schuß auf Frau K. abgegeben und sich dann selbst getötet. Orsoy. Der Tod am Rednerpult. Für Samstagabend hatte die SPD. Orsoy in den Gasthof Hoorens eine Parteiversammlung einberufen, in welcher der Gewerkschaftsekretär Cäsar Weyers aus Boers über den Magdeburger Parteitag berichtete. Während des Referats wurde Weyers plötzlich von einem Unwohlsein befallen. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen, ein Herzschlag hatte dem Leben ein jähes Ende gesetzt. Mase hal es geschufft! Eigantischer Kampf Paolino-Schmeling über 15 Runden- Großer Zubel in Amerika Der Kampf ist vorbei! Schmeling, unser Maxe, hat den Kampf überzeugend gewonnen. Kurz vorher trafen noch letzte Meldungen aus den Trainingsquartieren ein. Schmeling ruhig, der Paolino sehr aufgeregt. Nach Mitteilungen der beiden an die Presse will Schmeling den Paolino vor der 12. Runde k. v. schlagen auf Grund seines Angriffsplanes, Paolino will kämpfen und wünscht dem Besseren den Sieg. Letzte Grüße Schmelings an seine Mutter. Und nun erleben die Sportanhänger einen Kampf, groß, gewaltig, wie ihn zuvor nur vielleicht damals Charpentier um die Weltmeisterschaft geführt hat. Die Wetten stehen 8:2 für Max. Kurz zusammengefaßt: Bis zur 9. Runde haben beide Kämpfer gleiche Rundenzahl: drei Schmeling, drei Paolino, drei unentschieden. Aber dann kommt es über Maxe. Von der 9. bis 15. Runde läßt er auf seinen Gegner ein wahres Trommelfeuer von Schlägen los, die denselben erschüttern, und ein paar mal rettet nur der Gong Paolino vor dem k. o. Paolino blutet aus Nase und Mund. Sein linkes und zuletzt sein rechtes Auge schließen sich langsam. Es sieht geradezu bedauerlich aus. Sein Gesicht ist zerfetzt, aber— er steht, der Baske, er hält die furchtbaren Schläge Schmelings aus, ohne zu stürzen— an und für sich schon unheimlich. Fruchtlose Versuche, sich frei zu machen, scheitern an der Wachsamkeit Schmelings. Als der Gong ertönt, kann Paolino kaum noch auf den Beinen stehen. Er fällt kraftlos auf seinen Stuhl. Der Kampf ist aus. Ganz Amerika jubelt Schmeling zu, dessen Persönlichkeit und Kampfstil ihm so gewaltig imponiert. Max ist nach dem Kampf noch verhältnismäßig frisch, umarmt Paolino und den Ringrichter aus Freude über seinen Sieg. Wer wird der nächste Gegner im Endkampf um die Weltmeisterschaft sein? Premiere des Sommers Das Naturtheater hat erneut seine Pforten weit geöffnet, um die Einstudierung des schönsten Stückes, das ja vom lieben Gott für die Menschen geschrieben wurde, ist beendet.„Sommersanfang“ heißt es, und schon die gewaltige, stimmungsvolle Ouvertüre, mit ihrem herrlichen Waldorchester und dem tausendstimmigen Chor der großen und kleinen Sänger, die wirkungsvolle, von Menschenhänden unerreichte Inszenierung unter der Regie der allgüten Mutter Natur läßt Großes erwarten. Schon wenn das Vorspiel beginnt: Minniglich fügt der aalglatte Komiker, Herr MatjesHering, in das heißblütige Intermezzo seiner Partnerinnen, der neuen Kartoffeln. Dann das reizende Ballet der rotröckigen Möhren=Elsen, der schlanken Bohnen= und Gurken=Nixen und der kugelrunden Kohlrabi=Frauen. Da weiß man schon, das Frau Regisseur Natur nichts unversucht gelassen hat, um die Vorstellung zu einer Revue der„Prominenten“ auszugestalten. Junge Täubchen und Hähnchen in braunglänzenden Galaröckchen, ein Petersiliensträußchen kokett am Bratenrock marschieren auf; eine Augenweide für das zungenschnalzende Publikum, das demselben das Wasser im Munde zusammenläuft. Gravitätisch, ein echter Hagestolz, tritt Herr Spargel, der alte Bonviant, auf. Er weiß, was er zu bedeuten hat, und erlaubt sich in seinem Künstlerstolz öfters kleine Extempores, indem er hier einmal etwas zu“hölzern, auftritt und „bittere, Bemerkungen macht, die sonst gern begehrte und meist„da cavo“ verlangte Spargelfzene stark beeinflußt. Wie ein Heros benimmt sich der kleine, etwas rückschrittlich gesinnte Heldenpapa, Herr Krebs, der sich in seinem Purpurmantel räckelt und ein Königsdasein träumt, wenn ihm auch Wehr und Wassen genommen sind. Herr Rhabarber macht ein süßsaures Gesicht. Er kann es nicht überwinden, daß man ihn, den schlanken, vornehmen Gentleman, dem kleinen Knirps hintenansetzt und ihm eine Nebenrolle gegeben hat. Ja, wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Und breit genug macht er sich draußen im Garten. Aber er tröstet sich schließlich mit seiner angenehmen Partnerin und wirft verliebte Blicke auf die dunkelglänzende Soubrette, Fräulein Kirsche, die mit dem jugendlichen Liebhaber, Herrn Salat, angelegentlich schwätzt und auf ihr Stichwort wartet. Und ein ganz welkes Aussehen bekommt dieser, wenn er von der rotwangigen Operettendiva, Fräulein Erdbeere, so geschnitten wird. Die immer neidische und sauertöpfische Heldenmutter, Frau Stachelbeeere, schwelgt in der Erzählung ihrer Triumphe, wenn ihr nicht hin und wieder ihre Schwester, Frau Schlagsahne, einen Dämpfer aufsetzt. „Fürst Pückler“ aber thront unnahbar auf seinem eisigen Sitze und murmelt ein„Plebejer" zwischen den Zähnen. Bis am Schluß hat Herr Mokka und Fräulein Zigarette in einem duftigen, märchenwehenden Duett die Handlung harmonisch ausklingen lassen. Aber trotz all dieser Eifersüchteleien: das Stück ist gut und erzielt im Siegeslauf durch die ganze Erdenwelt bei ungeteiltem Beifall einen durchschlagenden Erfolg. Turnen, Spiel, Sport Fußbe! Hofmann erhält die Staatsmedaille. Dresden. In einem weiteren Spiel ihrer Deutschlandreise wurde die ägyptische Fußballmannschaft, Aesenal Cairo, am Mittwoch von dem mitteldeutschen Meister Dresdener SportClub, sicher mit 3:1 geschlagen.— Anläßlich des Spiels wurde der Halblinke Hofmann(früher Meerane), der am Sonntag so erfolgreich in der deutschen Länderelf gegen Schweden gewirkt hat, durch Ueberreichung einer silbernen Staatsmedaille besonders geehrt. Hofmann wurde von den 15000 Zuschauern stürmisch gefeiert. Gudenjahn.— Einen würdigen Abschluß der großen Veranstaltung bildet die Preisverteilung die im Gasthaus„Grüne Tanne“ zu Zöberitz vor sich geht. Schießsport Zum 28. Westfälischen Bundesschießen in Lippstadt. Die westfälischen Schützen rüsten zu ihrem diesjährigen Westfälischen Bundesschießen, das in den Tagen vom 6.—11. Juli auf den modernen Scheibenständen des Lipperbruchbaums b. Lippstadt begangen wird. Der Westfälische Schützenbund zählt heute über 17000 Mitglieder, die in 150 Vereinen zusammengeschlossen sind. Die Vereine entsprechend ihrer landsmannschaftlichen und geographischen Lage in folgende Gaue zusammengefaßt: Bielefeld, Osnabrück, Münster, Ruhr=Lippe, Westfalen=Süd, Westfalen=West. Auf 14 Scheibenständen wird nach Ehrenscheiben, Meisterscheiben und Punktscheiben geschossen werden und zwar mit Diopter und Wehrmann. Auch dem Kleinkalibersport sind einige Scheiben gewidmet. In Anerkennung der guten Leistungen in den westfälischen Vereinen und zur Förderung des Freihandschießens hat der Deutsche Schützenbund (Sitz Nürnberg) einen prächtigen goldenen Ehrenbecher gestiftet, der auf der Meisterschaftsscheibe auszuschießen und dem besten Freihandschützen auszuhändigen ist. Die Vorbereitungen sind in bestem Gange, wie auch die Listen der Ehrenmitglieder und der bereits angemeldeten Teilnehmer erkennen lassen, daß das Bundesschießen in Lippstardt sich des Zuspruches aus allen westfälischen Gauen erfreuen darf. Ueber das Ergebnis des Bundesschießens werden wir ausführlich berichten. Radsport GroßerMisa=Pokal=Preis von Halle. Am 30. Juni bringt die Ortsgruppe Halle der Deutschen Radfahrer=Union diesen großen mitteldeutschen von der Misa Mitteldeutsche Fahrradwerke G. m. b. H., Berlin=Sangerhausen unterstützten Wettbewerb für Herrenfahrer zur Durchführung.— Die Strecke ist wie folgt gewählt: Halle=Eisleben=Siersleben=Sandersleben=Alsleben=Bebitz=Bemburg= CöthenDessau=Holzweißig b. Bitterfeld=Zöberitz b. Halle 165 Kilometer lang. Der Start erfolgt morgens 6,30 Uhr an der Stadtgrenze, Mansselder Chaussee, sodaß die ersten Teilnehmer gegen 12 Uhr das Ziel in Zöberitz, Gasthaus „Grüne Tanne“ erreichen sollten. Das Hauptkontigent der Fahrer stellt Magdeburg, doch Neustedt=Halle wird die Berechnungen der Magdeburger über den Hausen werfen, denn seine bisherigen Erfolge in mitteldeutschen Straßenrennen sind beispiellos. Seine Hauptkonkurrenten erwachsen ihm in dem Sieger des Straßenrennens von Staßfurt, Paul Grummberg, dem Sieger von Magdeburg=Quedlinburg= Magdeburg, Nitze und den Magdeburgern Siegmund, Canns, Mangold, Obenhaupt, Mith und Briefkasten J. R. 100. Wir bitten Sie, sich die gewünschte Auskunft persönlich auf unserer Redaktion erteilen zu lassen. Rundsunk=Pregrumn Samstag, den 29. Juni 1929. Münster. 09,00—16,30: Uebertragung von Köln.— 16,30: Uebertragung von Frankfurt.— 18,00— 22,30: Uebertragung von Köln. Anschl. bis 01,00 Konzert aus dem Cafe Corso, Dortmund. Kapellen Bruna, Wawzyniak. Langenberg. 09,00—16,30: Uebertragung von Köln.— 16,30: Uebertragung von Frankfurt.— 18,00— 22,30: Uebertragung von Köln. Anschl. bis 01,00 Uetragung von Münster. Köln. 09.00: Uebertragung des Geläutes von St. Gereon.— 09,05: Kath. Morgenfeier. Redner Pfarrektor Berrenrath.— 11,00: Theo Dickmann:„Reisen in süditalienische Vulkangebiete. — 11,30: Gad M. Lippmann:„Was ist Nruhm.“ — 12,00: Dr. Ludwig Marcuse:„Theater als Spiel, Spiegel und Mitte.“— 13,00: Konzert aus dem Hansa=Cafe, Düfseldorf. Kapelle Schlabers.— 15,00: Els Vordemberge: Kinderspielstunde.— 15,45: Grundlagen des Funktechnik. — 16.05: Frauenstunde.— 16.30: Uebertragung von Frankfurt.— 18.00: Julius Berghoff „Die Nordeifel".— 18.30: Dr. Hans Albrecht: „Tierschutz.“— 18.50: Morsekursus.— 19,15: Annie Bender:„Das Mädchen in der katholischen Jugendbewegung.“— 19,35: Ing. Petersen:„Von den Berufsaufgaben des Technikers“.— 20,00: Lustiger Abend. Anschl. letzte Meldungen, Sportdienst, Mitteilung aus der Geschäftswelt. Danach bis 01,00: Uebertragung von Münster. Verantwortlich für Lokales, Kommunalpolitik, Feuilleton, Provinzielles, Gerichtssaal u. Spor Hans Eberhard Lex, Schwerte. 8 Der allmächtige Gott nahm gestern abend 8 Uhr meinen innigstgeliebten Gatten, unsern guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, den Rektor i. R. 1needel Lernriarn in ein besseres jenseits. Er starb infolge eines Schlaganfalles, wohlvorbereitet durch einen frommen, christlichen Lebenswandel und den öfteren Empfang der hl. Sakramente, im vollendeten 66. Lebensjahr. Um ein stilles Gebet für den lieben Verstorbenen bitten: Die trauernden Hinterbliebenen. Bochum, Schwerte, Barmen, Boele, Köln, Lüdenscheid, den 27. Juni 1929. Die Beerdigung findet am Sonntag, den 30. Juni, nachmittags 3½ Uhr in Schwerte, vom Trauerhause, Hörderstr. 57, aus statt. Das feierliche Seelenamt ist Montag morgen 7°0 Uhr in der Pfarrkirche. Beileidsbesuche dankend verbeten. race PTossen auch in d. hartnäckigsten len werden in einigen Tagen unter Garantie d. das echte unschädl. Teintverschönerungsmittel„Venus“ Stärke B beseitigt. Keine Schälkur. Pr. 2.75 Mt, Nur zu haben bei: DrogeriWax Mehlhose, Postplatz In Westhoten Drog. W. Engels STATT KARTEN. Dipl.-ing. Martin Reimann und Frau Hilde geb. Goecke geben ihre Vermählung bekannt. 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Der Verstorbene war von 1883 bis 1902 Lehrer und von 1902 bis 1928 Leiter an unserer Schule. Fleiß, Treue und Selbstlosigkeit zeichneten ihn aus. Was er in jahrzehntelanger aufopferungsvoller Tätigkeit für unsere lugend und unsere Gemeinde gewirkt hat, möge in der Ewigkeit reichen Lohn finden. Wir werden des lieben Verstorbenen in Verehrung und Freundschaft über das Grab hinaus gedenken. Das Kollegium der katholischen Volkschule Schwerte. 2523 STATT KARTEN. Fritz Hönecke Elisabeth Hönecke geb. Werth Vermählte Schwerte, den 28. Juni 1929. Schützentag des Bürgerschützen-Vereins am 7. Juli im Freischütz Wir drucken alles. Buchdruckerei C. Braus. Türgehänge, Türhaken Schiebetür=Rollen= und Beschläge Ofentüren Einmauern liefert billigst: Wilh. Möller Titttlttll 9erFür die uns beim Heimgange unseres lieben Entschlafenen bewiesene Teilnahme danken wir allen herzlich. Wwe. Jul. Kritzler u. Kinder Schwerte, im Juni 1929. Traderurdcheuchen liefert schnellstens u. preiswert Buchdruckerei Carl Braus Kdieger und LandpehrVerein Ergste Samstag, 29. und Sonntag, 30. Juni 1929 Feier des 60jährigen Bestehens In einem großen ganzgedielten Festzeit an der Kirchstraße in Ergste. Samstag abend 7 Uhr: Großer Festkommers in Anwesenheit der sämtl. Ortsvereine der Gemeinde Ergste. Sonntag: 3 Uhr Abholen der auswärtigen Vereine am Bahnhof Ergste. Anschließend Abmarsch zum Festzelt. Dortselbst: Großes Militär-Konzert Abends Feuerwerk. Mitwirkende: die militärischen Vereine des Kreisverbandes Iserlohn und des Stadtverbandes Schwerte, sowie des Schwerter Reitervereins, Schwerte. Die Musik wird ausgeführt von der Kapelle des II. Bat. des Infantrie-Regimentes 18 Münster unt. persönlicher Leitung des Obermusikmeisters Cellarius. Nach dem Konzert: Großer Festball! Zu zahlreichen Besuch ladet ein: Der Festausschuß. Zu obigem Feste habe ich die Zeltwirtschaft übernommen und werde für erstklassige Speisen und Getränke Sorge tragen, 2511 Wew. Sckneider. 05 8 48 6 KaffeeWerbe-Tage vom 28. 6. bis 4. 7. Während dieser Zeit erhält jeder#S Kunde beim Einkauf von ½ Pfd.#0 Kaffee ½ Pfd. Würfelzucker gratis! Gutscheine trotzdem. Thams& Cartst. Bedertage Schwerte, Hüsingstraße 33 Wilkes billiger Kerbe. T UrAa wird 8 Tage 8 verlängert: Sam Eklöh’s Sparmarken Feinste holl. Molkereibutter.... 1.88 Plockwurst 1.58 Bierwurst Cornedbeef............ 0.98 Holländer Käse, vollfett...... 1.04 Edamer Käse 0.79 Matjes-Heringe.... 0.11 Margarine 0.68 Freltag und Sonnabend Doppelte Sparmarken ENIUN Nräununge# Schwerte, Hüsingstraße Intelligenter lofort gelucht. Schwerter Zeitung Nr. 149(Zweites Blatt) „Schwerter hellung Freitag, 28. Juni 1929 Bauspurkasse der Gememschaft der Freuner Die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde, Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Wüstenrot=Württ., genehmigte in ihrer heutigen Gesellschafterversammlung die Bilanz zum 31. Dezember 1928, die in Aktiva und Passiva mit 73 202000 RM. abschließt. Aus den Aktiven ist ersichtlich, daß die Gesellschaft über RM. 20 148000 flüssige Mittel verfügt, wovon RM. 17690000 zugeteilte. aber noch nicht in Anspruch genommene Bausparsummen sind. Diese RM. 17690000 setzen sich zusammen aus RM. 5 890 000 Spareinlagen der Bausparer und RM. 11 800 000 ihnen auf erstmalige Hypothek zu gewährende Darlehen. Die durch bereits ausgegebene erststellige Hypotheken gesicherten Darlehen betragen RM. 39934000. Die Gebäude, Grundstücke und Einrichtungen stehen mit RM. 510000 zu Buch. Den Forderungen mit RM. 766.000 stehen verschiedene Verbindlichkeiten in Höhe von RM. 387000 gegenüber. Die Einlagen der Bausparer, die die Voraussetzung des Zuteilungsanspruches auf die Bausparsumme noch nicht erlangt haben, betragen RM. 51 434000. Daraus ergibt sich eine Gesamtrücklage von RM. 3 400 000; der Vortrag aus dem Jahre 1927 beträgt RM. 531 000. In der Ausgabe= und Einnahmerechnung sind die allgeminen Verwaltungs= und Werbekosten mit 1401000 ausgewiesen. An Bausparer wurden RM. 953000 für Zinsen vergütet; die Abschreibungen belaufen sich auf RM. 242000. Die Zinsen aus Hypothekendarlehen und angelegten Geldern betragen RM. 2421000, die Einnahme aus Werbe= und Verwaltungskostenbeiträgen RM. 883000. Das Betriebsergebnis mit RM. 708000 ist in den Rücklagen enthalten. Am 31. Dezember konnte die Gesellschaft der Freunde 45 232 Bausparer mit RM. 661 000 000 Gesamtbausparsumme verzeichnen. Im Geschäftsjahr 1928 wurden allein Bausparverflichtungen in der Gesamthöhe von rund RM. 224000 000 abgeschlossen. Die durchschnittliche Bausparsumme ist RM. 14 600(gegen RM. 14 400 im Jahre 1927). Die Gesamtzahl der seit Gründung des Werkes zugeteilten Bausparer betrug am Schluß des Jahres 1928 4937 mit RM. 76000000. Nicht ohne Interesse ist die Verteilung dieser zugeteilten Bausparer auf die einzelnen Berufsgruppen. Die selbständigen Geschäftsleute stehen mit 31,3 Prozent an der Spitze, ihnen halten die Beamten mit 30,8 Prozent nahezu die Wage; an dritter Stelle folgen die Arbeiter mit 12,9 Prozent, ihnen reihen sich die Privatangestellten mit 9,6 Proz. an, freie Berufe mit 6,3 Prozent, auf verschiedene Berufsgruppen verteilen sich 7,4 Prozent, auf Vereine, Gemeinden und Anstalten treffen 1,7 Prozent. Nach den vorgenommenen Zuteilungen haben von den Bausparern, die die satzungsgemäßine Voraussetzungen für die Zuteilung erfüllten, bis zum 31. 12. 1928 48,58 Prozent ihr Baugeld bekommen. Für die älteste der in Betracht kommenden Jahresgruppe 1924=25 beträgt dieser Prozentsatz sogar 57,5 Prozent. Die Sicherung der an reichsdeutsche Bausparer gegebenen Darlehen beträgt durchschnittlich 58,18 Prozent des Schätzungswertes. Die Erläuterungen in dem Geschäftsbericht schließen mit einem hoffnungsvollen Ausblick, zu dem der bisherige Geschäftsverlauf des Jahres 1929 mit 4 959 neuen Bausparern und RM. 72 223000 Bausparsumme in den ersten vier Monaten berechtigt. Die Gesellschaft gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die beim Aufbau des für Deutschalnd ganz neuartigen Werkes unvermeidlich gewesenen Schwierigkeiten auf Gerund der gewonnenen Erfahrungen als überwunden angesehen werden dürsen. Die in Aussicht genommene gesetzgeberische Regelung des Bausparwesens wird von der Gesellschaft begrüßt als ein„Schutz vor unlauteren Bauspar= unternehmungen". Die satzungsgemäß ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder wurden wiedergewählt. Vom westsullschen Schühenwesen Von Dr. Lappe=Lünen. Wer die Geschichte der westfälischen Städte durchwandert, stößt schon in früher Zeit auf Schützengesellschaften, die den Schutz der Städte in der Hand hatten und deshalb von der Leitung der Städte sehr gefördert wurden. Nur die besseren und zuverlässigen Bürger gehörten zu der Schützengilde. Der frohen Gesellschaft dienten die Schützenfeste. In Mittel= und Süddeutschland haben solche Feste eine größere Rolle gespielt als in Westfalen. Daß aber auch in Westfalen die Schützensache eine beachtenswerte Bedeutung hatte, dafür wollen wir ein Beispiel geben. Die Stadt Lüdinghausen war im Anfangedes 14. Jahrhunderts von den Edelherren befestigt worden, aber keine hochragenden Bauwerke umgaben den Ort, und zuweilen waren selbst die bescheidenen Wehranlagen derart vernachlässigt und verfallen, daß der Ort„ein offener Flecken“ genannt wurde(1587). So fehlten die Landwehren und Warttürme, die bei anderen Städten schon dem Wanderer von weitem verrieten, daß er sich einer Festung näherte. Um die Stadt lief ein Graben, der 7 Fuß tief und breit sein sollte und von der Stever mit Wasser gespeist wurde, zum Teil diente die Stever selbst als Stadtgraben, die zu diesem Zwecke auf eine kurze Strecke umgeleitet war. Indem die ausgehobene Grabenerde teilweise nach der Stadtseite aufgeschichtet wurde, enstand der Wall in einer Höhe und Breite von je 5 Fuß, der nach außen durch die Holzwerke gestützt wurde, damit er nicht abbröckelte und in den Graben rutschte. Eine Steinmauer hat Lüdinghausen nie besessen. Wenn in langen Friedenszeiten Wall und Graben verfallen waren, wurden die schadhaften Stellen ausgebessert, wie am Ende des 16. Jahrhunderts infolge der Einfälle der Holländer, nachdem zuvor die Genehmigung des Stadtherrn eingeholt worden war(1587). Bei dem Landhunger der städtischen Bevölkerung wurde der Wall teilweise als Gartenland benutzt, es war aber streng verboten, Kühe und Schweine darauf zu treiben, weil diese ihn zerstampft und unterwühlt hätten. Entlang lief, rings um die Stade, der Wallgang, auf dem die Bürger in der Stunde der Gefahr auf ihren Posten gelangen konnten, und wo der Wall in Benutzung genommen und durch einen Zaun abgeschlossen war, sollte eine„Gangpforte" angebracht werden, die die Verteidiger zur der Not, bei Visitation der Wacht und sonst die Runde zu tun, gebrauchen konnten. Dieser Festungsgürtel, der aus Wall und Graben bestand, wurde dort, wo die Straßen in die Stadt führten, durch Tore unterbrochen, die besonders befestigt werden mußten, weil bei einem Angriffe der Feind gerade auf diese Punkte seine Aufmerksamkeit richtete. Die Tore bestanden in Lüdinghausen ursprünglich aus Holzbauten, so daß sie im Jahre 1567 durch einen unvorhergesehenen und erbärmlichen Brand mit dem größten Teile aller Häuser in den Grund gerichtet wurden. Als dann nach dieKetelog gratis. WWänderianrtcrh Vergnügen, sede kerienfahrt zu einer virklichten Erholung. MIFA-FABRIK-VERKAUFSTELLG: G. Griebel, Schwerte-Holzen, Schulstr. 2 Eigene Reparaturwerkstatt und großes Ersatzteillager. sem Unglück die Stadt wieder erstand, wurden die Pforten durch einjochige Bögen und Seitenmauern verstärkt. Ueber Stever und Graben führten die Brücken, und zwar lagen unmittelbar vor den Toren die Zugbrücken, die bei Eintritt der Dunkelheit sowie bei plötzlichen Ueberfällen und Angriffen hochgezogen wurden, sodaß Lüdinghausen eine von der Außenwelt abgeschnittene Wasserburg war. An den Stellen, wo die Brücken begannen, waren kleine Torbauten errichtet, die sogenannten Homeien, die den ersten Ansturm auffangen sollten. Solcher Tore gab es drei, im Westen das Langenbrückentor, im Osten das Mühlentor und im Norden das Münstertor, neben denen auf der Stadtseite die Häuser für die Torwächter standen. Die Unterhaltung der Festungswerke lag den Bürgern ob, und zwar waren die spannfähigen Bürger verpflichtet, die beim Festungsbau nötigen Fuhren zu leisten, während die übrigen zu Handdiensten herangezogen wurden. In den Satzungen der Stadt Lüdinghausen vom Jahre 1602 wird allen Bürgern eingeschäuft,„mit gebührlichen Diensten zur Besserung der Festung Folge zu tun, so oft sie dazu aufgefordert werden.“ Die Bürgerschaft bildete nämlich die Garnison der Feste, und daher lastete auf ihr auch die Pflicht der Verteidigung der Wehranlagen. In den soeben genannten Satzungen von 1602 wird als erste Bürgerpflicht betont, daß jeder„seine gebührliche Wehr jederzeit fertig haben sollte und damit auf Erfordern zu gebührlichen Defension der Gemeinheit zu Erscheinen schuldig sei.“ In friedlichen Zeiten versahen drei Pförtner den Wachtdienst, wenn aber Krieg die Stadt bedrohte, wurden an die Tore und an die Wälle Bürgerwachen gelegt, dann mußte jeder mit seiner Wehr auf dem angewiesenen Platz erscheinen, und es war streng verboten,„vor gebührender Zeit bei Tag und Nacht abzugehen.“ Zu diesem Zweck verfiel die Stadt entsprechend drei Pforten in drei Laischaften, es gab also eine Langenbrückerstraßer eine Mühlenstraßer Laischaft und eine Münsterstraßer Laischaft. Jede Laischaft hatte das zugehörige Tor und die anschließenden Wallabschnitte zu verteidigen, indem jedem Bürger sein Platz angewiesen war, den er in der Stunde der Gefahr ohne besondere Weisung einzunehmen pflegte. Je 10 Bürger bildeten ein Rott, an dessen Spitze ein Rottmeister stand, und die ganze Laischaft befehligte der Wegemeister, der von Zeit zu Zeit die Waffen in seinem Revier nachsah, die Plätze an der Pforte und auf dem Walle verteilte und im Falle der Not die waffenfähigen Bürger zur Verteidigung der Vaterstadt aufbot. Seinem besonderen Schutze war das Stadttor anvertraut, daher mußte der Pförtner ihm jeden Abend die Schlüssel überreichen, und nur mit seiner Genehmigung durfte die Pforte geöffnet werden. Ueber den Rotten und Leihschaften stand der Rat als Haupt der Bürgerschaft, der den Oberbefehl über die gesamte wehrfähige Bürgerschaft führte und mit besonderer Sorgfalt über das Wohl der ihm anvertrauten Bürgerschaft auch in militärischer Hinsicht wachte, indem er darauf achtete, daß die Festungswerke in verteidigungsfähigem Zu80 #er Trotz vom Eichenkamp“ Westfälischer Heimatroman von Adolf Löhr. 76. Fortsetzung.(Nachdruck verboten.) Gleich dahinter führte der kurze Weg zum Eichenkamp ab. Er war nicht mehr uneben und holprig. Heiner hatte einen tüchtigen Knecht eingestellt, mit dessen Hilfe hatte er ihn gründlich instand gesetzt. Eine ordentliche Packlage aus festen Steinen, darüber rote, gebrannte Ziegelerde, die ihn auch bei nassem Wetter trocken hielt. Zu beiden Seiten waren schon junge Obstbäumchen gepflanzt. Selbst sie trugen schon vereinzelte Blütenbüschel und dicke grüne Blattknospen wollten schon aufspringen. Ruhig und leicht rollte der Wagen jetzt zwischen ihnen dahin. „Wie schön, o wie schön!“ Mit leuchtenden, freudetrunkenen Augen starrte Rosemarie auf das leuchtende Frühlingswunder, das den stolzen, freien Eichenkamp in einen schimmernden Paradiesgarten umgewandelt hatte. „Der Eichenkamp hat seinen Brautschmuck angelegt,“ lachte Heiner glückselig. Wie hatte er sich auf diese Stunde gefreut. Nun erfüllte sie auch der strahlende Frühlingsmorgen noch mit all seinem Glanz, ganz wie er es mit heimlichem Bangen so glühend gehofft hatte. Den Winter über war Rosemarie bei den Eltern geblieben. O, wie lang war beiden die Zeit geworden, aber es gab ja jetzt soviel zu richten und zu nähen, zu wirken und zu schaffen für die Aussteuer, daß die Zeit noch viel zu geschwind enteilte. Auch Heiner hatte sich nicht eine Minute Ruhe gegönnt. Der Eichenkamp sollte bereit sein, seine Herrin zu empfangen. Im Haus und Stall, auf der Tenne und dem Boden glänzte und blinkte alles. Draußen auf den Feldern keine Lücke im Zaun, die Hecken geschnitten, selbst der Wald war von allem alten und dürren Holz gesäubert worden. Bis in die Nächte hinein hatte er geschafft. Obendrein noch Zeit für einige Artikel gefunden — die Zeitschrift hatte immer Bedarf dafür. Weihnachten und noch einmal hatte er Rosemarie bei den Eltern besucht. Die letzten drei Wochen hatte sie beim Großvater geweilt. Aber auf den Eichenkamp hatte sie nur wenige Male kommen dürfen. Die Mutter schaltete dort. Erst heute in der Frühe hatte Heiner sie mit dem Wagen am kleinen Gärtnerhause abgeholt. Die Großeltern, wie auch die Eltern und Brüder waren mit gekommen, ferner der Nachbar Heilenbeck und noch ein Pärchen. Rita und Herr Krenzler. Die beiden hatten sich Ostern verlobt und wollten auch in wenigen Wochen den Lebensbund schließen. Herr Krenzler war bereits von Ritas Vater als Teilhaber ausgenommen worden. Zwischen ihm und Heiner hatte sich in der kurzen Zeit eine richtige Freundschaft entwickelt. Die tiefgehenden Kenntnisse, die Heiner zum ständigen Mitarbeiter der Zeitschrift gemacht, hatten ihn angezogen. Nun entwarf Heiner auch für die neu eingerichtete Motorenabteilung der Maschinenfabrik Pläne und Zeichnungen, machte Berechnungen und prüfte eingehende Entwürfe. Die Einkünfte, die er daraus zog, waren nicht unbedeutend, denn Ritas Vater hatte Heiners wertvolle Mitarbeit gerade auf diesem Gebiete schnell schätzen gelernt und honovierte sie gern ihrem Wert entsprechend. Und Heiner war glücklich wie noch nie und schaffte für zwei. Umso eher würde er den Eichenkamp ganz wieder frei haben. Nun hielten sie unter den hohen Eichen. Wode, der ihnen beinahe den halben Weg entgegengerast war, umkreiste mit freudigem Gebell den Wagen. Frohbewegt sprang Heiner ab, reckte die kräftigen Arme empor und hielt im nächsten Augenblick sein junges Glück fest umschlossen. „Rosemarie, mein alles! Willkommen auf unserem Eichenkamp!“ In der Tür stand die Mutter, ein glückliches Leuchten in den Augen. Er führte ihr die Tochter in die Arme. Ueberwältigt barg diese das Haupt an der Mutter Schulter. Auch die übrigen beiden Wagen rollten jetzt auf den Hof. Eine festliche Hochzeitstafel wartete auf die kleine Gesellschaft. Der Großvater hatte die Gärtnerei beinahe geplündert. Ebenso hatte Onkel in der Stadt ganze Körbe voll geschickt. Blumen, wohin das Auge blickte. Aber Heiner hatte nur Augen für Rosemarie. „Du bist die Schönste von allen!“ erklärte er immer wieder und sah sie leuchtenden Blickes an. Die Stunden flogen. „Auf das Wohl des Eichenkampes! Möge er blühen und wachsen und reichen Erntesegen tragen!" Der Nachbar Heilenbeck hatte den Trinkspruch ausgebracht. Hell klangen die Gläser aneinander. Rosemavie saß wie von einem Traum befangen. So unwirklich schön war es. Nach Tisch führte Heiner sie durch ihr künftiges Reich. Vom Keller bis zum Boden, durch Stuben und Kammern, über die Tenne und durch den Stall. Unendlich groß war das Reich. Dann ging es hinaus. Alle schlossen sich an. „Nun zeige ich dir den Eichenkamp,“ lachte Heiner glückselig. Golden strahlte die helle Frühlingssonne. Im blütenüberschäumten Obsthof standen sie. Weit schweifte der Blick hinauf. Hinunter — wo im engen Tale das Treiben der Großstadt pulste, ihren Blicken durch die grüne, höher liegende Senke jedoch größtenteils entzogen. Nur die bewaldeten Hänge, die die Stadt von allen Seiten umschlossen und zwischen derem Grün hier und da helle Häuserzeilen hinaufkletterten, grüßten herüber. Zur Linken, zum Teil zum Eichenkamp gehörend, die grüne Kuppe des Wittensteines, weiter hinauf der Hof im Erlen, des Nachbars Brakkelsberg, dann folgte die Landstraße, begrenzt von dem Höhenzug, der das Ennepetal abschloß. Rechts hinüber die kleine Schule, vereinzelte Gehöfte, aber alle jenseits der Fahrstraße. Auch der Hof des Nachbars Heilenbeck lag drüben in einer kleinen Mulde. Dahinter der lange, bewaldete Bergrücken, der sich von Norden nach Westen hinzog. Weiter hinunter ging es zum schöngelegenen Hottenstein und dann wieder der Großstadt zu. Ganz unberührt war die freundliche, langgestreckte Senke noch von ihr geblieben. Keine rauchenden Kamine ragten empor, nirgendwo störende Fabriken, nur oben an der Landstraße eine Ziegelei, sonst ländliche Unberührtheit, so weit das Auge reichte. „Ach, Heiner, wie einzig schön!“ Ergriffen drückte er ihre Hand. „Hier sollst du Königin sein!“ Den Nachmittagskaffee tranken sie draußen unter den Eichen. Die treue Kaline strahlte vor Freude. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen und zur Feier des Tages einige mächtige, große braunknusperige Bauernstuten gebacken. Gleich hatte sie aber auch die junge Frau ins Herz geschlossen. Mit ihr würde sie schon ihr Auskommen finden. Sie selbst sollte es auf ihre alten Tage aber auch besser haben. Heiner hatte noch eine Magd eingestellt. Sie wollte ja gerne noch, leider machte sich das Alter immer mehr bemerkbar, da ließ sie es doch zu, daß man ihr die schwere Arbeit abnahm. (Fortsetzung folgt.) stande sich befanden, die Waffen schlagfertig bereit lagen und die Bürger für die ernste Aufgabe der Verteidigung ihrer Vaterstadt in der Stunde der Gefahr geübt und gerüstet waren. Diesen Aufgaben konnten die Bürger nur dann gerecht werden, wenn sie regelmäßig in den Waffen geübt wurden. So bildete sich innerhalb der Bürgerschaft eine militärische Organisation zu dem Zwecke, die Bürger in dem Gebrauch der Schießwaffen zu unterrichten, es entstand die Schützengesellschaft und zwar für die jungen Leute, die nach altem Zunftbrauche eine Lehr= und Probezeit durchmachen mußten, die Gesellengilde und für die Bürger, die die vorgeschriebenen Bedingungen erfüllt hatten, die Bürgerschützengilde. Um in der Oeffentlichkeit zu zeigen, daß sie ihrer Aufgabe gewachsen waren, hielten die Schützen in der Regel jährlich einmal ein Schützenfest. Als sie z. B. am 4. Juli 1754„beschlossen hatten, dem alten Gebrauch und der löblichen Uebung nach in betreff der Fertigkeit im Schießen, wenn solches gefordert werden sollte, mit dem gewöhnlichen Scheibenschießen zu verfahren und diese Uebungen also im Werke zu vollziehen,“ wandten sie sich an den Stadtherrn mit der Bitte um Genehmigung, indem sie zur Begründung aufführten, daß das Vogel= und Scheibenschießen jährlich einmal“ nicht allein nützlich, sondern auch höchst nötig wäre, damit die Eingesessenen sich das Gewehr anzuschaffen schuldig wären und erfordernfalls selbiges wohl zu traktieren wüßten". Während der Uebungen und des Festes herrschte militärische Zucht, indem der 1. Bürgermeister als Kapitän, der 2. Bürgermeister als Leutnant und der älteste Ratsherr als Fähnrich auf Ordnung und Ehrbarkeit sahen und Vergehen scharf bestraften. Der beste Schütze, der das Ziel am nächsten getroffen hatte, der„Scheibenkönig, oder kurz König genannt, genoß besondere Auszeichnungen: Er erhielt zur Belohnung einen Hut oder Pokal, war von Steuern und Einquartierungen befreit und trug bei den Aufzügen die Kette mit dem Schützenvogel. Dafür schenkte er an den Vogel einen silbernen Schild, so daß die Königskette im Laufe der Zeit mit vielen solchen Stücken behängt war. Darauf stand gewöhnlich das Jahr und der Name, wenigstens die Anfangsbuchstaben des Königs, die Zeichen seines Gewerbes wie Hammer und Zange, Winkel und Zirkel, Beil u. a. m., die Hausmarke und zuweilen auch das Wappen, sodaß solche Ketten für familiengeschichtliche Forschungen manchmal eine wertvolle Quelle sind. In dieser Verfassung hat sich die Schützengesellschaft in Lüdinghausen bis in den Ausgang des 18. Jahrhunderts erhalten. Als sie dann nach längerer Auflösung im Jahre 1821 wieder gegründet wurde, hatte sie freilich ihren ursprünglichen Zweck verloren, aber als gesellige Vereinigung hat sie das Volksleben auch heute noch ihre Bedeutung, wenn sie die Verbindung mit der Vergangenheit aufrecht erhält und die Gegensätze, die gerade in der Gegenwart unser Volk trennen, zu überbrücken sucht. Auf Regen folgt Sonnenschein Schwerte, den 28. Juni 1929. * Erstens kommt es anders... oder lasciate ogni speranza, so oder ähnlich könnte man es über den gestrigen Tag setzen, in dessen „Brust“ zwei Gefühle wohnten. Während der Donnerstagmorgen noch auf beiden Augen einen trüben Schleier trug, war bereits in der Mittagszeit durch einen operativen Eingriff von oben herab eine Besserung eingetreten und gegen 4 Uhr ging es dem tagelang herumlaborierenden Patienien ausgezeichnet. D. h. mit anderen Worten, sämtliche regenspendenden Wolkenkräne hat ein übermütiges Juniwindchen mit allem düsteren Komfort hinweggepustet, sodaß Frau Sonne nach einer größeren Erholungspause frisch gestärkt und zum Platzen voll Goldstrahlen auf der Himmelsbahn wieder erschien, und es nicht duldete, selbst von den kleinsten Federwölkchen in ihren Aktionen belästigt zu werden. Das nennt man Courage und Entschlossenheit, die hoffentlich nicht so bald mit Barometerschwankungen wieder etwas zu tun haben wird. Da pumpt man sich die Lungen mal wieder recht voll prächtiger Sommerluft, riskiert einen Freudensprung über die Fußbank und boxt mit seiner Miete erheischenden Wirtin noch vor dem 1. Juli aus lauter Pläsier schmelings=begeistert einige Runden nach Punkten aus. Als ob man selbst teilhabe an dieser Witterungsverbesserung. Den Oefen wird der schwarze Bauch demnächst nicht mehr gestopft werden, als ginge es um Mastkuren und die Regenschirme werden mit einem unsanften Fußtritt in irgend einen Winkel befördert und damit gleichzeitig degradiert. Kinder, ist das doch ein Spaß, wenn man wieder Ruhrpromenaden unternehmen kann, ohne am anderen Morgen dem Schneider seinen eingelaufenen Anzug zum Aufbügeln zu überreichen oder zum befreundeten Bäckermeister zu bringen, wo er sich am wärmeerzeugenden Beckofen von seinen feuchten Strapazen erholen kann. Selbst die Redaktionsgeister sind von einem wahren Freudentaumel ergriffen und möchten am liebsten zehn Lokalspitzen auf einmal zusammenflicken, wenn nicht der Obergeist an den Raummangel erinnert hätte. Die Sonne scheint und mit ihrem Leuchten vergoldet sie auch die Gesichter Tante Augustes und Ottos, aus denen erneut so etwas wie Unternehmungslust hervorgeht. Ottos Drang zur Freiheit hat ihn gestern bis Westhofen bugsiert, wo er die Ausflugsbegeisterung bis heute zur Abkühlung gelangen ließ. Tante Auguste hat nach den Tagen grauester Theorie zum ersten Male wieder Limonade getrunken. Kinder, kneift den Daumen, das das Wetter so bleibt und nicht erneutes Sabbelwetter uns alle wieder bewässert. Hans von der Ruhr. morgen um 8 Uhr im Gottesdienst in der kleinen evangelischen Kirche gedacht werden. Silberne Hochzeit. Am Sonntag, den 30. Juni, können der Zimmermeister Albert Leo Feldmann und Frau Julianne geb. Hünerbein, Mährstraße 7, im Kreise ihrer Angehörigen das Fest der silbernen Hochzeit begehen. Infolge Erkrankung der Frau muß von einer üblichen Feier Abstand genommen werden. Zur Silberhochzeit gratulieren wir dem Jubelpaare herzlich! * Rektor Lehmkuhl+. Aus Weitmar kam gestern die Trauerkunde, daß dort nach kurzem Krankenlager der Rektor i. R. Ih. Lehmkuhl gestorben ist. Mit ihm ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten aus unserer Stadt dahingegangen. Hat der Verstorbene doch über 44 Jahre in großem Segen an der hiesigen kath. Volksschule gewirkt. Geboren im Jahre 1863 zu Hamme bei Bochum wurde ihm nach bestandener Prüfung am Lehrerseminar zu Rüthen am 1. Dezember 1883 eine Lehrerstelle in Schwerte übertragen. Als Nachfolger des heute noch im Ruhestand in Münster lebenden Hauptlehrers Linneborn wurde Lehmkuhl, der sich bereits im Jahre 1892 der Rektorenprüfung unterzogen hatte, Anfang 1901 zum Rektor der hiesigen kath. Volksschule ernannt. Nach seiner wegen Erreichung der Altersgrenze erfolgten Pensionierung verlegte Lehmkuhl seinen Wohnsitz nach Weitmar, wo er auch ein zweites Eheglück gefunden hatte. Alle, welche den Verstorbenen gekannt, vor allem aber seine zahlreichen ehemaligen Schüler, werden ihm ein ehrendes Andenken auch über das Grab hinaus bewahren. Er ruhe in Frieden! Die Beisetzung findet am Sonntag nachmittag auf dem hiesigen Friedhofe statt. : Bericht über die Lage des Arbeitsmarktes im Arbeitsamtsbezirk Schwerte. Arbeitssuchende: 1799(2003), Unterstützungs empfänger der Arbeitslosenversicherung 972(997 Unterstützungsempfänger der Krisenfürsorge 139 (185). 402 Notstandsarbeiter aus der Arbeitslosenversicherung, 58 Notstandsarbeiter aus der Krisenfürsorge. : Aus jeder Provinz ein Primaner am Verfassungstag Gast der Reichsregierung. In einem Erlaß des preußischen Unterrichtsministers über die diesjährige Verfassungsfeier an den preußischen Schulen wird darauf hingewiesen, daß die Provinzial=Schulkollegien zu beauftragen sind, einen Primaner aus jeder preußischen Provinz als Gast der Reichsregierung zum Verfassungstage nach Berlin einzuladen. —. Diebe an der Arbeit! Heute Nacht wurde von Einbrechern ein Schaufenster bei dem Kaufmann Robert Lippmann zertrümmert. Die Diebe erbeuteten Sommerpelze im Werte von ca. 700—800 Mark. —. Sonnenwendfeier. Auf Verlangen wird morgen abend der Deutschnationale Handlungsgehilfen=Verband, Ortsgruppe Schwerte, die Sonnenwendaufführungen wiederholen. Beginn der Feier wie am letzten Samstag abend 8,30 Uhr im Ohl.(Siehe Anzeige in der morgigen Nummer.) : Fahrt nach dem Hengsteysee. Das Postauto fährt morgen nachmittag bei günstiger Witterung nach dem Hotel zum Hengsteysee. Abfahrt vom Postplatz 2,15 Uhr. Rückfahrt 7,40 Uhr. : Reichsjugendwettkämpfe. In der Vollsitzung des Unterausschusses des Ortsausschusses für Jugendpflege wurde beschlossen, die vorjährige Ausschreibung für die diesjährigen Wettkämpfe mit folgenden Abänderungen zugrunde zu legen. Der Meldeschluß ist am 8. Juli 1929. Die Sonderveranstaltungen fallen fort. In die technische Oberleitung ist an Stelle des auf seinen Wunsch ausgeschiedenen Oberschullehrers Banse Lehrer Wulf eingetreten. Die Jahresklassen verschieben sich um ein Jahr nach oben. Die Staffeln müssen namentlich und mit Altersangabe der Teilnehmer gemeldet werden. Auf dem Sportplatz werden keine Meldungen mehr angenommen. Stoppuhren sind zwecks Kontrolle bis zum 15. Juli bei Herrn Homel vorzulegen. Besitzer von Bandmaßen wollen sich bei Herrn Honsalek melden. Nun folgen die Aenderungen der Wertungen.— Heute abend und morgen abend von 6—8 Uhr findet auf dem Platz der Bismarckschule ein von dem Kreisjugendpfleger Rektor Henkel veranlaßter Lehrgang zur Einführung in die neuzeitlichen Leibesübungen und zur Vorbereitung auf die Verfassungsfeier am 11. August statt. Um 8 Uhr ist dann heute— Freitag— eine Versammlung bei Roß, in der die Veranstaltung am 11. August auch mit den Vertretern der auswärtigen Vereine aus den Aemtern Aplerbeck und Westhofen besprochen werden soll. : Wetterbericht der Wetterwarte Essen vom 27. Juni 1929. Zwar bringt uns heute morgen ein Ausläufer des nur sehr langsam nach Osten abrückenden Tiefs noch Trübung und vereinzelt leichten Regen, doch breitet sich gleichzeitig ein flacher Ausläufer des westlichen Hochdrucks über Dänemark aus. Damit tritt eine weitere Besserung der Wetterlage ein, doch ist eine solche von längerer Dauer heute noch nicht sicher. Die heutigen Morgentemperaturen liegen in Deutschland zwischen 10 und 13 Grad. Der Kahle Asten hat Nebel und 4 Grad. Wetteraussichten bis Samstag: Wechselnd bewölkt, ein wenig wärmer, meist trocken. Amt Westhofen Lichtendorf. Einen schweren Verlust erlitt am letzten Dienstag abend der Landwirt Ewald Dickerhoff von hier, in dem ihm ein wertvolles schönes Pferd durch Kollikerkrankung einging. I. Westhofen. Fuhrwerke auföffentlichen Straßen stehen zu lassen ist verboten. In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß Langwagen und Karren unbespannt und ohne Aufsicht einfach auf öffentlichen Straßen stehenblieben. Da hierdurch die Verkehrssicherheit in erheblicher Weise gefährdet ist, haben die Polizeibeamten Anweisung erhalten, die Besitzer der Fuhrwerke zur Anzeige zu bringen. weil als Dieb nur ein Arbeitskollege in Frage kommen kann. Hoffentlich werden die angestellten Ermittelungen nach dem Täter Erfolg haben. damit er die ihm gebührende Strafe erhält. l. Westhofen. Ohne Briefkasten. Schon seit einigen Tagen vermißt man den bei der Wirtschaft zum Amtshaus hierselbst befindlichen Briefkasten. Die Wegnahme des Kastens, der anscheinend repariert werden soll, hätte man vorher bekanntgeben oder aber einen anderen Briefkasten besorgen sollen. I. Westhofen. Unfälle. In den hiesigen Betrieben kamen wieder einige Unfälle vor. Ein Zimmermann kam beim Tragen von Hölzern zu Fall. Er zog sich einige Verrenkungen zu. Zwei andere Arbeiter erlitten an den Händen Quetschungen, die sie längere Zeit von der Arbeit fernhalten werden. Amt Aplerbeck Schüren. Gewissensbisse trieben einen hiesigen Bürger an, durch Diebstahl angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Ein Anwohner des Kurzen Weges erhielt vor einigen Tagen einen Geldbetrag von etwa 25 A geschickt mit der Mitteilung, Absender habe sich in Not in den beiden letzten Jahren durch Felddiebstähle bereichert. Obschon er auch jetzt nur mit knapper Not herumkomme, habe er seit einigen Monaten die genannte Summe gespart, um sein Gewissen zu beruhigen und wieder Achtung vor sich selbst haben zu können. Halte mit Deinem Fahrzeug nicht an scharsen Wegekrümmungen, Kreuzungen und Haltestellen der Straßenbahn, derartige Stellen müssen übersichtlich bleiben. Gelucht zum Herbst Elagen-Wohnung in herrsch. Hause. Schriftl. Offert. unter No. 2514 bef. die Exped. ds. Ztg. Schlagjahne empfiehlt Rettstadt, Hagenerstr. 6. Stacheibeeren billig abzugeben. 2525 V. Zimmermann Holzen, Helenenhof. Kriegerverein zu Schwerte e. 9. Sonntag, 30. Juni, mittags 1 Uhr: Antreten im Vereinslokal Kordeck, zur Teilnahme an der Jubelfeier in Ergste. Zahlreiches Erscheinen erbittet Der Vorstand. Ein gut rechnender Kaufmann— muß und wird inserieren! I. Westhofen. Die Lohntüte gestohlen. Einem jugendlichen Arbeiter wurde auf einem hiesigen Werke aus seiner Hosentasche die Löhnung gestohlen. Die Tat ist umso verwerflicher, Gedenktage. 28. Juni. Der französische Philosoph Jean Jacques in Genf geboren(gestorben 1778))— 1815 Der Komponist Roberet Franz in Halle geboren(gestorben 1892)— 1865 Der Dichter Otto Julius Bierbaum zu Grünberg in Schlesien geboren(gestorben 1910)— 1914 Erzherzog=Thronfolger Franz Ferdinand von Oesterreich=Este(geboren 1863) und seine Gemahlin in Serajewo ermordet. Trauergeläut. Anläßlich der 10. Wiederkehr des Tages, an dom das Versailler Schanddiktat unterzeichnet wurde, findet heute nachmittag 3 Uhr ein Trauergeläut von den evangelischen und katholischen Kirchen statt.— Der Wiederkehr dieses tvaurigen Tages soll am Sonntag Schon wieder gebe ich Ihnen die Gelegenheit, Ihren Bedarf an Haushaltartikeln äußerst vorteilhaft einzukaufen. Benutzen Sie die günstigen Angebote in meinen S Jetzt kaufen- heißt sparen! Sehwerter-Hadenartunge Hüsingstraße 6. 2•16 Logelistousounabend u. Sontaghlni6 Dumme Frage! Es Natirlichnach Hesthoen zu Jos. Schulte 5 Warum denn? s# Na, da gibt es guten Kaffee, tadellose s# ## Getränke. Für gute Musik sorgt eine## ##s moderne Parlophon-Lautsprecheranlage.## Mliadlindbundbndbundanghundhun Lichtspiele zur Reichskrene Harry Piel der König der Sensationen in seinem neuesten u. erfolgreichsten Film Seine Kurtste Wuffe. Ein sensationeller Abenteuer- Roman in 10 spannenden Akten. Die Hölle der Zundfrauen! Eine Tragödie aus dem Leben nach dem gleichnamigen Roman der Schriftstellerin Gabriela Popolska. IUfa-Wochenschau Morgen nachm. 4 Uhr: Kinder-Vorstellung Nr. 149(Drittes Blatt) Schwerter Zeitung Tersunner Freitag, 28. Juni 1929 Im Spiegelsaal des Versailter „Friedensvertrages“- Der Kampf mit der Kriegssch Zum 28. Juni. Zum zehnten Male jährt sich am 28. Juni der Tag, an dem das Schanddokument von Versailles unterzeichnet wurde. In Deutschland finden aus diesem Anlaß in diesen Tagen Kundgebungen statt, in denen gegen die Bestimmungen dieses Friedensdiktates protestiert wird, vor allem gegen den Artikel 231, in dem Deutschland und seine Verbündeten der Schuld am Kriege bezichtigt werden. Auf dieser erzwungenen Anerkennung der deutschen Kriegsschuld durch die damalige Reichsregierung sind bekanntlich die deutschen Reparationsverpflichtungen aufgebaut, die nach dem Young=Plan noch zwei Generationen belasten sollen. Wir haben daher nicht nur ein ideelles Interesse daran, von der Schuld am Kriege freigesprochen zu werden, sondern auch ein sehr materielles: Die Feststellung, daß Deutschland nicht für den Kriegsausbruch verantwortlich zu machen ist, würde nicht nur einen Makel von uns nehmen, sondern auch den Tributzahlungen den juristischen Boden entziehen. Ein großer Irrtum wäre es freilich, zu glauben, daß mit dem Widerruf der Kriegsschuldlüge ohne weiteres unsere Tributverpflichtung erlöschen würde. Tatsächlich ist sie uns auferlegt worden nach dem Recht des Stärkeren, nach dem Grundsatz: Wehe dem Besiegten! Das eigene Schuldbewußtsein unserer Gegner ließ es diesen aber geraten erscheinen, der deutschen Tributverpflichtung ein moralisches Mäntelchen umzuhängen. In dem Bestreben, allzu schlau zu sein, haben sie dabei vielleicht eine große diplomatische Ungeschicklichkeit begangen. Denn sie hätten sich sagen müssen, daß sich eine Lüge, von der sie ganz genau wußten, daß es eine Lüge war— nicht ewig aufrechterhalten läßt, nicht einmal so lange, wie die deutschen Tributverpflichtungen laufen. Da sie aber keineswegs gewillt sind, die Ausplünderung Deutschlands einzustellen, sobald das Lügengewebe zerreißt, so muß einmal der Zeitpunkt kommen, wo ihre Raubgier ohne jedes moralische Mäntelchen, in voller Nacktheit, vor aller Welt dasteht. Für alle Einsichtigen ist dieser Zeitpunkt jetzt schon da. Die Aktenveröffentlichungen, die nach dem Kriege erfolgt sind, besonders die Oeffnung der russischen Archive, lassen keinen Zweifel darüber, wo die wahrhaft Schuldigen zu suchen sind. Sie saßen in Paris und in Petersburg, aber auch in London und in Washington. Von Deutschlands Kriegsschuld ist nichts übriggeblieben als eine Reihe von diplomatischen Ungeschicklichkeiten, die sicher nicht vorgekommen wären, wenn Deutschland den Krieg ernstlich gewollt hätte. Deutschland ist ahnungslos in die Falle gegangen, die ihm die anderen gestellt haben. Wenn man daraus eine Schuld konstruieren will, so bedeutet das eine Umkehrung aller logischen Begriffe. Die ernste wissenschaftliche Forschung, auch der Feindbundstaaten, hat heute auch schon längst die Kriegsschuldlüge preisgegeben. Man spricht höchstens noch von einer Mitschuld Deutschlands. Aber immer kleiner wird auch diese Mitschuld, je mehr Tatsachen aus der Vorgeschichte des Weltkrieges bekannt werden. Doch, was hilft es, solange nur die Wissenschaft Deutschlands Unschuld anerkennt? Die Politiker der Feindbundstaaten haben heute noch das größte Interesse daran, die Schuldlüge aufrechtzuerhalten. In den Reden Poincarés, des wahren Urhebers des Weltkrieges, kehrt sie immer wieder. Er braucht sie zu seiner eigenen Rechtfertigung und zur Begründung der Forderungen Frankreichs in Deutschland. Auch die Presse in den Feindbundländern hält noch vielfach an der Kriegsschuldlüge fest, um sich nicht selbst zu dementieren. Denn der Glaube an die Kriegsschuldlüge ist ja zum größten Teil auf die wüste Pressehetze zurückzuführen. Wie stark beispielsweise in Amerika auch heute noch der Einfluß dieser Massensuggestion ist, zeigte erst jetzt wieder der in Brüssel verhandelte Prozeß des amerikanischen Architekten Warren gegen die Universität Löwen. Warren und mit ihm einige amerikanische Geldgeber verlangten bekanntlich die Anbringung einer deutschfeindlichen Inschrift an dem neu errichteten Bibliotheksgebäude in Löwen, während die Universitätsbehörden— in besserer Kenntnis der tatsächlichen Vorgänge— die Anbringung der Inschrift„furore teutonico“ verweigerten. erlebte Deutschland am 28. Juni 1919 seine tiefste Erniedrigung- Haß und Lüge sind die Urheber dieses gegen die Kriegs chuldlüge- Mehr deutsche Einigkeit und Schicksalsverbundenheit ist das Gebet der Siunde kan kann aus diesem Prozesse ersehen, wie fest auch heute noch im Auslande der Glaube an die Kriegsschuldlüge ist und wie sehr dadurch das deutsche Ansehen geschädigt wird. mer wieder und wieder müssen wir deshalb unsere Stimme erheben, müssen wir hinausschreien in die Welt, daß Deutschland an dem Blutbad des Weltkrieges unschuldig ist. Ganz besonders aber gibt uns der zehnjährige Gedenktag der Unterzeichnung des Versailler Vertrages Anlaß, die Forderung zu erheben: Fort mit der Kriegsschuldlüge! Zum 10. Gedenktage des # Am heutigen Tage jähren sich zum zehnten Male jene Stunden, in denen im Spiegelsaal des Versailler Schlosses von den Beauftragten der Deutschen Republik der uns aufgezwungene, vom fanatischen Haß erfüllte sogenannte„Friedensvertrag“ unterzeichnet wurde. Es liegt uns fern, auf die deutschen Unterzeichner dieses schandvollen Diktats einen Stein zu werfen, die unter dem Druck der gegebenen Verhältnisse die Feder ergriffen hatten, um einen Strich unter all' das Grauen zu ziehen, das aus den gewaltigen Kriegsnöten mit seinen unerhörten Opfern geboren wurde, um zu jener friedlichen Einsicht zu gelangen, die sich auswirken sollte in der Wiedererrichtung einer gesitteten Weltanschauung, verbunden mit dem Glauben an eine loyale freundschaftliche Annäherung der bisher sich auf das schärfste bekämpfenden Nationen. Versailler Schanddiktats. wird. Aber was nützen uns schließlich alle Versprechungen, jener Kelloggpakt und die vielen Abrüstungsklauseln, die geradezu mit den tatsächlichen Verhältnissen im krassesten Widerspruch stehen und die damit zu einem Popanz der Weltgeschichte herabsinken müssen. Wir recken uns und möchten die Glieder dehnen, aber es sind die eisernen Fesseln, die uns daran hindern; es sind jene Mächte, die uns bewußt am Boden halten wollen, auf daß wir Sklaven bleiben. Das Diktat von Versailles und die Behauptung, daß Deutschland am Weltkriege der schuldige Teil sei, gehören gleich Zwillingsbrüdern zusammen. Die Weltkriegsschuldfrage gebar den Versailler Vertrag, er wurde von der Lüge und dem Bösen diktiert. Aber in den Jahren unserer tiefsten Not gab es schon Männer in allen Ländern, die historisch und der WahrAus Stunden tiefster ME Ainan * S Re ce Am 28. Juni 1919, genau 5 Jahre nach dem Mord von Serajewo, der den Weltbrand entfacht hatte, ist in Versailles der Friedensvertrag unterzeichnet worden, der das deutsche Volk von dem Gipfel höchsten Ruhmes in den Abgrund tiefster nationaler Demütigung stürzte. Unser Bild zeigt den historischen Augenblick der Ueberreichung der Friedensbedingungen an Zehn Jahre Versailler Frieden. die deutsche Delegation der Friedenskonferenz, die vorn in der Mitte(XX) zu sehen ist. Vom Hintergrund nach dem Vordergrund: Leinert, Landsberger, Brockdorff=Rantzau, Giesberts und Schücking. Versailles bedeutet heute für uns die Erinnerung an Deutschlands tiefste Erniedrigung, ist für uns der Name, dessen einzelne Lettern aus tausenden von Haßatomen bestehen, ist der Inbegriff schmachvollsten Erlebens. In jenem Saale, wo vor 58 Jahren der glänzende Aufstieg unseres Vaterlandes jubelnd bekundet wurde, wo eine Nation mit Blut und Eisen geschmiedet, Einmütigkeit und Geschlossenheit freudig dokumentierte, genau in demselben Raume wurde vor 10 Jahren dem deutschen Volke deutlich klar gemacht, daß es von jetzt ab ehr= und wehrlos sei, daß es den Fluch an dem größten aller Kriege zu tragen habe und daß es seinen Traum von der angeborenen goldenen Freiheit nun einmal endlich begraben müsse. Und als man die Gedanken hegte, einen allgemeinen„Weltfrieden“ aus der Taufe zu heben, marschierte brutale französische Soldateska über den Frieden ersehnenden deutschen Boden, um an Rhein und Ruhr Deutschlands empfindlichsten Lebensnerv vom Herzen des aus tausend Wunden blutenden Vaterlandes in räuberischer und erpresserischer Absicht zu trennen. Da leuchtet der von einer Glorie, umgebene Name des Dulders Leo Schlageter auf, da sind es die vielen deutschen Frauen und Männer, die fremdherrschaftlicher Willkür um ihrer Vaterlandsliebe zum Opfer fielen, da schreit die bittere, unsagbare Not der Entbehrung zum Himmel, da sind es jene Gebiete, die auch heute noch unter den Schritten der alliierten Machthaber erbeben und erzittern. Das ist Versailles! Und nun zehn Jahre diese schmachvolle Duldung eines zur Freiheit geborenen Volkes, das nichts anderes herbeisehnt als nur den Frieden, der in unzähligen Konferenzen immer wieder als das zu erstrebende Ideal hingestellt heit dienend, bewiesen, daß die ungeheuerliche Beschuldigung Deutschlands, die es um sein Ansehen brachte, vollkommen haltlos und verfehlt sei, ja, daß diese Beschuldigung ein von Haß und Mißgunst errichtetes Kartenhaus ist das reinere Winde längst einstürzen ließen. Und trotzdem besteht das Versailler Diktat auch heute noch in gleicher Weise fort, wie es die Lüge erfunden hat, trotz aller sich durchgerungenen Wahrheit ist Nacht um uns geblieben und unser Schicksal ist das der Knechtschaft und Entbehrung. Kein Grab wurde geschaufelt dem schmachvollen Versailler Diktat! Haben wir das um unser Volk verdient, ist diese Verdammnis zur Rächerin unreiner Elemente bestimmt, die zerstörend und zersetzend wirken? Wir müssen da in unser Volksleben hineinschauen, um begreifen zu lernen, daß schlechte Saat nur schlechte Früchte zu erzeugen vermag. Uns mangelt es noch an manchen für die Gesundung unseres Volkes notwendigen Voraussetzungen. Die Fesselung der Gemeinsamkeit an unserem schweren Los ist noch lange nicht erkannt, die innerliche Schicksalsverbundenheit ist noch nicht zu einem Pulsschlag der Gesamtheit geworden. Jener innere Seelenbund, der auf dem Fundament des allumfassenden Solidaritätsgefühls zu einer neuen Freiheit emporwächst. „Wir wollen frei sein wie die Väter waren!“ Diese Freiheit erreichen wir nicht durch Zersetzungsaktionen von Volksschwestern und Volksbrüdern, die von dem„Hand in Hand Stehen“ der Deutschen unter dem großen nationalen Schicksal nichts wissen wollen, die als Außenseiter gegen den Strom anschwimmen, in der Hoffnung, ein gelobtes Land zu erreichen, was in Wirklichkeit gar nicht existiert. Das ist nicht die Erstrebung der langersehnten Freiheit, das trägt nicht zur Vernichtung des Versailler Schanddiktats bei, sondern es stärkt und festigt jene alliierte Gesinnung, die Deutschland als ein Sklavenland erhalten will. „Ich kenne kein Vaterland, das Deutschland heißt,“ sagte einst Crispien im Reichstag aus. Das war das rechte Wasser für die blauweiß=roten Mühlen Poincarés, der aus weiteren ähnlichen deutschen Ausführungen die Schlußfolgerung zog, daß sich nähere Untersuchungen über den Ursprung des Dramas, von dem die Welt erschüttert ward, erübrigen. Wir tragen selbst ein Teil Schuld an unserer augenblicklichen Lage; aus dem eigenen Volke heraus wurde die falsche Meinung des Feindbundes genährt und gefestigt. Seien wir doch ehrlich, daß es höchste Zeit wird, einig und geschlossen gegen das Versailler Diktat zu marschieren, um seine endgültige Zerschlagung herbeizuführen. Die zehnjährige Wiederkehr des Tages, der uns in Fesseln schlug, mahnt uns eindringlichst daran. „Wir wollen trauen auf den höchsten Gott!“ Von Bethlehem komme der Geist der Versöhnun über uns, er zerstöre den Haß und die Uneinigkeit, die uns Volksgenossen voneinander trennen.„Die Liebe ist das Höchste“. Daran mangelt es uns, an der großen, alle eigenen Selbstsüchte übertönenden, an der gebenden, schenkenden, die Not der Mitmenschen lindernden Liebe. Daran krankt unser ganzes Volkstum, daran kranken auch alle die, die im politischen Leben sich immer wieder aufs neue leidenschaftlich bekämpfen, daran krankt das einst so stolze Deutschtum. Bruder muß sich wieder zum Bruder finden, die Schranken der Zersplitterung müssen fallen, wenn wir wieder atmen wollen im freien, sonnigen Licht. Soll der Weg zur Höhe führen, dann nur durch die Einheit des deutschen Volkes. Die allein ist des Glückes Unterpfand, und nur unter dem Siegeszeichen des Kreuzes erreichen wir das Ziel, das uns frei machen soll von der Knechtschaft, die uns das Versailler Diktat auferlegt hat. „Wir sind ein Volk, vom Strom der Zeit gespült ans Erdeneiland.“ Aber wir haben Kraft und Leben, um uns zu erheben und fortzuschreiten auf dem Gegenwartswege einer klar vor uns leuchtenden Zukunft entgegen. Unser Fleiß und unsere Zähigkeit und Ausdauer bürgen dafür, daß wir uns durch die Nacht von Versailles wieder durchringen. Deutschland muß leben! Aber: Deutscher, stelle dein Deutschland über alles, vor allem über dich selbst. Das ist Verfassungsgeist und das leitet die Geschicke der Gesamtheit. Die Gegenwart fordert von uns heiße Liebe zu dem Lande, das uns geboren hat, sie fordert den Willen zur Einheit. Jeder an seinem Platze, jeder an seinem Werke schaffen wir gemeinsam an dem Webstuhl der Einheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit gegen den Schandvertrag von Versailles. Auf daß es blühe und gedeihe, unser geliebtes deutsches Vaterland! H.=E. L. Wie unterzeichnet wurde! Aufzeichnungen eines Zuschauers. Von Rolf Brandt. Am 6. Mai, des Abends, saß noch ein großer Teil der deutschen Delegation in dem kleinen weißen Hotel Vatel, in dem die Presse untergebracht war. Man saß an runden Tischen. Einer der deutschen Hauptdelegierten, der Reichsminister Giesberts saß an meinem Tisch, ebenso der Hauptdelegierte Leinert, eine Anzahl Kollegen, ein paar Sachverständige. Das Gespräch erhitzte sich. Ich hatte die französischen, englischen und amerikanischen Zeitungen gelesen, ich hatte gelernt, Zeitungen zu lesen, und meinte, daß die Bedingungen ungeheuer schwer sein würden. Die Sozialisten an unserem Tisch wiesen auf ein paar Artikel in französischen sozialistischen Zeitungen hin, auf die französischen Gewerkschaften, auf den großen Streik, der in Paris am 1. Mai stattgefunden hatte. Es ist Wahrheit, noch am 6. Mai glaubte der größte Teil der deutschen Delegation an einen Frieden, der die großen Prinzipien Wilson sicherstellte. Leinert schlug mit der Faust auf den Tisch, als ich schließlich sanatisch opponierte, und er ging mit dem stolzen Satz:„Der 7. Mai wird meinen Glauben an das Weltgewissen rechtfertigen!“ Am 7. Mai wurden die Bedingungen übergeben. Das Auto biegt in die Einfahrt. Das Predigergesicht von Lloyd George, Sohn des Dorfschullehrers von Llanystymdwy, Arbeiterführers und Verräters der Freiheit, taucht auf. Gelbbraune und zitronenfarbige Masken, flatternde Fähnchen. Alte und neue Kraftwagen, eine Welt, einig in der Narrheit ihre Hasses und Diebesgelüstes rast vorbei; eine halbe Stunde lang. Drei Uhr vierzehn. Der Wagen von Rantzau. Wir grüßen. Das Gesicht erschüttert in Blässe und Ernst, hebt die Augen. Eine Hand greift nach dem schwarzen Hut. Drinnen rollt das Räderwerk einer toten Zeremonie. Graf Brockdorf=Ranteau erhält den Band„Conditions de Paix“. Ein weißer, starker Band, der nun, während die Zeremonie weitergeht, auf dem Tisch vor Rantzau liegt. Der Graf läßt seine Handschuhe achtlos auf dem weißen Buche liegen. Jugend jemand von den Pressezuschauern flüstert: Auf dem Vertrag sitzt ein schwarzer Geier.“ Es geht wie ein Grauen durch die Reihen der Journalisten, bis wir erkennen, daß die Handschuhe diese sonderbare Figur bilden. Erheben und Setzen, Reigen, Schweigen, Reden. Die Drähte, an denen diese Figuren bewegt werden, sind nicht zu sehen. Wann ist das, daß ich die Worte und Antworten höre?„Das Gewissen der Welt".„Wir sind allein, aber nicht schutzlos, unser Verbündeter ist das Recht!" Merkt der Graf nicht, daß er zu Schemen spricht? Merkt er nicht an den gläsernen Mienen, daß die Gestorbenen für die Gefühle des Lebens kein Organ haben? Hat er nicht gesehen, daß er zu schwarzen Anzügen und zu ordensbedeckten Uniformen spricht? Wieder saß ich im Delegationszuge. Wieder die Bahnhofshalle von Köln. Der Zug war fast vollkommen leer. Auf den Bahnsteig war eine militärische Kavalkade aufgebaut. Man erwartete Hermann Müller und den Kolonialminister Bell, die den Vertrag unterschreiben sollten. Aber die Herren waren nicht im Zuge. Die Uniformen der Alliierten glitzerten. Ein französischer Oberst, ein paar englische Uniformen, deren Rang ich nicht so schnell feststellen konnte. Plötzlich kam ein Bekannter aus der englischen Armee, Bekannter aus längst verrauschten, guten Zeiten, auf mich zu:„Wir haben gehört, es gäbe Revolution in Deutschland, werden Sie nicht unterzeichnen?“ Ehe ich noch eine Antwort geben konnte, stand ein Dutzend französischer Journalisten in der Nähe des Fensters, und das Wort, das die letzten Wochen von Versailles wie monotone: Gesang begleitet hatte klang mir wieder entgegen:„Signeront=ils?“ Meine Laune ist leicht zu verstehen. Ich sagte: „Ich begrüße Sie, da ich Sie wiedersehe, über das Politische möchte ich nichts sagen.“ Da trat ein französischer Oberleutnant ins Abteil, und fragte sehr formell, ob die deutschen Delegierten in diesem Zuge wären. Ich fühlte mich zu formellen Auskünften durchaus nicht berechtigt. Aber dann kam der Oberleutnant Le Bourjet, der(Sohn des Parlamentariers, an das Fenster und fragte dieselbe Frage, das gleiche Fieber, das Frankreich durchzuckte:„Signerat=on?" Ich antwortete:„Ich weiß es nicht, ich glautie und hoffe, daß man nicht unterschreiboi wird.“ Die Gesichter wurden starr, eine ungeheure Aufregung schien in die Gruppe der französischen Herren gekommen zu sein, sie sprachen durcheinander, ein paar Ordonanzen werden herangerufen, wieder kam Le Bourjet an mein Fenster und fragte:„Sie haben eben gesagt, man wird nicht unterzeichnen?" Ich antwortete: „Ich glaube und hoffe, daß dies der Fall ist.“ Es ist schwer, die Aufregung zu schildern, die durch die französischen Militärs nach dieser Auskunft ging, und ich will im Rahmen dieser Aufzeichnungen auch nicht versuchen, was davon rein militärische Idee war, und was politische Ueberlegung. Die drei englischen Herren standen wie aus Stein gemeißelt, eine Gruppe für sich. Ich bin mir bewußt, daß kein Wort dieser Schilderung übertrieben ist. So kam der 28. Juni. In der Mitte des Saales befindet sich die Tafel, an der die Vertreter der alliierten und assoziierten Mächte sitzen. Zu beiden Seiten den Saal entlang, stehen die rotbezogenen, lehnenlosen Bänke für die Zuschauer. Die Entfernung ist für die weiteren Reihen doch immer noch über dreißig Meter. Clemenceau soll mit den Veteranen reden, der Vorgang ist nicht zu erkennen, man steigt also auf die Bänke. Photographen erklimmen die Pfeiler, die Herren helfen ihren Damen zu den luftigen Standpunkten, und bewahren sie sorgfältig vor dem Fall von den Pfeilernischen. Ein holländischer Kollege, dem die kurzen Röcke über den Kopf flattern, macht die Bemerkung: „Ich dachte, dies sei wenigstens eine diplomatische Handlung, nun ist es eine Wäscheausstellung.“ Wilson, etwas nervös lächelnd, schreibt ununterbrochen Autogramme auf das Erinnerungsblatt, das zu diesem Zwecke gezeichnet worden ist. Die deutschen Beauftragten erscheinen. Sie begeben sich schweigend zu ihren Plätzen, und durch die Lücke, die durch das Leerbleiben der Stühle für die chinesische Delegation entstanden ist, kann man das blonde, in diesem Augenblick undurchdringliche Gesicht von Hermann Müller erblicken. Clemenceau erhebt sich, seine harte Stimme geht durch den Raum, aber das leise Sprechen auf den Bänken läßt das Gesprochene nicht zur Klarheit kommen:„Die Sitzung ist eröffnet. Zwischen den alliierten und assoztierten Mächten und dem Deutschen Reich ist über die Bedingungen des Friedensvertrages das Uebereinkommen getroffen worden; der Text ist fertiggestellt. Der Präsident der Konferenz hat schriftlich bestätigt, daß der Text, der unterzeichnet werden würde, mit dem Text der beiden Exemplare, die den beiden deutschen Delegierten zugestellt worden sind, übereinstimmt. Die Unterschriften sollen gegeben werden. Sie werden als eine unwiderrufliche Verpflichtung zu gelten haben, die erfüllt und in der Gesamtheit ihrer Bedingungen loyal ausgeführt werden rd. Unter diesen Voraussetzungen habe ich die Ehre, die deutschen Bevollmächtigten einzuladen, sich bereit zu machen, ihre Unterschrift zu geben.“ Reichsminister Hermann Müller unterschreibt. Der Minister Bell folgt ihm. Drei Uhr zwölf Minuten. Nachdruck verboten. Als wichtigste Aufgabe gilt den meisten Deutschen der Wiederaufbau des wirtschaftlichen Daseins ihrer Familie und ihres Geschäfts. Das ist ganz begreiflich, und man soll es nicht Egoismus oder Materialismus schelten. Aber niemand darf vergessen, daß der wirtschaftliche Wiederaufbau von unserer außen= und innerpolitischen Lage grundlegend abhängig ist. Ein Land, das von den äußeren Feinden ohne Rücksicht auf seine Leistungsfähigkeit jährlich um Milliarden ausgebeutet wird, Schuldenwirtschaft treibt und das daher chaotische Zustände und Unruhen erwarten muß(Vorspiel die Berliner Maitage), kann dem Einzelnen niemals eine wirtschaftliche Sicherheit bieten. Daher erscheint die Wiedergewinnung der äußeren Freiheit das wichtigste Ziel nach dem Grundsatz, daß die äußere Politik den innerpolitischen Sorgen voran zu gehen hat. Doch Friedrich der Große sagte: Politik und Soldaten ist Musik ohne Instrumente. Nun ist aber das militärische Zahlenverhältnis von Deutschland zu Frankreich und seinen Versallen 1:90 und das Verhältnis an modernen Waffen 0: unendlich. Der Musik fehlen eben die Instrumente. Sie wieder zu erhalten, muß zweifellos eins unserer wichtigsten Ziele sein. Da dies z. Z. unerreichbar ist, hat wenigstens die Einsicht von seiner Bedeutung Gemeingut zu werden. Aber davon sind wir weiter entfernt als je. Die Wehrhaftigkeit verursachte kürzlich in einem Kreise sozialistischer Jugend fast Tobsuchtsanfälle. Dabei wird vergessen, daß Wehrhaftigkeit gerade den Einfall des Feindes verhindern soll. Wehrlosigkeit ist Kriegsgefahr für ein Volk. Der Pazifismus hat einen Umfang angenommen, den man noch vor zwei Jahren für unmöglich gehalten hätte. Der Landesverrat wird verteidigt, ja, als„Gentleman=Verbrechen“ gepriesen. Der sozialistische Reichstagsabgeordnete Rosenfeld prägte das Wort:„Das Gesetz von Versailles ist das oberste deutsche Reichsgesetz, also muß jeder Deutsche dafür sorgen, daß es ausgeführt wird. Verfehlungen müssen öffentlich angezeigt werden." Das ist der Wille zum Sklaventum. Deshalb ist die Bekämpfung dieses Willens unsere wichtigste Aufgabe. Pazifistische Gesinnung ist schlimmer als militärische Wehrlosigkeit, weil sie geistige und sittliche Wehrlosigkeit bedeutet. Der Pazifist würde sich auch nicht wehren wollen, selbst wenn er überlegene Wehr und Waffen hätte. Er will Sklave bleiben. Mit einem solchen Volke könnte auch ein energischer Staatsmann keine Außenpolitik treiben. Solch ein Volk hat nicht nur keine Instrumente, sondern ist auch unmusikalisch, d. h. außenpolitisch willenlos. Wer je unter vier Augen mit einem befreundeten Ausländer gesprochen hat, wird die ernste Sorge dieses Deutschfreundes bemerkt haben. Daß Deutschland den Krieg gegen eine vielfache Uebermacht im fünften Kriegsjahre verloren hat, konnte seinem Ansehen nicht schaden, der lange heldische Widerstand nur nützen. Die sozialistische und bolschewistische Gefahr, besonders der Berliner Mai=Aufstand, machen das Ausland bedenklich, sie finden jedoch die Erklärung in der riesenhaften industriellen Entwicklung Deutschlands und seiner jetzigen Ausbeutung und Arbeitslosigkeit. Aber daß seine Arbeitermassen jeden nationalen Selbstbehauptungswillen verloren haben, erscheint den Angehörigen aller anderen Völker unfaßbar.„Das deutsche Volk“ sagen sie,„ist das größte und intelligenteste Volk des Kontinents, es müßte ihn poliitsch beherrschen oder doch beeinflussen. Das Gegenteil ist der Fall, und es scheint, daß z. Z. weite Teile seines eigenen Volkes das so wollen.“ Ein wahres und furchtbares Wort. Wir wehren uns dagegen, daß der deutsche Arbeiter national verlumpt sei. Wir Frontsoldaten wissen ja, daß er im Kriege ebenso hervorragend war wie der Bauer und jeder andere Berufsstand. Aber wir haben die Führung über ihn verloren. Er ist jetzt verhetzt. Der Klassenkampfgedanke und der Neid gegen alle besser gestellten Deutschen haben die natürliche Ueberlegenheit verdrängt, daß ein siegreiches Ausland uns ausbeutet, und zwar den Arbeiter am meiden. Seine Führer sind vielfach nicht deutschen Die Menge drängt gegen die Bänke, halblaute Worte dringen durch den Saal, aus der Mitte ertönen Rufe:„Stille“, Wilson, Lloyd George und Clemenceau ziehen vorüber, wie in einem seltsamen Reigen, ihre Gesichter sind merkwürdig starr, den Federhalter in der rechten Hand treten sie an den Tisch, und vollenden den schicksalsschweren Kreislauf, indem sie auf der anderen Seite zu ihren Plätzen zurückkehren. Kanonenschüsse dröhnen. Es ist gegen 4 Uhr. Der Vertrag ist von den Vertretern aller anwesenden Staaten gezeichnet. Die Wasser von Versailles beginnen zu springen. Wir haben diese Abschnitte dem in der Hanseatischen Verlagsanstalt, Hamburg, erschienen Buche von Rolf Brandt„So sieht die Weltgeschichte aus...“ entnommen.— Erhältlich in der Buchhandlung C. Braus. Blutes. Deutsches Volkstum und Land sind ihnen wesensfremd und gleichgültig; sie sind oft neu eingewandert und besitzen erst kurze Zeit die deutsche Staatsangehörigkeit, sind Angehörige der verschiedensten Völker. Wie kann man von diesen„deutschen“ Führern deutsches Verständnis erwarten? Nach dem Grundsatz„Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland“ sind sie international, sie wechseln leicht die Staatsangehörigkeit, die ihnen nur etwas Aeußerliches bedeutet, eine Frage der augenblicklichen Zweckmäßigkeit. Unter solchen Führern, Literaten und Zeitungsschreibern ist das gesunde Volksgefühl verloren gegangen. Aber freilich, das war bei uns leichter möglich, weil seit den Zeiten der Teutoburger Schlacht die Deutschen so oft untereinander uneinig waren und es mit den Feinden ihres Volkes gehalten haben.„Aus Neid“, sagt Tacitus. Wird nicht dieser Neid jetzt wieder von den Feinden unseres Volkstums gegen uns ausgenutzt? Sind wir Deutschen aller Stände gefeit gegen Neid und Verhetzung? Haben wir genug Menschenkenntnis, um das Gift zu erkennen und uns selbst zu prüfen? Unserem Volke, insbesondere seiner Arbeiterschaft, den bei allen Völkern selbstverständlichen völkischen Selbstbehauptungswillen wiederzugeben, ist unsere wichtigste Aufgabe. Haben wir ihn zurückgewonnen, sind wir wieder ein einiges Volk gegenüber den anderen Völkern, dann sind alle politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen bereits halb gelöst. Aber das Wort Einigkeit wird zur leeren Redensart, wenn es nicht unter die eben genannte Voraussetzung gestellt wird. Man schreit bei uns rechts und links nach einem Diktator. Er würde unser Volk nur noch mehr spalten, wenn es nicht gelänge, das geheime Sehnen der Besten unseres Volkes zu erlösen. Das hat Mussolini verstanden, deshalb regiert er gegen geringe Widerstände. Dieses geheime Sehnen der Besten unseres geknechteten Volkes allmählich zu erwecken, ist die Aufgabe der vaterländischen Bewegung. Sie arbeitet vielleicht auf lange Sicht. Auch das Sehnen von 1813 wurde erst 1870 erfüllt. Wir haben weit größere Hindernisse zu überwinden. Wir dürfen den Mut nicht sinken lassen. Dann wird auch unserem Mühen, vielleicht nach uns, Erfüllung werden. Immer wieder muß es das Volk hören: Auch eben geborene Kinder sollen noch als Männer tributpflichtige Sklaven sein. Das abzuwenden ist die gemeinsame wichtigste Aufgabe. Am 28. Juni soll unser Volk, wenn auch wehrlos, einmütig gegen das Versailler Diktat protestieren, das ihm vor zehn 10 Jahren von neidischen und beutegierigen Feinden als Sklavenjoch auferlegt wurde. Mögen an diesem Tage Parteigeist, Internationalismus und Pazifismus schweigen, damit das Ausland sieht, daß es mit dem Freiheitswillen des größten Volkes des europäischen Kontinents als einer festen Tatsache zu rechnen hat. Solange er nicht befriedigt ist, kann es niemals Frieden geben, muß der Bolschewismus der Erbe sein. Kriegsschuld und Versailles Das Miterleben unserer Zeit stellt starke Ansprüche an ein ordnendes Gedächtnis, das sich bestrebt, die Dinge richtig und in der rechten zeitlichen Folge im Gedächtnis zu behalten— was zwischen Versailles und Young=Plan liegt an Konferenzen, Abkommen, Diktaten und Gesetzen, Gewaltmaßnahmen und schüchternen Friedensansätzen bedeutet ein tägliches Erleben von weltbewegenden Dingen in zehn Jahren— man wird es leicht müde, alle diese Namen, Zahlen und Geschehnisse im Gedächtnis geordnet festzuhalten, und wo soll man als schlichter Staatsbürger, der in sich ein notwendiges Maß von Mitverantwortung regsam fühlt, so immer gleich das rechte Buch hernehmen, das notwendigsten Aufschluß gibt? Es ist ja mehr als eine ganze Literatur über diese Fragen in allen Sprachen der Kulturwelt geschrieben worden. Und währen die Jahre dahingehen, wächst schon eine neue Generation heran, die alles dies nur im Halbbewußtsein der Kindhe“ miterlebte— eine Jugend, die noch ratloser vor dem Gewirr an Tatsachen und an Büchern eht, selbst wenn sie den besten Willen hat, sich die notwendigsten Kenntnisse anzueignen, die ein mitverantwortlicher junger Staatsbürger haben soll. Schon taucht der Gedanke auf, die letzte Verantwortung für die jüngsten Pariser Beschlüsse dem ganzen Volk persönlich im Wege einer Volksabstimmung aufzubürden— eine wahrhaft aufschreckende Nachricht für den Bürger, der solche Entscheidung treffen soll, ohne ein ausreichendes eigenes Urteil sich bilden zu können, sei es auch nur über die vier weltpolitischen Kernfragen unserer Zeit: Kriegsschuld, Friedensvertrag, politische Neuordnung Europas, Reparationsfrage. Der Tag der zehnjährigen Wiederkehr der Unterschrift von Versailles ist der rechte Weg zu solcher Besinnung und politischer Selbstbildung. Wer sich nicht in ernster Arbeit ein eigenes Urteil über diese Lebensfragen von Volk und Menschheit, Reich und Kontinent bildet, verwirkt sein Recht, selbst mit zu entscheiden. Es ist ja jedes Einzelnen eigenstes Geschick, das hier mit entschieden wird, seine eigene Zukunft und die seiner Kinder und Enkel. Ohne ernstes politisches Studium, von weiten Kreisen des Volkes, weiter getrieben, kommen wir als Volk weder zu einheitlichem Willen noch zu gemeinsamem festen Entschluß. Jene geistige Haltung, die nur immer das Unangenehme vergessen will, führt auch zu keinem Hinzulernen— nur aus klarer Erkenntnis dessen, was wirklich gewesen und wie es geworden ist, kommt man zu politischem Handeln. Auch hier bleibt das Buch die Hauptquelle der Erkenntnis. Die Dinge selbst zu sehen, ist nur wenigen vergönnt, die auf hoher Warte stehen und sie von da aus übersehen können— der gewöhnliche Sterbliche muß sich damit begnügen, aus zuverlässigen Büchern sich die notwendigen Kenntnisse anzueignen. Aber auch hier steht er wieder ratlos vor einer unübersehbaren Fülle— ohne einen zuverlässigen Führer ist es nicht möglich, im Einzelnen das Rechte gleich zu finden. Einen solchen Führer bietet der Börsenverein der Deutschen Buchhändler an in einer dreiteiligen Bücherkunde, die er soeben auf Veranlassung des Arbeitsausschusses deutscher Verbände herausgibt unter dem Titel„Versailles und Kriegsschuld. Literaturverzeichnisse in Auswahl". Das erste Heft von 16 Seiten Umfang enthält ein Verzeichnis der Textausgaben und allgemeinen kritischen Darstellungen des Vertrages von Versailles und eine Zusammenstellung der wichtigsten Bücher zur Kriegsschuldfrage. Heft 2 ordnet in übersichtlichen Zusammenstellungen die Literatur über die politische Neuordnung Europas, besonders über die abgetretenen ehemaligen deutschen Gebiete(Saar, Elsaß=Lothringen, Ostgebiete, Schleswig). Heft 3 endlich faßt die deutschsprachige Literatur über das gesamte Reparationsproblem zusammen, wobei natürlich die jüngsten Regelungen: Dawesplan und Londoner Abkommen mit ihren besonderen Fragen wie Transfer usw. hauptsächlich berücksichtigt sind. Diese drei handlichen Zusammenstellungen bilden ein unentbehrliches Handbuch für jeden Politiker, Staatsbürger, Zeitungsleser und Zeitgenossen. #1o Allgemeiner Deutscher Turnerbund Verband Rheinland=Westfalen, Kreis 3. Nachdem die Bezirksfeste und Meisterschaften durchgeführt sind, rüsten die Turner und Sportler zum nächsten Treffen, dem Kreisfest. Findet doch das diesjährige Kreisfest obigen Kreises in der Ruhrstadt Hattingen am 6.—7. Juli statt. Auch die Schwer=Athleten geben sich am fraglichen Tage ein Stelldichein. Während am Morgen die Mehrkämpfe ausgetragen werden, sieht der Nachmittag Massen= und Sondervorführungen vor. Siegerverkündigung abends 7 Uhr. Bezirk 2. In den Sommermonaten hat der Verbandsspielausschuß für Handball ab 15. 5. die Sperre in Kraft treten lassen. Die Vereine sind dazu übergegangen, für die Sommerspiele, Faustball und Schlagball zu trainieren. Diese beiden Spielarten finden immer mehr Anhänger, und bereits am kommenden Sonntag beginnt man mit den Meisterschaften obigen Bezirks. Zunächst kreuzen T. V.„Eintracht"=Westhofen und „Jahn"=Schwerterheide die Klingen. Es treffen sich morgens 9,30 Uhr auf dem Jahn=Sportplatz Hörderstraße Alte=Herren=, Männer= und Jugendmannschaften oben genannter Vereine. Turnverein„Jahn"=Schwerterheide 1900 ADT. Vergangenen Montag hatte sich der Vorstand obigen Vereins zur Sitzung im Vereinsheim Tiemesmann zusammengefunden. Wichtige Besprechungen mußten getätigt werden. Stehen doch die Meisterschaften in den Sommerspielen, sowie Kreis= und Verbandsfest vor der Tür. Außerdem galt es, die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe und Verfassungsfeier zu besprechen. Als Termin für den Ausflug will man dem Verein den 28. Juli vorschlagen. Die Monatsversammlung legte man auf Samstag abend den 29. Juli, nach dem Turnen im Vereinsheim fest. Zum 28. Juni 1929. Von Generalmajor a. D. Graf v. d. Goltz. ROMAN voR KKTE LUBOWSKI IRHEBERREGHTSSCHUTZ DURCH VERLAG OSKAR WEISTER WERDAU SA 78 Fortsetzung.) „Wenn ich Ihnen nun aber mein blitzneues. goldgelbes Seidenkleid schenken würde...? So wenig vorteilhaft es mir steht, so geradezu bildhübsch würden Sie sich darin ausnehmen Ihre heimatlichen Dörfler würden geradezu Kopf stehen, wenn Sie sich darin zeigten" Der Köder erwies sich als zugkräftig. Das blasse Gesicht der Uebermüdeten rötete sich im Vorgeschmack sicherer Triumphe „Versuchen will ich's denn gern... und im voraus meinen innigsten Dank!" „Sie sind ein gescheites Mädchen...“ Nun aber muß ich mich beeilen. Holen Sie mir schleunigst Fräulein Doktors Pelzjacke und ihre kleine, schwarze Samtmütze mit dem Autoschleier. Mich fröstelt's nämlich schon wieder und mein Pelz ist noch beim Kürschner.“ Nun wußte das Mädchen genau, daß es doch nicht um den pfirsichfarbenen Kleiderstoff, sondern, wie sie angenommen, um die Liebe ging Die entliehene Jacke, die bei der viel zierlicheren und schmaleren Gestalt einen Mantel abgeben würde... dazu die tief in die Stirn gesetzte Kappe mit dem das Gesicht unkenntlich machenden Schleier, sollten den Zweck haben, das kleine, tolle Fräulein zu decken Da sie aber, als sie mit den gewünschten Sachen zurückkam, sofort das verheißene Kleid ausgehändigt erhielt, verlor sie kein Wort der Warnung, sondern war fest entschlossen, die Abwesenheit der jetzt pfeilgeschwind Davonhuschenden gegen jedermann auf das strengste zu verheimlichen ——— Als Anita Krumbholz, atemlos von der ersten, im Laufschritt zurückgelegten Wegestrecke, mit einem starken Schwindelgefühl innehalten mußte, setzten ihre Gedanken für ein Weilchen aus. Ihr war, als schwebe sie in einem luftleeren Raum. Atem und Besinnung drohten sie gänzlich zu verlassen... Die jäh aufflammende Angst riß sie jedoch bald wieder vorwärts. Sie mußte endlich wissen, was den Grafen Veromonte heute zurückgehalten habe... gleichviel, ob es Gutes oder Böses sei! Der Schleier verhüllte wirklich jeden Zug ihres Gesichts. Die Samtkappe lag tief über ihre Augen. Eine, mit der sie mehrmals im Doppelspiel am Roseneck die Gegnerinnen abgefertigt hatte, ging so nahe an ihr vorüber, daß deren Aermel ihren Pelz streifte und kam doch nicht auf den Gedanken, sie zu grüßen. Beruhigt hastete Anita Krumbholz weiter. Die feuchte Mailuft weinte unaufhörlich in den dichten Schleier hinein und machte ihn fast schwer. Das lachende Grün auf den Zierstücken der Anlagen blinzelte trübsinnig in mattem Silbergrau. Die Tulpen waren bereits dem Verblühen ausgeliefert und strömten einen feinen Verwesungsgeruch aus. „Wenn sie ihn nun nicht daheim antreffen würde... Wenn dieser Gang vergeblich gewagt wäre?“ Hochaufatmend stand sie endlich vor der Korridortüre. Ein eigentümlich schwerer, süßer Duft schien durch die Oeffnung des Schlüssellochs— durch jede Ritze der schlechtgefugten Tür zu quillen.. Wenn er nicht... allein wäre? Ein Gefühl hochmütiger Verachtung stieg ihr auf. Weniger der Eifersucht, als der verletzten Eitelkeit entspringend. Kein Gedanke kam ihr, daß sie um kein Jota besser wäre, als jede andere deutsche Frau— jedes Mädchen, welchen Standes sie auch angehöre... die ihn hier in holder Schäferstunde besuche Hastig drückte sie auf den Knopf der Klingel— nicht länger fähig, die nagende Ungewißheit zu ertragen. Eine alte, fremde, auch im Aussehen und Gebaren fremdartig wirkende Frau fragte sie in ihr unverständlich bleibenden Lauten irgend etwas Anita Krumbholz drängte sich langsam an der breiten, schwerfälligen Erscheinung, die ihr den Weg ins Zimmer scheinbar verweigerte, vorbei Die trotz des hohen Alters noch beredt glühenden, schwarzen Augen der Greisin unterstützten die aufgeregten Gesten, mit denen sie die Vorwärtshastende zurückzuhalten vergeblich versuchte Wer konnte und durfte ihr den Eintritt in jenes Zimmer verwehren, in dem sie heute nicht das letztemal weilen würde? Aus einem Winkel nahe der Tür— bisher von dem Halbdämmer des Flures verborgen— kroch ein winziges Geschöpfchen auf sie zu. Ein süßes, vielleicht zweijähriges Wesen im Spitzenhemdchen, mit großen, lichtblauen Augen. wie sie auch der Graf unter den feingezeichneten, schwarzen Brauen hatte.— Das Kind streckte seine Hände jauchzend nach Anita Krumholz' Schleier aus Und von neuem schlug die schwere Welle von Duft, die sie draußen gespürt, über ihr zusammen. Das Kindchen krallte die rosigen Finger in den Saum ihrer Pelzjacke versuchte sich daran emporzuziehen Das streichelnde Kitzeln der sanften Haare des Fells begeisterte es offenbar. Da griff die alte Runzelhand der fremden Frau energisch zu, packte das leichte Körperchen und bettete es an den Samtkissen ihres Busens. In diesem Augenblick drückte der Graf Noni Veromonte leise von innen die Zimmertür zum Flur auf.. Es war das erstemal nach Anitas Unfall, daß sie sich gegenüberstanden. Der Graf machte eine Bewegung, als wolle er sogleich wieder ins Zimmer zurücktreten. Da war Anita Krumbholz auch schon an ihm vorbeigehuscht und stand drinnen „Ich konnte es nicht länger ertragen,“ sagte sie, schelmisch sein Ohr suchend. Er blieb sehr steif und gerade vor ihr stehen, verneigte sich mehrmals, ohne ihr die Hand zu reichen und schritt langsam auf das Ecksofa, das schon im Abendschatten stand, zu. Unter einer bunten Seidendecke von verschwenderischer Farbenpracht, schlief sanft eine junge, sehr schöne Frau. „Elvira,“ schmeichelte die Stimme des Grafen in ihrem Traum. Da hoben sich blinzelnd zwei schwere Lider empor. Mit dem Ausdruck stolzen Glückes strahlten Anita zwei samtweiche, zärtliche Augen an. Mit artiger Verneigung begann nunmehr der Graf der schönen, erwachten Frau in spanischer Sprache die nötigen Erklärungen zu geben. Etwa. „Hiei, mein süßer Liebling, lernst du meine Tennispartnerin kennen, von der ich dir bereits erzählte, daß sie der tölpelhafte venker des Kraftwagens, in dem ich gerade zu sitzen das Unglück hatte, überfuhr.— Fräulein Anita Krumb= holz ist übrigens mit einem Manne verlobt, der mir nicht nur ein werter Sportsgenosse, wie auch sie, sondern ein teurer Freund geworden ist. Du wunderst dich, Geliebte, daß sie mich heut besucht?— Ja.. meine Teuerste, wir befinden uns eben in Deutschland. Da besuchen jetzt nämlich die Damen die Herren. Das ist genau so Mode geworden, wie der Bubikopf, den sich aber meine allerschönste Madonna niemals schneiden lassen darf, schon, weil sie die Welt nicht um den genußreichen Anblick ihres unvergleichlich herrlichen Haares bringen darf.“ Die schöne Frau lächelte beruhigt und streckte Anita Krumbholz ihre weiche Hand hin.„ „Ich bin seine Frau,“ sagte sie stolz und doch vemutig in der Sprache ihrer Heimat...“„Ich hatte nämlich so viel Sehnsucht nach ihm..“ In Anita Krumbholz' Ohren dröhnte jedes ihrer Worte. deren Sinn der Graf erst enthüllte, wie ein Donnerschlag! Er hatte allmählich seine Sicherheit zurückgewonnen. Nicht das geringste deutete darauf hin, daß zwischen ihm und dem ungebetenen Gast irgendwelche unerlaubte Beziehungen bestanden hatten. Im leichten Plauderton ergänzte er die Worte seiner Gattin: „Ja... denken Sie nur, mein gnädiges Fräulein, vor drei Tagen ist meine Frau ganz überraschend für mich— hier angekommen. Und unser Engelchen hat sie auch mitgebracht. Nun, Sie haben es ja auf dem Flur bereits sehen müssen. Bewundern Sie mit mir diese Frau! Sie benutzte von Madrid aus das Auto, das erstmalig der Bayerische Automobilklub von München über Bozen, Mailand nach Genua und weiter bis Madrid losgelassen hatte, auf seiner Rückfahrt— schaute sich unterwegs noch, soweit das ihre begreifliche Sehnsucht gestattete, die Städte Straßburg, Grenoble, Genf, Zürich— richtiger in umgekehrter Reihenfolge an— und kommt dann von München auf dem Bahnwege mit unserm Liebling und seiner alten Kinderfrau in meine Arme Und er strahlte diese Frau wie ein Wunder an und zog ihre beiden weichen, durch keinen Sport verhärteten Hände an die Lippen, stürzte auf den Flur hinaus und kehrte— das selig krähende Bambino auf dem Arm, wieder zurück. Anita Krumbholz fühlte, daß dies alles keine Komödie— kein bloßes Spiel sei— unter dem ein unglücklich Liebender seine Qualen verbirgt— ein wieder eingefangener Ehemann zähneknirschend unter seiner schrecklichen Fessel ächzt Es ist echtes, übermütiges Glück, das ihr erbarmungslos zeigt was sie selbst ihm bedeutet hat. Den Rausch einer Stunde— armseligen Notbehelfs— aber auch nichts weiter. Trotz der Pelzjacke beginnt sie zu frieren. Die fremde, schöne Frau sieht mit Befremden wie ihre Schultern zu zucken beginnen. Mit einer ihrer weichen, unendlich lässigen und doch ganz frauenhaften Bewegungen zog sie das abseits stehende Tablett näher heran und schüttelte von dem funkelnden spanischen Nationalwein in eines der Kristallgläser. Gutmütig schob sie Anita Krumbholz den Wein zu. Die trank das Glas, schluckweise, sich bei jedem Nippen erneut überwindend, bis zum letzten Tropfen leer. Um keinen Preis wollte sie hier ohnmächtig werden... Dann chäkerte sie liebreich mit dem Engelchen. neigte sich beim Abschied so tief über die mollige Rechte, daß es den Anschein hatte, als berühre sie das duftende Fleisch wirklich mit ihren grellgemalten Lippen. sprudelte lachend etwas anscheinbar sehr Witziges über den Grafen dahin, und war endlich dem schweren, betäubenden Duft. der von der fremden Frau ausging, entronnen Am Spätabend dieses Tages stellte Ruth von Alvensbrink fest, daß die fast während einer Woche fieberfrei gewesene Stiefschwester wiederum erhöhte Temperatur hatte. Frau Adelheid Krumbholz beteuerte, daß sich Anita, kurz nach fünf Uhr. in bester Laune und durchaus nicht erregt, zurückgezogen habe Die gleichfalls nach etwaigen Vorgängen befragte Jungfer durch den Besitz des goldgelben Kleides zur absoluten Vertuschung bereit, wollte nichts Gegenteiliges wissen Es hätte sich also um einen kleinen Rückfali ohne besondere Ursache handeln können. wenn die feuchte Pelzjacke Ruth von Alvensbrink nicht eines anderen belehrt hätte Es lag ihr jedoch fern, Anita in ihrer jetzigen angegriffenen Beschaffenheit durch erneute Fragen oder gar Vorwürfe noch mehr zu erregen. Ein medizinisches Lehrbuch in der Hand, saß sie neben dem Bett der Stiefschwester, so versunken in die darob in ihr erwachten Gedanken, daß sie erschrocken zusammenfuhr. als Anita ihren Namen nannte. „Ich... muß dich eine Kleinigkeit fragen. Ruth...“ „Hätte das nicht Zeit bis morgen, Anita?“ „Nein... nein, vielleicht habe ich schon zu lange damit gewartet.“ „Gut... dann frage getrost“ „Hast du eigentlich gemerkt, daß sich Jürgen von Kerst— besonders kurz vor seiner Abreise, fortwahrend mit... dir beschäftigte?“.. mn e s5n6 uu Um den reinen, schöngeschnittenen Muno tauft ein Zucken, das der Fragenden nicht entgeht. Ruth von Alvensbrink hatte Mühe, ihre Stimme zur Ruhe zu zwingen. „Ich habe lediglich festgestellt, daß dein Verlobter und ich — gerade vor seiner Abreise— bei unserm unfreiwilligen Zusammensein kein Wort miteinander austauschten.“ „Deshalb konnte er sich aber doch mit dir beschäftigen.“ „Bisi du plötzlich eifersüchtig geworden? Und auf mich, Anita?“, Lannst „Es ist etwas anders. Ich weiß, ou rannst gar nicht anders als ehrlich sein... auch, wenn es dein Schaden wäre. Zu lügen verstehst du ebensowenig, wie modern zu sein.“ „Du darfst nicht so viel sprechen. Mach's also kurz... „Gut... hat dir während seiner Abwesenheit Jürgen einmal oder öfter geschrieben?“ Rein, Anita.“... zs I. doch all. „Hast du ihn lieb, Ruth? Bei dir ist su voch alles umgekehrt, wie bei uns anderen Mädchen?“ „Den Jürgen, der vor reichlich drei Wochen, trotz seines deinem Vater gegebenen Versprechens nach Monte Carlo fuhr und dort bestimmt seiner Spielleidenschaft zum Opfer fiel für den vermochte ich nicht die geringste Hochachtung oder gar Zuneigung aufzubringen. Anita Krumbholz sank mit einem Seufzer der Erleichterung in die Kissen zurück. „Glaubst du, daß er tot ist, Ruth?“ fragte sie nach geraumer Weile.„.,„ I; Mausen gist „Jetzt ist's aber genug, unital Deine Wungen glühen. Du wirst Mutter nicht nach Wiesbaden begleiten können, wenn du dich nicht zusammennimmst. „Soll das heißen, daß er... tot ist, Ruth?“ „Ich schwöre dir. daß tir derartiges nicht in den Sinn gekommen ist.“ „Dann glaubst du also nicht an seinen Tod?“ „Nein.“ Ich glaube nicht daran.“ „Wie aber erklärst du dir sein Schweigen?“ Ruth von Alvensbrink kämpfte schwer mit ihrer Wahrhaftigkeit. Der Kampf griff noch auf ein anderes Gebiet über. Hatte sie nicht Jürgen von Kerst, den der Geheimrat keinesfalls vor Ablauf dieser erst beginnenden Woche entlassen wollte, feierliches Schweigen über seinen Aufenthalt in der Klinik gelobt?— Und fand sie es für ihn nicht auch ungleich besser und heilsamer, daß er sich vor neuen Gemütsbewegungen erst vollens körperlich kräftigte? Daß er also erst in den gewohnten Kreis zurückkehrte, nachdem Anita mit der Mutter abgereist sein würde? Gab es in diesem Fall nicht besser Papier und Tinte, anstatt aller Reden und Gegenreden, um sein freilich unverantwortlich erscheinendes Schweigen zu rechtfertigen oder wenigstens zu „Du mußt setzt unbedingt schlafen, Anita,“ verlangte sie nochmals und erhob sich... 6astest; Gust. „Nur noch eine einzige Minule, bellelle Amtta leidenschaftlich.„Höre, Ruth, wenn es auch anfangs— sogar noch vor seiner Reise— den Anschein gehabt hätte... als wäre ich meines Verlöbnisses mit Kerst überdrüssig... jetzt lasse ich ihn nicht mehr. Jetzt muß er mich heiraten. Hörst di auch, Ruth? Hast du es begriffen?“ „Was ist dabei zu begreifen, warf Ruth mit zitternden Lippen ein.„Ist es sonst nicht das Natürlichste, daß auf eine Verlobung die Hochzeit folgt?“... 1164 „Sonst... sonst...! Aber in meinem Fau— du weig. schon, was ich meine... da findest du es... auch... natürich:“„.41t hahan mirst „Nachdem du ihm alles gebeichler haben wirst.. jal „Wenn du die Hochzeit davon abhängig machen willst— wenn du vielleicht vorhaft, ihm— täte ich es nicht— selbst zu erzählen... dann liebst du ihn eben, Ruth...“ „Ich werde dir von jetzt an auf nichts mehr antworten. Mache die Augen zu und versuche zu schlafen... Gute Nacht.. ** * Die Abreise nach Wiesbaden verzögerte sich noch um einige Tage. Anita war bereits am nächsten Tage wieder fieberlos und verhältnismäßig frisch gewesen. Aber die beiden von Frau Krumbholz bestellten Südzimmer im„Nassauischen Hof“ wurden nicht pünktlich zum vereinbarten Termin frei. Anita war von nervöser Geschäftigkeit erfüllt. In der Ruhelosigkeit ihres Wesens erweckte sie den Anschein, als könne sie die Stunde der Abfahrt nicht erwarten. In Wirklichkeit quälte sie einzig die Frage, weshalb Jürgen von Kerst sogar ihren Geburtstag unbeachtet habe vorbeigehen lassen und nicht minder die Vorstellung, daß sie Berlin in dieser fieberhaften Ungewißheit einfach nicht länger zu ertragen vermöge. Nach der bösen Erfahrung mit dem Grafen Veromonte, der— vor etwa einem Jahr— eine andere, wenn auch bei weitem nicht so beschämende Enttäuschung vorangegangen war, geriet ihre über die eigene Unwiderstehlichkeit gefaßte Ueberzeugung bedenklich ins Wanken. Der oft befragte Spiegel vermochte ihr gesunkenes Selbstvertrauen im Augenblick auch nicht genügend zu heben. Ein spitzgewordenes Gesicht, dem die unruhigen Vogelaugen keinen besonderen Reiz verliehen, schaute ihr daraus entgegen. Immer kräftiger traten die Farbenstifte in Tätigkeit. Ruth von Alvensbrink schauderte zusammen, so oft sie das künstliche Rosa der Wangen, das Blutrot der Lippen und die schwungvoll gefärbte Schwärze der Augenbrauen feststellte. P A. Krumbholz hielt sich immer kürzere Zeit daheim auf. Tage kamen und gingen, an denen er seine Tochter überhaupt nicht sah Seitdem er durch Ruth wußte, daß alles normal verlaufen und nur noch ein wenig— in diesem Fall voll begreifliche Ueberreiztheit zurückgeblieben sei, schien sich sein Gefühl als Vater wieder verflüchtet zu haben.— Auch mit der Stieftochter kam er innerlich nicht wieder zusammen. Ruth von Alvensbrink hatte lange auf eine Entlastung ihrer Mutter, wie sie bisher stets bei allen ihr unangenehmen oder beängstigend erscheinenden Dingen geschehen war, gewartet Als aber weder Gefühlsausbruch noch seufzende Andeutung über Frau Adelheid Krumbholz' Lippen kommen wollten, tat sie in einer halben Stunde ungestörten Beisammenseins selbst eine diesbezügliche Frage.. (Fortsetzung gugl.) Ein Posten Makostrümpfe sehr gute Qual., schöne mod. Farben auch schwarz Paar Ein Posten echt ägyptische Makostrümpfe wundervolle Qual., in schönem Farbsortiment.... 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