* Die„Schwerter Zeitung" erscheint wöchentlich sechs mel. Druck u. Vorlazvon C. Bras, Schoonte( 3o.hr), Postscheckonten: Vortaund 2352 und Hannover 21 876. Geschästsstelle: Große Mardtf. 1—5. Verantworklich für die Schrifkeiten= H. Linner, Schwerte, Fernruf 2770 Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und Anzeiger Schwerter Voikszeitung Schwerter Volksblatt pl Westhofener Zeitung Aplerbecker Zeitung Langscheder Zeitung Holzwickeder Zeitung Inzeianpen; fiur de ochhzelosl. wimn i.: 4. Pig, Auspit. tige, finanzamtliche u. gerich tliche Anzeigen 19 Pig., Lieklamegelle 40 P,, Für teleson, ausgegedene Inserate üdemehmen wie keine Gewähr. Bei unvorbergesehn, Beiriebestbrungen, dervorgerufen durch böbere Gewalten, übernedmen wir heinerlei Gewäbe für pünktliches Erscheinen der Jeitung u. kann auch keinertet Anspruch auf Schadenersatz oder Nachlieferung erhoden werden Sinm, Sctoern. Sumi gio Schwerter Volksblatt— Kreisblatt für den Kreis Hörde= Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises. Geueralanzeiger für den Kreis Horde. Nr. 10(Erites Bland) Neues in Kürze. GO. Johrgung lushebung der militärischen Bestandsaufnahme im besetzten Gebiet. wib. Koblenz, 24. Jan.(Tel.), Die, seit längerer Zeit zwischen dem Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete und dem französischen Oberkommando schwebenden Verhandlungen über die Verordnung 64 betreffend militärische Bestandsaufnahmen haben zu dem Ergebnis geführt, daß die von den Besetzungsbehörden jährlich angeordneten Vorführungen und Musterungen von Pferden und Kraftfahrzeugen künftig unterbleiben. Die Führer des Reichslandbundes beim Reichskanzler. wtb. Berlin, 23. Jan.(Tel.) Der Reichskanzler empfing am 23. Januar in Gegenwart des Reichsministers des Auswärtigen, des Reichswirtschaftsministers und des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft die Präsidenten des Reichslandbundes, Reichsminister a. D. Dr Schiele, Hepp und Bethge, sowie die Direktoren Kriegsheim und von Sybel. Die vom Reichslandbund zur Linderung der allseitig anerkannten Notlage der Landwirtschaft vorgeschlagenen Maßnahmen wurden eingebend besprochen. Das Reichskabinett wird demnächst in eine sorgfältige Prüfung der gesamten, die Not der Landwirtschaft berr. Fragen eintreten. Freispruch Hellwigs und Rühes. wtb. Berlin, 23. Jan.(Tel.) Die früheren Staatsbankdirektoren Oberfinanzrat Dr., Hellwig und Finanzrat Rühe, die auch in die Kutisker= und Barmatangelegenheit verwickelt gewesen waren, und die sich in einem nachträglichen Strafverfahren wegen einfacher Bestechung zu verantworten hatten, wurden heute freigesprochen. Die Beschuldigung ging dahin, daß sie sich für an sich nicht pflichtwidrige Handlungen von dem früheren sächsischen Großindustriellen Kaufmann, der von der Staatsbank Kredite gehabt hatte, seinerzeit Zuwendungen hätten machen lassen. Urteilsverkündung im Dispizlinarverfahren Köhina=Hoffmann.. B.ch Tchluß der wtb. Berlin, 23. Jan.(Tel.) Nach Schluß der Verhandlungen im Disziplinarverfahren gegen die Magdeburger Richter Kölling und Hoffmann steilte der Verhandlungsleiter, Kammergerichtspräsident Tigges, heute mit, daß die Entscheidung des Disziplinarsenats morgen nachmittag um 5 Uhr verkündet werden soll. Der Kampf um die Prohibition in Amerika. wotb. Washington, 23. Jan.(Tel.) Der Senat bewilligte außer den im Voranschlag enthaltenen 13½ Millionen Dollars mit 50 gegen 27 Stimmen eine Summe von 24 Millionen Dollar zur Verstärkung der Prohibition während des mit Juni 1930 zu Ende gehenden Jahres. Der Gesetzentwurf muß noch vom Abgeordnetenhaus angenommen werden. Der Schatzsekretär hatte sich gegen die Bewilligung dieser Summe mit der Begründung ausgesprochen, daß das Geld nicht notwendig sei. Betriebsergebnis der Reichsbahn im November 1928. wtb. Berlin, 24. Jan.(Tel.) Nach dem Dezemberbericht der Deutschen Reichsbahngesellschaft stellten sich die Betriebsergebnisse im November 1928(in Millionen Reichsmark) wie folgt: Einnahmen aus Personen= und Gepäckverkehr 94.53, aus Güterverkehr 285.87, sonstige Einnahmen 32,44, zusammen 41284. Nm. Gatrig und entarhe Ausgaben für Betrieb und Unterhaltung 309,33(davon persönliche Ausgaben 200,99, sachliche Ausgaben 108.34), für Erneuerung der Reichseisenbahnanlagen 43.00. Verzinsung der Reparations= schuldverschreibungen 45,16, Rückstellung für die gesetzliche Ausgleichsrücklage 8.26, gesetzmäßige Tilgung 9.63, Rückstellung für Vorzugsdividende 6,30, insgesamt 421,68 Rm. Die Einnahmen blieben hinter dem Vormonat um rund 57 Millionen Rm. zurück. Der Rückgang ergibt sich im wesentlichen aus dem saisonmäßigen Nachlassen des Verkehrs in den Wintermonaten. Darüberhinaus verursachten die Lohnkämpfe in der westdeutschen Eisenindustrie und ihre Auswirkungen auf Handel und Industrie Einnahme= ausfälle. Die im Berichtsmonat entstandenen Ausgabeverpflichtungen überstiegen die Einnahmen um rund 8.8 Mlionen Rm. Zum Ausgleich dieses Minderertrages mußte die„allgemeine Rückstellung" in Anspruch genommen werden. Schwere Vorwürfe begen Beriner Antonne. pw. Berlin, 24. Jan.(Tel.) Die preußische Justizverwaltung und die ehrengerichtliche Behörde der Berliner Anwaltschaft beschäftigen sich, laut „Tempo“, augenblicklich mit schweren Vorwürfen, die gegen einzelne Berliner Anwälte erhoben sind. Diese Rechtsanwälte sind angeschuldigt, sich auf unlautere Weise die Beiordnung als Armenanwalt in Ehe= und anderen Zivilprozessen verschafft zu haben. Für die Tätigkeit als Armenanwälte zahlt bekanntlich die Staatskasse. Es ist, dem genannten Blatt zufolge, festgestellt, daß die auffällige Bevorzugung einzelner Anwälte offenbar auf unlauterem Wege erfolgt ist. Den bevorzugten Anwälten sind für die Vertretung von Armensachen außerordentlich hohe Summen zugeklossen, die anderen Anwälten, die auch gern Armensachen bearbeitet hätten, entzogen wurden. Die Wirtschuft gegen=Slcuererhehung. pw. Berlin, 24. Jan.(Privattel.) Die Spitzen=] Spitzenverbände an ihrer Forderung der Steuerverbände der Wirtschaft, nämlich der Reichsverband vereinfachung und Steuervereinheitlichung, insder Deutschen Industrie der Zentralverband des besondere aus dem Gebiete der Realsteuern, festDie 14jährige Geliebte erschossen Pio. Oellin, folgende Forderung aufgestelt wird:., 4.dax bis an die Grenze. des Möglichen belastet wird und 1959 durch weitere Ausgabenbeschränkungen berbei= werden, die die wirtschaftliche„Freihelt. und die i2d dusch geltere Ausgabenbeschräntungen berbei. Fahigiez,.5 zur“glushrsagung von Stenen Weiter erklärt die Entschließung, daß die Privatwirtschaft untergraben. wtb. Frankfurt a. M., 23. Jan.(Tel.) Der 23jährige Fahrbursche Nutmann unterhielt seit einiger Zeit mit der 14jährigen Schülerin Else Stuck ein strafbares Verhältnis, das jetzt zur Kenntnis der Polizei gekommen war. Um einer Strafe zu entgehen, öffnete Nutzmann gestern abend in Abwesenheit der Eltern des Mädchens mit einem Nachschlüssel deren Wohnung und gab auf die bereits Schlafende einen Revolverschuß ab. Das Geschoß drang dem Mädchen in die Schläfe. Der Täter brachte sich dann selbst einen schweren Kopfschuß bei. Als die Eltern zurückkehrten, fanden sie ihr Kind tot im Bett. Der schwerverletzte Nußmann ist gegen Morgen im Krankenhaus ebenfalls gestorben. —— Der Landwirtschaftshaushalt in Preußen. 32. Sitzung des Landtages. vdz. Berlin, 23. Jan.(Tel.) Im preußischen Landtag steht als einziger Gegenstand die zweite Lesung des Landwirtschaftshaushaltes zur Bekatung.„ 4... Garhunhen Guirh 8i. Mit der Veratung verbunden wird die Besprechung einer großen Anzahl von Anträgen, die die Notlage der Landwirtschaft im allgemeinen und besonders in den Grenzgebieten betreffen. Im einzelnen wird verlangt: Förderung der Ansiedlung. Niederschlagung von Winzerkrediten. Beseitigung der Not der Fischerbevölkerung, Verbesserung der Wohnungsverhältnisse der Landarbeiter, Meliorationen, Kanalisierungen, Schlußregulierungen, Kredit= und Steuererleichterungen. Die Große Anfrage der Deutschnationalen über die Preußenkasse soll erst später, voraussichtlich beim Finanzhaushalt, zur Besprechung kommen. Der Landwirtschaftsminister über Rentabilität und Preisbildung. Landwirtschaftsminister Dr. Steiger führte unter anderem aus:„uhminthaft Kisst tt Bei Betrachtung der Landwirtschaft spielt jetzt naturgemäß die Frage der Rentabilität die Hauptrolle. Wenn man die Preise für 1913 mit Hundert einsetzt, so betrugen die Großhandelspreise für landwirtschaftliche Produkte im Jahre 1924 nur 119.6 was ein völlig unzulänglicher Preisstand, zumal wenn man bedenkt, daß in der gleichen Zeit die Preise für die industriellen Fertigfabrikate einen Stand von über 156 erreicht hatten. Bis 1926 aber haben sich dann die Preise der industriellen und der landwirtschaftlichen Produkte auf der Basis von etwa 140 genähert, und im Frühjahr 1927 war ein gewisses Gleichgewicht zwischen landwirtschaftlichen und industriellen Produkten hergestellt. Inzwischen sind am Getreidemarkt aber wieder ungünstigere Verhältnisse eingetreten und eine der wesentlichen Fragen ist daher, wie wir die Preise für Brotgetreide auf die erforderliche Höhe bringen, und stabil erhalten können. Bei der Preisbildung für Getreide handelt es sich um ein Problem, das die ganze Welt erfaßt. Es bleibt bei der Frage, wie man die Brotgetreidepreise in vernünftiger Weise den Nachkriegsverhältnissen anpassen kann. Es gibt in der Landwirtschaft eine Richtung, die sehr kurz sagt: Durch Erhöhung der Zölle! Wenn man die Dinge aber nachprüft, dann ergibt sich, daß unsere heutigen Zölle sich überhaupt nicht so im Preise ausgewirkt haben, wie man allgemein annimmt.(Hört, hört! rechts.) Weiter ist eine Drosselung der Einfuhr vorgeschlagen worden. Auf diesem Gebiete kann aber festgestellt werden, daß wir bei Roggen fast überhaupt keine Einfuhr haben, wohl aber eine erhebliche Und auch beim Weizen ist der Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr nur unwesentlich höher als in der Vorkriegszeit. Weiter ist vom Präsidenten des Deutschen Landwirtschaftsrates erwogen worden, eine Stabilisierung der Getreidepreise durch eine Monopolisierung der Getreideeinfuhr herbeizuführen. Wir haben ja in der Zwangswirtschaft während und nach dem Kriege etwas ähnliches gehabt. Und wer möchte das wohl noch einmal durchmachen? Sollte man die Monopolisierung auf der Basis des Lebenshaltungsinder durchführen, so würden die Getreidepreise so hoch werden, daß gerade, dig, ostpreußische Landwirtschaft nicht mehr ausfuhren könnte, worauf sie doch so dringend angewiesen ist. Wir haben aber die Hoffnung, daß die deutsche Landwirtschaft schon bei der nächsten Ernte bezüglich der Getreidepreise in einer günstigen PofiNuch in Bezug auf die Preisbildung in der Viehwirtschaft ist allseitig der Ruf nach Hilfe von Reich und Staat laut geworden. Die Fleischversorgung an sich ist ja gegenwärtig günstiger als in der Vorkriegszeit. 1927 kamen auf den Kopf der Bevölkerung 51,7 Kilogramm Fleisch= verbrauch, in der Vorkriegszeit dagegen nur etwas üüber 50 Kilogramm. Meine Anregung. Schweine aufzukaufen, zu Konserven zu verarbeiten und dann nach und nach zu verkaufen, ist erst nach einiger Zeit durchgeführt worden. Von diesem Moment ab hatten wir nicht nur in Preußen, sondern im ganzen Reich eine durchaus günstige Preisbildung für Schweine. Die Rentabilität der Schweinehaltung ist durch dieses Verfahren herbeigeführt, aber ein ähnliches Verfahren beim Rindvieh hat nicht zu diesen Erfolgen geführt. Dort liegen die Verhältnisse überhaupt äußerst ungünstig. Es muß daher der gegenwärtige Zollsatz von 16 Reichsmark je Doppelzentner auf 22 Reichsmark erhöht werden. Ebenso muß bei Schweinen der Zoll von 16 auf 26 Reichsmark pro Doppelzentner erhöht werden. Eine ausschlaggebende Bedeutung käme bei Lösung der vorliegenden Aufgaben auch der landwirtschaftlichen Selbsthilfe zu. Die einzuschlagenden Wege seien in dem unter Einfluß des preußischen Landwirtschaftsministeriums aufgestellten Reichsnotprogramm vorgezeichnet. Bezüglich der Umschuldungsaktion, der Ostpreußenhilfe und des geplanten Eingriffes in den Gütermarkt bezieht sich der Minister auf seine im Hauptausschuß gemachten Ausführungen. Zur Siedlungsfrage erklärt er, daß das Programm für das nächste Jahr 5000 bis 6000 Stellen ein schließlich der Arbeiterstellen umfasse. Eine Schwierigkeit in der Finanzierung der Grenzlandsiedlung, nämlich die Umwandlung von Zwischenkredit in Dauerkredit, sei. noch nicht beEin Allheilmittel, um die Landwirtschaft aus der schweren Notlage herauszuführen, gäbe es nicht. Notwendig sei, daß Reich. Staat und Landwirtschaft zusammenarbeiteten. Das werde nur dann zum Ziele führen, wenn es gelinge, die Reparationslasten auf ein erträgliches Maß herabzusetzen. (Beifall.) Die Aussprache. In der Aussprache entwickelte zunächst der Abg. Heilmann(Soz.) unter Anerkennung der Not der Landwirtschaft das Programm seiner Partei. Zölle könnten nicht helfen; zweckmäßig sei aber die Verbesserung der Erntefinanzierung und daher die Verbindung zwischen Preußenkasse und Scheuerkonzern zu begrüßen. Beim Getreide könne nur die Monopolisierung der Einfuhr helfen. Abg. Schulze=Stapen(DN.) verwies demgegenüber darauf, daß nach dem Kriege fast alle Länder sich hohen Zollschutz geschaffen hätten, während die deutsche Landwirtschaft fast bankerott sei, obwohl man offiziell nur beim Großbesitz eine hoffnungslose Verschuldung bei 25 Prozent der Betriebe festgestellt habe. Deshalb seien die Kundgebungen der Bauern menschlich verständlich. Lm.=Kepipger gege langte er u. a. Zinsverbilligung und — das bewußte Streben der Sozialdemokratie, den deutschen Grund und Boden zu sozialisieren. Abg. Schmelzer(Ztr.): Mau sollte die Not der Landwirtschaft nicht zum Gegenstand des Streites unter den Parteien machen. Er wandte sich vor allem dagegen, daß unverantwortliche Kreise die Unzufriedenheit der Bauern benutzen, um sie gegen den Staat auszuhetzen. Er verlangte Zollschutz für die bäuerliche Produktion und Ausbau des Bildungswesens unter Verminderung der Schul= und Wegelasten für das Land. 24 Am Donnerstag wird die Debatte fortgesetzt. Aus den Landtagsausschüssen. vdz. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Der Hauptausschuß des preußischen Landtages beendete am Mittwoch abend die Vorberatung des Domänenhaushaltes. Landwirtschaftsminister Dr. Steiger äußerte sich über den Ankauf von Domänen in Ostpreußen. In der Bildung von bäuerlichen Beispielswirtschaften wird fortgefahren werden. Der Domänenhaushalt wurde angenommen. vdz. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Der Bevölkerungsausschuß des preußischen Landtags beschäftigte sich am Mittwoch abend mit einem Urantrag Haas(Soz.), der das Staatsministerium ersucht, in Gemeinschaft mit der Reichsregierung im Hinblick auf die zu erwartende Neuregelung der Reichsversicherungsordnung die Neubildung von Innungs= und Betriebskrankenkassen mit allen Mitteln zu verhindern. Die 49##ige Regierung. pw. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Ueber die Notwendigkeit, der Reichsregierung eine feste Basis zu geben, schreibt Reichsinnenminister Severing in einer sozialistischen Zeitschrift u. a.: Man hat den heutigen Zustand der 49prozentigen Koalition schon häufig damit zu beschönigen versucht, daß die Regierung ja arbeiten könne, in dem sicheren Bewußtsein, von den Parteien ihrer Mitglieder kein Mißtrauensvotum zu erhalten. In diesem Zustand könnte man, ohne die Interessen des Reiches zu gefährden, in normalen Zeinn#### leicht die Geschäfte führen, also verwalten. In einem Zeitabschnitt aber, in dem jeder Tag zu gesetzgeberischen Zeiten drängt, ist dieser Zustand eine Gefahr für das Ansehen des Parlamentarismus und damit für den Parlamentarismus selbst. Eine Koalition, in der alle Parteien der Regierung gegenüber freie Hand behalten wollen, ist keine Koalition. Und eine Regierung, die ihre Gesetze nicht mit einer sicheren Mehrheit durchbringen kann, ist keine Koalitionsregierung und wird sich auf die Dauer ebensosehr in ihrer Initiative gehemmt fühlen, wie der einzelne Minister. Und darum ist die Forderung, die große Koalition zu schaffen, nichts anderes als die Forderung, einen Zustand zu beseitigen, der, je länger er andauert, um so stärker die Gefahren vermehrt, die in der Versumpfung unseres politischen Lebens liegen. Geheimnisvoller Schülerselbstmord in Köln. wtb. Köln, 23. Jan.(Tel.) Ein Unterprimaner des Realgymnasiums in Köln=Lindenthal heute vormittag im Chemiezimmer de Schule tot ausgefunden. Er hatte sich mit einer Mischung aus Zyankali und Schwefelsäure! vergiftet, die er sich durch Einschlagen der Glasscheibe des verschlossenen Giftschrankes verschafft hatte. Um in das verschlossene Chemiezimmer zu gelangen, war er aus einem Flurfenster des dritten Stockwerkes an einer Dachrinne entlang bis zum Fenster des Chemiezimmers geklettert, hatte eine Fensterscheibe des Chemiezimmers eingeschlagen und war von Die Gründe der Tat sind zurzeit goch sie dürsten aber außerhalo der ausschweisenden Phantasie, die ihn besonders das Mißverhältnis zwischen den Wünschen und Zielen seiner ans Künstlerhafte grenzostzschgftechen Bage und der Beengtheit seiner wirtschaftlicten Lage erkennen ließ. Ueberall war er ein gern gesehener Kamerad und guter Gesellschafter. Wohl äußerte er zuweilen weltschmerzliche Gedanken, sprach gar von Lebensüberdruß, ohne daß man solche Aeußerungen aber ernst nahm. Am Tage vor seinem Tod hat er sich jedoch im Bekanntenkreis in so bestimmter Form und unter Angabe von Einzelheiten über seine Absicht ausgesprochen, aus dem Leben zu scheiden, daß am Morgen des Unglückstages eine Dame ohne Neunung ihres Namens dem Direktor durch den Fernsprecher die Warnung zurief:„Hüten Sie Ihr Chemlezimmer!" Obne auf Pbekanutz, Re, Büirten over uve:. /81, Ihr Chemleslumer!“ Ohne, a4 So=Meusch einer der begabtesten Schüler weiterg,.P7gzu, Der junge weuseh, einer der begabteste der Klasse, war Vollwaise und verdiente sich Geld durch Stundengebex. xen Mitteszung 2. Einer ausführlicheren#eilung über den Selbstmord entnehmen wir, daß der junge Mann einer der begabtesten und beliebtesten Schüler der Anstalt war, der im besten Verhältnis zu Lehrern und Mitschülern stand. Er litt allerdings unter den Schatlenseiten einer ungewöhnlich lebhaften. fast zu antworten, hing die Anruseno ein.(Die Polizei hat die Ermittlungen nach dieser Richtung bereits aufgenommen.) Sofort gab der Direktor schriftlich und mündlich streuge. Anweisung, Ehemie= und Physikzimmer geschlossen zu halten und keinem Schüler die Schlüssel auszu: händigen. Als aber gegen 10 Uhr ein Lehrer den Chemieraum aufsuchte, um dort zu der Unterprimaner bereits als Leiche am Boden. Wendung in Afohanistan? Sein Widerruf von der Berliner afghanischen Gesandtschaft bestätigt. pw. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Die afghanische Gesandtschaft bestätigt durch eine Erklärung die Meldung, daß König Aman seine Abdankung zugunsten seines Bruders offiziell widerrufen hat. Sämtliche Gouverneure der Provinzen Mesar=e=Scherif Herat, Kandahar und anderer Provinzen haben ihre Treue und Anhänglichkeit beteuert. Es werden in Kandahar mit allem Eifer unter persönlicher Leitung des Königs Aman Ullah Vorbereitungen für die Wiedereroberung zetroffen. Die Anhängerschaft von Batscha=i=Sakao gctroffen. Die Anhängerschaft von Batsch=i=Sakao ist im Schwinden und die Geistlichkeit, die zu Anfang das Zeichen zum Aufruhr gegeben hatte hat ihren Fehler eingesehen und ist bestrebt, diesen wieder gut zu machen. Der Bankskandal in Berlin. wtb. Berlin, 24. Jan.(Tel.) Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft wurden in Sachen des Bankskandals von der Kriminalpolizei weitere Durchsuchungen vorgenommen. Die gesamten Geschäftsbücher des Bankhauses Löwenberg wurden beschlagnahmt und Sachverständigen übergeben. Die Nachforschungen haben ergeben, daß die Unterschriften der Wechsel tatsächlich gefälscht sind. Die Fälschungen betreffen u. a. eine Aktiengesellschaft der Elektrobranche und eines der allerersten Berliner Privatbankhäuser. Von dieses sind allein für eine Million gefälscht. Soweit sich bisher überblicken läßt, ist die bisherige Gesamtsumme von 3 Millionen bereits überschritten. Ob Wechsel in dieser Höhe in den Verkehr gekommen sind, hat sich noch nicht feststellen lassen. Die Ehefrau Rappaport, die über den Verbleib ihres Mannes befragt werden sollte, konnte bis zur Stunde nicht ermittelt werden. Man nimmt aber an, daß sie sich noch in Berlin bei Bekannten aufhält. Chronik der Brände. Brand in den Albatroß=Werken. pw. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Gestern nachmittag brach in einer Versuchsbaracke der AlbatroßFlugzeugwerke in Adlershof Feuer aus, das in kurzer Zeit auch auf die angrenzenden Büroräume übersprang. Bevor die Feuerwehr dort eintraf. hatten bereits mehrere Angestellte versucht, den Brand zu löschen. Dabei wurden vier Personen durch Stichflammen erheblich verletzt. Zwei von ihnen trugen schwere Brandwunden im Gesicht und an den Händen davon und mußten nach Anlegung von Notverbänden nach dem Krankenhaus gebracht werdei. Das Bütro und die Unterdruckkammer brannten vollständig nieder. Erst nach mehrstündiger Arbeit gelang es der Feuerwehr, die Gefahr zu beseitigen. Das Feuer ist wahrscheinlich durch Kurzschluß entstanden. Brand in der Universität Sofia. wir. Sofia, 23. Jan.(Tel.) Infolge der Explosion eines mit Petroleum gespeisten Apparates brach heute in dem Flügel des Universitätsgebäudes, in dem die Landwirtschafts=wissenschaftliche Abteilung untergebracht ist, ein Brand aus. Vier Personen wurden verletzt. Das Feuer konnte casch gelöscht werden. Der Sachschaden ist gering. Die Brandkatastrophe in Konstantinopel. wtb. Konstantinopel, 24. Jan.(Funkspruch.) Der Brand im Stadtviertel Tatavala(über den wir gestern schon berichtet haben) wurde durch Mangel an Wasser begünstigt. Die Behörden und der Rote Halbmond haben Maßnahmen zur Unterstützung der Heimgesuchten getroffen. Die Verluste der Versicherungsgesellschaften werden bisher auf etwa 100000 Pfund geschätzt. Der Gesamtschaden sowie die Zahl der verbrannten Häuser steht noch nicht fest. Das Zentralhaus der Kunst in Moskau durch Feuer vernichtet. wtb. Moskau, 23. Jan.(Tel.) Das Zentralhaus der Kunst in Moskau ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden, wobei Skulpturen und künstlerische Dekorationen verbrannten. Die Gemälde bedeutender russischer Künstler konnten gerettet werden. Aus Nah und Fern. Ueber 200000 Mark Lohngelder gestohlen. wtb. Hamm, 23. Jan.(Tel.) In der Nacht zum Mittwoch wurden auf der Zeche Königsborn, Schacht 2, die dort untergebrachten Lohngelder in Höhe von über 200000 Mark, die für die Belegschaften der Zeche Königsborn 2, 3 und 4 bestimmt waren, entwendet. Es wurde nur Papiergeld mitgenommen. Als Täter kommt mit größter Wahrscheinlichkeit der Leiter der Zechenpolizei in Frage, der flüchtete. Die Bergarbeiter konnten am Mittwoch morgen nicht abgelöhnt werden. Gewalttätige Einbrecher. wtb. Annaburg(Kreis Torgau), 23. Jan.(Tel.) Gestern abend drangen Einbrecher in die Wohnung des Brunnenbauers Gielsdorf ein. Sie überwältigten seine Schwiegertochter und hängten sie in der Küche auf. Darauf plünderten sie die Wäscheschränke und raubten etwa 470 Mark Bargeld. Glücklicherweise kam Gielsdorf selbst rechtzeitig in die Küche, um die Schwiegertochter loszuschneiden. Diese wurde in besinnungslosem Zustande in das Krankenhaus geschafft. Von den Einbrechern— man vermutet, daß es sich um Handwerksburschen handelt— wurde bisher niemand ermittelt. Ein blinder Passagier halb erfroren. wtb. Neuyork, 23. Jan.(Tel.) Gestern meldete sich bei den Offizieren des Dampfers„Lancastria“ ein 18jähriger Mann aus Winsford(Cheshire), der sich 11 Tage lang in einem Rettungsboot als blinder Passagier verborgen gehalten hatte. Der junge Mann war in einem erbarmungswürdigen Zustande. Es waren ihm Hände und Füße erfroren, und er konnte kaum sprechen. Er wird auf demselben Dampfer nach England zurückgebracht. Wolkenbrüche in Brastlien. wtb. Rio de Janeiro, 23. Jan.(Tel.) In einigen Teilen des Landes sind starke Wolkenbrüche niedergegangen. Die Bahnverbindungen sind an vielen Stellen unterbrochen. In Sao Paulo benutzte die Bevölkerung die Ueberschwemmung der Straßen zur Veranstaltung eines venezianischen Karnevals. Tägung der Preußischen Lundgeineinrelnger Went. wtb. Berlin, 23. Jan.(Tel.) Vorstand und Hauptausschuß des preußischen Landgemeindetages West sind heute in Berlin zu einer Tagung zusammengetreten, die mit einer Sitzung des Hauptausschusses heute vormittag begann. In dieser Sitzung sprach Staatsminister a. D. Dr. Drews über„Probleme der Verwaltungsreform im Reich und in Preußen". Der Redner ging zunächst ausführlich auf das vom preußischen Minister des Innern jüngst entwickelte Reformprogramm ein, zu dem er einige Aenderungsvorschläge machte Er begrüßte es außerordentlich, daß der Minister die restlose Durchführung der grundsätzlichen Gleichstellung von Stadt und Land verwirklichen will. Als Grundsatz stellte er die Forderung auf. daß den Gemeinden alle Aufgaben überlassen bleiben, die in wirtschaftlich vernünftiger Weise von ihnen wahrgenommen werden können. Die Stärkung der kommunalen Leistungsfähigkeit des flachen Landes in Rheinland und Westfalen durch die Einschaltung kommunaler Gemeindeverbände zwischen die Kreise und die schwachen Landgemeinden wünscht der Redner dann auf das Staatsgebiet ausgedehnt. Zur Eingemeindungspolitik äußerte er, daß für die Eingemeindung von Landgemeinden in Städte nicht die Wünsche der letzteren hinsichtlich künftiger Ausbreitungsmöglichkeiten ausschlaggebend sein dürsten. Sodann behandelte der Redner die Fragen der Reichsresorm. Er wies auf die großen Gefahren hin, die darin liegen, daß die Behördenapparate des Reiches und der Länder sich vielfach schneiden. In den vom Reich in den Kreis seiner Zuständigkeiten gezogenen Angelegenheiten müsse das Reich die unmittelbare Befehlsgewalt nicht nur gegenüber den Ländern, sondern auch gegenüber jedem mit der Ausführung betrauten Länderbeamten haben. Als zweiter Redner sprach Ministerialrat Dr. Surén über„Interkommunalen Lastenaus= gleich“. Er gelangte zu dem Vorschlag, daß den leistungsschwachen Gemeinden die Differenz sPischen ihrem eigenen Kopfbetrag und dem durchmtmichen Kopfbetrag zugelegt werden solle Daneben könne man unter Berücksichtigung des Umstandes, daß in ärmeren Gemeinden die Ausgaben verhältnismäßig hoch seien, die Erfahrungstatsache berücksichtigen, daß in Gemeinden mit ärmerer Bevölkerung die Zahl der Kinder in der Regel einen relativ größeren Prozentsatz der Gesamtbevölkerung ausmache. Deshalb sei es zweckmäßig, bei der Berechnung des Kopfbetrages für ärmere Gemeinden eine künstlich erhöhte Einwohnerzahl zugrunde zu legen. Zu dieser Aenderung des allgemeinen Lastenausgleichs müsse ein besonderer Lastenausgleich auf den Gebieten der Polizeikosten und der Schulen hinzukommen. Der gegenwärtige Zeitpunkt sei allerdings für solche Reformen ungünstig. Der Eonmeneurger wtb. Sonnenburg, 23. Jan.(Tel.) Zu Beginn als Absender Decknamen benutzt wurden. Unerder heutigen Verhandlung im Sonnenburger Zucht=klärlich ist es bis heute geblieben, wie diese Kollis hausprozeß wurde bekannt, daß der als Belastungs= aus der Anstalt unbehindert herausgebracht zeuge nach Sonnenburg transportierte Schwerver= werden konnten. Insgesamt fehlten später von den brecher, der Mörder Alex Hoffmann, in der Nacht 280000 Kilogramm Heeresgut, die nach Sonnenin einem Wutanfall seine Zelle restlos demoliert burg geliefert waren, rund 14000 Kilogramm. habe. Zu Beginn der Verhandlung machte Rechtsanwalt Themal noch darauf aufmerksam, daß nach den neuerlichen Mitteilungen eines Gefangenen sich setzt herausstellte, daß der Strafgefangene Paasch seinerzeit ungehinderten Zutritt zu dem Büro des Werkmeisters Grafunder hatte, und daß der dringende Verdacht besteht, daß er dort die für die Beamten ausgestellten Bestellzettel abgeändert, beziehungsweise verfälscht habe. Einer der Hauptbelastungszeugen, der Strafgefangene Paasch, erklärte, daß er zu der Trägerkolonne des Oberwachtmeisters Naumann gehört habe, die mit dem Abtransport des Heeresgutes vom Bahnhof Sonnenburg betraut war. und daß er bei dem Werkmeister Grafunder Kalsaktor war. Die weitere Frage, ob dabei Unregelmäßigkeiten vorgekommen seien. bejahte Paasch unumwunden. Auf Veranlassung des Staatsanwalts machte der Gefangene Paasch dann Mitteilung über eine Abänderung des Bestellzettels des Angeklagten Woithe durch den Werkmeister Grafunder. Danach stand auf der Rechnung zuerst eine Tuchhose für 350 Mark, später aber nur eine Reithose für 2.50 Mark. Wir nahmen für diese Arbeiten die Mäntel vom Reichswehrministerium, sie waren durchweg neu oder wenigstens zum Teil sehr gut. Wotthe hat mir später dafür eine Leberwurst geschenkt. Mein Buch mit der Liste der Beamten, die Hosen bekommen hatten, habe ich später bei der Revision zerrissen. Ich wollte die Beamten zuerst schonen; aber ich mußte später aussagen, weil ich sonst selbst in den Verdacht der Verleitung zum Meineid kam. Vorsitzender: Hat Ihnen der Werkmeister Grafunder gesagt. Sie sollten mit den Beamten schieben? Zeuge Paasch: Das weiß ich nicht von ihm selbst. sondern von anderen Gefangenen. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen kam es zu einem Zwischenfall. Der Vertreter der Anklage beantragte, die angeklagten Beamten darauf hinzuweisen, daß sie sich evtl. auch wegen bandenmäßigen Diebstahls und wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantworten hätten. Darauf erklärte Rechtsanwalt Themal sehr erregt, daß, wenn die Staatsanwaltschaft erst jetzt auf diesen Gedanken komme, der Prozeß sofort vertagt werden müsse, denn dann würden den Angeklagten nicht nur Vergehen, sondern Verbrechen vorgeworfen. 44 6, 66126 Mmn, Dieser neue Gesichtspuntt blieb vorlaufig unerlebigt. 9ec her An: 9637 Der Strafgefangene Maß, der eine eifjahrige Zuchthausstrafe wegen schweren Einbruchdiebstahls verlüßt, war als Schneider im Altverwertungsbetrieb der Anstalt beschäftigt; er wollte zunächst seine Aussage verweigern, entschloß sich aber schließlich. Rede und Antwort zu stehen, wobei er sofort betonte, daß seine letzte belastende Aussage falsch sei. Alle seine Einwände seien von Staatsanwaltschaftsrat Knobloch nicht beachtet worden, und Dr. Knobloch habe ihm erklärt, wenn er seine entlastenden Aussagen nicht fallen lasse, dann würde sein Enadengesuch nicht befördert werden. Schließlich hätten er und Paasch sich entschlossen, nur Belastendes auszusagen, später aber diese Aussage wieder zurückzunehmen. Rechtsanwalt Themal:„Benahm sich Dr. Knobloch darauf anders zu Ihnen, war er liebenswürdiger?“ g„„Iarn Zeuge Matz:„Aver selbstverständlich!“ Rechtsanwalt Themal lehnte hierauf Dann begann der Aufmarsch der Mörder. Unter allgemeiner Spannung wurde u. a. der erst 24jährige Mörder Steinbock vorgeführt, der im Jahre 1924 die Tante eines Freundes ermordet hat und nun auch lebenslänglich sitzt. Als er befragt wurde, erklärte er trotzig: Ich verweigere meine Aussage. Vorsitzender:„Sie haben kein Recht dazu, aber wir besitzen keine Machtmittel, Sie zur Aussage zu zwingen. Wollen Sie nicht doch lieber aussagen?“ Zeuge Steindock:„Nein, es sind Umstände eingetreten, die mich zur Verweigerung zwingen. Ich habe meine Gründe.“ Als er darauf abgeführt werden sollte, drehte sich Steinbock zuerst noch einmal in aller Ruhe nach allen Seiten um, musterte die Prozeßbeteiligten und die Zuhörer lächelnd und verschwand dann, von den Beamten eskortiert, durch die Tür. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag früh 10 Uhr vertagt. Von einem Verbrecherverein überfallen. pw. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Ein ähnlicher Vorfall wie seinerzeit am Schlesischen Bahnhof spielte sich gestern abend im Norden Berlins ab. Nach dem Vorbild der„Immertreu=Leute" fuhren gegen 11 Uhr vor ein Lokal in der Dunckerstraße plötzlich drei Kraftdroschken vor. Den Wagen entstiegen etwa zehn bis zwölf Mann, die in das Lokal eindrangen und mit mehreren dort sitzenden Gästen Streit anfingen. Es. kam zu einer Schlägerei, in deren Verlauf auch ein Schuß abgeseuert wurde, der aber sein Ziel versehlte. Die Polizei war auf den Ueberfall=Alarm alsbald mit einem größeren Ausgebot zur Stelle, sodaß die Streitenden getrennt werden konnten, ehe es zu einem ernsteren Blutvergießen kam. Mehrere der Angreifer konnten verhaftet werden. Nach den bisherigen Ermittlungen scheint es sich um einen vorbereiteten Rachezug zu handeln. Verbrecherjagd in den Straßen von Brüssel. wtb. Brüssel, 24. Jan.(Funkspruch.) Im Verlauf einer dramatischen Jagd durch die Straßen gelang es der Polizei die beiden Räuber Berckmann und de Moor, die vor einigen Tagen zwei Polizeibeamte durch Revolverschüsse verletzt hatten und als sehr gefährlich galten, mit einigen Stunden Zwischenraum nacheinander dingfest zu machen. Während des Kampfes, der der Verhaftung de Moors voraufging, wurden noch zwei Beamte schwer verletzt. de Moor selbst wurde durch Revolverschüsse niedergestreckt und ist ins Hospital gebracht worden. Beide Räuber besaßen bei ihrer Verhaftung Revolver und reichlich Munition. Die Polizeibeamten waren u. a. mit Geschossen ausgerüstet, die betäubende Gase enthielten. Lawinenunglück in Vorarlberg. Vier Schifahrer unter einer Lawine. wtb. Lech(Vorarlberg), 23. Jan.(Tel.) Nördlich der Kriegeralpe im Gemeindebezirk Lech ging heute mittag eine Lawine nieder, die vier Schifahrer verschüttete. Eine Rettungsexpedition ist sofort abgegangen. wtb. Lech(Vorarlberg), 24. Jan.(Tel.) Zu dem Lawinenunglück, das sich, wie gemeldet, heute mittag nördlich der Kriegeralpe auf der Sulzenfluh unterhalb der Mohnenfluh ereignete, wird noch berichtet: Eine Gesellschaft, bestehend aus acht Reichsdeutschen und einer Holländerin, erstieg unter Führung des Schilehrers Jochum einen Hang, als eine Lawine in einer Breite von 50 Meter und einer Länge von 70 Meter abbrach. Die Lawine verschüttete drei Damen und zwei Herren. Unter Leitung des Schilehrers, den die Lawine nur ein Stück mitgerissen hatte, begann sofort das Rettungswerk. Es gelang, zwei Damen und einen Herrn lebend aus den Schneemassen zu bergen. Bei einem Herrn und einer Dame blieben die Wiederbelebungsversuche erfolglos Ihre Namen sind: Dr. Lutz Seibusch, Frankfurt a. M. und Frau Ninni Roeßler aus Frankfurt a. M., geboren 1878, Arztgattin. Ihr Mann befand sich auch bei der Partie. Heuschreckenplage in Palästina. Mit Flammenwerfern und Gewehren gegen die Heuschrecken. wtb. Jerusalem, 24. Jan.(Funkspruch.) Nach einer amtlichen Mitteilung wird Palästina von Heuschrecken bedroht, die in den letzten drei Tagen von Transjordanien herüberkamen. Der Hauptschwarm versuchte bei der Allenby=Brücke vorzudringen. Ein anderer ging vier Meilen östlich von Jericho nieder. Eine mit Gewehren und Flammenwerfern ausgerüstete Kompagnie vernichtete, von zahlreichen Einwohnern unterstützt, einen Teil des Schwarms. Andere Schwärme wurden gestern bei Hebron und an der Grenze, östlich von Berseba, gemeldet, die von Kamelreiter=Patrouillen bewacht wird. Racheihtendtenst durn Hunesprauf. Lessing=Gedenkfeier der Stadt Berlin. wtb. Berlin, 24. Jan.(Funkspruch.) Magistrat und Stadtverordnete der Stadt Berlin veranstalteten gestern abend im Festsaal des Rathauses eine Lessing=Gedenkfeier. Arnold Zweig, der die Festrede hielt, feierte Lessing als den ersten Schriftsteller der deutschen Sprache, der großartigen Verstand und starke dichterische Gestaltungskraft in sich vereinte. 94 Friedrich Kayßler las darauf aus Briefen Lessings, die sich auf den Tod seines Sohnes und seiner Frau beziehen. Dr. Erwin Kalser rezitierte aus Werken des Dichters. Sechs Jahre Zuchthaus für einen Totschläger. wtb. Stettin, 24. Jan.(Funkspruch.) Das hiesige Schwurgericht verurteilte gestern nach dreitägiger Verhandlung den Buchhalter Fritz Garwin, der im April vor. Jahres seine Braut, die 25jährige Charlotte Jüds, erschossen und den Vater und die Schwester der Cetöteten mit der Waffe bedroht hatte, wegen Totschlags zu sechs Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust. Von der Anklage der versuchten Tötung wurde Garwin freigesprochen. 350 Jahre Vereinigte Niederlande. wtb. Utrecht, 24. Jan.(Funkspruch.) In der Aula der Universität wurde heute im Beisein der erneut gesamten königlichen Familie, des Ministerpräsiständigen ab. Staatsanwalischaftsgat. Dr„Knobloch Kahigetts, in feierlicher Weise die Wiederkehr des beionte demgegenüber, oan der Zeuge matz ein völlig unzuverlässiger Mensch sei, seine Darstellung Tages begangen, an dem vor 350 Jahren auf Anlaß von Wilhelm, dem Schweiger, die sog. Union völlig unzuverläslger Mensch fel, seine Darstellung von utrecht, durch die der Grundstein für den sei völlig unintrefsend. Er habe nandig geleugnet.): Vereinigten Riederlande gelegt wurde und erst auf Vorhalt der polkzeilichen Ermittlungsergebnisse und besonders, nachdem seine Angehörigen den Empfang von Paketen mit Kleidungs= stücken bestätigt hätten. ein Geständnis abgelegt Auch der wieder vorgeführte Gefangene Paasch bestritt die Darstellung seines Mitgefangenen Matz und blieb dabei, daß er mit der Belastung der Beamten die Wahrheit gesagt hätte. Der Zeuge Matz blieb demgegenüber bei seiner Darstellung und erklärte:„Ich habe jetzt noch Angst vor dem Druck, den das Ministerium auf mich ausübt.“ Der Ausmarsch der Mörder. wtb. Sonnenburg, 23. Jan.(Tel.) Die Berliner Kriminalbeamten, die zur Aufdeckung der Schiebungen nach Sonnenburg gesandt waren, schilderten im weiteren Verlauf der Verhandlung sehr anschaulich die Verhältnisse, die sie dort vorfanden. Auf der Kleinbahn in Sonnenburg gaben die Gefangenen Kollis bis zu einem Gewicht bis zu einem Zentner an ihre Angebörigen auf. wobei Staat der Bereiniten Mirorllande geng. Walde, begründet wurde. Frankreich für den Kanaltunnel. wtb. London, 24. Jan.(Funkspruch.) Reuter. Der französische Botschafter in London hat mitgeteilt, die französische Regierung sei bereit, die Frage des Kanaltunnels in die Hand zu nehmen, sobald die britische Regierung ihre Bereitschaft dazu erkläre. Bombenabwurf in eine Soldatengruppe. bb. London, 24. Jan.(Funkspruch.) Wie berichtet wird, ereignete sich auf einem Militärflugplatz in Indien ein schweres Unglück durch einen verhäugnisvollen Irrtum der Besatzung eines Bombenflugzeuges. Die Besatzung des Flugzeuges wari versehentlich drei geladene Bomben in eine Gruppe indischer Soldaten. Dabei wurden drei Offiziere und acht Soldaten getötet. Zahlreiche Verwundete mußten ins Laza; gebracht werden. Deutsche Militärinstrukteure in China? wtb. London, 24. Jan.(Funkspruch.) Im Unterhaus, in Erwiderung auf eine Anfrage, erklärte Sir Austen Chamberlain, er habe Bericht über die Ankunft deutscher Militärinstrukteure in verschiedenen Teilen Chinas erhalten, sei aber nicht in der Lage, Näheres dazu mitzuteilen. Die Frage, ob dieser Gegenstand vom Völkerbund erörtert worden sei, wurde von Chamberlain verneint. Keine Entlassung Tukas aus der Untersuchungshaft wtb. Prag, 24. Jan.(Funkspruch.) Wie die Blätter aus Preßburg melden, wurde das von dem Verteidiger des wegen Hochverrats und Spionage in Untersuchungshaft befindlichen slowakischen Abg. Tuka eingebrachte Gesuch um Freilassung vom Anklagesenat abgewiesen. Auf Anordnung des Untersuchungsrichters wurde im Schloß der Gräfin Esterhazy, die in die Angelegenheit verwickelt sein soll, eine Haussuchung vorgenommen, wobei zahlreiche Briefschaften beschlagnahmt wurden. Aufhebung eines trotzkistischen Geheimbundes in Moskau.— 150 Personen verhaftet. wtb. Moskau, 24. Jan.(Funkspruch.) Wie die Blätter berichten, ist ein trotzkistischer Geheimbund, der sich im antisowjetistischen Sinne betätigte, aufgehoben worden. 150 Personen wurden verhaftet. Rückgang der Grippe=Todesfälle in Amerika. wtb. Washington, 24. Jan.(Funkspruch.) Das statistische Amt berichtet: Die Zahl der Todesfälle infolge Grippe betrug in 69 Städten in der am 19. Januar zu Ende gegangenen Woche 995 gegen 1318 in der Vorwoche. Aufständischen=Kämpfe in Mexiko. wtb. Guadalajara(Mexiko), 24. Jan.(Funkspruch.) Aus dem Hauptquartier der Bundestruppen wird berichtet: Bei einem vierstündigen Gefecht zwischen Truppen und Aufständischen in der Nähe von Laquemada wurden zehn Aufständische getötet und zwei Soldaten verwundet. Drei andere Aufständischengruppen wurden in verschiedenen Teilen Jaliscos versprengt. Die Bundestruppen erbeuteten Waffer und Pferde. Stapellauf eines amerikanischen Kreuzers. wtb.. Camden(New Jersey), 24. Jan.(Funkspruch.) Am Delaware=Fluß fand gestern früh der Stapellauf des neuen 1000l=Tonnen=Kreuzers „Salt Lake Citv“ statt. Rechthaber Es gibt wohl herzlich wenig Dinge in Welt, über die nur eine Meinung besteht. Trotzdem ist manchen Menschen ein so hartnäckiger Widerspruchsgeist und Hang zu eigensinniger Rechthaberei angeboren, daß sie keine fremde Ansicht neben ihren aufkommen lassen. Sie haben immer recht und reden solange, bis sie überzeugt zu haben glauben. Gerade in dieser Zeit der erhöhten Wintergeselligkeit empfinden wir es doppelt störend, wenn uns die Stunden, die wir in angenehmer Gesellschaft verplaudern wollen, durch solche Menschen getrübt werden. Man kann doch nur aus der fremden Meinung lernen. Es bring jeder gern sein Lichtlein hervor, sodaß es zum wenigsten rücksichtslos wäre, wollte man es ihm durch harte Verneinung ausblasen. Ein selbst klar zu beweisendes Irren wird man viel leichter mit etwas nachgiebigem Einfühlen in die fremde Anschauung richtigstellen können, ohne den anderen durch schroffes Ablehnen beschämen zu müssen. Gewiß, Widersprüche muß und wird es geben, denn sie stärken die Waffen im Meinungskampfe. Die starre Behauptung wird wenig Gehör finden, mag auch ihre Richtigkeit erwiesen sein.„Seinen Starrkopf kennt man ja,“ wird man schließlich achselzuckend sagen und nach Möglichkeit den Rechthaber in Zukunft meiden, denn man möchte nicht immer stumm bleiben, um nur vor ihm Ruhe zu haben. Jeder Mensch will und wird sich eine eigene Meinung selbst zu bilden wissen, wenn er sich auch fremde Ansichten dabei zunutze macht. Daran werden die Rechthaber nichts ändern, es sei denn, daß sie Gedanken lesen lernten und sich selbst bekehrten. So jedoch können sie bald in ihrer Gesellschaft nur Jabrüder finden, die alles gutheißen, alles beklatschen, die entweder so hol sind, daß ihnen eigenes Denken fremd bleibt, oder die so falsch sind, daß sie den Rechthaber ins Gesicht loben und hinter dem Rücken sich über ihn lustig machen. Gewiß, auf Kranke muß man Rücksicht nehmen, und Rechthaber sind durch ihre Veranlagung krank. Wenn jedoch eine Heilung aussichtlos erscheint, gibt man ihn am Ende ganz auf und läßt ihn stillschweigend gewähren, es hat ja doch keinen Zweck. —.— Schwerter Wochenmärkt Der gestrige Wochenmarkt fand bei unfreundlichem, nebligen Wetter statt. Infolgedessen waren die Käufer nicht in der sonst gewohnten Zahl erschienen. Auch verschiedene Verkäufer waren nicht am gewohnten Platze. Die Preise hielten sich im großen und ganzen auf ihrer vorwöchentlichen Höhe, nur die Preise für Butter waren gegenüber dem letzten Stande etwas gesunken. Nach Fischwaren herrschte verstärkte Nachfrage. Nachfolgend führen wir die Preise an: Feischwaren: Schweinefleisch 1,20 bis 1,40, Rindfleisch 1,20, Gefrierfleisch 50 und 90, Kottelett 1,40, Schinken 1,80, Blut= und Leberwurst 50 bis 1.—, Speck 1,10 bis 1,30, Mettwurst 1,70, Bierwurst 1,30, Plockwurst 1,50 bis 2.—, Zervelatwurst 1,80 bis 2,40 Mark. Butter und Eier: Butter 2.— bis 2,20, Eier 5 und 6 Stück 1.— Mark. Obst, Südfrüchte und Gemüse: Aepfel 30 bis 50, Apfelsinen 10 bis 20 Stück 1.—, Bananen 30 bis 45, Zitronen 3 Stück 25, Rotkohl 15, Weißkohl und Wirsing 12, Wurzeln 15, Schwarz= wurzel 50, Rosenkohl 40, Rote Beete 15, Grünkohl 2 Pfd. 25, Porree 10 Pfg. Fischwaren: Schellfisch 35, Kabeljau 40, Rotbarsch 35, grüne Heringe 4 und Pfd. 1.— Mark, Heringe 12 und 16 Stück 1.— Mark. Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn=Gesenschäft in Schwerte 24. Januar. 41 n. Chr.: Caligula, römischer Kaiser, in Rom gestorben(geb. 12 n. Chr.).— 76 n. Chr.: Hadrianus Publius Aelius, römischer Kaiser, in Rom geboren(gest. 138 n. Chr.).— 1712: Friedrich der Große in Berlin geboren(gest. 1786). — 1776: Der deutsche Dichter E. Th. A. Hoffmann in Königsberg geboren(gest. 1822).— 1798: Der deutsche Dichter Karl v. Holtei in Breslau geboren(gest. 1880).— 1915: Deutschenglische Seeschlacht an der Doggerbank. —.4— Schwerte(Ruhr), den 24. Januar. 4 Betriebsunfall. Einen bedauerlichen Unfall erlitt gestern der 17jährige Schlosser Heinr. E. von hier. Bei seiner Arbeit an der Bohrmaschine geriet er mit der linken Hand so unglücklich zwischen zwei Zahnräder, daß die Hand stark gequetscht; ein Finger mußte bereits abgenommen werden. * Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen Straßenbahn und einem sogen.„Trekker“ mit Anhänger ereignete sich vorgestern abend auf der Hörderstraße. Vier auf dem Anhänger befindliche junge Leute konnten sich zwar im letzten Augenblick noch durch Abspringen in Sicherheit bringen, doch ist einer derselben, der Sohn des Zimmermeisters P. von hier, auf einem Steinhaufen so unglücklich zu Fall gekommen, daß er sich schwere Verletzungen am Kopfe, namentlich im Gesicht zuzog. Der angerichtete Materialschaden ist sehr bedeutend. Da die Gleise gesperrt waren, war der Straßenbahnverkehr nach hier fast zwei Stunden unterbrochen. Gestern vormittag 7,29 Uhr trafen der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn=Gesellschaft, Herr Dr. Dorpmüller mit dem gesamten Verwaltungsrat, letzterer unter Führung seines Präsidenten, des Herrn von Siemens, sowie namhafte Vertreter der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn=Gesellschaft, u. a. der Direktor des Werkstättenwesens, Herr Geheimrat Kühn, mittels Schlafwagensonderzuges, unmittelbar von Berlin kommend, in Schwerte ein. Nach einem kurzen Frühstück im Wartesaal des Hauptbahnhofes fuhren die Herren um 9,11 Uhr in zwei Salonwagen zum Bahnhof Schwerte=Ost. sum sich von dem wirtschaftlichen Fortschritt des Reichsbahnausbesserungswerkes zu überzeugen. Das nach kaufmännischen Grundsätzen geleitete Reichsbahnausbesserungswerk Schwerte war für die Besichtigung vorgesehen, da es das modernste und bedeutendste Lokomotivausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn=Gesellschaft darstellt. Anwesend waren u. a. auch die Präsidenten des Reichsbahndirektionen Köln, Elberfeld, Essen und Münster, sowie die Werkstättendezernenten der Reichsbahndirektion Köln. Die Zahl der teilnehmenden Herren betrug insgesamt 48. Nach einer Begrüßung durch den Herrn Präsidenten von Guérard der Reichsbahndirektion Köln und den Herrn Werkdirektor Gremler legte Herr Oberbaurat Lamertz von der Reichsbahndirektion Köln dar, wie die steigende Vervollkommnung und Verbesserung der technischen Einrichtungen und die weitere Durchführung rationeller Arbeitsverfahren einen Wirkungsgrad erreicht haben, der zum wesentlichen Teil in dem gewaltigen Aufschwung, den das Werk in den letzten zwei Jahren genommen hat, seine Auswirkung findet. Er bewies in treffenden Worten an Hand zahlenmäßiger Unterlagen und schaubildlicher Darstellungen die stark gesteigerte Leistungsfähigkeit des Werkes Schwerte. Die Herren nahmen anschließend einen Rundgang durch die einzelnen Werkabteilungen vor, um die eingeführten Arbeitsverfahren und den gegenwärtigen Zustand des Werkes kennen zu lernen. Die Abfahrt erfolgte mittels Sonderzuges um 11,37 Uhr. Bei starkem Nebel des Abends nicht ohne Laterne fahren, damit man nicht vom Wege abirrt und verunglückt. Vom Wetter „Londoner Nebel“ lag gestern über unserer Stadt. Eine besondere Gefahr bildete er für den Kraftwagenverkehr. Nur im Schneckentempo sah man die Fahrzeuge sich fortbewegen. Einerseits wurde bei dem augenblicklichen Schmutz in den Straßen diese Maßnahme von den Straßenpassanten angenehm empfunden. In einigen Straßen liegt der Schmutz so hoch, daß ein Durchgehen nur mit nassen Füßen und arg beschmutzten Kleidern möglich ist. Ueber Nacht ist leichter Frost eingetreten und beim Schreiben dieser Zeilen ist es lustig am schneien. Die Hochdruckgebiete über Polen und Skandinavien bestehen fort, während sich das Hochdruckgebiet über dem Nordmeer verstärkt und über Großbritannien ausgebreitet hat. Flache Tiefdruckgebiete liegen über der Ostseeküste und Frankreich. In Deutschland war es heute früh größtenteils bewölkt und vielfach neblig, vereinzelt mit leichten Regen= oder Schneefällen. Westen lagen die Morgentemperaturen 1—3 Grad über dem Nullpunkt, während der Osten 2—5 Grad Frost hatte. Der Kahle Asten meldet schwachen Nordwestwind, Nebek, 6 Grad und 55 em Schneehöhe. Wetteraussichten bis Freitag: Wolkig sowie vereinzelt leichte Niederschläge bei wenig veränderten Temperaturen. : Seltenes Jagdglück hatte der Gutsbesitzer E. Rosenwerth aus Holzen. Auf einer Jagd in den Gefilden Kisselbach im Hunsrück konnte er einen ganz kapitalen Keiler auf die Schwarte legen. Weidmannsheil! - Gardeverein Schwerte. Der Gardeverein sendet uns eine Ergänzung zu unserm Bericht über die Jahreshauptversammlung, wonach außer den aktiv gedienten alle diejenigen Kameraden in den Verein ausgenommen werden können, die 1914 und während des Krieges zu einem Gardetruppenteil eingezogen, dort ausgebildet sind und ununterbrochen bei der Garde Dienst getan haben, sofern die bekannten Vorbedingungen erfüllt sind. . Im Café Astoria findet morgen ein Familienabend statt. Die Hauskapelle wird in bester Weise für die Unterhaltung der Gäste sorgen und hat ein umfangreiches Programm aufgestellt. Eine besondere Anziehung dürfte für alle Besucher des Cafés Astoria sein, daß Frau Liebig an diesem Abend singt. Programm siehe Inserat unserer heutigen Ausgabe. Der MGV.„Sängerbund“ veranstaltet am Sonntag, den 27. Januar, nachmittags 4,30 Uhr, im großen Freischützsaal ein großes Kostümfest. Aus früheren Jahren ist uns bekannt, daß der MGV.„Sängerbund“ es ausgezeichnet versteht, den Karnevalstrubel erstklassig zu gestalten. Wie wir hören, hat er es sich auch in diesem Jahre zur Aufgabe gemacht, den Mitwirkenden alles das zu bieten, was unbedingtes Vergnügen heißt. U. a. stellt er außer einer vorzüglichen Jazzkapelle aus seinen Kreisen eine aus ca. 12 Mann bestehende Original=Bauernkapelle. Für die schönsten Kostüme sind erstklassige und wertvolle Kreise ausgesetzt. Die Preise sind im Schaufenster Mosbach, Hüsingstraße, ausgestellt. Wir können einen Besuch dieses Kostümfestes nur empfehlen. Karten im Vorverkauf sind zu haben beim Wirt W. Brauckhoff, dem Vereinswirt Klempt und den Mitgliedern des Vereins. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, daß in weiten Kreisen die Ansicht besteht, daß der MGV.„Sängerbund“ auch am Sonnabend, den 26. ds. Mts., am Freischütz die Veranstaltung habe. Das ist nicht der Fall. Was man nicht ins Zeugnis schreiben darf. Verdachtsgründe darf man im Zeugnis nicht angeben. Dies hat das Reichsarbeitsgericht ausdrücklich festgestellt. Wenn das Zeugnis sich auf Verlangen des Arbeitnehmers auch auf die Führung erstreckt, so darf der Arbeitgeber den Verdacht einer strafbaren Handlung nicht aufnehmen. Er ist sonst zum Schadenersatz verpflichtet. Die Aufnahme würde dem Grundsatz widersprechen, daß nur tatsächliche Vorgänge im Zeugnis Verwertung finden. Andererseits ist es kein Verstoß gegen die guten Sitten, der zum Ersatz des Schadens an andere Arbeitgeber verpflichten würde, wenn der Arbeitgeber seinen bloßen Verdacht einer strafbaren Handlung nicht in das Zeugnis des entlassenen Arbeitnehmers aufnimmt. Wenn ein Arbeitnehmer längere Zeit bei einem Arbeitgeber sich zufriedenstellend geführt hat, dann ist der Arbeitgeber verpflichtet, im Zeugnis doppelt vorsichtig zu sein mit Bemerkungen, die den Erfahrungen widersprechen. + Musik für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen. Musik soll in den Seminaren und Lehrgängen zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen mehr als bisher gepflegt werden. Den Provinzialschulkollegien sind darüber Richtlinien zugegangen, die Anhaltspunkte dafür geben, aber nicht als Stoffplan gelten sollen. Die musikalische Befähigung und Bildung der Schülerinnen soll soweit gefördert werden, daß sie die musikalischen Anlagen der Kinder wecken und pflegen können. Den Lehrstoff bilden für die Gehörbildung einfache Melodien, Atem=, Sprech= und Singerziehung, Theorie, rhythmische Erziehung, Formlehre und Musikgeschichte. In der Jugendliteratur soll lautreines sinngemäßes Sprechen gepflegt werden. Beim Bewegungsspiel soll der Volkstanz gepflegt und im Handfertigkeitsunterricht Singefibel, Musikball, Singe=Domino, Plättchenklavier, Klappern, Triangel u. a. m. hergestellt werden. Schwerte=Ost, 24. Jan. Leichter Unfall. Im Reichsbahn= Ausbesserungswerk wurde der Schlosser Ludwig P. von einem Transportauto gegen einen Vorwärmer gedrückt und erlitt eine erhebliche Beinverletzung, so daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. —— Neuer Pfarrer epw. Der Hilfsprediger Bruckhaus wurde zum Pfarrer der evang. Kirchengemeinde Burbach, Kreis Siegen vom Konsistorium in Münster bestellt. Börsen und Märkte Dortmunder Zucht= und Faselviehmarkt vom 23. Januar. Auftrieb: 563 Stück Großvieh, 147 Schweine, 12 Kälber. Der Handel war langsam. Es kosteten Kühe 325 bis 680 Mk., Rinder 250 bis 500 Mk. Ausgesuchte Tiere wurden über Notiz bezahlt. Sämtliches zum Markt aufgetrieben gewesenes Großvieh ist gegen Maul= und Klauenseuche geimpft worden. Die geimpften Tiere sind mit Ohrenmarken versehen, die die Bezeichnung„Magerviehhof Dortmund“ und eine Numemr tragen. Es sind die Nummern 3434 bis 3994 ausgegeben worden.— Am Schweinemarkt war der Handel langsam. Es kosteten 6—8 Wochen alte Ferkel 23—33 M, 8—10 Wochen alte 33—40 M, 10—12 Wochen alte 40 bis 58 M. Der nächste Markt findet am 30. Januar statt. Bücherbesprechung Alle unter dieser Rubrik besprochenen Bücher sind zu haben in der Buchhdlg. C. Braus. Schwerte. Zeitungs=Katalog Rudolf Mosse 1929. Die 55. Ausgabe des Rudolf Mosse=Zeitungs=Kataloges für 1929 ist soeben erschienen. Wie die lange Reihe seiner Vorgänger, so ist auch dieser anerkannte Führer auf dem Gebiete der Zeitungsund Zeitschriften=Reklame ein unerläßliches Nachschlagewerk für jeden, der mit Zeitungsreklame zu tun hat. Aeußerlich fällt das stattliche Buch durch seinen besonders geschmackvollen und haltbaren Einband auf, innerlich macht sich vor allen Dingen eine bemerkenswerte Neuerung geltend: Die Tageszeitungen sind, um keine Mißverständnisse über den Wert der Zeitungen auskommen zu lassen, innerhalb ihrer Erscheinungsorte in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Der redaktionelle Teil, der besonders auch auf den„Rudolf Mosse=Dienst“ eingeht, bringt in mustergültiger Anordnung dem Inserenten alles Wissenswerte über den Anzeigenteil der Zeitungen und Zeitschriften. In einem besonderen Anhang haben die Verleger die Gelegenheit wahrgenommen, den Firmen, die für Reklame Interesse haben, die Vorteile ihrer Organe für die jeweiligen Zwecke zu schildern. Das 30 Seiten umfassende Kartenwerk, das bekanntlich letztes Jahr großen Anklang fand, ist auch dieses Mal wieder beigegeben und umfaßt die Länderkarten des Deutschen Reiches sowie des gesamten europäischen Kontinents. Es ist zu begrüßen, daß die Firma Rudolf Mosse durch ihren Zeitungs=Katalog 1929 wiederum den Inserenten als auch den Verlegern einen hervorragenden Dienst leistet, und bei der Aufgabe, die der Zeitungsreklame beim Aufbau der deutschen Wirtschaft zufällt, wird dieser Zeitungs=Katalog von bedeutsamem Nutzen sein. Neue Marke. nennen Sie Ihre „Warum nennen Sie Ihre neue Zigarrenmarke„Graf Zeppelin?“.. „Ueberaus vornehm, großes Formut, kollossal leicht!“ „Na, ja, und hundert Mann müssen erst dran ziehen, bevor sie in Gang kommt!“ Lichtspiele zur Reichskrone Nur noch heute Henny Porten in EUF Die Geschichte vom häßlichen Entlein Dieser neueste Henny Porten-Film ist ein Lustspiel mit dramatischen Konflikten und zeigt den deutschen Weltstar Fwieder auf der vollen Höhe seiner großen Kunst. Pola Negri in „Hadionl der Elie * Ein Film moderner Ehewirren und Konflikte. Offenbarungen aus d. Seelenleben einer Frau.— Im Mittelpunkt der großen Tragödie: POLA NEGRI. 2 Personen haben mit 2 Eintrittskarte Zutritt 217 BEVÖR SIE DEN TIENTSETIEN, EESEN SIE AM BESTEN DAS BUICFI „DIEVIEILISE UNDMANAKN NEUIE VOLKSAUSGABE NUR MK. 4.80. VORRATIG NN DER BUCHHANDLUNG CARL BRAUS, SCHWERTE-RUHR, Bahnhofstraße 3. A Harzer Kanarienvöge!! Mm Kleiner werten Kundschaft von Schwerte u. Umgebung zur Nacbricht, daß ich mit einer großen Auswahl Kanarienvögel(la. Zuchtwelbchen wieder anwesend“ bin. Stelle dieselben nur heute und morgen in der Gastwirtsch. WIlh. Kordeck, Kampstr. zu billig. Preisen zum Verkauf aus. 517 Vogelhändter Kruse, Harz vom 26. Januar bis 3. Februar 1020. Karl=Ernst=Osthaus=Bund u. Westf. Heimstätte, Provinzielle Wohnungs-Fürsorge=Gesellschaft in Münster Ausstellung„Heim und Siedlung“, Ausstellungsgebäude Hochstr. 33 täglich 9—18, Sonntags 9—13 Uhr. Eintritt 50 Pfg., Vereine 30 Wechselnde Veranstaltungen: in FFrroßur Ohsmo##e 133 MARX Schwerte, Brückstraße Schützendorf’s MEDIZN BITTER Alleinverkauf für Schwerte: WDZTER BRENNE „ kum Stadtkeller“ Feschhulte Schizerte, Hadsnerstr. u. Ktisches Zisch direkt vom Zangplatz Blutfrische Ware a. Rauchfisch feinste Marigaden f. Herings= u. Fleischialat u. s. w. 315 Junges kinderloses Lihepaor sucht 2 od. 3 leerc basc heshece escechcece Sonntag, 0- in der Sporiballe. 11.-=12 Ubr: Honddalpiel un die Meisterschaff des märtischen Gzues (Germona, Oive ouegen Oporveveinhgu gltenbigen Calseh, Reumart. 14.=16 Uhrz WMeibse: SPorthio, booen siah fisghig berziltzob 17 bis 13 use. Schoiumveransatzug iun der Hodonrionettenspiele, Vereinshaus Weststraße(Vorstellung für Erwachsene). 14.30—18.30 Uhr: Kinderfest im Kuppelsaal der Stadthalle. 10.30 Uhr: Stadttheater: Oper „Boccaccio". even wo, 20 Uhr: Stadthalle: Konzert. 20 Uhr: Stadtheater:„Kammertanz“. Honnerstog 012 uhrt des Gaswerks. 14—16 Uhr: Besichtigung des Gaswerks. 16—17 Uhrt Besichtigung der Straßenbahn. 17 Uhr: Jubiläumsfeier des Roten Kreuzes im Stadttheater. ev. 20 Uhr: Kaufmannsschule: Vortrag im Heimatbund„Aus der Heimatgeschichte“. 20 Uhr: Stadttheater: Operette„Adrienne"(Vorstellung für Kreiskriegerverband). pbnd en 17 Uhr: Tagung der Bezirksgruppe Hagen der Fachvereinigung Deutscher Kommunalkassenbeamter und=Angestellter im Kath. Vereinshaus, Hochstr. 17—19,30 Uhr: Deutsche Turnerschaft: Vortrag und Fim des Deutschen Turnfestes in Köln, Saal der reformierten Gemeinde. 15.30 Stadttheater:„Rumpelstilzchen“. 20 Uhr: Kaufmannsschule: Reichsverband Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer. Ortsaruppe Hagen: Vortrag Universitätsprofessor Dr. Arnold Schmitz, Bonn„Ueber den letzten Sinn und Zweck der Musik“. 20 Uhr: Parkhaus: Begrüßungsabend anläßlich der Anwesenheit südafrikanischer Studierender der Universität Kapstadt gegeben vom Verein„Freunde der Staatl. Höheren Maschinenbauschule Hagen.“ 20 Uhr: Deutsch=Oesterr. Alpenverein„Alpenball“ in der Stadthalle. 20 bis 22,30 Uhr: Film vom Deutschen Turnfest in Köln, Saal der reformierten Gemeinde. 20 Uhr: Stadttheater: Oper:„Hoffmanns Erzählungen“. 20 Uhr: Kaisersaal:„Hurra, ein Junge“. Sonntag, den 3. Februar: Café Astoria Ss e ss 5 Am Freitag, den 25. Januar 1929. Familien-Abends a Mlilhinhinmhngdhunnumnumnumgungun ummmnmmgmumumuzumn as Konzert-Programm Alte Kameraden, Marsch S Nakiris Hochzeit, Ouvertüre.. Linke ## La Toska, Fantasie Puccini lch hab ein kleines Lied erdacht, Lied v.s A. Bunkert, ges. v. Liesel Liebig-Breuel# Als geblüht der Kirschenbaum, Lied a. d.# Vogelhändler, ges. v. Liesel Liebig-Breuel S Ave Maria, Violin-Solo von Fritz Breuel# AusSchuberts Skizzenb., Fantasie Urbach * Ständch., Schubert ges. v. Liesel Liebig-Breuel## # ich liebe Dich, Beethoven gesungen von S Liesel Liebig-Breuel 8 Solveigo, Lied, Violin-Soli v. Fritz Breuel Nach dem Konzertprogramm Stimmungs-Musik s der Kapelle Westtalia unter Leitung von Kapellmeister Fritz Breuel shnitzum Amenau Thar. Ingenleuschule für Maschinenbau und Eicktrotechulk Wisenschattliche Betrebstührung, Werkmeisterabte lung Technikzum Aimenau Im Auftrag einer Möbel-Fabrik verkaufe ich direkt an Private: Techt eichen. Schlafzimmer, eleg. Modell Schrank 180 cm mit Glastür und Innenspiegel, 2 Betten mit Spiralmatratzen, Waschtisch mit Spiegel und echtem Marmor, 2 Nachtlische zu Nik. 670.-(Anschalfwert Nik. 900) Eilofferten unter Nr. 316 an die Schwerter Zeitg. erbeten Uhr: Parihaus: Bund der Auslanddeutschen: Oessentlicher Vortrag:„Die Frieg, FerigrPe. China und deren Einwirkung auf den deutschen Handel“.— Messefilm. Ar#tgigang: Sest. 20 Uhr: Kaisersaal: Schwank„Der Raub der Sabinerinnen“. 20,30 Uhr: Stadthalle: Fest= abend der Hagener Tum= und Sportverbäude im Zwecverband für Leibesübungen: Wbesinen. S4u Ststgiggrc riege, Frauenturnen, Gymnastik, Fechten, Ringkämpfe, Gewichtsheben, Viererkunstreigen, Duett.1 ZHHungoperiter Fahren. Festl. Beleuchtung der Straßen, Anstrahlungen, Beleuchtungen usw., Ausstellg. d. Ladengeschäfte Aimt für Wirsichast und Verkehr. (beschlagnahmefrei) far sofort oder später. Oflerten unter Nr. 289 an die Schwerter Zeitung. Ein fast neues 310 Restan Samstag, den 26. Januar 1929, nachmittags, 3 Uhr, läßt Herr Gutsbesitzer Fr. Hidding zu Ergste, in seiner Waldung„In der Heide“ er. 17 rm Buchenbackholz und 61 rm Eichen,= Buchen= und Birken=Knüppelbrennholz, öffentlich meistbietend verkaufen. Zusammenkunft an Ort und Stelle. Ergste, im Jannar 1929. Oklowski Tüchtigen 312 für 12 Nik. zu verkaufen Zu erfragen in der Geschaltsstelle dies. Zeitunng Kleine Inserate, wie Stellengesuche, Stellenungebote. Kanf und Wertauf, haben in der„Schwerter Zeitung“ ern besten Ersolg. und Aufogenschweider stellt solort ein. 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Kartenblatt 37, Parzelle 186/57, Gebäudesteuerrolle Nr. 985, bebauter Hofraum 01 qm, Mährstraße Nr. 5, 3 a 44 gm, Gebäudesteuernutzungswert 794 RM. Der Versteigerungsvermerk ist am 11. September 1928 in das Grundbuch eingetragen. Als Eigentümerin war damals die Ehefrau des Pferdemetzgers Johann Artini, Klara geb. Dunemann in Schwerte eingetragen. Schwerte, den 16. Januar 1929. Das Amtsgericht. Nr. 20(Gpeites Hoay Streiflichter über Danzie u. um Senatorenwechse!— Das Jahr der Entscheidungen für Danzig— Scharfe Renturreng „Schwerter=heiluns Donnerstag, 24. Januar 1929 Von Dr. G. A. Die Danziger Regierung besteht nach der Verfassung aus sieben hauptamtlichen Senatoren mit dem Präsidenten des Senats an der Spitze. Diese Regierung ist am Jahresende, zum dritten Male seit Bestehen des Freistaates, auf vier Jahre gewählt worden. Dabei ergab sich die genartige Tatsache, daß der Präsident Dr. Sahm entsprechend der Liniseinstelung Her, gsregier, rungskoalition(Sozialdemokraten, Demolkunn“ und Zentrum) diesmal von ganz anderen Kreiden voraufgegangenen Senatswahlen die Sozialdemokraten den Präsidenten Sahm stets leidenschaftlich verteidigten, hat sich diesmal das Bild gewandelt: bei dieser Wahl wählten die Sozialdemokraten den Präsidenten und die Deutschnationalen enthielten sich nicht bloß ostentativ der Stimme, d. h. sie gaben nicht nur keine weißen Zettel ab, sondern sie verweigerten bei dieser Wahl überhaupt ihre Beteiligung. Deutlicher konnte die vollständige Wandlung in der politischen Orientierung des Danziger Senats, wie sie sich seit einem Jahre entwickelt hat, nicht zum Ausdruck gebracht werden. Diese Orientierung läßt sich seit Anfang 1928 als eine programmatische Verständigungspolitik gegenüber Polen bezeichnen, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die schwebenden Fragen wirtschaftlicher und politischer Art zwischen Danzig und Polen nicht mehr auf dem Wege der Klage vor dem Hohen Kommissar und dem Völkerbunde, sondern in direktem Einvernehmen zwischen Danzig und Polen zu regeln. Man kann im allgemeinen sagen, daß diese Politik der Danziger Regierung gegenüber Polen entwicklungsgeschichtlich bedingt und in ihren Auswirkungen auch nicht ungünstig war. Auf der anderen Seite ist die Kraftprobe der Auf Dalger=Danzig. Danzig=polnischen Beziehungen noch nicht erfolgt, so daß man heute noch kein abschließendes Urteil abgeben kann. Genau so wie im Reich die Auswirkungen der Reparationslasten erst jetzt, im zehnten Jahre nach dem Abschluß des Versailler Vertrages, in ihrer nackten Brutalität zum Ausdruck kommen, so scheint auch für die Freie Stadt Danzig dem Jahre 1929, dem zehnten nach der Abtrennung Danzigs vom Reich, die Entscheidung über die Haltbarkeit der Neuordnung an der Weichsel sowie über die Durchführbarkeit wichtiger Fragenkomplexe vorbehalten zu sein.„ I.,„, Cini, 9. Zu diese n Fragen gehott in erster Einie die deutscherseits erhobene Forderung nach Gleichstellung der Tarife von Königsberg und Stettin mit denen von Danzig und Gdingen. Der Präsident des Senats hat in einer Neujahrsbetrachtung in der Danziger Presse strikte erklärt, es könne im Ernste auf deutscher Seite nicht daran gedacht werden, diese Forderung durchzusetzen, da sie gleichbedeutend wäre mit der Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz Danzigs und damit der Vernichtung seiner Selbständigkeit. Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, daß von seinen wichtigsten Handelszweigen dem Danziger Hafen nach dem Kriege die einträglichsten entrissen worden sind. Der Kohlen= und Zuckerumschlag Danzig befindet sich nicht in Händen des Danziger Kaufmanns, sondern wird ausschließlich von den oberschlesischen Kohlenkonzernen und der polnischen Zuckerbank in Posen beherrscht. Der Handel mit Getreide und Holz ist im vergangenen Jahre um etwa 50 vom Hundert zurückgegangen. Er würde vollständig zum Erliegen kommen, wenn eines Tages die bisherige Vorzugsstellung Danzigs in tariflicher Hinsicht zugunsten der Häfen von Königsberg und Stettin fallen müßte. Die zweite Frage, die Danzig außerordentlich interessiert, aber auch für die deutschen Exportkreise von größter Bedeutung ist, bildet die staatlicherseits kontrollierte Organisation des Außenhandels in Polen. Für die wichtigsten Ein= und Ausfuhrzweige bereitet die polnische Regierung Ein= und Ausfuhrsyndikate vor, denen sie bestimmte Erleichterungen bei der Einund Ausfuhr ihrer Erzeugnisse gewährt, um dadurch alle Handeltreibenden, auch den Danziger Kaufmann, in diese staatlich kontorllierten Syndikate hineinzutreiben. Für Danzig ist die Zugehörigkeit zu einem derartigen Syndikat mit so großen Kosten verbunden, daß es fraglich erscheint, ob es nicht besser ist, auf die Erleichterung zu verzichten, dafür aber die freie wirtschaftliche Betätigung in der Hand zu behalten. Nach Lage der Dinge kommt für Danzig, genau so wie es bisher bei den Einfuhrkontingenten der Fall war, nur die Durchführung eigener Danziger Syndikate in Frage, die von Polen unabhängig sind und ein der Bevölkerungs tärke angemessenes Kontingent der betreffenden Einund Ausfuhrwaren zu den gleichen Bedingungen wie die polnischen Syndikate verzollt bekommen. Der Anschluß an die polnischen Syndikate wäre für die Danziger Kaufmannschaft auch insofern von Nachteil, als sie dadurch allzusehr vom guten Willen Polens abhängig gemacht würde. Diese neuen Bestrebungen in der polnischen Wirtschaftspolitik, die Wirtschaft zu verstaatlichen bezw. zwangswirtschaftliche Organisationen einzuführen, sind außerordentlich bedenklich und werden im laufenden Jahre nicht nur Danzig, sondern auch den verschiedenen Einfuhrstaaten manche Schwierigkeiten bereiten. Bedeutende polnische Praktiker und Theoretiker der Wirtschaftspolitik haben bereits eindringlich vor diesem Wege gewarnt. Unter den geschilderten Umständen sind die Aussichten für Danzigs Wirtschaft im Jahre 1929 nicht gerade erfreulicher Natur. In den beiden großen benachbarten Wirtschaftsgebieten Deutschland und Polen ist gegen Ende des letzten Jahres eine Depression eingetreten, die sich jetzt auch auf Danzig übertragen hat. Dieser wechselnde Aufstieg und Abstieg der Konsunktur hat natürlich nicht die gleichen oder wenigstens nicht nur die gleichen Ursachen, wie es unter den normalen Verhältnissen der Vorkriegszeit der Fall war, eine Erscheinung, die an der Danziger Wirtschaft in ihrer ruhigen Weiterentwicklung durch besonders eigenartige wirtschaftspolitische Verhältnisse gehemmt wird. Um jedoch eine durchgreifende Besserung der Wirtschaftslage zu erreichen, wäre es in Danzig, genau so wie anderwärts, notwendig, in erster Linie die Rentabilität der Wirtschaft wieder herzustellen. Nur wenn die Betriebe wieder rentabel gestaltet werden, kann an eine Kräftigung der Wirtschaft durch eigene Kapitalbildung und eigene Kapitalansammlung gedacht werden. Erst dann wird, auch eine auf die Dauer wirksame Verbilligung der Zinssätze eintreten können. Die Ursachen der allgemeinen wirtschaftlichen Depression bestehen nicht allein darin, daß hohe Zinssätze an der Unrentabilität der Betriebe schuld sind, sondern vor allen Dingen darin, daß die allgemeinen Unkosten, insbesondere die öffentlichen Lasten, zu groß sind und eine Kapitalbildung verhindern. —.— Youngkonferenz am 9. Februar Berlin, 21. Jan.(Eigene Meldung.) Die an der Quelle sitzende Pariser Presse nennt jetzt das genaue Datum für den ersten Zusammentritt der Sachverständigenkonferenz: Den 9. Februar 1929. In dem Prunksaal der Bank von Frankreich soll die erste Sitzung stattfinden. Die Wahl des Ortes ist ja wohl etwas symbolisch; gehören doch dem Ausschuß Männer an, die im internationalen Bankwesen das größte Wort zu sagen haben, Männer, deren Privatvermögen zusammenzuzählen eine zwar recht interessante, aber sicher auch recht langwierige Beschäftigung sein würde. Männer also, für die der sogenannte „Goldene Saal“ einen besonderen passenden Rahmen abgibt. Man wird in der ersten Sitzung wohl in der Hauptsache die Wahl des Vorsitzenden vollziehen und diese wird, wie man ganz allgemein annimmt, auf den Amerikaner Owen Young fallen. abschüssiger Bahn Roman von B. Corony. Copyright by Greiner& Co., Berlin W. 30. Schluß.(Nachdruck verboten.) „Was phantasierst du da?“ rief Herbert entrüstet, sie heftig bei beiden Schultern fassend. „Klagst du mich an, den Wucherer getötet zu haben““. I. Hämn i. 449 4 „Ich klage dich nicht an! Du horft ja, daß ich nach Entschuldigungsgründen für dich suche. Ach, Herbert, wie liebe ich dich! Wie liebe ich dich, um trotz dieser gräßlichen Entdeckung an deiner Seite auszuharren! Aber unser ganzes Leben muß Gebet und Reue sein, wenn wir—“ „Du— du willst mich jemals geliebt haben — du, die mich für einen Dieb, einen Mörder hält?“ rief der junge Assessor, außer sich vor Erregung.„Du wagst es, mir die tötlichste Beleidigung ins Gesicht zu schleudern? Du wagst es, noch von deiner Liebe zu reden? Dieses Diamantkreuz habe ich vorhin in der Bodenkammer des Mathias Marburg konfisziert, vor Zeugen — verstehst du?— vor Zeugen! Und jetzt weiß ich auch, wer Breuers Mörder ist!" „Herbert, ach Herbert! Gott sei Dank, Gott sei Dank! Nicht du? Wie soll ich dem Allmächtigen danken, für solche Gnade.“ Konstanze wollte ihren Verlobten leidenschaftlich umschlingen, aber er wies sie streng zurück. Sein ganzer, ihn stets unbezwinglich fortreißender Jähzorn war erwacht.„Die Zeit der Aussprache ist gekommen!“ sprudelte es ihm unaufhaltsam über die Lippen.„Dein häßlicher, beschimpfender Verdacht nimmt mir das Siegel vom Munde, sonst hätte ich wohl geschwiegen, für immer und ewig. Jetzt magst du auch erfahren, daß ich mich nur aus übergroßem Ehrgefühl an dich gebunden hielt, einer knabenhaften, törichten Aufwallung wegen. Was wahre, echte, ewige Liebe ist, das hast du mich nicht erkennen gelehrt.“ „Aber Margot— Margot von Brachwitz tat es, nicht wahr?“ Mit halb erstickter Stimme zischte sie die Frage hervor. „Also du ahntest— nein, du wußtest es! Das ging ja so oft und so unzweifelhaft aus deinen Worten und Vorwürfen hervor und aus der beständigen Redensart:„Habe den Mut, die Wahrheit zu sagen!" Nun gut, jetzt habe ich diesen Mut! Wer mich so beleidigen, mich einer solchen Infamie für fähig halten kann, mit dem bin ich fertig für Zeit und Ewigkeit— nicht aber mit meinem gegebenen Wort. Das halte ich unter allen Umständen! Du bist und bleibst meine Braut. Ich werde—“ Ein gellender Schrei unterbrach ihn. Er hatte gerade noch Zeit, die ohnmächtig Niedersinkende in seinen Armen aufzufangen; dann trug er sie auf sein Ruhebett und rief Beistand herbei. Am nächsten Morgen lag Konstanze im heftigen Fieber Herbert bat den Vater um eine Unterredung und teilte ihm nun mit trotziger Entschlossenheit alles mit. „Das ist ein trauriges Geständnis,“ sagte der Oberförster finster.„So hätte mein Sohn, auf den ich stolze Hoffnungen setzte, nicht handeln dürfen. Dein unseliger Leichtsinn hat dich weit geführt, Herbert. Die achttausend Mark werden von deinem dereinstigen Erbe genommen und dem Pfarrer Breuer zu wohltätigen Zwecken zugestellt. An Konstanze bleibst du natürlich gebunden. Es war sehr unrecht von dir, deine Heftigkeit dem Mädchen gegenüber, das an dir zweifeln mußte, nicht zu zügeln.“ „Mein, der Cousine gegebenes, Wort werde ich halten. Aber ob es uns beiden zum Glück gereicht—“ „Das ist eine andere Frage, die gar nicht in Betracht kommen kann. Hier entscheidet einzig und allein das Gebot der Ehre.“ „Ich bin bereit, es heilig zu halten.“ „Andernfalls würdest du auch das Anrecht verwirken, unseren unbefleckten Namen zu tragen. Du hast viel gut zu machen. Doch darüber sprechen wir später weiter. Jetzt ist jede Minute kostbar. Der Mörder muß ausgefunden und zur Rechenschaft gezogen werden.“ „Befiehl über mich, Papa!“ „Entkommen kann Mathias Marburg nicht sein, denn die Wege, die nach außerhalb führen, sind seit gestern bewacht. Freilich glaubten wir nur Wilddieben aufzulauern, man wußte nicht, daß es galt, viel schlimmere Verbrecher dingfest zu machen. Du weißt, daß es mit der Polizei in unserem Landstädtchen nicht glänzend bestellt ist. Man muß sie tatkräftig unterstützen.“ „Ich begleite dich selbstverständlich.“ „Nein, du begleitest mich nicht! Ich habe mir einen anderen Plan zurecht gelegt. Wir und die Jagdgehilfen teilen uns und wählen verschiedene Wege. Irgendwo wird der Gesuchte schon zu entdecken sein.“ Der Oberförster klingelte, rief seine Beamten zusammen und erteilte ihnen Befehle.„Wer den Mathias Marburg oder eine sichere Spur von ihm entdeckt, erhält aus meiner eigenen Kasse dreihundert Mark und wird zum Förster befördert. zi c Diese Bekanntmachung wurde mit Judel be„Nun glaube ich gewiß, daß wir uns bald des Verbrechers bemächtigen,“ sagte der Freiherr ernst. 44 4 „Ich hoffe es evenfaus, mochir aber doch an deiner Seite bleiben, Papa,“ bemerkte Herbert. „Nicht, was du möchtest, ist maßgebend, sondern mein Wille.“ „Ich gehorche, wenn auch mit schwerem Herzen. Aber das Recht mitzureden—“ „Mußt du dir erst wieder erwerben.“ Die Befehle des Oberförsters wurden streng befolgt. Die Flinte bereithaltend, durchspähte er selbst den dunkelsten und wildesten Teil des Waldes, auf jedes Geräusch horchend, hinter jeden Busch blickend und oft die Tannenwildnis mitten durchquerend. Nichts zeigte sich. Da plötzlich — ein kurzes, unterdrücktes Bellen des Hundes, der ins Dickicht hineinstürmte. Hatte er ein flüchtiges Wild erspäht?— Nein! Denn jetzt ertönte ein Schuß, gefolgt von dem Geheul des treuen Tieres. Der alte Jäger stürmte in der betreffenden Richtung vorwärts. Auf einer Felsenklippe wälzte sich sein Hektor im Blut und rollte, ehe er ihn erreichen konnte, hinab in die Schlucht. Das steigerte die Wut des Oberförsters aufs höchste, denn er hatte das Tier groß gezogen und geliebt. Er fühlte seine Glieder wie von neu erwachender jugendlicher Kraft gestählt und stürmte vorwärts. Jetzt— dort an der scheide zeigte sich eine fliehende Gestalt, aber schnell vorwärts kommen konnte dort auch der geübteste Fuß nicht, denn der schmale Pfad führte fast senkrecht abwärts und rechts gähnte ein tiefer Abgrund. „Schurke, stehe, oder ich schieße dich nieder!“ gellte es durch die Einsamkeit des Forstes. Der Verfolgte wandte sich um und Werther erkannte Marburgs häßliches, jetzt durch die Todesangst verzerrtes Gesicht. „Bleibt zurück! Greift mich nicht an,“ kreischte Mathias wild,„oder es gibt einen Kampf auf Leben und Tod!“ „Den nehme ich mit dir auf, du Schuft!“ „Das dürfte Euch gereuen!" Im nächsten Augenblick entbrannte ein heftiger Kampf. „Lebend sollst du mir folgen— lebend, sonst würde ich dich niederschießen, wie du meinen treuen Hund niedergeschossen hast!" keuchte der Oberförster.„Dein Geständnis mußt du ablegen, Elender!“ In diesem Moment wurde ihm die Flinte entwunden, die sich bei dem Kampfe entlud und den Stamm einer Eiche traf. Nun rangen die beiden Männer Brust an Brust. Der Oberförster setzte seinen Fuß auf das Gewehr, mit dessen Kolben ihm Marburg den Kopf zu zerschmettern drohte. „Du hast mein Weib ermordet! Du warst's, der damals zwischen den Tannen auf mich zielte!“ keuchte er, des Gegners Kehle packend. „Ja, ich war's!“ schrie ihm dieser höhnisch ins Gesicht.„Das war dein Lohn für deine Anzeige, wegen der paar Scheite Holz. Laß mich los! Laß mich los!“ „Ich laß dich nicht los— und wenn's mein Tod ist! Auf die Stunde habe ich gewartet— ein Menschenleben lang!“ Der Atem verging dem Mathias, aber mit letzter Kraftanstrengung befreite er sich aus den Händen des Barons und riß ein langes Messer aus dem Gürtel. Da regte es sich plötzlich im nahen Gehölz. Jemand sprang hervor, warf sich mit lautem Schrei zwischen die Kämpfenden und Marburgs geückter Stahl fuhr ihm ins Herz. Es war Reiner. Während der Oberförster den Zusammenbrechenden stützte, gelang es Marburg abermals zu entfliehen. „Just—“ sagte der Oberförster, neben dem Sterbenden niederknieend,„Just— nicht kommen müssen.“ „Doch— doch— Herr Oberförster! Das war das beste für mich— ich bin ein elender Kerl geworden— aber schlecht— was man— so nennt— war ich doch nicht.— Und wenn ich mich schwer vergangen hab'— so—“ „So hast du es mehr als gut gemacht?“ — die Gertrud— und— das Peterchen“ „Hab' keine Sorge um sie, mein armer Junge! Sie sollen versorgt sein und du wirst ein ehrliches Begräbnis erhalten.“ „Dank— Herr— Ober———“ Just wollte die Hand seines alten Wohltäters an die Lippen ziehen, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu. Ein Blutstrom quoll ihm aus dem Munde und der letzte Atemzug erstarb in kurzem Wimmern. Marburg wurde bald darauf ergriffen und ins Gefängnis eingeliefert. Vor seiner Hinrich= tung gestand er alles, auch die von Fräulein von Felsing unterzeichnete Schrift zerrissen und verbrannt zu haben. Konstanze schwebte lange zwischen Leben und Tod. Als sie sich erholte, war eine ganz andere aus ihr geworden. Sie glich jetzt der Mutter mehr denn je, betete mit fanatischer Inbrunst von früh bis spät, das Diamantkreuz in den Händen haltend und löste ihre Verlobung aus eigenem Antriebe mit den Worten: „Gott hat mich gestraft, weil ich mein Herz an Irdisches hängte.“ „Du bist meine Braut,“ sagte Herbert beklommen.„„ 4 fl. 6 „Ich bin es nicht mehr,“ erwiderte sie sellsam starr vor sich hinblickend.„In jener Nacht ist in meinem Kopfe und in meiner Seele etwas zersprungen. Alles ist aus zwischen uns. Geh— und störe mir den heiligen Gottesfrieden, den ich gefunden habe, nicht mehr.“ Jede Spur von Jugendlichkeit war aus dem ernsten, strengen Gesicht geschwunden und die Aerzte meinten, ihr Geist habe unheilbar gelitten. Frau von Felsing reiste mit der Tochter ab. Auch der junge Baron verließ auf Wunsch des Vaters die Heimat, um in einer weit entfernten Oberförsterei tätig zu sein. „In zwei Jahren gestatte ich dir, zurückzukehren,“ sagte der Oberförster.„Bist du dann ein ehrenwerter, in dir selbst gefestigter Mann geworden und ist Margot von Brachwitz noch frei, so frage dann bei meinem alten Freunde wieder an.“ Herbert fügte sich ohne Widerrede. Als er auf dem Wege nach der Bahn am Gut Steinbach vorüberkam und nach Margots Fenstern empor sah, öffnete sich das eine und eine weiße Rose fiel zu seinen Füßen nieder. Er hob die teusche, zarte Blume auf, drückte sie an seine Lippen und barg sie an seinem Herzen— Unterpfand heiliger Treue. — Ende.— Wird diese Konferenz dementsprechend in der Geschichte unter dem Namen der Young=Konferenz firmieren? Bis heute hat noch niemand diesen Namen geprägt, aber der offizielle Name für die Experten=Kommission ist doch wohl zu lang, als daß er solcher Abkürzung entgehen könnte. So etwas ist Schicksal. Man braucht nur an die Dawes=Kommission zu erinnern oder, um ein aktuelles Beispiel spielend herauszugreifen, an den Bund zur Erneuerung des Reiches, dem auch die selbstlosen Proteste seines hervorragenden Vorsitzenden die populäre Bezeichnung Lutherbund kaum noch werden nehmen können. Man wird sich in der ersten Sitzung der Experten Kommission— wie man sie vorläufig wohl noch bezeichnen muß— auch wohl mit der Frage der endgültigen Tagungsräume zu beschäftigen haben. Ernste Arbeit, um die es sich ja handeln soll, wählt sich gerne einen Rahmen, der weniger pomphaft ist als die Prunkgemächer einer Staatsbank. Auch solche Formalien müssen nun einmal erledigt werden, ehe die eigentliche Tätigkeit einer neu zusammengetretenen Körperschaft beginnen kann. Mit diesem Beginn wird die sehr ernste Seite der Arbeit des Experten=Komitees bereits einsetzen. Es wird erst einmal gelten, sich über einen Arbeitsplan zu verständigen, und nichts wäre verkehrtzer, als auch diese Beratungen als Aeußerlichkeiten und Formalien zu betrachten. Es ist vielmehr zu erwarten, daß in der Erledigung der Frage des Arbeitsprogrammes schon ein gut Teil der reiferen Entwicklung enthalten sein wird, wie der künftige Eichbaum im Samenkorn. Welche Frage von den Sachverständigen als so grundlegend angesehen wird, daß sie zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit genommen wird, das wird entscheidende Schlaglichter wersen darauf, ob nach der Meinung der internationalen Finanzkenner es bei der Endlösung der Reparationsfrage in erster Linie auf die deutsche Leistungsfähigkeit oder auf den Geldhunger der Gläubigerstaaten ankommen soll. Es ist freilich möglich, daß man schon über diese erste Entscheidung in der Oeffentlichkeit garnichts erfährt, und daß der ganze Verlauf der Komiteeberatungen sich von Anfang an ebenso hinter siebenfachen verschlossenen Türen abspielen wird, wie das seiner Zeit bei der Daweskommission der Fall gewesen ist. Man wird dann wie bei dieser, deren Protokolle noch heute nicht bekannt geworden sind, erst dann in die Geheimnisse des Beratungszimmers schauen können, wenn ein Ergebnis vorliegt, oder wenn die Unmöglichkeit einer Einigung zu einem ergebnislosen Auseinandergehen führt. Aus den Nachbar-Steidten * Hagen, 24. Jan. Fatschmünzer in Hagen. Seit einiger Zeit laufen im Industriegebiet wieder falsche Fünfmarkstücke um. Nach langen Bemühungen der nach den Falschmünzern fahndenden Kriminalbeamten ist es der Hagener Kriminalpolizei gelungen, den Hersteller der Fatschstücke zu ermitteln. In der Wohnung eines Mechanikers in Hamborn wurde schließlich eine Haussuchung vorgenommen und dabei falsche Fünfmarkstücke sowie Formen und zahlreiche Werkzeuge und sonstige Gegenstände gesunden. Das Werkzeug wurde beschlagnahmt und der Mechaniker festgenommen; außerdem ein Hausmädchen in Duisburg=Beck, das in Beziehungen zu dem Mechaniker stand und falsche Fünfmark= stücke in Umlauf setzte. Die Schwester des Mechanikers, die Bardame Franziska W. in Hagen, versuchte in einem hiesigen Kaufhause zwei falsche Fünfmarkstücke unterzubringen. Sie wurde aber dabei ertappt und festgenommen. * Hagen, 24. Jan. Tod durch Gasvergiftung. Als der Ehemann M., Hallestraße 30 wohnhaft, abends nach Hause zurückkehrte, fand er seine Frau durch Gas vergiftet vor. Wiederbelebungsversuche mit dem Pulmotor hatten keinen Erfolg. Es handelt sich um einen tragischen Unglücksfall. * Dortmund, 24. Jan. Eine Kindesleiche aufgefunden. In einem Abflußkanal an der Westfaliastraße wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes, die in Papier und in eine Frauenbluse gewickelt war, gefunden. Nach der Mutter wird noch geforscht. * Dortmund, 24. Jan. Tod durch Genuß von Essig=Essenz. Der in einer der städtischen Notwohnungen an der Hermannstraße im Stadtteil Hörde wohnende arbeitslose Arbeiter Karl Seltsame Kochkunst Gefüllte Kamele.— Der zerrissene Kapann.— Das Püree der traurigen Aale.— Zerstampfte Fischflossen. Von Theodor Lindenstedt. Rochkunstausstellungen der letzten Zeit, darunter besonders die von der„Philantropisch= kulinarischen Gesellschaft" in Neuyork veranstaltete, zeigen, wie weit wir es auf diesem Gebiete gebracht haben. Die Gastmähler früherer Jahrhunderte muteten den Teilnehmern nicht nur in Bezug auf die Menge Unglaubliches zu, sondern man legte vor allem auch größten Wert auf eine möglichst große Mannigfaltigkeit in den Gerichten. So wird berichtet, daß ganze Kamele, Büffel, Antilopen und Ochsen gebraten auf den Tisch kamen. Kleinere Tiere wie Geflügel und Fische steckte man vielfach in die größeren. Sogar winzige Hunde wurden eigens gemästet und gebraten, ebenso Eidechsen und Heuschrecken. Butter war noch im Mittelalter eine in der Küche unbekannte Zutat, dafür gebrauchte man Oel, Speck und Mark, je nachdem, ob an dem betreffenden Tage Speisen tierischer Herkunft erlaubt waren oder nicht. An den Fasten= oder „Fischtagen“ kamen die seltsamsten Wasserbewohner als Fische auf den Tisch. Delphine, Seehunde, Ottern, zuweilen auch Walfische wurden in weitherziger Auslegung des Begriffes als „Fische“ angesehen. Bieberschwänze bildeten ein ganz besonders beliebtes und leckeres Fastengericht. Außer dem Fleisch von unseren Haustieren, wie Rind, Schaf, Schwein, und den auch uns bekannten Wildarten aß man Reiher, Kraniche, Trappen und Brachvögel, die man auf die seltsamste Weise zuzurichten verstand. Gern wurden größere Fische in der Weise zubereitet, daß man die Flossen und andere Teile zerstampfte und daraus unter Zusatz von Wein eine Art Tunke gewann, in welcher der Fisch gekocht wurde. Um das Gericht den Gästen besonders schmackhaft zu machen, wurde der Fisch, bevor er aufgetragen wurde, lebhaft blau oder grün gefärbt.— Ein Rotkowicz, der schon seit etlicher Zeit ein verstörtes Wesen zur Schau trug, trank, als er kurze Zeit allein gelassen wurde, ein Glas Essig=Essenz aus. Als die scharfe Flüssigkeit ihre. Wirkung tat, schrie der Lebensmüde unter schrecklichen Schmerzen um Hilfe. Seine Angehörigen holten schnell einen Arzt. Dieser ordnete die sofortige Ueberführung ins Krankenhaus an, doch Rettung war nicht mehr möglich. Rotkowicz starb. Er hinterläßt außer einigen noch nicht erwachsenen Kindern eine bettlägerige Frau. * Dortmund, 24. Jan. Der Entwurf für den städtischen Haushaltsplan für 1929/30 schließt mit einem Fehlbetrag von rund 8,5 Millionen Mark bei einer Gesamtsumme von rd. 124 500 000 Mark. Der vorjährige Voranschlag betrug 144 806 700 Mark mit einem Fehlbetrag von 6 476 050 Mark. Ueber die Deckung des Fehlbetrages sind bisher keine Beschlüsse gefaßt. * Barop, 24. Jan. Tüdlicher Unglücksfall. Der Rangierer Max Wegmann, Sporkel 25, wurde gestern beim Wiederherrichten eines entgleisten Seilbahnwagens auf der Seilbahn der Zeche Tremonia derartig schwer verletzt, daß er kurz nach seiner Einlieferung in das Brüderkrankenhaus starb. * Neheim, 24. Jan. Das dreizehnte Kind. Durch Erlaß des Preußischen Ministers für Volkswohlfahrt wurde den Eheleuten Franz Stuppardt und Frau Anna geb. Sonntag aus Anlaß der Geburt ihres 13. Kindes ein Ehrengeschenk von 200 Mk. und eine goldene Tasse für kinderreiche Mütter bewilligt. Beigeordneter Brusis überreichte den Eheleuten Stuppard diese Ehrengaben und übermittelte gleichzeitig die Glückwünsche des Landrats un dder Stadt. mittelalterliches Kochbuch enthält ein eigenartiges Rezept zur Bereitung von Kapaunen oder Fasanen. Die Vögel wurden demnach zunächst „in Stücke gerissen“, dann in einer Mischung von Zuckersyrup und Wein abgebrüht und schließlich im Ofen gebacken. Das Ergebnis mag vielleicht gar nicht übel geschmeckt haben. Unter„Püree von traurigen Aalen“ verstand man Aale, denen man die Haut abgezogen und die man in Oel unter Zusatz von Zwiebeln und Petersilie gebacken hatte, worauf noch Nelken, zerstoßener Ingwer, Zimt, Safran und Brot hinzugefügt wurden. Das Ganze kam, zu einer Art Püree zerkleinert, durch einen Seiher, wurde noch einmal aufgekocht und nach Hinzufügung von etwas Rotwein gereicht. Man verstand sich also auch schon früher auf allerhand Finessen in der edlen Kochkunst. —.— An alle Turn= und Sportvereine! Von einem unserer Berichterstatter der DT. erhalten wir nachfolgende Ausführungen. Grundsätzlich stimmen wir diesen vollständig bei, da wir auf unsere Berichterstatter in derselben Weise einwirken. (Die Schriftltg. der„Schwerter Zeitung".) Ueber die Tätigkeit der Vereinspressewarte. In der letzten Zeit konnte man in den verschiedenen Tageszeitungen Berichte über Vereinsveranstaltungen lesen, deren Sinn war: „Uns kann keiner!“ Man sollte ja eigentlich erwarten, daß jeder Verein seine Berichte so aufsetzt, daß jeder Laie auch weiß, was eigentlich los war. Statt dessen liest man von„Großen Erfolgen des Vereins a“, oder, daß der„Tv. 9 die meisten Sieger des Bezirks" stellt und von anderen prahlerischen Dingen mehr. Jeder Nachbar= oder gar Ortsverein versucht, den anderen durch solche„Siegesnachrichten“ zu übertrumpfen. Sind etwa die Vereinspressewarte der Ansicht, daß diese prahlerische Lobhudelei, dieses gegenseitige Sich=den=Rang=Ablaufen im Anführen von Erfolgen auf die Oeffentlichkeit irgendeine Werbewirkung ausübt? Selbstverständlich:„Ehre, wem Ehre gebührt!“ Aber nicht in einer einseitigen Weise, sondern im Rahmen eines Gesamtberichtes. Man nur nicht:„Wir waren bedeutend überlegen, oder wir stellten die meister Sieger!“ Man soll auch den Unterlegenen ehren, und im Bericht seine tapfere Gegenwehr anerkennen. Oder trat der Gegner zur betreffenden Veranstaltung mit dem Bewußtsein an:„Wir verlieren!"? Auch soll man von Veranstaltungen keine meilenlange Berichte bringen. Sondern kurz, sachlich und gehaltvoll sei die Losung. Man bezeichnet heute nicht mit Unrecht die Presse als die siebente Großmacht. Alle Verbände und alle Parteien haben sie notwendig und benutzen sie, um ihre Ziele und Bestrebungen zu verwirklichen. Die Riesenzuschauerzahlen bei Sportveranstaltungen sind wohl in erster Linie der großen Werbetätigkeit der Presse zu verdanken. Der Sport weiß das, und nicht ohne Grund bringt er Sonnabends und Montag seine Vorschauen und Berichte. Aus diesem Grunde sei die Losung der Vereinspressewarte:„Wir wollen unparteiisch sein!" Kl. —.— Der Anschluß zum Teil erreicht ha. Der Anschluß ist auf einem Gebiete zum Teil erreicht; in der Führung akademischer Grade. Deren Führung ist bisher an die Genehmigung des Volksbildungsministers gebunden gewesen. Er hat jetzt grundsätzlich bis auf weiteres für reichsdeutsche und österreichische Staatsangehörige hierauf für die akademischen Grade des Dr. theol., Dr. jur., Dr. rer pol. und Dr. phil. verzichtet, die an den Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck erworben sind. Der besonderen Genehmigung bedarf es in diesem Falle also nicht mehr. Auf den Dr. med. und sonstige österreichische Doktorgrade erstreckt sich die allgemeine Genehmigung nicht. —— Turnen, Sport und Wandern Deutsche Turnerschaft 2. Bezirk, Märkischer Turngau der DT.— Am vergangenen Sonntag wurde der diesjährige Turntag des 2. Bezirks im Märkischen Turngau der Deutschen Turnerschaft in HagenEckesey abgehalten. Der Tagung vorauf ging ein sehr interessanter Vortrag des Kreispressewarts Ackermann=Hagen über das Turnpressewesen. Turnbruder Ackermann unterstrich die Bedeutung der Presse für das Turnwesen, formulierte Grundgesetze für die Arbeit in der Presse und charakterisierte den Turnpressewart nach der geistig=seelischen und sittlichen Seite. Der Vortrag fand recht aufmerksame Zuhörer. Hierauf wurde von Turnbruder Carl Kohlmeier= Westhofen die aufgestellte Tagesordnung zur Besprechung gestellt. Der 1. Punkt„Jahresbericht“ ließ eine sehr umsangreiche Tätigkeit im Jahre 1928 erkennen. Nicht versäumen wollen wir, daraus zu erwähnen, daß auf dem vorjährigen Bezirksfest allein ca. 400 Turner und 105 Turnerinnen zu den allgemeinen Freiübungen antraten, ca. 3000 Turner sich am Festzug beteiligten, daß ferner der Bezirk an allen Veranstaltungen innerhalb der Deutschen Turnerschaft erfolgreich teilgenommen hat und den deutschen Meister im Fünfkampf zu seinen Mannen zählt. 48 Handballmannschaften befinden sich gegenwärtig in der Runde. Viele verdienstvolle Männer des Bezirks wurden für ihren unermüdlichen Fleiß und die bewiesene Treue mit dem Kreisbezw. Gauehrenbrief ausgezeichnet. Mögen diese Männer der jüngeren Generation ein leuchtendes Vorbild sein, ihnen nachzueifern. Die Vorstands=Ergänzungswahl ergab im großen und ganzen eine Wiederwahl der ausscheidenden Turnbrüder. Für das vor uns liegende Jahr ist ein auserwähltes Arbeitsprogramm aufgestellt. Im Vordergrund steht das am 29. und 30. Juni in Vorhalle stattfindende Bezirksfest. Zur Heranbildung von Führernachwuchs finden allenthalben entsprechende Lehrgänge statt. Die Jugend wird in geeigneter zweckmäßiger Weise beschäftigt werden. Die Lebensfreude wird überall im Turnen wie im Spielen zu ihrem Rechte kommen. Dementsprechend ist der Arbeitsplan zusammengesetzt. Die Versammlung stand im Zeichen einer guten Harmonie unter der Devise: „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer!“ Radsport Westfalenhalle Die Zusammenstellung der Paare für den 27. Januar. Wir sind nunmehr in der Lage, für das große 100=Kilometer=Mannschaftsrennen, welches am kommenden Sonntag, nachmittags 5 Uhr, in der Westfalenhalle zum Austrag kommt, die endgültige Starterliste resp. die Zusammenstellung der Paare nachstehend bekannt zu geben: Goebel=Linar Petri=Dülberg Desmedt=De Neef Tietz=Dederichs Damerow=M. Meyer Goris=Haesendonck Hürtgen=Rausch Kroll=Joksch Dinale=De Martini Bragard=Bernhardt Die Zusammenstellungen Kroll=Joksch und Tietz=Dederichs müssen wir als besonders glücklich bezeichnen, denn Dederichs hat im letzten Mannschaftsrennen in der Westfalenhalle eine glänzende Fahrweise gezeigt. Sein Partner Tietz spielte im Berliner Sechstagerennen eine bedeutende Rolle. Joksch soll sich nach unseren Informationen auf dieses Rennen besonders gut vorbereitet haben. Er kann mit Kroll eine der gefährlichsten Mannschaften in diesem Neunen werden. Die Nachfrage nach Karten hat bereits sehr stark eingesetzt und wenn am 27. Januar in der Westfalenhalle die Startglocke ertönt, dürfte die große Halle bis auf den letzten Platz besetzt sein. Bouen Deutschland— Frankreich am Sonnabend, den 26. Januar, in der Westfalenhalle. Der beiderseitige Aufmarsch in dieser allerersten großen Begegnung sieht nach den offiziellen Verlautbarungen so aus: Fliegengewicht: Ausböck(Deutschl.), deutscher Meister gegen Hummel(Frankr.), 2. französischer Meister. Bantamgewicht: Uwis(Deutschl.), deutscher Meister, gegen Linsale(Frankr.), Meister von Paris. Federgewicht: Brosazi(Deutschl.) norddeutscher Meister, gegen Kubler(Frankr.), 2. franz. Meister. Leichtgewicht: Schmedes(Deutschl.), gegen Rebel(Frankr.). Weltergewicht: Wieser II(Deutschl.), 2. deutscher Meister, gegen Galatand(Frankr.), Europameister. Mittelgewicht: Kievernagel(Deutschl.), deutscher Meister, gegen Pichot(Frankr.), französtscher Landesverbandsmeister. Halbschwergewicht: Stich!(Deutschl.), Landesverbandsmeister, gegen Elyas(Frankr.), französischer Universitätsmeister. Schwergewicht: Pistulla(Deutschl.), Europameister, gegen Thevenon(Frankr.), Landesverbandsmeister. Deutschlands, besonders Westdeutschlands, Sportgemeinde hat am Samstag einen ganz großen Tag. Ueber den Ausgang der Kämpfe werden wir unsere Leser zur gegebenen unterrichten. Eingesandt Für Artikel unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung. In einer eigens zu diesem Zweck gehabten Besprechung des Vorsitzenden der Ortsgruppe Schwerte vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes, des Vorsitzenden vom Gewerkschaftsbund der Angestellten und unseres Vorsitzenden wurde die Frage der Eingemeindung besprochen und einmütig festgestellt, welche Linie für die Verbände Richtung gebend sein solle. Auf die Frage, ob bei gegebener Gelegenheit von dieser unserer Auffassung Gebrauch gemacht werden dürfe, im Namen dieser drei Verbände, antworteten die betreffenden Vorsitzenden mit „Ja“! Also war unser Vorsitzender, Herr Bonner, berechtigt, in diesem Falle im Namen der drei Verbände zu sprechen. Weiter ist er auch nicht gegangen, denn er hat die Namen der Organisationen vorsichtigerweise benannt. Die Ortsgruppe vom Bund ist nicht benannt worden, denn wir wissen, wie kitzlich und wenig zur Sache stehend ein Teil derselben ist. Bemerken möchten wir noch zu dieser Auseinandersetzung, daß unser Vorsitzender die Aufzählung der Verbände nur deshalb machte und solches hat er betont, um zu zeigen, daß es möglich ist, auch in drei verschiedenen Verbänden in Wirtschaftsfragen eine Meinung zu haben, als Beispiel für die auseinanderstrebenden Meinungen der politischen Parteien. Also der freie Deutsche Werkmeisterverband war auch hier wieder der Einende und die andern sind die Trennenden, trotz Deutsch=National. Deutscher Werkmeister=Verband, Ortsgruppe Schwerte. Rundfunk=Programm Freitag, den 25. Januar. Münster. 10,15—23,00: Uebertragung von Köln, Langenberg und Köln.— Anschließend bis 24,00: Uebertragung des Konzerts aus dem Café Corso Dortmund. Kapelle Mario Iseglio. Langenberg. 10,15—13,05: Uebertragung von Köln.— 13,05—14,30: Mittagskonzert. Kapelle Farkas Miska aus dem Handelshof, Essen.— 14,30 bis 24,00: Uebertragung von Köln und Münster. Köln. 10.15—11.10: Schallplattenkonz#kt.— 10.30: Tagesdienst und Wasserstandsmeldungen.— 11,35: Schulfunk f. d. Mittelstufe höh. Lehranst. 12,10: Schallplatten=Konzert.— 12.50: Wetterdienst.— 12.55: Nauener Zeitzeichen. Tagesdienst.— 13,05—14,30: Uebertragung von Langenberg.— In der Pause Programmbemerkungen.— 14,30: Funkwerbung: Ratschläge fürs Haus.— 15,00: Els Vordemberge: Kinderspielstunde.— 15,30: Wirtschaftsdienst.— 16,00: Dr. A. W. Ado Baeßler:„Zerfallene Kulturreiche in Südamerika“.— 16,30: Pfarrer Kulp: „Der religiöse Mensch in Lessing“.— 17,00: Rektor Simon: Jugendsunk.— 17,45—18,30: Vesperkonzert. Leitung: Eysoldt.— In der Pause Programmbemerkungen.— 18,30: Der westfäl. Kulturkreis.„Die Wiedertäufer“.— 18,50: Vom Tage.— 19,15: Englische Unterhaltung.— 19,35 Gemeinverständliche Rechtskunde:„Ueber beschränkte Sachenrechte".— 20,00: Abendmusik. Kleines Werag=Orchester. Leitung: Eysoldt.— 21,00: Die deutsche Symphonie. Selten gehobene Schätze der Musik. Werag=Orchester. Leitung: Buschkötter. Die Wiener Schule.— Anschließend Letzte Meldungen, Sportbericht, Funkwerbung. — Darauf bis 24,00: Uebertragung v. Münster. Verantwortl. für Unterhattung u. Wissen, Theater, Konzert u. Sport: Th. Schäfers, Schwerte. 86567* — * „#en# t. Ne. 1 60 Kang URHEBERRECHTSSCHUTZ DURCH VERLAG OSKAR HEISTER, WERDAU Ihr Ruf ertrank im Chaos. In der Dunkelheit. Die Sinne drohten ihr zu schwinden. Sie kam nicht mehr heraus aus dem Menschenknäuel der vom religiösen Fanatismus Besessenen, der sie mit sich führte in dem großen Wirbel. Da drängte sich jemand durch die Menge. Jemand. der ihre Rufe gehört haben, der in ihrer Nähe gewesen sein mußte, eine hohe, kräftige, im Rücken leicht gebückte Männer= gestalt. Und es war, als mache man hier und da vor ihm Platz. wo man ihn erkannte. Es war Conte Piavelli. Nun streckte er den Arm aus— berührte Ellinor an der Sie erkannte ihn in der Dunkelheit zuerst nicht. Glaubte, Hubert wäre es und rief seinen Ramen. Da sagte er— und die Stimme erkannte sie:„„ „Ich bin es— Conte Piavelli.— Nur Nuhe, Signora In ihrer Verwirrung horchte sie auf. „Was— wollen— Sie?“ Sein Lächeln war tröstlich, beruhigend. „Ich werde Sie aus der Menge herausbringen. Nach Hause. Das ist nichts für Sie— ich hätte es Ihnen sagen können—“ Wie willenlos folgte sie ihm. Langsam, aber energisch stemmte er sich aus dem wirren Menschenknäuel heraus, schützte Ellinor vor den drängenden Stößen links und rechts— ganz ohne Püffe ging es zwar nicht ab, aber schließlich lockerte sich die erstickende Umarmung der Menschenmenge.. W. 2.6 i4. S. m „So— Signora— gestatten Sie, buß uy Sie nun ein Stück Wegs bringe—“ „Ich— danke Ihnen, Conte, für Ihre Hilfe. Ich wurde auch mich nicht allein zurechtfinden.“ „Ich freue mich, Ihnen geholfen zu haben,“ sagte er einfach, und schweigend führte er sie nun durch die regentriefende Dunkelheit, in der die ekstatische Litanei der Prozession, das Pfeifen des Sturmes, das Brausen des Anio eine seltsam grauenvolle Melodie spielte. In der Nähe von Don Amatos Haus blieb der Conte stehen. Geheimnisvoll schimmerte das Licht aus den Fenstern berüber.„„„ 6 „Nun werden Sie nicht mehr sehlgehen, Signora. Ich wünsche Ihnen einen guten Schlaf.“ Eltinor sagte beklommen: „Tausend Dank—“ Ihr war seltsam zumute. Sie wollte diesen sonderbaren Fremden einladen, mit einzutreten, auch Huberts Dank entgegenzunehmen, falls er schon im Hause war, aber da verneigte sich der Conte in seiner stillen, ergebenen Art und trat schon in die Finsternis zurück, verschwand darin.— So furchtbar und überraschend, wie das Unwetter gekommen war, so schnell vertoste es auch. Die Gebete der Gläubigen schienen wieder einmal geholfen zu haben und hatten die Katastrophe einer Ueberschwemmung abgewehrt. Nach kurzer Zeit schon hatte sich das dichte Gewölk verzogen, die Mondscheibe trat glänzend hervor und überschüttete das Land mit seinem Silberlicht. Immer mehr ließ der Regen nach. Hubert und Ellinor saßen eng nebeneinander am Fenster und blickten in das Wunder dieser Nacht hinaus, die nun ihre Schrecken verloren hatte. Und in ihrem Herzen blühte die Liebe.— Am nächsten Morgen sah die Welt schön und rosig aus und ein selig=blauer Himmel spannte sich sonnenfunkelnd darüber. Und es war, als wäre diesem Morgen keine Nacht voll Grauen und Sturm vorangegangen. „Heute vormittag wollen wir noch einmal in die Berge, Liebste, sagte Hubert,„und dieses schöne Land in seiner Pracht genießen. Denn morgen ist unsere Zeit hier um. So machten sie sich denn auf den Weg in die große, verliebte Stille der Berge. Weit unter ihnen lag das schimmernde, römische Land, am Horizont rannen Meer und Himmel leuchtend ineinander. Scharen brauner Felsenhühner liefen ihnen spielerisch über den Weg. Lazerten raschelten vorbei. Sie funkelten, als glitten Regenbogen durch das Kraut. Und hoch über der erhabenen Oede kreiste einsam ein Adler. Manchmal tönte in dieser großen Stille eine menschliche Stimme melodisch und seltsam zu ihnen herüber. Und wenn sie dann lauschten. hörten sie die schwermütige Melodie eines Ritornells, das einer der Hirten auf den Felsabhängen wohl sang. Es war, als ob die Natur selbst den beiden glücklichen, verliebten Menschen ihr Abschiedslied singe.— Am nächsten Tage fuhren sie ab. Die Zeit glückseliger Verlorenheit war vorbei. Die große Welt rief wieder. Kurz, bevor der Zug den Bahnhof verließ, wurde das Kupee, in dem sie allein saßen, aufgerissen und ein hübscher, blitzäugiger, barfüßiger Junge reichte eifrig einen mächtigen Strauß glutroter Rosen herein. „Signora— dolce— für dich— Lachte, daß die weißen Zähne in dem braunen Gesicht blitzten. Ellinor errötete heiß. Hielt den Strauß im Schoß, eingehüllt von seinem Duft. Da rückte der Zug an und fuhr los. Hubert lächelte.„ „Rosen für dich! Und von wem? Wayryaftig— dieses Land hat seine Eigentümlichkeiten. Es liebt die Ueberraschungen. Die Geheimnisse. Hm— wer also mag der verliebte Spender sein?“ Ellinor tauchte das Gesicht in den Strauß. „Vielleicht— mein Retter in der letzten Sturmnacht— Ihr schien das ganz sicher. Hubert nickte... Mi.e mahl ia 1.1. „Richtig! Der geheimnisvoue Contel Wiro wohl so sein, Schade, daß ich ihn nicht gesehen habe. Närrische Verliebtheit! Aber wer könnte sie besser verstehen als dein Mann?“ Lachend schloß er sie in die Arme. (10. Fortsetzung.) 12. Gleich nach der Rückkehr des Paares meldete sich Silvia Lenz bei Ellinor an. Sie kam vormittags, zu einer Zeit, zu der Hubert im Amt sein mußte. Ellinor zeigte sich hocherfreut, und in angeregtem Plaudern verging die Zeit. Es gab ja so viel des Interessanten zu erzählen, und wes das Herz voll ist, dem fließt der Mund über. Ellinors Herz aber war voll von hundert bunten Erlebnissen und einer fraulichen Fröhlichkeit ohnegleichen. Lächelnd sagte Silvia: „Kleine, süße Frau Ellinor! Wie blank sind deine Augen! So schön also war die Reise?“ „Himmlich war sie.“ „Darf ich nun auch einmal sprechen, Kleines?“ Ellinor errötete. „O verzeih— ich bin so egoistisch. Ja, nun darfst du auch reden. Was macht die Kapelle? Meine lieben, kleinen Musikantinnen? Wo spielt ihr? Und wie ist der Erfolg?“ Eifrig sprudelte sie es heraus. „Viele Fragen auf einmal. Und so schnell gar nicht zu beantworten. Aber ich danke dir, daß du noch in all deinem Glück an uns denkst. Ja, also schlecht geht's uns nicht, wenn uns auch der„Star“ sehr fehlt, Na, das kannst du dir wohl denken. Augenblicklich spielen wir im Trokadero— ein Saaletablissement, der Sommer geht ja zur Neige und im Freien ist es schon reichlich kühl. Der Herbst kommt halt wie jedes Jahr. Ja— und nächste Woche fahren wir nach München! Das nämlich wollt' ich dir eigentlich sagen! Wir fahren fort von Berlin. Die Mädels haben das Reisefieber—“ „Oh——“ Ellinor sah erschrocken aus.„ „Fort von hier! Was mach' ich ohne oich, Siivia?“ Die lachte kurz auf. „Aber noch eins, Ellinor. Bevor ich fahre, möchte ich für dich noch etwas getan haben, etwas in einer Sache, an die du in all deinem Glück wohl kaum noch denkst, bis es dich wieder überrumpelt. Dein Vater—“ Da fuhr Ellinor leise zusammen. „Ja— ja—! Aber— ich vergaß—“ „Ich verstehe es wohl. Ellinor. Er weiß ja nicht, daß du nun— seine Frau bist. Kennt deinen Namen nicht. Selbst in unserer Pension haben wir ja den Namen deines Mannes geheimgehalten— und unsere Mädels haben hoffentlich nicht geschwatzt. Aber trotzdem— er muß fort von hier. Wir hatten das ja besprochen. Und neulich hat er mich doch richtig abgelauert, fragte nach dir, schien recht mißtrauisch zu sein. Ich erzählte, du wärest krank gewesen, und demnächst gingen wir alle von hier fort— nach München oder Wien. Und du würdest vor der Abreise noch einmal zu ihm hinkommen und ihm das Versprochene bringen. Ich nehm' dir den Weg natürlich gerne ab, wenn du willst.“ Ellinor blickte schweigend vor sich hin. Leise sagte sie. 4m 41 8 „Daß ich— trotz allem— nichts Tochletliches fur ihn empfinde, Silvia! Daß ich ihn fürchten muß wie einen Fremden, der mir nicht wohl will— wie kommt das nur?“ Sie sagte es wie abwesend. „Hört es sich nicht schrecklich an, Siivia, vaß uy su spreche — von— kom!“ Silvia machte eine halbe Handbewegung, ais wische sie etwas aus der Luft fort. „Nicht grübeln. Ich sagte dir schon einmal: Das Leben birgt so viele Rätsel, daß es Torheit ist, sie lösen zu wollen. Hier nützt nur Sachlichkeit. Ich meine also, du regelst das so schnell wie möglich. Natürlich werde ich aufpassen, daß er wirklich den Zug besteigt, der ihn in seine Stammheimat bringt, nach der er plötzlich soviel Sehnsucht zu haben vorgibt. Erst im Zuge darf ihm die Summe, die du mir in Verwahrung gabst— viertausend Mark— ausgehändigt werden. Damit kann er sich eine Existenz schaffen— wenn er will! Vermutlich wird er sie ja in Vino pasto oder Vermouth oder ähnlichen schönen Genüssen anlegen und dann wieder vor die Hunde gehen. Aber das kann uns alsdann gleichgültig sein, denke ich. Deine Pflicht hast du erfüllt. Schade immerhin um das sauer erspielte Geld.“ Elinor seuszte. B.fahr fü. 9=h Glck. „Hier bedeutet er stets eine Gefahr für bich, Liedes. Du weißt, die Katze läßt das Mausen nie. Und wenn der fall es will, reißt er dich mit ins Verderben—“ Ellinor preßte die Hände zusammen. „Nein, nein— ich— wir wollen morgen zu ihm gehen. Du hast ja recht. Er wär' ja auch nie nach Berlin gekommen, wenn er nicht glaubte, mich ausnutzen zu können. So blieb es also dabei.— Benvenuto Degener befand sich seit langem in recht unbehaglicher Laune. Manchmal war er nahe darauf, eine„Tour“ zu versuchen, aber dann widerstand er doch immer noch im letzten Augenblick der Versuchung. Am meisten ärgerte er sich darüber, daß sein ursprünglicher Plan bezüglich Ellinors so wenig Erfolg gehabt hatte. Sie hatte ihn zu früh durchschaut, wußte zu viel von ihm. Sein geheimer Wunsch, sie, die er sich als unerfahren und unselbständig vorgestellt, für seine dunklen Absichten als Helferin zu gewinnen, hatte keine Erfüllung gefunden Wenn sie auch für ihn sorgte— diese Art von vorsichtiger Fürsorge war nichts für ihn. Und Silvia Lenz schien ihm mit ihrer energischen Art, ihren scharfen Augen gefährlicher als die Polizei. Gerne hätte er versucht, den kostbaren Schmuck von Ellinor wieder herauszulocken— aber er wagte es nicht. Er sagte sich mit Recht, daß— wenn diese Silvia Lenz wirklich die Polizei darüber benachrichtigte,— diese ihm wenig glauben schenken würde, sofern er wahrheitsgemäß erzählte, wie er dazu gekommen war. Seine Vergangenheit war gegen ihn. Und daß er durch seine eigene Vertrauensseligkeit um diesen kostbaren Schatz gekommen war, erfüllte ihn mit maßloser Wut. Ja, er hatte keine Lust mehr, sich länger in Berun, in Deutschland aufzuhalten. Mochte Ellinor auch weiterhin ihren Weg gehen— sofern sie ihn mit der versprochenen Summe ausstattete. Für eine Weile würde er ja damit reichen. Und war sie zu Ende— nun, Ellinor würde ihm nicht verloren gehen. Sie würde immer wieder zu finden sein. Und umso verwegener, verkommener er dann zu ihr kam, umso leichter würde er wieder von ihr profitieren.— Als Ellinor und Silvia bei ihm erschienen, setzte er ein väterlich=strenges Gesicht auf und vorwurfsvoll sagte er: „Kind— was machst du mir für Sorgen! So lange bist du krank gewesen! Fräulein Lenz erzählte mir. Aber sieh an, du siehst ja recht wohl aus. Gut erholt mußt du dich doch haben, be?“.. stimme 2/42 Und im stillen dachte er: Etwas stimmt hier bestimmt nicht recht. Man muß wieder mal die Ohren spitzen. Silvia ergriff das Wort. Sie tat es in ihrer raschen, festzugreifenden Art. Berichtete, daß die Kapelle in drei Tagen nach München übersiedelte, von dort ginge es dann weiter, — irgendwohin,, 6.— „Es liegt in Ihrem Interesse, Herr Begener, wenn Sie nun aus Deutschland verschwinden. Mitschleppen können wir Sie nicht. Sie machen Ellinor, kurz herausgesagt, zuviel Umstände, und zwar Umstände fataler Art, wie Sie wissen. Wir sind ja wohl auch schon miteinander einig. Sehen Sie, hier ist eine Karte für den Expreßzug Berlin—Rom. Der Zug fährt morgen früh sechs Uhr ab. Und hier ist die garantierte Summe von viertausend Mark, Ellinors letzter Sparpfennig.„„„„ Sie zählte das Geld auf. Gierig blickte Begener auf die Scheine. Aber Silvia schob sie wieder zusammen, und bemerkte:„ „Vor zwei Jahren veramen Sie vereits Elliors Spargroschen— Sie erinnern sich? Und seinerzeit verschwanden Sie bei Nacht und Nebel mit ihrem Kassenbuch, das Ihre selige Frau für sie noch eingerichtet hatte. Es war auch nicht wenig. Möglicherweise wenden Sie diesmal das Geld wirklich so an, wie Sie es versprechen. Sie werden es erhalten, wenn Sie im Zuge sitzen—“ Degener wollte aufbrausen. Wollte schreien:„Und mein Schmuck?" Aber er bezähmte sich. Dachte: Viertausend Mark! Der Berliner Besuch hat sich immerhin gelohnt. Trotzdem— der Schmuck ist seine Vierzigtausend wert! Ich Esel! Man muß gute Miene machen! Gute Miene! Aber ich werd's mir merken!„ „Ellinor—., sagte er geruhrt,„vu bisl meine gute Tochter! Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Er versuchte sie an sich zu ziehen, aber sie wandte sich ab. Angewidert von der Komödie. „Ich wünsche dir alles Gute,“ sagte sie leise und beoruckt, und in einer Aufwallung angstvollem Mitleids fügte sie hinzu:„Werde gut, Vater, ich bitte dich. Es ist nie zu spät zum Gutsein. Er lächelte bittersüß „Du hast mich immer verkannt, Kind.“ Aber er hielt es für geraten, nicht näher darauf einzugehen und meinte:.... 3u hum hokim—4 „Da werd' ich heute mit dem Pallen zu kun haben.—“ „Jedenfalls etwas mehr als vor vier Monaten, als Sie herkamen,“ sagte Silvia lakonisch.„Also alsdann wollen wir Sie nicht länger stören. Morgen früh erwarte ich Sie auf dem Bahnhof.“ „Ich werde pünktlich da sein.“ Ellinor atmete auf, als sie mit Silvia wieder auf der Straße stand. Sie sehnte sich nach Hause, in die Gepflegtheit und Sauberkeit der Räume, die um ihr Heim waren, wo sie sich geborgen fühlte und in trautem Beisammensein mit ihrem Gatten die unerquickliche Szene von vorhin vergessen konnte. An der nächsten Ecke verabschiedete sich Silvic von ihr, sie hatte noch einige dringende Besorgungen zu Weile standen sie dort beisammen, auf die elektrische Bahn wartend. die Silvia zu benutzen gedachte. Ellinor wollte dann noch eine kurze Strecke zu Fuß gehen, um mit einer anderen Linie nach Hause zu fahren. u„ „Ich besuche dich vor der Abreise noch einmur, jagle Silvia,„wenn es dir recht ist—“. „Ich hätte es auch nicht anders erwartet—“ „Hallo— da kommt meine Bahn. Also Kopf hoch, Ellinor — übermorgen bring' ich dir Bescheid—“ Sie gaben sich abschiednehmend die Hand. „In diesem Augenblick ging ein eleganter, älterer Here an ihnen vorüber, dessen brünettes, scharfprofiliertes Gesicht mit den dunklen Augen den Ausländer verriet. Eine gepflegte, vornehme Erscheinung. In einer stillen, gemessenen Art, die der Umwelt wenig Beachtung schenkt, schritt er etwas steif dahin.„ 14„0 Ellinor fühlte kurzes Erschreaen. Silvia war schon auf die Bahn gestiegen, die eben anfuhr. Mechanisch winkte Ellinor ihr nach. Empfing noch den kalten Blick mit dem der Herr wie aus einer Verträumtheit heraus sie gestreift hatte, diesen Blick, der ihr nicht unbekannt war, der sie schon vor Wochen in Tivoli so seltsam verwirrend berührt hatte. Conte Piavelli! Sollte es möglich sein? Sie ging weiter— wandte nach einer Weile aber den Kopf— sah zurück. Kein Zweifel— er war es! Stand noch immer an der Ecke— wie fremd— und blickte ihr nach. In seiner ruhigen, wie abwesenden Art. In Sekundenschnelle nahm Ellinor sein Bild deutlich in sich auf, hastig drehte sie sich wieder um, fühlte Röte ihr Gesicht füllen und eilte mit beschleunigtem Schritt weiter. (Fortsetzung folgt.) Um wieviel besser wäre es um die Volksgesundheit bestellt, wenn sich dieser dringende ärztliche Rat zum Gesetz erheben ließe: Turne täglich fünf Minuten! Der Winter ist da und mit thm haben die dunklen, kalten Tage ihren Einzug gehalten. Draußen ist es wenig schön, die Wege sind naß und schmutzig, die Luft ist kühl und feucht, ein schneidender Wind fegt über die Fluren, die Bäume sind kahl, die Felder leer und tot. Mutter Natur hat ihren weißen Zaubermantel noch nicht ausgebreitet. Nichts lockt uns ins Freie. So bleiben wir denn lieber in unseren vier Wänden und hocken, geschützt vor Sturm und Wetter, am wärmenden Ofen. Von einem Leben in Licht, Luft und Sonne, wie wir es in der Sommerszeit priesen, ist keine Rede mehr. Wir sind Stubenhocker geworden, räkeln uns in bequemen Stühlen, auf Sofas und Ruhebetten und unsere Glieder haben Ruhe, viel Ruhe, allzuviel Ruhe! Soll das sein? Ist das richtig? Sieh in den Spiegel! Betrachte deinen Nächsten! Wo sind die frischen Gesichter geblieben, die uns noch vor kurzem entgegenlachten, wo ist die braune Farbe deiner Haut, auf die du so stolz warst? Verschwunden! Ungesunde Blässe bedeckt dein Antlitz Husten und Schnupfen sind bei dir zu Gast. Wenn du das Haus verläßt, so stört dich die sinkende Temperatur, du fröstelst. Und deine Arbeitsfreudigkeit und deine Arbeitskraft? Oft genug bist du schlecht gelaunt; die Arbeit macht weniger Freude als sonst, strengt ungewohnt an; du bist leicht reizbar, ärgerst dich bereits über die Fliege an der Wand. Und warum das alles? Das Stubenleben, der Mangel an Bewegung, das Fehlen neuer Eindrücke, das alles bekommt dir nicht. Kann man nichts dagegen tun? Bleibt nur die Hoffnung auf Wiederkehr des Frühlings und des Sommers? Onein! Auch im Winter werden uns die ungünstigen Witterungsverhältnisse nichts anzuhaben vermögen, wenn wir die entsprechenden Gegenmaßnahmen So verändert sich die Wirbelsäule durch berufliche Körperhaltung(Folgen: Unschöne Figur, verminderte Arbeitsfähigkeit, erhöhte Krankheitsgefährdung), wenn kein Ausgleich durch Leibesübungen geschaffen wird. treffen. Sie kosten kein Geld und benötigen so wenig Zeit! Vierundzwanzig Stunden hat der Tag und nur fünf Minuten davon sollst du täglich deiner Gesundbeit widmen! Ist das wirklich zuviel verlangt? Wir wissen, daß alle Lebensvorgänge in unserem Körper sich weit besser und kräftiger vollziehen, wenn der Stoffwechsel ein ungestörter ist. Die Zellen benötigen dauernd eines neuen Aufbaumaterials, wollen ständig die alten, verbrauchten Stoffe abgeben. Ihren Bedürfnissen dient unser Blutstrom, der in ständigem Kreisen das Nötige heranbringt, das Verbrauchte davonträgt. Viermal kreist er in jeder Minute durch unseren Körper, wenn wir uns in Ruhelage befinden. Sind wir in Bewegung, so ist das Tempo ein schnelleres. Bei stärkster körperlicher Anstrengung kreist das Blut etwa achtundzwanzigmal in der Minute. Was das bedeutet? Das heißt, siebenmal so oft als in der Ruhe wird jeder Stelle neue Nahrung angeboten, siebenmal so oft wird ihre Asche weggeführt. Der Stoffwechsel ist ein entsprechend reger und in der Folge fühlen wir uns so wohl wie in jenen Tagen unserer Jugend, als noch keine Stoffwechselstörung unser Wohlbefinden trübte. Gerade der Städter und hier wieder der Berufstätige soll das besonders beachten. Die gesundheitlichen Schädigungen, die eine Folge der uns durch den Kampf ums Dasein aufgezwungenen Lebensweise sind, legen es uns nahe, ja machen es uns sogar zur Pflicht, einen Ausgleich zu schaffen. Die Leibesübungen, die unseren Stoffwechsel so begünstigen, sind die wirksamste Gegenwehr in diesem Kampf.— Nicht nur in der Stadt, auch auf dem flachen Lande leben die meisten Menschen nicht so, daß sie der körperDas„Luftschaukeln“ oder„Sensenschwingen“. kräftigt Lenden und Bauchmuskulatur. lichen übungen zu entbehren vermögen. Der Arzt, der den Körper sieht und nicht nur die durch Kleider verhüllte Gestalt, weiß davon ein Lied zu singen. Wo ist die Idealfigur, wie sie uns aus so vielen künstlerischen Dar stellungen vorschwebt? In der Wirklichkeit treffen wir sie nur in den seltensten Fällen an. Bereits das Sitzen in der Schule vermag den kindlichen Körper zu schädigen, wenn nicht vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Weit schädlicher noch aber ist einseitige Berufsarbeit. Gewiß, jeder soll mit seinem Beruf verwachsen sein; aber durch seinen Beruf„verwachsen“ zu sein, das braucht niemand! Vorbeugende und ausgleichende Turnübungen vermögen das völlig zu verhindern. Aber die entsprechenden übungen müssen dann auch täglich vorgenommen werden und nicht etwa gelegentlich. Sicher nicht ohne Grund fordert man heute allgemein für die Jugend die tägliche Turnstunde, besser gesagt, die tägliche Bewegungsstunde. Klammern wir uns nicht an das Wort. Es braucht ja nicht gerade eine Stunde zu sein, auch nicht einmal eine Viertelstunde. So viel Zeit vermögen wohl nur die wenigsten zu erübrigen. Aber doch wenigstens täglich fünf Minuten! Auch das genügt! Vorausgesetzt natürlich, daß man diese fünf Minuten auch richtig ausnutzt. Wann soll man üben? Am besten morgens gleich nach dem Aufstehen. Dann ist der Körper frisch und wird durch Bewegung noch frischer. Die Abendstunden werden den meisten dafür nicht als günstig erscheinen. Müde und abgespannt kommen sie von der Arbeit. Und nun sollen sie noch üben! Sie freuen sich, wenn sie sich hinlegen und ihre Glieder strecken können. Nur energische Naturen werden in solch abgekämpftem Zustand ihre übungen noch gewissenhaft durchzuführen vermögen. Darum ist die Zeit vor der Berufstätigkeit die günstigste. Mancher Das Kriechen nach Eidechsenart ist besonders empfehlenswert für einseitig Berufstätige, weil dadurch Verkrümmungen der Wirbelsäule verhindert werden. wird einwenden:„Mir fällt es ohnehin schwer, morgens rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Soll ich mich noch mehr verspäten?" Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Hat man sich erst einmal davon überzeugt, daß solche lbungen für die Gesundheit unentbehrlich sind, so wird man auch die Energie aufbringen, etwas früher— ganze fünf Minuten früher!— aufzustehen. Das Opfer ist gering und der Lohn wird ein reichlicher sein. Wie soll man nun üben? Es ist wirklich nicht so wichtig, was man übt, als daß man es tut. Alle Muskelgruppen des Körpers sollten wenigstens einmal täglich in Gebrauch genommen werden. Ich empfehle deshalb für die Arme: Aufwärtsschwingen, Seitwärtsschwingen, Kreisen rechts und links; für die Beine: tiefe Kniebeuge, Schwingen der Beine vorwärts und seitwärts, kräftiges Leitersteigen; für Rumpf= und Rückenmuskulatur: Rumpfbeuge und Rumpfstrecken, Mähübungen von links nach rechts und umgekehrt. Besonders wertvoll für den ganzen Körper sind: Seilhüpfen und Radfahren in Rückenlage. (Man lege sich auf den Rücken und ahme mit den Beinen das Treten der Pedale nach.) Alle diese übungen werden möglichst am offenen Fenster, also in frischer Luft, durchgeführt. Es genügt, wenn man jede dieser Ubungen zehnmal hintereinander macht. Wenn die Verhältnisse das Üben in frischer Luft nicht gestatten, so gebe man nicht etwa deshalb das Turnen gänzlich auf. Wenig ist stets besser als nichts. Und vor allem: Wir wissen, daß die erste Begeisterung recht bald verfliegt, daß der ungewohnte Muskelschmerz, der sich in den ersten Tagen einzustellen pflegt, gar manchen guten Vorsatz umstößt und daß Bequemlichkeit nur gar zu leicht dazu führt, die tägliche Gymnastik immer häufiger zu vernachlässigen. Deshalb ist es empfehlenswert, solche übungen nicht allein zu machen. Man suche sich also übungsgefährten, denn die Gemeinschaft spornt an und erhöht die Freude. Dr. Peter Christ. Armkreisen Seilhüpfen Holzhacken Wäscheaufhängen Assengang Keisensteigen Die besie und wirksamste Arznei: Mache täglich jede dieser Uebungen zehnmal!