UEF“T“ Die„Schwerter Zeitung" erscheint wöchentlich seche mal Bezugspreis haldmonatlich 1.20 Maik, Einzelnummer 15 Pfg. Druck u. Verlag von C. Braus, Schwerte(Ruhr), Postscheckkonten: Dortmund 2852 und Hannover 21874. Geschäftsstelle: Große Marktstr. 3—5. Verantwortlich für die Schriftleitung H. Linner, Schwerte. Fernruf 62. Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und Anzeiger Schwerter Volkszeitung Schwerter Volksblatt Westhofener Zeitung Aplerbecker Zeitung Langscheder Holzwickeder Zeitung Anzeigen=Preise: Für die achtgespalt. Mülimeterzeile&# Dig. Auswärtige, finanzamtl. u. gerichtl. Anzeig. 10 Pfg., Reklomezeile 40 Pf: Für telefon. aufgegedene Inserate üdernehmen wit keine Gewähr. Bei unvorhergesehn. Betriedsstbrungen, dervorgerufen durch böbere Gewalten, übernehmen wir keinerle! Gewähe für pünktliches Erscheinen der Jeitung u. kann auch keinerle Anspruch auf Schadenersatz oder Nachlieferung erboben werden Reurs m Kurze! Zurückziehung von 1000 Mann belgischer Truppen. wtb. Koblenz, 18. Dez.(Tel.) Die Zurückziehung der 1000 Belgier, die unter den Besatzungsabbau fallen, ist am 1. Dezember in Geilenkirchen und Lindern eingeleitet worden, und zurzeit noch im Fluß. Keine Aenderung der Reichsschulgesetzvorlage. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Zu der Meldung des Lokalanzeigers, daß man angesichts der Schwierigkeiten, die sich der Durchberatung des Reichsschulgesetzes in den Weg stellten, an eine Trennung der Bestandteile denke, die in dem Entwurf vereinigt sind, und zwar in dem Sinne, daß man die Bestimmungen über den Religionsunterricht herausnimmt und in einem besonderen Gesetz vereinigt, erfährt die Tägliche Rundschau, die Reichsregierung denke nicht daran, den Reichsgesetzentwurf auf diese Weise abzuändern. Landrat v. Mirbach landwirtschaftlicher Sachverständiger. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Wie das Berliner Tageblatt aus parlamentarischen Kreisen hört, ist der deutschnationale Landtagsabgeordnete und Landrat Freiherr v. Mirbach als wirtschaftlicher Sachverständiger bei der Verwaltungsstelle Ostpreußen im Reichsministerium des Innern ausersehen. Er dürfte den Rang eines Ministerial= rates erhalten. Vorschüsse für die Geschädigten. pw. Berlin, 19. Dez.(Tel.) Die demokratische Reichstagsfraktion hat laut Vossischer Zeitung beschlossen, bei Beginn der Ausschußberatung über das Kriegsschädenschlußgesetz einen Antrag einzubringen, demzufolge der Reichstag der Reichsregierung sofort einen größeren Betrag zur Verfügung stellen soll, der den Zweck hat, unabhängig von der Einzelgestaltung der Vorlage solchen Geschädigten durch eine Vorschußleistung zu helfen, die in unmittelbarer sozialer Not sind oder deren Bemühungen um wirtschaftlichen Wiederaufbau nur durch eine sofortige Aktion gesichert werden kann. Die Vorschußzahlung soll unter Vorbehalt späterer Verrechnung erfolgen. Die amtliche Großhandelsmeßziffer. wtb. Berlin, 18 Dez.(Tel.) Die auf den Stichtag des 14. Dezember berechnete Großhandelsmeßzifser des Statistischen Reichsamtes ist gegenüber der Vorwoche von 139,9 auf 139,3 oder um 0,4 v. H. zurückgegangen. Von den Hauptgruppen ist die Meßziffer der Agrarstoffe um 1,0 v. H. auf 135.2 (136,6 in der Vorwoche) gesunken. Die Meßziffer für Kolonialwaren stellte sich auf 129,8(128,7). Die Meßziffer der industriellen Rohstoffe und Halbwaren ging um 0,4 v. H. auf 133,4(134,0) zurück, während diejenige für industrielle Fertigwaren um 0,2 v. H. auf 155,6(155,9) angezogen hat. Rluge der sogen Ennntersurtertl. deim Stuusgeriatehes. Landeswahlgesetze in Mecklenburg=Strelitz, Hamburg und Hessen für ungültig erklürt Englisch in der Volksschule. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Stadtschulrat, Nydahl und Magistrats=Oberschulrat Filcher haben ver Berliner Schuldeputation eine Denkschrift vorgelegt, die den Ausbau einer Reihe Groß=Berliner Volksschulen zum Gegenstand hat. Auf das siebente Volksschuljahr sollen drei Schuljahre mit Englisch als Fremdsprache gesetzt werden. Mit acht Wochenstunden in diesem Fach soll dieser Unterricht beginnen. Kinobesitzer gegen politische Filme. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Vom Reichsverband deutscher Lichtspieltheaterbesitzer wird der Deutschen Allgemeinen Zeitung geschrieben: Es steht zu erwarten, daß von verschiedenen Seiten versucht werden wird, die Massenbeeinflussung, die durch Filmvorführungen in Lichtspieltheatern erzielt werden kann, auch in den Dienst der nächstjährigen WahlGuch die Heie stellen.„Sowohl der Vorkand als die Deregiertenversammlung des Reichsverbandes haben beschlossen, allen deutschen Lichtspieltheatern zu empfehlen, keinerlei politische Filme in ihren Theatern zur Vorführung zu bringen. Deutsch=spanisches Abkommen über die Fluglinie Berlin—Madrid. wtb. Madrid, 18. Dez.(Tel.) Auf Grund eines Notenwechsels zwischen Primo de Rivera in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußern und dem deutschen Botschafter ist zwischen der deutschen und der spanischen Regierung ein Sonderabkommen über die Einrichtung einer Fluglinie Berlin— Madrid getroffen worden. Dieses war bereits in § 2 des 1. Artikels des am 9. Dezember unterzeichneten allgemeinen Luftfahrtabkommens vorgesehen und wird bis zum 31. Dezember 1932 gültig sein. Jedes Land ist berechtigt, einen Vertrag mit einer nationalen Fluggesellschaft für den Dienst Berlin— Madrid abzuschließen, während die deutsch=spanische Gesellschaft auf der Grundlage einer gleichen Beteiligung der beiden Länder gebildet werden muß. Austausch der Ratifikationsurkunden zum deutschjugoslawischen Handelsvertrag. wtv. Belgrad, 18. Dez.(Tel.) Gestern fand hier der Austausch der Ratifitationsrkunden zum deutsch=jugoslawischen Handels= und Schiffahrtsvertrag in Anwesenheit des jugoslawischen Ministers des Aeußern. Marinkowitsch, und des deutschen Gesandten, Dr. Olshausen statt. Explosion eines Sprengstofflagers bei Guatemala. wtb. Guatemala, 18. Dez.(Tel.) Vier Kilometer von Guatemala entfernt ist ein Sprengstofflager explodiert. Mehrere Soldaten sind ums Leben gelommen. wtb. Leipzig, 17. Dez.(Tel.) In dem Streit der Partei für Volksrecht und Aufwertung gegen das Land Mecklenburg=Strelitz und gegen das Land Hamburg, sowie der Reichspartei des deutschen Mittelstandes und der nationalsozialistischen Arbeiterpartei gegen das Land Hessen, betreffend die Bestimmungen, die die Einreichung von Wahlvorschlägen von der Stellung einer Sicherheit und von einer bestimmten größeren Zahl von Unterschriften abhängig machen, fällte heute abend der Staatsgerichtshof des Deutschen Reiches seine Entscheidung dahin, daß in Mecklenburg=Strelitz die Notverordnung vom 5. Mai 1927 gegen§ 35 des mecklenburgischen Landesgrundgesetzes und die durch die Bestimmungen der Notverordnung modifizierten Absätze des Landtagswahlgesetzes, ebenso in Hamburg und Hessen die entsprechenden Bestimmungen der Wahlgesetze gegen die Reichsverfassung verstoßen. Die Begründung des Urteils. Zu dieser Entscheidung des Staatsgerichtshofes. in der Frage der Splitterparteien führte der Vorsitzende, Senatspräsident Oegg, zur Begründung aus: Es bestehen sowohl gegen die Zuständigkeit des Staatsgerichtshofes in dieser Angelegenheit als auch in der Parteifähigkeit der Antragsteller keine Bedenken. Bereits früher hat der Staatsgerichtshof den Standpunkt eingenommen, daß die politischen Fraktionen in Fällen, wo es sich um Wahlstreitigkeiten handelt, Parteifähigkeit vor dem Staatsgerichtshof haben. Bedenken gegen die Volksrechtspartei in dieser Beziehung seien umso weniger zu erheben, als diese keine Gelegenheit zum Vorgehen nach Artikel 13 der Reichsverfassung hatte. Was den Fall Mecklenburg=Strelitz betrifft, so handelt es sich bei der Notverordnung vom 5. Mai 1927 weder um ein außergewöhnliches und unvorhergesehenes Ereignis im Sinne des§. des mecklenburgischen Landesgrundgesetzes, noch um die Notwendigkeit eines sofortigen Eingreifens, sondern vielmehr um den normalen Ablauf des Landtags, für den die Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden konnten. Auch der Umstand, daß der Landtag nachträglich die Notverordnung genehmigt hat, kann diese nicht rechtsgültig machen. Selbst wenn der Landtag zu Recht bestehen sollte, könnte er die Mängel, die hier vorliegen, und ihre Nachprüfung durch den Staatsgerichtshof nicht aus der Welt schaffen. Was das Verhältnis des mecklenburgischen Landesrechtes zur Reichsverfassung betrifft, so liegt hier ein Verstoß gegen Artikel 17 der Reichsverfassung vor, der die allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl verlangt. Die mecklenburgische Regierung verstößt einmal gegen die Gleichheit der Wahlberechtigten. Diese erstreckt sich nicht nur auf die Abgabe der einzelnen Stimme, sondern bei der Verhältniswahl schon auf die Bildung der Wahlvorschläge, die deshalb nicht in den Bereich der allgemeinen Wahlvorbereitungen gerechnet werden können. Die rein formale Gleichheit unter sämtlichen in Frage kommenden Parteien ist ein unbedingtes Erfordernis. Insbesondere muß diese Gleichheit herrschen über die Zahl der Unterschriften und die Sicherheitsleistungen. Gegen diese Gleichheit verstößt die mecklenburgische Regierung. Weiter liegt auch ein Verstoß gegen die Allgemeinheit der Wahl vor. Deren Bedeutung liegt darin, daß jeder Wahlberechtigte mit seinen Wünschen zugelassen werden soll und ihm infolgedessen nicht Bedingungen oder Beschränkungen auferlegt werden können, die er nicht oder nur schwer erfüllen oder beseitigen kann. Der Staatsgerichtshof ist demnach der Ansicht, daß die Beschränkung von Wahlvorschlägen durch Abhängigmachen von der Erlegung einer bestimmten Geldsumme ausgeschlossen und unzulässig ist. Ebenso ist es unzulässig, in der Zahl der erforderlichen Unterschriften weiterzugehen, als notwendig ist, um die Ernstlichkeit von Wahlvorschlägen sicherzustellen. Dabei kann keinesfalls etwa höhergegangen werden, als für die Reichstagswahlen vorgeschrieben ist. Auch das Wahlgeheimnis wird einigermaßen beeinträchtigt, wenn eine so weitgehende Zahl von Unterschriften gefordert wird. Dagegen ist ein Verstoß gegen die Wahlfreiheit nicht angenommen worden. Was die übrigen Anträge der Volks= und Rechtspartei betrifft, so handelt es sich um Folgerungen aus einer getroffenen Entscheidung. Der Staatsgerichtshof hatte keinen Anlaß, in diesem Punkte eine Entscheidung zu treffen. Für die LänHankie eine Entscheidung zA Messen. Fur die Lander Hamburg und Hessen bezog sich der Vorsitzende auf eine Entscheidung im Fall Mecklenburg=Strelitz. Wenn auch in diesen Ländern keine Notverordnung, sondern landesgesetzliche Bestimmungen vorlägen, so handele es sich doch um Verstöße gegen die Reichsverfassung. Neuwahlen in Hamburg und Meckleuburg. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Wie den Blättern aus Hamburg gemeldet wird, sind infolge des Urteils des Staatsgerichtshofes in der Frage der Splitterparteien die Abmachungen der drei Koalitionsparteien(Demokraten, Deutsche Volkspartei und Sozialdemokraten) über die neue Zusammensetzung des Senats wieder hinfälligz##worden. Die Neuwahl der Bürgerschaft soll binnen sechs Wochen erfolgen. Die Beschlüsse des MecklenburgStrelitzer Landtags sind nach der Ungültigkeitserklärung der Wahlen gleichfalls ungültig. Auch hier müssen die Wahlen wiederholt werden. erheblich über die nur bedingten wirtschaftlichen Vorteile hinaus belastet, die die Werke durch die Sonntagsarbeit erzielen können. Aus allen diesen Gründen könnten die beiden Schiedssprüche über Arbeitszeit und Löhne nur abgelehnt werden. Von den Arbeitern teilweise abgelehnt. wtb. Mülheim=Ruhr, 19. Dez.(Funkspruch.) Hier fand gestern eine von 100 Delegierten aus dem rheinisch= westfälischen Industriegebiet besuchte Konferenz des christlichen Metallarbeiterverbandes statt, um zu den Schiedssprüchen für die Großeisenindustrie Stellung zu nehmen. Nach Entgegennahme der Berichte der Verbandsunterhändler Schmitz und Burgartz über die Essener und Düsseldorfer Verhandlungen und nach eingehender Aussprache, die etwa 8 Stunden in Anspruch nahm, beschloß man die Ablehnung des Lohnschiedsspruchs. Dagegen wurde der Schiedsspruch über die Arbeitszeit angenommen. Weiter beschloß die Bezirkskonferenz, die Mitwirkung der Gewerkschaften bei Prüfung der Anträge der Industrie zu beantragen. Es handelt sich dabei um die Mitwirkung bei Prüfung von Anträgen auf Hinausschieben des Inkrafttretens der Verordnung vom 16. Juli 1927 und zur Ueberwachung der Inangriffnahme und des Fortgangs der von diesen Werken angefangenen Umbauten. Ein anderer Beschluß der Bezirkskonferenz fordert die Mitwirkung der Gewerkschaften bei Untersuchungen über die Rentabilität der Werke, wobei sich die Konferenz auf die vorbildliche Lage der Großindustrie Englands stützte, wo Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände jede für sich und unabhängig vereidigte Buchprüfer unterhalten, die gemeinsame Untersuchungen über die Werke vornehmen.„09„„#uc) S. J wtb. Essen, 19. Febr.(Funrspruch.) Die Delegierten der freiorganisierten Hüttenund Metallarbeiter versammelten sich gestern im städtischen Saalbau in Essen, um ebenfalls zu den Schiedssprüchen Stellung zu nehmen. Nach Entgegennahme der Berichte und außerordentlich lebhafter Aussprache wurde beschlossen, den Arbeitszeit=Schiedsspruch als völlig unbefriedigend abzulehnen, Ebenfalls könne der Lohn=Schiedsspruch die Arbeiter bei weitem nicht befriedigen. Der Schiedsspruch für die Großeisenindustrie. Von den Arbeitgebern abgelehnt. wtb. Düsseldorf, 17. Dez. Die Arbeitgeber haben die beiden Schiedssprüche über Lohn und Arbeitszeit abgelehnt,„„ gung 6er Whlck In der umfangreichen Begrundung der Ablehnung des Schiedsspruches in der Eisenindustrie durch die Arbeitgeber wird u. a. darauf hingewiesen, daß in dem Teil des Schiedsspruches, der die Arbeitszeit regelt, die Röhrengießereien und Hochofengießereien nicht berücksichtigt seien. Es sei unmöglich, in diesen Betrieben in der dreimal Achtstundenschicht zu arbeiten, da sonst ein erheblicher Erzeugungsausfall zu befürchten sei. Sinngemäß müsse für diese Betriebe die gleiche Regelung eingeführt werden, wie für die Hammer= und Preßwerke und die entsprechenden Walzwerke. Von Arbeitgeberseite sei bei Verlesung des Schiedsspruches auf diesen sehr wichtigen Punkt ausdrücklich hingewiesen worden. Weiterhin wird in der Begründung darauf hingewiesen, daß im Schiedsspruch über die Arbeitszeit die Arbeitszeit für die Hochofen=Maschinisten sowie für die Agglomerierund Sinteranlagen frei vereinbart wurde und erhebliche Zugeständnisse der Arbeitgeberseite darstellt. Die Arbeitgeber hätten mit diesem Schritt des freiwilligen Entgegenkommens in einer Sache, die durch den Erlaß über die Arbeitszeit nicht zur Erörterung gestellt war, ihre Bereitwilligkeit zu einer friedlichen Verständigung besonders unterstreichen wollen. In dem gleichen Sinne sei das Zugeständnis zu werten, das die Arbeitgeber bezüglich des Schichtanfangs am Sonntag abend gemacht haben. Nach dem Wortlaut des Gesetzes bzw. der Verordnung hätten die Arbeitgeber das Recht, den sonntäglichen Arbeitsanfang um sechs Uhr abends auf der ganzen Linie zu verlangen. Als besonders schwerwiegend sieht die Begründung den Teil des Schiedsspruches an, in dem den zurzeit noch in zweigeteilter Schicht arbeitenden Hochofenarbeitern und den Arbeitern der angeschlossenen Reparaturwerkstätten ab 1. Juni 1928 eine Verkürzung der Arbeitzeit von 60 auf 57 Stunden zugebilligt wird. Von dieser Regelung würden 12.000 Arbeiter erfaßt. Sie sei nur durchführbar, wenn eine entsprechende Zahl von Stellvertretern zur Einstellung gelange. Weiterhin geht die Begründung auf die durch den Schiedsspruch vorgenommene Erhöhung der Lohnzuschläge für Mehrarbeit von 12! auf 25 v. H. ein. Die Arbeitgeberseite habe, um ein Entgegenkommen zu zeigen, freiwillig eine Erhöhung von 12½ auf 15 v. H. angeboten; sie müsse darum nach dem ganzen Gang der Verhandlungen über die unerwartete Erhöhung auf 25 v. H. beDie Begründung beschäftigt sich dann ausführlich mit dem die Lohnverhältnisse regelnden Teil des Gesamtschiedsspruches und lehnt vor allem die allgemeine Lohnerhöhung grundsätzlich ab. Es sei in ausführlichen Darlegungen bewiesen worden, daß der Durchschnittsverdienst der Hüttenarbeiter durchaus angemessen und gut sei. Der Durchschnittsverdienst liege beispielsweise für die Hunenarbeiter der Vereinigten Stahlwerke im Oktober auf 90,8 Pfennigen die Stunde. Die Arbeitgeber seien der begründeten Auffassung, daß ein solcher Verdienst den Zeitumständen angemessen ist und der Arbeiterschaft eine gute Lebenshaltung ermöglicht. Die dauernden Lohnerhöhungen, die von den Schlichtungsausschüssen ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage bewilligt würden, brächten große Gefahren für die Gesamtwirtschaft mit sich und seien nur dazu angetan, eine Teuerung heraufzubeschwören. Auch in den großen Stapelartikeln der Eisenerzeugung könne heute von angemessenem Verdienst keine Rede sein. Die Ausfuhrfähigkeit sowohl der eisenschaffenden wie der eisenverarbeitenden Industrie, deren mißliche Lage auch von den Gewerkschaften anerkannt worden sei, werde bei Bestehenbleiben des Spruches weiter verringert. : A u c h i n d e r F r a g e d e s L o h n a u s g l e i c h e s gehe der Schlichter weit über das hinaus, was von Arbeitgeberseite als annehmbar bezeichnet werden könne. Die Arbeitgeber seien der Meinung gewesen, daß sie etwa ein Drittel dieses Lohnausgleiches zu ihren Lasten nehmen können, während die beiden letzten Drittel die Arbeitnehmer tragen sollten, die, wie der Schiedsspruch selbst feststellt, einen wenigstens zeitweisen Ausfall am Verdienst für die verkürzte Arbeitszeit auf sich nehmen müssen. Statt dessen billige aber der Schiedsspruch den Arbeitern einen Lohnausgleich zu, der die Werke Haussuchung bei Ehrhardt wtb. Berlin, 17. Dez.(Tel.) Nachdem das Polizeipräsidium Magdeburg bei Durchsuchungen am 15. und 16. Dezember 1927 umfangreiches Schriftmaterial beschlagnahmt hatte, aus dem ersichtlich ist, daß der für Preußen verbotene„Bund Wiking“ nach wie vor weiterbesteht, wurden in Berlin in den heutigen Morgenstunden in dem Büro des Korvettenkapitäns a. D. Ehrhardt in der Steglitzerstraße, im Verlag der Zeitschrift„Der Vormarsch“ am Schöneberger Ufer sowie in vier Privatwohnungen ebenfalls auf Grund des Republikschutzgesetzes umfangreiche Durchsuchungen durchgeführt. Die Sichtung des Materials sowie die Vernehmung der in Frage kommenden Personen sind zurzeit noch nicht abgeschlossen. pw. Berlin, 19. Dez.(Tel.) Die Ermittlungen der Polizei zur Feststellung, ob die in Preußen verbotene Organisation Wiking im Geheimen sortbestanden hat, und die in Verfolg dieser Angelegenheit in Berlin vorgenommenen Haussuchungen haben, der Vossischen Zeitung zufolge, zu dem Ergebnis geführt, daß die gestern zur Vernehmung im Polizeipräsidium geladenen Angestellten des Verlags„Der Vormarsch“, Scheuer und Schillinger, der Leiter des Berkiner Schill=Bundes, Hans Gerd Techow, sowie die beiden im Büro Ehrhardt und in der Steglitzer Straße beschäftigten Angestellten Schebening und Plaß vorläufig festgenommen worden sind. Bei der Magdeburger Organisation des Wiking wurden, wie das Blatt weiter meldet, ein Militärgewehr Modell 98 und ein Karabiner Modell 71 gefunden, 94 pw. Berlin, 19. Bez.(Funrspruch.) Nach einer Meldung der Montagspost aus Magdeburg ist der Das amerikanische Unterseeboot S. 4 unergegungen. wtb Provincetown(Massachusetts), 18. Dez.(Tel) Das amerikanische Unterseeboot S. 4 wurde gestern auf der Höhe von Woodend von einem Zerstörer gerammt und ging unter. Von der aus 4 Offizieren und 35 Mann bestehenden Besatzung des S. 4 konnte niemand gerettet werden. Der Zerstörer war gerade im Begriff, in den Hafen einzulaufen, als das Unterseeboot plötzlich vor ihm auftauchte. Da er seine Fahrtrichtung nicht mehr ändern konnte, stießen die Schiffe zusammen. Der Zerstörer erreichte dann den Hafen mit Wasser im unteren Schiffsraum. Das Unterseeboot S. 4 gehörte zur selben Klasse wie das im September 1925 auf der Höhe von Bockisland von einem Dampser gerammte Unterseeboot S. 51, das mit 31 Offizieren und Mannschaften unterging. Signale von der Mannschaft des gesunkenen U=Bootes. wtb Provincetown(Massachusetts), 19. Dez. (Funkspruch.) Ein mit der Beobachtung des gesunkenen amerikanischen U=Bootes S. 4 beschäftigtes U=Boot meldet, daß es von der eingeschlossenen Mannschaft Antwortsignale erhalten habe. Wechnausirserien der Puriamteme. Reichstag. wp. Berlin, 17. Dez.(Tel.) Der Reichstag ist heute in die Weihnachtsserien gegangen, die sich bis zum 19. Januar ausdehnen werden. Der Haushaltsausschuß wird freilich schon früher seine Arbeit aufnehmen, um den Etat für 1928 so vorzubereiten, daß gleich im Anschluß an die erste Lesung, die am 19. Januar beginnen soll, einige Etats auch in zweiter Lesung erledigt werden können. In der heutigen letzten Sitzung wurde zunächst die erste Beratung des vielumkämpften Kriegsschädenschkußgesetzes ohne jede Aussprache durch Ueberweifung an den Ausschuß für Entschädigungsfragen erledigt. Präsident Loebe knüpfte damn die Bemerkung, daß die Liqnidationsgeschädigten aus dieser schnellen Arbeit nicht etwa auf Interesselosigkeit des Reichstages zu ihren berechtigten Forderungen schließen sollten. Alle Parteien hätten vielmehr den festen Willen, das Kriegsschädenschlußgesetz noch in diesem Reichstag zu verabschieden. Es folgte dann die zweite Beratung des Gesetzentwurfs zur Senkung der Loynsteuer, wie er aus den Ausschußverhandlungen hervorgegangen ist. Die Regierungsvorlage, die den Steuersatz von 10 auf 9 Prozent herabsetzen wollte, ist vom Ausschuß durch einen Entwurf ersetzt worden, der Abzüge vom Steuerbetrage zuläßt, die im Höchstfalle 2 Mark monatlich betragen. Außerdem werden die Steuererleichterungen zugunsten der verheirateten und kinderreichen Steuerzahler verbessert. In der Aussprache erklärten die Redner der Tozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten, daß sowohl die ursprüngliche Regierungsvorlage wie der Ausschußentwurf keine Durchführung der im Dezember 1925 beschlossenen Lex Brüning bedaute, die eine Erhöhung des steuerfreien Existenzminimums für deu jetzt eingetretenen Fall verlangt habr, daß die Lohnsteuer in zwei aufeinander folgenden Halbjahren mehr als zusammen 1200 Millionen erbringt. Der Ausschußentwurf erhöht auch die Höchstgrenze des Steuerertrages auf 1300 Millionen Mark. Abg. Dr. Brüning(Z.) betonte dagegen, daß der Ausschußentwurf zwar nicht dem Wortlaut des nach dem Redner benannten Gesetzes entspreche, abur doch die gewollte Wirkung erziele. Auch der Reichsfinanzminister Dr. Köhler trat für den Ausschußentwurf ein und wies darauf hin, daß die Länder und Gemeinden bei der unverändurten Durchführung der Lex Brüning dem Wortlaut nach nur schwer in der Lage sein würben, die ihnen auferlegten neuen Lasteu zu decken. Die Deutsche Volkspartei hat zwar im Ausschuß dum jetzt vorliegendon Entwurf zugestimmt, ihr Vortreter sprach sich aber in erster Linie für die Wiederherstellung des ursprünglichen Regierungsentwurfs aus. Die Wirtschaftspartei bekämpfte überhaupt die Lohnsteuersenkung mit der Begründung, daß bei der Durchführung dem Mittelstand zur Deckung der Besoldungserhöhung Realsteuern drohen würden.— Die Kommunisten verlaugten die vollständige Beseitigung der Lohnsteuer, dee sie als ein Ausnahmegesetz gegen die Lohnemfänger bezeichneten. Dir Abstimmung ergab die Ablehnung aller Arnderungsanträge und die Annahme des Ausschußentwurfs mitt 193 gegen 161 Stimmen bei 2 Euthaltungen. Dazu wurde eine Entschließung angenommen, die eine Prüfung der Frage verlangt, ob die Veranlagung nach dem dreijährigen Durchschnitt eingeführt werden kann. Die in einer früheren Sitzung abgebrochene Aussprache über die Ruhrentschädigung der Industriellen wurde dann sortgesetzt, aber nach kurzer Daner wieder abgebrochen, weil von den Kommunisten die sofortige Beantwortung ihrer Interpellation zu dieser Angelegenheit verlangt wurde. Präsident Loebe entließ dann die Abgeordneten mit Wünschen für ein frohes Weihnachtsfest und. ein glückliches neues Jahr. 228. Sitzung. pto. Berlin, 17. Dez.(Tel.) Der Landtag schloß am Samstag die erste Lesung des neuen Haushalts ab und überwies den Haushalt in die Ausschußberatung. Er stimmte dabei dem Autrage des Verkehrsausschusses zu, wonach das Staatsministerium bestrebt sein soll, dem Staatsgerichtshofsurteil Geltung zu verschaffen, das den preußischen Rechtsanspruch auf Eutsendung eines Vertreters in den Verwaltungsrat der Reichsbahn bestätigt. Im Laufe der Sitzung wandte sich der Finanzminister gegen die gestrigen Ausführungen seines Vorgängers, des volksparteilichen Abgeordneten Dr. Richter. Der Abg. Weißermel(DN) meinte, die Republikauer leisteten ihrer Sache keinen guten Dienst, wenn sie gegen die Farben Schweiz=Weitz=Rot zu Felde zögen. Die Ueberraschung des Tages bildete eine Rede des Zentrumsabgeordneten Dr. Heß, der dem Ministerpräsidenten zu starke Propagierung des Einheitsstaates und dem Finanzminister antikatholisches Empfinden vorwarf. Er polemisierte auch heftig gegen die Demokraten und fragte sie, ob sie bereit wären, für den Einheitsstaat die zwei Dutzend demokratischer Sendboten über die Klinge springen zu lassen. Zum Schluß meinte er, die Unternehmerschaft habe der Beamtenbesoldung zugestimmt, um sich eine reaktionäre Hilfstruppe zu schaffen, mit der sie den Klassenstaat der verflossenen Zeit wieder aufbauen könne. Die Polemit des Herrn Heß erregte beträchtliches Aufsehen. Man sah aber hernach den Angreifer mit dem Führer der Demokraten, Falk, in freundschaftlichem Gespräch, und es wird versichert, daß die Hoffnungen sehlgingen, daß aus diesem Intermezzo eine Krise für die preußische Regierungskoalition entstehen könnte. Ministerpräsident Braun wies die Behautpungen des Abg. Heß wegen des Einheitsstaates mit dem Bemerken zurück, daß er selbst gesagt habe, die Frage des Einheitsstaates sei nicht akut, wenn auch vielleicht aktuell. Der Volksparteiler Dr. Leidig beklagte, daß die Weimarer Koakition niemals auf die vernünftigen Gründe der Deutschen Volkspartei bei der Gesetzgebungsarbeit eingegangen sei. Erfreulich sei jedenfalls, daß der Ministerpräsident betont hätte, ohne die Deutsche Volkspartei könne nichts Vernünftiges geschaffen werden. Nachdem die Heiterkeit über diese große Koakitions=Kontroverse sich gelegt hatte, sprachen noch der Kommunist SchwenkBerlin und der Deutsch=Hannoverauer Presse. Bereits um 1 Uhr konnte Präsident Bartels die Abgeordneten mit freundlichen Wünschen in die Weihnachtsferien entlassen, die dis zum 17. Januar audauern. Gründer und Leiter der Magdeburger Ortsgruppe des Wiking, der Büroangestellte Wäninger, ein Sohn des Oberstleutnants a. D. Wäninger, in Mienchen verhaftet worden. Er wird am heutigen Mnittag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Das Blatt berichtet weiter, daß bei den Zusammenkünften des Wiking Appelle in Uniform und Waffenübungen veranstaltet worden seien. Da Wäninger erfahren hatte, daß die Polizei sich mit der Angelegenheit beschäftigte, verbrannte er unmittelbar vor der Haussuchung einen Teil der ihn belastenden Papiere. Trotzdem wurde in seiner Wohnung geuug eindeutiges Raterial gesunden. Aus dem Reichsrat. Die 1. Rate für den Panzerschiff=Neubau gestrichen. B23. Berlin, 17. Dez.(Tel.) Der Reichsrat hiett heute unter dem Vorsitz des Reichsfinauzministers Dr. Nöhler eine Sitzung ab, in der zunächst das vom Reichstag beschlossene Gesetz über dir Weihnachtsbeibilfe für Sozial= und Klninrentner, die Novele zum Reichsversorgungsgesetz das Kraftfahrzeugstruergefetz, die deutsch dänischen Zeitverein barungen für genießbare Eingeweide, die Zolländerung für Autobestandteile und das Gesetz über Ausfuhr von Kunstwerkeu bestätigt wurden. Ganehmigt wurde auch eine Verordnung des lasten zu erwarten sein, da die Ausgaben für die Besetzung deutscher Gebiete außer den über Reparationskonto gehenden Leistungen trotz starker Senkung immer noch 60 bis 70 Millionen im nächsten Jahre verschlingen. Der Reichsrat spricht die Hoffnung aus, daß die Befreiung von diesen für alle Beteiligten vollständig unfruchtbaren Auswendungen baldigst erreicht werde. Ob Agehammenlegungen von Reichsund Lä# Der behörden oder eine andere Austeilung der Aufgaben zwischen Reich Ländern und Gemeinden große Ersparnisse bringen können, ist eine umstritteue Frage. Die deutsche Verwaltung ist sicherlich weder schlecht noch teuer und auch im ganzen besser als ihr Ruf, nur undurchsichtig. Der Berichterstatter betonte die Notwendigkeit, daß die eingeleiteten gemeinsamen Besprechungen über diese Frage zu größerer Klarheit führen. Wenn Deutschland nicht in der Lage sein sollte, seine Gesamtausgaben weiter einzuschränken und die höheren Gesamtsummen auf die Dauer zu beschaffen, so müsse sich die äußerste Billigkeit der Verwaltung nicht nur dem Auslands, sondern in erster Linie zur Vermeidung schwerer politischer Erschütterungen dem deutschen Volke selbst klar erweisen. Der Berichterstatter stellte zum Scaluß fest, daß der Reichsrat durch seine Beschlüsse den Haushalt Parteien. Die wahren Herren im Parteiwvesen seien die Besitzer der Geld= und Nachtmittel geworden, die zur Durchführung der Agitation notweudig seien. Die Rürkkehr zu einer kraftvollen Volksgemeinschaft, wie sie der Jungdeutsche Orden erstrebe, bedinge eine Aenderung der Struktur des Staates. Notwendig sei eine organische Gliederung des Volkes auf der Grundlage der Nachbarschaft, eines von dem einzelnen Staatsbürger aus überblickbaren kleinen Wahlkreises. Das Manisest fordert gemeinde= oder stadtbezirksweise Zusammenfassung der Staatsbürger zu politischen Einheiten, Zusammenfassung dieser Grundzellen zu einer größeren Gemeinschaft für den Kreis oder diese Stadt, Zusammensassung dieser Bezirke zu größeren politischen Einheiten unter Berücksichtigung der Stammeseigenart. Im allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlsystem follen die örtlichen Nachbarschaften den Besten unter Gleichen zum Führer der politischen Gemeinschaft wählen, die Führer der Rachbarschaften dann den Führer des Bezirks, diese wirder den nächsthöheren Führer und schließlich die Stammesführer den Reichsführer. Der Reichsführer werde in der Klansur der Stammesführer auf Lebenszeit gewählt. Die entscheidende Instanz im Staate sei das aus den Stammesführern gebildete Reichskapitel. Deu im Volke wirkenden wirtschaftlichen und kulturellen Gegensätzen soll durch Einrichtung von Kammern Rechnung getragen werden, die als Fachkammern im Zusammenwirken mit dem Staat Sonderfragen zu lösen hätten. Der Jungdeutsche Orden arbeite im Einvernehmen mit allen politischen Krästen, die sich der Volksstaatsbewegung anschlössen, auf die Volksabstimnung hin. Komme es nicht dazu, daß Parteien oder Parteigruppen oder gar Regierungen die Resorm des Staates auf parlamentarischem Wege mit unterstützen, dann sei die Wahlenthaltung das schärffte Kampfmittel. Mit dem Absingen des Ordensliedes und der letzten Strophe des Deutschlandliedes wurde das Kapitel geschlossen. Ein Schritt des Reichsverbandes der Industrik. bb Berkin, 18. Bez. Für Montag nachmittag int eine bedeutsame Aktion des Reichsverbandes der Industrie angekündigt, ein Notprogramm mit sechs Forderungen der Wirtschaft, das dem Reichskanzler unterbreitet werden foll. Der Berliner BörsenKurier brachte bereits gestern Mitteilungen darüber. Die veröffentlichte Fassung bringt eine Art Diktatur des Finanzministers auch über die Finanz= gebarung der Länder und Gemeinden. Ein Dementi. pw. Berlin, 18. Dez.(Tel.) Die Mitteilungen in der Samstag=Abendausgabe des Berliner BörsenKurter über ein Notprogramm der Industrie, sowie über Bemerkungen des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht über eine Revision des Dawes=Planes entsprechen, wie der Reichsverband der Deutschen Industrie erklärt, nicht den Tatsachen. Das Arteil im Arensdorfer Prozeß. wotb. Berlin, 17. Dez. Im Arensdorfer Prozetz verkündete der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Rothe, folgendes Urteil: Der Angeklagte August Schmelzer wird wegen Totschlags und Totschtagsversuchs zu einer Zuchthausstrafe von fün; Jahren und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Daner von 10 Jahren verurteilt. Der Angeklagte Paul Schmelzer, der Vater, wird wegen Beihilfe zum Totschlag und versuchten Torschlags zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr sechs Monaten, sowie wegen Vergehens gegen die Verordnung über Waffenbesitz zu einer Geldstrafe von 50 Mark, im Nichtbeitreibungsfalle zu einem Tag Gefängnis für je 10 Mark, verurteilt. Die Arbeitsministers, wonach auch im Jahre 1928 höhere Einschätzung der Rebe 109600 ausländische Landarbeiter, im 8#ich## mit 9 5.36; Millionen# Kosten des Verfahrens haben die Angeklagten zu tragen. Paul Schmelzer wird in Haft genommen wegen Fluchtverdachts. Revisionsantrag im Areusdorfer Prozeß. pw. Berlin, 19. Dez.(Funkspruch.) Einer Korresponden zmeldung zufolge wird der Verteidiger des im Arensdorfer Prozed zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilten Paul Schmelzer(Vater) gegen das Urteil Revision anmelden. Aus Rah und Fern. Unterschlagungen beim Wiesbadener Konsumverein. wv. Wiesbaden, 18. Dez Der seit einiger Zeit abwesende Geschäftsführer des hiesigen Konsumvereins, Stadtverordneter Karl Bauer, hat sich größere Unterschlagungen zuschulden kommen lassen. Er wurde bei hiesigen Verwendien festgenommen. Die geheimnisvolle Reise eines Berliner Juweliers wib. Berlin, 17. Dez.(Tel.) Gegen den vor einigen Tagen in geheimnisvoller Weise plötzlich abgereisten Juwekier Solna, der seit 12 Jahren in der Friedrichstraße ein Juwelen= und Uhrengeschäft betreibt, hat nunmehr eine Firma Anzeige erstattet, da sie sich durch ihn um 5000 RM. geschädigt fühlt. Die Nachprüfung durch Sachverständige hat ergeben, daß in dem Geschäft ein Warenbestand von etwa 40—50000 RM. vorhanden ist, während nach den Büchern etwa 121 000 RM. vorhanden sein müßten. Der Verbleib der fehleuden Werte ließ sich noch nicht feststellen. Der Vrandenburger Raubmord ausgeklärt. wrb. Berkin, 18. Dez.(Tel.) Der Raubmord in Brandenburg, dem der Brauereibesitzer Freydank zum Opfer fiel, ist jetzt vollständig aufgeklärt. Die beiden Verhafteten, Erich und Willv Schmidt haben im Lause der weiteren Verhöre ihr Geständnis dahin ergänzt, daß sie das Verbrechen gemeinsam verübt haben. Eine Mordabsicht leuguen sie auch jetzt noch. Sie geben aber zu, beabsichtigt zu haben, den Brauereibesitzer zu überfallen, um ihn zu berauben. Zu diesem Zwecke versahen sie sich mit einem Reffer und mit einer Aktentasche, die das erwartete Geld aufnehmen sollte. Sie rechneten mit einer großen Summe, weil sie die Verhältnisse des Betriebes kannten. Auch das Versteck gaben die Verhafteten endlich au. Sie hatten die Aktenmappe mit dem Gelde unter einer kleinen Birke am SilowKanal vergraben. Tort wurde sie gestern gesunden. Sie cuthielt 15000 Mart. Mit dem, was jeder von den beiden schon erhalten und zum Teil ausgegeden hatte, betrug der Raub atso gegen 16.000 4. Aufhebung einer Falschmünzerwerkstätte. wtb. Scheer(Saalgau), 17. Dez.(Tel.) In letzter Zeit wurden in mehreren großen Städten falsche Dreimarkstücke in den Verkehr gebracht. Nun ist es getuugen, hier eine Falschmünzerwerkstätte aufzuheveik und drei Mäuner zu veryaften, die eine große Auzahl nachgemachter Dreimarkstücke in den Verkehr gebracht haben. Eigenartiger tödlicher Unglücksfas. wid. Steitin, 18. Dez.(Tel.) Am Samstag vormittag verunztückte ein 19jähriger Lehrling der Mottereigenessenschaft in Pyritz töplich. Als er beim Einkaden von Mitchkannen aus der Wagentür des Waggons hinaussah, fuhr ein Lastwagen der Rottereigenossenschaft zu dicht an den Waggon heran und schob die Waggontür zu. Dabei wurde dem Lehrling der Kopf abgegnetscht, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Flammentod in einer Notwohnung. wib. Stolp(Pommern), 18. Dez.(Tel.) Am Samstag nachmittag wurde die Feuerwehr zu einem Seauppenbrand gerufen. Nach der Bendigung der Löscharbeiten sand man die voltständig vorkohlte Leiche eines 65 Jahre alten Schlussers unter dem Brandschutt. Der Schtosfer hatte in dem Schuppen eine Notwohnung. Die Ermittlungen erzaben, daß er nachmittags betrunken nach Hause grkommen war. Dabei muß er eine an der Wand häugende Stattampe heruntergerissen haben, die das Strohlager des Schlossers und den ganzen Schuppen in Brand setzte. Nachsriastendlenn durch Auntsernc. Notfalle noch 10000 mehr, zugelassen werden. Der Reichsrat trat dann in die Beratung des Reichohaushalts für 1928 ein. Zum nenen Reichshaushalt gab der Hauptberichterstatter, preußischer Ministerialdirektor Dr. Brecht, eine Uebersicht über die schon bekannten Zahlen des Haushalts und führte dann u. a. noch aus: Wenn auch der Haushalt für 1928 ius Gleichgewicht gebracht werden konnte, so muß man doch mit großer Sorge dem kommenden Haushallt für 1929 entgegensehen, wo sich die haushattsnäßigen Leistungen für das Loudoner Abkommen noch um weitere 292.8 Millionen RM. erhöhen. Bei gleichdleibenden Ausgaben auch im Jahre 1929 müssen noch reichlich#/ Milliarden RM über die übrigen Einnahmequellen hinaus gesucht werden. Selbst wenn keine Rückschläge eintreten und sich die Tteuereinnahmen günstig entwickeln, wird die Deckung außerordentliche Schwierigkeiten beretten. Allerdings kann eine wesentliche Hilfe fir 1929 aus dem Rückfluß der Kleinwohnungsbaukrebkte von 200 Mitlionen erwartet werden. Aber selust dann bleibt noch etne halbe Milliarde un gedeck, und für die späteren Jahre steyen diese besonderen Rittel nicht zur Verfügung. Es muß daher auf wettere große Ersparnisse mit allen Kräften hingearbeitet werden. Ein erheblicher Rückgung der Versorgungsgebührnisse für die Kriegsteilnehmer ist nicht zu erwarten. Die Ausgaben für soztale Zwecke könnien sich eher moch erhöpen, wenn wirtschaftliche Rückschläge eintreten. Eine wesentliche Erleichterung könnte allerdings von dem Posten für dir iuneren Nriessdalt jetzt das Greichgewicht mit 3930 Mllllolen.. Er beantragte, dem Haushalt in der Fassung der Ausschußbeschlüsse zuzustimmen. Bei der weiteren Beratung des Etats wurde ein preußischer Antrag mit 39 gegen 28 Stimmen angenommen, wonach 1,3 Millionen Reichsmark für Neubauten von Finanzämtern gestrichen werden. Gegen den lebhaftesten Widerspruch des Reichswehrministers wurde auf preußischen Antrag die erste Rate von 9.3 Millionen für den Neubau eines Pauzerschiffes miit 36 gegen 32 Stimmen gestrichen. Der Fiuanzminister erklärte, daß die Regierung in diesem Punkte eine Doppelvorlage an den Reichstag leiten werde. Desgleichen wurden mit demselben Stimmenverhältnis weitere Mittel in Höhe von 6,3 Millionen am Wehretat gestrichen. Im übrigen wurde der Etat genehmigt.— Nächtte Situng Mittwach. jungdeutsche Manifest wib Bertin, 18. Dez.(Tel.) Jente m.ttag sand hier das Reichsordenskapitel des Jungoeutschen Ordeus in Anwesenheit von zohlreichen junzdeutschen Führern aus allen Teilen des Reiches statt. Der Hochmeister des Ordens, A Mehraun, gab das Jungdeutsche Mandfest bekannt, in dem es heißr: Die heutige Herrschoft von Kaste und Geld im Staate sei die nntürliche Foige der Sttederung nach Gemeinsame Kabinettssitzung unter dem Vorsitz Zudenbungs. pw. Berkin, 19. Dez.(Funkspruch.) Nachdem Reichsminister Dr. Stresemann von seiner Ostpreußenreise gestern in Berlin wieder eingetroffen ist, wird, den Blättern zufolge, die von Dr. Stresemann in seiner Königsberger Rede angekündigte gemeinsame Sitzung des Reichskabinetts und des preußischen Kabinetts unter Vorsitz des Reichs präsidenten von Hindenburg am Dienstag stattfinden. In dieser Sitzung soll das von dem Ministerialdirektor im Reichsnrinisterium des Innern Dr. Dammann vorberettete Material über die ostpreußische Frage durchberaten und die Entscheidung über das Hilfsprogramm für Ostpreußen getroffen werden. Wie die Blätter weiter mitteilen, handelt es sich in erster Linie um umfangreiche finanzielle Hilfsmaßnahmen, für deren Durchführung vielleicht eine besondere Anleihe erforderlich sein werde. Der Montag berichtet, daß wahrscheinlich die Reichsregierung und die preußische Regierung im Lanfc des hentigen Montag sich gesondert auf diese gemeinsame Dienstagssitzung vordereiten werden. Dr. Benesch über Frieden und Verständigung. wib Praz, 19. Dez.(Funkspruch.) Die tschechische Legionärgemetude veranstattete gestern mtter dem Protektorat des Außenministers Dr. Benesch und des Ministers für Nationalverteidigung, Udrzal, anläßlich des 19. Jahrestages des Dekrets per französischen Regierung detr. die Errichtung der tschechischen Armee als eines Teiles der alliierten Truppen, eine Erinnerungsfeier, an welcher außer dem Prästdenten der Republik die diplomattschen Vertreter der befreundeten Länder und Vertreter der Zivil= und Militärdehörden teilnahmen.— Dr. Benesch sagte in seiner Festrede u. a.: Heute müssen und wollen wir Jusammenarbeiten, miit denen wir im Vorkriegseuropa oft in Konflikt gelebt haben. Wir wollen heute Ruhe und Arbeit, Verständigung und Verföhnung, gegenseitige Achtung und Anerkennung. Das fühlen heute die Frontkämpfer in Frankreich wie in Deutschland, in England wie bei uns. So denken auch unsere Legionäre. Deiete arbeiten wir mit allen zusammen an dem Aufbau eines neuen Europa. So arbeiten wir seit nenn Fahren zusammen mir Frankreich und deu norigen Staaten im Geiste der alleuropäischen Solidarität. So haben wir uns in Prearno mit Deutschland verstäudigt und so hoffen vir nus morgen mit Ungarn zu verständigen. So arbeiten wir auch in der Juuenpolitik für die Zusammenarbeit und das Einvernehmen mit den Deurschen und Ungarn, indem wir unserem Siege den Ausdruck gebeu wollen, den er satsächlich haben soll: nämlich den Ausdruck des Triumphes der Ideen der Gerechtigkeit und Freiheit. Der französische Gesandte in Prag erklärte: Wir wünschen, daß die gemeinsame Freundschaft zwischen der tschechilchen und der französischen Nation, die durch Blut geweiht wurde, niemals mehr in der gleichen Weise getrübt werden möge. Seien wir uns aber sicher, daß sie, wenn sie durch ein ungluckliches Zusammentreffen von Umständen einer nenen Präjung unterworsen werden müßte, biese cbense wie in der Vergangenheit bestehen würde. Massenannschluß aus der koinmunistischen Portei Sowjetrußzlands. wib Morkau, 10. Dez.(Funkspruch.) Der Parteitag der kammunistischen Partei Sowjetrußzlands nahm gestern nach einem Referat, das Ordschonikidse im Namen des Ausschusses für die Angelogenheiten der Opposition erstattete, einstimmig und ohne Stimmenthaltungen eine Refolution an, durch die 75 aktive Mitglieder der Trotzkischen Opposition, darunter Kamenew, Nakowski, Smelga, Smtruof(ehemaliger Volkskommissar für das Postund Telegraphenwesen), Radek, Pjatakoff, Laschewitsch, Muraloff, Jewdomikoff, Bakajeff. Sawaroff und audere, sowie die gesamte sog. Gruppe Saprouoroff, die aus 23 Personen besteht, als antirevolutionär aus der Partei ausgeschlossen werden. Leieumanhite gnlichen Züblicher Nebchtitolen und britischer Postzei. web Jerusalem, 19. Dez.(Fi jüvischen Kolonte Petachttkeveh ganzenen Samstag zu Zusammenstötzen zwischen jungen arbeitslosen Juden und der brittschen Pokizei. 15 Juden wurden hierbet verwundet und 17 verhaftet. Der Zusammenstoß wurde dadurch hervorgerufen, daß die jüdischen Eigentümer von Orangenpflanzungen arabische Arbeiter den jüdischen Arbeitslosen vorgezogen hatten. Die Kotonie wird jeht von bewafineter britischer Polizei besetzt gedalten funkspruch.) In der kam es am ver Dem Heisriter. Tranap ebut wodomziche beit-Aiuterhrauden iberei.-Heoer Leichtitenertche Tage sind Schicksale.—— Die Vorweihnachts#nge aber tragen einen reichen Inhalt und schreiten sast schweren Ganges durch die Zeit ob all iore: Süße. Sie sind. voll märchenhaften Glanzes, den sie ausstrahlen in graurasende Städte voll dunkler Menschen. Die Vorweihnachtstage umschließen einen geheimnisvollen Zauber, jenen Zauber, der die Menschen wie aus einem tiefen, unergründlichen Vorn der Enade schöpfen läßt und ihren Gesichtern ein wildes, hoffnungsvolles Lächeln aufdrückt. Niewals im Jahre werden Erinnerungen— Tage aus der frübesten, sonnigen Kindhoit— so lebendig wie in diesen Tagen. Ueber ihnen liegt ein verklärter Atmeten die letzten Tage schon echte, rechte Winverstimmung, so gaben silberne Schneeflocken dem gestrigen goldenen Sonntag eine besonders stimmungsvolle Note. Unter molligem Schneekleid lagen Stadt und Dorf. Tief bis unter die Ohren hatten die Häuser weiße Zinselmützen gezogen. Wie gevudert ktunden Baum und Strauch. Auf og# hängen tummelte sich die Jugend. Pei##e##en rodelten notwangigt Jungen und Mädchen auf den Schlitten die kristallenflimmernde Bahn hinunter. Hochauf wirbelte der Schnee und fröhliches Lachen und Jauchzen erscholl durch die klare Winterkuft. Auch auf den Teichen im Grüntal und bei der Ziegelet in Holzen herrschte frohes Leben und Treiben. Auf den spiegelglatten Eisflächen flogen jung und alt auf ihren Schlittschuhen dahin, und auf freien Plätzen kühlten einige Uebermütige in einer Schneeballschlacht ihr Mütchen. Wohin das Auge auch schaute, überall Winterfreuden.—— Auch dem Geschäftsleben drückte der goldene Sonntag seinen Stempel auf. In den Straßen, besonders den Hauptgeschäftsstraßen, herrschte von den frühen Nachmittagsstunden an ein reger Verkehr. Hatten zugkräftige Inserate Käufer auch wärts herbeigelockt, so luden geschmackvoll dekorierte Schaufenster die Vorübergehenden zum Verweilen ein. Besonders die Kleinen, in dicken Mänteln und warmen Pelzen musterten noch einmal gründlich all die Spielwaren, um die letzten Wünsche no“ schnell auf den Wunschzettel zu bringen. Die Geschäftswelt aber dürfte auch von dem„soldenen“ Sonntag merkt haben; denn in den Läden war in den Abendstunden manchmal sogar Hochbetrieb. Aber die Verkäuferinnen waren bemüht, all die vielen? der Kunden restlos m erfüllen. Große Nachfrage war auf dem Markt der Weihnachtsbäume. Nur wenige Tage treunen uns noch von dem hohen Fest, und darum waren auch die, die mit einem Bäumchen unterm Arm heimwärts schritten, recht zahlreich. Aber auch die vaketbeladenen Heimkehrer kießen vermuten, daß der gestrige Sonntag ein wirklich „goldener“ war. Th. Sch. Alls Star. und uingrrug Weihnachtsbäckerei Zum Weihnachtsfest läßt es sich wohl keine Hausfrau nehmen, den häuslichen Bedarf an Kuchen und auch einen großen Teil der Leckereien selbst zuzubereiten. Zu den letzteren gehören die verschiedensten Sorten Konfekt, Marzivane, Lebkuchen, Pfeffernüsse usw. Aus dem ausgerollten Teich werden mit den Teigstechern und Holzformen alle möglichen Figuren, wie Vögel, Tiere, Buchstaben und Blumen hergestellt. Wenn die Kinder angeregt und neugierig aus der Schule kommen oder der Herr Para von seiner Berufsarbeit heimkehrt, dann steigt ihnen ein vikanter angenehmer Geruch in die Nase, und die kleißige Hausfrau hat alle Mühe, die Produkte ihres Fleibes vor dem ungeduldigen und stürmischen Zugriff der Familienmitglieder in Sicherheit zu bringen. Und wenn dann am Weihnachtsheiligabend die ersehnte Stunde geschlagen hat, dann freut sich die Hausfrau, wenn unter dem Tannenbaum auch ihre mit Liebe und Freude hergestellte Leckerei zu Ehren kommt. Zu einem deutschen Weihnachtsfest gehört auch hausgebackenes Gebäck. Und deshalb die Mahnung an die ungeduldigen Kinder: laßt die gute Mutter in den Tagen vor dem Fest noch fleizig backen, zur rechten Zeit könnt ihr es euch schmecken lassen. In vielen Fällen wird es auch angebracht sein, an die Väter die gleiche Mahnung zu richten, denn es soll vorkommen, daß auch Männer für fübe Sachen eine schwache Seite haben...! Schwerke(Ruhr), den 19. Dezember 1927. Aus der katholischen Gemeinde. Am gestrigen Souentag wurde in der hiesigen katholischen Gemeinde ein sogenannter„Missionssonntag“ abgehalten. In allen hl. Messen predigte ein Missionsgeisther, Pater Damen aus dem Missionshause zu Hiltrun, während er in der Nachmittagsandacht einen interessanten Vortrag über die schwere Arbeit der Missionen unter den Kannibalen(Menschenfressern) der Südsee hielt. Der Redner verstand es meisterhaft, fesselnd zu erzählen und durch warmherzigen Schilderungen Herzen und Hände für die großen und vielfachen Aufgaben der HeidenMission empfänglich und ovferbereit zu machen. Rodel=Unfall. Auf der ziemlich steilen Straße vom Buchholz nach Holzen herrschte gestern nachmittag großer Rodelbetrieb. Hierbei fuhren zwei Schlitten sich so unglücklich in die Flanke, daß die Insassen in hohem Bogen in den Graben geschleudert wurden. Der 17jährige Lehrling Westerhoff vom Höchsten kam dabei so unglücklich zu Fall, daß er sich einen Bruch des linken Armes zuzog. Die übrigen Rodier kumen mit dem Schrechen devol. * Nicht in den späten Abendstunden einkaufen. den Tagen vor dem dl. Weihnachtssest wichelt sich besonders in den Abendstunden in den Geschäften der Hauptverkehr ab. Manche Kunden verlangen sogar noch, nach 7 Uhr abends, also nach 19 Uhr, Ende gegen 23 Uhr: Zum 1. Mal„Rienzie". Große tragische Oper mit Vallett; Pontge, Auf. 15 Uhr, Ende 17,30 Uhr:„Aschenor#et, Anf. 19,30, Ende gegen 22,30 Uhr:„Mignon“. Burgwalltheater Dortmund. Montag, Anf. 20, Ende 23 Uhr:„Die Teresina", Operette; Dienstas Anf. 20, Ende 22,15 Uhr:„Hurra— ein Junge"; Mittwoch, Anf. 20. Ende 23 Uhr:„Die Zirkusprinzessin“, Overette; Donnerstag, Anf. 20, Ende 22,15: „Hurra— ein Junge“; Freitag, Anf. 20, Ende geg. 23 Uhr:„Jugend im Mai“, Singsviel; Samstag: keine Vorstellung: Sonntag, Anf. 15.30, Ende 18,15: „Das Dreimäderlhaus“, Singsviel; Anf. 20, Ende 22,15 Uhr:„Hurra— ein Junge"; Montag, Anf. 15,30, Ende 17,45 Uhr:„Hurra— ein Junge“ 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr:„Jugend im Mai“. Stadttheater Hugen. Montag, Anf. 20 Uhr, Ende ca. 22,30 Uhr:„Spiel im Schloß"; Dienstag. Anf. 15 Uhr, Ende ca. 17,30 Uhr:„Das Christsternlein", Märchenspiel; Anf. 20 Uhr, Ende ca. 22 Uhr: Moderne deutsche Einakter:„Prinzessin auf der Erbse „Hin und Zurück“; Mittwoch, Anf. 19,30, Ende ca. 22 Uhr:„Mona Lisa“, Oper; Donnerstag, Anf. 15,; Ende ca. 17,30 Uhr:„Das Christsternlein, Anf. 20, Ende ca. 22,30 Uhr:„Sviel im Schloß"; Freitag, Anf. 19,30 Uhr:„Die Zirkusprinzessin"; Samstag Geschlossen; Sonntag, Anf. 19 Uhr, Ende ca. 23: In neuer Einstudierung und Ausstattung:„Figaros Hochzeit“, Over; Montag, Anf. 11, Ende 13 „Das Christsternlein“; Anf. 15,30, Ende ca. 18 Uhr: „Spiel im Schloß“; Anf. 20 Uhr, Ende ca. 22,30: „In der Johannisnacht", Overette. verkehr nicht so sehr rege ist, hat zudem der Kunde den Vorteil, ruhiger seine Auswahl zu treffen. Desmartet mit dem Einkauf nicht bis zur letzten Plaute! findet am Bundes wird einen aufklärenden Vortrag beiter : W e t t e r b e r i c h t d e r W e t t e r w a r t e E s s e n v o m 1 8. Duember 1927. Das Hochdruckgebiet über Skandiwrvien hat sich noch weiter verstärkt; sonst zeigt die Wetterkage keine erhebliche Aenderung. In Deutschland war es heute früd größtenteite bewölkt bei 5 dis 19 Grad Frost. Mitteldeutschland hatte noch Schneefälle. veaussichten bis Dienstag: Wechselnde Bewölbung ahne erhöbliche Schneesälte, sowie Fertdauer des Frostes. Sheater und Aoteloldss nen Stadttbeater Dortmund. Montag. Anf. 19.30 Uhr, Ende gigen 22 Uhr: Gescel. Vorstellung für die Ingendoflege: Dienstag, Anf. 19.30 Uhr. Ende 22.30: „Mianon“. Oper mit Ballctt; Mittwoch. Anf. 15.30, Erde 13 Uhr:„Aschenbrödel“, Weihnachtskomödie; Ank. 19.30. Ende 24.45 Udr: Dar Herzwunder“. Mirakelspiel, dieraut„Des Avostolsviel"; Donnerstag: Anf. 18/38. Ende 22 Uhr:„Der fliegende Holländer", zomantische Over: Freitag. Anf. 15 Uhr. Gude 17.30 Uhr:„Achenbrödel"; Samstag. Anf. 15 nde 77.30 Uhr:„Aschenhodek“, Somttge, 9677 Rundfunk=Programm Dienstag, den 29. Dezember. Münster: 10,30—22,20: Uebertragung von Köln und Langenbeng. Langenberg: 10.30—15,45: Uebertragung von Kökn.— 15,45 bis 16,50(Dortmund):„Besuch beim Weihnachtsmann". Ein Weihnachtsspiel von Julius Witte, mit Musik und Gesang für große und kleine Leute. Spielleitung: Probst. Personen: Klein Eochen, Gretel, Mutter, Hexe, sprechende Pupve, Christelflein, singende Puppe, Schlittenführer, Ruprecht, Weihnachtsmann, Heinzelmännchen, Zwerge und Engel. 1. Schlittenfahrt durch den Märchenwald. 2. Pei den sieben Zwergen. 3. Beim Weihnachtsmann in der Punvenwerkstatt. 4. Bei den Heinzelmännchen. 5. Rückfahrt.— 16,50—22.20: Uebertragung von Köln. Köln. 10,30: Tagesdienst.— 11—12: Schallplattenkonzert.— 12,56: Wetterdienst, Programmbemerkungen.— 12,55: Nauener Zeitzeichen, Tagesdienst.— 13,05—14.30: Köln: Mittagskonzert, Leitung: Eysoldt. 1. Doering: Gruß an die Ferne, Marsch. 2. Lincke: D Frugling, wie bist du so schön, Walzer. 3. Strauß: Ouvertüre zur Overette„Prinz Methufalem". 4. Leoncavallo: Melodien aus der Over 5. Reißiger: Konzertino für Klarinette(Solist: A. Scwanz). 6. Schlögel: Streifzug durch Strauß'sche Opcretten, Potvourri. 7. Eysoldt: Küß mich, Serenade Milonga. 8. Astyne: RubinsteinStep.— 14,30: Funcwerbung: Natschläge fürs Haus.— 15,30: Schiffahrts= und Wirtschaftsdienst. — 15,45—16,50: Uebertragung von Langenberg.— 16.50—17.0: F. P. A. für höbere Schulen(Oberstuosendirkton Dr. Enkert).— 17.20—17,55: Landwirtschaftsfunk. Generalsekretär Dr. Karl Müller, Bonn:„Zusammenlegung und Meliorisation, die Vorbedingung einer intensiven Bodenkultur“. 18—19: Kammermusik der Werag=Streichtrio= und Bläservereinigung(Lindeholz, Mockenhaupt, Fellinger und Fritsche, Hirnet, Grelke, Buschardt, Farber, Suzidt). 1. Lemacher: Von der Duna, Streich= trio D=Moll, vo. 5: Elegie— Renaett— Serenade. 2. Scherrer: Altfranzssische Tänze. 3. Beethoven: Streichtrio op. 9, Nr. 3, C.=Moll.— 19,00: wirtschafts= u. Wetterdien“.— 19.10: Svortdienst. — 1915—1945: Lektor Dr. Perrot— Le Bourgeois: Französische Unverhaltung.— 19,45—20,10: Elternstunde. Aus der Mappe eines Jugendpräses (K. Herions).— 20,15: Jack=London=Abend. 1. E. allplatte(Rapsodv in Blue); 2. Rozitation: Aus Balder Olden: Jack Londen. ein Vagabund von Enaden. Die Geschichte seines Lebens, Orcar Ludwig Brandt; X. Rezitaton: Jock Londen. Aus„In den Wäldern des Nordens: Das Gesen des Lebeus"(Oscar Ludwig Brandt); 4. Schallolatte. Aus The Bagabond=Kung: Sonz of ibe Vagabende International Nonelty=Orchester; 5. Rezitation: =Juck London. Aus Adenteuer des Schienenstranges: a)„Ein Bekenntnis“. d)„Nächtliche Fahrten“(Oscar Ludwig Brandt); 6. Baritonsolo: Sermannslied, beorheitet von Corl G. Hardedeck(Heinz Holwe); 7. Rezitation: Jock London:„Aus dem in deutecher Uebertragung noch unveröftenelichten Manuskrint„Samvel"(Oekar Ladwig Brandt); 8. Altsolo: Wiegenlied, dearbeitet von Mart. Putreich(Helene Cnermanowa).— Anschließend: Letzte Meldungen, Sportbericht, Funkwerdung.— 22.20: Juntsticke. Uhr Ende 17.30 Udr: Anf. 15 Uhr, Snde 17.30 prworden. uc Gedenket der hungrigen Bög#l im Plötzlich und unerwartst entschlief am Freitag, den 16. Dezember 1927, 17½ Uhr, infolge Schlagantalles, wohlvorbereitet durch den öfteren Empfang der heiligen Sakramente, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau M R. Sosop“ Eisernuln im fast vollendeten 66. Lebensjahr. In tiefem Schmerz: Die trauernden Hinterbliebenen. Seirwerön, Schwerte-Ost, Duisburg-Wanheim, Kamen und iserlohn, den 17. Dezember 1927. Die Beerdigung findet am Dienstag, den 20. Dez. 1927, 15 Uhr vom Trauerhause, Wilhelmstr 12, aus statt. Das Seelenamt ist am Dienstag. 8¼ Uhr in der Pfarrkirche zu Schweite. Sollte jemand aus Versehen keine besondere Nachricht erhalten haben, se diene diese als solche. 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Wenn es beißt, die Kircho„streue Sand in die Augen Anwissender" oder„die evgl. Pressestelle in Witten hat überhaupt kein Recht mehr, an evangelische Eltern zu appellieren“, so wird eine Klarstellung zur Ebrensache, nicht so sehr im versönlichen als vielmehr im Interesse der Würde und des Ansehens unserer evgl. Kirche. 1. Es ist unserer evgl. Kirche vollkommener Ernst, wenn sie die Erhaltung der evgl. Schule als Staatsschule fordert, so wie sie nach dem bisher geltenden Gesetz war. Sie sieht zwischen dem Sinn der Bestmimungen des V. U. G. von 1906 und den jetzigen Schulgesetzformulierungen keinen sachlichen Unterschied. Ihr geht es allein darum, daß der Geist Christi, wie er in don Evangelien leuchtet, die Erzieher evangelischer Kinder bei ihrer vielseitigen Bildungsarbeit überall leite. Wie bisher soll die evgl. Schule Staatsschule und wissenschaftliche Anstalt sein und in keiner Hinsicht„Kirchenschule". Gegen etwaige anders eingestellte katholische Forderungen wird auch unsere evgl. Kirche protestieren. 2. Unsere evgl. Kirche beansprucht für sich koin Recht, das irgendwie der Freiheit der vädagogischen Arbeit oder der Standesehre der Lehrerschaft zu nahe träte. Sie hat in unwiderruflichen Erklärungen ausgesprochen, daß sie jede Form der früheren geistlichen Schulaufsicht für veraltet hält und von sich aus ablehnt. Sie hat ihrerseits dabei mitgewirkt, daß auch für den Religionsunterricht das bis heute bestehende, aber um des Friedens willen nicht ausgrübte Recht des Pfarrers(Ministerialer= laß vom 23. 2. 1920), den Religionsunterricht zu besuchen, aufgehoben und die Einsichtnahme in den evgl. Religionsunterricht im Blick auf Artikel 149 der Verfassung Fachleuten übertragen wird, die der Staat ernennt. Diese werden auf jeden Fall Staatsbeamte und Schulmänner und in der Regel die zuständigen Schulräte sein. Daß es für den eval. Reltgionsunterricht evangelische und in der evgl. Glaubensgemeinschaft stehende Männer und nicht Dissidenten oder Angehörige anderer Weltanschauungen sein sollen, wird man nicht als unbillig bezeichnen können. 9. Die Mitwirkung der Kirche an den Lebrplänen, Lehr= und Lernbüchern der eval. Schule ist nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes(§ 14) ganz allein auf den evgl. Religionsunterricht beschränkt. Das war immer geltendes Recht und wurde bisber allgemein als in der Ordnung befunden Wenn ein Zusammenwirken der Schule und Kirche in der religiösen Erziehung auf allen Seiten als pädagogische Notwendigkeit empfunden wird, so kann es doch hier nicht auf einmal als unerträglich bezeichnet werden. 4. Die evgl. Kirche ist ehrlich überzeugt, daß jede der Volksschule und ihrer Bildungsarbeit varteien sieht sie in der Bestimmung, daß die bestehenden Schulen im allgemeinen unangetastet bleiben sollen, eine starke Sicherung gegen Zersplitterung und den sonst unvermeidlichen Weltanschauungsund Kulturkampf auf dem Schulgebiet. Die Beseitigung der bestehenden christlichen Bekenntnisschule zugunsten der neuen Gemeinschaftsschule hält sie für eine Gefährdung der christlichen Erziehung und der Schule überhaupt, da in der neuen Gemeinschaftsschule auch die Nichtchristen ihre Ansprüche geltend machen werden. Sie wird in dieser Meinung durch viele Vorgänge in der neuen Gemeinule in Sachsen, Thüringen und Hamburg bestärkt. Ein Vergleich der neuen Gemeinschaftsschule mit der alten christlichen Simultanschule in Baden und Hessen ist nach Ueberzeugung der evgl. Kirche nicht möglich, da dort die christliche Grundlage der Schule seit langem festgelegt ist, ehe die weltlichen Erziehungsideale Gleichberechtigung forderten. In den alten christlichen Simultanschulländern soll auch nach Meinung der evgl. Kirche der jetzige Zustand erhalten bleiben, da au“ dort die Wahrung des bestehenden Zustandes den Schulfrieden sichert. In Preußen würden aber weite Kreise sich nie an der Gemeinschaftsschule beteitigen, die damit keine Gemeinschaftsschule, sondern Kampfchule würde.,#en f. K. 2 5. Hinsichtlich der evgl. Schulen dui die rogt. Kirche durchaus den Wunsch, daß unbeschadet der sonstigen Bildungsziele ein Weg gefunden werden möchte, die Schüler stärker als bisher in christlichem Geiste zu erziehen. Die simultane Erziehung der höheren Schule ist nach Auffassung weitester Kreise eine der ernstesten Ursachen für die so weit verbreitete religiöse und christliche Gleichgültigkeit der sogenannten gebildeten Schichten mit all den Folgen für die sittliche Lebensgestaltung in versönlicher und sozialer Beziehung. 6. Nach all diesem darf der kränkende Vorwurf, die Kirche streue Sand in die Augen Unwissender, wohl mit Nachdruck zurückgewiesen werden. Der sachliche Gegner mas sagen, daß die Beurteilung der evgl. Kirche falsch sei, aber er wird sie nicht der bewußten Täuschung beschuldigen. Es ist zu hoffen, daß solche Arteile bei sachlicher und runiger Würdigung der Probleme in Zukunft vermieden werden. 7. Das genannte Flugblatt bat sodann die sogenannten„Richtlinien“ für die Werbearbeit zur Erhaltung der evgl. Schule zum Anlaß genommen, der evgl. Pressestelle in Witten, für die ich verantwortlich bin, das Recht abzusprechen, noch weiter an vegl. Eltern zu appellieren. Ist diese moralische Herabsetzung berechtio!? Die Veranstaltungen, wie sie durchweg stattfanden, haben unterdessen wohl der Meinung recht gegeben, daß die Auslegung der Richtlinien durch das Flugblatt und durch einen Teil der Presse auf einem völligen und eigentlich unbegreiflichen Mißverständnis beruht. Von Ueberrumpelung, Hinterhältigkeit und Vergewaltigung der Opposition darf nicht gesprochen werden Eine Unterscheidung zwischen vollwertigen und mindervorgebildeten und ungebildeten Christen war nie beabsichtigt und hat doch auch nirgends stattgefunden. In allen Versammlungen, an denen ich selbst teilnahm, hat der sachliche Gegner sich stets ausführlich äußern können. So ist es überhaupt beabsichtigt gewesen. Wo es leidenschaftlich zuging, lag die Schulo an undiszivlinierten Zwischenrufern und Diskussionsred= nern beider Seiten, nicht in der Absicht der Veranstalter. Kurz, es scheint mir an der Zeit zu sein, den ganzen Vorgang sachlich und leidenschaftslos zu beurteilen. Die Werbeaktion sollte ein Aufruf an das evgl. Bewußtsein in aller Oeffentlichkeit sein und ist es gewesen. Nachdem in vielen Versammlungen die Mitglieder des Westfälischen Lehrervereins zugegeben haben, daß gegen die Form der Versammlungen und Vorträge nichts einzuwenden sei, dari angenommen werden, daß nunmehr Urteile wie das obige nicht mehr ausgesprochen und verbreitet werden. Jedenfalls wird niemand die sachliche Berechtigung mehr einsehen, der an den Veranstaltuneen teilnadm. 824# 7.4 8. Ich habe in eigener Sache und doch nicht nur in eigener geschrieben. Mein Wunsch ist, daß man sich gegenseitig sachlich beurteile und Verunalimpfungen vermeide. Ich bin selbst zu sehr davon überzeugt, daß die freudige und vertrauensvolle Zusammenarbeit der evol. Lehrer= und Pfarrerschaft, der evgl. Schule und Kirche in der Erziehungsarbeit eine unbedingte Notwendigkeit ist, als daß ich nicht wünschen sollte, alles beiseite räumen zu belsen, was sie bindern könnte. Wir Deutschen und wir Christen sind alle darauf angewiesen, mit sachlichster Gewissenhaftigkeit die Wege zu suchen, auf denen wir einig werden. Unsere christliche und unsere nationale Pflicht fordert das. Wir wollen sie beherzigen gerade dann, wenn wir vom Recht unserer Sache überzeugt sind. Telegramme ha. Ueber den Telegrammverkehr sind neue Bestimmungen in die Dienstanweisung ausgenommen worden. Ausdrücke, wie 25te, 90er, sind auch bei Inlandstelegrammen nur noch zur Bezeichnung der Hausnummer oder Wohnung in einer Anschrift zugelassen. Es gilt dies auch dann, wenn es sich um eine Wohnungsangabe im Wortlaut oder in der Unterschrift des Telegramms handelt. Als abgekürzte Anschriften werden nicht allgemeine Bezeichnungen für Warengattungen, wie Futtermittel, Lebensmittel vereinbart. Für die Zustellung von Telegrammen des Ortsverkehrs nach dem Landzustellbezirk durch Boten muß die Zustellgebühr vom Absender vorausgezahlt werden. Im übrigen Verkehr bleibt die Vorauszahlung dem Absender überlassen. Die Mitnahme eines Telegramms durch Telegrammoder Landzusteller zur Aufgabe ist unentgeltlich. Tuleer dem=Tase Cap Arcona- der schnellste Südamerika=Dampfer Der neue Bahnhof in Flensburg Der Turbinenschnelldampfer„Cav Arcona“ der Hamburg=Südamerika=Linie, der seine erste Fahrt Mitte November nach Südamerika antrat, hat sich der spanischen und italienischen Konkurrenz stark überlegen gezeigt und die Fahrt in der kürzesten Zeit zurückgelegt. Das Schiff verfügt über die modernsten Einrichtungen und bietet alle Bequemlichkeiten. Nach seiner Ankunft in Buenos Aires wurde es von dem argentinischen Staatspräsidenten Dr. Alvear und Tausenden von Besuchern besichtigt. Flensburg, das als Eisenbahnknotenpunkt und letzte große Stadt an der neuen Grenze gegen Dänemark eine wichtige Stellung einnimmt. hat einen neuen Bahnhof erhalten. der vor kurzem unter Teilnahme der Behörden eingeweiht worden ist. Der Bahnhof ist in architektonisch einfach. Formen gehalten und macht auf jeden Reisenden einen freundlichen Eindruck. Roman von A. E. Brechoogei 80. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Seht, ich bin zufrieden, einmal muß doch der Tag kommen, wo wir scheiden, wir finden uns ja alle wieder zusammen!“ Er küßte sein Welb, die Kinder und Enkel, segnete sie und bat sie, die Stube zu verlassen. Er blieb mit Altnikol allein. „Mein Sohn! Du bist ein Mann, und darum sei dir der letzte Seufzer vertraut und der letzte Gram, den ich auf Erden habe: mein Friedemann! Mag er in Halle noch so geehrt sein, Friedemann kommt zu nichts, es ist ihm einmal nicht auf die Dauer beschieden. Eine innere Stimme jammert und klagt mir's zu und läßt sich nicht betäuben. O, ich bin auch schuld dran, Nikol, ich hab' ihn gar zu sehr geliebet, guter Nikol, und das hat ihm Unglück gebracht!— Gott wird mir's verzeihen und ihn in seinen Schutz nehmen! Das letzte Exemplar der Fugenkunst, welches in meinem Pulte liegt, hab' ich ihm lange zugedacht und mit Glossen versehen. Schickt es ihm, wenn ich tot bin. Ach, ich hätte das Werk gar zu gern beendet! Mir wird recht angst, mein Sohn! Ruf die Mutter!“ In wenig Augenblicken, während der Schweiß von ihm rann und er in sich erschauerte, waren die Seinen atemlos um ihn versammelt.„So, nun ist mir wieder wohl, da ihr um mich seid! Grüßt mir den Emanuel ja recht und den Christian. Meinen armen Friedemann auch!“ Er griff, wie von peinigenden Gefühlen zerrissen, hilfesuchend nach dem Gebetbuch auf dem Tische und schlug es auf. Mit zitternder Stimme begann er laut zu beten: „Wenn wir in höchsten Nöten sein Und wissen nicht, wo aus noch ein, Und finden weder Hilf' noch Rat, Ob wir gleich sorden früh und spat: So ist dies unser Trost allein, Daß wir zusammen insgemein Dich rufen an, o treuer Gott, Am Rettung aus der Anost und Rot—“ Und wie die Herzon und Lioven sich vereinten, der Soist des letzten Schmerz vom Herzen des Vaters, den Schmerz um seinen Sohn. „Kein Hälmlein wächst auf Erden, Der Himmel hat's betaut, Und kann kein Blümlein werden, Die Sonne hat's erschaut.“ „Wenn's Friedemann traurig geht, bittet für ihn beim König Friedrich, der verläßt ihn nicht! Ja, das ist meine Zuversicht!“ Frisch gestärkt, fand er nun die alte Freudigkeit, die Erinnerung glücklicher Tage, wieder, und er beschloß, das Lied, welches ihm Ruhe gegeben im letzten Augenblick, zu verherrlichen. Und einmal noch die Begeisterung in sich entzündend, diktierte er Altnikol den vierstimmigen Choral„Wenn wir in höchsten Nöten sein“ in die Feder.„Der soll die Kunst der Fuge schließen.“ Nach dieser Anstrengung ward er sichtlich matt Man legte ihn zurück in die Kissen. Die Hände Magdalenes in den seinen bergend, dämmerte er vor sich hin. Zwei Stunden später überfiel ihn ein Schlagfluß, der ein hitziges Fieber nach sich zog, welchem sein Körper nun nicht länger widerstehen konnte Den dritten Tag darauf war Johann Sebastian hinüber geschlummert ins Land des Friedens. Die Welt schrie auf bei der Nachricht seines Todes, und Friedrich II., als er's hörte, stand starr vor Schreck, schloß sich im Zedernzimmer ein, und seine Flöte klagte und weinte den ganzen Tag und hielt ein einsam Totenamt um den Verblichenen! Jetzt erst begriffen die Menschen, was sie an ihm verloren. Aus seiner Asche stiegen seine Werke; die Stimmen seiner Schüler, seiner Kunstapostel, wurden laut und predigten seinen Ruhm. Wie Minerva aus dem Haupt des Zeus, so entsprang Sebastian Bach die glänzende Reihe von Tondichtern, die Deutschlands Ruhm wurden und ihm den Namen eines musikalischen Landes eintrugen. Jeder dieser sonst so verschiedenen Geister hat Sebastian Bach zum Sockel seiner Entwicklung, ist aus ihm erwachsen zu eigenster Persönlichkeit. Der letzte dieses Reigens, in dem sich's am klarsten abspiegelt, daß Bach der Vater seines Genius war, beidt MendelssohnEr fedte, in dankboter Berebrung, dem Andenken des stillen Meisters vor der Thomaspforte zu Leipzig einen hoben, leuchtenden Denkstein. Zu ihm wallen die wenigen, die seinen echten Wert erkannt, und grüßen den Toten. Sebastian Bachs Musik ist wie ein Tempel, zu dem der Glaube gehört, um hineinzugehen und weil es schwer ist heutzutage, Glauben zu haben, darum gehen so viele Laien und leider auch Musiker an dem Tempel vorbei, verbeugen sich in scheuer Ehrfurcht und reden sich mit ihrer Unwürdigkeit aus, um nur nicht einzutreten. Der Alte ist ihnen zu zopfig, sie vermissen die Melodie in ihm, das, was sie Seele nennen! O, sie aber, sie haben die Seele des Gesangs! Ein altes Märchen kommt mir in den Sinn: von Avollo, der einst den Marsyas geschunden!— Morituri te salutant!——— Seit den letzten Jahren fängt man endlich an, im großen Publikum so etwas davon zu wittern, daß der alte Bastian doch nicht so ohne Ideen und Melodie 14T———— Es war Ende Juli 1751, als ein Mann in mittleren Jahren, bestäubt, gebückt vor Mattigkeit, eine Violine unterm Arm, durchs Gerbertor nach Leipzig kam. Er schritt um den Wall, der Geisterpforte vorüber, nach der Thomaskirche, als schäme er sich, in die Stadt zu kommen. Es war alles so verändert. — Am Kantorhause zögerte er; dann, sich zusammenraffend zu einem letzten Entschluß, klopfte er an. Niemand öffnete. Er klopfte stärker. A.nes still. Eine entsetzliche Angst überkam ihn, und laut dröhnte die Tür unter seinen Schlägen. Der Sohn will hinein zu seinem Vater. Der Lärm machte die Leute in der Straße aufmerksam. Der Küster kam von der Kirche herüoer.„Mein Gott, Herr Friedemann! Ach, das ist ein rechtes Unglück, nicht wahr?“„Was, was ist ein Unglück?!“„Na, haben Sie denn den Brief des Herrn Altnikol nicht gekriegt?“„Brief? Altnikol?“ „Mein Gott, da wissen Sie gar nichts? Erschrecken Sie nur nicht! Ihr Derr Vater ist... Die Mutter ist nach Raumburg zu Altnikol gezogen, das Haus M leor!“„Tot!— Houti— Loer!“ kispelte FeiedeStart, regungslos, stand er vor der verödeten Stätte seiner Jugend. Er hörte nicht, wie ihm der #üster sagte, daß er ihm etwas zu übergeben habe, sah nicht, daß jener hinwegeilte und mit einem Päckchen wiederkam, welches er in seine Hände legte: die Kunst der Fuge, sein Erbteil. Ohne Laut, ohne Seufzer, ohne Tränen wendete sich der Sohn und ging hinweg. Auf dem Kirchhof finden wir ihn wieder er sucht die letzte Stätte seines Vaters. Ein Schrei, ein leges, krampfhaftes Jammern tönt durch den Gottesacker. Friedemann liegt auf dem Grabe des Vaters und hält die Erde umschlungen! Mein Tagewerk ist aus! 26. Daimon. In einem wahren Eden, zwischen Bergen, Wäldern und Triften, liegt in seliger Ruhe, in fast selbstsüchtiger Glückseligkeit, das liebe sonnige Arnstadt im Thüringer Wald und schert sich nicht viel um den Wechsel der Zeiten. Die Leute sind da noch so kindlich naiv, so natürlich einfach, wie es eben nur ein Gebirgsvolk sein kann, zumal in der Zeit, von welcher ich rede, im vorigen Jahrhundert. Da war noch beine Armut, keine Konkurrenz, kein Luxus und kein Bedürfnis. Im Schobe des Glaubens nicht nur, nein, im platten Aberglauben, in all den mostischen Fiktionen, dem Abhub des Mittelalters, waren die Leute zufrieden. Alle Menschen sind fast verschwägert und verwandt, und Taufe, Trauung oder Begräbnis, Gerichtstag und Erntefest erscheinen die höchsten und alleinigen Dinge, welche die öffentliche Neugierde beherrschen, weil eben nichts Wichtigeres passiert. Selbst das Prozessieren ist noch nicht recht an der Tagesordnung. So geflissentlich sich nun auch einer um den andern bekümmert und ihm in die Schüssel schielt, so hat doch das auch seine Grenzen in der Einförmigkeit, und trotz allen Glücks verfehlt dies Paradies nicht, recht von Herzen langweilis zu sein. In solch langweiligen Stunden begannen die Arnstädter oft mit frevelndem Mut, sich vom Schicksal etwas Skandal zu erbitten, irdendein Objekt, das ihr Interesse recht erreden, ihnen Stoff zur Unterhaltung geben möchte. Die erste Funkverbindung Europa- Amerika Zur Erinneruns an den 19. Dezember 1902 von Divl.=Ing. Er. Witschel. Es ist scheinbar widersinnig, daß der aus Zwietracht geborene und in Hab erstickte Weltkrieg zu einer bisher einzig dastehenden Entwicklung gerade den beiden Verkehrsmitteln verholfen hat, die wie keine anderen dazu berufen sind, über erdweite Räume binweg die Völker zu verbinden und einander näher zu bringen, dem Flugzeug und dem Funkverkehr. Wenn letzterer über seine Nutzbarmachung für Ton und Wort hinaus sich anschickt, auch dem Auge dienstbar zu werden, so gebührt einem Ereignis, das vor 25 Jahren begeisterten Widerhall in der ganzen Welt weckte, in besonderem Grade unser dankbares Gedenken, und es verlohnt sich ein Rückblick auf die bisherige Entwicklung. Am 19. Dezember 1902 gelang es dem Italiener Marconi zum ersten Male, die elektrische Welle über den Atlantischen Ozean zu senden: Auf Kap Breton vernahm man die Zeichen, die in Poldhu der Funktaster gegeben hatte. Knapp anderthalb Jahrzehnte waren vergangen, seit der deutsche Phyfiker Hertz durch seine Versuche mit kurzen elektrischen Wellen die theoretische Grundlage für die drahtlose Uebertragung von elekirischer Energie gelegt hatte, und erst rer einem Jahrzehnt batte der Franzose Branly den Kohärer, eine mit Metallfreilicht gefüllte Glasröhre, erfunden, die es ermöglichte, die ausgesandten Wellen aufzufangen. Damit war die von Elihu Thompson bereits 1889 gegebene Anregung, die Hertz'schen Wellen zur Zeichengebung zu nutzen, praktisch verwirklicht worden. Povoff in Kronstadt verwandte dann später die Empfangsantenne und funkte 1895 auf vier Kilometer Entfernung. Marconi experimentierte in gleicher Richtung, führte auch eine Sendeantenne ein und fand die erste Belohnung seiner von beispielloser Energie und Ausdauer getragenen Arbeiten darin, daß es ihm 1897 gelang, in England vor einer Kommission von Sachverständigen drahtlose Verbindung zwischen der Insel Flatholm und Lavernock=Point zu erzielen. Nach weiteren fünf Jahren war die Ueberbrückung des Atlantischen Ozcans von Poldhu, der 1900 errichteten Großstation der Marconigesellschaft aus Tatasche geworden. Dieses Ereignis bildete den Erfolg eines zähen und zielbewußten Strebens, das aber mehr auf die Sensation der Ueberbrückung großer Entfernungen durch Steigerun, der angewandten Energie abzielte als auf die Durchbildung des Gerätes für eine zuverlässige, den Anforderungen der Praxis Rechnung tragende drahtlose Verbindung. Den Weg, der dahin führte, hatte inzwischen die deutsche Wissenschaft und Technik eingeschlagen. Ihn gewiesen zu haben, ist das Verdienst Slaby's, der s. Zt. Zeuge der Marconi'schen Ver# e auf der Insel Flatholm gewesen war, ihn mit Slaby zusammen beschritten zu haben, das des Grafen v. Arco. Man gelangte zu großen Erfolgen, Es ist hier nicht möglich, von diesen auch nur die wichtigsten lückenlos anzuführen oder auch nur die Namen aller derer zu nennen, deren rastloser, gewissenhafter Forschung die zahlreichen, oft großen und in die Augen springenden, noch häufiger aber weniger auffallenden und doch in nicht minder mühseliger und genialer Arbeit erreichten Fortschritte zu danken sind. Ungedämpfte Schwingungen, Von Drinnen und Draußen Berlin, dritte Dezemberwoche 1927. Ich habe immer— dafür bin ich ein Deutscher— einen großen Respekt gehabt vor der Gelehrsamkeit. Mithin auch vor den Gelehrten; selbst wenn mir ihre Gelehrsamkeit manchmal ein bißchen abwegig schien. Wie hoch aber sind sie erst in meiner Achtung geklettert, als ich jüngst aus einer Rede, die der frühere Senator Robert Owen bei der SteubenFeier in Milwaukee hielt, das Neueste aus der Gelehrten=Republik der Welt erfuhr!„Das Urteil der Gelehrten der Welt“, sagt der Senator Owen,„lautet jetzt dahin, daß die deutsche Regierung den Krien nicht wollte, sondern daß der Krieg einzig von der Entente herbeigeführt wurde, die Deutschland und Oesterreich sofort zu Lande und zur See blockierte und dann die Welt mit einer Provaganda überschwemmte, worin Deutschland als für den Weltkrieg allein verantwortlich erklärt wurde". Also darin sind die Gelehrten endlich einig. Hurrah! Auch die englischen und französischen Gelehrten sind sich darin einig? Dreimal Hurrah! Denn bis jetzt las man die Sache wesentlich anders. Und man hatte sich schon heimlich seufzend auf die Weisheit des alten Milton geeinigt, daß nun einmal ganze Wechsel von Zeitaltern oft nicht den Verlust einer einzigen zurückgewiesenen Wahrheit einbringen in Ermangelung derer es ganzen Nationen schlechter geht als sie verdienen. Immer lehrt man uns das eine In der Phrasen holdem Schwall: Lügen haben kurze Beine, Lügen kommen rasch zu Fall! Daß uns solches Wort getröste, Wird's als Dogma hingestellt— Doch die eine und die größte Läuft noch munter durch de We:: Ob sich auch der Valtn bee#e Unter solchem Lügenwort: Wir allein sind schuld am K####ge Und am graus'gen Völkermord. Wir— wir sind die Unglückeraben. Aber Lämmlein, weiß wie Löschfunksystem, Hochfrequenzsendung, Empfangsverstärkung durch hochevakuierte Kathodenstrahlenröhren sind solche Fortschritte; Braun, Wien, v. Lepel, Poulsen, Goldschmidt sind einige aus der Zahl der Männer, die es alle verdienten, hier genannt zu werden. Die Errichtung der Großstation Nauen durch die Telefunkengesellschaft im Jahre 1906, der Bau der Großstationen in den deutschen Kolonien während der Jahre 1911 bis 1914, die 1914 von Telefunken eröffnete ständige Verbindung zwischen Nauen und dem 6400 Kilometer entfernten Sayville in Amerika bezeichnen die Marksteine dieser Entwicklung. Die Ueberbrückung der Entfernung NauenJava(11000 Kilometer), Nauen=Honolulu und Nauen=Neusceland(18000 Kilometer) wurde im Kriege erreicht. Während mit diesen Erfolgen die Funkentelegragraphie schon im Kriege zu einem gewissen Abschluß kam, steckte die drabtlose Telephonie damals noch in den Kinderschuben. Ihr schnelles Wachstum haben wir alle miterlebt, und zwar mit weit reuerer versönlicher Anteilnahme, wenn auch vielleicht, verwöhnt durch das Temvo der technischen Entwicklung im Kriege, mit weniger Staunen. Auf diesem Gebiet ist noch alles in Fluß. Es sei nur darauf hingewiesen, daß schon jetzt die Benutzung kurzer Wellen die Möglichkeit bietet, mit einer Energie von wenigen Watt Leistungen zu erzielen, zu deren Bewältigung früher Stationen von 1000 Kilowatt errichtet wurden. Hinzu gesellt sich die drabtlose Bildübertragung. Die Fernlenkung von Schiffen und Flugzeugen ist weit über das Versuchsstadium hinaus gedieben. Schon gibt die Stimme der Maschine Befehle. Weitere Möglichkeiten haben sich gezeigt; Forscher und Techniker sind vereint an der Arbeit. Propbezeiungen sind müßig. Wer weiß, ob nicht das Morgen schon einen Fortschritt von gleicher Bedeutung bringt, wie sie vor 25 Jahren dem Ueberbrücken des Ozeans durch den Wellensender Marconis zukam? freudig zu empfangen. Die Sorzsalt der Vorbereitungen dürfte dafür bürgen, daß das 10. Deutsche Sängerbundesfest nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Feststadt zu einem unvergeßlichen Ereignis wird. Die Bevölkerung Preußens Jeder zweite Mensch berufstätig.— Die Verteilung auf die einzelnen Berufsgruppen. Dus 10. *) ##e überall Im kommenden Jahre wird das 10. Deutsche Sängerbundesfest, das vom 19. bis 22. Juli stattfindet, in Wien im Mittelpunkt der grobangelegten Schubert=Feiern stehen. Allem Anschein nach wird die Teilnahme der deutschen Sänger an dieser Veranstaltung die Erwartungen weit übertreffen. Die bisherigen Anmeldungen verzeichnen allein aus Reichsdeutschland mehr als 90 000 Sänger, dazu kommen etwa 15000 Sänger aus den österreichischen Bundesländern und viele auslandsdeutsche Vereine. Tungerrundersest Von den reichsdeutschen Ländern steht Sachsen mit 20 000 Sängern an der Spitze. Es folgt Bayern mit 12.000, Schlesien mit 7500, Württemberg mit 6500, Hannover, Braunschweig, Bremen und Oldenburg werden 6000 Teilnehmer stellen, Rheinland 5500. Die Sudetenländer stellen eine Teilnehmerzahl von 8000 in Aussicht. Auch die auslandsdeutschen Vereine bemühen sich in hervorragender Weise, durch Abgesandte am Feste teilzunehmen. Insbesondere werden die nordamerikanischen Vereine die Gelegenheit benutzen, Gesellschaftsreisen nach Deutschland zu unternehmen. Es wird mit dem Eintreffen von 3000 deutschen Volksgenossen gerechnet. Den weitesten Weg haben wohl die Sänger des Windhuker Gesangvereins in Südwestafrika, deren Hin= und Rückreise allein fast zwei Monate in Anspruch nimmt. Der Festausschuß in Wien mit Schulrat Jaksch an der Spitze ist, unterstützt durch zahlreiche Sonderausschüsse, am Werk, die umfangreichen Arbeiten zu bewältigen, die für die Vorbereitung eines glatten Verlaufs des Festes notwendig sind. Für zwei große Konzertaufführungen„bei denen Massenchöre von 30 000 Sängern mitwirken, wird auf der Jesuitenwiese im Prater eine Halle von ganz ungewöhnlichen Ausmaßen errichtet. Sie wird Platz für 70.000 Personen haben. Des weiteren sind alle verfügbaren Konzertsäle Wiens, außerdem die Spanische Reitschule, Teile der Rotunde usw. für Konzertveranstalgerüstet wird. tungen und Massenchöre der Einzelbünde für die Dauer des Festes gesichert worden. Eine besonders schwierige Aufgabe fällt dem Wohnungsausschuß zu, der die Unterkünfte für die Sängermassen vorzubereiten hat. Eine umfassende Provaganda wurde gemacht, um möglichst viel Privatquartiere zu erlangen. Zu diesem Zwecke wurden in nicht weniger als 45 000 Häusern Wiens durch Pfadfinder Aufrufe zur Anmeldung von Quartieren angeschlagen und die Bevölkerung zur Unterstützung aufgefordert. Im übrigen ist das Quartierwesen vollkommen zentralisiert, und auch Quartiere in Hotels und Gasthöfen können für die Zeit des Festes nur durch den Wohnungsausschuß erlangt werden. Seit Monaten ist der Verkehrsausschuß bemüht, die gerade in Wien sehr schwierige Frage des Transvortes der Sänger im Einvernehmen mit der Deutschen Reichsbahngesellschaft und den österreichischen Bundesbahnen zu lösen. Wenn man berücksichtigt, daß innerhalb weniger Tage an die 100 000 Sänger nach Wien befördert werden sollen, so wird man verstehen, daß zur Abwicklung dieses Massenverkehrs der gesamte Wagenvark Oesterreichs, aber auch noch Wagen aus Deutschland nötig sind. Nach Möglichkeit wird auch der Wasserweg benutzt. So hat bereits jetzt der Schwäbische Sängerbund für seine 7000 Teilnehmer alle verfügbaren Donauschiffe gechartert. Umfangreiche Vorbereitungen erfordert auch der Festzug über die Ringstraße, der mit einer Schubert=Suldigung und einer Anschluß=Kundgebung verbunden wird. Es gilt hier, sämtliche Teilnehmer des Festzuges in größter Ordnung in den Zug einzugliedern, ohne daß die einzelnen Bünde übermäßig lange Zeit auf ihrem Abmarschplatz warten müssen. Viele tausend Sänger werden die Gelegenheit ihrer Anwesenheit in Wien benutzen, um nach dem Feste eine Reise durch Oesterreich zu machen. Daher sind schon jetzt alle Städte der Bundesländer mit den nötigen Vorbereitungen beschäftigt, die deutschen Sänger Sse Schuldlos wie die Waisenknaben: Edward(King) und Poincaré. Keine Wahrheit legt die Breschen In den Blödsinn und Betrug. Kennt man nicht Geheimdeveschen Aus der bösen Zeit genug!? Strömt nicht schmutz'ge Flut von Briefen, Deren Haß zu Taten drängt, Aus den dunkelsten Archiven, Wenn man erst die Pforten sprengt? Freilich, weltgerichtsnotorisch Wird die Lüge einst genannt, Wenn— versteinert und historisch Längst der ganze„Weltenbrand"; Wenn zerstört der Spiegelsaal ist Zu Versailles, der sie gebar, Und es schließlich ganz egal ist, Wer mal das Karnickel war.... Gut' Ding will Weile haben. Und unsere ehemaligen Feinde sind eben auch Menschen. Und Menschen, — das hat der heilige Augustinus schon gewußt— die lieben wohl die aufklärende Wahrheit, nicht aber die sie anklagende und strafende Wahrheit. Denn sie wollen, sagt der heilige Augustinus, nicht gel#uscht werden— und wollen doch täuschen. Wollte nicht erst der Diplomat m.. dem starrsten Gesicht, Herr Chamberlain, die Russen gar nicht empfangen? Hat er sie nicht doch empfangen? Hat er nicht, als Herr Lunatscharski die Freundschaft der russischen Komintern zu der englischen Kommunistischen Partei nicht preisgeben wollte, die Nachricht verbreiten lassen: der Gedanke einer russisch=englischen Annäherung sei aussichtslos? Hat er aber nicht vorsichtig das Wortchen„vorläufig“ hinzufügen lassen— sei„vorläufig aussichtslos“!? Ein Leben der Praxis in der Politik muß, wenn es nützlich sein soll, ein Leben voller Kompromisse sein. Ein Staatsmann ist oft genötigt, in Maßregeln, die ihm persönlich mißfallen, zu willigen, um nicht den Erfolg von Maßregeln zu gefährden, in denen er ein Lebensinleresse sieht. Das ist schon der betonte Grundsatz früherer englischer Divlomaten gewesen— größerer vielleicht, als Herr Chamberlain einer ist—, ehe man daran dachte, in Genf die Völker zu verbünden und alles, was diese Anschließend an die schon bekannt gewoldenen Zahlen der Berufszählung vom 16. Juni 1920 für das ganze Deutsche Reich veröffentlicht jetzt die„Statistische Korresvondenz“ eine eingehendere Darstellung der beruflichen Verhältnisse Preußens. Hiernach üben von der gesamten preußischen Bevölkerung, die endgültig mit 38120173 Personen ermittelt worden ist, 18981 987 oder 49,8 v H. einen bestimmten Beruf aus. Es wäre demnach also in Preußen jeder zweite Mensch berufstätig, doch sind in dieser Zahl 2917513 sogenannte mith.nde Familienangehörige— von denen allein 2564199 auf die Landwirtschaft e.fallen enthalten. Setzt man sie von der Gesamtzahl der Berufstätigen ab, so verringer! deren Anteil an der Gesamtbevölkerung auf 42,1 v. H. Immerhin stehen auch jetzt noch mehr als vier Zehntel der Bevölkerung im Erwerosleben. Da die nur im Haushalt tätigen Frauen nicht als berufslütig angesprochen werden können, so ist der Anteil der männlichen Personen c der Gesamtzahl der männlichen erwerbenden Personen weit größer als der der weiblichen: 67,35 v. H. männlich und 33,20 v. H. Frauen und Mädchen. Nicht weniger als 16,61 Millionen oder 87.02 v. H. a.ter in Preußen gezählten Berufstätigen finden ihren Unterhalt in der Landwirtschaft, der Industrie und dem Handwerk und dem Handel und Verkehr. Zählt man ihnen ihre Angehörigen ohne Hauptberuf und ihre Hausangestellten zu, so umfassen diese drei Erwerbsgruppen 31,25 Millionen oder rund 82 v. H. der Stadtbevölkerung. Die Bedeutung der übrigen Gruppen und der der Gruvve ohne Beruf und Berufsangabe ist demgegenüber nicht allzugroß. Sie hat allerdings seit der letzten Berufszählung von 1907 eine nicht unerhebliche Steigerung erfahren. Seit 1907 hat die gesamte von der Landwictschaft ernährte Bevölkerung um mehr als 400000 Personen oder 4,81 v. H. abgenommen, während sich die Berufstätigen selbst um 660 000 oder 13,38 v. H. vermehrten. In der Industrie und dem Landwerk haben die Berufstätigen vor allem durch die Zunahme der Angestellten und Arbeiter um fast 1,9 Millionen oder 32,08 v. H. zugenommen, während sich die Berufszugehörigen(einschl. der Hausangestellten) nur um 1,8 Millionen oder 12,72 v. H. vermehrt haben. Im Handel und Verkehr, einschließlich Post und Eisenbahn, haben sich die Berufstätigen um 1,3 Millionen oder 66,40 v. H. und die Berufszugehörigen um 2,1 Millionen oder 45 38 v. H. vermehrt. Die Zahl der Berufstätigen dieser drei Erwerbsgruppen„ seit 1907 um 30 v. H. und die der Berufszugehörigen um 10 v. H. in die Höhe gegangen. Verantwortl. für Unterhaltung u. Wissen, Theater, Konzert. Turnen u. Sport: Th. Schüsers. Schwerte. Bünde sprengen könnte, mit dem Handrücken in den Haag abzusch'eben. Und warum soll sich in der Scele und der Mentalität eines Divlomaten nichts ändern? Alles ändert sich. Im Eismeer— man denke, im Eismeer!— hat man kürzlich einen Hai und einen riesigen Stör gefangen. Das ist so ungefähr, wie wenn man auf dem Potsdamer=Platz plötzlich ein Känguruh gefangen hätte oder im GrunewaldSee einen Alligator. Aber die Gelehrten— ich komme heute nicht los von der Gelehrsamkeit— die Gelehrten haben festgestellt, daß der Golfstrom, der die Fischschwärme freundlichst mit sich führt, in letzter Zeit wärmer geworden ist. Und— was erstaunlich erscheint— das Eismeer auch. Und wenn schließlich sogar das Eismeer wärmer wird, warum soll dann schließlich das Herz in der Brust des Herrn Chamberlain nicht auch.... Wer weiß, ob nicht schon, wenn man seinen Schreibtisch erbräche— das ist jetzt so die große Mode: Diplomaten=Tische aufzubrechen, nicht um Geld, das nicht darin ist, sondern um Dokumente zu stehlen,— wer weiß, ob man da nicht schon einen vielfach korrigierten Brief=Entwurf fände(nur einen Entwurf natürlich!), der also beginnt:„Mein lieber Lunartscharski, ich habe mir die Sache reiflich überlegt. Warum soll eigentlich der pfiffige Bruder Jonathan allein bei Euch Bergwerke erwerben und Wälder abholzen und all so was, wo doch der gute John Bull auch ganz gern sich bringend allemal da betätigt, wo nachweislich noch was zu holen ist. Aus dem, wo nichts mehr zu holen ist, kann die Gnade des Völkerbundes ja immer noch ein paar deutsche Koloniechen machen...“ Nun werden Sie sagen, ich erzähle Ihnen hier einen Roman. Ich werde mich hüten! Chamberlain ist, trotz seines Monokels, kein Romanheld. Und ein erbrochener Schreibtisch ist kein Anfang eines Romans. Und was überhaupt ein„Roman“ ist, sein will und sein soll, das hat uns ja jetzt ein Lehrbuch gezeigt— ein englisches Lehrbuch des Herrn Michael Joseph, der zur Zeit Lektor eines literarischen Büros in London und deshalb ein Sachverständiger ist. Zunächst stellt Herr Joseph in seinem Buch fest, daß Romane, die nicht gelesen werden, keine öffentliche Angelegenheit sind und keinerlei Existenzberechtigung haben. Richtio, sehr richtig! Dann gebt er von dem, was man nicht schreiben soll, über zu dem, was— als Roman— gedichtet werden soll. Und meint und lehrt:„der Leser wünscht sachliche Beschreibung, scharf umrissene Charaktere, deutliche moralische Tendenz und einen glücklichen Endausgang. Der Leser will im Roman widergespiegelt sehen, was er irgendwie oder irgendwoher vorher schon weiß"... Danke, lieber Joseph! Da kann man wirklich nur sprechen mit dem Pharao (1. Buch Moses, Kav. 42, Vers 39)„Und der Pharao sprach zu Joseph: Weil Dir Gott alles solches hat kund getan, ist keiner so verständig und weise als Du“... Recht hat der Pharao. Das Buch, ein Spiegel sei's des Lebens. Und wie das Leben uns„entzückt“, Weil keiner strebt und liebt vergebens, Weil alles glückt, So sei in einem guten Buche Der edle Held das Ideal, Günstling des Glücks und auf der Suche Stets nach Moral. Von armen Leuten, welche sterben, Steht nie ein Sterbenswort darin: Hingegen ein Vermögen erben— Ja, das hat Sinn! Und— was vielleicht das Beste wäre Zu seelenvollem Kunstgenuß— 's gibt überhaupt nur Millionäre. Das heißt: am Schluß. Und eins noch! Eh' die bittre Neue, O Dichter, dir das Herz verbricht, Das Publikum will alles Neue Nun einmal nicht. Gelingt's dir, bübsch und mit Bebagen Auf dreimal hundert Schritte bloß, Das längst Bekannte auszusagen, Dann bist du groß! Ganz offenbar: die edlen Toten, Die noch„Problemen“ sich geweibt. Sie schrieben nur für Idioten In blöder Zeit. Hingegen meldet, dienstbeflissen, Wer sich modernsten Ruhm gewann: Was wir seit bundert Jahren wilsen— Das freut uns dann! Diogenes. : er. 589. — 0 S S S SGc ####E m 00 A S G 10—— S. 8 S 5. 22 85 8. S 5 8 F 2 B# 85 8 0 8 2 S S• ** 55 ## S SE *** ## EEG S 8 5 * 8 * S PKBSSSSSSR“5 S s P im 5• S S S 8 S## SmSS K 8 S Spgs **" 5. 2 2 PaSxsS#SnS gSSaE * PFÄMUTTRERP LSEEE SS GGETLEET PSES S SöOTRT 5 S 872 S S21. Aus Westfalens Sagenkranz Von Ernst Lindemann. Sehr wenig bekannt sind einige westfälische Sagen, die sich um die alten Vehmgerichte woben. In der Einbildungskraft des Volkes leben noch allerlei Bilder, deren zauberische Gestalten mit den finsteren Erscheinungen des Platzes an der alten Brücke vor B. in Verbindung gebracht werden. Unheimliche Empfindungen, unerklärliche Gefühle, daß es dort nicht geheuer sei, sollen den Wandersmann ergreifen, wenn er in der Abenddämmerung oder im nächtlichen Dunkel der einst so verhängnisvollen naht. Die Sage erzählt allerlei Geschichtchen, deren gespenstischer Verlauf hierhin verlegt wird. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts— so heißt es— ging ein Dortmunder auf dem Wege, der über die genannte ihm eine Bauersfrau, mit einem weihen Laken Brücke führt, nach der Stadt zu. Es nahte sich über dem Kopfe; er fieht sie und spricht zu ihr: „Ehe Sie nach B. kommen, komme ich nach Düöom“ Keine Antwort; er dreht sich um— sie ist verschwunden. Bebend kommt der Mann zu Hause an; sein verwachsenes Töchterlein erschrickt über seinen Frost und rät ihm, den warmen Kaffee, der in der Osenröhre steht, zu trinken. Er trinkt, legt sich hin und steht nicht wieder auf. Ein kleines Mädchen spielt mit seiner Wärterin in dem Grase eines Gartens, unweit der Stadt B., in dem früher ein Freistuhl sich befunden. Plötzlich ruft das Kind aus:„Hanne, du sebst ja ganz im Wasser!" Dieselbe Bemerkung machte sogleich die Wärterin an dem kleinen Mädchen. Ein Zauber scheint ihre Sinne umbüllt zu haben; als er entfliebt, finden sich beide wohlbehalten im Garten. Einst wohnte in jenem Garten ein Gärtner, der den überall besprochenen dortigen Spuk mit Entschiedenheit leugnete. Dennoch— so erzählt sich das Volk — hat er oft mit seiner Tochter ein gewaltiges Getöse im Ziegenstalle vernommen; auch hat sich beiden nicht selten ein fernes Rollen der Wagen hören lassen, wie wenn man zum Hochgericht zusammenführe. Die Tochter hat alsdann zitternd den Vater nach der Bewandtnis der wunderbaren Dinge gefragt; er aber hat ihr die Neugier jedesmal nachdrücklichst verboten. Zwei Menschen, so erzählt man ferner, geben von H. nach Blankenstein. Plötzlich glauben beide, im Wasser zu stecken. Sie machen sich auf, und kommen vom rechten Wege ab. Ein Stier verfolgt sie, bis sie sich in die Kirchentür zu Blankenstein stellen und den Nachtwächter rufen bören. Dieser, als er das Abenteuer vernimmt, wundert sich gar nicht und meint, es sei vielen schon so ergangen. Diese Sagen von den Vehmeplätzen haben thren guten Grund. Wenn auch die Vehmgesichte manches Gute gewirkt haben, so bargen sie doch auch allerteil Nachteile in sich. Mancher ist gämlich verurteilt worden, nur weil er vielleicht einem gewissenlosen Vehmrichter im Wege stand, oder weil ein arger Feind ihn widerrechtlich beschuldigte und seine salsche Anschuldigung in seinem Nachedurste beeidete. Dadurch kamen die Vehmgerichte auch beim Volke in Mißkredit, und wie das Volk damals war, ließ es dann diese Verbrecher nach ihrem Tode noch als böse Geiner„umgehen". Daraus sind dann wohl die Sagen entstanden; war doch im Mittelalter das Wunder des Glaubens liebstes Kind. Man wunderte sich keineswegs über Wunder, man erwardete sie als selbstverständlich und erlebte sie auch. Auf ein anderes Gebiet kommen wir, wenn wir uns die westfälischen„Spökenkieker“ ansehen. Ein berühmter märkischer„Seher“ soll der„Alte Jasver“ gewesen sein, der im Jahre 1764 in Deiginghausen bei Mengede geboren wurde. Um das Jahr 1830 soll er ganz genau die Richtung des 1847 gebauten Schienenweges der Köln—Mindenei Bahn angegeben haben.„Auf dieser Strecke werden Wagen laufen, ohne mit Pferden bespannt zu sein, welche ein fürchterliches Gerassel verursachen“, soll der prophetische Ausspruch des alten Jasper gelautet haben. Die alten Leute hätten dazu gesagt:„De Wagen, dä one Piäre gätt, es sam Düüwel.“ Als aber die erste Lokomotive mit Grün geschmückt von Dortmund nach Hamm gefahren sei, hätten die Leute gesagt, daß alle Vorgeschichten des alten Jasper„untgedoen" (erfüllt) wären. Vergessen mag hierbei nicht bleiben, daß bereits im Jahre 1835 die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth eröffnet wurde, und daß es nicht ausgeschlossen ist, daß der sehbegabte Jasper innerhalb der fünf Jahre auch etwa davon gehört hat. Eine andere Vorgeschichte: In der Gegend von Dortmund wurde einst ein Knabe von einem Müller verprügelt. Der Junge, der die Gabe des„zweiten Gesichts' hatte, rief dem Züchter als Drohung zu“„Warte nur, du sollst hier nicht lange mehr hausen; bald wird dich das weiße Pferd holen!“ Der Müller soll vierzehn Tage darauf gestorben sein und ein Schimmel seine Leiche zum Grabe gefahren haben. Recht skeptisch stand diesen Vorgeschichten ein berühmter Bochumer, der Arzt und Jobsiadendichter C. A. Kortum, gegenüber. Eine von seinen Glossen, die er in den Nummern 47, 48 und 51 des„Westfälischen Anzeigers" vom Jahre 1799 veröffentlicht und als„Vorgeschäft" bezeichnet, mag hier zum Schluß folgen. „Ein frommer Bürger zu B. sah des Abends spät beim Mondenschein etwas, das einem Totenkopfe glich.“ Er erzählte dies sogleich seiner Frau mit dem Beisatz:„Kind, das bedeutet meinen Tod.“ Was geschah? Es währte kaum elf Jahre, tot war der Mann. Seiesee S 9000000000000 200000000 0000000000 0009 e 5 che □ eun Die verkannte„Krankheit". Oberschwester(zu der Ehefrau, die ihren Mann zur Aufnahme ins Krankenhaus begleitet):„Hat Ihr Mann einen Pyjama?“ Ehefrau(entrüstet):„Aber was glauben's denn von uns; der Chefarzt hat doch festgestellt, daß er ein Magengeschwür hat.“ Salomo op'm Richterstauhl. Amtsrichter Klauk het sienen Namen nich met Unrecht. Eene Kär kömmt de Grootbuer Bullerkopp an't Gevichte un well van Strampelwitmken, de jähm met sienem Tweerad ne Gans dootfölhert bet, en Schadengeld van sies Mark bewwen. Strampelwilmken giät dat Verbriäcken tau; well ewer men blos peer Mark betahlen. Ennigen wellt sick de beiden nich. De Salomo ey'm Richterstauhl wischt nohdenklich met sienem gebleimten Schnufsdauk öwer de Brillengläser un siät:„Also, Strampelwilm, wenn ich recht verstanden habe, so geben sie ohne weiteres zu, die Gans überfahren zu haben!““ „Jo worüm soll ick dat leigen; wat wohr is, fall wohr bliewen. Un öwrigens bei de Buer Tügen!“ „So, ka“ Klauk sett de Bville wier ov.„Aber pun die finanzielle Seite. Bullerkopp verlangt fünf Mark und überläßt Euch die Gans; Ihr aber wollt nur vier Mark geben und auf die Gans verzichten. So war doch der Standnundt der Parteien?“ „Fief Mark,“ siät Bullerkovv—„peer Mark.“ brummt Stramvelwilmken. „Gut.“— Oewer Klauks Gesicht geht en fründlicken Sonnenschien,„so will ich denn meiverseits die Hand zum Ausgleich bieten. Nein Vorschlag zur Güte geht dahin:„Ihr, Stramselwilmken zahlt vier Mark; ich lege eine hinzu, das macht fünf Mark für den Kläger; die Gans werde ich mit nach Hause nehmen. So sind wir alle zufrieden!“ De beiden schlaugen in. De Tofriänste ower waß woll Amtsrichter Klauk van wegen dem billigen Gausbroen. W. Oschmann, Bochum Poesie und Prosa. „Für Sie möchte ich gern sterben, meine Holde!“ „Können Sie haben, mein Mann kommt gleich!“ Ken— Mißverständlich. „Donnerwetter, sind das stattliche Hörner, die müssen doch von einem großen Ochsen stammen?" „Ja, wir haben sie von unserem Onkel.“ Reizend. „Meine Frau hat nur einen zeigt sich in dieser Jahreszeit am „Ach, wohl Hausfräulichkeit?“ „Nee— der Hustenreiz!“ über der en 9010 4 60. Jahrgang Nr. 296 Unterhaltungsblatt zur„Schwerter Zeitung". Montag, 19. Dezember 1927 Einehemaliges westfälisches Kloster als Kultur= und Bildungsstatte (Schluß.) In mehreren Briefen suchte Stein dem Künstler Fingerzeige zu geben, indem er ihm die Geschichtswerke und Quellen nannte, aus denen er sich über das Ereignis selbst, sowie über die Waffen und Trachten jener Zeit unterrichten konnte. Er machte ihn darauf aufmerksam, daß der Ort der Handlung ein Hochland Asiens wäre, wodurch die Form der Landschaft und die Flora bestimmt würden. Den Mittelpunkt müßten die Leiche des Kaisers, sein Sohn Herzog Friedrich von Rotenburg und die die Leiche umgebenden Personen bilden. Er weist hin auf die verzweifelte Lage des Hecres, das seinen Führer verloren hat, worauf bei der Darstellung besondere Rücksicht zu nehmen sei. Mit Spannung folgte er dem Fortgang des Werkes, noch kurz vor seinem Tode schrieb er seiner ältesten Tochter, die mit dem bayerischen Standesherrn Grafen Giech verheiratet war, nach München:„Ich bitte Dich. Schnorr zu besuchen, den Du von Rom her kennst", und hatte auch die Freude, die Zeichnung auf Oelpavier, die der Künstler nach Kapvenberg geschickt hatte, bewundern zu könnrn, aber auch dieses Gemälde wurde erst nach seinem Tode vollendet. Es hängt, wie das erste, im Treppenhause des Schlosses auf der gegenüberliegenden Wand und verdient dadurch eine besondere Beachtung, daß Schnorr von Carolsfeld, der den Freiherrn vom Stein schon in Rom gezeichnet hatte, ihn darauf als Kanzler mit goldedener Amtskette angebracht hat, der im Hiniergrund steht und zwischen der Mitra und der zum Segnen erhobenen Hand des Bischofs erscheint. Nur wenigen sind die hier genannten Gemälde bekannt, weil das Schloß in den letzten Jahren Fremden nicht mehr offen stand, obwohl Freiherr vom Stein doch gerade deshalb seinen Ruhesitz mit Bildern hatte schmücken lassen, um das künstlerische Empfinden der Besucher zu läutern, sie über die reiche Geschichte des deutschen Volkes zu unterrichten und so Vaterlandsliebe in ihnen zu wecken. Es mag daher gestattet sein, dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß nunmchr sich die Tore des Schlosses auch den fremden Besuchern, vornehmlich aus dem Industriegebiete wieder öffnen, damit sie von der Stätte, mit der so reiche Erinnerungen aus der deutschen Geschichte verknünft sind, mit vaterländischem Hochgefühl scheiden. Bäume auf alten westfälischen Lingstalten In dieser Zeit, wo so viel über Naturschutz und Denkmalspflege geschrieben und geredet wird, ist es angebracht, ab und zu auf Gegenstände hinzuweisen, die des Schutzes und der Pflege besonders wert sind. Dahin gehören vor allem die Bäume, unter denen unsere Vorfahren in den früheren Jahrbunderten zur Hegung des Gerichtes zusammenzukommen pflegten. Es war nämlich uralter Brauch, nicht in engen Räumen, sondern unter freiem Himmel bei scheinender Sonne im Schutze mächtiger Bäume, Gericht zu halten. Diese standen nicht nur in den Dörfern am Eingange oder auf freien Plätzen, sondern auch in der Feldmark und zwar in der Regel auf wüsten Dorfstätten, die von den früheren Bewohnern verlassen und seitdem verödet waren. Nur zuweilen herrschte hier reges Leben, wenn nämlich, wie vor der Verödung des Dorfes, das Gericht gehegt und gespannt wurde. Das Markengericht, in dem die Markgenossen Angelegenheiten der ungeteilten Mark regelten, fand gewöhnlich unter einem fruchtbaren Baume des Waldes(d. h. Buche oder Eiche) statt, z. B. in der Rüthener Mark im Kreise Lippstadt unter der„Dingbuche" und in der Weddinghofer Mark im Kreise Hamm unter der„Richteiche". In der Regel jedoch versammelten sich die Genossen unter einer Linde, die W=.=..=ei.. Pathts t k.1 Heimat O zimm're dir dein Haus im Herrn, Und laß die Flügel seiner Liebe Das Dach dir decken; und du hast Die Heimat, wenn auch nichts dir bliebe. Das wanket schne#tt was sonst wir bau'n, Und wenn wir uns gebettet halten, So fällt der Strahl ins feste Haus, Um selbst die Pfosten zu zerspalten. Und Zeiten kommen, die sind schwer, Und Zeiten, wo wir fremd erscheinen Im Vaterland, im Vaterhaus Fremd und verlassen steh'n und weinen. Und wo du heimlich warst im Glück, Da bist du fremd mit deinen Schmerzen. Doch Zeiten kommen schwerer noch: Da bist du fremd im eig'nen Herzen. Drum zimm're dir dein Haus im Herrn, Und laß die Flügel seiner Liebe Das Dach dir decken: und du hast Die Heimat, wenn auch nichts dir bliebe. Friedr. Wilh. Grimme. Mdusior Achhnde Amii W Amine N Ahmüe Ahhie Mhhht mit ihren weit ausragenden Aesten und Zweigen die versammelte Gerichtsgemeinde überschattete. Diese Gerichtsbäume genossen einen besonderen Schutz und durften nicht beschädigt werden. Her und breit wie Tempelhallen Wölbte sich das Astgeschlinge, Alt geweiht, von Frevlerhänden Nie verletzt mit Beil und Klinge. Jährlich gewöhnlich einmal kamen die Bauern oder Markgenossen zur gewohnten Stunde auf der Dingstatt zusammen. Den Vorsitz führte der Bauernrichter oder Holzgraf. Ihm zur Seite stand als Gerichtsdiener der Frone, und die Genossen bildeten den Umstand. Nachdem der Gerichtsplatz, den keiner unberufen betreten durfte, vom Fronen gehegt, d. h. abgesteckt war und die gewöhnlichen Fragen, ob es rechte Zeit und Gelegenheit wäre, vom Gerichtsdiener oder einem aus dem Amstande in herkömmlicher Form beantwortet waren, begannen die Verhandlungen, die vom Bauernrichter oder Holzgrafen geleitet wurden. In der Regel wurden zunächst neue Mitglieder ausgenommen, Beschlüsse hinsichtlich der Markennutzung gefaßt, Verwaltungsangelegenheiten geregelt und schließlich Feld= und Markenfrevel, wie Abpflügen, Diebstahl, auch Scheltworte und Schläge abgeurteilt und bestraft. Personen, die nicht dingpflichtig waren, d. h. am Gericht nicht teilnehmen durften, standen abseits und erschienen erst in dem abgesteckten Raume, wenn sie vom Fronen aufgerufen wurden. Auch in diesen niederen Bauern= und Markengerichten war der Vorsitzende nur der Frage des Rechter, Rechtsanweisung und Urteilfindung jedoch lagen beim Umstande. Wenn also ein Urteil zu fällen war, wandte sich der Bauernrichter oder Holzgraf mit einer Frage an alle umstehenden Dinggenossen oder an einzelne aus ihrer Mitte, darauf traten alle beiseite, berieten sich über die vorgelegte Frage und ließen nach der Rückkehr auf die Dingstätte durch einen gewählten Sprecher ihre Meinung kund tun. Wer ein solches Urteil schalt, d. h. für falsch erklärte, mußte ein besseres Recht weisen, wenn ihm dies nicht gelang, wurde er bestraft. Während der Verhandlung herrschte der Gerichtsfriede, der gleich zu Beginn verkündet wurde. Ungebührlichkeiten, Störungen der Verhandlung, Zwistigkeiten der Anwesenden untereinander waren daher verboten. Mit der Neuordnung der Gerichts= und Gemeindeverfassung im Anfange des 19. Jahrhunderts wurden die Bauern= und Markengerichte aufgehoben. Damit verloren auch die alten Dingstätten ihre Bedeutung, und die Bäume, also vornehmlich die Linden, unter denen früher das Ding gehegt war, erfreuten sich auf den wüsten Dorsplätzen nicht mehr des Schutzes, der sie bisher vor Beschädigungen behütet hatte. Entweder zerfielen sie vor Alter oder erlagen den Unbilden des Wetters. Wenn der Dorfplatz infolge der Markenteilungen Privateigentum geworden war und unter den Pflug genommen wurde, fielen die Dorflinden nicht selten dem Eigennutz zum Opfer, indem sie verkauft und gefällt und als Brenn= oder Nutzholz verwandt wurden. So gab es im Kreisc Lippstadt eine Wüstung Volxmar, deren Dorfstätte Eigentum einer benachbarten Landgemeinde geworden war. Vor dem Kriege beabsichtigte die Gemeindevertretung, den Dorfplatz als Ackerland zu vervachten und wollte deshalb die„Völxmer Linde", die neben dem„Völrmer Pau!“(Teich) stand. verkaufen. Schluß folgt. S. 5555 55 1 85 S5225E # 5 1e 5. Fortsetzung. Nachdruck vervoten. Nach diesen Worten zeigte Holtschmidt mit dem schnell abgeleckten Löffel in der Richtung des Gartens, um ihn dann wieder in die Suppe zu führen und eifrig weiter zu essen, und Guste schaute ihm zu und schwieg. Gerne würde sie zwar noch weiter gefragt haben, was ihr Dienstvorr mit seinen rätselhaften Worten meinte, aber vor dem Hause waren die Stimmen der beiden Knechte laut geworden, und fast gleichzeitig öffnete sich auch die Stalltüre und zwei Mädchen, frisch und gesund, traten in den Raum. Einen Augenblick hielt der alte Bauer nun inne mit dem Essen, strich sich mit dem Handrücken den Mund ab und wartete, bis alle sich gesetzt, dann sprach er das Tischgebet, wie zu jeder Mahlzeit, und bald nachher hörte man nur, wie die Löffel die Teller berührten, oder auch ab und zu das Klavvern von Messer und Gabeln— und der Brothausen auf der Tischmitte wurde kleiner und kleiner und immer weniger wurde auch gleichzeitig die Menge der Bratkartoffeln, die Guste, nachdem die Suppe verzehrt, in einer großen Pfanne auf den Tischgestellt. Knechte und Mägde waren alle gefunde, jugendfrische Menschenkinder mit gesundem Apvetit, die immer wieder mit ihrer Gabel den Weg in die Bratpfanne fanden, aus welcher gemeinsam gegessen wurde, aber auch Holtschmidt und Guste, die beiden Akten, hielten wacker stand und nicht lange darauf waren auch die letzten Reste der Kartoffeln aufgezehrt— und man wischte sich den Schweiß ab, und stand auf. Die Männer gingen hinaus aus der warmen Küche, in welcher noch jetzt am späten Abend, aus dem Kuhstall kommend, hunderte von Fliegen summten und mit ihren schwarzen Leibern einen Ring um das Loch der Ofenpfeise im Schornstein bildeten, ab und zu aber, wenn Guste oder eines der Mädchen am Herd hantierven, aufgescheucht wurden und um die Kövfe der noch arbeitenden Mädchen und der alten Guste flogen. Die beiden Knechte sahen rauchend auf der Bank vor dem Hause, und der Alte, der sich ebenfalls zu ihnen gesetzt, besprach mit ihnen die Arbeit für den folgenden Tag. Ab und zu slog wohl auch ein Scherzwort von einem der Burschen hinein durchs geöffnete Fenster zu den Mädchen und bald darauf erklang lustiges Lachen.—— Nur von Guste hörte man an diesem Abend fast kein Wort, der wogten die Gedanken an Ida in ihrem alten Kovf herum und sie konnte heute damit gar nicht sertig werden. Endlich war aber auch die letzte Arbeit in der Küche getan und mit munterem „Gute Nacht" begaben sich die Mädchen zur Ruhe. Ländliche Abendstille herrschte nun, die Luft wehte lau und war erfüllt mit dem Duft von frischem Heu, das Gespräch der Männer verstummte langsam, gleichsam, als ob die Müdigkeit sie übermannte, da standen sie auf. klopften die Pfeisen aus und Holtschmidt zing und verschloß alle Türen. Eine wundervolle Sommernacht breitete ihre Fittige aus— über den Hoj auf der Höh', wo bald alles in friedlichem Schlummer ruhte,— über das kleine Häuslein druben im Bruch, wo Ida in ihrer Kammer im Bett lag und sich schlaflos hin und ber wälzte und über das Anwesen von Fritz Weber unten in den Eiken, der in dieser Nacht auch keinen Schlaf fand, und ruhelos in den Räumen seines einsamen Hauses hin und her ging, bis der een des jungen Tages schon sein Kommen ir ten anzeigte. der Höh begannen die Hähne zu kräben. eklangen langgezogen und scharf die S: der alten, dann folgten kun und schwäch. Jejenigen der Jungtiere. Eine gewisse Reihenfolge wurde dabei beobachtet, die nur ab und zu von einem allzu eifrigen Hähnchen durchbrochen wurde.— Nun erklang auch vom Bruch her die Stimme von Idas stolzem, schwarzem Minorka wichtig und gedehnt herüber, und dann, einige Minuten später, nachdem die von der Höh eben der Reibenfolge nach geontwortet, hörte man, wie aus weiter Ferne, daß auch dort unten im Tal, in den Eiken, sich nun die beiden an dem gegenseitigen Rufen und Antworten beteiligten.— Ein neuer Tag war erwacht, ein Tag, gefüllt mit neuer Arbeit und neuen Ereignissen.— Die ersten Sounenstrahlen huschten dahin über die Höh, hinüber zum Bruch und dann hinab ins Tal.— Rauchwölkchen stiegen auf aus den Schornsteinen, weiß und leicht und zerflatierten schnell in der kühlen Morgenluft. Ab und zu, wenn der Wind ein klein wenig wehte und wohl gar eins ron ihnen zur Erde trieb, dann roch es etwas nach verbranntem Kiefern= oder Tannenholz. Gustav Holtschmidt war der Erste auf seinem Hof, der ins Freie trat, ins Wetterloch hinüberschaute und dann befriedigt seine Pfeise hervorholte, bedächtig stovfte und ein Weilchen die Rauchringel in die Luft blies. Im Hause hörte man bereits die Stimmen der alten Guste und der Mägde, die ihre Tagesarbeit begannen. Die Stalltüre wurde aufgestoßen und nun kamen nacheinander die sauberen, gutgenährten, schwarz=weißen Kühe Holtschmidts ins Freie, jede stand ein Weilchen still und guckte dumm in den hellen, klaren, taufrischen Sommermorgen, dann gingen sie ein paar Schritte, eiligst dabei hier und da ein saftiges Grasbüschel schnaufend, mit ihrer langen, weißlichen Zunge ins Maul hineinziehend, vorwärts und erst nachdem Heinrich, der jüngste der beiden Knechte, mit einem derben Knüppel in der Hand auch durch die Stalltüre ins Freie trat, dem Alten dort vor der Haustüre„Guten Morgen" wünschend, ordneten sie sich langsam zu einem Zuge und schritten, wohl immer den Knecht mit dem Knüppel hinter sich fühlend, gewohnheitsmäßig durch den Baumhof der Weide zu.— Auch Flocken trieb soeben ihre Kuh hinüber zu der an der anderen Seite ihres schmucken Häuschens gelegenen Weide, dabei, an einer langen Kette gleichzeitig die Ziege Hinter sich herziehend. Fritz Weber hatte währenddessen daheim seinen Sonntagsstaat hervorgeholt und sich mühsam angekleidet. Er wollte doch hinein in die Stadt zum Arzt, wollte auch Ersatz für die Haushälterin suchen, und wenn möglich, noch einen Knecht zur Aushilfe mitbringen, für die Zeit, wo er doch seinen Arm noch nicht würde gebrauchen können.— Keiner der Genannten aber hatte es bemerkt, daß auch aus dem Gehölz hinter Gustav Holtschmidts Garten zwischen den Bäumen hindurch leichte Nauchwölkchen aufstiegen— keiner hatte das seltsame Völkchen, das hier hauste, beobachtet— und doch herrschte hier seit Beginn des Sonnenaufgangs ebenfalls reges Leben. Braune, sonnenverbrannte Gestalten waren es, zwei Männer und drei Frauen, auch einige Kinder tummelten sich bereits im taufeuchten Grase und aus dem Innern des grünen Wagens, der hier stand, erschallte das Weinen eines Sänglings.— Man sah es unschwer, daß es Zigenner waren, die hier ihr Lager aufgeschlagen. Am Nachmittag war Fritz Weber dann aus der Stadt zurückgekommen. Seine Stimmung war um vieles besser geworden, als am frühen Morgen. Grund genug glaubte er dazu auch zu haben, hatte ihm doch der Arzt, nachdem er den Arm nochmals gründlich untersucht und geschient hatte, gesagt, daß, kalla er vernünftig sich ins Unvermeidliche füge, seinen Arm schone, ihn nicht durch irgendwelche Anstrengungen oder unvorsichtige Hantierungen verschlimmere, dieser in sechs bis acht Wochen wieder geheilt sei.— Für einen Bauern aber, mitten in der sommerlich Arbeit war diese Mitteilung keineswegs angenehm, aber trotzdem, Fritz wollte sich gerne fügen, wenn es mit dieser Geduldszeit abgetan sei. Ein weiterer und wohl auch der triftigste Grund zur Verbesserung seiner Stimmung lag darin, daß es ihm nach einigem Bemühen auch gelang, für seinen Haushalt eine anscheinend vassende Haushälterin zu finden.— Daß diese nun zufällig eine gesunde, kraftstrotzende und hochgewachsene Person war, mit guten Manieren, wie es wenigstens den Anschein hatte, betrachtete Fritz als angenehm, obschon er doch gesonnen gewesen, die erste beste, die sich bereit erklärte, die Stelle anzutreten, anzunehmen, denn er steckte doch nun einmal in einer Notlage, aus welcher er heraus wollte und auch heraus mußte, mochte es biegen oder brechen, denn er wollte doch der Ida kein gutes Wort in dieser Beziehung mehr geben müssen. Er glaubte also mit dem Erfolg seines heutigen Ganges in die Stadt völlig zufrieden sein zu können, trotzdem es ihm nicht gelungen war, einen Knecht zur Aushilfe zu finden.— Nun, es mußte denn eben auch so gehen.— Nach einigen Verhandeln war denn sogar die neue Haushältern, Helene Winter, auch bereit gewesen, ihre Stellung sofort anzutreten, und Fritz, nachdem sie schnellstens ihre Angelegenheiten geordnet, nach seinem Hof zu begleiten, am anderen Tage sollte der Knecht ihre Sachen dann mit dem Fuhrwerk holen. Wie sie nun so dahinschritten, die zwei, da wollte zuerst zwischen ihnen kein rechtes Gespräch in Gang kommen, denn Fritz war von jeher kein guter Plauderer gewesen und war durch seine Erlebnisse der letzten Zeit wohl gar noch schweigsamer und verschlossener geworden. Doch das Stillschweigen hatte nur so lange angehalten, bis man aus der Stadt ins Freie kam und zwischen Wiesen und Feldern dahinschritt. Mit seinem weiblichen Instinkt hatte Helene Winter da das rechte Thema herausgefunden und Fritz Weber aus seiner Schweigsamkeit berausgelockt. Fast unmerklich für ihn, hatte sie mit einigen geschickten Fragen und Hinweisen das Gespräch auf die Landwirtschaft gebracht, und als dadurch der Bann gebrochen und Fritz interessiert zu erzählen begann, da wußte wiederum Helene geschickt Frage an Frage zu reihen, so daß sie über das Hauptsächlichste, was Haus und Hof betraf, fast völlig im Bilde war. Zwischendurch verriet sie soviel Verständnis und Sachkenntnis von landwirtschaftlichen Dingen, daß Fritz sich darüber im geheimen zu wundern begann, und das große, hübsche Mädchen, mit den tiefdunklen Augen und dem schwarzen, vollen Haar, das da so recht selbstbewußt an seiner Seite dahinschritt, erfreut und recht interessiert heimlich betrachtete. Gegen Abend wollte Fritz hinauf zu seinem Onkel Gustav, um auch diesen von dem Ergebnis seines Ganges in die Stadt in Kenntnis zu setzen. Wie er nun von seinem Hof kommend, die Landstriße betrat, sah er gerade noch, Ida diese verließ, um eiligen Schrittes in ihre rechts liegende Wiese zu gelangen. In seiner gehobenen Stimmung wäre er fast versucht gewesen, ihr ein sreundliches„Guten Abend, Ida“ zuzurufen, doch schell besann er sich eines anderen und schritt bergan. Auf halber Höhe sah er Idas Heim unweit vor sich liegen,— doch — täuschten ihn wohl seine Augen— odet was war das? (Fortsetzung folgt.) * 8 tern und nineSchule und Erben Von Margarete Felsberg. Frau Jemand ist eine ganz moderne Frau und Mutter. Sagt sie. Und beweist sie. Wie sie seller— und ihr Mann— natürlich felsenfest glauben. Als moderne Frau und Mutter ist sie sehr für Abhärtung. Abhärtung ist etwa Gutes. Die Kinder von klein an abzuhärten, heißt: sie— soweit in menschlichen Kräften steht— bis ins hohe Alter hinauf gegen Krankheiten nahezu unempfänglich machen. Das weiß Frau Jemand. Und dementsprechend handelt sie. Konsequent bis zum Aeußersten. Bis zum Aeußersten! 3. B. betreffend Strümpfe. Ja, das ist also so eine Sache für sich. Ihre Kinder tragen stets Halbstrümpfe. Im Sommer selbstverständlich. Aber im kältesten Winter und im nassesten Herbste nicht weniger selbstverständlich. „Man muß die Kinder abhärten!“ Sagt Frau Jemand. Aber der Arzt sagt etwas ganz anderes, als Frau Jemand mit ihren„abgehärteten“ Kindern zu ihm muß, weil sie„aus der Erkältung nicht mehr herauskommen“ und über„Zieben" in den Beinen klagen. „Verehrte Frau Jemand,“ sagt der Arzt. Und schüttelt den Kopf. „Wie kann man nur! Halbstrümpfe— im Winier und bei nassestem Herbstwetter?!“ „Wegen der Abhärtung, Herr Doktor.“ „Meinen Sie! Aber: Durch die ungleichmäßige Warmhaltung des Beines in seinen einzelnen Teilen wird die Blulzirkulation sehr ungleichmäßig. Die Folgen sind Neigung zu Erkältung und Rheumatismus! Ziehen Sie ihren Kindern im Sommer soviel Halbstrümpfe an, wie Sie wollen, meinetwegen 12 Dutzend! Oder, wenn Sie die Kleinen wirrich abhärten wollen, lassen Sie sie im Sommer— eotl. in Sandalen— barfuß geben, aber nur an wirklich warmen Tagen! Aber bei rauhem Wetter ziehen Sie ihnen gefälligst lange Strümpfe an. Und wenn's ganz kalt ist, dicke, wollene. Um alles nicht etwa solche durchsichtige, vinnwebartige!— Wenn Sie glauben, Halbstrümpfe dienten der Abhärtung, dann irren Sie sich ganz gewaltig, verehrte Frau Jemand!“ Worauf Frau Jemand ein entgeistertes Gesicht macht. Was bei ihr nicht oft vorkommt. Und auch nicht lange anhält: „Der Doktor ist auch noch einer von der alten Art!“ Konstatiert Frau Jemand. Und konsequent,— wie sie nun einmal ist— zieht sie ihren Kindern nach wie vor Halbstrümpfe an. Zu allen Jahreszeiten. Bei jedem Wetter. „Man muß die Kinder doch abhärten!“ Sagt Frau Jemand. Kinder und Tiere Von Willi Alberts. Man könnte ein bekanntes Wort folgendermaßen umändern:„Sage mir, wie du mit Tieren umgehst, und ich will dir sagen, was du für einen Charakter hast!“ Man könnte es weiter umändern in:„Sage mir, wie deine Kinder mit Tieren umgehen, und ich will dir sagen, wieviel— oder wie wenig— deine Erziehung wert ist!" Kindern sollte man keinerlei Tiere als Spielzeug geben, handele es sich nun um weiße Mäuse, Meerschweinchen, oder was immer. Etwas anderes aber, etwas grundsätzlich anderes ist es, Tiere— unter steter wachsamer Obhut der Erzieher— Kindern zur Pflege anzuvertrauen. Tiere— und Blumen, vielleicht sogar ein ganzes Beet aller Art Pflanzen—, von Kinderhand betreut, sind wertvollste Hilfsmittel häuslicher und vielfach schon schulischer Erziehung. Kinder zugegen sein lassen, wenn Tiere geschlachtet werden, ist eine Roheit sondergleichen gegen die kindliche Seele. Als in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Fürst von Schwarzburg=Sondershausen eine Verordnung erließ, wonach jüngere Kinder nicht beim Schlachten der Schweine und anderer Tiere zugegen sein dürften, bewies er dadurch eine größere Kenntnis der kindlichen Seele und ein größeres Verantwortungsbewußtsein, als die vielen Dutzende Verfertiger wohlfeiler„Witze" darüber, die sich damals selbst in führenden Blättern in„geistreichen" Aeußerungen ergingen. Wir sind weitergekommen, das muß und kann doch gesagt werden. Heute würde man solche Verordnungen kaum noch belachen, sondern im Gegenteil, sie begrüßen. Meines Wissens bestehen zurzeit allerdings nur hier und dort Polizeiverordnungen darüber. Das„Schlachtsest" von einstmals, das sogar noch einen Ludwig Richter zu einem Bilde begeistern konnte, ist heute selbst in den entlegensten ländlichen Gegenden im allgemeinen kein „Familienfest" im alten Sinne mehr: die Kinder haben kaum noch Zutritt zu ihm. Und das ist gut so. Aber wenn in einer kleinen Stadt ein Schlachter seine Ladung Schweine allwöchentlich sozusagen in aller Oeffentlichkeit erhält, die armen Tiere an Ohr und Schwanz vom Wagen geworfen und ebenso in den Stall bezw. die Schlachtstätte gezerrt werden, wobei Kinder jeden Alters mit Halloh und Freudejauchzen hilfreich zur Hand gehen— dann werden in wenigen Minuten die Früchte langjähriger Erziehung in Haus und Schule leichtfertig vernichtet. Sage mir, ob deine Kinder mit dabei sind — und ich will dir sagen, was deine Erziehung wert ist, oder allenfolls, wie wenig Wert sie hat! Die meisten Fehler— auch unseren Kindern gegenüber— liegen am Mangel im Nachdenken. Denkt mehr nach. ihr Eltern, und— handelt eurem Nachdenken gemäß! Denn es geht dabei um eute Kinder! Der Vater der neueren Büdagr#n Von Karl Demmel. Im Jahre des Herrn 1592, am 22. Män— 00 war die Zeit, als noch der Kaiser Rudolf II. am Regieren war— wurde zu Nionitz bei UngartschBrod in Mähren dem armen Müller Kommensky ein Sohn, namens Johann Amos gebezen. Tas Geschlecht der Kommensky trug seinen Namen nach seiner Herkunft aus dem Ort Comnia (Komne). Die Eltern waren der Sekte der rischen Brüder zugetan. So übertrug sich diese Religion auch auf den Knaben. Eine Schole konnte dieser in seinen jüngsten Jahren nach nic, besuchen, dadurch wurde auch seine Erziehung sehr vernachlässigt. Beide Eltern sterden ihm früh. In aller Bescheidenheit trieb er, ein Chronist zu melden weiß, ein Handwe#s. Es müssen Freunde gewesen sein, die sich zuo jungen Kommensky annahmen. 1618 bezog er dus Gymnasium zu Herborn im Hessen=Nassanischen. In Herborn wurde der Jüngling in den Aufangsgründen des höheren Wissens und der Theologie unterwiesen. Fleißig trieb er lateinische und griechische Sprachstudien. In Herborn bet auch der geistvolle Altstaedt auf die Geisteorichtung des jungen Comenius, wie er sich sochter nannte, einen bleibenden Einfluß gebabt. nach hielt er sich eine zeitlang in den Niederlan. den auf, kehrte wieder nach Deutschland und ließ sich auf der Universität Heidelbers# dem Namen„Niramus=Moravus“ lieren. 1614 kehrte er zurück in sein undarisches Unterland. Ganze 22 Jahre alt, wurde er schon Rektor der Schule zu Prerau. Später übertung man ihm die Prediger= und Rektorstelle in Zuinek. Er hatte schon Kenntnis bekommen vin Rattes Schulverbesserungsplänen. Auch die Schriften des spanischen Humanisten Vives ren ihm in die Hände gefallen. Comenins stand es damals schon, durch seine„besondere Methode“ seinen Kindern Latein und Griechisch beizubringen. Es war dieses um die Zeit, da der unheilvolle Dreißijährige Krieg sein Wüten bogann, worunter ansangs Böhmen und Mäbren schwer zu leiden hatten. Nach der Schlachi am„Weihen Berge“(1cat) plünderten die spanischen Truppen das Städichen Filnek. Comenius verlor dabei seile gande Habe. Die Landsknechte verbrannten ihm alles, Haus und Hof. Dabei gingen auch seine Bücher und seine Manuskripte verloren. And da er mit an den Protestanten gehörte, verlor er auch Amt. Viele wurden verjagt; er blieb dennac im Heimatland und erzog die Kinder gräflicher Freunde. Immer wieder sand Comenius den Mut, seine Glaubensgenossen in ihrem Leide zu trösten. In dieser unglücklichen Zeit schrieb er das Buch„Labyrinth des Lebens und des Herzens“. Im Jahre 1627 wanderte er nach Polen Mit ihm 30 000 Familien und 500 adtige Erschlechter, die der protestantischen Lebre ergeten waren. In Polen fanden die Flüchtlinge Schod. Sein neuer Wirkungskreis wurde Lissa, ud 00 die Oberausucht über die protestantischen schulen bekam und zum Superintendenten der mährischen Bruder ernannt wurde. Seine Geziehungsmethoden und=schriften fanden überall Anklang. Er lehrte auf seine eigene Urt und Weile die Kinder.