* 6 .— Die„Schwerter Zeitung“ erscheint wöchentlich sechs mal haldmonatlich 1.20 Mork, Einzelnummer 1s pfg. Druck u. Verlagvon C. Braw, Schwerte(Rube), otscheckonten: Dortmund 2832 und Hannover 21 874. Geschäftestell: Große Markhtr. 3—3. Verantwortich für die Schriftleitung H. Limer, Schwerte. Ternruf 62. Verbunden mit: Schwerter Cageblatt und Anzeiger Schwerter Dolkszeitung Schwerter Dolksblatt Hoierdiecher Zeitung Langscheder Zeitung Hotzwickecker Zeitung Tchraigen=Praise. Die die acdoesfoack. Mlinernig 4. Dle Tauwörioe, suanzant. u. grichd Arxeigz. 10 Plo, Aetklone. zelle 40 Ptg. Iür telefon, ausoegedene Inserote übernehmen wir wine Gewädr. Bei unvordergesehn. Betriedestbrungen, hervorgauen durch böhere Gewatten, übennehmen wir beinarlei Gewähe für pünktliches Erscheinen der Jeitung u. kann auch keinectet Anspruch auf Schadenarsot oder Nachtaferung erhoden wachen Amtliches Kreisblatt für den Kreis Hörde o Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises. Generalanzeiger für den Kreis Hörde Nr. 239(Erstes Blatt) Schwerte(Kuhr), Dienstag den 12. Oktober 1926. 59. Jahrgang. Neues in Kurze. Erzesinski beim Reichspräsidenten. pw. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Reichspräsident v. Hindenburg empfing der B. Z. am Mittag zufolge heute vormittag den neu ernannten preußischen Minister des Innern, Grzesinski, der seinen Antrittsbesuch machte. Zur Frage der Regierungsumbildung in Preußen. VO3. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Zur Frage der Regierungsumbildung in Preußen hat, wie das Nachrichtenbüro des Vereins Deutscher Zeitungsverleger hört, der Abg. Dr. Porsch. der Vorsitzende der Zentrumsfraktion des preußischen Landtages, in offiziellem Auftrage der Zentrumsfraktion den Vorsitzenden der Deutschen Volkspartei im preußischen Landtag. Abg. Dr. von Campc, zu einer Besprechung aufgefordert. Verlängerung des deutsch=mexikanischen Handels= und Schiffahrtsvertrages. woib. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Durch Vereinbarung zwischen der deutschen und der mexikanischen Regierung ist das Außerkrafttreten des zum 21. Oktober 1926 gekündigten deutsch=mexikanischen Freundschafts=, Handels= und Schifjahrtsvertrages vom 5. Dezember 1882 bis zum 21. April 1927 hinausgeschoben worden. In der Zwischenzeit sollen die Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und Mexiko zum Abschluß gebracht werden. Französische Finanzleute in Berlin. pw. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Wie die B. Z. am Mittag berichtet, ist eine französische Finanzkommission unter Führung des französischen Ministerialdirektors Jean Alphard Hohenzonernbebarte un Kommanistenlarm. Eine stürmische Landtagssitzung. in Berlin eingetroffen. Die Verhandlungen, zu denen die Kommission nach Berlin gekommen ist, sollen mit den Besprechungen von Thoiry im Zusammenhang stehen. Zu dieser Meldung wird den Blättern bekannt, daß der Führer der Kommission, Jean Alphard, Vertreter des französischen Ausgleichsamtes ist und schon des öfteren in Berlin verweilt hat, um Fragen des Ausgleichsverfahrens(Ausgleich der Vorkriegsschulden) zu regeln. Französische Erleichterungen für den Besuch des Grabes eines Gefallenen an den Totengedenktagen. wtb Berlin, 11. Okt.(Tel.) Nach eingegangenen Mitteilungen der französischen Regierung können Angehörige, die an den beiden Totengedenktagen die Gräber von Gefallenen in Elsaß=Lothringen besuchen wollen, von den französischen Konsulaten gegen eine Gebühr von 3 Goldfranken auch in diesem Jahre die üblichen Erleichterungen erhalten. Ueber die Gewährung von Zollfreiheit für Blumen und Kränze erfolgt bis Ablauf des Monats weitere Mitteilung. Zum Leiferder Eisenbahnattentat. wtb. Hildesheim, 11. Okt.(Tel.) In der Eisenbahnattentatssache Schlesinger und Genossen ist der Termin vor dem hiesigen Schwurgericht auf Mittwoch, den 3. Novomber d. Is., vormittags 9 Uhr anberaumt. Wahrscheinlich wird die Verhandlung auch noch am Donnerstag andauern. Da die Angeklagten selbst keine Verteidiger gewählt haben, wurden ihnen Offizialverteidiger gestellt. Wiederaufnahme des Durchgangsverkehrs auf der Simplonbahn. wtb. St. Maurice, 11. Okt.(Tel.) Auf der Simplon= linie ist der durchgehende Verkehr am Montag früh wieder aufgenommen worden. Es besteht keine Gefahr neuer Vergiftungen mehr. Kriegerische Stimmung im Osten. wtb Paris, 11. Okt.(Tel.) Die Sowjetbotschaft in Paris dementiert eine von einem Teil der französischen Preise wiedergegebenen Meldung einer litauischen Zeitung, nach der ein russischer Diplomat, angeblich Tschitscherin, erklärt haben soll, die Sowjetregierung werde im Falle eines Angriffs Polens auf Litauen binnen 24 Stunden Riga, Reval und Kowno besetzen, um Polen gleichzeitig von mehreren Seiten angreifen zu können. Eehorsamsverweigerung in der rumänischen Armee. wlb. Paris, 11. Okt.(Tel.) Die Tagesrevue verüffentlicht eine Zeitungsmeldung aus Bukarest, wonach 3909 Rekruten des zweiten rumänischen Armeekorps den Dienst verweigert haben sollen. Havas zufolge sollen sie wegen Gehorsamsverweigerung bestraft werden. Die englische Arbeiterpartei gegen die Kommunisten. wtb. London, 11. Okt.(Tel.) Zu Beginn der heutigen Sitzung der Parteikonferenz der Arbeiterpartei wurde der Versuch unternommen, die Frage einer Zusammenarbeit der Kommunistischen Partei mit der Arbeiterpartei erneut aufzuwerfen. Der Versuch wurde in namentlicher Abstimmung mit 2706 000 gegen 349000 Stimmen endgültig zurückgewiesen. Verurteilung wegen Gewalttätigkeiten gegen deutsche Studenten. wib Prag, 11. Nov.(Tel.) In der Berufungsverhandlung gegen drei Männer und eine Frau, die seinerzeit in das deutsche Restaurant„Deutsches Haus“ eingedrungen waren und von den deutschen Studenten das Ablegen der Couleur verlangten, wurde ein Angeklagter zu 3 Monaten, ein zweiter zu 2 Monaten Kerker verurteilt. Die beiden übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Eröffnung des 20. internationalen Luftfahrtkongresses. wtb Rom, 11. Okt.(Tel.) In Gegenwart des Kolonialministers di Scalea, des Präsidenten des AeroKlubs von Italien, ferner des Unterstaatssekretärs für Luftschiffahrt und zahlreicher Behördenvertreter von 27 Staaten wurde der 20. Kongreß des Internationalen Luftfahrtverbandes durch den englischen Botschafter eröffnet Die„Barbara“ kommt nach Italien. wtb. Rom, 11. Okt.(Tel.) Nachdem eine Aussöhnung zwischen dem deutschen Erfinder Flettner und dem italienischen Erfinder Bianchi stattgefunden hat soll das deutsche Notorschiff„Barbara“ Ende dieses Monats in Cwvitavecchia eintreffen. Mussolini wird dem Schiff Ke— 206. Sitzung des preußischen Landtages. vdz Berlin, 11. Okt.(Tel.) Das Haus, die Publikumstribünen und die Diplomatenlogen sind gut besucht. Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung über den Gesetzentwurf über die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit den Hohenzollern. Vor Eintritt in die Tagesordnung fordert Abg. Pieck (Komm.) die Absetzung der Hohenzollernvorlage, weil sie den Abgeordneten zu spät zugegangen sei, so daß sie sie nicht mehr hätten nachprüfen können. Der kommunistische Antrag wird unter großer Unruhe bei den Kommunisten abgelehnt. Eine kommunistische Spektakelszene. Abg. Pieck(Komm.) begründet dann einen neuen Antrag. die Beratung der Hohenzollernvorlage auf vier Wochen auszusetzen, damit erst der Reichstag in erster Linie eine Entscheidung treffen könne. Auch dieser Antrag scheitert am Widerspruch des Abg. Heilmann(Soz.), worauf sich bei den Kommunisten ein ungeheurer Lärm erhob. Präsident Bartel ruft mehrere kommunistische Abgeordnete wegen beleidigender Zurufe zur Ordnung. Auch ein kommunistischer Antrag, die Hohenzollernvorlage an den Schluß der Tagesordnung zu setzen, scheiterte am Widerspruch des Hauses. Dann tritt das Haus in die Tagesordnung ein. Als Finanzminister Dr. Höpker=Aschoff das Wort erhält, bricht bei den Kommunisten ein ungeheurer Lärm los. Präsident Bartels gelingt es nicht, die Ruhe herzustellen. Der Finanzminister versucht wiederholt, seine Ausführungen zu beginnen, wird aber wieder von neuem Lärm und Zurusen der Kommunisten daran gehindert. Die Sitzung wird unterbrochen. Präsident Bartels ruft mehrere Kommunisten zur Ordnung. Er ermahnt sie, ihn nicht zu schärfsten Maßnahmen zu zwingen. Die Kommunisten lärmen jedoch fort. Abgeordnete aller Parteien haben sich inzwischen in einer dichten Mauer um das Rednerpult aufgestellt. Da der ungeheure Lärm nicht zu besänftigen ist, unterbricht Präsident Bartels um 5 Minuten die Sitzung. Der Lärm im Hause dauert fort. Die neue Sitzung. Nach etwa 10 Minuten wird die Sitzung wieder eröffnet. Als der Finanzminister Dr. Höpker=Aschoff das Wort erhält, setzt der tumultarische Lärm bei den Kommunisten erneut ein. Laute Zurufe wie: Abtreten, Hohenzollernschieber usw. machen die ersten Sätze des Ministers unverständlich. Der Minister gibt. von fortgesetztem Lärm und Zurufen der Kommunisten unterbrochen, dann zunächst einen Rückblick über den Stand der Vergleichsverhandlungen mit dem vormals regierenden Königshause. Er verweist auf die Begründung zu dem vorliegenden Gesetzentwurf, in der gesagt wird, daß keine Möglichkeit mehr bestand, im Wege der Gesetzgebung diese Frage zu lösen. Die Anrufung der Gerichte hätte dem Staate nur großen Schaden gebracht, weil die Richter sich auf alte Gesetzesbestimmungen gestützt hätten. (Andauernde Zurufe bei den Kommunisten. Präsident Bartels ruft einige Kommunisten zur Ordnung. Trotzdem dauern die lärmenden Zwischenrufe an.) Nachdem das Kompromiß im Reichstage scheiterte, stand zu erwarten, daß die Abfindungsfrage beim Wiederzusammentritt des Reichstages im Herbst erneut das deutsche Volk in Unruhe versetzen würde. Die preußische Staatsregierung habe deshalb geglaubt, erneute Verhandlungen mit den Vertretern des Königshauses nicht ablehnen zu müssen. (Anhaltender Lärm bei den Kommunisten. Die Ausführungen des Ministers gehen in dem großen Lärm zum Teil verloren.) Der Minister empfiehlt die Annahme des Kompromißentwurfes, der bedeutende Verbesserungen gegenüber dem früheren Vergleich enthalte. (Erneuter tosender Lärm und Zurufe: Schieber!— Präsident Bartels erteilt an die Schreier wiederholt Ordnungsrufe.) Der Staat könne nunmehr eine Reihe von Schlössern und Wäldern als unbestrittenen Besitz betrachten und diese dem Volke zugänglich machen. Der Bezug der den früheren Kronbeamten zugebilligten Rente sei durchaus gerecht.(Lärm und stürmische Zurufe.) Was das Schloß in Homburg angehe, so sei nicht zu befürchten, daß der ehemalige Kaiser sehr bald zurückkehre.(Stürmische Zurufe bei den Kommunisten. Pfuirufe rechts.) mender Widerspruch bei den Kommunisten und Zurufe: Schieber Landtag!) Höpker=Aschoff ist nur dazu da, die Leute zu belügen.(Präsident Bartels ruft den kommunistischen Abg. Kollwitz zur Ordnung.) Der Landtag sei zu feige, das preußische Volk in der wichtigsten Frage der Auseinandersetzung mit den Hohenzollern selbst reden zu lassen.(Beifall bei den Kommunisten.) Abg. Pieck(Komm.) beantragt, das wegen der Wichtigkeit der Materie der Ministerpräsident sofort herbeigerufen werde. Er formuliert eine Reihe von Fragen an den Ministerpräsidenten und erklärt: Würden wir 100 Abgeordnete haben, so würden wir den Antrag auf Anklageerhebung gegen den Ministerpräsidenten stellen, weil wir in seinem Verhalten das hochverräterische Unternehmen sehen, die Republik den Hohenzollern wieder ausSulieerr, 2. Lantr Eiss Imm 8. Ein Schlußantrag wird gegen die Kommunisten angenommen. Der Antrag der Kommunisten, den Ministerpräsidenten herbeizurufen, wird gegen die Antragsteller abgelehnt... mme peslt eeant inm amt Abg. Pieck(Komm) stellt hierauf einen Mißtrauensantrag gegen den Finanzminister. Abg. Heilmann(Soz.) erklärt namens seiner Partei, Aussichten dafür, daß im Winter im Reichstage eine befriedigende Lösung kommen werde, seien nicht vorhanden. Die Sozialdemokraten treffe kein Vorwurf, wenn sie auf den Boden des Vergleichs treten, der sich im Rahmen des letzten Reichstagskompromisses halte. Weil größere Schädigungen zu befürchten seien, werde die sozialdemokratische Partei der Verabschiedung der Vorlage keine Hindernisse in den Weg legen.(Lebhaftes Aha! und lärmende Unterbrechungen bei den Kommunisten.) Die Zustimmung zu dem Vergleich vermögen sie jedoch nicht in Aussicht zu stellen. Grundsätzlich aber ist der Vergleich für die Interessen der Republik und der Staatskasse unbefriedigend und untragbar.(Erneuter Lärm bei den Kommunisten. Zurufe: Schieber!) Abg. Dr. Winckler(DN) begrüßte, daß durch weites Entgegenkommen des Könighauses die gegenwärtige Vorlage ermöglicht wurde. Wir sind bereit, am Zustandekommen der Vorlage mitzuwirken. Ich beantrage ihre Ueberweisung an den Hauptausschuß. Abg. Eberlein(Komm.) bringt hierauf gegen den Innenminister einen Mißtrauensantrag ein. Abg. Dr. Leidig(DVp.) erklärt, seine Partei stimme für den Verglegrch,„ aum) Shättat unf dm Smfk. Der Abg. Casper(Komm.) schüttet auf den deutschnationalen Abgeordneten Wiedemann ein Glas Wasser aus. Er wird von der weiteren Sitzung ausgeschlossen. Die Besprechung wird unter großem Lärm der Kommunisten geschlossen. Die kommunistischen Anträge werden abgelehnt. Die Kommunisten setzen ihre Obstruktion fort.#. 56 N 8.6. Abg. Pieck(Komm.) verlangt, daß sich der Justiz= minister verantworte. Auch dieser Antrag wird abgelehnt. Abg. Dr. Falk(Dem.) beantragt hierauf, daß diejenigen Staatsminister, deren Herbeirufung noch nicht abgelehnt sei, herbeigeholt würden.(Stürm. Heiterkeit.) Wüster Tumult und Obstruktion der Kommunisten. Abg. Pieck(Komm.) beantragt zu beschließen:„Der Landtag entzieht dem Ministerpräsidenten das Vertrauen.“ Präsident Bartels erklärt sich bereit, den Antrag mit dem vorliegenden Gegenstand der Tagesordnung zu verbinden. W) 86-t 8n: Jab 8. Abg. Bartels=Krefeld(Komm.) führt aus, daß der Hohenzollernschacher nur mit den zweifellos bestochenen Volksvertretern durchgeführt werden konnte.(Lebhafte Zustimmung bei den Kommunisten. Präsident Bartels ruft den Redner zur Ordnung.) Wenn diese sogenannte Republik noch Anstandsgefühl besäße, müßte sie sämtliche Hohenzollern des Landes verweisen und sie entschädigungslos enteignen, wie dies ein kommunistischer Antrag wünsche.(Präsident Bartels ermahnt den Redner i is Sium Ausdrücken m möbigen. Läral Abg. Pieck(Komm.) bezeichnet die Ministerbank als eine Bank von Verbrechern, die des Diebstahls von Staatseigentum schuldig seien. Bei der Abstimmung über den Antrag Falk erhebt sich unter großer Heiterkeit des Hauses kein einziger AbScoroneter..##(Nzmm.) hest eine maitara Oestraf. Abg. Eberlein(Komm.) hält eine weitere Obstruktionsrede und greift die Sozialdemokraten wegen ihrer Haltung zu der Vorlage an. J1141811 Abg. Herold(Ztr.) beantragt mit Unterstützung der Rechten und Sozialdemokraten Schluß der ganzen Besprechung. Schlußantrag gegen den Tumult. Der Schlußantrag des Abg. Herold wird mit Zustimmung aller Parteien gegen die Kommunisten angenommen.(Lärmende Zurufe bei den Kommunisten: Lumpenbande, Hohenzollernknechte, Räuberbande.) Die Vorlage geht an den Hauptausschuß Unter Ablehnung aller anderen kommunistischen Anträge beschließt das Haus, die Hohenzollernvorlage und die dazu gestellten Anträge dem Hauptausschuß zu überweisen. 9. 1. dur Mariggs 8. Damit ist die erste Beratung der Vorlage beendet. Präsident Bartels schlägt vor, die zweite Beratung am Dienstag vorzunehmen. Abg. Schwenk=Berlin(Komm.) begründet einen Antrag, morgen zuerst die Erwerbslosenanträge zu beraten. Während der Redner spricht, entsteht ein Streit zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Abgeordneten. Eine Schlägerei wird nur durch das Dazwischentreten anderer Abgeordneter vermieden. Der kommunistische Antrag auf Vorwegbehandlung der Erwerbslosenanträge wird abgelehnt. Dienstag 12 Uhr zweite Beratung der Hohenzollernvorlage. Fortsetzung der Magdeburger Aussprache. Der Vergleich vom Hauptausschuß angenommen. wtb. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Vom Hauptausschuß des preußischen Landtages wurde gestern abend das Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung mit den Hohenzollern mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien gegen die Stimmen der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten angenommen. Die zweite Lelung findet am Dienetag, die deitte am Freitag, katt. Oetr greg. Mceh h cheb des Reichslüges. Ein aufsehenerregender Zwischenfall. General Epp erscheint mit den Händen in den Hosentaschen. BDZ. München, 11. Okt.(Tel.) Als erster Zeuge wurde General v Epp ausgerusen, der mit beiden Händen in den Hosentaschen seinen Platz einnimmt.— Vors.: Nehmen Sie doch bitte die Hände aus der Tasche General v. Epp: Ich weiß selbst, wie man sich benimmt. — Vors.: Ich wiederhole meine Bitte.,— General von Epp behält seine Hände in der Tasche: Ich bin nicht gewohnt Beleyrungen über Umgangsformen entgegenzunehmen.— Voxs.: Ich ersuche Sie noch einmal, die Hande aus der Täsche zu nehmen und weise Sie darauf vin, daß Sie vor einer staatlichen Behörde stehen.— General von Epp behält weiter seine Hände in den Taschen. Schließlich setzt der Vorsitzende die Vernehmung des Zeugen aus und der Ausschuß zieht sich zu einer geheimen Sitzung zurück, woran sich die Abgeordneten der deutschnationalen und der völtischen Fraktion nicht beteiligen. Nach Beendigung der geheimen Sitzung wurde General von Epp neuerdings aufgerufen und erschien, ohne die Hände in den Taschen zu behalten. Der Vorsitzende teilte mit, daß in der nichtöffentlichen Sitzung folgender Beschluß gefaßt worden sei: Der Ausschuß mißbilligt einstimmig mit Stimmenthaltung der Abg Troßmann und Dr. Schäffer mit aller Schärfe das ungebührliche Verhalten des Zeugen und billigt ebenso einstimmig, ohne jede Stimmenthaltung, das Verfahren des orsitzenden gegenüber dem Zeugen. Abg. Stöhr(Völk.) stellt fest, daß er sich bewußt an dieser Beratung des Ausschusses nicht beteiligt habe. Vors.: Diese. Feststellung ist überflüssig, denn es ist uns natürlich nicht entgangen daß sich einige Herren der Beratung in der gebeimen Sitzung entziehen zu sollen glaubten.(Zurufe von links:„Er ist genau so flegelhast!“— Gegenruf:„Lümmel!")— Abg. Gräf=Thür. s.): Auch wir legen Wert auf die Feststellung, daß wir an der Beratung nicht teilgenommen haben Vors.: Wir treten jetzt in die Vernehmung des Zeugen ein und ich bitte Sie, den vorgeschriebenen Eid zu leisten. — General v. Epp: Ich bitte, mir vorher zu sagen, worüber ich vernommen werden soll, ich kann doch den Eid nicht auf„Vorschuß leisten.— Vors.: Wir müssen uns nach der Strafprozeßordnung richten.— General v Epp: Ich bitte wenigstens vor der Vereidigung etwas sagen zu dürfen.— Vors.: Die Vernehmung des Zeugen beginnt mit seiner Vereidigung. Wir möchten von Ihnen etwas wissen über die Einstellung der vaterländischen Kreise zu Mordtaten an Waffenverrätern. Der Ausschuß möchte ferner bören, aus welchem Anlaß Sie den Zeugen Schweickbardt, nachdem er aus der Haft entlassen worden war zunächst der Gräfin Törring und weiter dem Herzog Ludwig von Bavern empfohlen haben.— General v. Epp: Ich möchte zunächst eine persönliche Bemerkung machen. nachdem mir der Ausschuß seine Mißbilligung ausgesprochen bat: Ich freue mich, daß einzelne Herren nicht auf dem Standpunkt des Ausschusses stehen, und mir kommt es mehr darauf an, wer mich mißbilligt und wer mich billigt. Vors.: Ich bemerke, daß Ihnen eine Kritik an dem Verhalten einzelner Mitglieder des Ausschusses nicht Abg. Mittelmann(DVp.) springt in größter Erregung von seinem Sitz auf und schreit den Zeugen Epp an:„In welcher Schule haben Sie eigentlich gelernt, sich so flegelhaft zu benehmen!“ Abg. Stöhr(Völk) ersucht den Vorsitzenden, gegen den Abg. Mittelmann eintzuschreiten.— Vors.: Wenn wir nicht ruhig verhandeln, kommen wir nicht weiter. Herr Abg. Mittelmann ich glaube nicht, daß Ihre Bemerkung in dieser Schärfe notwendig war Abg. Mittelmann: Wenn der Zeuge hier erklärt, es komme ihm darauf an, wer ihn mißbillige, so ist das eine Unverschämtheit. Es ist unerhört, sich derartig zu benehmen„uum I. Ki. Seneememne 8 Darauf konnte in die Zeugenvernehmung des Generals von Epp eingetreten werden. 8smm Zeuge v. Epp: Ich war nicht bei der Einwohnerwehr Was die Stellungnahme der vaterländischen Kreise zu den Fememorden betrifft, so habe ich mich darüber geäußer bei meiner Vernehmung wegen des Oberleutnants Neun zert. Was ich bekunden kann, sind nur Eindrücke.— Vors.: Sie haben damals gesagt, es sei kein Unterschie! zu machen zwischen Verrätern, die Wassen an die Entente oder solchen, die Waffen an die Entwaffnungskommissior ausliefern wollen. Ist das auch heute noch Ihre Meinung — Zeuge v. Epp: Ich habe keine Gelegenheit gehabt meine Meinung zu revidieren. Soviel ich weiß, hat ein Feme überbaupt nicht bestanden— Vors.: Wober kennen Sie Schweickhardt und wie kamen Sie dazu, ihm bein Herzog Ludwig zu einer Stellung zu verhelfen auf den Wege über die Gräfin Törring?— Zeuge: Ich kann mich nicht entsinnen, daß ich mit der Gräfin Törring gesprochen habe. Als Schweickhardt zum ersten Male aus der Untersuchung entlassen wurde, ist eine Sammlung für ihn veranstaltet worden.— Der Zeuge erklärt, daß er Schweickhardt wiederholt unterstützt habe, daß er aber über die Tätigkeit des Schweickhardt nichts wisse. Auf die Frage Dr. Levis, was ihn veranlaßte. den Schweickbardt, der doch seinerzeit in einer Mordsache verwickelt gewesen sei, zu unterstützen, erklärte Epp, in nationalen Kreisen betrachte man einen gewöhnlichen Mord und eine Justifizierung aus vaterländischen Beweggründen als zwei verschiedene Dinge. Am morgigen Dienstag soll u. a. der Herzog Ludwig in Bayern vernommen werden. Politische Umschau Eine Richtigstellung des Büros des Reichspräsidenten. wtb. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Zu der Meldung einer Berliner Korrespondenz, der Herr Reichspräsident habe um die Teilnahme des Prinzen Wilhelm von Hohenzollern an den Reichswehrübungen gewußt und habe sie vorher gebilligt, teilt das Büro des Herrn Reichspräsidenten mit, daß diese Meldung falsch ist. Der Herr Reichspräsident hat erst durch die Presse von der Teilnahme des Prinzen an den Reichswehrübungen Kenntnis erhalten. Die Behauptung, daß derartige Gerüchte von„höchsten Stellen im Reich und in Preußen weitergegeben“ worden seien, entbehrt ebenfalls jeder Grundlage. Erklärungen Mahrauns. pw. Berlin, 11. Okt.(Tel.) Der Hochmeister des Jungdeutschen Ordens, Mahraun, erklärte gestern in Hamburg auf der Tagung der nordwestdeutschen Gruppen des Ordens nach dem Berl. Tagebl., daß zwischen der Reaktion und dem Jungdeutschen Orden heute unüberbrückbare weltanschauliche Gegensätze beständen. Mahraun habe sich dann zur Weimarer Verfassung bekannt, die die Unterordnunß der Interessen des einzelnen unter die der Gesamtheit fordere. Jeder, der diese Unterordnung vollziehe, führe den Klassenkampf. Laur Vost. Zig. erklärte Mahraun zu dem Flaggenstreit, daß der Jungdo, es ablehne, unter der Parole„Schwarz=weißrot“ sich gegen die schwarz=rotegoldenen Farden zu wenden Ipiscten den chmarzwathroten und den 1 goldenen Republikanern müsse gegenseitige Achtung herrschen. Die Gemeindewahlen in Belgien. wtb. Brüssel, 11. Okt.(Tel.) Die Gemeindewahlen gingen im ganzen Lande in vollkommener Ruhe vor sich. Nach den bis kurz nach Mitternacht vorliegenden Ergebnissen haben die Katholiken im Wahlkampf entschiedene Vorteile erlangt, während die Sozialisten namentlich in den großen Industriezentren beträchtliche Verluste erlitten. Die Kommunisten, die sich zum ersten Male an Gemeindewahlen beteiligten, werden in eine ganze Anzahl von Gemeindevertretungen einziehen. Die kleinen unpolitischen Parteien unterlagen fast überall. Das Urteil in der Angelegenheit der deutschen Farbpatente. wtb Washington, 11. Okt.(Tel.) In der Angelegen heit der„Chemical Foundation“ hat der oberste Gerichtshof gegen die Regierung entschieden. Der oberste Gerichtshof erklärte den Verkauf der beschlagnahmten deutschen Patente für chemische Farben, der Schutzmarken und der Nachbildungsrechte an die Chemical Foundation als zu Recht bestehend. wtb Washington, 11. Okt.(Tel.) Der oberste Gerichtsof hob in dem Urteil in der Angelegenheit der deutschen Farbpatente das gegenteilige Urteil des Bezirksgerichts in Wilmington(Delaware) auf. Das heutige Urteil bildet den letzten Akt der großen sensationellen Aktion der Nachkriegsregierungen. Die Wiedererlangung von einer Anzal Patenten, die der Chemical Foundation verkauft waren, wurde unter Wilsons Regierung von dem Treuhänder des fremden Eigentums, Palmer, angeregt. Präsident Harding verfügte, man solle die Annullierung des Geschäfts verfolgen. Man führt als Gründe an, daß der erhaltene Preis unzureichend sei, daß der Verkauf nicht zu Recht bestehe und anderes mehr. Betrugsprozeß gegen voln. Seeoffiziere. wtb Warschau, 11. Okt.(Tel.) Vor dem Militär= bezirksgericht fand der Prozeß gegen eine Anzahl polnischer Secoffiziere statt, die sich zahlreicher Betrügereien, Bestechungen und Vorschubleistungen bei Lieferungsschwindeleien zuschulden kommen gelassen hatten. Der Hauptangeklagte ist der polnische Kapitän zur See Bartoszewicz. Unter den übrigen Angeklagten befinden sich ein Hauptmann zur See, ein Fregattenkapitän, drei Korvettenkapitäne, fünf Kapitänleutnants und ein Oberleutnant zur See. Wegen der gleichen Angelegenheit ist auch ein Verfahren gegen den früheren MarineKommandeur Vizeadmiral Porembski und gegen den gewesenen Chef des technischen Dienstes im polnischen Kriegsministerium, einen Brigadegeneral, anhängig. Der Prozeß konnte infolge der Schwierigkeiten bei der Zusammensetzung eines Teiles des Militärgerichts nicht zugleich mit gegen Bartoszewicz und Genossen verhandelt werden. Der während der Eröffnungssitzung von den Angeklagten erhobene Einspruch gegen die Zuständigkeit des Militärgerichts wurde abgelehnt. Dann wurde die Verlesung der Anklageschrift begonnen. Infolge der großen Zahl von geladenen Zeugen rechnet man mit einer Dauer des Prozesses von vier bis sechs Wochen. Vom preußischen Richtertag. wtb Kassel, 12. Okt.(Funkspruch.) Auf dem preuß. Richtertag wurde in einer Entschließung die Notwendigkeit einer Verwaltungsreform in der Justiz anerkannt, die wegen der wirtschaftlichen Bedrängnis nötig sei. Pflichtleistungen und Ersparungen seien auch in der Justizbeamtenschaft geboten. In einer weiteren Entschließung zum Magdeburger Fall wurde zum Ausdruck gebracht, daß es unbedingt erforderlich erscheine, daß nach gerichtlichem Abschluß der Angelegenheit die Grenzen zwischen den Befugnissen der Behörden, vornehmlich des Gerichts und der Polizei, bestimmter als bisher festgelegt werden. Hinsichtlich der Schuldfrage sei nicht nur zu untersuchen, ob auf richterlicher Seite, sondern auch auf polizeilicher Seite Verfehlungen begangen worden seien. Aus Nah u. Fern. Elberselder Viehmarkt. * Elberfeld, 11. Okt. Auf dem heutigen Viehmarkt betrug der Auftricb: 780 Stück Großvieh, davon 352 Ochsen, 38 Bullen, 153 Kühe, 165 Färsen(Kalbinnen), 72 Fresser, 303 Kälber, 43 Schafe, 1959 Schweine. Dem Schlachthofe im Laufe der Woche unmittelbar zugeführt: 2 Ochsen, 20 Kühe, 52 Kälber, 90 Schafe 237 Schweine. Preise: A) Ochsen: a) 1. jüngere 56 bis 58 M für 50 Ka. Lebendgewicht, 2. ältere—. b) 1. jüngere 48 bis 52, 2. ältere—. c) 44 bis 48, d)—. B) Bullen: a) 48 bis 50, b) 44 bis 46, c) 40 bis 42, d)—. c) Kühe: a) 50 bis 52, b) 42 bis 46 c) 32 bis 38. d) 25 bis 30. D) Färsen (Kalbinnen): a) 54 bis 56, b) 48 bis 50, c) 40 bis 45. E) Fresser: a) 34 bis 35. Kälber: a)—. b) 90 bis 95, c) 80 bis 85. d) 60 bis 75. Schafe:—. Schweine: a) 84 bis 85, b) 84 bis 85. c) 82 bis 83, d) 80 bis 82. e) 75 bis 78. f)—. a) 72 bis 76 Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Fracht=, Markt= und Verkaufskosten, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stallpreise erheben. Marktverlauf: Großvieh schlecht mit Ueberstand, Kälber flott. Schweine ansänglich rege, später abslauend. Typhus in der Eifel. wp. Prüm(Eifel), 11. Okt.(Tel.) In dem Orte Schönecken in der Eifel sind acht Typhusfälle festgestellt worden. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen sind von den Behörden getroffen worden. Der Typhus in Hannover. wtb. Hannover, 11. Okt.(Tel.) Am Montag früh waren in den städtischen Krankenhäusern 1590 Betten mit Typhuskranken oder Typhusverdächtigen belegt. Neu aufgenommen wurden seit Samstag früh 19 Erkrankte. Es starben in derselben Zeit 6 Kranke, so daß sich die Zahl der Todesfälle auf insgesamt 206 erhöht hat. Entlassen wurden seit Samstag 54 Personen, die seinerzeit als Typhusverdächtige in die Krankenhäuser eingeliefert worden waren. Eisenbahnunfall. wib. Magdeburg, 11. Okt.(Tel.) Wie die Reichsbahndirektion Magdeburg mitteilt, entgleiste beim Durchfahren des D=Zuges 91 durch den Bahnhof Salzgitter am Sonntag früh die Lokomotive des Zuges. Außer dem Koch im Speisewagen wurde niemand verletzt. Pauik in einem Kinotheater. pw. Berlin, 11. Okt.(Tel.) In dem Nachbarhaus eines Kinotheaters in Eilenburg, wo gestern eine Kindervorstellung veranstaltet wurde, brach aus bisher noch nicht aufgeklarter Ursache Feuer aus. Große Benzinund Oelvorräte wurden von den Flammen ergriffen, so daß sich starker Unalm entwickelte, der in dicken Schwaden in das Kincheater eindrang. Unter den 200 Kindern entstand eine jurchtbate Panil, alles drängte dem Ausgang zu, wo die Kinder übereinander stürzten und die Treppe hinunterfielen. Mehr als 30 Kinder wurden schwer verletzt. Zugunfall. wtb. Bremen, 11. Okt.(Tel.) Amtlich. Heute nachmittag 12.30 Uhr fuhr der Personenzug Nr. 17 Wilhelmshaven—Bremen zwischen den Stellwerken 5 und 6 des Hauptbahnhofes Bremen auf den dort haltenden Arbeitszug Nr. 40 452. Zwei Reisende des Personenzuges wurden leicht verletzt. Die Lokomotive des Personenzuges und zwei Schlammtender des Arbeitszuges mit mehreren Achsen entgleisten und wurden beschädigt. Von dem Personenzuge sind außerdem der Packwagen und der dritte Personenwagen entgleist und beschädigt. Der vierte Wagen wurde etwas eingedrückt. Das Gleis vom Stellwerk 5 bis zum Hauptbahnhof bleibt etwa zehn Stunden gesperrt. Das Nachbargleis ist befahrbar. Der Zugverkehr ist nur unerheblich gestört. Die Reisenden des Personenzuges wurden durch einen Sonderzug abgeholt. Die Schuldfrage ist noch nicht einwandfrei geklärt. Totschlagsversuch eines Geisteskranken. wtb Kiel, 11. Okt.(Tel.) Gestern stellte sich der Polizei ein etwa 30 jähriger Feinmechaniker namens Woehlk unter der Angabe, er habe in seinem Hause in der Teichstraße die etwa 50jährige Ehefrau Koch und seinen Vater, den Schuhmacher Woehlk, mit einem Hammer niedergeschlagen. Die Angabe bestätigte sich, doch werden die beiden Verletzten mit dem Leben daronkommen. Der Täter, der früher in einer Irrenanstalt untergebracht war, hat zweifellos in einem Anfall von geistiger Umnachtung gehandelt. Hungerstreik im Zentralgefängnis von Kottbus. wtb. Kotlbus, 11. Okt.(Tel.) Seit Samstag früh befinden sich die politischen Gefangenen des Zentralgesängnisses in Kottbus im Hungerstreik, um eine Abänderung der Dienst= und Vollzugsverordnung zu erzwingen. Schweres Flugzeugunglück. wtb. Quedlinburg, 11. Okt.(Tel.) Gestern stürzte hier bei einer Flugveranstaltung der Flieger Sander, der zu einem Kunstflug gestartet war, in einer Kurve infolge des böigen Windes aus einer Höhe von etwa 150 Meter ab. Sander wurde mit schweren Arm= und Beinbrüchen sowie mit erheblichen Verletzungen am Kopfe aus den Trümmern seiner Maschine hervorgezogen. Einsturz einer Eisenbahnbrücke. wtb. Halberstadt, 11. Okt.(Tel.) In der Nacht zum Sonntag stürzte an der Strecke Halberstadt—Wegeleben aus bisher unbekannter Ursache eine im Bau befindliche Betoneisenbahnbrücke in den Goldbach. Ein Schlosser aus Magdeburg fand dabei den Tod; seine Leiche ist geborgen worden. Die übrigen Bauarbeiter konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Großfeuer in Hirschau. wtb. Amberg(Oberpfalz), 11. Okt.(Tel.) In der Nacht zum Sonnlag brach in Hirschau auf zwei Anwesen Feuer aus. Ehe noch die Bewohner der angrenzenden Anwesen ihre Habe in Sicherheit bringen konnten, hatte der Brand zehn Wohnhäuser samt den Nebengebäuden ergriffen. Außerdem ist die gesamte Heu= und Getreideernte vernichtet worden. Es wird Brandstiftung vermutet. Schreckenstat eines Geisteskranken. wtb. München, 11. Okt.(Tel.) Der geisteskranke 20jährige Schlosser Hoffmann aus Tittmoning(Oberbayern) erlitt bei seiner Ueberführung in die dertige Kränkenanstalt einen Tobsuchtsanfall. Er schlug eine alte Frau zu Boden und warf einen 79 Jahre alten Invalidenrentner über das Geländer eines Steges in einen 7 Meter tiefen Graben. Der Rentner starb kurz darauf an den schweren Verletzungen. Der Tobsüchtige konnte schließlich überwältigt werden. Schweres Flugzeugunglück in Böhmen. K3. Prag, 11. Okt. In Pardubitz ereignete sich bei einem von der Masaryk=Liga veranstalteten Schauflug ein schweres Unglück, das 14 Opfer forderte. Ein Militärflugzeug stieß gegen eine Telegraphenstänge, kippte in der Höhe von ungefähr 20 Meter um und fiel mitten in die Zuschauermenge. Dem Flugzeugführer wurden beide Beine abgerissen und der Brustkorb eingedrückt. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, wo er mit dem Tode ringt. Die übrigen Insassen erlitten außer dem Beobachter, der rechtzeitig absprang, schwere Verletzungen. Ein Insanterist ist bereits seinen Verletzungen erlegen. Von den Zuschauern wurden zwölf Personen durch das herabstürzende Flugzeug verletzt, darunter sieben schwer. wtb. Prag, 12. Okt.(Funkspruch.) Zu dem gestrigen Flugzeugunglück bei Pardubitz wird noch mitgeteilt, daß aus dem Publikum eine Person getötet, sechs schwer und einige leicht verletzt wurden. Von den verletzten Personen ist eine Frau ihren Verletzungen erlegen. Der Gattenmordprozeß Böhme. wtb. Dresden, 12. Okt.(Funkspruch.) Im Mordprozeß gegen den Sanitätsrat Dr. Böhme wegen Ermordung seiner dritten Frau fand gestern nachmittag ein Lokaltermin auf der Groß=Röhrsdorfer Flur statt, zu dem außer dem Gerichtshof die Tatzeugen erschienen waren. Nachdem der Tatort genau ermittelt worden war, suchte man die Vorgänge durch Aufstellung von Polizeibeamten genau zu rekonstruieren, wobei sich hinsichtlich der Angaben der Tatzeugen verschiedene Widersprüche ergaben. Es wurde festgestellt, daß hinsichtlich des Zeugen Holfert. der damals in etwa 170 Meter Entfernung von der Tatstelle mit Erntearbeiten beschäftigt gewesen war, eine Täuschung vorliegen kann. Holfert glaubt, daß Frau Böhme rechts von ihrem Manne gegangen sei, während der Schuß tatsächlich von links gefallen ist. Während Holfert aussagt, daß nach dem Schuß Böhme mit dem Kopfe in der Richtung auf seine Frau zu gefallen sei, behauptet der Förster, daß die Beiden ihre Stellung mit den Füßen gegeneinander gehabt hätten. Das Gericht begab sich dann an den damaligen Standort der Zeugin Schaffrath, die ebenfalls mit Erntearbeiten beschäftig: ungefähr 140 Meter entfernt vom Tatort gestanden hatte. Ueberraschenderweise schilderte die Zeugin den Vorgang heute wesentlich anders, als bei ihren früheren Verhören. Nachdem der Vorgang wieder von Kriminalbeamten dargestellt worden war bemerkte der Verteidiger, daß die Zeugin die eigentliche Tat gar nicht gesehen haben könne und daß sie als Augenzeugin gar nicht mehr in Frage kommen könne. Das Gericht begab sich dann nach dem etwa ½ Stunde entfernten Rabenstein, wo der Angeklagte angeblich versucht haben soll, seine Frau in den Abgrund zu stürzen. Der Angeklagte bestritt entschieden, den Felsen überhaupt zu kennen. Da auf dieser Seite kein Wild gewesen sei habe er immer auf der anderen Seite gejagt. Das Gericht kehrte dann nach Dresden zurück, wo die Verhandlung heute vormittag weitergeführt werden wird. Die Plädoyers sind für Mittwoch zu erwarten. Die Sturmflut. Bahndamm unterspült. wtb. Hamburg, 11. Okt.(Tel.) Wie das Betriebsamt Husum mitteilt, ist die Strecke Rendsburg—Husum zwischen Ersde und Norderstapel wegen Unterspülung des Bahnkörpers infolge Durchbruches des Eiderdeiches geperrt worden. Der Durchgangsverkehr muß umgeleitet werden. Zwischen den beiden Stationen ist ein Pengelverkehr eingerichtet worden. Deichbruch in Kurslack. wtb Hamburg, 11. Okt.(Tel.) Das gestrige Hochwasser hat in den Vierlanden erneut großen Schaden angerichtet. Alle Vorländereien sind überschwemmt, die Treibhäuser teils weggerissen. Der Kurslacker Hausdeich wurde zur Hälfte von den Wassermassen fortgespült. Der Verkehr ist gesperrt. Sturmflut bei Cuxhaven. wtb. Cuxhaven, 11. Okt.(Tel.) Vom Bergungsdampfer „Seehund“, der zusammen mit dem Bergungsdampfer „See“ gestern in der Nordsee dem treibenden Dampfer „Simon von Utrecht“ zu Hilfe geeilt war, wurden auf der Rückreise durch eine Welle sünf Mann über Bord geschleudert. Während sich vier Mann an der Leine festklammern konnten, ertrank der fünfte. Große Sturmschäden auf Helgoland. wtb. Helgoland, 11. Okt.(Tel.) Der Nordweststurm hat hier große Zerstörungen angerichtet. Das Bollwerk auf dem Nordstrand ist teilweise zerstört und teilweise schwer beschädigt. Am schlimmsten hat die Düne gelitten. Auf der Nordostseite ist ein großer Teil der Sandhügel weggerissen. Die auf der Düne wohnenden Arbeiter des Uferschutzes mußten ihre Behausungen verlassen. Großer Schaden wurde ferner an der im Bau befindlichen Verlängerung der Schutzmauer an der Westseite der Insel angerichtet. Sturmschäden an der Eider. wtb. Rendsburg, 11. Okt.(Tel.) Der orkauartige Sturm der vergangenen Nacht trieb so gewaltige Wassermengen in die Eider, daß die Deiche an mehreren Stellen brachen. Von dem gefährdeten Vich. das bis zum Leibe im Wasser steht, wird nur wenig zu retten sein. Die Provinzialchaussee Rendsburg—Friedrichstadt ist streckenweise überschwemmt. Der Ort Friedrichsgraben ist ganz von Wasser umgeben. Einzelne Häuser stehen unter Wasser. Bruch des Eisenbahndammes auf Sylt. wtb. Westerland, 11. Okt.(Tel.) Zu den Meldungen über den durch die Hochwasserkatastrophe auf der Insel Sylt verursachten Bruch des Eisenbahndammes erfahren wir noch von der Direktion der Sylter DampfschiffahrtGesellschaft in Westerland, daß der Sachschaden sehr bedeutend ist. Die Bahnstrecke ist unterspült, so daß die Schienen streckenweise in der Luft hängen. Viele Kubikmeter Erde sind weggerissen worden. Die Sachverständigen sind der Ansicht, daß besonders die katastrophalen Folgen dieser Hochflut durch den kürzlich fertiggestellten Bahndamm bewirkt wurden, der das Festland mit der Insel Sylt verbindet und das Wasser staut, so daß es die Insel überflutet. Die letzten Funkmeldungen vom 12. Oktober 1926 von 1—3 Uhr nachts. Ein Eisenbahnanschlag. wtb. Gladbeck, 12. Okt.(Funkspruch.) Auf der Strecke Oberhausen—Hamm versuchte eine Anzahl junger Burschen, mehrere auf einem Nebengeleise stehende EisenbahnWaggons zum Abrollen zu bringen. Als ihnen dies nicht gelang, legten sie einen schweren Eisenkeil auf dem Hauptbahnkörper quer über das Gleise. Einige in der Nähe befindliche Arbeiter, die den Vorfall bemerkten, eilten hinzu, worauf die Burschen flüchteten. Zur Regierungserweiterung in Preußen. wp. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Die„Germania“ beschäftigt sich hegte noch einmal mit der Frage der Regierungserweiterung in Preußen und erklärt: Eine gewisse Mißstimmung in der Deutschen Volkspartei ist durch die Ernennung des Ministers des Innern Grzesinsti entstanden. Noch stärler ist offenbar der Unwille über die Verabschiedung des volksparteilichen Staatssekretärs Dr. Meister. Die Verärgerung der Deutschen Volkspartei über diese Tatsache kann man verstehen, aber sie scheint dabei zu übersehen, daß im gegenwärtigen Stadium ein längeres Hinausschieben so wichtiger Stellenbesetzungen staatspolitisch untragbar gewesen wäre und auf der anderen Seite hätte doch die Deutsche Volkspartei Mittel u. Wege gehabt. um ihrer Meinung Ausdruck zu geben. Von solchen Einwirkungen ist indessen nichts bekannt geworden und man mußte daher annehmen, daß die Ernennungen von entscheidender Bedeutung für den Beschluß der Volkspartei zur großen Koalition nicht sein könnten. Die Vossische Zeitung weiß mitzuteilen, daß bei der Regierungskoalition in Preußen die Nachricht nicht weniger verstimmt habe, daß die Deutsche Volkspartei geneigt sein könnte, für den kommunistischen Mißtrauensantrag gegen den neuen Minister des Innern zu stimmen. Die Kunstgegenstände im Hohenzollernvergleich. pw. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Wie die Voss. Ztg. hört, werde sich der Kaiser=Friedrich=Museumsverein an die preußische Regierung und an die Parteien des Landtages wenden mit der Forderung. daß vor der Uebergabe von Kunstwerken an die Mitglieder des früheren Königshauses die maßgebenden Sachkenner zu Rate gezogen werden. Der Septembericht des Reparationsagenten. wtb. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Im ersten Monat des dritten Annuitätsjahres hat Deutschland nach dem Bericht des Generalagenten für die Reparationszahlungen rund 84938000 Goldmark geleistet. Es erhielten:: Frankreich 35 4 Millionen Goldmark, England 15,08 Millionen Goldmark, Italien 5,08 Millionen Goldmark, Belgien 6,6 Millionen Goldmark. Der Kassenbestand am 30. September weist rund 94231 000 Goldmark auf. Die Besprechungen zwischen den deutschen und den englischen Industriellen. pw. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Der Führer der deutschen Industrie=Delegation in England, Geheimrat Duisberg, wird, nach dem Berl. Tagebl., am kommenden Donnerstag in der Sitzung des Reichsverbandes der deutschen Industrie über die Ergebnisse der Fühlungnahme mit den englischen Industriellen berichten. Außerdem wird in dieser Sitzung die Debatte über die Dresdener Rede Dr. Silverbergs, welche inzwischen auch schon Gegenstand von Erörterungen des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen von Rheinland und Westfalen gewesen ist, weitergeführt werden. Amtliche Berliner Devisenkurse“ K soll erst nach dem 3. November, nach dem Wiederzusammentritt des Landtages, der bekanntlich vom Freilag dieser Woche an eine Pause einlegt, stattfinden. Von den Kommunisten sind weitere Anträge auf neue Zeugenvernehmungen eingegangen. Politische Verhaftungen. wp. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Die Berliner Polizei hat, laut Vossischer Ztg., den aus dem Hitlerputsch bekannten völkischen Führer Hauptmann a. D. Römer verhaftet. Zugleich mit ihm wurde der Leiter der Nachrichtenorganisation der kommunistischen Partei, sowie ein kommunistischer Agent in Haft genommen. Bei dem Kommunistenführer wurde interessantes Material beschlagnahmt. Der unter Fememordverdacht verhaftete Hauptmann Römer gab bei seiner Vernehmung an, daß er den Kommunisten erst seit wenigen Tagen kenne und keine weiteren Beziehungen zu ihm habe. Schwerer Automobilunsall. wtb. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Bei einem in zwei großen Aussichtswagen ausgeführten Besuch der Berliner Polizeiausstellung durch sächsische Polizeibeamle ereignete sich auf der Nundfahrt ein schwerer Unsall. Eines der Automobile fuhr gegen einen Baum, wobei 6 Polizeibeamte herausgeschleudert wurden 2 von ihren wurden schwer verletzt. Auch der Chauffeur erlitt schwere Verletzungen. Bedrohung deutscher Studenten in Paris. pw. Berlin, 12. Okt.(Funkspruch.) Der Lola'ameiger berichtet aus Paris über den folgenden Verkall: Anhänger der Action francaise drangen vorgestern in die Räume der Vereinigung deutscher Studierender in ein und beschwerten sich unter Drohungen über eine deutsche Bekanntmachung in einem Café, in der der Wechsel des Versammlungslokals der deutschen Studenten mitgeteilt wurde. Vor dem Eintreffen der berachrich igten Polizei ergriffen die Eindringlinge die Flucht. Großfeuer in einer Zuckersabrik. wtb. Barth(Pommern), 12. Okt.(Funkspruch.) Durch ein Großfeuer in der hiesigen Zuckerfabrik wurden zwei Speicher eingeäschert, wobei mehrere tauserd Zen'ner Trockenschnitzel, Keimvorräte usw. verbrannken. Bii den Löscharbeiten wurden 3000 Zentner Zucker verdorben. Die Germersheimer Angelegerheit. wtb. Germersheim, 12. Okt.(Funkspruch.) Rich'sanwalt Dr. Grimm=Essen, der zur Untersuchurg der Zwischenfälle von Germersheim hier weille, legte seine Untersuchungen am Tatort in einem Schriftsatz nieder. Am Montag verhandelte Dr. Grimm mit dem Kriegsgerichtsrat am französischen Kriegsgericht in Landau und begab sich dann nach Speyer, um mit der Kreisregierung Rücksprache zu nehmen. Gerichtsverhandlung der Germersheimer Angel genheit. wtb Paris, 12. Olt.(Funkspruch.) Die Arentur Havas berichtet, daß der zum Untersullungsrichter in der Angelegenheit des Leutnants Ronzier ernannte Hauptmann Tropé sich nach Landau beaeben hab: Die Verhandlung der Germersheimer Zwischenfälle ror dem Kriegsgericht in Landau soll am 15. Norember stattfinden. Der Haushaltvorauschlag Polens für 1927 23. wtb Warschau, 12. Okt.(Funkspruch.) Der g.strige Ministerrat hat den Haushaltvoranschlag für des lommende Jahr 1927=28 in Höhe von 1889 005 000 Jlzly angenommen. Unwetter in Istrien. wtb. Nom, 12. Okt.(Funkspruch.) In Istrien sind schwere Gewitter niedergegangen. Bei Tolmein entgleiste ein Güterzug durch einen Erdrutsch, der durch den Regen verursacht wurde. Die Idria und der Icnzo sind über die Uefer getreten. Der amerikanische Betrugsprozeß. wtb. Newyork, 12. Okt.(Funkspruch.) In der Gerichtsverhandlung gegen Daugherty und Miller, die gestern vormittag um 10 Uhr wieder ausgenommen wurde, konnten die Geschworenen zu keinem einstimmigen Beschluß gelangen. Da unter solchen Umständen ein amerikanischer Gerichtshof keinen Urteilsspruch fällen darf. wurden die Geschworenen entlassen. Staatsanwalt Buckner erklärte, er könne im Augenblick noch nicht sagen, ob er eine Wiederaufnahme des Prozesses beantragen werde oder nicht. Die Kosten des Prozesses, die der amerikanischen Regierung zur Last fallen, betragen annähernd ½ Million Dollar. Die amerikanischen Frontkämpfer gegen das Verlot des Giftgaskrieges. wtb Washington, 12. Okt.(Funkspruch.) Die Legion der ehemaligen Frontkämpfer widersetzt sich der Ratifikation des Genfer Protokolls, gegen die Anwendung von Giftgasen, da diese weniger unmenschlich seien, als die übrigen Kriegsmittel. Zum Grubenunglück in Südafrika. wib Kapstadt, 12. Okt.(Funkspruch.) Zu dem Grubenunglück bei Dundee wird noch gemeldet, daß die ganze Nachtbelegschaft, bestehend aus 4 Europäern und 114 Eingeborenen, bei der Kohlenexplosion ihren Tod gefunden hat. einstimmig die Abhaltung eines Gardetages für Schwerte und Umgebung beschlossen. Derselbe findet am 28. Nov. d. J. im Freischütz statt. Vorgesehen sind Konzerte und am Abend Ball. Die Eintrittsvreise sind so niedrig wie möglich gehalten. Der gesamte Reinertrag dient zur WeihnachtsUnterstützung der in Not geratenen Kameraden der hiesigen Vereinigung. Die gesamte Bevölkerung wie auch die übrigen militärischen Vereine von Schwerte und Umgebung werden schon heute gebeten, der hiesigen Kameradschaft. Vereinigung ihre Unterstützung zu diesem Tage angedeihen zu lassen. : M e i s t e r s c h a f t s k a m p f H a n m a n n— B r e i t e n s t r ä t e r. Der Schwerter Boxsport 1922 hat für den am Sonnabend, den 16. d. Mts., stattfindenden Kampftag in der Westfalenhalle ein Postomnibus gemietet und bittet alle Interessenten, sich beim Vorsitzenden Kremer, Mährstraße 11, in die dort aufliegende Liste einzutragen. Fahrt hin und zurück 1.50 M. Karten im Vorverkauf(2—15 J) werden ebenfalls besorgt. Schluß der Eintragung bis Mittwoch abend. Abfahrtzeit wird noch bekanntgegeben. Einen großen Erfolg bringt der Film„Herbstmanöver“, dem Lichtspielhaus„Zur Reichskrone". Alle Tage überfüllte Häuser. Da auch gestern abend sehr viele Personen keinen Einlaß mehr fanden, läßt die Direktion den Film heute abend noch einmal über die weiße Wand laufen. Alle die, die den Großfilm noch nicht gesehen haben, mögen diese letzte Gelegenheit benutzen. : Wetterbericht vom 11. Oktober. Ueber dem Alvengebiet hat sich zwar wieder ein Hochdruckgebiet aufgewölbt, doch folgt dem nach Finnland abgezogenen Sturmwirbel ein neues kräftiges Tief aus der Richtung von Schottland nach. Die Regenpause ist daher nur kurz. In Deutschland herrscht heute morgen wolkiges Wetter bei sehr kühlen westlichen Winden.— Wetteraussichten bis Mittwoch: Veränderlich mit Regenschauern bei kühlen, zeitweise auffrischenden Winden aus westlicher Richtung. Westhofen, 12. Okt. Die Grundsteinlegung des Gemeindehauses nahm am Sonntag bei freundlichem Sonnenschein, der nach dem Sturm der Nacht und dem Regen der Frühstunden des Sonntags um so dankbarer begrüßt wurde, einen schönen Verlauf. Der Schwerter Posaunenchor, der mit fröhlicher Marschmusik gegen 10 Uhr in unser Städtchen einzog, rief die rechte Feststimmung hervor und leitete auch den Gottesdienst mit einem Festchoral ein. Es war ein schönes Bild, das der Bauplatz am Schluß des Gottesdienstes bot. Zahlreiche Gemeindeglieder hatten sich zu der denkwürdigen Stunde, wie sie im Leben und in der Geschichte einer Gemeinde nur selten vorkommt, eingefunden. Nach einem Chorlied des Kirchenchors und dem Gesang der Versammelten wies Herr Pfarrer Klinker auf die Bedeutung der Stunde hin. Die letzte feierliche Grundsteinlegung fand am 17. August des Jahres 1831 statt, als an Stelle der baufällig gewordenen Kirche die jetzige erbaut wurde. Zur Kirche kommt nun das Gemeindehaus, das den mancherlei Bedürfnissen des Gemeindelebens und verschiedenen Zwecken der Wohlfahrtspflege dienen soll. Herr Kirchmeister Weistenhöfer fügte dem Grundstein eine den Bau des Hauses betreffende Urkunde bei. Nach den drei Hammerschlägen und dem Wunsch, daß Gott seinen Segen zum Bauen geben möge, folgten einige Deklamationen, in denen die Grundsteinlegung gefeiert wurde. Mit Chorlied, Gesang und Posaunen= sviel fand die schöne Feier ihren Abschluß. Sölde, 12. Okt. Die erste FürsorgeSprechstunde in unserer Gemeinde und für die östlichen Gemeinden des Amtes Avlerbeck findet am Montag, den 18. Oktober, von 9—10 Uhr vorm., in der Wirtschaft Winkelmann, Wilhelmstraße, statt. Sölde, 12. Okt. Die Suche nach stohlenen Rädern. Vor kurzem hat sich bekanntlich ein Fahrraddieb, der das Stehlen in größtem Maße betrieb, aber schließlich doch erwischt wurde, in der Arrestzelle in Avlerbeck erhängt.— Diese Diebstahlsgeschichte zieht jetzt noch weitere Kreise. Man fand nämlich bei dem Erhängten ein Notizbuch vor, worin die Namen seiner Hehler und Helfershelfer eingetragen waren. Diese konnten die abgenommenen Räder meistens nicht sofort bezahlen, weil sie sie erst weiter an den Mann bringen mußten, und so notierte er sie in sein Schuldkonto. Auf Grund dieses Kontos stellt nun die Polizei ein Suchen nach den gestohlenen Rädern an und hat auch als Helfer verdächtige Personen vernommen. Viele im letzten Jahre hier und in der Umgegend billig gekaufte Näder wurden bei den Käufern von der Polizei beschlagnahmt. Es waren das in einer kleinen Straße allein 15. Man spricht von über 100 Rädern, die die Polizei in Beziehung auf diese Diebstahlsgeschichte aufgestöbert hat. Hörde, 12. Okt. Uebereifer schadet nur. In der Wirtschaft D. an der Wellinghofer Straße kam es in den Abendstunden zu einer kleinen Auseinandersetzung. Die erregten Leute beruhigten sich jedoch bald, so daß, als die Hörder Polizei zur Stelle war, die größte Ordnung herrschte. Ein Uebereifriger hatte jedoch die Entwicklung des Streites gar nicht weiter verfolgt; er hatte auch die in der Nähe weilende Hörder Polizeivatrouille nicht erst verständigt, sondern er war sofort ans Telephon geeilt und hatte das Dortmunder Ueberfallkommando zu Hilfe gerufen. Das Dortmunder Ueberfallkommando traf auch schnell und pünktlich ein, mußte aber zu seiner großen Ueberraschung feststellen, daß es grundlos herbemüht worden war. Eine solche, einem Dummenjungenstreich gleichende Torheit wird natürlich für den Allzueifrigen noch belehrende Folgen haben. Rotizen für Gartenfteunde. Praktische Ausnützung leerstehender Wandflächen. ak. Viel zuviel Häuserwände und Mauern stehen noch kahl und unbepflanzt da; all' diese könnten zurch Bepflanzung mit Spalierobstbäumen einen schönen und erfreulichen Anblick bieten und dem vesitzer noch einen guten Ertrag erwerben, wenn alle Besitzer wüßten, daß jede Wand nach jeder Himmelsrichtung durch eine geignete Fruchtart ausgenutzt werden kann. An Südwände pflanzt man Pfirsiche, Aprikosen oder Weinreben, an Nordwände die große lange Lothkirche oder Schattenmorelle. Bei Birnen und Aepfeln ist je nach der Bodenbeschaffenheit die Sortenwahl von Bedeusung. Man wende sich an einen erfahrenen Obsttaufachmann seiner Nachbarschaft oder andernfalls an eine zuverlässige Baumschulze zwecks Beratung über geeignete Sorten. Pflanzt Obstbäume! gk. Der Vorzug der Herbst= vor der Frühjahrs##flanzung der Obstbäume beruht auf der Erscheinung, daß bei der Pflanzung im Frühjahr die #ildung neuer Wurzeln zugleich mit der Bildung neuer Triebe geschehen muß. Beim Baum, den wir in Herbst pflanzen, findet der im Frühling sich bilende Trieb bereits nahrungsaugende Wurzeln vor. Penn man ans Pflanzen gehen will, lege man besonderen Wert auf die Auswahl des Pflanzenmaterials. Nur gesunde und sortenechte Pflanzen aus einer zuverlässigen Baumschule wachsen leicht und Pfrrudig an und bringen zeitige und reiche Erträge. Wie werden Obstbäume sachgemäß gepflanzt? gk. Die Pflanzlöcher für Obstbäume werden etwa 00—80 cm tief und mindestens 1 m breit ausgeheben. In der Breite kann man unbeschränkt ge##ten, 1 m ist Mindestmaß. Einige Wochen vor dem Pflanzen werden die Löcher mit Erde, der etwas I#salkasche oder Thomasmehl beigemischt ist, gefüllt, #amit sich die Erde bis zum Pflanzen gesetzt hat. Vor dem Pflanzen werden die Baumpfähle einweschlagen. Die Erde darf mit Dung nicht gemischt sverden. Die gut verteilten Wurzeln werden mit lockerer Gartenerde bedeckt, die gut angetreten wird. Der Wurzelhals muß hierbei 10—15 cm höher steuhen, als es in der Baumschule der Fall war, weil der Baum mit der Erde noch etwas senkt. Zu#letzt wird der Baum am Pfahl gut angebunden. .0 Wochenprogramm der Gesolei Mittwoch, den 13. Oktober 1926. bis 6,00 Uhr nachm.: Konzert der Kapelle der „Vereinigung ehem. Militärmusiker e. V. Düsseldorf", unter Leitung des Herrn Obermusikmeisters Karl Weiler auf dem Hauptfestplatz. Uhr nachm. bis 10,00 Uhr abends: Vorführung im Tanagra=Theater.(Halle 148). Neues Programm. bis 10,00 Uhr abends: Konzert der Kavelle der „Vereinigung ehem. Militärmusiker e. V. Düsseldorf“, unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Karl Weiler auf dem Hauptfestplatz. bis 10,00 Uhr abends: Beleuchtung der Ausstellungsbauten und der Rheinbrücke. bis 8,30 Uhr abends: Großes Feuerwerk und Rheinuferbeleuchtung ausgeführt von der Firma Arthur Platz, Düsseldorf. bis 10,00 Uhr abends: Spiel der großen Leuchtfontäne auf dem Hauptfestplatz. Uhr abends(nach Schluß des Feuerwerks): Künstlerspiele der Vereinigung Düsseldorfer Künstler„Palette“ im Vortragssaal(Halle Nr. 67). Kultur=Jubiläen. 12. Oktober. 1501. Tod des italienischen Bildhauers Mattao Alioitali, berühmt durch seine Engelsfiguren im Kom zu Lucca. 1726. Vertrag zu Königswusterhausen. Schwerte, den 12. Oktober 1926. + Hauslisten! Von morgen ab beginnt das EEinsammeln der Hauslisten. Die Bürgerschaft wird sebeten, die ausgefüllten Listen zum Abholen beSreitzuhalten. * Polizeibericht. Folgende Fälle gelangten in Aber Zeit vom 3. bis 9. Oktober bei der Polizei zur Ainzeige: 2 Sachbeschädigung, 3 Diebstahl, 9 Uebereletungen, 3 Körververletzung, 1 Betrug. 58 Veronen meldeten sich obdachlos. + Aus der kathol. Gemeinde. Am Montag, den d. Mts., findet der 2. religiös=wissenschaftliche Vbortrag in der Pfarrkirche statt. Der JesuitenAvater Bönner aus Düsseldorf spricht über das Pülter des Menschengeschlechtes in Bibel und WissenVchaft. Das Thema dürfte allgemeines Interesse gachrufen. Zu dem Vortrag ist jedermann freundeingeladen. * Die Volksbibliothek kann heute noch nicht er##net werden. Näheres wird noch mitgeteilt. Die Sprechtage des Westfäl. Bauernvereins Eind in Schwerte am 29. Oktober in der Zeit von —2 Uhr in der Wirtschaft Potthoff, Schützenstr. Kamerdsch. Vereinig. ehem. aktiv gedienter Oardisten Schwerte u. Amgebung. In der am Sonntag stattgefundenen Monats=Versammlung, die ##n annäbernd 40 Kameraden besucht war, wurde + Hürde, 12. Okt. Einbruch in eine Verkaufshalle. In der Nacht wurde in die an der Schul= und Schildstraßen=Ecke stehende Verkaufshalle des Herrn Bracht eingebrochen. Die Diebe entwenderen Schokolade, Zigarren und Zigaretten. Das in der Kasse befindliche Wechselgeld blieb jedoch unberührt. Am vorgestrigen Sonntag sind folgende ResulBei dem Waldlauf in Vorhalle am 3. Oktober errang der Jugendliche von S. S. V. 06 Reinhold Wolf unter starker Beteiligung in der Klasse Jahrgang 1908/09(65 Teilnehmer) den 12. Platz vorHilpert(Alemannia Schwerte). Boxen. in der Wstfalenhalle. Die Meisterschaft Breitensträter Haymann Das Kampfgericht. Bekanntlich ist der Unternehmer bei Meisterschaftskämpfen ohne Einfluß auf die Bestimmung des Kampfgerichtes. Dieses wird vielmehr von der Boxsport=Behörde Deutschland(B. B. D.) nominiert. Die B. B. D. bestimmte nunmehr in ihrer letzten Sitzung, das folgende Herren am Sonnabend, den 16. Oktober 1926, zur Meisterschaft BreitensträterHaymann amtieren: Ringrichter: Walter Rothenburg, Hamburg. Diese Wahl ist zu begrüßen, da Rothenburg zu unseren fähigsten Ringrichtern gehört. Delegierter: Pietro Faccenda, Düsseldorf, Mitglied der B. B. D. Punktrichter: Dr. Guttmann, Berlin; Hans Grimm, Berlin; Fückers, Elberfeld. Die deutsche Schwergewichtsmeisterschaft in der Westfalenhalle. Ein nationales Programm. Die Direktion der Westfalenhalle hat diesmal darauf verzichtet, die Nebenkämpfe zum Meisterschaftskampf Breitensträter[Haymann, am 16. Okt., abends 7½ Uhr, international zu besetzen, in der richtigen Annahme, daß zu einer nationalen Meisterschaft auch ein nationaler Rahmen gehört. Die Kömpfe sehen durchweg Paarungen westdeutscher Boxer mit Leuten aus dem Reiche vor; so kämpft der Kölner Sensen gegen Exmeister Herse, Berlin. Die tragische Niederlage des letzteren gegen Erimm im Kampf um die Meisterschaft ist noch in aller Erinnerung, ebensogut jedoch seine großen Kämpfe in Paris, die ihn zu einem, unserer besten Vertreter im Ausland stempelten. Sein Gegner Sensen vollbrachte eine Leistung, die ihn zu einem absolut ernsthaften Widersacher für Herse machen, konnte er doch mit dem absolut erstklassigen Koblenzer Heeser II unentschieden über die Distanz gehen. Minow, Düsseldorf, ein ernsthafter Anwärter auf die Krone im Bantamgewicht, der sich durch seinen herzerfktschenden Kampf gegen Graß in der Westfalenhalle die Sympathien der Sportgemeinde im Sturm eroberte, trifft auf den auch zu der ersten Garnitur gehörenden Michelson, Berlin, im Ausscheidungskampf um die Meisterschaft. Sahm, Hamburg, der Gegner und Besieger Schell's in der Westfalenhalle bestreitet einen 6 Rundenkampf gegen Otto, Bochum; auch hier ist ein Kampf zu erwarten, der vom ersten Gongschlage an mit äußerster Schärfe und Härte geführt werden wird. Deutsche Curnerschaft. Was Goethe über das Turnen sagt. „Die Turnerei halte ich wert, denn sie stärkt und erfreut nicht nur den jugendlichen Körper, sondern ermutigt und kräftigt auch Seele und Geist gegen jede Verweichlichung.“ „Ich bin den deutschen Turnübungen durchaus nicht abgeneigt. Um so mehr hat es mir leid getan, daß sehr bald allerlei einschlich, so daß die Behörden sich genötigt sahen, sie zu beschränken oder gar zu verbieten und aufzuheben.(Turnsperre). Damit ist nun das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Aber ich hoffe, daß man die Turnanstalten wieder herstelle(Aufhebung der Turnsperre 1842), denn unsere deutsche Jugend bedarf es, besonders die studierende, der bei dem vielen geistigen und gelehrten Treiben alles körperliche Gleichgewicht fehlt und somit jede nötige Tatkraft zugleich.“ Veranstaltungen Casé und Weinrestaurant zum Anker. Am morgigen Abend findet in den besonders dekorierten Räumen ein großer Wunsch= und Ehrenabend des berühmten Klavierhumoristen Heinz May statt. Nachstehendes Programm wird die sehr beliebte Hauskapelle Steffgen zur Abwicklung bringen: Patrouillenritt, Marsch von M. Oscheit; Wiener Blut, Walzer von J. Strauß; Leichte Cavallerie, Overtüre von Suppé; Matinata, Lied von Leoncavallo; Norma, Fantasie von Ad. Schreiner; Die Fledermaus, Potpourrie von J. Strauß. Anschließend Tanz. Die Vorträge von Heinz May werden dem Abend die nötige Würze geben. Großen Beifall findet die von ihm gespielte Siamesische Wachtparade. Alles in allem verspricht der Abend ein besonderer Genuß zu werden. Sender Dortmund. Mittwoch. 1.30 Uhr nachm.: Uebertragung von Münster. 3.45 Uhr: 15 Minuten der Frau. 4 Uhr: Aus dem Lande der alten Pagoden. 5 Uhr: Kinderstunde. 5.30 Uhr: Schubert— Schumann Brahms. 6.30 Uhr:„Röhrenempfänger“. 7.15 Uhr:„Meyerbeer und seine Oper„Der Prophet“. 7.30 Uhr:„Der Prophet“. Sender Münster. Mittwoch. 1.30 Uhr nachm.: Eine Overettenschau. 4 Uhr: Bunt. Nachmittag. 6 Uhr:„Von Kapstadt nach Meriko, dem Aegypten Amerikas“. 6.40 Uhr:„Maul= und Klauenseuche“. 7,15 Uhr: Uebertragung von Dortmund. Eisenbahn=Anglück in Schwerte=Ost Heute morgen stießen im sogenannten Geisecker Loch ein Bau= und ein Güterzug zusammen. Wer das Unglück verschuldet, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Der Materialschaden ist nicht unwesentlich. Drei Verletzte mußten mittels Tragbahre zum hiesigen evgl. Krankenhaus geschafft werden. Börsen und Märkte. Dortmunder Schlachtviehmarkt vom 11. Okt. Bericht über die Preisfeststellung des heutigen Schlachtviehmarktes. Amtliche Notierungen der Marktkommission. Dem heutigen Schlachtviehmarkte waren zugeführt: 732 Stück Großvieh, 264 Kälber, 260 Schafe, 2000 Schweine. Der Marktverlauf war bei Großvieh langsam, bei Kälbern flott, Schafen mittel, Schweinen gut.— Es wurden bezahlt für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen: a) 1. jüngere 58 bis 60, 2. ältere 55—57; b) 1. jüngere 52—54, 2. ältere 51—52, c) 48—50, d) 46—48. Bullen: b) 52—55, c) 47—51, d) 40—46. Kühe: a) 56—58, b) 51—55, c) 42—55, d) 25—41. Färsen: a) 58—60, b) 58—60 und 55—57, c) fleischige 55 bis 57 und 45—54. Kälber: b) 102—105, c) 98—101, d) 65—97. Schafe: a) 50—52, b) 47—49, c) 40—46, d) 35—39. Schweine: a) 84—85, b) 84—85, c) 82 bis 84, d) 82—84, e) 77—81, f) 74—76.— In den Preisen sind enthalten die Unkosten an Fracht. Viehhofgebühren, Umsatzsteuer, Händlergewinn. Briefkasten. A. H. 20. Sparguthaben, die bis zum 31. 12. 1917 eingezahlt sind, werden vom Nennbetrag aufgewertet, Sparguthaben, die später eingezahlt sind, nach dem Goldmarkstand der Umrechnungstabelle zum Aufwertungsgesetz und zwar bis zu 12½% ihres Goldmarkbetrages. Ueber die Verzinsung sind noch keine Bestimmungen erlassen.— Das Gehalt eines Beamten in Gehaltsklasse X beträgt 385 bis 495 Mark. Dazu kommt ein Wohnungsgeld von 75 A und die Familienzulagen. Skatspieler. Bei Revolution wird auch der Skat umgetauscht. Verantwortl. für Unterhaltung u. Wissen, Theater, Konzert, Turnen u. Sport: Th. Schäfers, Schwerte. geben, nur in kochendem Wasser aufgelöst vorzügliche Fleischbrühe die als Frühstücksgetränk, für Fleischbrühsuppen und Soßen Verwendung findet. Sportnachrichten. Du warst so jung, Du starbst so früh. Wer dich gekannt, vergißt dich nie! Heute morgen 7¾ Uhr starb nach kurzem, schwerem Leiden mein heißgeliebter Mann, unser treusorgender Vater, Bruder, Onkel und Neffe Kar HahautBons-Rasstollung im Gemeindehaus, Hagener Straße Täglich(auch Sonntags) geöffnet v. 11 Uhr vorm. bis 8 Uhr abends. Der 500. u. 1000. Besucher erhält ein Geschenk Prima OchsenGestlersteisch täglich frisch zu haben bei Andr. Bischoff Schulstraße 3 am Markt Trauerbriefe liefert schnell u. preisw. Carl Braus, Schwerte, im Alter von 28 Jahren. Um stille Teilnahme bitten Die trauernden Hinterbliebenen: Wwe. Elisabeth Hill und Kinder Familie Hill. 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Zu diesen beiden hat sich nun eine dritte Macht gesellt, die sich mit solcher Intensität Geltung zu schaffen sucht, daß sie die beiden anderen zu verdrängen im Begriff ist: Italien. In welcher Richtung die Ziele dieser Bestrebungen Mussolinis liegen, ist längst ein offenes Geheimnis: Ausdehnung nach Osten und Südosten, also an der Adria und im östlichen Mittelmeer, sei es aus politischen, sei es aus wirtschaftlichen Gründen. Verschiedene Umstände begünstigten die Bestrebungen Italiens. In Griechenland kam ein Diktator zur Herrschaft, der sein Vorbild in seinem großen italienischen Kollegen sah und sich mit diesem in seiner Sympathie zweifellos näher einließ, als es für das Interesse Griechenlands zuträglich war. Nachdem Italien schon zuvor es verstanden hatte, einige Inseln, wie die Dodekanes, in seinen Besitz zu bringen, machte es jetzt den brutalen Versuch, die Schifffahrt an der griechischen Küste in seine Hand zu bekommen, was ihm allerdings nur zum Teil gelungen ist. Ferner liegt der Gedanke nahe, daß Griechenland sich für Italien wirksam als Vorspann verwenden ließe, wenn Mussolini bei seinen Plänen im östlichen Mittelmeer auf Widerstand stoßen sollte und Interesse daran hätte, einen Druck auf die Türkei auszuüben. In dieser Beziehung mag man auch an die sensationelle Enthüllung denken, daß Pangalos eine Aktion gegen die Türkei vorbereitet haben soll. Allerdings mußte sich jeder Kenner der griechischen Verhältnisse sagen, daß dort die politische Lage— auch zur Zeit der Diktatur— nicht so konsolidiert sei, als daß man das Land als sicheren politischen Faktor werten dürfte. Der Umschwung in Griechenland hat wirklich zu einem kleinen Rückschlag, zu einer gewissen Abkühlung geführt. In Rom hat man sich seinerzeit stark beunruhigt gefühlt, daß die griechisch=italienische Annäherung durch die freundschaftliche Politik, die die neue griechische Regierung gegen Jugoslavien einschlug, in den Hintergrund gedrängt werden könnte. In Rumänien ging es ähnlich. Man pflog lange Verhandlungen für einen italienisch= rumänischen Freundschaftsvertrag, doch als er zum Abschluß kam, hatte zwar Italien erreicht, was es wollte(Absatz für seine Produkte, Meistbegünstigung usw.), aber Rumänien blieb in dem Punkte, worauf es ihm am meisten ankam, die Anerkennung seiner Rechte in Bessarabien, gänzlich unbefriedigt. Die Unterzeichnung der Anerkennung unterblieb in letzter Stunde. Die rumänische Presse verurteilte mit Ausnahme der Regierungsblätter den Vertrag auf das schärfste und erhob heftige Vorwürfe gegen den Präsidenten Averescu, bei dessen Entschlüssen persönliche Sympathie für Mussolini nicht ganz ohne Bedeutung gewesen sein mag. Es bleibt abzuwarten, wie nun die Annäherung, die durch den Besuch des rumänischen Königspaares im nächsten Jahre ihren offiziellen Ausdruck finden soll, weiter verläuft. Der letzte Gruß. M 1 # Emil Jannings' Abschied von Berlin. Samstag nachmittag hat der bekannte und beliebte Filmschauspieler Emil Jannings Berlin verlassen, um sich von Hamburg aus nach Amerika einzuschiffen. Emil Jannings ist von der amerikanischen Filmgesellschaft Paramount für 6 Monate zu Filmaufnahmen in Amerika verpflichtet. Auf dieser Reise begleitet ihn seine Gattin, die bekannte Schauspielerin und Filmschauspielerin Gussy Holl. Ein gewaltiger Freundeskreis, der sich am Lehrter Bahnhof eingefunden hatte, bewies dem Schauspieler=Ehepaar die große Sympathie, die es sich mit seiner Kunst auf der Bühne und im Film erworben hat. Emil Jannings, als einer der prominentesten Vertreter der deutschen Schauspielkunst, wird in Amerika den Ruhm und das Ansehen des deutschen Theaters und der deutschen Darstellungskunst noch erhöhen. Der Berliner Oberbürgermeister Dr. Boeß hatte es sich deshalb nicht nehmen lassen, zu Ehren des abreisenden Emil Jannings einen besonderen Empfang im Berliner Rathaus zu veranstalten. Bei diesem Empfange, zu dem auch die Vertreter der Reichsregierung und der preußischen Regierung erschienen waren, wies der Oberbürgermeister Dr. Boeß auf die Bedeutung hin, die die Reise Emil Jannings für die Vermehrung des deutschen Ansehens im Auslande habe. Unser Bild zeigt das Schauspieler=Ehevaar Emil Jannings und Gussy Holl bei der Abfahrt vom Lehrter Bahnhof. In Bulgarien traten die freundschaftlichen Bemühungen Italiens, man möchte fast sagen Werbungen, in letzter Zeit vor allem in der Antrittsrede des neuen italienischen Gesandten in Sofia, Piaccentini, in Erscheinung. Ebenso sei daran erinnert, daß Mussolini sehr viel daran liegt, die beiden Länder durch Bindung der Königshäuser— Verheiratung des Zaren Boris mit einer Prinzessin aus dem italienischen Königshause— enger aneinander zu fesseln. Man kann sich denken, daß Jugoslavien über alle diese Erscheinungen wenig entzückt ist. Besonders der rumänisch=italienische Vertrag hat, wenn man es sich auch nicht so anmerken ließ, in Belgrad arg verstimmt. Daß eine Zahl von Führern der mazedonischen Bewegung sich gerade Rom als Ort ausgesucht hatte, wo sie, wie es heißt, Zuflucht gefunden haben und von wo sie neue Pläne schmieden sollen, war natürlich nicht geeignet, die Sympathie für Italien zu vermehren. Es sieht doch letzten Endes alles danach aus, als ob Italien Jugoslavien in eine isolierte Stellung drängen und sich für den Fall, daß es zu Schwierigkeiten und Konflikten käme, die Sicherung verschaffen wollte, von den Nachbarn Jugoslaviens nicht gestört, wenn nicht gar unterstützt zu werden. Ueber alles das kann der zwischen den beiden Ländern geschlossene Handelsvertrag nicht hinwegtäuschen. Keiner der Balkanstaaten kann etwas dagegen haben, wenn Italien durch lebhaftere Handelsbeziehungen— wie das ja auch eingetreten ist— in nähere wirtschaftliche Beziehungen zu ihnen kommen will. Aber ebenso energisch müßten sich die Balkanstaaten dagegen wehren, entweder selbst das Angriffsobjekt einer Expansionspolitik zu sein oder im Falle eines Konfliktes mit in den Strudel gerissen und gegeneinander ausgespielt zu werden. Diese Tatsache weist, wie so viele andere, darauf hin, daß die Balkanstaaten nicht mehr gegeneinander arbeiten dürfen, sondern zu einer Einigung kommen müssen. Denn gerade die Uneinigkeit ist es, worauf der Dritte, der das Geschäft machen will, spekuliert. Es wird interessant sein, die weitere Entwicklung dieses Kräftespieles zu verfolgen, insbesondere, wie sich die Beziehungen Italiens zur Türkei gestalten werden, die noch etwas unklar und unbestimmt sind. Eines aber ist jedenfalls sicher: Italien wird in der Zukunft auf dem Balkan vor allen anderen ein Wort mitzureden haben und vielleicht für den Balkan einmal sogar schicksalgebend sein. Aus den Provinzen. 1000 neue Wohnungen in Hagen? Hagen, 12. Okt. Der Stadt Hagen ist ein östlich des Pflegehauses liegendes Gelände preiswert angeboten worden. Das Gelände würde nach seiner Aufschließung Platz für etwa 300 Wohnhäuser mit über 1000 Wohnungen bieten. Der Aussichtsrat der Gemeinnützigen WohnungsfürsorDienstag, 12. Oktober 1926. gegesellschaft beschäftigt sich mit diesem großzügigen Plan. l. 2412#2 Erwerbslosenziffer. Fröndenberg, 12. Okt. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger betrug laut Angabe des Arbeitsnachweisamtes am 2. Oktober ds. Is. 253 Personen gegen 268 anfangs vorigen Monats. Mit Notstandsarbeiten wurden 34 Erwerbslose beschäftigt. Zur Nachahmung empfohlen! Fröndenberg, 12. Okt. Aus Menden wird uns mitgeteilt, daß der dortige Detailistenverein beschlossen hat, den Mendener Erwerbslosen eine einmalige Winterbeihilfe in Lebensmitteln, Bekleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen zukommen zu lassen. Die Einzelheiten werden noch bekanntgegeben. Es soll eine möglichst dem Bedürfnis entsprechende und gerechte Verteilung stattfinden. Schwerer Unglücksfall. Bochum, 12. Okt. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in Altenbochum. Mehrere Kinder spielten mit einer Flasche, die sie mit Karbid und Wasser gefüllt hatten. Plötzlich explodierte die Flasche. Der Inhalt flog dem Sohne des Schreinermeisters B. ins Gesicht. Er wurde mit schweren Verletzungen ins Bergmannsheil eingeliefert. Das Augenlicht gilt als verloren. Riesenviehschmuggel. Rees, 11. Okt. Zu der Verhaftung eines Fuhrunternehmers aus Speldrop wegen eines groß angelegten Vieh= und Bandenschmuggels erfährt man, daß in diese Angelegenheit sehr viele Landwirte und Händler verwickelt sind. Es finden dauernd weitere Vernehmungen statt. Bereits über 30 Stck. Vieh sind von der Behörde beschlagnahmt worden. Ein Hauptbeteiligter soll sich bereits der Haft durch Flucht entzogen haben. Freispruch. Münster, 11. Okt. Der praktische Arzt Dr. Wilhelm Jochum war am 19. April ds. Is. von dem erweiteren Schöffengericht wegen eines versuchten Vergehens im Sinne des§ 218 zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen dieses Urteil legte der Verurteilte und die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Die große Strafkammer verhandelte in ihrer Montagssitzung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit erneut gegen Jochum. Die Verhandlungen, die sich bis in die späten Abendstunden hinzogen, endeten sind nur notwendig um Ihren Schuhen immer wieder neuen Glanz und neues Aussehen zu verleihen. Sie müssen aber PILO in der schwarzen Dose als Pflegemittel verwenden. in der echwarzen Dose die Glocken von Vr. Arrotal Roman von Willy Zimmermann=Ssuslow. Urheberrechtschutz durch Hermann Berger, Roman=Verlag, Berlin, SO. 36. 49. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). „Nein, nein, nein.“ Beide Arme warf sie der überraschten Gefährtin um den Hals. Sie drückte sie an sich, schluchzte auf, weinte, wie eine Mutter über das Wiedersehen mit ihrem totgeglaubten Kinde weint, und sank dann endlich, selig unter Tränen lächelnd, matt in den Stuhl zurück. Doch nicht lange währte dieses stille Dahinträumen des Freiheitsgenusses. „Liebes, kleiden Sie mich um. Ich muß fort.“ „Wohin, Kind, um Himmelswillen, wohin?“ „Fort muß ich, fort, fort.“ „Wohin denn nur? Reden Sie doch.“ „Zu ihm.“ XXVI. Die Sühne. Vor seinem mit marmornen Säulen eingefaßten Toilettespiegel stand Graf Wartenberg. Er legte die letzte Hand an seine Toilette. Jung, elegant, wohlgeformt drehte sich das Bild noch einmal im feingeschliffenen Glas: es hatte die Kritik seines Originals bestanden. „Es ist alles gut gegangen,“ sagte Graf Wartenberg leise vor sich hin.„Der Mensch ist zu bewundern, der über das Steingeröll, über die Wildbäche und Gletscher des Lebens den Weg zum Gipfel findet. Kann man ihm übelnehmen, wenn er hier und da springt, rutscht, strauchelt? Die Hauptsache ist, er steht aufrecht am Ziel und schaut in die Sonne.“ Mit einer feinen Bürste reinigte sich der Graf zum wiederholten Male die Aufschläge seines Frackes. Ihm schien, als streue sich von seinem Gesicht feiner Puderstaub unablässig auf die Kleidung. „Jetzt bin ich gerettet,“ setzte er sein Selbstgespräch fort.„Meine mißliche Wirtschaftslage taucht in dem Ueberfluß des Herrn Schwiegervaters wie ein Zuckerstäubchen in der Milch unter. Unmerklich löst es sich auf, ja, es versüßt dazu noch das Getränk. Der Wechsel, die Aktiengesellschaft, die Spielschulden, sonstiges,— pah— Lappalien, an die ich morgen mit dem Scheckbuch vom Bankhause Freytag in der Tasche nicht mehr denke. Ja, ja, so ist das Leben, auf und ab, auf und ab, und wer den Kopf über Wasser hält, sieht den Strand und wird das Ufer erreichen.“ Heftig wurde die Tür aufgerissen. „Schluß! Alles verloren!“ „Was denn, was denn, Egon?“ „Der Graf weiß von der Wechselfälschung.“ „Die du vorgenommen hast.“ „In deinem Namen.“ „Wie hast du es erfahren?“ „Ich habe ihn bei Bankier Freytag gesehen. Er sah wie eine erwachende Mumie aus.“ „Wie spät ist es?“ „Dreiviertel Zehn.“ „Geld habe ich. Wir müssen fort!“ Egon verschwand. In größter Eile rafste der Graf einige Sachen zusammen und stopfte sig in einen kleinen Handkoffer. Dann zog er sich einen weiten Mantel über, stülpte sich den grünen Hut mit dem weit herausstehenden Gemsbart über und wandte sich zur Tür. „Halt, das wichtigste.“ Das schwarze Lederetui mit dem Revolver ließ er in die Tasche gleiten. „So. die Partie wendet sich zunächst. Hinaus.“ Er prallte gegen den zurückstürmenden Egon. „Zu spät!“ „Was heißt das?“ „Die Polizei ist da. Graf Achner bei ihr.“ „Verflucht!“ Graf Wartenberg knirschte mit den Zähnen. Einen Moment sann er mit zuckenden Gesichtsmuskeln vor sich hin. Dann öffnete er die Tasche, warf Mantel und Hut von sich und entnahm der schwarzen Hülle den Träger der letzten Zuflucht in die ewige Trostlosigkeit. „Wir haben jetzt also die Bilanz zu ziehen,“ sagte er mit erschütternder Ruhe.„Du und ich.“ „Laß das,“ wandte sich Egon zur Seite.„Ein paar Jahre Zuchthaus sind gutes Löschpapier für unsere Tinte.“ Des Grafen Gesicht vollzog sich zu unheimlichem Lächeln. „Ins Zuchthaus willst du? Ich hielt dich für tapfer. Hier, nimm hin, ich lasse dir den Vortritt.“ „Unsinn. Ist es so wichtig, sich darum das Leben zu nehmen?“ „Ja, es ist so wichtig, Feigling.“ Auf dem Gang näherten sich harte Schritte. Ein Knall durchklirrte das Zimmer. Graf Wartenberg lag am-Boden, neben ihm die rauchende Mündung der Waffe. Im gleichen Augenblick fühlte sich Egon von mehreren Händen ergriffen, die ihn heftig ringsum drehten und seinen Körper nach Waffen abtasteten. „Wer ist das?“ fragte der führende Beamte. Graf Achner sah in das zusammenzuckende Gesicht Egons. „Ein Spitzbube ist's.“ Nun wandte er sich dem Grafen Wartenberg zu. In tiefster Erschütterung beugte er sich über das zur Seite gekehrte Gesicht, dessen blutleerer, wenig geöffneter Mund die wie in letztem Schmerz aufeinander gepreßten Zähne zeigte. Schwach klang der Puls den Abschied von der Welt. „Graf Wartenberg,“— die Stimme des Grafen Achner bäumte sich gegen den Griff, den die Rührung an sein Herz tat—„wenn Sie mich noch verstehen sollten, so nehmen Sie dies als letzten irdischen Trost mit sich. Als ich soeben dieses Gesicht des Mannes sah, der kurze Zeit bei mir im Dienst stand, um die Verhältnisse in meinem Hause auszukundschaften, wußte ich sofort, wer die Spatenstiche zu ihrem Grabe geschaufelt hat. Im Gedenken an Ihren toten Vater und Ihre tote Mutter rufe ich Ihnen zu: ich vergebe Ihnen, Graf Wartenberg. Nehmen Sie diese Worte als Geleit auf dem Wege zu Ihrem himmlischen Richter.“ Die Hände des Sterbenden hoben sich langsam und falteten sich leicht über der Brust. Und die Lippen des Mannes, der sich im Kampf um den Sieg des irdischen Lebens der gleißenden Wasse der Skrupellosigkeit rücksichtslos bedient hatte, bewegten sich unmerklich, lautlos, als wollten sie mit einem letzten Glaubensseufzer für Lüge und Falschheit Vergebung erflehen. Die Beamten standen mit entblößtem Kopf in ehrfurchtsvoller Entfernung von der Gruppe. Die Abendmahlstimmung des Augenblicks ließ selbst in ihren harten Herzen den wehmutsvollen Akkord des Mitleids erklingen. (Kortsetzung felgt.) Von Max Die in allen Ländern gleich schwierige Wirtschaftslage hat schon manchen haltlosen Charakter, der sich bisher auf ehrliche Weise sein seemännisches Brot verdiente, auf die Bahn des Verbrechens gelockt. Es ist eine seltsame Ware, die bei Nacht und Nebel bei hochgehender, stürmischer See mit Einsetzung des ganzen Lebens gehandelt wird. ... Alkohol und— Frauen. Nicht nur in dem klassischen Lande der Abstinenz, in den Vereinigten Staaten, steht der heimliche Handel mit Alkohol in Blüte, nein, auch die deutsche Küste wimmelt von derartigen fragwürdigen Existenzen, die mit ihren Fahrzeugen die Küstenstriche unsicher machen, wenn sie auch nur zum geringsten Teile zu solchen„Großunternehmern“ werden, wie die vor einigen Tagen verhafteten Berliner Bankiers. Die harmloseste Gruppe dieser Gesetzverächter sind die Inlandsschmuggler, ein ganz merkwürdiger, einträglicher Beruf. Diese Leute schmuggeln einfach den offiziell aus Deutschland ausgeführten Alkohol wieder nach Deutschland herein und verdienen dabei Unsummen. Die Rechnung dieser Herren ist eine sehr einfache. So ein Inlandsschmuggler, der von seinen großen internationalen Artgenossen verachtet wird, treibt auf bequeme Art sein von den Zollbehörden so gefürchtetes Handwerk. Er kauft ganz offen von der Monopolverwaltung auf reellem Wege einige Fässer Alkohol, die diese, da der Spiritus angeblich für das Ausland bestimmt ist, für kaum 30§ gro Liter abgibt. Es gehört dazu nicht einmal ein großes Kapital. Ganz offiziell gehen die Fässer an Bord, werden von den Zollbeamten versiegelt und plombiert, um dann draußen auf hoher See außerhalb der Hoheitsgrenze vom Schiffskapitän wieder entsiegelt zu werden, wozu dieser nach den Gesetzen berechtigt ist. ! Und jetzt beginnt der eigentliche raffinierte Trick: die Fässer werden abgefüllt, der Inhalt in Flaschen oder sonstige Gefäße, oft auch in verlötete Blechbüchsen und dergleichen umgegossen. In möglichst schneller Fahrt versucht nun der Schmuggelkapitän einen anderen Teil des Küstenlandes zu erreichen. Er kauft unterwegs von einem vorüberfahrenden Fischkutter eine Ladung Fische und wirft sie über die Alkoholvorräte oder wenn er ganz raffiniert arbeitete, steckt er in den Bauch eines großen Fisches eine Flasche Sprit und fährt harmlos in die deutschen Binnenhäfen ein. Da er ja aus dem Inlande kommt, werden kaum große Zollschwierigkeiten gemacht. An irgend einer passenden Stelle erwarten ihn seine Genossen und die Ausladung beginnt. Die nächste Zollbehörde ist meilenweit entfernt, und der Alkohol verschwindet in einem Keller irgendeiner Hafenkneipe. Da ein Liter reinen Sprits in Deutschland für etwa 7 Mark verkauft wird und dieselbe den Schmuggler nur 30 3 kostet, hat dieser, wenn er nur 5000 Liter schmuggelt, die Unkosten schon abdes Meeres. Hausschild. gerechnet, über 30000 A verdient und kann sich vorläufig zur Ruhe setzen bis zum nächsten Male. Weit schwieriger und gefährlicher ist schon der internationale Schmuggel. Auch hat man es hier nicht etwa mit jenen verhältnismäßig harmlosen Gelegenheitsschmugglern, sondern mit ganz schweren Jungen und Schwerverbrechern, die vor nichts zurückschrecken, zu tun. Entdeckte doch kürzlich ein deutscher Reeder, der ein Schmuggelschiff, das von der Zollbehörde versteigert wurde, erstanden hatte, hinter einer Schottwand die Leiche eines gefesselten Zollbeamten. Der Mann war, während das Schiff konfisziert wurde, noch am Leben und mußte, da er infolge des Mundtnebels nicht schreien konnte, während die Hafenpolizei das Schiff wochenlang bewachte, verhungern, weil die im Gefängnis sitzenden Schmuggler nichts davon erwähnten. Diese verwegenen Gesellen schrecken auch nicht vor einem Feuergefecht mit Zollbeamten zurück. Ihre Ware versenken sie einfach irgendwo auf dem Meeresgrunde, und zwar außerhalb der Hoheitsgrenze des betreffenden Staates, lenken mit Absicht die Aufmerksamkeit der Zollbehörde auf sich und während die Zollbeamten das Schmuggelschiff argwöhnisch begleiten, das sie aber, da es sich außer der Hoheitsgrenze befindet, nicht angreifen dürfen, nahen von der Landseite her„biedere“, Fischer mit ihren Booten, und beginnen angeblich ihr kärgliches Gewerbe, das diesmal aber recht einträglich ist, denn statt einiger Fische ziehen sie hochwertigen Alkohol aus dem Meeresgrunde heraus, verstecken ihn unter den Netzen und fahren heim. Da natürlich nicht jedes Fischerboot, das auf See hinausfährt, immer von der Zollbehörde untersucht werden kann, gelingt diese Art des Schmuggels fast immer. Die halb trocken gelegten Länder Skandinaviens, in denen der Verbrauch des Alkohols rationiert ist, versuchen natürlich auch auf alle mögliche Weise, sich das köstliche Naß zu verschaffen. Ein heiteres Erlebnis, wobei ich selbst mit meinen Leuten unbeabsichtigt zum Alkoholschieber geworden bin, ist mir noch heute in Erinnerung. In einer stürmischen Oktobernacht strandete ich mit meiner Motorjacht„Uada“ oberhalb Malmös. In einem nahegelegenen Seebad fanden wir in einem Hotel angenehme Aufnahme, mußten unsere Nimen eintragen usw. Tags darauf mußten wir wieder unsere Anmeldeformulare ausfüllen und so ging es jeden Tag fast zwei Wochen lang, bis wir hinter das Geheimnis kamen. Der Hotelier erhielt nämlich für jeden neuangemeldeten Fremden ein gewisses Quantum Alkohol zugeteilt. Das machte in 14 Tagen für 5 Mann die jeden Tag frisch angemeldet wurden, schon ein ganz beträchtliches Quantum aus. Der geschäftstüchtige Wirt rieb sich vergnügt die Hände und spendete meinen Leuten als Gegenleistung einige Flaschen Schwedenpunsch, die wir„Gelegenheitsschmuggler“ auf das Wohl der Monovolverwaltung leerten. mit der Freisprechung des Angeklagten mangels ausreichender Beweise. Das Gericht konnte auf Grund des Ergebnisses der Beweisaufnahme eine vollendete oder versuchte Handlung des Angeklagten im Sinne der Anklage trotz dringender Verdachtsmomente nicht feststellen. Staatsanwaltschaftsrat Hoberg hatte den Angeklagten für überführt erachtet und mit Rücksicht auf besondere Umstände die in erster Instanz verhängte Strafe als zu niedrig erachtet und in der jetzigen Berufungsinstanz 1 Jahr gefängnis beantragt. Die Verteidigung des Angeklagten lag in den Händen der Rechtsanwälte Dr. Frank 1 Dortmund und Dr. Hallermann Münster. Vom Dach gestürzt. Münster, 11. Okt. Ein Anstreichergehilfe, der am Dache eines Hauses in der Sophienstraße beschäftigt war, stürzte vorgestern in den Mittagsstunden infolge Bruches der Leiter auf die Straße, wo er mit schweren Verletzungen liegen blieb. Er wurde in das Franziskushospital eingeliefert. Selbstmordversuch eines Polizeibeamten. Münster, 12. Okt. Ein Wachtmeister der Schutzpolizei in Münster versuchte in der Aegidi=Kaserne durch einen Revolverschuß seinem Leben ein Ende zu machen. Der Schuß durchbohrte die Brust, sodaß der Beamte in schwerverletztem Zustande dem Krankenhaus zugeführt werden mußte. Die Motive zur Tat des verheirateten Beamten sind noch unbekannt. Ein Tag im Kindergarten. Von Herta Solzmann. „Tick=tack, tick=tack,“ sagt die Uhr. Sonst ist es ganz still im Kindergarten. Wie lange noch? Zarte Schrittchen verkünden das Eintreten der Frühaussteher. Vergeblich bemühen sich zwei kleine Kinderhände die Tür zu öffnen. Ich helfe nach und durch die Tür schieben sich ein kleines Mädchen mit seinem drejährigen Brüderchen. Schnell auf die Matte. Dann strecken sich mir zwei Händchen zur Begrüßung entgegen. Aus ihren freudestrahlenden Augen lacht eine Welt voll Seeligkeit— glückseliges Kinderland! Nun steht die Tür kaum still. Immer mehr füllt sich der Raum. Welch frohes, lustiges Leben und Treiben! Dort ein Grüppchen im innigen Gespräch. Hier bitten drei Kleine beharrlich mit der Puppenstube spielen zu dürfen. Es gehört schon viel Erfindungstalent dazu, um unter den Puppenmüttern keine Revolution zu entfachen. Inzwischen führen einige Knaben einen erbitterten Kampf um ein Schaukelpferd, dessen bedrohter Besitzer aus Leibeskräften schreit. Was gibt es für die„Tanten“ nicht alles zu tun! Streite schlichten, Tröster sein, Schürzen und Haarschleifen binden usw. Um ¼10 Uhr kommt plötzlich auf einen Wink große Unruhe unter die Kleinen; denn jetzt wird aufgeräumt. Wie im Bienenhaus geht's geschäftig hin und her. Dann sitzen die Kleinen still in den Bänken. Aus frohen Kinderseelen klingt freudig und hell das Morgenlied. Auch das Turnen kommt zu seinem Recht. Nach fröhlichem Austummeln ist der Appetit am Frühstückstisch um so größer. Hierselbst teilt der Gruppenvater die Frühstücksbretter aus und die Gruppenmutter die Brottaschen. Nachdem die Seelchen ein inniges Gebet verrichtet haben, wird der hungrige Magen gestillt. Nun naht die Stunde, auf die sie alle so sehnlichst warten. Die„Tante" erzählt Geschichten! Wie elektrisierend wirkt dieses Wort! Mäuschenstill sitzen die kleinen Lauscher und deutlich flüstert die Uhr: Tick=tack, tick=tack! Ein tiefes Aufatmen— die Geschichte ist zu Ende. Nach dem Verteilen der Mäntel und Brottaschen erklingt das Schlußlied, und dann eilen die Kleinen nach Haus. Noch von fern her klingt frohes Lachen und Singen... Glückselige Kinderzeit! Tanzerinnen und Schicksale. Von jeher war es der Tanz, der eine starke Anziehungskraft auf Männer und Frauen ausgeübt hat. Sei es, daß sie selbst die Berufung in sich fühlten, öffentlich aufzutreten, sei es, daß sie es liebten, den Tänzen anderer zuzusehen. Immer aber waren es die Tänzerinnen, deren bewegliche Crazie in erster Linie die Herzen und Augen der Menge erfreuten. Die Tänzer hingegen standen noch bis vor etwa einem knappen Jahrhundert recht niedrig in der Gunst der Masse. Wohl pflegte man ihre Leistungen bereits im klassischen Altertum dankbar anzuerkennen, und zu jener Zeit waren sie auch ebenso geachtet, wie man sie dann, eine ungeheure Zeitspanne lang, sogar öffentlich mied. Erst das letzte Jahrhundert hat hierin, wie in so vielen anderen Dingen, einen erfreulichen Wandel geschaffen, und auch dadurch nicht unbeträchtlich zur Hebung der Bühnentanzkunst beigetragen. Denn heutzutage ist jeder anerkannte Tänzer ebenso gesellschaftsfähig, wie ein Kaufmann oder Akademiker, da man eingesehen hat, daß das Genie mit anderem Maßstabe zu messen ist, wie Menschen, deren Lebensweg klar gezeichnet vor ihnen liegt. Wenn man die Weltgeschichte zurückverfolgt, stößt man häufig darin auf Tänzerinnen, deren kleine Hände, wenn auch nur hinter den Kulissen, in die Schicksale ganzer Völker eingegriffen haben. Manchmal waren sie auch nur mit den Großen des Landes in irgendeiner Form verknüpft, wie die ruhmreiche Tänzerin Barbara Campanini, die wir als„Barberina" kennen. Jetzt eine Bitte an die Leserinnen. Die Weihnachtszeit naht und da gibt es im Kindergarten riel Arbeit. Würden nicht einige junge Mädchen bereit sein, in der Zeit vom 15 Oktober bis Weihnachten ein wenig zu helfen. Die Kinder würden ihnen so dankbar sein und auch sie dürften viel Frcude erleben.(Kindergarten, Jäderstraße). —— Gerstehen. Von Alfred Alten. Ich saß mitten in der Großstadt auf einer Bank. Eine junge Linde breitete über mir ihre Aeste aus. Es war kein Park— nur ein kleines Plätzchen mit einigen Bänken und einigen Bäumen: Es dunkelte Von dem Einflusse, den sie auf den sonst so zurückhaltenden Preußenkönig ausübte, spricht noch heute das„Palais Barberina“, das er ihr in Potsdam zum Geschenk machte. Keiner ihrer Ballettabende im Berliner Overnhause versäumte der Monarch, sobald er in der Nähe weilte. Die schöne Italienerin, die aus Parma stammte, kam über Paris nach Deutschland, und stand von 1743 bis 1748 hoch in des Königs Gunst. Im Jahre 1749 ward sie Frau von Coccoji— ihr junger Gatte war der Sohn von Friedrichs Kabinettsrat. Später wurde sie von ihm geschieden, und noch einmal wandte sich scheinbar die Gunst des Königs ihr wieder zu, der sie 1789 in den Grafenstand erhob. Als Aebtissin eines adligen Fräulein=Stiftes starb sie in Barschau, hochbetagt, im Jahre 1799. Ein halbes Jahrhundert später ward aus einer ehemaligen Tänzerin sogar die Gemahlin eines preußischen Prinzen. Therese Elßler, die Schwester der„göttlichen Fanny“, der ganz Wien zu Füßen lag, gleichfalls eine Tänzerin, wenn auch geringeren Formates, ward als Frau von Barnim die verwöhnte, heißgeliebte Gattin des Prinzen Adalbert von Preußen, der sie 1850 heiratete. Von ihrer Tanzkunst ist nicht viel zu berichten. „Der tanzende Stern“ hieß die Zierliche Frau, die das Kind einfacher Leute war, und durch ihre Grazie und ihre Schönheit einen italienischen Prinzen so bezauberte, daß sie gezwungen wurde, Italien bei Nacht und Nebel zu verlassen. Ihr späterer Liebesroman mit dem Hofrat Gentz ist hinlänglich bekannt— nicht aber, daß sie ihr ganzes Leben lang innerlich fest an dem Prinzen bing, dem ihre schon. Die Frühlingsnacht senkte lautlos ihre zarten Flügel und legte sie über das Häusermeer. Uno ich saß und wartete. Die Zeit wurde mir lange. Und wie es öfter so kommt, wurde ich traurig. Alle möglichen Gedanken schlichen sich in meine Seele. Viele Gestalten zogen an mir vorüber, und ich glaubte in allen Gesichern die Gleichgültigkeit und Stumpfheit des Alltags zu lesen. Nirgends ein warmes Gefühl, nirgends ein Lächeln für einen Einsamen. Nur einen wußte ich— der war nicht so. Ja, mein einziger! Ich legte meinen Kopf in die Hände und saß so vorgebeugt. Durch die winzigen Spalten zwischen meinen Fingern sah ich das Pflaster mit den Schatten der Lindenblätter und der vorbeihastenden Jugendliebe gehörte. Uebrigens haben weder er noch sie jemals geheiratet und sich erst als ganz alte Leute wiedergesehen.— Fanny Elßler, die große Wienerin, hat nicht nur in ihrer Vaterstadt, sondern auch in Amerika und in ganz Europa stürmische Triumphe gefeiert. Nur unwesentlich jünger war jene spanisch anmutende Frau mit dem fremdklingenden Namen Lola Montez, die einst die Geschicke Bayerns in gewissem Sinne mitentschied. Auf der Bühne sah König Ludwig I. sie zum ersten Male, und damit war nicht nur sein, sondern auch das Geschick zahlloser Menschen entschieden. Lola Montez, die in Limerick geboren war, trat 1846 in München zum erstenmal auf. Bald nachdem sie die Gunst des Königs kennen gelernt hatte, ward sie zur Gräfin Landsfeld erhoben. Anstatt nun wie so viele in ihrer Lage Gutes zu tun, um sich beliebt zu machen, zeigte sich ihr toller Hochmut bei jeder Gelegenheit, und sie trug mit Schuld an den blutigen Zusammenstößen in München, wo sie mit auf die Menge feuerte. Um den Volkswillen nicht aufs höchste zu reizen, mußte König Ludwig es zulassen, daß Lola Montez gewaltsam über die Grenze gebracht wurde. Nach einem unglaublich abenteuerlichen Leben starb sie in Astoria bei Neuyork im Jahre 1861. Weniger hoch in der Gunst gekrönter Häupter, aber umjublt, wo sie sich zeigte, war Marie Taglioni, eine Schwedin, welche 1804 in Stockholm zur Welt kam und jahrelang als Stern erster Größe am Balletthimmel der Großen Pariser Oper strahlte. Auch in Berlin feierte das wunderschöne Tanzwesen Füße. Wie überhaucht von einem seinen, dunklen Schleier sah ich alles und hörte das Brausen der Stadt, das Klingeln der Straßenbahn und das Hallen der Schritte. Alles war fremd und sonderbar. Und ich wartete und träumte:——— er wird jetzt kommen— ich kann ihn nicht sehen—, ich kann nicht wissen, wie nahe er mir schon ist— — und das Ungewisse legke etwas Geheimnisvolles in meine Erwartung. Ich ahnte nur: auf einmal wird er leise seinen Arm um meine Schultern legen und meinen Namen flüstern.——— Da drängte sich eine Stimme durch mein Geheimnis, eine mitleidige, unschuldige Stimme:„Warum weinen Sie denn, Fräulein?“ Ich hob den Blick: Zwei junge Mädchen standen vor mir. Ich schüttelte mit einem ganz leisen Lächeln den Kopf: „Ich weine nicht.“ Verlegen stammelten sie eine Entschuldigung und gingen schnell fort. Und in meiner Seele brannte ein kleines Lichtlein für die Menschen. Und wieder legte ich die Hände vor die Augen. Und nicht lange dauert es, da fragte es wieder: „Ist Ihnen schlecht, Frau?“ Meine Augen begegneten einem besorgten Blick. Eine Arbeiterfrau. Wieder sagte ich nur:„Mir ist nicht schlecht!“ und sie ging weiter. In mir aber war etwas Unsagbares, etwas Grostes, Stolzes. Jede hatte sich um die Fremde gekümmert, um die Fremde gesorgt, mitten in der großen Stadt, unter den vielen, vielen Menschen. Mitten im Alltag lebt in ihnen über der Gleichgültigkeit und Müdigkeit ein Funken Liebe für alle und ein Tröpfchen Verstehen. vermischtes. Eine 107jährige, die nie in einem Auto fuhr. Kürzlich feierte eine Deutsch=Amerikanerin im amerikanischen Staate Illinois ihren 107jährigen Geburtstag. Als das beste Mittel zur Erreichung eines so hohen Alters gab sie an, den Strudel des modernen Lebens nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Jubilarin versicherte, niemals ein Kino besucht zu haben und nie in einem Auto gefahren zu sein, welcher Tatsache sie ihr Alter zu verdanken meint. Eigenartige Feststellungen englischer Aerzte. In England sind auffallend viele Männer mittleren Alters, die vollkommen gesund zu sein schienen, plötzlich gestorben. Eine Rundfrage, die ein englisches Blatt aus diesem Anlaß veranstaltet hat, hat ergeben, daß die meisten englischen Aerzte übereinstimmend der Meinung sind, daß hieran das Uebermaß von sportlicher Betätigung schuld sei, zu der sich heutzutage selbst Männer in vorgerückten Jahren verpflichtet fühlten. Aber auch Männer, die erst in mittleren Jahren stehen, dürften nicht ungestraft Sport treiben, als ob sie zwanzig wären. Allerdings müsse zugegeben werden, daß die Widerstandskraft der genannten Alterskategorie auch durch das angestrengte Berufsleben von heute verhängnisvoll geschwächt werde. Astmol-Bronchial-Cigaretten werden wie jede andere Eigarette geraucht, sie bringen Asthmatikern Linderung, lösen den lästigen Schleim, wirken beruhigend und krampflindernd sehr angenehm im Gebrauch. Preis der Schachtel M. 1.30, Doppelschachtel M. 2.50. Zu haben in den Apotheken und Drogerien. größte Triumphe, ebenso wie ihr Vater und auch ihr Bruder. Der seltene Fall, daß eine ganze Familie den Weltruhm eines Namens begründet, war hier zur Tatsache geworden. Nicht allzu lange nach ihr war es wieder eine Tänzerin, deren Namen in aller Munde kam. Allerdings trugen bei dieser Frau, die ganz die Art einer Lola Montez hatte, verschiedene Dinge dazu bei, um sie berühmt zu machen. Cleo de Merode hieß jene belgische Tänzerin, die jahrelang die Welt in Aufregung hielt. Zunächst einmal bezauberte ihr Tanz die Menge, denn sie besaß ein Maß an tänzerischem Können, das weit über die Anforderungen hinausging, die man damals an eine Tänzerin stellte. Dann trug Cleo eine Haartracht, wie man sie bisher nur auf alten Bildern kannte.„Cleo de Merode=Scheite!“ ward die Frisur ihr zu Ehren und nach ihr benannt. Was die große Menge aber wahrscheinlich am meisten zur Bewunderung anregte, war nicht ihr graziöser Tanz, nicht ihre wunderschöne, klassische Erscheinung, sondern die Tatsache, daß sie den Belgierkönig Leopold jahrelang in ihrem Banne hielt. Man konnte es verstehen, denn die Göttinnen det Schönheit und Grazie hatten diese Frau reicher beschenkt, als sie es im allgemeinen zu tun pflegen. Man sieht, daß das Schicksal es mit manchen dieser Tänzerinnen besser gemeint hat, als mit gewöhnlichen Sterblichen. Ob sie deshalb glücklichet gewesen sind, läßt sich nicht mehr entscheiden. Sie alle deckt heute der grüne Rasen, und das Leben, das sie durchtanzt, durchträumt und vielleicht auch durchlitten haben, liegt heute binter ihnen, als wäre es niemals gewesen. K. Lund.