8 Nr. 43 Montag, 20. Februar 1922 55. Jahrgang Zum Geleit. Dem Freunde treu erweisen, Doch kalt wie Eis und Eisen Für fremden Mann und fremde Art— So woll'n wir's fürder halten. Gott mög' in Gnaden walten, Daß Deutschland solchen Stolz bewahrt. Walter Flox. Das Verhältnis D Für eilige Leser. Neuigkeiten aus Nah und Fern. In Schweinfurt wurden wegen der dort herrschenden Typhusepedemie sämtliche Schulen geschlossen. * Generalfeldmarschall v. Hindenburg ist in Potsdam zum Besuch eingetroffen. Der Feldmarschall war Gast des Prinzen Osker. * Die Kredithilfe für Oesterreich wird nach Wiener Meldungen in einer einzigen Summe in Form von 6pronz. einjährigen Schatzscheinen im Betrage von 2 Millionen Pfund Sterling nächster Tage ausgehändigt. * Der italienische Ministerpräsident Bonomi stellte sich am Freitag wieder der Kammer vor und gab einen Ueberblick über die innere und äußere Lage Italiens. Bezüglich Genua betonte er, daß Italien an dem ursprünglichen Termin festhalte. * Von amtlicher britischer Seite wird mitgeteilt, daß die Gerüchte, Lloyd George beabsichtige zurückzutreten, vollkommen unbegründet seien. * Im Belfast kam es gestern zu erneuten erbitterten Kämpfen. Eine große Anzahl von Personen wurde verwundet und ein Zivilist getötet. Der Bischof von Belfast richtete an Lloyd George einen Notruf, für die Katholiken in Irland genügend militärischen Schutz zu senden. * Nach einer Meldung aus Nizza ist die Witwe des ehemaligen russischen Zaren Alexander 2. am 15. Februar im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie war eine Fürstin Juriewskaja. Der neuernannte deutsche Botschafter in Rom, Frhr. v. Neurath hat dem König sein Beglaubigungsschreiben überreicht. * Die„Ostseezeitung" in Stettin, das früher von Oeser geleitete und der Demokratie dienende Blatt, ist in den Besitz eines der Volkspartei nahestehenden Verlages übergegangen. * Der Beamtenausschuß des preußischen Landtags beriet am Dienstag über die Erklärung des Finanzministers über den Einspruch des Reichsfinanzministers gegen die preußischen Besoldungsvorschriften. Der Ausschuß hielt seine Beschlüsse aufrecht. Der Einspruch geht an das Schiedsgericht in Leipzig. * Der Papst hat nach einer Meldung aus Rom auch den Kölner Kardinal Schulte empfangen. * Die in Berlin eingetroffene Sowjet=Handelsmission soll einen Eisenbahnwagen voll bolschewistischer Propaganda mitgebracht haben. * Für die Leipziger Frühjahrsmesse häufen sich die Anmeldungen aus dem Auslande. Wie die„B. Z.“ aus London erfährt, hat Marconi einen Schlaganfall erlitten. Sein Zustand ist bedenklich. Die Kongo=Regierung hat den Bau einer Bahn beschlossen, die den unteren Kongo mit seiner e 8 0 „ Erich Kraske, e Der neus Konsul Deutschlands in : dewkork. „ 3 un Zmerikanische, S often, drei amevikanischen: Kongreßmütgliedern angekündigt worden, die für eine freundschaftliche Handelspolitik zwischen Amerika und Deutschland eintreten. Sie wollen sich ein klares Bild über die deutschen Verhältnisse machen und ihre amerikanischen Freunde in ihren Bemühungen unterstützen. Sie werden eine Reise durch ganz Deutschland unternehmen, mit Unterstützung der deutschen Handelskammern. Die Abordnung wird den Eindruck, den sie von der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und von ihren Sorgen und Schwierigkeiten erhält, dem amerikanischen Volke übermitteln. Präsident Harding hat um ein Gutachten d### Senats in der Frage des Wiederinkrafttretens der Patentverträge mit Deutschland vom 22. Februar 1877 und vom 23. Februar 1900 ersucht. — Das Leihhaus der Welt. Ab Die Schafbkammer der Vereinigten Staaten in Washington C (2 9 29 deutsche Mündung verbinden soll. Der französische Ministerpräsident Poincaré hat sich über die Heranziehung von deutschen Arbeitern zum Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Städte und Ortschaften abfällig ausgesprochen. Er erwartet von der deutschen Tätigkeit keinen wesentlichen Nutzen. Poincaree dokumiert sich damit als einen von denjenigen Franzosen, die in so manchen Dingen nichts gelernt und nichts vergessen haben. Das können ihm heute seine Landsleute in Meziers bescheinigen, oder sie haben es vielmehr schon getan, die sich, ohne erst lange in Paris anzufragen, über die nahe Grenze deutsche Arbeiter geholt und mit deren prompter und solider Arbeit ihre Stadt verhältnismäßig schnell wieder aufgebaut haben. Die Deutschen haben sich aber nicht nur als gute Arbeiter, sondern auch als ehrliche Friedensfreunde bewährt, denn es sind während der ganzen Dauer ihrer Anwesenheit keinerlei Zerwürfnisse mit den Franzosen vorgekommen. Der Wert der deutschen Arbeit, die Poincaree zum mindestens für Frankreich als entbehrlich hinstellen möchte, ist, was ja anerkannt werden soll, von der Mehrheit der französischen Geschäftswelt schon bald nach dem Kriege von 1870=71 in verdienter Weise gewürdigt worden. Zum Beginn der achtziger Jahre war, um einen besondes drastischen Fall zu erwähnen, eine große Agitation in Paris für die Herstellung von französischem Bier entstanden, um die Konkurrenz des deutschen, besonders des Münchener Bieres, abzuwehren, ein Versuch, der bis Ausbruch des Weltkrieges nicht gelungen ist und auch in Zukunft kaum gelingen wird. Aber worauf es in den achtziger Jahren ankam, die Einrichtungen für die damals geplanten neuen französischen Brauereien wurden fast sämtlich aus Deutschland bezogen. Die deutschen Fabrikanten machten ein ganz famoses Geschüft. Und so ist es in vielen anderen Branchen gewesen. Den deutschen Vertretern im Quartier Bergere in Paris liefen die Franzosen mit ihren Anfragen und Bestellungen das Haus ein. Selbst die deutsch=feindlichen politischen Agenten. tische Reklamebilder, Medaillen, Fahnen, Dekorationen sind geradezu massenhaft für Pariser Feste in Deutschland hergestellt worden, und auße: der verdrängten französischen Konkurrenz regte sich niemand auf. Für die Ausschmückung der Weltausstellung von 1900 ist ebenfalls viel von diesseits des Rheins bezogen worden. Und die deutschen Lieferungen waren solide, während die französischen mehrfach zusammenbrachen und eine ganze Anzahl von Toten und Verwundeten als Opfer forderten. Die Nachlässigkeit der Franzosen im Bauwesen ist von einer Art, daß sich darüber Bände schreiben ließen. Wenn die Franzosen der zerstörten Städte sichere Häuser haben wollen, so tun sie in der Tat am besten, diese Massenbauten so viel wie möglich deutschen Händen zu übertragen. Zwischen deutschem und französischem Geschäftsprinzip hat von jeher ein großer Unterschied bestanden. Der Deutsche sagte: Großer Umsatz bei kleinem Nutzen im einzelnen, der Franzose: Möglichst großer Nutzen bei wenn auch kleinem Umsatz. Damit ergab sich von selbst ein weit großzügigeres Arbeits= und Absatzsystem für Deutschland als für Frankreich. Es ist nicht anzunehmen, daß sich in diesen Grundsätzen heute ein totaler Umschwung vollzogen hat, denn dazu geht auch die ganze Lebensauffassung von Deutschen und Franzosen zu weit auseinander. Der Deutsche geht in seiner Lebensarbeit auf, ihm schlägt des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr sein Leben lang, bis die Körperkräfte nachgelassen, beim Franzosen steht an der Schwelle des 50. Jahres als neuer Lebensabschnitt das Rentnerdasein. Dem Deutschen wird sein Dasein durch seinen Arbeitserfolg gekrönt, dem Frangosen durch Jahrzehnte des Genießenz. Die französische Tätigkeit, die an sich gewiß nicht unterschätzt werden soll und in Einzelheiten auch nicht zu übertreffen ist, kann in der Gesamtheit die deutsche Arbeit ebensowenig überwinder, wie sie dies vor 1914 fertig gebracht hat. Französische Deutschfeinde, die unsere Industrie vernichten möchten, öffnen damit nur der englisch=amerikanischen Industrie in Frankreich die Tür die nicht so bescheiden und zurückhaltend ist, wie sich die deutsche stets jenseits der Vogesen gezeigt hat. Deutscher Reichstag. Sitzungsbericht vom Freitag. Die Freitagssitzung des Deutschen Reichstages wies nur spärlichen Besuch auf. Auf dem Gebiet der kleinen Anfragen standen sonst 40—50 auf der Tagesordnung, diesmal nur 2. Auf eine Anfrage erfuhr man, daß eine Lebensversicherungsgesellschaft, die auch im Auslande arbeitet, Mithilfe bei der Beschaffung von Krediten gewährt haben soll. Trotzdem wurde die 2. Lesung des Gesetzentwurfes für Abänderung der Vorlage über die Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues vorgenommen. Die Abgabe soll von 10 auf 50 Prozent der Friedensmiete erhöht werden. Im Ausschuß wurde lebhaft darüber gestritten, ob die Mittel zum Bau der neuen Wohnungen von den Mietern erhoben werden sollen, oder ob ein Teil durch Anleihe beschafft werden soll. Man einigte sich schließlich auf einen Mittelweg. Dank wurde den Trägern der sozialen Versicherung gezollt, die sich zur Bereitstellung von Mitteln verpflichtet haben. Der deutschnationale Abg. Bazille, württembergischer Oberamtmann, rollt das ganze Wohnungsproblem auf. Er stellte den Grundsatz als maßgebend hin, daß eine freundliche Wohnung staatserhaltend wirke. Die Wohnungsnot erklärte er, vornehmlich aus Krieg und Versailler Vertrag. Den Weg der Regierung bezeichnet er als Irrtum und kennzeichnet die Vorlage als verfassungsändernd. Der sozialistische Gewerkschaftler Silberschmidt behauptet natürlich in allem das Gegenteil. Er stellte fest, daß die Vorlage wie immer hinter den Erzeugnissen herhinke. Der Zentrumsabgeordnete Kemmel hob hervor, daß die Wohnungsnot deshalb so groß sei, weil das Kapital zögert, sich an der Bautätigkeit zu beteiligen. Ein Beweis dafür sind die Nöte der valutastarken Länder. Recht kräftige Töne fand der Unabhängige Kuhnt gegen den Wohnungswucher. Er bemerkte, daß in Berlin Zehntaus. von Wohnungen fehlen, während 500 Likörstuben neu entstanden sind. Die Kommunisten lehnen die Vorlage ebenfalls b Der Demokrat Bahr erbat die rasche Verabschiedung der Vorlage, während die Bayerische Volksparteioerhebliche Bedenken dagegen vorbrachte. Das Interesse des Hauses an diesen Beratungen war gering, zumal die Redner gestern nur ihre Reden vom Reichsmietengesetz wiederholten. Vizepräsident Dr. Riesser mahnte daher die plaudernden Gruppen, nicht zu laut zu sein, damit nicht der Eindruck eines vollbesetzten Hauses entstehe. Darauf große Heiterkeit im gesamten Hause. Am Samstag ging die Aussprache weiter. Sitzung von Samstag den 18. Februar. Zur Samstags=Sitzung hatten sich kaum 15 Abgeordnete eingefunden. Mehr als 450 glänzen durch Abwesenheit. Die Vorlage zur Erhebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues wurde in zweiter Lesung zu Ende beraten. Die Sozialisten forderten eine Bevorzugung der Baugenossenschaften. Die Abstimmung wurde auf Dienstag vertagt, da einzelne Parteien überhaupt nicht vertreten waren. Der Gesetzentwurf über vorübergehende Rochts pflegemaßnahmen im Hinblick auf das Saargebiet fand einmütige Annahne, ebenso die Vorlage über die Zulassung von Zulagen im Reichspatentamt. Eine Vorlage über die Ablieferung von Ausfuhrdevisen wurde einem Ausschuß überwiesen. Man beschäftigte sich dann mit der demokrati schen Interpellation betreffend Paßerleichterungen im Verkehr mit Deutsch=Oesterreich. Der demokratische Abg. Heile richtete scharfe Worte gegen die Bürokratie. Innenminister Köster gab zu, daß manche Härten vorliegen mögen. Er begründete die Maßnahme damit, daß das Finanzministerium jede. Kapitalflucht verhindern müsse, außerdem hätten fast alle europäischen Länder die gleichen BestimIn der Aussprache kam allgemein der Wunsch nach einem guten brüderlichen Verhältnis zu Deutsch=Oesterreich zum Ausdruck. Am Dienstag werden die Wohnungsgesetze zur Verhandlung stehen. Preußischer Landtag. Bericht vom Freitag. Die erwartete stürmische Sitzung blieb aus. Auf der Tagesordnunkg standen Anträge zum Eisenbahner= und zum Berliner Verkehrsstreik. Der Unabhängige Meier begründet den Antrag auf Außerkraftsetzung der Verfügung des Berliner Polizeipräsidenten und Einleitung eines Verfahrens wegen groben Ueberschreitens seiner Amtsbefugnisse. Der Kommunist Knoth sprach sich für Rückgängigmachung der Meßregelung aus. Der Mehrheitssozialist Krüger formulierte triebsratsmitgliedes gegenüber einem anderen Kollegen wiedergegeben wurde: Ein Glück, daß die Hochbahn nicht streikt, denn brauche ick wenigstens nicht zu loofen". Als die Interpellanten am Schluß der ersten Reihe noch einmal zu Wort kamen und neue scharfe Angriffe gegen die Regierung richteten, erhob sich aufs neue Minister des Inneren Severing. Er war in seiner Abwehr äußerst sachlich und wußte sie mit so launigen Bemerkungen zu verbrähmen, daß er die Lacher auf seiner Seite hatte. Er rechtfertigt nochmals die Haltung der Reichsregierung und hob hervor, daß die Annahme des Ultimatums Ende Januar eine glatte Bankerotterklärung gewesen wäre. Bemerkenswert wären noch die heftigen Angriffe, die der Redner der Unabhängigen Rap polt gegen die Kommunisten richtete. Mit lebhaften„Hört, hört“ wurde die Enthüllung aufgenommen, Radek sei an den unabhängigen Reichstagsabgeordneten Breit scheid herangetreten mit dem Verlangen, unter keinen Umständen zuzulassen, das das Kabinett Wirth gestürzt werde. Nach dem sozialdemokratischen Redner nahm dann der erste Redner der zweiten Garnitur das Wort, um das ausgiebig behandelte Thema noch einmal von neuem abzugrasen. Schluß 6¼ Uhr.— Nächste Sitzung Montag 12 Uhr. Für die Unterstützung notleidender Kleinrentner liegen dem Reichsrat Richtlinien vor. Der Reichszuschuß von 100 Mill. wird an die Länder nach der Einwohnerzahl, ein Viertel an die Orte Die große stille Not. dahin, daß den Standpunkt seiner Partei Ausnahmo der Polizeibeamten allen Kategorien das Streikrecht zustehe. Da der Redner gegen links und rechts polemisierte, verlief die lebhafter als man erwartet hatte. Der Zentrumsabgeordnete Blanck billigte die Verordnung des Reichspräsidenten und sprach den Beamten das Streikrecht ab. Die Erregungs wuchs, als der deutschnationale Baecker den Standpunkt seiner Partei darlegte. Redner bekundete aufs neue der Regierung sein Mißtrauen. Als Redner endete, quittierte die Linke mit nicht endenwollenden lauten Hurrarusen, während die Rechte lebhaft Beifall spendete. In vorgerückter Stunde nahm Minister Se vering das Wort, der sein Vorgehen während des Eisenbahnerstreiks rechtfertigte und der technischen Nothilfe nochmals seinen Dank ausspricht. Darauf vertagte sich das Haus auf Samstag. Laut einer Denkschrift, die der Deutsche Rentnerbund dem Reichstag überreicht hat, haben etwa 200000 Kleinrentner ein Jahreseinkommen unter 7500 Mark, darunter befinden sich 20 Prozent mit einem jährlichen Einkommen unter 1000 Mark, weitere 15 Prozent haben zwischen 1000 und 2000 Mark Einkommen, weitere 20 Prozent haben 2000—3000 Mark Jahreseinkommen. Von den dem„Deutschen Rentnerbund“ angehörigen 100000 Mitgliedern sind höchstens 10 Proz. im Besitz eines Einkommens von über 5000 Mark. Für Groß=Berlin ergab sich gelegentlich der Versitzung teilung einer Spende aus privaten Mitteln, daß von den Kleinrentnern 25 Prozent ein Einkommen von fährlich 1500 Mark und weniger haben, 20 Prozent 3000—5000 Mark, 20 Prozent bis 6000 mit Nark Einkommen und 10 Prozent etwa 7500 Sitzung vom Samstag. Der Preußische Landtag brachte in Karnevalstimmung die Aussprache zum Eisenbahnerstreik und zum Berliner Verkehrsstreik zu Ende. Abg. Ruedel(Dem.) verliest unter großer Heiterkeit eine stattliche Erklärung eines Eisenbahners in der die Richtigkeit eines Artikels bestätigt wird, der die verheißungsvolle Ueberschrift: „Der Kapp im Ostseebade" trägt. Verständnisvolles Murmeln ging durch den Saal, als der Ausspruch eines schwergeplagten BeMark. Wenn man damit die Mindestkosten des Lebensunterhalts vergleicht, wird man zugeben, daß die vom Reichstag beschlossene Rentnerhilfe höchst dringlich ist. Zunächst sind 100 Millionen für diesen Zweck bewilligt worden, die eine Halbjahrsrate für die Zeit vom 1. Oktober 1921 bis 31. März 1922 darstellen sollen. Weitere 200 Millionen Mark sind für das Jahr 1922 beantragt. Wer sein Leben lang gearbeitet und sich ein bescheidenes Kapital angesammelt hat, soll nicht seine alten Tage in Not und Elend verbringen und gezwungen sein, schließlich als Armer die private oder öffentliche Fürsorge in Anspruch zu nehmen. Man ist bei der Reichsbeihilfe von dem Gedanken ausgegangen, daß diese Leute unverschuldet durch die schnell wachsende Teuerung in einen hoffnungslosen Zustand geraten und nicht mehr in der Lage sind, wie es unter anderen Zeitverhältnissen hätten erwarten können, von ihren Renten zu leben. Sie sind deshalb ganz besonders bedauernswert, weil sie die Vorteile der Sozialversicheung meist nicht gestießen können. Die Reichsmittel sollen jedoch nur als Zuschüsse zu den Notstandsmaßnahmen angesehen werden, die von Ländern und Gemeinden aufgebracht der Ortsklasse A bis D derart verteilt, daß A 25 Prozent, B 20 Pozent, C 10 Prozent mehr als D erhalten. Als Kleinrentner gelten bedüftige Deutsche, die ihren Lebensunterhalt erworben haben, sich vor 1920 für das Alter oder die Erwerbsunfähigkeit ein Vermögen mit einem Einkommen von wenigstens 600 Mark sichergestellt haben und im wesentlichen hierauf angewiesen sind. Von den 61,8 Millionen für Preußen erhält Ostpren. ßen 3,2 Millionen, Brandenburg 3.5 Millionen, Berlin 7,4, Pommern 2,3, Nieder= und Oberschlesien 8,3, Sachsen 5, Schleswig=Holstein 2,4, Hannover 4,5, Westfalen 8, Hessen=Nassau 3,7, Rheinprovinz 12,6, die Grenzmark 0,8, Hohenzollern 0,1 Millionen. Als bedürftig gelten Kleinrentner die weniger als 3000 Mark Eintommen haben, aber nicht die Bezüge der Erwerbslosenfürsorge erreichen. Ihnen können bedüftige Personen gleichgestellt werden, die wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen keine Arbeit finden können, denen aber aus Vorsorge ihrer Angehörigen ein entsprechendes Einkommen gesichert ist. Arbeit im Sinne dieser Bestimmungen ist auch eine Tätigkeit in häuslicher Gemeinschaft, die üblicherweise ohne Entgelt erfolgt, aber im Falle der Einstellung fremder Kräfte vergütet werden müßte. Ihr eine wissenschaftliche oder ehrenamtliche Tätigkeit im Dienste der Allgemeinheit gleich, wenn sie Jahre hindurch die Arbeitskraft wesentlich in Anspruch genommen hat. Als Unterstützung kommen insbesondee in Betracht: Leibrentenverträge, Vermögensverwaltung, Darlehnsbeschaffung, bestmögliche Verwendung des Hausrats, Beschaffung billiger Lebensmittel, Kleider, Heizstoffe, Bereitstellung billiger Krankenpflege, Förderung der verbliebenen Arbeitskräfte, Unterbringung in Heimen. In einer ganzen Reihe größerer Städte sind die verschiedenartigsten Maßnahmen getroffen, um wenigstens der äußeren Not zu begegnen. Auch wenn jemand den oben angegebenen Betrag von 7500 Mark erreicht, so ist ohne weiteres klar, da damit bei den heutigen Teuerungsverhältnissen ein selbständiger Haushalt nicht zu führen ist. Für alle die 200000 Kleinrentner ist das Leben jetzt ein armes Leben. Es wäre wirklich gut, wenn bei Führung der Verhandlungen über Kriegsentschädigungszahlen unsern Gegnern die Not des hungernden und frierenden Volkes vor Augen gehalten würde. Wann wird unser Volk soweit einig sein, um nach außenhin seine Lebensnotwendigkeiten kraftvoll zu vertreten? übrigen Orten gezahlt werden, und zwar durch Barzahlung an den einzelnen Kleinrentner. Indessen sind auch Sachleistungen, z. B. Lieferung von Brennstoffen oder Lebensmitteln oder sonstige Vergünstigungen zulässig. Der Reichshaushalt für 1922 wird voraussichtlich für den gleichen Zweck 200 Millionen bereit stellen. Aus Stadt und Schwerte, 20. Februar 1922. 1473 Der Erinnerungen. Astronom Nikolous Coppernicus Thorn(f 1543)— 1865* Der Reisende Sven Wer ist Kleinrentner? Der„Verein zum Schutze der Kleinrentner gibt folgende Begriffsbestimmung: Als Kleinrentner wird bezeichnet: 1. wer als selbständige Einzelperson ein Einkommen bis zu 7500 Mark, 2. wer als Ehepaar ein Einkommen bis zu 12.000 Mark, 3. wer als eine im Haushalte eines anderen lebende Person ein Einkommen bis zu 4500 Mark besitzt. Die Unterstützung der notleidenden Kleinrentner. Die Preußische Staatsregierung hat, wie schon berichtet wurde, für das Halbjahr Oktober 1921 bis März 1922 zur Unterstützung notleidender Kleinrentner den Betrag von 61,8 Millionen Mk. zur Verfügung gestellt; nachdem das Reich für diese Hilfsmaßnahme 100 Millionen Mk. bewilligt hatte. Vorläufig soll den notleidenden Kleinrentnern eine einmalige Beihilfe bis 1500 Mk. in den Ortskassen A und B und bis 1200 Mk. in den Martin Salander. Roman von Gottfried Keller. 26)(Nachdruck verboten). Auf einer frisch gemähten Wiese, zum Teil von Gehölz umgeben, hatte der Wirt des nahen Hofes eine kleine Lustbarkeit aufgeschlagen, indem er im Schatten der Bäume einige lange Tische hinstellte und auf die Wiese einen großen Bottich umstürzte. Auf diesem saßen drei bescheidene Musikanten, die eine gemächliche Tanzmusik aufführten. Martin hatte die durch die stille Luft fast sehnsüchtig klingende Kunstlosigkeit schon ein Weilchen vemnommen; jetzt erblickte er ein junges Völkchen, welches in lockerem Ringe und freien Gruppen um den Bottich herumtanzte. ohne allen Lärm im goldenen Abendschein, daß die verlängerten Schatten der Tänzer auf dem grüngoldenen Boden mitspielten. Salander ergötzte sich an dem Anblick. „Ein Bild, wie aus einer anderen Welt!" dachto er,„wie friedlich und grundvergnügt! Was mag das nur für eine Gesellschaft sein? Die meisten sind gut gekleidet, einige zierlich, andere schlichter! Junge Mädchen, junge Knaben!" Aber wie erstaunte er, als er, näher tretend, seine eigenen Töchter erkannte, die jetzt, im Alter von achtzehn bis neunzehn Jahren, schlank und anmutig, an der Seite von jüngeren Knaben sich drehten, die nicht minder hübsch aussahen und schon hoch aufgeschossen waren, wie die Mädchen. Salander konnte nicht umhin, das erste Paar, Netti und ihren Knaben, mit den Blicken zu verfolgen und den munteren Tänzer näher ins Auge zu fassen. Es war, wie gesagt, ein sein gelenker Bursche, dessen blonde Haarwellen im Sonnengolde flogen und schimmerten. Indem er dem Paare nachblickte, verlor er dasselbe aus den Augen und suchte daher das andere Mädchen, Setti, das er von weitem auch bemerkt hatte. Und soeben kam es hervorgeschwebt, aber wie ihm dünkte, mit dem gleichen Jüngling, demselben Goldhaar, wie Netti. „Die Wetterhexen haben schöne Anlagen! fuhr es ihm durch den Sinn,„die verstehen es ja schon vortrefflich, die Knaben auszuwechseln! Da muß man doch ein wenig zusehen!" Er ließ das Pärchen vorbeigehen und schaute ihm genau nach, indessen von der anderen Seite her wiederum Netti, immer mit dem gleichen Cherub zur Seite, anrückte, diesmal aber dicht vor ihm anhielt, da die Musik aufhörte. „O, da ist ja der Vater! Hast du uns aufgesucht und gewußt, daß wir hier sind?" rief die Tochter erfreuten Herzens. „Woher sollte ich es wissen? Ich komme ganz zufällig daher! Was ist das für ein Ball? Ist Setti auch hier?“ „Naürlich ja, und die Mutter mit Arnold auch, die sitzen dort an einem Tische! Weil du gesagt hattest, du würbest mit dem letzten Zuge um zehn Uhr heimkehren, anerbot sie uns, auf den Berg zu gehen.“ Salander wollte nun nach ihrem Tanzgesellen fragen, wer der junge Herr eigentlich sei(der jetzt den Hut zum zweiten Male zog), als die Schwester mit dem ihrigen zur Stelle kam, so daß jener beide nebeneinander stehen sah und sich noch mehr wunderte. „Das sind die Herren Isidor und Julian Medelach, Schulameraden von Arnols erlärte die ältere Tochter. „Ei so?“ sagte Martin, ohne sich sogleich an v. Hedin in Stockholm— 1916; Der Physiker und Philosoph Ernst Mach in München(“ 1838) ** Die Beamten=Vereinigung hatte gestern abend ihre Mitglieder zu einer Versammlung in den Saal des Hotel„Zur Post“ entboten, um zu dem letzten Eisenbahnerstreik Stellung zu nehmen. Herr Warstein=Elberfeld, der Kreisvorsitzende der Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahner, kam in einem längeren, eingehenden Vortrag nochmals auf die Ursachen des Streiks zurück, nahm die Haltung der Regierung und des Reichstags bezügl. der Beamtenforderungen unter die kritische Lupe, desgleichen die Stellungnahme der großen Gewerkschaften und verschiedener Beamtengruppen gegenüber dem Streik und beleuchtete weiter eingehend die Wirkungen des geplanten Arbeitszeitgesetzes und des Eisenbahnfinanzgesetzes. Was die ingebrachten Maßregelungen angehe, so konnte Redner nach dieser Richtung hin beruhigende Versicherungen des Reichskanzlers bekannt geben. Interessant und neu war die Mitteilung Warsteins, daß ein Beschluß der Streikleitung im Elberfelder Bezirk vorlag, wonach der Streik unter allen Umständen sofort abgebrochen wäre, wenn die Bewegung Gefahr liefe, zu einer politischen auszuwachsen. Zum Schluß seiner mit großem Beifall ausgenommenen Ausführungen gab er der Hoffnung Ausdruck, daß die Regierung aus dem Streik gelernt habe und daß den Eisenbahnern und der Gesamtheit des deutschen Volkes für die Zukunft derartige schwere Kämpfe erspart bleiben. Herr Oberpostsekretär Wanderey, der die Versammlung leitete, dankte dem Redner für seinen aufklärenden Vortrag und hofft gleichfalls für die Zukunft auf mehr Verständigung bei den maßgebenden Stellen gegenüber den gerechten Forderungen der Beamtenschaft. ** Verlorengegangene Briefe. Es ist ganz eigentümlich, daß seit dem Inkrafttreten der neuen Portosätze die Zahl der Briese, die ihren Bestimmungsort nicht erreichten, ins Ungeheure gestiegen ist. Liegt das daran, daß der hohe Markenwert jetzt zur Untreue reizt? In der Zeit vor dem Kriege gehörte es zu den ganz seltenen Fällen, daß einmal ein Brief verloren ging. Wenn die Post ihre Sätze in einer Weise erhöht, die die Entwertung des Geldes im Inlande weit übersreigt, so hat sie zum mindesten die unbedingte Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß im Postverkehr wenigstens einigermaßen wieder die Sicherheit Raum gewinnt, wie vor dem Kriege. ** Neueinberufung von Militäranwärtern. Die seit dem 1. Mai v. J. angeordnete Sperre der Einberufung der Militäranwärter in die ihnen zustehenden planmäßigen Stellen des mittleren Staatsdienstes wird,, wie von zuständiger Stelle verlautet, in nächster Zeit aufgehoben werden, nachdem sich übersehen läßt, wieviel Militäranwärter auf Grund der neuen Anstellungsgrundsätze einberufen werden können. ** Der Verband der Theatervereine von Schwerte und Umgegend hatte gestern im KöDie Töchter wiesen ihm den Weg, und die keineswegs schüchternen Jungen folgten ihnen den Vorgang am Brunnen im Zeisig zu erinnern, seit welchem wohl sieben bis acht Jahre mochten verflossen sein.„Auch vom Gymnasium? 9 „Aber nicht von der gleichen Klasse, denn sind etwas jünger!“ sagte Julian;„wir kommen nur in der Singstunde zusammen! Also ein Paar Zwillinge, ohne Zweifel!„Und woher des Haus?“ „Wir wohnen im Zeisig, nicht weit von der Kreuzhalde!" Jetzt dämmerte es wie eine Erinnerung in Salanders Seele; er sah nach und nach die rundlichen Bübchen mit ihren Schürzen, von denen freilich an den vor ihm stehenden Heranwüchslingen keine Spur mehr zu erkennen war. „Und was macht die Mama? Lebt sie noch?“ fragte er weiter. „Sie ist auch dort am Tisch und ganz gesund!" lautete die Antwort. „Das freut mich! Und ihr jungen Leute wollt also auch studieren? Und was, wenn man fraDas wissen wir noch nicht! Vielleicht die Rechte, einer vielleicht Modizin!“ sagte Julian; Isidor fügte hinzu: „Wir können auch Professoren werden, wenn wir wollen, weil sie jetzt so hoch bezahlt werden, sagt die Mama; nur sollten wir hier Gut so!“ erwiderte Heer Salander;„nun wollen wir aber doch sehen, wo die Mutter ist! Kommt, Kinder!" auf dem Fuße, während die Musikanten eine neue Tanzweise anstimmten. Frau Marie war sehr froh, ihren Mann so unverhofft vor sich zu sehen. Sie saß, das Waldesgrün dicht im Rücken, unter einfach bürgerlichen Leuten, welche sich an den billigen Getränken und Speisen gelassen erquickten, an dünnem aber gesundem Wein, süßer Milch, Bauernbrot, Kraut= und Speckkuchen. Neben ihr saß die Frau Amalie Weidelich, so rüstig wie je, einem Kessel voll Lauge vorzustehen. Dabei gedieh sie offen bar vortrefflich; denn sie war höchlich herausgepußt, trug einen bunten Blumenhut und eine goldene Uhr an langer Kette auf dem Leibe. Das breite Gesicht glänzte kräftig gebräunt, und ei zarter Rosenton auf den Höhen der Wangen, des vollen Kinns und der Nase zeugte nur von dem Fleiße der Frau, die ein Haus voll Wäscherinnen und Plätterinnen zu regieren hatte und deren zahlreiche Erfrischungen in Wein vorkostete. Am frühen Wintermorgen, ehe die mächtige Kaffeekanne aufrückte, gab es sogar Gläschen Kirsch= oder Nußwasser. Sie begrüßte den Martin Salander sehr freundlich und ganz unbefangen. „Denken Sie“, rief Frau Weidelich,„wir haben gar nicht gewußt, daß wir vor Jahren einmal Nachbarn gewesen sind! Nun sind's unsere Söhne in der Schule!“ Sie vinie mit Stolz auf die ihrigen und suchte, dann wohlwollend ven Salanderschen. (Fortsetzung folgt). id zwar durch inrentner. InB. Lieferung In oder sonstige Reichshaushalt r den gleichen K Land. Februar 1922. us Coppernicus : R e i s e n d e S v e n der Physiker und hen(“ 1888)— g hatte gestern Versammlung in entboten, um zu llung zu nehmen. Kreisvorsitzende Eisenbahner, kam Vortrag nochmals zurück, nahm die Reichstags bezügl. die kritische Lupe, r großen Gewerktengruppen gegenweiter eingehend Arbeitszeitgesetzes s. Was die inhe, so konnte Redberuhigende Verbekannt geben. 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Das räunt, und ein er Wangen, des e nur von dem voll Wäscherinen hatte und Wein wie billig orgen, ehe die ab es sogar ein Salander sehr delich,„wir havor Jahren einNun sind's unblickte mit Stolz wohlwollend den (Fortsetzung folgt). ster'schen Daale einen Theaterabend veranstalt, der sich eines ungemein zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte, der geräumige Saal war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Zur Aufführung geslangte ein dreiaktiges Schauspiel mit Gesang: „Am Brunnen vor dem Tore“, welches gut einstudiert, eine in jeder Hinsicht einwandfreie Wiedergabe erfuhr. Der Spielleiter hatte bei der Verteilung der einzelnen Rollen eine sehr glückliche Hand gehabt und auch für hilbsche Bühnenbilder gesorgt, sodaß eine ganz ausgezeichnete Aufführung herausgebracht wurde. Das zahlreiche Publikum folgte den Vorgängen auf der Bühne mit größter Aufmerksamkeit und spendete nicht nur bei den Aktschlüssen, sondern zuweilen auch bei offener Szene lebhaften Beifall, der allerdings auch ein durchaus wohlverdienter war. Der Verband kann mit größter Befriedigung auf die wohlgelungene Veranstaltung, deren Programm auch noch musikalische und humoristische Vorträge bot, zurückblicken. ** Evang. Frauenverein. Am Donnerstag, 28. Februar, nachm. 2 Uhr, findet im evang. Gemeindehause, die althergebrachte Verlosung des Schwerter Frauensvereins zum Besten der Armen der evangelischen Gemeinde statt. Die Freunde und Mitglieder des Vereins werden gebeten, passende Gewinngegenstände zu stiften und am Donnerstag morgen von 9 Uhr ab im Gemeindehause abzuliefern. Lose zu 2 Mark sind noch bei Herrn Lehrer Vieler in der Königstraße zu haben. ** Im Silberkranz. Am heutigen Montag können die Eheleute Heinr. Kuhlen und Frau, geb. Lohenstein, die Wiederkehr des Tages begehen, an dem sie vor einem Vierteljahrhundert vor dem Altare den Bund fürs Leben schlossen. Wir gratulieren bestens! Der Erinnerungstag wird wohl recht schmerzliche und wehmütige Gefühle bei dem Jubelpaare erwecken, wurde ihm doch erst vor wenigen Tagen die einzige Tochter durch den unerbittlichen Schnitter Tod entrissen. Doch:„Besser ein Leben voll Liebe und Leid, als sonnenlose und windstille Zeit":(Feesche). ** Verband der kathol. Vereine. Auf die heute (Montag) abend 8 Uhr im Böcker'schen Lokal stattfindende Sitzung sei auch an dieser Stelle noch besonders aufmerksam gemacht. Bekanntlich soll über die Veranstaltung eines Wohltätigkeits=Bazars Beschluß gefaßt und verschiedene Vereinshausangelegenheiten besprochen werden. ** Erholung nach der Arbeit. Ist's heute noch nötig, besondere Ratschläge über Erholungsmöglichkeiten nach des Tages Last und Mühen zu geben? Ein Gang durch die Straßen der Stadt verschafft einem ja so viele Einladungen zu Erholungen aller Art als da sind: Konzerte, Vorträge, Theater, Bälle und dergl. mehr. Die Aufzählung dieser„Erholungen“ führt uns gleich zum Hauptpunkt unserer Betrachtungen: Wir haben zu viel„Erholungsstätten", die in Wirklichkeit gar keine sind. Es soll nicht Zweck dieser Zeilen sein, gegen all die obengenannten Dinge nun unter allen Umständen Sturm zu laufen. Nein, der Mensch, der vom Morgen bis zum Abend in dem hastenden Getriebe des Alltags steht, braucht geistige Ablenkung und Anregung. Nur darf daraus nicht ein Uebersättigen werden, was heute leider allzu oft der Fall ist. Und darum sei heute, wo ein restloses Genießen der Natur noch nicht möglich ist, der gemütlichen Erholung daheim in den eigenen vier Wänden das Wort geredet. Wenn mian sich erst einmal daran gewöhnt hat, des Abends nach des Tages Arbeit ein gutes Buch zur Hand zu nehmen und ein Stündlein zu lesen, dann wird man diese wirkliche Erholung bald nicht mehr missen wollen. Wer Hausmusik treibt, bedarf keiner besonderen Hinweise über Erholungs= bezw. Ruhestunden. Nicht zuletzt sei auch des gemütlichen Skats am Familientisch gedacht, der nebenbei meistens recht billig ist. ** Ein Steuervorschlag aus alter Zeit wird wieder in Erinnerung gebracht: Besteuert die Verleumdungszungen Und schlechte Lügenmäuler mit; Das höchste Ziel ist dann errungen, Gedeckt wird jedes Defizit. Zwei Zehner nur für jede Lüge Und drei für jede Klatscherei! Was solche Steuer wohl betrüge? Gewiß, wir wären steuerfrei! ** Hohensyburg, 20. Febr. Ein frecher Einbruchsdi ebstahl wurde in der letzten Nacht in dem Verkaufsgebäude Höfinghoff am Denkmal verübt. Die noch nicht ermittelten Diebe sind nach Zertrümmerung eines Fensters in den Verkaufsraum eingedrungen und haben Bilder, Postkarten, Briefbeschwerer und andere Andenken an die historsche Wittekindshöhe im Werte von mehreren Tausend Mark gestohlen. Die gestoh lenen Gegenstände tragen sämtlich den Aufdruck Hohensyburg. zur Entladung gebracht. Butzerdem hat eine Telegraphenstange, die ihm auf dem Heimwege von dem Attentat als Hindernis vorkam, durch eine Sprengpatrone zertrümmert. Haspe, 18. Febr. Das zweite Opfer. Die Frau des Walzers Stizivietz, die vor einigen Tagen mit einem Hammer ihren beiden Kindern die Schädeldecke eingeschlagen hat, ist jert dem Hagener Gerichtsgefängnis überwiesen worden. Inzwischen ist auch das zweite Kind im hiefigen Krankenhause seinen Verletzungen erlegen. Buer, 18. Febr. Die jüngste Großstodt Deutschlands. Die Stadt Buer i. W. hat ihren 100000. Einwohner erreicht. Buer liegt im nördlichen Kohlenrevier zwischen Emscher und Lippe und besitzt seit 1911 Stadtrechte. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt sind Kohlonbergbau und Industrie. Für ihre wirtschaftliche städtebauliche Ausgestaltung ist weiterhin eine rasche Entwickelung zu erwarten. ** Stiepel(b. Bochum), 18. Febr. Der gestohlene Blitzableiter. Bedeutende Frechheit entwickelten hier zwei Diebe. Sie kletrerten nachts auf den Turm des Turdinenhauses, klommen am Blitzableiter hoch und sägten die Platinspitze ab. Als sie nach vollbrachter Arbeit das Werk verließen, wurden sie vom Wächter bemerkt, leider aber nicht angehalten.—Warum nicht? Recklinghausen, 18. Febr. Wohnungsluxussteuer. Die Stadtverordneten haben eine Wohnungslurussteuer beschlossen, die für die Inhaber größerer Wohnungen von einschneidender Bedeutung ist. Wenn die Zahl der Räume den nach den festgelegten Bestimmungen festgesetzten Normalbedarf übersteigt, für jede Person einen Raum, so wird für die weiteren Räume eine Steuer nach folgendem Jahressatze erhoben: Für den ersten Wohnraum 1000 Mark, für den zweiten 1500 Mk., für den dritten 1650 Mk., für den vierten 1850 Mark, für den fünften 2000 Mark und für jeden weiteren Raum 5000 Mark mehr. Die Steuer für den ersten steuerpflichtigen Wohnraum darf jedoch nicht mehr betragen, als der auf diesem Raum entfallende Teil des Mietwertes. Köln, 18. Febr. Einen kölnischen Witz, der nicht frei von Bitterkeit, zum mindesten aber gut erfunden ist, erzählt das holländische Blatt„Het Volk“. Ein englischer Offizier besichtigte den Kölner Dom unter dem üblichen Geleit durch einen Geistlichen. Obgleich dieser kein Freund der Engländer war, zeigte er ihm jedoch pflichtgemäß alle Sehenswürdigkeiten, erzählte von den begrabenen Erzbischöfen, von den Mosaitbildern im Fußboden, kurzum, er erfüllte vollkommen seine Aufgabe. Auf seinem Rundgange entdeckte der Engländer eine Marienfigur, und als er genauer zuschaute, sah er, daß die Figur in ihrem linken Arme erne silberne Maus hielt. „Was bedeutet das?" fragte der Offizier feinen Führer.„O“, antwortete dieser,„vor Jahren war in Köln eine schreckliche Mäuseplage. Als die Stadt von dem Ungeziefer gar zu sehr heimgesucht wurde, verehrten die Kölner der Mutter Gottes eine silberne Maus und baten sie, die Stadt von der Plage zu befreien. Dies Gebet wurde erhört.“— Der Engländer lachte geringschätzig und fragte:„Daran glauben die Kölner jetzt wohl nicht mehr?“— Darauf antwortete der Geistliche: „Nein, wenn sie aus glaubten, so hätten sie der Mutter Gottes schon lange einen silbernen Engländer in die Arme gelegt.“ Saarbrücken, 18. Febr. Der tote Fahrgost. Ein Kraftwagenführer wurde auf offener Landstraße von einem halberfrorenen Fußgänger um Aufnahme und Mitfahrt nach Saarbrücken gebeten. Als der Chauffeur den Wagenschlag des offenen Autos vor der Garage öffnen wollte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß sein Fahrgast als Opfer der Kälte tot im Wagen soß. Nationaler Trauertag. Im Reichstag waren bekanntlich schon seit längerer Zeit Bestrebungen im Gange, einen geeigneten Tag als nationalen Trauertag für die KriegsGefallenen einzusetzen. Man hatte sich aber bisher über den Tag nicht einigen können. Jetzt hat die Deutsche Volkspartei im Reichstag einen Antrag eingebracht, wo die Reichsregierung ersucht wird, den Tag der Uebergabe Overschlesiens an Polen dadurch sichtbar zum nationalen Trauertage zu machen, daß sie im Einverständnis mit den Ländern anordnet, die Flaggen auf öffentlichen Gebäuden halbmast zu zeigen, und daß Schule und Kirche veranlaßt werden, des Tages würdig zu gedenken. Die Gröffnung der deutfihen Gewerbeschau in München 1922 ist auf den 13. Mai bestimmt. Für den Reichsverband der deutschen Presse, der vom 5.—8. Mai in München tagt, wird am 8. Mai ein Rundgang durch die Ausstellung veranstaltet. Die Lagerbestände auf den Ruhrzechen. Infolge des Eisenbahnerstreiks haben die Lagerbestände auf den Ruhrzechen eine außerordent. liche Erhöhung erfahren, die sich erst allmählich vermindern dürfte, wenn die Folgen des Eisenbahnerstreiks völlig beseitigt sind. Redakteure müssen bei ihrer Arbeit vor lästigen Besuchen geschützt sein. Eine Lehrerin aus Frankfurt a. M., die aus bestimmten Gründen(Krankheit) ihre Stelle aufgeben mußte und deshalb bereits mit einer Be schwerde von den Stadtverordneten, dem Magistrat und dem Arbeitsamt abgewiesen worden war, begab sich, so lesen wir im„Zeitungsverlag“, auf die Redakteon ihres Parteiorgans, um dort ihre Angelegenheit in die breite Oeffentlichkeit zu bringen. Nach genauer Durchsicht der Akten hielt die Redaktion die Sache für genügend geklärt und zur Veröffentlichung nicht geeignet. Die Lehrerin skandalierte hierauf, worauf man sie hinausführ. te. Sie klagte nun wegen Mißhandlung, da sie dabei blaue Flecken am Arm erhalten habe. Da Schöffengericht sprach den Angeklagten frei und verurteilte die Klägerin auch zu den Kosten. Die Redakteure müßten, so hieß es in der Urteilsver. kündigung, in ihrer schwierigen Geistesarbeit, die rasch erledigt werden müsse, vor lästigen Vesu chern geschützt sein, das Herausbringen der sich ungebührlichen benehmenden Besucherin sei daher berechtigt gewesen. Soda als Süßstoff. Eine achtköpfige Schwindler= und Diebesbande, die den Kriminalbehörden lange und viel zu schaffen machte, konnte jetzt endlich hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Zwei Mit glieder, ein„Ehepaar Hoffmann aus München", gaben auch in Berlin sehr lohnende Gastrollen. Die Bande betrieb früher von München aus einen umfangreichen Handel mit Süßstoff, der, wie die Käufer zu ihrem Leidwesen erst nachträglich entdeckten, aus puloe####esirter Soda bestand. Wohin steuern wir? Reichstagsabgeordneter Dr. Gildemeister. Bremen sprach in Hamburg über das Thema „Wohin steuern wir?" Das deutsche Staatsschiff sei durchwühlt von Unruhe und Unstimmigkeiten der Mannschaft. Die Führung des Schiffes ist den Schwierigkeiten nicht gewachsen weder hin sichtlich der äußeren noch der inneren Politik. Nur dann, wenn sich ein einheitlicher nationaler Geist im deutschen Volke entwickelt, sei ein Emvorkommen unseres Volkes möglich. gen, es hätten sich keinerlei Schwierigkeiten zwischen den deutschen Arbeitern und den Bewohnern ergeben. Zahlreiche Bewohner erklärten, es wäre ihnen lieb, wenn auch ihre Anwesen von den Deutschon aufgebaut würden, da sich in Frankreich keine Spezialisten befänden. Das kostspielige Wiener Volksheer. Das österreichische Ministerium für militärische Angelegenheiten arbeitet einen Entwurf für die Ersetzung des jetzigen Söldnerheeres durch eine Miliz aus. Die Regierung strebt bei der Entente an, mit Rücksicht auf die außerordentliche Belastung des Staatshaushalts durch das Söldnerheer die Zustimmung zu diesen Aenderungen zu geben. Neue Unruhen in Petersburg. Das Journal de Devats führt in einem Privatbriefe aus, der am 14. Februar in Paris angekommen ist: Nach Nachrichten sind in Petersburg erneut Unruhen ausgebrochen. Die roten Truppen sind entfernt worden. Aufklärungspatrouillen streifen durch die Straßen der Stadt. Die Magazine sind geplündert worden. Die Unordnung sei durch die Lebensmitteltenerung hervorgerufen. Bantüberfall in Irland. In der irischen Hauptstadt Dublin wurden zwei Banken von bewaffneten Männern überfallen, die auf der einen 5000 und auf der anderen 6000 Pfund Sterling raubten. Bei einem Ueberfall auf zwei Banken in Sligo wurden 9000 und 6000 Pfund Sterling geraubt. Lloyd Georges Bedingungen für Indien. Bezüglich der Propaganda in Indien und England, durch die der Gedanke im Auslande verbreitet werde, daß England beabsichtige, Indien aufzugeben, erklärte Lloyd George im weiteren Verlauf seiner Unterhausrede, er wünsche im Namen der britischen Regierung deutlich zu sagen, daß unter keinen Umständen oder Bedingungen daran gedacht werde, die volle Souveränität des Königs und Kaisers aufzugeben oder zu vermindern; ohne die starke Hand Englands würde Indien dem Chaos verfallen. Die belgische Dienstzeit auf ein halbes Jahr herabgesetzt. Paris, 18. Febr.(T. U.) Blättermeldungen zufolge hat der belgische Nationalrat einen vom Abgeordneten Van der Velde(Nationalpartei) eingebrachten Antrag mit großer Mehrheit angenommen, nach dem die obligatorische Dienstzeit für Belgien auf ein halbes Jahr herabgesetzt wird. Die Schulden der Alliierten an England. London, 18. Febr.(T. U.) Seitens des Vertreters des Schatzamtes wurden im Unterhause die Gesamtschulden der Alliierten an England auf 1 703396 302 Pfund Sterling beziffert. Ein auslanddeutscher Schulmann gestorben. In Buenos Aires starb im Alter von 80 Jahren der Ehrendoktor der deutschen Schule in Buenos Aires, der weithin bekannte Dr. Georg Katzenstein, der als junger Mann von 23 Jahren ins Ausland gekommen war, in dem er 57 Jähre glücklich und erfolgreich wirkte. Jahrzehntelang stand er im Dienste der argentinischen Regierung. Er stammt aus Frankfurt a. M., studierte in Tübingen und Heidelberg, war Direktor verschiedener argentinischer Schulen, die er zur Höhe emvorführte, wurde dann Direktor der deutschen dem Weltrundschau. den Provinzen. Dortmund, 18. Febr. Wegen Dynamitvorbrechens wurden von den Geschworenen heute die Bergleute Siebgen zu fünf Jahren sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Angeklagfünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Angeklagten, die aus Hombruch stammen, haben aus Rache bei dem Untornehmer Herrenthein auf dem Schnee eine Anzahl Sprengpatronen an der Haustür Die vierte Rate von 31 Millionen Goldmark. Paris, 18. Febr.(Drahtber.) Die vierte deutsche Reparationsrate im Betrage von 31 Mill. Goldmark ist in ausländischen Devisen von der deutschen Regierung bezahlt worden. Kardinal Schultes Abschied vom Papst. Rom, 16. Febr. Der Papst empfing, wie bereits kurz gemeldet, Kardinal Schulte in längerer Abschieds=Audienz und überreichte ihm 200 000 Lire für Bedürftige. Er umarmte den Kardinal herzlich und drückte ihm die Hoffnung aus, ihn bald wieder zu sehen. Neuer Streik in Sicht? München, 17. Febr. In der heutigen Sitzung des bayrischen Landtages erklärte der USP.=Abg. Neumann, daß sich ein neuer Eisenbahnerstreik auf einer breiteren Grundlage und auf wesentlich erweiterter Front abspielen und auch nicht ohne Blutvergigßen verlaufen werde. Der Redner erklärte weiter, daß auf einen Streik der Buchdrucker und Setzer hingewirkt werden müsse, weil nur so die Regie rung und der Kapitalismus auf die Knie zu zwin gen seien. Wenn 8—14 Tage keine Zeitungen erscheinen, dann werde die ganze bürgerliche Ordnung zusammenbrechen. Streik im Mannsfelder Revier. Eisleben, 18. Febr. Die Bergarbeiter in Helbra beschlossen, heute in von Streis zu verten. Vertrauensvotum. Paris, 18. Febr.(Drahtbericht). Nach einer bewegten Kammersitzung über Petersdorf, in der der französische Ministerpräsident mit neuen Sank. tionen gegen Deutschland drohte, erhielt Poin cäree ein einstimmiges Vertrauensvotum. Niederlage Bonomis. Rom, 18. Febr.(Drahtber.) Gestern abend ist das Kabinett Bonomi bei der Abstimmung im Parlament in der Minderheit geblieben. 107 Stimmen waren für, 295 Stimmen gegen das Kabinett. Bonomi hat darauf dem König aber mals die Demisston des Kabinetts überreicht. Karl von Habsburg soll eine jährliche Unterstützung von 600 000 Goldfrancs erhalten. Es beständen jedoch Schwierigkeiten, die Zustimmung der Kleinen Entente zur Aufbringung dieser Kosten zu erlangen. Ein Un terausschuß der Botschafterkonferenz beschäftigt sich nunmehr mit der Regelung der Angelegenheit. Die Untertunnelung des Suezkanals. Während des Krieges hatten die Engländer von Kantaro eine Eisenbahn durch die Wüste nach Palästina gebaut, die auf einer Hängebrücke über den Suezkanal führte. Die Eisenbahn soll, wie mitgeteilt wird, erhalten bleiben und mit ägyptischen Linien verbunden werden. Um aber eine Störung des jetzt wieder sohr stark gewordenen Kanalverkehrs zu vermeiden, wird der Suezkanal untertunnelt und die Bahn unter dem Ka nal durchgeführt. Deutscher Wiederaufbau in Nordfrankreich. Berlin, 18. Febr. Mitarbeiter des„Oeuvre“ haben in den zerstörten Gebieten Nordfrankreichs in der Gegend von Chateaunaur verschiedene Dörfer besucht, wo deutsche Häuser für die Bewohner errichtet worden sind. Die Berichte besaSchule, die unter ihm eine glänzende Entwicklung nahm und der fortan seine ganze Liebe gehörte. Er war mit goldenem Humor begabt und war ein eifriger und erfolgreicher Dichter, der mit seiner guten Laune und seinen Verson manche trockene Sitzung erheiterte. Uebrigens hat er, wie wir einem Nachruf der deutschen„La Plata=Ztg.“ entnehmen, auch als Erster die argentinische Nationalhymne ins Deutsche übersetzt. In der deutschen Schule in Buenos Aires wurde alsbald, nachdem die Kunde vom Ableben des beliebtem Mannes eingetroffen war, eine große Trauerfeier veranstaltet, bei der Direktor Meier der Trauer des Deutschtums um den verdienten Mann Ausdruck gl General Niessel und Kardinal Vertram beim Papst. Paris, 18. Febr.„Echo de Paris“ meldet aus Rom: Der Papst empfing am Freitag den ehemaligen Leiter der französischen Militärmission in Polen, General Niessel, in Privatandienz. Blättermeldungen aus Rom zufolge hat der Papst am Mittwoch beim Empfange der deutschen Kardinäle in Abschiedsaudienz dem Erzbischof von Breslau Kardinal Bertram 200.000 Lire für Wohltätigkeitszwecke übergebenDer Wiener Kardinal Piffl und der ungarische Kardinal Czernoch erhiolten jeder 150000 Lire. Hochbrücke über den Kleinen Belt. Das Verkehrsministerium in Dänemark hat nunmehr die Pläne für die schon seit Jahren in Aussicht genommene Eisenbahnbrücke über den Kleinen Belt fertiggestellt und auch die wirtschaftliche Seite des Unternehmens geklärt. Wann die Vorlage hierüber dem Reichstag zugeht, hängt davon ab, wann die auf 60 Millionen Kronen veranschlagten Kosten vereitgestellt werden können. Indessen steht dieser Brückenbau so sehr im Vordergrund des Interessos, daß die Sache kaum noch allzu lange aufgeschofen werden kann. Denn in der wichtigen internationalen Eisenbahnlinie zum Festlande, die von Kopenhagen aus über den Großen und Kieinen Belt geht, bildet die Dampffährenverbindung über den Kleinen Belt schon von jeher Punkt, indem sie für den immer mehr zunehmenden Verkehr nicht ausreicht. Zudem ist der Dampffährenbetrieb teuer und verursacht beständig mehr Unkosten. Von allen sachkundigen Seiten wird denn auch die Notwendigkeit de: Brückenbaues betont. Den vorliegenden Plänen nach erfolgt die Ueberbrückung des Kleinen Beit durch eine Hochbrücke, die 33 Meter über der Wasserfläche liegt, so daß die größten Schiffe darunter hinwegfahren können. Abgesehen von den Stützpunkten an den beiden Strandseiten ruht sie auf acht Pfeilern. Für die Reisenden würde die Kleine Beltbrücke eine große Annehmlichkeit und gleichzeitig einen interessanten Reiseabschnitt bedeuten. Zeitgemäße Betrachtungen. Wenn die Hoffnung nicht wär! Die Hoffnung ist's, die uns erhebt Grad' an den trübsten Tagen, Es hofft der Mensch, so lang er strebt, Wer hofft, wird nicht verzagen; Hell leuchtet, wenn die Sonne fern, In dunkler Zeit der Hoffnung Stern, Auf daß wir leichter tragen, Was Grund uns gab zum Klagen. Die Menschenkinder, weit und breer, Die so viel Leid erfahren, Sie hoffen wohl auf bess’re Zeit Nach all den bösen Jahren. Die Hoffnung: Einmal kommt der Tag, An dem man wieder sagen mag: s' ist eine Lust zu leben, Sie wird nicht aufgegeben! Denn jeder Mensch, ob Frau, ob Mann, Ob Mägdlein oder Knabe, Erhofft, was ihn beglücken kann, Und harrt der Schicksalsgabe. Es steht der Produzenten=Sinn Nach gutem Abschluß und Gewinn, Der Konsument hofft leise Auf Niedergang der Preise! Es hofft und hofft der Spekulant, Daß noch der Dollar steige, Und der den Weg zur Höhe fand, Sich nie nach unten neige. Auf Nachweltsruhm hofft der Poet, Die Hausfrau, die zu Markte geht, Hofft still auf billige Butter, Doch irrt die gute Nutter! Es hofft manch glücklich liebend Paar Sich eh'lich zu verbinden Und möchte auch in diesem Jahr Noch eine Wohnung finden. Das junge Paar setzt, liebentbrannt, Die Hoffnung auf das Wohnungsamt, Schon ist es eingeschrieben, Nun heißt's: Geduld, Ihr Lieben! Wir harr'n und hoffen unbeirrt Auf Bess'rung uns'rer Lage Und zur„Erfüllung“ hofft Herr Wirth, Daß diese nicht versage; Doch eins ist nötig: das Vertrau'n Des Reichstags, darauf muß er bau'n, D'rum sprach er kurz: Ich wage Jetzt die Vertrauensfrage! Die Hoffnung stärkt die Zuversicht Und drückt den Zweifel nieder, Und auf sein altes Gleichgewicht Hofft auch Europa wieder. Man hoffte auf Amerika, Nun hofft man viel von Genua, So hofft man immer weiter Von Jahr zu Jahr! Ernst Heiter. schrift" gesammelt. Der Stoff wird der Regiemug und dem Reichotage übergeben werden. Der erste weibliche Pfarrer. Leipzig, 18. Febr. Aus Jena melden die L. N. N.: Die Vertreterversammlung der evangelischen Stadtkirchengemeinde hat beschlossen, die Kandidatin der Theologie Fräulein Gertrud chäfer aus Roda als Pfarrgehilfin in Jena anzustellen. ie Brühtlkeldung!. Eigener Depeschen dienst. In Genf. Am Freitag abend hielten Reichsminister a. D. Schiffer, Reichsminister a. D. Dr. Simons, Staatssekretär Göppert im Deutschen Verein in Genf unter großem Beifall ausgenommene Reden über die oberschlesische Frage, in denen die Trauer über den Verlust des urdeutschen Gebietes, aber auch das Vertrauen auf eine bessere Zukunft zum Ausdruck kam. Aus den Kreisen der deutschen Kolonie hielten Geheimrat Grob und W. Fiedler Ansprachen. Die Gesundheitsschädigungen durch die Streiks. Die schweren Schäden der Gesundheits= und Krankenfürsorge, die bei den letzten Streiks der Eisenbahner und der Berliner städtischen Arbeiter von ärztlicher Seite festgestellt worden sind, werden von der„Deutschen Medizinischen WochenEingesandt. (Für Artikel unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung. Eine Unsitte unter welcher besonders die Geschäftstreibenden zu leiden haben, verdient es, öffentlich gerügt zu werden. In der letzten Zeit erscheinen in den Geschäften Mitglieder irgendwelcher Vereine und versuchen die Geschäftstreibenden zu veranlassen, für ein in ihrem Verein in Aussicht genommenesFest. mit welchem eine Verlosung verknüpft werden soll, Preise zu stiften. Wenn in früherer Zeit für wohltätige Veranstaltungen derartige Sammlungen vorgenommen wurden, so hat wohl jeder gern dazu beigesteuert, wenn aber jetzt jeder beliebige Verein für seine Vergnügungen derartiges tun will, so kann dies doch nicht genügend gerügt werden. Es steht natürlich jedem Verein frei, Feste zu feiern, obschon auch über die vielen Feiern die Reinungen sehr geteilt sind, aber daß er an andere Menschen das Ansinnen stellt, diese Feste bezahlen zu helfen, ist doch etwas viel verlangt. Wer Feste feiern will, mag diese selbst bezahlen und dies nicht von anderen verlangen. Gerade in der leutigen Zeit, wo ein jeder aülr Mühe hat, sich und die Seinen durchzubringen, müssen derartige Ansinnen energisch abgelehnt werden. Also Geschäftsleute, einem jeden, der in solcher Angelegenheit ener Lokal betritt, ein energisches „Nein“. Ein Geschäftsmann. Donnerstag, 23. Fobruar, 6—10½ Uhr:„Siegfried“. Handbung von Richard Wagner. Freitag, 24. Februar, 7—9½ Uhr:„Der fried", Lustspiel von Roderich Benedix. Sonnabend, 25. Februar, 7—10¼ Uhr:„Der Postillon von Lonjumeau“, Komische Oper von Adolf Karl Adam. Sonntag, 26. Februar, 7—9¾ Uhr:„Rigolette“, Oper von Giuseppe Verdi. Man färbe daheim aur mit echten Braun'schen Steffarben und fordere die Jehrreiche Oratisbroschüre No 2. Wilhelm Brauns, C. m. b. H., Quedlinburg a.#l Wass Ainmmmmmmmnemnnnnenmmm Handel und Börses = Dolkswirtschaft Auslands-Wechselkurse der Berliner Börse (Devisenkurse) Mitgeteill durch den Barmer Bankverein Hinsberg, Fischer u. Comp., Schwerle. Man zahlte deutsche Mark für am 16 2. am 18. 2. 100 belgische Franken.. 1698,30 100 dänische Kronen... 4225,75 1 englisches Pfund... 886,60 100 französische Franken 1793,20 100 holländische Gulden 7582,40 100 italienische Lire.... 992.— 100 polnische Mark.... 5,78 100 schwedische Kronen.. 5354,60 100 schweizerische Franken 4005,90 100 tschechische Kronen.. 382,60 1763.20 4325,65 912,05 1853.10 7892,10 1021,45 5529,45 4095,90 396,60 Stadttheater Dortmund. Dienstag, 21. Februar, 7—10 Uhr:„Madame Butterfly", Musikdrama in 3 Aufzügen von Giacomo Puccini. Mittwoch, 22. Februar, 7—9¾ Uhr:„Der Wettlauf mit dem Schatten“ Schauspiel in 3 Aufzügen von Wilhelm Scholz. Ein Dollar........ 205,29 209,29 Kohlenbericht Elektrizitätswerk„Mark“. Lagerbestand: Fhr die Schviftleitung verantwortlich: Karl Richter; für Lokales und Provinzielles: Friedrich Hoaat in die verlosung Seit Freitag fehlt mir meine junge schwarze des evang. Frauenvereins findet donnerstag, Ichäferhündin den 23. Februar, nachm. 2 Uhr, im evang. Gemeindehause stauz. nung Cari Kühl Gewinngegenstände werden an diesem Tage von)„ n 9 Uhr an im Gemeindehause dankbar entgegen,# Hchoe 60000000000020000090009 Ihre VERMAEHLUNG geben bekannt:„ M Dolkshochschule Mittwoch, den 22. Februar, abends 8 Uhr, im evangelischen Gemeindehause: Kammermusikabend für Mitglieder 3.— Mk, sonst 5 Mk. Umformen von Damenstrohhüten eigener Strohhut= u. Filzhutfabrik Feinste Verarbeitung. Die neuesten Musterformen sind fertiggestellt. einfachsten bis zu den feinsten * Lederbänden. Buchhandlung Carl Braus, Schwerte## = Homöopathische= Kranken- Behandlung Sprechstunden jeden Mittwoch von 9—1 Uhr in Schwerte Im Gasthof „Zum Schwan“ Hüelngstrasse. 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