co Kdonen Zeiuer enden dand auder Feiertags. Bezugsprets M. AAdrich, dei der Post sü: Bestellgeid 42 Plo. mehr. Wöchenkl. Gratisbeilage:„JAustrierter Famillenfreund“ v. tägl. Unterdaltungsdlatt. Anzeigenpreis: Die slebengespaltene Petttzeile oder deren Raum 10 Pfg., Anzeigen von auswärts 15 Pfg., Reklamezelle 40 Pfg. Jeder Radat gilt als Kaslarmbalt a. erlischt dei Ronsocsen, Zwangsvergleichen, gerichtl. Klagen u. Robsachtund eracht-Sotienestehlume. Amtliches Kreisblatt Westhofener Zeitung Langscheder Zeitung Schwerter Uolachlas Verbunden mit? tar den Kleis worene Holzwickeder Zeitung Aplerbecker Zeitung iumie Ueftzslung Schwerker Cageblatt 0 Schwerker hinzeige Grltes und Alteltes Cagesorgan des Krelles o General-Anzeiger für den Kreis börde m Daupt- A0nonkenblät uln dete, und ihetenhtgichen sungen für den Arsts Hörbe erlenger gemeh Bedannpnachung der tuch Versaulicung ie der„Schmum Jeitung“ rochtsoerdindliche Aroft.— Dle „Schwerter Zeitung“ gewöbri ihres Abonasstes für jeben mit Tod endenden Unias gr300 Mk. Unfall: Drua u Vertage. Con Dvoo. Schour. Nat(end a.-Scien.-Uit. Nunshent Abe; Nr. 299. Mittwoch, den 22. Dezember 1915. 47. Jahrgang. Aitliarbelil O hätte: Daß'es nicht der Deutscher Reichstag. WTB Berlin, 21. Dez. Der Reichstag hat heute den Nachrtagsetat von 10 Milliarden Mark angenommen. In der Debatte erklärte Abg. Ebert (Soz.): Namens der sozialdemokratischen Partei habe ich zu erklären: Wir haben seit Beginn des Weltkrieges unseren Willen und unsere Kräfte dafür eingesetzt, daß Deutschland in dem schweren Existenzkampf bestehen kann und daß den Völkern Europas der heißersehnte Friede wiedergegeben wird. Zu unserem tiefen Bedauern sind diese Bemühungen noch nicht zu dem erwünschten Erfolg gekommen.(Hört, hört!) In England, Frankreich, Rußland und Italien wollen die Regierungen und die maßzebenden Parteien nicht eher Frieden machen, als bis Deutschland und seine Verbündeten niedergerungen sind. Gegenüber dieser Tatsache ist es eine unerläßliche Pflicht des gesamten deutschen Volkes, die Abwehr fest und entschlossen zu führen.(Lebhaftes, allseitiges Bravo.) Es ist Pflicht, die erforderlichen Mittel bereit zu stellen und zum Schutze von Haus und Herd seine Macht zu stärken.(Lebhaftes Bravo). Zu diesem Mittel muß aber auch in höherem Maße als bisher den Familien der Kriegsteilnehmer und allen Notleidenden Hilfe und Unterstützung geleistet werden. Die Lebensmittelversorgung muß durch Höchstpreise und Beschlagnahme aller notwendigen Lebensmittel, sowie durch planmäßige Verteilung geregelt werden. Namens einer Minderhest von 19 Mitgliedern der sozialdemokratischen Partei erklärte Abg. Geyer, daß alle Friedensbestrebungen an den Annektionsgelüsten, die auf beiden Seiten beständen, scheiterten. Der Reichskanzler habe die Annektionsbestrebungen der bürgerlichen Parteien auch nicht zurückgewiesen, sondern ihnen sogar noch Vorschub geleistet. Infolgedessen gehe der entsetzliche Krieg weiter und Europa stehe vor der Geder Verarmung und der Verwüstung seiner Deshalb lehne die Minderheit den Kredit Deutscher Tag wtb. Großes Hauptquartier, 21. Dez. 1915. Balkan=Kriegsschauplatz. Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Westlicher Kriegsschauplatz Westlich von Hulluch nahm eine deutsche Abteilung eine englische Sappe und wehrte einen nächtlichen Gegenangriff ab. Auf vielen Stellen der Front lebhafte Artilleriekämpfe. Keine Ereignisse von Bedeutung. sbericht. Oestlicher Kriegsschauplatz. In der Nocht vom 19. zum 20. Dezember hatte eine vorgeschobene russische Abteilung das nahe vor unserer Front liegende Gehöft Dekschi (südöstlich von Widsy) besetzt. Sie wurde gestern wieder vertrieben. Südlich des Wygonawskoje=Sees und bei Kosciuchnowka(südlich von Czartorysk) wurden feindliche Erkundungsabteilungen abgewiesen. Oberste Heeresleitung. Oesterreichischer die nachts gegen den Mante San WTB Wien, 22. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 21. Dezember: Russischer Kriegsschauplatz. Gegenüber Nafalowka am Styr wurde eine russische Aufklärungsabteilung zersprengt. Sonst stellenweise Geschützkampf. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Artilleriekämpfe an der Tiroler Südront dauern fort. Zwei italienische Kompagnien, die nachts gegen den Monte San Michele vorzudringen versuchten, wurden aufgerieben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgungskämpfe gegen die Montenegriner führten neuerlich zur Erstürmung einer seindlichen Stellung nördlich von Berane. Unsere Truppen haben in den letzten zwei Tagen etwa 600 Gefangene eingebracht. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschall=Leutnant. Griechenland als Miiterpunn des enlopaischen Interesses. fahr Kultur. jetzt ab. — Berlin, 20. Dezember 1915. :: Die Amtseinsetzung des Kardinals Dr. Frühwirth. Unter ganz besonderen Feierlichkeiten fand am Sonntag in der Hofkirche in München die Barettaufsetzung des zum Kardinal erhobenen Pronuntius Dr. Frühwirth durch den König von Bayern statt. Anwesend waren der König, die Königin, die Mitglieder des königlichen Hauses, die Minister, Gesandten usw. Nach dem Hochamt hielt der päpstliche Abgesanote Dr. Schioppa eine kurze Ansprache. Der Sekretär, Kaplan v. Wehner, überreichte hierauf das Barett dem König, der es dem Kardinal auf den Kopf sepztge,ebrzet,#ot alsdann vor den Hochaltar, zelep######le das Tedeum und erteilte den Anwesenoen den Segen. Nach der Feier fand Hoftafel statt. Einberufung des preußischen Landtages. Durch eine königliche Verordnung (gegeben Großes Hauptquaxtier, 15. Dezember 1915) werden die beiden Häuser des Landtages der preußischen Monarchie, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten, auf den 13. Januar 1916 nach Berlin zusammenberufen. —— Ausland. China. ** Es müßte seltsam erscheinen, wenn die japanische Regierung ihren Widerstand gegen die Umwandlung Chinas aus der Republik in ein Kaiserreich jetzt auf einmal WTB Sosia, 21. Dez. Mit Bezug auf die von König Konstantin dem Vertreter der„Associated Preß" gewährte Unterredung schreibt die halbamtliche„Echo de Bulgarie": Griechenland, das noch neutral ist und bleibt, ist zum Mittelpunkt geworden, wo sich politische und militärische Interessen kreuzen, die für das Kriegsziel Europas von ausnehmender Wichtigkeit sind. Der auf allen Fronten siegreiche Vierbund ließ seine Truppen Halt machen an den Grenzen des Königreiches, dem er die Verwüstungen des Krieges ersparen will, wäh. rend der aus Mazedonien und Serbien verjagte Vierverband seine Truppen in der Bannmeile von Saloniki zusammengezogen hat, indem er hartnäckig dabei verharrt, der hellenischen Regierung Gewalt anzutun und aus ihren Gebieten einen Schauplatz blutiger und verheerender Schlachten zu machenDieser Vergleich allein rückt schon das Verhalten der beiden gegnerischen Truppen ins rechte Licht, wie er auch gleichzeitig unsern Nachbarn gestattet, nach ihrem wahren Wert die Erklärungen abzuschätzen, die nun von den Tatsachen aufs grausamste Lügen gestraft wurden. Die Minister des Vierverbandes, die Paladine von Recht und Moral in den Beziehungen zwischen den Nationen, fühlen sich von keinem Bedenken geplagt, sobald es sich darum handelt, die Schwächeren mit Füßen zu treten und ihnen einen fremden Willen aufzuzwingen. Wahlsieg der griechischen Regierung. Neniselistenvartei die ganze Kammer mit verWTB Athen, 21. Dez.(Meldung der„Agence Havas“): Unter den bisher Gewählten befinden sich 200 Anhänger von Gunaris, 35 Theotokisten und 20 Aphänger von Rallis, 7 Anhänger Dimitragopulos; aus 60 Wahlkreisen steht das Ergebnis noch aus. WTB Genf, 22. Dez. Aus Athen wird gemeldet, daß sich die Parteiverhältnisse in der Kammer wahrscheinlich erst in 2 bis 3 Tagen feststellen lassen. Es werde sich, da infolge der Wahlenthaltung der Veniselistenpartet die ganze Kammer mit verschwindender Ausnahme der Regierung folge, nur um die Anhängerschaft der verschiedenen Minister Eunaris, Rhallis und Theotokis handeln. Man glaubt, daß sich die Gefolgschaft Gunaris auf 220 bis 250 beziffern werde. Der Ministerwechsel sei jedoch unwahrscheinlich. Gunaris gab die Versicherung eines unbedingten Zusammenwirkens mit allen gegenwärtigen Kabinettsmitgliedern, die somit die Kammermehrheit hinter sich haben werden. Die Schuld der serbischen Regierung am Mordauschlag von Serojewo. ist Ich versichere, so erklärte der Gesandte. bb Budapest, 22. Dez.„Az Est“ meldet aus Sosia: Tschapraschikow, der frühere bulgarische Gesandte in Serbien, erklärte einem Redakteur des Blattes„Djewnik“: Die bulgarische Regierung besitzt schriftliche Beweise, daß der Mordanschlag von Serajewo gegen den österreichischen Thronfolger und seine Gemahlin von der serbischen Regierung ausgegangen in. zc versichere, so erklärte der Gesandte, daß die bulgarische Regierung demnächst ihre Beweise veröffentlichen wird. Diese Erklärung läßt die Schlußfolgerung zu, daß es der bulgarischen Regierung gelungen ist, das Geheimarchiv der serbischen Regierung über die Vorgänge in Serajewo zu beschlagnahmen. aufgegeben karte. Taß es nicht der ist, zeiit eine römische Funkendepesche der Bukarester„Agencia Telegrafica Italiana“, daß nach Londoner Meldunger er chinesische Staatsstreich und Ehingrzäter#zon Kaisertum Japan zu einer grogeren Aktion veranlaßt habe. Die japanische Regierung verlangte von China Aufklärung; eine diesbezüglicke Note wurde bereits übergeben. Eine Abreilung der japanischen, Friegßflotte ging nach dem Hafen von Pel##er ub, 100. die Antwort abgewartet werden soll. Japan. * Wie Reuter aus Tokio meldet, beanteagte im japanischen Sandtaggjegge en sition. die Regierung: den Anklagezustund zu versehen. Währe:. Premierminister sprach, versetzte ihm ein Mitglied des Landtages einen Schlag auf den Arm. Die Polizei schritt ein. Ter Premierminister schloß seine Rede unter Beifallskundgebungen. Der Antrag, die Regierung in den Anklagezustand zu versetzen, wurde mit überwiegender Mehrheit abgelehnt.— Aus Tokio wird den-„Vasler Nachr." berichtet, daß der Kriegsminister General Oka zurückgetreten sei, wie es heiße, wegen des verminderten Heeresbudgets. Zu seinem Nachfolger sei General Osima ernannt worden, ein Offizier, der in Deutschland gedient habe. —— Der Suezkanal. England zittert für einen Platz, aus dem es ein gut Teil seiner Stärke nimmt— um Suez. Aegypten ist das Wort, das England auf einmal so kriegsregsam machte. Würde es aus Aegypten vertrieben, müßte es seine Hand vom Suezkanal zurückziehen, so bedeutete das einen Stoß ins Herz des stolzen Seeherrschers. So ist es auch schon seit langem bestrebt, die Gebiete des Suezkanals in Verteidigungszustand zu setzen. Die„Köln. Ztg.“ bringt aus der Feder eines Neutralen folgende Schilderung über die Arbeiten der Engländer an dem Suezkanal: An beiden Ufern des 160 Kilometer langen Kanals sind mehrere hunderttausend Eingeborene und englische Soldaten eifrig Tag und Nicht mit Spaten und Pickel beschäftigt. Mit größter Eile werden hier im Sande Schützengräben in sechs= bis siebenfachen Reihen ausgehoben, Stacheldrahtfelder und Wolfsgruben angelegt. Besondere Aufmerksamkeit wendet man der westlichen Seite des Kanals zu, die am stärksten befestigt ist oder noch wird. Port Said, El Kantara, Iemailia, Serapeum, Schaluf, Argroud und Suez sind zu starken Festungen ausgebaut worden. Dazwischen werden gegenwärtig noch viele kleinere und größere Forts errichtet, die sämtlich miteinander durch unzählige Grähen und Feldeisenbahnen verbunden sind. Man hat aber noch weitere Vorrichtungen getroffen, um im allerletzten Falle, wenn er dem Gegner trotzdem gelingen sollte, über den Kanal in die Hauptbesestigungen einzudringen, die Grabenstellungen in den meistgefährdeten Abschnitten vollkommen unter Wasser zu setzen und so den Feind am weiteren Vordringen zu verhindern. Auf der östlichen Seite des Kanals werden meist nur große Anlagen errichtet, um gegebenenfalls die sandige Gegend auf weite Strecken hin zu überschwemmen, damit es dem Gegner nicht gelingt, schon auf den ersten Anlauf sih auf dieser Seite des Kanals festzusetzen. Zur Verteidigung des Kanals sind aber auch noch eine große Anzahl Kanonenboote und schnelle, stark armierte Monitore bestimmt, die gegenwärtig im Kanal an mehreren Punkten verankert liegen. Zur weiteren Verteidigung hat man in Port Said eine Anzahl schwerer gepanzerter Züge ausgeladen, die mit weittragenden Geschützen versehen sind. Die Panzerzüge machen täglich Fahrten auf der Strecke Port Said—Suez längs des Kanals. Der Personenverkehr auf dieser Strecke ist schon längst eingestellt; sie dient nunmehr den Material= und Munitionstransporten.— Auch in Aegypten selbst bereitet man sich auf die Verteidigung vor. So hat man vor kurzem mit der Errichtung von Erdwerken im großen Umkreis um Kairo begonnen, ebenso weist die südliche und westliche Grenze viele neuerrichtete kleinere und größere Forts auf. Die in Aegypten zurzeit versammelte Truppenmacht wird auf 240000 Mann angegeben. Es werden aber in Alexandria beinahe täglich englische Truppen gelandet, die sofort ins Innere und an den Suezkanal geschafft werden, so daß sich die angegebene Truppenzahl im Laufe der kommenden Zeit erheblich steigern wird. Der oimne Bamamnrieg. Das Elend der serbischen Flüchtlinge. Amsterdam, 21. Dez. Dem„Telegraaf“ wird aus London gemeldet: Nur ein kleiner Teil der Serben, die aus Serbien geflüchtet sind, haben Eriechisch=Mazedonien erreicht. Während der Feind durch Altserbien zog, haben die meisten Männer, die nicht dienstpflichtig waren, das Land auf den Wegen, die nach Westen führen, verlassen. Zahllose Frauen und Kinder blieben zurück. In der Ebene von Kossowo haben sich 750000 Flüchtlinge angesammelt, die nach Albanien und Montenegro ziehen wollten. Fast eine Million Menschen entschloß sich zu einer winterlichen Flucht nach den beschneiten Bergen von Ungarn. Nur wenige wußten. welches Los ihnen dort bevorstand. Tausende sind durch Hunger oder Kälte umgekommen, oder durch Wölfe zerrissen worden. Große Mengen von Flüchtlingen konnten sich auf ihrem Wege nach Albanien und Montenegro nur vom Fleisch der Pferdeleichen nähren. Ihre Leiden übertreffen das Elend des napoleonischen Rückzuges aus Moskau. Warum die Entente in Saloniki bleibt? Haag, 21. Dez. Das englische Blatt„New Statesman“ schreibt: Es ist kein Geheimnis mehr, daß Lord Kitchener, als er aus dem Orient zurückkehrte, der Regierung mitteilte, daß er durchaus ein Gegner des Planes sei, in Saloniki zu bleiben und die Expedition fortzusetzen. Die meisten englischen Minister sind dieser Ansicht beigetreten, aber andererseits wurden gewichtige politische Gründe dagegen geltend gemacht.„Auf den letzten Konferenzen in Paris scheint man sich darüber geeinigt zu haben, das Unternehmen fortzusetzen und zwar aus folgenden Gründen: 1. Eine Aufgabe der Expedition würde zur Folge haben, daß sich die Mittelmächte der ganzen Balkanhalbinsel bemächtigen würden. 2. Saloniki darf nicht zu einem Stützpunkt feindlicher Unterseeboote gemacht werden. 3. Ein Verzicht auf Saloniki würde endgültig Rumänien auf die Seite der Mittelmächte treiben. „New Statesman“ nennt diesen Entschluß der Perbündeten eine vernünftige Tat. Ein energischer Protest Griechenlands. WTB Amsterdam, 21. Dez.„Handelsblad“ meldet aus Athen, die griechische Regierung habe aufs neue Ursache, sich über das Auftreten der Verbandsmächte zu beklagen. Die griechischen Schiffe „Dirfia“ und„Pandiabelli“ der Kompagnie Panhelenique, die von der griechischen Regierung zur Verfrachtung amerikanischen Getreides requiriert waren, erhielten zwar, nachdem sie in Algier festgehalten waren, die Erlaubnis, Kohlen einzunehmen und ihre Reise fortzusetzen, wurden aber am folgenden Tage neuerlich aufgehalten. Gegen diese Verletzung des Völkerrechts und der Handelsfreiheit des neutralen Staates protestierte die griechische Regierung energisch. Die Regierung frage sich, mit welchem Rechte die Großmächte den Handel eines kleinen Staates behindern, der bisher nichts anderes als wohlwollende Neutralität gegenüber dem Verbund an den Tag legte. Schadenersatzforderungen Griechenlands an die Entente. Haag, 21. Dez. Die„Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet aus Athen: Eine Kommission der griechischen Regierung ist jetzt bereits in das griechische Grenzgebiet abgereist, um den Schaden festzustellen, den die Entente bei ihrem Rückzuge durch Vernichtung einer Anzahl von Brücken, Landstraßen und Häusern verursacht hat. Die Rechnung soll den Verbündeten schon im Laufe dieser Woche überreicht und Schadenersatz in Gold verlangt werden. Was Oberst Pallis der Entente erklärte. Bukarest, 22. Dez. Von hier aus wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Das Bukarester Blatt „Seara“ veröffentlicht eine Meldung aus Saloniki, die von dort nicht telegraphiert werden konnte, wonach Oberst Pallis im Namen, der griechischen Regierung erklärte, wenn die bulgarischen Truppen zur Verfolgung der Alliierten die griechische Grenze überschritten, werden die griechischen Truppen sich zurückziehen, um eine Berührung mit den Bulgaren zu verhindern. Diese Erklärung habe in den Kreisen der Alliierten Bestürzung hervorgerufen. Die Zensur verhindert, hierüber Berichte an die ausländische Presse zu geben, wogegen Pallis Einspruch erhoben hat. Die Räumung Salonikis. TU London, 22. Dez.„Central News“ melden aus Rom: Nach einem Telegramm des„Corriere della Sera“ haben bisher 4000 Griechen und 1600 Personen anderer Nationalitäten Saloniki verlassen. Die Stimmung in der Stadt ist sehr unruhig. Viele Griechen weigern sich, ihre Häuser englischen Offizieren zu vermieten und ziehen es vor, die Stadt zu verlassen und die Häuser zu schließen. Die griechischen Behörden haben bisher ihr Möglichstes getan, um Konflikte zu vermeiden. Französische Kritik an dem Balkan=Unternehmen. In der„Action“ schreibt Henry Berenger, die beiden orientalischen Expeditionen seien mit solcher Leichtfertigkeit und Unzulänglichkeit unternommen, daß ihre Urheber schon jetzt die schwerste persönliche Verantwortlichkeit treffe. Wenn man einst alle Fehler der Diplomatie und der Regierung kennen 2 9 40 30 Am Ge u#c Oeten #8 8ra dumsr g“! ∆ Pe Mu BULSARLE e eih Bo? erag eeric a F 61 S vien Heb Aosbordo 9. Rbodone Prhgse. abroro ere Mogc Grasd M Amat Tarder Ponbe Gaidre 05 rnd Die 3 englisch=französischen Verteidigungsstellungen von Saloniki. Angleiche Naturen. Roman von B. Corony. 28 „Man käme am Ende gar in Widerstreit mit der öffentlichen Meinung und in die fatale Lage, wirklich die Sache des Unterliegenden zu der eigenen machen zu müssen und das würde doch zu viel verlangt sein. Ja, so lange der eigenen Eigelkeit geschmeichelt wird, so lange man sich einem mühelosen Genußhingeben und seine freundschaftlichen Gesinnungen in der Hoffnung, daß sie nie auf die Probe gestellt werden, anpreisen kann, ist ja alles sehr schön und gut, aber nur eine ernsthafte Wendung darf es nicht nehmen, sonst knickt diese oft betonte Opferfreudigkeit in ein jämmerliches Nichts zusammen. Ich bin mit ein paar sehr guten und scharfen Augen gesegnet, Günther, und habe wohl bemerkt, wie zurückhaltend sich gerade heute meine sogenannten Freunde und Anhänger zeigten. Das vergesse, das verzeihe ich ihnen nie. Und deshalb lasse ich auch diese Karte liegen. Ein Fußtritt scheint mir hier das einzig richtige.“ „Du gehst doch wohl etwas zu weit in Deiner Erbitterung. Justine, offen sei es gesagt, wir sahen Tich heute auf einem Feld, welches Dir die Klugheit zu meiden gebieten mußte. Deine Lorbeeren grünen auch all anderer Stelle.“ „Vor Jahren hätte ich sie auf diesem Gebiete gepflückt. Aber es ist vorbei, vorbei!“ „Keineswegs! Noch stehst Du auf der Höhe Deiner Künstlerschaft, doch gerade deshalb sei groß genug, um Dich jetzt von der Oeffentlichkeit zurück ziitsehen: „Nach diesem Mißerfolg? Nun und nimmermehr! Noch einmal muß ich die Welt zu meinen Füßen sehen, und wenn ich von der Bühne scheide, kain es nur geschehen, indem ich die Erinnerung an meinen letzten großen Sieg mit mir nehme.“ Ein leises Klopfen unterbrach dieses Gespräch, Bitte taufendmat um Verzeihung, gnädige werde, werde kein Urteil zu strenge sein. Der Grundsatz, man müsse den Feind aufsuchen, wo sich eine Gelegenheit biete, sei falsch, denn Frankreichs Schicksal werde nur am Rhein entschieden. Im Osten müsse man eine neue Offensive methodisch vorbereiten, statt nach dem Balkan zu ziehen. Die allgemeine Sorge sei jetzt, ob sich das Heer Sarrails sicher nach Saloniki zurückziehen könne. —— Der Krieg gegen England. Hinter den Kulissen der englischen Rekrutenwerbung. Nach einer Meldung des„N. R. C.“ aus London führte eine Abordnung aus Liberralen, die 200 liberale Parteimitglieder vertreten, und Arbeiterkreisen beim Premierminister Klage darüber, daß das Ergebnis der Werbekampagne Lord Derbys die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht unmöglich gemacht habe. Die„Times“ spricht sich gegen dieses Vorgehen aus, da nach Lord Derbys Erklärung noch keine Schlußfolgerung gezogen werden kann, ehe das Ergebnis der Werbekampagne festgestellt worden ist. Nach der„Daily News“ schätzt man in parlamentarischen Kreisen das Ergebnis der Werbung auf rund zwei Millionen Mann, von denen allerdings eine Anzahl Untauglicher und Unabkömmlicher abgeht. Das Blatt meldet, daß immer noch zahlreiche Mannschaften angeworben würden. Unter diesen zwei Millionen seien 300 000 Mann, die sich zum sofortigen Eintritt in das Heer bereit erklärt haben. Dieser letzte Satz, den der englische Zensor auffallenderweise hat durchgehen lassen, zeigt, was es mit der Werbung im Grunde genommen hat. Die große Zahl mag stimmen. Die Leute haben sich aber in keiner Weise zum sofortigen Eintritt in das Heer verpflichtet, sondern nur einer Vertrag unterschrieben, daß sie sich einer militärischen Ausbildung unterziehen. Dabei ist es kein Geheimnis, daß den Leuten ausdrücklich zugesagt worden ist, sie würden nicht ins Feld geschickt und nicht außerhalb Englands militärisch verwandt werden. Es werden immer weniger. London, 21. Dez. Der„Manchester Guardian“ schreibt: Die Ergebnisse des Derbyschen Werbefeldzuges sind nicht ganz so bedeutend, wie sie vor einigen Tagen hingestellt waren. Im Unterhause sprach man von 2 Millionen Mann. Nach neuen Feststellungen sind es jedoch nur à 600 000; aber wie dem auch sei— schreibt das Blatt—, auf alle Fälle ist das Werbeergebnis als hervorragend zu bezeichnen. Es muß jedoch noch berücksichtigt werden, daß sich unter den Angeworbenen viele Bergleute und Munitionsarbeiter befinden, die zum größten Teil unentbehrlich sind. Auch werden bei genauer ärztlicher Untersuchung viele zurückgestellt werden müssen, so daß etwa 1¼ Millionen brauchbare Mannschaften zum Eintritt in das Heer zur Verfügung stehen. Die Aufstellung der neuen Million(jetzt ist es nur noch eine Million. D. R.), die die Regierung vom Unterhause forderte, ist somit sichergestellt.(Wenn die Rechnung noch etwas fortgesetzt wird, dann schmilzt womöglich auch noch diese eine Million, die von den gemeldeten zwei Millionen übrig blieb, zusammen. Englands Truppenmacht in Aegypten. Die„Baseler Nachrichten“ melden aus Athen: Zum Heeresdienst eingezogene Griechen, die in Aegypten Handel treiben, berichten, daß der englische General Maxwell über 300000 Mann Truppen verfüge. Es kämen noch neue Truppensendungen in Aegypten an, doch handle es sich bei den neuen Truppensendungen um Australier und Südafrikaner. Der Krieg gegen Italien. Erneute Beschießung von Görz. Budapest, 21. Dez. Der„Az Est“ meldet: Die Italiener beschossen gestern wieder sechs Stunden lang die Stadt Görz. Drei italienische Aeroplane warfen Bomben auf die Stadt. Nachmittags 4 Uhr setzte die Beschießung mit 15=Zentimeter=Geschützen ein. Das Ziel der italienischen Artillerie war das Krankenhaus der Ordensschwestern, wo 120 Verwundete, darunter 5 Italiener, gepflegt wurden. Das Gebäude hatte 14 Volltreffer. Eine Wärterin, zwei Dalmatiner, ein Ungar und vier italienische Soldaten wurden verwundet, ebenso acht Zivilpersonen, davon fünf Frauen und Kinder. Erst um 7 Uhr abends wurde das Artilleriefeuer auf die Stadt eingestellt. Die Italiener richteten jetzt das Feuer ihrer Artillerie auf Podgora, wohin sie 30 000 Granaten schleuderten. Die italienische Flotte in der Adria. Der„Frankf. Ztg.“ wird aus Athen gemeldet: Nach einer Meldung aus Korfu suchten zwei Schiffe ohne Flagge, die als italienische erkannt wurden, in Begleitung eines Kreuzers, ebenfalls ohne Flagge, die Bucht von Korfu und die Küsten von Epirus ab. Reisende aus Brindisi melden, daß dort ein starkes Geschwader der italienischen Flotte liege. Außerhalb Chimara wurden 18 kleine und große Kriegsschiffe, teils englische, teils französische gesichtet. Italiens Tribut an England. Ausgehend von der Rede Marconis im Senat über die Zusammenarbeit der Alliierten schreibt die„Tribuna": Italien leidet heute schwer unter dem Kraftaufwand, den es leisten müsse, um seinen militärischen Wert auf der gleichen Höhe zu erhalten. Die drückende und immer mehr zunehmende Verschlechterung der Handelsfinanz rühre von der Einfuhr aus dem Auslande, besonders von England her. Außerdem seien die eingeführten Rohstoffe, besonders Kohlen fast ausschließlich für militärische Zwecke bestimmt. Man müsse sich fragen, ob es unrecht oder auch nur passend sei, daß Italien zur Aufrechterhaltung der Mittel für den gemeinsamen Kampf und den gemeinsamen Sieg einem seiner Alliierten, nämlich England, einen so außerordentlich hohen Tribut zahlen müsse, wie er sich aus der Steigerung der Kohlenpreise von 35 auf über 150 Lire ergebe. Hier müsse im Interesse der gemeinsamen Sache der Alliierten die englische Regierung eingreifen. Es sei ein sonderbarer Widerspruch, daß die Alliierten an England für jene Waren einen Tribut zahlen müßten, während sie jedoch zur Verteidigung und zum Siege gebraucht würden, womit das eigenste Interesse Englands zu sehr verknüpft sei. Der Krieg gegen Frankreich. Frankreichs geringer Bevölkerungszuwachs. Der„Eclair Comtois“ vom 12. 12. weist an der Hand der Zahlenausweise des Preußischen Statistischen Amtes nach, daß im Deutschen Reiche alle 16 Sekunden ein Kind geboren wird, also 225 in der Stunde, und zwar 116 Knaben und 109 Mädchen. Da auf je 225 Geburten mit einem Durchschnitt von 125 Todesfällen gerechnet wird, hat Deutschland einen Zuwachs von 100 Köpfen in der Stunde aufzuweisen. Und bei uns? fragt dann das Blatt. Frankreich hat keine Kinder. 1913 sind 745 529 Geburten eingetragen worden(gegen 945 000 im Jahre 1873) und 703 628 Todesfälle, was einen Ueberschuß von 41901 Geburten ergibt. Frankreich, wo stündlich 80 sterben und 85 geberen werden, hat also einen Zuwachs von nicht einmal fünf Köpfen in der Stunde. Deutschlands Ueberlegenheit nimmt folglich mit jeder Stunde um 95 Frau," entschuldigte sich Desire.„Hier ist ein Brief, den ich abzugeben vergaß.“ ist gut, gehen Sie!" Damit nahm Justine das Schreiben in Empsong „Von Juliane, Günther!“ Sie setzte sich und las, Die Röte einer fieberhaften Aufregung begann nun ihr bleiches, abgespanntes Antlitz zu färben. „Nun? Angenehme Nachrichten, wie es scheint?“ forschte C... „Da lies! In diesem Briefe handelt es sich lediglich um einen Dritten. Aber wenn sie Recht hat, und ich traue ihr ein eigenes Urteil zu, so könnte mir Gelegenheit geboten sein, noch einmal mit einer unvergeßlichen Tat vor die Oeffentlichkeit zu treten.“ C... durchflog das Schreiben und faltete es dann zusammen. „Sie spricht von einem außerordentlichen Talent, welches sich bisher nicht durchzuringen vermochte.“ „Das kommt häufig vor. Manche geniale Begabung steht ratlos vor einem Wall von Hindernissen. Dem neuen wird der Weg versperrt, weil das alte seine Hinfälligkeit unaufgedeckt zu sehen fürchtet. Günther, da gibt es vielleicht eine Aufgabe für mich, die mir im Moment des Scheidens doch noch einen unvergänglichen Strahlenkranz um die Stirne weben kann. Handelt es sich in Wahrheit um eine wertvolle und hochdramatische Touschöpfung, welche bisher teils Neid, teils eine stupide Gleichgültigkeit der Bühne ferngehalten haben, so werde ich das Werk vor die Oeffentlichkeit bringen und mir auf diese Weise selbst ein Denkmal setzen.“ „Prüfe selbst, Justine, und handle dann danach. Deine Empfehlung wird dem jungen Mann die verschlossenen Türen öffnen.“ Der Baron liebte seine schöne Frau zu sehr, um nicht froh zu sein, daß ihre trüben, von tiefer Erbitterung beherrschten Gedanken eine Ableitung erfahren hatten. Mochte ihr der Rücktritt ins Privatleben möglichst versüßt werden. C... genügte es, daß sie sich überhaupt mit einer unabweisbaren Notwendigkeit vertraut machte. Die Zeit, wo man sich nach Ruhe, nach einer bleibenden Heimat sehnt, war auch für ihn gekommen. „Aber hierher will ich mir die Partitur nicht schicken lassen. Bist Du damit einverstanden, so reisen wir nach Beendigung meines Gastspieles zu Juliane.“ „Ach Juliane! Warum mußte auch alles so ganz anders kommen, wieich gehofft und gewünscht hatte! Nun ist mein Stern erblaßt, aber der ihrige könnte leuchtende Bahnen beschreiben.“ „Daß dieser Wunsch unerfüllt blieb, darüber muß Dich das Glück unseres einzigen Kindes trösten.“ „Wenn ich nur die Ueberzeugung zu gewinnen vermöchte, daß sie das auch wirklich ist! Aus ihren Briefen klingt immer etwas wie unbefriedigte Sehnsucht heraus.“ „Weil Du nicht aufhörst, ihr den Künstlerberuf in glänzenden Farben auszumalen und doch — was hat er Dir nicht selbst schon an herbein Leid und an Enttäuschung gebracht?“ Sie schwieg, denn gerade in diesem Augenblick wäre es ihr unmöglich gewesen, seine Behauptung vollständig zu widerlegen. „Indem ich auf Deinen Vorschlag eingehe, wirst Du ja hoffentlich Gelegenheit finden, Dir selbst ein erfreuliches Urteil über das Familien= leben zu bilden.“ „Möge es so sein!“ „Nur lasse Dich nicht von Deinem eigenen Vorurteil beeinflußen und sieh die Dinge mit klarein Auge. Du warst immer gegen Horst eingenommen.“ „Weil ich ihn nicht für einen Menschen halte, der mein Teuerstes auf der Welt richtig zu schätzen und zu würdigen weiß. Mir hat er es genommen, begreift er aber, welcher Edelstein ihm in Juliane gegeben ist?“ „Ich bilde mir nicht ein, mein lieber Günther, zu den großen Menschenkennern zu gehören, konnte aber von Horst Raden nur den Eindruck gewinnen, daß er eine Durchschnittsnatur ist, die auf beschränktein, engumgrenztem Standpunkt steht. Des jungen, unerfahrenen Mädchens Liebe dichtete ihm Eigenschaften an, welche er in Wahrheit gar nicht besitzt. Das ist so natürlich, so rein menschlich, das läßt sich so wohl begreifen, zerrinnt aber der Wirklichkeit gegehüber wie Seifenschaum.“ „Es ist eine alte Geschichte, daß die Romantik vor der Wirklichkeit des Lebens schwinden und daß man damit auch von gewissen Illusionen scheiden muß. Juliane hat entschieden und soll nun auch fest auf dem selbstgewählten Platze steheu. Wenn wir nach G. reisen, so bitte ich Dich ernstlich, diese Notwendigkeit, die erste Bedingung häuslichen Friedens, zu berücksichtigen und was begraben sein muß, begraben sein zu lassen.“ „Die Ruhe meines Kindes ist mir zu wert, als daß ich sie trüben möchte. Aber nicht wahr, wit reisen nach G...? Ich will doch endlich einmal meinen Enkel sehen.— Meinen Enkel!— Wie das klingt!“ Halb belustigt, halb wehmütig lachend, blickte Jnstine in den Spiegel. „Worüber denkst Du denn nach?“ „Darüber, ob es nicht besser wäre, die Sache umzudrehen. Juliane könnte uns ja besuchen und den Kleinen mitbringen. Alles wohl erwogen, dürften Dir die alten Leute nicht besonders sympathisch sein.“ „Nein, nicht im entferntesten der Welt! Ich vergesse ihnen den elenden Dünkel nicht, der sie abhielt, der Vermählung ihres Sohnes beizuwogneu.“ 233,16 Köpfe zu. Nach weiteren Zählungen verfügt Deutschland gegenwärtig über 11 Millionen Knaben von 9 bis 12 Jahren, Frankreich dagegen nur über 8 Millionen. Wird bei diesen Zahlen um 1925 ein Vergleich zwischen der deutschen und der französischen Armee überhaupt möglich sein? Darin liegt der entscheidende Grund, einen vorzeitigen Frieden zu verwerfen, einen Frieden, der Deutschland seine Bewegungsfreiheit sichern würde. Vor allem aber ist in diesen Zahlen wie im Kriege selbst die deutlichste, dringendste Warnung enthalten, die einem Volke überhaupt gegeben werden kann. Wenn Frankreich keine Kinder hat, ist es verloren. — Der Krieg der Türhei. Die türkischen Erfolge auf Gallipoli. TU Budapest, 22. Dez. Die Dardanellenaktion der Entente kann als beendet angesehen werden. Die englischen Truppen stehen nunmehr um Sedül=Bahr, auf der äußersten Halbinselspitze, bilden aber keine Gefahr, weil auf diesem Punkte der äußerste Flügel keinen Einfluß hat. Die Gefahr, die bei Anaforta und Ari Burnu den Türken drohte, wo durch einen Durchbruch die Türken von rückwärts umgangen werden konnten, besteht nicht mehr. Die Türken können jetzt ihre ganze Armee zur Reinigung von Sed=ül=Bahr verwenden. Die Siege der Türken haben die Armee freigemacht, die an solcher Stelle die englische Macht angreisen kann, wo das englische Imperium eigentlich ruht. TU Konstantinopel, 22. Dez. Ueber die Kämpfe der letzten Tage auf Gallipoli verlautet noch: Der Erfolg der Türken bei Anaforta und Ari Burnu ist ein vollkommener und zweifellos auch endgültiger. Es ist genau so gekommen, wie wir es vorausgesehen hatten: Von dem Augenblick an, wo uns unbeschränkte Munitionsmengen und neue Geschütze zur Verfügung standen, konnte sich der Feind bei Anaforta und Ari Burnu nicht länger halten und mußte den Rückzug antreten. Er hat in unserem Feuer furchtbare Verluste erlitten. Bei klarem Wetter wäre nicht ein Mann entkommen. Jedenfalls stehen wir am Meeresufer und an die Wiederaufnahme der Kämpfe an dieser Front können die Engländer nicht mehr denken. Unsere Truppen sind über den großen Erfolg überglücklich; sie haben sich bewunderungswürdig und todesmutig geschlagen. Siegesjubel in Konstantinopel. Die Nachricht von der vollständigen Niederlage der Engländer und von der Räumung der Abschnitte Anaforta und Ari Burnu wurde in der. türkichen Hauptstadt spät abends bekannt. Sie verbreitete sich allmählich in der ganzen Stadt und rief ungeheure Freude hervor. Alle Türken beglückwünschen einander und sprechen den Wunsch aus, daß auch der Abschnitt Sed=ül=Bahr bald gesäubert werden möge. — Amerika und der Weltkrieg. Verschärfung des Ancona=Konfliktes. TU Köln, 22. Dez. Wie die„Köln. Ztg.“ erfährt, meldet Reuters Bureau aus Washington: Der österreichisch= ungarische Geschäftsträger hat sämtlichen Konsuln der Doppelmonarchie den Auftrag erteilt, sich bereit zu halten, in möglichst kurzer Zeit abreisen zu können. Dem Vernehmen nach sind entsprechende Weisungen den amerikanischen Konsuln in Oesterreich=Ungarn erteilt worden. Eine amtliche Bestätigung dieser Reuter=Meldung bleibt abzuwarten. Stimmungsumschwung in Amerika. TU München, 21. Dez. Einem Privatbrief eines Deutsch=Amerikaners, der der„München=Augsburger Abendzeitung" zur Verfügung gestellt worden ist, entnimmt das Blatt einige bemerkenswerte Stellen. In dem Schreiben heißt es u. a.: Ausnahme des Großkapitals, mit dem unser Präsident und sein Anhang untrennbar verknüpft sind, und der englischen Partei sieht es jetzt hier gar nicht mehr so schlimm aus. Die meisten Zeitungen schreiben ganz anders als vor einem Jahre und man sieht allerseits ein, daß das einzig Verläßliche die deutsch=österreichisch=ungarischen Berichte sind. Natürlich haben hieran einen nicht geringen Anteil die unerhörten Erfolge der deutschen Waffen, denen gegenüber man aus dem Staunen gar nicht herauskommt. In 8 Staaten fanden vorige Woche Wahlen statt und das Gesamtergebnis fiel zugunsten der republikanischen Partei aus, ist also geradezu eine Kundgebung gegen Wilson. Ein bezeichnendes Vorspiel für die 1916 stattfindenden Präsidentenwahlen. Zum Schluß des Briefes heißt es: Wilson weiß nun, was er 1916 zu erwarten hat. Die amerikanische Friedensfahrt. Aus Christiania wird gemeldet: Ford wurde gestern nachmittag 3 Uhr vom amerikanischen Gesandten Schwedemann empfangen. Er lud die vier Studentenvereinigungen Christianias zum Tee im Grand Hotel ein, an dem 300 Personen teilnahmen. Ford ging darauf wegen einer starken Erkältung zu Bett. Abends fand im Missionshause eine Volksversammlung statt, an der über 2000 Personen teilnahmen. Ford war nicht anwesend. Der norwegische Pastor Gunderson begrüßte die Gesellschaft im Namen der Friedensvereinigung der norwegischen Geistlichseit. Richter=Lintsey, sprach über die Persönlichkeit Fords und Senator Ring=Robinson über die Friedensarbeit der amerikanischen Frauen. Sekretär Lachner teilte mit, daß die Expedition Christiania am Donnerstag verlasse. Die Versammlung schloß mit dem Gesang.„Eine feste Burg“. Aus Stadt und Umgedung. Rückbliche auf den Welttrieg. 22. Dezember. Kampf bei Reims.— Deutsche Offensive bei Soldau. In der Sitzung der französichen Kammer, die am genannten Tage stattfand, gab Ministerpräsident Viviani die Erklärungen der Regierung ab. Diese brachten wieder das alte Märchen von Deutschlands ewigen Herausforderungen, die den Frieden stören und die Versicherung, daß man bis zum endgültigen Siege ausharren werde; trotz aller schönen Phrasen blieben doch die Tatsachen bestehen, daß bislang die Verbündeten des Westens nichts als Mißerfolge geerntet hatten, so daß sich die tönenden Worte von Siegen und der Vernichtung Deutschlands etwas sehr wunderlich draußen in der Welt ausnahmen. Im und um das Lager von Chalons entfalteten die Franzosen eine sehr lebhafte Tätigkeit, wie das eben mit der besohlenen Offensive zusammenhing; indes waren alle Anstrengungen, die deutschen Linien zu durchbrechen, vergeblich. Einen besonders heftigen Angriff hatten an diesem Tage die Sachsen bei Reims auszuhalten; beim Sturmangriff kam es zu wildem Handgemenge, aber die braven Sachsen wußten trotz des mit großer Bravour durchgeführten französischen Angriffs den exponierten Punkt der deutschen Stellung festzuhalten.— Im Osten ergriffen die deutschen Truppen von Soldau=Neidenburg her die Offensive und warfen in mehrtägigen Kämpfen die Russen zurück; Mlawa und die feindlichen Stellungen daselbst kamen wieder in deutsche Hände. **(Weihnachten in unseren Lazaretten.) Zu den ergreifendsten und doch wehmütig schönen Tagen dieser Weihnachtszeit gehören die Feiertage bei unseren Verwundeten. Es war selbstverständlich eines der hervorragendsten Aufgaben des Roten Kreuzes, dafür zu sorgen, daß die Krieger in den Weihnachtstagen nicht die Christfreude vermissen und daß ihnen im Kreise der Kameraden und Pflegerinnen der Lichterbaum so schön und traulich erglänzt, wie einst in Friedensjahren daheim bei ihren Lieben. Der Vaterländische Frauenverein hat es namens des Roten Kreuzes in die Hand genommen, allen diesen verwundeten Kriegern unserer Lazarette den Gabentisch zu decken. Für jeden ist sein Teller gefüllt, für jeden eine gleiche Auswahl hübscher, praktischer Geschenke bereit gelegt. Gestern abend fand die Weihnachtsfeier im kath. Krankenhause statt, bei welcher Herr Kaplan Röseler die Festansprache hielt; heute abend wird die Feier im evangel. Krankenhause folgen. Bereits gestern nachmittag war den Verwundeten in beiden Krankenhäusern eine hübsche Weihnachtsüberraschung bereitet worden. Die Schülerinnen der höheren Mädchenschule sangen eine Anzahl Vaterlands= und Weihnachtslieder, trugen stimmungsvolle Gedichte und die Weihnachtsgeschichte vor und überreichten zum Schluß jedem Verwundeten ein schönes Weihnachtspaket. **(Der Umfang des Feldpostverkehr.) Die deutsche Feldpost befördert jetzt 15½ Millionen Feldpostendungen gegen 400000 täglich im Kriege 1870/71, eine um mehr als das 35fache gesteigerte Leistung. Insgesamt beförderte die deutsche Feldpost 1870/71 im Verkehr mit dem Reichspostgebiet 89½ Millionen Feldpostbriefe; bis jetzt ist ihr Gesamtverkehr auf 5000 Millionen Sendungen angewachsen. Die Zahl der Feldpostbeamten belief sich 1870/71 auf 2300; jetzt sind es 5400. Hiernach leistet die Feldpost in einer Woche das, was sie 1870/71 in 8½ Monaten zu bewältigen hatte. An unzulänglich adressierten und verpackten Feldpostbriefen und Päckchen kommen täglich 150000 Stück auf; darunter tragen 25000 völlig unverständliche Feldadressen. Das Personal der Feldpostsammelstellen ist seit Mitte August 1914 von 3000 Köpfen auf 13= bis 14000 angewachsen. **(Privatbeamten=Selbsthülfe.) Der auch am hiesigen Platze durch eine stattliche Ortsgruppe vertretene Deutsche Gruben= und FabrikbeamtenVerband„E. V.“, Sitz Bochum i. W., zohlt diese Weihnachten etwa 100000 Mark laufende. Witwenund Waisenunterstützungen aus. Davon werden auch hiesige Angehörige von Gruben= und Fabrikbeamten mit ansehnlichen Beträgen bedacht. Die Unterstützungen verteilen sich auf über 1200 Witwen. Die Sterbegeldzahlungen des genannten Verbandes pro 1915 werden bis Ende des Jahres etwa 225000 Mark und die Stellenlosigkeitsunterstützungen, Kriegsunterstützungen, Genesungsbeihülfen und einmaligen Unterstützungen in Fällen von Krankheit und sonstiger etwa unverschuldeter Not etwa 75000 Mark betragen. **(Weibliche Kräfte im Verkehrsdienst.) Minister von Breitenbach hat neuerdings wiederholt bestimmt, daß in Ansehung der immer noch für andere Zwecke abzugebenden Beamten und Arbeiter soweit nur möglich weibliche Kräfte eingestellt werden sollen. Im Rheinisch=Westfälischen Industriegebiet seien in außerordentlich großer Anzahl Frauen und Töchter von Werkstättenarbeitern an den Drehbänken und Bohrmaschinen, ferner in Hämmer= und Preßwerken mit gutem Erfolge beschäftigt. Die Eisenbahnwerkstätten und die Maschinenämter sollen ebenfalls nach diesr Richtung hin Versuche machen und ferner auch Frauen und Töchter von Werkstättenarbeitern als Bürodiener, Pförtner, sowie mit Wasch= und Reinigungsarbeiten beschäftigen. **(Nasensport.) Zugunsten des Roten Kreuzes tragen die 1. Mannschaften der Spielabteilung des Allgemeinen Städtischen Turnvereine Iserlohn und des Schwerter Sport=Klubs am 2. Weihnachtstage auf dem Sportplatze„Schützenhof“ hier ein Freundschaftsspiel aus. Eine reich= liche Kartenabnahme und der Besuch der Veranstaltung wird in Anbetracht des guten Zweckes warm empfohlen. Feldgraue Soldaten haben freien Zutritt. ** Westhosen, 22. Dez.(Ein interessanter Rechtsstreit) gelangte vor dem Landgericht in Hagen als erster Instanz zur Verhandlung. Kläger war der Landwirt Fritz Sieberg von hier, welcher gegen die Höhe des im Enteignungstermin für seine Ruhrweide, die für Zwecke des Kreiswasserwerkes Hörde in Benutzung genommen ist, festgesetzten Preises die Entscheidung des Gerichts angerufen hat. Er erzielte ein obsiegendes Urteil und erhielt einen Mehrpreis von über zwanzigtausend Mark zugesprochen. Der Prozeß wird indessen, wie wir hören, seinen Fortgang nehmen, da Berufung eingelegt ist. Der Prozeß ist um so mehr von Wichtigkeit, als außer Herrn Sieberg noch mehrere Grundbesitzer, zum Teil auf Ergster Gebiet, deren Weiden gleichfalls enteignet sind, an seinem schließlichen Ausgang Interesse haben. Die Herabsetzung der Altersgrenze. Der Reichshaushaltsausschuß hat mit allen gegen einige konservative Stimmen eine Entschließung angenommen, durch die die verbündeten Regierungen aufgefordert werden, die Altersgrenze für die Gewährung der Altersrente von 70 auf 65 Jahre herabzusetzen. Die verbündeten Regierungen hatten, wie bekannt, eine Denkschrift vorgelegt, in der sie sich gegen die seinerzeit bei Erlaß der Reichsversicherungsordnung in Aussicht gestellte Herabsetzung wandten und diese Haltung besonders mit der ungünstigen finanziellen Lage begründeten. Diese letztere läßt sich ja freilich nicht bestreiten; aber die Kommission ging von der Erwägung aus, daß die geringe Mehrausgabe— es wird sich höchstens um 2¼ Millionen jährlich dabei handeln— unmöglich dazu führen könne, diese leider damals nicht zustande gekommene Herabsetzung der Altersgrenze nun erneut wieder hinauszuschieben. Hat sich doch auch herausgestellt, daß die regierungsseitig vorgenommenen Berechnungen über die Belastung des Reiches durch die Kinderrenten enorm übertrieben waren und da jedenfalls mit der ursprünglichen Belastung des Reiches durch die Herabsetzung der Altersgrenze von neun Millionen jährlich keinesfalls zu rechnen ist, daß die Belastung vielmehr nur einen Bruchteil dieser Summe betragen wird. Es kommt hinzu, daß es erwünscht sein muß, die volle Invalidisierung der im Alter von über 65 Jahren stehenden Arbeiter tunlichst zu verhindern, da infolge der Verluste des Krieges ohnehin sehr viele Arbeitskräfte fehlen werden. Da diese älteren Arbeitskräfte natürlich keinen vollen Arbeitslohn mehr verdienen können, so würde ohne den Zuschuß der Altersrente bei ihnen die Neigung, sich invalidisieren zu lassen, sehr stark werden. Dieser Entwickelung muß entgegengewirkt werdenIm übrigen geht die Gesetzgebung andeter Staaten für die Gewährung der Altersgrenze zum noch tiefer herab, bis zum 60 Lebensjahre. Die endliche Einlösung des Versprechens der Regierung erweist sich demnach trotz der ungünstögen Finanz= lage als eine zwingende Notwendigkeit. * Zur Elektrisierung der Gotthardbahn wird aus Bern berichtet: Bei Besprechung des Voranschlages der schweizerischen Bundesbahnen erklärte Bundesrat Forrer, der Chef des Eisenbahndepartements; daß die Entscheidung über das bei der Elektrisierung der Gotshardbahn anzuwendende System binnen lurzem erfolgen werde den bei der Lötschbergbahn gemachlen Erfahrungen werden sich die zuständigen Behörden voreussichtlich für das EinphasenWechselstromsystem entscheiden. Mit dem Bau der notwendigen Wasserwerke werde dann sofort begonnen werden. * Großsener in einer Schokoladenfabrik. Si Kakao= und Schokoladenfabrik der Kukao=Kym pagnie Theodor Reichardt, G. m. b. H., Wandsbek=Hamburg, ist in der Nacht zum Fr itag durch ein großes Feuer zum größten Tcil zerstör: worden, das in der Kakaomühle ausgebrochen und auf die großen Lagerräume übergesprungen war. Die beiden Obergeschos'e des Mittelgebäudes mußten durch zwei Löschzüge der Wandsbeker Feuerwehr mit acht großen Rohren unter Wasser genommen werden. Die Löscharbetten dauerten bis gegen Morgen und gestalteten sich schwierig. Die Mannschaften mußton eis in die nie in einem Gemisch von Wasser, Kakao, Tee, Zucker und Kaffee waten. Der entstandene Feuer= und Wasserschaden wird auf eine Million Mark angegeben, der durch Versicherung gedeckt ist. Der Betrieb kann erst nach Fertigstellung der nötigen Ausbesserungsarbeiten in vollem Umfang wieder ausgenommen werden. ** Ein norweeisches Motorschiff gescheitert. Das norwegische Motorschiff„Kwango“ ist hei Magdalene(Island) am 12. Dezember vollständig gescheitert. Die Besatzung wurde gerettet. * Schisfszusammenstoß. Nach einer Meldung der Segelschiff= und Dampfschiff=Gesellschaft in Marseille ist der Dampfer „Djurjurg", als er mit gelöschten LLichtern fuhr, auf der Höhe von Malta in der Nacht vom 14. zum 15. mit einem englischen Kreuzer mit gleichfalls gelöschten Lichtern zusammengestoßen. Die„Djurjura“ ist gesunten: Fahrgäste und Besatzung wurden mit zweier Matrosen gerettet. * Qurch eine Zahnlücke vorraten. 17 jährige Verkäuferin Luise Vester in Berlin war seit August d. J. außer Stellung und lebte seitdem von Mietediebstählen. Einigemale in der Woche mietete sie bald hier, bald da ein neues Zimmer und blieb überal! nur so lange, als nötig war, um mit barem Gelde oder Wertsachen verschwinden zu können. Wenn die Gelegenheit gerade günstig war, so zog sie erst gar nicht zu, sondern stahl gleich beim Mieten, was ihr mitnehmenswert erschien. Dreißig Diebstähle dieser Art kamen zur Anzeige, und jedesmal wiesen die Bestohlenen bei der Personalbeschreibung auf eine bezeichnende große Zahnlücke bei der Diebin hine An dieser erkannte sie eine Wirtin auch sofort wieder, als sie ihr in der Frankfurter Straße begegnete, und ließ sie auf der Stelle festnehmen. Aus Welt und Lebel. tk. Die Tasse Kaffee des Urlaubers. Ein Urlauber erzählt das folgende lustige Erlebnis: In dem kleinen Nest, in dem ich geboren bin, und wohin ich dieser Tage zum Besuch meiner Mutter kam, haben sie auch eine Wohlfahrtseinrichtung wie an anderen Bahnhöfen getroffen: jeder aussteigende Soldat erhält eine Tasse Kaffee und ein belegtes Brötchen... eine sehr nette Einrichtung. Also ich stieg aus, und sofort eilte eine liebliche Hebe auf mich zu und begrüßte mich in der altvertrauten heimischen Mundart:„Ha, wollet Se koi Tass' Kaffee?“ Ich war entzückt über soviel Güte und bejahte eifrig. Aber... der Kaffee war weniger als lauwarm, er war schon mehr kalt.„Na, meinte ich entrüstet,„des mein i, wär net ziviel verlangt g’wese, wenn i e warme Tass' Kaffee in Leib kriegt hätt?“ Sie tut erstaunt.„A, was Sie sage! Ischt##r kalt, der Kaffee?“„No, freili, als ob er auf Eis g'stande hätt!“„Ha, wie dr G’schmack von dene Soldate aber verschiede ischt!'s ischt no koi zwei Stund' her, da ischt mit'n andere Zug e G'freiter komme; der hat mer dieselbige Tass' zrückg'wiese, weil se em zu heiß war.... Un Ihne er nu widder zu kalt. Das isch do merkwürdig!“— Mir starb das Wort auf der Zunge. tk. 100000 Sardinen bei einem Fischzug. Als Zeichen des Nahrungsmittelüberflusses berichten südfranzösische Bätter von dem Riesenfischzug der Fischerbarke„Petite Marie", die von Biarritz ausgezogen und mit 100000 Sardinen an Bord wieder heimgekehrt sei. Angeblich haben sich so viele Fische bei einmaligem Netzauswerfen gefangen. Nun, die Südfranzosen haben von jeher ein wenig aufgeschnitten..— Wochenmarkt. Auf dem heutigen Wochenmarkt, der sehr gut beschickt war, wurden folgende Preise gefordert: Birnen Pfund 6—25 Pfennige, Aepfel Pfund 10—30 Pfg., Apfelsinen Stück 5—10 Pfg., Weintrauben Pfund 80 Pfg., Wallnüsse Pfund 80 Pfg., Haselnüsse Pfund 90 Pfg., Wurzeln Pfund 10 Pfg., Steckrüben Stück 10—15 Pfg., Rotkohl Stück 20—40 Pfg., Weißkohl Stück 10—20 Pfg., Butterkohl Pack 10 Pfg., Winterkohl 3—5 Stück 10 Pfg., Blumenkohl Stück 40—60 Pfg., Rosenkohl Pfund 25—30 Pfg., Wirsing Stück 15—25 Pf., Kohlrabi 2 Stück 15 Pfg., Feldsalat Pfund 30—40 Pfg., Endivien Stück 5—10 Pfg., Zwiebeln Pfund 20—25 Pfg., Rindfleisch Pfund 1—1,20 Mk., Schweinefleisch Pfund 1.40 Mk., Eier 4 Stück 1 Mk., Weihnachtsbäume Stück 1—2 Mk. Wetter=Aussichten für mehrero Tage im Voraus. 22.— Veränderlich, geringe Wärmeveränderung. 23.— Wolkig, rauh, strichweise Niederschlatz. 24.— Wolkig. Tags milde, etwas Niederschlag. 25.— Teilweise heiter, Tags milde. Verantwortlich für die Redaktion Friedrich Kraus Druck u. Verlag von Corl Braus, beide in Schmert 2 Die gesteigerten Ansprüche'an die Reinigung der Bettfüllungen haben mich veranlasst 5659 Bettfedern und Daunen nach einem neuen vollkommeneren Verfahren reinigen zu lassen. * Alle Qualitäten, auch die billigsten sind jetzt ohne jeden Geruch und durchweg staubfrei. lch empfehle: Bettfedern zu 1,25, 1,75, 2,25jb. 3,00 Mk. Halbdaunen zu 3,00 bis 4.50 Mk. 4Daunen zu 4,00 bis 6,50 Mk. Schwerte Ostenstrasse 20. Sparkuser-Kpterscch. Konto bei der Landesbank in Münster, bei der Kgl. Seehandlung in Berlin, bei der Reichsbank in Hörde. Postscheckkonto: Cöln Nr. 10820. Scheck- u. Ueberweisungsverkehr Vermietung von Schrankfächern. Fernsprech-Anschluss Nr. 499 Amt Hörde. Waschmaschinen nur seit vielen Jahren bewährte Systeme empflehlt 5700 C. W. Böhmer Hüsingstr. 30. OTTO MARX: A # 20 24 A Bekanntmachung. Am Mittwoch und Donnerstag jeder Woche, vormitlags von 9—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Uhr werden bis auf weiteres vom städtischen Lager in der Haselackstraße Speisekatlrssern zum Preise von 3.70 M. für den Zentner in Mengen von 50 Pfund und mehr an hiesige Eingesessene gegen Vorzeigung der Brotkarten=Umhüllung und Barzahlung abgegeben. Schwerte, den 20. Dezember 1915. Der Magistrat Rohrmann. Die Sparkasse Aplerbeck ist am Freitag, den Metallbetten #/24. Dezember 1915 nachmittags geschlossen. Aplerbeck, den 22. Dezember 1915. Der Sparkassen-Vorstand. an Private. Katalogtrei. erstklaseige deutsche UyFabrikate(vie Dürkopp, Nothmann). Langjährige Garantie. Keine Relsenden oder Agenten, daher ein Preisunterschied von 40-50 Mk. Die beliebten Schrank- und Tisch-Nähmaschinen i. großer Auswahl. Reparaturen werden in eigener Werkstat zu billigsten Pr. isen ausgeführt.(Vorherig. Kostenanschlag.) Gebrauchte Maschinen von 8 Mk an. 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Die Petroleumabgabe bleibt auf solche Haushaltungen beschränkt, die oder elektrisches Licht in ihren Wohnungen nicht zur Verfügung haben. Verbraucher, welche bei der Verteilung des Petroleums berücksichtigt werden wollen, werden aufgefordert, Anmeldungen bis einschl. 30. Dezember d. I. schriftlich oder mündlich an das Stadtbauamt(Zimmer Nr. 24) zu richten. Soweit Meldungen auf Grund der Bekanntmachung vom 27. Oktober d. I. bereits erfolgt sind, brauchen diese nicht erneuert zu werden. Schwerte, den 21. Dezember 1915. Der Magistrat. Rohrmann. Ländliche Wohnung. Wegen Versetzung ist die Wohnung. bestehend aus abgeschl. 1. Etage, 4 Zimmer und 1 Mansardenz., nevst Stallung und Garten, zum 1. April zu vermieten. Näheres 5708 Brückstraße 5. Tuek Dohnungen von je 4 großen Zimmern, Waschkiche, Bleiche, Koch= und Leuchtgas zum 1. Aptil oder früher zu vermieten. 572 Wo, sagt die Exped. d Ilg. Brückstrasse 5787 DOHGCGGbbGaHaH „ F r e i s c h ü t z. □ Am 1. Weihnachtstage, nachm. 4 Uhr: □ = Militär-Konzert Gesucht# Mädchen oder alleinsteh Frau für Küchen= und Hausarbeit. Kinderheim Berchum 5791 b. Halden a. d. Lenne. Junges □ — ausgeführt vom Musikkorps des 19. Landsturm-Inf.* Regts. Friedrichsfeld unter Leitung des Kgl. Musikleiters Herrn Rehfeld. □ Eintritt 50 Pig. 10 Karten 3 Mk. □ Am 2. Welhnachtstage KONZERT des □ M.-G.-V. Sängerbund, Schwerte. 5789 C □ □ □ C Hububadhdnaadandnananc welches Buchführung, Steno graphie und Maschinenschreibe zelernt hat, sucht Stellung zweck weiterer Ausbildung 577s Zu erfragen in der Geschäftstelle dieser Zeitung. Für beide Weihnachs. beide Neujahrstage uni Frauen zum Bedienen der Gäste und Spüljungen gesucht. Restaurant 5790 „Freischütz“. empfi hlt Buchhandlung CARL BRAUS Schwerte(Ruhr), Grosse Marktstrasse 3—5 Weinnachts- und Nouhants-Karten mit Ansicht von Schwerte sind gorrätig in der Buchhandung CARL- BRAUS Poßrungen vermieten Sie schnell durch ei Schwerte(Ruhr)] Grosse Marktstrasse 3—5. Iuseret in der Schmerl Saitun, 11 Stellmecherlehtling gesuckt. 5786 Th. Stellmachermeister, Hagen i. W. Körnerstr. 75 Viebseuchenpolizeiliche Anordnung. Zum Schutze gegen die Maul= und Klauenseuche wird an hier wohnhafte Familien, auf Grund des§ 18 ff. des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909(Reichsgesetzblatt S. 519) mit Ermächtigung des Herrn Regierungs-Präsidenten folgendes bestimmt. Nochdem nach amtstierärztlicher Feststellung die Maulund Klauenseuche unter dem Rindviehbestande von Lückmann zu Holzwickede abgeheilt und eine Neuerkrankung nicht vorgekommen, die Desinfektion vorschriftsmäßig ausgeführt und durch den Kreistierarzt abgenommen ist, gilt die Seuche in Holzwickede als erloschen. Die in meiner viehseuchenpolizeilichen Anordnung vom Juli und 2. Dezember 1915 angeordneten Schutzmaßregeln hebe ich daher hiermit auf. Hörde, den 13. Dezember 1915. Der Königliche Landrak. I. V.: Dr. Burchard. 5792 Holzrahmenmatr., Kinderbetten. Eisenmöbeljabrik Subl i. Th.] Spezialbaus C. Schlüter, Vatker=Bekkäuft Aus dem städtischen Bestande soll am Donnerstag, den 23. Dezember 1915, von 3 Uhr nachmittags ab im städtischen Schlachthause ausländische Butter an hier wohnhafte Familien, welche als Ausweis die Brotkarten=Umhüllung vorzeigen, zum Preise von 2,75 Mark für das Pfund gegen Barzahlung verkauft werden. Die Abgabe erfolgt in Mengen von einem Pfund. Der zu zahlende Betrag ist abgezählt zu entrichten. Die Brotkarten sind nicht übertragbar. Schwerte, den 20. Dezember 1915. Der Magistrat. Rohrmann. 5776 Aus dem städtischen Bestande soll am Donnerstag, den 23. Dezember 1915, von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmiltags 5780 im städtischen Schlachthause Speck= welche als Ausweis die Brotkarten=Umhüllung vorzeigen, zum Preise von 1,90 Mark für das Pfund gegen Barzahlung verkauft werden. Die Abgabe erfolgt in Mengen von 2 Pfund. Der zu zahlende Betrag ist abgezählt zu entrichten. Die Brotkarten sind nicht übertragbar. Schwerte, den 20. Dezember 1915. Rohrmann. 5775 1010 mit In Silber und Geld ersteigert auf den Plandverkäufen werden zu den billigsten Preisen 1 4907 verkauft. DORTMUND Pfandleih-Anstalt Nicolalstr. 5 Balkenstr. 38 beim Bezirks- Kommando K. Eien& Comp. Trauer-Briefe liefert schnell und saube Ruchdruckarel C. Braus den Bildnissen des Kaisers und seinen Heerführern Preis 5 Pfg. vorrätig in der Buchhandlung Carl Schwerte(Ruhr), Große Markstraße 3—5. Post=Brstruschrin. Dieser Bestellzettel kann ausgefüllt unfrankiert in einen Postbriefkasten geworfen oder dem Briefträge übergeben werden An das Kaiserliche Postamt zu Für die Monate 191 bestellt Derr in Schwerter Zeitung Schworts. 10 42 Odige bezahlt Quittung. — Mark 2... Pfg sind heute richtig den—. 191 Post=Annahme. Der Alte knurrt nach seiner Art etwas Unverständliches vor sich hin. Dann sieht er den Herrn mit sonderbarem Augenzwinkern an. „Wollen Sie was sagen, Kestner?“ „Hm. Ich denk', der Herr wollen noch mit der Bohr wess Wrortsetzung wigt.— Junst une issen. 9 Ueber Lu'tdruckverletzungen ohne äußere Verwundung wurden in den wissenschaftlichen Abenden der Militärärzte der Garnison Ingolstadt interessante Mitteilungen gemacht, über die in der„Deutschen Medizinischen Wochenschrift" berichtet wird. So sah Dr. Silbergleit als Folge von Granateinschlägen in der Nähe der Betroffenen in verschiedenen Fällen Blutungen aus Mund und Nase, die zum Teil sogar 14 Tage und länger nach dem Unfall eintraten. Als Grund für diese späteren Blutungen kommen Zerreißung von Gesäßen in Betracht, vielleicht aber auch Einatmung von Nitrosegasen. Von schweren Erscheinungen nervöser Natur, hervorgerufen durch eine Granatexplosion, sprach Dr. Fürnrohr. Die Kranken waren durch eine Granatexplosion zu Boden geworsen worden, ohne von dem Geschoß verletzt zu werden. Als Folgeerscheinung waren bei dem einen Patienten starke Erregungszustände zurückgeblieben; er fühlte sich verfolgt, halte Halluzinationen und gelegentlich schwere, bis 15 Minuten dauernde Anfälle, in denen der Körper ganz steif war. Ein anderer Patient hatte ähnliche Anfälle, und bei beiden ist es ganz ohne Zweisel, daß die Erscheinungen durch die Granatexplosion ausgelöst wurden. Die Krankheitsbilder dürften der Hysterie zuzurechnen sein. In einem anderen Falle fiel einem Soldaten eine Granate in den Nacken, ohne zu krepieren und ohne ihn zu verletzen. Bald darauf aber trat bei ihm Versteifung der Halswirbelsäule ein; der Kopf war ganz nach vorn gebeugt und das Kinn der Brust genähert. Jedé Bewegung des Kopfes ist unmöglich. Eine Röntgenaufnahme ergab, daß die Virhelsäule völlig normal war. Von Zeit zu Zeit traten bei dem Patienten auch heftige Zitteranfälle am ganzen Körper für einige Minuten auf. Des weiteren wurde ein Fall mitgeteilt, in dem ein Auge durch Luftdruckverletzung Schaden erlitt, und dann wurden mehrere Fälle von Trommelsellverletzungen besprochen, die durch platzende Granaten verursacht waren. mit einer eigenhändigen Kabinettsordre Friedrich Wilhelms beim schlesischen. Heere, um Blücher die Ernennung zu überbringen.„Durch wiederholte Siege mehren Sie Ihr; Verdienste um den Staat schneller, als ich mit den Bemaisen meiner Tankbarkeit ihnen zu folgen v#nnnaz“, sagt der König in seinem aus Leipzig vom.9. Oktober datierten Schreiben.„Empfangen Sie einen neuen Beweis derselben durch die Ernennung zum Generalfeldmarschäll, und bekleiden Sie diese Würde noch recht lange zur Freude des Vaterlandes, als Vorbild für die Armee, die Sie so oft zu Ruhm und Sieg geführt haben.“ Auch sonst wurde Blücher hochgeehrt; der Kaiser von Oesterreich verlieh ihm das Großkreuz des Theresienordens in einem gnädigen Handschreiben, und der Kaiser„Alexander überreichte ihm, da er schon alle höchsten russischen Orden besaß, einen reich mit Juwelen besetzten goldenen Ehrendegen. Die Soldaten jubelten über diese Anerkennung der Taten ihres„Vater Blücher". Der also Gefeierte selbst aber nahm alles mit Ruhe hin, nur hielt er es für notwendig, seine als höchst sparsam bekannte Frau auf die neuen Repräsentationspflichten hinzuweisen. „Auß den einlagen wirst du daß mehrere ersehen“, so teilt er ihr am 25. Oktober seine neue Würde mit.„Als Frau Feldmarschallin mußt du nun anstendig leben und sey nur nicht geizig und laß dich was abgehen und kriege nun doch ein ansehnlich Gehalt, aber wir haben leider in 2 Monate kein gehald gekrigt weil von Beilin nichts zu uns kommen konnte..: Mit die ordens weiß ich mich nun kein Raht mehr ich bin wie ein allt kuttsch Perd behangen, aber der gedanke lohnt nich über alles daß ich derjenige wahr der den übermütigen tihrannen demütigte.“ Die alten russischen Soldaten, die ihm vorher den ehrenvollen Schmeichelnamen des„kleinen Suwarow“ gegeben hatten, nannten nun zuerst den neuen Feldmarschall in Erinnerung an den Sturm auf Leipzig, von dem ihnen sein unaufhörlicher, gewaltig anfeuernder Zuruf„Vorwärts!" noch in den Ohren klang, den „Marschall Vorwärts“, und Ernst Moritz Arndt dichtete sein schönes Lied vom Feldmarschall: „Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht! Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht, Da lagen, sie sicher nach blutigem Fall, Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.“ inst und Jetzt. 2 Wie Blücher Feldmarschall wurde. Der große Krieg hat uns wieder eine populäre Heldengestalt geschenkt, und der neue Generalfeldmarschall von Hindenburg hat das beste Anrecht darauf, sich ebenfalls den Ehrennamen des „Märschall Vorwärts" zu verdienen. Blücher ist dieser Ehrenname fast zu gleicher Zeit mit seiner Ernennung zum Feldmarschall auf dem Schlachtfeld der Völkerschlacht bei Leipzig zuteil geworden. Am Tage nach dem großen Sieg erschien der Bruder des Königs, Prinz Wilhelm von Preußen, Alleri Pheertel Was zur Verpflegung eines modernen Heeres gehört, davon kann man sich nach einem Beispiel, das im„Journal de Genéve“ angeführt wird, eine Vorstellung machen. Ein Mitarbeiter dieses Blattes hat eine der Stationen in Frankreich besucht, die den Mittelpunkt des Verpfegungsdienstes für die französischen Heere bildet. An dieser Stelle müssen alltäglich die Lebensmittel für 300000 Mann besorgt werden. Jeden Tag fahren von hier sechs lange Züge ab, die mit Brot, Fleisch, Gemüsen, Zucker, Wein, Kaffee, Branntwein, Tabak, Reis, Haser und Brennholz beladen sind. Die 300000 Mann verzehren jeden Tag 1200 Stück Vieh, darunter 600 Rinder, und sie verbrennen 40000 Kilo Holz. Ein einziger Zug führt 270000 Brotportionen, 37 Doppelzentner Sardinen und 35 Doppelzentner Käse mit sich. Jeden Tag hat der französische Soldat Anspruch auf 15 Gr. Tabak, auf 1/ Liter Wein und 1/16 Liter Branntwein. — c S R„ g S 5 *" S g. R S S 90 K— Amtliches Kreisblaft für den Kreis börcke 9 41. Jahrgang O Griles und älelles Cagesorgan des Kreites. O haupt-Gunoncenblatt " Aktent Roman von A. Hottner=Grefe. )(7: Fersezug) ch as erste Stoawerk des alten Jagdhauses #1 war sehr niedrig gebaut. Hadmar sah, nun emporblickend, beim fallen Licht des Mondes deutlich das weißschimmernde, zarte Gesichtchen, die blauen Augen, in denen die schweren Tränen funkelten. „Mein Kind ist trank“, sagte Elisabeth mit einer Stimme, in welcher noch alle die überstandene Qual nachzitterte.„Es ist sehr krank— und Josef kann nicht zum Arzt, weil der Braune sahmt— und Hanna ist schon alt und schwach und schläst. Und ich— ich bin allein!“ „Neln,“ entgegnete Hedmar,„nicht allein! Ich bin da, Clisabeth! Ich konnte heute nicht schlasen; wie mit geheimen Jäden zog's mich hierher. Und nun sagen Sie mir alles rasch, und glauben Sie eins: ich helfe Ihnen, wenn ich überhaupt helfen kann!" Sie begann zu erzählen, daß der Kleine ja schon des Morgens unruhig gewesen sei und auch während der vergangenen Nacht schlecht geschlafen habe; daß das Fieber sich steigere. Und daß sie so Angst habe— 0 Gott— so Angst— Hadmar streckte sich im Sattel. Nun reichte sein Arm bis hinauf zu ihr. Eine kurze Sekunde lang lag ihre feine, schmale Hand in der seinigen. „In zwei Stunden bin ich wieder da und bringe Doktor Wichmann mit!“ sagte er, als handle es sich bei diesem Ritt durch Schnee und Winterkälte um eine Kleinigkeit,„bis dahin halken Sie tapfer aus! Ja? Und dann bleibe ich bei Ihnen!“ Das klang alles so ruhig, so vollkommen selbstverständlich. Noch einmal drückte er die schmalen Finger. Warm und kräftig umschloß seine Hand die ihrige. Dann gab er dem Pferde die Sporen und stob davon, die mondüberstrahlte Straße entlang. Die junge Frau lauschte noch eine halbe Minute dem Geklapper der Huse, welches schon in weiter Ferne verklang, dann wendete sie sich entschlossen ab und trat zurück. Alle ihre Angst war wie weggeblasen. Ruhig schloß sie das Fenster und zog die Vorhänge vor, um dem spielenden Mondlicht den Einlaß zu verwehren. Dann schritt sie lautlos ins andere Zimmer und setzte sich wieder in den tiesen Korbsessel, welchen sie schon früher dicht an das kleine Lager herangerückt hatte. „Gott segne ihn!“ betete sie aus tiefstem Herzen. „Gott vergelte es ihm tausendfach, was Hadmar heute an mir tut, an mir und meinem Kinde! Alles Glück des Lebens möge ihm beschert sein!“ (Nachdruck verboten.) Der kleine Knabe wimmerte leise. Sie beugte sich ganz nahe über ibn. Wieder erschrak sie über das verzerrte, kleine Gesichichen. Sie nahm das Kind heraus und begann mit ihm hin und her zu geben. Aber der kleine Ludwig wurde nicht ruhige r. Krampfaitig zog sich das Körperchen zusammen. Groß und starr blickten die schönen Kinderaugen; aller Glanz schien aus ihnen entwichen. Leise, bitterlich begann das Kind zu weinen. Die junge Frau wußte sich nicht mehr zu helfen. Sie war ja elbst noch so unerfahren wie ein Kind. Gern hätte sie Hanna heute ungestört schlasen lassen, nachdem die Alte während der vergangenen Nacht so viele Stunden mit ihr gewacht hatte. Aber ihre Angst wuchs ins Ungeheure. Sie klingelte. Schrill flog der Ton durch das stille, alte Haus. In kurzer Zeit kam Hanna; man sah es ihren müden, rotumranderten Augen an, daß sie nur schwer sich ermuntert hatte. Aber trotzdem kam sie, so schnell sie nur konnte. Ihre Treue und Anhänglichkeit überwand auch den ihr so nötigen Schlaf. Eisabeth eilte ihr rasch entgegen. „Hanna.“ stieß sie angstbebend hervor,„liebe Hanna, der Kleine ist sehr krank! O Himmel, wenn er sterben müßte, Hanna!“ Die alte Frau löste hastig die zitternden Arme der Weinenden von ihrem Hals ab und schritt auf das Bettchen zu. Sorgenvoll blickte sie in das verzogene, jammervolle Gesichtchen; mit leisem Kopsschütteln sah sie die fest zusammengeballten Händchen, die emporgezogenen Füße. Elisabeth sah die tummervolle Miene der Alten, und ein eisiger Schauer rann ihr durch die Glieder, aber sie beherrschte sich tapfer. „Wir wollen die warmen Umschläge weiter machen, Hanna, bis der Arzt kommt!“ sagte sie entschlossen. Schon lief sie nach dem kleinen Spirituskocher, welcher in der Ecke stand, und entzündete unter einem bereitgestellten Topf heißen Wassers die Flammen. Dann legte sie Tücher zurecht. Die alte Frau wendete sich um. „Bis der Doktor kommt, kann's lange dauern", sagte sie mit schwerer Betonung. Elisabeth schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht lang. In zwei Stunden ist er hier.“ In fliegender Eile berichtete sie von Hadmars Ritt nach Salzburg hinein. Dabei gewann ihre Stimme doch wieder einige Festigkeit, neuer Mut schien sie zu beleben. 8 □ zu: der tun zu Der Arzt— oh, der Arzt muß doch ihr liebes, kleines Kind retten! Hanna atmete gleichfalls auf. „Gottlob!“ murmelte sie und setzte dann laut hin„Er ist so gut, Elisabeth!“ Und wie ein Echo klang es zurück von den Lippen jungen Frau: „Ja, er ist so gutt“..„ Die beiden Frauen taten alles, was sie meinten zu können, um dem kranken Kindchen die Leiden erleichtern; aber es wurde nicht besser. Sie erkannten dies an dem schmerzverzogenen Gesichtchen, an dem jämmerlichen Weinen des Kleinen. Elisabeth hatte den Kleinen wieder aus der Wiege genommen und ging mit ihm auf und ab. Lang floß der weiße, warme Morgenrock nieder an ihrer schlanken. schmiegsamen Gestalt. Die kleine Schleppe, welche hinter ihr drein rieselte, ließ die junge Frau größer erscheinen, Das herrliche Haar hatte sie von allen Nadeln befreit und in Zöpsen hängen lassen, da der Kopf sie schmerzte. Nun lösten sich die Bänder, welche die Flechten abschlossen, und allmöhlich löste sich auch das Haar. In wundervoller Pracht bauschte es sich geldig um das blasse, liebliche Gesicht. Die Ilamme des kleinen Nachtlichtes warf ihren flackernden Schein darüber hin und ließ kupzerne und rote Reflexe in der Haarfiut aufleuchten. Wundervoll sah das aus, ein Schmuck, um den manche Königin die junge Frau wohl beneidet hätte.„„„ 9. Elisabeth achtete auf nichts. Alle ihre Gebanken waren bei dem Kinde, alle ihre Wünsche galten dem Arzt......, tinm in 9. Mit scharfen Ohren horchte sie hiaus in die Nacht, während sie unermüdlich auf und ab ging mit der leichten, kleinen Last in ihren Armen. Ganz leise summte sie ein Liedchen, obgleich ihr die Stimme sast brach in Angst und Sorge; aber sie meinte, das Kind werde ruhiger bei den sanften Tönen. Und immer lauschte sie dazwischen wieder einmal hinaus in die dunkle Ferne, aus welcher der Wagen des Arztes kommen mußte. Hanna war übermüdet in den tiefen Korbstuhl gesunken und nickte. Schwer sank der weißhaarige Kopf herab auf die Brust. Leise, im Schlafe murmelten die welken Lippen ein Gebet. Halb unverständlich klangen die Worte an das Ohr der jungen Mutter. Da— ganz von ferne tönte ein Laut herein in die Stille. Rädergeknarr, Peitschenlnallen— jetzt das dumpfe Rollen eines Wagens. Behntsam legte Elisabeth den Kleinen wieder zurück in die Wiege. Das Kind begann bitterlich zu weinen, dann stöhnte es auf. Hanna fuhr empor aus ihrem leichten Schlummer, und von drunten vernahm man nun deutlicher das Nahen des Wagens. Jetzt unterschied man auch schon, daß ein einzelnes Pferd im scharfen Trab vorausflog. Die junge Irau riß mit fliegenden Händen ein Tuch aus einem der Kasten und warf es um. Dann eilte sie zur Tür und stand eine Sekunde später bereits neben dem schweren Tor, welches sie schnell aufriegelte. „Hadmar!“ rief sie hinaus in die Nacht. „Da sind wir!“ klang es ihr entgegen. Und da sprengte er auch schon heran. Das Pferd dampfte, und Josef, der, geweckt durch den ungewohnten Lärm, herbeikam, um zu sehen, was los sei, brummte ein wenig, während er das zitternde Tier nach dem Stall führte. Aber Hadmar sagte ungeduldig: „Nun ja, Alter, das Tier ist übel dran, das ist wohl wahr! An Parsorceritte zur Nachtzeit im Winter ist es eben nicht gewöhnt! Aber was schadet's? Und wenn das Tier draufgeht— in Gottes Namen! Der Arzt mußte her— das war die Hauptsache! Er kommt nach, der gute, alte Doktor Wichmann. Trotzdem er zwei Pferde vorspannte, konnte er doch mit mir nicht gleichen Schritt halten, denn mich trieb die Sorge vorwärts, die Angst um das Kind!" Er stand neben Elisabeth in der nur schlecht beleuchteten Halle. Und beide sahen sie angstvoll dem Laternchen entgegen, welches jetzt an der Wegbiegung auftauchte und sich im raschen Tempo näherte. Wie ein junges Elternpaar sahen sie aus, das in Sorge wartete, das gemeinsam zittert um ein geliebtes Doltor Wichmann war endlich da und stieg umständlich aus. Seinen Apothekerkasten hatte er gleich mitgebracht. Seine Augen gingen prüfend hin zu der jungen Frau. Er war erstaunt über ihre Schönheit, welche sich nach der schweren Erkrankung, die sie durchgemacht hatte, in wahrhaft überraschender Weise entwickelte. Und auch er dachte, als er die beiden hohen schlanken Gestalten nun so dicht nebeneinander sah: „Was für ein schönes Paar! Und wie sie zusammen passen!“ Dann, während er neben Elisabeth die Treppe emporstieg, fragte er schon nach dem Kleinen. Bei ihrem klaren, übersichtlichen Bericht schüttelte er den weißen Kopf.„.„„8 946 garahe vichet#. „Hm! Gute Anzeichen find dus gerabe nicht! Das Kind ist vielleicht doch durch die mancherlei Aufregungen bei seiner Geburt in irgendeiner Weise geschädigt. Wollen sehen, Frauchen, wollen sehen! Nur nicht gleich den Kopf hängen lassen; es kann ja noch alles gut werden! Bitte, warten Sie hier im Speisezimmer mit Baron Hadmar! Ich untersuche immer am liebsten ganz ungestört und allein!“ Der alte, freundliche Herr legte ein wenig umständlich seinen Pelz ab, nickte Hadmar und Elisabeth noch sreundlich zu und verschwand im nächsten Moment hinter der Tür zum Schlaszimmer. Die junge Frau stand ganz hilflos, einer ungeheuren Aufregung hingegeben, inmitten des großen Gemaches. Sie zitterte vor Angst, und große Tränen liefen über ihre Wangen. Hadmar von Werbach trat neben sie und zog sie nieder auf einen der tleinen Eckdiwans. Er sprach ihr nicht zu. Vielleicht sagte es ihm ein seines Empfinden, daß es Augenblicke gibt, wo kein Zuspruch hilft, die man eben durchkämpfen muß allein; aber immer wieder streichelte er zärtlich die kleine, bebende Hand, die Elisabeth ihm gern überließ. Ihr tat diese stumme Teilnahme unendlich wohl. Die Minuten gingen hin, eintönig tickte die alte Uhr. Hadmar von Werbach aber schien es, als stünde die Zeit still, als wäre nur er auf der Welt mit diesem lieben, jungen Geschöpf, dem er so gern— oh, so gern — jede Sorge, jeden Kummer abgenommen hätte. Und plötzlich, während er so still neben ihr saß und ihre Hand in der seinigen hielt, wußte er es, daß er Elisabeth liebte mit einer großen, reinen, heiligen Liebe, welche sein ganzes Leben ausfüllen würde. So jäh kam diese Erkenntnis über ihn, daß er fast davor erschrak. Und doch tog dabei eine unnennbare Seligkeit in sein Herz. Er wollte nichts von ihr, und er wußte es genau, daß die Wunde, welche ihr das Schicksal geschlagen hatte, viel zu ichner war, um schnell zu vernarben. Wie eine Entweihung wäre es ihr erschienen, wenn er auch nur mit einem einzigen Worte seine Empfindungen verraten hätte. Aber liebhaben, so ganz im stillen, ihr beistehen, sie trösten, stützen und halten, das durfte er doch? Und im geheimen dankte er dem Schicksal, welches ihn heute in dieser Stunde hierher geführt hatte an ihre Seite. „Ich kann nicht mehr warten“, sagte Elisabeth tonlos, indem sie ausstand.„Es dauert so furchtbar lange! Und ich fürchte mich so sehr!"(Fortsetzung folgt.) S Denkspruch. Halt du zur Arbeit gerade Mut, Geb schnell daran, so wird sie gut; Fällt die was ein, so schreib es auf, Ist heiß das Eisen, hämmte drauf! Reinick. Frau Ernas Sommerreise. Eine Tragikomödie in sechs Bildern." Von F. Gebhardt. (Nachdruck verboten.) Erstes Bild. „Siehst du, Artur, so sagst du's nun jedesmal: geht nicht, Erna, es liegt jetzt zu viel vor!—„Ich habe zu große Bestellungen, ich kann nicht abkommen? —„Wenn weniger Arbeit ist?— Oder, wie jetzt wieder:„Es ist zu schlechte Zeit, wir verdienen nichts! —„Gar keine Bestellungen, wo das Geld hernehmen? Nun, die Reden kenne ich ja schon zur Genüge!“— „Aber, liebe Erna, es ist wahrhaftig wahr, es geht auch wirklich nicht! Denk' doch an die vielen Lasten, die so ein Fabrikbesitzer wie ich hat—“ „Ach, so schlimm ist's doch nicht, so brauchst du doch nicht zu rechnen! Alle Welt reist ins Bad— bloß wir nicht—“ „Reisen kannst du ja auch. Muß es denn aber ausgerechnet das teuerste Bad sein? Tut es ein billiges Nest an der Ostsee nicht auch?“ „Ein billiges Nest! In so eins geht heutzutage jeder Winkelschuster!" „Uebertreibe, bitte, nicht!“ „So ein Großindustrieller kann doch nicht in ein armseliges Nest reisen! Du mußt doch an deinen Ruf denken, an deinen Kredit— wenn es dir denn so auf ein paar Mark ankommt! Das müßtest du als Geschäftsmann selbst einsehen! Aber ich wette, wenn auch heute oder morgen noch so großartige Bestellungen einlaufen, dann weißt du wieder andere Gründe, weshalb es nicht gehen soll. Du gönnst mir und dir selber eben nicht—“ Der Hausherr schob unwillig die Kaffeetasse zurück und erhob sich.„Mit Vernunftgründen ist bei euch Frauen eben nicht durchzukommen! Nun, damit du dich beruhigst, verspreche ich dir: Sobald wir Aussicht auf größere Einnahmen haben, sollst du reisen! Abgemacht!"— Frau Erna lachte spöttisch.„So wollte ich doch, daß noch heute eine Bestellung einliefe, damit ich dich beim Worte nehmen kann. Aha— da klingelt's! Der Postbote!— Ich bin gespannt— laß sehen!" „Aber Kind, du weißt, Geschäftssachen— die gehen dich nichts an!“ „Heute gehen sie mich sehr viel an, dächt' ich!— Also gib! Da— Nr. eins: Ein Avis von einem Lotteriekollekteur.— Nr. zwei: Franz Weber bittet wieder um Arbeit.— Nr. drei: Eine Empfehlung von Müller und Wassermann, Weinhandlung!: Lauter Unsinn! Aber halt, hier das große Firmenkuvert: Löwisohn und Wolff, Ausstattungsmagazin, Berlin— das ist was! Rasch, mach' auf!“ „Löwisohn und Wolff? Bekannte Firma, aber nicht unsere Kundschaft! Da bin ich selbst gespannt!“ „An Reisner u. Cie., Leinen= und Gebildweberei. Ersuche um baldmöglichste Zusendung einer Musterkollektion Kaffeedecken verschiedenen Genres. Nach Wahl der Muster, falls diese uns konvenieren, größere Bestellung vorauszusehen—.“—„Na, das nenne ich wahrhaftig mehr Glück als Verstand, Erna!“— „Und ich kriege meine Sommerreise, wenn's was. wird?“ „Ich hab's ja versprochen. Sobald die Bestellung einläuft, ich acht oder zehn Tagen kann das sein. Musterdecken haben wir ja wohl noch auf Lager— gleich telephoniere ich hinaus! Der alte Kestner muß schnell die Sendung expedieren!" Artur Reisner, Hauptinhaber und Chef der großen Leinen= und Gebildweberei Reisner und Cie., trat aus Telephon.„Hier Reisner! Ist Kestner dort?“ „Immer hier. Wer denn sonst?“ kam es brummig zurück. „Sogleich Mustersendung von Kaffeedecken aufgeben an Löwisohn und Wolff, Berlin. Sind doch alle Muster auf Lager?" „Kaffeedecken? Nichts Besonderes da!“ „Dann schnell Muster anfertigen lassen! So schnell als irgend möglich, hören Sie, Kestner?“ „Decken kann ich nicht hexen! Schluß!“ Der Chef runzelt die Brauen. Noch einmal tritt der Apparat in Tätigkeit:„Komme selbst hinaus mit dem nächsten Zuge. Die Musterpatronen bringe ich mit!“— In aller Eile sucht der Fabrikherr die Patronen zu den schönsten Mustern, die er selbst erfunden und auf die er nicht wenig stolz ist, aus dem Schreibtisch und macht sich zur Fahrt zurecht. Frau Ernahilft, so schnell sie kann, denn der nächste Zug der Kleinbahn, die bei dem Fabrikdorf vorüber fährt, ist bald fällig, und der folgende kommt erst drei Stunden später. Auto hat die Firma nicht.„Du bist doch abends zurück, Artur?“ „Natürlich! Jetzt ist es beinahe sechs— gegen neun kommt der letzte Zug zurück. Halte das Abendbrot bereit.“ „Und heute sollst du noch was Extrafeines haben, zur Belohnung. Nun aber nur flink, damit du zurechtkommst!“ Noch einen Kuß, eine Umarmung, und die junge Frau begleitet den Eheherrn bis zum Hauseingang und sieht dem eilig Davonschreitenden noch ein Weilchen nach, bis er hinter der Straßenecke ihrem Blick entschwindet. Dann geht sie langsam im Hochgefühl ihres Sieges nach dem Zimmer zurück. Da— o Schrecken! Das kleine Päckchen auf dem Tisch, das müssen die Patronen sein! Richtig— Artur hat sie vergessen— und gerade ihretwegen fährt er ja extra nach der Fabrik! Eine schöne Sache! Was tun?“ „Friedrich, Friedrich!“ „Ja, Madamchen?“ „Laufen Sie doch schnell dem Herrn zur Bahn nach! Er hat die Patronen liegenlassen und braucht sie noch heute draußen ganz nötig!“ „Na, Madam, ehe ich an de Bahn komme, is die schon wech!“ „Ach Gott, Friedrich, was mache ich bloß? Der nächste Zug geht in drei Stunden, und da will der Herr ja schon wieder hier sein!"— „Ja, Madamchen, det is nu schlecht. Es sind ja man bloß anderthalb Stunden bis in de Fabrike.“ „Friedrich, ich sche#ke Ihnen'nen Taler, wern Sie gehn wollten und die Patronen noch hinschaffen!" „Nu, wenn's denn sein muß, Madamechen— wird jemacht!" Ick zieh mir bloß de Stiebeln an!"— Die Hausfrau atmet auf. Zehn Minuten sonler stapft der wackre Hausdiener die staubige Straße nach dem Fabritdorfe hinaus, um die vergessenen Patronen seinem Herrn nachzutragen. Zweites Bild. „Sonst noch was, Kestner?“ „Wüßt' nich, was noch. Allens in Ordnung, Herr!" „Gut, also ich verlasse mich drauf, in acht Tagen etwa ist die Mustersendung fertig? Die Firma ist verständigt und will solange warten.“ *