Amtliches Kreisblatt für den kreis börde Westhofener Zeitung Langscheder Zeitung Schwerter Uolksblan Verbunden mit: Holzwickeder Zeitung Aplerbecker Zeitung Sowerter Bolkszeitune Voo Stmutm Zeimer uiden vane andenr Feiertags, Bezugspret M.„Deienet #drich, del der Post soe Bebelgen 42 Pla medr. Wöchenl. Grasisbellage:„Jüustriertn Famillensreuns: u. 14gl. Uaterballungsbian. Anzeigenprio: Die Bedengespallenn Peuthelloden deren Raum 10 Plo., Anzeigen von amwärs 15 Pig., Reklamezelle 40 Pfg. Jeder Radan all als Kasawdol a. erischi be Aon Schwerker Cage Madusunge gemast. Jahiungpeitnung,I Gestes und Alteltes Cagesorgan des Kreiles a General=Anzeiger für den Kreis Bärde m Gaupk Aomongenbras — gnn4s eisrung boone * 9. Schwerker Tageblatt, S Schwerker Anzeiger une dre aungmn vr den Aru horte enangur Betaaapnachung der Abuglchmn Roieruag ducd Verossentichnag se den„Schwene Jetung“ suchwoerbadliche Reast.— Die Schoarter Zeuung: gewödrlidhere Adonanan für jeben mit Teb endenden Uniol gr. 300 Mk. Unfall: Oncahu Verage. Cor Brom Schorme. RotFerasp. 62. Telagr. Adr. Braus Schwonte. RudeNr. 270. Donnerstag, den 18. Novemder 1915. 47. Jahrgang. Die serbischen Lillatg.I Wieder Tausende von Serben gefangen.— Meuterei eines serbischen Regiments. Deutsche Tagesberichte. die Engländer— und wir sind natürlich in diesem Auf dem Wege nach Indien Lord Kitchener ist über Paris in Rom eingetroffen. Von dort wird ihn sein Weg weiter nach dem nahen Osten führen, wo er nach der Mitteilung des britischen Ministerpräsidenten im Unterhause nach dem Rechten sehen soll. Von dort her ist jedenfalls auch die„wichtige Nachricht“ gekommen, von der Herr Asquith so geheimnisvoll sprach, ganz im Stile der Märchen= und Wunderwelt, nach der der Kriegsminister jetzt seine Schritte lenken soll. Aber auch in England ist man, wie die Dinge nun einmal liegen, dankbar für jeden neuen Hoffnungsschimmer, der irgendwo am Horizont auftauchen mag, und in je unbestimmtere Worte er gekleidet wird, desto freieren Spielraum hat die Phantasie, um daraus wieder Mut und Zuversicht zu schöpfen. Lord Kitchener wird gewiß nicht an Saloniki vorübergehen, vielleicht auch bis zu den Dardanellen vordringen und hier wie dort sein Bestes zu tun suchen. Aber die Gerüchte wollen nicht verstummen, daß sein eigentliches Reiseziel. Indien sei, wo ja nachgerade auch nicht alles so zu gehen scheint, wie es den Engländern erwünscht sein muß. Man munkelt davon, daß ein treuer Vasall Englands, der Nazim von Hayderabad, vom Volk abgesetzt worden sei, und an den Unruhen und Aufständen in den verschiedensten Teilen des Riesenreiches soll es nicht fehlen. Grund genug für Kitchener, sich wenigstens in schnell erreichbarer Nähe zu halten. Auch ein Abstecher nach Aegypten läßt sich von den Gestaden des Mittelmeeres aus jederzeit rasch bewerkstelligen— kurz, man hat in London das beruhigende Gefühl, inmitten der Gefahren, die von allen Seiten bedrohlich heraufziehen, wenigstens den rechten Mann an der rechten Stelle zu wissen. Das ist nicht viel, aber es ist doch etwas, und ein Schelm gibt mehr als er hat. Kenner des indischen Reiches sind schon jetzt davon überzeugt, daß die mohammedanische Bewegung, deren Triebkraft bisher die Italiener in ihren afrikanischen Besitzungen am unliebsamsten zu spüren bekommen haben, nach Indien übergegriffen haben muß. Die Engländer haben es zwar immer gut verstanden, das Pulverfaß dieses Millionenreiches von den es umgebenden Brandherden im nahen und im fernen Osten wirksam zu isolieren und ihr Bündnisvertrag mit Japan hat gewiß nicht in letzter Linie die Sicherung ihres indischen Besitztums zum Ziele gehabt, ebenso wie das Abkommen mit Nußland über die Teilung Persiens in ein englisches und ein russisches Einflußgebiet. Aber dieser Krieg mit der Türkei dauert nun schon über ein Jahr, und an Ereignissen von solcher welterschütternden Gewalt und Größe müssen alle noch so sorgfältig ausgeklügelten u. noch so streng durchgeführten Absperrungsmaßnahmen schließlich scheitern. Durch Persien und durch Afghanistan führen viele Wege nach Bombay und Kalkutta; außerdem haben ja die Engländer selbst durch ihre andauernden Truppenverschiebungen und=bewegungen innerhalb des Kaiserreiches dafür gesorgt, daß die Eingeborenen nicht zur Ruhe kamen. Von den ungezählten Tausenden, die nach den europäischen Schlachtfeldern verschleppt wurden, hat wohl kein einziger seine Heimat wiedergesehen. Kein Wunder, daß den Muchthabern in London das Gewissen zu schlagen begann, als das Gespenst der deutschen Orientarmee greifbare Gestalt gewann.„Die ernsteste Stunde des Reiches“ seit dem großen Aufstand in Indien ist gekommen — das war der erste Angstschrei, der sich den englischen Zeitungsspalten entrang. Die Deutschen sind auf dem Wege nach Indien— das war der zuf, mit dem man die immer noch Trügen und wtb. Großes Haupkquartier, 16. Nov. 1915. Mbstlicher Die Versuche der Franzosen, aus den am 14. November nordöstlich von Ecurie genommenen Grabei wieder zu entreißen, scheiterten. Auf der übrigen Front außer Artillerie= und Minenkämpfen an verschiedenen Strecken nichts Wesentliches. Die vielfache Beschießung von Lens durch die feindliche Artillerie hat in dem Zeitraum vom 22. Oktober bis zum 12. November 33 Tote und 55 Verwundete an Opfern unter den Einwohnern gefordert; militärischer Schaden ist nicht entstanden. Schliche. Die Lage ist auf der ganzen Front unverändert. Balkan Die Verfolgung ist im rüstigen FortschreiOesterreichische :: Wien, 10. Novemver. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Richts Neues. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Der Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo war auch gestern der Schauplatz hartnäckigen Ringens. Um die Stellungen beiderseits des Monte San Michele wird Tag und Nacht gekämpft. Am Nordhange dieses Berges drangen die Italiener wiederholt in unsere Linien ein: in den Abendstunden gelang es jedoch, den Feind fast völlig zu vertreiben. Auch die Nahkämpfe im Raume San Martino dauern fort. Vor dem Görzer Brüsckenkopf wurde ein gegnerischer Angriff auf die Podgora=Höhe abgewiesen. Italienischer Kriegsschauplatz. Bei Gorazde an der montenegrinischen Grenze Geplänkel. Auf dem serbischen Schauplatz schreitet die Verfolgung überall vormärts. Oesterreich.=ungarische Truppen gewannen die Gegend von Uvac, die Eigota Planina und die Höhen von Javar. Eine deutsche Kolaune Generals von Kneveß nahm, beiderseits der von Kralievo nach Novibazar führenden Strase vorrückend, Usce in Besitz. Die weiter öst lich vordringenden österreichisch unggrischen Kräfte üherschritten bei Rahieg die Straße Raske=Kursumlisa und erstürmten die serbiPerschauzungen auf dem Rarg Qucgk(üß, lich von Bahica), wobei die Besatzung(3 OffiGleichgültigen von ihren Börsengeschäften und Fußballspielen aufjagen und in die Reihen der Kitchener=Armee eingliedern wollte. Das Schicksal Serbiens, du lieber Gott, darum braucht ein rechter Brite sich nicht weiter aufzuregen. Die Welt hat lange genug ohne dieses Minaturkönigreich bestanden, sie wird zur Not auch wieder darauf verzichten können. Solche Länder sind gut genug, für Englands Interessen zu kämpfen und zu sterben. Sinken sie ins Grab, müssen eben andere an ihre Stelle treten; noch sind Griechenland und Rumänien ja nicht verloren. Aber Indien— das greift jedem Engländer ans Herz! Er weiß, dieten. Gestern wurden 1000 Serben gefangen, 2 Maschinengewehre und 3 Geschütze erbeutek. wtb. Großes Hauptquartier, 17. Nov. 1915. Abgesehen von Artillerie= und Minenkämpfen an einzelnen Stellen der Front ist nichts von Bedeutung zu verichten. Russische Zerstörer beschossen gestern an der Nordspitze von Kurland Petragge und die Gegend südwestlich davon. Sonft ist die Lage unverändert. Die Verfolgung macht im Gebirge weiter gute Fortschritte. Die Serben vermochten uns hier nirgends mehr Aufenthalt zu bereiten. Ueber 2000 Gefangene, 1 Maschinengewehr und 2 Geschütze blieben in unserer Hand. Oberste Heeresleitung. Tagesberichte. ziere, 110 Mann und ein Maschinengemehr) in unsere Hand siel. Deutsche und bulgarische Divisionen nähern sich von Nord und Ost dem Straßenknotenpunkt Kursumlija. WTB Wien, 18. Nov.(Nichtamtlich.) Amtlich wird verlautbart vom 17. Norember mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Richts neues. Italienischer Kriegsschauplatz. Gestern fanden im Görzischen keine größeren Infanteriekämpfe statt. Auch die Tätigkeit der italienischen Artillerie war im Vergleich zu früheren Tagen bedeutend geringer. Die Lage ist an der ganzen Südwestfront unverändert. Vorgestern belegte eines unserer Flugzeuggeschwader Brescia mit Bomben. Die Flieger konnten starke Brände beobachten. Alle Flugzeuge sind glatt gelandet. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die an der Sandschak=Grenze kämpfenden k. u. k. Truppen warsen die letzten moutenegrinischen Nachheuten über den Lim zurück. Die Verfolgung der Serben wird überall fortgesetzt. Die gegen Sjenica vordringende österreichisch=ungarische Kolonne warf den Feind aus seinen zäh verteidigten Gebirgsstellungen nördlich von Javor. Die deutschen Truppen des Generals von Koeveß standen gestern abend einen halben Tagesmarsch von Naska entfernt. In Kursumlja ist e, zu Ortokämpfen geses Märchenland ist die Quelle des heimatlichen Reichtums, er kennt es und er liebt es, und wenn alle Stränge reißen, erhebt er sich in höchsteigener Person und stellt sich zur Verteidigung Indiens zur Verfügung. Also: Wissen wir es auch nicht aus den Mitteilungen unseres Generalstabes, so wissen wir es doch aus dem Geschrei der englischen Presse, daß unsere Heere auf dem Wege nach Indien sind, seitdem sie Donau, Save und Drina überschritten haben. Es ist zwar noch eine gehörige Strecke Weges von da bis nach den Fluren des Ganges, aber den Deutschen ist ja, nach dem was sie bisher geleistet haben, alles Mögliche zuzutsauen— densen Falle zu höflich, um zu widersprechen. Aber jetzt hören wir, daß Kitchener auf dem Wege nach Indien sei. Er wird, wenn das stimmt, zweifellos früher dort zur Stelle sein, als unser Mackensen, der immerhin mit den Serben noch einigen Aufenthalt haben dürfte. Wir werden es schwerlich auf ein Wettrennen mit den Engländern ankommen lassen; wir haben es auch gar nicht nötig, sehen wir doch, wie schon die bloße Furcht vor der möglichen Ausdehnung unseres militärischen Einflußgebietes dazu ausreicht, den Engländern Entsetzen einzuflößen. Außerdem haben wir in Indien Verbündete, die wacker für uns arbeiten: den Haß gegen die britische Schreckensherrschaft und die religiöse Leidenschaft der Mohammedaner. So können wir Herrn Kitchener getrost gute Reise wünschen. Er wird noch manche „wichtige Nachricht“ auf seinem Wege finden, die ihm das„Fortkommen“ nicht erleichtern wird; aber da er in der Zwischenzeit sein Amt als Kriegsminister zu Hause in den allerbesten Händen weiß, braucht er sich ja mit der Rückkehr nicht zu beeilen. Asquith und Grey werden wie bisher die Kriegsgeschäfte mit bestem Erfolg besorgen! —— Der Krieg gegen Rubland. Die Kämpfe im Osten. Das westliche Styr=Ufer bei Chartorysk ist von den Russen gesäubert worden. Im Anschluß an den schon früher gemeldeten Erfolg bei dem Dorfe Podgacie(10 Kilometer westlich vom Styr) haben die verbündeten Truppen die russischen Stellungen auf dem westlichen Ufer des Styr in der ganzen Ausdehnung des Styrbogens angegriffen. Die Russen wurden überall geworfen und mußten das westliche Styr=Ufer räumen. Damit sind Kämpfe zum Abschluß gekommen, die fast einen vollen Monat hindurch mit großer Erbitterung geführt wurden. Schon am 10. Oktober hatte die Armeegruppe von Linsingen, in der bekanntlich Deutsche neben österreichisch=ungarischen Truppen kämpfen, auf ihrem Vormarsch nach Osten das Styr=Ufer bei Czartorysk erreicht und den Gegner über den Fluß zurückgeworfen. Der Fluß bildet hier zwischen Komarow im Süden und Rafalowka im Norden einen Bogen, dessen offene westliche Seite etwa 20 Kilometer Spannweite hat. In der Mitte dieses Bogens, noch am westlichen Flußufer, liegt das Städtchen Czartorysk. Von hier aus setzten die Russen am 17. und 18. Oktober nunmehr zu einer neuen Aktion an, die nichts mehr und nichts weniger bedeutete, als den Versuch, an dieser Stelle die Reihen der Verbündeten zu durchbrechen und durch einen Vorstoß nach Westen die galizische Front nach Süden hin aufzurollen. Zunächst hatten die Russen Erfolg. Nachdem am 18. Oktober der deutsche Heeresbericht zum ersten Mal von neuen Kämpfen am Styr=Bogen von Czartorysk gesprochen hatte, teilte er am 21. Oktober mit, daß die Kämpfe einen größeren Umfang angenommen hätten; Teile einer deutschen Division hätten vor überlegenen Kräften des Gegners in eine rückwärtige Stellung zurückgehen müssen, wobei einige bis zum letzten Augenblick in ihrer Stellung ausharrende Geschütze verloren gegangen seien. Es handelte sich um 6 deutsche Geschütze, die von den Russen nach dem Durchbruch einer benachbarten Stellung umgangen worden waren. Der Vorstoß der Russen führte bis Okonik. 30 Kilometer westlich vom Styr, wurde hier dann aber zum Stehen gebracht. Nunmehr setzte aber sofort ein langsames Zurückdrängen der Russen ein, bei dem um jedes Dorf, um jeden Fuß breit des schwierigen weldigen Geländes erbittert gekämpft kommen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: wurde. Immer neue starke Truppenmassei wurden von den Russen eingesetzt, jedoch alle ihre reichen Angriffe blieben jetzt vergeblich und brach ten ihnen nur ungeheure Verluste ein. Von Stellung zu Stellung mußten sie zurückgehen. Ein Oort nach dem andern wurde von den Verbündeten zu. rückerobert. Lisowa, Kukle, Huta=Lisowka, Bielgow, Rudka, Budka, Miedwieze, Podgacie, um alle ist blutig gekämpft worden. Bis jetzt nach vierwöchentlichem Kampfe endlich das Ziel erreicht werden konnte, den Styrbogen wieder vom Feinde zu säubern und die Russen völlig über den Fluß zurückzuwerfen. Damit dürfte auch die Stadt Czartorysk selbst wieder in unsere Hände gefallen sein, allerdings wohl nur als rauchender Trümmerhaufen, da die Russen nach ihrer barbarischen Gepflogenheit auch hier alle Orte des eigenen Landes, die sie räumen mußten, niederbrannten. Auch am Styr ist jetzt die Zeit des russischen Durchbruchsversuchs beendet. Wie alle Versuche, so bei Dünaburg, an der Strypa und an anderen Stellen, vergeblich geblieben sind. Bulgarische Tagesberichte. ##— Der dinle Bamnannseg. Monastir bedrohk. :: Der Londoner„Daily Telegraph' meldet aus Saloniki vom Sonntag: Gestern mittag griffen die Bulgaren die französischen Stellungen auf dem Zeerna=Ufer westlich Kuwadar an. Abends empfing General Sarrail den Bericht, daß die Schlacht fortdauere und daß die Franzosen die Stellungen behauptet hätten. Nähere Einzelheiten trafen nicht ein. Die Bulgaren, die aus Uesküb Verstärkungen erhielten, sind gestern wieder vor Tetowo erschienen und überwältigten die serbischen Truppen, die Freitag die Stadt besetzt hatten. Sie warfen sie zurück, so daß die Stadt jetzt wieder in den Händen der Bulgaren ist. Diese wenden alles auf, um sich den Weg nach Monastir zu bahnen. Auch versuchen sie über Tetowo und Gostiwar eine umfassende Bewegung beim Babunapaß Da die serbische Truppenmacht schwach ist und zehn Tage lang unaufhörlich gekämpft hat, fürchtet man, daß die Bulgaren die serbische Verteidigungsfront unter General Nassits durchbrechen werden. Monastir wäre dann neuerdings gefährdet. Dasselbe Blatt meldet vom Montag: Die Lage bei Monastir ist neuerdings kritisch. Die Bulgaren üben bei Tetowo und Babuna einen starken Druck auf die Serben aus. Sämtliche Gesandtschaften bereiten die Abreise aus Mitrowitza nach Monastir vor. Der größere Teil der Archive wurde vernichtet, weil ihre Ueberführung unmöglich ist. Serbischer Rückzug nach Albanien. :: Eine Athener Drahtung des Pariser „Temps“ meldet: Der serbische Rückzug über Kraljevo nach Novibazar und Albanien geht in guter Ordnung vor sich. Die zurückweichenden Truppen bringen dem Feinde bedeutende Verluste bei. Die schlechten Wege hindern jedoch die Serben, schwere Kanonen mit sich zu führen. Das schwierige Terrain macht es aber gleichzeitig auch unmöglich, die serbischen Truppen zu umzingeln. Wenn die Serben sich nach Albanien zurückgezogen haben, werden die Verbündeten für ihre Verproviantierung über Giovanni di Medua sorgen. Die„gute Ordnung“ des serbischen Rückzuges steht nicht ganz im Einklang mit den zahlreichen Gefangenen und Geschützen, die den Verbündeten in den letzten Tagen zugefallen sind. Aeußerungen Radoslawows. :: Im Gespräch mit dem Sofioter Berichterstatter des Budapester Blattes„Az Ujsag“ erklärte der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow:„Die allgemeine Lage auf unserer Front sowie überall, wo die Zentralmächte kämpfen, ist für uns durchaus günstig. Die Serben ziehen sich ständig zurück. Sicherlich ist es ihre Absicht, nach Albanien zu flüchten und dort Guerillakämpfe zu führen. Es besteht die Hoffnung, daß die Serben mit den Ententetruppen zusammen kämpfen werden, und das diese dann ebenfalls die Bulgaren“ kennen lernen werden. Die Ententemäch. haben hier nichts zu suchen, um so weniger, da sie ein Jahr hindurch unsere Ansprüche auf Mazedonien anerkannten und uns gar manches versprachen. Jetzt kommen sie dennoch auf den Balkan, wo doch ihre Feinde auf der westlichen und nördlichen Front bei den Dardanellen zu suchen sind. Sie haben doch Konstantinopel schon längst den Russen zugesagt. Der Donauverkehr ist wieder hergestellt. Wir arbeiten an der Eisenbahnlinie Belgrad—Nisch—Pirot—Sofia; ich hoffe, die Linie bald dem Verkehr übergeben zu können. Das politische Verhältnis zu Rumänien und Griechenland ist sehr gut. Griechenland bezeigt jedoch gegenüber den Ententemächten eine besonders freundliche Neutralitäts Ich glaube, daß die Zahl der gelandeten Ententetruppen ungefähr 170000 Mann beträgt. Unser Konsul in Saloniki kann ungestört seine Arbeit fortsetzen, nur darf er keine chiffrierten Debeschen anfachen. Das wirtschaftliche Verhältnis zwischen Ungarn und Bulgarien ist von großer Bedeutung, und ich habe hierfür bereits ein fertiges Programm. Ueber Serbiens Schicksal kann ich nichts Sicheres sage Wir erhielten entsetzliche Nachrichten über die Behandlung österreichisch=ungarischer Gefangener in Cerbien. WTB Sosia, 17. Nov.(Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht vom 13. November: Nach dem Falle von Nisch hatten die Serben sich auf das linke Morawaufer zurückgezogen und alle vorhandenen Brücken zerstört. Hier hat der Fluß eine Breite non 150 bis 200 Metern und eine Tiefe von einem bis zwei Metern. Die Serben bemühten sich, gestützt auf befestigte Plätze, und mit schwerer Artillerie versehen, durch mit bedeutenden Streitkräften ausgeführte Gegenangriffe unsere Truppen daran zu verhindern, den Fluß zu überschreiten. König Peter wohnte diesen Kämpfen bei. Ism Lause der letzten Tage brachen unsere Truppen deu verzweifelten Widerstand der Serben und gingen endgültig auf das linke Ufer des Flusses über. Heute rückten unsene Truppen in Krokuplje ein. Sie, erbeuteten sechs 12 ZentimeterMörser, 19 mit Artilleriegranaten beladene Karren und machten 7000 Gefangene. Auf dem Bahnhof von Grejesc erbeuteten sie 150 Waggons. Das erste serbische Landwehrregiment meuterte und tötete seinen Befehlshaber, Oberst Prebitsche witsch, einen der hauptsächlichsten Anstifter ides Komplotts zur Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand. Das Regiment zerstreute sich dann in die umliegenden Dörfer. In der Nacht zum 13. November versuchten die Franzosen, unsere Stellungen am Vardar=Fluß anzugreisen. Unsere Truppen machten einen kräftigen Gegenangriff und warfen sie auf das rechte Ufer der Karussa zurück. Gleichzeitig erbeuteten sie 2 Maschinengewehre mit Bespannung, 2 Gebirgsgeschütze und nahmen 56 Mann gefangen, darunter 3 Offiziere. Die wahre Lage der Serben. bb Lugano, 17. Nov. Gestern früh gab die italienische Presse wie auf Zensurgebot die Lage in Serbien als bedeutend gebessert an. Tetowo(oder Kalkandelen) sei besetzt, Monastir gerettet und die Bulgaren geschlagen. Am Abend bereits brach der ganze Schwindel zusammen. Die Sonderberichterstatter des„Corriere della Sera“ und des„Secolo“ stellten übereinstimmend fest, daß die Lage der Serben verzweiselt ist. Tetowo sei verloren, Prilep, Monastir und der Paß von Babuna bedroht, die Serben erschöpft. Rückzug der Serben nach Montenegro? TU Budapest, 18. Nov. Wie aus serbischen Kreisen nach Bukarest gemeldet wird, trifft die serbische Regierung Anstalten, ihren Sitz nach Montenegro zu verlegen. Bedeutende Mengen Lebensmittel wurden zur Verpflegung des serbischen Heeres für den Fall, daß es sich nun nach Montenegro zurückziehen muß, dorthin geschafft.— Weiter wird gemeldet, die serbische Regierung weiche einer Entscheidung solange aus, bis General Sarrail die Offensive gegen die Bulgaren aufnehmen könne. Abreise der Konsuln aus Monasttr. TU Notterdam, 18. Nov. Der„Times“= Berichterstatter drahtet unterm 15. November: Die serbischen Behörden und die fremden Konsuln bereiten bereits die Abreise vor. Der Korrespondent reiste über Prizrend, Dibra auf sehr unsicheren Straßen nach Sebret, das von unruhigen Albaniern bewohnt wird. Die Serben halten die Albanier noch im Schach, es besteht aber die Befürchtung, daß die Albanier bei weiteren serdischen Schlappen revoltieren werden. Griechisch=bulgarisches Abkommen. WTB Wien, 17. Nov. Die„Südslawische Korrespondenz“ meldet aus Saloniki: Die bereits vor längerer Zeit von der bulgarischen und der griechischen Heeresverwaltung beschlossene Errichtung einer neutralen Zone zwischen den beiden Armeen längs der gemeinsamen Grenze ist nunmehr nach der Durchführung aller Vorarbeiten in die Tat umgesetzt worden. Nachdem die Truppen schon seit geraumer Zeit in gleicher Entfernung von der Grenze gehalten worden waren, um allen Zwischenfällen vorzubeugen, ist jetzt das Abkommen in aller Form unterzeichnet worden. Damit ist ein wichtiger Schritt zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen Griechenland und Bulgarien getan, den man hier mit sichtlicher Genugtuung begrüßt. 120 000 Mann in Saloniki gelandet. bb Konstantinopel, 18. Nov. Nach durchaus zuverlässigen Berichten dürften bis heute 120 000 Mann in Saloniki gelandet sein. Nicht die wachsende Zahl der fremden Truppen, wohl aber deren kaum noch zweifelhafte Absicht, sich in Saloniki häuslich niederzulassen, besonders die Verträge mit Bauunternehmern über den Bau von Kasernen beginnen die Bevölkerung zu beunruhigen, die trotz der Treibereien venizelistischer Sendlinge überwiegend die Aufrechterhaltung der Neutralität wünscht. Der Druck au, Griechenland. TU Wien, 18. Nov. Die Ententemächte haben der griechischen Negierung am Montag ein Memorandum überreicht, in dem ersucht wird, die bekannten Forderungen der Entente unverzüglich zu erfüllen. TU Gens, 18. Nov. Nach Meldungen aus Mailand hat England die Abfahrt von 90 griechischen Schiffen verboten, bis eine befriedigende Antwort der Athener Regierung auf die Vorstellungen des Vierverbandes eingetroffen ist. Geiechenseindliche Bewegung auf Kreta. TU Budapest, 18. Nov. Meldungen, die von der Insel Kreta in Athen eingetroffen sind, besagen, daß die Bewegung, die darauf abzielt, die Insel von Griechenland zu trennen, unter der Bevölkerung mehr Anhänger gewinnt. Man will Kreta zu einer unabhängigen Republit erklären. An der Spitze dieser Bewegung soll Venizelos stehen und er soll auch zum Präsidenten der zu gründenden Republik ausersehen sein. Von Griechenland starte Streithräfte nach Krete abgegangen, WTB Sofia, 17. Nov. Amtlicher Bericht vom 14. November: Die Operationen entwickeln sich an der ganzen Front günstig für unsere Truppen. Bei Prokuplje erbeuteten unsere Truppen 450 Kisten mit Artillerie=Munition, 220 Kisten mit Infanterie=Munition, 12 mit Kriegsmaterial beladene Karren und einen Pionierpark mit 16 Pontons. Unser Gegenangriff auf dem westlichen Karussa=Ufer südlich von Veles endete damit, daß die Franzosen vollständig auf das östliche Ufer des Flusses zurückgeworfen wurden. Dort nahmen unsere Truppen in kräftigem Ansturm unter dem Gesange: Schäume Maritza! die mächtig befestigte Stellung der Franzosen. Die Lage in Rumänien. bb Bukarest, 17. Nov. Der König hat den früheren Ministerpräsidenten Peter Carp neuerdings wieder empfangen. Diese Audienz gibt zu den verschiedensten Kombinationen Anlaß.— Der Bukarester„Adverul“ veröffentlicht eine Unterredung eines hochstehenden, angesehenen Mannes aus Jassy, die dieser mit dem früheren Ministerpräsidenten Carp gehabt hatte. In dieser Unterredung hat Carp erklärt, daß er geneigt sei, sich mit Majorescu auszusöhnen. Rumänien wird spätestens im Dezember d. J. in Aktion treten. Wenn Deutschland die Verbindung mit Konstantinopel im vollen Maße hergestellt haben wird, so wird sich auch Rumänien veranlaßt sehen, sich den Zentralmächten anzuschließen. Deutschland wird, wie Carp in dieser Unterredung weiter ausführte, einen derartigen Antrag Rumänien unterbreiten, da es im klaren über Rumäniens Verhalten sein will, bevor es seine Front bis zum Suezkanal verlängert. Deutschlands Vorschläge werden die Form eines Ultimatums haben. Der Jassyer Politiker fügt noch hinzu, daß Bratianu demissionieren und Carp die Zügel der Regierung in die Hand nehmen wird. Kitchener auf Lomnos. TU Kopenhagen, 18. Nov. Nach Londoner Nachrichten wird sich Lord Kitchener, der sich gegenwärtig auf Lemnos im Hauptquartier der Orientarmeen aufhält, noch im Laufe der Woche zu einer kurzen Inspektionsreise an die Dardanellen begeben. Ueber Kitcheners spätere Pläne wird nichts sicheres bekannt. Deutsche Hülse in Konstantinopel. TU Lugano, 17. Novbr. Nach dem„Secolo" haben bereits starke deutsche Munitionstransporte und Geschütze zur Unterstützung der Türken Bulgarien passiert. Die ersten schweren deutschen Geschütze für die Dardanellen sind in Konstantinopel eingetroffen und nach Gallipoli weiter gegangen. Drei deutsche Regimenter liegen bereits in Warna. Der Kries gegen Fianem. Das Erwachen in Italien. Lugano, 17. Nov. Die„Turiner Stampa“ wendet sich in einem Aufsatz, der Aufsehen erregt, scharf gegen die Bemühungen der Kriegshetzer, neuerdings eine Stimmung zu erzeugen, die, wie in den Maitagen, ruhige Ueberlegung ausschaltet und an Stelle des Parlaments die Straße als Herrscherin einsetzte. Das Blatt warnt vor den Umtrieben der interventionistischen Ausschüsse, die in allen größeren Städten Italiens beginnen und lehnt die Großsprecherei dieser Leute ab, die der Meinung seien, daß sie allein Italien und seine nationale Ehre schützten, und daß der Kammer keinerlei Bedeutung zukomme. Diese antiparlamentarische Strömung ist, sagt das Blatt, das Grundübel der heutigen Lage. Das Blatt fordert eine parlamentarische Regierung und Freiheit der Kammeraussprache. Luftangriff auf Brescia. :: Nach einer Meldung aus Rom warfen zwei österreichische Flugzeuge Bomben auf Brescia. Ueber den Erfolg der österreichischen Flieger wird dem„Berl. Tagebl.“ aus Lugano, 16. November, folgendes gemeldet: :: Bei der Beschießung von Brescia fiel eine Bombe bei der Kirche Santa Afra nieder. Sie tötete den Sakristan, dessen Frau und sein vierjähriges Töchterlein sowie ein anderes Kind und zwei Soldaten. Etwa zehn Bomben wurden in verschiedene Stadtteile geschleudert. Eine Bombe fiel auf die Villa des Millionärs Ferrante, aber ohne zu erplodieren. Es wurden insgesamt acht Personen getötct und zehn verwundet, alle durch die Bomben eines einzigen Flugzeuges, da es den italienischen Fliegern gelang, drei andere Flugzeuge fernzuhalten. Der Luftkampf dauerte über eine Stunde. Die Flugzeuge waren sehr groß, gepanzert, von einem bisher unbekannten Typ. Die Zahl der Opfer des Fliegerangriffs auf Verona erhöht sich auf 37 Tote und 48 Verwundete. Im ganzen wurden 30 Gomben geworfen. Der Krieg zur Italienische Schutzmaßregeln gegen U-Boote. :: Wie die Turiner„Stampa“ meldek, hat der italienische Marineminister angeordnet, daß die Schiffahrtslinien von leichten Kriegsschiffen bewacht und die Dampfer von ebensolchen begleitet werden. Man hofft auf diese Weise, die Schiffahrt im Mittelmeer aufrechterhalten zu können. Die„Stampa“. erklärt ferner, daß der vom Marineschriftsteller Jack la Bolina gemachte Vorschlag, hervorragende österreichische Gefangene im untersten Schiffsraum mitzuführen, damit diese bei einem etwaigen Angriff zuerst getroffen und ertränkt werden(!), natürlich von der Regierung nicht berücksichtigt werden könne. Italien verde fortfahren, den Krieg nach den aneckannten Regeln der zuten Kriegskunst=zu führen. Kampf zwischen U-Boot und Dampfer. :: Wie die Lyoner Zeitung„Republicaine“ aus Oran meldet, ist der englische Dampfer„Mortian“ dort eingetroffen, der auf hoher See von einem Unterseeboot beschossen worden ist. Die„Mortian" benachrichtigte zwei andere englische Schiffe, die einige Meilen hinter ihr fuhren. Die„Mortian“ wurde unterdessen von dem Unterseeboot lebhaft beschossen; sie versuchte noch verschiedene Male, das Unterseeboot zu rammen, so daß die beiden anderen englischen Schiffe fliehen konnten. Erst nachdem die „Mortian“ das Unterseeboot nach Osten davonfahren gesehen hatte, fuhr sie nach Oran und landete dort 21 Tote, etwa 70 Verwundete, darunter 30 Schwerverwundete. Englisches Hospitalschiff gesurken. TU London, 18. Nov. Das Hospitalschiff„Anglia“ ist im Kanal auf eine Mine gelaufen und gesunken. Von 13 Offizieren und 372 Mann sud etwa 300 gerettet. Ein anderes zu Hilfe komnendes Schiff ist gleichfalls aufgelaufen und gesunken. — Schloß Wilanow. :: Amtlich wird gemeldet: Der Pariser „Temps“ veröffentlicht einen Artikel des „Glos Polski“, der an die Leichtgläubigkeit seiner Leser ganz besondere Zumutungen stellt. Nach ihm soll in Wilanow, dem berühmten Schloß des Königs Sobieski bei Warschau, ein ganzes bayerisches Armeekorps lagern. Um das Schloß zu verwalten, sei eine Kommission von Zivil= und Militärbeamten gebildet, an deren Spitze der Konservator der Berliner Museen, von Erdmann, stehe. Dieser Herr habe sämtliche Sammlungen, Bilder und sonstige Kunstjegenstände in Kisten verpacken lassen und nach Berlin geschickt, angeblich, um sie genau zu untersuchen. Diesen Lügen gegenüber wird festgostellt: 1. Der Besitzer von Wilanow, Graf Xaver Branicki, hat vor dem Einmarsch der deutschen Truppen die berühmten Sammlungen des Schlosses nach seinem Stadtpalais in Warschau(Neue Welt 18) schaffen lassen, um sie den Gefahren eines Gefechtes zu entziehen. 2. Niemals hat ein bayerisches Armeekorps in oder bei Wilanow gelagert. 3. Das Schloß Wilanow und der Park sind ganz unversehrt, ebenso die nach Warschau übergeführten Kunstsammlungen. 4. Einen Konservator der Berliner Museen namens von Erdmann gibt es überhaupt nicht. Weder im Staatsdienst, noch im städtischen, noch im Privatdienst oder auch nur in der deutschen kunsthistorischen Wissenschaft ist dieser Name vertreten. England und die amerikanischen :: In Amerika ist man für den Bezug von Weihnachtssachen hauptsächlich auf die deutsche Spielwarenindustrie angewiesen. Da aber England bemüht ist, den deutschen Handel nach jeder Richtung hin zu unterbinden, sind bisher die in Deutschland bestellten Weihnachtsartikel in Amerika nicht angekommen. Dazu meldet nunmehr die New Yorker Zeitung„Sun“: Die amerikanischen Einfuhrhändler planen Vergeltungsmaßnahmen gegen England wegen Aufhaltung der für Amerika bestimmten Weihnachtswaren. Der Anwalt der Vereinigung der Einfuhrhändler erklärte, zunächst werde von dem Kongreß ein Ausfuhrverbot von Waffen usw. oder höhere Ausfuhrzölle für diese Waren verlangt werden. Englische Humanität. :: Der Vorsitzende des deutschen Roten Kreuzes hat von der Leitung des amerikanischen Roten Kreuzes ein Schreiben erhalten, worin das amerikanische Rote Kreuz bedauert, zum Zwecke der Liebestätigkeit Gegenstünde(Nährstoffe und Gummiwaren für die Krankenpflege und Zwecke des Roten Kreuzes) nach Deutschland deswegen nicht schicken zu können, weil die englische Regierung die Erlaubnis zur Verschiffung verweigert habe. * Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, sind die Zeitungsmeldungen über eine tetlweise Verseönung des Kaiser Wil herm gehörenden Schlosses Achilleion auf Korfu erfunden. * Der politische Vertreter des„Daily Chroniele" schreibt, es sei möglich, daß Lord Terby, der Organisator der gegenwärtig mit Hochdruck betriebenen Werbetätigkeit in England, Churchills Stelle im englischen Kabinette einnehmen werde. * Prinz Max von Baden ist Montag früh in Stockholm eingetroffen, um an einer dort stattfindenden Konferenz des deutschen. des österreichisch=ungarischen und des russischen Roten Kreuzes teilzunehmen. * Aus Washington wird der Tod des Führers der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten, Dr. T. Booker, gemeldet. * An Stelle Kriwoscheins ist der Fürst Wassiltschikbw zum russischen Landwirtschaftsminister ausersehen. Er gehört dem äußersten rechten Flügel. an, ist aber als Politiker wenig hervorgetreten. Schon früher war er unter General Goremykin Mizister. Er ist ein hervorragender Landwirt. Koloniale Kriegsziele. Das Kolonial=Wirtschaftliche Komitee, wirtschaftlicher Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft, hat in einer Sitzung seines Gesamtvorstandes folgende Entschließung gefaßt: „Das Kolonial=Wirtschaftliche Komitee hält es für unerläßlich, daß unbeschadet der Bestrehungen, die auf eine Sicherung und Erweiterung der Grundlagen der deutschen Volkswirtschaft innerhalb Europas abzielen, eine Ergänzung derselben durch Ausgestaltung und Vergrößerung des deutschen Kolonialbesitzes durchgesetzt wird. Es ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß auch in Zukunft sotoohl die deutsche Landwirtschaft wie die deutsche Industrie überseeische Rohprodukte, wie Futtermittel, Baumwolle und Wolle, Kaffee und Kakao, Kopra, Palmkerne und Palmöl, Erdnüsse und Sesam, Guttapercha, Kautschuk und Sisalhanf, tropische Hölzer und Gerbstoffe, nutzbare Mineralien usw. in steigendem Maße benötigen werden. Zur dauernden Sicherung ihres Bezuges ist die Deckung wenigstens eines ansehnlichen, Teiles des deutschen Bedarfes aus eigenen Kolonien unbedingt erforderlich. In gleicher Weise liegt es im Interesse der Lebensfähigkeit der deutschen Industrie, daß wenigstens für einen Teil ihrer Ausfuhrerzeugnisse deutsche Kolonien einen gesicherten Absatzmarkt bieten. Als Grundlage der künftigen kolonialen Betätigung muß ausgegangen werden von dem, was bisher in dreißigjähriger mühevoller Kulturarbeit geschaffen worden ist. Daher ist in erster Linie an dem bisherigen Kolonialbesitz festzuhalten. Bei Erwerbung neuer Kolonialgebiete ist einerseits ein organischer Anschluß an unsere bisherigen Kolonien anzustreben und anderseits im Auge zu behalten, daß die neuen Gebiete nach Boden, Klima und Bevölkerungszahl geeignet sind, die für die deutsche Volkswirtschaft wichtigsten Rohstoffe in erheblicher Menge zu liefern und der deutschen Industrie als Absatzjebiete für ihre Erzeugnisse zu dienen." Churchills Der englische Minister Winston chill, von 1911 bis zum Sommer dieses Jahres Erster Lord der Admiralität und von da an bis vor wenigen Tagen, wo er aus dem Kabinett austrat, Kanzler von Lancaster, hat das Bedürfnis gehabt, bevor er zu seinem Reiterregiment nach Flandern geht, vor dem Unterhause eine eingehende Rechtfertigung seiner Ministertätigkeit zu geben. Das hat er am Montag getan und dabei lebhaften Beifall erregt, weniger, weil es ihm so glänzend gelang, sich als makellos hinzustellen, sondern weil er so schön optimistisch über die militärische Lage und die vermutlichen Ereignisse im Jahre 1916 zu sprechen wagte, denen offenbar viele Unterhausmitglieder Glauben schenkten. Der Teil seiner Rede, in dem er sichk gegen die heftigen Angriffe verteidic!„ die wegen der im wesentlichen auf seine Initiative zurückzuführenden Unternehmungen der englischen Flotte gegen ihn von allen Seiten erhoben wurden, hat für uns weniger Interesse als das, was er über die Kriegslage und die Zukunft orakelte. Seine Prophezeiungen lassen uns selbstverständlich vollkommen kalt. Denn wir kennen unsere Kraft besser als er. Auch hat Churchill einen gewissen Ruf als falscher Prophet. Aber es ist ganz unterhaltend, seine neuen Orakelsprüche kennen zu lernen, die ihm den spontanen Beifall der englischen Volksvertreter eingebracht haben. „Um den Krieg zu gewinnen,“ sagte Churchill,„ist es für uns nicht nötig, die Deutschen über das ganze Gebiet, das sie besetzt haben, zurückzudrängen, und ihre Front, so lange sie sich noch weit außerhalb Deutschlands erstreckt, zu durchbrechen; Deutschland wird im zweiten oder britten Kriegsjahre wahrscheinlich gründlicher besiegt werden können, als wenn die Truppen der Alliierten bereits im ersten Jahre in Berlin eingezogen wären. Unsere wohlbegründete Herrschaft zur See und die rasche und ungeheure Vernichtung von Deutschlands wafsenfähiger männlicher Bevölkerung sind zwei Faktoren, auf die wir vertrauensvoll rechnen können. Während Deutschlands Kraft abnimmt, nimmt unsere regelmäßig, sowohl tatsächlich wie im Verhältnie, zu, und das verdanken. efeuung des französischen und russischen Volkes, die bieher die schwersten Verluste erlitten haben. Wir sind die Reserve der Alliierten, und jetzt ist die Zeit gekommen, die Reserve ganz in die Wagschale zu werfen. Der Feldzug von 1915 wurde durch Munitionsmangel beeinflußt, der von 1916 wird Deutschland infolge Soldatenmangels zu Fall bringen. Es war für uns zweifellos unangenehm, sehen zu müssen, daß eine Regierung wie die Bulgariens bei vorurteilsloser Beurteilung der Aussichten der Meinung war, daß die Mittelmächte den Sieg erringen würden; aber einige dieser kleinen Staaten sind durch Deutschlands militärischen Prunk und seine Präzision hypnotisiert; sie sehen nur eine Episode und sehen oder begreifen nicht, daß das Volk, welches seit altersher die Macht besitzt, und gegen das Deutschland Krieg führt, Niederlagen, Enttäuschung und selbst falsche Führung vertragen kann, aber immer wieder Kräfte sammeln und mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit und unter unermeßlichen Leiden sich fortmühen wird, bis die größte Sache, um die die Menschen jemals kämpften, zu gutem Ende gebracht ist.“ Also sprach Winston Churchill. Auf dem Kriegsschauplatz im Westen dürfte er bald darüber aufgeklärt werden, wie es mit Deutschlands„abnehmender Kraft" bestellt Aus Stadt und Umgebung. Rückblicke aus den Wollkrieg. 18. November. Kaiserlicher Dank.— Kämpfe der Türken. An diesem Tage veröffentlichte Generaloberst von Hindenburg in einem Armeebefehl den kaiserlichen Dank für den Erfolg der Operationen der letzten Tage; der kaiserliche Oberfeldherr entbietet den nieversagenden Truppen seine Grüße und seinen Dank für die unübertrefflichen Leistungen in Marsch und Gefecht.— Im Westen wurde am selben Tage ein heftiger französischer Angriff bei Servon am Westrande der Argonnen unter schweren Verlusten für die Franzosen zurückgewiesen.— Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz kam es zu größeren Kämpfen vor den zerstörten Uebergängen des Kolubaraflusses(Nordserbien).— Die Kämpfe der Türkei mehrten sich. In zweitägigen Gefechten wurden die Russen in der Linie Azak—Zozak—Khohav angegriffen und die dortigen Höhen genommen; die auf Batum vorrückenden Truppen brachten den Russen eine erneute Niederlage bei. Auch zu einem Seekampf kam es auf der Höhe von Sebastopol; ein russisches Schlachtschiff wurde ernstlich beschädigt, sechs andere russische Schiffe ergriffen die Flucht. Einen neunstündigen heftigen Kampf hatten die Türken gegen die Engländer am Satt=el=Arab in Mesopotamien zu bestehen; die Verluste der Engländer waren sehr beträchtlich. **(Der Winter) hat jetzt auch bei uns seine weiße Visitenkarte abgegeben. Nachdem bereits gestern vormittag Schnee, vermischt mit Regen, gefallen war, hat es heute nacht tüchtig geschneit, sodaß heute früh die ganze Landschaft in ein weizes Gewand gehüllt war; auch gegenwärtig, während wir diese Zeilen schreiben, wirbeln die Flocken noch lustig im Winde. Ob die Herrlichkeit lange auhalten wird? **(Viehzählung.) In der letzten Sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Verordnung über die Vornahme der Viehzählung am 1. 12. die Zustimmung erteilt. Nach einem Bundesratsbeschluß aus dem Jahre 1912 haben in allen Jahren, in denen Viehzählungen in erweitertem Umfange nicht stattfinden, sogenannte kleine Viehzählungen am 1. 12. stattzufinden. Der Bundesrat beschloß in seiner Sitzung vom 15. 11., die Zählung am 1. 12. dieses Jahres mit einigen kleinen Abänderungen gegen früher zu veranstalten, die im Interesse der Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit den bisherigen, während des Krieges veranstalteten Viehzählungen notwendig erschienen. Die Zählung erstreckt sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine und Ziegen. Die vorläufige Uebersicht der Zählungsergebnisse sind bis zum 15. 12., die endgültige Zusammenstellung bis zum 15. 1. 1916 dem Kaiserlichen Statistischen Amt einzusenden.(Amtlich.) **(Die militärischen Vereine) des Kirchspiels Schwerte werden am kommenden Sonntag(Totenfest) nach voraufgegangenem Kirchgang eine Gedächtnisfeier am Kriegerdenkmal veranstalten und zu Ehren der gefallenen Söhne unserer Stadt einen Kranz dort niederlegen. Der M.=G.=V.„Cäcilia"“ wird die Feier durch den Vortrag mehrerer passender Chöre verschönern helfen. **(Der zweite Hauptgewinn) der preußisch=süddeutschen Klassenlotterie im Betrage von 200000 Mark ist auf die Nummer 167874 gefallen. **(Das Eiserne Kreuz) wurde dem Landwehrmann Heinr. Weber aus der Moltkestraße verliehen.— Der San.=Gefr. Rud. Hesse aus der Hagenerstraße wurde zum Unteroffizier befördert. **(Der Preisprüfungsstelle), welche unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Nohrmann auch für unsere Stadt eingerichtet ist, gehören von den städtischen Vertretungen an die Herren Ostermann, Stern, Störring, Frank und Duisberg; aus der Bürgerschaft sind noch hinzugewählt die Herren Oberbahnhofsvorsteher Petruschke, Kaufmann Klein, Getreidehändler Börstinghaus, Landwirt Duhme, Fabrikarbeiter Gelsen, Kartoffelhändler Müller, Osechhgchaser Aust **(Sammlung für die notleidenden Polen.) Das polnische General=Hilfskomitee in Vevey ersucht uns um die Verbreitung folgender Mitteilung: Man berichtet uns aus verschiedenen Ländern, daß die katholische Geistlichkeit, einem hochherzigen Wunsche des Heiligen Vaters folgend, am vergangenen Sonntag von den Kanzeln verkündete, der 21. November„werde für gemeinsame Gebete und Sammlungen in den katholischen Kirchen zugunsten der notleidenden Polen und der Opfer des Krieges in Polen bestimmt sein.(WTB). **(Durch einen schrecklichen Unglücksfall) wurde die Jamilie des Eisenbahnbeamten Schulz im benachbarten Wandhosen in tiefe Trauer versetzt. Im fröhlichen Spiel stieß das etwa 3 Jahre alte Töchterchen einen mit kochendem Wasser gefüllten Eimer, den die Mutter zum Reinigen der Küche benutzen wollte, derart unglücklich um, daß sich das heiße Wasser über den Körper des armen Kindes ergoß. Dieses erlitt am ganzen Körper sehr schwere Brandwunden und ist nach wenigen Stunden bereits gestorben. Der Schmerz der armen Eltern, auf solche Weise ihr Kind zu verlieren, ist nicht zu schildern. *(Die Weihnachtsbäume.) Die Befürchtung, die von anderer Seite verbreitet wurde, die Christbäume würden in diesem Jahre ebenso wie im Vorjahre knapp und außerordentlich teuer sein, ist unbegründet. Beim vorjährigen Weihnachtsfest war vor allem die Eisenbahngüterbeförderung infolge militärischer Maßregeln sehr im argen. Jotzt haben sich diese Schwierigkeiten durch die Gewohnheit der Uebun- viel mehr ausgeglichen. Auch die Zufuhr von Weihnachtsbäumen wird, wie wir erfahren, durchaus genügend sein. Aus Holstein kommt reichlich Ware, aus Bayern und dem Harz etwas weniger. Die Lieferungen aus Galizien dürften freilich noch ausbleiben. Ein erheblicher Mangel an Fuhrwerken und Hauern macht sich nur in Bayern bemerkbar. Doch wird man dort Frauen zum Abladen und Aufladen heranziehen. Ueber die Preise läßt sich zwar noch nichts Bestimmtes sagen. Sie können aber jedenfalls nicht die unerhörte Höhe des Vorjahres erreichen. **(Vem Postverkehr mit unseren Truppen in Serbien.) Die Freigabe des Privatpaket= und Frachtstückgutverkehrs zu den Truppen in Serbien ist in absehbarer Zeit im beschränkten Maße zu erwarten. Schon jetzt sind für einzelne Verbände günstige Beförderungsmöglichkeiten vorhanden oder in Aussicht. Damit diese Gelegenheiten gegebenenfalls ausgenützt werden, empfiehlt es sich, besonders dringende Sendungen für Angehörige der Truppen im Südosten unverzüglich den zuständigen Militär=Paketdepots zuzusenden. Bei Zweifeln über die Zuständigkeit der letzteren wird Anfrage beim nächsten Militär=Paketdepot mittels der bei allen Postanstalten erhältlichen grünen Doppelkarten empfohlen. **(Das Sammeln von Insanterie=Patronen= hülsen.) Um das Sammeln von InfanteriePatronenhülsen zu fördern, ist der Finderlohn von 25 auf 50 Pfennig für 1 Kilogramm messingene Hülsen erhöht worden. **(Im Preisverzeichnio der Bahnhofswirt= schaften) ist eine neue Aenderung eingetreten. Danach kostet hinfort in den Wartesälen aller Klassen ein Glas Lagerbier 20 Pfg., ein gekochtes Ei 25 Pfg., eine Tasse Fleischbrühe aus frischem Fleisch mit Ei 50 Pfg., eine Tasse Fleischbrühe aus Präparaten mit Ei 35 Pfg., 1 Rührei aus drei Eiern 1 Mk., 1 Rührei aus drei Eiern mit Beilage in den Wartesälen 1. und 2. Klasse 1,40 Mk., 3. und 4. Klasse 1,25 Mk. **(Vorsicht beim Kartenverkauf.) Amtlich wird aus Berlin gemeldet: Wie bekannt geworden ist, leiden die in Saloniki gelandeten Streitkräfte großen Mangel an guten Karten vom Kriegsschauplatz. Diesem Mangel wird durch Bestellungen bei deutschen und österreichisch=ungarischen Kartengeschäften abzuhelfen gesucht, deren Karten bevorzugt werden. Es bedarf wohl nur dieses Hinweises, um den deutschen Buchhandel zu äußerster Vorsicht bei dem Vertrieb von Karten vom Kriegsgebiet zu bestimmen. Beim Ankauf wird naturgemäß die Vermittelung dritter Personen in Anspruch genommen. Deshalb ist größte Zurückhaltung selbst einzelnen Bestellungen gegenüber am Platze. — Westfalen und Rheinland. ** Opherdicke, 18. Noobr.(Das Eiserne Kreuz) wurde dem Feldgeistlichen Professor Strathmann aus Heidelberg, Sohn des Pfarrers Strathmann, wegen treuer Pflichterfüllung verliehen. ** Aplerbeck, 16. Nov.(Gerechte Strafe.) Mit seinen Pflichten als Postaushelfer nahm es der jetzige Arbeiter August Mügge von hier nicht genau. Der junge Mann unterschlug eine Anzahl ihm anvertrauter Briefe, in denen er Geld vermutete und eignete sich in mehreren Fällen Beträge an. Bei einer Haussuchung wurde auch eine Uhr gefunden, deren Erwerb dunkel war. Die Verfehlungen kamen dadurch heraus, daß Mügge die Briefe zerriß und die Papierfetzen auf das offene Feld warf. Mit Rücksicht auf die leichtfinnige Handlungsweise, die der Vertreter der Anklage eine verwerfliche nannte, verurteilte die Dortmunder Strafkammer den Angeklagten zu sechs Monaten Gefängnis. Der Vorsitzende bemerkte, die Strafe müsse in solchen Fällen hoch bemessen werden, um abschreckend zu wirken. * Hagen, 16. Nov.(Eine Wahl ohne Wähler.) Der seltene Fall, daß eine Gemeindeverordnetenwahl nicht zustande kam, weil keine Wähler erschienen waren, ereignete sich in der benachbauten Gemeinde Holthausen. * Brilon, 16. Nov.(Ein teures Vergnügen.) Daß noch viel Geld in Deutschland ist — und daß es trotz des Krieges noch Leute gibt, die es für ihr Vergnügen draufgehen lassen, hat so recht die heutige Verpachtung der Jagd BrilonNiederwald gezeigt. Dieselbe kostete bisher an Jagdpacht jährlich 3000 Mk. Sie war damit reichlich bezahlt, denn sie kostete demgemäß rund 1 Mk. pro Morgen. Zu schießen sind in der Jagd alljährlich etwa 10 Stück Notwild und einige Sauen. Bei der heutigen Verpachtung bot nun der bekannte Herdfabrikant Küppersbusch 9000 Mk. Jahrespacht also das Dreifache(!) der bisherigen Jagdpacht und blieb mit diesem Angebot der Letztbietende. Weidmannsheil! —— Deutsche Kulturarbeit in Polen. Die Eröffnung der Universität und der Technischen Hochschule in Warschau. d Ein hohes Zeugnis für die deutsche Kulturarbeit im besetzten feindlichen Gebiet legt die Eröffnung der polnischen Universität und der Technischen Hochschule in Warschau ab. Noch kein halbes Jahr ist verflossen, seitdem unsere Truppen von der alten polnischen Königsstadt Besitz genommen haben, seitdem die deutsche Verwaltung in dem vom Kriege schwer heimgesuchten Lande Ordnung zu schaffen sucht. Und schon ist man daran gegangen, für Wissenschaft und Technik dem polnischen Volke eine nationale Bildungsstätte zu eröffnen. Am Montag hat diese bedeutungsvolle Feier in Warschau stattgefunden. Richtiger gesagt, handelte es sich hierbei um die Wiedereröffnung der während des Krieges geschlossenen Hochschule, die aber in den letzten 50 Jahren immer mehr russifiziert und, während sie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine Pflegestätte des zeistigen Lebens in Volen gewesen war, zu einer russischen Bildungskaserne herabgewürdigt worden war. Die Universität ist Im November 1816 gegründet worden. Im Januar 1817 begann sie ihre Tätigkeit mit fünf Fakultäten, deren Wirken aber, wie schon oben gesagt, in den späteren Jahrzehnten durch die störenden Einflüsse der russischen Verwaltung stark beeinträchtigt wurde. 10 Die Eröffnung der Universätät war ein Festtag für Warschau. Er wurde durch ein in der katholischen Kathedrale von dem Erzbischof v. Kakowski unter großer Assistenz gehaltenes Pontifikalamt eingeleitet, dem die Lehrkörper der Universität und der Technischen Hochschule, der Kurator Graf„von hutten=Czapski, zwischen beiden Rektoren litzend, der Stadtpräsident Fürst Lubomirski, der österreichische Vertreter Freiherr o. Andrian=Werburg und angesehene Mitglieder der Bürgerschaft beiwohnten. Mittags fand in der Aula der Universität ein Festakt zur Eröffnung dieser Hochschule statt. Eine dichtgedrängte Hörerschar erwartete die Ehrengäste, die von dem Rektor Dr. v. Brudzinski empfangen wurden. Es erschienen zunächst der Erzbischof von Kakowski mit dem Suffraganbischof Ruszkiewicz, der Stadtpräsident, die Mitglieder der Zivilverwaltung, an ihrer Spitze Exzellenz d. Kries. Nachdem der Generalgouverneur v. Beseler mit dem militärischen Gefolge die Plätze eingenommen hatte, hielt der Rektor Dr. v. Brudzinski eine von wiederholtem Beifall unterbrochene, die Bedeutung des Tages würdigende Festrede. Als der Rektor in deutscher Sprache dem Generalgouverneur den Tank der Universität ausdrückte, erfolgte wiederum anhaltend freudiger Beifall. Exzellenz v. Beseler dankte hierauf, wiederum rauschend begrüßt. Das „Gaudeamus“, gesungen vom Musikverein, schloß die Feier ab, an der u. a. die überlebenden Professoren der ehemaligen Hauptschule, der berühmte Kliniker Baronowski, der Romanist v. Holewinski und Prof. Miklaszewski teilnahmen. Diese Veteranen der Wissenschaft wurden von dem Generalgouverneur besonders ehrend begrüßt, ebenso der österreichische Vertreter, durch dessen Nitwirkung die Berufung österreichischer Lehrkräfte sehr erleichtert wurde. Sodann begab sich der Generalgouverneur mit den anderen Festgästen zu der Technischen Hochschule, wo er von dem Rektor Dr. Straszewicz empfangen wurde. Der Rektor eröffnete die Feier mit einer gehaltvollen Festrede, deren Ausführungen in einem gefühlvollen Dank an den Generalzonverneur gipfelten. General v. Beseler prach seine Zustimmung zu den Darlegungen des Rektors aus und drückte der wieder eröffneten Hochschule zu ihren Arbeiten di: serzlichsten Glückwünsche unter dem lebhaften Beifall der dichtgedrängten Studentenschaft aus. Auch dieser Festakt machte einen vornehmen, erhebenden Eindruck. Nach der Eröffnungsfeier empfing der Generalgouzerneur die anwesenden Vertreter der deuthen und der neutralen Stadttheater Hortmund. Sonnabend, 29. November, abends 7½—10¼ Uhr: „Der Trompeter von Säkkingen“. Oper in einem Vorspiel und 3 Aufzügen von Viktor E. Neßler. Sonntag, 21. November, nachmittags 3½—0¼ Uhr: „Herodes und Mariamne“, eine Tragödie in# Aufzügen von Friedrich Hebbel.— Abendo 7½ bis 11¼ Uhr:„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“, Handlung in 3 Aufzügen von Richard Wagner, Verantwortlich für die Redattion Friede. Konao, Jeuck u. Verlag vor Caui Aitous, Jöthe in Scwerte, B DER TURMER KRIEGSAUSGABE HERAUSGERER- I.E FREIHERR&·. GROTTHUSS Vierteljährlich tbhiefte mit Kunst-u Hotenbeil. Mk 450 DRRRELE- durch die Buchhandlungen RUBENEFN und vom Türmer Verlag GREINERZPFEIFFER, STUTTGHRT Zur Herstellungsvon„Drucksachen aller Art empfehle ich meine mit modernen maschinen undschriften ausgestattete S Buch- und Kunstdruckerei ich liefere alle Arbeiten, von den einfachstenzbis zu denkkeinsten, in tadelos'seuberer Ausführungsbei billigster Berechnung. Verlangen Sie Offerte oders den Besuch meines Vertreiers. 1 Car Braus, Schwerte(Ruhr) Verlag der„Schwerter Zeitung“ Grymarktstr. 3—s. Fernspr. Nr. 62. Isir. erstkl. Fabrikate.— (Dürkopp Nothm.)# 30.— bis 40.— Mk. können Sie sparen wenn Sie ohne Reisenden od. Agentenkaufen. = Reparaturen= in eigener Werkstatt zu der billigsten Preisen.(Vorherizer Kestenanschlag). Gebrauchte Maschinen von 8.— Mk. an Spezialhaus C. Schlüter, Dortmund, Hoher Wall 38 neben der Martinschule. — Pernrut 5368.— en gres. en detall. 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Bekleidungs= und Ausrüstungsstücke, welche den im deutschen Heer und in der Kaiserlichen Marine gebrauchten gleich oder ähnlich sind, dürfen während des Kriegszustandes außer an Mitglieder der bewaffneten Macht, die als solche unzweifelhaft erkennbar sind, oder sich ausweisen, nur an Personen verkauft werden, welche nachgewiesenermaßen im ausdrücklichen Auftrage eines zum Tragen einer Uniform Berechtigten als Käufer austreten, sofern es sich nicht um Kleidungsstücke(Kopfbedeckungen) für Kinder unter 12 Jahren handelt. Gewerbetreibenden(Militäreffektenhändlern. Schneidern 2c.). welche dieses Verbot unbeachtet lassen, kann im Interesse des Heeres usw. und der öffentlichen Sicherheit der Geschäftsbetrieb geschlossen werden. 5308 Münster, den 5. November 1915. Der stellvertretende kommandierende General des VII. Armeekorps: o Gayl. General der Infanterie. K In Silber und Gold ersteigert auf den Pfandverkäufen werden zu den billigsten Preisen 4907 verkauft. 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Während jedoch bei Goethe der erwachte Wunderschläfer von der vollzogenen Befreiung Deutschlands überrascht wird, kehrt bei Kotzebne ein hundertjähriger Urgreis, de sen Eltern zur Zeit der napoleonischen Schreckensherrschaft nach einer einsamen Insel entflohen waren, nach 100 Jahren, 1914, in das glücklich veränderte Deutschland zurück. Der rüstige Ur=Uronkel, den ein frommes Geschwisterpaar mit Sehnsucht erwartet, hat auf dem weltensernen Eiland, wo er 1814 geboren wurde,„geschützt vor euröpäischem Gift“, still gelebt; aber nun zieht es ihn nach dem Lande seiner Väter, und er kommt nun gerade zurecht zur Hochzeit seiner Enkelnichte und zu der Jahrhundertfeier, die Fürst und Volk begehen. Dem erstannten Frager wird dann erzählt, wie herrlich sich alles in Europa entfaltet hat, und wir, die wir heute an dem von Kotzebue erträumten Zeitpunkte stehen, können genau kontrollieren, daß des Dichters Zukunftsbild nur eine Utopie war. Europa ist nämlich, wenn wir dem Kotzebue von 1814 glauben wollen, 1914 ein vollkommenes Paradies. Ein volles Jahrhundert ungestörten Friedens ist verflossen; die Throne Europas stehen fest und unverrückt, wie sie nach dem ersten Pariser Frieden aufgestellt wurden, und dankbar erkennen die Völker, daß sie alle ihre Errungenschaften nur den Herrschern vor 100 Jahren schreiben haben, besonders denen der Heiligen Allianz. Im Jahre 1914 sind— natürlich nach Kotzebue— die H#ere längst abgeschafft; es gibt keine allgemeine Wehrpflicht mehr, und nur zur Erinnerung an den einstmaligen Militärdienst trägt der Bürger ein Wehrehenk. als Abzeichen seiner Würde und Freiheit. Satt „Heil Dir im Sieger=“ singt man nur noch„Heil Dir im Friedenskränz";„Volk und Fürst sind eins", und so ist es nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Die soziale Frage ist gelöst. Als der Alte den Armen einen kostbaren Ring schenken will, antwortet man ihm:„Behaltet ihn, wir haben keine Armen, Denn Fried' und Wohlstand sind ja eins.“ Den Schriftstellern ist selbstverständlich völlige Preßund Z u#urfrelheit gewährt; der spätere B kämpfer des irrzen Schrifttums läßt sie Loblieder anstimmen: „Wir bringen, was an reifen Früchten Der deutsche Geist hervorgebracht. Wir dürfen drucken, schreiben, dichten,] Vom finstern Argwohn unbewacht. Dem Wahrheitsverkünder, dem redlichen, droht Nicht schimpfliche Fessel, nicht schmählicher Tod.“ Zum Schluß hält„der deutsche Fürst“, der Urenkel des Preußenkönigs von 1814, also niemand anders als Kaiser Wilhelm II., der an der Spitze des durch einen„Bundestag“ geeinten Deutschländ steht, eine lange Rede vom„Deutschen Vaterland, Das, ohne blinde Gunst, in allen Ständen Die Tugend ehrt, die es geprüft erfand.“ Dabei aber vollzieht sich natürlich das ganze Zukunftsbild in dem äußeren Rahmen von 1814. Der Greis kommt nicht etwa in einem Auto oder einem Luftschiff nach Berlin, sondern man hört ein Posthorn, dann hält ein Wagen. Die„Postschnecke“ trägt den Hundertjährigen in das Deutschland von 1914. C. K. Wieviel Rembrandts gibt es in der Welt? Gegenwärtig kennt man in der Welt 617 echte Rembrandts. 595 sind in dem großen Werk von Bode und Sedelmeyer reproduziert, 17 andere, die man vor drei oder vier Jahren entdeckt hat, sind in dem Repertorium von Valentiner wiedergegeben. Vor 30 Jahren befanden sich alle diese Gemälde mit geringen Ausnahmen auf europäischem Boden. Heute verteilen sich die erhaltenen Rembrandts in folgender Weise: Europäische Museen 276, europäische Privatsammlungen 265, amerikanische Museen 10 und amerikanische Privatsammlungen 66. Seit einigen Jahren hat die Uebersiedelung ron Rembrandt=Gemälden nach Amerika in außerordentlichem Maße zugenommen. Mehr als 70 Werke des Meisters sind nach Amerika überführt worden. Noch im Jahre 1887 wies eine Rembrandt=Ausstellung im Bostoner Museum nur ein einziges Gemälde des Künstlers auf, und dieses war auch nicht einmal von ihm selbst, sondern von Govaert Flinck. Heute findet man in den Galerien von Frau Hevemeyer acht Rembrandts, in der Sammlung des Millionärs Altmann 7, bei Yerkes 4 und bei John G. Johnson 5 Werke von der Hand des Meisters. Denkspruch. Auch das Größte gibt sich noch hin und letzt um der Macht willen— das Leben dran. Das ist die hingebung des Gröhten, daß es Wagnis ist und Gefahr, und um den Cod ein Würtelspielen... Nietzsche. 13 Die beste Körperbewegung ist Gehen. Besonders für junge Leute ist es mehr anzuraten, als Uebungen, die nur einen Teil des Körpers in Bewegung setzen und daher bestimmte Muskeln in abnormer Weise entwickeln. Regelmäßiges Gehen, das nicht in übertriebener Weise ausgeübt wird, setzt eine ganze Anzahl verschiedener Muskeln in Bewegung. Es stärtt die Nerven, erfrischt nach geistiger Anstrengung, kräftigt die Verdauungsorgane, verhindert Blutandrang nach dem Kopf, kurz ist in jeder Hinsicht sehr zu empfehlen. Durch das Brennen ruinieren viele Damen ihr Haar. Wird es in der richtigen Weise ausgeführt, so ist keine Gefahr dabei. Doch darf die Schere nicht zu heiß sein und muß fortgesetzt bewegt werden. Der Friseur hält die Brennschere niemals ruhig, denn dadurch bekommt das Haar eine rötliche, verbrannt aussehende Farbe, die man oft bei Personen beobachten kann, die ihr Haar zu häufig mit einer zu heißen Schere brennen, die sie lange auf dieselbe Stelle einwirken lassen. 60•9 " 60 s 60 w 00 5306 für den Kreis börde Sch 42. Jahrgang O Grltes und ältelles Cagesorgan des Kreiles. O haupt-Annoncenblatt Unterhaltungs Beilage zu Nr. 270. Donnerstag, 18. November 1915. S Auf dunkken(Pfaden. Roman von A. Hottner=Grefe. (10. Fortsetzung.) reilich— ob sie nicht doch heimlich ihren nach dem Schwager geliebt hatte? Ludwig von Werbach hatte ja so gut zu ihr gepaßt! Und er half ihr bei all dem Schweren, das ihr vom Leben aufgebürdet wurde, so treulich! Immer war er neben ihr, immer vertrat er bei den heranwachsenden Söhnen die Stelle des fernen Vaters. Wäre es nicht ganz natürlich gewesen, wen: Frau Otta allmählich diesen Schwager lieben gelernt hätte, dessen innerstes Wesen mit dem ihrigen so sehr harmonierte? Graf Steinberg sprang auf und preßte sein heißes Antlitz in die schweren Falten des Pelzes, der gerade neben ihm hing. Er war Ludwigs bester Freund, sein Kindheits=, sein Jugendgenosse! Und doch kroch es so oft an ihn heran, dieses häßliche, quälende Elsersuchtsgefühl, das ihm als seiner selbst ganz unwürdig erschien. Irgend jemand drückte von außen die Türklinke des Schuppens nieder. Erschrocken fuhr Graf Heinrich empor. Er hatte im Augenblick vergessen, daß er selbst die Tür verschloß, als er hier eintrat. Bei der heftigen Bewegung, weiche er machte, löste sich der schwere Mantel vom Haken und fiel mit leisem Rauschen zu Boden. Und nun ging's dem Grasen, der ihn aushob, ebenso, wie am selben Morgen dem Fürster Fritz Agmann. Auch ihn streifte wie eine süße, holde Erinnerung ein leiser Duft, ein schwerer, fast betäubender Geruch. Und auch in ihm rief dieser Duft einen Gedanken hervor, eine ganz bestimmte Vorstellung. Das war der Duft, welcher Ottas ganze Person umgab, der zu ihr gehörte, als sei er ein Teil ihrer selbst. „Otta!“ stöhnte der einsame Mann auf und schlug die zitternden Hände vor das blasse, erregte Gesicht. „Otta!" Woher kommt dieser eigenste Hauch deines Wesens? Der Pelz hier— er haucht den Duft aus, der mich stets so berauschte! Und doch hast du den Mantel nicht berührt!“ Draußen im Hofe lachten die Chauffeure wieder laut auf über den gelungenen Witz eines Kameraden. Dann hörte man deutlich, wie sie ihre Wagen zu einer kleinen Probefahrt durch das Forsthaus hinaussausen ließen auf die breite Landstraße. Die Försterin selbst schlürfte über den Hof— Stein= berg kannte genau ihren müden, schlürfenden Schritt — und schloß hinter den Autos das Tor wieder zu. Dann kehrte sie auf demselben Wege wieder zurück (Nachdruck verboten.) zweiten, größeren Hof. wo unter den alten Bäumen eben die Ta el gedeckt wurde. Die Frau schloz auch das Pförtchen, welches die beiden Höfe verband, hinter sich ab. Nun herrschte in dem abgelegenen Seitenhofe wieder die tiese Ruhe des stillen, klaren Herbsttages, welche in dieser weltabgeschiedenen Gegend so natürlich war. Graf Steinberg hatte sich erhoben und schritt dem Eingang des Schuppens langsam zu. Sein Kopf brannte, die lange Reihe tanzender Sonnenstäubchen, welche sich mitten durch den halbdunklen Raum zog, tat ihm mit ihrem Flimmern sast weh. Das Licht brach durch einen breiten Spalt in der Holzwand des Schuppens voll herein. Auf diesen Spalt fiel nun unwillkürlich der Blick des Grafen. Im selben Augenblick hemmte er, wie gebannt von einer ungeheuren Ueberraschung, den Schritt. Man sah von seinem Standpunkte aus durch die breite Ritze ganz gut hinaus in den Hof. Dunkel ragte gegenüber die Hausmauer auf. Die schmale, hühnerstiegenartige Holztreppe hob siy kaum davon ab. Man sah auch noch droben im ersten Stockwerk die kleine Tür, welche direkt in das Zimmer führte, welches Otta von Werbach jetzt bewohnte. Solange Graf Steinberg zurückdenken konnte, war diese Tür stets geschlossen gewesen. Er wußte es gut, daß der Schlüssel von innen immer zweimal herumgedreht war, und daß außerdem ein starker Schieberiegel das Aufgehen der Tür verhinderte. Nun aber sah er— zum erstenmal in seinem Leben—, daß die Tür sich langsam, wie von einer sehr vorsichtigen Hand geführt, in ihren Angeln bewegte. Ein paar schlanke, seine Finger wurden sichtbar. Der Spalt verbreiterte sich. Nun tauchte eine Gestalt in der Oeffnung auf—— „Otta!“ stöhnte Graf Steinberg auf. Es war wirklich Baronin Otta von Werbach, die dort oben auf dem schmalen Holzvorsprung stand. Ihr totenbleiches, schönes Antlitz leuchtete förmlich in dem grellen Mittagssonnenschein; die schwarzen, lodernden Augen sahen starr hinab in den Hof. Drunten war alles vollkommen ruhig. Wie ausgestorben war dieser Teil des Forsthauses. Nur ein Hayn krähte keck in die sonnenerfüllte Luft hinein. Sonst schien weit und breit alles verödet. Graf Heinrich von Steinberg hatte sich, einem dunklen Gefühl folgend, in den lichtlosesten Winkel des Schuppens zurückgezogen. Aber auch von hier aus verR chch 2 mochte er durch den Spalt im Balkenwerk jeder Bewegung der Frauengestalt zu folgen. Mit katzenartigen Schritten glitt Frau Otta über den winzigen Bretterverschlag. Nun stand sie bereits dicht an der steilen, schmalen Stiege. Wie eine Nachtwandlerin sah sie aus. Leer war ihr Blick, die Haltung schlaff, wie tief ermüdet. Aber ohne eine Sekunde zu zögern, begann sie die Sprossen der leiterartigen Stiege hinabzusteigen. Der Wind verfing sich in dem weiten Gewand, welches sie trug, und blähte es rund um ihre feine Gestalt wie eine Wolke. Es schien, als schwebe sie auf dunklen Stoffmengen hernieder. Als sie am Fuße der Treppe angelangt war, hielt sie einen Moment den Kopf wie lauschend vorgestreckt. Aber dieselbe Lautlosigkeit umsing sie wie früher. Da begann sie langsam weiterzugehen, hin über den Hof, der im glänzenden Sonnenlicht dalag, gerade auf das Schuppengebäude zu. Aber sie näherte sich nicht dem Haupttor, welches Graf Steinberg ja versperrt hatte. Sie schritt nach links hinüber. Dort war ein schmaler, selten benutzter Nebeneingang. Der Graf erinnerte sich genau: Gestern, als er Frau Otta die Autos zeigte, hatte er sie selbst auf das Türchen aufmerksam gemacht, welches von außen kaum wahrnehmbar war, da sich dunkelgrüner Efeu teilweise darüber rankte. Man mußte immer erst ein paar der schwebenden Ranken mit der Hand zurückbiegen, ehe man den kleinen Riegel fand, mit dem das Türchen von außen verschlossen war. Die wenigsten Personen, außer den Hausleuten, wußten überhaupt von diesem Eingange. Benutzt wurde er nicht. Graf Steinberg hatte sich vollständig gedeckt durch einen der riesigen Kasten, welche hier verschiedene Ecken und Winkel bildeten. Seine Gestalt lin dem dunklen Anzug verschmolz vollständig mit den Gegenständen seiner Umgebung. Aber er mußte sich anlehnen, so heftig zitterte er, als jetzt eine Hand von außen erst tastend an dem Türchen entlang fuhr und dann der Riegel mit leisem Knacken zurückgeschoben wurde. In dem hellen Sonnenschein, welcher einen Augenblick später in den Raum flutete, stand Baronin Ottas dunkle Gestalt wie ein Bild auf hellem Grunde. Den Oberkörper weit vorgeneigt, spähte sie hinein in den Schuppen. Auch hier rührte sich nichts. Da zog sie mit einem tiefen Aufatmen das Türchen hinter sich zu und glitt mit automatenhaften Bewegungen quer durch den Schuppen. Knapp vor dem Kasten, in dem die Autoausrüstung des Grafen hing, blieb Otta von Werbach eine Minute lang stehen. Fast schien es, als wolle sie noch umkehren. Aber dann riß sie mit einem jähen Ruck die Tür des Schrankes auf. In der nächsten Sekunde hatte sie den Pelz in den Händen und wühlte die Taschen des Kleidungsstückes durch. Ein weißes Tuch entfiel denselben. Mit einem nur halb unterdrückten Schrei raffte Otta das Tüchlein vom Boden auf und steckte es in die Tasche ihres eigenen Gewandes. Dann mühte sie sich, den schweren Pelz wieder in den Kasten und an seinen Platz zu hängen. Graf Steinberg hatte jede Bewegung genau beobachtet. Ihn schwindelte; tausend Gedanken durchkreuzten seinen schmerzenden Kopf. Als Baronin Otta den Kasten wieder geschlossen hatte und sich nun zum Gehen wendete, machte der Graf eine ganz unwillkürliche Bewegung, als od er folgen, nachstürzen wolle. Unter seinem Fuße krachte ein dürres Aestchen, welches sich hieher verirrt hatte. Baronin Otta stieß keinen Schrei aus; kein leisester Ton kam über ihre Lippen. Aber sie hielt den Schritt an und wendete den Kopf nach jener Richtung, wo der Graf stand. Da sah sie trotz der Dunkelheit mit ihren durch die Angst geschärften Augen die Männergestalt, welche sich dort im schärfsten Schatten verborgen hielt. Graf Steinberg wußte nicht, ob Otta ihn erkannte. Er sah nur, daß ihre Hand plötzlich nach ihrem Herzen fuhr; er bemerkte ein Zittern, welches durch die schlanke Gestalt rann, und dann sank diese zusammen. Mit einem schweren Aufschlag fiel der schöne Körper nach vorwärts. „Otta! Um Himmelswillen— Otta!“ Graf Heinrich von Steinberg hatte nun alle seine Vorsicht vergessen. Eine wahnsinnige Angst erfaßte ihn. Mit ein paar großen Sätzen war er neben der leblos Hingestreckten und kniete nun neben ihr auf dem staubigen Erdboden. „Otta!“ Er beugte sich über sie. Sein Mund streifte fast ihr herrliches dunkles Haar, welches sich bei dem Sturze aus dem einfachen Knoten gelöst hatte, in dem Gräfin Otta es sonst trug, und das in langen Strähnen hinabflutete. Von diesen dunklen Haarwellen hob sich blaß und totenhaft still das feine, schöne Gesicht der Frau ab. Sie lag in einer tiefen Ohnmacht. Kaum ein leiser Atem kam über ihre blassen Lippen. Mit einem verzweifelten Blick sah der Graf umher. Niemand war in der Nähe, der ihm hätte helfen können. Er war allein, vollständig allein mit der Frau, welche er so unendlich liebte. Und daß er so allein war mit ihr in dieser Minute, das war für sie vielleicht das größte Glück. So legte ein gnädiges Schicksal ihr Geschick in seine Hände. Was immer auch sie bewogen haben mochte zu ihrem seitsamen und unerklärlichen Wesen, bei ihm lag ihr Geheimnis wohlbehütet, und nie würde eine Silbe davon über seine Lippen kommen. Aber hier konnte er doch die Ohnmächtige nicht lassen! Wenn jemand käme— wenn man sie beide hier in diesem Schuppen entdeckte? Mit einem Blick maß Graf Steinberg die Entfernung bis zu der schmalen Stiege, welche in das Zimmer der Gräfin führte. Dann nahm er rasch entschlossen den leblosen Körper auf seine starken Arme und trug die Ohnmächtige mit Aufbietung aller seiner Kräfte durch den im Dämmerlicht liegenden Raum hinaus in den Hof. Mit einer raschen Bewegung des Fußes warf er das Türchen des Schuppens hinter sich ins Schloß Sonderbar und riesengroß zeichnete sich der Schatten der beiden Gestalten ab von dem grellbeleuchteten Kies des Hofes. Schwer atmend erreichte der Graf die kleine Treppe. Er maß sie mit einem Blick; sie war so steil, die Stufen waren eigentlich nur Sprossen. Würde es ihm gelingen, mit seiner Last hier emporzuklimmen? Da klang von draußen ein scharfes Hupensignal herein. Ein dumpfes Gerüusch verriet das Näherkommen der Autos. Nun gab es kein Zögern mehr. Graf Heinrich Steinberg nahm alle seine Kraft und Entschlossenheit zusammen. Langsam klomm er empor. Als er, keuchend vor Anstrengung, den kleinen Vorbau erreicht hatte, schob eben jemand den schweren Riegel des Hoftores zurück. Und als er, mit einem letzten, großen Schritt in das Zimmer tretend, nun die Tür desselben hinter sich zudrückte und einen Augenblick, zu Tode erschöpft, dicht neben dieser Tür stehenblieb, da vernahm er von unten schon die lauten Stimmen der Chauffeure.(Forts. folgt.) a S0 S5 Sbng Escgr S 18 0 6i *5 8 13 aS a 55 S E 5 5 5E E 5 — S 8 S Ep5. * S 5 S SE S 9 9.20 —"* S 5.8 5 # Sce 1 Wie es geht. Eine Geschichte von Rudolf Zollinger. (Schluß.)(Nachdr. verboten.) Ein junges Mädchen steckte, höchlichst verwundert über den unvermuteten Besuch, den Kopf zum Fenster hinaus. Und es war ein so anmutiges, blondes Könfchen, wie nur je eines auf diesem gesegneten Erdensleckchen gewachsen war. Der Ankömmling aber streifte das rosige Antlitz mit einem mißtrauisch unsreundlichen Blick und fragte ziemlich kurz nach dem Kunstmaler Rolf Helmering, der bei dem Lehrer Quartier genommen haben sollte. „Herr Helmering ist oben in seinem Atelier,“ lautete die schüchterne Auskunft.„Darf lich den Herrn hinaufführen?“ „Tanke— ich finde meinen Weg wohl selbst.“ Er hatte schon das große Fenster im ersten Stock erspäht und wußte, daß er dahinter seinen Neffen finden würde. Energisch klopfte er an die Tür, und die Falten auf seiner Stirn waren noch tiefer, als er dem hübschen jungen Manne ins Gesicht sah, der ihm mit allen Anzeichen der Ueberraschung von der Staffelei weg entgegentrat. „Da hast du die Antwort auf deinen Brief,“ sagte er hart.„Sie bringt dich ein wenig aus der Fassung — nicht wahr?“ Aber der braunhaarige Maler hatte seine kleine Bestürzung schon wieder abgeschüttelt. „Nicht im mindesten, lieber Onkel!— Ich heiße dich im Gegenteil von Herzen willkommen und bin glücklich, daß du dich mit eigenen Augen überzeugen willst, eine wie gute Wahl ich getroffen.“ „Willst du mich zum besten haben, Junge? Denkst du denn wahrhaftig im Ernst daran, dies Mädchen zu heiraten? Eine bettelarme Bauerndirne?“ „Ja, Onkel, ich bin felsenfest entschlossen, sie zu meiner Frau zu machen. Und wenn du mir erlauben willst, sie heraufzurufen, wirst du dich bald überzeugen, daß sie keine Bauerndirne ist, deren ich mich vor irgend jemandem zu schämen hätte. Sie ist die Adoptivtochter des Lehrers, und der wackere Mann hat ihr eine Erziehung gegeben, vor der sich die Pensionatsbildung manches hochnäsigen Stadtfräuleins verstecken müßte.“ „Aber das alles ist ja der heilloseste Unsinn!“ fuhr der andere auf.„Du könntest doch nie und nimmer daran denken, sie in deine Gesellschaftskreise einzuführen. Und außerdem, was sollte aus unserer sozialen Ordnung werden, wenn jeder junge Mensch das erste Mädel heiraten wollte, das ihm über den Weg gelaufen ist? Ich verstehe ja ganz gut, daß du dich bei deinem hiesigen Studienaufenthalt in das hübsche Lärvchen vergafft hast; denn ich glaube, das Fräulein soeben unten am Fenster gesehen zu haben. Aber selbst, wenn du ein kleines Getändel mit ihr gehabt haben solltest, so ist das doch noch lange kein Grund, sie zu heiraten.“ Das Gesicht des jungen Malers trug plötzlich einen Ausdruck tiefen, fast seierlichen Ernstes, und mit gewichtigem Nachkdruck sagte er: „Auch dann nicht, Onkel, wenn ich vor mir selber zeitlebens zum Schurken werden müßte, so ich ihre Hoffnungen täuschte? Ob du es nun ein kleines Getändel oder wie sonst immer nennen magst, das Mädchen ist berechtigt, die Versicherungen meiner Liebe ernsthaft zu nehmen und zu verlangen, daß ich sie wie ein rechtschaffener Mann vor Schmach und Schande bewahre. Gewiß, sie würde keinen Versuch machen, mich zu halten, wenn ich sie heute verließe, aber sie würde vielleicht eben da enden, wo ihre Mutter geendet hat, im Bergsee bei Rieding.“ Der andere fuhr sich wieder über die Stirn. „Was für eine Geschichte ist denn nun das wieder? Am Ende ist deine Auserwählte auch noch die Tochter einer Selbstmörderin?" „Ja, Onkel, das ist sie— obwohl sie selbst bis zu dieser Stunde glücklicherweise nichts davon ahnt. Aber ihr Adoptivvater hat mir's erzählt, als ich bei ihm um sie warb. Ihre Mutter war die verwaiste Tochter des Lehrers zu Rieding, und sie fiel vor beiläufig zwanzig Jahren den Verführungskünsten eines gewissenlosen Menschen zum Opfer, dem sie eben gut genug gewesen war für das, was du soeben ein kleines Getändel nanntest. Er verbrachte einen Frühling und Sommer zu seiner Erholung in Rieding, und nachdem er fortgegangen war, ließ er nie mehr von sich hören. Das Mädchen war zu stolz, ein zweites Mal an ihn zu schreiben, als ihr erster Brief ohne Antwort geblieben war. Tapfer trug sie ihre Schande, so lange sie sie eben zu tragen vermochte. Aber wenige Wochen, nachdem das Kind zur Welt gekommen war, brach sie doch unter der Last zusammen, und eines Morgens zog man sie aus dem Bergsee. Meinst du, daß ich mein Leben lang herumlaufen möchte mit einer solchen Last auf dem Gewissen?“ Er wunderte sich nicht wenig, daß er so lange ohne Antwort blieb, und daß sein Onkel das Gesicht noch immer beharrlich dem Fenster zukehrte, auch als er endlich sagte: „Und weißt du vielleicht auch, wie sie hieß, die — die Lehrerstochter aus Rieding?“ „Ja— Kreszenz Reiner hieß sie. Ihr Vater war der beste Freund des kinderlosen Lehrers von Obermoos gewesen. Und nachdem das Unglück geschehen war, nahm er das arme, von Gott und der Welt verlassene Würmchen zu sich. Er hat ihm seinen ehrlichen Namen gegeben und hat es aufgezogen wie sein eigenes Kind. Das ist alles, was ich dir über sie zu sagen weiß, Onkel. Es würde mir sehr schmerzlich sein, wenn es nicht ausreichend wäre, dein Vorurteil zu befiegen. Aber, damit wir uns alle peinlichen Auseinandersetzungen ersparen— zu meinem Weibe würde ich sie schließlich auch ohne deine Einwilligung machen. Denn du selbst hast mir oft genug zu Gemüte geführt: das höchste aller Gesetze ist das Gesetz der Ehre.“ „Ruf' sie herauf, Junge!— Viekleicht ist es wirklich am besten so, wie duts vorhaft. Aber ich stelle eine Bedingung! Sie muß fort von hier— auf der Stelle. Und bis zur Hochzeit bleibt sie in meinem Hause. Ich will nicht, daß sie jemals erfährt, wie ihre unglückliche Mutter geendet.“ Ein unbekanntes Drama Kotzebues über das Jahr 1914. Unter den zahlreichen Dramen, mit denen der schnellfertige Vielschreiber und erfolgreichste Theaterdichter seiner Zeit, August von Kotzebue, die deutsche Bühne versorgt hat, neht Hermann Kienzl in einem Aufsatz der Cotta'schen Monatsschrift„Der Greif“ ein interessantes unbekanntes Festspiel aus Licht, das gerade jetzt einen besonders aktuellen Reiz besitzt, weil es kühn den Zeitraum von 100 Jahren überfliegt und die Zustände von 1914 darstelten will. Das Drama„Die hundertjährigen Eichen oder das Jahr 1914“ ein„Vorspiel mit Gesang und Tänzen“, das in den Gesamtausgaben der Kotzebueschen Werke nicht enthalten ist, wurde von Kienzl zusammen mit einem andern noch nie gedruckten Schauspiel„Demetrius“ und einem ebenfalls bekannten Pasquill auf Napoleon„Noch Jemands unterirdische Reise“, das sich als eine Parodie auf den„Faust“ erweist, im handschriftlichen Nachlaß Kotzebues aufgefunden. Das Vorspiel wurde am 19. und 24. Oktober 1814 im Berliner Opernhause mit der Bühnenmusik von B. A. Weber aufgeführt und konnte als eine verspätete Festvorstellung zur Feier der Rüskkehr der Truppen aus dem Befreiungskriege gelten.