2 Ha Schmin Setur ucen uend auder Feierlags. Bezugoprt M.„Poienet. Jadrich, del der Post io: Beselgeld 42 Pla. medr. Wöchentl. Gralisdellage:„IAustrierten Hamillenfreund“ u. 14gl. Unterbaltungsbian. Anzeigenpreis: Die Bedengespoltene Petitzelle oden dern Raum 10 Plg., Anzeton von amwärts 15 Pig., Redlamezell 40 Phg. Jeder gl als Kasarmdal a. grüsch bas Hor. wochen, Jwangsoernleichen, gentahl. Alagen a, Aichsbaachungs gemach. Jahiungspestogme. Amtliches Kreisblatt Westhofener Zeitung Langscheder Zeitung Schwetenöolbehlat Verbunden mit: teir den Kieis wörrcn Holzwickeder Zeitung Aplerbecker Zeitung Schwerter Holkszeilung Schwerker Cageblatt, Schwerter Anzeiger Erstes und Alteltes Cagesorgan des Kreiles o General-Gnzeigen für den Kreis Börde m Haupt-Annoncenbian une dee, und ibentenlgrüichen Deurn gungmn sos den Auno Hörde erlaager gunts schung der Abaiglichen Regienuag durcd Derosenlichung ie dn„Schounn Jeituag“ rciusrtbadüche Kuest.— Di „Schwerter Zeitung“ gewöhrt idres Abonnenum Aür jebes alt Tod enbenben Uafel or. 300 Mk. Unfall. Duch u. Veriagv. Cor Brvoa. Schoort. RatzSpriotl-Schpnt.-Srausshmacer) Nr. 197. Dienstag, den 24. August 1915. 47. Jahrgang. S„ Lon uns besehl! Erfolgreiche Kämpfe auf der ganzen Ostfront.— Tykocin genommen. hiose ischer Italiens Krieg gegen die Cürkei. M. Den vielen Kriegserklärungen, die in den letzten dreizehn Monaten in dem friedlichen Europa die Fackel des Mars entzündet haben, hat sich am Sonnabend eine neue hinzugesellt: Italien hat der Türkei den Krieg erklärt. Als Vorwand diente dazu die angebliche Unterstützung des Aufstandes in Lybien durch die Türkei und die Verhinderung der in Syrien ansässigen Italiener an der Abreise. In einem Rundschreiben an ihre Diplomaten im Auslande gibt sich die italienische Regierung krampfhaft Mühe, lang und breit diese Kriegsgründe auseinanderzusetzen. Man kann indessen das Rundschreiben nicht anders als eine mißglückte Rechtsertigung bezeichnen. Es ist bekanntlich nicht schwer, einen Vorwand für einen Krieg, den man aus ganz bestimmten Gründen vorhat, zu finden. Dieser Vorwand ist dann aber auch gewöhnlich so durchsichtig, daß es keines besonderen Scharfblickes bedarf, die wirklichen Gründe zu erkennen, die der, der den Krieg erklärt hat, nicht nennen mag, sondern in seines Herzens tiefsten Tiefen verborgen zu halten sucht, ohne daß es ihm gelingt. So steht's auch hier mit der italienischen Kriegserklärung. Schamlose, unverhüllte Habgier war es, warzm Italien Verrat an seinen Bundesgenossen übte und gegen Oesterreichs Grenzen zog; die gleiche Habgier hat die Kriegserklärung an die Türsei diktiert. Man wäre versucht, zu sagen, die beiden Kriegserklärungen glichen sich wie ein Ei dem anderen, wenn nicht im zweiten Falle noch ein anderer Grund mitspielte: Italien ist trotz langer Vorbereitungen schlecht gerüstet in den Krieg gegen Oesterreich=Ungarn gezogen. Namentlich sind seine Staatskassen nicht mit dem nötigen Geld versehen, das man haben muß, wenn man Krieg führen will. Die itglienische Kriegsanleihe hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt, knapp eine Milliarde ist darauf gezeichnet worden, und damit ist nicht gerade viel anzufangen. Im eigenen Lande ist also, wie der eine Versuch gezeigt hat, an Geldern für die Kriegsführung nichts zu haben. Also mußten sich, die italienischen Staatsmänner an den Finanzier der gegen uns kämpfenden Staaten, an England, wenden. Und England war gern bereit, den gewünschten Mammon vorzustrecken; nur stellte es dabei, wie das ein tüchtiger Geschäftsmann, der auf seinen Vorteil bedacht ist, zu tun pflegt, eine Bedingung, und diese lautete: Unterstützung der Aktion der Verbündeten gegen die Türkei, sei es durch Beihilfe an den Dardanellen, sei es durch Angriffe an einer anderen Stelle des türkischen Reiches. Italien hat in den sauern Apfel gebissen. In der italienischen Presse wurde, nachdem die Regierung sich zu dem am Sonnabend getanen, aber schon längst vorher beschlossene Schritt entschlossen hatte, der nötige Tamtam gemacht; die öffentliche Meinung wurde in der erforderlichen Weise erregt, so daß jetzt die Kriegserklärung losgelassen werden konnte. Unsere Verbündeten am Bosporus werden sich um den neuen Feind keine grauen Haare wachsen lassen. Sie sind wohl vorbereitet. An den Dardanellen können die Italiener schwerlich hoffen, da Vorteile zu erringen, wo die besten englischen und französischen Truppen bisher sich nur blutige Schlappen geholt haben. Sollten sie aber vom Dodekanes. speziell von Rhodos aus Deutscher Tagesbericht. wtb. Großes Hauptquartier, 23. Aug. 1915. Westlicher Kriegsschauplatz. Heute früh erschien eine feindliche Flotte von etwa 40 Schiffen vor Zeebrügge, die, nachdem sie von unseren Küstenbatterien beschossen waren, in nordwestlicher Richtung wieder abdampften. In den Vogesen, nördlich von Münster, sind neue Kämpfe in der Linie Lingekopf— Schratzmännle— Barrenkopf im Gange. Starke französische Angriffe führten gestern abend teilweise bis in unsere Stellungen. Gegenangriffe warfen den Feind am Lingekopf wieder zurück. Am Schratzmännle und Barrenkopf dauerten die heftigen Nahkämpfe um einzelne Grabenstücke die ganze Nacht an. Etwa dreißig Alpenjäger wurden gefangen genommen. Bei Wavrin(südwestlich von Lille) wurde ein englisches Flugzeug heruntergeschossen. Oestlicher Kriegsst Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg. Die Truppen des General-Obersten von Eichhorn sind östlich und südlich von Kowno in weiterem Fortschreiten. Am Bobr=Abschnitk besetzten wir die von den Russen geräumte Festung Osowiec. Nördlich und südlich von Tykocin fanden erfolgreiche Gefechte statt. Tykocin ist genommen. Es fielen dabei 1200 Gefangene, darunter 11 Offiziere, und 7 Maschinen=Gewehre in unsere Hände. Nördlich von Bielsk mißlangen verzweifelte russische Vorstöße unter sehr erheblichen Verlusten für den Gegner. Südlich dieser Stadt geht es vorwärts. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Die Heeresgruppe hat unter hartgäckigen Kämpfen die Linie Kleszczele—Razna überschritten und ist im weiteren günftigen Angriff. wurden 3050 Gefangene gemacht und 16 Maschinengewehre erbeutet. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalks von Mackensen. Der Uebergang über den Pulwa=Abschnitt ist auf der Front zwischen Razna und Mündung nach heftigem Widerstand erzwungen. Der Angriff über den Bug oberhalb des PulwaAbschnittes macht Fortschritte. Vor Brest=Litowsk ist die Lage unverändert.„ 9 Beiderseits des Swiljaz=Sees und bei Pizozan(östlich von Wlodawa) ist der Feind gestern geschlagen und nach Nordosten zurückgetrieben. Oberste Heeresleitung. Oesterreichischer Tagesbericht. Wien, 23. August. Russischer Kriegsschauplatz. Oestlich der unteren Pulwa und der von Riasno nach Norden führenden Eisenbay ist ein Kampf von großer Heftigkeit in Gange. Der Feind verteidigt jede Fuß breite Boden auf das zäheste, wurde aber entlang der ganzen Front an vielen Punk. ten geworfen, wobei zahlreiche Gefangen: in unsere Hand fielen. Besonders heis sämpften unsere bewährten siebenbürgischen Regimenter bei den nördlich Riasno gelegenen Dörfern Gola und Suchodel. Das Infanterie=Regiment Nr. 64 nahm bei der Erstürmung einer von russischen Grenadieren verteidigten Schanze die aus 7 Offizieren und 900 Mann bestehende Besatzung gefan. gen und erbeutete sieben Maschinengewehre Vor Brest=Litowsk nichts Neues. Oestlich Wlodawa drangen deutsche Truppen über die Seenzone hinaus. Im Raume um Wladimir=Wolinskij schoben wir unsere Sicherungen bis gegen Turyjsk und in die Gegend östlich Luboml vor, die Russen wurden zufückgetrieben. In Ostgalizien herrscht Rue. Italienischer Kriegsschauplatz. Auch gestern schlugen unsere Truppen nehrere Angriffe der Italiener gegen die Hochfläche von Doberdo ab.“ Stellenweist lam es wieder bis zum Handgemenge. Vielsach versuchte sich der Feind nunmehr mehodisch an unsere Verteidigungslinien herenzuarbeiten. Der Brückenkopf Tolmein stand nachmittags unter Artillerieschnellfeuer. Hierauf griff die feindliche Insanterie bis in die Nacht hinein vergeblich an sie erlitt schwere Verluste. An den übrigen Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet. Das Feuer der schweren Artillerie auf unsere Tiroler Werke ließ zeitweise nach. Heute ist ein Vierteljahr seit der KriegsGertiossen. Die ungezählten Angrisffe dei verflossen. Die ungezahlten nngriffe der italienischen Heeres haben nirgends ihr Ziele erreicht; wohl aber kosten sie den Feinde ungeheure Opfer. Unsere Trupper halten nach wie vor ihre Stellungen au oder nahe der Grenze. Der Stellvertreter des Chefs des General G fabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Kämpfe zur See. WTB Berlin, 24. Aug.(Amtlich.) Am 16. August hat ein deutsche, Unterseeboot am Eingang des finnischen Meerbusens ein russisches Hilfoschiff durch einen Torpedoschuß versenkt. Vor Zeebrügge ist in der Nacht vom 22. zum 23. August ein deutsches Vorpostenboot durch zwei feindliche Zerstörer angegrisfen und nach tapferer Gegenwehr zum Sinken gebracht worden. Ein Teil der Besatzung konnte gerettet werden. Der stellvertretende Chef des Admiralstabes der Marine: gez von Behncke, Angriffe auf Smyrna oder andere Teite bes“ kleinasiatischen Festlandes beabsichtigen, so werden sie auf ottomanische Kerntruppen treffen, die seit lange für derartige Operationen vorbereitet sind und dem gierigen Gernegroß einen Empfang bereiten werden, der dem nicht viel nachstehen wird, den ihnen unsere tapferen Bundesgenossen am Isonzo und in den Dolomiten bereitet haben. Deutscher — Berlin. 23. August 1915. Der Reichstag zeigte heute noch mehr als am Sonnabend das aus Friedenszeiten gewohnte Bild. Zunächst wurde der Gesetzentwurf zum Schutz der Berufstrachten und Berufsabzeichen in der Betätigung der Krankenpflege endgültig angenommen und dann auch in 2. und 3. Lesung das Gesetz zur Abänderung des Wehrpflichtgesetzes genehmigt. Von der Regierung ist dem Reichstag der Antrag auf Vertagung des Reichstages bis zum 30. November unterbreitet worden. Dann wurde die Beratung der wirtschaftlichen Anträge der Budgetkommission fortgesetzt. Abg. Böhme(natl.) legt in längerer Rededie Schwierigkeiten dar. die gerade den kleinen Landwirten durch den Krieg erwachsen sind. Er betont dabei, daß in verschiedenen Punkten den kleinen Landwirten mehr Entgegenkommen gezeigt werden könnte.(Beifall.) Abg. Arnstädt(kons.): Unter den durch den Krieg herbeigeführten Verhältnissen hat am meisten die Landwirtschaft zu leiden. Alles, was sie braucht, ist im Preise erhöht worden, während sie für ihre Hauptprodukte niedrige Preise erhält. Es ist nicht zu verstehen, wie die Konsumenten, die von der Landwirtschaft billige Preise verlangen, es hinnehmen können, daß eine so große Spannung zwischen den Getreide= und Mehlpreisen besteht.(Beifall rechts.) Abg. Frhr. v. Gamp(Rp.): Es ist behauptet worden. die Großgrundbesitzer hätten keine schweren Lasten zu tragen. Die Arbeiterschwierigkeiten und die hohen Preise aller Bedürfnisse treffen den Großgrundbesitzer ebenso wie den kleinen. Richtig ist, daß zwischen den Getreidepreisen und den Mehlpreisen eine unberechtigt hohe Spannung besteht.(Beifall rechts.) Unterstaatssekretär Michaelis verbreitet sich über die Spannung zwischen Getreide= und Mehlpreis. Man hat die Forderung aufgestellt, daß der Mehlpreis der gleiche wie im vergangenen Virtschaftsjahre bleiben soll. Infolgedessen ist die Reichsgetreidestelle genötigt, alle Unkosten, die sie mit Mehl und Getreide hat, in die Berechnung einzuschließen. Sie muß kaufen, was ihr angetragen wird. Auch feuchtes Getreide kann sie nicht vom Ankauf ausschließen. Dieses aber muß erst getrocknet werden und lagern, und das verursacht hohe Kosten. In der Kommission hat man anerkannt, daß die Reichsgetreidestelle keine unwirtschaftlichen Maßnahmen getroffen hat. Wenn sich die Berechnung als zu vorsichtig erweisen sollte, dann können die Mehlpreise herabgesetzt werden. Das ganze hängt vom Wetter ab. Die Reichsgetreibestelle het die Aufgabe und das Bestreben, einen Mehlpreis herauszubekommen, bei dem sich die Einnahmen mit den Ausgaben decken. Abg Segitz(Soz.): Die soziale Lage der Arbeiter hat sich vielerorts verschlechtert, so daß die Leute unter den Höchstpreisen sehr leiden. Der Austritt Bayerns aus der Kriegsgetreidegesellschaft hat bisher recht ungünstig gewirkt. Die Ernie ermöglicht es schon heute, die tägliche Brotkation für den Kopf der Bevölkerung auf 300, Gramm zu erhöben.(Beifall bei den Soz.) Abg. Dr. Pfleger(Z.): Im vorigen Jahre sind in der Kartoffelfrage bedenkliche Fehler gemacht worden. Die Unkosten der Landwirtschaft sind erheblich größer geworden, weil in Bayern den meisten kleinen Bauern keine Gefangene zur Verfügung gestellt werden konnten. Schwierig ist die Lage auf dem Hopfen= und auf dem Marlzmarkt. Regierungsmaßnahmen sind da unbedingt erforderlich.(Zustimmung im Zentrum.) 4 Der Ktieg gegen Ruhland. Weitere Fortschritte im Osten. TU Berlin, 23. Aug. Der„Voss. Ztg.“ wird aus dem k. k. Kriegspressequartier unterm 22. d. M. gemeldet: Noch immer leisten die Russen vor BrestLitowsk energischen Widerstand, um die Einkreisung der Festung so lange wie möglich hinauszuschieben; er vermag aber ein stetes, wenn auch langsames Fortschreiten des Angriffes nicht zu verhindern. Die starken Kräfte, die die Vorfeldstellungen auf das energischste verteidigen, werden immer mehr bedrängt. Im Süden schieben die Truppen der Heeresgruppe Mackensen beiderseits des Bugs den Riegel zurück. Vom Westen her wurde auch gestern wieder Geländegewinn erzielt. Bedeutend sind die Fortschritte nordwestlich der Festung. Die weiter am Bug vorgestoßenen Kräfte haben zwischen Wysoko=Litowsk und Bielsk, also auf einer 50 Kilometer breiten Front, die Bahnlinie Bialystok— Brest=Litowsk überschritten und dabei auch von der bei Kriesoti abzweigenden, nach Nordwesten führenden Linie ein Stück abgeschnitten. Die Aussichten des russischen Heeres. Der Korrespondent der„Times“ drahtet aus Petersburg einige Einzelheiten über die Aussichten des russischen Heeres. Die russischen Militärbehörden bleiben optimistisch, obgleich der Feind bald von Kowno nach Wilna aufrücken wird und die Verbindungslinien der Russen abzuschneiden droht. Der trotz des Rückzuges unglaubliche Mut der russischen. Truppen rechtfertigt diesen Optimismus. Wenn nichtausgebildete und nichtbewaffnete Mannschaften nicht zögern, die Laufgräben angesichts des Feindes zu besetzen, kann man ruhig annehmen, daß die bewaffnete Macht des Zaren nicht gebrochen werden kann.(Hierzu bemerkt eine Haager Zeitung: Sollte es wirklich wahr sein, daß Rußland völlig unbewaffnete Mannschaften in die zweiten Laufgräben schickt, und daß diese nur darauf warten, daß die ersten Linien niedergeschossen werden, um dann deren Gewehre zu nehmen?) Es ist jetzt die Pflicht der Verbündeten, den Tatsachen direkt ins Gesicht zu sehen ud die Grenzen des menschlichen Widerstandsvermögens zu erkennen, das einmal nachlassen muß, selbst bei einem Heere wie dem russischen. Auch ist es notwendig, sich eine Vorstellung zu machen. Dieser Krieg ist ein Krieg des russischen Volkes und die Stimmung der Nation wird über den Ausfall des Krieges entscheiden. Heftige Kämpfe am Bobr. Pariser Blättern wird aus Petersburg telegraphiert: Die Räumung von Bjelostok wird energisch fortgesetzt; zu den Kosten der Räumung stellte die Regierung fünf Millionen Rubel zur Verfügung.— In Niga sind noch 30 000 Einwohner anwesend, die aber jetzt nach dem rechten User der Dwina gehen. Ueber der Stadt schweben ununterbrochen deutsche Flugzeuge, halten sich aber in solcher Höhe, daß sie für die russischen Geschütze unerreichbar bleiben.— Am Bodr hat eine große Schlacht begonnen; die Russen haben bedeutende Streitkräfte eingesetzt, um den Vormarsch der Deutschen aufzuhalten. Zum Seegesecht vor Riga. Christiania, 24. Aug. Ueber das Seegefecht in der Rigaischen Bucht schreibt„Oerebladet", die Niederlage der russischen Seestreitkräfte würde den Deutschen einen etwaigen Vorstoß gegen Petersburg wesentlich erleichtern. Die deutsche Beschießung von Utö auf den Aalandsinseln sei wahrscheinlich ein Aufklärungsversuch gewesen, um in den finnischen Meerbusen einzudringen, in Verbindung mit der Landung von Truppen in Finnland. Der Versuch englischer Unterseeboote, in die Ostsee einzudringen, deute ebenfalls an, daß die russischen Sras Seestreitkräfte sich bedrängt fühlten und Verstärkung brauchten. Die Räumung Wilnas. Köln, 24. Aug. Die„Köln. Itz.“ meldet von der schweizerischen Grenze: Nach einer Meldung schweizerischer Blätter aus Petersburg ist die Räumung Wilnas beendet. Tausende von Einwohnern verlassen Tag und Nacht die Stadt. Alle staatlichen Betriebe wurden gesperrt, ebenso die Werkstätten und Fabriken. Die Schulen wurden in das Innere Rußlands verlegt, meistens nach Moskau, wo die ungeheuren Vorräte an Lebensmitteln, die in Wilna aufgestapelt waren, auch uuntergebracht sind. Die Lage im Osten. TU Berlin, 24. Aug. Dem„B. T.“ wird cris dem k. k. Kriegspressequartier unter dem 23. d. M. gemeldet: Die Vorrückung der Verbündeten östlich des Bug gewinnt gegen die Bahnstrecke Rowno— Brest=Litowsk Raum. Die Armee Puhallo stieß auf der brückenkopfartig ausgeberiten Stellung bei Wladimir Wolynskij und längs der Bahnstrecke in der Richtung gegen Kowel vor und trieb feindliche Kräfte über den abgebrannten Ort Werba hinaus in das Flußgebiet der Turya vor. Weiter bugabwärts streben deutsche Truppen ebenfalls, die Bahn Nowno—Kowel—Brest=Litowsk auf der Straße nach Maloryto zu erreichen. Aus dem Raume von Wlodawa, nördlich der Seenplatte von Ostrowice vordringend, erreichten sie bei Piszoza den Kopljuwkabach, hinter dem der Feind energischen Widerstand versuchte. Er wrurde abermals geworfen und zog sich kämpfend in das rückwärtige Hügelgelände zurück. Zwischen Krakau und Warschau Das polnische Pressebureau in Rapperswil teilt mit: Die Abordnungen der Unabhängigkeitsparteien in Warschau wurden zusammenbentfen, um zu dem bekannten Aufrufe des obersten Natioralkomitees in Krakau Stellung zu nehmen. Es wurde den Vertretern des Nationalkomitees der einmütige Beschluß mitgeteilt: Solange die politische Lage Polens nicht geklärt ist und die Zentralmächte ihren Standpunkt und ihre Absichten in der Frage der Unabhängigkeit Polens nicht kundgegeben haben, ist zunächst von jeder aktiven Kooperation mit der Krakauer nationalen Vertretung und von der weiteren Bildung einer Warschauer Lezion abzusehen. Erkennt England den Ernst der Lage? „Daily Mail“ schreibt in einem Leitartikel Macht sich das britische Publikum klar, was der Fall Kownos bedeutet? Kann sich jemand eine deutliche Vorstellung von Rußlands Leiden machen? Eroßfürst Nikolaus hat sich mit glänzendem Geschick zurückgezogen, aber was kostet dieser Rückzug Rußlands Stolz? Wie dumm ist es, von 1812 als von einer Parallele zu reden, als ob die Deutschen in das Innere Rußlands gelockt würden. Die heutigen Umstände sind hoffnungslos verschieden. Die Russen scheinen sich jetzt von der Niemen=BugLinie zurückzuziehen. Der russische Generalstab verhehlt sich nicht, daß der Rückzug es Hindenburg erleichtert, gegen Riga vorzugehen. Er hält sogar den Versuch der Deutschen für möglich, sich einen Weg nach Petersburg zu bahnen. Das Blatt erblickt in der Einführung der Wehrpflicht die einzige Möglichkeit, die Russen wirklich zu unterstützen.“ Japan will sich nicht binden. Die„Nowoje Wremja“ vom 12. August gibt in einem Drahtbericht aus Tokio vom 9. August einen Artikel der japanischen Zeitung„Dfi=Dsi“ wieder, der ausführt:„Da Japan und Rußland einen gemeinsamen Feind hätten, sei Japan bereit, Rußland nach Möglichkeit zu helfen; aber der Abschluß eines russisch=japanischen Bündnisses, wie die russische Presse fordert, sei dazu nicht nötig, denn Japan beabsichtige nicht, Truppen nach Europa zu schicken. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Rußland seien durch die bereits bestehenden russisch=japanischen Vereinbarungen festgeleg!“ Der Krieg gegen England. König Georgs Flucht vor den Zeppelinen. WTB Berlin, 24. Aug. Nach Mitteilungen der Blätter wird die englische Königssamilie ihren Wohnsitz in der nächsten Zeit nach Nordengland verlegen. Diese Tatsache wird mit der Wirkung der letzten Zeppelinangriffe auf die City von London in Verbindung gebracht. Der Krieg gegen Frankreich. Französische Geheimniskrämerei. WTB Paris, 23. Aug.(Meldung der„Agence Havas"). Eine am Schluß des Ministerrats vom Samstag mittag an die Presse ausgegebene Note besagt, daß die Regienung es nicht für angebracht halte, Erklärungen über die Lage abzugeben, deren Verbreitung in der Oeffentlichkeit den Feinden Frankreichs nützliche Aufklärungen geben könnte. Die Regierung habe deshalb beschlossen, die Kammer zu einem geheimen Komitee einzuberufen unter der Bedingung, daß dieses geheime Komitee von den Mitteilungen Kenntnis nehme und sie erörtert, ohne daß jedoch sofort Beschluß gefaßt werden kann. Falls eine öffentliche Beratung für nötig befunden werden sollte, soll eine öffentliche Sitzung tags darauf stattfinden. TU Rotterdam, 23. Aug. In der für Donnerstag anberaumten Sitzung der Kammer wird die französische Regierung die verzweifelte Kriegslage im Osten schildern. Geheime russische Berichte werden verlesen werden, ferner will man den Rat der Parteiführer hören. Es sind Zensurmaßregeln getroffen, damit das Publikum bis dahin die Wahrheit über die Lage nicht erfährt. Eine französische Erbärmlichkeit. WTB Berlin, 23. Aug. Die Pariser Handelskammer veröffentlicht„aufklärende“ Flugblätter über den Krieg in deutscher Sprache. Sie sind in vollständig deutschfeindlichem Ton gehalten und voll schwindelhafter Nachrichten und törichter Beleidigungen. Neuerdings werden diese Flugblätter den Briefen kriegsgefangener Deutscher beigelegt. Vermutlich soll der Anschein erweckt werden, daß die Gefangenen selbst sie ihren Angehörigen zur „Aufklärung" zugeschickt hätten. Wir möchten nicht verfehlen, diese Handlungsweise in ihrer ganzen Erbärmlichkeit zu kennzeichnen. —— Die alte Königin ist von diesen Nachrichten um so mehr getroffen, als verschiedene Kundgebungen in Rom, die mit dem Einwerfen von Fenstern an den königlichen Gebäuden und sogar im Quirinal vorlörifig abschlossen, sie schon im höchsten Grade beunruhigt hatten. Das Gespenst der Revolution spukt um die Mauern des italienischen Königsschlosses. Absetzung italienischer Stabsossiziere. bh Wien, 24. Aug. Das völlige Mißlingen aller bisherigen Versuche, die österreichische Front zu durchbrechen, hat einer ganzen Reihe hoher ital. Offiziere den Posten gekostet. Nicht weniger als drei kommandierende Generale, fünf Divisionärs und Brigadiers wurden strafweise abgesetzt. Daß es den italienischen Offizieren nicht an persönlichem Mut gebricht, dafür spricht der hohe Prozentsatz an gefallenen Stabsoffizieren. Nach Notierungen fielen bisher auf italienischer Seite zwei Generale, ein Brigadeoberst, neun Obersten als Regimentskommandanten und einige 40 andere Offiziere. Der Krieg der Türkei. Die italienischen Kriegsgründe. WTB Rom, 23. Aug.(Meldung der„Agencia Stefani"). Die italienische Regierung hat an die Vertreter Italiens im Auslande ein Rundschreiben gerichtet, das von der„Agencia Stefani“ veröffentlicht wird. Das Rundschreiben geht auf alle zwischen Italien und der Türkei schwebenden Differenzen ein und schließt: Asgesichts der bestimmten Versprechung der Türkei nach unserem Ultimatum vom 3. August, das durch die Winkelzüge der türkischen Regierung besonders hinsichtlich der freien Abreise der italienischen Staatsangehörigen aus Kleinasien veranlaßt war, hat die italienische Regierung dem Botschafter Italiens in Konstantinopel die Weisung erteilt, der Türkei die Kregserklärung zu überreichen. Der„heilige“ Krieg in Südpersten. —:: Nach einem Telegramm der„Frankf. Ztg.“ bestätigen die Londoner Blätter die Meldung, daß der englische Konsul der persischen Hafenstadt Bushir zum Generalgouverneur von Südpersien ernannt worden ist. Ueberall in Südpersien, wo es möglich war, wurde die englische Flagge gehißt. Die Zahl der gelandeten indischen Truppen soll 3000 Mann nicht übersteigen. Die Erregung in Persien ist groß. Man bereitet einen umfangreichen Widerstand vor, falls die Engländer vom Küstengebiet ins Innere vorstoßen sollten. Die südversischen Hauptstämme kamen überein, den beiligen Krieg zu proklamieren. Der Krieg gegen Ilalien. König Viktor Emanuels Leiden. Aus der nächsten Umgebung des Königs von Italien kommen alarmierende Nachrichten über den Gesundheitszustand Viktor Emanuels. Er sei von den ungehauren Verlusten des italienischen Heeres so erschüttert, daß er sich in gefährlichen Aufregungszuständen befindet. Lange Stunden des Tages und der Nacht irrt der König händeringend und laut betend in der Villa, die als Quartier hinter der Front dient, auf und ab und sei weder durch Zureden zu benuhigen, noch zu irgendeinem Entschlusse fähig.— Die ebenfalls sehr aufgeregte Königin ist von diesem beängstigenden Zustande Dagegen ihres Gemahls nicht unterrichtet. Dagegen hat man die Befürchtungen, die sich aus dem Zustande des Königs ergeben, der Königinmatter mitgeteilt. tt, tezzeliche und Die Balkanstaaten. Das türkisch=bulgarische Abkommen. bb Berlin, 24. Aug. Gestern abend traf in Berlin die Nachricht ein, daß das türkisch=bulgarische Abkommen unterzeichnet sei. Auf Befragen bei der bulgarischen Gesandtschaft teilte der Gesandte mit, er habe aus Sofia noch keine offizielle Nachricht, erwarte sie aber stündlich, denn ihm sei bekannt, daß das Abkommen perfekt sei. Diese Erklärung stimmt mit den Nachrichten überein, die gestern auch an ossizieller deutscher Stelle vorlagen. Daß das türkisch=bulgarische Abkommen perfekt, wenn auch noch nicht unterzeichnet sei, bestätigt auch der„Berliner Lokalanzeiger“. Er schreibt: Da, Abkommen zwischen Bulgarien und der Türkei ist nunmehr zum Abschluß gelangt. Dieser erfreuliche und bedeutS für lässigt und seine Liebe dorthin trägt? Mein Gott, erleuchte mich, zeige mir einen Weg! „Meine Liebe, wozu erst Gott belästigen, wo Du Dir selbst helfen kannst?“ spottete Frau von Mein Gott, wie ich dieses wer weiß von was Ermeth.„Frage ihn selbst, Deinen Herrn Gemahl, einer Mutter stammende Geschöpf hasse!" stieß der, wie ich ihn kenne. Dir gewiß reinen Wein * hervor Und mit meinem Geld be=einschenken mied! Du min# Die Tochter des Freiherrn. Roman von F. v. Nauenheimn. 41 die Garomm* zahlt er natürlich alles,“ setzte sie, breich vor Haß und Wut hinzu;„und vielleicht lebt auch diese elende Person noch“, 112 Jue sa „Mit Deinem Geld, nein, oas glaube ich nicht, Gisela, das tut er nicht; daß ihm jedoch diese reizende Kleine sehr teuer sein muß, erhellt aus allem und— nun am Ende kann man das ja auch ver„Wer aber hat Dir denn gesagt, daß es faktisch sein Kind ist?“ fragte die junge Frau, außer sich vor Eisersucht,„und sagt dieses Geschöpf nicht zu der Frau„Mamak“.....2##4#. „Meine teure Gist, wohin ist Dein scharfer Verstand gekommen? Glaubst Du im Ernst, daß ein Mann wie Hubert um ein fremdes Kind sich in solcher Weise kümmern würde, wie er es hier tut? Und daß die Kleine zu jener Frau„Mama“ sagt, ist doch einleuchtend; vielleicht hat sie nicht einmal eine Ahnung, daß dieser vornehme Herr ihr— leiblicher Vater ist?“ „Ach. wenn dem so wäre! Sage, konntest Du nicht auch das in Erfahrung bringen, Taute Mina?“ „Nein, meine Teure, deun diese Frau sieht mir nicht im entferntesten, danach aus, als ob sie einem eine Annäherung leicht machen oder etwas, was sie nicht ausplandern will oder darf, ausplandern „und doch müß ich nach karer sehen, mußz alles wissen,“ stammelte Gifela mit versagender Stimme.„Und wie kann ich nur noch fragen, ob dieses Kind das seine ist?“ Gibt er mir nicht selbst die klarste Antwort darauf? Sehe ich nicht täglich, wie er unser Kind, seine legitime Tochter, vemacheinschenten witd! Du wirst dann wenigstens wissen, wie Du daran bist.“ Gisela stand eine Weile, die Hände an die Stirn gepreßt, stumm am Fenster, dann trat sie plötzlich auf die Verwandte zu und legte die Hände schwer auf deren Schulter. „Dieses Kind muß ihm aus dem Wege geräumt werden, hörst Du, Tante Hermine, und dazu sollst Du mir helfen!“ stieß sie mit dumpfer Stimme und funkelnden Augen hervor. Gisela!" Damit trat Frau von Ermeth, ehrlich betroffen, einen Schi##t zurück, während die Baronin schrill auflachte. „Kostbar! Du scheinst zu glauben, ich wollte dieses Kind ermorden lassen, wie? Nein; daran denke ich nicht, aber an ihren Tod soll er dennoch glauben letnen. „Anihren—Tod?“ wiederyolte Frau von Ermeth verblüfft.„Wie denkst Du Dir das?“ „Noch ist der Plan in meinem Kopf nicht fertig, doch werde ich mir keine Ruhe gönnen, bis ich ihn vollständig ausgearbeitet habe.“ „Nun, und wenn er sie tot glaubt, was dann?“ „Welche Frage! Dann gehört er wieder mir allein, denn ein Kind vergißt ein Männ leicht und schnell.“ „Wohl möglich, daß er, wenn sle ihm aus dem Gesichtskreis käme, ihrer bald vergessen würde; es ist nur die Frage, wie es zu bewerkstelligen wäre? Man müßte selbstverständlich ganz besonders king und vorsichtig vorgehen, denn die hübsche Kleine scheint ein außerordentlich aufgewecktes Kind zu sein, meinte Frau von Ermeth, nachdenklich den Kopf schüttelnd.„Vor allem heißt es, Geduld haben; vielleicht spielt uns der Zufall in die Hände. „Unsinn— auf einen Zufall warten!“ „Was willst Du denn tun, Gisi? Dut darkst auf keinen Fall seinen Argwohn wecken.“ Nach diesen Worten schaute Frau von Ermeth so nachdenklich auf die Baronin, daß diese ungeduldig fragte, ob sie noch etwas zu sagen habe? „Mir kam eben der Gedanke, ob es für Dich und Hubert nicht doch besser wäre, wenn Ihr Euch verständigen könntet.“ „Bist Du wahnsiunig““ unterbrach Gisela leidenschaftlich die Worte der Verwandten.„Du wirst mir doch nicht gar zumuten wollen, dieses— Kind in mein Haus aufzunehmen, es womöglich meiner Tochter, der legitimen Baronesse von Thuran gleichzustellen? Du solltest mich doch genug kennen, um dies für völlig ausgeschlossen zu halten! Welch ein Wahnsinn!— Einem solchen Geschöpf die Tore meines reinen Hauses zu öffnen.“ „Das aber auch sein Haus, das Haus Deines Gemahls ist.“ „Nie, nie!" stieß Gisela fast wild hervor.„Schließlich bin doch ich die Herrin hier. Gehe jetzt, Tante, laß mich allein! Doch halt, noch eines: wenn Du vielleicht Lust haben solltest, Dein jetziges bequemes Leben mit jenem zu vertauschen, das Du während der ersten Zeit Deiner Witwenschaft, ehe Du zu mir kamst, geführt, bitte, der Weg ist frei.“ Und mit einer Gebärde unnachahmlichen Hochmutes wies die Sprechende nach der Tür des Gemaches, in dem diese Unterredung stattgefunden. Bis in den Mund hinein erbleichend und die Hände in stiller, doch ohnmächtiger Wut ballend, schritt Frau voi Ermeth, den Kopf zwischen die Schultern ziehend, stumm hinaus, hinüber in ihr eigenes Gemach, wo ste ihrem Zorn, ungesehen und ungehört, Luft machen konnte. „Fast möchte ich Hubert bemitleiden, daß er Dein Gatte ist, Du hochmütiges, kaltherziges Weib. O, wenn Du wüßtest, wie ich Dich hasse, Dich, die “ mich hundertmal mehr martert, als es teinals mein Gatte getan in seinen Zorn= und Wutausbrüchen! Was mag sie nur mit dem armen Wurm im Sinne haben? Ich bin schon zu weit gegangen, um heute noch zurück zu können, und wohin sollte ich mich. wenn sie mir ernstlich die Tür weisen würde, auch wenden?" Mißmutig warf sie sich in einen Sessel; so geldgierig und wenig skrupellos sie auch in vielen Dingen war, scheute sie doch vor dem Gedanken, in diesem Hause eine Doppelrolke zu spielen, instinktiv zurück, „Pahl und schließlich, was kümmerte sie auch dieses fremde Kind? Fort mit den unnützen Gedanken und Grübeleien, auf seinen Vorteil schauen ist die Hauptsache!— Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit hielt sich Baron Hubert seit etwa zwei Wochen sehr viel daheim auf, war auch stets an der Seite seiner Gemahlin zu sehen, wo immer sich diese zeigen mochte, war überhaupt wieder der glänzende Kavalier und brillante Causeur, der er vor seiner Verheiratung mit Baronesse von Milius gewesen, und Gisela fragte sich oft, was denn diese imerwartete Wandlung in seinem Benehmen, auch ihr gegenüber, hervorgerufen? War er denn seiner Liebe zu jenem Kind bereits überdrüssig geworden oder war es doch nicht sein Kind? Die junge Frau zerbrach sich den Kopf darüber, ließ aber die Schritte Huberts nach wie vor durch Frau von Ermeth im geheimen überwachen, obgleich nichts Neues ausgekundschaftet wurde.—— Es kamen tinn schönere Täge, und Frau Therese hielt sich, wie Frau von Ermeth ausspioniert hatte, mit Paula, die etwas bleich aussah, viel im Freien auf. „Die Kleine gefällt mir jetzt nicht besonders.“ rapportierte sie einmal ihrer Nichte,„sie wächst stark, was sie anzugreifen scheint, denn sie steht blaß und müde aus und spielt nicht viel mit anderen Kindern.“. 227.16 same Ausgang dieser vielbesprochenen diplomatischen Aktion war zu erwarten, nur glaubte man die Entscheidung noch nicht so nahe. Nun ist sie bereits gefallen. Die hiesige bulgarische Gesandtschaft empsing gestern von ihrer Regierung ein Telegramm, das die Tatsache von der Beendigung der Verhandlungen berichtet. Die bulgarische Armee„bereit". Berlin, 24. Aug. Dem„B. T.“ wird aus Sofia gedrahtet: In einer Unterredung erklärte der neue Kriegsminister General Zsekow, die bulgarische Armee sei vollkommen bereit und in einem Zustand, der ihr zweifellos den Erfolg sichert, wann und wo sie auch kämpfen werde. Die bulgarische Armee rüste sich, ohne durch politische Ereignisse sich beeinflussen zu lassen, und erwarte kaltblütig den entscheidenden Moment. Die Lage in Bukarest. TU Bukarest, 23. Aug. Die Regierung hat ein Verbot erlassen, wonach die Eigentümer von Automobilen und anderen motorisch betriebenen Fahrzeugen diese nicht verkaufen dürfen, noch mit ihnen außer Landes fahren. Wer im Automobil die Landesgrenze überschreiten will, bedarf einer Spezialerlaubnis des Kriegoministeriums. Diese überraschende Maßregel gibt selbstverständlich zu den verschiedenartigsten Gerüchten Anlaß. Ueber den Inhalt des Kabinettsrates verlautet jetzt, daß den Besprechungen ein besonderer Vorschlag der russischen Regierung zu Grunde lag, der dem Ministerpräsidenten am 10. des Monats durch einen besonderen Boten aus Petersburg übermittelt worden war. Es sind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß der Kabinettsrat sich geneigt zeigte, den russischen Propositionen Gehör zu schenken. In ihrer überwiegenden Mehrheit lassen die rumänischen Militärkritiker den deutschen Erfolgen im Osten volle Würdigung widerfahren. Der Fall Kowno hat hier sehr großen Eindruck gemacht und der Glaube an die Genialität des strategischen russischen Rückzuges ist sehr erschüttert. Mit deutlicher Anspielung auf die Interventionsgelüste gewisser rumänischer Politiker wirft das„Bukarester Taszeblatt“ die Frage auf, ob man in rumänischen Militärkreisen glaube, daß die Bezwinger von Iwangorod, Warschau und Kowno sich durch eine neu erscheinende Armee von 400000 Mann in ihrem Siegeslauf wohl aufhalten lassen würden. Bukarest, 23. Aug. Die russische Negierung hat die Schließung sämtlicher Grenzen gegen Rumänien verfügt. Die Grenzsperrung ist laut Anschlag durch den Generalissimus ergangen. Der Eindruck der deutschen Siege in Rumänien. Bukarest, 23. Aug. Die Eroberung Kownos und die Einschließung von Brest=Litowsk haben in Rumänien einen tiefen Eindruck hervorgenufen. Die russophile Presse gibt die Niederlagen der russischen Armeen zu. Die übrigen Blätter weisen auf den unausbleiblichen russischen Zusammenbnuch hin. Der„Vittorul“ erklärt, daß Rußland jetzt die letzten Aussichten auf den Sieg verloren habe. Die Heere des Großfürsten seien endgültig geschlagen und das Zarenreich habe aufgehört, das Schrech### spenst von Europa zu sein.— Der„Universul“ gibt zu, daß eine neue russische Offensive durch die letzten Ereignisse vollkommen unmöglich geworden sei, selbst wenn es der russischen Heeresleitung gelingen sollte, ihre Millionenarmee der drohenden Umklammerungg und Vernichtung zu entziehen. Das neue griechische Ministerium. WB Athen, 24. Aug. Venizelos übernahm die Bildung des Ministeriums. Die naue Ministerliste wird heute nachmittag dem Könige vorgelegt werden. Athen, 24. Aug.(Reuter.) Venizekos hat sein Kabinett gebildet. Zwischen ihm und dem König herrscht voll Uebereinstimmung. Der König drückte Venizelos seine Glückwünsche aus. Ein Havastelegramm meldet, daß Venizelos das Auswärtige Amt übernehmen wird, das Ministerium des Innern erhält Lakopatis, die Finanzen Repulis, das Kriegsministerium General Danglis. Griechenland tritt nichts ab. Zürich, 24. Aug. Der schweizerische Pressedienst meldet aus Athen: Sämtliche Parteien einschließlich der Venizelos=Partei unterzeichneten das Abkommen, in keinerlei Gebietsabtretung griechischer Bezirke an dritte einzuwilligen. — Der Krieg zur See. U.Boot=Kalender. die„Agence Havas“ unter 22. August aus Brest meldet, wurde d Dampfer„Carterswell“ auf d Eng#### den Vereinigten Staaten no Englund von einem deutschen Unterseebo terswarre Diß, Besatzung sei gerettet.„Co gehabt. Samenladung an Bo belgische Petroleumdampfer tuls See Sedthlte wrirden det Wie das Reutersche Büro bericht Gurder, der Kapitän und die Besatzung d ober“(3060 Bruttotonnen) al der von einem Unterseeboot ve sor- versenkt, die Besatzungen Die Vernichtung des englischen„E 137. In Dänemark beschäftigt sich die Presse eifrig mit der Unschädlichmachung des englischen Unterseebootes„E 13“ durch deutsche Wacht=Torpedo boote. Die Stelle an der Insel Saltholm, wo das englische U=Boot strandete, soll nach dänischer Behauptung im dänischen Hoheitsgebiet liegen. Von deutscher Seite ist über den Vorgang noch kein Bericht erschienen. Es ist erklärlich, daß dänische Preßstimmen unter der Annahme, daß tatsächlich eine Verletzung der dänischen Neutralität vorliegt, Genuglung und Entschuldigung von Deutschland fordern. Zu begrüßen ist aber, daß sich die Erörterungen im allgemeinen von aller Erregtheit fernhalten, ja vielfach von Sachverständigen das Vorgehen des deutschen Kommandanten begreiflich und erklärlich gefunden wird. Man giht zu, daß die Aufregung des Augenblicks bei der hohen Verantwortlichkeit der Wachtschiffsführer in Betracht zu ziehen ist. Ein schwedisches Blatt, das„Südswenska Dagbladet“ erklürt die Handlungsweise des deutschen Torpedobootskommandanten, sogar für völlig berechtigt. Das englische U=Boot konnte, ehe die dänischen Schiffe, die es internieren mußten, heran waren, wieder flottwerden und untertauchen. Dann hätte„E 13“ eine schwere Gefahr nicht nur für die deutsche Flotte, sondern auch für die neutrale Ostseeschiffahrt gebildet. Dieser Gefahr gegenüber mußte der deutsche Kapitän alle Bedenken wegen etwaiger Verletzung dänischer Hoheitsrechte zurücktreten lassen. Wilson in der Klemme. TU Amsterdam, 23. Aug. Die„Morningpost“ meldet aus Washington: Die Lage kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: Für Wilson gibt es drei Möglichkeiten: 1. die deutschen Beleidigungen weiter zu ertragen, 2. die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abzubrechen, 3, die Tötung von Amerikanern zum casus belli zi machen. Eine Kriegserklärung an Deutschland aher würde von der überwiegenden Mehrheit der Amerikaner verhindert werden. Es gebe also für Wilson nur einen Weg, nämlich Gerard abzurufen. Dazu ist aber Wilson, obwohl dies dem amerikanischen Publikum zusagen würde, wenig geneigt. —— Kleine Kriegsnachrichten. * Der stellvertretende Botschafter in Konstantinopel, Fürst Hohenlohe, ist am Sonntag von dem Sultan empfangen worden. * Nach einer Havas=Meldung beträgt die Zahl der Opfer der„Arabic“ 59, darunter drei Amerikaner. * Der englische Schatzkanzler Mac Kenna und der französische Finanzminister Ribot hatten eine Zusammenkunft in Boulognesur=Mer zwecks Besprechung einer Reihe von Finanzfragen. Die russische Finanzlage wurde einer besonderen Betrachtung unterzogen. Ob einer demnächst in London stattfindenden weiteren Konferenz auch der russische Finanzminister Berk beiwohnen wird, ist noch unbestimmt. * Aus Washington teilt Reuter mit, daß der amerikanische Gesandte Gerard in Berlin angewiesen sei, die deutsche Regierung auf das Versenten der„Arabie“ aufmerksam zu machen und sie um Erklärungen zu ersuchen. * Wie die Kölnische Zeitung aus Sofia erfährt, hat die rumänische Eisenbahnverwaltung angeordnet, daß vom 14. September ab alles Bahnmaterial zur Verfügung des Kriegsministers frei sein müsse, * Der„Neuen Züricher Zeitung“ zufolge treffen täglich zahlreiche Belgier, welche sich nach Frankreich geflüchtet hatten, in Genf ein, um in die Heimat zurückzukehren. Auch belgische Flüchtlinge, die sich bisher in Gen zufhielten, kehren in ihr Land zurück. —— Aus Stadt und Umgedung. Rückblicke auf den Welttrteg. Niederlagen der Franzosen und Engländer. (24. August.) Der dritte Tag der Schlacht bei Longwy vollendete die französische Niederlage. Zwar versuchten die Franzosen noch Ersatztruppen aus Verdun heranzuziehen, allein diese wurden durch den Vormarsch deutscher Truppen aus Metz bei Etain zum Stehen gebracht. Die gesamte französische Armee mußte sich hinter den Othein=Abschnitt zurückziehen. Inzwischen hatten die Engländer es für angezeigt erachtet, sich auf Paris rückwärts zu konzentrieren, zumal sie sich einbildeten, von den Franzosen im Stich gelassen zu werden. In Wirklichkeit herrschte eben auf der englisch=französischen Kampflinie keine Einheitlichkeit der Operationen, wie das später noch oft hervortrat. Die dautsche Leitung war nun nicht gesonnen, die englischen Hilfstruppen so leichten Kaufes sich in Sicherheit bringen zu lassen. So wurde der erste Schlag an diesem Tage bei Valenciennes nordwestlich von Maubeuge, geführt. Morgens um 4 Uhr begann die dautsche Artillerie den Angriff und 6½ Stunden wartete die 2. englische Kavalleviebrigade, Kerntruppen, auf den Befehl zum Angriff. Das flache Gelände schien ideal zu sein und singend und schreiend, die Attacke als ein spaßiges Ereignis behandelnd, gingen die Engländer gegen die deutsche Artillerie vor, die der Reiterei nicht viel mehr anhaben konnte. Als aber die Brigade auf 150 Meter herangekommen war, traten 20 verborgene Maschinengewehre in Tätigkeit. Das Ergebnis war vernichtend. Im ganzen blieben von der Brigade, wie die Engländer selbst zugeben, nur 220 Mann übrig. Das englische Hauptheer aber, in der Sorge, auf Maubeuge gedrängt zu wer den, ging immer mehr südlich zurück.— An diesem Tage kam die Melkrung, daß 5 Forts der Festung Namur gefallen seien und die Stadt in deutschem Besitz sei. In Löwen erschien alles so ruhig, daß die von der deutschen Besatzung eingezeszenen Geiseln wieder freigelassen wurden. **(Die wegen angeblicher Obstausfuhr nach Holland) und von da nach England in der Presse hervorgetretene Aufregung ist nach den amtlichen Feststellungen unbegründet. Eine nennenswerte Ausfuhr nach Holland hat nicht stattfzefunden, dagegen ist die Einfuhr aus Holland, z. B. von Erdbeeren, Stachelbeeren und süßen Kirschen, eine erhebliche gewesen. Mit einer Ausfuhr hat das Anziehen der Preise für Obst nichts zu tun; es besteht vielmehr die begründete Vermutung, daß die Gerüchte über eine große Obstausfuhr über Holland nach England lediglich von gewinnsüchtigen Händlern in Umlauf gesetzt worden sind, um die hohen Preise mit einer, erhöhten Nachfrage und einer untureichenden Beschickung des Inlandmarktes rechtsertigen zu können. **(Mehr Zurückhaltung bei Einkäufen von Lebensmitteln) kann nicht genug angeraten werden. Obwohl die Kartoffelernte in dem hiesigen Vezirke gut zu werden verspricht, gibt es doch Leute, die wieder in unvernünftiger Hast jetzt schon ihren Bedarf decken möchten. Die Landwirte werden in einzelnen Ortschaften schon mit Nachsragen nach Kartoffelverkauf auf dem Felde und auch für Liefenung frei Keller überlaufen. Und dabei werden von den Käufern vielfach Preise geboten, die nicht im Verhältnis zu denen früherer Jahre stehen und diese um das Doppelte, oft sogar um das Dreifache übersteigen. Daß durch diese mnvernünftige Haltung des Publikums keine angemessenen Kartoffelpreise für den Herbstbedarf zu erzielen sind, liegt klar auf der Hand.— Wie bei den Kartoffeln, kann man eine solche Haltung des Publikums auch beim Einkauf anderer Lebensmittel sehr oft beobachten, insbesondere auf den Wochenmärkten. Die vielfachen Preistreibereien für Gemüse und Obst werden in den weitas meisten Fällen von den Hausfrauen selbst verschuldet, die sich mit ihren leeren Körben geradezu auf die Waren stürzen und nicht nur unbesehen jeden Preis zahlen, der gefordert wird, sondern oft auch noch höhere Preise bieten, um nur ja die betreffenden Waren zu erhalten. Auch hier wäre etwas mehr Zurückhaltung nur zu empfehlen. **(Für Viehhalter.) Bekanntlich ist im Gegensatz zu der übrigen Getreidernte die Gerste nur zur Hälfte beschlagnahmt worden. Während die Landwirte bisher die ihnen verbleibende Hälfte der Gerstenvorräte nur zur Saat oder in der eigenen Wirtschaft verwerten durften, ist ihnen nach nimerer Verfügung gestattet, von diesen Vorräten mit Genehmigung der Kommunalverbände auch an andere Viehhalter abzugeben. Wir machen die interessierten Kreise, besonders die Schweinehalterauf diese Verfügung besonders aufmerksam, ist ihnen doch mehr als bisher Gelegenheit geboten, die zur Schweinemast unbedingt notwendige Gerste zu erhalten. **(Besörderung.) Der Unteroffiziek Georg Dreyer von hier, der kürzlich mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet war, ist jetzt zum Vize=Feldwebel befördert worden. **(Ertappter Gartendieb.) In der Nacht zum Montag war der an der Bergischen Straße wohnende Arbeiter Kr. damit beschäftigt, die Kappusernte auf einem Garten am Dormunderwege zu bergen. Der gute Mann war jedoch im Dunkel der Nacht auf ein falsches Grundstück geraten, nämlich auf ein Feld, welches er nicht bepflanzt hatte. Mitten in eifriger Tätigkeit wurde der fleißige „Nachtarbeiter“ überrascht und nachdem ihm eine recht ausreichend bemessene Portion ungebrannter Asche verabreicht worden war, mußte er unter Zurücklassung des Diebesgutes den Heimweg antreten. Später wurde er von der Polizei verhaftet. Jedenfalls wird man sich an einer anderen Stelle über die Vorgänge dieser. Nacht noch etwas eingehender unterhalten. **(Beschlagnahme von Metall.) Die Beschlagnahme von Kupfer, Mussing und Nickel wird jetzt in vollem Umfanze durchgeführt. Wer es nicht vorgezogen hat, in seinem Besitz befindliche Gegenstände aus obigen Metallen freiwillig abzugeben, wird demnächst ein Verzeichnis dieser Sachen auszufüllen haben. Näheres wird noch bekannt gegeben. ** Ergste, 23. Aug.(Von der Schule.) Am Montag unterzog der Königl. Kreisschulinspektor Herr Stader, Schwerte, welcher für Herrn Dr. Berkermann=Iserlohn, der schon mehrere Monate beim Militär weilt, die evangelischen Schulen des Kreises Iserlohn vertretungsweise übernommen hat, unsere Schule einer kurzen Nevision. Nachdem nun Herr Lehrer Hövelmann auch einberufen ist, wirken nur Hetr Hauptl. Schulte und eine Lehrerin an unserer vierklassigen Schule: gleichzeitig müssen diese die einklassige Schüle auf Reingsen mit durchziehen. Damit nun die Kinder dieser einklassigen Schule, den Verhältnissen entsprechend, genügend Unterricht erhalten, sind sie mit Genehmigung der Behörde in den einzelnen Klassen unser Enzster Schule verteilt. Wohl müssen diese teilweise weite Wege machen, aber mit Rücksicht auf die Kriegszeit werden Eltern und Kinder gerne diese kleinen Opfer bringen. * Mülheim(Ruhr), 23. Aug.(Kaum glaublich!) Von drei Freunden in den Ted getrieben wurde auf der Friedrich=Wilhelms=Hütte der 17= jährisze Arbeiter H. B. Die Burschen pumpten dem Unglücklichen soviel Preßluft ein, bis er besinnungslos zum Krankenhaus gebracht werden mußte; doch schon unterwegs ist der Aermste gestorben. Die drei leichtsinnigen und rohen Gesellen mirden festgenommen. * Bendorf, 23. Aug.(Zwei Knaben erkickt.) In einer Kiesgrube hatten sich mehrere Knaben einen Unterstand gebaut, Infolge des starken Regens der letzten Tage stürzte die Höhring zusammen und verschüttete einen zehn= und zwölfjährigen Knaben, die beide erstickten. Ein dritter Knabe konnte noch rechtzeitig genug ausgegraben und(gerettet werden. Ehrentafel deutscher Kaltblütigkeit. ?: Das Reserveinfanterieregiment Nr. 73 stand im sogenannten Hexenkessel vor Vor dem Schützengraben sollten„Spamische Reiter“ angebracht werden. Dentlich waren beim Mondschein die nur 30 Meter entfernten feindlichen Verschanzungen zu erkennen. Vorsichtig wird ein„Spanischer Reiter“ auf die Brustwehr gehoben, mir Stangen und Spaten hilft man nach. Aber er ist nicht weit genug fortzubringen und vor allem vom Graben aus nicht zu befestigen. Da kommt der Wehrmann Tambour Bilinski(Tiefbauunternehmer aus Linden, Hannover) seines Weges, schwingt sich, ohne ein Wort zu verlieren, über die Schulterwehr. Kerzengerade steht er oben, ergreift den„Reiter“, schleppt ihn 10 Meter vorwärts, verankert ihn sorgfältig und ruft: „Nun die anderen schnell her!" Vergebens ruft der Zugführer ihn zurück.„Mich trifft doch keiner, ich werde 70 Jahre alt!“ sagt er und bleibt oben. Schnell werden ihm die anderen„Reiter" zugereicht, und furchtlos trägt er sie wie den ersten vor.„Nun noch ein paar Handgranaten her!“ meinr er jetzt. Die werden ihm jedoch nicht gereicht, um ihn nicht länger den feindlichen Kugeln auszusetzen. Unverwundet springt der kaltblütige Wehrmann in den Graben zurück. —— * Ein Eisenbahnunglück. Sonntag vormittag ist der Personenzug Nürnberg=Gräfenberg bei Eschenau infolge Schienenbruchs entgleist. Fünf Personen wurden getötet, eine größere Anzahl verletzt: * Würdelose Frauen. Wieder wird ein Fall würdelosen Benehmens von Frauen Krie;sgesangenen gegenüle gemeldet,der für in Oberschöneweide bei Berlin zugetragen hat. Die Geschwister Gertrud und Frieda Glauer aus Oberschöneweide und Frau Helene Fröhlich aus Neukölln hatten vor einiger Zeit auf der Spree bei Oberschöneweide eine Kahnfahrt unternommen. Sie winkten und lachten vom Boote aus den am Rande des Gewässers auf dem Grundstück des Restaurants Hasselwerder befindlichen englischen Kriegsgefangenen in lebhaftester Weise zu. Obwohl Augenzeugen dieses widerlichen Benehmens ihrem Unwillen in unzweideutiger Weise Ausdruck gaben, ließen die drei von ihrem unwürdigen Verhalten nicht ab. Sie ruderten vielmehr nach der anderen Seite hinüber, wo auf dem Gelände des Kabelwerkes Oberspree ebenfalls gefangene Engländer untergebracht sind, die am Spreeufer saßen, und hier wiederholte sich dasselbe widerwärtige Schauspiel. Diese Frauen sind wegen groben Unfugs mit einem Strafmandet in Höhe von je 30 Mk. oder drei Tagen Haft bedacht worden; außerdem und das ist wohl die wirksamste Strafe, hat jetzt der Amtsvorsteher von Oberschöneweide diesen Fall würdelosen Benehmens unter voller Namensnennung öffentlich bekannt gegeben. Büchertisch. Alle unter dieser Nubrie besprochenen Bücher sind in der Carl Braus'schen Buchhandlung zu haben. Heft 36 und 37 des„Völkerkrieg"(Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart) behandelt die Türkei und den Heiligen Krieg bis zu den Dardanellenkämpfen. Die Bedeutung des Eingreifeng der Türkei in den großen Krieg und der wahre Sinn dieses Krieges als eines Kampfer gagen die englischen Weltherrschaftsgelüste gehen aus den Darstellungen der beiden Hefte oft mit überraschender Deutlichkeit hervor. Sehr beachtenswert sind die Ausführungen über Stärke, Ausrüstung und Neugestaltung des türkischen Heeres; sie berechtigen zu der Hoffnung auf weitere bedeutend ins Gewicht fallende Leistungen dieses Heeres. Der besondere Wert dieser Hefte liegt nicht zuletzt auch darin, daß sie über alle geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen, die bei Verfolgung der Ereiznisse auftauchen und zu deren Verständnis nötig sind, mit jeder wünschenswerten Sachkenntnis und Gründlichkeit enterrichten.— Zahlreiche Bilder von Staatsmännern, Feldherren, Truppen, Kriegsschauplätzen und die der Darstellung der Kriegsereignisse zur See negebenen Kärtchen schließen die Laxstellugg in. vollkommener, Rugcbugg 2b. Verantwortlich für die Redaktion Friedr. Kraas, Druck u. Verlag von Carl Braus, beide in Schwerte. Herren- u. Knaben-Kleidung- Osterkeluss 2s(egenber l. Fachen) in. Dortrmund. K Noue-Eirtsselt 2 Pfd. 35 Pfg. weisse Pertzwiebelnguss, Wolzengrics für dauernde Beschäftigung u. hohe Akkordlöhne. Östermann& Flüs, Menden, Kr. Iserlohn. zum Einmachen 3948 Weinberg. e ith sih! die Beschlagnah ne der Häule von Großvieh vom 25. Novemder 19/4(le Nr. 31053) und der Ergänzungsverfügung vom 30. März 1915(1c Nr. 2401) ordne ich unter Hinweis auf§ 9 Ilfser d des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni I. Behandlung des inländischen Gefälles. Das von der Beschlagnahme betcoffene Gefälle ist in der bisherigen Weise sorgjältig abzuschlachten; das Gewicht der Haut ist sogleich nach dem Erkalten festzustellen und in unverlöschlicher Schrift(z. B. auf einer Blechmarke oder durch Stempeldruck) richtig zu vermerhen; außerdem ist die Haut unverzüglich sorgfältig zu salzen. 2. Vorräle inländischen Gefälles der eingangs meiner Bekanntmachung vom 25. November 1914 gekennzeichnelen Art (nämlich alle Häute von Bullen, Ochsen, Kühen und Rindern. die grün mindestens 10 kg, salzfrei mindestens 9 kg, trocken mindestens 4 kg wiegen), die nicht bei Häuleverwerlungsgemeinschaflen lagern, sind gut zu konservieren und, sofern sie mehr als 100 Haut betragen, der Kriegsleder=Aktiengesellschaft. Berlin Ws, Behrenstraße 46, anzumelden.(Vordrucke können von dort bezogen werden.)..4z6g Besihar nan m. 3. Vorräle ausländischen Gefälles. Besitzer von Vorräten ausländischer, von Bullen, Ochsen und Kühen stammender Häute haben die Bestände gut konserviert zu erhallen und übersichtlich zu lagern. Sie haben ferner eine genaue Lagerbuchführung einzurichten und die bei ihnen lagernden eigenen und fremden Bestände, ferner ihre eigenen, bei Spediteuren oder öffentlichen Lagerhäusern lagernden Bestände bis zum 5. jeden Monats nach dem Stande vom 1. des elben Monats der Kriegsleder=Aktiengesellschaft, Berlin W 8. Behrenstraße 46, in übersicht icher Aufstellung zu melden.(Vordrucke können von dort bezogen werden.) Münster, den 19. August 1915. Der kommandierende General: Frhr. von Gayl, General der Infanterie. 3921 e a##e### Viebseuchenpolizeiliche Anordnung Zum Schutze gegen die Maul= und Klauenseuche wird auf Grund des§ 18 fl. des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1919 Reichsg=setzblatt Seite 519 mit Ermächtigung des Herrn Regierungspräsidenten folgendes bestimmt: Nachdem nach amtstierärztlicher Feststellung die Maul- und Klauenseuche unter den Viehbeständen von Middelmann und Schulle zu Wandhosen abgeheilt und eine Neuerkrankung kicht vorbekommen, die Desinfektion vorschriftsmäßig ausgefühlt und durch den Kreistierarzt abgenommen ist, gilt die Seuce auf den erwähnten Gehöften als erloschen. Die in meiner viehseuchenpolizeilichen Anordnung vom 6 u 17. Juli 1913 angeordneten Schutzmaßregeln hebe ich daher hienmit auf. Hörde, den 20. August 1915. Der Landrat. I. V. Dr. Burchard. 3920 Beseandenlbeliche Aundhug. Zum Schutze gegen die Maul= und Klauenseuche wird auf Grund des§ 18ss. des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 (Reichsgesetzblatt S. 519) mit Ermächtigung des Herrn Regierungspräsidenten folgendes bestimmt: Die Maul= und Klauenseuche herrscht zur Zeit unter den Rindoiehbeständen von Pelzing, Eppelkamp und Bucker auf den Ruhrweiden oberhalb des Wasserwerks in Westhofen. Als Sperrbezirk wird bestimmt: Das Gebiel der Ruhrweiden vom Wasserwerk bis zum Wannebach. Auf diesem Bezirk finden die Bestimmungen unter I meiner viehseuchenpolizetlichen Anordnung vom 6. Juli 1915 Anwendung, die im amllichen Kreisblatt(Schwerter Zeitung vom 10 Juli er.(Beilage]) enthalten ist. Ein Beobachtungsgebiet wird nicht gebildet. Die Abschnitte 11I—VII einschließlich der genannken Anordnung bleiben mit der Maßgabe bestehen, daß der erste Satz des§ 5 Jiffer 1 wie folgt geändert wird. In dem Amte Westhofen wird verboten. Hörde, den 21. August 1915. Der Königliche Landrat. I. V.: Dr. Burchard. 3941 Bekanntmachung. Gemäß der 8§ 1 bis 4 des Reichsgesetzes beir. die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten vom 30. Juni 1900 ist jede Erkankung und jeder Todesfall an Cholera(asiatischer) sowie jeder Verdachtsfall dieser Krankheit der für den Aufenthalts- oder Sterbeort zuständigen Polizeibehörde unverzüglich mündlich oder schriftlich anzuzeigen, edenso ist jeder Wohnungswechsel des Erkrankten der in Frage kommenden Polizeibehörden mitzutellen. Jur Anzeige sind verpflichtet: der zugezogene Arzt: der Haushaltungsvorssand; der Pfleger des Erkrankten oder der Leichenschauer. Als choleraverdächtige Fälle sind auch Brechdurchfälle aus anbehannter Utsache anzusehen. Wer die vorgeschriebene Anzeige unterläßt oder nicht rechtzeitig erstatlet, wird gemöß§ 45 des Reichsgesetzer mit Geldstrafe von 10 bis 150 Mark oder mit Hast nicht unter einer Moche destraft. 3939 für sofort gesucht. Verwaltung des Gas- u. Wasserwerks. zum einseifen sofort gesucht. 3938 Bahnhofstraße 27. R 1 Ner bonle“ in den neuesten## Fassons, auch fürstar5 ke Damen, in grosser Auswahl vorrätig. # Vorzüglicher Sitz. 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Färsen u. a) vollfleischige, ausgemästete FärKühe: sen höchsten Schlachtwertes.. devollfleischige ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren..„, 45.—5 c) ältere, ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Färsen..... d) mäßig genährte Kühe u. Färsen 42—48 96-108 e) gering genährte Kühe u. Färsen 34—42 90—96 Gering genähres Jungvieh(Fresser)— o) de sender, seinste Mast. 90—102 120-149 ehste Mastrlde 58—67 100-115 48—53 93—100 36—44 75—90 70—74125-135 65-68 125-130 55—62110-124 Schwerte, den 20. August 1915. Die sste Goldwaren und Schmucksachen Moderne Colllers, Medalllons, Anhänger# in jeder Art, Damenringe und Herrenringe in den modernsten Formen, Broschen und Ohrgehänge, Armbänder, Kreuze, Vorstecknadeln, Damen- und Herren- Uhrketten in 10 verschiedenen Qualitäten. Brillant-Ringe, Brillant-Broschen, Brillant-Ohrgehänge etc. Sehr grosse Auswahl! Biligste Preise A. Eick& Comp. 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Lebendgewicht:.. 198./34 135-145 Saum......... 112-124 140158 85 T SS L I 21 8.— S#• 9 60 63 55 825 T 3 E„„ 1 I : co H 2— 882 8 3 8 8g E 5s g gewicht SSSg # E7 Den glücklichen Partner des jungen Mädchens hatten nur wenige erkannt, doch diese verbreiteten bald die Kunde: es war— der Oberlehrer Dr. Herwig. der?“ fragte man nun wieder.„Dieser Weiberfeind, dieser Duckmäuser?“ Am meisten, und zwar nicht am angenehmsten überrascht war der Kommissionsrat; er taumelte geradezu zurück und eilte zu seiner Gattin, die er glücklicherweise auch gleich antraf. Auf den Schlachtseldern der Liebe und Ehe sind die Frauen die wahren Hannibals und Napoleons, und so sand denn auch die Frau Kommissionsrat ihre Fassung eher wieder als ihr Eheviertel. Sie flüsterte ihm in jenem Ton, der keinen Widerspruch kennt, einige Worte zu, und der Kommissionsrat war nun zum Aeußersten entschlossen. Mit all der Energie eines Mannes, der sich eins mit seiner Frau weiß, versammelte er die Gesellschaft im Salon und sprach also:„Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, Ihnen die Verlobung meiner Tochter Klementine mit Herrn Oberlehrer Dr. Herwig mitzuteilen. Die beiden jungen Leute sind bereits seit einiger Zeit heimlich verlobt, doch hielten wir die Nachricht noch zurück, um sie heute, bei festlicher Gelegenheit, bekanntzugeben.“ Alles beglückwünschte nun das Elternpaar und sah mit Spannung auf die zum Balkon führende Tür. Mit einer geradezu rührenden Treue hielt man im völlig übersüllten Salon aus, da— ein Luftzug an der Gardine, und Klementine erschien. Möglichst unauffällig wollte sie hereintreten; doch als sie so viele Blicke auf sich gerichtet sah. erschrak sie heitig. „Meine herzlichsten Glückwünsche! Gestatten, gnä' Fräulein, Ihnen herzlich Glück zu wünschen!“ Als diese Segenswünsche auf sie hereinpre sselten, wuchs ihre Verlegenheit ins Ungemessene, und sie ließ mit mattem Lächein alles über sich ergehen. Der Kommissionsrat öffnete nun die Tür zum Ballon, führte den mit seiner Ueberraschung kämpsenden Herwig herein und sagte mit verbindlichem Lächeln: „Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, Ihnen in Herrn Dr. Herwig den Bräutigam meiner Tochter vorzustellen!" Neue Glückwünsche, neue Verlegenheit, neues heimliches Kichern, und Gipfel des stillen Vergnügens. Als Assessor Oberend in später Stunde heimging und das Fazit des Abends zog, murmelte er in sich hinein:„Schade um den kapitalkräftigen Engel! Einmal Vorsehung gespielt und nicht wieder!“ hunst ene HHissen. Der plötzliche Tod der Badenden. Nicht selten hört man von plötzlichen Todesfällen, die sich in Fluß= und Seebädern ereignen. Die Erklärung, die man gewöhnlich dafür gibt, ist, daß den Badenden infolge der Ueberanstrengung und Erhitzung ein Herzschlag getroffen hat. Auch der volle Magen gilt bisweilen als Ursache, indem man annimmt, daß der Ertrunkene unter Wasser erbrochen hat. Aber diese Gründe wirken nicht ganz plausibel, wenn man bedenkt, daß die Schwimmer gewöhnlich junge, kräftige Leute, häufig auch recht geubt sind, und daß bei ihnen ein Herzfehler sehr unwahrscheinlich ist. Auch haben die meisten Sektionen der Leichen am Herzen nichts gefunden. Es ist nun recht interessant, eine Hypothese zu hören, die Dr. A. Güttich=Frankfurt in der„Medizinischen Klinik“. entwickelt hat. Er zieht den sog. Vestibularapparat des inneren Ohres heran, dessen Störungen Schwindel, unwillkürliche Augenbewegungen(Nystagmus) und Erbrechen hervorrufen können. Derartige Erscheinungen treten bei gewissen Menschen, besonders solchen, die eine Läsion des Trommelfelles besitzen, aber auch bei anderen, deren Trommelfell intakt ist, auf, wenn man ihnen kaltes Wasser ins Ohr spritzt. Die plötzlichen Todesfälle im Wasser sind durch solche Reizungen des vestibulären Apparates zwanglos zu erklären. Es gibt eine Menge Menschen, die einen alten Riß im Trommelfell von Jugend an besitzen, ohne etwas davon zu spüren. Auch kann es bei einem mißlungenen Kopfsprung zu einem Riß kommen. Dann dringt kaltes Wasser durch den äußeren Gehörgang in die Paukenhöhle und reizt von hier aus den vestibulären Apparat. Es kommt zu Orientierungsstörungen— denn bekanntlich ist das Vestibulum das statische Sinnesorgan—, zum Erbrechen infolge Reizung der Magennerven auf nervösem Wege vom Gehirne her. Dabei ist ein voller Magen natürlich gefährlicher als ein leerer. Man müßte daher, so verlangt Dr. Göttich, Leute mit Trommelfelldefekten warnen, allzu kühne Kopfsprünge auszuführen oder in zu kaltem Wasser unterzutauchen. Ein ins Ohr gesteckter Wattepfropfen ist ein gutes Vorbeugungsmittel gegen die Gefahr, die dem inneren Ohre droht. Ratschläße fürs haus Laura Uincen. Hafermehl, das bekanntlich eine sehr gute Kindernahrung ist, brennt zum Aerger vieler Hausfrauen sehr leicht an und kocht ebenso leicht über. Man sollte es deshalb stets im Wasserbade kochen, d. h. man hänge einen kleineren Topf in einen größeren, der halb mit kochendem Wasser angefüllt ist. Hafermehl muß mit kaltem Wasser angerührt werden, dann läßt man es in kochendes Wasser laufen und rührt so lange, bis es anfängt, dick zu werden. Es muß mindestens eine halbe Stunde kochen und soll während des Kochens nicht gerührt werden. Blumen im Zimmer. Wohl jeder liebt es, frische Blumen im Zimmer zu haben, doch ist das übelriechende Wasser, das sich meist schon am zweiten Tage in der Vase befindet, nicht gerade angenehm, und auch tägliches Erneuern des Wassers schützt nicht ganz vor diesem Uebelstand. Ein Mittel, um diesen sehr zu mildern, besteht darin, einen Efeuzweig mit in die Vase zu stellen, der das Wasser rein erhält. Bei Goldlack verhindert ein Stückchen Zucker, dem Wasser zugefügt, jeden üblen Geruch. Haarbürsten zu reinigen. Man mache eine gute Seifenlösung, quirle sie schaumig und bewege darin die Borsten der Bürste hin und her, ohne den Rücken naß zu machen, bis sie ganz rein sind. Nun spüle man zuerst in heißem, dann in kaltem Wasser nach, reibe mit einem Handtuch so trocken wie möglich und lege dann die Bürste mit den Borsten nach unten auf einer Unterlage von Papier auf eine nicht zu heiße Herdstelle. Das Trocknen muß rasch gehen, weil sonst die Borsten weich werden. Den Rücken reibe man hierauf mit ein paar Tropfen Leinöl ein und poliere mit einem weichen Tuch. Unterhaltungs=Beilage zu Nr. 197. Dienstag, 24. August 1915. □ SSn 8 B S2555S Ura — □ 0 2 D ∆ ES5LS. 8 2 . 75 EESEE GEPSEEGSEE 6 spiel habe ich einen ziemlich sicheren Anhalt dafür gewonnen, in welcher Weise der Anschlag gegen Sie verübt worden ist. Mehr durch Zufall vielleicht als durch mein Verdienst. Aber das ist ja schließlich einerlei.“ g. kasl nich „Möchten Sie mir diesen merkwuroigen Zufau nicht etwas näher beschreiben?“ „Ich hatte das Glüa, dem Manne zu begegnen, den wir soeben in das Haus dort eintreten sahen.“ „Und dieser Mann ist demnach auch eine Figur in dem Spiel gegen mich?“, 466u6 „Das ist er.“ Und Sie werden es mir glauben, wenn ich Ihnen sage, wer er ist. Es ist Ihr eigener Schwager, der Bruder Ihrer Frau Gemahlin, obwohl er sich gegenwärtig Hubert Cornelli nennt und so etwas wie ein fahrender Komödiant ist. Noch vor kurzer Zeit war er mir völlig unbekannt, jetzt aber habe ich das Vergnügen. ihn recht gut zu kennen. Bitte, sehen Sie sich das Landhaus an, vor dem wir stehen. Es ist für Sie von großer Wichtigkeit, denn es birgt den Schlüssel des für Sie so kostbaren Geheimnisses. Hörten Sie jemals den Namen Anita Giovanni?“ „Zum Henker, Mann, sind Sie denn mit dem Satan selbst im Bunde? Was wissen Sie von der Frau, die einst unter dem Namen Anita Giovanni berühmt war?“ „Sie vergessen, verehrter Herr Volkhardt, daß Sie mich mit der Abwicklung gewisser Geschäfte betraut haben, die sich auf die Verbindung des Herrn Creter mit der genannten Dame bezogen. Was ich nicht schon daraus erfuhr, habe ich mir nach dem, was ich neuerdings erfahren, ohne große Schwierigkeit zusammenreimen können. Als Paul Volkhardt waren Sie der uneigennützige Freund der Dame, der ihr versprach, Sie aus den Klauen— entschuldigen Sie das harte Wort!— des Herrn Paul Creter zu befreien, in die sie auf irgendeine wunderbare Weise geraten war. Auf welche Art Sie dann dies Versprechen eingelöst haben, brauche ich Ihnen wohl nicht ins Gedächtnis zurückzurufen. Aber ich habe mich ein bißchen um die näheren Verhältnisse der Dame gekümmert, weil man nie wissen kann, wozu solche Kenntnis gut ist. Und da habe ich erfahren, daß es mit dem Gatten der Frau Giovanni irgendeine ganz besondere, geheimnisvolle Bewandtnis gehabt haben muß. Auch hatte die Dame eine Tochter, der ein wichtiges Geheimnis anvertraut wurde. Wenn dies Geheimnis gegen Sie ausgenützt würde, könnte Ihr Leben sich möglicherweise in ernster Gefahr befinden. Sie ersehen wohl aus alledem, daß ich ziemlich gut unterrichtet bin und keineswegs ins Blaue hineinrede.“.., g un dezimat gefährlich. „Ich sehe, daß Sie ein hunbertmal geführlicherer Bursche sind, als ich es nach Ihrem einfältigen Aussehen je für möglich gehalten hätte. Aber fahren Sie nur fort. Was Sie da von einem Geheimnis sagen, das nur Anita Giovanni bekannt war, könnte schon stimmen. Und es könnte auch zutreffen, daß der über eine furchtbare Macht verfügt, der sich im Besitz dieses Geheimnisses befindet. Aber solange es nur in den Händen jenes Mädchens ist, wird es wohl keinem gefährlich werden. Sie muß ja noch ein halbes Kind sein.“ „Aber man könnte sich dieses halben Kindes als eines Werkzeuges bedienen! Verstehen Sie mich, Herr Bolkhardt! Und darum sollte man es auf irgendeine Weise unschädlich machen. In gesetzmäßiger und zulässiger Weise natürlich, wie ich ausdrücklich hinzufügen möchte. Es wird also für Sie von Interesse sein, zu erfahren, daß sich das junge Mädchen aller Wahrscheinlichkeit nach hier in diesem Hause befindet. Als eine Gefangene des Herrn Hubert Cornelli und etlicher anderer Personen, die aus ihren Talenten und ihrer geheimen Wissenschaft Kapital zu schlagen hoffen. Wenn Sie die Kleine in Ihre Gewalt bringen könnten, so würde das nach meinem Dafürhalten für Sie jedenfalls von gewaltigem Vorteil sein, Herr Volkhardt! Ich kann zur Begründung dieser Ansicht auch noch mit allerlei Einzelheiten dienen, wenn sie verlangt werden „Es läge mir allerdings daran, diese Einzelheiten zu erfahren.„„ Raug Jung..kar F. A.k. „Sie sind zu Ihrer Becjugung; aber sie haven selbstverständlich ihren Preis. Ich habe das ganze Spiel in meiner Hand, Herr Volkhardt, und Sie sind selbst ein viel zu guter Spieler, als daß Sie irgend jemandem zumuten könnten, seine Trümpfe für nichts und wieder nichts aus der Hand zu „Aber es steht mir doch wohl frei zu verzichten— nicht wahr?" ein gewiß. „Oh, das werden Sie nicht tun— nein, gewiß, das werden Sie gewiß nicht, mein verehrter Herr Volkhardt! So gleichgültig kann Ihr Leben Ihnen wohl unmöglich schon geworden sein. Und darauf, daß es bei der Geschichte um Ihr Leben geht, können Sie sich heilig verlassen. Wenn Sie meinen Beistand verschmähen, wird das Schicksal, dem Sie einmal mit knapper Not entronnen sind, Sie über kurz oder lang mit tötlicher Sicherheit ereilen. Und Sie sollen die Rettung sehr billig haben. Für nicht mehr als hunderttausend Mark. Sie brauchen wirklich nicht so spöttisch zu lachen. Es handelt sich um einen reiflich erwogenen Vorschlag und um ein glattes, sauberes Geschäft. Sehen Sie, Verehrtester, ich bin ein Mann, der auch seinen Ehrgeiz hat wie jeder andere. Die Arbeit, die ich, der Not gehorchend, in den letzten Jahren verrichtet habe, ist im Grunde sehr wenig nach meinem Geschmack. Und ich möchte mich nach und nach in eine reinlichere Sphäre emporschwingen. Ohne ein gewisses Betriebskapital ist das nicht wohl möglich. Und bis ich es mir durch eine Förtsetzung meiner bisherigen Tätigkeit zusammensparen könnte, hätte ich meinen Ruf hoffnungslos zugrunde gerichtet. Sie verstehen also, daß ich die hunderttausend unbedingt haben muß, und daß ich mir nichts davon abhandeln lassen kann, nicht einen Pfennig. Ich bin bereit, Ihnen dafür das Leben zu retten und Ihnen das Gefühl der Sicherheit wiederzugeben, das Ihnen nach diesem letzten Anschlage abhanden gekommen ist. Wenn Sie meine Offerte ablehnen, haben Sie sich die Folgen zuzuschreiben. Und es würde mich keineswegs wundern, wenn Sie noch vor Ablauf eines Monats ein recht stiller Mann geworden wären. Was aber nützt Ihnen dann Ihr Geld? Und was haben Sie dann davon, daß Sie die armseligen hunderttausend Mark gespart haben?“ Volkhardt antwortete nicht sogleich. Er schien den Vorschlag nun doch ernstlich in Erwägung zu ziehen, und es klang keineswegs abweisend mehr, als er endlich fragte: „Was also müßte ich Ihrer Meinung nach zunächst tun?“ „Zuerst müßten Sie mit Ihrem Schwager Cornelli reden. Mich aber müssen Sie dabei zunächst völlig aus dem Spiel lassen. Es wäre ganz verkehrt, wenn Sie ihn erraten ließen, daß ich etwas mit der Geschichte zu tun habe. Jagen Sie ihn wegen des Mädchens ins Bockshorn. Reden Sie ihm vor, Sie wären ihr gesetzlich bestellter Vormund, und verlangen Sie, daß das Mädchen sofort Ihrer Obhut übergeben werde. Denken Sie daran, daß ich noch keine absolute Gewißheit habe, ob sich das Mädchen hier im Hause befindet, obwohl ich freilich unbedenklich meinen letzten Pfennig darauf verwetten würde. Ist sie in Ihren Händen und unter Ihrer Aussicht, so können Sie für die Folge jede Gefahr verlachen.“ (Fortsetzung folgt.) SSÖLPAEEE # aön TS# 29 ET 2 1S 5 E B# 5T "* SE 19 5 S 2 9. ES PSET: 513 25 .—#°gz S Sage F#RES ERSES a S 8 Ser S#E 5 55 17 Denkspruch. Wir sind viel zu schnell bei der hand mit dem Unteil, daß uns dies oder das auich die Natur versagt wäre. Ein wenig mehr Fleiß, und es stelli lich das Gegenteil heraus. Garlyle. Die Verlobung auf elektrischem Wege. Humoreske von Adolf (Nachdruck verboten.) Bei Kommissionsrats war heute große Gesellschaft. Schon vormittags war mit Hilfe eines Lohndieners und des mit diesem kokettierenden Stubenmädchens sowie der Küchenfee, die solcherlei Minnespiel mit Argusaugen beobachtete, die ganze Wohnung gründlich auf den Kopf gestellt worden, und nachmittags wurden in der Küche die Vorbereitungen zum Souper getroffen. Abends schmorte und briet es dann in diesem dem Magen geheiligten Raume, während die Frau Kommissionsrat mit Feldherrnblick an der Tafel waltete und ihr Töchterlein, die achtzehnjährige Klementine, Adjutantendienst versah. Der Herr Kommissionsrat Rümpler hatte sich, nachdem er schon auf sein Mittagsschläfchen verzichtet, mit stillen Verwünschungen in sein Stammlokal gerettet, wo er einige friedliche Stunden verlebte; zu rechter Zeit war er jedoch wieder nach Hause zurückgekehrt, gerade zu rechter Zeit, um eine wohlvorbereitete Predigt seiner besseren Hälfte mit der Geduld eines seit längeren Jahren verheirateten Mannes entgegenzunehmen. Nach 8 Uhr erschienen die ersten Gäste, und nachdem die an freundlichen Gesichtern, freundlichen Worten und unfreundlichen Gesühlen reiche Wartezeit verstrichen, begab man sich zur Tafel. „Die Stunde rennt auch durch den rauhsten Tag“. und so ging denn auch diese Festlichkeit vorüber, ohne daß trotz der schweren Speisen und Weine einer der Anwesenden einem Schlagfluß erlegen wäre. Auf das Signal der Hausfrau„Gesegnete Mahlzeit“. erhob sich die Gesellschaft, um sich in den Nebengemächern zu zerstreuen. Die Herren stürzten sich auf die Zigarren, wobei ihnen das übliche„Echte“ aus Siphons verzapft wurde, und die Damen harrten nach einem Verdauungsklätschchen des erhebenden Moments, in dem der für heute engagierte Klavierspieler sein Werk begann. Nun erklangen die Takte der Polonäse, und die jüngeren Herren boten den Damen ihren Arm. Während die Paare im Salon ihre unteren Extremitäten bewegten, hatten sich die gesetzten Leute ins Nebenzimmer gesetzt und bemühten sich, teils Zigarren in Asche zu verwandeln, teils Leumund zu rupfen. Zu ihnen herüber tönten die lieblichen Harmonien des Klavierspielers. Die Polonäse und der sich anschließende Walzer waren vorübergerauscht, und die Tänzer hatten ihre Damen zu ihren Plätzen geführt. Assessor Oberend, der das liebliche Töchterchen des gastlichen Wirtes geführt, erholte sich jetzt bei einer Zigarette; bald aber trieb es ihn, den feurigen Verehrer seiner Dame, wieder empor. Dem Walzer folgte eine Polka, und so ging es fort, in der drehenden Beschäftigung. „Wirklich famos heute!“ sagte in einer Pause der Referendar Kluge zu einer kleinen Gruppe von Herren. „Ist ja etwas völlig Phänomenales, daß in der Familie Rümpler getanzt wird!" „Vollkommen meine Ansicht!“ pflichtete Leutnant Rippenstahl bei.„Das Haustöchterchen, Sie wissen ja, ist solchen Vergnügungen abhold, ist ja Männerfeindin. „Allerdings!“ sagte ein anderer,„die heißt ja die Vestalin, ist ja absolut unempfindlich gegen männliche Betsrrn „Aber doch ein tadelloser Käfer,“ sagte Kluge, und Rippenstahl fügte leise hinzu, indem er die Geberde des Daumenrührens machte:„Und dabei hat sie — Charakter!" Diese zarte Bemerkung rief Heiterkeit hervor, die erst wieder dem Ernste der Wirklichkeit wich, als Kluge sagte:„Der Oberend ist anscheinend jetzt an der Tete!" „Sie, Kluge,“ flüsterte jetzt der Leutnant,„wer ist denn der dort, der mit der Brille und dem langen Schnurrbart, der mit dem Bücherschranke liebäugelt?“ Damit wies er auf einen Herrn hin, der am Tanze wenig teilgenommen hatte und, nachdem er ein Bilderwerk betrachtet, der Büchersammlung sein Interesse zuwandte. „Ach der?“ lautete die Antwort.„Ein Philologe. Oberlehrer, Schulmeister, ich glaube am Gymnasium; heißt Herwig.“ „So?“ sagte der Leutnant gleichmütig.„Darf meinethalben weiteratmen!“ Nun begann wieder der Tanz. Assessor Oberend hätte diesen Walzer gern mit Klementine getanzt, doch sah er sie nicht, und so beehrte er denn eine andere. Doch auch während des Tanzes bemerkte er die von ihm mit der ganzen Kraft seiner Assessorenseele verehrte Dame nicht, und das fiel ihm auf. Mit der unauffälligen Energie, die intelligente Heiratskandidaten ziert, begann er, die ganze Wohnung nach der Verschwundenen abzusuchen. Aber vergebens, nirgends fand er sie. Da hinter dieser Gardine stand sie vielleicht und sah zum Himmel empor; hatte er doch bereits früher einmal die etwas schwärmerisch veranlagte „Vestalin“ so überrascht. Er hob die Gardine auf, der Platz war jedoch leer. Indessen bemerkte der Assessor etwas, das seine Aufmerksamkeit fesseln mußte: ein greller Lichtschein fiel auf die benachbarten Häuser. Wie schon öfters wurden auch heute vom Observatorium der„Urania“ Beleuchtungsversuche mit elektrischem Licht gemacht, und so setzten denn die Strahlen die Stellen, auf die sie gerade fielen, in tageshelle Beleuchtung. Der Assessor hatte das Bedürfnis, sich interessant zu machen; er teilte daher in jedem der Zimmer seine Wahrnehmung mit, und alles eilte nun an die Fenster. Die Wohnung lag im zweiten Stock, und die Gäste konnten daher das eigenartige Schauspiel vortrefflich genießen. Die Fenster öffnete man nicht, da die Kälte dies verbot; konnte man doch auch so recht gut beobachten, wie der blendende Strahl bald hier, bald dorthin rückte, jetzt eine Häusermasse, jetzt einen winterlichen Garten beleuchtete. Da, ein plötzlicher Ruck, und der Strahl richtete sich auf die Wohnung des Kommissionsrates. Jeder sah, wenn er den geblendeten Blick von der Strahlenquelle abwandte, mit Erstaunen seinen Nachbar in voller Tageshelle. Noch mehr Erstaunen erregte eine Gruppe, die auf dem Balkon sichtbar wurde: das Töchterchen des Hauses stand in seliger, weltvergessener Umarmung mit einem Herrn. Sie hatte, während sie ihr Köpfchen an ihn schmiegte, anscheinend vor lauter Glück ihre Augen geschlossen, und auch er schien von der Beleuchtung wenig zu bemerken. Ein allgemeines Ah der Ueberraschung ließ sich hören, und als jetzt der Lichtschein weiterrückte und das Haus wieder in Dunkel getaucht war, befand sich die Gesellschaft in lebhafter Erregung. „Das ist die Vestalin!“ zischelte man.„Ist es möglich, die Unnahbare? Einfach horribel! Nun wird's Tag!“