un eimem Zeiume nicne— ander Feiertags. Bezugspreis M. 1.80 viertel##drisch, dei der Post für Bestellgeld 42 Pfo. mehr. Wöchentl. Gratisbeilage:„Jüustrierter Famillenfreund“ u. tägl. Unterdaltungsdiatt. Posenpries Dekenandein oder deren Raum 10 Pig., Anzeigen von auswärts 15 Pfg., Reklamezeile 40 Pig. Jeder Rabait gilt ols Kassarabalt u. erlischt bei Honkucsen, Zwangsvergleichen, gerichtl. Klagen u. Nichtbeochtung d. gemacht. Jahlungsbedingung. Verbunden mit: Schwerter Tageblatt S Schwerter Anzeiger Grltes und älteltes Cagesorgan des Kreiles o General-Anzeiger für den Kreis Hörde o Haupt-Annoncenblatt Nr. 81. Dienslag, den 8. April 1913. 45. Jührg. Der Reichskanzler über die Wehr=Vorlage. Deutsche. Reichstag. Berlin, 7. April.(Tel.) lm Bundesratstisch: v. Vethmann Hollweg, Delbrück, v. Tirpitz, v. Heeringen, v. Jagow, Lisco, Kühn, Krätle, Solf, Wackerzapp. Haus und Tribünen sind stark besetzt.. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung 2 Uhr 15 Min. um Die Heeresvorlage. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung der Vorlage zur Ergänzung des Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres im Verein mit dem Ergänzungsetat für 1913.4. Die Rede des Reichskanzlers. Meine Herren! Die Ihnen zur Annahme unterbreitete Wehrvorlage fordert die Verstärkung iichen zuach dem einmütigen unserer Wehrmacht, welche„ach dem einmütigen Urteil unserer militärischen Autoritäten notwendig ist, um (Hört, hört! rechts. Lachen links.) Hier und auch gegenüber dem herausfordernden Widerstreben Montenegros kommt es vor allen Dingen darauf an, daß das bisherige Zusammenarbeiten der Großmächte auch weiter standhält. An der Flottendemonstration beteiligen sich sämtliche Großmächte außer Rußland, das aber die Aktion an sich sanktioniert hat. Die Londoner Beschlüsse müssen schleunig und mit allem Nachdruck durchgeführt werden, dann werden auch die bisher noch ungelösten Fragen eine friedliche Lösung finden. Aber, meine Herren, die Behutsamkeit und Vorsicht, mit der die Londoner Verhandlungen geführt wurden, und die Haltung, welche die Großmächte gegenüber den kriegführenden Parteien und diese gegenüber den Großmächten einnehmen, zeigen doch sehr eindringlich, wie nahe und empfindlich die Vorgänge auf dem Balkan das Verhältnis unter den Großmächten nicht nur berühren, sondern auch verhängnisvoll stören können. Bis jetzt ist es vor allem die Abgrenzung von Albanien gewesen, welche die Zukunft Deutschlands zu sichern. Wir nutzen gegenwärtig die Wehrkraft unserer Bevölkerung nicht voll aus. Rund 280000 Rekruten stellen wir jährlich ein, aber die militärtaugliche junge Mannschaft Deutschlands ist so stark, daß wir jährlich einige 60000 Mann mehr einstellen könnten. Trotz der Verstärkungen, die wir periodisch und noch vor einem Jahre vorgenommen haben, hat die Entwicklung unseres Heeres mit dem Wachstum der Bevölkerung nicht gleichen Schritt pehalten. Sollte uns jetzt ein Krieg aufgenötigt werden, so können und werden wir ihn schlagen in dem sicheren Vertrauen auf die Tächtigkeit und Tapferkeit unserer Armee.(Lebhafter Beifall.) Die Frage ist nur die: Können wir uns weiterhin den Luxus gestatten, auf Zehntausende von ausgebildeten Soldaten zu verzichten, die wir haben könnten, die wir aber jetzt nicht einstellen?(Sehr richtig!) Niemand weiß, od und wann uns ein Krieg beschieden sein wird, aber soweit menschliche Voraussicht reicht, wird kein europäischer Krieg entbrennen, in dem nicht auch wir verwickelt sein werden. Dann werden wir um unsere Existenz zu kämpfen haben. Wer will die Verantwortung dafür tragen, daß wir bei einem Ringen auf Leben und Tod nicht so stark sind, wie wir stark sein könnten?(Sehr richtig!) Dieser Gedanke hat sich in den letztverflossenen Monaten wohl einem jeden mit elementarer Gewalt aufgedrängt. Von Ansang des Balkankrieges an ist es das Bestreben aller Großmächte gewesen, den Krieg zu lokalisieren. Keine Großmacht hat an den territorialen Veränderungen auf dem Balkan Teil haben wollen. Trotzdem hat lange Zeit eine Spannung bestanden, welche die beiden mit ihren Interessen am nächsten beteiligten Großmächte Rußland und Oesterreich= Ungarn zu außergewöhnlichen militärischen Maßregeln veranlaßte. Ich will nicht sagen, daß in irgend einem Augenblick der Krieg unmittelbar vor der Tür gestanden hat, aber es hat wiederholt des ganzen Verantwortungsgefühls der zunächst interessierten Kabinette bedurft, den bestehenden Meinungsverschiedenheiten und Interessengegensätzen diejenige Schärfe zu nehmen, welche zu einem gewaltsamen Ausbruch hätten führen können. Europa wird dem englischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten Dank wissen für die außergewöhnliche Hingebung und den Geist der Versöhnlichkeit, mit der er die Londoner Botschafterbesprechung geleitet und imner wieder Gegensätze zu vermitteln verstanden hat. Deutschland nimmt an diesem Dank um so williger Anteil, als wir uns mit den Zielen der englischen Politik eins gewußt und treu zu unseren Bundesgenossen stehend in demselben Sinne gearbeitet haben.(Beifall.) Sir Edward Grey hat unlängst im englischen Unterhause die bisherigen Eraebnisse der Londoner Botschafterbesprechungen der Oeffentlichkeit bekannt gegeben. Diese Darlegungen können als die Grundlage für die Behändtung der orientalischen ungelegenheiten angelehen werden, über die die Mächte sich geeinigt haben. Es handelt sich jetzt darum, den Entschließungen der Mächte unter allen Umständen Geltung zu verschaffen. Wir sind entschlossen, auf das energischste hierbei mitzuwirken.(Beifall.) Man hätte erwarten können, daß der Fall von Adrianopel die Wiederherstellung des Friedens auf dem Balkan beschleunigen würde. Das ist leider nicht der Fall gewesen. Die Türkei hat die ihr von den Mächten unterbreiteten Vorschläge für den Friedensschluß akzeptiert, die Antwort der Valkanstaaten ist dagegen erst vorgestern eingegargen. Sie unterliegt gegenwärtig der Beschlußaltung der Gesamtheit der Großmächte. Ich entdalze mich deshalb heute näherer Ausführungen. Interessengegensätze unter den Großmächten hervortreten ließ. Für die Zukunft ist entscheidend, daß an die Stelle der europäischen Türkei mit ihrem passiv gewordenen staatlichen Leben Staaten getreten sind, welche eine ganz außergewöhnliche aktive Lebenskraft dakumentieren. Wir alle haben ein dringendes Interesse daran, daß sich diese Kraft in der Friedensarbeit ebenso dewährt, wie sie es im Kriege getan hat, und daß die Balkanländer einer Epoche neuen Aufblühens entgegengehen, in engem wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhang mit ihren Nachbarn und der Gesamtheit der europäischen Staaten, dann werden auch sie ein Faktor des Fortschritts und des europäischen Friedens sein. Trotzdem bleibt eins unzweifelhaft: Sollte es einmal zu einer europäischen Konflagration kommen, die Slawen und Germanen einander gegenüber stellt, so bedeutet es für die Germanen einen Nachteil, daß die Stelle im System der Gegengewichte, welche bisher von der europäischen Türkei eingenommen wurde, jetzt zum Teil von südslawischen Staaten besetzt sind. Diese Verschiebung der militär=politischen Situation auf dem Festlande hat sich seit längerer Zeit vorbereitet. Jetzt, wo sie in einem unZeit vorbereitet. Jetzt, wo sie in ei erwartet großen Umfange eingetreten ist, würden wir gewissenlos handeln, wenn wir nicht die Konsequenzen daraus ziehen wollten. Ich sage das nicht, meine Herren, weil ich einen Zusammenstoß zwischen dem Slawenlum und Germanentum für unausweichlich halte. Manche Publizisten versechten das Gegenteil; das ist ein gefährliches Unternehmen. Solche Thesen wirken als in die Ohren klingende Schlagworte suggestiv und düngen den Boden, auf dem mißleitete Volksleidenschaften in die Halme schießen.(Sehr richtig!) Mit der Regierung Rußlands, unseres großen slawischen Nachbarreiches, stehen wir bekannt. In diesen leidenschaftlichen publizistischen Fehden klingt de Erinnerung an alle Differenzen wieder, welche seit langen Jahrzehnten das Balkanproblem zwischen Oesterreich=Ungarn und Rußland hatten entstehen lassen. Als treue Verbündete Oesterreich=Ungarns suchen wir diese Spannung zu mildern, soweit es möglich ist. Deshalb dürfen wir aber nicht den Kopf in den Sand stecken. Daß wir unsere Bundes treue auch über die diplomatischen Vermittlungen hinaus bewähren, brauche ich nicht zu betonen. Durch die neue und akute Belebung den Rasseninstinkte erhält die durch den Balkankrieg eingetretene Verschiebung der militärpolitischen Situation eine erhöhte Bedeutung. Wir sind gezwungen, sie in Rechnung zu stellen, wenn wir an die Zukunft denken. Unsere Beziehungen zur französischen Regierung sind gut. Bismarck hat in seiner großen Rede vom 11. Januar 1887 das Verhältnis Deutschlands zu Frankreich geschildert, wie es sich aus dem Verlauf der Geschichte entwickelt hat und wie es sich durch den nationalen Charakter der Franzosen gestalten wird, und ebenso die Konsequenzen daraus gezogen. Bismarck hat damals gesagt: Wenn die Franzosen so lange mit uns Frieden halten wollen, bis wir sie angreifen, wenn wir dessen sicher wären dann wäre der Friede ja für immer gesichert. Daran hat sich nichts geändert. In einem 40jährigen Zeitraum haben wir Frankreich und der Welt auch in recht ernsten Augenblicken so viele Beweise davon gegeben, daß wir auch mit unserem westlichen Nachbar schiedlich friedlich zu leben wünschen, daß diese unsere Wünsche durch Worte nicht bestärkt zu werden brauchen. Bismarck besorgte einen Angriff Frankreichs, sobald eine kriegerisch gesonnene oder durch innere Schwierigkeiten zu auswärtigen Aktionen gedrängte Regierung ans Ruder käme und Frankreich irgend einen Grund habe, zu glauben, daß es uns überlegen sei, sei es, daß dieser Glaube auf der Ueberzeugung von der eigenen militärischen Stärke, sei es, daß er auf dem Bestehen von Bündnissen beruhe. Bismarck hai den Eintritt keiner dieser Eventualitäten erlebt. Ich habe allen Grund zu glauben, daß die gegenwärtige französische Regierung in nachbarlichem Frieden mit uns leben will. Was und welchen Wechsel die Zukunft bringen mag, weiß niemand. Vergleich zu der Zeit vor 25 Jahren sind, wie ich glaube, die Chancen dafür, daß die Kabinette der Mächte den Mittelpunkt kriegerischer Aspirationen bilden, nicht gestiegen, sondern gesunken. Von den in freundschaftlichen Beziehungen. Bravo!] Seit ich im Amte bin, habe ich es als meine Aufgabe angesehen, ein offenes und vertrauensvolles Verhältnis mit dem russischen Kabinett zu unterhalten(Beifall), und ich habe aus dem Gang der Geschäfte und aus meinen persönlichen Beziehungen zu den Staatsmännern, die nach dem Willen Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus, die russische Politik in den Bahnen guter Nachbarschaft mit Deutschland erhalten, die Ueberzeugung gewonnen, daß meine Bestrebungen von ihnen erwidert werden. Direkte Interessengegensätze zwischen uns und Rußland kenne ich nicht. Deutschland und Rußland können an ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Erstarkung arbeiten, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen. Gute gegenseitige Beziehungen können diese Entwicklung nur fördern. Die slawisch=germanischen Rassengegensätze allein werden nicht zu einem Kriege zwischen uns und Rußland führen. Wir wenigstens werden ihn nicht entfachen, und auch die gegenwärtigen russischen Machthaber werden es nicht tun; das glaube ich nicht. Aber den russischen Staatsmännern sowohl als uns ist es bekannt, daß die panslawistischen Strömungen, über die schon Bismarck geklagt hat, die schon Bismarck beunruhigt haben, durch den Sieg der slawischen Balkanstaaten mächtig gefördert sind. Die bulgarischen Siege über die Türken sind von diesen Kreisen zum Teil auch als Siege des slawischen Gedankens im Gegensatz zu dem germanischen Gedanken gefeiert worden. Neben den lokalen Interessengegensätzen haben diese Strömungen zu der Es Winter zw geherrscht hat. Ich brauche auf, zie erxegten Aus einandersetzungen nicht hinzuweisen, die zwischen einem Teil der russischen und der österreichischen Presse stattgefunden haben. Sie sind allgemein Von den Dimensionen eines Weltbrandes und der Zerstörung und dem Elend, die er über die Völker bringen würde, kann sich kein Mensch eine Vorstellung machen. Alle Kriege der Vergangenheit werden ein Kinderspiel dagegen sein. Kein verantwortlicher Staatsmann wird gesonnen sein, leichtfertig die Lunte an das Pulver zu legen. Die Neigung dazu hat abgenommen, zugenommen aber hat die Macht der öffentlichen Meinung und innerhalb dieser öffentlichen Meinung der Druck derjenigen, die sich am lautesten gebärden. Das sind, je demokratischer die Einrichtungen sind, in erregten Zeiten nicht Majoritäten, sondern Minoritäten.(Sehr richtig!] Die französische Nation, so kriegstüchtig und tapfer, so stolz auf Ruhm und Ehre, so vaterlandsliebend und opferwillig sie ist — ich glaube nicht, daß sie in ihrer Gesamtheit zum Kriege drängt, aber für weite Kreise der französischen Nation, nicht nur für die chauvinistischen, nein, auch für ruhige und überlegende Elemente ist eingetreten, was Bismarck fürchtete: man glaubt uns, wenn nicht überlegen, so doch zum mindesten gewachsen zu sein im Vertrauen auf die Stärke der eigenen Armee, im Vertrauen auf das Bündnis mit Rußland, vielleicht auch in der Hoffnung auf die Freundschaft Englands. Das ist das Gefährliche an der Seite des Erstarkens des französischen Nationalempfindens, so große Achtung auch die nationale Bewegung der Geister in Frankreich überall beanspruchen darf. Die leidenschaftlichen, die chauvinistischen Elemente zeigen uns die gegen Deutschland gerichtete Spitze zu häufig mit einer gewissen Ostentation. Die französische Armee ist gut, nach militärischem Urteil sehr gut. Sie ist der Liebling. der Stolz und die Hoffnung der Lation. Alle Parteien, die ganze Bevölkerung tun nöglich ist. jenDem lebhaften französischen Geist erscheint, darin berührt er sich mit panslawisti= schen Anschauungen, die Niederlage der# Türken als Niederlage der Deutschen. Bei Kirk#### Kilisse und Lüle Burgas sieht er die Ueberlegen si# heit der französischen Geschütze und Instrukteure über die deutschen zur Evidenz nachgewiesen. Der Anschluß der Balkanstaaten an die Triple=Entente wird im voraus eskomptiert und damit unter einem starken Seitenblick auf Elsaß=Lothringen über die Zukunft Deutschlands disponiert. Bei alledem ist ja viel Illusion, aber in der Illusion hat Frankreich schon einmal den Kampf mit uns begonnen. Bismarck konnte, als er 1887 das Septenat forderte und die Möglichkeit und die Gefahren eines zukünftigen Krieges für Deutschland abschätzte, im wesentlichen nach den Einzelbeziehungen Deutschlands zu den anderen Mächten urteilen. Der Dreibund bestand, aber kein Zweibund, können die Ber : keine Triple=Entente. Wir können die Bedeutung panslawistischer und französischer Aspirationen. wir können den Einfluß der Ergebnisse des Baldie kankrieges auf die europäische Lage, wir können die militärische Machtstärke der Nationen nicht isoliert betrachten. Wir sind seit jener Zeit mit dem Weltgetriebe immer enger verflochten. Die Friedensgarantien, die in unserem engen Bündnis mit Oesterreich=Ungarn und Italien liegen, schätze ich hoch ein. Ueberzeugt von dem großen Wert des Dreibundes für die Sicherheit der in# ihm vereinigten Völker, haben wir ihn erneuert und er steht so fest zusammen wie je. Er dient# nicht nur den verbündeten Mächten, er dient der Welt. Diese Probe hat er doch wirklich abgelegt. (Lebhafter Beifall.) Trotzdem, wie kein anderes Land, hat Deutschland auf der Hut zu sein. Auch mit dem Dreibund und gerade als die nach Westen und nach Osten vorgeschobene Macht des Dreibunds bleiben wir eingekeilt zwischen die slawische Welt und die Franzosen. Wir müssen darauf gefaßt sein, uns nach zwei Seiten unserer Haut wehren zu müssen. Der Herr Kriegsminister wird Ihnen in der milikärischen Skreitträfte ünserer Nachbarn gebenNicht, meine Herren, weil unserer Vorlage irgendwie der Gedanke des Wettrüstens oder die„rage des nombres“ zugrunde läge.(Gelächter bei den Sozialdemokraten.) Ihr Lachen beweist nur, daß ich recht habe.(Beifall und Zustimmung.),„Ich muß auch die Herren Sozialdemokraten bitten, diese Vorstellung absolut abzulehnen. Mit unserem russischen Nachbar können wir überhaupt nicht um die Wette rüsten. Der russische Zar wird immer mehr Soldaten aufstellen können als wir. Wir setzen in dem Falle irgend eines Krieges unser Vertrauen nicht auf die Zahlen in unserer Armee, sondern auf den Mut und den Geist der Nation, der sich im Frieden und Kriege in unserem Heere verkörpert, aber wir werden Ihnen mit Zahlen belegen, was ja freilich auch ohnedem bekannt ist, daß unsere Nachbarn ganz enorme militärische Anstrengungen gemacht haben und machen. 4 ihr zugute, was nur alles moglich ist. Aber seits der Vogesen existiert eine chauvinistische Literatur, die, wenn sie mit berechtigtem Stolze von dieser Armee spricht, es nur tut, um aus einem Vergleich mit der deutschen Armee unsere Unterlegenheit in einem künftigen Kriege darzutun. Man pocht auf die Ueberlegenheit der französischen Artillerie, auf den Vorsorung der französischen Fliegerkunst, auf die bessere Ausbildung des französischen Feldsoldaten und sieht dabei schon im voraus die Massen russischer Kavallerie und russischer Infanterie unser Land überschwemmen.——„— In Rußland vollzieht sich eine staunenswerte Entwickelung der## ökonomischen Verhältnisse dieses mit unerschopflichen Naturschätzen ausgestatteten Riesenreiches# und Hand in Hand damit geht eine Reorganisation der Armee, wie sie Rußland wohl noch niemals gehabt hat, nach der Zahl, nach der Voll# kommenheit des Bewaffnungsmaterials, nach der# Organisation, nach der Schnelligkeit des Ueber gangs von dem Frieden in den Kriegszustand. Frankreich hat uns in der Ausnutzung der## Wehrfähigkeit seiner Bevölkerung längst überholt. Seit Jahren stellt es den letzten Mann ein. Jetzt##### will Frankreich, um sich weiter zu verstärken, auf die Ausübung der dreijährigen Diensten zeit zurückgreifen. Ich erblicke darin so wenig eine Herausforderung, wie unsere Vorlage eine Provokation Frankreichs oder irgend jemandes in der Welt ist.(Sehr richtig.) Die Franzosen wollen sich militärisch so stark machen, wie sie können. Kein Mensch kann die Garantie dafür halten, daß kein Krieg kommt. Es wäre vermessen, den Haß des Schicksals geradezu herauszufordern, wollten wir sagen:„Sollte ein Krieg kommen, dann sind wir stark genug. Wir könnten zwar sehr viel stärker sein, als wir sind, aber das kostet zu viel Geld, wir werden es auch so machen....“ Solche Stimmungen sind noch immer der Ansang des## Unheils gewesen(Sehr richtig!), 1870 in Frank-# reich, schließlich auch jetzt in der Türkei.(Sehr### richtig!) Die Chancen eines Zukunftskrieges, in dem Millionenheere ausgerüstet mit den modernsten Waffen gegeneinander geführt werden, sind noch schwerer vorauszusehen als früher, aber das. Eine wird auch in Zukunft wahr bleiben: Sieger ist. so lange die Welt steht, immer nur das Volk geblieben, das sich in den Stand gesetzt hat, mit dem letzten Mann einzustehen, wenn die ehernen Würfel um sein Schicksal geworfen werden, das mit der ganzen Wucht des Volkskums Seite 2. dem Feinde die Stirn bieten kann.(Sehr richtig!) Wir machen Ihnen die Vorlage nicht, weil wir Krieg, sondern weil wir Frieden haben und weil wir, wenn Krieg kommt, Sieger bleiben wollen. (Lebhaftes Bravo!) Die große Mehrheit des Voltes erkennt diese Bedeutung der Vorlage(Sehr richtig!) und will, davon bin ich überzeugt, daß sie Gesetz wird. Wir werden auch dann, wenn sie Gesetz geworden sein wird, so wenig ein Störenfried der Welt sein, wie wir es bisher gewesen sind. Den negatwen Beweis haben Jahrhunderte der Geschichte des alten deutschen Reichs geführt, den positiven Beweis seit 1870. Von der englischen Ministerbank ist in der letzten Zeit wiederholt betont worden, daß bei voller unveränderter„Aufrechterhaltung der bestehenden Mächtegruppierungen Fäden der Freundschaft von den Mächten der einen Gruppe zu denen der anderen hinüberlaufen könnten. Dem stimme ich bei und möchte es dahin erweitern, daß solche Fäden der Freundschaft gesponnen werden müssen. Wir werden das umso leichter tun können, je sicherer wir in ruhender Stärke sind. Nun, meine Herren! politische Freundschaften sind— wir wollen nicht sentimental sein— politische Geschäfte, und wie im wirtschaftlichen Geschäftsleben, so schließen sich auch die politischen Geschäfte am besten und leichtesten zwischen starken Partnern ab. Der Schwächling kommt immer unter die Räder.(Sehr richtig!) Ich habe schon betont, daß wir unsere Beziehungen zur russischen und französischen Regierung pflegen, wie ich glaube, nicht ohne Erfolg. Dasselbe gilt von England. Von unserer gemeinsamen Arbeit auf der Londoner Botschafterkonferenz habe ich gesprochen. Mr. Churchill hat in der großen Rede, die er neulich gehalten hat, das Stärkeverhältnis zwischen der englischen und der deutschen Flotte beleuchtet und hat dabei einen Gedanken wiederholt, den er schon vor einem Jahre im Parlament ausgesprochen hatte, den Gedanken, daß zur Verminderung der Rüstungskosten die Schiffswerften der großen Mächte von Zeit zu Zeit ein Jahr lang Feiertag machen möchten. Mr. Churchill hat diesen Vorschlag speziell an uns Deutsche gerichtet, und zwar für 1914 oder 1915, aber er hat anerkannt, daß alle Großmächte sich an dieser Kontingentierung beteiligen müßten. Die Marinesachverständigen diesseits und jenseits der Nordsee haben ziemlich übereinstimmend auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die die Ausführung dieses Problems in sich birgt. Mr. Churchill selbst hat diese Schwierigkeiten zugegeben. Auch ist mir nicht bekannt, daß sein Gedanke in der öffentlichen Meinung Englands oder im englischen Parlament besonderen Anklang gefunden hätte. Wir werden also abwarten können, ob die englische Regierung mit konkreten Vorschlägen hervortreten sollte. Aber, meine Herren, die Tatsache, daß dieser Gedanke und die Form, in der er vom englischen Marineminister ausgesprochen worden ist, bedeutet doch einen großen Fortschritt. Es gab eine Zeit, wo jedes Wort, das einem Vergleich der englischen und der deutschen Marine, des englischen und des deutschen Schiffsbaues galt, zu einem naval scärs, zu einer Flottenhetze führte, die immer wieder die deutsch=englischen Beziehungen vergiftete. Mir scheint, und ich hoffe es, daß diese Zeiten der Vergangenheit angehören. Mir scheint, daß das Vertrauen zurückzukehren beginnt, das lange Zeit zum Schaden beider Länder und der Welt gefehlt hat. Meine Herren! Sie alle kennen die Worte, mit denen Mr. Asquith und Sir Edward Grey sich über die gegenwärtigen englisch=deutschen Beziehungen ausgesprochen haben. Die Feststellung, daß diese Beziehungen zur Zeit gute sind, kann auch ich nur bestätigen und freudig begrüßen.(Beifall.) Mr. Churchill hat seine Rede mit Worten geschlossen, die die ganze Sicherheit einer ihrer selbst sich bewußten Kraft atmen. Er hat die Stärke der englischen Seemacht gefeiert, der keine andere so nahekommen dürfe, daß sie Englands politische Einwirkung ablenken oder einschranken könnte. Er hat darauf hingewiesen, daß es keine Großmacht gebe, die nicht in diesen Monaten der Besorgnis, Spannung und Gefahr dankbar gewesen sei, daß der Einfluß Großbritanniens im europäischen Konzert eine Wirklichkeit sei und kein Schatten, und daß England frei und stark gewesen sei, um für den allgemeinen Frieden wirken. Nun, meine Herren, es ist nichts andercs, was wir wollen. Auch wir wollen stark und frei sein in der Welt, nicht um andere zu unterdrücken, sondern um uns frei und unbeengt nach den Kräften der Nation zu entfalten und um, wenn es nottut, unser Wort mit dem vollen Gewicht unserer Stärke für den Frieden in die Wagschale legen zu können. (Lebhafter Beifall auf verschiedenen Seiten.) Meine Herren, ich habe Ihnen die Lage geschildert, wie ich sie sehe. Ich habe weder schöngefärbt noch schwarzgemalt. Wir allein sind nicht Herr darüber, ob sich unsere Zukunft friedlich oder bedrohlich gestaltet, aber wir sind Herr darüber, ob wir einer ungewissen Zukunft mit gutem Gewissen entgegensehen können oder nicht. Darüber erwartet die Nation jetzt Ihre Entschließung.(Sehr richtig! Die Wehrfähigkeit des Reiches ist letzten Endes doch der Prüfstein seiner moralischen und physischen Kräfte. Helfen Sie, daß die allgemeine Wehrpflicht, der Deutschland seine Wiedergeburt verdankt, uns unverkümmert erhalten bleibt. Die Werte, die wir zu schützen haben, steigen von Jahr zu Jahr. Getragen von der Bereitschaft weitester Volkskreise der Reichstag, wie ich zuversichtlich hoffe, vor der Größe der Forderungen nicht zurückschrecken, die diese Vorlagen enthalten. Wir sprechen von schweren Opfern, von ungeheuren Lasten, wir hören Klage, daß diese andauernden Verstärkungen Unserer Rüstung entweder zu unserem finanziellen Ruin oder zum Krieg führen würden.(Sehr richtia! bei den Soz.] Nun, meine Herren, die Sie rufen, seit einem Menschenalter haben wir und alle unsere Nachbarn gewaltige Summen für unsere Rüstungen ausgegeben und noch bei jeder größeren deutschen Vorlage hat es geheißen: Jetzt kommt der Krieg. Bisher ist der Friede erhalten geblieben. Die Balkankriege von 1876 und je der Burenkrieg, der ru stsch=japanische und auch gegenwärtigen Spannungen haben mit den R stungen der europäischen Großmächte nicht d entfernteste zu tun und trotz der großen Summ die Teutschland für Rüstungszwecke aufgewen hat, hat es niemals einen Zeitraum gegeben dem wir uns wirtschaftlich so stark gemacht böt Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisblatt.) Dienstag, den 8. April 1913. Nr. 81. die schwierige und zeitraubende Aufgabe der Komwie jetzt(Zustimmung), so leistungsfähig geworden wären in der Erfüllung staatlicher Aufgaben, für die soziale und kulturelle Entwicklung wie auch in der Lebenshaltung des einzelnen.(Erneute Zustimmung.] Die Geschichte der ganzen Welt nennt uns kein Volk, das zu Grunde gegangen wäre, weil es sich in seiner Wehrhaftmachung erschöpfte(Beifall), wohl aber Völker, die verkommen sind, weil sie über Luxus und Wohlleben ihre Wehrhaftigkeit vernachlässigt haben.(Wiederholter Beifall.) Ein Volk, das nicht mehr opferwillig genug ist oder nicht mehr reich genug zu sein glaubt, um seine Rüstung instand zu halten, zeigt nur, daß es seine Rolle ausgespielt hat.(Beifall.) Meine Herren! Ich bitte Sie, über alle Schwierigkeiten hinweg sich von dem einen Gedanken leiten zu lassen: Wenn uns jemand Haus und Hof bedroht, dann stehen wir bereit bis auf den letzten Mann!(Lebhafter Beifall, Zischen bei den Soz., wiederholte Beifallskundgebungen seitens der überwiegenden Mehrheit des Hauses.) Kriegsminister v. Heeringen: Unter den heutigen Verhältnissen ist das Friedenspräsenzgesetz von 1912 nicht mehr ausreichend. Deutschland bedarf erneut einer erheblichen Verstärker seiner Wehrmacht, um den Frieden zu sichern oder im Falle eines Krieges genügend gerüstet zu sein. Auf Einzelheiten kann ich hier t eingehen. Ein großer Teil unserer wehrfähigen Jugend wurde bisher dem Waffendienst entzogen. Die Folge ist, daß die Ergänzung des Feloheeres im Kriegsfalle ganz erheblich auf die älteren Jahrgänge zurückgreifen muß, während die jungen Leute zurückbleiben. Das ist militärisch unrichtig. Die Vorlage schafft hierin Wandel. Die Eingliederung der jungen Leute in die Armee soll nicht durch Neubildung großer Verbände erfolgen. Diese sollen nur erweitert und Neubildungen bei den einzelnen Waffengattungen sollen nur insoweit stattfinden, als sie unter den heutigen Verhältnissen unentbehrlich sind. Namentlich notwendig ist eine Verstärkung der Verkehrstruppen, des Eisenbahn=, Telegraphen= und Luftfahrwesens. Luftschiffe und Flugzeuge sind brauchbare Kriegswerkzeuge geworden, und wir müssen deshalb im Ausbau dieser Dinge schneller vorwärtsschreiten. Die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke begünstigt die Ausbildung der Truppen im Frieden und verbessert die Abfertigung bei der Mobilmachung, verstärkt somit die Rüstungsfähigkeit der Armee. Eine solche Verstärtung der Truppen verlangt auch eine Vermehrung der Offiziere und Unteroffiziete. Um diesen eine schnellere und bessere Ausbildung geben zu können, sieht der Gesetzentwurf deshalb eine Erweiterung von Kadet tenhäusern und Kriegsschulen, sowie Neugründung von Unteroffiziersvorschulen vor. Die vorgelegten Gesetzentwürfe wollen in einer ernsten Zeit den planmäßigen, soliden Ausbau des Hecres nach allen Richtungen. Wer die Gesetzentwürfe vorurteilsfrei prüft, muß erkennen, daß sie nichts anderes wollen, als eine starke Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens, um die Weiterentwicklung der deutschen Industrie und des deutschen Handels sicherzustellen. Die Debatte. Abg. Haase=Königsberg(Soz.): Die uns vorgelegte Forderung übersteigt alles, was jemals gefordert worden ist. Die Begründung zu der Vorlage ist nichts als allgemeine Redewendungen.(Sehr richtig links.) Der Reichskanzler hat auf die Stimmung in den Nachbarländern bingewiesen, diese waren aber doch nichts neues. Im Gegenteil! Die Zwangsvorstellung, daß der Krieg mit England unvermeidlich sei. verschwindet immer mehr. Eine Entspannung ist eingetreten, und man sollte den Rüstungen Einhalt tun. Statt dessen kommt diese maßlose Vorlage. Die große Mehrheit unseres Volkes lehnt es ab, sich wegen österreichischer Machtgelüste in einen Krieg stürzen zu lassen.(Sehr richtig!) Diese Frivolitat würde einen noch nicht gekannten Entrüstungssturm auslösen.(Sehr wahr!) Angesicht der chevaleresken Art, mit der der Unfall des„Z IV“ in Frankreich Erledigung fand, sollten wir die Einladung der Schweiz annehmen, um auf dem neutralen Boden mit französischen Politikern uns auszusprechen. Der Reichskanzler hat auch in Bezug auf Rußland die vanslavistische Strömung überschätzt. Die große sozialistische Partei in Rußland lehnt diese Politik ab. Bis zum letzten Mann soll das Volk in die dumpfe Atmosphäre der Kasernen gesteckt werden, wo das selbständige Denken aufhört.(Lachen rechts. Sehr richtig! links.) Unsere Dienstzeit von zwei oder drei Jahren ist auch viel zu lang. Das beweist auch das Institut der Einjährig=Freiwilligen. Von der preußischen Regierung wird der Jugend gegenüber der brutalste Terrorismus ausgeübt. (Vizepräsident Dove rügt den Ausdruck.) Das Milizsystem wird und muß kommen. Von einer übermäßigen Opferbegeisterung kann keine Rede sein. Geht das Rüsten so weiter, so kommen wir zu Lasten, die nicht mehr aufgebracht werden können. Abg. Dr. Spahn(Ztr.): Die Entwicklung unseres Heerwesens hat gezeigt, daß trotz des 42jährigen Friedens die Heereslasten immer größer geworden sind. Es ware deshalb wünschenswert gewesen, wenn der Kriegsminister etwas näher auf die Vorlage eingegangen wäre. (Sehr richtig!) Der Reichskanzler hat uns mit der Schilderung der Beziehungen zwischen den einzelnen Völkern Europas gezeigt, daß die Lage als unsicher betrachtet werden muß. Auch Sir Edward Grev hat neuerlich betont, daß unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten könnten, durch die alle Berechnungen über den Haufen geworfen werden könnten.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: War früher auch so!) Das gebe ich zu, aber dieser Faktor kann aus unseren Erwägungen nicht ausgeschaltet werden. Der Gedanke, der der Wehrvorlage zu Grunde liegt, ist nicht ein Versuch zur Einschüchterung der anderen Nationen, was wir beabsichtigen, ist nur die Behauptung unserer eigenen Stellung in Europa. Die Machtverhältnisse in Europa haben sich eben verschoben und wir müssen für eine Sicherstellung unseres Volkes sorgen, die seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Die notwendigen Lasten müssen getragen werden, denn ein verlorener Krieg würde noch größere Opfer erfordern. Wir sind nicht kriegslüstern. Das deutsche Volk hat ein gutes Gewissen. Es will jetzt den Frieden, wie es ihn seit mehr als 40 Jahren gewahrt hat. Sollte es aber notwendig sein, dann müssen wir voll gerüstet sein.(Beifall im Zentrum.) Abg. v. Liebert(Reichsp.): Es heißt hier eine ernste, große Tat zu leisten und die Lucken in unserer Rustung zu schließen. wesentliche an der Vorlage ist, daß wir jetzt nach hundert Jahren die allgemeine Wehrpflicht ganz durchzuführen gewillt sind. Die Vorlage bätte nur eineinhalb Jahre früher kommen sollen, dann hätten wir auch in Marokko besser abgeschnitten. Beruhigend wirkt, daß die Vorlage von der Volksstimme getragen wird.(Sehr richtig rechts, Lachen bei den Soz.) Sie(zu den Soz.) schließen sich ja selber von dem Volke aus. Beschämend ist, daß der Abg. Wendel kürzlich einen Vortrag zur Verherrlichung Navoleons, des größten Blutsaugers und Ausbeuters, halten konnte. (Sehr richtig!) Der liebe Gott ist immer bei den größeren Bataillonen gewesen.(Lachen b. d. Soz.) Wie in den früheren Balkankriegen, so zeigt sich auch jetzt wieder die Tatsache, daß es darum geht, dem Slawentum oder dem Germanen, t u m d i e V o r b e r r s c h a f t i n E u r o p a z u sichern. Stärken wir deshalb unsere Wehrkraft. (Beifall rechts.) Abg. Behrends(Wixtsch. Vgg.): Wir haben schon früher unsere Zustimmung zu den nötigen Heeresvermehrungen gegeben. Auf diesem Standpunkt stehen wir auch heute. Die Vorlage bringt große Lasten mit sich, aber das Volk wird sie tragen. Der Gedanke einer Volksmiliz wird niemals in Deutschland durchgeführt werden können. Angriffsabsichten kann das Ausland nicht aus der jetzigen Vorlage herauslesen. Nicht die stärksten Bataillone entscheiden den Kampf, sondern der Geist im Heere, und dem müssen sich Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit anschließen. (Bravo!) Wir stimmen der. Vorlage zu. Darauf wird die Weiterberatung auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Schluß nach /77 Uhr. —— Preußischer Landtag. Das preußische Abgeordnetenhaus verabschiedete in seiner Montagssitzung zunächst in dritter Lesung die Gesetzentwürse über die Errichtung neuer Amtsgerichte in Brühl und in Gronau i. W. sowie über die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Blumonthal und Lesum. Sodann wurde die erste Beratung des Entwurss über die Verpflichtung zum Besuch ländlicher Fortbildungsschulen fortgesetzt. Die Abgg. Kloppenberg(Däne) und Leinert(Sozd.) protestierten gegen das Gesetz. Minister von Schorlemer bezeichnete es als eine wesentliche Aufgabe des Fortbildungsschulunterrichts, die Jugend zu deutsch=nationaler Gesinnung zu erziehen.(Bravo rechts.) Der Einführung des obligatorischen Religionsunterrichts könne die Regierung nicht zustimmen, doch werde den Geistlichen beider Konsessionen Gelegenheit gegeben werden, sich an dem allgemeinen Unterricht zu beteiligen. Die Vorlage wurde schließlich der verstärckten Gemeindekommission überwiesen. Die Vorlage über Bewilligung von 15 Millionen zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern kehrte zum 14. Male wieder. Abg. Delius (Vp.) stimmte der Vorlage zu und wünschte Einsamilienhäuser. Der konservative Redner Frhr. v. Maltzahn empfahl Einzeldarlehen zum Bau von Einfamilienhäusern. Es folgte die Weiterbevatung des Kultusetats. Abg. v. Goßler(ks.) bedauerte, daß zu viel Mittelschullehrer an den höheren Lehranstalten beschäftigt werden. Seine Partei habe Bedenken dagegen, daß ein jüdischer Herr als Direktor einer höheren Lehranstalt bestätigt wurde. Abg. Heß(Ztr.) klagt über unparitätische Behandlung der Natholiken, Geheimrat Klatt trat dieser Ansicht entgegen. Nach Ausführungen der Abgg. Fromm(natl.) und Wagner(fk.) wurde die Weiterberatung auf Dienstag 11 Uhr vertagt. —— Uebersicht. Der Kaiser unternahm am Montag von Homburg aus einen Spazierritt zur Saalburg. Schloß hörte der Monarch dann die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts von Balentini und des Vertreters des Auswärtigen Amtes von Treutler. — Am heutigen Dienstag treten die Eltern des Prinzen Ernst August von Braunschweig und Lüneburg die Reise zum Kaiserpaar an. Ein Kolonial=Skandal. Von Zentrumsseite sind bekanntlich kürzlich heftige Angriffe gegen die Führung der Schutztruppe in Deutschostafrika erhoben werden, weil das Offizierkorps dieser Truppe sich wiederholt gegen den früheren Gouverneur Freiherrn von Rechenberg disziplinwidrig geäußert habe. Da dem Neichskolonialamt nunmehr in dieser Angelegenheit neues Material übergeben worden ist, hat sich, wie die„Militär=politische Korrespondenz“ meldet, Staatssekretär Dr. Solf veranlaßt gesehen, gegen mehrere Offiziere der Schutztruppe für Deutschostafrika eine kriegsgerichtliche Untersuchung in die Wege zu leiten, deren Vorarheiten dem Kommando der Schutztruppe in Berlin übertragen worden ist. Im Reichsversicherungsamt findet zurzeit eine Konferenz mit Vertretern der Landesversicherungsämter, Landesversicherungsanstalten und Sonderanstalten statt. Behandelt wurden nach der„Nordd. Allg. Ztg. u. a. die Stellungnahme der Versicherungsanstalten zu den Anträgen auf Heilverfahren der freiwillig Versicherten im allgemeinen sowie solcher Personen, die als versicherungsfreie Beamte sich freiwillig mitversichern, ferner die Frage der Gewährung der Altersrente vom 65. Lebensjahre an, deren finanzielle Wirkungen festgestellt werden sollen. Das Erbrecht des Reiches, das die Deckungsvorlagen für die Militärforderungen einschließt, wird statt der veranschlagten 15 wahrscheinlich etwa 21 Millionen jährlich betragen. Wenn darüber geklagt worden ist, daß in dem Gesetzentwurf das Erbrecht des Reiches nicht bereits hinter den Geschwistern des Erblassers einsetzt, sondern erst hinter allen Abkömmlingen der Geschwister, so wird man doch sagen müssen, daß die Regierungsvorlage hier durchaus korrekt verfahren ist. Neffen und Nichten stehen ihren Onkeln und Tanten in der Regel doch zu nahe, als daß sie, auch wenn kein Testament exlstiert, hinter dem Fiskus rangieren dürften. Die Beratung der Militärvorlagen, die am gestrigen Montag im Reichstage ihren Anfang genommen hat, wird mindestens die ganze Woche ausfüllen. Die Wehr= und Deckungsvorlagen mit ihren umfassendden Begründungen bilden einen stat ken Band, und jedes Blatt dieses Bandes dietet Gelegenhoit zu Einwänden und Abänderungsvorschlägen. Natürlich kann die Genoraldebatte sich nicht auf alle Einzelheiten einlassen; das wird vielmehr mission sein, der die Vorlagen zur Durchberatung im einzelnen nach der ersten Lesung zugehen werden. Man hätte zur Beschleunigung des Verfahrens die Wehr= und Deckungsvorlagen gern geson. derten Kommissionen überwiesen. Da militärische Neuforderungen nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung von der Budgetkommission geprüft werden müssen, käme nur für die Deckungsvorlagen eine besondere Kommission in Frage. Zur Besetzung einer zweiten 28köpfigen Finanzkommission fehlt es jedoch an den geeigneten Abgeordneten. Da die Neueinstellungen bereits am 1. Oktober erfolgen sollen, so muß auf allen Seiten der stärkste Elser entfaltet werden, damit alle Schwierigkeiten rechtzeitig überwunden werden. Ausländische Studenten. Im preußischen Abgeordnetenhause stellte dieser Tage der Kultusminister Maßnahmen in Aussicht, die den russischen Studenten den Besuch deutscher Universitäten erschweren sollten, da sich Unzuträglichkeiten infolge des überhand nehmenden Fremdenbesuches herausgestellt haben. Die Universität Leipzig hat bereits zur Selbsihilse gegrifsen und beschlossen, Russen nur dann aufzunehmen, wenn sie bereits ein Jahr an einer russischen Universität studiert haben, außerdem müssen die Fremden die deutsche Sprache genügend beherrschen. An der Wehrlast des Dreibundes trägt Deutschland den weitaus größten Teil. Während die bisherige Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres von 544 211 Mann ungerechnet der Offiziere und Unteroffiziere um 117000 Mann durch die neue Militärvorlage erhöht werden soll, will Oesterreich= Ungarn, dessen Friedenspräsenz 362000 Mann beträgt, nur eine Erhöhung von 15000 beim gemeinsamen Heere und von 10 000 bei beiden Landwehren vornehmen. Das ist wenig genug, wenn man bedenkt, daß durch die Ereignisse auf dem Balkan gerade Oesterreich von kriegerischen Verwickelungen in erster Linie bedroht ist und gerabe diese Möglichkeit den Anlaß zu dem Entschluß der gewaltigen deutschen Heeresverstärkung gab. Italien, das eine Friedenspräsenz von 277000 Mann ohne Offiziere besitzt, will angesichts der gespannten internationaben Lage zwar auch Verstärkungen vornehmen, hat sich aber zu definitiven Entschließungen noch nicht durchgerungen. Geschüft und Militärdienst. Den Wünschen der Geschäftswelt inbezug auf die Einberufung Angestellter zu militärischen Aebungen sucht der Reichskanzler so weit entgegenzukommen, wie es die militärischen Interessen nur irgend gestatten. So sollen, wie der Kanzler dem Deutschen Handelstage laut„Voss. Ztg.“ auf eine Eingabe erwiderte, die Gestellungsbefehle den Uebungspflichtigen so frühzeitig wie möglich übermittelt und schriftliche Anfragen Uebungspflichtiger regelmäßig beantwortet werden. Die Interessen der bürgerlichen Berufskreise in den einzelnen Korpsbezirken sollen nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Mehr konnte die Heeresverwaltung nicht zusagen. In unserem Lande der allgemeinen Wehrpflicht pflegen die Chefs die kleinen Störungen, die ihnen durch militärische Uebungen von Angestellten erwachsen, auch gern auf sich zu nehmen. Frankreich. Frankreichs Manöver. Die diesjährigen großen Herbstmanöver Frankreichs im September werden in verschiedenen Teilen des Landes abgehalten, darunter auch an einigen Punkten der Ostgrenze. Wenn periodischen Truppenübungen politische Bedeutung beizulegen ist, und das ist des öfteren der Fall gewesen, man erinnere sich der englischen Landungsabwehr=Manöver und der letzten russischen Uebungen an den deutsch=österreichischen Westgrenzen, so lenken die französischen Manöver diesmal die Aufmerksamkeit besonders dadurch auf sich, daß auffällig große Abteilungen der Kolonialtruppen an ihnen teilnehmen. Die„Dämonen des künftlgen Krieges“, wie die Schwarzen kürzlich in einem französischen Buch genannt werden, bilden also eine besondere militärische Hoffnung Frankreichs. Belgien. Vor dem Generalstreik in Belgien. Die Regierung hat die Entsendung von Truppen in die belgischen Industriegebiete angeordnet, um bei Ausbruch des Generalstreiks gegen alle Fälle gerüstot zu sein. Eine große, für Montag, den 14. April angesetzte Parade ist abgesagt worden, um die Bevölkerung nicht unnötig zu reizen und es zu keinen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Streikdemonstranten kommen zu lassen. Ueber 6000 Kinder belg. Arbeiter werden während des Streiks von französischen Familien in Pflege genommen. 20 Tausend Kinder werden nach Holland gegeben und mehrere hundert nach Deutschland. Die Zeitung „Meuse“ kündigt an, daß die französischen Blätter der Grenzstädte Sonderausaben für Belgien drutken werden, falls die belgischen Zeitungen nicht erscheinen können. Vereinigte Staaten. Zur amerikanischen Tarifrevision. Präsident Wilson und die Führer im Kongreß sind übereingekommen, Nohwolle auf die Freiliste zu setzen und auf Zucker einen sehr geringen Zoll zu legen. Eoll. bleibt Zucker zollfrei. Das bedeutet einen Verlust Von 80 Millionen Dollar an Zöllen, der durch die neue Bundeseinkommensteuer ausgeglichen werden soll. Die Steuer wird so gestafselt werden, daß sie für Einkommen von 4000 bis 20 000 Dollar 1 Prozent, für Einkommen von 20—50000 2 Proz., bis 100 000 Dollar 3 Prozent und für solche über 100 000 Dollar 4 Prozent beträgt. Für Korporationen ist Nr. 81. Beilage. chwrerter Heilung. Dienstag, 8. April 1913. Amtliches Kreisblatt. Für die Stunden der Erbolung i leistet dem ernsten Hausherrn und der praktischen Hausfrau die„Schwerter Zeitung“ die besten Dienste. Neben den Neuigkeiten aus Stadt und Land, aus dem In- und Auslande bringt die„Schwerter Zeitung“ spannende Romane und Erzählungen, sowie wissenswerte Artikel über Haus und Hof:: Ein Probeabonnement führt zu dauerndem Bezuge. Monatlich nur 60 Pfg. Nach dem Grenzflug. Von seiner abenteuerlichen, unfreiwilligen Reise nach der französischen Stadt Luneville ruht das Zeppelin=Luftschiff 4, nachdem ihm die schnelle Rückfahrt gestattet war, jetzt im Schutz und Schirm der heimatlichen Ballonhalle aus. Sobald die erforderlichen kleinen Reparaturen beendet sein werden, erfolgt der Abschluß der Versuchsfahrten und Uebergang an die Militärverwaltung. Die Irrfahrt hat nur einen geringen Beigeschmack von Unliebsamkeiten auszuweisen; die Bevölkerung von Luneville war nicht so gastfreundlich, wie dies von den Pariser Zeitungen behauptet wurde. Wenn die tatendurstige Jugeid die Vallongondel mit allerlei Schmicrereien versah, mag das noch auf sich beruhen bleiben; aber daß die deutschen Offiziere und die Besatzung des Luftschiffes kaum Essen und Trinken bekommen konnten, daß hinter dem Wagen eines in die Stadt gefahrenen Offiziers Steine flogen, ist nicht schön und zeigt, daß unseren Nachbarn die sonst als National=Tugend gerühmte Höflichkeit abhanden kommt, wenn deutsche Militärs in ihren Bereich treten. Der Pariser Regierung wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, als sie auf Grund des amtlichen Berichts, daß den Herren im„Z. 4“ nicht die geringsten Spionage=Absichten bewiesen werden könnten, die Erlaubnis zur Rückreise gab, und dan vernahm, daß der Luftkreuzer Frankreich wieder glücklich auf der Fahrt nach Metz verlassen habe. Präsident Poincaree und sein Ministerpräsident Barthou sind kuragierte Leute aber wenn die heißblütige Bevölkerung die Deutschen ernstlich attak#ert hätte, so daß daraus Schwierigkeiten hätten erwachsen können, so wäre ihnen das sicher peinlich gewesen. Wegen eines im Nebel verflogenen Lenkballons mit dem Säbel rasseln zu müssen, das wäre trotz aller Nevanchesehnsucht doch keine angenehme Frühlingsspende für Frankreich gewesen. un die Hauptsache. Was nützt der französtschen Armee dieser Zeppelinbesuch? Genau genommen wenig. Wir dürfen doch nicht so naiv sein, zu glauben, daß sie von den Einzelheiten der Konstruktion der„Zeppeline“ nun ganz und gar keine Kenntnis gehabt und sie erst bei Gelegenheit es Besüches erworben hätte. Wenn die Aus#üstung und Behertschung der Riesenballons den Franzosen läge, dann hätten sie auch schon solche in größerer Zahl angeschafft. Die ernste wissenschaftliche Ausbildung, die der Dienst in den Luftschiffen ersordert, ist für den französischen Elan zu umständlich, sie haben sich daher auf den Acroplanbau geworfen und werden davon nach dem Zufalls=Mißgtschick des„Z. 4“ erst recht nicht abgehen. Und wenn selbst die ganze Konstruktion des Luftschiffes ab gezeichnet wäre, was ohne ein Auseinandernehmen überhaupt kaum möglich ist, so kann doch die Ausbildung und praktische Erfahrung nicht aus der Luft gegriffen werden. Der Chef des französischen Flugwesens, General Hirschauer, der selbst die deutschen Offiziere entlassen hat, wird wohl bei seiner Regierung den Bau von neuen Lenkballons beantragen; aber noch viel weniger wird die Zeppelin=Werft in Friedrichshafen rasten, und an technischen Neuerungen so viel wie nur irgend möglich herauszuholen suchen. Damit wären denn auch die letzten Bedenken, die etwa bestehen könnten, geschwunden. Die große Frage einer wirklichen praktischen Leistung des Flugzeuges kann nur im Ernstfall entschieden werden; denn wie der Geschützdonner von mehreren hundert Stücken in der Zukunftsschlacht auf die Lenkballons und Aeroplane einwirkt, kann heute kein Mensch mit voller Bestimmheit behaupten. Und die Witterung, die für den Luftkrieg am günstigsten ist, kann man sich in einem Feldzuge auch nicht immer aussuchen. Tatsache ist, daß bei solchen Stürmen, wie sie die„Zeppeline“ wiederholt tapfer aushielten, die Flugmaschinen hübsch unten bleiben. Westfalen und Rheinland. * H a g e n, 7. A p r i l.( S e l b s t m o r d e i n e s Verurteilten.) Von den Strafkammer wurde der Landwirt Th. Fischer aus Fley bei Hagen wegen versuchter Verleitung zum Meineid, deren er sich in einem geringfügigen Beleidigungsprozeß schuldig gemacht hatte, zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt bei sofortiger Verhaftung. Im Gefängnis machte F. einen Selbstmordversuch, der aber mißlang, jedoch die Ueberführung in das Krankenhaus erforderlich machte. Hier hat nun F. doch die Gelegenheit gesunden, seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen. * Lünen, 7. April.(Ein Einbruchsdiebstahl) wurde beim Uhrmacher Gockel im südlichen Stadteile ausgeführt. Die Tätex hoben die Rolläden hoch und drückten die Spiegelscheibe des Geschästslokales ein. Sie erbeuteten für 3844 Mark goldene, silberne Herren= u. Damenuhren, Schmuckgegenstände usw. An der zertrümmerten Fensterscheibe muß sich einer der unerkannt entkommenen Diebe verletzt haben. * Bochum, 7. April.(Ein Straßenbahnunglück vor Gericht.) Ein entsetzlicher Unglücksfall, dem ein blühendes Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich am 7. Februar d. J. auf der Kaiser Wilhelm=Straße. Dort geriet in unmittelbarer Nähe der Oberrealschule der 13jährige Untertertianer Hellermann von der Kaiserstraße in dem Augenblick, als er eeinen Straßenbahnwagen verlassen hatte und die Straße überschreiten wollte, unter einen aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Motorwagen der elektrischen Straßenbahn. Die Räder gingen über den unglücklichen Knaben hinweg und zermalmten ihm den Schädel. Heute hatte das bedauerliche Unglück ein Nachspiel vor der hiesigen Strafkammer, vor der sich der Wagenführer Müller von hier wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten hatte. Die Anklage legte Müller zur Last, durch schnelles Fahren bezw. durch Ueberfahren der Haltestelle vor der Oberreal= schule das Unglück verschuldet zu haben. Zu der Verhandlung waren zwecks Aufklärung des traurigen Vorfalles zahlreiche Zeugen geladen. Alle bekundeten übereinstimmend, daß der Angeklagte fortwährend Warnungssignale gegeben habe und an der Halbestelle, an der niemand aus= und einstieg, in vorschriftsmäßig langsamem Tempo vorbeigefahren sei. Das Unglück habe sich nicht verhindern lassen, da der getötcte Schüler direkt vor den Wagen gelausen sei. Auf Grund des Ergebnisses der Beweisaufnahme kam das Gericht zu dem Schluß, daß den Angeklagten nach Lage der Sache nicht die geringste Schuld an dem Unglück trifst. Müller wurde freigesprochen. * L a n g e n d r e e r, 7. A p r i l.( F o l g e n s c h w e r e Hänselei.) Auf den hiesigen Drahtwerken ergriff während einer Hänselei mit Kollegen ein jugendlicher Fabrikarbeiter ein etwa fünf Pfund schweres scharfes Eisen und warf damit. Er traf einen anderen jungen Mann so unglücklich am Kopf, daß dieser einen Schädelbruch erlitt. Der lebensgefährlich Verletzte mußte ins Krankenhaus gebracht werden. * Wattenscheid, 7. April.(Von einer fallenden Schiene erschlagen.) Auf der rheinischen Eisenbahnstrecke bei der Zeche„Zentrum“ waren Arbeiter der Baufirma Gockel und Niebur mit Schienenaufladen beschäftigt. Als beim Kommando die Schienen zu früh losgelassen wurden, schlug eine derselben um und zertrümmerte dem Arbeiter Franz Mazinski den Schädel. Als der hereigerufene Bahnarzt erschien, war Mazinski schon eine Leiche. * Mülheim(Ruhr), 7. April.(Ein seltsames Malheur.) Durch die vom Wasserwerk vorgenommene Reinigung der Wasserleitungsrohre ist für die Bewohner des Geschäftsviertels der Altstadt eine wahre Kalamität entstanden, denn diese haben nun seit mehr als acht Tagen mit Wassermangel zu rechnen. Der zum Reinigen benutzte Apparat ist schon zweimal im Nohre stecken geblieben, und das Herausholen erfordert stets umfangreiche Arbeiten. * Ohligs, 7. April.(Durch einen eigenartigen Unglücksfall) kam der sechsjährige Sohn eines hiesigen Fabrikanten zu Tode. Der Junge spielte gerade auf dem Raum einer Schreinerei, wo sckwere Bretter lagerten, als plötzlich diese Bretter umfielen und den Jungen unter sich begruben. Dabei wurde dem Kinde der Schädel eingedrückt, was den Tod nach wenigen Minuten zur Folge hatte. * D u i s b u r g, 7. A p r i l.( D o p p e l s e l b s t m o r d.) Auf tragische Art ist hier gestern ein Liebespaar aus dem Leben geschieden. Der 24jährige Walzer Heinrich Adolf aus Oberhausen und die 19jährige Tochter eines Fabrikarbeiters, Anna Klingenberg von hier, unterhielten ein Liebesverhältnis, das von den Eltern des jungen Mannes wegen der Verschiedenheit der Bekenntnisse nicht gebilligt wurde. Seit einiger Zeit wurde nunmehr das Mädchen vermißt. Gestern stellte sich heraus, daß es mit seinem Geliebten den Tod des Ertrinkens gesucht hat. Am gestrigen Nachmittag zogen einige Arbeiter die Leichen boider, die mit Stricken aneinandergebunden waren, in der Nähe der Notbrücke aus der Ruhr. K * Duisburg, 7. April.(Festnahme Diebin.) Bei einer hiesigen Pfandverleiherin erschien eine elegant gekleidete Dame und wollte einen Diamantring mit prachtvollem Stein, einen Wert von etwa 500 Mark hat, versetzen. Pfandverleiherin, der die Sache verdächtig vorkam, benachrichtigte die Polizei, die die Dame mit zur Wache nahm. Dort gab die Inhaftierte an, Näherin aus Düsseldorf zu sein und den Ring von einem dortigen Kellner geschenkt erhalten zu haben. Schließlich gestand sie aber ein, das Wertstück einem Friseur aus Düsseldorf gestohlen zu haben. Die Diebin blieb in Haft. Bonn, 7. April.(Unter Mordverdacht verhaftet.) Unter dem Verdachte, in der Nacht zum 11. Oktober v. J. den 36jährigen Fabrikarbeiter Joseph Knieps aus Oberdrees ermordet und beraubt zu haben, ist ein Handlanger aus Esch vorhaftet worden. —— Luftschiffahrt. Die Ueberquerung des Atlantik im Luftfahrzeug. Die Ausschreibung des neuen Daily MaikPreises, die 200000 Mark für den Flieger aussetzt. der als erster den atlantischen Ozean überfliegt, wird von vielen Seiten als phantastisch hingestellt, knüpft aber doch an alte Pläne und Versuche an. Man wird sich erinnern, daß auch die früheren Flugpreise der Daily Mail(Kanalflug, Flug London=Manchester, Rundflug durch England) sehr steptisch betrachtet wurden. Der Gedanke, den Arlantik im Flugzeug zu überqueren, scheint auf alle Luftfahrzeug=Konstrukteure eine faszinierende Wirkung ausgeübt zu haben. Erinnerlich ist ja, daß auch Graf Zeppelin noch vor dem Auftauchen des Nordpolfahrt=Gedankens die Reise über den Atlantik ins Bereich seiner Erwägungen einbezog und daß namentlich die Brüder Wright(die doch durch die Erfahrungen, die alle Welt mit eigenen Augen gesehen oder sonst gemacht hat, sich von dem anfänglichen Vorwurf des„Bluffs“ gereinigt haben) die Ueberquerung des Atlantik im Flugzeug als das Ziel ihrer Arbeit bezeichneten. Wellmanns Reklamefahrtversuch mit Glückskatze usw. war wohl eben so wenig ernst zu nehmen wie sein Nordpolprojekt mit Equilibrator usw. Die deutsche Transatlantische Expedition, die mit einem unstarren Luftschiff, dessen Gondel im Notfall zugleich alMotorboot Verwendung finden sollte, den Atlautik von Santa Cruz auf Teneriffa aus überfliegen wollte, hat sich inzwischen zum Freiballon bekohrt und will— wie Zeitungsnachrichten melden— mit dem über 7000 Kubikmeter großen Kugelballen „Suchard 2“ den Flug beginnen. Daß auch Hans Gericke, unser leider zu früh verstorbener schneidtger und talentierter Freiballonführer das jekt ernstlich erwog, ist bekannt. Von den Fliegern, die sich für das Projekt interessierten, haben außer den Wrights in unserer Zeit nur Vedrines und H. Altwood Anspruch auf Ernstnehmen. Nicht uninteressant ist, daß sich bereits eine Reihe englischer Flieger, deren Leistungen durch die jüngsten Erklärungene des Kriegsministers Oberst Seely in ein besonderes Licht gerückt worden sind, zu der Aufgabe der Atlantik=Ueberquerung im Flugzeug im Zusammenhang mit dem Preise der Daily Mail geäußert haben. So erklärt ein Oberleutnant zur See von der Marine=Luftschifferabteilung, daß er die Durchführung des Fluges bei dem gegenwärtigen Fortschreiten der Leistungsfähigkeit noch innerhalb der Jahre 1913 und 1914 erwarte. Ebenso sind die bekanntesten Flugführer(Graham White) englischer Nationalität von der baldigen. Durchführungsmöglchkeit des Atlantikfluges überzeugt. Daß Spates Gluck. Roman von Arthur Zapp. 49 Eine kurze Pause folgte. Helene hielt vor Spannung den Atem an. Sie hatte das Gefühl, sie wußte selbst nicht warum, daß sich unn etwas ganz Besonderes, Aufregendes ereignen müßte. Da hörte sie plötzlich ein Geräusch, wie wenn jemand einen Stuhl zurückschob und heftig aufsprang. Und gleich darauf erklang Erna von Boltenhagens Stimme in mühsam beherrschter Leidenschaftlichkeit:„Ich halt es nicht länger aus, ich entdecke mich meinem Vater. Jedes Wort von Paul, jede Gebärde von ihm ist mir eine Marter. Ich ertrag es nicht länger.“ „Aber sei doch nicht so kindisch, Erna!“ hörte sie Kuno begütigend entgegnen.„Warum hast Du Dich denn mit ihm verlobt?“ „Hast Du mir nicht das Beispiel gegeben, daßman heiratenkann, ohne zu lieben?Oder liebst DuHelene?“ „Unsinn! Aber ich war arm, und so mußte ich nach Geld heiraten. Was kann mir Helene sein? Nichts! Aber ihr Geld brauchte ich und nun—“ der Sprechende unterbrach sich hastig.„Still! Ich bitte Dich, Erna—“ Helene flüchtete sich aus dem Zimmer, instinktiv jedes Geräusch vermeidend. Sie vergaß ganz, warum sie gekommen war. Im Korridor riß sie mechanisch ihr Jackett und ein Kopftuch herab, das an einem der Garderobehaken hing, und legte es mit fliegender Eile an. Dann die Treppe hinunter. Es war keine große Enttäuschung, kein brennender Schmerz in ihr. Das, was sie soeben vernommen, konnte sie ja nicht mehr überraschen. Seine „„„„„„„—— sie nicht mehr zweifeln, nun hatte sie es aus seinem eigenen Munde'gehört, daß ihre Persönlichkeit nie für ihn etwas bedeutet, daß er sie nie geliebt, daß er sich nur ihrer Mitgift wegen um sie beworben hatte. Unten vor dem Hause hielr sie einen Augenblick an und faßte sich mit beiden Händen an die Stirn. Wie war es nur möglich, wie hatte sie diesen Menschen überhaupt je lieben können? Da kam ihr mit einem Male die Erkenntnis: es war das oberflächliche Urteil des unerfahrenen, jungen Mädchens gewesen, das sich durch glänzende äußere Eigenschaften bestechen ließ, das man nicht gelehrt hatte, tiefer zu blicken, den Mann nach seinem inneren Wert zu schätzen, das System der Erziehung war es, das junge Mädchen und junge Männer nur auf Bällen und Gesellschaften einander kennen lerneu ließ. Wie sollte ein Mädchen Männer beurteilen können, wenn es sie nie bei der Arbeit, bei ernster Tätigkeit beobachten konnte, sondern sie nur immer im Feiertagsgewand, bei Tanz und Spiel, das Lächeln konventioneller Artigkeit auf den Lippen, sah.— Als sie die Wohnung der Geschwister Brinkmann betrat, war ihr das Herz so voll und schwer, und sie war äußerlich wie innerlich so verstört, daß ihr die Geschwister sofort ihren außergewöhnlichen Gemütszustand ausahen. Und so hielt sie auch nicht zurück mit dem, was sie bedrückte. Offen und ohne Umschweife, hie und da durch ein Aufschluchzen sich unterbrechend, berichtete sie von dem Besuch ihres Vaters und von den Enthüllungen, die er ihr gemacht hatte. Emil Brinkmann schien wenig überrascht. Wenn er auch nicht mehr zur Firma C. O. Schöler gehörte, so hatte er doch die Vorgänge in der Fabrik verfolgt, soviel er dazu in der Lage war. d Interesse das Gofühl der Leizenshärte, sein materieller Sinn, sein brutaler Sein alles Inleresse, dus Gesuht der Zugehörig*hoismus halte sich ihr ja schonenthüllt, und alles keit zu der alten Firma, für die er so lange Jahre werden und sich so Erei9 für ihn schien in ihr gestorben. Hatten die gearbeitet, die er hatte groß arctver: 3 Jr gr z. E#“chnisse ihrer jungen Ehe sie nicht auf die große stolz uno prächtig ennoickeln sehen und der. llichuschung, die sieheute erlebt hatte, vorbereitet, schöne Zeiten und ein für seine Jahre vergatte Poriyr Zusammenlebenmitihm nichteine Kettenn= mäßig hohes Einkommen verdaukt, Hattgz.g euhörlicher Ernlichterungen gewesen? Jetze konnte von neuem stark in ihm. Dazu kam der Aublick der unglücklichen, jungen Frau, die mit so flehenden Augen zu ihm aufsah, daß es ihn tief ergriff. Lebhaft, ganz Energie und Entschlossenheit sprang er auf. „Ihr Herr Papa soll nicht verzagen, die Firma soll nicht zu Grunde gehen."., Auch sie war rasch auf ihren Fußen; ihr Antlitz verklärte ein Hoffnungsstrahl.„Sie werden Papa retten?“„ Er nickte entschieden.„Ja. Ich hoffe, es wird mir gelingen. Was ich nicht an eigenen Mitteln besitze, werde ich anderswo aufbringen. Die Hauptsache ist, daß ich mir sofort einen klaren Einblick in die Sache verschaffe." Helene faßte nach seiner Hand, sie war zu bewegt, um sprechen zu können, aber der beredte Blick ihrer Augen und der Druck ihrer Finger sagten ihm, was sie empfand. Doch in seinen Mienen spiegelten sich Beschämung und Reue. „Ich muß mir Vorwürfe machen," äußerte er, seine Blicke vor ihr niederschlagend.„Vielleicht bin ich schuld, daß es so weit gekommen ist. Ich hätte die Firma nicht in der Zeit der Bedräugnis selbstsüchtig verlassen dürfen." 16 Eilende Geschäftigkeit kam wieder üver ihn. Im Verlauf weniger Sekunden hatte er sich zum Ausgehen fertig gemacht. Helene ging mit ihm. Auf der Straße schritten sie schweigend, in schnellem Tempo dahin. Jeder hing seinen Gedanken nach. Helene drängte sich unwillkürlich der Vergleich auf zwischen den beiden Männern, die sich so grundverschieden in derselben Angelegenheit benahmen: Kuno unbarmherzig, gefühllos, ganz von seiner Selbstsucht geleitet— Emil Brinkmann warmher= zig, voll edler, selbstlofer Hingabe, bereit, alles, was er besaß, für den Mann, an den ihn nicht einmal verwandtschaftliche Bande fesselten, zu opfern. Eine tiefe Beschämung befiel sie. Mit lächelnder Geringschätzung hatte sie bis dahin über den Prokuristen ihres Vaters hinweggesehen, weil er sich bescheiden zurückhielt, nicht Phrasen machte, nicht schmeicheln und nicht hofieren konnte. Und nun war ihr Herz voll Dankbarkeit und Bewunderung und zugleich erfüllte sie ein großes Vertrauen zu dem Mann, der still und ruhig an ihrer Seite schritt, als wäre das, was er zu tun im Begriff war, etwas ganz Alltägliches, Selbstverständliches. Plötzlich fiel ihr auf, daß er von der Straße abzubiegen Miene machte. „Aber wollen Sie nicht zu Papa?“ fragte sie erstannt. „Gewiß! Ichwollte mir nur gestatten, Sie vorher nach Ihrer Wohnung zu geleiten.“ Ein Schatten senkte sich auf ihr Gesicht und die seelische Gehobenheit, in die der Edelmut Brinkmanns sie während der letzten Viertelstunde versetzt hatte, wich wieder dem beklemmenden, niederziehenden, peinvollen Bewußtsein ihres persöulichen Schicksals. Ein paar Sekunden lang kämpfte sie mit sich, aber das Gefühl, daß sie dem hochherzigen Freunde ihrer Familie rückhaltlose Offenheit schuldete, behielt die Oberhand in ihr. „Ich gehe zu meinen Eltern,“ erwiderte sie mit herber, unbeugsamer Entschlossenheit. Bei der Dunkelheit auf der Straße konnte sie nicht sehen, wie sich ihr Begleiter jäh verfärbte, wie er bis in die Lippen erblaßte, wie ein Zittern seine Gestalt durchlief, und wieer sie mit erschreckten Augen, in sprachloser Ueberraschung ansah. 204,16 „Kommen Sie!“ sagte sie hastig, den Weg fortsetzend. Und während sie wieder nebeneinander vorwärtsschritten, berichtete sie von den Vorgängen des Nachmittags, wie ihr Vater sich vergebens vor seinen Schwiegersohn gedemütigt und wie hart und gefühllos der letztere jede Hilfe verweigert hatte. Auch die persönliche Erfahrung, die sie gleich darauf gemacht, die Worte, die zwischen Erna von Boltenhagen und Kuno gewechselt worden und die sie zufällig erlauscht hatte, verhehlte sie nicht. Mit vor stiller Aufregung heiserer Stimme entgeguete Brinkmann:„Ich kann Ihnen in dieser Sache nicht raten, Frau Helene. Das müssen Sie mit sich selbse ausmachen, da können nur Sie allein entscheiden.“ Seite 4. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisblatt.) Dienstag, den 8. April 1913. Nr. 81. es möglich sein wird, in absehbarer Zeit Flugmaschinen zu bauen, die 24 Stunden in der Luft## bleiben, ist selbstverständlich. Ist es doch dem Franzosen Fourny schon 1912 gelungen, 13 Stunden 17 Minuten in der Luft zu bleiben. Die Chancen auf Ausdehnung der Flugweite und Flugdauer vermehren sich aber bedeutend, wenn die Flugzeugkonstruktion erlaubt, Führer zu wechseln und durch Einbau mehrerer— auch getrennt arbeitender Motoren die Betriebssicherheit zu erhöhen. Zieht man weiter die unterstützende Wirkung der Passatwinde in Betracht, so braucht man keinessalls die Ausschreibung phantastisch zu finden. Bedingung müßte allerdings sein— und das hätte der Auslobung der Daily Mail einen ganz anderen Wert gegeben— die Erfüllung gewisser Minimalleistungen über dem Festland vorzuschreiben, damit die Luftfahrerwelt nicht wieder einmal mit nutzund wertlosen Reklamenotizen zum besten gehalten werden kann. —— Zum Kaisermanover. Von den diesjährigen großen Kaiserparaden wird besonders die erste, nämlich die große Kaiserparade, die im Zusammenhange mit dem diesjährigen Kaisermanöver in Posen stattfinden wird, ein großartiges militärisches Schauspiel bilden, dem in Anbetracht der Stätte, auf dem es sich abspielen wird, eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Als Tag für die Parade ist der 25. August festgesetzt worden. An diesem Tage wird der Kaiser auf dem Lawicaer Exerzierplatz bei Posen die Parade des fünften Armeekorps abnehmen., Die Stadt Posen wird zu diesem Tage besonders großartige Vorbereitungene treffen, um dem Kaiser einen festlichen Empfang zu bereiten. Der Einzug des Kaisers in die Stadt Posen erfolgt am gleichen Tage anschließend an die Parade. Der Kaiser wird in Posen bis zum 27. August Aufenthalt nehmen, sofern er nicht, was noch nicht sicher ist, im Zeltig. ger residieren sollte. Für den Fall des Verbleibens in Posen wird der Kaiser im Posener Schlosse woh. nen, das er erst vor kurzem auf der Rückreise von der Königsberger Jahrhundertseier nach Berlin besichtigte. Am 26. August wird der Kaiser voraussichtlich der Einweihung des restaurierten Posener Rathauses beiwohnen. An die Parade des fünften Armeekorps vor dem Kasser schließen sich die nörer an. Das Manöver vor dem Kaiser findet am 10., 11 und 12. September statt. Die beiden an dem Kaisermanöver teilnehmender Armeekorps halten ihre übrigen Manöver in abweichender Form ab, nämlich derart, daß zwei Tage lang Brigade. manöver, zwei bis drei Tage lang Divisionsmanöver und ein bis zwei Tage Korpsmanöver in zwei Parteien gegeneinander oder als Manöver der Divisionen gegen markierten Feind stattfinden. Von Posen aus wird sich der Kaiser zur Teilnahnahme an den Manövern des 6. Armeekorps begeben. In Breslau wird die 2. Kaiserparade der diesjährigen Kaisermanöver stattfinden. An die Parade, nach deren Beendigung der Kaiser wie in Posen feierlich in die Stadt einziehen wird, findet eine militärische Paradetasel und eine Galatasel für die Zivilbehördene der Provinz statt, die wiederum wie bei den Kaisermanövern des Jahres 1906 im Zwinger stattfinden werden. Verantwortlich für die Redaktion Friedr. Kraaz. Druck u. Verlag von Carl Braus, beide in Schwerte. in dem sich jetzt Konditorei und Kaffeestube befindet, zu vermitten. Carl Stamm Herrsch, adgeschl. 2129 Hragen von 4—5 Zimmern, mit Badezimmer. Speisezimmer, Mansardenzimmer und Gartenlond eic. per 1. Juli d. Is. zu vermieten. W. Luck Königstraße 2. Eine Wohnung von 2 Zimmern, mit Stoll und Gartenland per sofort oder später zu vermieten. W. Schwachenberg jr. 2249 Wandhofen. Weikung 3 Zimmer und Stall per sofort oder späler zu vermieten. Westphal, 2154 Wandhofen. In meinem Neubau Ostenund Friedrichstraßen=Ecke sind herrschaftl. 5 und 8 ZimmerWohnaugen, abgeschl. Et., elektr. Licht, Gas, Badezimmer per 1. 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Wenn sein Hut ooch jrien vor Alter is, und seine Stiebeln jeslickt, ick kann dir sagen, wenn bei alle Männer een oller Hut und olle Stiebeln een so warmes Herz bedeckten, wie mein Freund Ludwig Krause eens hat, denn kennten viele Frauen sehr stolz sinn!“ *GSestern und Heute. Ein Seitenstück zu Zeppelius berühmtem Pat-ouillenritt. Der schneidige Ritt, den Graf Zeppelin mit einigen badischen Dragoneroffizieren im Juli 1870 durch Lautenburg bis hinter die französischen Vorpostenlinien unternahm, hat ein Gegenstück in der unblutigen Erinnerung der Stadt Saargemünd durch den damaligen Leutuant v. König. Dieser, von Bliescastel aus zur Rekognoszierung über die französische Grenze ausgeschickt, war mit seinen drei Mann brannschweigischer Husaren unbeanstandet durch die ersten französischen Dörser gekommen; die schienen ausgestorben. Niemand zeigte sich— Fenster und Türen waren verschlossen. Er ritt auf der großen, breiten Straße weiter; rechts und links und vorwärts war nichts vom Feinde zu sehen. In der Ferne trat quer ein Höhenzug empor, an dessen Abhängen, je näher die Patrouille kam, Gärten und Landhäuser bemerkbar wurden, weiter kamen die Schornsteine von Fabriken, die Spitzen von Kirchtürmen zum Vorschein. Die Patrouille war jetzt an einer Stelle der Straße angekommen, von welcher diese abwärts führte; die Höhen jenseits und diesseits stiegen von der Talsohle eines Flusses auf, welchen sie sich entlang zogen; es war ein ziemlich breiter Fluß, über den eine Brücke führte, und drüben lag eine Stadt mit stattlichen Häusern. Der Fluß mußte die Saar, die Stadt Saargemünd sein. Das stimmte mit der Sektionskarte der großen Generalstabskarte von Frankreich, die der Offizier m zch führte. Er ritt mit seinen Leuten talabwärts bis in die Nähe der Brücke. Der Zugang zu dieser war nicht frei; gesällte Bäume waren davorgelegt. Ein Ort, zu welchem der Zugang wie hier, verbarriladiert ist, wird nicht mehr als ofsener behandelt, sondern als befestigter, und ist allen Konsequenzen eines solchen ausgesetzt, z. B. kann er bombardiert werden. Jeuseits der Brücke zeigte sich feindliche Reiterei; sie gab auf die Husaren Feuer, das von diesen erwidert wurde, worauf sich jene zurückzogen. An der Seite der Brücke aus einem Hause kam ein Mann in bürgerlicher Kleidung zum Vorschein. Er wurde von dem Offizier angerusen:„Wie heißt der Maire der Stadt?“—„Baron de Geiger"—.„Gut, bringen Sie ihm diese Karte, wir warten hier auf Antwort“. Auf ein Blatt Papier hatte der Offizier seinen Namen geschrieben— nur„von König“— die Charge war weggesassen, absichtlich, um der Sache dem Maire gegenüber einen größeren Rückhalt zu geben; hinter einem Leutnant kann ja höchstens nur ein Zug Mannschaften in Sicht sein, hinter einem Namen ohne der Charge eine Schwadron, ein Regiment. Auf der Karte war der Maire der Stadt aufgesordert, an der Brücke zu erscheinen. Der Bote stieg mühsam über den Verhau und verschwand jenseits der Brücke. Es dauerte eine halbe Stunde. Nach dieser kam drüben der Bote in Begleitung eines älteren Herrn zum Verschein. Beide gingen über die Brücke der Patrouille entgegen. Der ältere Herr war der Maire, der, wie sich jetzt herausstellte, ein Altbayer und seit langen Jahren als Industrieller im Orte angesessen war. Auf die Frage, ob noch französische Truppen in der Stadt seien, sagte Baron von Geiger:„Rein, seit heute morgen nicht mehr.“ Der Bürgermeister erklärte.ich darauf bereit, die Hindernisse vor den Toren der Stadt wegschaffen zu lassen, und so zog Leutnant von König mit gespanntem Revolver, die Husaren mit aufgesetztem Karabiner in die feindliche Stadt ein, umringt von einer dichten, drohend aussehenden Bovölkerung. Vom Markte aus rekognoszierte die Patrouille in aller Gemütsruhe die Stadt, und sprengte dann im Galopp von dannen, um dem Prinzen Friedrich Karl die unblutige Eroberung der Stadt Saargemünd zu melden. 153 Rebus. (Auflösung folgt in nächster Nummer.) Bumor. Freundliche Nachbarin. Frau A.:„Denken Sie nur Frau B, unser Wirt hat die Miete herabgesetzt.“ Frau B.:„Ach, nicht möglich! Das muß er wohl getan haben, damit er weniger Geld verliert, wenn Sie ausrücken.“ V ** 9 . 5 9 K 97 S 8 ## S paosegg S SHESGFNIS S 5 S 95 S 9 Amtliches Kreisblatt 4 Jahrgang O Grites und älteltes Cagesorgan des Kreites. O haupt-Annoncenblatt Unterhaltungs=Beilage zu Nr. 18. Dienstag, 8. April:913 S eric. 8½ sehen würde, keiner Falk!“ Roman von B. von Winterfeld. (17. Fortsetzung.) alk hielt Steinbergs Hand fest. Er schloß erschöpft die Augen, dann sagte er dringend:„Verlassen Sie Britta nicht, und seien Sie meinem kleinen Sohn ein Freund und Führer!" Der Gedanke an das Kind, das so heiß von ihm ersehnte, das er nun niemals mehr übermannte ihn.„Mein Bubi! mein stöhnte er schmerzlich. (Nachdruck verboten.) er daß es zu Ende ging. Steinberg sprach liebevoll und beruhigend, und er vergaß in seinem Leben niemals den dankbaren Blick des Kranken. Am anderen Tage mußte ein Notar die letzten Wünsche und Bestimmungen Falk von Dorns zu Papier bringen, und eine große, wunderbare Ruhe breitete sich danach über ihn aus.„ Der goldene Septembertag ging zu Ende. Britta saß allein bei ihrem Gatten, der ihre Hand in der seinen hielt.„Ich danke dir, Liebling, für alles Glück, das du mir gegeben hast," flüsterte er. Sie teugte sich über ihn und küßte ihn innig, während heiße Tränen über ihr Gesicht rannen.„O Falk, ich habe nur dir zu danken in alle Ewigkeit für deine große Liebe!“ Sie kniete neben ihm, und sein Arm umschleng ihren Hals. „Sieh, Kind,“ fuhr er fort,„ich erleide nun wohl die Strafe oder Vergeltung für meinen Leichtsinn, mit dem ich damals die Leidenschaft Anitas hinnahm und mißbrauchte, ohne sie zu lieben. Das hätte Steinberg niemals gekan. Damals hatte ich mir nicht viel dabei gedacht. Aber im Leben ist keine Handlung gleichgültig. Wir sollten nie etwas tun, ohne über die Folgen nachzudenten. Ich vergebe der armen Anita. Sie mag schner gelitten haben.“ Nach einer Weile fuhr er fort:„Grüße unseren Bubi von mir und deine Eltern. Unser Bubi muß ein besserer Dorn werden, als ich einer war. Doktor Steinberg soll dein Berater sein, meine Britta. Er ist ein edler Mann, dem du völlig vertrauen kannst. In Dornburg wirst du ja deine Heimat behalten!“ In heißem Schmerz hatte Britta diesen mühsam gesprochenen Worten ihres Mannes zugehört, während sie bitterlich weinend seine Hände wieder und wieder an ihre Lippen drückte. Als das scheibende Sonnenlicht die Bergzinnen erglühen ließ, blickte er mit großen, weitgeöffneten Augen auf das schöne Schauspiel. Tiefe Blässe lag auf dem eingefallenen Gesicht. Der Atem ging kurz. Britta stützte seinen Oberkörper mit ihren Armen. Sein Haupt ruhte an ihrer Brust. Als der Arzt eintrat, sah., en„„ Leise trat er näher.„Haben Sie Dank, lieber Freund!“ Hab' Dank, gcliebtes Weib!" flüsterten die bleichen Lippen, dann klang es noch ganz leise:„Wiedersehn!" Der Blick schien nicht mehr dieser Erde zu gehören, er folgte der scheidenden Sonne, dem vergiimmenden Abendrot und sah bereits in jene lichte Welt, in der alles Erdenleid ein Ende hat. Der Arzt horchte auf den Schlag des Herzens. Aber Falks Herz hatte ausgehört zu schlagen. Lautlos sank Britta in tiefer Ohnmacht am Lager ihres Mannes nieder. Noch einmal leuchteten die bereits dämmernden Berggipfel auf in wunderbarem Alpenglühen. Steinberg drückte dem Entschlasenen sanft die Augen zu. Dann hob er behutsam die Ohnmächtige auf und trug sie in ihr Zimmer, die herbeigerufene Diakonissin mit ihrer Pflege betrauend. Er selber saß während der ganzen Nacht auf, die nötigen Telegramme und Briefe schreibend und alles zu veranlassen, was das Geschehene erforderte. Bleich und kraftlos fand er Britta am nächsten Morgen. Wie eine dumpfe Betäubung lag es auf ihr. Willig fügte sie sich allen seinen Anordnungen. Als sie den letzten Abschied von der Hülle des Toten genommen und der Sarg geschlossen war, drohte sie zusammenzubrechen. Aber Steinberg trat zu ihr und sagte ernst und dringend:„Liebe, gnädige Frau, Sie müssen sich jetzt erhalten für Ihren Sohn. Sie haben jetzt doppelte Pflichten, Ihrem Kinde Mutter und Vater zugleich zu sein.“ Da erwachte in ihr das alte Pflichtgefühl, das Bewußtsein, eine große Aufgabe noch vor sich zu haben, und das gab ihr Kraft, das Leid zu ertragen. Eine tiefe Dankbarkeit gegen Steinberg erfüllte ihre Seele. Was wäre aus ihr geworden in der großen Not, inmitten der Gebirgseinsamkeit, sern von ihren Lieben, hätte er ihr nicht als Freund zur Seite gestanden. Jahre waren vergangen. Der Park, der die Dornburg umgab, stand wieder einmal in voller, duftender Fliederblüte, und in den weißen und lila Boskaden sangen die Nachtigallen. Der See glitzerte im Sonnenschein, und im Uferschilf trieben Rohrsperlinge und Wasserhühner ihr munteres Wesen. „O Mutti, wie ich mich freue! Heute kommt Onkel Steinberg! Ich will ihm meine neue Festung zeigen, und wie gut ich mit der Armbrust schießen kann! Er wird sich wundern! Ueber ein halbes Jahr war er Rse 8 8 9 S e 5 555n S SüSSoEES S2 S 8 5 5 S 8 S B 7 8 * S 50 2#. 5# 8 S S 5 E P 8ET „ 5 22— 9• a S SOpEEn S SSSESSPPSIREE S#. S a# S SSETSES ST 67 75 * 5 * 8 S5 S 85 S. S .# 5 E 5 8 8 S #AE S SHESSEE E SaE 3% PESge S IE B SgFSSEES S S2USnS **• ThaRSLSEBESS B„üz Zp BEGUTTSS T O A RachEEE nicht hier. Sag', Mutti, warum kommt er nur so selten her und immer nur so kurz?" „Weil er sehr viel zu tun hat, mein Bubi. Sieh', er ist ein berühmter Professor in München, und viele, viele Leute, die krank sind, kommen zu ihm, da hat er keine Zeit, oft nach Dornburg zu kommen.“ Britta sah noch immer mädchenhaft jung aus, und die schwarze Trauerkleidung, die sie seit ihres Mannes Tode nie mehr abgelegt, hob die Blässe ihres schönen Gesichtes noch mehr hervor. Sie hatte den Arm zärtlich um ihres Sohnes Schultern gelegt und schritt mit ihm durch die schaitigen Parkwege. Groß für sein Alter, schlank und braungebrannt, glich der neunjährige Falk seinem Vater ungemein. Von ihm hatte er auch die Freude an körperlichen Uebungen und an der Natur geerbt, ebenso das warme Herz und die angeborene Ritterlichkeit.„Das wird einmal ein echter Dornburger Dorn,“ sagten die Leute. Mütterchen lebte seit zwei Jahren mit Traute ganz bei Britta. Der alte Major von Kröben war gestorben, und Hans studierte Jura auf der Universität. Seitdem sie Witwe geworden, lebte Britta allein ihrem Sohn und seinem einstigen Besitz. Sie setzte ihre Lebenskraft daran, ihre Aufgabe als Mutter und als Gutsherrin gewissenhaft zu erfüllen, und Liebe, Vertrauen und Achtung-umgab sie zum Lohn. Zweimal im Jahre kam der Prosessor Steinberg, der Vormund ihres Sohnes, und mit ihm beriet sie die wichtigen Schritte und Entscheidungen für das Leben und die Erziehung des Knaben. Nur kurz vermochte der Professor immer zu bleiben. Aber die Tage seiner Anwesenheit erschienen den Schloßbewohnern allemal wie goldene Fäden, die in das jetzt meist dunkle Grundgewebe ihres Lebens hineingesponnen wurden. Ebenso wertvoll waren für Steinberg selbst diese Besuche. Es wurden mehr und mehr Sonnenblicke für ihn, auf die er sich sechs Monate freute und von deren Erinnerung er die nächsten sechs Monate zehrte. Schlicht und in gegenseitigem Vertrauen verkehrten Steinberg und Britta miteinander. Nur die Interessen und das Wohl des kleinen Falk und seines künftigen Besitzes bildeten den Gegenstand ihrer Gespräche, den Inhalt ihrer Briefe. Und dann war es das Andenken an den Verstorbenen, das beide heilig hielten, und in liebender Erinnerung lebendig zu erhalten suchten. (Schluß folgt.) gen sie auf 32000 Tonnen(Mauretania); jetzt sind Schiffe von 50000 Tonnen im Bau! Es hat sich herausgestellt, daß die Verfrachtung in wenigen großen Schiffen vorteilhafter ist als in mehreren kleinen. Die älteren Schiffe liegen zu Dutzenden in den Häsen und verrosten allmählich; ihre Zeit ist vorbei. Anderseits werden jetzt wieder mehr Segelschifse von bedeutender Größe, zum Teil mit Hilfsmaschinen, gebaut, besonders in Frankreich, aber auch in Deutschland; das größte ist I. C. Rickmers mit 4696 Tonnen und fährt etwa 0,6 Meilen die Stunde. Die französische Quéville, 3273 Tonnen, hat dieselbe Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht wie ein Frachtdampser, natürlich mit bedeutender Ersparnis. Aber nicht nur die Größe der einzelnen Schiffe ist gestiegen; auch der Gesamttonnengehalt der Flotten hat sich bedeutend vermehrt. Im Jahre 1858 wurden in England gebaut: 208080 Tonnen für eigene Rechnung, 28 474 Tonnen fürs Ausland. Letztere Zahl erreichte nicht einmal die Tounage der einzigen Mauretania. Es fragt sich nun, ob die Grenzen der Entwicklung bereits abzusehen sind. Ueber 1000 Fuß Länge werden die Konstruktionen kaum hinausgehen dürfen. Auch ist der mögliche Verlust eines solchen zeauriesen eine ernste Gefahr. Anders steht es mit der bewegenden Kraft. Hier ist kein Halten der Entwicklung. Aus der einfachen Maschine entstanden die Compound=, drei und vierfachen ExpansionsMaschinen. Das Kriegsschiff„Swift“ fährt heute 38 Knoten und vor gar nicht langer Zeit galten 20 für das höchste! Je größer die S#hnelligkeit des Transportes, desto billiger stellt sich der reis der Güter. So haben alle Industrien und Märkte enn Interesse an dem Fortschritt. Aber weitere Verbilligun; muß angestrebt werden. An Stelle der Kohlenfeuerung trt. die Oelfeuerung; für England kommt freilich diese Maß##### weniger in Betracht, da es wohl Kohle, aber kein;#####um produziert. In Amerika werden Schwimmendes Kapital. Mau steilt sich kaum vor, wieviel Geld im besten Sinne des Wortes heute auf dem Wasser schwimmt. Im Zeitalter der Weltwirtschaft, da das Kapital über die ganze Erdoberfläche zerstreut arbeitet und die Verlehrsmittel in ständigem Fortschritt begrisfen sind, werden auch Schiffsbauer und Marineingenieure, früher sehr bedächtige Leute, zu Schrittmachern der Renschheit. Am meisten in die Augen fallend ist der Größenzuwachs der Schiffe; der Tonnengehalt springt in Tausenden, ja Zehntausenden in die Höhe. Die Franzosen nennen die modernen Seeungeheuer„Mastodonte"; der Seemann trifft sie heute auf Schritt und Tritt, Dampfer und Segler. Commander Curcey erzählt im„United Service Magazine“, er habe im Jahre 1874 in Hankau(China) einen Dampfer getrossen, der mit 2000 Tonnen nächst dem unbrauchbaren„Great Eastern“ als das größte vorhandene Schiff galt. Heute ist solch Schiff keiner Beachtung wert. In den nächsten zwanzig Jahren stieg die Tonnenzahl zwar stetig, aber nicht überraschend. Die Trausatlantischen Dampfer hatten 1894 11000 Tonnen erreicht; in dem folgenden Jahrzehnt stieVersuche mit elettris. Transport über See##### und Kanälen in Beten. Schisse von 300 Tonn. der wachsenden Größe Hasenanlagen zunehmen. trieb gemacht. Außer dem Wer auch noch der auf Flüssen luch hier wächst die Größe der 00 schon bis 2000. Mit Schisse müssen aber auch die „ London muß ernstlich daran denken, neue genügend breite und tiefe Wege herzustellen. Liverpool hat sich schneller der Entwicklung angepaßt. 1855 gehörten dorthin 2351 Schiffe mit 1057291 Tonnen. Heute sind es 987 Segler mit 509524 Tonnen und 1206 Dampfer mit 2091274 Tonnen. Hier überwiegen also die großen Jahrzeuge, während London viel Kleinverkehr hat. Der Verkehr in den großen Häfen steigt natürlich ebenfalls von Jahr zu Jahr an Umfang und Wert. Genna hat seit zwanzig Jahren seinen Umschlag von drei Mitlionen Tonnen auf acht Millionen Tonnen erhöht, und fühlt sich trotzdem durch die nördlichen Häfen benachteiligt. Der unmittelbare wirtschaftliche Zusammenhang auch der entferntesten Länder drängt zu immer intensiverer Entwicklung der Vertehrsmittel Unzählige Millionen sind darin investiert, aber sie sind geringfügig gegen den Wert des durch sie ermöglichten Umsatzes, des fluktuierenden Kapitals. 10 920 Humor. Der kluge Hund.„Warum sagen die Menschen immer, der Hund sei das klügste Tier?" fragte der Esel das Pferd. „Das will ich dir sagen,“ versetzte das Pferd.„Weil er es versteht, sich gut pflegen und verwöhnen zu lassen, ohne zu arbeiten.“ n 8 Die Legende von Kaiser Alexinder I. Eine al ennssische Volkslegende besagt, daß ein Delinquent, der dem Kaiser Alexander I. auffallend ähnlich gesehen habe, als Kaiser begraben worden sei, der Kaiser aber an seiner Stelle sein Leben in Sibirien als Weltflüchtiger in stiller ZurückgezogenDie Probe. Erzählung von I. r. Leo. (Nachdruck verboten.) heit und Buße abgeschlossen habe. Leo Tolstoi hat diese Legende unter dem Titel„Die posthumen Schriften des greisen Zedor Kusmetsch“, unter welchem Namen sich bekanntlich der Monarch verborgen haben soll, bearbeitet. Es kommen darin auch Aussprüche vor, die angeblich aus dem Munde des Kaisers, der dem Tyron entsagt hatte, stammen sollen. Die Erzählung Leo Totstois war von dem Blatte„Rußkoje Bogatstwo“ abgedruckt worden. Der Staatsanwalt erblickte in den dem Kaiser in den Mund gelegten Aussprüchen eine„Nichtachtung der obersten Gewalt" und zog den Redakteur des Blattes, den Schriftstelter Korolento, zur gerichtlichen Verantwortung unter gleichzeitiger Konfiskation der Nummer der Zeitung. Der Angeilagte berief sich darauf, daß es nach dem im Jahre 1998 erschienenen Gesetz gestattet sei, die Person und die Handlungen der Vorfahren des Monarchen, angefangen vom Urgroßvater, zu kritisieren und zu besprechen. E seimn seitdem verschiedene historische Schriften erschienen, die Licht in das Dunkel der Vergangenheit gebracht hätten. Man müsse anerkennen, daß von allen Darsteltungen der Person Kaiser Alexanders I. das Bild Tolstois das heliste und lichteste sei. Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt des Angellagten und sprach ihn frei und hob die Beschlagnahme der betreffenden Nummer der„Rußkoje Bogatstwo“ auf.: Das spricht fast für die Legende. Es war gegen acht Uhr abends, als Fritz Roden, Buchhalter eines Notars in München, sein Zimmer verließ, nachdem er sich zuvor eine Zigarre angesteckt und noch einen flüchtigen Blick in den Spiegel geworsen hatte, um sich zu überzeugen, ob alles an ihm in bester Ordnung sei. Nicht lange schlenderte er, nachdenklich und den Rauch seiner Zigarre in die Abendluft blasend, durch die Straße dahin, als er plötzlich ein Klopfen auf seiner Schulter verspürte. „Ah, wirklich täuschte ich mich nicht, du bist es, du, mein lieber Fritz! Kennst du mich noch, mich, deinen alten Freund Max?“ „Ja, was wäre denn das, wo kommst du her, wo hast du dich herumgetrieben seit unserem letzten Beisammensein vor Jahren? Du siehst ja ganz verändert aus, fast hätte ich dich nicht mehr ertannt. Wie geht es dir, altes Haus?“ „Ich habe bis jetzt mehr schlimme als gute Tage gesehen, so daß ich genug habe an diesem Dasein. Ich glaube an nichts mehr und bin überzeugt, daß es auf der Welt ein Glück gar nicht gibt.“ „Was sagst du da? Du bist sehr im Irrtum, mein lieber Max.“ „Bist du etwa glücklich?“ „Vollständig glücklich!“ „Ah pah! Daran glaubst du selber nicht. Und wenn, so sag' mir doch wieso?“ „Mein Lieber," begann Fritz,„ich bin glücklich, weil ich liebe; glaube aber ja nicht, daß es bloß eine tändelnde Liebe sei, denn ich will mich verheiraten.“ „Sprichst du wirklich im Ernste?“ „In vollem Ernste— in zwei Monaten wird dein Freund Fritz der Gemahl des schönsten und bravsten Mädchens der Welt sein! Doch du lachst!“ „Wenn man da nicht lachen müßte.“ „Berta— sie heißt Berta— zählt zwanzig Jahre; sie ist anbetungswürdig schön, nicht zu kokett...“ „Spielt Klavier, singt sentimentale Liebeslieder und spricht Englisch und Französisch.“ „Woher weißt du das?“ fragte Fritz ganz erstannt. „Woher ich das weiß? Gilt denn das nicht von allen heiratsfähigen Fräulein? Wer sind ihre Eltern?“ „Der Vater ist ein pensionierter Beamter....“ „Strenges Gesicht, auf dem Scheitel noch einige weiße Haare, ebensolchen spärlichen Backenbart, trägt eine goldene Brille, einen steifen, schwarzen Hut, ist auf eine Zeitschrift ernsten Inhalts abonniert und schläft nach dem Rittagessen lesend ein.“ „Schau, schau, wie du alles so genau weißt.“ Lh. es sind alle pensionierten Beamten gleich. Das die Mama anbelangt, so wird sie eine hübsche und erträgliche Schwiegermutter abgeben, nicht wahr? Ist das die ganze Familie?“ „Nein, Berta hat eine Schwester namens Hedwig, diese ist achtzehn Jahre alt und ein gutherziges, aber bedeutungsloses Mädchen.“ „Das ist mir erklärlich. Man läßt sie in einem Winkel, bis die ältere verheiratet ist. Ach, armer Freund, sei meines innigsten Beileids versichert.“ „Beileid? Dagegen proteniere ich!“ rief Fritz. „Wenn du darauf dein Glück setzest, beneide ich nicht“ „Aber sie liebt mich, Max!...“ „Du gefällst mir, Fritz, wenn du so sprichst,“ antwortete Max lachend.„Willst du dich auf eine Probe einlassen? Du gehst doch diesen Abend zu deiner Braut, nicht wahr? Gut, finde dich dort in Erregung, bleich, verstört ein und erzähle vor der ganzen Familie, daß dein Prinzipal mit einer großen Summe Geldes flüchtig geworden sei und du nun um dein Vermögen und tägliches Brot gekommen wärest. Du wirst sehen, was für eine Wirkung hervorbringt, und mir davon Nachricht geben.“ Fritz wollte zuerst nicht darauf eingehen, er war überzeugt von der uneigennützigen Liebe Bertas. Aber wenn der Versucher uns einmal einen Gedanken eingegeben hat, faßt dieser um so tiefere Wurzel in uns, je mehr wir denselben zu verscheuchen uns bemühen. So war es auch bei Fritz, so daß er schließlich selbst Lust dazu bekam, die Probe zu versuchen. Nur beging Fritz nicht die Beleidigung an Berta, an ihr zu zweifeln. Nein! Kurz, es wurde ausgemacht, daß Max seinen Freund im Café Wittelsbach erwarten und Fritz sich zu seinen tünftigen Schwiegereltern begeben würde. Beide trennten sich auf dem Bahnhofplatze. „Auf Wiedersehen, mein Lieber, und recht guten Erfolg!“ „Darauf rechne ich mit Sicherheit. Mache dich nur darauf gefaßt, daß du mir Abbitte zu leisten haben wirst.“ II. Als Fritz wieder allein war, setzte er seinen Weg nach der Lindwurmstraße, in welcher Berta wohnte, fort; aber je näher er seinem Ziele kam, desto mehr fühlte er eine gewisse Bangigkeit in sich erwachen, und zwar in dem Maße, daß er unwillkürlich langsameren Schrittes gehen mußte, um nachzudenken. Vor dem Hause seiner Braut angekommen, blieb er längere Zeit unschlüssig, 8 * Seite 7: Schwerter Zeitung(Amtliches Kreisblait). Dienstag den 8. April 1913. einheitliche Steuer von 2 Prozent vorgesehen. die Freiliste sollen auh Stahlschienen kommen. bi Zollsätze für Metalle sollen durchweg herabge#tr werden. Marokko. Kämpse in Marokko. Aus Tadla in MaLasto wird gemeldet: Die Abteilung des Majors ktos hatts ein Gefecht mit ausständischen MarokB#nern am Gru=Flusse zu bestehen. Die Marokkae wurden vertrieben. Die Franzosen hatten einen Katen urd 13 Verwundete. Ueber das Gesecht der Eglonne des Obersten Mauret am 10. März mit #inem unter dem Besehle des Bruders El Hibas ##henden marokkanischen Stamme an der Grenze wischen Mauretansen und Marokko wird noch gezidet, daß die Marokkaner auf dem Kampfplatze beichen und zahlreiches Kriegsmaterial zurückgebesen haben. Auf französischer Seite fielen außer ##n zwei Ossizieren noch 22 Senegalschützen, 35 kenegalschützen wurden verwundet. das Echo der Kanzlerrede. X Berlin, 8. April. Die gestrige Rede des eichskanzlers v. Bethmann=Hollweg findet in den Perliner Zeitungen, je nach ihrer Parteirichtung, Eine verschiedene Beurteilung. Während die rechts##henden Blätter sich in günstigem Sinne ausspre#n geben die linksstehenden ihrer Enttäuschung Ausdruck. Die„Nationalzeitung“ schreibt: Der Reichskanzler hat ohne optimistische oder pessimisiche Uebertreibungen gesprochen und dadurch sich #inen bleibenden Eindruck gesichert. Wir wollen #art sein und bleiben, um selbst für unsere natio###le und kulturelle Sicherheit einstehen zu können und die friedliche Entwickelung zu verbürgen, die #ir von unserm Vaterlande wünschen, wie es un#re Pflicht ist; und wir werden sie erfüllen. Die„Germania“ führt aus: Wer von der ge#rigen Kanzlerrede etwa Enthüllungen über die #egenwärtigen Verwickelungen in der europäischen iplomatie oder Aufklärungen über die Lösung Des gordischen Knotens oder auch nur neue große bedanken erwartot haben sollte, der wird durch d#s Anhören oder Lesen dieser Reichskanzlerrede zig enttäuscht worden sein. Der Reichskanzler hat ie Versicherung gegeben, daß er seine Ausführunn ohne Schönsärberei und ohne Schwarzmalerei #enacht habe. Man kann darüber verschiedener Meinung sein. Jedenfalls wird es Aufgabe des Reichstages sein, die Wehrvorlage rein sachlich zu #üfen und darüber zu entscheiden. Das„Berliner Tageblatt“ meint: Herr von ethmann=Hollweg hat wie ein Mann gesprochen, nach allen Seiten hin versichert: Glaubt wir, #ich meine es gut. Er meint es gut. Er ist vor dllem, was wir zu schätzen wissen und was Europa offentlich anerkennen wird, von ehrlichen FrieOnswünschen bescelt. Er ist überzeugt, daß man die Sache nicht anders machen kann und da wir ### der deutschen Diplomavie unmöglich mehr Ver#men haben können, als sie selber zu sich hat, wer#nn wir im Interesse des allgemeinen Wohles zu Einen Opfer genötigt sein. Aber der Reichskanzler #u die Pflicht, das Opfer möglichst zu verkleinern, ras ja auch den Interessen des allgemeinen Wohis entspricht. Die„Berliner Morgenpost“ äußert sich folgendernaßen: Neue Gedanken brachte die Kanzlerrede nicht und daß die Rede des Kanzlers überzeugend, ###rend, fortreißend gewirkt, daß sie der Größe des#en entsprochen hätte, was in ihr vom Volke ver#angt wird; wer ist, der solches behaupten könnte? Las mag man der Kanzlerrede nachsagen, daß sie seuf einen friedlichen Ton gestimmt war. Der Eindruck im Auslande. X Wien, 8. April. Die Rede des Reichskanzlers, Wdie hier durch die späten Abendblätter bekannt hat überall großen Eindruck gemacht. Die Essenheit, mit der der Reichskanzler alle die heikeien Fragen der gegenwärtigen europäischen Politik beehandekte, hat geradezu sensationell gewirkt. Eine deit interessantesten ist die Stelle, in der von dem Pteibund, sowie von dem Verhältnis Deutschlands ! Rußzland die Rede ist. Sie sagt nichts Neues; er in der kräftigen Betonung der DreibundAlttse mußte sie hier ebenso viel Sympathie erwecken, ##.216 das aktuellste Stadium der Balkanveraelung, die montenegrinische Frage, die richtige Wllürdigung fand. u 8 Paris, 8. April. Sämtliche führenden AbendWdatter bringen die Rede des Reichskanzlers über “ie Wehrvorlagen wörtlich und die auf Frankreich Stellen sogar mit Fettdruck hervorgeAus Stadt und Umgebung. * Schwerte, 8. April. (Gaumblüte.) Früher denn je können wir in diesem Jahre des herrlichen Anblickes der plötsis, g freuen. Wir wollen hoffen, daß nicht .“ gröste uns die Freude vergällen. Die ## Baumblüte ist immer ein besonderes Fest. der Staz: Tagen ziecht man hinaus vor die Tore schneei. ud bewundert in den Obstgärten die sende Blütenpracht, Blüte an Blüte sitzen Taueinem Baume, der wie mit Schnee bedeckt, ai henden Sonnenscheine seine Zweige ausbreiund gasätchen werden durch die Luft geweht haben g. v. die Wege, und die fleißigen Bienlein sein. schon eingefunden, den köstlichen Honighürken den Blüten zu holen. Die Vöglein aber deu#. von Zweig zu Zweig und schauen verwun7 die Menschen, die gar so närrisch vergnügt sind ob der paar weißen und roten Blüten. Einige sastige Kirschen wären den kleinen Sängern viel Ueber, als all der Blütenschmuck. Ganze Alleen im weißen Blütengewande bieten einen herrlichen Anblick, noch mehr aber ancinander gereihte Obstcärten, die von sern gesehen, den Eindruck eines weißen Blütenmeeres machen, aus dem nur hin und wieder ein roter Schornstein hervorguckt. *:(Zur Landtagswahl.) Auf die in heutiger Nummer veröfsentlichte Bekanntmachung des Magistrats betreffend Auslegung der Urwählerlisten sei auch an dieser Stelle noch besonders hingewiesen. *( J u b i l ä u m s p o s t k a r t e n.) A u ß e r d e n z u r z e i t in der Reichsdruckerei hergestellten Negierungsjubiläumsbriefmarken werden auch eine große Anzahl Weltpostkarten mit der eingeprägten Jubiläumsmarke gedauckt. Sämtliche Jubiläumspostwertzeichen werden gleichzeitig an alle Reichspostanstalten zum Versand gebracht und gelangen am Jubiläumstage zur Ausgabe. *e(Veteranenreise nach Frankreich), zum Besuche von Paris und der Schlachtfelder vom Feldzuge 1870/71. Das große Interesse, welches seit jeher den Veteranenreisen nach Frankreich entgegengebracht wurde, gibt sich in diesem Jahre besonders stark kund, so daß die Reise, welche vom 16. bis 29. Mai dieses Jahres stattfindet, bereits definitiv gesichert ist. Die 11. Veteranenfahrt führt zunächst nach Paris und Umgebung, dann nach den Schlachtfeldern an der Loine, nach Orleans, Blois, Tours, Le Muns, ferner nach Sedan und Umgebung und endlich nach Metz. Neben Mitkämpsern des Feldzuges nehmen viele jüngere Herren, sowie mehrere Damen an der Reise teil. Genaue Prospekte über die einzig dastehende Veranstaltung sind gegen Einsendung von einer 10 Pfg.=Marke erhältlich durch die Zentralstelle für Veteranenreisen nach Frankreich, München, Dachauerstraße 11. *(Ausstellungspreise.) Bei der am Sonntag in Düsseldorf stattgefundenen Ausstellung von Hunden aller Rassen erhielt Herr Schmalenbach auf seine gestromte deutsche Dogge(Hündin)„Herta“, einen 1. und 2. Preis sowie 1 Ehrenpreis, auf die gefleckte deutsche Dogge(Hündin)„Nora“ einen 3. Preis. **(Postpersonalie.) An das hiesige Postamt versetzt wurde der Postsekretär Kaiser von Hagen. **(Keine Bahnstreckenreklame im Regierungs= bezirk Arnsberg mehr.) Nachdem der Regierungspräsident in Arnsberg bereits unterm 22. Dezember 1911 an einzelnen Bahnstrecken des Bezirkes die Reklame verboten hatte, ist jetzt durch eine neue Verordnung der ganze Regierungsbezirk— mit Ausrahme des rein=industriellen Teiles in der Nordwestecke unter den Schutz des Gesetzes gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden gestellt worden. Demgemäß ist die Anbringung solcher Neklameschilder und sonstiger Aufschriften und Abbildungen, die das Landschaftsbild verunzieren, außerhalb der geschlossenen Ortschaften auf beiden Seiten der Eisenbahnstrecken bis zu einer Entfernung von 500 Mtr. vom Flußuser verboten, soweit dieses Gelände in den Reg.=Bez. Arnsberg fällt. Bestehende Anlagen der bezeichneten Art sind, soweit sie bisher schon verboten waren, sofort. im übrigen bis zum 1. Juli dieses Jahres zu beseitigen. **(Ein schwerer Junge) scheint der bereits oft vorbestrafte Arbeiter Heinrich Sch. zu sein, der sich gestern vor der Hagener Strafkammer wegen zahlreicher Einbruchsdiebstähle zu verantworten hatte. Der Angeklagte hatte im vorigen Jahre in Gemeinschaft zweier gloichgesinnten Genossen, die inzwischen schon abgeurteilt worden sind, in den Bahnhofsrestaurationen Schwerte, Ergste und Kalthof Einbruchsdiebstähle ausgeübt und hierbei Zigarren, Zigaretten, Geld usw. erbeutet. Ferner hat er in Westhofen, im Auftrage des eiren Genossen, ein Fahrrad zu verkaufen gesucht, obgleich er wußte, daß dieses gestohlen war. Das Urteil der Strafkammer lautete auf 1 Jahr 1 Monat Gesängnis. *e(Witwenunterstützungen in Kriegervereinen.) Der die norddeutschen Bundesstaaten und ElsaßLothringen umfassende Deutsche Kriegerbund hat. wie die Parole mitteilt, am 22. März, dem Geburtstage des alten Kaisers auf Antrag der Vereinsvorstände 51 000 Mark Unterstützungen an hilfsbedürftige Kameradenwitwen gezahlt. Ergste, 8. April.(Krieger= und Land wehrverein.) Die vorgestrige im unteren Saale des Vereinslokals(Witwe Kage=Beckmann) tagende Hauptversammlung des Krieger= und Landwehrvereins erfreute sich eines äußerst zahlreichen Besuches. Nach Aufnahme von 6 neuen Mitgliedern trug der Nendant Kamerad Hauptlehrer Schuulte die von der Rechnungskommission vorgeprüfte Jahresrechnung vor. Der Bestand des Vereinsvermögens stellt sich nach diesem Abschluß auf rund 2500 Mark. Dem Rendanten wurde mit Dank für seine Mühewaltung Entlastung erteilt. Nach eingehender Aussprache schloß sich der Verein einstimmig den Beschlüssen der benachbarten Kreisverbände bezüglich der Erhöhung der Bundes= und Landesverbandsbeiträge auf 60 Psg., vom 1. Jan. 1914 ab, an in der ausgesprochenen Erwartung, daß von einer weiteren Erhöhung Abstand genommen werde. Mit Rücksicht auf das diesjährige Preisschießen, dessen Festsetzung und Leitung der Vergnügungskommission unterstellt ist, sowie auf sonstige Veranstaltungen im engeren Nahmen des Vereins, lehnte Versammlung die Teilnahme an den größeren Festlichkeiten mehrerer Nachbarvereine ab. Als Delegierte zum Kreisverbandstag in Vil ligst wurden die Kameraden Heinrich Herlinghaus, Wilhelm Schulte und Hermann Ulenbrauck, als Abgeordnste zum Provinzial=Verbandstage in Bieleseld die Kameraden Mor. Bechaus und Fritz Ulenbrauck I, gewählt. Auf Vorschlag eines Kameraden wurde serner einstimmig die Wiederwahl des Vorstandes, der Vergnügungs= und Rechnungskommission, des Fahnenträcers und Stellvertreters sowie des Vereinsboten getätigt. Hiermit können mit Einschluß dieser 3jährigen Funktionsperiode mehrere Vorstandsmitglieder— wohl ein seltener Fall im Vereinsleben— auf eine 47jährige ununterbrochene Wirksamkeit im Vorstand zurückblicken. Nach Schluß der geschäftlichen Verhandlungen erfreuten kunstbegabte Freunde des Vereins, die sich zu einem Instrumental=Quartett vereinigt, die Versammlung durch ein exakt ausgeführtes Konzertprogramm. Die musikalischen Vorträge fanden rauschenden Beifall und hielten die alten und jungen Soldaten in schönster kameradschaftlicher Einmütigkeil lei Sang und Klang noch lange zusammen. ** Kalthof, 7. April.(Auf entsetzliche Weise aus dem Leben gerissen) wurde gestern nachmittag hier ein blühendes, junges Menschenleben.Der 18jährige Sohn des Wirtes Deimann aus Sümmern, der auf der hiesigen Spatenfabrik war, wollte den Rlemen auf die Transmission legen. Dabei wurde er von der Transmission ersaßt, mehrere mal herumgtschleudert, sodaß der Körper des Unglücklichen wiederholt gegen die Decke dumpf anschlug und entsetzlich zugerickttet wurde. Die Kopshaut der rechten Seite ward ihm gänzlich abgerissen, das linke Bein von oben bis unten zerschmettert, auch erkitt er schwere innere Verletzungen. Mit einem Auto wurde der Bedauernswerte, der bei vollem Bewußtsein war, dem katholischen Krankenhause Iserlohn zugeführt, wo er am Abend seinen Leiden erlag. Westfalen und Rheinland. Haltern, 7. April.(Zwischen Leben u. Tod.) Eine ganze Nacht hindurch lebte ein in Lavesum bei Haltern wohnender Landwirt in Todesangst. Der Mann ging nachmittags in das hinter Lavesum belegene„Veen", um Heide zu schneiden. Als er bis zum Abend noch nicht zurückgekehrt war, wurde er von seinen besorgten Angehörigen bis in die Nacht hinein gesucht. Sie fanden ihn aber in der Nacht nicht. Am anderen Morgen erst wurde der Vermißte gefunden; er steckte fast bis an den Hals im Moor. * S o l i n g e n, 7. A p r i l.( Z u d e n F l e i s c h v e r giftungen.) Die Leiche des an Fleischvergistung im Solinger Krankenhaus gestorbenen Arbeiters Grube aus Gräfrath ist geöffnet und der Mageninhalt an das Medizinaluntersuchungsamt in Düsseldorf gesandt worden. In Elberfeld ist, wie gemeldet, noch ein italienischer Erdarbeiter an Fleischvergiftung gestorben, so daß nun zwei Todesfälle zu verzeichnen sind. Das Nahrungsmitteluntersuchungsamt in Solingen nimmt mit den verdächtigen Pferdefleischresten Fütterungsversuche an weißen Mäusen vor. Die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchung des Pferdehackfleisches und der Pferdewurst, welche die Vergiftung verursach ten, stehen noch aus. * Krefeld, 7. April.(Panik in der Kirche.) Gestern morgen verschaffte sich der offenbar irrsinnige, etwa 30 Jahre alte Handlungsgehilfe Mones, Eingang zu der Messe in der Dionysiuskirche, wo er plötzlich mit einem Stock auf zahlreiche Persowen einhieb. Der nur mit einem Hemd und Unterhose bekleidete Irrsinnige verletzte hierbei mehrere Frauen zum Teil erheblich. In wilder Hast drängten sich die Besucher des Gotteshauses zu den Ausgängen, wo ein surchtbares Gedränge entstand und mehrere Personen schwer zu schaden kamen, im ganzen wurden 30 bis 40 Personen verletzt, darunter eine Frau lebensgefährlich. Erst Mannschaften der Feuerstation konnten den Irrsinnigen überwältigen und ihn unschädlich machen. Letzte Drahtmeldungen. Kaiser und Kanzlerrede. Berlin, 8. April. Wie der„Deutsche Telegraf“ erfährt, hat der Kaiser über die gestrige Reichstagssitzung, besonders über die Rede des Reichskanzlers und ihre Aufnahme, fortlaufend Bericht durch Vermittelung des literarischen Bureaus erhalten, das im preußischen Ministerium seinen Sitz hat und auf der Journalistentribüne des Reichstages ständig vertreten ist. Explosion eines Doppelzünders. Hilden, 8. April. Ein Arbeiter namens Ladeck, der in der Rheinischen Metallwarenfabrik in Düsseldorf in der Geschoßabteilung beschäftigt ist, nahm sich einen Doppelzünder mit nach Hause, um diesen auseinander zu nehmen. Der Doppelzünder explodierte plötzlich mit furchtbarer Gewalt, riß dem Mann die Bauchhöhle auf und zerschmetterte ihm einen Arm. Er war sofort tot. Eine strenge Untersuchung, besonders nach der Herkunft des Doppelzünders, ist eingeleitet. Der Besuch der Cumberländer in Homburg. Emunden, 8. April. Die Reise des Herzogspaares von Cumberland nach Homburg erfolgt endgültig morgen früh, von Homburg aus begibt sich der Cumberländer Hof direkt nach dem Penziger Palais. Die Anwesenheit des Herzogspaares von Cumberland dauert, wie angekündigt, vom 19. bis zum 12. April. Nr. 81. Schweres Bootsunglück. Bernburg, 8. April. Auf der Saale ertranten gestern infolge Kenterns eines Bootes ein Musletier des hiesigen Insanterie=Regiments, fünf Kinder, drei Mädchen und zwei Knaben im Alter von 13 Jahren. Der Soldat hatte die Kinder auf der Fahrt von Aderstadt nach Groena auf ihre Bitten an der Anlegestelle in das Boot ausgenommen. Auf der Rückfahrt ereignete sich dann das Unglück, nahrscheinlich infolge Wechselus der Plätze. Der Soldat ertrank beim Versuche, die Kinder zu retten. In den Flammen umgekommen. Heidelberg, 8. Apzil. In Bentheim ist heute früh 3 Uhr in einem Wohnhause Feuer ausgebrochen. Nachdem der Brand gelöscht war, wurde die verkohlte Leiche eines Fuhrmannes gesunden, der dort genächtigt hatte. Ein anderer Fuhrmann, der sich gleichfalls dort befand, wird vermißt. Ein 28jühriger Kutscher trug so schwere Brandwunden daron, daß an seinem Aufkommen gezweiselt wird. Deutsche Matrosen in Wien. Wien, 8. Axril. Gestern abend sind in Wien 120 Matrosen mit 3 Offizieren, die Mannschaften des deutschen Kriegsschiffes„Göben“ eingetroffen. Sie wurden ins Arsenal geführt und haben dort übernachtet. Den Abend benutzten die Soldaten zu einem Besuche des Volkspraters. Bei ihrem Erscheinen wurden die deutschen Blaujacken überall mit großem Jubel begrüßt. Heute werden die Soldaten nach dem Nordwestbahnhof befördert, von wo sie die Weiterreise nach Kiel fortsetzen. Weitere Ausdehnung der Blockade. Wien, 8. April. Wie die„N. Fr. Presse“ von besonderer Seite erfährt, finden unter den Mächten Verhandlungen statt, betreffend die Ausdehnung der Blockade auf die nordalbanischen Häfen Midia und Durazzo. Besonders ist es Oesterreich, das sich in dieser Richtung bemüht und die Initiative zu einer solchen Maßnahme ergrisfen hat. Die Mächte des Dreibundes haben sich für die Annahme des österreichischen Vorschlages ausgesprochen. Die Zustimmung der Staaten der Tripelentente liegt noch nicht vor. Man hofft aber, daß sie heute erfolgen wird, da die Durchführung der Ausdehnung dringend geboten erscheint, weil in diesen Häfen Munition etc. ausgeschifft werden kann. Die ernsten Vorstellungen in Belgrad dauern fort. Sie sind von umso größerer Wichtigkeit, als ein serbischer General die Aktion auf dem Kriegsschauplatz leitet. Jur montenegrinischen Frage. London, 8. April. Ueber die Botschaft des Generals Burney an die montenegrinische Regierung schreibt die Times, die montenegrinische Regierung habe geantwortet, daß sie die Aktion der Flotten der Mächte in den montenegrinischen Gewässern bedauere. Die Aktion der Mächte sehe sie als einen Neutralitätsbruch an und solange der Friede nicht geschlossen sei, werde Montenegro seine Haltung nicht ändern. Der Korrespondent der Times meldet weiter: Wie ich höre, hat die montenegrinische Regierung die Aufmerksamkeit des österreichischen Gesandten auf die Tatsache gelenkt, daß bei den vorgestrigen Manövern an der Südgrenze Oesterreichs scharf geschossen wurde. Das Feuer sei in Cetinje vernommen worden und habe dort große Aufregung hervorgerufen. Serbien bleibt in Durazzo. Belgrad, 8. April. Die serbische Regierung überreichte gestern den Vertretern der Großmächte die Antwort auf das Begehren der Mächte, betr. die Räumung Albaniens, und den Schuy der albanischen Nationalität. Die Antwort erklärt, daß Serbien vor dem Friedensschlusse die Truppen aus Albanien nicht zurückziehen könne. Die Forderung auf einen besonderen Schutz der Albanier könne Serbien mit Rücksicht auf die Landesverfassung und die Landesgesetze, wonach alle Staatsbürger gleiche Rechte und Pflichten haben, nicht erfüllen. Grey über die Blockade. London, 8. April. Im Unterhaus beantwortete Staatssekretär Grey eine Anfrage betr. die Flottendemonstration. Er sagte, eine Landung der Marineabteilungen u. ein Bombardement würde nicht vorgenommen, ohne daß weitere Instruktionen erteilt werden. Er setzte die Gründe auseinander, die Großbritannien veranlaßten, an der Demonstration teilzunehmen und hob die Wichtigkeit hervor, das Uebereinkommen über Albanien aufrecht zu erhalten, das von wesentlicher Bedeutung für den Europafrieden sei. Die Haltung der russischen Regierung, die keinen Mangel an Schiffen hat, wurde in dem am 2. April veröffentlichten Kommunique erklürt. Schwerer Zugzusammenstoß. Budapest, 3. April. Zwischen 3 und 4 Uhr in der Nacht erfolgte in der Nähe von Ogulin zwischen dem von Budapest nach Fiume fahrenden Schnellzug und einem nach Agram lausenden Gütereilzug ein Zusammenstoß. Die Lokomotive des Gütereilzuges stieß auf den Schlafwagen des Schnellzuges auf und zertrümmerte diesen; beide Züge befanden sich in voller Fahrt. 33 Personen sollen getötet, 70 verwundet sein. Die Strecke ist gestört. Hilsszüge sind bereits eingetrossen; die Toten wurden in die nächsten Ortschaften gebracht. Wetterbericht der deutschen Seewarte. 10. April: Milde, windig, seucht, strichweise Gewitter. 11. April: Veränderlich, milde, windig. 12. April: Vielsach Ragen, lebhafte Winde, kühler. Verantwortlich für die Redaktion Friedr. Kraas. Druck u. Verlag von Carl Braus, beide in Schwer#e. Seite Schwerter Zeitung(Amtliches Kreisblatt.) Dienstag, den 8. April 1913. Nr. 81. (ott dem Allmächtigen hat es gefallen, gestern abend 7½ Uhr nach kurzem, schwerem Leiden unsern innigstgeliebten Vater, Grossvater und Onkel im Alter von 79 Jahren zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Ergste, Villigst, Rheinen, Iserlohn, Kamen und Schwerte, den 7. April 1913. Die trauernden Hinterbliebenen: annannnafennnnnnnannnnnnann anannn Nach mehrjähriger klinischer Vorbildung habe ich mich als pratüscher Arzt in Schworte niedergelassen und wohne im Hause meines Vaters des Stadt. rentmeisters Uffelmann, Grosse Marktstrasse 6 = Sprechstunden wochentags:— vorm. 8—10 und nachm. 1—2 Uhr. Dr. med. Wilhelm Uffelmann. Famslie Westerholl. Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag 4 Uhr vom Trauerhause aus statt. 2341 Sollte jemand aus Versehen keine Nachricht erhalten haben, so diene dieses als solche. Pstang ota von Schlesien, Pommern, Mecklenvurg, West= und Ostpreußen, sowie Hannover. aus garantiert ring= u. kräuselkrankheitsfreien Gegenden als: Frühe Sorten: Ganz frühe Juni Frühe blaue Erstling Perle von Erfurt Paulsens Julinieren Blauangen Rote Rosen Kaiserkrone Mittelfrühe: Royal Kidney's Ersatz für Magnum bonum Späte Sorten: Magnum bonum Bruce, verb. Magn. bonum Up lo dale Alma Ella Industrie, gelbfleischige Böhms Ersolg, gelbfl. verbesserte Industrie " Vater Rhein " Hassia Wohltmann 34, verbesserte Rose Rauhschalen, geldfl. Role Staar, gelbfleischige Prossor Märcker Wohltmann rote Paul Krüger Imperatoc offeriett in best., sortenreiner Sortierung zu billigst. Preis. (landw. Vereinen und größeren Abnehmern Extrapzeise) Hans Müller. Spezial=Pflanzkartoffeloersand. langjähriger Lieferant an landw. 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Das Konkursverfahren über das Vermögen der Holzener Dampfziegelei Oslermann& Co., Gesellsch. mit beschränkter Haftung in Holzen wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 4. März 1913 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 11 März 1913 bestätigt ist, hierduich aufgehoben. Schwerte, den 1. April 1913. 2337 Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. In Gemäßheit des§ 4 des Reglements zu der Verordrung vom 30. Mai 1849 und dem Gesetz vom KURTung. den bevorstenden Hausputz empfehle = sämtliche Bürstenwaren. Prima Handbesen. Kehrbesen von 38 Pfg. Schrubber„ 22„ Strassenbesen„ 35„ Scheuerbürsten„ 18„ Fussbodenbohner„ 450„ Kleiderbürsten, Wichsbürsten „ 900„ Abotf Ratsbach Brückstr. 3 Schwerke Brückstr. 3 Am Mitlwoch, den 9. und Donnerstag, den 10. April 2381 # doppelten Rabatt Weizenmehl 000 14 Pf. Stampfzucker 20„ Reines Schmalz 08„ Rüböl, heil Lte 67„ Heringe 1 Dtzd. 61„ F. mag. Speck 98„ la grossgel. Schweizer 1.05 „ volls. Tilsiter 87 Schöner Holländer 78 Limburger Käse 47 Apfelringe 39 Pf. Pflaumen s. sch. 30„ Versüsst. Gelee 25 Kunstmarmelade 26„ lagel. Riesenerb. 16„ Kleine Rundbohn 15„ Edamer Käse b. ganz Kugeln Pfd. 70 Pf. Brath. 16 St.-Dose 2 65 Sardinen 8 P Fass 1.60 Rollmöpse Dix 66 Teppichkehrmaschine Möbel-Pinsel, Teppichhandteger. Reisstroh. Besen, Gläser-Bürsten, Closet-Bürsten, AusKlopfer, Wäscheleinen, Fensterieder, Wachs. Tuche, Fuss-Malien, Aufnehmer u. 8. v. in allen Preislagen.— Einziges Spezial- Geschäft hier am Platze. Um geneigten Zuspruch bittet Joseph Falke Bürstenmacherei. 11. März 1869 über die Ausführung der Wahlen zum Hause der Abgeordneten vom 14. März 1903, wird kiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Urwählerliste der Stadt Schwerte drei Tage lang und zwar vom 9. bis zum 11. April 1913 einschließlich im hiefigen Stadthause(im Steuerbüro) zur Einsichtnahme ausgelegt ist. Innerhalb drei Tagen nach dieser Bekanntmachung steht es jedem frei, gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Liste bei der unterzeichneten Behörde seine Einsprüche schriftlich anzubringen oder zu Protokoll zu geben. Schwerte, den 7. April 1913. 2338 Der Magistrat: Rohrmann Bekanntmachung. Der auf dem Kreistage des Kreises Hörde vom 27. Februar d. Is. zum Kreis-Deputierten erwählte Rittergutsbesitzer Herr Adolf Overweg zu Reichsmarl ist von dem Herrn Ober=Präsidenten durch Erlaß vom 20. März d. Is. auf Grund des§ 31 der Kreisord nung für die Provinz Westfalen vom 31. Juli 1886 auf die gesetzmäßige sechsjährige Amtsdauer bestätig worden. Hörde, den 3. April 1913. 2348 Der Königliche Landrat: Dr. Luckhaus. Zwangsverkauf. Am Mittwoch, den 9. Apriler, vormittags 10 Uhr. werde ich im Pfandlokal bei Wirt Stamm am Markt 1 Geldschrank, 2 Plüsch. sophas, 1 Nachtkonsole, 2 Oefen, 1 Hängelamp 3 Tische m. Dechen, 2 Bilder, 1Kleiderschrank. 1skompl. Beit, 1 Schreibtisch mit Aussaß, 1 Kleiderschrank, 1 Spiegel mit Konsole, 1 Copierpresse usw. gegen bar versteigern. schwerle, d. 7. April 1913. Morgenroih, Gerichtsvollzieher. Am Millwoch, d. 9. d. M., vormittags 8 Uhr, wird auf der Freibank Fleisch eines halben verkauft 2354 Die Schlachthofverwaltung. W Bin verzogen von Mährstraße 1 nach Poststraße 11 (Neubau Werth) und halte mich fernerhin im 2334 Glanzbügeln bestens empfohlen. Frau Weber. Eine flolte, hochtragende junge beste 2345 ist sofort preiswürdig zu verk. L. Selppel, Hagenerstr 28. Auf Marinaden ausserdem 5% Rabatt. Pflanzenmargarine z. 88 S m. 3 Gutscheinen. O„ * Erzählungen, Romane, Novellen Preis pro Nummer nur.. empfiehlt Buchhandlung Carl Braus Schwerte(Ruhr) Große Markistr. 3—5 ∆ Hinweis. Der heutigen Auflage liegt ein Prospekt der Firma Carl Braus betreffend: Moden=Zeitung fürs deutsche Haus bei, den wir geneigter Beachtung empfehlen. Die Geschäftsstelle. Trotz der billigsten Preise Nur beste Qualitäten. 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Wilhelm Geldvach, Bromskirchen, A##s. Frankenberg. 2. Friedr. Hutwelker. N. Voroldern. Krs der Twiste, 3. Gustav Kuhnert, Reisicht, Krs. Goldberg. Gemäß Gesetz vom 18. Juni 1884 sind diese Husschmiede berechtigt, das Hufbeschlaggewerde selbständig auszuführen. Dortmund, den 26. März 1913. 2342 Der Königliche Landral: Freiherr von Rynsch. la der jetzigen teuren Zeit empfehle ich Mkgter Boutlich Wurtel Peres(5 würigl 20 Pfx einzelu 5 Pig. WWrurG-V., Uinzein S Fig. zur Herstellung feinster Fleisc rbrühe für Suppen, Fleischserichte. Gemuse und Saucen Fr. Klempt, Wandhofen. für Schreibmaschinen werde von über 1000 Firmen benützt. Verlangen Sie noch heute Preisliste. 2107 Hinrich Meyer Dresden. Favorit Modenaldum 60 J. Fovorit Jugendaldum 60 J 5 Favoril Handarbtsalb 60 H!! Favoril Schnittmuster!! 4 Alleinrerkauf für Schu erle Kaufhaus Otto Mark 1888 Ostenfriße 21. 200000 Lose 7770 Gewinne im Betrage von Mark 250000 Gewinnplan: Mk. 60000 800ss 40 18sss usdr. 1s97. Lose à 3 MN. 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