* Antrüches Rreseiall 7 für den kreis börde. Schwerter Volksblatt Verbunden mit: General-Anzeiger für den Kreis horde Schwerter Volks-Zeitung Die„Schwerter Zeitung“ erscheint täglich, ausser Feiertags. Bezugspreis: Mk. 1.6s vierteljährlich, bei der Post für Bestellgeld 42 Pfg. mehr. Wöchentliche Gratis-Beilage: Ilustrierter Familientreund“ und tägl. Unterhaltungs-Blatt. Anzeigenpreis: Die sechsgespaltene Petitzeile oder deren Raum 10 PI., Anzeigen von auswärts 18 Pf., Reklamezeile 40 Pf. Die„Schwerter währt ihren jeden mit Cod fall gemäss ungen Zeitung" geAbonnenten für endenden Unihrer BedingUnterstützung Erstes und ältestes Tagesorgan des kreises S haupt-Annoncenblatt Alie kreis- und lokalpolizeilichen Verordnungen für den Kreis Hörde erlangen gemäss Bekanntmachung der Königl. Regierung durch Ueröttentlichung in der„Schwerter Zeitung“ rechtso o o o o o verbindliche Kraft oo oc c c Druck und Verlag von Carl Braus, Schwerte-(Ruhr). Fernsprecher Nr. 62. Celegr.-Adresse: Braus, Schwerte-Ruhr. Nr. 2°6. Donnerstag, den 14. September 1911. 43. Jahrg. stes Blatt. Das Reden vom Krieg. In allen besonnen denkenden deutschen Kreisen ist niemals ernstlich daran gezweifelt worden, daß die Marokkoverhandlungen mit Frankreich zu einem friedlichen Abschluß führen würden, aber es ist eine Tatsache, daß in sehr weiten Volksschichten wirklich mit der Möglichkeit eines Feldzuges gerechnet worden ist. So war es in den Gegenden, durch welche der volle Verkehrsstrom flutet, wie in einsamen Dörfern, in die ein Sonntagsurlauber aus der nächsten Garnison die Kunde mitbrachte:„Vater, Mutter, es gibt bald Krieg!“. Und da selbst eines einfachen Soldaten Wort einen gewissen Nachdruck ausübt, so war die Nachricht schnell bekannt. Daß sich die Gerüchte dann bis zu bestimmten Behauptungen von bereits erfolgten Mobilmachungsordres anwuchsen, war nur ein Schritt; das haben, die unliebsamen Anstürme des Publikums auf verschiedene Sparkassenanstalten bewiesen. Erfreulicherweise ist dieses Reden vom Krieg unbegründet und wird es bleiben, aber diese Episode gewährt doch interessante Einblicke in die Volksseele. Ueber vier Jahrzehnte haben wir keinen großen Feldzug gehabt, die Bevölkerung hat in dieser Zeit nur Frieden und Friedensarbeit gekannt, und die militärischen Bilder der Manöver haben die Einsicht genährt, daß unsere Armee in ihrer Stärke das beste Mittel ist, Kriege zu verhüten. Aber die uralte deutsche Tatenlust ist in den verwichenen Jahren nicht eingeschlafen, das konnten wir schon bei den zahlreichen Freiwilligen=Meldungen für die größeren Expeditionen in China und in Deutsch=Südwestafrika sehen. Jetzt, bei den Kriegsgerüchten, sist die Waffenlust wirklich hell aufgeflammt. Nicht, daß ein Feldzug unter allen Umständen herbeigewünscht wurde, aber in den blitzenden Augen von Tausenden junger Leute war zu lesen:„Wenn ein Krieg kommt, uns soll er recht sein!“. Und in den Großstädten, in Berlin, wo gegen den„Marokkorummel“ demonstriert wurde, sprachen viele Arbeiterkreise genau so, wenn die Rede darauf kam. In dem unerbittlichen und ernsten Wort„Krieg“ liegt doch nun einmal eine ganz merkwürdige Schwungkraft, wie es sich auch im Kampfe bei Tausenden erst zeigt, welche Helden in äußerlich bescheidenen, schlichten Menschen stecken. Wer sich der Vorgänge im Juli 1870 vor dem Kriegsanbruch noch genau entsinnen kann, der wird eine große Aehnlichkeit in der Volksstimmung von damals und heute feststellen. Vor 41 Jahren war man, um den Ausdruck zu gebrauchen, mehr an blutige Auseinandersetzungen„gewöhnt"; wir hatten 1864 und 1866 soeben erst hinter uns, in Nordamerika war der große Bürgerkrieg ausgefochten, die Franzosen hatten in Mexiko gekämpft, der französisch=italienisch=österreichische Krieg und der Krimfeldzug hatten stattgefunden, und so wurde eine neue Mobilmachung nicht als ein Unglück empfunden. Aber wir können von heute sagen, daß die Bereitwilligkeit, wenn es sein mußte, zu schlagen, der von 1870 glich. Und wenn die Siegeszuversicht jetzt nicht geringer war, wie damals, so wollen wir mit einzelnen kräftigen Worten nicht deuteln; wer an einen Sieg nicht glaubt, erringt ihn auch nicht. Mag ein Krieg auch noch so furchtbar erscheinen, die Empfindung, mit dabei zu sein, Blut u. Leben mit in die Schanze schlagen zu können, ist doch eine gewaltige, und wir wollen uns freuen, daß sie in all den Jahren, die den Deutschen in mancher Beziehung umgemodelt haben, unverändert geblieben ist. Wer diese Volksströmung erkannt hat, der sieht auch, welcher Unterschied sich zwischen unseren britischen Vettern und uns aufbaut. Die allgemeine Dienstpflicht schlingt um alle Deutschen, die den „Waffenrock getragen chaben, ein einziges, einigendes Band, während man in England von dem wahren Volk in Waffen und von seiner Voraussetzung, dem allgemeinen Militärdienst, wenig wissen will. Dieser Umstand erklärt allerdings auch die englische Politik, die stets und ständig einen Staat auf dem europäischen Festland gebraucht, den sie für ihre Interessen ausspielen kann. Deutschland verfügt über eigene Machtmittel, und im Bewußtsein seiner Stärke kann es friedlich sein bis zur Grenze seiner Ehre. —— Politische Uebersicht. Der Thronfolger der schwarzburgischen Fürstentümer. Der regierende Fürst von Schwarzburg=Sondershausen und Schwarz= burg=Rudolstadt, Fürst Günther, hat dem präsumtiven Thronfolger beider Länder, dem Prinzen Sizzo von Leutenberg, den erblichen Titel„Prinz zu Schwarzburg“ verliehen. Prinz Sizzo ist ein Sohn des im Jahre 1897 verstorbenen Fürsten Friedrich Günther von Schwarzburg=Rudolstadt und seiner zweiten Gemahlin Helene v. Erdmannsdorfer, späteren Prinzessin von Anhalt. Seine Ernennung zum Thronfolger beider Länder erfolgte durch einen im Jahre 1896 mit Zustimmung beider Landtage abgeschlossenen Staatsvertrag. Reform der Fahrkartensteuer. Die Vorberatungen für die Reform der Fahrkartensteuer zwischen Preußen und den größeren Bundesstaaten werden im Herbst zum Abschlusse gebracht werden, so daß dem neuen Reichstage der neue Entwurf zu Beginn des nächsten Jahres zugehen kann. Die bisherigen Verhandlungen haben zur Genehmigung des preußischen Vorentwurfes im allgemeinen geführt. Nach diesen Vorschlägen wird der geltende Steuertarif abgeändert, ohne eine Erhöhung zu bringen; er soll vor allem die größere Belastung der beiden oberen Wagenklassen mindern. Eine Besteuerung der vierten Klasse ist nach wie vor nicht beabsichtigt. Möglich ist auch, daß die unterste Steuergrenze, jetzt 60 J, auf 1 A heraufgesetzt wird, um dem Stadt= und Vorortverkehr entgegen zu kommen. Durch die Reform sollen die Einnahmen des Staates nicht gekürzt werden, da, man hofft, durch sie die Benutzung der oberen Klassen zu heben. Zur Sicherung von Bauforderungen. Auf Grund eines Beschlusses des preußischen Landtages ist durch den Handelsminister die Aufnahme einer Statistik angeordnet worden, durch welche festgestellt werden soll, ob Bauschwindel in größerem Umfange betrieben wird und welche Verluste in demn letzten drei Jahren die Handwerker bei Zwangsversteigerungen erlitten haben. Zu diesem Zwecke werden nunmehr laut„Tägl. Rdsch.“ die Erhebungen in einer Reihe größerer und mittlerer Städte angestellt. Die Schulden der Städte. Es war selbstverständlich, daß sich der in diesem Jahre in Posen zusammengetretene deutsche Städtetag auch mit der Frage der üblen Schuldenwirtschaft der Städte beschäftigen würde, nachdem die Schulden der Städte die des Reiches bei weitem übertroffen haben. Der Städtetag hat seinen Mitgliedern dringend empfohlen, außerordentliche Bedürfnisse mehr, als bisher geschehen, durch Fondsbildung zu decken und dadurch das Anschwellen der städtischen Anleihen zu vermeiden und den Wohlstand der Städte zu heben. Es muß zugegeben werden, daß die Städte viel in kultureller Hinsicht getan haben, es war gewissermaßen ein Wettlauf auf sozialpolitischem Gebiet, den man veranstaltete. Schuldenwirtschaft ist aber auf alle Fälle ungesund, zumal man die Deckung bisher eigentlich nur auf eine wachsende Steuerkraft des Bürgertums basierte. Wenn diese aber ausbleibt? Dann werden die großartigen städtischen Anlagen unangenehm empfunden, dann wird Wohltat Plage. Keine Entwickelung darf überhastet werden. Ein neues Mutungsrecht. Ein Entwurf betreffs der Gewinnung von Steinkohlen durch Privatpersonen ist nach der „Post“ im Handelsministerium fertiggestellt und wird demnächst das Staatsministerium beschäftigen, nachdem der Entwurf bergbaulichen Kreisen zur Begutachtung vorgelegt sein wird. Der Entwurf ist eine Folge des Berggesetzes, das im§ 2 bestimmt, daß dann das Recht der Ausnutzung und Gewinnung von Steinkohlen durch Privatpersonen Kraft hat, wenn sie auf eine Ausnutzung bestimmter Felder verzichten. Der preußische Handelsminister besichtigt Bergwerke. Der Handelsminister wird laut„Tägl. Rdsch.“ im Laufe dieses Monats oberschlesische Staatswerke besuchen, um sie kennen zu kernen. Am 25. September trifft der Minister iin Zabrze ein und wird auf dem Ostfelde der„Königin=Luise=Grube“ einfahren. Dann folgt eine Besichtigung der Delbrück= und Rheinbabenschächte, sowie der Besuch mehrerer nicht fiskalischer Hüttenwerke. Nicht übel wäre es vielleicht, wenn ein solcher Besuch eines Ministers in Staatswerken eine Ueberraschung bilden würde. Die Marokkofrage und die Parlamentarier. Von sonst gut unterrichteter Seite hören wir, daß der Staatssekretär von Kiderlen=Wächter bezw. der Reichskanzler Gelegenheit gehabt hätte, mit verschiedenen Abgeordneten über die MarokkoSache zu sprechen. Dazu können wir aus unserer Kenntnis des Sachverhaltes mitteilen, daß eine Fühlungnahme der angedeuteten Art weder mit den leitenden Kreisen der konservativen, noch der nationalliberalen Partei hergestellt worden äst. Immerhin mag der eine oder der andere an der äußeren und der Kolonialpolitik besonders interessierte Abgeordnete sich mit den verantwortlichen Männern im Meinungsaustausch getroffen haben. Oesterreich= Ungarn. Zum drohenden Eisenbahnerstreik weiß die Wiener„Zeit“ folgendes mitzuteilen: Die Regierung hat militärische Vorkehrungen getroffen, und zwar will sie für den Fall eines Streikes sowohl direkte militärische Hilfe durch Einstellung des kriegsstark gemachtem Eisenbahner= und Telegraphen=Regimentes und die für den Eisenbahndienst tauglichen Pionier= mannschaften heranziehen, wie auch die militärischen Eisenbahner durch Einberufung als Resewisten und Ersatzreservisten zum Militärdienst einziehen. Nach der„Zeit“ sind die Einberufungskarten für diese, ein Siebentel des gesamten Personalstandes ausmachenden Eisenbahner bereits ausgefüllt und liegen fertig zur Versendung. Rußland. Die sozial=revolutionäre Bewegung in Rußland ist nicht tot zu kriegen. Bei dem soeben verhafteten Sozialdemokraten Rykow, der mit falschem Paß von der Parteikonferenz in Paris nach Petersburg zurückkehrte, wurden bei einer Leibesvisitation Zettel mit 48 Adressen von Revolutionären gefunden, darunter diejenigen der Tochter des Staatsrats Rublik und mehrerer anderer Persönlichkeiten in hervorragender Stellung. England. Deutsch=englische Freundschaftsbezeugungen gab es in Queenstown und Dover. In Queenstown bot dazu ein Bankett Anlaß, das der dortige deutsche Konsul den Offizieren des deutschen Schulschifses„Hansa“ gab, in Dover das erste Anlaufen durch den neuen deutschen Dampfer„Henny Wörmann“. Wir wissen leider aus den jüngsten Erfahrungen, wie wenig praktischer Wert derartigen deutsch=englischen Freundschaftskundgebungen beizulegen ist.„ 7 Persien. Das Chaos in Persien. Während noch am Sonntag die Sache des früheren Schahs als verloren bezeichnet wurde, hat sich plötzlich das Geschick wieder zu ungunsten der Regierung gewandt. Auch abgesehen von dem siegreichen Salar ed Dauleh, der bei Hamadan die Lage beherrscht, haben die Anhänger Mohamed Alis an verschiedenen Stellen Erfolge errungen, und es macht den Eindruck, daß die Regierung die Herrschaft über die Lage vollkommen verloren hat. Ueberall finden Kämpfe statt. in denen die Regierungstruppen keine Lorbeeren ernten. Der Regierung fehlt es überdies an Geld, und die Soldaten und ihre Heerführer, die im Felde stehen, erklären, sie seien zu schwach, um sich halten zu können. Auch Mohamed Ali selbst soll wieder einen bedeutenden Sieg erfochten haben. Es ist nicht leicht, aus dem Gewirr einander widersprechender Meldungen ein klares Bild zu bekommen, soviel geht aber aus den Nachrichten hervor, daß der jetzige Zustand bei der Schwäche der Regierung einer allgemeinen Anarchie ziemlich nahe kommt, und daß bei seiner Fortdauer eine Einmischung Rußlands nicht zu verhindern sein wird. —— Um Marokko. Der Marokkostreit ist geschlichtet, wenn die Meldungen über die Beschlüsse des jüngsten französischen Ministerrats zutreffen und unerwarkete Ueberraschungen ausbleiben. Die französischen Vorschläge, deren endgültige Fassung am Mittwoch abend zwischen dem Präsidenten der Republik und den zuständigen Ministern festgelegt werden sollte, enthalten etwa 20 Artikel und gipfeln in folgenden drei Hauptpunkten: Frankreich erhält vollständige und klarste politische Freiheit in Marokko. Sämtliche Mächte, Frankreich mit einbegriffen, sind wirtschaftlich vollständig gleichberechtigt ohne Unterschied und Sonderrechte. Frankreich gibt die bestimmtesten Garantien für die Sicherung der wirtschaftlichen Gleichheit. Als Entschädigung soll Deutschland den mittleren Teil der Kongokolonie erhalten, der im Süden durch den Fluß Sangha begrenzt wird, einschließlich eines schmalen Landstreifens, der bis zum Atlantischen Ozean geht und etwas nördlich Libreville erreicht. Eigentliches Küstenland würde Frankreich danach nicht abtreten; das fragliche Gebiet soll dagegen sehr reich an Kautschuk und Elsenbein sein. Die wirtschaftlichen Garantien würden im wesentlichen den Forderungen Deutschlands entsprechen, das entgegen allen böswilligen Unterstellungen in dem scherifischen Reiche keine Sondervorteile, sondern nur wirtschaftliche Gleichstellung mit allen andern Mächten, einschließlich Frankreich, verlangt. Am heutigen Donnerstag soll die Antwort Frankreichs nach Berlin abgesandt werden, so daß dort die entscheidende Besprechung am Sonnabend, spätetens am Montag der kommenden Woche zwischen dem Staatssekretär v. Kiderlen=Wächter und dem Botschafter Seite 2. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisdlait.) Donnerstag den 14. September 19. Nr. 216 Zum Brand des deutschen Militärluftschifses„M III“. Die deutschen Kaisermanöver, die einen so glänzenden und interessanten Verlauf nahmen, haben leider einen unerfreulichen Abschluß genommen. Das Militärluftschiff„M. 3“, bekanntlich der neueste der Lenkballons vom System„Groß", geriet, wie bereits gestern durch Extrablatt gemeldet, in Brand und wurde vollständig vernichtet. Ein glückliches Geschick wollte es, daß die aus sieben Personen bestehende Besatzung sich durch Abspringen aus der Gondel retten konnte. Das Luftschiff„M. 3“ welches im Jahre 1909 erbaut war, befand sich in ruhiger Fahrt über dem Manövergelände, als ein plötzlich entstandener Maschinenschaden den Führer Hauptmann George veranlaßte, bei dem Dorf Groß=Behlow bei Treptow an der Tollense niederzugehen. Bei der Landung stieß die GonJules Cambon stattfinden könnte. Die Kompensationsfrage soll danach in aller Muße geregelt werden. Als Verleumdungen weist die„Köln. Ztg.“ die Behauptungen zurück, daß eine Zurückziehung des französischen Kapitals vom deutschen Markte erfolge, sowie daß Deutschland in rokko wirtschaftliche Sonderrechte fordere, an deren Gewährung Frankreich vertragsgemäß gehindert sei. Die Tripolis=Frage wird Dem Mailänder Korrespondenten des„Daily Chronicle“ zufolge veröffentlicht der„Corriere della Sera“ die Nachricht, Italien habe an die Türkei ein Ultimatum gesandt, in dem er ihm für das Protektorat über Tripolis 60 Millionen A anbietet. Sollte die Türkei dies nicht annehmen, so würde Italien sofort 25000 Mann Militär zur Okkupation absenden. Auch seien Anordnungen getroffen worden, die türkische Zoll station Mililenen zu besetzen. Die nötigen Vorbereitungen wegen der Truppentransporte seien bereits getroffen. Die italienische Regierung habe die Unterstützung Frankreichs lands zugesagt erhalten. Von England wird nichts erwähnt. Zu dieser aufsehenerregenden Meldung dürften die Auslassungen eines„hervorragenden italienischen Diplomaten“ interessieren, die er über die Tripolisfrage gemacht hat. Er benerte folgendes: Wesge.i. „Der große Irrtum der itarienischen Presse, die an der letzren Zeit auf die italienische Regierung einen Druck ausüben will, indem sie immer und immer wieder eine Besetzung von Tripolis fordert, besteht darin, daß sie Tripolis als Kompensation für die anwachsende französische Macht in Marokko verlangt, bevor Frankreich überhaupt in Marokko eine stärkere Position erlangt hat. Bevor nicht der deutsch=französische Akkord über Marokto abgeschlossen ist, würde kein Grund eine Besetzung von Tripolis durch Italien rechtfertigen. Nach dem Abschluß wird Italien weitere Schritte in Tripolis unternehmen können, ohne daß Frankreich und England irgend etwas dagegen einzuwenden haben würden. Oesterreich würde wahrscheinlich nur der Form nach gegen das Vorgehen Italiens in Tripolis Protest erheben. Wie sich Deutschland verhalten wird, kann ich allerdings noch nicht voraussagen. Die Türkei wird sich natürlich, da für fie Tripolis geradezu eine Lebensfrage bedeutet, energisch gegen ein Vordringen Italiens in Tripolis wehren. Man würde es der italienischen Regierung nie vergessen können, daß sie dem Sultansreiche auch noch die letzten mittelländischen Besitzungen nehmen würde, nachdem es schon Bosnien und die Herzegowina verloren hat. Italien muß sich jedenfalls auf einen verzweifelten Widerstand seitens der Türkei gefaßt machen. Ich bin der festen Ansicht, daß die Türkei es lieber auf einen Krieg inkommen lassen wird, als in der Tripolisfrage nachzugeben Der Schluß der Kaiser=Manöver. Kurz vor zehn Uhr vormittags am Mittwoch ging der Fesselballon hoch, der das Ende der Kaisermanöver verkündete. Kurz darauf schallte, von allen Spielleuten aufgenommen, das Signal„Das Ganze halt“ übers weite Feld und gleich darauf wurden die Offiziere zur Kritik des Allerhöchsten Kriegsherrn gerufen. Das Kriegsspiel war aus, die rote Armee,„der Engländer", war in ihrem Vormarsch aufgehalten worden, Blau hatte mit aller Macht den Angriff erwidert und hatte die Invasionsarmee zurückgeworfen. Ist Prinz Friedrich Leopold von Preußen, der rote Führer, unterlegen, hat Generalfeldmarschall von der Goltz' altbewährte Strategenkunst gesiegt? Von solchen Entscheidungen kann bei Manövern nie die Rede sein. Die Leistungen der Truppen, und auf die kommt es an, sind auf beiden Seiten gleich vorzüglich gewesen. Der Kaiser begab sich nach nur kurzem Aufenthalt auf Schloß Boitzenburg nach Potsdam zurück.— Die Entscheidung der Schlacht bei Woldegk siel in den späten Abendstunden. Blau hatte fast auf der ganzen Linie den roten Vorstoß zu hemmen vermocht, teilweise waren auch die roten Kolonnen zurückgeworsen worden. Das Gefechtsfeld machte einen seltsamen Eindruck der Leere. Wohl herrschte manchmal ein ohrenbetäubender Lärm der Gewehre, Maschinengewehre und Geschütze, aber Soldaten waren nirgends zu sehen. del heftig auf den Boden, sodaß unter mächtigem Knall die Zündung explodierte, die im Nu die ganze Hülle in Brand setzte. Die Besatzung konnte sich erst im letzten Momeit retten. Kaiser Wilhelm fuhr sofort im Automobil zur Unfallstelle und ließ sich genauen Bericht erstatten. Der bisher in Metz stationierende Luftkreuzer hatte eine Länge von 94 Metern bei 7500 Kubikmetern Rauminhalt. Er war mit den Körting=Motoren ausgerüstet, die zusammen 300 Pferdekräfte entwickelten. Die 12,5 Meter lange Gondel des „M. 3“ bot 12 Personen Raum und war in ihrer Mitte mit der Maschinenanlage versehen. Das Luftschiff war mit einer funkentelegraphischen Station versehen und hatte eine Eigengeschwindigkeit von mehr als 60 Kilometer in der Stunde. Man staunte, wie außerordentlich schnell die Truppen in Deckung zu gehen verstanden. Emsig arbeiteten die Pioniere. Der alte Trick mit markierten Schützengräben, auf den am ersten Manövertage selbst die roten Luftschiffe und Aeroplane hineingefallen waren, wurde in einer richtigen Stellung auch von Rot angewandt. Und so kam es, daß eine durch Steine markierte rote Schützenkette durch außerordentlich starke blaue Streitkräfte lange Zeit unter wütendes Feuer genommen wurde, bevor man den Irrtum bemerkte. Manchmal artete die Schlacht auch zu erbitterten Nahgefechten aus, die im Ernstfalle wahrhaft mörderisch gewesen wären. So kam es, daß von den Schiedsrichtern oft ganze Bataillone als„totgeschossen“ außer Gefecht gesetzt wurden. Zur Entscheidung kam es, als im dämmernden Abend blauer Insanterie und Kavallerie gelungen war, eine geschickte Umfassungsbewegung auf dem rechten Flügel auszuführen. Dabei kam es zu einer prachtvollen Attacke der Garde=Kavallerie=Division, die auch im Ernstfall nicht unter feindlichem Feuer zerschellt wäre. Rot wurde aus seiner Stellung geworfen und die ganze Stellung verlor dadurch an Halt. Als der Mittwoch anbrach, genügten wenige Stunden, den blauen Erfolg zu besiegeln.— Luftschiffe und Aeroplane haben den Truppen einen wertvollen Austlärungsdienst erweisen können, nur schade, daß sie noch nicht ganz zuverlässig und mehrfachen Havarien ausgesetzt waren. Von einer Entwertung der Kavallerie zu Aufklärungszwecken durch Flieger und Luftschiffer kann daher vorläufig noch keine Rede sein. Das Wetter ist während der ganzen Kaisermanöver prachtvoll gewesen, es herrschte das traditionelle Kaiserwetter, aber infolge der großen Trockenheit war es mehr wie staubig. Marschierende Kolonnen waren stets in undurchdringliche Wolken gehüllt. Die Wasserversorgung der Truppen, von der man Schwierigkeiten befürchtete, ging in normaler Weise vor sich. Die Bewohner des Manövergeländes haben die Einquartierungen gern und freudig getragen, zeigten sie doch selbst ein hervorragendes Interesse am Ausgang des Kampfes. Und hochbefriedigt waren sie, daß„der Engländer doch sine Schacht kregen hett!“ — Aus Stadt und Umgebung. ** Schwerte, 14. September. **(Herbstnebel steigen.) Im ewigen Kreislaufe hat die schöne blinkende Sonne für uns an Wärme eingebüßt; länger sind die Abende geworden und stiller Ernst herrscht überall. Wie banger Orgelton braust der Herbstwind durch die bald völlig entlaubten Bäume unserer Berge. Zu den täglichen Wahrnehmungen über die Witterung gehört auch der Herbstnebek, der sich auf Wald und Flur und über die Häuser unserer Stadt lagert. Oft gelingt es den immer noch warmen Sonnenstrahlen, die dichten Nebelwände zu durchbrechen. Aengstliche Gemüter sehen heute noch in ihm mancherlei Spukgestalten; ist auch der Glaube an den Erlkönig und seine Nebeltöchter geschwunden, in moorreichen Gegenden lebt heute noch die Sage von den heimtückischen Irrlichtern. Unserem Körper wird durch die feuchte Nebelluft eine beträchtliche Menge an Wärme entzogen, indem sie die Haut stets mit frischer Kühle umgibt. Daher wirkt auch der Nebel immer etwas eigenartig auf unser Gemüt, und wir fühlen uns nicht recht behaglich. Auf den Beeten unserer Gärten leuchten die Herbstblumen. Wundervolle Astern in seltenen Bronzefarben bbühen. Pelargonien und das schöne Löwenmaul in den unzähligen Farbenschattierungen, tiefblaue Ageraten vereinigen sich zu einem stimmungsvollen Kranz, zu einem schönen Abschiedsgruß. Die letzte Farbensinfonie in der Natur greift den Menschen ins Innerste. Aber je mehr dichte Nebel den Tag frühzeitig zur Nacht machen, umsomehr erblüht des Familienlebens Poesie. **(Vogelschutz.) Der Minister für Landwirtschaft hat die Regierungspräsidenten ersucht, dafür sorgen zu wollen, daß feltene, nicht mehr schädliche Tiere in den Staatsforsten nicht zu fangen und nicht zu töten sind. Namentlich bedürfe der Uhn, der nur noch selten vorkomme, eines ganz besonderen Schutzes, wenn er nicht vollständig aussterben solle. Die Landräte mögen in geeignet erscheinender Weise durch Anweise das Erforderliche veranlassen, insbesondere auch bei Abschließung von tungsverträgen Gerauf Rücksicht nehmen. Der Minister Freiherr von Schorlemer nimmt Bezug auf ein früheres Zirkular, wonach die Forstbeamten schon angewiesen waren, den Fang und die Tötung einer Anzahl Tiere(Haselmaus, Igel, Wasseramsel, Schwarzstorch, Kranich, Mandelkrähe, Kohlrabe, Uhn, Haselnatter, Feuersalamander) zu verbieten. Die Fischreiher sollen nur an Oertlichkeiten, wo sie nennenswerten Schaden nicht anrichten, geschont werden. Hier werden sie dann aber auch nach Möglichkeit in angemessener Zahl zu halten sein. **(Die neuen Bestimmungen des Klebegesetzes.) Für Heiratende ist eine Neuerung zu beachten, welche die Reichsversicherungsordnung bezüglich der Rückerstattung der Invalidenversicherungsbeiträge bringt. Künftig werden nämlich die geleisteten Beiträge nicht mehr zurück vergütet. Nach der Bestimmung des Artikels 76 des Einführungsgesetzes erhalten heipatende Ehefrauen nach dem 1. Januar 1912 nur dann noch Rückerstattung ihrer Invalidenbeiträge, wenn ein entsprechender Antrag vor Verkündigung des neuen Gesetzes gestellt worden war. Da die Publikation der reformierten Reichsversicherungsordnung und des Einführungsgesetzes am 1. August 1911 erfolgte, nahm man in der Presse und in interessierten Kreisen allgemein an, daß von diesem Tage ab alle Anträge auf Beitragserstattung zwecklos seien. Dem ist aber nicht so. Die Landesversicherungsanstallten werden vielmehr alle bis zum 31. Dezember 1911 gestellden Anträge in seitheriger Weise erledigen, also ohne Verspätung, ob sie vor oder nach dem 1. August 1911 gestellt warem Dagegen werden die nach dem 31. Dezember 1911 bei den Versicherunganstalten einlaufenden Erstattungsanträge nur dann Berücksichtigung finden, wenn schon vor dem 1. August die Heirat erfolgte und die unteren Verwaltungsbehörden den Antrag in Händen halten. Heiratslustige Frauen und Mädchen die länger„geklebt“ und daher Aussicht auf Rückerstattung namhafter Beitragssummen haben, müssen sich also mit der Hochzeit beeilen. Nur wenn sie bis 31. Dezember dieses Jahres gefeiert und gleichzeitig bis zum Abend dieses Tages ein entsprechender Antrag auf Rückerstattung der angewendeten Invalidenmarken eingereicht ist, wird die Rückzahlung gewährleistet. **(Postalische Eilabholung.) Die Reichs=Postverwaltung hat seit einiger Zeit eine anscheinend noch wenig bekannte Einvichtung getroffen, die darin besteht, daß an allen Postorten im Bereiche des Ortsbestellbezirks auf Verlangen gewöhnliche Briessendungen und Telegramme durch Eilboten von den Absendern abgeholt und zur Beförderung aufgeliefert werden. Die Anmeldung von Aufträgen zur Eilabholung kann durch Fernsprecher oder mündlich am Schalter oder schriftlich erfolgen. Dabei ist die Stückzahhl der abzuholenden Sendungen anzugeben. Schriftliche Anmeldungen können in den Briefkasten gelegt oder den bestellenden Boten auf ihren Bestellgängen mitgegeben werden. Für derartige Bestellschreiben oder Bestellkarten werden Gebühren nicht erhoben. Die Gebühr für die Eilabholung einer Briessendung oder eines Telegramms beträgt 25 4. Für jede gleichzeitig von demselben Absender abzuholende weitere Sendung wird eine Zuschlaggebühr von 10 berechnet. **(Seefischkonserven.) Die Eisenbahnverwaltung macht in einem Erlaß an die Bediensteten auf den Bezug von Seefischkonserven aufmerksam. Es wird ausgeführt, daß die Fischkonservenindustrie jetzt in der Lage ist, den Seefisch mit der vollen Erhaltung seines Nährwertes und seiner leichten Verdaulichkeit auf mannigfachste Art zu konservieren. Dabei wird besonders darauf hingewiesen, daß die Fischkonserven keine weitere Zubereitung erfordern, vielmehr eine fertige Speise von hohem Nährwert darstellen. Namentlich die Bediensteten, die ihre Mahlzeiten auswärts zubereiten, sowie die Kantinenverwaltungen und die Eisenbahnvereine werden auf diese Konserven aufmerksam gemacht. **(Die Militärpflichtigen) seien daran erinnert, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen eine Invalidenkarte verfällt, wenn sie nicht zwei Jahre nach dem Tage der Ausstellung umgetauscht wird oder wenn nicht ihre Gültigkeit verlängert wird. Mit dem Verfall der einen Invalidenkarte gehen aber zugleich alle bisherigen Ansprüche aus der Invalidenversicherung verloren. Wenn sich zum Beispiel ein junger Mann die sechste Invalidenkarte nicht verlängern läßt, so geht das Recht aus den fünf anderen Karten verloren und dieses Recht kann erst wieder nach einer versicherungspflichtigen Tätigkeit, in der 200 Wochenbeiträge geleistet sind, zum Aufleben gebracht werden. Deshalb muß den Rekruten empfohlen werden, daß sie ihr Einrücken zum Militär anmelden. Wird diese Meldung erstattet, so bleiben nicht nur die Rechte aus der Invalidenversicherung gewahrt, dem Militärpflichtigen wird noch die Militärzeit als Arbeitszeit angerechnet. **(Die Gerichtsferien), die ja in der Hauptsache fast nur noch dem Namen nach bestehen, sind am 15. September zu Ende. Von diesem Tage ab wird die Tätigkeit der Zivil= und Strafgerichte wieder in unvermindertem Umfang ausgenommen. **(Eine bemerkenswerte Nachsicht gegen vergeßliche Kontrollpflichtige) wird seit etwa Jahresfrist auf Anregung der obersten Militärbehörde von den Bezirkskommandos geübt. Nach den Bestimmungen für Kontrollpflichtige zieht das Fehlen bei der Kontrollversammlung Bestrafung mit Arrest nach sich. Kontrollpflichtige Reservisten und Landwehrleute, die unentschuldigt der Kontrollversammlung fernbleiben, werden jetzt nicht mehr sofort bestraft, sondern sie erhalten die Aufforderung, sich nachträglich zu stellen. Wird dieser und vielleicht noch einer zweiten Aufforderung zur Gestellung nicht nachgekommen, dann erfolgt allerdings Bestrafung und zwar meist durch das zuständige Kviegsgericht, das ausnahmslos die Handlungsweise als renitent bezeichnet und auf mehrwöchigen strengen Arrest erkennt. **(Ein unterirdisches Kabel von Berlin nach Westfalen.) Ein untevirdisches Fernkabel zwischen Berlin und dem westfälischen Industriebezirk, von dem schon früher die Rede war, plant nunmehr die deutsche Reichspostverwaltung, deren Bestreben dahin geht, die oberirdischen Fernsprechleitungen auch außerhalb der Städte durch Kabel zu ersetzen. Diese Maßnahmen werden durch die zahlreichen Störungen der Oberleitungen gründet, die durch Schnee, Stürme und andere Unwetter hervorgerufen werden. **(Evangelischer Männer= und Jünglings=Verein.) Sein 19. Jahresfest feiert am Sonntag, den 17. dieses Monats der evangel. Männer= und Jünglings=Verein. Vormittags 9.30 Uhr findet in der größeren evangel. Kirche ein Festgottesdienst statt, in der Herr Pastor Jost aus Lünen die Festpredigt halten wird. Für die Nachfeier, die um 3.30 Uhr im Kordeck'schen Saal beginnt, ist ein sehr reichhaltiges Programm— Gesang, Donnerstag 14 September 1911. (Amtliches Kreisblatt) dern von der Generalsynode ausgegangen und dürfe daher wohl als Ausdruck der opinio communis gelten. Es sei nur wenig, was von dem ursprünglichen Gesetz geblieben sei, etwa 9—10 Stellen jährlich in der ganzen preußischen Kirche, etwa 1 jährlich in Westfalen. Aber der Ev. Oberkirchenrat bewerte die Versorgung der Geistlichen des Auslandes so hoch, daß er selbst diesen kleinen Rest glaubt festhalten zu müssen. Von Bevorzugung der Privatpatronate vor den Gemeinden könne keine Rede sein. Keine der bestehenden Gemeinden verliere ihr Wahlrecht, solange nicht auch durch Staatsgesetz das Patronatswesen geändert sei. Andererseits seien alle Abzweigungen von Patronatsgemeinden durchaus patronatsfreie Gemeinden.„Die Bedenken, welche bei Paragraph 3(betreffend Absetzung eines Geistlichen usw.) geltend gemacht wurden, suchte der Vertreter des Oberkirchenrates durch den Hinweis zu zerstreuen, daß in Paragraph 3 nur stehe, die Behörde sei berechtigt, eine Stelle zu besetzen. Davon würde sie aber nur da Gebrauch machen, wo es durch die Verhältnisse unbedingt gefordert sei. In einem gegenwärtigen Fall, an den viele denken möchten, würde es der Behörde nicht in den Sinn kommen, die Pfarrstelle selbst zu besetzen. Die Vorlage wird nach einer eingehenden Debatte, an welcher sich vor allem die Synodalen Winkhaus, Kockelke, Proebsting, Meier=Peter, Schlett und Eggerling beteiligen, an eine besondere Kommission von 23 Mitgliedern verwiesen, in welcher alle Synoden vertreten sind. Die Anträge verschiedener Synoden, Paragraph 2 der Kirchenordnung mit seiner Unterscheidung zwischen Gemaindegliedern und Eingepfarrten zur Durchführung zu bringen gegen die Gefahr des Ueberflutens durch unkirchliche Massen, werden der Kommission 1 überwiesen. Der Präsidialbericht behandelt weiter die Anträge mehrerer Synoden zu der von dem Königlichen Konsistorium in Gemeinschaft mit dem Provinzialsynodalvorstand erlassenen neuen Kirchenvisitationsordnung. Dieselbe wird an vielen Stellen als ein Eingriff in die Rechte der Provinzialsynoden empfunden. Die Anträge werden der 1. Kommission überwiesen. Dasselbe geschieht mit dem Antrag Vlotho, der das Recht des Königlichen Konsistoriums in Zweifel zieht, den Kreissynoden bestimmte Proponenda zur Behandlung zu stellen. An diesen Antrag schloß sich eine lebhafte Debatte an. —— Aus Stadt und Umgebung. **(Der neue Komet.) Der jetzt schon am Abendhimmel mit bloßem Auge sichtbare neue Komet Brooks dürfte in einiger Zeit eine höchst interessante Erscheinung am Himmelszelt werden. Fällt dem Beobachter am Firmament ein Nebelfleck auf, von dem er entscheiden will, ob es ein Sternen=Nebel oder ein Komet ist, so muß er an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen beobachten, ob dieser Fleck im Verhältnis zu den umgebendem Sternen feststehen bleibt oder sich ändert. Im ersteren Falle ist es ein Nebelfleck, im zweiten ein Komet. Kommt nun der Komet näher an die Sonne, so tritt meistenteils eine Schweifbildung ein, die dann diesem Gestirn das merkwürdige Aussehen gibt. Dieser Schweif bildet sich oft in wenigen Tagen und erreicht sehr beträchtliche Größen. Diese Schweife bestehen aus feinsten Staubteilchen, die durch den Druck, die die Sonnenstrahlen auf sie ausüben, stets von der Sonne abgelenkt sind. **(Die Telegraphendrähte als Barometer.) Es ist eine Volksmeinung, daß das Summen der Telegraphendrähte als Vorbote eines baldigen Witterungswechsels, und zwar einer Aenderung zum Schlechteren, anzusehen sei. Darüber ist oft gespottet worden. Die Ansicht wird jetzt aber von dem amerikanischen Meteorologen Field als richtig bezeichnet. Zunächst muß der Wind als Erreger der Töne außer Betracht bleiben, weil das Klingen auch bei vollkommen windstillem Wetter eintritt, ferner ist aber auch zu beachten, daß die Telegraphendrähe nur bei schönem Wetter, nicht aber bei schlechter Witterung tönen. Bei einer längeren Reihe von Beobachtungen hat sich nun herausgestellt, daß auf tiefe Töne der Wetterumschlag in der Zeit von ein bis zwei Tagen erfolgt, während bei hohen Tönen das schlechte Wetter meist schon nach wenigen Stunden eintritt. Selbstverständlich müssen dem Tönen auch wirkliche akustische Schwingungen in den Telegraphendrähten entsprechen, die nach Field auf„seismische Unruhe" im Erdkörper zurückzuführen sind, die dem Eintritt von schlechtem Wetter vorauszugehen pflegt. **(Keine Pilze wegen der Dürre.) Die Pilzernte, die sonst in der Zeit von Mitte Juli bis September fiel und in den letzten Jahren an Umfang bedeutend zugenommen hatte, fällt infolge der Dürre völlig aus. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als hierdurch hauptsächlich Arbeiterfamilien betroffen werden, die an dem Einsammeln einen nicht unbedeutenden Nebenverdienst hatten. Die auf dem sandigen und steinigen Boden gewachsenen Pilze, insbesondere der Steinpilz, werden wegen ihres festen und gesunden Fleisches von den Konserven=Fabr ken sehr begehrt und durchschnittlich das Pfund(in frischem reinigten Zustande) mit 25 J bezahlt. Fleißige Sammler brachten es bis zu einem Tgesverdienst von 10 MA. Familien mit Kindern bis zu 20 M und darüber. Westfuten und Rheinluns * Hagen, 12. Sept.(Der Bau des Eugen RichterTurmes) schreitet gut vorwärts. Das Mauerwerk ist in den letzten Tagen soweit hochgeführt worden, daß es sich über die umgebenden Bäume erhebt und von der Stadt aus gut sichtbar ist. Der Turm hat eine ganz vorzügliche Lage und wird nach seiner Fertigstellung auch in der weiteren Umgebung gut sichtbar sein. Als Tag für die Feier der Einweihung ist der 22. Oktober(Sonntag) in Aussicht genommen. ** Rheindahlen, 12. Sept.(Einschwerer Unglücks fall) ereignete sich hier beim Neubau der katholischen Kirche. Für das Heraufwinden der etwa 40 Zentner schweren Bausteine war an einem Gerüst ein Eisenträger mit einem Flaschenzug angebracht worden. Dieser Eisenträger stürzte in die Tiefe, wo bei ein Teil des Gerüstes mitstürzte. Einem darunter stehenden italienischen Arbeiter durchschlug das Eisen das Genick, so daß der Mann sofort tot war. * Warendorf, 13. Sept.(Remonte=Ankauf.) Zu dem am Samstag, den 9. dieses Monats, stattgehabten Ankauf von Remonten für das Königliche Landgestüt Warendorf wird noch berichtet: Von dem Verband westfälischer Hengstzüchter waren im ganzen 156 Hengste zum Ankauf angemeldet, davon 55 der Edelzucht und 101 des Arbeitsschlages. Angekauft wurden 29 und zwar von der Edelzucht 19 und vom Arbeitsschlage 10. Insgesamt wurden hienfür 126 700 A gezahlt. Den höchsten Preis brachte ein Hengst der Edelzucht mit 11 000 M. Der niednigste Preis betrug 3000 M. Von den angekauften Hengsten der Edelzucht waren 16, von denen des Arbeitsschlages also zusammen 24, in der Provinz gezüchtet, von den im Gan zen angemeldeten 156 Hengsten 79. Als Beleg für das rapide Wachsen unserer heimischen Zucht sei noch erwähnt, daß es im Jahre 1909 nur 70 Hengste— 41 der Edelzucht und 29 des Arbeitsschlages— waren, die der Verband der Westfälischen Hengstzüchter zum Ankauf angemeldet hatte, von denen 46 Produkte unserer Heimatprovinz waren. Auch das Interesse des Publi= kums für die Warendoyfer Vorführungen ist im steten Wachsen. Am ersten Tage derselben, am vergangenen Sonntag, hatte die Kasse eine Einnahme von beinahe 6000 M für Platzkarten zu verzeichnen. Mag ein Teil dem guten Wetter zuzuschreiben sein, bei weitem den größten Teil der Besucher hatte sicher das Interesse an der Sache zu den Vorführungen geführt. * Soest, 13. Sept.(Gräßliche Bluttat im Möhnetal.) Unser reizendes friedliches Möhnetal ist der Schauplatz eines grausigen Verbrechens geworden. In der Wirtschaft Gosselke in Delecke geriet der Metzgermeister Loer aus Körbecke mit fünf Kroaten in Streit. Der herkulische Metzger wußte sich zwar mit Stuhlbeinen die ihn mit Dolchen bedrängenden Gegner vom Leibe zu halten, doch erhielt er einen Dolchstich ins Gesicht und in den Arm. Der Wirt flüchtete auf die Straße und benachrichtigte den in Delecke stationierten Polizeisergeanten Wulf, der sofort am Kampfplatz eintraf und die Streitenden trennen wollte. Sofort fielen die fünf Kroaten über ihn her und stachen ihn mit Stiletten und Messern nieder. Einer der unzähligen Stiche zerschnitt die Halsschlagader, das Blut spritzte hoch auf und Wulf starb nach wenigen Minuten. Die Nr. 2•6 1. Beilage Westfalische Provinzialsynode. )— Soest, 13. September. Vor Beginn der Verhandlung verliest der Präses ein Telegramm an Se. Majestät den Kaiser, welches folgenden Wortlaut hat:„Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät bringt die heute zur ersten Sitzung versammelte 26. Westfälische Provinzialsynode in dankbarer Erinnerung insonderheit an Eurer Majestät hohen Besuch auf der Hohensyburg den ehrerbietigsten Ausdruck unverbrüchlicher Treue alleruntertänigst dar. Gott segne und schirme in dieser ernsten, schweren Zeit Eure Majestät und dero Haus.“ Mit der gleichzeitig in Neuwied tagenden Rheinischen Provinzialsynode wurden herzliche Grüße gewechselt. Sodann wurden zur Vorbereitung der vorliegenden Anträge für das Plenum 10 Kommissionen gebildet. Zu der Sitzung ist als Vertreter des Ev. Oberkirchenrates der Wirkl. Geh. Oberkonsistorialrat D. Möller erschienen. Derselbe wird von dem Präses herzlich begrüßt als ein Sohn der roten Erde, der für die kirchliche Eigenart unserer Provinz volles Verständnis besitze. Wirkl. Geh. Oberkonsistorialrat Möller wünscht unter Hinweis auf seine mannigfachen persönlichen und amtlichen Beziehungen zu der westfälischen Provinzialbirche und ihrem Präses der Synode zu ihrer Tagung Gottes reichen Segen. Der Bericht des Präses gedenkt zunächst der durch den Tod abgerufenen einstigen Mitglieder der Synode, insbesondere des langjährigen Vorsitzenden, des Superintendenten a. D. D. Polscher, der 37 Jahre der Synode angehört und selbst 9 Provinzialsynoden geleitet hat, dessen Name mit der Geschichte der westfälischen Kirche fest verbunden ist. Die Synode ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Der Präses weist sodann darauf hin, daß am 2. und 3. Oktober 1912 300 Jahre vergangen sind, seitdem die erste märbische Generalsynode in Unna tagte. Sie hat keine ununterbrochene Fortsetzung gehabt, aber sie ist doch ein lebenskräftiger Anfang selbständigen synodalen Lebens in der Mark gewesen und ist von Bedeutung geworden weit über die Grenzen der Mark hinaus. Selbst in schwerer Zeit, im Jahre 1812, haben unsere Väter es sich nicht nehmen lassen, die 200jährige Wiederkehr jener Tage ffestlich zu begehen. Auch wir müssen im nächsten Jahre jenes bedeutsame Ereignis würdig feiern, wie die rheinische Kirche im vergangenen Jahre das 300jährige Jubiläum der reformierten Synode in Duisburg gefeiert hat. Zwei kirchliche Schriftsteller in Westfalen, Pfarrer Rothert in Soest und Pfarrer zur Nieden in Hagen, haben bereits die Abfassung einer Festschrift zugesagt; die Stadt Unna hat zur Festfeier eingeladen. Auf Vorschlag des Präses beschließt die Provinzialsynode, in den Oktobertagen 1912 in Unna die 300jährige Gedenkfeier zu begehen. Aus jeder Gemeinde wird mindestens ein Geistlicher und ein Presbyter erwartet. Superintendent Nelle empfiehlt dabei, gegenüber der Feier der ersten rheinischen reformierten Synode im vergangenen Jahre, eine reichere liturgische Ausgestaltung des Gottesdienstes, wie es dem Charakter der lutherischen Kirche entspricht. Die Vertreter von Ravensberg, Tecklenburg, Siegerland und Wittgenstein erklären ihre Teilnahme an der Feier, sodaß dieselbe eine Gedenkfeier der ganzen westfälischen Provinzialkirche zu werden verspricht. Den Hauptgegenstand der heutigen Verhandlung bildet die Vorlage des Evang. Oberkirchenrates betr. Pfarrbesetzungsrecht, um welches vor 3 Jahren gerade in den Westprovinzen ein so heißer Kampf geführt wurde. Zu dieser Frage nimmt zunächst der Vertreter des Evang. Oberkirchenrates das Wort. In ausführlichen, klaren und eindrucksvollen Darlegungen zeigt derselbe, wie die Annahme des Gesetzes durch die frühere Synode eine evangelisch=nationale Tat gewesen sei im Hinblick auf die Notlage der evangelischen Kirche, welche sich der Verpflichtung gegenüber den Geistlichen, welche dem evangelischen Ausland dienen, nicht entziehen dürfe. Auch sei diese vermehrte Besetzungsmöglichkeit seitens der kirchlichen Behörde gerechtfertigt dadurch, daß vom Staat weit größere Mittel für kirchliche Zwecke gewährt würden als früher. Leider habe das ganze Gesetz keine Gültigkeit erlangen können, da es in seinen Bestimmungen über Patronate in die Staatsgesetzgebung eingriff. Das neue, sogenannte„Rumgesetz“ sei nicht vom Oberkirchenrat, sonAuf dornenvollem Pfade. Roman von M. Weidenau. 70 Die Stimme der Gräfin klang unverkennbar spöttisch, aber die dunklen Augen streiften forschend sein Gesicht, dessen Ausdruck sie indes, da es finster war, unmöglich unterscheiden konnte. „Ich bin es,“ entgegnete er ruhig.„Man sehnt sich nach frischer Luft, nach Bewegung, wenn man stundenlang am Schreibtisch gesessen. „Ich verstehe. Und darum suchten Sie den Garten auf?“ Es lag etwas versteckt Lauerndes in dem Ton, in welchem sie diese einfache Frage stellte. „Ja, ich suchte den Garten auf, wie Sie es taten, Gräfin. Bildete er es sich nur ein, oder kam wirklich ein zorniger Laut von ihren Lippen? Dann stand sie plötzlich so knapp vor ihm, daß er selbst im Finstern das Leuchten ihrer Augen sehen konnte. „Spielen wir nicht länger Komödie, Baron Friedloff.“ raunte sie ihm mit rauher Stimme zu.„Ich weiß, Sie waren dort drüben,“ sie wies mit der Hand nach dem alten Kiosk.. „Sie haben uns belauscht und... „Gräfin! Wofür halten Sie mich?“ brauste er auf, einen Schritt von ihr zurückweichend.„Ichbin kein Spion. Und hätte ich eine Ahnung gehabt, daß Sie dort drinnen sich befänden, ich hätte keinen Fuß dorthin gesetzt. Als ich eine dunkle Gestalt durch die verschneiten Gebüsche schlüpfen sah, war es meine Pflicht, mich zu überzeugen, ob man es nicht mit einem Dieb zu tun habe.“ Er verbeugte sich wieder streng formell. „Darf ich die Ehre haben, gnädige Gräfin ins Haus zu geleiten?“ Sie machte keine Miene, sich zu entfernen. .„Sie wissen natürlich jetzt, daß es sich nicht um Diebe handelt?“ fragte sie kurz. Er blieb stumm, aber ihr war sein Schweigen beredt genug. Sie schien eine Minute lang unschlüssig, was tun, aber mit trotziger, stolzer Gebärde den Kopf hebend, fing sie mit leiser, doch immer leidenschaftlicher klingender Stimme zu reden an, ihre Erklärungen oft durch lebhafte Gesten unterstützend. Als sie zu Ende gekommen war und Friedloff noch immer stumm blieb, streckte sie mit tragischer Gebärde eine Hand aus. „Aber, mein Gott, Sie sind ein kühler Deutscher, wie könnten Sie uns feurigen, das arme, zerstückelte Vaterland so glühend liebenden Polen Verständnis für unsere heilige Sache entgegenbringen?" Ein schwaches Lächeln flog um seine Lippen.„Und wie hätte ich hinter der stolzen Weltdame eine so glühende Patriotin ahnen können?" Er trat ihr nun doch um einen Schritt näher.„Aber Frau Gräfin, denken Sie denn nicht an die Sie bedrohenden Gefahren? Es ist für eine Frau immerhin kein geringes Wagnis, sich an geheimen politischen Umtrieben zu beteiligen. „Was fürchten Sie, Baron?“ fragte sie hastig, die Hand auf seinen Arm legend.„Reden Sie!" „Sind Sie auch ganz sicher, Gräfin, daß sich unter die von edlem Patriotismus Beseelten nicht auch böse Elemente eingeschmuggelt haben können, Elemente, die,“ er neigte sich tiefer zu ihr und dämpfte seine Stimme,„vielleicht hart an den Nihilismus streifen? Sehen Sie sich vor, Gräfin!" „Ah,“ stammelte sie jetzt und seinem fein unterscheidenden Ohr entging keineswegs der dieses kurze„Ah“ durchziehende, fast freudige Klang; aber ehe ernoch etwas sagen konnte, fühlte er seine Rechte mit heißem Druck umschlossen und den warmen Hauch ihres Mundes an seiner Wange. „Ich danke Ihnen, Baron Georg, daß Sie mich warnten. Ich werde nun vorsichtiger in der Wahl meiner Freunde sein.“ Und abermals empfand er den innigen Druck der schlanken, weichen Finger um seine Rechte, dann wandte sie sich rasch und ging elastischen, schwebenden Schrittes den dunklen Weg entlang, wo sie bald seinen Blicken entschwunden war. Von einer eigentümlichen Empfindung durchdrungen, hatte Georg der dunklen, hohen, eleganten Frauengestalt nachgeblickt. Dann aber richtete er sich strammer auf und drückte energisch die Pelzmütze tiefer in die Stirn. „Unsinn. Daran ist ja nicht zu denken. Sie ist eine leidenschaftliche, unberechenbare Natur und betreibt diese Sache, wie eine andere irgendeinen Sport betreibt." Die Hände in den Rocktaschen, wandte auch er sich, langsam, gemächlich dahinschreitend, dem Herrenhaus zu. „Was kümmerts mich, was sie tut? Auch meine Warnung war jedenfalls unnütz, denn sie wird doch nie danach handeln. Im Gegenteil. Die große Uhr auf der Stirnseite des alten Hauses verkündete eben mit hellen Schlägen die elfte Stunde und, als der junge Edelmann jetzt rascher über den großen freien Platz schritt, sandte er unwillkürlich einen Blick zu den Fenstern der von der Gräfin bewohnten Gemächer empor. Die schöne Frau war noch nicht zur Ruhe gegangen; durch die Spalten der Jalousien schimmerte noch starker Lichtschein in die Frühlingsnacht hinaus. ** * Hatte Gräfin Simonska sich seine Warnung wirklich„zu Herzen“ genommen oder setzte sie die geheimen Zusammenkünfte mit ihren Freunden und Anhängern im halbverfallenen Kiosk fort, Friedloff wußte es nicht. Einesteils war er zu feinfühlig, um der Gräfin nachzuspüren, und andersteils hatte er wirklich auch kein Interesse daran, die Sache zu verfolgen, denn alle seine Gedanken gehörten nur Iduna und mit Feuereifer strebte er nach endlicher Vereinigung mit ihr, die sich, wie er wohl ahnte, im Elternhaus gar einsam und verlassen vorkommen mußte, seitdem er so ferne von Wien weilte. Seine hiesige Stellung befestigte sich immer mehr und mehr, er hatte sich nach und nach in die Menschen und Verhältnisse hineingelebt und der Gedanke, ständig da zu bleiben, hatte nichts Schreckliches mehr für ihn. Es war immerhin zweifelhaft, ob er in der Heimat bald eine ähnliche, ihm so zusagende und so gut dotierte Stellung, wo er auch an die Gründung eines eigenen Herdes denken konnte, finden würde. Und daß Iduna ihm mit Freuden folgen würde, dessen war er sicher. Obwohl Fürst Ismailow schon von Anbeginn seines Hierseins ihm mit besonderer Freundlichkeit entgegengekommen war, so zog er in letzter Zeit seinen adeligen Inspektor auffallend viel in seine Nähe, kam auch, was er früher kaum einmal im Jahr getan, häufig auf den einsamen Herrensitz hinausgefahren, um daselbst oft zwei, drei Tage zu bleiben. Freilich nahm man an, daß er um seiner Stieftochter willen, die gar keine Anstalten zur Abreise traf, hierherkam, denn das Verhältnis zwischen den beiden war stets ein ganz vorzügliches gewesen. 18620 Seite 6. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisblatt.) Donnerstag, den 14. September 1911. Nr. 216. Täter flüchteten in den Wald. Es wurde Gendarmerie und die Soester Polizeimannschaft telegraphisch herbeigerufen, die sofort die Verfolgung aufnahm. Es wurden die nahen Bahnhöfe besetzt und gegen 3 Uhr gestern nacht gelang es, drei Verbrecher in einer Barache in Delecke festzunehmen, ein anderer wurde in Soest verhaftet. Der Getötete hinterläßt eine Witwe mit sechs unmündigen Kindern. * Bochum, 13. Sept.(Einwirkung der Hite auf die Bahnglesise.) Der Personenzug, der, von Langendreer kammend, mittags um 1 Uhr 9 Min. auf dem Bahnhof Bochum=Süd eintrifft, geriet in der Nähe der neuen Brücke bei der Dunchfahrt durch eine Kurve in ein bedenklicher Schleutern. Man drachte den Zug zum Stehen und stellte fest, daß die 9## standsfähigkeit der Schienen unter der Hitze sehr gentten hal Dasselbe Vorkommnis war auch von dem Führer eines D=Zuges gemeldet worden, der kurz vorher die Strecke passiert hatte. * Recklinghausen, 12. Sept.(Unter dem Verdacht der Spionage) wurde vor einigen Tagen ein hiesigek Referendar verhaftet, als er zur Erholung auf der Insel land weilte. Er hatte die zur Befestigung der Insel aufgeführten Deichmauern photographiert, ohne zu wissen, daß es verboten ist, derartige photographische Aufnahmen zu machen. Man vermutete, daß der Referendar es auf die neuen Hafenanlagen abgesehen hatte. Obwohl er seine Unschuld beteuerte, wurde er dem Vizeadmiral Schröder vorgeführt und mußte sich zwei Verhören unterziehen. Unter militärischer Bedeckung durfte er in seine Wohnung gehen, um seinen Militärpaß zu holen. Immerhin vergingen ganze 16 Stunden, bis sich die Militärbehörde von der gänzlichen Harmlosigkeit des Tuns überzeugt hhatte und der Referendar aus der Haft entlassen wurde.„ * Mülheim(Ruhr), 12. Sept.(In der Sunogluve verschüttet.) Im Stadtteil Dümpten spielten mehrere Kinder in einer Sandgrube. Die Wand, an der die Kinder spielten, war etwa fünf Meter hoch und hatte oben eine fast zwei Meter mächtige Lehmschicht, die sich plötzlich löste und die Kinder unter sich begrub. Der vierjährige Bernhard Stammen konnte nur als Leiche geborgen werden. Zwei andere Kinder wurden schwer, eines leicht verletzt. a Solingen, 13. Sept.(Der Affenkadaver) von Krahenhöhe, der auf Grund des Gutachtens zweier Aerzte als verstümmelte Kindesleiche weiblichen Geschlechts auf dem kath. Friedhofe begraben wurde, ist nun auf Verlangen der kath. Geistlichkeit wieder ausgegraben und anderweitig verscharrt worden. * Barmen, 12. Sept.(Vom Schloß Burg a. d. W.) Infolge der sonstigen Witterung in den diesjährigen Sommertagen ist der Fremdenzustrom zu unserem idyllischen Städtchen sehr groß gewesen. Das Schloß wurde in der Zeit vom 1. April bis 1. September von mehr als 90000 Personen besichtigt, während die Zahl der Besucher im ganzen Sommerhalbjahr des Vorjahres sich auf rund 89 000 belief. * Elberfeld, 12. Sept.(Das schwere Automobil= Unglück), wobei eine Automobildroschke von einem Personenzug überfahren und eine Person getötet wurde, ist durch die Schuld des Chauffeurs Majewsky verursacht worden, der trotz dem Läuten und der Warnungssignale der Pfeife der Lokomotive und entgegen der Bitte eines der Insassen des Autos, zunächst den Zug vorbeizulassen, vor dem Zuge den schrankenlosen Uebergang passieren wollte. In dem der AutomobilGesellschaft gehörenden Kraftwagen befanden sich außer dem Chauffeur der Kaufmann Oskar Franke aus Godesberg, der hier im Hotel Weidenhof logierte, und die Schwestern Grete und Emmy Lange aus Barmen. Der Grete Lange wurde der Kopf abgefahren. Emmy Lange und Herr Franke wurden schwer verletzt. Der Chauffeur hat leichtere Verletzungen erlitten. Alle drei befinden sich im städtischen Krankenhause. Lebensgefahr erscheint bei allen ausgeschlossen. * Münster, 13. Sept.(Die Bischofsweihe) des Kapitularvikars Dr. v. Hartmann findet in der letzten Oktoberwoche statt. Die Weihe wird Kardinal=Erzbischof Fischer(Köln) unter Assistenz der Bischöfe von Paderborn und Trier erteilen. Gestern wurde die päpstliche Bestätigungsbulle von der Domkanzel verlesen. * Köln, 13. Sept.(Ein lang gesuchter Heiralsschwindler), der in Köln und anderen Städten sein Unwesen trieb und erst kürzlich wieder eine Köchin, der er die Heirat versprach, um 2000 A betrog, ist endlich der Kriminalpolizei in die Hände geraten. Auf Veranlassung der Kriminalpolizei veröffentlichte die Köchin nochmals ein Heiratsgesuch in einer hiesigen Zeitung und der Schwindler ging in diese Falle, da er sich wieder meldete und nun festgenommen werden konnte. * Bonn, 13. Sept.(Einen frivolen Scherz) erlaubte sich kürzlich ein jetzt ermittelter Schreinergeselle in Lengsdorf. Er heftete dort, wie der„Bonner Generalanzeiger“ berichtet, eine mit„Kriegserklärung" überschriebene Bekanntmachung an einen Telegraphenpfosten, die laut Unterschrift vom Bürgermeisteramt erlassen worden sein sollte und den Reichsadler als Stempel trug. Die Aufregung, namentlich unter dem weiblichen Teil der Einwohnerschaft war natürlich groß, zumal die Kriegsbeorderung die sofortige Stellung aller diensttauglichen Mannschaften verlangte. Erst als durch die Polizei festgestellt wurde, daß es sich bei der Mobilmachung um einen bösen Scherz handelte, legte sich die Aufregung. Dem„Spaßvogel“ wird die Geschichte teuer zu stehen kommen. * Bonn, 12. Sept.(Fischvergiftung im Rheim) Im Rhein wurden viele Tausende verendeter Fische beobachtet. Die Fische sind vergiftet worden. Man vermutet einen Racheakt. Den Fischern war übrigens wegen des niedrigen Wasserstandes das Fischen verboten worden. Keine neue Flottenvorlage. Der„Schlesischen Zeitung“ wird aus Berlin gemeldet:„Angesichts der mehrfach in Vereinen und in der Presse betriebenen Agitation und mancherlei Ankündigungen verschiedener Blätter, nach denen eine über das geltende Flottengesetz hinausgehende Flottenvorlage in der nächsten Reichstagssession zu erwarten sein sollte, kann aus bester Quelle versichert werden, daß die Reichsregierung an dem jetzt beschlossenen Gesetze festhält und eine neue Flottenvorlage über dieses hinaus nicht beabsichtigt.“ Das war freilich zu erwarten, aber es ist immerhin gut, daß dies auch öffentlich ausgesprochen wird, zumal, nachdem die Hamburger Kaiserrede mißverständlich dahin gedeutet worden ist, daß darin eine neue Flottenvorlage angekündigt worden sei. Die Mitteilung der Schl. Z., daß keine neue Flottenvorlage beabsichtigt sei u. an dem jetzigen Flottenbauplane festgehalten werde, richtet sich aber besonders gegen die neuerliche Forderung des Flottenvereins auf schnelleren Ausbau und Verstärkung der Flotte. Saar in flotter Fahrt gesichtet worden. Bald aber verschlimmerte sich das Wetter und der Ballon muß dann in einen schweren Schneesturm geraten sein, der ihn in die Fluten der hochgehenden Nordsee niederdrückte. Von dem Ballon hat man keine Spur gefunden, obwohl eine ganze Torpedobootsslotille vom Reichsmarineamt ausgesandt war, um nach dem Ballon zu suchen. Alle Nachforschungen blieben aber ergebnislos, und als dann einige Zeit darauf die Leiche des Leutnants Lange von einem Fischdampfer im Fischnetz mit ans Tageslicht gezogen wurde, da war an dem traurigen Geschick, das die drei Luftschiffer ereilt, kein Zweisel mehr. Die Leiche wurde von den Fischern dem Meere wieder übergeben. Die jetzt aufgefundene Flaschenpost zieht noch einmal den Vorhang von dem düstern Drama, das sich in der Nacht vom 9. zum 10. November im Orkansturm in der Nordsee abspielte. Möge unsere Luftschifffahrt von einer gleichen Katastrophe in Zukunft bewahrt bleiben. Luftschiffahrt. Wetterbericht der Deutschen Seewarte. 14. September: Vielfach heiter bei Wolkenzug, warm. 15. September: Wolkig mit Sonnenschein, normale Wärme. Eyrings Todessturz. Ueber den tödlichen Absturz Eyrings wird dem„Berl. Lokalanz,“ aus Stuttgart gemeldet: Raimund Eyring stieg bei Anbruch der Dunkelheit zur Erprobung seines Doppeldeckers noch zu einem kurzen Probeflug auf. Beim Anlauf geriet er mit der Maschine an einen versehentlich stehengebliebenen Pfahl und dieser beschädigte den linken Flügel so, daß die obere Fläche herunterhing. Eyring schien dies aber nicht zu bemerken und flog ruhig weiter; dabei drehte sich der Apparat. Jeannin und Wiencziers bemühten sich vergeblich, den Luftschiffer durch Winken mit den Hüten auf den gefährlichen Defekt aufmerksam zu machen und ihn zur Landung zu veranlassen. Eyring schien diese Zeichen nicht zu sehen, denn er flog weiter. Alle Zuschauer sahen den bösen Absturz voraus; nur der Mann auf dem bedrohten Apparat, den die Sache am meisten anging, war vollständig ahnungslos. Nun nahm die Flugmaschine eine schräge Lage an. Um einigen Bäumen auszuweichen, zog Eyring schnell das Höhensteuer; dabei rutschte der Apparat nach hinten ab und stürzte senkrecht in die Tiefe. Eyring wurde in einem Graben mit zerschmettertem Schädel aufgefunden; außerdem hatte er schwere innere Verletzungen davongetragen. Das Flugzeug lag, vollständig zerstört, über ihm. Der Motor war neben ihn hingefallen, so daß die schweren Verletzungen nur durch den Aufprall auf die Erde erfolgt sein müssen. Eyring erlag darauf bald seinen Verletzungen. Den Berlinern ist er noch in bester Erinnerung vom Tage der Parade am 1. September; während des Vorbeimarsches der Truppen vor ihrem obersten Kriegsherrn umkreiste der Flieger mit Fahrgast in einer Höhe von 500 Meter auf einem Albatros=Zweidecker in weiter Schleife das Tempelhofer Feld und bot den Tausenden unten ein prachtvolles Schauspiel. Eyring, der am 22. November v. I. sich in Johannisthal auf einem Farman=Doppeldecker das Pilotenzeugnis erworben hatte, war in letzter Zeit der Oeffentlichkeit durch verschiedene kühne und erfolgreiche Flüge bekannter geworden. So errang er, ebenfalls auf dem Flugplatz von Johannisthal, den letzten Zusatzpreis von Lanz im Betrage von 1000 A trotz böigen Windes und widerspenstigen Motors. An dem Schwabenflug, der als Ehrung des greifen Grafen Zeppelin durch die deutschen Luftfahrer gedacht ist, sollte Eyring als Pilot der Luftverkehrsgesellschaft m. b. H. teilnehmen; er gedachte, bei der Konkurrenz einen Doppeldecker, in dem ein 100pferdiger Gnomemotor eingebaut war, zu benutzen. Mit diesem Apparat ist nun der Unglückliche abgestürzt. Die Katastrophe des Ballons„Saar“ Die Nachricht von der Auffindung der in einer Flaschenpost eingeschlossenen letzten Grüße des in der Nordsee verunglückten Ballonführers Lt. Rommler vom Saarbrücker Inft.=Regiment Nr. 70 weckt hier die Erinnerung wieder wach an eine der schwersten Ballonkatastrophen, von denen der deutsche Luftballonsport heimgesucht worden ist. Es handelte sich um den Ballon„Saar“ der hiesigen Ortsgruppe des Niederrheiwischen Vereins für Luftschiffahrt, der am 9. November vorigen Jahres an der von Essen ausgehenden Uebungsfahrt für jüngere Führer teilnahm. Die Führung des Ballons„Saar“ tag in den Händen des Leutnants Rommler, eines bühnen Luftschiffers, der sich durch frohen Wagemut auszeichnete. Die Fahrtgenossen waren der Leutnant Otto Lange vom hiesigen InfanterieRegiment und der Ingenieur Zimmermann aus Elberfeld. Alle drei Luftschiffer wurden Opfer der schweren Ballonkatastrophe. Wie sich das schreckliche Unglück abgespielt hat, wird man niemals erfahren. Die jetzt an Land gespülten letzten Grüße des Ballonführers lassen aber einen Einblick in die Schreckensfahrt zu. Auffällig ist nämlich, daß die Fahrtgenossen der Flaschenpost kein Lebenszeichen mit anvertraut haben; es ist also anzunehmen, daß sie in der Schreckensnacht durch Sturzseen bereits aus der Gondel herausgerissen waren, so daß der Führer zum Schluß der letzte Fahrgast in der Gondel war, die als Spielball des Sturmes und Wetters diente, bis sie von den aufgetümten Wogen der See in die Tiefe gerissen wurde. Die Luftschiffer traten bekanntlich am 9. November vorigen Jahres ihre Nachtfahrt an. Die Wetterlage gestaltete sich ungünstig. Sieben der Ballons Candeten aber glücklich, nur der achte, der Ballon Saar, nahm seine Fahrt über Land hinaus. Nach allen Umständen ist anzunehmen, daß der Führer, Lt. Rommler, die günstige Windrichtung ausnutzen wollte, um bis Schottland oder England zu fahren. Noch kurz hinter Hamburg ist ja der Ballon Verantwortlich für die Redaktion: Friedrich Kraas. Druck und Verlag von Carl Braus, beide in Schwerte. Bekanntinacbung. Mit Rücksicht auf die Gefahr der Weiterverbreitung der in Aplerbeck ausgebrochenen Maul= und Klauenseuche ordne ich bis auf weiteres auf Grund der Paragraphen 19 und 44a des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880 und 1. Mai 1894 in Verbindung mit den Paragraphen 59, 59a, 61, 63 und 64 der Bundesratsinstruktion vom 27. Juni 1895 und des Paragraphen 56b der Reichsgewerbeordnung, sowie auf Grund der gemäß Paragraph 1 der genannten Bundesnatsinstruktion vom Herrn Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten erteilten Genehmigung folgendes an: I. Beobachtungsgebiet. Es wird ein Beobachtungsgebiet gebildet, in welchem alle Wiederkäuer und Schweine unter polizeiliche Beobachtung gestellt werden. Das Beobachtungsgebiet umfaßt die geschlossene Ortschaft Aplerbeck. 1. Viehmärkte im Beobachtungsgebiet sind verboten. 2. Der Auftrieb von Klauenvieh aus Beobachtungsgebieten auf Märkte ist verboten. 3. Der Durchtrieb von Klauenvieh ist verboten. Das Treiben von Klauenvieh auf öffentlichen Straßen, sowie die Verwendung des Zugviehs zur Feldarbeit und zum Fahren ist nur mit Erlaubnis des Landrats gestattet. 4. Die Ausfuhr von Klauenvieh kann nur mit Genehmigung des Landrats erfolgen. Die Erlaubnis darf nur für Schlachtvieh nach tierärztlicher Untersuchung des Bestandes auf grund eines tierärztlichen Gesundheitszeugnisses gestattet werden, das nur 24 Stunden Geltung hat. 5. Die Ausfuhr von Klauenvieh zu Nutz= und Zuchtzwecken kann mit Genehmigung des Regierungspräsidenten, welche durch Venmittelung des Landrats einzuholen ist, unter der Bedindung gestattet werden, daß der gesamte Bestand innerhalb 24 Stunden vor der Ausfuhr amtstierärztlich untersucht und gesund befunden ist, daß die Polizeibehörde des Empfangsortes sich mit der Zufuhr einverstanden erklärt hat, daß die Tiere am Bestimmungorte 14 Tage unter polizeiliche Beobachtung gestellt werden und vor Aushebung der Beobachtung nochmals amtstierärztlich untersucht werden. 6. Der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern, Schweinen und Geflügel ist untenrsagt. 7. Die Sammelmolkereien des Kreises Hörde dürfen Lagermilch, Buttermilch und Molken nur nach Abkochung abgeben. Der Abkochung ist eine Erhitzung auf 90 Grid Celsius gleichzurechnen. Das Verfüttern von Milch und Molkereirückständen an das Vieh der Sammelmolkereiinhaber ist nur unter gleicher Bedingung gestattet. 8. Die Vorplätze der Sammelmolkereien, auf denen die milchanfahrenden Wagen halten, desgleichen die Rampen, auf denen die Milchkannen abgesetzt werden, sind täglich gründlich zu reinigen. Die Inhaber und die Betriebsleiter vom Sammelmolkerdeien sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß die zum Transport der Milch nach der Molkerei benutzten Kannen, Fässer ufw. vor ihrer Wiederentfernung aus der Molberei innen und außen mit heißer Sodalauge gründlich gereinigt werden. Die Vorplätze der Sammelmolkereien sind mit frischem Kalk(Pulver oder Milch) zu desinfizieren. II. Diese Anordnung tritt mit ihrer Veröffentlichung sofort in Kraft. Ihre Aushebung wird erfolgen, sobald die Seuchengefahr beseitigt ist. III. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden, sofern nach dem Reichsstrafgesetzbuch nicht eine höhere Strafe verwirkt ist, nach den Paragraphen 66 und 67 des Reichsviehseuchengesetzes vom 23. Juni 1880 und 1. Mai 1894 oder nach Paragraph 148 Absatz 1 Z. 7a der ReichsgewerbeOrdnung bestraft. Hörde, 9. September 1911. 5492. I. Nr. III. 1552. Der Königliche Landrat. gez. Luckhaus attroltt Willst du haben stets Erfolg Bei der Wäsche und zwarraschen, Musst du einzig und allein— Nur mit Sunlichtseife waschen! 22 8 * A.** *.5 8 31 FRIE: 85 S. a5SESE a 8 0 S Sax #es STWT S 85 *** # 605 = 9• 8 #. 8 9 8 ## 5 C S 3 S 8 G T•* X 8 5 S#8. G F 2 6 S.* 6 "* 7 ∆ 5 7 S3ST3RNT — M Frau von Malten dem Jugendfreunde ihre„liebwerte“ Dora über den grünen Klee lobte. Major Hallermund hatte ihre Vorzüge„beim ersten Blick herausgefunden“, welche Bemerkung Dora hoch erröten machte. Und zur Bekräftigung, daß er die junge Dame sehr gut leiden möge, lieh er sich Dorchen für je eine Morgenstunde zu einem Spaziergange aus. Von dieser Frühpromenade kam sie öfter in seltsamer Stimmung, einmal sogar mit nassen, geröteten Augen heim. „Daß dich doch— der Alte wird doch nicht— in des Kuckucks Namen—?“ murmelte der Gärtner bei dieser Beobachtung. „Mut— nur Mut, mein Kind, und die Hoffnung nicht verloren. Wir überrumpeln sie noch, heute noch schlage ich Bresche, das lassen Sie meine Sorge sein!“ (Fortsetzung folgt.] „„ * 4413 Von Taura Uincent. Allerlei süße Speisen. Biskuittorte, die nicht gebacken wird. Eine Tortenform wird dicht mit Löffelbiskuits ausgelegt, und diese werden mit der unten beschriebenen Creme bestrichen. Hierauf kommt wieder eine Lage Biskuits, dann wieder Creme und zuletzt Biskuits. Nun legt man einen in der Größe passenden Deckel auf die Torte und beschwert diesen. So muß die Torte 10 bis 12 Stunden stehen, damit die Feuchtigkeit der Ereme die Biskuits durchdringt. Zuletzt wird sie mit einer beliebigen Marmelade dünn überzogen und mit eingemachten Früchten garniert. Letztere können auch fortbleihen. Die Torte ist sehr wohlschmeckend. Creme zur Torte. ¼ Pfund Butter wird schaumiggerührt, dann unter fortgesetztem Rühren mit fünf bis sechs Eidottern und hierauf löffelweise mit 1/4 Liter warmer Sahne vermischt. Außerdem werden ¼ Pfund Zucker, ein Päckchen Vanillin und ¼ Pfund geriebene Mandeln oder Haselnüsse unter die Masse verarbeitet. Manddeltorte aus Butterteig. ¼ Pfund feingeriebene Mandeln werden mit 90 Gramm feinem Zucker, 60 Gramm Butter, 30 Gramm zerdrückten Makronen, zwei Eigelb und einer Messerspitze voll Salz untereinander gearbeitet und zuletzt mit drei bis vier Eßlöffeln voll Schlag. sahne vermischt. Nun werden aus Butterteig zwei messerrückendicke runde Platten ausgerollt, eine etwas kleiner als die andere. Die kleinere legt man auf ein naßgemachtes Blech, durchsticht sie einige Male mit der Messerspitze und bestreicht sie dann mit der Mandelmasse, wobei aber ringsum ein fingerbreiter Rand bleiben muß, der mit Eiweiß bestrichen wird. Jetzt legt man die größere Platte darauf, preßt dire Ränder fest zusammen und macht dann zur Verzierung fringsum leichte Einschnitte mit dem Messerrücken. Die Torte wird nun mit Eiweiß bestrichen, mit der Messervitze auf der Oberfläche verziert und in mittelwarmem Osen etwa eine halbe Stunde gebacken. Einige Minuten vor dem Herausnehmen wird sie mit feinem Zucker bestreut. — Statt der Mandeln kann man auch Haselnüsse oder Walnüsse nehmen, wovon die Torte den Namen erhält. Aepfel mit Zuckerschnee. Etwa 12 große Aepfel werden schön glatt geschält und das Kernhaus herausgenommen. Sie werden nun in 180 Gramm geklärtem Zucker mit der ganz sein abgeschnittenen gelben Schale einer Zitrone weichgekocht, müssen aber ganz bleiben. Nun werden sie aus dem Saft genommen und auf einem gebutterten Papier kalt gestellt. In dem Saft werden jetzt sechs weitere Aepfel zu einer dicklichen Marmelade gekocht, mit der man die ersten Aepfel füllt. Aus vier Eiweiß und ½ Pfund feinem Zucker bereitet man Zuckerschnee, indem man die Eier zu ganz festem Schaum schlägt und den Zucker nach und nach daruntermischt,— und bestreicht damit die Aepfel gleichmäßig, bestreut sie mit Zucker und schiebt sie in einen lauwarmen Ofen, wo sie bleiben, bis sie eine hellgelbliche Farbe haben. Sie können warm oder kalt gegessen werden. Apfelspeise. Zehn bis zwölf große Aepsel werden geschält, in Achtel geschnitten, vom Kernhaus befreit, und mit dem Saft einer Zitrone, der dünn abgeschälten gelben Schale, einem Stückchen Zimt, 180 Gramm Zucker und wenig Wasser weichgekocht. Sie werden dann herausgelegt und einstweilen kaltgestellt. Die Abfälle der Aepfel werden in dem zurückgebliebenen Saft gekocht, mit einem Glas Rum oder Arrak vermischt, durch ein seines Haarsieb getrieben und mit sechs Blatt aufgelöster Gelatine vermischt. Eine mit kaltem Wasser ausgespülte Form mird mit diesem Gelee ein Drittel vollgefüllt. Nachdem dies gestanden ist, legt man die Apfelschnitte hübsch angeordnet darauf und füllt den Rest des Gelees darauf. Die Speise wird nun kaltgestellt, im Sommer auf Eis. Beim Gebrauch schlägt man ein in warmes Wasser getauchtes Tuch um die Form, trocknet sie ab und stürzt die Speise. Sie wird fingerdick mit Schlagsahne bestrichen. Hammelnieren mit seinen Kräutern. Fünf bis sechs Hammelnieren werden abgehäutet und in dünne Scheiben geschnitten. In einer tiesen Pfanne wird ein Stückchen Butter mit zwei bis drei feingeschnittenen Schalotten oder Zwiebeln, sowie feingewiegter Petersilie heißgemacht. Hierzu kommen die mit Pfeffer und Salz bestreuten, mit etwas Mehl bestäubten Nieren, einige Eßlöffel voll Wasser und der Saft einer Zitrone. Die Nieren werden in der Sauce gut umgeschwungen und müssen in sechs bis sieben Minuten gut sein, weil sie sonst hart werden. Gekochte Hammelzungen in braune Sauce. Die Hammelzungen werden mit kochendem Wasser übergossen, in dem man sie fünf Minuten läßt, und dann sauber geschält. Hierauf werden sie mit Salz, Pfeffer und Suppengrün zwei Stunden lang gekocht, dann herausgenommen und der Länge nach so weit auseinandergeschnitten, daß sie, flachgelegt, die Form von Herzen haben. Unterdessen bereitet man aus zwei Eßlöffeln Butter und zwei Löffeln Mehl eine braune Einbrenne, fügt Salz, Pfeffer, einen Eßlöffel Estragonessig, etwas Zitronensaft, ein Glas Rotwein und von der Brühe hinzu, in der die Zungen gekocht wurden. Diese Sauce gießt man über die weichgekochten Zungen und richtet an. t GenehmiS 2. 8 85 S# 3San 43. Jahrgang O Grite, und älteltes Cagesorgan des Kreiles. O Haupt-Annoncenblatt Unterhaltungs=Beilage zu Nr. 216 Donnerstag, 14. September 1911. Nur ein Mädchen. Ceher 1n 13„ Eine einfache Erzählung aus dem Leoen. von 5. v. Winterfeld. (4. Fortsezung.) Gattent soöetn! ##“ finden, fortziehen, und sein Leben würde in Heidelberg berichten, iven,##—#lehen, und sein Leben würde in Heidelberg berichten, und Lina gab immer einsam bleiben. O. so einsam!— zum besten. Solche und ähnliche Gedanken er Als nach Tisch der Kaffee gereicht wurde, war wieder ganz der ol“: Er blickte von der imer einsam bleiben. O, so einsam Soiche und uhniche Erraniken erfüllten Heino, und der alte, traurige Ausdruck lag wieder in seinen Augen. An einem der ersten Oktobertage traf er in Waldenstein ein. Goldener Sonnenschein lag auf der herbstlich gefärbten Erde, auf den bunten Wäldern und den alten Bäumen des Parkes. Feine Sommerfäden spannen sich über die Stoppelfelder, und der Himmel blaute, als wollte der Frühling Einzug halten. Bewegt schloß der Graf den Neffen in die Arme und blickte ihn prüfend an. Fast fünfzehn Monate Heino wiever gung vei unm. Er bi Terrasse in den sonnenbeschienenen Park. „Nun, Linchen, wie denkst du über unseren gewohnten Rundgang, unsere Begrüßungspromergde, die wir ja noch niemals am ersten Tag meines J#erfeis mit dir!“ war die fröhliche Antwort, und bald blickten die beiden alten Leute von der Terrasse aus dem jungen Paare nach, das in dem rotgoldnen Baumgang verschwand. Soum be du So hlanke, zarte Gestalt, und beim haten sie fich, richt vesgrgen und Hos g gst, erschier Kaum bis zur Schulter and ton der Lheim geworoen Auno uus Gesch, e,gogen zungen Manne Linas stziuger geur, Bestalt, und e eeienwers schmal und bleich, Um den Muno tag Sprechen mußte sie den vionden aup; jehr z. jetzt ein fester männlicher Zug. Alles Knabenhafte war Sprechen m ihm besonders schmal und bleich. 1e9t emn fester, mannticher Jug. Alles Knabenhafte war verschwunden. 464# Tohten*— „Nun, mein Junge, du sahst im leßren Sommer besser aus; hast wohl zu viel bei den Büchern gesessen? Nun, viel frische Luft und die Waldensteiner sollen dir wieder Farbe geben, denke ich.“ Wie hatte sich Heino während all der langen Monate nach Lina gesehnt, nach der Stunde, in der er sie wiedersehen würde!% Nun stand eine wunderliebliche, junge Dame vor ihm und lächelte ihn strahlend an. Eine nie gekannte Befangenheit überkam ihn. Er hatte nicht daran gedacht, daß fünfzehn Monate das Aeußere eines ganz jungen Mädchens in mancher Hinsicht verändern. Sie war so wunderreizend geworden, daß es ihm fast wie etwas Fremdes scheinen wollte, das zwischen sie gekommen und das er früher nicht gekannt. Eine unengen Manne Linos Io,.—.,,uden Kopf sehr au Sprechen mußte sie den blonden Au,, sehr zu ihm „Wie du gewachsen bist, Heint, und einen kleinen Bart hast dn auch schon!“..6e vor ale. krl Zu kommft wir aus, und Zag Haar trägst du klang es zurück;„und oa.# trägst va auch anders jetzt,“ sein Blick glitt bewundernd über Sie süchten die alten Plätze auf, begrüßten die alten, langjährigen Dienstleute, auch die Lieblingstiere. Heino war glücklich, wie er es seit langem nicht gewesen. Nun er in der Heimat, denn das war Waldstein für ihn, und wieder bei Lina war, schwanden alle dunklen Schatten, die ihn in der Ferne während der letzten Monate verfolgt und elend gemacht hatten. Sie ritten und wanderten zusammen durch Wald .. Begleitung des Grafen. Es war ein enwus Grembes scheinen„wooule, vur 9—112-g.f. b“, und Feld, oft in Begeentung des Grafen.„Es mar ein nbene ihm— wunderschöner Herbst, desen, Vorzgsfuge unrzs miehze erklärliche Scheu ließ, ihn nur ihre iym entgegen.(anst das Leben im Freie anstatt sie wie fruher als sonst das... miz jed, Precten Haye uie u nur ihre Lom e. P.3., als sonst dag Leben im Freien Heguntige, und Heino Setrtecten hönde berzg, Pricten,-jHüeg—... erholte sich sichtlich, uns sioem rage, an den schon Prüderlich ktürmisg in die arme zu, schlieben, wenn be länger werdenden übenden wuroe manches interesante brüderlich sturmisch in die urme zu sich nach langer Trennung wiederjahen. Eine feine Röte stieg jetzt bei der unge wohnten Begrüßung in die Wangen des jungen Mädchens, doch man begab sich unter lebhaftem Gespräch des Grafen in die Gemächer seiner Mutter, die kaum mehr ihren Lehnstuhl verließ. Heino begrüßte die Greisin ehrerbietig, und sie richtete in ihrer lebhaften Art gleich allorlei Fragen an ihn— so kam es. daß niemand die Länger merdenden Abenden.. 414, oger au. Warde Buch geiesen, man spielte auch#v,- Xagg zue 24. Be, musiziert. So verflossen ungetrübte Lüge fil dir 3 wohner von Rattten. Eines Nachmittags kam Franz Rohrbeck zu Er war ein sehr stattlicher Ofsigier gemegnnen unz son“e imgauaskarmen aus. Lina begegnete er mit erbiete, und de uchtete in ihrer lebhese, A.rt Gboitg jodelos, Ungangesornen aus. Lina begegzete er mit nesie Versgeue uu tuu i. ies uum en, ung. enand die taoene u eng mit Herzlchteit. Seine utungebung vrübergebende Befangenbet der bungen Leute bemerst wutzie er steis anregend zu unterhaten. So hatte man Ehrerbietung, Heine mit Herzlichkeit. Seine ungebung wußte er stets anregend Sg vm., iene d,. Miston zu diesmal Freude an dem Besuch, ohne den Mißton zu P s UnErs 45 S 2 spüren, den in früheren Jahren Franzens Art so leicht bervorrie.„„. P4 chr un seinem Maute „Der junge Mann har sich sehr zu seinem Vorteil entwickelt,“ äußerte der Graf, als Roß und Reiter den Blicken entschwunden waren. „Ja, das sagte ich Heini auch schon,“ bestätigte Lina und sah zu ihrem Vetter auf. Der stand sinnend an den Pfeiler der Veranda gelehnt und blickte ernst zu der schattigen Allee hinüber, die den jungen Reiter aufgenommen hatte. Wie kraftvoll und doch so elastisch war seine Gestalt, wie gesund seine Gesichtsfarbe, wie sieghaft leuchteten die stahlgrauen Augen! Ja, alles war Kraft, Gesundheit, Frische an dem Franz!— Und dann kehrten Heinos Gedanken zu sich selbst zurück. Er war ja gesunder und kräftiger geworden, aber des Königs Rock konnte er doch niemals tragen, das hatten ihm die Aerzte entschieden erklärt.„Seine Konstitution würde es nicht ertragen,“ sagten sie. Fast wie ein eigenes Verschulden, wie ein Mangel wollte es Heino bedrücken, ein Mangel, der ihn in den Augen seiner Mitmenschen, auch in Linas Augen, herabzusetzen schien. „Fehlt dir etwas, Heini? Du siehst so blaß und traurig aus,“ sagte neben ihm eine liebe Stimme, und er fühlte seine Hand warm umfaßt. Da schwand die Wolke, und schweigend drückte er die kleine Hand an seine Lippen, während seine dunklen Augen voll unsäglicher Liebe zu ihr niederblickten. Der Graf mochte ahnen, was in der Seele seines Neffen vorging, und ihn freundlich auf die Schulter klopfend, sagte er wie tröstend: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt, lieber Sohn; es sind nicht nur die Männer, die Uniform tragen. Manch einer hat Großes und Segensreiches in seinem Berufs= und Pflichtenkreis geleistet, ohne des Königs Rock haben tragen zu können.— Also nur Mut!“ Heino blickte den väterlichen Freund dankbar an, und der Abend verging beim traulichen Schein der Lampe in glücklicher Stimmung. Es war die Zeit, wo auf den benachbaren Gütern und auch in Waldstein selbst große Treibjagden veranstaltet wurden; daran schlossen sich dann meistens am Abend Diners, zu denen auch die Damen geladen wurden, und oftmals tanzten die jungen Leute nach aufgehobener Tafel nach einer einfachen Musik. Heinos Gefundheit hatte sich so weit gebessert, daß er meistens an den Jagden teilnehmen konnte. Die Bewegung in der freien Luft tat ihm wohl, und Freude am Weidwerk hatte er stets gehabt. Auch Franz war fast immer dabei, und er suchte, soviel er konnte, für Heino die Anstrengungen zu erleichtern, einen geschützten Stand für ihn zu erwirken und beim Frühstück im Walde besonders fürsorglich für Heinos Verpflegung bedacht zu sein. Dem alten Grafen gefiel das wohl, und er hob öfter anerkennend die zarte Fürsorge hervor, die der junge Rohrbeck dem Jugendbekannten erwies. Auch Heino verlor immer mehr die frühere Antipathie gegen Franz. Er fand ihn jetzt wirklich angenehm, gefällig, gewandt und aufheiternd. Es ließ sich auch kaum ein Fest, ein Unternehmen ohne ihn denken. Er war nicht weniger als guter Reiter, wie als eleganter Tänzer bekannt, und seine liebenswürdigen Formen, seine hübsche Erscheinung, das Talent, jede Art von Menschen zu unterhalten, machten ihn bald in der geselligen Welt unentbehrlich. Lina bildete den Stern unter den jungen Damen. Keine glich ihr an Lieblichkeit, Anmut und natürlicher Liebenswürdigkeit. Es erschien jedermann, selbst ihren Altersgenossinnen, nur natürlich, daß sie, wohin sie auch kam, stets der Gegenstand allgemeiner Huldigungen war. Heino freute sich im stillen darüber und empfand etwas wie Stolz, daß sein Linchen, wie er sie in Gedanken stets nannte, doch immer von allen die Schönste und Liebste war. Am Tanze durste er sich nicht beteiligen. Der Arzt hatte ihn ernstlich gewarnt und gemeint: Vielleicht in einigen Jahren, wenn Sie mehr gekräftigt sind. So begnügte er sich mit der Unterhaltung mit den älteren Herrschaften, die den bescheidenen, taktvollen jungen Mann, mit den lebhaften Interessen für alles, gern hatten. Oft freilich sah Heino auch von einer stillen Ecke aus den tanzenden Paaren zu, wobei seine Augen immer besonders wohlgefällig auf Lina ruhten, die im Arm ihrer Tänzer durch den Saal schwebte. Sie sah fast elfenartig aus im einfachen weißen Kleide, um den Hals nur ein feines Goldkettchen, an dem sie immer das kleine Medaillon mit dem Bilde ihrer Mutter trug. Wie wohl tat ihm die schlichte Einfachheit ihrer Erscheinung neben den vielen geputzten und oft mit Schmuck fast überladenen jungen und alten Damen!— Lina blieb für ihn immer die kleine Königin, für die er allein nur Augen hatte— ohne die Höflichkeitsformen gegen die übrige Welt indessen außer acht zu lassen. An einem solchen Abend nach Jagd und Diner wurde wieder lebhaft getanzt. Lina war, wie immer, die begehrteste Dame. Sie konnte sich der Extratouren kaum mehr erwehren, endlich gelang es ihr, in eine tiefe Fensternische zu schlüpfen, wo ihr Auge vorhin Heino entdeckt hatte. Behende zog sie die seidenen Vorhänge zu und sank erschöpft auf einen Sessel. „Endlich, Heini, bin ich bei dir im Friedenshafen!" sagte sie atemlos.„Jetzt will ich mich einmal ausruhen!" „Du solltest dich nicht so anstrengen,“ meinte er. „Wie soll ich's hindern? Ich kann doch niemand abweisen, der mich auffordert.“ Und nach einer Pause setzte sie hinzu:„Lieber, armer Heini, es tut mir zu leid, daß du immer nur zusehen darfst.“ „Ich sehe dich gern tanzen, Linchen,“ meinte er freundlich,„und wenn ich nun selber tanzen würde, könnte ich dich ja nicht sehen.“ „Eigentlich ist's doch unsinnig, sich so abzuhetzen,“ begann das junge Mädchen wieder,„aber es ist auch wiederum schön, sich so nach den Klängen der Musik zu wiegen.“ Sie fächelte sich Kühlung zu, während seine Augen liebevoll an ihr hingen. „Ich hatte heute einen Brief von Mama,“ sagte er;„ich fand noch nicht Zeit, es dir zu erzählen. Alles, was sie schreibt, macht mich glücklich—— sie läßt dich auch grüßen, Linchen!" „Danke, das freut mich sehr.— Weißt du, Heini— es ist doch zu schön, daß jetzt so vieles anders geworden ist als früher— und daß deine Mama dich jetzt so gut versteht.“ „Ich glaube, auch das habe ich dir zu verdanken, Linchen!" Schon längst hatte die für so kalt und stolz geltende Baronin ihrem Sohn ihr Herz mit immer mehr Wärme zugewandt. Alle kürzeren Ferien, auch die Weihnachtszeit, verlebte Heino bei seinen Eltern, die immer mehr begannen, auf ihren Sohn stolz zu sein. „An dem, was Gott so gnädig gefügt hat, darfst du mir kein Verdienst beimessen," nahm Lina das Gespräch wieder auf. Sie sah ihn an. „Ach, Heini, wenn ich mich erinnere, wie es war, als du zuerst nach Waldstein kamst, so elend und schwach, und wenn ich dich jetzt ansehe— so groß, so hübsch, so lieb, so gesund!— ach, dann will mir alles, wie ein Traum erscheinen! Täglich möchte ich Gott danken!“ Sie blickte liebevoll zu ihm auf; er errötete leicht und sagte nur:„Du gutes, liebes Linchen.“ Die Klänge des Geisha=Walzers ertönten.„Man wird dich vermissen, wenn du nicht bald zu den Tanzenden zurückkehrst,“ meinte er. (Fortsetzung folgt.) rcl bighuusct W i„u * Kinder lernen Reden in kuzer Zeit. Schweigen lernt mancher sein Lebtag nicht. Aiter Spruch. Die neue Gesellschafterin. Humoreske von M. v. Markovics. (Forrsetzung.)(Nachdruck verboten.) Während der Bursche die Tür schloß, ging Dora vorwärts. Ihr leichter Elfenschritt war auf den weichen Teppichen, die alle Räume deckten, nicht zu hören. In einem mit grünem Samt reich dekorierten Gemache, offenbar einem Herrenzimmer— denn es befanden sich Rauchutensilien, Spieltische, eine Waffensammlung und ein mächtiges Tigerfell darin— hing das lebensgroße Porträt eines freundlich dreinblickenden Mannes. Trotz der fünfzig Jahre, die das Original gezählt haben mochte, als es dem Maier zur Aufnahme saß, waren die Linien des Gesichtes weich und für einen Mann fast zu schön. Zu dem braunen, lockigen Haar, dem der Künstler einzelne Silberstreifen an Stirn und Schläfen nicht fortgeschmeichelt hatte, gaben die blauen, leuchtenden Augen und der weiche Mund ein gar freundliches Bild. Frohsinn, Herzensgüte und— ein wenig Genußsucht: das sagte jeder Zug des Gesichtes. Dora Liebreich war zögernd in das Zimmer getreten. Sie sah sich scheu nach allen Seiten um, dann eilte sie rasch bis in die Nähe des Bildes, drückte beide Hände gegen das mächtig klopfende Herz und flüsterte: „Wie ähnlich er seinem Vater ist! Ach, edler Mann, ich wollte, du lebtest— du würdest mein Fürsprecher sein!“..... P.rh Gars 6. k. Fast wie in Andacht versunken stand Dora Liebreich da und blickte zu dem milden Antlitz empor. Da klang eine Stimme an ihr Ohr:„ „Das ist ein günstiges Zeichen, liebes Fraulein, daß ich Sie vor dem Bilde meines guten Anatole treffe!“ Vor ihr stand die Baronin von Malten, eine aristokratische Dame von mehr als sechzig Jahren. Sie blickte Dora durchdringend in die Augen und reichte ihr dann, freundlich lächelnd, die schmale Hand, die Dora schnell an ihre Lippen zog. „Nicht wahr? Das war ein gutes, liebes Gesicht — den Seelenspiegel meines Gatten hat nie ein unedler Hauch getrübt. Doch, nun kommen Sie, Kleine! Madame Alidan hat Sie mir so warm und dringend empfohlen, und das kleine Bild, das sie ihrem Schreiben beilegte, gefiel mir so ausnehmend, daß ich sofort telegraphierte, man möge Sie mir hierher in mein stilles Landhaus senden. So— kommen Sie hier hinein, in mein Boudoir, dort läßt es sich angenehmer plaudern.“ Ein Raum, wie geschaffen, einer vornehmen Dame als buen retiro zu dienen! Das Mobiliar von rosenfarbener Seide, auf der, wie verstreut, grüne Rosenblätter erschienen; die Wände mit goldgrünen Samttapeten bekleidet, dazu Portieren in Plüsch, die die hohen Fenster und das Schlafkabinett verdeckten, breite Venetianer Spiegel, ein Lüster, aus gläsernen Wasserrosen gebilde:— Dora hatte nie etwas Aeynliches und Kostbareres gesehen..4., M.—sch don Gut Während Dora auf der Baronin Wunsch den Hut und den weißen Staubmantel ablegte, zog die Dame die neue Gesellschafterin zu einem großen Lehnsessel am vergoldeten Kamin. Dora ließ sich auf ein Taburett nieder, und ihre großen Augen wanderten durch den prächtigen Salon. Frau von Malten lächelte. „Ich sehe, mein Kind, daß es Ihnen hier gefällt! Aber werden Sie auf längere Zeit meine Einsamkeit teilen wollen? Ich brauche Sonnenschein in diesen Räumen, Sonnenschein des Herzens, fröhliches Lachen und heitere Geduld, wenn mich trübe Stunden anwandeln— und ich habe manchmal trübe Stunden. Werden Sie dann standhalten, kleine Maus, auch dann, wenn ich launenhaft und unerträglich sein werde?“ Statt aller Antwort beugte sich Dora auf die weiße, feine Hand der Baronin und drückte ihre warmen Lippen darauf. „Man schrieb mir, daß Sie eine prachtvolle Sopranstimme besäßen und geschmackvoll zulsingen verständen? Wo haben Sie denn Unterricht genossen?“ Dora Liebreich erblaßte und errötete abwechselnd. „Singen lernte ich in Genf. Wir hatten eine.vorzügliche Meisterin im Pensionat.— Wenn Frau Baronin gestatten,— ich brauche kein Handwerkzeug, keine Pianobegleitung für meine Liedchen—“ „Schmetterling, Frühlingskind! Prächtiges, kleines Ding, Willst du nicht einmal ruh'n, I Mir es zu Liebe tun?. Fliegst ja den ganzen Tag:.. Gaukelnd durch Feld und Hag. Schmetterling, süßes, Ding, i„ Schmetterling, Frühungskind, Setz' dich! Schmetterling, jetz dich!“ Wie süßer Glockenton erfüllte Doras Stimme den Raum. Baronin von Malten, die durch Jahrzehnte die Opernaufführungen in der Residenz gern besucht hatte, und selbst sehr musikalisch war, starrte ganz erstaunt in das Gesicht der neuen Gesellschafterin. „Dora!— Kind! Sie haben ja einen wahren Schatz in ihrer Kehle! Und mit einer solchen Wunderstimme werden Sie Dame de Compagnie und verkriechen sich zu mir auf mein einsames Landhaus? Sie würden ja jeder Hofoper zur Zierde gereichen!?“ Dora hatte die Augen zu Bodensgeschlagen und entgegnete leise: „Man hat mir genügend Anträgesgemacht, aber mein einfaches, scheues Wesen taugt nicht zum Vortrage vor großem Publikum. And dann— bedenken gnädigste Frau— das Theaterleben—“ Dora sah forschend in die Augen der Baronin. Eine finstere Wolke lagerte auf der Gebleterin Stirn. „Sie haben recht, mein Kind,— das Theaterleben! Daran hatte ich augenblicklich(gar nicht gedacht.“——— Eines Augustmorgens trabten die Schimmel gemächlich dem Bahnhofe zu, und der alte Reinhardt instruierte Peter und noch einige andere Knechte, daß die Parkwege in dieser Woche doppelt rein gehalten und die Pferdeställe extra blank geputzt werden müßten, denn ein Major käme zu Besuch.„Da heißt's aufpassen, ihr Schlingel, und acht geben! War auch einmal Soldat und hab's bis zum Korporal gebracht!“ Und Dora Liebreich, die der Baronin alle häuslichen Sorgen abgenommen hatte, überwachte im Parterre die Instandsetzung der Zimmer, denn der alte Major Hallermund, den man erwartete, hatte von seinem letzten Feldzuge ein steifes Bein, konnte also schwer Treppen ersteigen. Dorchen erbot sich auch, vie ersten Honnzurs zu machen, bis die Baronin ihren Gast selbst begrüßen werde. Zu dem Zwecke stand Dora, frisch wie der Morgentan, in weiße Wolle gekleidet, auf der Texrassgn g der Wagen anlangte, und hieß in liehpigrau, den Major im Namen ihrer Herrin willloumen! Ernestine, die geschwätzige Zofe, wollte zwar gesehen haben, daß das Fräulein den alten Herrn ganz würdig angeblickt und zwei Finger auf ihren. wie zu einem Zeichen, gelegt habe, fand abel## Aib ung Gaudter. Ausen ur 8 unbia 84) — Seite 3. Schwerter Zeitung(Amtliches Kreisblatt) Donnerstag, den 14 September 1911. Nr. 216 Der Deutsche Kronprinz im Manöver biwak Ansprachen, Deklamationen, Posaunen=Vorträge usw.— vorgesehen. **(Verband deutscher Eisenbahn=Handwerker und=Arbeiter.) In der letzten Generalversammlung des Vereins wurde u. a. beschlossen, zu Ehren der zur Fahne einberufenen Mitglieder und der Jubilare des Vereins am Sonntag, den 1. Oktober eine größere Feier— Konzert, Theater und Tanz— im„Reiche des Wassers" zu veranstalten. Zur Mitwirkung ist der Theaterverein„Humor“ gewonnen. Die Vorbereitungen für die Feier sind in vollem Gange und dürften den hoffentlich recht zahlreichen Gästen einige fröhliche Stunden bevorstehen. Näheres wird noch durch Inserat in unserer Zeitung bekannt geK **(Bautätigkeit.) Die Arbeiten an dem großen Neuvau der Herren Küster und Böhmer auf dem alten kath. Kirchplatz machen bei dem günstigen Bauwetter sehr gute Fortschritte. Die Maurerarbeiten, welche von der Firma Dittrich=Schwerte ausgeführt werden, sind schon soweit gefördert, daß bereits gestern mit dem Einbau der Eisenkonstruktion seitens der Firma Berghaus=Dortmund begonnen werden konnte. Jetzt, wo das Mauerwerk bereits über Sockelhöhe gediehen ist, kann man sich erst eine Vorstellung von der ungefähren Größe und Ausdehnung des Gebäudes machen. Bereits im nächsten Frühjahr soll der Bau, welcher eine Zierde für unsere Stadt zu werden verspricht, dem Verkehr übergeben werden.— Auch der Neubau des Herrn Weinberg, welcher mit seinem eigenartigen Stil etwas fremd anmutet, geht seiner Vollendung entgegen und dürfte bald bewostähta tein.„ ** Holzen, 13. September.(Kevision.] Seitens des städtischen Untersuchungsamtes Hagen fanden gestern und heute Revisionen der Milchgeschäfte in hiesiger Gemeinde statt. ** Holzen, 13. Sept.(Schlägerei.) In der Sonntag nacht kam es hier bei einer Tanzlustbarkeit zu einer Schlägerei, wobei zwei Personen nicht unbedeutende Verletzungen davon ** Holzen, 13. Sept.(Körperverletzung.) Gestern Nachmittag wurde der Student Ernst Kr. von einem Fuhrmann schwer mißhandelt. Das Fahrrad, das Kr. mit sich führte, wurde ebenfalls stark beschädigt. Die Veranlassung soll darin liegen, daß der Fuhrmann seine Pferde mißhandelte und als Kr. ihn hierüber zur Rede stellte, schlug er auf diesen ein und mißhandelte ihn. Kr. mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. ** Westhofen, 13. Sept.(Unfall.) Ein am Brückenbau am Fuße der Hohensyburg beschäftigter Arbeiter erlitt dadurch einen schweren Unfall, daß ihm von der fünf Meter hohen Brücke ein Holzklotz auf den Kopf fiel. Der Verunglückte wurde dem Krankenhaus in Boele zugeführt. ** Westhofen, 13. Sept.(Unfall.) In der vergangenen Nacht stürzte an der Bruchstraße ein Passant in einen Graben und zog sich derart schwere Kopfverletzungen zu, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte und längere Zeit arbeitsunfähig sein wird. Wie verlautet, soll die Einfriedigung nicht vorschriftsmäßig gewesen seiin. ** Ergste, 13. Sept.(Zurückgekehrt.) Die seit längerer Zeit verschwundene Ehefrau Kettenschmied O. Sch. ist jetzt zu ihrer Familie zurückgekehrt. ** Ergste, 13. Sept.(Bücherrevision.) Wir machen unsere Leser nochmals darauf aufmerksam, daß die Volksbücherei Ergste wegen Prüfung des Bücherbestandes vom 15. dieses Monats bis einschließlich 15. Oktober geschlossen bleibt. Die etwa noch in Händen der Leser befindlichen Bücher sind nunmehr umgehend zurückzugeben. ** Ergste, 13. Sept.(Von der Eisenbahn.) Wie jetzt feststeht, wird der Winterfahrplan für die Eisenbahnstrecke Iserlohn=Schwerte eine für unseren Ort günstige Aenderung erfahren. Bereits früher konnten wir berichten, daß der Eilzug ab 1,31 Uhr nachm. von Schwerte vom 1. Oktober ab auch an den Unterwegstationen Ergste, Hennen und Kalthof halten würde. Jetzt wird bekannt, daß auch der Eilzug 9,51 Uhr abends ab Iserlohn hier Aufenthalt nimmt; in Kalthof und Hennen wird dieser Zug allerdings noch durchgeführt. Hoffentlich wird auch hier bald eine Aenderung eintreten, die den Interessen der Gemeinden entspricht. ** Ergste, 13. Sept.(Pferd gestohlen?) Dem Landwirt Wilhelm Böhmer zu Höfen, welchem erst vor kurzem ein wertvolles Pferd von seiner Weide gestohlen worden ist, ist in der vergangenen Nacht wiederum von derselben Weide ein Pferd entführt worden. Ob ein Diebstahl vorliegt, konnte noch nicht genau festgestellt werdem. Hoffentlich ha delt es sich nur um einen schlechten Scherz und wird Herr Böhmer sein Eigentum bald zurück erhalten. El ** Syburg, 13. Sept.(Walobrano.] Iu dem vermts gemeldeten Waldbrand bei Herrn Brechtefeld ist noch zu berichten, daß zirka ein Morgen abgebrannt ist. Ein in unmittelbarer Nähe der Waldung wohnender Besitzer verweigerte die Abgabe von Wasser, sodaß es nur mit großer Mühe gelang, des Feuers Herr zu werden. Das dicke Ende für den sich Weigernden dürfte nachkommen. ** Hennen, 13. Sept.(Beurlaubt.) Herr AmtskassenRendant Hubbert hierselbst ist bis einschließlich zum 28. dieses Monats beurlaubt. Während dieser Zeit bleiben die Amts=, Gemeinde= und Schulkassen des Amtes Ergste für den öffentlichen Verkehr geschlossen. Nur eilige und die Postsachen werden erledigt. * Hagen, 13. Sept.(Ein großer Waldorand) mütete gestern nachmittag im Hagener Stadtwald auf dem Goldberg. Ein Gebiet von etwa 200 Morgen prächtigen Laub= und Nadelwaldes und ebenso ein Gehöft wurden vernichtet. " Dortmund, 13. Sept.(Brandstiftung.) In der vergangenen Nacht entstand auf dem Trockenboden eines Hauses der Lütgebrückstraße ein Brand, der von den Bewohnern des Hauses gelöscht wurde. Beim Nachsehen fand man, daß die Holzteile des Daches mit Petroleum getränkt und dann angezündet waren. Unter dem Verdacht der Brandstiftung wurde der Kaufmannslehrling Brinktrine festgenommen. 15. christlich=sozialer Parteitag Im Zusammenhang mit dem christlich=sozialen Parteitag fand gestern abend im großen Wartburgsaale eine öffentliche Kundgebung in Sachen der Marokkopolitik statt. Redner waren Reichstagsabgeordneter Landgerichtsrat Lattmann, Reichstagsabgeordneter Behrens, Großkaufmann Vietor, Generalmajor Klingender und Direktor Pastor Sturmann. Alle Redner sprachen sich unter stürmischem Beifall für eine klare und feste Haltung der Regierung in der Marokkofrage aus. Heute vormittag werden die Beratungen des Parteitages zu Ende geführt. Folgender Antrag wurde zum Beschluß erhoben: Der christlich=soziale Parteitag verurteilt es, daß durch Reichsgesetz die Wahlen in Elsaß=Lothringen auf den Sonntag angesetzt sind und ebenso, daß in Frankfurt und Königsberg Stadtverordnetenwahlen Sonntags stattfinden. Wahlen staatlicher und kommunaler Art widerstreiten der Sonntagsruhe und der Sonntagsheiligung. Der Parteitag hat das Zutrauen zu den veraniwortlichen Faktoren, daß einer solchen Sonntagsunruhe und Sonntagsentheiligung, wie sie die Sozialdemokratie erstrebt, allenthalben pflichtgemäß entcsgengetreten swerde.“— Der nächste Parteitag der Christlich=sozialen soll in Düsseldorf stattfinden Letzte Drahtmeldungen. Familiendrama. Berlin, 14. Sept. Der Schauplatz eines erschütternden Familiendramas war gestern abend ein Haus in der Niemetz= straße in Nixdorf. Aus Verzweiflung suchte dort die Frau eines Arbeiters John ihren zweijährigen Sohn und sich selbst zu töten, indem sie die Pulsadern aufschnitt und die Gashähne in der Wohnung öffnete. Mutter und Kind wurden schwer verletzt ins Krankenhans gebracht. Manöverunfall. Radeberg, 14. Sept. Bei den sächsischen Manövern ereignete sich gestern ein neuer schwerer Unfall. Auf der Chaussee an der Anhöhe von Nadeberg verlor Leutnant von UslauGleichen vom Schützenregiment, der einen Dienstauftrag zu Rade auszuführen hatte, die Herrschaft über die Maschine und rannte gegen einen Baum, wo er später schwer verletzt aufgefunden wurde. Die Explosion des„M. 3.“ Demmin(Mekl.), 14. Sept. Die Ursache der Explosion des Luftkreuzers„M. 3“ ist in dem starken Ziehen der Reißleine zu suchen, durch welches die Hülle in Brand gesetzt und die Explosion hervorgerufen wurde. Württembergischer Rundflug. Friedrichshafen, 14. Sept. Jeannin ist hier um 6 Uhr 2 Min., Növer um 6 Uhr 36 Min. glatt gelandet. Nölle mußte bei Ersingen eine Notlandung vornehmen. Er ist unversehrt. Am schnellsten, innerhalb 57 Minuten, hat Jeannin die Strecke Ulm=Friedrichshafen durchslogen. Hirth brauchte 1 St. 4 Min., Vollmöller 1 Stunde 25 Min., Röver 1 Stunde 26 Min., Lindpaintner 1 Stunde 46 Minuten. Ueber die Preisverteilung läßzt sich noch nichts Bestimmtes sagen. Hoffmann, Hirth und Lindpaintner führten gestern abend prächtige Schauflüge aus. Mit dem Königspaar war Sraf Zeppelin auf dem Fluggelände anwesend. Ein Postbeutel mit 36000 Kronen verschwunden. Bodenbach, 14. Sept. Ein Postbeutel, der in dem kleineu bei Eger gelegenen Orte Laun aufgegeben wurde und 36 000 Kronen für eine Berliner Firma enthielt, ist auf der Strecke Laun=Dux, wo ein Bodenbacher Postbeamter den Beutel übernehmen sollte, aus dem Postsack verschwunden. Eine Untersuchung der Angelegenheit ist eingeleitet. Feuersbrünste. Marienbad, 14. Sept. In dem benachbarten Badeorte Sangerberg hat eine Feuersbrunst 40 Häuser vernichtet. Etwa 100 Familien sind obdachlos und in großer Not. Komorn, 14. Sept. In der Ortschaft Guta sind 95 Häuser samt den Nebengebäuden mit den Getreide= und Futtervorräten niedergebrannt. Der Schaden beträgt etwa ½ Million Kronen. Vor einigen Tagen vernichtete in der gleichen Ortschaft eine Feuersbrunst 17 Häuser. Antwerpen, 14. Sept. Der Schaden, der durch den Brand im Antwerpener Hasen verursacht ist, wird auf 15 Millionen Franks beziffert. Es sind 14 Feuerwehrleute und eine Anzahl Soldaten durch Verbrennung und Nauchvergiftung zum Teil sehr schwer zu Schaden gekommen. Die französische Antwort. Paris, 14. Sept. Der Minister des Aeußern hat dem deutschen Botschafter gestern in großen Umrissen die Antwort Frankreichs mitgeteilt. Auch die Botschafter Englands und Rußlands wurden von dem Minister verständigt. Teuerungsrevolte in Frankreich. Creil, 14. Sept. Im Verlause von Kundgebungen gegen die Lebensmittelteuerung errichteten gestern Demonstranten eine Barrikade und überschütteten Truppen und Vertreter der Behörden mit einem Hagel von Wurfgeschossen. Einige Soldaten und Polizeibeamte wurden verletzt. Nachdem acht Verhaftungen vorgenommen worden waren, ging die Menge auseinander. Die Schlacht am Ued Kert. Melilla, 14. Sept.(Meldung der Agence Havas.) Die Verluste der spanischen Truppen im Gefechte am Ued Kert sind 18 Tote und 77 Verwundete, darunter 4 bis 6 Offiziere, die Verluste der Marokkaner betragen 600 bis 700 Verwundete und Tote. Die Zahl der nach dem Kampfe ausgefundenen gefallenen Marokkaner beträgt 132. Der Kampf war sehr erbittert und endete mit einem vollständigen Siege der Spanier. Schiffsuntergang. Tiflis, 14. Sept. Während des letzten Sturmes auf dem Schwarzen Meer ist in der Nähe von Poti ein nach Tagancog gehender russischer Dampfer mit Salzladung untergegangen. Das Schicksal der ins Wasser gesprungenen Mannschaft ist unbekannt. Der Kapitän ist bewußtlos ans Ufer getrieben worden. Die Cholera in Salonik i. Saloniki, 14. Sept. Seit vier Tagen wurden unter der hiesigen Bevölkerung 68 Cholerafälle, von denen 43 tödlich verliefen, festgestellt. In 50 Fällen sind die Erkrankten israelitische Frauen. Zahlreiche Familien, die beabsichtigten, nach Nachbarorten zu flüchten, wurden seitens der betreffenden Bevölkerung durch Steinbombardement zur Umkehr gezwungen. Unter den Truppen der Garnison von Saloniki kamen ebenfalls zahlreiche Erkrankungen an Cholera vor. Der Ausbruch des Aetna. Catania, 14. Sept. Der Hauptlavastrom überschritt die rings um den Aetna gehende Bahn bei Moio und wandte sich dann in die Gegend von Solicchiata, auf seinem Wege Weinberge, Landhäuser und Bauernhäuser zerstörend. Zum Aufruhr in China. Peking, 14. Sept. Wie aus Tschungking gemeldet wird, haben die Aufständischen in der Provinz Tschetschnan christliche Missionen niedergebrannt und mehrere Missionare ermordet. Die telegraphische Verbindung mit Tschengtu ist unterbrochen. Wochenmarkt in Schwerte. Kartoffeln 100 Pfd. 5,00 M, Butter Pfd. 1,40 und 1,50 M, Eier 9 Stück 1 M, Rindfleisch 70 und 80 4, Schweinefleisch Pfd. 90 4, Kalbfleisch Pfd. 90 J, Hammelfleisch Pfd. 70 J, veräucherter Speck Pid. 90 J und 1 24. Verantwortlich für die Redaktion: Friedrich Kraas. Druck und Verlag von Carl Braus, beide in Schwerte. Hervorragend billig! Schwarzer reinseidener Taffet Marke„Hamburg“ für Besatz und Blusen 2.5 Alleinverkauf für Schwerte Kaufhaus Otto Marx Ostenstrasse 20. 5517 MarökAU! Deutschlands Flotte = im Kampf. Preis AAK. 1.— Guchbandlung Cart Braus Schwerte-Ruhr, Grosse Marktstr. 8—5. Seite 4. Schwerter Zeitung.(Amtliches Kreisblatt.) Donnerstag, den 14 September 191 Nr. 216. 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