Nr. 257. Freitag, den 1. November 1907. 39. Jahrg. Die Ostmarken. Eine äußerlich unscheinbar klingende Moldung macht soeben die Runde, wonach von maßgebender Seite mitgeteilt werde, daß der Schulstreik nunmehr auch in der Provinz Posen vollständig erloschen sei, und in sämtlichen Schulen die Antworten im Religionsunterrichte ohne Widerspruch in deutscher Sprache erfolgen. Sang= und klanglos ist damit jene Bewegung erloschen, die so ungemein viel böses Blut gemacht und dazu beigetragen hatte, die Verhältnisse in den Ostmarken noch mehr zu verwirren und Haß und Zwietracht zu säen. Es war eine künstlich von außen in die Bevöllkerung hineingetragene Bewegung, angefacht von hetzerischen Agitatoren, die wohlweislich im Hintergrunde blieben und es zuwege brachten, daß zahlreiche Betörte büßen mußten. Die Regierung zeigte aber in diesem Kampf eine seltene Festigkeit, sie ließ nicht locker, empfindliche Geld= wie Arbeitsstrafen häuften sich, deu Petswigten Geineindeit wurden durch Vermehrung des Lehrerpersonals allenthalben unter Einziehung der etwa bisher gezahlten Unterstützungsgelder für den Schulunterricht, beträchtliche Lasten auferlegt, renitente Geistliche wurden gemaßregelt und dergleichen mehr. Auch brachte der Schulstreik es zuwege, daß die Regierung die Neubesetzung des Posener Erzbischofsstuhles aufschob, mit der einfachen Erklärung, daß die Sache absolut nicht eile und die von dem Domkapitel ausgestellte Kandidatenliste wurde weder genehmigt noch verworfen, sodaß man auch zu keiner Neuwahl schreiten konnte. Auf diese Weise wurde der Widerstand der polnischen Obstruktion gebrochen und die Regierung hat einen vollen Erfolg zu verzeichnen, der Schulstreik ist aus. Vielleicht im Zusammenhang damit tauchte dieser Tage erneut die Meldung auf, daß der auf der Kandidatenliste stehende Domherr Kloske zum Nachfolger Stabllewskis ausersehen sei und daß seine Ernennung unmittelbar bevorstehe; nach neueren Meldungen scheint dies aber nicht zuzutreffen, es wäre aber sehr wohl möglich, daß die Angelegenheit schneller in Fluß kommt, zumal auch binnen kurzem die Nuntiatur in München wieder besetzt werden wird. Wünschenswert wäre es, wenn endlich in den Ostmarken Friede einkehrte, was leider wohl noch in weiter Ferne steht. Zweifellos als Kampfmittel gegen die Polen soll in dem geplanten Vereinsgesetz die Bestimmung ausgenommen werden, daß der Gebrauch einer nichtdeutschen Sprache in Versammlungen von der Genehmigung der Behörden abhängig sei und diese dürfte, soweit die Polen in Frage kommen, kaum erteilt werden. Es ist erklärlich, daß diese Bestimmung viel böses Blut in der polnischen Bevölkerung machen wird, micht minder wie die bevorstehende Ostmarkenvorlage, welche tatsächlich der Ansiedlungskommission das Enteignungsrecht zusprechen dürfte. Hierüber wird es im Parlament zu recht lebhaften Auseinandersetzungen kommen und das Schicksal dieser Bestimmung kann als überaus zweifelhaft bezeichnet werden. Selbst in Kreisen der Rechten will man nicht so recht an diesen Vorschlag heran, weil man darin eine Vergewaltigung erblickt, wenn man andererseits auch nicht verkennt, daß es motwendig ist, Kautalen zu schaffen, um eine weitere Ausdehnung des polnischen Grundbesitzes zu verhindern. Indes muß immer und immer wieder betont werden, daß alle gesetzgeberischen Maßnahmen wenig Zweck haben und daß mehrere hundert Millivnen nutzlos hinausgeworsen sind, wenn nicht gleichzeitig mit wirtschaftlichen Reformen ein anderer Geist unter der Bevölkerung der Ostmarken insbesondere der Beamtenschaft seinen Einzug hält. Politische Uebersicht. Deutschland. Vom Kaiserhofe. Der Kaiser leidet an einer Erkältung, die sich bereits seit mehreren Tagen fühlbar macht, und ihn veranlaßt, zur rascheren Wiederherstellung während seines Teiles des Tages das Bett zu hüten.— Der Kaiser will mit seinen Jagdgästen am 5. November gegen Mittag in Göhrde eintreffen und sich sofort in den Schutzbezirk Niebrau im Breeser Grunde begeben, wo ein Jagen auf Rotwild stattfin det. Am andern Vormittag wird eine Saujagd im Neueste. Die mit einem“ versehenen Nachrichten sind unten weiter ausgeführt. * 40 Millionen Mark bleibt der Ertrag des Personenverkehrs auf der Staatsbahn hinter dem Voranschlag zurück. Mehrere Typhuserkrankungen, die auf eine Epidemie schließen lassen, sind aus Köln zu melden. * Georg Engels, der bestbekannte deutsche Komiker, ist in Berlin gestorben. * Maximilian Harden droht, im Falle einer Berufungsverhandlung mit weiteren Enthüllungen. Revier Ziemitz im Forstort Schultenkabel veranstaltet, und Nachmittags besichtigt der Kaiser das Denkmal zur Erinnerung an die uni 16. September 1813 in der Göhrde stattgefundene Schlacht. Der Staat und die Förderung des Genossenschaftswesens. Vom Landtage war seinerzeit angeregt worden, in Erwägung darüber einzutreten, ob nicht zur Förderung des Genossenschaftswesens die Bedingungen, unter denen an Genossenschaften oder sonstige Vereinigungen sellbständiger Handwerker staatliche Arbeits= oder Lieferungsaufträge übertragen werden können, besonders zu regeln seien und ob es nicht möglich sei, bei Regierungs= und Kommunalbehörden dahin zu wirken, daß bei Vergebung von Arbeiten und Lieserungen mehr als bisher Genossenschaften und sonstige Vereinigungen der selbständigen Handwerker zugelassen und herangezogen werden können. Regierungsseitig sind Ermittelungen über Art und Umsang der in Frankreich und Oesterreich getroffenen Maßnahmen zur Förderung von Genossonschaften bei Vergebung staatlicher oder kommunaler Arbeits= und Lie ferungsaufträge angestellt worden. Zurzeit wird beraten, ob dem Vorgange der beiden Länder folgend, für Preußen ähnliche Maßregeln Aussicht auf Erfolg haben und wie weit die preußischen Verhältnisse solche Maßnahmen zulassen. Gegen die Polen im Westen soll nach wiederholten Aeußerungen des Abg. Bassermann die Sprachenbestimmung des neuen Reichsvereinsgesetzes vornehmlich gerichtet sein. Auf der Landesversammlung der württembergischen Nationalliberallen sagte er, die preußische Regierung fordere gewisse Vollmachten für die Distrikte, in denen die nationalstaatliche Agitation der Polen eine Gefahr bilde, insbesondere für den rhein.= westfälischen Industriebezirk; die Forderung des Verhandelns in deutscher Sprache stehe nicht in dem Entwurfe. Da der Abg. Bassermann in Norderney mit dem Reichskanzler konferiert hat, so wird seine Mitteilung als authentisch gelten müssen. Die Entwürfe über Reformen des Vereins= und des Börsengesetzes sind soweit vorbereitet, daß sie dem Reichstage bestimmt gleich bei dessen Zusammentritt vorgelegt werden können. Der Gesetzentwurf über die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine, der in seiner in der vorigen Session eingebrachten Fassung auf vielfachen Widerstand stieß und der jetzt insofern weniger pressiert, als wichtige Bestimmungen in ihm durch das neue Vereinsgesetz erledigt werden, wird einer gründlichen Umarbeitung unterzogen und erst in einer späteren Session an den Reichstag gelangen. Auch auf sozialpolitischem Gebiete wird nicht gerastet werden. Ueberall geht es nach dem Grundsatz vorwärts: Nicht zu weit nach links, aber auch nicht ausschließlich nach rechts! Staatssekretär Dernburg ist am Mittwoch wohlbehalten in Neapel angekommen. Er verweilt dort einige Tage, um sich an das europätsche Klima zu gewöhnen und begibt sich dann nach Berlin. Herr Dernburg, der sehr wohl aussieht, erklärte sich von dem Ergebnis seiner Reise sehr befriedigt, die Kolonie Deutsch=Ostafrika biete die denkbar günstigsten Aussichten, mit größeren Forderungen für das Schutzgebiet werde er nicht an den Reichstag herantreten.— Die Ankunft in Neapel erfolgte lant Berl. Tagebl. nach sturmfreier prachtvoller Fahrt. Zur Begrüßung des Staatssekretärs waren dessen Frau und greiser Vater, sowie der deutsche Generalkonsul an Bord des„Prinzregenten“ erschienen. Der Staatssekretär, der von Afrikas Sonne braun gebrannt ist, vortrefflich aussieht und unter den Strapazen der Reise in keiner Weise gelitten hat, äußerte: Westafrika mit seinen zehn Millionen arbeitsamer Menschen ist für Deutschland ein überaus wertvoller, erfreulicher Besitz. Es ist ein Land, das seine naturgemäße Entwicklung haben wird, ohne daß wir viel zu tun haben werden, da der Boden von hoher Fruchtbarkeit ist. Nur darf nicht zuviel hineinregiert werden, es genügt zu organisieren. Ich komme mit keiner großen Geldforderung zurück, aber mit der Sicherheit einer außerordentlich günstigen Entwicklung der Kolonie.— Die Ergebnisse der Expedition des Professors Koch bezeichnete Dernburg als einfach bewundernswert. Die Kolonialbahnen. Von kolonialer Seite wird uns geschrieben: Der Bau von Eisenbahnen in den afrikanischen Kolonien wird in dieser Session des Reichstages wohl einen breiten Raum beanspruchen. Verschiedene Bauten in Ostafrika, Südwestafrika, Kamernn und Togo sind in Vorbereitung. Bei diesen Unternehmungen handelt es sich in erster Linie darum, ob man ohne Verzug mit dem Bau der Linien beginnen kann, damit keine Zeit mehr verloren wird. Dazu verlautet nun von unterrichteter Seite, daß die Bahnen seit Jahren schon eingehend beraten sind, ihre Pläne stehen fest und ihrer Einbringung steht kein Hindernis entgegen, ebenso ihrer raschen Erledigung. Die Festellung ihrer Richtung ist Sache der Verwaltungen der einzelnen Kolonien, die zumeist schon darin weitgehende Untersuchungen gemacht haben. Dem Reichstage kann hierin das englische Parlament als Vorbild dienen. In der letzten Session, die in diesem Sommer abgeschlossen wurde, hat man dort eine Bahn im westlichen Süden mit 2 Millionen Pfund an einem Tage in mehreren Lesungen bewilligt, ohne daß eine Debatte darüber stattfand. Auch das Oberhaus nahm diese Vorlage an, ohne daß ein Wort darüber verloren wurde. Die Hauptfragen lagen klar, die Verwaltung hatte seit Jahren die Notwendigkeit und den Nutzen der Linie dargelegt. Dasselbe gilt von den Bahnen in unseren Kolonien, man sollte also denselben Weg einschlagen. Frankreich. Papa Loubet erfreut sich, trotzdem Herr Fallieres nun schon so lange Zeit die Würde des Präsidenten bekleidet, unverminderter Liebe. Nach dem offiziellen Besuche beim derzeitigen Präsidenten machen die fürstlichen und anderen hohen Gäste der französischen Hauptstadt bei Loubet ihre Visite. König Alfons von Spanien besuchte seinen väterlichen Freund bei seiner jüngsten Anwesenheit in Paris, und auch der König Georg von Griechenland machte dem inaktiven Staatsmann, der seine Mußezeit den Werken der Wohltätigkeit widmet, seine Aufwartung. König Alfons ist dem greisen Herrn Loubet so gut, daß er ihm eine ganze Koppel spanischer Maultiere edelster Rasse zum Geschenk machte, mit denen der Expräsident freilich nichts weiter anfangen kann alls daß er ihnen einen Stall baut und sie füttert. Der jugendliche König lud den Präsidenten Fallieres zum Frühjahr nach Madrid ein. Marokko. „Junige Einigkeit" zwischen Frankreich und Spanien. Der spanische Minister des Aeußern Allen de Salazar erklärte einem Mitarbeiter des„Temps“, daß seine Unterredungen mit dem Minister des Aeußern Pichon keineswegs den Zweck hatten, Schwierigkeiten betreffs Marokkos zu beseitigen, da ja solche gar nicht beständen. In allen Punkten, auch in den Einzelheiten, herrsche zwischen Spanien und Frankreich vollkommene Verständigung. Es sei dies nicht nur das Ergebnis der Interessengleichheit, es gehe dies auch aus der täglich klarer werdenden Solidarität der französischen und spanischen Politik hervor Die vorgestern abend im Elysee ausgebrachten Trinksprüche seien der genaue Ausspruch der Wahrheit. Salazar bemerkte schließlich, er habe sich sehr gefreut, dadurch, daß er das spanische Königspaar nach Paris begleitete, zu bekunden, wie großen Wert er auf die innige Einigkeit zwischen Frankreich und Spanien lege. Diese Einigkeit, welche ein Unterpfand des Erfolges für beide Teile bilde, könne nicht aufrichtiger und klarer sein als sie heute sei. Aus Stadt und Umgebung. Schwerte, den 1. November. *: Der schöne Oktober) ist nunmehr gegangen; er hat fast alles, was von Sommer=Erinnerungen auch übrig geblieben war, mitgenommen, und der November hat als rechte Herbstboten schon Nebel, kalten Strichregen und Nachtkühle vorausgeschickt. Und wenn diese eigentlichen November=Spenden erst einmal strich weise sich bemerkbar machen, dann hilft kein Muwdspitzen mehr, es muß hallt gepfiffen sein, nämlich wir müssen ernstlich mit einer nahen Tauer=Benützung des Ofens rechnen, hofsentlich ohne gar zu hohe Preisaufschläge! Und das Gleiche, nämlich einen normalen Preis, erhoffen die Hausfrauen für alles, was sie sonst in Küche und Keller bedürsen, denn, wenn auch die Weihnachtszeit noch eine lange Weile hin ist, die sorgende Schirmerin des häuslichen Heerdes beginnt bei Zeiten zu sparen. Dafür das Geld zusammenzuhalten, ist auch die deutsche Reichsbank obwohl diese über eine stattliche Anzahl von Millionen verfügt, kann doch bei ihr die Nachfrage zu hoch werden, sie hat deshalb den Wechsel=Diskont auf 6einhalb Prozent, den DarlehnsZinsfuß auf 7 einhalb Prozent festgesetzt. Noch nie war um diese Zeit in Deutschland das Geld so teuer, und wir merken es nun, was es heißt, wenn drüben die Amerikaner Finanzsünden begehen. Denn die Geldkrise in dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten hat bei uns den Geldvorrat moch knapper gemacht, wie er ohnehin schon war. Und dabei beraten in Berlin schon wieder einmal die deutschen Finanzminister! Nun deutsches Herz, verzage nicht; es steht in Deutschland micht so schlimm, wie man es nach dem Sonsations=Prozeß Harden=Moltke vielfach im Ausland machen will, und auch jeder mit einigem gemünzten Gelde gefüllte Schubkasten ist noch nicht leer. Der Stöhner hat immer noch mehr, wie der Prahler, sagt ein altes Volkswort. Unsere lenkbaren Luftballons steigen ja gen Himmel, daß es eine Pracht ist, also wird sich die Laune, wo sie gesunken sein sollte, auch schon wieder heben. Und gesunken ist sie überall ein bischen, Ungemach und Verdruß gibt's allenthalben. König Alfonso von Spanien und seine junge Frau haben schon wieder mal auf einer Reise nach England, eine Zugentgslleisung gehabt. Vorige Woche war der König bekanntlich mit seinem Automobil erst durch eine Brücke hindurch und ins Wasser gebrochen. Aber munter sind beide. **(Der Kaiser über Westfalen.) Gelegentlich einer Audienz, die Pater Schmidt aus Jerusalem beim Kaiser hatte, erzählte er auch von seiner Reife nach Westfalen. Hierbei fand, wie Berliner Blätter berichven, der Kaiser Anlaß, auch von dem vortrefflichen Eindruck zu reden, den diese Provinz bei seiner letzten Anwesenheit auf ihn gemacht hat. Voll des Lobes erwähnte er Münster, das biedere, kernige Volk, freudige Erwähnung fand auch Paderborn und das waldige Sauerland. **(Die Sterblichkeit in Preußen.) Preußen hat im Jahre 1906(1905) 352 777(379 209) männliche und 320 892(347 470) weibliche zusammen mithin 673 669 (726 679) Personen durch den Tod verloren. Außerdem wurden den Standesbeamten 22 134(21 564) Totgeborene männlichen und 17 167(16 808) weiblichen Geschlechts gemeldet. Wird ohne Berücksichtigung der Totgeborenen die Sterbeziffer auf 1000 am 1. Januar 1906 Lebende berechnet, so beträgt sie für die Bevölkerung überhaupt 18,0(19,8), für ihren männlichen Teil 19,1(20,9) und für ihren weiblichen 17,0(18,6); demnach ist sie 1906 günstiger als 1905. Vergleicht man die Sterbeziffer mit der der früheren Jahre bis 1875 rückwärts, seitdem infolge der Standesamtseinrichtung eine einheitliche Berichterstattung und Verarbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen durchgeführt wurde, so erscheint sie am ungünstigsten im Jahre 1875 mit 26,3, dagegen im Berichtsjahre mit 18,0 am günstigsten. 40 02 (Paketverkehr mit Deutsch=Südwestafrika.) Der Paketverkehr mit Warmbad und Ramansdrift ist unter folgenden Bedingungen wieder eröffnet: a) von einem Absender dürfen nicht mehr als drei Pakete an einem Tage an denselben Empfänger abgesandt werden; b) die im Paketposttarif angegebenen Taxen gelten nur für die Beförderung bis Lüderitzbucht, die Weiterbeförderungskosten werden vom Empfänger eingezogen.— Nach Bethanien, Haasur und Keetmanshoop können Pakete in unbeschränkter Zahl von einem Absender an denselben Empfänger aufgeliefert werden. Die Pakete werden postseitig bis zum Bestimmungsort befördert. *r(Signalhorn statt Mundpfeife.) Seit einiger Zeit sind im Bezirk der Eisenbahndirektion zu Elberfeld versuchsweise die Signale mit dem Signalhorn anstatt mit der Mundpfeise gegeben worden. Da diese Versuch günstig ausgefallen sind sollen sie jetzt in größerem Umfange ausgeführt und zwar sollen sämtliche Führer der Güterzüge mit dem Signalhorn ausgerüstet werden, wobei gleichzeitig die beste Tragweite des Horns erprobt werden soll. (Unsere Feuerwehr) wurde in der vergangenen Nacht zu der bereits früher angekündigten Nachtübung alarmiert, wodurch die ängstlichen Gemüter in nicht geringe Aufregung versetzt wurden. *n(Personalnotiz.) Herr Apotheker Sprinkmeyer aus der hiesigen Adler=Apotheke wurde durch Allerhöchste Kabinettsordre zum Ober=Apotheker der Reserve befördert. **(Unfall.) Auf der Eisenindustrie geriet gestern Abend der Arbeiter Tillmann mit einer Hand unter eine Walze und erlitt derartige Quetschungen, daß seine Ueberführung in das evangelische Krantenhaus notwendig wurde. ** Holzen, 1. November. In der vergangenen Nacht wurden die Bewohner unseres Dorfes plötzlich durch Feuersignalle aus dem Schlafe geweckt. Der Wirtschaftshof des Besitzers Karlheim stand in hellen Flammen. Wohnhaus und Stallung sind vollständig niedergebrannt. Der Besitzer rettete mit seiner Familie nur das nackte Leben. Auch Pferde und Vieh sind mit Hilfe der Nachbaren den Flammen entrissen. Ueber die Ursache des Brandes kann nichts angegeben werden. Westhofen, 1. Nov. Herr Fabrikant Borggraese beabsichtigt in Westhofen 16 Fallhämmer aufzustellen. (!*, Ergste, 31. Okt.(Leichenfund.) Heute nachmittag wurde von dem Schüler Heinrich Finthaus hierselbst in der sogenannten Wahne beim Sammeln von Reisig eine unbekannte männliche Leiche erhängt ausgefunden. Nach den Papieren, welche die Person bei sich hatte, heißt der Mann August Kollakowsky aus Altena. Bekleidet war sie mit schwarzem Jackettanzug, schwarzledernen Schnürschuhen und schwarzem Filzhut. Die Leiche muß bereits einige Wochen gehangen haben, da das Gesicht ganz unerkenntlich war. Die Leiche wurde an einer ganz dichten mit Dornen bewachsenen Stelle vorgefunden, sodaß unzweifelhaft Selbstmord vorliegt. An Wertgegenständen wurde eine Uhr mit Kette und ein leeres Portemonnaie vorgefunden. Das Motiv zu der Tat ist bisher unbekannt. *r Hörde, 31. Okt. Nachdem nunmehr amtlich festgestellt ist, daß unsere Stadt die Einwohnerzahl 30 000 überschritten hat, haben Magistrat und Stadtverordnetenkollegium in ihren letzten Sitzungen beschlossen, das Ausscheiden der Stadt Hörde aus dem Kreisverbande zu beantragen. und * Letmathe, 31. Okt.(Diebstahl.) Ein frecher Diebstahl wurde gestern abend in der Wirtschaft R. verübt. Während der Wirt selbst am Kartentische saß, schlichen sich zwei erkannte Personen in ein Nebenzimmer und entleerten daselbst alle Schubladen. Mitspieler bemerkten sie aber noch rechtzeitig; es gelang ihnen, den größten Teil der gestohlenen Sachen zu retten. Anzeige ist bereit erstattet. Manden, 31. Okt. Die neue Bahn MendenBalve=Neuenru##, mite Ghereite in un„Jgfahr zu bauen begonnen werden. Die Oese wird üverbrückt und verschiedene die Bahn schneidende Wege teils durch Ueber=, teils durch Unterführungen für den Verkehr erschlossen. Vor dem Eintritt in den schönsten Teil des Hönnetals— von der Besitzung Ebbinghaus — wird zur Durchführung des Weges, der Hönne und der Straße nach Neuenrade eine Talbrücke mit fünf gewölbten Oeffnungen erbaut werden. Da das enge Hönnetal hinter Platthaus eine Führung der Gleise durch das Tal nicht erlaubt, ist man gezwungen, zwei Tunnels in kurzer Reihenfolge hinter Platthaus und vor der Wirtschaft Hake zu bohren. Haltestellen werden eingerichtet bei Platthaus, Binolen, Sanssonci, Balve, Garbeck und Neuenrade. Lütgendortmund, 31. Okt.(Leichenfund.) Gestern Nachmittag wurde im Dellwiger Walde die Leiche der seit etwa 5 Tagen vermißten Ehefrau Freese von der Deipenbeck hierselbst gefunden. Die Frau hatte ihrem Leben ein Ende bereitet. Widrige Familien= verhältnisse sollen die Frau zu dieser unseligen Tat getrieben haben. * Haspe, 31. Okt.(Eine Art Jugendgerichtshof) nach amerikanischem Vorbild besteht hier seit ungefähr einem Jahre, wenn auch nur in einem kleinen Umfange. Der Vorzug der amerikanischen Jugendgerichtshöfe ist, daß sie die Würdigung der besonderen Verhältnisse des jugendlichen Missetäters ermöglichen und daß der Richter fast allein zu bestimmen hat, ob dem Strafverfahren Fortgang zu geben oder die Besserungsanstalt oder die Grade der Fürsorgeerziehung anzuwenden sind. Die ähnliche Einrichtung in Haspe ist, wie die„Rh.=Westf. Ztg.“ schreibt, der menschenfreundlichen Anregung der Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Holtgreven in Hamm zu verdanken. Er vermittelte, daß dem in Haspe ins Leben gerufenen besonderen Fürsorgeausschuß, bestehend aus dem Vorsitzenden des Waisenrats, dem evangelischen Geistlichen, welcher den Vorsitz im Presbyterium führt, dem katholischen Geistlichen und den betreffenden evangelischen und katholischen Schullleitern die Missetaten der 12 bis einschl. 15 Jahre alten Kinder vor Erhebung der Anklage bei dem zuständigen Strafgericht zur Begutachtung unterbreitet werden. Wird das Maß der Einsicht über die Erkenntnis der Strafbarkeit bei Begehung der Handlung verneint, so wird die gerichtliche Verfolgung meistens ausgesetzt. Dadurch sind seit dem verflossenen Jahr von 15 dieser Unmündigen 13 von den Schranken des Gerichts ferngehalten. * Elberfeld, 31. Okt.(Auch ein„Jubiläum“.) Ein Mitbürger unserer Stadt spielte früher in der Preußischen Klassen=Lotterie ein Viertel=Los Nr. 60883 27 Jahre lang. In den 27 Jahren kam dieses Los einmal mit einem Gewinn von 100 Tallern heraus und einige Male mit einem Freilos. Von dem Gewinn erhielt er seinen Anteil von 21 Talern. Dieser glückliche Spieler ist am 31. Oktober 1857 gestorben; da übernahm sein jüngster Sohn, als Jüngling von 23 Jahren, als Erbteil dieses glückliche Los. Der Sohn feiert jetzt am 31. Oktober d. J., alls Mann von 73 Jahren, sein 50jähriges Jubiläum, da er diesellbe Nummer bis heute ohne Unterbrechung gespielt hat. Er hat aber noch schlechter gespielt als sein Vater, denn er ist in den 50 Jahren einmal mit einem Gewinn von 300 Mark und einige Male mit dem Freilos herausgekommen. Von diesem Gewinn bekam er 63 Mark. Da kann man sagen, das ist ein glücklicher Spieler gewesen. * Drensteinfurt, 31. Okt. Eine mysteriöse Geschichte wird dem„Westf. Volksfr.“ von hier berichtet: Der Sohn eines hiesigen Wirtes, Ferdinand S., wurde vor Gericht geladen, um Entbindungskosten usw. zu zahlen. Im Bewußtsein seiner Unschuld leistete er der Ladung keine Folge. Durch Versäumnisurteil wurde er verurteilt, die Kosten im Betrage von 36 Mark zu zahlen. Da der Sohn noch nicht 21 Jahre allt war, wurde der Betrag von dem Vater durch Pfändung beigetrieben. Es wurde jedoch bald polizeilich ermittelt, daß eine andere Person im Jahre 1906 sich die Ausweispapiere des Wirtsohnes verschafft und er tatsächlich mit dem Mädchen, an welches er zahlen sollte, nichts zu schafsen gehabt hatte. Weiter wurde festgestellt, daß der falsche S. im Jahre 1906 und 1907 unter unrichtigem Namen zur Militäraushebung gewesen und zur Infanterie ausgehoben wurde. Er dient sogar jetzt noch unter diesem falschen Namen beim Infanterie=Regiment Nr. 47. Außerdem hat er unter dem erschlichenen Namen eine Anzahl Diebstähle ausgeführt. Den polizeilichen Nachforschungen ist es nun emndlich gelungen, den richtigen Namen und Aufenthalt des Täters, der fortwährend seinen Wohnort ohne Anund Abmeldung verlegte, festzustellen. Es ist der Fürsorgezögling F. W. aus Dortmund, der früher bei einem hiesigen Sattlermeister in der Lehre war. Es dürfte noch selten vorgekommen sein, daß eine Person unter falschem Namen beim Militär dient. . K a i s e r d e p e s c h e. Straßburg i. E., 31. Okt. Die hiesige Universität erhielt von Kaiser Wilhelm nach der Immatrikulatign seines Srhnes folgende Depesche:„Ich danke vielmals für die freundliche Mitteilung von der erfolgten Immatrikulation meines Sohnes August Wilhellm und freue mich, daß es diesem vergönnt ist, der berühmten Straßburger Universität, an der einst ein Göthe seinen Geist gebildet, näher zu treten Der Aufenthalt im Reichslande, der persönliche Verkehr mit den dortigen Professoren und der Studentenschaft werden in Verbindung mit ernster Arbeit meinem Sohne bleibende Eindrücke gewähren und seiner wissenschaftlichen und geistigen Ausbildung von größtem Nutzen sein. Wilhelm J. R.“ Marokko. französische Vorposten kündigrel# wird, berichtet, von marokkanischen Posten auf den Spitzen der Huger an. Man glaubt, daß die Marokkaner einen Angriff auf die französischen Verschanzungen planen und daß dieser Angriff noch vor Ende des Ramadans erfolgen werde. Tanger, 31. Okt. Aus Fez wird berichtet, daß die dortige Bevölkerung sich immer mehr auf die Seite Muley Hafids neige u. daß mem das Ende des Ramadanfestes abwarte, um ihn zum Sultan zu proklamieren. Fürst zu Inn und Kupphausen. Berlin, 1. Nov. Die Gerüchte, daß der Fürst zu Inn= und=Kupphausen sein Reichstagsmandat niederlegen wolle sind falsch. Der Fürst will sein Mandat bis zu seinem Tode ausüben. Hau's Begnadigung. Karlsruhe, 1. Nov. Die Akten im Prozeß Hau sind jetzt aus Leipzig wieder hier eingetroffen und dem Justizministerium übergeben. Die Begnadigung Hau's zu lebenslänglichem Zuchthaus wird in wenigen Tagen erfolgen und sodann seine Ueberführung nach dem Bruchsaler Zuchthaus stattfinden. Die Verteidigung setzt ihre Bemühungen um Wiederaufnahme des Verfahrens fort. Der Staatsanwalt gegen Harden. Berlin, 1. Nov. Der Erste Staatsanwalt am Königlichen Landgericht 1 Berlin hat durch Erklärung vom gestrigen Tage die Strafverfolgung in Sachen des Grafen Kuno Moltke wider Maximilian Harden angenommen; damit hat das Privatklageverfahren sein Ende erreicht. " V e r s c h i e d e n. Berlin, 1. Nov. Der bekannte deutsche Komiker Georg Engels ist heute mittag nach kurzer Krankheit gestorben. Der Künstler erkrankte vor einigen Tagen an einer an sich unbedeutenden Entzündung der Rachenmandeln. Im Verlaufe der Krankheit verfiel er in einen Zustand tiefer Bewußtlosigkeit, aus dem er nicht wieder erwachte. Vom Bundesrat. Berlin, 31. Okt. Der Bundesrat hielt heute eine Sitzung ab, in der über die Feststellung der Anteile der einzelnen Bundesstaaten an den Einnahmen aus der Reichserbschaftssteuer Beschluß gefaßt wurde. Fahrkartensteuer u. Rückgang d. Eisenbahneinnahmen. Berlin, 31. Okt. Daß die Fahrkartensteuer dem Reiche bisher lange nicht die errechneten Einnahmen gebracht hat, ist bekannt; schlimmer aber ist, daß die anfangs von der Eisenbahnverwaltung geleugnete Abwanderung des Personenverkehrs in die unteren Wagenklassen, die auf den Unmut über die Steuer zurückzuführen ist, doch einen sehr erheblichen Umfang genommen zu kaben scheint. Nach dem„B. T.“ rechnet man im preußischen Finanzministerium schon damit, daß die Einnahmen aus dem Personenverkehr der preußischen Staatsbahnen im laufenden Rechnungsjahr um mindestens 40 Millionen Mark hinter dem Voranschlag zurückbleiben werden. Dieser Ausfall würde doch nur zumteil auf die ungünstige Witterung während der verflossenen Reisesaison zurückzuführen sein. Zerstörte Ernte. Venedig, 1. Nov. Durch Gewitter und Hagelschlag ist in der Provinz Florenz die Olivenernte zerstört worden. Der Arno ist bei Signa um 5 Meter gestiegen. Theater Dortmunder Stadttheater. Sonnabend, 2. Nov., 8 Uhr:„Salome“. Stadttheater Barmen. Samstag, 2. Nov. 7 einhalb Uhr: Graf Essex. Wetterbericht der Deutschen Seewarte. Nov.: Teils Nebel, teils heiter bei Wolkenzug, normal kühl, Morgens Reif. Hinweis! Unserer heutigen Auflage liegt ein Prosekt der Firma Sinn u. Co., G. m. b. H., Hagen i. W. bei, worauf wir unsere werten Leser hiermit besonders aufmerksam machen. Die Geschäftsstelle. Verantwortl. Redakteur: Friedhelm Kemper. Für den Inseraten= und Reklameteil verantwortlich: Jac. Christ, sämtlich zu Schwerte. Druck und Verlag von Carl Braus, Schwerte. Danksagung. Für die vielen Beweise inniger Teilnahme, bei dem Hinscheiden meiner lieben Gattin, unserer guten Mutter, sagen wir allen hiermit unseren tiefgefühlten Dank. Schwerte, 1. November 1907. Familie Elbert. oder Frau der oder Ein Kochlehrfräulein sowie ein tüchtiges (Witwe) zur Stütze u##r# später gesucht. Adressen sind in der Exped. der Schwerter Zeitg. abzugeben. Krieger-Verein Schwerte. General=Versammlung am Sonntag, den 3. November 1907, abends 8½ Uhr, im Verrinslokale Schulze=Selmig („Im Reiche des Wassers".) Tages=Ordnung: 1. Zahlurg der Beiträge. 2. Aufnahme n. Mitglieder. 3. Beschlußfassung über die Kaisergeburtstagsfeier. 4. Ausgabe der Jahrbücher (Kalender für 1908.) 5. Verschiedenes. 6. Vortrag: Frh. von Stein (und die Reorganisation des preußischen Staates 1807/08 Reservisten, die vor dem 1. Januar 1908 dem Vereine beitreten, sind vom Eintrittsgeld befreit. Um pünktliches und zahlreiches Erscheinen wird ersucht. Schwerte, den 1. Nov. 1907. Der Vorstand. BRATATATATATTAT Farben, Lacke, Pinsel, Tapeten, Lincrusta, Linoleum, streichfertige Oel-- und LackFarben kaufen: Sie vorteilhaft bei W. Wilkes, # Neu eröffneti Moderne Hervon-Pinlzage Joppen-Fasson A E22 aus soliden Stoffen Mk. 1— aus hochfeinen Stoffen in moderGlockenform, erstklassig ner verarbeitet. Mk. Letzte Neuheit: Blaue und braune = Anzüge.—= acket-, Gehrock-, Smoking- und Frack-Anzüge Mk. agd-Anzüge solide Qualitäten und grün grau Mk. nstmid wird im„Hotel Kaiserhof“ hier gesucht. Vöhere#s###— 5 tBrück:,: Ecker Hellpothstr. Uhr nachmittags dortselbst. Krummel. . Spezialität:. Bekleidung für schlanke u. korpulente Herren Hortrag am U0 B. H 0500903005000500000boseG " Cure Beilen, O„ 0 H soll man nur in einem reellen Geschäft kansen, welches seit Jahren# S diesem Artikel ganz besondere Sorasalt zuwendet. en gros. en detail—„„„„ 4 EEEEEEEEEE Westenhellweg. Dortmuna, Caristr.-Eche.„ Geschäftsschluss abends 8 Uhr. Doppelt gereinigte staubfreie Federn. = Starken federdichten Barchent.= 3126 Verkaufe unter langjähriger Garantie jeden Bettes: Vollständiges 1½ schläfiges Ober= und Unterbett mit 7 Pfund gereinigten Federn gefüllt..... 7,00 u. 9,00 Mk. Vollständiges 2 schläfiges Ober= oder Unterbett mit 10 Pfund gereinigten Federn gefüllt..... 10,00 u 12,50 Mr. Vollständiges 2 schläfiges Ober= oder Unterbett mit 10 Pfund gereinigten Federn gefüllt......“.. 15,50 Mk. Vollständiges 2 schläfiges Ober= oder Unterbett mit 10 Pfund gereinigten Halbdaunen gefüllt...... 17,50 Ml. Großes 2 schläsiges Pfühl— mit 3 ½ Pfd gereinigten Federn gefüllt........ 4,00 Mk. Großes Kissen mit 2 bis 3 Pfund gereinigten Federn gefüllt 1,75, 2,10 2,50 und 3.00 Mk. Fertige 2 schläsige Strohsäcke 2,00 M. bis 2,50 M. Bessere 1 und 2 schläsige vollständige Beiten von 50,00—120 Mk. Auf Wunsch Füllung der Betten im Beisein der Käufer. Betten mit weniger Inhalt entsprechend billiger. Voenomtt Jusse Schwerte, Hüsingstr. 3. WGarde= und Landwehr=Verein Schwerte. Einladung zur General=Versammlung am Sonntag, den 3. November cr., abends 6 Uhr im Vereinslokal des Hotels Ostermann(Brückner.) — Tagesordnung:— 1. Zahlung der Beiträge. 2. Aufnahme n. Mitglieder. 3. Delegiertenwahl. 4. Kaisergeburtstagsfeier. 5. Wahl eines Schriftführers. 6. Vorlage der Rechnung über die Kosten der Felddienstübung. 7. Verschiedenes. Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein W Der Vorstand. Reservisten, die vor dem 1. Januar 1908 beitreten, sind von der Zahlung des Eintrittsgeldes befreit. Etgarten Eigarerten Tabate Echt Hannewaker= Kautabak empfiehlt F. Wilkes, BrückEcke Hellpothstr. en detail WSTASTSTASTE Selchdebeched Frisch eingetroffen: Hochseine en gros Schöne haltbare Winterapfer Habe ca. 13—18 Jentner gute Winteräpfel abzugeben, per Ztr. 10 bis 12.50 Mark. 54431 Wrgee Lanowirt. Zwangsverkauf. Am Samstag, den 2. Nov. cr., vormittags 10 Uhr werde ich im Pfandlokale bei Wirt Rath hierselbst 1 großes Ladenregal, 1 Theke, 1 Fenstervorsatz, 2 Sophas, 4 Marmortische u. s. w. 5 gegen bar versteigern. Schwerte, I. November 1907. Morgenroth, Gerichtsvollzieher. Süssrahmbutter per Pfund 1.40 — Hochseine— Schweizerbutter per Pfund 1.00 Mk. Margarine bei 5 Pfd. per Pfund 50 Pfg. Täglich frisch gebrannten Kaffee per Pfund von 90 Pfg. an — Hochseine— Schweizerkäse per Pfund 1.20 Mh. hochf. Edamer per Pfund 90 Pfg. hochf. Holländer per Pfund 80 Pfg. Hochseine Ein Fenstervorsatz 2 m 30 cm breit mit 6 Milchglasscheiden ist billig abzugeben. Wo sagt die Expedition dieser Wehrden a. d. Weser. Zeitung. W4427 Limburger per Pfund 50 Pfg. grosse Heringe per Stück 5 Pfg. risches Sauerkaut per Pfund 6 Pfg. — seinste gemischte= Marmeladen per Pfund 30 Pfg. Zwiebeln per Pfund 5 Pfg. sämtliche Artikel kaufen Sie — vorteilhaft bei— aos, Brückstr. Eche Hellpothstr. 53 Mitten inderKaupt Saisch Kaufen Sie schon 1o PrOz. Biniger! —— 5.— Jackenkleider Garnierte Kleider (in Samt, uni und karierten engl. Stoffen* in Samt, Tuch und neuesten engl. Stoffen * Mk. 16.50 21.50 27.50 55.50 nik. 24.50 28.50 52.50 50.50 Blusen in Samt, Seide, Wolle, Spitzen INrK. 5.99 7.50 3.50 11.90 14.50 17.50 Jacketts, Paletots, Liftboys, Engl. Paletots in Plüsch, Samt und Tuch in aparten Aufmachungen In allen Crössen u. Preislagen Mk. 12.50 15.50 19.50 24.50 Balltoiletten in Spitze, Seide, Wollbatist Nk. 27.50 36 80 45.50 53.60 63.60 Alle übrigen Artikel vie Pelze, Abendmäntel, Golfcapes, Jupons, Samtröcke, Kinderjacketts S und-Capes in der grössten Auswahl und zu entsprechend biligen Preisen. * Kunden von Auswärts im Umkreise von 30 Kilometer wird bei Einkäufen von 20 Mk. ndie Hälfte des Retourbillets 3. Klasse vergütet, DamenmäntelFabrik Rienzisendeisonk Telefon DORTMUND Brückssrasse 18. Erstes und grösstes Spezialgeschäft in Westfalen. Spultässe ver Etadt Horde. Neue Einlagen werden vom 1. Oktober 1907 ab mit 4 Prozent verzinst. 4279 Für bereits vorhandene Einlagen tritt dieser Zinssatz mit dem 1. Januar 1908 in Kraft. der Molkerei Westheim 140 Pfg. d. Pid. ostfriesische, sehr gute Qualität, 130 Pfg. das Psd. bei Ze haben in allen Kolonialparen:, Drogen- und Seifen-Geschäften. W Kampmann's Waschpulver„Niegedacht“ ist nicht zu verWarnung, wechseln mit teueren und doch minderwertigen Waschpulv.in, noch mit andern Waschmitteln, welche auch 20 Pfg. kosten, aber wegen ihrer minder weltigen Zusammensetzung viel zi teuer sind, oder mit Wäsche zerstörenden Waschpulvern und sonstigen Mittelchen, durch deren Anwendung die Wäsche von selbst rein werden soll; derartige Mittelchen enthalten stets, wie Chemiker wiederholt feststellten starkätzende Bestandteile. In Reklamen kann man bisweilen lesen „frei von Chlor“. Das will gar nichts heißen, außer Chor gibt es noch bille andere schädliche Bestandteile, die die Wäsche ruinieren. Von manchen Waschmitteln wird sogarbehauptet, die Gewebe würden durch ihre Benutzung gestärkt!? — Darum Vorsicht! Garantiert ohne schädliche Bestandteile ist das bewährte Waschmittel„Niegedacht“, Preis 10 Pfg pro P ket Ein Versuch wird jede Hausfrau von der großartigen Wirkung überzeugen. Jedes Paket muß die Bezeichnung„Niege dachl“ tragen. Auf je 10 Pakete wird vom 1. September ab 1 Stück hochfeine Toiletteseife Srage? Wer liefert billigstfranz. VordeauxRotwein unter Garantie der Reinheit und unverschnitten? Antwort: Wenden Sie sich an Carl Rafsin, Gasthof„Hur Helle“ in Schwerte, Ostenstraße 26, oder: Restauration„Zur Helle“ in Hörde, Hochofenstraße 8. Sie erhalten daselbst die Flasche zu 95 Ofg. inel. Glas— also netto 8s pfg. Mehrere 54274 möbl. Zimmer per sofort oder später zu vermieten. Offerten erbeten unter K 4274 an die Geschäftsstelle der Schwerter Jeitung. Alleinverkauf für Schwerte und Umgegend bei J. Hecht Nacht. Schwerte,= Oestendtrasse 111. Ein möbl. Zimmer s. Herren od. Damen zu vermieten. Näheres in der Geschäftsstelle der Schwärter Jeitung. 4374 erscheint täglich, ausser Feiertags. Berugspreis: Mk. 1.6s vierteljährlich, bei der Post 42 Pf. für Bestellgeld mehr. Wöchentliche Gratis-Beilage:„Illustrierter Familientreund“. o 0 C OO O O O O O O O O e Auzeigenpreis: Die sechsgespaltene Petitzeile oder deren Raum 10 Pf., Anzeigen von auswärts 1s Pf., Reklamezeile 40 Pf. Nr. 257. Hofgeschichten. (Plauderei von Georg Paulsen.) (Nachdruck verboten.) Unsere Zeit wird eine demokratische, das heißt in dem Sinne genannt, daß sich in ihr die gesellschaftlichen Unterschiede immer mehr verwischen, die scharf abgegrenzten Klassen=Abstufungen aufhören. Es wird geheiratet von der Ladenmamsell bis hinauf zum Prinzen, wie es in dem bekannten Falle Leopolld von Toskang geschehen ist, und auch sonst ist, wie ja alle Welt weiß, auf diesem Gebiete genug geschehen, das vom Menschlichen, Allzumenschlichen deutlich genug spricht. Man sollte darum meinen, daß nun auch die Allgemeinheit aufhören könnte, sich so stark mit dem zu befassen, was man früher schlechthin„Hofgeschichten“ nannte. Aber darin ist die demokratische Zeit keineswegs das, was ihr Name besagt; dieser Klatsch bleibt ein Lieblings=Thema! Warum hat der Prozeß Moltke=Harden im Inland und Ausland so viell Sensation erweckt? In der Hauptsache doch um deswillen, weil es sich hier um Menschen handelte, die der Berliner Hofgesellschaft angehört hatten. Daß sie sofort an die Luft flogen, als die Tatsachen, längst bevor sie der Allgemeinheit bekannt wurden, dem Monarchen zu Ohren kamen, wird darüber weniger beachtet; besonders im Auslande tut man noch so, als handle es sich um Personen, die erst durch diesen Prozeß aus ihren früheren amtlichen und gesellschaftlichen Stellungen entfernt sind. Das eigentliche Strafgericht war aber doch schon vollzogen, bevor der erste Schritt zum Prozeß getan wurde. Unsere Zeit ist in diesem Sinne nicht nur wenig demokratisch, sondern auch von recht schwachem Erinnerungs=Vermögem Dinge, wie sie hier vorgekommen sind, haben auch vielfach da, wo man heute die Hände zum Himmel erhebt, stattgefunden; aber es ist natürlich, daß nur zu gern verzichtet wird, auf diese Vergangenheits=Szenen von neuem einzugehen. Damit würde für heute nicht das Geringste geholfen sein, Tatsachen bleiben Tatsachen! Es scheint aber so nützlich, in kurzen Worten auf den Umfang von wirklichen„Hofgeschichten“ hinzudeuDie Sonne schlingt ein goldnes Band Die Sonne schlingt ein goldnes Band Durch deine braunen Seidenflechten;— Ein großes Leuchten brennt im Land, Und großes Glück flammt in den Nächten. Ein Träumen rings und nichts alls Glanz Und Blütenschnee und süße Gluten,— Voll tiefen Glückes wollen ganz Die Seelen ineinander fluten...“ Otto Rühle. die Schule der Liebe. Roman von Wilhelmine von Hillern. (Nachdruck verboten.) 6. Die Staatsrätin reichte dem Knaben die Hand und sprach mit tiefem Gefühl:„Wenn ich auch Ihre Frau Mutter nicht kannte, so beklage ich sie doch aufs innigste, daß sie von hinmen mußte, bevor sie einen Augenblick erleben konnte— wie der ist, den mir eben Ihr Pflegevater durch seine Nachricht bereitet!“ Dem sanften Knaben traten bei diesen Worten die Tränen in die Augen. „Denken Sie, meine Freunde,“ sagte die Staatsrätin, nun zu der Gesellschaft gewendet,„Johannes hat mir den Tag seines Examens verheimlicht, um mich zu überraschen, ich erriet es erst diesen Nachmittag aus einigen unvorsichtigen Worten meines Bruders. Soeben bringt mir nun unser verehrter Herr Geheimrat Heim die Nachricht seiner Promotion.“ Die Gäste drängten sich teilnehmend und glückwünschend um die stolze Mutter, welche das Gefühl, das sie bewegte, in ein stilles Gebet zusammenfaßte, während sie mechanisch auf die schönen Redensarten der Gesellschaft antwortete.— „Aber, liebe Möller,“ sagte eine Frau Landrätin Erstes und ältestes Tagesorgan des Kreises. Haupt-Annoncenblatt. Freitag, den 1. November 1907. ten, über die man gerade im Auslande mit lächelnder Miene hinwegzuschreiten geneigt war, während heute Deutschland ein Sodom und Gomorra sein sollte. Wie konnte man überhaupt seine Anzahl von„diesen" Leuten mit wahren Volkspersönlichkeiten identifizieren? Europa ist in der modernen Zeit geradezu überreich an Hofklatsch gewesen, der aus Tatsachen emporwurzelte, die zumteil das Traurigste darstellen, das man sich denken konnte. Und wer heute noch die englische Gerichts=Chronik, in der nicht eben bloß zeitweise Personen aus der Hofgesellschaft auftreten, genauer verfolgt, der wird dieses Thema gern alls ein solches erklären, das anderswo schlimmere Blüten zeitigt wie in Deutschland. Von dem, was in den letzten Tagen bekannt geworden ist, wird für die Zukunft viel„Windbruch“ bleiben. Es gibt Vorkommnisse, die in den Kreisen, die sie zunächst angehen, nicht vergessen werden, weil sie nicht vergessen werden können. Und das ist das Gute, daß eine derartige Radikallkur doch in den Menschengruppen hilft, in welchen sie nützen soll, bei uns im Deutschen Reiche wenigstens. Wir dürsen darauf bauen, daß bei uns sehr scharfes Augenmerk gehalten werden wird; dafür bürgen schon die gleichen Ueberzeugungen, die der Kaiser und sein ältester Sohn in diesen Tages=Angelegenheiten hegen. Es wird sich, je weiter die allgemeine Volks=Entwicklung vorschreitet, in allen Schichten der Bevölkerung viel ändern; keine steht so hoch, daß sie nicht von der Zeit=Strömung erreicht und beeinflußt würde, keine steht so abseits, daß sie nicht viel lernen könnte und llernen müßte. Und zum Glück macht die urwüchsige Kraft die Zeit, nicht die entartenden Schwächen! Alle Kreis- und Lokalpollzeilichen Verordnungen für den Kreis Hörde erlangen gemäss Bekanntmachung der Königl. Regierung durch Veröffentlichung in der„Schwerter, Zeitung“, rechtsverbindliche Kraft. o 0 0 OOO O O OO O O O 0 Druck u. Verlag von Carl Braus, Schwerte. Fernsprech-Anschluss Nr. 62 Amt Schwerte. Telegr.-Adresse: Braus, Schwerte-Ruhr 39. Jahrg. Kleine Chronik. Petersburg, 31. Okt. In Wjatka wurde gestern bei der Kirchenparade gegen den Gouverneur Fürsten Gortschakoff eine Bombe geschleudert, die aber nicht explodierte. Der Täter wurde von den Leibkosacken des Fürsten sofort erschossen. — Oderberg, 31. Okt. Im Walde bei Lukon gewahrte der Förster Hollik einen Wilddieb. Dieser hatte aber auch den Beamten gesehen; beide legten gleichzeitig an und feuerten. Der Förster erhielt einen Schuß ins Herz und verschied nach wenigen Sekunden, der Wilddieb wurde in den Kopf geschossen und starb nach zwei Stunden. Antwerpen, 31. Okt. Der Bildhauer von Beylen versuchte gestern in einem plötzlichen Wahnsinnsanfalle seine Frau mit einem großen Messer zu ermorden. Es entspann sich ein verzweifelter Kampf, der Frau gelang es jedoch, zu flüchten und die Polizei zu benachrichtigen. Als diese erschien, setzte sich der Wahnsinnige mit einer Congolanze zur Wehr, verlletzte einen der Beamten an der Hand und brachte einem zweiten einen Stich in den Unterleib bei, sodaß er sterbend ins Hospital geschafft werden mußte. Die ganze Nacht war das Haus von einem Polizeiaufgebot umstellt. Die Kinder des Ehepaares, die sich in der Wohnung versteckt hatten, konnten um 5 Uhr morgens gerettet werden, um 8 Uhr morgens gelang es, den Unglücklichen festzunehmen. — Berlin, 31. Okt. Der 24jährige Wilhelm Hall, der vor kurzem sein Staatsexamen gemacht und glänzend bestanden hatte, brachte sich heute morgen gegen 4 Uhr, aus Furcht, geisteskrank zu werden, mit einem scharfen Messer am Hals und Armen tiefe Schnittwunden bei und stürzte sich sodann auf die Straße hinab. Er erlitt schwere Verletzungen. — Posen, 31. Okt. Der von einem Kommerse in Grätz nachts heimkehrende Lehrer Paschert aus Terespotocke fand auf den Eisenbahngleisen der Strecke Opalenitza=Kosten zahlreiche große Feldsteine und umgebrochene Chausseebäume. Da er in der Finsternis nicht alles allein beseitigen konnte, wartete er das Herannahen des nächsten Zuges ab und gab ein Zeichen zum Halten, worauf er die Gleise mit Hilfe von Bahnbeamten freimachte. — Cherbourg, 31. Okt. Infolge heftigen Sturmes sind gestern zwei Fischerboote gesunken. Ein Rettungsboot ist abgegangen, um zu versuchen, den Schiffbrüchigen Hilfe zu bringen. — London, 31. Okt. Gestern abend ereignete sich im hiesigen Dock ein neuer Unfall. Infolge eines falschen Manövers eines Schleppbootes stieß dieses mit boshaft,„das ist doch ein wenig eigenmächtig von Ihrem Johannes, Sie nicht einmall den Tag seines Examens wissen zu lassen— darauf hat doch die Mutter ein heiliges Recht, solche Stunden mit dem Sohne zu teilen!“ „Wer die Rechte seiner Mutter so heilig hält wie mein Sohn es tut,“ antwortete die Staatsrätin mit edlem Ernst,„der darf sich wohl so letwas erlauben! Er wollte mir einige Stunden der Angst dadurch ersparen, und ich danke es sihm.“— „Die Frau ist ganz blind in den Sohn vernarrt,“ flüsterte die Landrätin einer Freundin zu. „Sie wird noch völlig kindisch vor mütterlicher Eitelkeit,“ bemerkte seine andere, „Wie kann man aber auch seiinen Sohn studieren lassen, wenn man so reich ist wie die Staatsrätin!“ meinte die Landrätim „Ja, ja!“ stimmten mehrere bei,„der hätte es doch wahrlich nicht nötig, sich seim Brot auf diese Art zu verdienen! Hätte sie ihn Offizier werden lassen,— schade um den schönen jungen Mann!“ „Ja, ja,“ rief der alte Geheimrat zu den Damen hinüber, alls habe er nur die letzten Worte gehört,„der Johannes ist ein Mann— ein Mann mit kaum zwanzig Jahren! Aber nur eine solche Mutter kann auch einen solchen Sohn erziehen!“— Dubei klopfte er der Staatsrätin wohlwollend auf die Schulter. „Sie sind ein Freund, wie ich ihn jeder alleinstehenden Frau wünsche, Sie sind das beste Vermächtnis meines soligen Mannes,“ ssagte sie, ihm dankbar die Hand reichend.„Aber wo bleibt Johannes, warum kommt er nicht mit Ihnen“? „Er trug mir auf, seine Ankunft einstweilen für heute abend anzumelden,“ erwiderte der alte Herr. „Er muß heute nachmittag noch einige Besuche machen. Puh,“ seufzte er, während ihm die Staatsrätin eine Erfrischung reichte,„es ist ein heüßer Weg von der Stadt da heraus, ein langweiliger,— aber hier ist's umso kühler und kurzweiliger.“ Er wischte sich die „Stirne und schaute heiter im Kreise umher mit jenem freundlichen, durchdringenden Blick, der Männern eigen ist, welche die Schwächen der Menschen durchschauen, aber mit dem Humor eines überlegenen Naturells auffassen.„Nun, meine Damen,“ fragte er gutmütig, „hat der alte Doktor eine recht anziehende Unterhaltung gestört? Sie sitzen ja alle so stumm da, daß ich mir unmöglich denken kann, dieser Zustand sei ein normaler und andauernder bei Ihnen; wovon war denn die Rede, als ich kam?“ „O, von nichts Anziehendem, Herr Geheimrat“— sagte die Landrätin verdießlich,„wir sprachen nur über Herrn von Hartwich und dessen Bruder, welcher schlechte Streiche gemacht haben soll, von denen man leider nichts Genaueres weiß.“ „O, darüber, meine Herrschaften, kann ich Ihnen Aufschluß geben,“ sagte der Geheimrat. Alle drangen auf ihn ein:„O, erzählen Sie, bitte, erzählen Sie!“ Der Geheimrat begann:„Ich war noch in Marburg Professor der Medizin, alls jene denkwürdige Geschichte sich ereignete. Es mögen jetzt zehn Jahre her sein. Gleißert war damals Extraordinarius bei uns und ein junger Mann von vielen Fähigkeiten. Durch Fleiß und ein seines, einschmeichelndes Benehmen hatte er sich bald unser aller Zuneigung gewonnen und einer unserer Kollegen namens Hilsborn, der Vater des Knaben, den ich mir heute mitzubringen erlaubte, schloß sogar eine intime Freundschaft mit ihm. Sie waren Fachgenossen u. Hilsborn bekleidete die Professur, nach wellcher Gleißert strebte. Beide waren Phisiologen, aber Hilsborn hatte den Lehrstuhl der speziellen Phisiologie und Gleißert llas als Extraordinarius nur physiologische Chemie. Eines Tages vertraut mir Hilsborn an, daß er auf der Spur zu einer neuen Entdeckung sei. Seine Ideen konnten von hoher Bedeutung für die Wissenschaft werden, wenn es ihm gelang, großer Gewalt gegen das Unterseeboot„Lutin“, das bekanntlich seinerzeit in Biserta einen schweren Unfall erlitt, zusammen. Das Unterseeboot erhielt ein Leck, es konnte aber rechtzeitig verhindert werden, daß es — Brancaleone, 31. Ott. Während der gestrigen Nacht sind hier und in Ferruzzano zwei neue Erdstöße verspürt worden. Der durch den vorgestrigen Erdstoß entstaudene Riß haut sch noch erweriver. Dag Better st den Absturz eines.Teiles des Beiges. Das Wetter ist — Agram, 31. Okt. Nuchts fand hier ein leichtes Erdbeben statt, das aber keinerlei Schaden anrichtete. — Frankfurt a. M., 31. Okt. Wie der„Frkf. Ztg.“ aus London telegmphiert wird, ist die„Polizet, der Ansicht, daß die verschwundene junge Russin BarLapoukhine gar nicht aufgegriffen worden ist, sondern sich einfach entführen ließ. Eine Zimmervermieterin will sie positiv am Tage nach der Entführung mit einem jungen Manne gesehen haben. — Bukarest, 31. Okt. Die Kammern sollen für den 18. November zu einer außerordentlichen Tagung einberufen werden. Die Regierung wird dann sofort ihren Entwurf zur Bauernreform vorlegen. — Leipzig, 31. Okt. Freiwillig stellte sich der hi sigen Polizei der Gelbgießer Grünz, der am 25. Dezember v. Is. in Neukirchen bei Krimmitschau aus Eifersucht auf den Klempnermeister Dehne drei Schüsse abgegeben hatte, von denen der eine ihn in den Kopf traf und schwer verletzte. Grünz hatte sich darauf zu erschießen versucht, aber nur leicht verletzt, worauf er flüchtig wurde. — Leipzig, 31. Okt. In einem Hotel erschoß sich der in der Nürnbergerstraße wohnhafte 24jährige russische Student Werschawski aus Wetluga. Der Grund zu dem Sellbstmord dürfte in unheilbarer Krankheit zu suchen sein. * Dies und Deutschlands Sieg in der Luftschiffahrt. Auf dem Gebiet der lenkbaren Luftschiffe ist Deutschlands Sieg nunmehr ein vollständiger. Die Erfolge mit dem starren System sowohl wie mit unstarren und halbstarren stehen einzig in der Welt da, nachdem das Zeppelinsche Luftschiff sast 9 Stunden und der deutsche Militärballon wie das Parsevalsche Luftschiff soeben bis zu 8 St 10 Minuten in den Lüften gewesen sind. Der englische Lentbare ist vollständig zusammengebrochen, wesentlich besser ist der französische, wenn auch er noch nicht auf der Höhe zu stehen scheint. Die neuesten glänzendsten Erfolge unserer Lenkbaren machen es sehr wahrscheinlich, daß wir durchaus kriegsbrauchbare Systeme besitzen Das Parsevalsche Luftschiff war 7 einhalb Stunden einschließlich einer Zwischemladung zur Aufnahme von frischen Kühlwasser für den Motor unterwegs und hatte eine Eigeneschwindigkeit von über 40 Kilometer in der Stunde entwickelt Es gelangte ohne Ballastabgabe oder Gasnachfüllung über Brandenburg a. d. Havel bis zum Plauenschen See und kehrte in guter Form mich Tegel bei Beulin zurück. Hauptmann v. Kehler, einer der Führer, versichert, daß er noch llänger in der Luft hätte bleiben können, wenn nicht Dunkelheit und Nebel zur Landung gemahnt hätten. Bemerkenswert ist noch, daß das Luftschiff vier Personen an Boyd hatte und daß die Dauerfahrt die Annahme, unstarre Ballons könnten sich nur etwa 3—4 Stunden in der Luft halten, zu Schanden gemacht hat. Wenn auch die Windverhältnisse günstig waren, so kam bei der Rückjahrt der Wind doch dem Ballon entgegen. Der kleinere Militärballon, der zudem bloß ein Modell ist, brachte es bei seiner Dauerfahrt sogar auf 8 Stunden 10 Minuten. Auch er nahm die Richtung auf Brandenburg, führte jedoch mehr Kreuz= und Querfahrten aus, sodaß er 200 Kilometer zurückgelegt haben dürfte. Nach seiner Rückkehr kreuzte der Ballon noch länger als eine Stunde über Tegel. Die Landung vollzog sich bei Laternenschein glatt. Wir haben alle Ursache, auf die Erfulge stolz zu sein. Keine andere Nation ist so weit. Die Auslieferung der Prinzessin Anna Pia Monika seitens der Frau Toselli an den sächsischen Hof ist nunmehr zur Tatsache geworden. Damit erledigt sich eine Angelegenheit, die wirklich leidig war, und wenn die frühere Kronprinzessin von Sachsen weitere Abenteuer belieben sollte, so kann sie das mit sich selbst ausmachen. So erfreulich der Entschluß der Frau Toselli ist, so sehr kann man sich über seine Plötzlichkeit wundern. Man entsinnt sich, wie hohe Töne die Dame und nicht zuletzt der brave Signor Toselli kürz nach der Vermählung anschlugen. Nie, nie wollen sie Monika herausgeben. Dem der Erfolg gebührt, daß es nun doch geschehen ist, das ist der italienische Rechtsanwalt Graf Mattaroli, der die Sache des Königs von Sachsen mit außerordentlichem Geschick und in ruhiger Erkenntnis des ungefestigten Charakters der bisherigen Gräfin Montignoso vertreten hat. Der Erfolg wird noch größer, wenn man hört, daß der König nur die Weiterzahlung der Juhresrente von 35 000 Mark an Frau Toselli zugestamden, alles andere aber sich vorbehalten hat, so vor allem die Bestimmung über ein Wiedersehen der Frau Toselli mit ihren Kindern. Photographien=Uebertragung. Die erste telegraphische Uebertragung von Photographien hat zwischen Paris und Berlin stattgefunden. Von Paris wurde das Bild des Kaisers drahtlich nach Berlin übertragen, von Berlin nach Paris das Bildnis des Präsidenten Fallieres. Beide Bilder kamen klar an. Bisher war die weiteste Uebertragung Berlin=München. In der nächsten Zeit werden Versuche mit London stattfinden. Die Taunus=Automobilrennbahn, die Aussicht auf Verwirklichung hat, soll nach der Frankfurter Ztg. von Lenzhahn nach der Saalburg gehen.— Bei einem Dres dener Radrennen wurde der Schrittmacher Wolff angefahren und so schwer verletzt, daß er starb. Zwei andere Führer erlitten lebensgefährliche Verletzungen. * Mode 1907. Alle Welt! das muß man sehen, wie sie heut gekleidet gehen! Chiffon=Blusen, pelzverzierte, Pelze, gazestoffgarnierte, Aermellosse Winterjacken, Monsterhüte, tief im Nacken, Bersaglieri, italienisch, und Kostüme echt japanisch, Eine so, die andere so, und die dritte Ki—mo—no. Riesenhaft verdrehte Schleier, Kleiderschnitte Biedermeier, Roben, lang die Straße streichend, Kleider, knapp zur Wade reichend, Weite Röcke, enge Röckchen, ungezählte falsche Löckchen, Haare, goldne, bronzne, rote, jede will'ne eigne„Note“ Aller Dichten, Trachten geht nur nach Orginalität. Und ich armes Mannsbild kucke staunens drein und denk mir schnell: Was man einstmals hieß—„meschugge“, nennt man heute—„originell!“ * Nette Weltläufer sind die Herren William van der Hoeven und Peter Cornelius de Weille, die kürzlich auch Berlin besuchten. Diese 23 und 22 Jahre alten Dauerläuser wollen zu Fuß um die Erde wandern und in zwei Jahren 40000 Kilometer zurücklegem Den Lebensunterhalt erwerben sie dabei durch den Verkauf von Postkarten mit ihren Bildnissen. Nach den Enthüllungen, die jetzt ihre bisherige Mitläuferin der hiesigen Kriminalpolizei gemacht hat, werden die beiden Holländer voraussichtlich nicht weit kommen: Die„Läufer“ übernachttne vom 10. zum 11. d. Mt. in einem Hotel in Bremen; dort erzählten sie ihre Pläne unter Vorlegung von Zeitungsausschnitten auch einem Hausmädchen und überredeten es, den Dienst zu verlassen und mitzulaufen. Die Betörte schloß sich den Dauerläufern umso lieber an, als van der Hoeven ihr die Ehe versprach. Von Bremen ging die Reise nach Lübeck, Stettin, Hamburg, Schwerin, Wittenberge und Berlin. Ueberall erregten die Dauerläufer Aufsehen, und ihre Ansichtskarten sanden so reißenden Absatz, daß sie den Tag 20—30 Mark verdienten. Aber sie liefen micht, sondern fuhren mit der Eisenbahn von Vorort zu Vorort. Nur den Aus= und Einmarsch machten sie jedesmal zu Fuß. In Berlin wohnten die drei Weltwanderer in einem Hotel in der Invalidenstraße. Hier aber ließen die beiden Herren ihre Begleiterin sitzen. Sie vergaßen auch, die Hotelrechnung zu bezahlen, und nahmen außerdem dem Mädchen für 75 Mark Schmucksachen mit. Jetzt ging die Betrogene zur Krimnalpolizei. Sie erfuhr nun auch, daß van der Hoeven, der sie heiraten wollte, im Haag schon eine Frau mit drei Kindern hat. Auf die Dauerläufer, die so als Dauerschwindler entlarvt wurden, wird jetzt gefahndet. Verantwortl. Redakteur: Friedhelm Kemper. Druck u. Verlag von Carl Braus, sämtlich zu Schwerte. Gänziicher Ausverkauf. Wegen Aufgabe meines Geschäfts 4 stelle ich mein gesamtes Warenlager, bestehend aus Manufalturwaren, fertiger Herren= und S Arbeiter=Garderobe, sowie Schuhwaren zum * Meine Lokalitäten müssen bald geräumt sein und werden sämtliche Waren zu und unter Einkaufspreis ausverkanft. E. Felsenthal, Schwerte, Brückstraße 7. Pebnsctice asd aschelien eiten die sereche den. Die Schwierigkeit lag vorzugsweise in der Erlangung des zu den Versuchen nötigen Materials, einer Gattung von Fischen, welche nur bei Triest zu finden und nicht lebendig zu versenden war. Hilsborn, als Sohn einer armen Witwe, klagte darüber, daß er nicht die Mittel besitze, dorthin zu reisen und seine Idee zu verwerten. Ich versprach ihm, bis zu den nächsten Ferken ein Reisestipendium vom Minister, den ich kannte, zu erwirken, und hielt auch Wort; doch leider zog sich die Sache, wie alle derartigen Angelegenheiten, länger hinaus als ich erwartete, und die erforderliche Summe traf erst nach Ablauf der Ferien ein. Hilsborn mußte sich also gedulden bis zu der nächsten Vakanz— es handelte sich freilich um ein halbes Jahr Aufschub, doch war ja damit nichts verloren.— Plötzlich heiratete Herr Gleißert die Tochter eines wohlhabenden Gastwirts und kam um Urlaub ein, da er eine Hochzeitsreise machen wollte. Der Urlaub wurde bewilligt und Gleißert war vier Wochen fort. Seltsamerweise erhielt sein Freund während dieser Zeit keine Nachricht von ihm und als er zurückkehrte, bemerkten wir alle, daß er uns nicht wissen llassen wollte, wo er sich die Zeit über aufgehalten. Wir dachten, er habe hierfür Privatgründe und forschten nicht weiter nach. Das Semester war um, und Hilsborn begab sich nun auf die Reise nach Triest. Dort arbeitete er Tag und Nicht mit übermenschlicher Anstrengung.— Das Resultzt seiner Forschungen fiel befriedigend aus und er kam zurück mit den Vorarbeiten für ein Werk, welches seinen Ruhm, sein Lebensglück begründen sollte und konnte. Eines Tages— ich werde es nie vergessen— war er gerade bei mir, als der Buchhändler mir mehrere neue, wissenschaftliche Schriften schickte. Hilsborn blätterte sie heiter und unbesangen durch, auf einmal wird er leichenblaß. Unter den Büchern befand sich eines von Gleißerte das seine Idee zum Gegenstand hatte. Ich war fast ebenso erstaunt und erschrocken eist bschach de hance ise Klsc icte uer al. Menschen gleichzeitig auf einen so fernliegenden Geanken geraten ließ, umso mehr, als Glelßerts gegenwärtiges Fach ihn nicht speziell auf Forschungen, wie die Hilsborns, hinwies. Nach sungem, unverkennbarem Kumpfe mit sich selbst gestand mir denn auch Hil born, daß er Gleißert seine Ideen mitgeteilt und sich von Anfang an oft und ausführlich mit ihm darüber besprochen habe, ohne daß dieser jemalls auch nur die leiseste Andeutung fallen ließ, als habe er sich schon früher mit dem Gegenstande beschäftigt. Im Gegenteil begann er gerade damals eine Schrift über Fragen der Chemie, welche nie erschienen ist. So schwer sich sauch der edle, arglose Mensch dazu entschloß, er mußte endlich san eine gemeine Betrügerei seines Freundes glauben, denn wir stellten Nachforschungen über Gleißerts Hochzeitsreise an, und es zeigte sich, daß er in Triest gewesen war, daß er dort die von Hilsborn beabsichtigten Untersuchungen gemicht und mit einer auffallenden Eile den Druck des Werkes beschleunigt hatte. Die äußere Tatsache einer nichtswürdigen Handlungsweise stand fest— und ebenso fest stand in uns allen die morallische Ueberzeugung, daß Gleißert nicht selbständig auf Hilsborns Idee geraten war, sondern sie gestohlen hatte!— Ich zog ihn als damaliger Provektor zur strengsten Verantwortung. Seine Verteidigung war schlau, aber keineswegs überzeugend oder beweisend. Ja, ein Hauptargument, der Anklage vermochte er nicht abzuleugnen, nämlich die höchstverdächtige Tatsache, daß er sich aus sogenannter Freundesfürsorge von Hilsborn hatte das Versprechen geben lassen, keinem Menschen dessen Entdeckung mitzuteilen,„damit sie micht gemißbraucht würde“. Er wollte also alleiniger Besitzer des Geheimnisses sein, um nicht durch irgend einen Zeugen für Hilsborns Autorschaft des Diebstahls überführt werden zu können.— Ich frage die verehrte Gesellschaft,“ unterbrach sich der alte Herr in edler Entrüstung,„ist bei diesen Tatsachen noch ein Der biscenschech uns enenen ene möglich?“— „Nein, gewiß nicht, Herr Geheimrat; gewiß nicht!“ riefen alle einstimmig. „Nun,“ fuhr der Erzähler fort,„so erging es auch uns! Wir beschlossen sämtlich, den unglücklichen, um seine schönsten Bestrebungen und Hoffnungen betrogenen Hilsborn zu rächen. Wir hatten freilich keine gesetzlichen Waffen gegen Gleißert in der Hand. Unser plumpes, täppisches Nachdrucksgesetz straft wohl Plagiate und Fälschungen, aber dem Ideendiebstahl vermag es nicht auf seinen leisen Geistesspuren zu folgen. Der hungrige Bettler, der ein Brot nimmt, wird eingesperrt, aber der, welcher einem Menschen sein Bestes, Kostbarstes stiehlt, steinen eigenen schmerzgeborenen Gudanken,— die Frucht jahrelangen Mühens,— der geht frei von dannen! Wir Prosessoren übernahmen es, das Gesetz zu ergänzen. Wir veröffentlichten die Sache in allen wissenschaftlichen Blättern— und reichten einstimmig beim Ministerium unser Entlassungsgesuch ein, da wir es nicht mit unserer Ehre verträglich fänden, länger die Kollegen eines solchen Menschen zu sein.— Natürlich wurde Gleißert hierauf schimpflich entlassen und ihm die akademische Lausbahn dadurch für immer verschlossem.— Ich wurde bald darauf von Marburg wegberufen und seit ich Leibarzt des Königs und in der Hauptstadt bin, habsrich meinen ehemaligen Kollegen aus den Augen verloren. Hilsborn kränkelte seit der Zeit und starb wenige Jahre später. Sein Sohn ist jetzt mein Adoptivkind.— Was aus Gleißert wurde, weiß ich nicht!“—= (Fortsetzung folgt.) Den Kaufleuten ins Stammbuch! Wie kann die Welt wissen, daß ich etwas Gutes habe, wenn ich es ihr nicht anzeige! *