Donnerstag den 13. Juni 1907 Krönungsjubiläum in Ungarn. Wien, 11. Juni. In Budapest ist mit allem historischen Prunk, den der magyarische Adel aufzubieten wermag und der kaum irgendwo, außer vielleicht in England, seinesgleichen findet, der vierzigste Jahrestag der Krönung des Kaisers Franz Josef zum König von Ungarn gefeiert worden. Der Prunk war da— aber die Stimmung hat gefehlt, und von dam Jubelrausch, der in den Junitagen von 1867 geherrscht hat und von dem sich damals nur ein kleines Häuslein unnachgiebiger Oppositionsmänner ausschloß, war micht einmal der leiseste Nachklang zu spüren. Damals gründeten die Oppositionsmänner die Unabhängigkeitspartei, und an der Stätte, an der sich dies Ereignis vollzogen hat, kamen auch jetzt unter der Führung eines der Mitbegründer von damals, des uvalten Abgeordneten Madarasz, 16 Mitglieder der Partei zusammen, und es wurde ein Trinkspruch ausgebracht, in welchem der Redner ausdrückte, daß Madarasz noch die vollständige Unabhängigkeit des Landes erleben möge. Muß man da noch fragen, warum die Stimmung gefehlt hat? Der Unabhängigkeitsgedanke hat seit 1867 fortwährend auch diejenigen, die sich ihm nicht anschlossen, vorwärts gedrängt, und in steter Unzufriedenheit mit dem, was Ungarn damals errungen hat, suchten sie durch immer weitergehende Auslegungen immer mene Stücke von der Macht des Monarchen und der Gesamtmonarchie an sich zu reißen, bis die Krise kam, die im vorigen Frühjahr durch einen Waffenstillstand zum Stocken gebracht worden ist. Die magyarischen Staatsvechtler, die in den Erinnerungen an die Zeit des Mathias Corvinus schwelgen, habe allmählich eine Kluft zwischen der magyarischen Nation und allen übrigen Faktoren: dem Monarchen, den Oesterreichern und verblendeterweise sogar den nichtmagyarischen Völkern der Länder der Stephanskrone selbst geschaffen. Die Kroaten, mit dewen die Koalition ein Bündnis gegen Wien suchte, hat sie jetzt, weil sie sich ihrer Macht sicher glaubten, abgestoßen, und die Rumänen treibt sie durch ungeschickte Behandlung zur offenen Feindseligkeit. Die Szene vom letzten Freitag, deren Opfer der Rumäne Vajda war, war eine in dieser Hinsicht geradezu verhängnisvolle Episode. Die repräsentierende Klasse der magyarischen Nation hat einen Kampf nach alben Seiten hin begonnen, sogar gegen die Lohnarbeiter des eigenen Volkes, denen sie vernünftigerweise jetzt die größten Zugeständnisse machen mußte, wogegn sich aber die Grundbesitzer sträuben. Es ist schwer, eine solche Politik anders zu erklären, als durch einen blinden triebartigen Zug, wie er Ungarn nicht zum ersten Male ergreift; und es wäre auch nicht das erste Mal, daß er es zur völligen Niederlage führt. Der Versuch, durch künstliche Einschränkung des Wahlrechts eine gründliche Umgestaltung des Parlaments zu verhindern, kann weder gegen die Regungen in den ärmsten Schichten des magyarischen Volkes selbst, noch gegen die Nationalitätenbewegung dauernd schützen, und wie weit die Verschanzung der jetzigen Positionen gegen die Krone durch die Erlangung der sogenannten Verfassungsgarantien gelingen wird, ist noch zweifelhaft. Die Ungarn— was man so die„Ungarn“ nennt — merken nicht, daß sie bei ihrem Beginnen alle Kräfte der Zeit gegen sich haben, und daß die dumpf: Luft, die über den Königsfeierlichkeiten liegt, nur das Zeichen einer widernatürlichen Situation ist, die sie selbst geschaffen haben. Politische Uebersicht. Der Kaiser in Hannover. Hannover, 12. Juni. Um 8,45 Uhr traf der Kaiser auf der Varenwalder Heide ein, wo das Königs=Ulanen Regiment Nr. 1, Hannoversches Nr. 13, zur Besichtigung bereit stand. Nach dem Abschreiten der Front formierte sich das Regiment zum Parademarsch, der in Zügen und im Schritt stattfand. Dann begann das Gefechtsexerzieren, dem die berittenen Offiziene der Garnison, die Offiziere der Reit= und Kriegsschule als Die Weinbaukrise in Vielleicht ist zu der Zeit, wo diese Zeilen dem Leser vorliegen, schon das Geschick der französischen Weinbauern entschieden, vielleicht haben schon die Gewehre geknallt. Für kein Land der Welt ist die Frage des Weinbaues von so weittragender Bedeutung, wie für Frankreich, denn nirgends steht der Weinbau in solcher Blüte, wie gerade hier, wo von den sämtlichen 87 Departements nur 10 im äußersten Nordwesten und Norden gänzlich der Weinberge entbehren. Die weinreichsten Departements sind die im Südosten und Süden belegenen Herault, Ande, Gironde, Gard und Ostpyrenden, welche sich auch durch die französische Gesetzgebung am meisten geschädigt erachten. Alle Klagen, wellche der französischen Kammer unterbreitet worden sind, haben nur taube Ohren gefunden, und die gering: Anzahl von Deputierten, welche an den betreffenden Sitzungen teilgenommen haben, beweist das Interesse, welches die Mehrzahl für diese Klagen hat. Daß solche Behandlung von den heißblütigen Südländern als ein Schimpf empfunden werden mußte, ist klar, und deshalb ist es auch nicht zu verwundern, wenn die Mengen, mit ddenen das Militär zu sympatisieren beginnt, zur Selbsthilfe schreiten. Sie haben alle Beziehungen zur französischen Regierung abgebrochen, zahlen keine Steuern mehr und haben statt der Trikoloren Trauerfahnen aufgezogen. Dabei sind sie ihrem Führer, dem Agitator Mercelin Albert blind ergeben. Führt dieser sie nach Paris, wie er gedroht hat, werden sie ihm folgen und die Welt wird das Schauspiel eines neuen Bruderkampfes in Frankreich sehen. Aber noch hat die Regierung nicht alle Brücken abgebrochen und eine Einigung scheint auch in letzter Stunde nicht unmöglich zu sein. Zuschauer beiwohnten. Nach Beendigung des Exerzierens hielt der Kaiser Kritik. Die Besichtigung schloß mit einem Parademarsch. Der Kaiser setzte sich an die Spitze der Fahnenschwadron und führte sein Regiment in die Stadt. In den Einzugstraßen bildeten die Truppen der Garnison Spalier. Vor der Ulanenkaserne am Königswerther Platz nahm der Kaiser Aufstellung, um die im Spalier verwandten Truppen im Parademarsch vorbeiziehen zu lassen. Nach Beendigung des Parademarsches nahm der Kaiser militänische Meldumgen entgogen. Es folgte im Kasino ein Frühstück im Kreise des Offizierkorps der Königsulanen. Paris, 11. Juni. Der heutige Ministerrat beschäftigte sich mit der Krise im Weinbau. Kriegsminister Picquart teilte mit, daß er eine Untersuchung über die Vorkommnisse eingeleitet habe, die sich am Sonntag abend beim 100. Infanterie=Regiment in Narbonne zugetragen haben sollen.— Bei der Besprechung über die Weinfälschungen in der heutigen Vormittagssitzung der Kammer gab Finanzminister Caillaux den Weinbauern den Rat, sich zu organisieren, um die Produktion zu regeln, den Anbau der mittelmäßigen Weine eingehen zu lassen und die Unterdrückung der Fälschungen zu unterstützen. Der Berichterstatter Cazeaux Canalet meinte, eine Kontrolle könne sowohl bei den Weingroßhändlern wie bei den Weinbergsbesitzern ausgeübt werden. In Beantwortung verschiedener Bemerkungen erklärt der Finanzminister, er werde auf fünf Jahre die Grundsteuer erlassen für das Weinland, worauf zu anderen Kulturen übergegangen wird. Darauf wird die Generaldiskussion geschlossen. Paris, 12. Juni. Wie das„Echo de Paris" behauptet, habe General Baillond, Kommandeur des 16. Armeekorps in Montpellier, an den Kriegsminister einen vertraulichen Bericht gesandt, in dem er ihn davon verständigt, daß er keinesfalls des Gehorsams seiner Truppen im Falle eines Zusammenstoßes mit den Winzern sicher sei. Von mehreren nationalistischen Blättern wird gemeldet, daß die Soldaten des 2. Genieregiments in Montpellier sich am Sonntag geweigert hätten, die feldmäßige Ausrüstung anzulegen, da sie ohnedies entschlossen seien, nicht gegen die Winzer zu marschieren. Zwei Unteroffiziere seien mißhandelt und ein Offizier bedroht worden. Nachklänge zum Journalistenbesuch. London, 12. Juni. Ueber die Reise der englischen Journalisten schreibt Sydney Low im„Standart“: Der Besuch der englischen Journalisten in Deutschland bedeutete eine hervorragende Ehrung, wie sie weder in Deutschland noch in einem anderen Lande der Presse zuteil geworden ist. Des Kaisers Worte haben den Grundton angegeben. Wenn uns auch bereits vorher versichert war, daß wir die Ehrengäste der Nation seien, und viele ganz fähige Beurteiler von öffontlichen Angelegenheiten in England glauben, daß Deutschland uns von Grund aus feindlich gesinnt sei, und daß die jüngste Kundgebung nur eine Szene in einer sorgfältig einstudierten Komödie sei, so erkläre ich aus voller Ueberzeugung, daß dies ein Irrtum ist. Diese Kundgebung scheint mir als Beweis für den aufrichtigen Wunsch des amtlichen, industriellen und arbeitenden Deutschlands zu zeigen, daß es die alte Achtung und Gesinnung für England nicht verloren habe. Der Durchschnittsdeutsche lebt wie der Durchschnittsengländer. Er ist der beständigen Anschläge der Unheilstifter überdrüssig geworden, und herzlich müde der zukunftsausklügelnden Professoren der Weltpolitik u. der gifterfüllten Zeitungsschreiber. Die Reise hat geendet mit dem vertieften Eindruck, daß das deutsche Volk mik England in Freundschaft zu leben wünscht und daß es den Streit mit England als ein außerordentliches Unglück ansehen würde. Kein Teilnehmer an der Fahrt kann irgendwelchen Zweifel hegen an den Aufrichtigkeiten dieses Gefühls. Es ist da und weit verbreitet. Unheilvoll würde es sein, wenn die von Deutschland bekundete freundschaftliche Gesinnung in England mißverstanden oder gar ignoriert würde. Japanischer Besuch. Niel, 12. Juni. Der japanische Admiral Yamanmoto ist mit 10 Begleitern eingetroffen. Unter der Führung des Kapitäns Trummler vom Reichsmarine= amt besichtigte die Studiengesellschaft heute die Marineanlagen des Kriegshafens und wird morgen die Reichswerft besuchen.— Jüngst verlautete, daß die englischen Marinebehörden und Industriellen den Japanern keinen Eintritt mehr in ihre Betriebe gewähre, da die erwarteten großen Bestellungen stets ausgeblieben seien. Wozu machen wir die Japaner klug? Bildung eines österreichischen Reichsgrenzkorps. Salzburg, 12. Juni. Nach dem hiesigen„Volksbl.“ wird beabsichtigt, in diesem Jahre ein neues 1800 Mann starkes Reichsgrenzkorps zu bilden, das aus Unteroffizieren der Armee bestehen soll. Es wird die Tätigkeit der neuen Alpentruppen ergänzen und besonders für Kundschafterdienste an der italienischen und schweizerischen Grenze herangezogen werden. Das Korps untersteht direkt dem Kriegsministerium. Deutscher Schutz= und Sprachverein für Galizien. Lemberg, 11. Juni. Auf Anregung von deutschnationaler Seite bildete sich hier nach dem Muster der deutschen Schutzvereine Böhmens ein deutscher Schutzund Sprachverein für Galizien. Der Verein will für die in Galizien lebnden 250000 Deutschen ein Wochenblatt herausgeben, die häufig unter sehr ungünstigen Verhältnissen betriebene deutsche Auswanderung kontrollieren und für die Erhaltung der deutschen Sprache in den Kolonistendörfern arbeiten. Antimilitärische Umtriebe in französischen Kasernen. Paris, 12. Juni. Der Justizminister verständigte den Kriegsminister, daß nach einer ihm zugehenden Meldung seit einiger Zeit die antimilitärische Propaganda innerhalb der Kasernen betrieben werde, und zwar hauptsächlich durch Zettel mit aufrührerischen Inschriften. Infolgedessen richtete der Kriegsminister, wie der„Eclair“ berichtet, an die Korpskommandeure ein Rundschreiben, findem er diese auffordert, eine genaue Untersuchung einzuleiten und namentlich festzustellen, ob Soldaten an diesen Treibereien teilgenommen hätten. Verhaftung einer Terroristenbande. Mitan, 12. Juni. Hier wurde eine Bande von 18 Terroristen verhaftet.— In Dondangen ist ein Lager von Pyropelin, Dynamit und anderen Explosivstoffen und mehreren Bomben entdeckt worden. **(Ueber 500 Turner aus dem Märkischen Turngau) haben sich zur Fahrt mit dem Sonderzug ab Hagen zum Kreisturnfest in Bielefeld gemeldet. Die Abfahrt erfolgt am Samstag, 15. Juni, nachmittags 3,45 Uhr von Hagen. Die nicht über Hagen fahrenden Turner können den Zug um 4,07 Uhr in Schwerte und 4,26 Uhr in Unna erreichen, da er an diesen Stationen hält. Die Ankunft in Bielefeld erfolgt 6,19 Uhr. Die ermäßigten Fahrpreise 3. Kl. sind: ab Hagen 2,20 Mk., Schwerte 1,85 Mark, Unna 1,65 Mark. In Hagen werden die Fahrkarten am Bahnhof vor dem Portal den Turnern durch den Gaugeschäftsführer Scheidt verabfolgt, während sie in Schwerte bezw. Unna an den Schaltern dieser Stationen zu haben sind. ***(Eine häßliche Szene) konnten gestern gegen Abend Passanten am Holzenerwege beobachten. Ein stark angetrunkener Mann schwankte daher, unter dem Arme einen winzigen Sarg mit einer Kindesleich: tragend. Schließlich stürzte er mehrmals zur Erde und siel über den Sarg, pachle ihn aber wieder unter den Arm und taumelte weiter.— Wie gesühlsroh macht doch der Alkohol die Menschen! (—) Ergste, 12. Juni.(Generalversammlung.) Gestern abend hielt der hiesige Stenographen= verein„Arends“ eine sehr zahlreich besucht: Generalversammlung ab. Es wurde zunächst die Wirtschaft Hengstenberg als künftiges Vereinslokal gewählt, weiter wurden wieder vier neue Mitglieder aufgenommen. Zuletzt fand eine Besprechung über das am 1. Juni gefeierte Stiftungsfest statt. Von der Einnahme desselben sollen 100 Mark zinstragend bei der Sparkasse des Amtes Ergste zu Hennen angelegt wer!: Bürenbruch, 12. Juni.(Scharlach.) Das achtjährige Kind der Witwe Wirtin Krämer hierselbst ist an Scharlach erkrankt. Polizeiliche Anordnungen wurden getroffen. Kirche und Schule (—) Hombruch, 12. Juni. In der hier im Amtshause stattgefundenen Schulkommissionssitzung wurde Aus Stadt und Umgebung. Schwerte, den 13. Juni. **(Schutz unsern Wäldern!) Es ist an dieser Stelle schon oft darüber geklagt worden, daß unsere Wälder durch Abbrechen von Zweigen so wenig vom Publikum geschont werden, und doch erfolgt dieser Unfug immer und immer wieder. Besonders bemerkbar macht sich diese Tatsache natürlich an den Sontagen. Bei den Ausflügen in Gottes freie Natur scheint es hier mehr als anderswo Bedürfnis des Publikums zu sein, die Wälder zu plündern und dadurch ihrer Schönheit zu berauben. Die Wälder sind lediglich dem Schutze des Publikums unterstellt, aber dieser Schutz wird ihnen leider nicht zuteil. In den meisten Fällen ist sich das Publikum über die Tragweite dieses Unsugs— denn gelinde bezeichnet ist es ein großer Unfug— gar nicht klar. Da die jüngsten und frischesten Triebe abgebrochen werden und die Bäumz und Sträucher gerade in dieser Jahreszeit in der besten Saftentwickelung stehen, entstehen an den Bruchstellen Wunden, die für den beschädigten Teil oder gar der ganzen Pflanze den Untergang bedeuten können. Denn durch die hinzutretende Luft und Fruchtigkeit wird oft Brand verursacht, dem die Pflanze in den meisten Fällen zum Opfer fällt. Und zu welchem Zwecke werden vielfach die Zweige abgebrochen? Man beobachte einmal genauer! Da kehren Spaziergänger mit allerlei Zweigen beladen in ein Lokal ein und belegen damit achtlos Tische und Stühle, ja man setzt sich sogar darauf. Beim Verlassen des Lokals wird wohl noch das Beste ausgesucht, der Rest bleibt liegen und wandert in die Müllgrube. Werden die Zweige im besten Falle wirklich einmal bis nach Haus gebracht, so geht es ihnen hier auch nicht besser. Das Publikum hat also kaum einen Nutzen davon und den Wäldern erwächst unabsehbarer Schaden daraus. Das Publikum doch das Einsehen besitzen, daß sich jedermann an der Schönheit des Waldes erfreuen will: Nur der ist in der Tat ein Naturfreund, der sich gern in Gottes schöner Natur aufhält, aber auch das, was sie ihm bietet, pflegt und schützt. Erfreuen wir uns doch an unseren herrlichen Wäldern, aber danken wir ihnen auch für schöne Stunde, die wir in ihnen verleben durften, dadurch, daß wir sie vor Schaden bewahren! Schwägermann und Schäfer wurden für den Besuch der Kunstschule in Berlin 30 Mk. und dem Lehrer Winter 60 Mk. bewilligt. Für die Lehrerstelle an der evgl. Schul zu Hombruch konnten Vorschläge zur Neubesetzung nicht gemacht werden, da keine Bewe bungen eingegangen waren. (—) Holzwickede, 12. März. In reichem Fahnenund Guirlandenschmuck prangt heute unsere Stadt. Es ist ein hoher Festtag für unsere Stadt heute, gilt doch, die neue evangelische Kirche einzuweihen. Herr Baumeister Hinze=Porta, der Urheber des Entwurfs und Bauleiter, überreichte den Schlüssel dem Generarsuperintendent der Provinz Westfalen, Zöllner, welcher nach dem feierlichen Einzuge in das neue Gotteshaus die Weiherede hielt unter Zugrundelegung des 100. Psalmes. Die eigentliche Festpredigt, hielt sodann der hiesige Pfarrer Mießner uber#####. Joh. 21, Mit der von Herrn Pastor Strathmann=Opher= dicke gehaltenen Schlußliturgie und dem von Herrn Generalsuperinlenden Zöllner erteilten Segen, dem Gemeindegesange„Nun danket alle Gott“ erreich die erhebende kirchliche Feier ihr Ende.— An diese schloß sich sofort ein Kindergottesdienst, während im Böhleschen Saale ein großes Festessen stattfand und hierauf eine Nachfeier.— Die schmucke, geräumige Kirche, welche ihrem Erbauer, Herrn Architekt HinzePorta, alle Ehre macht, bildet eine Zierde für unseren aufblühenden Ort. Westfälischer Hauptverein des evangel. Bundes. Siegen, 11. Juni. Gestern vormittag um 8 Uhr fand im Konferenzzimmer des evangel. Gesellenvereins eine Sitzung des Hauptvereins=Vorstandes statt, an die sich um 9 Uhr die Versammlung der Abgeordneten der Zweigvereine und Mitglieder des Evang. Bundes anschloß. Nach einer von Herrn Pfarrer Pröbsting abgehaltenen Morgenandacht eröffnete dieser die 20. Provinzialversammlung und erstattete dann den Jahresbericht. Aus diesem geht hervor, daß im letzten Jahre Zweigvereine und 49 angeschlossene Vereine in Westfalen bestanden. Die Mitgliederzahl nahm um etwa 600 zu und beträgt zurzeit etwa 27.000, einschließlich der dem Bunde angehörenden Körperschaften und Vereine. Neue Zweigvereine entstanden in Berghofen, Rheine und Huckarde; es schlossen sich weiter an die evangelischen Arbeitervereine zu Annen und Huckarde. Der Vorstand hielt sechs Sitzungen ab, davon 5 in Hamm und 1 in Siegen. Die Uebersicht über die verbreiteten Flugschriften des Bundes ergibt stattliche Zahlen. Was einzelne rührige Zweigvereine in dieser Hinsicht geleistet haben, das zeigten Hamm, wo 8800, Herne, wo 7874, Siegen, wo 3650, Minden, wo 2200, Lüdenscheid, wo 1350, Ocynhausen, wo 1000 verschiedene Schriften verteilt oder abgesetzt sind, ganz abgesehen von den Jahresberichten. An den Jahresbericht schloß sich eine rege Aussprache über die inneren Angelegenheiten des Bundes, worauf der Bundesdirektor und der Reichstagsabg. Herr Liz. Everling aus Halle in längeren Ausführungen über„Die Aufgaben und Ziele des Evang. Bundes im öffentlichen Leben“ sprach. An der Hand des Bundesprogramms kennzeichnete Redner in scharfen Strichen zunächst die Tätigkeit des Bundes in kirchlicher Beziehung und kam dann namentlich auf seine Pflichten der Oeffentlichkeit gegenüber zu sprechen. Herr Everling ist ein äußerst interessanter Redner, der seine Zuhörer zu mahnen, aber noch mehr zu begeistern versteht, und so war denn auch der Beifall am Schlusse seiner Ausführungen groß und langanhalten s. Der Schatzmeister Herr G. Osthaus aus Wedigenstein erstattete den Kassenbericht, der in Einnahme und Ausgabe mit 21301 Mk. balanziert. Das verzinslich angelegte Vermögen beträgt 3467 Mark. Zur Förderung der evangelischen Sache in Oesterreich leistete der Provinzial=Verein wieder erhebliche Beiträge. Herrn Osthaus wurde unter herzlichen Dankesworten seitens des Vorsitzenden Entlastung erteilt. Schneidemühl, 12. Juni. Zum Bau der dritten evangelischen Kirche hier hat der Kaiser aus dem Dispsiotionsfonds 165000 Mark Zuschuß gegeben. Westfalen und * Iserlohn, 12. Juni.(Zum Wiederaufbau der Burg Altena.) Durch verschiedene Zeitungen ging dieser Tage die Nachricht, der Burg Altena=Ausschuß habe bei der hiesigen Stadtverwaltung einen Beitrag von 39000 Mark zu den Kosten der Wiederherstellung der Burg Altena erbeten. Wie der„Iserlohner Kreisanz.“ nach zuverlässigen Insormationen mitteilt, handelte es sich nur um den Betrag von 3900 Mark, den der Magistrat in seiner letzten Sitzung ablehnte. * Mülheim(Ruhr), 12. Juni.(Bestialität.) Ein Einwohner von Mülheim=Saarn stach in blinder Wut auf sein Pserd ein, das sich bei einem Zusammenstoß mit einem Wagen verletzt hatte, sodaß das Pserd über und über verwundet war. Nicht genug damit, schnitt der rohe Patron dann noch dem Pferde den Hals ab. Der Mann gelangte zur Anzeige. * Mülheim(Ruhr), 12. Juni.(Leichenfunde.) In der Nähe der Papierfabrik wurde heute morgen eine weibliche Leiche gelandet, welche als die jugendliche Verkäuferin Henriette Boers aus Essen=West rekognosziert wurde. Es scheint mit ziemlicher Bestimmtheit Selbstmord vorzuliegen. Das Motiv der Tat ist nicht bekannt.— In einem Dachzimmer auf der Luisenstraße wurde gestern abend die vollständig in Verwesung übergegangene Leiche des 54jährigen Arbeiters Karl Goldmann, welcher in getrennter Ehe gelebt hat, aufgefunden. * Blankenstein, 12. Juni.(Ertrunken.) Die hat schon wieder ein Opfer gefordert. Der Bergmann Schmidtken aus Laer bei Bochum geriet hier beim Baden in der Ruhr in eine starke Strömung, ging unter und ertrank vor den Angen seiner Kameraden, die ihm keine Hilfe bringen konnten, weil sie Nichtschwimmer waren und auch keinen Rettungskahn zur Hand hatten. * Düsseldorf, 12. Juni. Gestern wurde die landwirtschaftliche Ausstellung von 32675 zahlenden Personen besucht. Der Gesamtbesuch beläuft sich auf 335870. Düsseldorf hat seit dem Bestehen der Gesellschaft an Besucherzahl das zweitbeste Resultat gezeitigt, jedoch nicht in seiner finanziellen Hinsicht, da die Leitung mit einem Defizit von 20= bis 30000 Mark rechnet. * Köln, 12. Juni.(Bauernfänger.) Auf dem Zentralbahnhof machten sich zwei Bauernfänger an einen jungen Italiener heran, der nach seiner Heimat fahren wollte. Die beiden behaupteten, daß bei ihnen Italien das Ziel der Reise sei. Man sprach über die Schlechtigkeit der Menschen, namentlich könne man sich nicht genug vor den Dieben hüten. Der unerfahrene Italiener ließ sich von den beiden verleiten, ihnen seine Barschaft von 250 Mark zu geben, damit sie zusammen verwahrt werde. Das Geld wurde anscheinend in ein Taschentuch verpackt. Dann verschwand einer der Gauner und der andere gab dem Italiener das Taschentuch, um nachzusehen, wo der andere blieb. Als beide nicht zurückkehrten, öffnete der Italiener das Taschentuch, aber statt des Geldes befanden sich nur Steine in demselben. Der Polizei gelang es, einen der Gauner zu verhaften. Feuerwehrleute als MassenBrandstifter. Das sächsische Schuhmacherstädtchen Siebenlehn wurde in der letzten Zeit fortwährend von Feuersbrünsten heimgesucht. In dem Zeitraum von 1896 bis 1906 sind nicht weniger als 43 Brandfälle vorgekommen, bei denen 65 Grundstücke eingräschert wurden. Nach dem Brande wurden auf Betreiben des Bürgermeisters Barthel 500 Mark aus der Königl. Privatschatulle bewilligt und unter die Feuerwehrleute als Belohnung für den bei den Löscharbeiten bewiesenen Opfermut verteilt. Die Entstehungsursachen der zahlreichen, höchst verdächtigen Brände blieben vorderhand unaufgeklärt. Große Ueberraschung rief eine während einer in Freiberg i. Oktober vor. Irs. stattgefundenen Schwurgerichtsverhandlung von dem Zeugen Schuhmacher Greif gemachte Aussage hervor, die etwas Licht in die Angelegenheit brachte. Greif wurde sofort verhaftet. Durch das umfangreich: Geständnis des Verhafteten wurden dann die haarsträubendsten Sachen bekannt. Die Feuerwehr war die Brandstifterin! Kein Tag verging hierauf, ohne daß der sofort nach Siebenlehn entsandte Untersuchungsrichter mehrere Verhaftungen vornahm. Auch der Feuerwehrhauptmann, der angesehene Kaufmann Zetzschke, wurde in berichtliche Obhut genommen. Aber noch nicht genug — auch das Stadtoberhaupt, der Bürgermeister Garthel, wurde immer mehr in die Affäre verwickelt und schließlich in Haft genommen, in der er ein Geständnis ablegte. In der letzten und gegenwärtigen Sitzungsperivde des Freiberger Schwurgerichts ist bereits eine lange Reihe von einzelnen Brandstiftern aus Siebenlehn abgeurteilt worden. Nunmehr erscheinen wegen gemeinschaftlicher Brandstiftung, Beihilfe zur meister Kaden, Schuhmacher Franke, Fleischermeister und Restaurateur Naumann, sämtlich aus Siebenlehn, ferner Wirtschaftshesitzer Nendel und Schuhmacher Greif, beide aus Greileneuch bei Stebenlehn. Vom sozialen Felde (:) Wernigerode, 12. Juni.(Drahtb.) In Gegenwart der Frau Geheimrat Krupp, des Legationsrates Krupp von Bohlen, des Oberpräsidenten von Wilmowsky und der Spitzen der Behörden wurde heute mittag das Erholungsheim für die Arbeiter des Grusonwerkes eingeweiht, das den Namen Margäretenhof 586. Kleine Chronik. Berlin, 11. Juni. Von einem zusammenbrechenden Holzstapel erschlagen wurde gestern abend das 6jähvige Töchterchen des Kaufmanns Erwin Meyer, Hochstraße 30. Das Kind hatte mit anderen Kindern unter dem Bretterstapel gespielt. Cadenberge, 11. Juni. Ein schreckliches Unglück hat sich hier gestern nach Schluß der Vormusterung des Pferdebestandes ereignet. Nachdem die Pferde des Fuhrwerksbesitzers Hinck angeschirrt waren, um zwei hintereinander gekoppelte Wagen mitzunehmen, gingen die Tiere plötzlich durch und rannten die abschüssige Straße entlang, in eine Schar spielender Kinder hinein, wobei der vierjährige Sohn des Bäkkermeisters Weberlein von den Pferden umgerannt wurde. Beide Wagen gingen dem Kleinen über den Kopf. Der Tod trat auf der Stelle ein. Halle, 12. Juni. Der Essenbauer Hammer stürzte 52 Meter hoch von einem Fabrikschornstein in Lützkendorf ab; er wurde als eine unförmige Masse aufgefunden. Metz, 12. Juni. Das im Kriege 1870 während der Belagerung von Metz, besonders bei dem Ausfall am 31. August und 1. September bei Noiseville genannte Schloß Grimont, etwa 8 Kilometer von Metz, ist gester abend niedergebrannt. Das Schloß diente zurzeit einer Abteilung des Sächs. Fußartillerie=Regiments Nr. 12 als Kasernement.. Aet. a, m Kleinrosseln, 12. Juni. In dem Drr. Lubweiter stürzte ein dreijähriges Kind in einem unbewachten Augenblick in einen Topf mit heißer Suppe. Den gräßlichen Brandwunden erlag das Kind nach kurzer rigkeiten, wo bei dem Nanku=Paß die chinesische Mauer zu überschreiten sein wird. Dann gehi der Weg etwa 240 Kilometer lang durch das Gebirge und nach Ueberschreitung der mongolischen Grenze bleibt die Wüste Gobi zu durchfahren. Um die Schwierigkeiten und Hindernisse der Straße zu überwinden, hat man die Automobile mit Hacken, Seilen, Scheiben und Hebeln, kurz mit einer Art alpiner Ausrüstung versehen müssen. Stellenweise werden die Automobile von Maultieren gezogen oder in sumpfigem Gelände gar von Kulis getragen werden müssen. Das Benzin ist von Karawanen an die Stationen längs der Strecke verteilt worden. Außerdem haben sich die teilnehmenden Wagen g.mügend verproviantiert. Die vom Fürsten Borghese geführte 40pferdige 4000 Kilogramm schwere „Itala“, in der auch der Berichterstatter Barzini vom Corriere della Sera Platz nimmt, führt einen Benzinvornat für 1000 Kilometer mit sich, dazu noch 50 Liter Wasser und Lebensmittel für eine Reihe von Tagen, 20 Pfund Gepäck und einen eigens konstruierten Schlammfänger, der beim Ueberschreiten von Bächen als Brücke benutzt werden kann. Außer der„Itala“ nehmen noch an der Fahrt teil eine 15pferdige Spyker von 1400 Kilogramm, zwei 10pferdige De Dion=Bouton von demselben Gewicht und ein sechspferdiges Dreirad Cantal, also drei französische, eine italienische und eine holländische Maschine. Die italienische Fabrik hat den größten Wert auf die Solidität, die anderen den größten Wert auf leichtes Gewicht gelegt. Recht schwierig gestalten sich die Verhandlungen mit den chinesischen Behörden. Die alten Mandarinen trauten den Automobilisten in ihren seltsamen Vermummungen, mit ihren großen Brillen und ihren geheimnisvollen Wagen nicht und hielten sie für die Träger von wer weiß wie teuflischen Plänen. Sie wollten ihnen daher zunächst die geforderten Pässe nicht geben und ihnen die Fahrt in den Automobilen nur unter der Bedingung erlauben, daß die Autos von Maultieren gezogen würden. Es mußten mit den hohen Zopfträgern umständliche Verhandlungen von operettenhaftem Zuschnitt geführt werden, bis sie sich entschlossen, nachzugeben. Die Träger, die das Benzin längs des Weges verteilt haben, erzählen, daß die Bevölkerung sehr neugierig ist, die von selbst laufenden Wagen zu sehen, daß sie aber weder feindselig noch furchtsam gestimmt sind. Der groß: Lama von Urga,will die Automobilisten sogar freundlich aufnehmen, denn er ist selbst glücklicher Besitzer eines Automobils. Die Russen schentten es ihm, vergaßen aber, ihm auch einen Chauffeur zu stellen. Er kann sich daher seines Fahrzeuges nicht bedienen und hofft, daß die Teilnehmer an der Fahrt, die ersten Automobilisten, die sein glückliches Land passieren, ihn im Gebrauch seiner Maschine unterrichten werden. In Irkutsk hoffen die Teilnehmer noch vor Beginn der Regenzeit, am Ende dieses Monats einzutreffen. Bestrafte Hetzerei. Schweidnitz, 12. Juni. Wegen öffentlicher Beleidigung der Schutztruppe in Südwestafrika wurde die sozialdemokratische Agitatorin Lungwitz aus Berlin von der hiesigen Strafkammer zu zwei Monaten Gejängnis verurteilt. Sie hatte anläßlich der letzten Reichstagswahlen in einer sozialdemokratischen Versammlung schwere Angriffe gegen die Truppen in Afrika gerichtet. Verschiedene Meldungen. Plauen i. B., 12. Juni. Wie der„Voigtl. Anz.“ aus Gaßnitz bei Eger meldet, hat dort der Landwirt Glast bei einem Streite seinen Vater erschossen, der dem Trunke ergeben war und sich tätlich an dem Sohne vergriff. Der Mörder hat sich selbst dem Gerichte gestellt. Saarbrücken, 12. Juni. In Wallerfangen hat ein Radfahrer eine ältere Dame überfahren. Sie erlitt eine Gehirnerschütterung und starb bald darauf. Der Radfahrer ist unerkannt entkommen. Kirchheimbolanden, 12. Juni. Der Einnehmer der Distriktssparkasse, Karl Hopp, ist wegen Unterschlagung von 14000 Mark verhaftet worden. Innsbruck, 12. Juni. Bei einer Tour auf den hohen Freschen(Vorarlberg) wurden vorgestern zwei junge Leute, Vogel und Brader, von einer Lawine sortgerissen und verschüttet. Zwei andere Touristen fanden sie am andern Tage schwer verletzt auf. Sydney, 12. Juni. Die am 2. Mai von Kore(Neukaledonien) nach Stettin abgesegelte Bark Albania ist am 17. Mai sinkend angetroffen worden. Die Mannschaft, die die Bark verlassen hatte, ist am 26. Mai in Tonga gelandet. Das Todesfahrzeug. Gotha, 13. Juni. In Schwabach stieß in der Nacht das Automobil des hiesigen Fahrradhändlers Rudolf mit einem unbeleuchteten Bauernwagen zusammen, der Chauffeur sowie ein Pferd wurden getötet. Verstaatlichung der Bergwerke in Oesterreich. Wien, 12. Juni. Wie das„Deutsche Volksblatt“ meldet, hat die gestern im Wiener Landhause stattgefundene Konferenz sämtlicher Landesausschüsse der christlich=sozialen Partei Oesterreichs einstimmig beschlossen, in der bevorstehenden Reichsratstagung die Verstaatlichung sämtlicher Bergwerke Oesterreichs zu fordern. Die Konferenz beschloß ferner, diese Forderung zu einem Hauptpunkte des christlich=sozialen Programms zu machen. Vierfacher Mord in Schweden. Gotenburg, 12. Juni. Dem„Aftonbladet" zufolge ist in der Nähe Stenungsunds der Pächter Larson, seine Frau, seine Tochter und deren Kind in der Wohnung ermordet aufgefunden worden. Ein Knecht des NachZeit. Bamberg, 12. Juni. Ein tobsüchtiger Revolverheld versetzte heute früh hier die Straßenpassanten in Schrecken. Bei dem früheren Brauereibesitzer Utzmann kam Tobsucht zum Ausbruch. Er stürzte splitternackt mit einem Revolver in der Hand aus seiner Wohnung auf die Straße hinaus und feuerte eine Anzahl Schüsse auf die Vorübergehenden ab. Nachdem er nur mit Mühe überwältigt worden war, wurde er auf sein Zimmer gebracht, wo er, vom Schlage gerührt, tot zusammenbrach. Reims, 12. Juni. Das Automobil des Engländers Poppe, in dem dieser mit seiner Frau und dem Redakteur einer illustrierten englischen Zeitung, Kropf, fuhr, rannte bei Tisliers gegen einen Baum. Kropf blieb tot, die anderen Insassen wurden schwer verletzt. Jagd und Sport. Zur Herkomerfahrt. Leipzig, 13. Juni.(Telegr.) Der Amtshauptmann von Leipzig erließ eine Erklärung gegen die Leitung der Herkomerfahrt. Der Amtshauptmann weist darauf hin, daß die Ankunft der Wagen zwei Stunden früher erfolgte, als sie vom kaiserl. Automobilklub festgestellt war; das beweise, daß die Zuverlässigkeitsfahrt in eine Rennfahrt ausartete. Nur dadurch, daß die Gendarmen viel früher auf ihren Posten waren als festgesetzt war, sei großes Unglück vermieden worden. Kronberg, 13. Juni.(Drahtb.) Gestern nachmittag verunglückte auf der Rennstrecke unweit Schloß Friedrichsdorf ein pfälzischer Tourenwagen dadurch, daß er in den Straßengraben geriet und an einem Kilometerstein total zerschellte. Der Chauffeur brach den Oberarm, die beiden Insassen trugen innere Verletzungen davon. Die Namen waren nicht festzustellen, weil die Insassen sie zu nenmen weigerten. Die Wettfahrt Peting=Paris. Wir meldeten bereits„daß die Teilnehmer an der Automobilfahrt Peking=Paris ihre Reise angetreten haben. Nähere Angaben über dieses Unternehmen finden wir in einer Zuschrift, die an die„Frankfurter Zeitung“ gerichtet ist. Es heißt dort, daß die geplante Fahrt eines der denkwürdigsten Ereignisse in der Geschichte der menschlichen Verkehrsmittel bilden wird. Es ist nicht nur die Länge der Strecke von der Hauptstadt Chinas nach Paris, quer durch das ganze asiatisch=europäische Festland, die 15000 Kilometer beträgt, die dem Unternehmen eine besondere Bedeutung verleiht, sondern mehr noch ist es die Beschaffenheit des riesigen Weges. Die Strecke führt durch Gegenden, deren Bewohner noch nie einen Kraftwagen gesehen haben und über Pfade, die bisher nur von den Eingebornen jener Länder und kühnen Forschungsreisenden betreten worden sind. Schon 20 englische Meilen hinter Peking, kurz nach Schauping, beginnen die Schwieden Gerichtssälen. 8 Elberfeld, 12. Juni. Wegen Beleidigung des 53. Regiments und seines Kommandeurs, Oberstleutnant von Bodungen, verurteilte die Strafkammer nach zweitägiger Verhandlung die Redakteure Deisel,„Bergische Arbeiterstimme“, in Solingen und Goetz,„Remscheider Arbeiterstimme“, Remscheid, zu 6 bezw. 3 Wochen Gefängnis. Die Beleidigungen wurden in einer scharfen Kritik der Herbstübungen und Manöver in der Senne gefunden. § Dresden, 12. Juni. Die dritte Strafkammer verurteilte die internationalen Juwelendiebe, den Händler Höer und den Kaufmann Henninger, die am 13. März einen Dresdener Juwelierladen ausraubten und für 3000 Mark Schmuckgegenstände erbeuteten, zu 6 bezw. 4 Jahre Zuchthaus. Salzburg, 12. Juni. Der des Mordes an dem Postbeamten Müller angeklagte Gärtner Josef Plukarm wurde nach 5tägiger Verhandlung zum Tode durch den Strang verurteilt. Lehle Trahlmetbungen. Der Kaiser in Homburg. Homburg v. d. H., 13. Juni. Der Kaiser traf 9,45 Uhr mit Sonderzug von Hannover auf dem hiesigen Bahnhof ein. Zum Empfang waren der Landrat und der Oberbürgermeister erschienen. Der Kaiser fuhr im Automobil nach der festlich beflaggten Stadt zum Königl. Schloß, von der Menge jubelnd begrüßt. Defizit. Düsseldorf, 13. Juni. Das Defizit der gestern geschlossenen Landwirtschafts=Ausstellung beträgt rund 17·000 Mark.— Die Deutsche Landwirtschafts=Gesellschaft rechnet ständig mit einer Unterbillanz bis zu 30000 Mark bei ihren Ausstellungen. Nur die Berliner brachte bisher einen Ueberschuß. Red. Bei einer militärischen Uebung ertrunken. Berlin, 12. Juni. Bei Brückenbau ertrunken ist der Rekrut Falkenhagen vom Eisenbahnregiment, das auf dem Sperenberger See Uebungen im Brückenbau vornahm, hierbei geriet ein Gerüst ins Wanken und stürzte um, die darauf stehenden Offiziere und Mannschaften unter sich begrabend. Während es den übrigen Verunglückten gelang, sich aus den Wellen heraus zu arbeiten, ertrank Falkenhagen, der unter einen Pfeiler geraten war, obwohl sofort Offiziere wie Mannschaften nach ihm tauchten. Ein Raubmord. Düsseldorf, 12. Juni. Der Gemüsehändler Marx wurde auf der Straß: nach Benrath von Wegelagerern überfallen, ermordet und vollständig ausgeraubt. Die halb entkleidete Leiche wurde in den Rhein geworfen, wo sie am Benrather Ufer gelandet wurde. Die Täter sind mutmaßlich auf einem Schleppschiff entkommen. Ein russisch=japanisches Abkommen? Paris, 12. Juni. Der hiesige japanische Botschafter Kurino hat den formellen Abschluß eines russisch=japanischen Abkommens zur Sicherung des territorialen Bestandes der beiden Mächte im äußersten Osten als unmittelbar bevorstehend und als wahrscheinlich schon vollzogen bezeichnet. Das Urteil im Bombenattentats=Prozeß. Madrid, 13. Juni.(Telegr.) Wegen des Bombenattentats gegen das spanische Königspaar am Hochzeitstage wurden Nackens, Mala und Ibarra zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt, die übrigen Angeklagten freigesprochen. Russische Räuber=Heldentaten. Petersburg, 12. Juni. Fünf mit Revolvern bewaffnete Räuber führten heute vormittag einen Ueberfall auf eine Bankfiliale im Petersburger Stadtteil aus und raubten 1000 Rubel. Bei ihrer Verfolgung erschossen sie einen Revieraufseher und einen Vorübergehenden und verwundeten einen Schutzmann und vier andere Personen. Einer der Räuber erschoß sich, als er sah, daß es ihm umöglich war, zu entkommen. Kattowitz, 12. Juni. Der Kassierer der Ostrowezer Hüttenwerke wurde bei Ludwikow überfallen; 15 000 Rubel, die zur Löhnung bestimmt waren, wurden ihm geraubt. In Staraja Wesj überfielen Räuber ein Bauernhaus, raubten Vieh, Geld und Wertsachen und warfen den Besitzer und seine Frau in einen Brunnen, worin sie ertranken. 11 Personen ertrunken. Norfolk(Virginien), 12. Juni. Die Barkasse, die am 10. Juni um Mitternacht die Ausstellung von Jamestown verlassen hatte, um nach dem Linienschiff Minesota zu fahren, ist verschwunden; es gilt als sicher daß sie von dem Dampfer überrannt worden ist. Elf Mann der Besatzung werden vermißt. Schwerte, 12. Juni.(Wochenmarkt.) Kartoffeln pro Zentner 5 Mk., Butter pro Pfund 1,20—1,10 Mi, Eier 13 Stück 1 Mark. Danksagung! Für die vielen Beweise herzl. Teilnahme bei dem Hinscheiden meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, Grossvaters, Bruders, Schwagers und Onkels sprechen wir allen, besonders dem Kampfgenossen-Verein und Krieger-Verein unseren tiefgefühltesten Dank aus. Namens der Hinterbliebenen: Frau Witwe Wilbelm Börstinghaus. Schwerte, 13. Juni 1907. SOBESG JAGESE SEE i Ein regelmässiger H Spazielgang nach# dem Freischütz 0 ersetzt eine kleine Badereise und ist u bedeutend billiger i 0 Tlbeseser isctzeneE Zauber verleiht j dem Gesicht ein resiges, jugendfrisches Aussehen, zarte, weiße, sammetweiche Haut and blendend schöner Te#nt. Alles dies erzeugt die eckte Steckenpferd= Jilienmisch — Zeise v. Bergmann u Co., Radeben! mit Schutzmarke: Siedenpferd. Stäck 50 Pfg. K733 in der Adler=Apotheke. W Bekanntmachung. Der Holzenerweg bei Ostermanns Ziegelei vorbei, ist für Fuhrwerk bis aufs Weitere gesperrt. Holzen, 13. Juni 1907. Gemeinde=Vorsteher Jakobs. Bekanntmachung. 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Celegr.-Nüresse Braus. 10 PI., Anzeigen von auswärts 1s Pl., Donnerstag den 13. Juni 1907. Die Herkomer=Fahrt. Die Veranstalter der Herkomer=Konkurrenz versuchen, die Schuld an den Unfällen, die die Fahrt bisher zur Folge gehabt hat, von sich abzuwälzen. Sie weisen zunächst darauf hin, daß die Herkomer=Konkurvenz gar keine Wettfahrt um die Geschwindigkeit, sondern um die Zuverlässigkeit des Fahrens darstell:; demn es handle sich nicht darum, das Ziel möglichst schnell, sondern ohne eigenen oder fremden Schaden zu erreichen und im Durchschnitt sei nur eine Geschwindigkeit von 36 Kilometern in der Stunde vorgesehen. Eigentliche„Wettrennen“ würden ja programmäßig nur an zwei von den 10 Renntagen veranstaltet. Der ernste Wille, jeden Unfall nach Möglichkeit zu verhüten, gehe ja auch daraus hervor, daß jeder Schaden, den ein Automobil erleide oder anrichte, es von der weiteren Konkurrenz ausschließe. Ferner erklärt Graf Arco, die Unfälle auf der Strecke zwischen Leipzig und Eisenach, die ja bisher verhältnismäßig die zahlreichsten waren, seien durch die Schuld der Leipziger Polizei entstanden. Die Leipziger Bezirkshauptmannschaft habe ohne vorherige Ankündigung der Oberleitung verboten, den ersten Wagen vor 1 Uhr von Leipzig abfahren zu lassen; diese Anordnung habe die Fahrer„genötigt“, die Strecke hinter Leipzig in schnellerem Dompo zurückzulegen, um nicht zu spät in Eisenach einzutreffen. In Leipzig selbst ferner habe die Polizei nicht rechtzeitig für Sicherheitsmaßnahmen vorgesorgt, weil sie offenbar die Ankunft der Wagen erst für einen späteren Zeitpunkt erwartet chabe. Diese Ausführungen werden auf das Publikum schwerlich überzeugend und beruhigend wirken, Datsache ist jedenfalls, daß die Wagen teilweise erheblich schneller als 36 Kilometer in der Stunde gefahren sind, wobei vielleicht in Betracht kommt, daß sie nicht immer in dem gleichen Tempo fuhren; und wenn das für die Strechke Leipzig=Eisenach mit der erwähnten Anordnung der Polizei entschuldigt werden soll, so ist dem doch einfach entgegen zu halten, daß es das Richtige gewesen wwäre, die Ziel=Einteilung zu ändern, anstatt schneller zu fahren. Ferner sind sa immerhin zwei eigentliche Renntage vorgesehen, die also noch erheblich größere Geschwindigkeiten zeitigen dürften. Schließlich ist auch auf der Strecke hinter Eisenach schon ein äußerst schwerer Unfall passiert, und die kurze Behauptung, daß den Fahrer dabei keine Schuld treffe, ist doch noch kein Beweis für diese Aufsassung. Für das Publikum kann es auch keine besondere Beruhigung sein, daß Wagen, die nicht ohne Schädigungen zu fahren vermögen, aus der Konkurrenz ausscheiden; wer durch ein Automobil zu Unglück kommt, dem kann das nicht den geringsten Trost geben! mag gern zugegeben werden, daß die Absichten der Automobilisten beim Herkomer=Rennen gut und vernünftig sind; das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sie der öffentlichen Sicherheit viel zu viel schuldig bleiben. Namentlich in manchen Gesenden auf dem platten Lande wird es gar nicht möglich sein, vor allem die Kinder so zu behüten, daß kein Schaden entsteht. Und doch sollte die Wahrscheinlichkeit von Unglücksfällen ausgeschlossen sein; denn die öffentlichen Wege sind für den allgemeinen Verkehr da, für Fuß gänger ebenso gut wie für allerlei Fuhrwerk. Fuhrwerke, die die Sicherheit, auf welche die Bevölkerung wohlbegründeten Anspruch hat, gefährden, gehören eben deshalb nicht auf die Landstraße! Es wäre interessant, der Rechtsfrage näher zu treten, ob die Behörden überhaupt befugt sind, die Straßen für derartige Rennen freizugeben, gleichviel, ob es sich um völlige oder„gemilderte“ Wettrennen handelt. So lange derartige Unglücksfälle passsieren, wie die ersten Tage der Herkomer=Fahrt sie zeigten, wird der Gedanke nahe liegen, die Automobilisten für jede Art von Rennen auf besonders von ihnen anzulegende Rennstraßen zu verweisen. So freundlich man einem Sport gegeüberstehen und so viel man von einer Förderung des Automobilismus erwarten wag, kein Sport hat das Recht, auf Plätzen ausgeübt zu werden, wo Leib und Leben der Bevölkerung gefährdet sind. Die Automobilisten, die setzt die Schuld an den Unfällen von sich abwälzen möchten, sollten auch an die böse Sprache denken, die die Ziffern der eben veröffentlichten Automobilstattstik sprechen. 630 Verletzte und 51 Tote in einem Halbjahr, das ist ein schweres Schuldkonto; weniger vielleicht noch wegen der Höhe der Ziffer an sich, als deswegen, weil in der ganz überwältigenden Mehrheit dieser Unglücksfälle die Schuld den Fahrer traf; und weil noch ein ganz erheblicher Bruchteil der schuldigen Chaufseure sich der Verantwortung zu entziehen suchte. Wir wollen, wie schon gesagt, die Veranstalter der Herkomer=Fahrt nicht mit dem Durchschnitt der Automobilkutscher in einen Topf wersen. Aber auch ihnen gegenüber hat das Publikum ! guten Grund, beunruhigt zu sein. In England und Frankreich denkt man schon nicht mehr daran, die Straßen für Automobil=Rennen freizugeben. Es ist kein Grund vorhanden, weshalb wir auf die Sicherheit der Bevölkerung weniger Rücksicht nehmen sollten, als diese Länder. Jedenfalls gibt die veröffentlichte Stotistik und geben auch die Unfälle beim HerkomerRennen vollen Anlaß, endlich energisch darauf zu dringen, daß die Landstraße von Fuhrwerken mit gefährlicher Schnelligkeit frei bleibt! und *r(Die Ausgaben des Westfälischen Provinzialverbandes) für 1907 betragen im ganzen 3 768400 Mk. Es haben aufzubringen: die Stadt Dortmund 329167 der Landkreis Dortmund 179091 Mk., der Kreis Hörde 115 222 Mk., Stadtkreis Hamm 54•331 Mk., Landkreis Hamm 74 185 Mk., Bochum(Land) 130 879 Mk., Stadtkreis Bochum 169 508 Mk., Gelsenkirchen(Land) 132 139 Mk., Gelsenkirchen(Stadt) 203 701 Mk., Münster(Stadt) 151 575 Mk., Münster(Land) 34948 Mk., Soest 59305 Mk. usw. Den geringsten Beitrag, nämlich 12 494 Mark, leistet der Kreis Witzenstein, am nächsten steht im der Kreis Brilon mit 17 790 Mark. * Hamm, 11. Juni.(Gut angelegte Prüfungsgelder!) Vor mehreren Wochen wurde gemeldet, daß der Oberlandesgerichtssekretär H. von hier aus der O.=L.=G.=Kasse 4000 Mark unterschlug und dann flüchtig wurde. Wie sich jetzt herausgestellt hat, sind die Unterschlagungen wesentlich höher gewesen; es handelt sich um über 7000 Mark. Sie sind aus der Prüfungskasse für Referendare entnommen. Die Kasse enthält sonst selten solch hohe Beträge. H. muß sich also Prüfungsgelder vorauszahlen lassen haben. Auch die Flucht(es gelang trotz eifrigster Nachforschungen noch nicht, seiner habhaft zu werden) deutet auf Der Ceufelskopj. Roman von Fritzgerald Molloy, deutsch von E. Ebeling. (Nachdruck verboten.) 5. Eine rotbeschattete Lampe in der Mitte warf einen warmen Schein über den Tisch mit der Decke von Florentiner Stickerei, mit den Kupferschalen mit gelben Rosen und das feine böhmische Glas. Oriana nahm den Platz am oberen Ende des Tisches ein und zwar in dem hohen Eichenstuhl, dessen broncefarbiger Samt gegen das Rot ihrer Haare eigentümlich abstach, eine bezaubernd schöne Erscheinung. Sie sprach selbst wenig, sondern hörte mit einer Art Duldermiene den Geschichten aus seiner Militärzeit zu. Während der Major einen ununterbrochenen Redestrom unterhielt, fühlte Rigel sich unwiderstehlich gezwungen, seine Wirtin zu beobachten, deren Gesichtsausdruck ihre Geistesabwesenheit verriet. Daß sie anziehend war, konnte kein Mann leugnen; daß sie fähig war, eine zauberhafte Gewalt auszuüben, war ebenfalls sicher. Aber vom ersten Augenblick an, wo sie Rigel sah, entdeckte er an ihr etwas Geheimnisvolles, Ungewöhnliches, das ihn interessierte und zugleich peinlich berührte. Sein geübter Blick zeigte ihm, daß ihr Geist für Eindrücke empfänglich und ihr Gemüt sehr leicht erregbar war. Es ward ihm klar, daß sie für die friedliche Alltäglichkeit ihrer Umgebung nicht paßte, doch was er am stärksten empfand, war eine seltsame Ahnung, die ihn vor ihr warnte— eine Ahnung vor Unheil für sie und ihn. Und wie ihn dies Gefühl beschlich, ergriff ihn eine förmliche Angst vor ihr. Er sah, daß ihre Augen durchdringend auf ihn geheftet waren; mit Bestimmtheit fühlte er, daß durch eine wunderbare Empfindung, für die die Wissenschaft bis jetzt noch keinen Namen erfunden, sie seine Gedanken las. In diesem Augenblick wandte Philipp sich zu ihr und Pacte::„De stod heate ahenid io fll, stdd Sieebug eiunchl ganz nohl?“.... 963 heit „Doch,“ antwortete sie wie abwesend;„Dus heißt nicht so ganz, ich habe heute meine Kopfschmerzen. „Macht sich nicht genug Bewegung, kann sie nicht dazu bringen,“ bemerkte der Major. „Dürfen wir Sie morgen abholen und Klotilde mitbringen*“ „Und Bruce für mich,“ untervrach der Major. „Dann wollen wir zusammen durch die Parkanlagen jagen,“ fuhr Philpp fort und sah Oriana aufmunternd und lächelnd an.. 46. Moche Mol. „Morgen nicht, danke, vielleicht nachste Woche. Wollen Sie Ihren Kaffee hier trinken oder im Wohnzimmer?“ setzte sie hinzu und erhob sich. „Im Wohnzimmer, entschied Philipp. Der Major brachte eine vorzügliche Zigarre herbei. Eine Frage Philipps nach einem Pferde ließ ihn in seinem Sportgeschwätz fortfahren, während Rigels Gedanken zu der Frau zurückkehrten, die soeben das Zimmer verlassen hatte. Daß Philipp sie liebte, war nicht überraschend; denn sie war eine Persönlichkeit, für die sich wohl Herzen erwärmen konnten. Das Wunderbare war nur, daß sie Philipp liebte, wie der Major doch deutlich zu verstehen gegeben hatte. Denn Philipp war ein alltäglicher Landedelmann, beschränkt und unerfahren und ganz unfähig, sie genug zu verstehen. G zmen Mf Hier wurde Riger aus seinen Gevunten aufgeschreckt; er hörte Philipp in kurzem, gereiztem Tone sagen: „Gut, also abgemacht.“ „Aber kein Wort gegen Oriana, nicht wahr?" erwiderte der Major beinahe flüsternd, als er vom Tische aufstand.„Ich habe ihr versprochen, dich niemals wieder zu fragen.“ „Ich will nichts sagen,“ entgegnete Philipp und erhob sich gleichfalls. „Recht so, mein Junge, ist nett von dir.“ und die Melodie eines Jagdliedes vor sich hinträllernd, führte er seine Gäste ins Wohnzimmer.: Als Rigel eintraf, traf ihn ein rascher Blick Or anas, und sie winkte ihn auf den Stuhl neben sich, eine Einladung, der er sofort nachkam. „Wie ich höre, ist dies Ihr erster Besuch in England?“ sagte sie.„Es muß herrlich sein, die Wunder fremder Länder zu schauen. Obgleich ich nichts von ihnen weiß, denke ich mir, sie müssen einen großen Zauber ausüben. Es liegt viel Romantik in dem Gedanken, die Welt zu drrchfliegen,“ fügte sie leiser hinzu,„die Ausländer haben für mich immer Anziehungskraft besessen. „Ich freue mich, das von Ihnen zu hören, denn ich glaube, die meisten Engländer haben eine argwöhnische Furcht vor Ausländern, namentlich der romanischen Stämme. Das datiert von der spanischen Kriegsflotte und den Angriffen Bonapartes her und hat sich auf die späteren Generationen vererbt. „Jedenfalls auf einige,“ antwortete sie lächelnd und sah zu Philipp hinüber, der sie offenbar beobachtete, während er ihrem Vater zuhörte. „Was das Leben im Auslande betrifft, fuhr Rigel fort,„so hat dasselbe viel Anziehungskraft durch die Freiheit der Sitten, die schnell wechselnden Eindrücke und dadurch, daß dieser bittere, endlose Wettbewerb um Stellung und Vermögen weafällt. Es ist dort möglich, das Leben unter den drückendsten Verhältnissen noch zu genießen, was hier für undenkbar gehalten würde. Ich zum Beispiel war oft ganz vergnügt, wenn ich auch nicht wußte, ob der nächste Tag mir genug einbringen würde, um meinen Hunger stillen zu können, oder ob ich am Ende der Woche noch ein Obdach finden würde. Unsere Genußfähigkeit liegt eben in uns selbst, nicht in den Verhältnissen. „Ja, das Geheimnis unseres Glückes oder Elendes liegt in uns selbst, das habe ich schon lange empfunden. Aber Sie glauben nicht, wie ich mich nach Freiheit sehne; ich fühle mich an Händen und Füßen gebunden. Ich stelle mir oft vor, wie mein Dasein unter anderen Bedingungen sein könnte, und ich glaube sicher, ich würde an dieser Leere einen wohlüberlegten Betrug. * Neubeckum, 11. Juni.(Is sich polnisch Deitsch!) Auf einem hiesigen Bureau wurde vor einiger Zeit ein Brief, den ein nach hier zugezogener Arbeiter verloren hatte, gefunden, folgenden Inhal „Essen, die 13. Noofember 1906. Geliebtes Emiel! Bin siech gekummen von die Gelsänkirchen nach die ssen, wollte sich besuchen mier geliebtes emiel, bin sich Gegange auf die Rahthaus, Hab siech Auch gekriecht das auskunst, schreibt sich also dog kann siech woll Kum men mittwoch abeend in die Stadtgarten Unten an die Grose teich Rechts das zweite Bank, hab siech an ein Blau kleid, In die Knopfloch hab siech Rote rose steeke, weis siech woll nog her voon die letste Ball, hapt siech gehapt vile Schpas. will siech aber nicht kummen, schickt siech das andere Bruter mit ein brief. will siech das auch nicht kummen, spring siech in das Grose teich. kann siech nicht mehr Länger lebe, ohne dir das gelibte emiel. also kum siech bestimt oder Schick sich brif nun lep siech woll und bleip siech gunt diech ewig treu bleibendes Hulda.“ * Stolberg, 11. Juni.(Verschiedenes.) Ein Braubursche der hiesigen Wirtebrauerei machte sich mit einem geladenen Revolver zu schaffen, wobei sich die Waffe plötzlich entlud und das Geschoß dem Manne in den Unterleib drang. Nach wenigen Minuten trat der Tod ein.— Im benachbarten Büsbach entstand gestern nacht zwischen mehreren Leuten Streit. Als der Polizeidiener Assent vermittelnd dazwischen treten wollte, erhielt er einen Messerstich in die Herzgegend. Schwerverletzt wurde er ins Krankenhaus nach Stolberg gebracht. Der Messerheld kam in Haft. Ein Sensationsprozeß. In Boisé, Idaho(Amerika), begann am 4. Juni der Mordprozeß gegen William Dr. Haywood, den Sekretär und Schatzmeister des Westlichen Verbandes der Bergleute, einer der sensationellsten der neuen Zeit. Die Anklage lautet auf Ermordung des Gouvrneurs Stennenberg am 30. Dezember 1905. Steunenberg wurde durch eine Bombe, die an dem Tore des Vorgartens seiner Wohnung explodierte, zerrissen. Veranlassung des Verbrechens soll gewesen sein, daß Steunenberg lange Jahre vor seiner Ermordung als Gouverneur einen Bergarbeiterstreik kriegsrechtlich unterdrückte. Haywood wird als die leitende Persönlichkeit eines sogenannten„Inneren Zirkels“ des Westl. Verbandes der Bergleute bezeichnet. Dieser „Innere Zirkel“ hatte den Zweck, alle Gegner des Verbandes erbarmungslos zu verfolgen. Verschiedene andere Mitglieder des Zirkels sehen ebenfalls ihrer Verurteilung entgegen. Die Furcht vor dem mysteriösen Zirkel ist so groß, daß es die größten Schwierigkeiten machte, Geschworene zu bekommen. Die Auswahl der Geschworenen nahm einen ganzen Monat ir Anspruch. Die Jury besteht aus 10 Farmern, einem Gütermakler und einem Zimmermann. Der Gerichtssaal war dicht gefüllt, als Haywood, blaß, aber trotzig in den Raum gebracht wurde. In der Eröffnungsrede erklärte der Staatsanwalt, daß der„Innere Zirkel“ nichts weiter sei, als eine Bande von Terroristen, denen jedes Gefühl fehle. Das Gesetz werde sich jedoch stark genug erweisen, diejenigen zu beschützen, die surchtlos ihre Pflicht täten, fügte der Staatsanwalt mit einem Blick auf die Jury hinzu. Fast alle verfügbaren Sitze waren von Beamten des Bergarbeiterverbandes besetzt. Der Staatsanwalt stellte viele sensationelle Enthüllungen in Aussicht.„Ich werde“, so sagte er,„Nachweisen, daß dieser„Innere Zirkel“ ein dunkler und mörderischer Verband ist, der in teuflischer Heimlichkeit Pläne schmiedet und sie mit wilder Grausamkeit ausführt. Ich werde nachweisen, daß dieser „Inneve Zirkel“ direkt verantwortlich ist für zahlreiche andere Morde, die in ihren Details ebenso grausig sind wie der Mord Steunenbergs. Ich werde zeigen, daß Verbrecher gemeinster Art verwendet wurden, um diejehnigen zu ermorden, die die Kühnheit besaßen, die länz des Verbandes der Bergarbeiter zu durchkreuzen. Der Mord Steunenbergs war lediglich ein einzelner Fall in einem blutigen Geschäftsbetriebe.“ Im weiteren Verlauf seiner Rede wies der Staatsanwalt darauf hin, daß die von dem Verbande verwendeten Mörder den Mord als Beruf betrieben. Es sei sogar eine Lohnskala für die verschiedenen Verbrechen aufgestellt worden. Die Verbrechen seien zumteil teuflischer als alle jemals vorgekommenen Untaten. Man werde dem„Inneren Zirkel" nachweisen, daß er neben anderen Morden auch den Tod von 14 Personen auf dem Gewissen habe, die bei einer Eisenbahnstation in die Luft gesprengt wurden. Der Gouverneur von Colorado sei von Haywood und seinen Genossen mehrfach mit dem Tode bedroht worden.— Die Anklage stützte sich hauptsächlich auf das Geständnis eines Komplizen Haywoods, Orchard, der im Gefängnis Geständnisse abgelegt hat und nun als Kronzeuge im Prozeß auftritt. Orchard erklärte, er habe als Mitglied des Bergarbeiterbundes vor acht Jahren gemeinsam mit 1000 anderen die Hüttenanlagen in Wardner(Idaho) in die Luft gesprengt, wobei es zwei Tote gegeben habe, worauf später der Gouverneur Steunenberg Bundestruppen requiriert. Orchard gab zu, seit elf Jahren einen falschen Namen geführt zu haben. Er arbeitete später in Colorado, wo ein großer Bergarbeiterstreik ausbrach, den Haywood und der Mitangeklagte Moyer leiteten. Orchard bezeugte weiter, Haywood habe ihn mehrfach zu Morden veranlaßt, einmal für 800 Dollar zu einem Dynamitfrevel in der Vindicatorgrube. Orchard gab die Erzdiebstähle zu. Klempt(Aug. Michel) Listen zum Einzeichnen zwecks Deilnahme an dem diesjährigen Korps=Appell offen glegt, worauf wir besonders die Kameraden, die bisher der Vereinigung noch nicht angehören oder in den umliegenden Ortschaften ihren Wohnsitz haben, aufmerksam machen. Sprechsaal. Korps=Appell des 16. Armeekorps. Am 6., 7. und 8. Juli ds. Is. findet in Elberfeld ein Korpsappell ehemaliger Angehöriger des 16. Armeekorps statt, welcher wiederum besondere Bedeutung dadurch erhält, daß Se. Exzellenz, der General= Feldmarschall Graf w. Haeseler an diesem Appell teilnimmt. Wie uns geschrieben wird, haben bereits über 200 Vereine und Vereinigungen ihre Beteiligung an diesem Feste zugesagt und täglich lausen noch Neuanmeldungen ein. Die Vorbereitungen des festgebenden Vereins„Metzer Kameraden“ lassen hoffen, daß dieses Fest den rückliegenden sich würdig anschließen wird. Außer Graf v. Haeseler hat d. Kommandierende General des 16. Armeekorps, General der Infanterie von Prittwitz und Gaffron sein Erscheinen zugesagt, ist auch dem Ehren=Ausschuß beigetreten, und serner werden von jedem Regiment Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zu dem Fest als Deputation erscheinen, sodlaß jedem altgediemten Soldaten Gelegenheit geboten sein wird, in diessen Tagen Vertreter seines Regiments begrüßen und alte Erinnerungen auffrischen zu können. Es ist deshalb angebracht, daß sich die ehemaligen Kameraden des 16. A.=K. zusammenschließen, um an dem Appell teilzunehmen und dadurch ihre alte Angehörigkeit zu dem Korps, welches die Wacht an der Westgrenze hält, zum Ansdruck bringen, zu Ehren des allverehrten und geliebten früheren Korps=Komman= deurs und derzeitigen Wächter der deutsch=französischen Grenze, des Generalfeldmarschalls Grafen v. Haeseler. Keinem Kameraden wird die Teilnahme an den Elberfelder Festlichkeiten gerenen, bezüglich deren Einzelheiten auf die allenthalben aushängenden Plakate hingewiesen wird. Weder Mühe noch Kosten werden gescheut, um die Festtage in Elberfeld möglichst glanzvoll und würdig zu gestalten. Die hiesige Vereinigung hat in den Lokalen„Zum alten Rathaus“(Otto Rath), „Zum Grafen Haeseler“(Anton Feit), und Wirtschaft Industrie und Handel. —(Phönix, A.=G. für Bergbau und Hüttenbetrieb.) Es darf nunmehr, nach der„Rhein.=Westf. Ztg.“, als feststehend angenommen werden, daß Kommerzienrat Kamp am 1. Juli 1908 von seinem Posten als Generaldirektor des Phönix zurücktritt und daß Reg.=Rat Beukenberg als Nachfolger die Generaldirektion überdiesem Wechsel dürfte dann gleichzeitig eine Verlegung des Hauptverwaltungssitzes des Phöwix von Ruhrort mach Hörde verbunden sein, da Hörde male dage hat eine mechr zen—(Gewerkschaft Freie Vogel und Unverhofft.) Die diesjährige Gewerkenversammlung soll erst im September stattfinden, weil der Grubenvorstand bei dieser Gelegenheit zugleich über die neuen Anlagen berichten will. In etwa drei Wochen wird der gesamte Betrieb auf den neuen Schacht verlegt werden. Die jüngst erwähnte Anleihe von 2 Millionen Mark ist gesichert. Nach Abstoßung der alten Anleihe im Betrage von 700000 Mark bleiben der Gewerkschaft noch 1 300 000 Mark, was für die Deckung der Kosten der Neuanlagen ausreicht. — Malstatt=Burbach, 11. Juni. Die Burbacher Hütte plant die Vergrößerung ihres Betriebes, indem sie ihrem Werke ein neues Stahlwerk angliedern will, dessen Bau bereits definitiv beschlossen worden ist. — Vom Kalisyndikat. Berlin, 12. Juni. Nunmehr ist die Gesellschafterversammlung des Kalisyndikates, die über die Aufnahme neuer Mitglieder beschließen soll, auf den 19. Juni einberufen worden. Sie soll ferner einem mit Werke Hohenfels abgeschlossenen Vergleiche zustimmen.— Ueber das Kaligeschäft verlautet, daß infolge der regen Tätigkeit der Hamburger Niederlassung des Kalisyndikats und nach der erfolgten Einigung mit Sollstedt die Nachfrage aus Amerika ein lebhaftes Gepräge angenommen hat. Verlängerung des Spiritus=Syndikates. Berlin, 12. Juni. Die Zentralle für Spiritusverwertung teilt mit: Die Prüfungskommission stellte fest, daß durch den noch zuletzt erfolgten kräftigen Zuzug die Beitrittsziffer für Norddeutschland auf 162,4 Millionen und für Süddeutschland auf 11,04 Millionen Liter gestiegen ist. Da auch die sonstigen Bedingungen erfüllt sind, wurde der neue Hauptvertrag als verbindlich erklärt. Damit ist die Verlängerung des SpiritusSyndikats vollzogen. Wetterbericht der deutschen Seewarte. 14 Juni: Kühl, abwechselnd windig. 15. Juni: Veränderlich, lebhaft windig, kühl. Druck und Verlag von Carl Braus, Schwerte. Verantwortlicher Redakteur: Wilh. Schade, Schwerte. Für den Inseraten= und Reklameteil verantwortlich: Jac. Christ, Schwerte. „ Bekanntmachung. Die Antrage auf Beurlaubung von Mannschaften, welche bei der Marine, Kavallerie oder reitenden Arhillerie dienen, nach zweijähriger Dienstzeit, werden am Freitag, den 14. Juni ds. Is., vormittags von 9. 12 Uhr, im hiesigen Amtsbureau(Zimmer Nr. 5) entgegen genommen. Wellinghofen, den 8. Juni 1907. Der Amtmann: Hartung. sterben, wenn ich nicht in einer selbstgeschaffenen Welt lebte.“ „Das kann ich verstehen!" bemerkte Rigel. „Ich wußte es ja!“ antwortete Oriana und ein seltsames Licht leuchtete aus ihren ausdrucksvollen Augen. „Ich habe noch nie jemand getroffen, zu dem ich mich hätte frei auss, rechen können. Sie wissen auch wohl aus Erfahrung, daß es Menschen gibt, die, selbst wenn man ihnen gern vertrauen möchte, durch ihre bloße Gegenwart bedrücken. Sie versiegeln einem die Lippen, verschließen einem das Herz, machen einen stumpfsinnig, ohne selbst nur eine Ahnung davon zu haben. Dagegen haben manche, denen wir zum erstenmal begegnen, etwas in ihrer Stimme, ihren Augen, was unsere Natur zwingt, aus sich herauszugehen. Sie fordern stillschweigend unser Vertrauen heraus, und geben uns dadurch Frieden. „Das sind solche Menschen, denen die himmlische Gabe der Sympathie verliehen ist,“ erwiderte Rigel. „Wie wenig kennen wir die Einflüsse, die wir vielleicht anf einander haben,“ sagte sie. „Manchmal sind wir uns derselben bewußt, meistens jedoch nicht,“ antwortete er und dachte, ob wohl seine Gefährtin den Eindruck erriete, den sie auf ihn gemacht. „Mein Leben ist ein sehr einsames gewesen,“ fuhr sie nach einer kleinen Pause fort.„Ich habe immer für mich allein denken müssen. Selbst in der Pension habe ich niemals eine wirkliche Freundin gehabt. Als ich nach Hause kam, war es dasselbe; mein Vater und ich haben gar keine Berührungspunkte.“ „Es gibt Menschen, die von der Wiege bis zum Grabe einsam bleiben, wenn sie auch mitten im Getriebe der Welt stehen; das ist ein trauriges Schicksal.“ „Ja, ja, erwiderte Oriana.„Ich will Ihnen später mehr von mir erzählen, denn ich denke sicher, wir werden Freunde sein.“ Der Baron, der sie fast unbewußt während der ganzen Zeit ihrer Unterhaltung angestarrt hatte, war nicht sehr angenehm berührt von dem Interesse, das sie für seinen Vetter zeigte. Und jetzt unterbrach er seinen Wirt mitten im Satze und ging auf Oriana zu. „Worüber sprecht ihr?“ fragte er gereizt. „Ueber fremde Länder,“ antwortete Rigel. Philipp fühlte, daß er von ihrer Unterhaltung ausgeschlossen war, während Oriana sich bewußt wurde, daß sie und Rigel etwas gemeinsam hatten, das Philipp nicht mit ihnen teilte. Der Major foderte Rigel mit unterdrücktem Gähnen auf, eine Partie Schach zu spielen, die ihr Interesse bald in Anspruch nahm, während der Baron mit Oriana sprach. Kurz vor 11 Uhr verabschiedeten sich die Gäste und als Rigel Oriana zum Abschied die Hand reichte, ließ sie sie eine Sekunde lang in der seinen ruhen; aber ihre Augen gesenkt. Es war ihm wie eine Erleichterung, ihrer maglietischen Gegenwart zu entfliehen. hatten, beschlossen, nach Hause zu Fuß zu gehen. genommen hatte, Indeter:“ Kelasenes Wesen wieder anZigarete Es deller Peiu Zsare an, Rigel eine Luft, und die gp:"ondschein, leichter Frost in der Last, und dil Erde hart und trocken. Sie gingen schweigend neben einander her; jeder hing seinen, eigenen Gedanken nach, die sich an dieselbe Person Nach einiger Zeit sagte Philipp:„Wenn es dir recht diesen Ptad ver geben Iustieg nicht scheut, wolen wir Gehst du mits:— der über den Teuselskopf füht. „Mir ists recht,“ antwortete Rigel. Sie bogen links ab und begannen den Aufstieg Der schmale Weg führte über rauhen Kiesboden, der an beiden Seiten dicht mit Unterholz bewachsen war und nach 20 Minuten scharfen Steigens kamen sie auf ein Plateau auf dem Gipfel einer massiven Steinwand, die sich schroff und hoch über dem Mawddachtal erhebt. Hier standen sie einige Augenblicke stumm nebeneinander und sahen auf die herrliche Bergkette, die sich in schweigender Größe gegen den Sternenhimmel abhob, au die dichten Wälder und düsteren Täler, die sich zwischen ihnen und jenen Höhen hinstreckten. Kein Laut war zu hören, kein lebendes Wesen zu sehen; ein Hauch der Einsamkeit lag über dem Ganzen. „Schön, nicht wahr?“ fragte Philipp plötzlich. „Herrlich!— Warum heißt denn dieser Stein eigentlich der Teufelskopf.“ „Ich weiß es nicht, vielleicht weil er so schwarz und düster ist.“ „Ich kann bei diesem Lichte nicht erkennen, wie hoch er über dem steht,“ sagte Rigel und sah in die undurchdringliche Finsternisshinunter. „Dies gibt dir vielleicht eine Idee davon,“ antwortete Philipp, indem er einen kleinen Stein den Abhang hinunter warf. Der Schrei eines aufgescheuchten Vogels und das Schlagen seiner Flügel klang an ihr rauschendes Ohr, dann nach einigen Sekunden hörten sie das dumpfe Aufschlagen des Steines, dessen schallendes Echo unten in der Tiese weiter rollte. „Welch' ein Abgrund!“ ries Rigel aus, indem er vom Rande zurücktrat. Ohne eine weitere Unterhaltung setzten sie ihren Weg fort, überstiegen einen Zaun und durchschritten ein Bosket, bis die Frontseite des Schlosses vor ihnen aufstieg, dessen Türme in grauen Umrissen gerade noch zu erkennen waren. Da wandte sich Philipp an seinen Begleiter und sagte plötzlich:„Ich bin schon seit einiger Zeit mit Fräulein Claypole verlobt; wir hielten es aber geheim, so lange mein Vater lebte. „Verlobt?“ rief Rigel und sein Ton verriet deutlich sein Erstaunen.„Wollte dein Vater deine Verbindung mit ihr nicht zugeben?“ „Nein, antwortete Philipp kurz.„Er wollte, ich sollte nach Geld heicaten, und Oriana hat nichts.“ „Sie ist wunderbar schön,“ bemerkte Rigel. „Nicht wahr?“ erwiderte Philipp, angenehm berührt. „Du hast mir aber noch garnicht gratuliert,“ fügte er dann schnell hinzu. Fors. folgt.