und Ton. n Gedicht d Strauß ge Begegaus, der hl äußere der Verrkwürdig, der Aushmack beals zwei rt Franz. ondichters ichter als enn Schu„ stellt er daß man es uns in Höxtersche Zeitung Verlag und Geschäftsstelle: Buchdr. F. J. Cors, Höxter Amtliches Kreisblatt Amtl. Anzeigenblatt der Stadt=, Amts= und Landesbehörden Bote für das Erscheint täglich morgens mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis 1.50. A.A monatl. zuzügl. Bestellgeld. Bestellungen in der Geschäftsstelle, bei unseren Agenten und sämtlichen Postanstalten. Die Einzelnummer kostet 10 Dreizehnlinden"=Heimatklänge, Soziale Rundschau, St. Nikolausblatt, Nr. 158- Gegr. 1847 ostscheck: Hannover 48029 für den Kreis Höxter Foncg. Alteste und verbreitetste Tages=Zeitung im Kreise Höxter Anzeigenpreis für 1 mm Höhe 45 mm breit 8%, bek Comnener Land Anzeigen aus Stadt u. Kreis Höxter 5.A. Reklamen 1 mm EoeherHöhe 9mm breit 30/.- Beilagengebühr nach Übereinkunft. Verlagsort für den Postzeitungsvertrieb Lippstadt. Ratgeber für Landwirte, Am häuslichen Herde, Aus dem Reiche der Frau, Mode vom Tage. ines Gen die Getit vielen usikalische ze innere bt Melole hervor, ewußtere bestimmt bend auf gang des imen bei diede, daß lusdrucksn dürfen, iehungen, e nicht in tur sein, eines Gean latenlagung zu yt hinein, Stimmen, auf seine des Lieen Kunstem Geiste lche Dichich ist es tsucht, die seine Eronen Jahhultern 14 woa über der Rhino1 Blättern es zu aroß drews hat Ueberreste gefunden der Kultur gaben von fahren von orden sein. pen lebten en Ueberten Gegenden Schluß ähistorische Jaspis ge n. Gr. 4° nen A 12 befäß eines wer aber das Buch 1 Verfasser so ist diese ie so leicht ine ebenie Wurms ist nd Absicht belehren mittelbar: tefen. und bei helfen. man noch über wichDas Himiste und in s und die nden Heiie Themen des Verewußt und der Vorhwankt in vereinzelt kepoduktiWortes. chaulichunligen sind. Form wie* ersten rom bereits aen BilderBilde wie emus und ichts tiefeauch dies sam in die künstlerisch ie es dem eine künstunter Dem. aber sehr ob und in jen GegenGeist anNr. 282.(1. Blatt) Höxter, Mittwoch, 5. Dez. 1920. 81. Jahrgang. Reich und Preußen hat nicht etwa seinen Grund in den verschiedenen Regierungskoalitionen; er liegt im Wesen der Verhältnisse begründet und wird erst mit ihnen verschwinden. Ohne sich auf irgendeinen der Vorschläge schon jetzt grundsätzlich einzulassen, könnte die Zentrumspartei im allgemeinen den Weg mitgehen, der zu einer vernünftigen Regelung des Problems Preußen und Reich führt. Das Festhalten an den föderativen Grundgedanken unseres Programms bedeutet keineswegs die Sanktionierung der gegenwärtigen Zustände. Das föderative Prinzip wird voll gewahrt, wenn wir jede Zentralisation ablehnen, den Gedanken der Selbstverwaltung hochhalten und bei einer notwendig werdenden Neuaufteilung deutschen Gebietes die besonderen geschichtlichen Zusammenhänge wahren. Mit der Mannigfaltigkeit unserer Kultur ist eine bessere und zweckmäßigere innere Organisation durchaus vereinbar. Die Reichsteile, ganz gleich, wie sie in Zukunft aussehen werden, müssen ihr inneres Leben erhalten. Aber sie müssen gleichzeitig sich auf ihre besondere Aufgabe besinnen, die, abgesehen von der selbständigen Pflege des Kulturellen, mehr im Verwalten als im Regieren besteht. Und gerade hier in der Verwaltung soll sich dem einzelnen Bürger ein reiches Feld zur Betätigung bieten. Er muß mehr als bisher wieder verbunden werden mit der engeren Heimat, deren Schicksale er als die eigenen empfinden muß. Das wird, richtig verstanden, nicht zur Züchtung des Kantönli=Geistes führen, sondern zu der Erkenntnis, daß die Einzelgemeinde, die Einzelprovinz nur gedeihen kann im engsten Zusammenhang mit dem Ganzen. Eine außenpolitische Rede Griands „Du sprichst vergebens vie, um zu versagen..." Frankreichs Angst vor dem Anschluß Das Reich und die Länder. Die immer größer werdende Erkenntnis der Unhaltdarkeit der gegenwärtigen inneren Struktur des Deutschen Reiches hat zu einer ausgedehnten Aussprache über die Reichsreform geführt. Dem Ausschuß der Länderkonferenz, der kürzlich in Berlin tagte, lagen über 90 Vorschläge vor, die auf eine Aenderung unserer innerstaatlichen Verhältnisse abzielen. Auch die Zentrumspartei hat sich dieser Frage angenommen und schon vor der letzten Wahl ihre grundsätzliche Auffassung in besonderen Richtlinien niedergelegt. Dazu ist eine lebhafte Erörterung aus Zentrumskreisen gekommen, die das große Interesse dokumentiert, das viele Parteifreunde an der Lösung dieses Problemes nehmen. Mit Recht. Denn es wäre verhängnisvoll, wenn sich die Entwickelung ohne unsere Einwirkung vollzöge. Allerdings ist es nicht richtig, diese Frage lediglich vom Partei= oder Weltanschauungsstandpunkt aus betrachten zu wollen. Die Reichsreform ist im wesentlichen eine technische Angelegenheit und an sich völlig neutral. Sie ist eine Zweckmaßigkeitsfrage und muß nach zweckmäßigen Gesichtspunkten gelöst werden. So umfangreich die Diskussion, so unübersichtlich die Literatur auch geworden ist, irgendein praktisches Ergebnis hat die ganze Aussprache noch nicht gehabt. Abgesehen von Thüringen und Waldeck bestehen im inneren Deutschland immer noch die alten Grenzen, und selbst das Enklavengestrüpp blüht in alter Schönheit fort. Immerhin darf man aus den fleißigen Erörterungen doch als Gewinn gewisse theoretische Erkenntnisse buchen. Zunächst ist wenigstens einige Klarheit in den Begriffswirrwar gebracht worden, der bislang die beiden Worte Föderalismus und Unitarismus vernebelte. Unitarier und Föderalisten haben viel Wasser in ihren Wein gegossen, und man hat allmählich erkannt, daß beide Begriffe mehr Berührungspunkte haben, als es auf den ersten Blick scheint. Die übergroße Mehrzahl der Unistaristen lehnt jede Zentralisierung ab. Sie wollen zwar den Einheitsstaat, aber unter starker Dezentralisation. And auf der anderen Seite haben die Föderalisten erkannt, daß sich in dem starren Festhalten an den gegenwärtigen Zuständen ihr Ideal nicht erschöpfen kann. Die Richtlinien der Zentrumspartei enthalten denn auch unitarische und föderative Gedankengänge. Sie wenden sich gegen den zentralisierten Einheitsstaat, wollen aber eine sinngemäße Weiterentwickelung unter Anpassung an die neuen Verhältnisse. Die Wege der allgemeinen Entwicklung sind damit angedeutet. Eine theoretische Annäherung der Meinungen hat sich auch in den praktischen Vorschlägen ergeben. Die neueren laufen alle auf ein Ziel hinaus, nämlich eine Neuregelung des Verhältnisses von Reich und reußen. Die Idee der Endlösung in dem Sinne, daß es in Zukunft nur noch einen Typ deutscher Länder oder Reichsprovinzen geben dürfte, hat nur noch wenige Verfechter. An ihrer Spitze steht der Reichsminister Dr. Koch, der nach wie vor für den großen Wurf einer gleichmäßigen Neueinteilung Deutschlands kämpft. Er übersieht dabei völlig die psychologischen und geschichtlich bedingten Hemmnisse, die sich einer solchen Regelung entgegenstellen. Die Mehrzahl der Verfasser der Reformvorschläge vertraut dann auch auf die Entwickelung, will zunächst das brennende Problem Preußen=Reich in Angriff nehmen und lehnt die Typisierung der deutschen Länder als vorläufig unerreichbar ab. Es wird dabei vielfach auf das Beispiel Englands verwiesen, das ja auch keine über das ganze Land gehende gleichmäßige Verwaltung hat. In der Tat braucht man die Gefahren, die in einem Verschwinden Preußens als Land bei gleichzeitigem Fortbestehen der süddeutschen Länder liegen, nicht zu überschätzen. Ob Provinz oder selbständiges Land— beides sind Organisationsformen innerhalb des Bundesstaates. Beide sind gleichmäßig an die Reichsverfassung gebunden und müssen ihre Wirksamkeit innerhalb der Reichsgesetze halten. Hugo Preuß, sicher ein guter Kenner der Verwaltung und ihrer Geschichte, leugnet schlechthin jeden Unterschied zwischen Reichsprovinz und selbständigem Land. Von der Richtigkeit dieser Auffassung ausgehend, befürworten dann auch weite Kreise, neuerdings in besonders beachtlicher Weise der Bund der Erneuerung Deutschlands, das Aufgehen Preußens im Reiche. Ueber die Form gehen die Ansichten noch auseinander. Der Lutherbund will Preußen, oder vielmehr, wie er sich selbst ausdrückt, was an Preußens Staatskraft für den Aufbau des Reiches brauchbar ist, erhalten, aber ganz Preußen unter Fortfall der eigenen Verwaltung und des Landtages zum Reichsland machen und diesem die übrigen norddeutschen Länder anschließen. Das Tor zu diesem Reichsland soll weit offen stehen und jedem anderen Land den Eintritt früher oder später ermöglichen. Andere wieder, wie z. B. Ritter. wollen Preußen in Provinzen auflösen und diesen ein solches Maß von Selbstverwaltung verleihen, daß sie sich nicht mehr wesentlich von den noch bestehenden Ländern unterscheiden. Im einzelnen gehen diese Vorschläge ziemlich weit auseinander. Aber sie haben das eine gemeinsam, daß sie Preußen besser als bisher in das Reich eingliedern und damit die Reibungsflächen beseitigen wollen, die infolge der Existenz zweier Zentralregierungen in Berlin bestanden und solange bestehen werden, als dieer Zustand andauert. Der häufige Konflikt zwischen Paris, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Die Kammer begann heute vormittag die Beratung des Budgets des Außenministeriums. Abg. Leulier(Gruppe Marin) erläuterte den Bericht über diese Budgettitel, wobei er die Stellen hervorhob, die sich auf den Anschluß Oesterreichs an Deutschland beziehen. Er forderte die Revision des Betrages der Schulden Frankreichs sowie Aufrechterhaltung der Besetzung des Rheinlandes als Zahlungs= und Friedensgarantie. Im Namen der radikalen Partei sprach der frühere Minister Albert. Er beschwört Briand, der das Westlocarno verwirklicht habe, jetzt ein Ostlocarno zu schaffen, da Deutschland noch immer Pläne schmiede, sei es hinsichtlich des Anschlusses Oesterreichs, der Beseitigung des Danziger Korridors oder Schlesiens. Es liege eine Gefahr darin, daß man Berlin zum Zentrum der Kräfte gemacht habe, die sich früher auf das österreichisch=ungarische Reich verteilten. Er befürchte, daß der Versailler Vertrag, der den Anschluß Oesterreichs an Deutschland verhindern sollte, wie ein Spinnennetz zerrissen werden könnte. Briand wendet ein, er habe auf einer Versammlung, auf der 250 Nationen vertreten waren, darauf hingewiesen, daß darin eine ernste Bedrohung für den Frieden liegen würde, und eine ungeheure Mehrheit der Versammlung habe seinen Worten zugestimmt. Francois Albert erklärt darauf, diese Bedrohung sei tatsächlich vorhanden, zumal in Deutschland nicht nur die Alldeutschen für den Anschluß seien, sondern sogar der deutsche Sozialismus, obwohl er eine große Friedenspartei sei, in dieser Frage geteilter Ansicht sei. Briand erklärt, er sei überzeugt, daß man deutscherseits die Rücksicht auf den Frieden über alle anderen Erwägungen stellen werde. Albert äußert dann die Befürchtung, daß vielleicht die Politik des Vatikans den Anschluß Oesterreichs an Deutschland günstig beurteilen könnte, um einen katholischen Block in Mitteleuropa zu schaffen. Briand wendet ein: Würde der Hl. Stuhl gleichmütig das Verschwinden eines Landes wie Oesterreich mitansehen können, das vom katholischen Standpunkt gesehen eine unvergleichliche mystische Kraft darstellt? Albert erklärt, die Politik des Hl. Stuhles könne zwar widerspruchsvoll erscheinen, aber sie könne sehr wohl in einem doppelten Spiel bestehen. Nicht nur die katholischen Zeitungen in Deutschland sprächen sich günstig für den Anschluß aus, sondern auch die Protestanten. Redner Albert appelliert an die französischen Sozialisten, sie möchten die deutschen Sozialisten dazu bringen, auf den Anschlußgedanken zu verzichten. Briand erklärt: Das Recht, als Nation zu verschwinden, sei ein Ausnahmerecht, und wenn innerhalb der Nation lediglich ein Zehntel des Volkes weiterleben wolle, dann könne das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht diesem Lebenswillen entgegentreten. Albert fordert zum Schluß Briand auf, alle diplomatischen Waffen zu benutzen, um den Anschluß zu verhindern, den vor allem Italien nicht hinnehmen könne, und der die fürchterlichsten Kriegsgefahren schaffen würde. Darauf ergriff Minister des Aeußern. Briand, das Wort. Er dankte dem Berichterstatter dafür, daß er die Tätigkeit der französischen Diplomatie als eine Tätigkeit für den Frieden bezeichnet habe. Jedes Jahr, das vorübergehe, und in dem man den Krieg habe vermeiden können, bringe die HoffFür eilige Reichsverkehrsminister von Guérard hat dem früheren preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten, Dr. von Breitenbach, zur 50. Wiederkehr des Tages seines Eintritts in den preußischen Staatseisenbahndienst aufrichtige Glückwünsche übermittelt. Im preußischen Staatsrat erklärte gestern der Finanzminister, daß die Gewerbe= und Hauszinssteuer ab 1. April 1929 unverändert weiter erhoben werden. nung, daß Europa niemals wieder einen Krieg erleben werde. Diesem Ziele müsse man alle Anstrengungen widmen. Man habe in der Aussprache tendenziöse Kritik an seiner Rede in Genf geübt. Seine Rede habe auch einen Pressesturm in Deutschland hervorgerufen, aber schon einen Tag, nachdem er sie gehalten hätte, sei die Kaltblütigkeit in Genf wieder zurückgekehrt. Ich habe, so fährt Briand fort, mit Reichskanzler Müller Auge in Auge gesprochen und hatte dabei nicht den Eindruck, daß der Reichskanzler alle Hoffnungen aufgegeben habe. Im übrigen darf man meiner Rede nicht einen Sinn geben, den sie nicht hatte. Man hatte der französischen Politik Doppelzüngigkeit vorgeworfen und ich hatte das Bedürfnis, den Vertretern aller Nationen zu erklären, daß Frankreich ebenso wie jedes andere Land den Frieden wolle. Aber wenn zwei große Länder wie Frankreich und Deutschland die Cadres eines Heeres besitzen, eine mächtige Industrie, Millionen von Menschen, die einen Krieg durchgemacht haben, ist es immer möglich, einen Krieg zu führen. Nach dieser Rede und offenen Aussprache waren alle Mißverständnisse beseitigt. In Deutschland hat man erklärt, die Locarnopolitik habe Bankerott gemacht, während sie tatsächlich einen Erfolg gebracht hat. Man hat den Pakt von Locarnv sich als den Hut eines Zauberers dargestellt. Er habe volle Hoffnung zu dem Pakt, den Frankreich gewissenhaft respektiert habe. Als der Reichskanzler in Genf den Wunsch ausgesprochen habe Verhandlungen über die Rheinlandräumung einzuleiten, habe sich Frankreich dazu bereit erklärt, aber man dürfe nicht vergessen, daß Frankreich nicht allein sei und nicht das Recht habe, allein zu diskutieren. Die Vertreter der Alliierten seien zusammengetreten, und Reichsbanzler Müller habe zu ihnen gesagt, Deutschland habe das Recht, die sofortige Rheinlandräumung zu fordern. Frankreich und England seien ihm darauf mit dem Vertrag in der Hand entgegengetreten und hätten ihm geantwortet: Deutschland habe dieses Recht nicht(!). Die Lage scheine hoffnungslos, aber es gebe keine Lage, aus der man nicht herauskommen könne. Wenn die Deutschen den Frieden wünschen, wenn sie alle Reibungsmöglichkeiten beseitigen wollen, dann sage ich, ist eine Lösung nicht möglich. Es genügt aufrichtig zu wollen und das Ziel wird erreicht. Bei der militärischen Kontrollkommission handle es sich nicht um eine Militärkommission im eigentlichen Sinne. Diese sei durch den Vertrag von Versailles vorgesehen, und wenn ein Land sie nicht verstärkt sehen wolle, so gewiß Frankreich, weil sie für beide Länder erniedrigend sei. Etwas anderes sei die in Locarno vorgesehene Kontrolle, die auf die Schaffung von Ausgleichsausschüssen abziele, die in der Lage wären, die Schwierigkeiten zu lösen, die zwischen beiden Ländern entstehen könnten, ohne daß sie vor den Völkerbund gebracht werden würden. Das wäre ein Ziel, das man zu erreichen wünschen müsse. Nachdem Briand alsdann einige Bemerkungen über die Vorteile einer derartigen Kontrolle und einer endgültigen und definitiven Liquidierung der Kriegsschulden gemacht hatte, äußerte er sich über die Abrüstung, Gewiß bringe Locarno eine Sicherheitsgarantie mit sich. Der Vertrag von Versailles auch. Aber die Verhandlungen würden langwierig und schwierig sein und zwar um so mehr, als im Völkerbund zur Erreichung eines Ergebnisses die Einstimmigkeit aller Mitglieder notwendig sei. Briand beschäftigt sich dann kurz mit der Abrüstung zur See und dem französisch-englischen Flottenkompromiß sowie den französisch-italienischen Beziehungen und beantwortet schließlich die Ausführungen des radikalen Abg. Francois Albert über die Anschlußfrage. Man könne den Anschluß nicht durchführen ohne Zustimmung des Völkerbundes. Die Nationen vor eine vollendete Tatsoche zu stellen wäre ein ernster Akt, eine Ueberraschung dieser Art könne Rückwirkungen auf die Aufrechterhaltung des Friedens haben. Wenn es auch berechtigt sei, wie man das getan habe, vom Selbstbestimmungsrecht der Völker zu sprechen, so habe man niemals das Selbstmordrecht der Völker ins Auge gefaßt. Wenn in einem Lande neun Zehntel der Bevölkerung es auf den Selbstmord abgesehen haben und als Nation verschwinden wollen, und wenn nur ein Zehntel der Bevölkerung diesen Gedanken ablehne, und an den Traditionen festhalten wolle, dann habe man nicht das Recht dieses eine Zehntel zu zwingen, den anderen zu folgen. Briand appellierte schließlich an das earopäische Gewissen des österreichischen Volkes, damit es nicht unter Verkennung der gegenüber dem Völkerbund und gegenüber den zivilisierten Nationen übernommenen Verpflichtungen den Weltfrieden störe. Als Briand seine Rede beendet hatte, wurde er von den anwesenden Ministern und fast von der gesamten Kammer beglückwünscht. Deutschland und die Ernennung der Sachverständigen. Paris, 4. Dez.(Eig. Drahtb.)„New York Herald“ will erfahren haben, daß Botschafter von Hoesch sowohl Ministerpräsident Poincaré am Sonnabend, wie gestern Außenminister Briand erklärt habe, daß die deutsche Regierung ihre Stellungnahme in der Frage der Ernennung der Sachverständigen zur Regelung des Reparationsproblems nicht geändert habe. Deutschland bleibe bei dem in Genf getroffenen Beschluß, daß die Sachverständigen von den Regierungen ernannt werden möchten. Aus diesem Grunde habe es gestern wenig aussichtsreich erschienen, daß die Alliierten auf das deutsche Memorandum vom 30. Oktober antworten würden. Sämtliche alliierten Mächte schienen jedoch einmütig darin zu sein, daß die Antwort in Berlin noch vor Zusammentritt des Völkerbundsrates eintreffen sollte. Die Zwischen London und Paris zu diesem Zwecke geführten Verhandlungen machten Fortschritte. Da die englische Stellungnahme derjenigen Deutschlands näher komme als der französischen, hoffe man, daß ein Kompromiß zustande komme, das Deutschland zufriedenstellen werde. Paris, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Havas berichtet, es sei jetzt sicher, daß die Reparationssachverständigenkommission in Paris tagen und daß jede der in ihr vertretenen sieben Mächte einschließlich der Vereinigten Staaten je zwei Sachverständige ernennen werde. Gesorgnis um den König von England. London, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Das heute vormittag 10,30 Uhr ausgegebene Bulletin besagt, der König habe eine ruhigere Nacht verbracht, jedoch müsse die Besorgnis wegen der Herztätigkeit andauern. Die gestern abend festgestellte Besserung habe sich bisher in zufriedenstellender Weise behauptet. Ein Staatsrat zur Vertretung des Königs eingesetzt. London, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Wie Baldwin im Unterhause mitteilte, hat der König in der heutigen Kronratssitzung die Königin, den Prinzen von Wales, den Herzog von York, den Erzbischof von Canterbury, den Lordkanzler und den Premierminister zu Mitgliedern des Staatsrates ernannt, dessen Amt es ist, die Sitzungen des Kronrates einzuberufen, an den Verhandlungen teilzunehmen und die Staatsdokumente zu unterzeichnen. Eine entsprechende Kabinettsordre ist bereits vom König unterzeichnet worden. Nach dem Krankheitsbericht von heute nachmittag 3,30 Uhr hält die leichte Besserung im Befinden des Königs an. Er konnte den Verhandlungen des Kronrates folgen und die Unterschrift leisten. Vor Severings Essen, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Reichsinnenminister Severing ist heute in Essen mit Vertretern des deutschen Metallarbeiterverbandes und in Duisburg mit den christlichen Metallarbeitervertretern in Fühlung getreten. Nachmittags fand in Düsseldorf eine Besprechung mit dem Arbeitgeberverband Nordwest statt. Der Innenminister wird morgen nach Berlin zurückkehren. Man nimmt an, daß er im weiteren Verlauf seiner Prüfungsarbeiten die Parteien nochmals einzeln und später gegebenenfalls gemeinsam zu Besprechungen laden wird. Heute nachmittag fand eine Besprechung der freien Gewerkschaften in Essen statt, in der die Richtlinien für die Verhandlungen mit Severing festgestellt wurden. Nachspiel der Gerliner Explosionskatastrophe. Wegen fahrlässiger Tötung von 17 Menschen angeklagt. Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Am Montag begann vor dem Schöffengericht Berlin=Mitte der Prozeß wegen fahrlässiger Tötung von 17 Menschen, in dem die Beamten der Städtischen Gasanstalt Kurzner, der Rohrleger Geske und der Vorarbeiter Franz Pilak angeklagt sind. Der Prozeß hat das furchtbare Explosionsunglück zum Gegenstand, das sich in der Nacht vom 4. zum 5. Januar ds. Is. im Hause Landsberger Allee 115—116 ereignete. Durch eine Explosion— man nahm zuerst an, daß sie durch Ammoniak verursacht sei— stürzte ein großer Teil des Hauses ein, 17 Personen fanden unter den Trümmern den Tod, eine Anzahl von Bewohnern wurden zum großen Teil schwer verletzt. Die Ermittelungen, nachdem die Aufräumungsarbeiten beendet waren, ergaben, daß nicht Ammoniak die Ursache der Katastrophe war, sondern eine Leuchtgasexplosion. Man stellte fest, daß eine neugelegte Gasleitung, die durch den Keller des Hauses führte, nicht genügend abgedichtet worden war. Diese Leitung war Anfang des Jahres fertig geworden, aber noch nicht völlig an die bis zum Hause führende Hauptleitung angeschlossen. Die Arbeiter, die die neue Leitung gebaut haben, waren drei jetzt angeblagte Personen. Die Angeklagten bestreiten, sich strafbar gemacht zu haben. In der heutigen Verhandlung vertrat der Staatsanwalt den Standpunkt, daß sämtliche drei Angeklagten sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht hätten. Er beantragte demgemäß wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung gegen den ersten Angeklagten, den Vorarbeiter Pilak drei Monate Gefängnis, gegen den zweiten Beschuldigten, den Rohrleger Geske als dem Meistbeteiligten neun Monate Gefänanis und gegen den dritten Angeklagten, den Werkmeister Kurzner sechs Monate Gefängnis. Nach kurzer Beratung verkündete der Vorsitzende falgendeDie Agrordebatte im Deutscher Reichstag. Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) In der Dienstaassitzung. die um 1 Uhr nachmittags eröffnet wurde, setzte das Haus die Aussprache über die Notlage der Landwirtschaft fort. Die Zahl der Anträge ist inzwischen auf 150 angewachsen. Abg. Freyber(Wp.) forderte die völlige Aufhebung der Einfuhr von zollfreiem Gefrierfleisch. Die Not der Landwirtschaft sei eine Folge der verkehrten Wirtschaftspolitik, die seit der Staatsumwälzung getrieben worden sei. Aba Tantzen(D.) ist der Meinung daß der deutschen Landwirtschaft nur geholfen werden könne, wenn sich die Landwirte selbst verständigen und über die Parteigrenzen hinweg die Landwirtschaftspolitik nach rein sachlichen Gesichtspunkten treiben. Andererseits muß die Landwirtschaft einsehen, daß sie nur in Verbindung mit allen anderen Wirtschaftsgruppen vorwärts kommen kann. Die Grundlage der Landwirtschaft ist noch gesund. Aber die Gefahr für ihre Existenz war noch niemals so groß wie jetzt. Allzu pessimistisch sei die landwirtschaftliche Verschuldung nicht anzusehen. Die deutsche Landwirtschaft kann die Zinsen tragen wenn der Staat ihr entgegenkommt. Der Finanzminister sollte verzichten auf die jetzt von den kleinen Bauern aufgebrachten 60 Millionen Mark Einkommensteuer, die nicht die Erhebungskosten lohnen. Die Realsteuern müßten beschränkt werden auf drei Viertel Prozent des Einheitswertes. Aba. Dr. Horlacher(D Vp.) weist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft hin die sich in einer Massenerzeugung äußere die vielleicht an Vieh Fleisch und Speck über 9 Milliarden jährlich beträgt. Auch von links werde die eminente Bedeutung der Aararwirtschaft für die Gesamtwirtschaft jetzt nicht mehr geleugnet. Der Redner kritisierte die langsame Durchführung der vom Reichstaa beschlossenen Maßnahmen für die Landwirtschaft. Bei den Nöten anderer Berufe habe man schneller gearbeitet. Abg. Schmidt=Köpenick(S.) warnte vor einer Uebertreibung der landwirtschaftlichen Not. Durch Buchführungsergebnisse ist nachgewiesen worden, daß die Fideikommisse sehr aut wirtschaften. Man glaubt in der Allgemeinheit nicht mehr an die Rechnungen, nach denen die Gutsbesitzer Jahr für Jahr zuschießen müssen. Bei genauer Untersuchung ergibt sich, daß die sächsischen Domänen 350 000 A Reingewinn abwarfen(Zuruf: Sie zahlen aber keine Steuern und Zinsen!). Durch die Bauerndemonstrationen dürfe man sich nicht verblüffen lassen. Wenn es zu toll werde, dann werde die Arbeiterschaft es sich einmal überlegen was dagegen zu tun sei. Die Sozialdemokratie lehnt eine Erhöhung der Getreidezölle ab. ist aber für einen höheren Zuckerzoll zu haben, wenn dadurch der Zucker für den Verbraucher nicht verteuert wird. Zur Stabilisierung der Preise fordert der Redner ein Getreidemonopol. Reichsernährungsminister Dietrich beantwortete darauf die Interpellationen zugunsten des Weinbaues. Er wies darauf hin, daß die Finanzämter von sich aus nach Eingehen der ersten Nachrichten über die Frostschäden bereits Steuererleichterungen gewährt hätten. Der Ausschuß schlägt bereits für das kommende Frühjahr in besonders bedrohten Weinbaugebieten großzügige Versuche zur Frostabwehr durch Beräucherung vor. Im ganzen gesehen so erklärte der Minister. ist die Weinernte 1928 als recht befriedigend anzusehen: trotzdem sind die Schäden welche einzelne Gebiete infolge des Frostes erlitten haben noch immer sehr beträchtlich. Die bisherige Art der Unterstützung der Winzer kann schon allein aus Urteil: Die Angeklagten Pilak und Kurzner werden freigesprochen, der Angeklagte Geske wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Letzte Drahtnachrichten Anerkennung für die Rettung Schiffbrüchiger. Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Auf den Bericht der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger über die in den" schweren Novemberstürmen von dem Borkumer Motorrettungsboot„Hindenburg“ vollführte Rettung von 29 Menschenleben in zwei Rettungsfahrten innerhalb einer Woche hat der Reichspräsident der mutigen Bootsbesatzung ein eigenhändig unterzeichnetes Schreiben mit seiner Anerkennung und seinem herzlichsten Danke zukommen lassen. Schneefall in Tirol. Innsbruck, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Der Schneefall in Tirol ist überall von selten beobachteter Ausgiebigkeit gewesen. In Innsbruck liegt der Schnee 40. bezw. 50 Zentimeter hoch, in Seefeld 1,20 Meter. Die Passanten in Innsbruck sind durch Dachlawinen gefährdet. Die Schneehöhe auf dem Hafelekar erreichte gestern 4 Meter. Der Betrieb der Seilschwebebahn mußte eingestellt werden. Auf der Mittenwaldbahn konnte gestern abend der Verkehr wieder aufgenommen werden, nachdem Militär die Strecke freigemacht hatte. Am Arlberg sind die Räumungsarbeiten in vollem Gange. Die Weiterführung des seit dem 2. Dezember im Wald am Arlberg festgehaltenen Personenzuges Innsbruck—Feldkirch ist heute nachmittag möglich geworden. Die Wetterlage hat sich etwas gebessert und es ist Aufklärung eingetreten. Duell mit tödlichem Ausgang. Warschau, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Heute früh in der Reitbahn des hiesigen Chevauleger=Regiments ein Pistolenduell zwischen einem hiesigen Schriftsteller und einem Hauptmann der Reserve, Alexander Zawadzki, Vizedirektor der allgemeinen Kreditbank, statt. Zawadzki wurde mit einem Kopfschuß ins Militärspital gebracht und starb, ohne das Bewußsein wieder erlangt zu haben. Zeugen des Duells waren drei Offiziere. Direktor Zawadzki hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. 25 Dörfer überschwemmt. Moskau, 4 Dez.(Eig. Drahtb.) Infolge des am Kaspischen Meer herrschenden Sturmes führt die untere Wolga Hochwasser. Ueber 25 Dörfer in der Nähe von Astrachan sind überschwemmt. Viel Vieh ist umgekommen, viele Häuser sind zerstört und die Einwohner flüchten in Booten und auf die Dächer der Häuser. * Ein Schiffer ertrunken. Düsseldorf, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) In der Nähe von Lohausen stürzte vom Bord eines Schleppdampfers ein 20jähriger Schiffer in den Rhein. Der Unglückliche ertrank vor den Augen der Besatzung Seine Leiche konnte bisher nicht geborgen werden. finanziellen Gründen nicht mehr fortgesetzt werden. Der Weinbau muß sich auf eigene Füße stellen. Zu diesem Zweck muß die organisierte Selbsthilfe mehr als bisher ausgebaut werden. bin bereit, die Wege zum Zusammenschluß der Winzer in Genossenschaften ebnen zu helfen und werde den Rest des Weinsteuerdrittels der mir in Höhe von 500 000 A zur Verfügung steht. für diesen Zweck verwenden. Der Minister ersuchte um Ablehnung des wirtschaftsparteilichen Antrages auf Abänderung der Gefrierfleischverteilung. Von dem Kontingent würden jetzt 77 Prozent den Gemeinden und 23 Prozent den Konsumvereinen zugewiesen. Würde der Antraa angenommen werden, so würden die Fleischer nur mehr 1/500 ihres Fleischverbrauchs erhalten. Der Antrag habe also gar keine praktische Bedeutung. er sei lediglich aus parteiagitatorischen Gründen eingebracht worden. Die angeregte Erhöhung der Getreidezölle würde nach dem Ergebnis der Preisstatistik nicht die erhoffte Wirkung auf die Getreidepreise haben. Er stimme mit dem sozialdemokratischen Redner darüber ein daß die Subventionspolitik aufhören müsse: man könne aber kaum von Subventionen sprechen. wenn Kredite zu Zinssätzen gegeben werden, die die Landwirtschaft erschwingen kann. Die verständigen Landwirte werden eingesehen haben daß Demonstrationen zwecklos sind. Die Arbeit für die Landwirtschaft wird nur ungeheuer erschwert wenn in Reden auf dem Lande die städtische Bevölkerung verletzt und beleidigt wird. Wir wollen gemeinsam und sachlich an der Abstellung der landwirtschaftlichen Not arbeiten. Aba Willikens(Natsoz.) beginnt seine Rede unter großer Heiterkeit mit der Anrede:„Deutsche Volksgenossen!“ Als der Redner erklärte, ein Staat. der einen so hohen Zinsfuß dulde sei ein Wucherstaat erhält er einen Ordnungsruf. Die Kreditwürdigkeit der Landwirtschaft müsse mit Staatshilfe wiederhergestellt werden. Aba. Neddenriep(Christl.=nat. Bp.) bezweifelte den ehrlichen Willen des Reichstages dem deutschen Bauer zu helfen. Der Landwirtschaft könne nur geholfen werden wenn die Reichsregierung das handels= und zollpolitische Ruder arundsätzlich herumwerfe und den unerträalichen Druck der Steuern und sozialen Abgaben beseitige. Die Aussprache wurde dann durch einen lehrreichen Zwischenfall unterbrochen. Die Wirtschaftspartei verlangte Vertagung wegen des mangelnden Interesses des Hauses. Unter allgemeiner Heiterkeit machten sich dann verschiedene Parteien lebhafte Vorwürfe deswegen weil ihre Fraktionen nur sehr spärlich in der Sitzung vertreten waren. Der Präsident Löbe stellte fest, daß von der Wirtschaftspartei während der Rede des demokratischen Sprechers nur zwei Herren anwesend waren, worauf der Vorsitzende der Wirtschaftspartei feststellte, daß er seine Freunde veranlaßt habe, während dieser Rede den Saal zu verlassen da von den Demokraten während der Rede des wirtschaftsparteilichen Sprechers auch nur drei Herren als Horchposten anwesend waren. Diese Rachepolitik löste bei den anderen Parteien starke Heiterkeit aus. Der Vertagungsantraa wird abgelehnt. Aba. Haß(Dntl.) behandelt besonders die Notlage der Winzer während Graf zu Stolbera(D. Vp.) auf die katastrophale Lage der ostpreußischen Landwirtschaft hinweist. Aba Dietrich=Berlin(Komm.) verlangt vermehrte Versorgung der minderbemittelten Bevölkerung mit billigem Gefrierfleisch Um 8,30 Uhr vertagte sich das Haus auf Dienstag, den 11. Dezember. Das Ende eines Defraudanten. Offenburg, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Im Walde bei Zell am Harmersbach wurde im dichten Gestrüpp die Leiche des 41 Jahre alten Bahnpostschaffners Neubner aus Frankfurt a. M. aufgefunden, der nach Verübung von Unterschlagungen flüchtig geworden war. Er hatte sich vergiftet und das Ende im Walde abgewartet. Die Leiche dürfte etwa vier Wochen im Walde gelegen haben. Mit dem Automobil in den Kanal. Paris, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Nach einer Blättermeldung aus Meaux stürzte ein mit sechs Personen besetztes Automobil in einen Kanal. Die Insassen wurden gerettet, sind aber sämtlich schwer verletzt worden. Börsenstimmungsbild. ° Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Entgegen den Erwartungen des Vormittagsverkehrs hatte die heutige Börse zu Beginn ziemlich lebhaftes Geschäft. Eine Stütze für den Markt boten einige Auslandskäufe in Spezialwerten. Hiervon profitierten besonders A. E. G. und J. G. Farben. Außerdem fielen noch Fahlberg=List, El. Lieferungen, Rhein. El. A.=G. (Reag), Transradio, Hirsch=Kupfer, Schles. Zink und Hohenlohe durch 2—6%ige Steigerungen auf. Schwach eröffnete der Montanmarkt und Siemens u. Schuckert. Im Verlaufe fanden die nach gebenden Absatzziffern der Kaliindustrie und der heute erschienene Reichsbankausweis ungünstige Beurteilung. Die Anspannung, die rund 700 Millionen betrug, wäre für den Novemberultimo, den man für besonders leicht gehalten hatte, noch ziemlich hoch, besonders wunderte man sich über die starke Abnahme der Deckung um zirka 8—9%. So war es nicht überraschend, daß der Verlauf überwiegend schwächere Tendenz hatte. Rückgänge bis zu 3% waren keine Seltenheit. Nur anfangs gedrückte Papiere konnten sich etwas erholen. Schwache Haltung hatten alle Auslandswerte. Polyphon gaben auf Londoner Abgaben weiter nach. Durch relativ feste Haltung fielen Elektr. Lieferungen und Baltimore auf. Anleihen behauptet; Ausländer ruhig. Pfandbriefmarkt still. Liquidationspfandbriefe und=Anteile überwiegend fester. Devisen unsicher. Geld war, wohl im Zusammenhang mit der internationalen Versteifung, wieder etwas teurer. Tagesgeld 8—9½%, Monatsgeld 8—9% Produktenbericht. § Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Die Produktenbörse verkehrte heute in schwächerer Haltung. Die günstigen Aussichten der argentinischen Ernte übten besonders einen Druck auf Weizen für spätere Lieferung aus; Roggen wurde von der schwachen Veranlagung des Weizenmarktes mitgezogen. Das Inlandsangebot von Weizen und Roggen war für die geringe Nachfrage ausreichend, ohne dringend zu sein. Mühlen und Exporteure nahmen bei um 1 M niedrigerem Preisniveau Material auf. Für den Export liegen nur unzureichende Gebote vor. Am Lieferungsmarkt waren für beide Brotgetreidearten Preisrückgänge von ½—1½ A zu beobachten. Weizenmehl hat bei wenig verändertem Preisniveau kleines Geschäft in Auszugsmehlen. Roggenmehl liegt ruhig. Der Hafermarkt war stetig; Angebot und Nachfrage hielten sich in mäßigen Grenzen. Gersten ruhig. Produktennotierungen. ° Berlin, 4. Dez.(Eig. Drahtb.) Amtliche Produktennotierungen: Weizen märk. 208—210, matter; Roggen märk. 201—207, matter; Braugerste 218—235, Futter= und Industriegerste 198—205, ruhig; Hafer märk. 195—203, ruhig; Mais 219—221, ruhig; Weizenmehl 26,25—29,25, ruhig; Roggenmehl 25,90—28,75, ruhig; Roggenstroh 1,15—1,30; Weizenstroh 1—1,20; Haferstroh 1,40—1,50; Gerstenstroh 1,20—1,35; Häcksel 1,85—2,00, Heu 3—3.50; Luzerne 535—610: Kleeheu 5.10—5.80. die wir RH. V uns geschrieb Im Nov nachzulassen tigkeit auf die Anreaun durch das W Jahr ist die Jahresz stärkt durch westlichen K kampf in de nachteilig. werksberufer chen sich auc hafte Belief beitsleistung werk ist tro sich die Möc eine ziemlid einzelnen B noch beschäft wurden nac keine Neuar vorwiegend das Schneid terung hem hinter dem den Saison werk. das zahlreiche 2 Die an nungen. da erteilen wü teil. die Le nach wie v. Als F. die Schwar Auch die st beständig Melduna d vereine die der Presse. 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Industri g; Ma trieg; Mais ggenmehl h1—1,20: 85—2,00; die wirtschaftliche Lage des deutschen Handwerks im Monat November 1928. RH. Vom Reichsverband des deutschen Handwerks wird uns geschrieben: Im November pflegt der Geschäftsgana des Handwerks stets nachzulassen vorwiegend beeinflußt durch den Rückgana der Tätigkeit auf dem Baumarkt: andererseits fehlen aber auch noch die Anregungen die beispielsweise im Dezember in der Regel Jahr ist die Beschäftigung im Berichtsmonat unter dem Einfluß der Jahreszeit allgemein gesunken und zwar dieses Jahr verstärkt durch den allgemeinen Rückgana der Konjunktur In den westlichen Kammerbezirken beeinflußte vor allem der Arbeitskampf in der Eisengruppe Nordwest die Lage des Handwerks nachteilig. Abgesehen von dem verringerten Absatz in den Handwerksberufen, der durch die Massenentlassungen bedingt ist. machen sich auch die Auswirkungen dieses Kampfes durch mangelhafte Belieferung des Handwerks und damit verzögerter Arbeitsleistung im Handwerk unliebsam fühlbar.— Im Bauhandwerk ist trotz der verhältnismäßig günstigen Witterung. die an sich die Möglichkeit einer etwas länger dauernden Tätigkeit gab. eine ziemlich erhebliche Geschäftsstille eingetreten. Ledialich mit einzelnen Bauten für die öffentliche Hand war das Handwerk noch beschäftigt. Von Seiten der Industrie und Privatwirtschaft wurden nach Beendigung der im Sommer erteilten Aufträge keine Neuarbeiten vergeben.— Für Handwerke deren Saison vorwiegend in den Berichtsmonat fällt, wie beispielsweise für das Schneiderhandwerk. wirkte die verhältnismäßig warme Witterung hemmend. Das diesjährige Herbstsaisongeschäft blieb weit hinter dem des Vorjahres zurück. Gute Beschäftigung meldet von den Saisonhandwerken lediglich das Elektro=Installationshandwerk das vor allem durch die Ausdehnung der Lichtreklame zahlreiche Aufträge erhielt Die an die diesfährige günstige Ernte geknüpften Hoffnungen, daß die Landwirtschaft in größerem Umfange Aufträge erteilen würde haben sich noch immer nicht erfüllt. Im Gegenteil. die Landwirte beschränken sich in ihrer Auftraaserteilung nach wie vor auf die unbedingt erforderlichen Reparaturen. Als Folge der zahlreichen Streiks und Aussperrungen hat die Schwarzarbeit im Handwerk außerordentlich zugenommen. Auch die ständige Zunahme der Waren= und Kaufhäuser enat beständig den Absatzmarkt des Handwerks weiter ein. Nach Meldung der Kammer Dortmund benutzen die dortigen Konsumvereine die Aussperrung zu einer großzügigen Propaganda in der Presse. Die Lage auf dem Geld= und Kreditmarkt ist weiter äußerst angespannt geblieben. Die Bezahlung der Rechnungen ist denkbar schlecht selbst von Behörden gehen die Zahlungen nur langsam und stockend ein.— Abgesehen von Materialmangel bei den eisenverarbeitenden Gewerben als Folge des Kampfes in der Eisenindustrie werden Schwierigkeiten in der Rohstoff= und Materialbeschaffung nicht gemeldet Verschiedentlich liegen Berichte über Preissteigerungen für Kohle Zinn und Zink vor. Außerdem ist eine Erhöhung der Schlachtviehpreise für Schweine eingetreten.— Der Arbeitsmarkt hat sich für die meisten Handwerksberufe verschlechtert. Lediglich nach Goldund Silberschmieden und Elektro=Installateuren bestand eine stärkere Nachstage. Sport und Turnen. Das Rheinland=Westfalen=Turnier. Die Ländlichen marschieren auf. Köln, 3. Dez. Unter den Klängen ihrer Heimatlieder zogen die drei starken Reitergruppen mit den Standarten an der Spitze in die Bahn, und die feierliche holländische Hymne erklang zur Begrüßung der Gäste. Holland in der Mitte, Rheinland und Westfalen zu den Seiten, bauten sich die Geschwader im offenen Viereck auf, und nachdem sie auf Kommando„Gruß“ die Kappen gelüftet, hieß der Vorsitzende der Vereinigung ländlicher Reitervereine Deutschlands, Herr G. Rau, die Kameraden aus Holland willkommen. Während die deutschen Reiter einheitlich in dunkeln Jacken und schwarzen Samtkappen erschienen waren, trugen die Holländer zum Teil eine Art Pfadfinderkostüm mit großem Schlapphut. Der Umritt der Kavalkade von mindestens 150 Reitern, die in der Viererkolonne die ganze Runde füllte, im Trab und Galopp, war unzweifelhaft eins der schönsten reiterlichen Bilder, die pährend des Turniers zu sehen waren; schade, daß man den Galopp nicht ordentlich auslaufen ließ. 100 Pferden in einem Anfängerspringen zuzusehen, wirkt auf die Dauer ermüdend. Glücklicherweise wirkten einige der jungen Reiter, die statt der Hindernisse Bahndienste und Richter attackierten, so erheiternd, daß keine Langeweile aufkam. Vielleicht könnte man aber doch zunächst eine Auslese nichtöffentlich vornehmen, und dann die Fehlerlosen über etwas erhöhte Hindernisse öffentlich stechen lassen. Allerdings hätte man dann nicht einen so deutlichen Allgemeinüberblick über das Können der jungen Leute bekommen. Man kann feststellen, daß die Fertigkeit in allen Abteilungen keinen wesentlichen Unterschied aufwies. Sitz und Mitgehen im Sprung ist sogar sicher besser geworden. Die Bügel könnten vielfach noch etwas kürzer geschnallt werden, und Sporen und Peitsche sollten überhaupt bei Ländlichen verboten sein. Die Westfalen traten mit dem stärksten Kontingent von 50 Reitern auf, von denen sechs ohne Fehler beendeten und vier ausschieden. Von den 26 holländischen Reitern ritt einer mit Null Fehlern, und drei schieden aus. Die 20 rheinischen Bewerber hatten zwei Fehlerlose und zwei Versager. Das Pferdematerial der Westfalen war an Einheitlichkeit und wohl auch an Güte etwas höherstehend als das der andern Gruppen. In vieler Beziehung ähnelten diese Pferde den in der Quadrille gezeigten Hengsten, die ja als Vatertiere in dieser Provinz dienen. Dort ist auch die Organisation des ländlichen Reitervereinswesens am weitesten vorgeschritten, dem Major Mitzlaff vorsteht, der auch auf diesem Turnier die Vorführung der ländlichen Reiter leitet. Das rheinische Pferdematerial war durchaus gut, aber die Gleichmäßigkeit einer Zuchtrichtung fehlte hier, und es wird eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben sein, auch im Rheinland eine einheitliche Warmblutzucht aufzubauen. Die Pferde der Holländer waren im Durchschnitt bedeutend schwerer als die unsrigen, das mag an den Aufzuchtverhältnissen liegen; der eine oder andere mag aber auch einen Großvater Kaltblut im Stammbaum haben. Im Gegensatz zu unsern Pferden, die mehr den Charakter des Vielseitigkeitspferdes trugen, waren die holländischen mehr ausgesprochene Wagenpferde, was den holländischen Reitern ihre Aufgabe wesentlich erschwert. Ein Ergebnis der Prüfungen wurde nicht bekanntgegeben, da es sich nur um den einen Teil einer Vielseitigkeitsprüfung handelt, die mit Dressur und Patrouillenspringen zusammen als Länderkampf ausgetragen wird, und zwar gewinnt das Land, dessen vier beste Reiteer zusammen die höchste Punktzahl erreichen. Gerade für das ländliche Reiterwesen ist diese Art von Mannschaftskampf von höchster Bedeutung, da es am besten die gleichmäßige Durchbildung der einzelnen Abteilung gewährleistet.(Major S. Freyer in der„K. Z.“) * „Deutsche Schwimmer siegen in Straßburg. + Der Schwimmverein Cercle de Nation Straßburg veransteltete am Sonntag intern. Schwimmwettkämpfe, bei denen Zum Oelder Brennereiprozeß. Der Vorsitzende erkennt mit bloßem Auge die echten und die unechten Bleie. Münster, 3. Dez. Alle Prozeßbeteiligten waren heute im Zimmer 45 des Landgerichts versammelt. Als Sachverständige erschienen Brennereibesitzer Hölscher=Münster und die Graveure. Als Zeugen sind geladen die Gebrüder Rudolf und Ludger Pott. Der „Glocke“ entnehmen wir u. a. folgendes: Vernommen wird zuerst wieder Brennereibesitzer Rudolf Pott., Vors.: Sie sind bereits am Freitaa vernommen worden. Am Freitag haben Sie uns u. a. angegeben zum Anlegen der falschen Plomben in Ihrer Brennerei hätten Sie nur eine einzige Zange benutzt Ich will Ihre Vernehmuna heute damit beainnen. daß ich Sie frage ob Sie diese Behauptung auch heute noch aufrechterhalten wollen, daß Sie zur Anleguna der falschen Plomben in Ihrer Brennerei nur eine einzige Zange und zwar ein und dieselbe Zange benutzt haben? Zeuge: Nein, das habe ich nicht. Vors.: Am Freitag haben Sie etwas anderes ausgesagt. Zeuge: Ja. Vors.: Also Sie sagen die Aussage vom Freitag war nicht richtig? Zeuge schweigt. Vors.: Man könnte Ihnen auch nachweisen, daß die über hundert bei Ihnen gefundenen falschen Bleie mit einer anderen falschen Zange gekniffen worden sind als mit der mit welcher die Plomben vom 29. April 1927 angelegt worden sind. Auf die Frage, ob Sie die Zange mal den Angeklagten überlassen hätten, können Sie die Antwort verweigern weil Sie sich ja eventuell der Beihilfe schuldig gemacht haben würden.(Mit erhobener Stimme): Nun frage ich Sie: Haben Sie jemals die Zange den Angeklagten überlassen? Zeuge:: Ich kann mich nicht erinnern. Vors.: Herr Zeuge, denken Sie bitte darüber nach Sie können, wenn Sie die Wahrheit sagen wollen, doch nicht aut sagen. Sie könnten sich nicht mehr so aut erinnern. Zeuge(erregt): Ja das kann ich wirklich nicht. Ich bin seelisch so mitaenommen, daß ich über nichts mehr eine klare Aussage machen kann. Man hat mir alles genommen meine ganze Existenz. Alles hat man gepfändet, man hat sogar nach einem silbernen Löffel, den ich als Patengeschenk bekommen habe, gesucht: auch der sollte gepfändet werden. Ich kann überhaupt nicht mehr denken und was ich zu denken habe. ist nur. wie ich meine Familie am Leben erhalte. Vors.: Das kann ich Ihnen wohl nachfühlen Aber das hat doch nichts mit meiner Frage zu tun. Selbst wenn Sie seelisch total zusammengebrochen sind so werden Sie doch. wenn Sie ein bißchen nachdenken, nein, dann müssen Sie das doch noch wissen, was ich Sie fragte.(Mahnend.) Herr Rudolf Pott. Sie haben ein Gnadengesuch eingereicht, und ob der Herr Finanzminister die Sache mit der vollen Strenge durchführen wird ist eine andere Frage. Im allgemeinen ist es so. daß die Gerichte nach der Strenge des Gesetzes urteilen müssen, aber anderseits steht doch auch fest daß der Herr Finanzminister den Brennern nicht die ganze Existenz nimmt. Zeuge: Mir ist sie aber genommen worden! Vors.: Sie sind doch noch im Besitz Ihrer Brennerei. Zeuge: Eben nicht! Vors.: Was? Zeuge: Ja. das Brenn enist mir untersagt worden. Vors.: Ja. man hat Ihnen das Brennen augenblicklich untersagt! Das ist doch was anderes. Aber ich will mal zu meiner ersten Frage zurückkehren: Haben Sie einmal den Angeklaaten Ihre Zange überlassen? Wenn Sie das getan haben dann können Sie sagen, ich verweigere die Aussage. Sie dürfen aber und können nicht sagen, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, denn einer solchen Handlung entsinnt man sich doch sein Leben lana. Herr Rudolf Pott. Ich frage Sie also nochmals: Haben Sie jemals den Angeklagten eine Zange überlassen? Können Sie darauf mit Nein“ oder.Ja“ antworten, oder wollen Sie sagen, ich verweigere die Antwort? Zeuge: Ich kann mich nicht genau darauf entsinnen. Vors.: Herr Pott am Freitaa ist Ihnen bereits die Frage vorgelegt worden, und Sie hatten 48 Stunden Zeit, sich die Frage zu überlegen wollen Sie nun trotzdem noch sagen Sie könnten sich nicht mehr so genau entsinnen? Zeuge: Jawohl! Oberreaierungsrat Zumloh: Ich bitte, den Zeugen zu fragen ob er auch keine Matritze den Angeklagten überlassen hat. Vors: Meine Frage sollte das auch mitenthalten sie bezog sich auch selbstverständlich auf die Matrizen. Zeuge: Ich kann mich nicht entsinnen. Vors.: Würden Sie das auch sagen wenn das Gericht beschließen würde. Sie zu vereidigen. Zeuge: Mein seelischer Zustand ist eben so. daß ich nicht mehr weiß, was seit einem Vierteljahr mit mir vorgegangen ist Vors.: Bitte. nehmen Sie Platz.(Zum Wachtmeister): Geben Sie dem Zeugen einen Stuhl. er hat Anspruch darauf. Vors.: Wir wollen Experimente mit dem Blei machen. (Zur Stelle sind Bindfaden und eine ganze Menge Plomben. Am Gerichtstisch versammeln sich Verteidiger, Sachverständiger und die Presse.) Vors.: Also die Bleie liegen vor. Die Sachverständigen haben sich bereits eingehend dazu geäußert und sämtliche Sachverständigen sind zu der Uebereinstimmuna gekommen, daß diese Bleie nicht mit der amtlichen Zange angebracht worden sein können. Es liegen also die Bleie von Rudolf Pott und von Gebrüder Pott=Möhler vor. Das Gericht hat nun zu prüfen, ob diese gefälschten Bleie mit ein und derselben Zange hergestellt, oder ob sie nicht mit derselben Zange hergestellt worden sind Ich habe mir auch die Bleie angesehen. Es ist aber nötig. daß die Sachverständigen sich zu dieser Frage äußern. Wir wollen zunächst an einen Versuch gehen ob ich(Vorsitzender) in der Lage bin zu erkennen ob die Bleie falsch oder echt sind. Bitte verwechseln Sie sie und ich sage Ihnen, die sind von Rudolf Pott und die von Gebr. Pott=Möhler. die sind echt und die sind falsch. Der Vorsitzende tippte bei den ca. 20 Versuchen kein einziges Mal daneben so daß sich sogar der Zeuge Unterberg darüber wunderte. Rechtsanwalt Kamp erklärte es nicht für angebracht, daß das Gericht jetzt schon, ehe sich die Sachverständigen nochmals geäußert hätten hier diese Experimente vornehme. Im Anschluß daran entspann sich dann eine längere Debatte über die Bleie. Zum Schluß erklärte der Vorsitzende: In den Akten heißt es. daß sämtliche geprägten Bleie beim hiesigen(Oelder) Zollamt einer Durchprüfung unterzogen wurden. Sechs falsche Bleie sind festgestellt, die von Gebr. Pott=Möhler stammen. Justiarat Druker: Das Ergebnis der Inaugenscheinnahme der Bleie liegt vor. Nun haben wir auf Grund der Verhandlung in der vergangenen Woche von den Sachverständigen folgendes übereinstimmende Gutachten gehört: „Die Bleie die bei den Angeklagten am 29. April abgenommen wurden, sind nicht mit der amtlichen Zange hergestellt, auch die Bleie von Rudolf Pott rühren nicht von der amtlichen Zange her. also diese sind identisch.“ Vors.: Das stimmt nicht. Verteidiger: Deshalb sind wir genötigt darauf zu bestehen, daß die Sachverständigen sich darüber aussprechen. Vors.: Das ist in tatsächlicher Beziehung nicht ganz richtia Die Sachverständigen haben sich nicht die Bleie vorlegen lassen die am 29. April nach der Aussage von Unterbera an der Meßuhr von Rudolf Pott abgenommen worden sind sondern die Bleie. die in einem Sammelkistchen an der Gerichtsstelle sind. Hieraus wurden vier Bleie entnommen. Sachverst. Grühl: An der Zahlenseite befindet sich eine kleine Abweichung. Justizrat Druker: Welchen Beamten ist die amtliche Zange gegeben worden? Zeuge: Oberzollsekretär Leipziger hatte sie in Verwahrung. der sie dann den Beamten Hemken und Stark auslieferte. Justizrat Druker: Am 22. und 29. Juli sind amtliche Bleie angebracht worden. Am 3. August wurden neue echte Plomben festgestellt obwohl eine amtliche Abnahme nicht stattgefunden hatte. Wie ist das zu erklären? Es muß also ein Beamter die amtliche Zange gebraucht haben: wer ist das gewesen? War das Leipziger? Nebenkläger Bartels: Das hat damit nichts zu tun. es wird von uns nicht strikte behauptet, daß es Leipziger gewesen sei es kann auch ein anderer gewesen sein. Es äußerte sich darauf als Sachverständiger Brennereibesitzer Hölscher=Münster. Es ist festzustellen, ob die Angeklagten in letzter Zeit Mais oder Roggen gebrannt. Darnach richtet sich im Falle einer Verurteilung die Höhe der Geldstrafe. Es wird festgestellt, daß in der Gebr. Pott'schen Brennerei in der Zeit vom 9. Mai 1927 bis zum 5. Juli 1927 auch Mais mitgebrannt worden ist. Längere Zeit wurde dann noch der den Angeklagten von ihren Berufskollegen gemachte Vorwurf der Preisunterbietung erörtert. Die Angeblagten erklärten, sie stellten das Gegenteil unter Beweis. Sämtliche Wirte ihrer Kundschaft behaupteten sie die Angeklaaten, seien zu teuer, man kaufe ihren Schnaps nur. weil er aut sei. Die Sachverständigen können keine neuen Feststellungen mehr machen. Der Lokaltermin brachte eine genaue Besichtigung der Gebr. Pott'schen Brennerei. Bezüglich der Feststellung des Zeugen Unterbera in der Brennerei will das Gericht als wahr unterstellen, daß der Zeuge Unterberg sich geirrt haben könnte. Der Vorsitzende erklärte zwar daß er in der Lage wäre, auch bei dieser Beleuchtung die Mulde an den Plomben mit bloßem Auge zu erkennen so. wie es Zollinspektor Unterbera von sich aus behauptet habe. Nach der Besichtigung des mit der Brennerei in Verbindung stehenden Gebäudekomplexes wurde in dem Gastzimmer von Gebrüder Pott=Möhler die Beweisaufnahme fortgesetzt. Der Vorsitzende betonte eingangs bei nochmaligem Fragen der Sachverständigen:„Meine Herren! Hier kommen wir, wie man im Münsterlande zu sagen pflegt:„Vom Hölzken aufs Stöcksken!“ Der Zeuge Ossenbrink will an der Straße 50 gefüllte Eisenfässer gesehen haben. Der Vorsitzende bemerkte 50 mal 600 Liter sind 30 000 Liter. aber keine 90 0000. Als Zeuge erklärte der Arbeiter Th. Heimeier. der seit 1901 bei den Angeklaaten im Tagelohn steht, daß auch die großen Fässer des Lagerkellers 1923 mit Sprit gefüllt gewesen seien. Als dieser Zeuge sagte, an der einen Seite des Hauses hätten allein 24 Fässer gelagert. und seine Stimme sich merklich veränderte, fraate ihn der Vorsitzende:„Sie zittern so mit der Stimme, woher kommt das? Ist das etwa nicht richtig was Sie hier sagen? Herr Heimeier, wenn das, was Sie hier sagen, nicht stimmen sollte dann ist es jetzt noch Zeit. Machen Sie sich nicht unglücklich!“ Der Zeuge blieb aber bei seiner Aussage und fügte hinzu, daß nach seinen Berechnungen die Potts für eine halbe Million Mark Sprit auf der Straße hätten liegen gehabt. Gastwirt Jos. Uhrmeister wurde gefragt, ob er mit seinen Schwägern verfeindet sei. Die Frage verneinte der Zeuge. Im übrigen bestätigte auch dieser Zeuge daß er bei Potts in Möhler viel Sprit hat liegen sehen. Vors.:: Haben Sie mit Ihren Schwägern mal über diese Geschichte gesprochen? Haben Sie nicht mal Ihrer Frau gesagt: Getan haben sie's aber hoffentlich kommen Sie uns nicht?“ Zeuge: Nein. Vors.: Was hat Ihnen denn Ihre Frau gesaat. hat sie Ihnen nicht gesagt: Das haben wir da immer so gemacht? Zeuge: Nein, im Gegenteil! Meine Frau hat niemals an eine Schuld ihrer Brüder geglaubt. Der letzte Zeuge war der 74 Jahre alte Zollassistent a. D. Peter Falk Er ist seit Januar 1922 außer Dienst. Auch er hat größere Mengen 600Liter=Fässer in den Jahren 1922=23 auf der Straße liegen gesehen. Vors.: Soll Ludger Pott vernommen werden? Ludger Pott ist derjenige, der die Anzeige in dieser Sache gemacht hat. Erster Staatsanwalt: Für diese Instanz verzichte ich Vors.: Die Nebenkläger? Zallrat Bartels: Wir haben stets darauf verzichtet! Da auch die Verteidigung verzichtet wird Ludger Pott nicht vernommen Das Gericht beschloß zum Schluß. den Zeugen Freitäger zu vereidigen. Das geschieht. Der Zeuge Rudolf Pott blieb unvereidigt wegen des Verdachts der eventuellen Mittäterschaft. Sachverständiger Hölscher sagt noch aus daß auf der Tenne so viel Fässer gelagert haben können, wie der Zeuge Heimeier dort habe liegen sehen.(30 000 Liter.) Damit war die Beweisaufnahme in diesem Prozeß geschlossen. Jetzt beainnen die Plädoyers. auch eine Anzahl deutscher Schwimmer mit bestem Erfolge abschnitten. Die Ausbeute des Tages waren ferner drei neue französische Bestleistungen, die von dem Aufschwung des Schwimmsports in Frankreich deutlich Zeugnis geben. Neuer Weltrekord im Stabhochsprung. + Der Amerikaner W. R. Edmonds stellte in der kalifornischen Universitätsstadt Palo Alto bei leichtathletischen Studentenwettkämpfen im Stabhochsprung mit 4,31 Meter einen neuen Weltrekord auf. Den alten Rekord hielt Carr=Amerika mit 4,26,7 Meter. * + Boxländerkampf Deutschland=Norwegen. Am Sonntagabend fand in Stettin vor ausverkauftem Hause der Boxländerkampf zwischen den Amateuren Deutschlands und Norwegens statt. Die Kämpfe nahmen einen durchweg spannenden Verlauf und endeten mit einem überlegenen 6:2 Siege der deutschen Amateure. + In der Breslauer Jahrhunderthalle wurde am Sonntagabend ein weiterer internationaler Radrenntag abgewickelt. Im Mittelpunkt des von Amateuren und Berufsfahrern bestrittenen Programms stand ein internationaler Fliegerkampf. Im Gesamtergebnis siegte der Kölner Oszmella mit 65 Punkten vor Engel 52 P., Knappe(Breslau) 51 P., Martinetti 48 P., Kaufmann 40 P. und Frach(Breslau) 39 P.— In dem von 14 Amateurpaaren bestrittenen 75 Klm.=Rennen siegten die Berliner Wissel=Lehmann mit Rundenvorsprung vor Elpel=Hoffmann (Breslau). + 2. Frankfurter Sechstagerennen. Nach Aufhebung der Neutralisation umkreisten am Montagnachmittag die Fahrer in langsamen Tempo die Bahn. Erst die Nachmittagswertungen brachten etwas Leben in das Feld, ohne aber den Stand des Rennens zu verändern. Nach 69 Stunden(7 Uhr) waren 1545,800 Klm. zurückgelegt und die Reihenfolge folgende: 1. RiegerRichli 163 P., 2. Ehmer=Kroschel 114 P., 3. Rausch=Hürtgen 105 P., 4. Choury=Fabre 46 P., 5. Charlier=Duray 34 P.; 1 Runde zurü: 6. Bossi=Bestitti 102 P., 7. Schorn=Goebel 93 P., 8. DornMaczynski 90 P., 9. Junge=Louet 20 P.; 4 Runden zurück: 10. Remold=Schäfer 75 P.; 5 Runden zur.: 11. Degraeve=Klaß 82 W. Deutsche Jugendkraft Gau Ostfalen, Bezirk„Nethe“ Der Bezirksspielwart an seine Vereine, an die Eltern und Vorgesetzten! Am kommenden Sonntag besteht wegen des JünglingsKommunionsonntags für die besamte Jugendkraft Spielverbot. Erfreulich ist festzustellen, daß ein großer Teil Vereine im Bezirk„Nethe“ neuerdings sich auch mehr auf das Turnen einstellt. Zwei Abteilungen verfügen weiter über gut durchgebildete Schwimmabteilungen. Man merkt doch, daß in Jugendkraft ein Keim steckt, der bei verständlicher HandHabung etwas Brauchbares zu werden verspricht. Heute ist es Pflicht eines jeden katholischen Geistlichen, die Jugendkraft, die speziell eine katholische turn=, spiel= und sporttreibende Vereinigung ist, gemeinsam mit der Gemeinde zu unterstützen und zu fördern. Dies war auch das letzte Vermächtnis, der letzte Wunsch jenes großen katholischen Jugendführers, der vor zwei Jahren für immer seine Augen schloß. Es war am Abend des 25. August 1926, als die Trauerbotschaft von dem Tode des Führers der D. J. K. des Herrn Prälaten Mosters die katholischen Jugend= und Jungmännervereine entsetzte. Ueberall erweckte die Botschaft die innigste Teilnahme. In Lausanne(Schweiz), wo sich der hochwürdige Herr zur Erholung aufhielt, starb er an Herzschwäche, wohlvorbereitet und gottergeben, am 26. Jahrestage seiner Primiz im 52. Lebensjahre. Ein edles Priesterherz hatte zu schlagen aufgehört; die Seele eines wackeren Streiters war hingegangen vor unsern gütigen Gott, um den ewigen Lohn für die nie versagende Treue zu empfangen. Und während der große Mann seine nimmermüden Augen schloß, stammelten seine dünnen Lippen die letzten mahnenden Worte:„Vor Gott ein Kind und vor der Welt ein Mann!“— Katholischer Vater, katholische Mutter, katholischer Jüngling und alle, die der Jugendkraft nahe stehen, merkt's Euch: „Das war die ersterbende Kraft der Wahrheit, die eine reine Seele zu uns sprechen ließ“.— EWo. Aus der Kreisstadt. Nachdruck unserer mit(†—(8— bezeichneten Original=Artikel, auch im Auszug nur mit Quellen=Angabe gestattet. Höxter, Mittwoch, den 5. Dezember 1928. († Dezember. Nächst dem Mai ist der Dezember ein Liebling der Dichter, und es gibt ja kaum etwas Poetischeres als den verschneiten Winterwald im Weihnachtsmonat. Leider sieht es in diesen Wochen, da sich der Lauf des Jahres vollendet, in der winterlichen Natur keineswegs so anheimelnd und traulich aus, und wenn der Dezember auch in unserm Klima die eigentliche Winterkälte noch nicht bringt, so wartet er doch ausgiebig mit kaltem Regen und Nebelnässe auf. Nach dem Schnee sehnt sich vor allem der Landmann, denn„auf einen Dezember mit tüchtigem Schnee folgt ein fruchtbares Jahr mit viel Gras und Klee“. Aber oft genug läßt der Schnee auf sich warten und beraubt das Weihnachtsfest seines schönsten Schmuckes. Kein Monat des Jahres ist so reich an Bräuchen wie der Dezember. Weit verbreitet ist die Sitte, nun einen Adventskranz aufzuhängen, der aus Tannenzweigen geflochten und mit farbigen Bändern und Kerzen geschmückt ist. (+ Meldestatistik. Die Einwohnerzahl der Stadt Höxter betrug am 1. d. Mts. 7594 Personen gegen 7546 Personen am 1. des Vormonats. Im Laufe des Monats November sind 119 Personen zugezogen und 71 Personen verzogen. († Standesamtsstatistik. Im hiesigen Stadtbezirk wurden im Laufe des Monats November 11 Kinder geboren; verstorben sind 12 Personen, davon 4 Auswärtige. Eheschließungen wurden 3 beurkundet. (* Beilage. Unserer heutigen Stadtauflage liegt ein Prospekt der Fa. Heinr. Klingemann bei, dessen Durchsicht wir unsern Lesern angelegentlich empfehlen. (* Preußisch=Süddeutsche Klassenlotterie. Die Erneuerung der Lose zur 3. Klasse muß planmäßig bis spätestens Freitag, den 7. Dezember, 6 Uhr abends bei dem zuständigen Lotterie=Einnehmer erfolgen. († Vortrag in der Arbeitsgemeinschaft der Lehrpersonen. Die staatliche anerkannte Arbeitsgemeinschaft der Lehrer und Lehrerinnen des Kreises Höxter hatte Samstag nachmittag einen besonderen Vortrag in ihr Arbeitsprogramm eingeschoben und dafür Herrn Dr. Tüxen von der staatlichen Stelle der Naturdenkmalspflege in Hannover gewonnen. Das Thema lautete:„Die natürlichen Landschaften Niedersachsens mit besonderer Berücksichtigung ihrer Vegetation.“ Der Vortragende gab zunächst eine kurze Einleitung und erledigte seine Aufgabe an Hand einer Reihe schöner und lebenswahrer Lichtbilder, die in dem städt. Festsaal mit dem guten Lichtbilderapparat des Konzert= und Vortragsvereins trefflich zur Geltung kamen. An den etwa 1¾ Stunden dauernden Vortrag schloß sich eine kleine Besprechung in Form mehrerer Anfragen, bei deren Beantwortung Herr Dr. Tüxen noch mehr seine große Sachkenntnis zeigte, als beim Vortrag selbst. Es waren etwa hundert Lehrpersonen erschienen. († Weserbergland=Fest in Berlin. Der Festabend ist nunmehr endgültig auf Sonntag, den 13. Januar 1929 in den gesamten Kroll's Festsälen, gegenüber dem Reichstagsgebäude, festgelegt. Die feenhaften Räume sind mit die schönsten und größten in ganz Europa, sodaß die Veranstaltung des Weserberglandes in einem würdigen Rahmen vonstatten geht. Alle am Fremdenverkehr interessierten Persönlichkeiten sollten nicht verfehlen, geschlossen nach Berlin zu fahren, um ihre Stadt repräsentativ zu vertreten. Der Verkehrsverband Weserbergland läßt bei genügender Beteiligung einen Sonderzug ab Altenbeken, Paderborn, Pyrmont, Hameln, Hildesheim, Berlin und zurück verkehren; andererseits ist geschlossene Gesellschaftsfahrt vorgesehen, um hierdurch die Ermäßigung auszunutzen. Wie wir hören, ist der Hauptgewinn der Freitombolä ein Selve=Wagen im Werte von 10000 Mk. Wir beneiden schon heute den glücklichen Gewinner. Wegen Vorbestellung von Eintrittskarten wolle man sich an den Verkehrsverband Weserbergland, Hameln, wenden, der bereitwilligst jede nähere Auskunft erteilt. 47)(Nachdruck verboten.) Er hat diesen Menschen, mit dem er zie besten Jahre seines Lebens in gemeinsamer, rustloser Arbeit verbrachte und auf dessen Treue und Redlichkeit er Häuser gebaut hätte, tiefer ins Herz geschlossen, als ihm jetzt lieb ist. Es wird ihm schwer werden, ihn von sich zu lun. Aber es muß sein. Er hat es sich heute tagsüber hin und her überlegt und gefunden, daß es keinen andern Ausweg gibt. Am Großreicherhof kann er nur redliche Leute brauchen. Und morgen früh will er dem Mirtl das sagen. Es ist elf Uhr nachts geworden, als der Großreicher das Hoftor öffnet und den Hof betritt. Wie gewöhnlich in solchen Fällen geht er nicht direkt nach dem Wohnhaus, sondern schlägt den kleinen Ummea üher die an die Streurammer angebaute Hundehutte ein, um Tiger im Vorüvergehen zu begrüßen. Beim Kirchenwirt hat er sich einen Schweinebraten geben lassen und die Knochen davon, in Papier gewickelt, für Tiger mitgenommen. Sonst hat ihn der Hund stets von weitem durch freudiges Winseln und Bellen begrüßt. Heute bleibt seltsamerweise alles still. Beunruhigt tritt der Bauer an die im Schatten des Stalldaches liegende Hütte, aus deren Oeffnung er in der Dunkelheit nur undeutlich das weiße Fell des Hundes schimmern sieht. „Tiger—?“ fragt er halblaut.„Ja, was ist denn heut mir dir?“ Nichts rührt sich. Er bückt sich, tappt mit der Hand nach dem Fell des Tieres und— fährt gleich darauf entsetzt zurück. Steif und eiskalt war, was seine Hand berührt hat. Ein Wachsstreichholz, das er entzündet, zeigt ihm dann den Hund, der mit offenstehenden, verdrehten Augen, alle vier Beine steif von sich gestreckt, am Stroh seiner Behausung liegt. Lange steht er wie gelähmt da. Sie haben ihm den Hund vergiftet! Seinen lieben, treuen Tiger! Den einzigen wahren Freund, den er besessen hat. Als er dann endlich in seine Kammer geht, sind seine Augen feucht, und ein wehes Gefühl preßt ihm das Herz zusammen. Darüber wird er lange nicht hinwegkommen, daß dieses treue Tier der Rache eines schlechten Kerls zum Opfer fallen mußte! Denn daran zweifelt der Großreicher keinen Augenblick: der hat's getan, den Tiger gestern gebissen hat. XXV. Sie wundern sich heimlich alle im Haus, daß der Bauer den Tod des Hundes, den ihm Brigitte, als sie ihm das Frühstück bringt, aufgeregt meldet, scheinbar so ruhig hinnimmt. Kaum ein Wort hat er darüber verloren und ist nicht einmal hinausgegangen, um den toten Hund anzusehen. Und auch später, als die Dienstleute ihre Vermutungen über die Ursache der Vergiftung und den mutmaßlichen Täter austauschten, beteiligt sich der Bauer nicht an der Unterhaltung. „Obwohl es ihn doch am nächsten angeht," sagt der Roßknecht Valtl kopfschüttelnd zu Brigitte,„denn es ist doch klar, daß nur einer den Hund vergiftet hat, der schlechte Absichten auf den Hof hat. Haben vielleicht einen Einbruch vor, die Kanaillen, und haben drum zuerst den Hund beiseite geschafft!“ Bekanntmachung. Dem Maurer Karl Müller in Lüchtringen Nr. 130f ist am 28. November ds. Is. ein deutscher Schäferhund zugelaufen. Besondere Kennzeichen: Graue Farbe, schwarzer Kopf. Der Hund kann gegen Erstattung der Futter= und Bekanntmachungskosten von dem Finder abgeholt werden. Höxter, den 30. November 1928. Der Bürgermeister des Amtes Schlickau. Bekanntmachung. In den nächsten Tagen werden die Steuerkarten für 1929 behändigt. Die Arbeitnehmer haben die Karte nachdem sie die Richtigkeit geprüft und festgestellt haben, an den Arbeitgeber bezw. die zahlende Kasse weitszuleiten, da sonst volle 10% als Steuer einbehalten werden. Wer die Karte im Augenblick nicht benötigt, wolle sie trotzdem sorgfältig aufheben. Ersatzkarten werden nur gegen Entrichtung einer Gebühr(bis 1,— RM.) ausgegeben. Höxter, den 3. Dezember 1928. Der Magistrat. Kronsbein. Statt Karten. Für die überaus herzliche Teilnahme und reiche Kranzspende beim Hinscheiden meines lieben Mannes Heinrich Schöttler sage ich allen herzlichen Dank. Im Namen der Hinterbliebenen: Frau Charlotte Schöttler Ww. Wichtig für Kranke! Rechtzeitig vorbeugen! 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Die Nachkriegszeit hat der politischen Vertretung des katholischen Deutschland die Aufgabe gestellt, nicht nur die freie Betätigung der katholischen Kirche und des christlichen Deutschland überhaupt sicherzustellen, sondern den Staat selbst zu retten! Die letzten zehn Jahre waren Jahre nervenaufreibender politischer Arbeit. Es ist nicht zu viel behauptet, wenn hier ausgesprochen wird, daß ohne die verantwortungsbewußte, opferbereite und hingebende Arbeit der Deutschen Zentrumspartei Deutschland wahrscheinlich im politischen Radikalismus untergegangen wäre. Der deutsche Wiederaufbau in verfassungsrechtlicher und wirtschaftspolitischer Beziehung ist weitgehendst das Werk der deutschen Zentrumspartei und ihrer Führer! Erzberger, der Mann voller politischer Probleme und der energischen Tat wurde hingemordet! Gröber und Spahn, Trimborn und Burlage, Brauns und Marx. Hitze und Wirth, Schofer und Mayer=Kaufbeuren und andere Führerpersönlichkeiten mehr büßten weitgehend ihre Gesundheit ein oder sanken unter der Wucht ihrer Verantwortung allzu früh ins Grab! Das katholische Volk hat sich bei den letzten Wahlen nicht überall dieser Tatsachen erinnert. Die schnellebige Zeit mit ihren sich überstürzenden Ereignissen außen= und innenpolitischer Natur ließ es vergessen, was die Zentrumsführer in Deutschlands größter Notzeit geleistet haben, um Volk und Vaterland zu retten. Die alten Führer gingen von uns. Neue Männer und Frauen kamen, erfüllt von dem Willen zu politischem Schaffen und zur Uebernahme unangenehmer Verantwortung. Einer, der zur Garde der„Alten“ zählt, ist neben dem Nestor der deutschen Zentrumspartei, dem Abgeordneten Herold und dem Führer des Preußischen Zentrums, Dr. Porsch, geblieben: Es ist Marx! In kritischster Zeit war Marx viermal Reichskanzler; er war viele Jahre lang Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei. Mit tiefem Bedauern haben darum auch weiteste Kreise der Zentrumspartei vernommen, daß Marx aus Gesundheitsrücksichten von seiner Stelle als Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei zurücktreten will. Es ist erklärlich, daß man die Frage aufwirft, ob nicht doch noch wieder Marx der Führung der Gesamtpartei erhalten bleiben könne.„Aber wie immer sich der Reichsparteitag entscheidet,— und diese Entscheidung muß von allen Parteianhängern respektiert werden,— und wer immer Führer der Deutschen Zentrumspartei sei,— wir müssen geschlossen hinter ihm stehen! Mit dem Verbrauch der führenden politischen Kräfte in unserem Lager ist vielleicht ein allzu starker Gebrauch gemacht worden. Der Führer muß alle hinter sich wissen und alle müssen ihm helfen, *( Aus Anlaß des Reichsparteitages werden am 6. Dezember eine Reihe Sondertagungen stattfinden. Unter anderen wird der Reichsfrauenbeirat der Deutschen Zentrumspartei unter Leitung von Frau Ministerialrat Helene Weber. M. d. R., ferner der Reichsbeamtenbeirat der Deutschen Zentrumspartei unter Leitung des Postinspektors Baumhoff, M.d.L., zusammentreten. Außerdem werden am 6. Dezember noch tagen die Handels= und Industriebeiräte der Deutschen Zentrumspartei unter dem Vorsitz des Generaldirektors Dr. ten Hompel, die Windthorstbunde und Studentischen Ortsgruppen unter Leitung des Reichstagsabgeordneten Josef Joos. Die Vertreter des kaufmännischen gewerblichen Mittelstandes werden sich zur Besprechung wichtiger Fragen unter Leitung des Reichstagsabgeordneten Thomas Esser zusammenfinden, die Vertreter der Landwirtschaft werden am Freitag, den 7. Dezember, unter dem Vorsitz des Reichstagsund Landtagsabgeordneten Landesökonomierat Herold tagen. Außerdem wird unter der Leitung des Reichstagsabgeordneten Prälat Ulitzka eine Besprechung von Grenzlandfragen stattfinden. Auch die Diaspora=Arbeitsgemeinschaft wird eine besondere Tagung abhalten. Aus Westdeutschland. Oelde, 4. Dez. Einbrecherbesuch bei einem Rechtsanwalt. Als die Familie des Rechtsanwalts Justizrat Westhoff am Samstag abend beim Abendessen saß, stiegen mehrere Einbrecher durch ein offenstehendes Fenster in das Schlafzimmer, durchwühlten den Kleiderschrank und die Kommode und erbeuteten It.„Glocke“ eine Anzahl wertvoller Schmuckgegenstände, eine goldene Damenuhr mit zwei Ketten und mehrere Herrenkleidungsstücke. * Vielefeld, 4. Dez. Zwei Jahre Gefängnis für einen rücksichtslosen Autolenker. Im September hatte der 20jährige Kraftfahrer Wilh. Arendt von hier bei einer sogen. Spritztour mit jungen Damen in der Dunkelheit eine Menschengruppe überfahren, wobei eine Ehefrau getötet und drei weitere Personen mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Das Auto war, da die Beleuchtung nicht funktionierte, gänzlich unbeleuchtet gewesen. Das Gericht rerurteilte den Angeklagten, der keine Teilnahme zeigte, zu zwei Jahren einem Monat Gefängnis. * Österfeld, 4. Dez. Auf Wunsch erschossen. In der Nacht zum Freitag machte angeblich, wie berichtet, der Lehrling Fritz Groh seinem Leben durch Erschießen ein Ende. Groh sollte am Tage vorher für seinen Vater in Essen Einkäufe besorgen, wozu er 100 RM erhalten hatte. Er fuhr mit seinem Freunde nach Essen und verjubelte dort das Geld. Unterwegs zeigte er seinem Freunde eine Pistole, die er seinem Vater entwendet hatte. Da man das ganze Geld ausgegeben hatte, kehrte man zu Fuß nach Hause zurück. Groh wurde am Rhein=Herne=Kanal erschossen aufgefunden. Man nahm zuerst an, daß der junge Mann Selbstmord verübt habe. Der Freund des Erschossenen, Fritz Ridder aus Österfeld, gab jetzt an, daß er seinen Freund Groh auf dessen eigenen Wunsch erschossen habe. * Hamm, 4. Dez. Der Westfälische Bäckerinnungsverband hielt einen außerordentlichen Verbandstag ab, der dem Ausbau der Organisation und seiner sozialen Einrichtungen galt. Die vom Vorstand vorgelegte Neuaufstellung der Satzungen des Verbandes fand mit einigen Aenderungen die Zustimmung der Versammlung. Der Sitz des Verbandes bleibt Bochum. Die für das Jahr 1929 unterbreiteten Haushaltspläne wurden genehmigt. Der Haushaltsplan für die Verwaltung schließt in Einnahme und Ausgabe mit 157 942 A ab, der der Bäckerfachschule mit 17 000 M. der der Sterbekasse mit 68000 M, der Gebäudehaushaltsplan mit 27 497 M. Die gestiegenen Ausgaben des Verbandes erfordern eine Erhöhung des Verbandsbeitrages um 50 Pfg. auf 2.50 M monatlich. Hierin einberechnet ist der Beitrag zur Sterbekasse mit 90 Pfg. monatlich. Man hofft, mit der Zeit die Verwaltungskosten des Verbandes wesentlich zu mindern. Ausgeschieden aus dem geschäftsführenden Vorstand sind Ehrenobermeister Diekhoff und Märker=Bochum. Die vom Vorstande vorgenommene Ergänzung des Vorstand erhielt die Zustimmung der Versammlung. Sodann wurden die ausgearbeiteten neuen Satzungen für die Sterbekasse u. die Spiegelscheibenschädenunterstützungskasse angenommen. Dem Vorstand wurde von der Versammlung das Vertrauen ausgesprochen. Seit längerer Zeit erstrebte der Verband die Einführung einer Altersfürsorge für Mitglieder und deren Frauen. Die Innungen des Siegerlandes wie auch Innungen des Industriebezirkes haben geschlossen ihren Beitritt zu dieser sozialen Einrichtung des Verbandes erklärt. Als Stichtag für die Anmeldungen ist der 31. Dezember 1928 erklärt. * Hagen. 4. Dez. Sparkassenskandal in Eslohe. Zu den über die Vorgänge an der Esloher Sparkasse durch die Presse gemachten Mitteilungen gibt Bürgermeister AbelDie Brücke der Ein sozialer Roman von Hubertus=Kraft Graf Strachwitz. 57)(Nachdruck verboten.) „Gräfin Anna“, sagte Sadasdy,„ich komme, wie wir besprochen haben.“ Sie wollte ihn nicht unsicher machen, sie wollte ihn ja heute auf die Probe stellen, hoffte sein Vertrauen in höchstem Maße zu gewinnen. Sie schob ihm einen Stuhl neben den Schreibtisch, während sie ihren eigenen mit den hohen Holzlehnen ein wenig zur Seite wandte. So saßen sie sich gegenüber. Er fand nicht gleich den Mut zu reden. Sein vielbelastetes Gewissen war beunruhigt. Was war vorgefallen? So brach Anna das peinliche Schweigen: „Nun, Herr Scheeben, wir wollten uns heute aussprechen.“ „Ja, Gräfin Anna. Aber ich bin etwas verwirrt, Sie sind heute so seltsam ernst, so zurückhaltend. Als wir uns beim Mütterchen unter dem Weihnachtsbaum trennten, versprach ich mir ein anderes Wiedersehen.“ „Sie haben recht, ich bin müde und abgespannt,— ich habe heute viel erlebt.— Doch sprechen Sie frei, sagen Sie alles so, als wenn wir unter der Weihnachtstanne nebeneinander säßen, alles offen und ehrlich.— Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Müdigkeit.“ Da fühlte er sich wieder sicherer,— es war also nur Müdigkeit. Er begann mit leiser, einschmeichelnder Stimme, als wenn er ihr ein Weihnachtsmärchen erzählen wollte. Er begriff endlich, sie war nur durch Offenheit und Ehrlichkeit zu gewinnen, jeder Schein von Lüge war ihr verhaßt. „Gräfin Ana, ich komme, um Ihnen mein Dasein zu Füßen und meine Geschicke in Ihre Hände zu legen. Sie werden davon nicht überrascht sein und es nicht anders ewartet haben. Sie wünschen Klarheit über mich und meinen Lebenslauf zu erhalten; ich will Ihnen hiervon berichten, auch auf die Gefahr hin, daß Sie mich dann verstoßen werden.“ „Reden Sie erst, aber ohne jede Beschönigung,— ich „Sie sollen sie haben, ich will Ihnen nichts verheimlichen.“ Sadasdy erzählte:„Ich hatte eine seltsame Jugend. Mein Vater war Anwalt. aber in seinem Amt wenig erEslohe, It. Zentralvolksblatt, folgende Richtigstellung: 1. Wenn in dem Artikel ausgeführt wird, daß der Schaden für das Amt Eslohe auf 600 000 A geschätzt werden müßte, so liegen bis jetzt ausreichende Unterlagen für eine zuverläßige Schätzung nicht vor. Eine ganze Reihe von Forderungen muß in rechtlicher Hinsicht angefochten und die Haftung des Amtsverbandes dafür abgelehnt werden. Zum Beispiel ist auch die Angabe in dem berichtigenden Zeitungsartikel, daß ein Sparkassenbuch über 300 000 M ausgestellt worden sei, unrichtig. Auch ist die Sparkasse Eslohe niemals Besitzerin der Kalk= und Marmorwerke Brilon gewesen, und ist es auch heute noch nicht.— 2. In dem berichtigenden Aufsatz ist weiter gesagt, daß in der ersten offiziellen Anzeige dem Bürgermeister Unterschlagungen im Betrage von 50 000 A vorgeworfen seien. Auch dieses ist unrichtig. Es ist vielmehr u. a. in der ersten Anzeige ein Kreditgeschäft von 50000 A zur Sprache gebracht worden, das nicht ordnungsmäßig getätigt worden wäre.— 3. Es ist in dem Artikel ferner an 2 Stellen folgreich. Er hatte einen Fehler, ein Laster:— er trank. — Daneben besaß er eine besondere Vorliebe für Musik, die er auch auf mich zu übertragen suchte, und zwar bereits zu einer Zeit, als ich noch ein ganz kleiner Junge war. Um diese seine verschiedenen Liebhabereien vereinigen zu können, nahm er mich mit sich in alle Lokale, leider auch in sehr minderwertige, wo geschminkte Frauen mit schrillen Stimmen sangen oder heruntergekommene Klavierspieler ihr Dasein fristeten. Es fiel mir bald auf, daß er ständig über jedes Maß trank, und es kam nicht selten vor, daß er sich nicht mehr vom Stuhl erheben konnte. Man half ihm auf, dann stützte er sich schwer auf meine Schultern, und ich geleitete ihn weinend nach Hause. Ich erlebte da viele Dinge, die mein Kindergemüt zwar nicht richtig verstand, die aber doch meine Seele verletzten und mich bereits in jener Zeit lehrten, eine sehr schlechte Ansicht von den Menschen, besonders von den Frauen, zu hegen. Meine Mutter wollte mich nicht mitgehen lassen, aber dann schlug er sie. Es war ihr überhaupt unverständlich, daß ich dem Vater nie weglief und ihn immer begleitete. Ich tat es wegen der Musik. Sie entzückte mich, und ich drängte den Vater, vor allem dorthin zu gehen, wo auf Geigen gefiedelt wurde. Es war mir ein hoher Feiertag, wenn er mich in ein besseres Lokal mitnahm, wo die Zigeuner schwirrten. Da vergaß ich oft die so merkwürdige Umgebung, klatschte mit den Händchen und sprang wie toll umher. Die Leute ließen mich ruhig gewähren. Und endlich, an meinem zehnten Geburtstag, wurde mein sehnlichster Wunsch erfüllt, ich erhielt selbst eine Violine; ich glaube, es war der glücklichste Tag meines Lebens.“ Er sah eine Weile vor sich nieder. Anna stellte sich ihn in Gedanken als zarten feinen Knaben mit dem wachsenden Lockenkranz vor, wie auf dem Bild bei Mütterchen — armer Bub.— Schon war ihre Seele von Mitleid ergriffen, schon wußte sie, daß sie ihm nicht mehr würde zürnen können, was er auch gestehen mochte; sie fand ihn bereits für vieles, wenn nicht alles, entschuldigt: „Das muß eine harte Zeit gewesen sein. Wann starb Ihr Vater?“ „Bald darauf. Er war wieder mit mir bei den Zigeunern, und viele leere Flaschen standen um ihn. Ich wußte jetzt schon Bescheid und bettelte an ihm herum, nach Hause zu gehen. Aber die Musik ließ ihn und eigentlich auch mich nicht locker. Er war ein leidenschaftlicher Tänzer.— Gerade zwirrten die Zigeuner einen ihrer tollen Tänze, der bis in die Spitzen der Nerven hineinprickelt, da ergriff er mich beim Schopf:„Komm, mein Jungchen, du sollst auch tanzen lernen!“, umkrampfte mich und riß mich im Kreise herum, trotzdem die anderen ihn aufhalten wollten, und dann, plötzlich ein zischender, pfeifender, aurgelnder Laut,— ein Sturz.— ich flog zur Seite,— und behauptet, daß der Bürgermeister von jeder beabsichtigten Revision auf dem Dienstwege vorher in Kenntnis gesetzt wäre. Auch diese Behauptung ist unrichtig. □ Bochum, 4. Dez. 5 500000 RA für einen neuen Schlachthof. Die Stadtverordneten bewilligten für den neuen Schlachthof die letzte Rate von 400 000 R.A. Damit sind für diese großzügig geplante Anlage 5,5 Millionen RaN bewilligt worden.— Gleichzeitig mag erwähnt sein, daß für die aus den Wohnungen ausgewiesenen Mieter nicht weniger als 96 Wohnungen in Baracken gebaut werden sollen. * Essen, 4. Dez. Zum Abschluß des Husmann=Prozesses. Das freisprechende Urteil im Mordprozeß Husmann hat, wie wir schon mitteilten, am Samstag Rechtskraft erlangt. Eine Revisionsbegründung ist nicht eingegangen. Das Urteil umfaßt 75 Seiten in Maschinenschrift. Es würdigt mit einwandfreier Sachlichkeit und lückenloser Vollständigkeit das gesamte Ergebnis des Riesenprozesses. Die Urteilsbegründung wird getragen von schwer brach er wie ein berstender Eisblock zu Boden— tot! In schrillem Ton rissen die Geigen ab, noch heute höre ich dieses entsetzte Abkreischen der Violinen— tot— — tot——— tot. Mütterchen weinte in der nächsten Zeit viel, fast mehr als vorher. Ich war ihr einziges Kind. Was sollte aus mir werden, nach solchen Kindheitserlebnissen? Der Zigeunerprimas kam zu ihr und bot sich an, mir für die Dauer seines Berliner Aufenthaltes Stunden zu geben. So lernte ich von ihm die Anfangsgründe. Er war stolz auf mich, er wollte mich sogar mitnehmen, aber Mütterchen erlaubte es nicht. Als er ging, bekam ich einen anderen Lehrer, das hatte ihm die Mutter versprechen müssen. So war mein Leben neben der lästigen Schule durch die Musik ausgefüllt. Ich machte Fortschritte. Aber je älter ich wurde, desto mehr packte mich die Sehnsucht, hinaus, hinaus und mit dem Zigeunerprimas herumzuziehen. Ich wurde ein wilder, schwer zu bändigender Junge. Ich schreckte vor nichts zurück, nichts war mir heilig, ich glaubte nicht an Frauenehre, nicht an Züchtigkeit und Unschuld. Wie sollte ich auch? Die Mutter griff zu einem verzweifelten Mittel: sie nahm häßliche, verkrüppelte Dienstboten in das Haus. Das ekelte mich an. Mein Entschluß wurde heimlich gefaßt, auch ohne ihre Erlaubnis in die weite Welt zu gehen und die Zigeuner wieder aufzusuchen, mit denen ich immer noch in Verbindung stand. Ich will Ihnen auch eingestehen, weil ich es Ihnen versprochen habe, alles zu sagen, daß ich kurz vor meinem Weggang von Berlin ein seltsames, unschuldiges Mädchen beim Theaterspielen in einem Nachbarhause kennnen lernte. Sie war ein Kind, so eigentümlich schön, so anders, als ich es gewohnt war, und dabei auf Ehre und Anstand peinlichst bedacht. Es machte einen so großen Eindruck auf mich, daß ich dem Mädchen die Heirat versprach. Dieses Versprechen war eine jugendliche Torheix, aber sie nahm es mit heiligem Ernst auf. Es war wirklich ein seltsames Mädchen.“ „Ida Wolters,“ der Name glitt ungewollt von Annas Lippen. Er staunte sie erschrocken an: „Sie wissen es?— Ja, es war Ida Wolters.“ „Und haben Sie Ida nie wieder gesehen?“ Da zögerte er. Aber er konnte dieser Anna mit ihren forschenden Augen nichts vorenthalten: „Doch ja— einmal, es ist nicht so lange her, es war ein trauriges Wiedersehen.“ „Ich weiß es.“ „Auch das?“ „Noch mehr, lieber Freund, ich werde es Ihnen her mitteilen."(Fortsetzung folgt.) dem Gedanken: Der Prozeß hat zwar nicht die Mordschuld des Angeklagten Husmann ergeben, er hat aber auch nicht den Beweis erbracht, daß der Angeklagte unschuldig ist. Die Staatsanwaltschaft vertritt die Auffassung, daß eine Veröffentlichung der Urteilsbegründung nicht zweckmäßig erscheint. Sie geht dabei von dem grundsätzlichen Gesichtspunkt aus, daß eine Veröffentlichung von Urteilsbegründungen nicht justizbehördliche Gepflogenheit ist und deshalb auch in diesem Prozeß bedenklich erscheint. Diesem Standpunkt haben sich auch der freigesprochene Husmann und sein Pflegevater, der Rektor Kleinböhmer in Gladbeck, angeschlossen. Gladbeck, 4. Dez. Wieder eine amerikanische Millionenerbschaft. Hier geht wieder eine amerikanische Millionendollarerbschaft um. Ein im Jahre 1874 von hier nach Texas ausgewanderter Johannes Pollmann soll bei seinem Tode im Jahre 1915 ein Vermögen von 55 Millionen Dollar, also etwa 225 Millionen Ra hinterlassen haben. Fünf Gladbecker und mehrere auswärtige Familien taten sich zusammen, um sich diesen fetten Braten nicht entgehen zu lassen, der in 16 Teilen Glückliche schaffen sollte. Jetzt ist der Familie des Berginvaliden Theodor Sander, die an der Kolpingstraße wohnt, die freudige Nachricht zugegangen, daß sie als einer der allernächsten Erben in Frage kommt. — Düsseldorf, 4. Dez. Zehntausend im Kampf gegen unsittliche Darbietungen. Die Flut unsittlicher Darbietungen in Kinos, in Revuen und Kabaretts hat in Düsseldorf am Buß= und Bettag zehntausend Menschen zu einem gewaltigen Protest zusammengeführt. Die Katholiken einten sich mit den positiv evangelischen Kreisen, so daß in drei Parallelversammlungen— eine unter freiem Himmel— einer gewaltigen öffentlichen Meinung für Reinheit und Sitte Ausdruck verliehen wurde. * Krefeld, 4. Dez. Auf der Jagd tödlich verunglückt. Der Kaufmann Heinrich Wüllenweber aus Krefeld befand sich gestern nachmittag im Hülster Bruch auf der Jagd. Als er einen Drahtzaun überkletterte, verfing sich der Bügel seines Gewehres in dem Zaun. Es löste sich ein Schuß. wobei die ganze Schrotladung dem Jäger in den Kopf drang und seinen sofortigen Tod herbeiführte. * Aachen, 4. Dez. Einen grausigen Fund machten Schüler des Kaiser=Karl=Gymnasiums in der schmalen. etwa 1,50 Meter breiten Gasse, die von der Poststraße zur Schule führt. Dort lag die Leiche eines etwa 30 Jahre alten Mannes mit zerschmettertem Kopf. Die Polizei stellte fest, daß es sich um einen Erwerbslosen handelt, der in einem Hinterhause, das an die Gasse stößt, gewohnt hatte, und sich offenbar aus dem Fenster seines Zimmers hinabgestürzt hatte. Es scheint, daß wirtschaftliche Not das Motiv der Tat war. — Löhne, 4. Dez. Ein großer Wechselfälscherprozeß. Das Mindener Schöffengericht befaßte sich in dreitägiger Verhandlung mit einem Wechselreiterprozeß, der der Tragik nicht entbehrt. In dem benachbarten Dorfe Obernbeck besteht seit länger als 40 Jahren die Zigarrenkistenfabrik Böker u. Hennig. Inhaber war Böker, der aus kleinen Anfängen das Geschäft sehr in die Höhe gearbeitet hatte und mit einem Mindener Bankhause in guten Geschäftsverbindungen stand. Der Prokurist Hermann H. dieser Firma, der das volle Vertrauen des Inhabers genoß, da er schon mehr als 25 Jahre im Betriebe war, machte nun in der Inflationszeit eine eigene Zigarrenfabrik auf, arbeitete aber mit dem Sohne Ernst des Kistenfabrikanten Hand in Hand, wie überhaupt die ganzen Geldverhältnisse so unklar waren, daß von der Firma Böker die der Mindener Bank gegebene Sicherheitshypothek von 65 000 RA aufgebraucht und aus dem H.schen Unternehmen noch 30 000 R Wechselverbindlichkeiten zu decken waren. Die Gelder für die Betriebe hatte man sich dadurch beschafft, daß man gegenseitig aufeinander Wechsel zog. Hieran soll sich auch der Schwiegersohn des B., ein Landwirt H. A. in Obernbeck, beteiligt haben. Das Gericht hielt den Sohn Ernst B. und den Prokuristen H. der fortgesetzten Urkundenfälschung für schuldig und verurteilte jeden von ihnen zu fünf Monaten Gefängnis. Im Falle der B. u. H.=Wechsel wurde eine Fälschung nicht festgestellt, wohl dagegen soweit es sich um Wechsel von H. A. handelt. A Osnabrück. 4. Dez. Beide Beine vom Rumpfe getrennt. Der 19 Jahre alte Sohn des Reichsbahnsekretärs Rieckhoff, der ein Schüler der Baugewerkschule in Buxtehude ist, hatte, da er gegen den Wind anging, das Herannahen eines ihn überholenden Zuges auf dem Bahnhof Buxtehude überhört. Er geriet unter die Räder des um 7½ Uhr nach Harburg abfahrenden Eilzuges. Dem Bedauernswerten wurden beide Beine vom Rumpfe getrennt. Kurze Zeit später erlag er seinen Verletzungen. Ein geheimnisvolles Verbrechen. Öhligs. 4. Dez. Ein Mann und zwei Frauen in Düsseldorf veranlaßten vorgestern abend einen Kraftwagenführer zu einer Fahrt nach Barmen über Hilden=Ohlias In einem wenta begangenen Bezirk zwischen Öhlias und Wald angekommen mußte der Führer des Wagens halten Er hatte mehrfach Stöhnen im Wagen gehört. Die drei Insassen aingen in einen Garten hinein und kamen nach kurzer Zeit ohne die eine Frau zurück. Sie veranlaßten dann den Wagenführer wieder nach Düsseldorf zurückzufahren. Diesem kam die Sache verdächtig vor weshalb er in Trotzhilden zwei Landjäger die des Weges kamen ersuchte. eine Untersuchung einzuleiten. Als die Insassen des Wagens sich in Widersprüche verwickelten, wurden sie in Haft genommen. Der Herr legitimierte sich als ein Zahnarzt Dr. Mohr aus Düsseldorf, die Frau als eine gewisse Hildebrandt aus Barmen. Sie verweigerten über die Vorgänge zunächst jede Auskunft In der Zwischenzeit fuhren die Beamten in dem Auto nach Ohlias, holten sich dort einen Kriminalbeamten worauf der Platz aufgesucht wurde an dem die drei Personen ausgestiegen waren. Unter einem Strauch fand man nun wenig bekleidet und fast starr. das Gesicht mit einem Kohlblatt zugedeckt die Frauensperson. Diese wurde sofort ins Ohligser Krankenhaus gebracht. wo sie bis jetzt noch besinnungslos darniederliegt. Nach der K. Z. handelt es sich bei der Erkrankten um eine Stütze Elly Weickert aus Barmen. * Nach den letzten Meldungen will Dr. Mohr am Samstag nachmittag mit Frau Hildebrandt nach Düsseldorf gefahren sein: als sie das erste Zimmer seiner Praxis betraten sei ihnen ein starker Gasgeruch entgegengeströmt. Sie hätten sofort die Tür zum zweiten Zimmer gewaltsam geöffnet. Hier habe man die Stütze Elly Weickert aus Barmen besinnungslos aufgefunden. Dr. Mohr will sofort Wiederbelebungsversuche angestellt haben. Er habe den Entschluß gefaßt die Weickert zu der er wie er selbst anarot. seit längerer Zeit freundschaftliche Beziehungen unterhalten habe in die mütterliche Wohnung zu bzingen Ueber das, was dann geschehen sei machen Dr. Mohr und seine Bealeiterin bisher sehr unklare und widerspruchsvolle Aussagen Auf dem Schreibtisch des Zimmers in dem die Bewußtlose aufgefunden wurde fand man einen Abschiedsbrief aus dem hervorgeht daß die Weickert freiwillig aus dem Leben scheiden wollte Auch in einem Brief an die Mutter und in einem weiteren Brief der einem Paketchen für ihr siebenjähriges uneheliches Töchterchen beilaa wird dies bestätigt. Demgegenüber stellt der Bericht der Öhliaser Polizei fest. der gerichtsärztliche Befund habe ergeben daß der Weickert eine stark ätzende Flüssigkeit in den Mund gegossen worden sei. Die Aerzte nehmen an daß an der Weickert ein verbotener Eingriff vorgenommen werden sollte. Rundfunkprogramm der westdeutschen Gender. Mittwoch, den 5. Dezember 1928. 11,15—11,55 Musikalischer Schulfunk für die Oberstufe höherer Lehranstalten.* 12,10 Mechanische Musik.* 13,05 bis 14,30 Mittagskonzert.* 14,30 Funkwerbung.* 16,00—16,25 Fritz Müller=Frerich: Neue Geschichten.* 16,30—16,55 Frauenstunde. Line Wallerstein: Vom Weihnachtsbüchertisch unserer Kinder.* 17,00—17,40 Funkpädagogische Arbeitsgemeinschaft für Volksschulen. Das musikalische Schaffen der Neunjährigen, unterstützt durch motorische Vorstellungen(mit Uebungen).* 17,40—18,30 Vesperkonzert. Dichterliebe von Robert Schumann nach Gedichten von Heinrich Heine. Ausführende: Wilhelm Strienz(Baß). Egbert Grape(Klavier).* 18,30—18,50 Zeiterscheinungen im Vergrößerungsglase(2). Hulda Pankok: Das Recht des heutigen Menschen auf Gestaltung des rationalen und irrationalen Lebens.* 19,15—19,40 Die Stunde des Arbeiters. Intendant E. Hardt:„Aus einer Arbeiterbiographie“. * 19,40—20,00 Aus Theorie und Praxis der Wirtschaft. Dr. Kruchen:„Begriff und Bedeutung des Produktionsfaktors „Boden“.* 20,00—20,55 Abendmusik des Kleinen Orchesters des Westdeutschen Rundfunks.* 21,00„Der arme Heinrich, eine Singfabel von Gerhard Hermann Mostar.+ Anschließend: Letzte Meldungen und Sportbericht.* Anschließend: Funkwerbung.* Anschließend bis 24,00: Uebertragung des Konzerts der„Wirtz=Sinfonie=Band“ aus dem„Charlott“, Köln. Handels= und § Handel und Gewerbe im November. Ueber die wirtschaftliche Lage im Monat November berichten die preußischen Industrie= und Handelskammern wie folgt: Im November setzte sich der Konjunktur=Rückgang langsam fort. An der Ruhr erhielt er durch die Aussperrung in der Eisenindustrie eine für unsere ganze wirtschaftliche Entwicklung bedrohliche Note. Die Wirkungen der Aussperrung machten sich auch im Ruhrkohlenbergbau und in einigen anderen Industriezweigen, sowie im örtlichen Einzelhandel bemerkbar. In der chemischen und elektrotechnischen Industrie hielt das verhältnismäßig günstige Geschäft noch an. Die Gesamtlage am Arbeitsmarkt läßt jedoch, ebenso wie die Lage der Reichsbahn, des Handels und des Handwerks, auch ohne Berücksichtigung der Aussperrung weiteren Rückgang erkennen. Auf dem Geldmarkt trat eine Erleichterung ein. 3 Rheinisch=Westfälisches Eletktrizitätswerk A.=G. in Essen. Dem Berliner Zulassungsprospekt ist an neuen Mitteilungen zu entnehmen, daß die Zahl der von der Gesellschaft und ihren Tochterunternehmungen ausschließlich der Kohlengruben beschäftigten Arbeiter zurzeit ca. 1580 Angestellte und 400 Arbeiter beträgt. Zur bekannten Bilanz vom 30. Juni 1928 wird noch erläutert: Im Konto Schuldner und Gläubiger sind jetzt 21,79 Millionen A Reparationsbelastung enthalten. Die Bankguthaben betragen 3,7 Mill. A. Die Einnahmen aus Beteiligungen haben 8,55 Mill. und aus Zinsen 4,11 Mill. A betragen. Die Entwicklung in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres war befriedigend. § Dollar=Anleihe für die städtischen Werke Dortmund. Berlin, 4. Dez. Nach Newyorker Meldungen legt eine amerikanische Bankengruppe demnächst eine Dollaranleihe der städtischen Werksbetriebe in Dortmund von 3 Millionen zur Zeichnung auf. Die Ausgabe erfolgt in Gestalt von 6½%igen Hypothekenbonds, die eine Laufzeit von 20 Jahren besitzen. Der Erlös der Anleihe soll zu Erweiterungen sowie zur Fundierung älterer Schulden verwandt werden. § Dortmunder Ritterbrauerei A.=G. in Dortmund. Dividendenvorschlag für 1927/28 wieder 20%. § Hagener Straßenbahn A.=G. in Hagen. Das mit einem Kapital von 2 040 000 A arbeitende Unternehmen wird nach Informationen des WHD. wie im Vorjahre wieder eine Dividende von 6% verteilen. § Wollverwertungsvereinigung. Die mecklenburgischen Wollversteigerungen wurden nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen. Auf der am 30. November in Güstrow durchgeführten Versteigerung wurde von etwa 900 Zentnern sozusagen alles verkauft. Man bezahlte: Ausgewachsene mecklenburgische A=Wollen je Zentner Schweißwolle 140—150 M, je Kilogramm reingewaschen ohne jede Spesen etwa 8.25 A; Halbschürige Aund A/B=Wollen 115—130 A bzw. 7,00—7,20 M. Nächste Versteigerungen: 14. Dezember Berlin, 10. Januar 1929 Berlin, 25. Januar Berlin. Anmeldungen an Deutsche Wollgesellschaft m. b. H., Berlin, Taubenstraße 25, erbeten. Aktien=Vereins=Bier Paderborn aus erlesenen Rohstoffen hergestellt schmeckt gut- bekommt vorzüglich Sonder=Erzeugnis: gehaltvolles, dunkles Keiminalroman von Copyright by Marie Brügmann, München 138 „Mein Gott, ihn belüge ich doch nicht, das tue ich und wenn ich's täte, würde es mir ja nichts nützen! Er durchschaut einen schneller, als man denkt. Aber, wirklich, ich möchte ihn gar nicht belügen! Sehen Sie, er ist ja mein Abgott, wirklich, Herr! Mein Abgott ist der Mann! Nun aber, Mister Calhoun, da Sie mir alles gesagt haben, was Sie von Ihrem Vorrat an Informationen preisgeben wollen, könnten wir beide uns ja trennen!“ „Woher weißt du, daß ich nicht alles verraten habe, was mir über den Fall bekannt ist?“ fragte ich. „Oh, ich lese in Ihren veränderlichen Zügen, daß Sie etwas zurückhalten. Aber das tut nichts! Fleming Stone wird dies schon feststellen, wenn er einmal soweit ist. Was ich von Ihnen wollte, war hauptsächlich, daß Sie mir sagen, wie diese Dame Julie aussieht. Und ich glaube, daß ich das jetzt weiß! Aber, noch etwas! Welche von Miß van Allens Bekannten ist eine Malerin?“ „Miß Gale, Miß Ariadne Gale.“ „Danke, Herr. Und würden Sie so freundlich sein, mir Ihre Adresse zu geben?" Das tat ich, und dann ging ich weg, wobei ich darüber nachdachte, was für ein sonderbarer Detektiv Fleming Stone sei, daß er einen so ungebildeten, unkultivierten Burschen wie Fibsy als Helfer habe. Schon der Name genügt, ihn zu verurteilen! Aber je länger ich über den kleinen Kerl nachdachte, desto klarer wurde mir, daß sein Geplauder einen hellen Kopf zeigte und zielbewußt war; außerdem bewies er Klugheit und Scharfsinn. Es war zwar spät geworden, aber nach dieser Unterredung hatte ich doch das Bedürfnis, Ruth zu sprechen, und deshalb trat ich in das Haus Schuylex ein. Sie begrüßte mich herzlich, und schien erfreut, mich zu sehen. Winnie war immer noch als Sekretärin bei ihr beschäftigt, aber da der Ansturm von Briefen und Kondolenzen vorüber war, und Ruth weder gesellschaftliche Einladungen ausgab noch annahm, gab es nicht so viel Arbeit für Winnie als anfangs. Doch die beiden waren enge Freundinnen geworden, und Winnie erzählte mir, wie sie oft lange beisammen saßen und über verschiedenes angenehm plauderten. Ich sprach zu Ruth von dem sonderbaren Jungen in Vicky Vans Hause. „Ja", sagte sie,„ich habe von ihm gehört! Mister Stone hat ihn irgendwo aufgegriffen und benutzt ihn gewissermaßen als auswärtigen Kundschafter. Er setzt volles Vertrauen in ihn, obwohl der kleine Kerl, wie ich glaube, den Namen Fibber(Lügner) hat!“ „Fibsy", verbesserte ich.„Er ist sicherlich ein heller Kopf, und beabsichtigt, Miß van Allen durch ihre Dienerin Julie ausfindig zu machen.“ „Sind sie beisammen" „Wir vermuten es nur. Es ist wahrscheinlich, daß Miß van Allen die Hilfe, wenn nicht den Schutz ihrer Dienerin braucht. Julie ist eine äußerst tüchtige Person und ihrer Herrin sehr ergeben." „Ja, Miß van Allen wird auch eine solche Person gebraucht haben, da sie, wie man mir sagte, allein wohnte. Meine Schwägerinnen sind ganz verliebt in das Haus der van Allen. Sie beide und Winnie haben heute morgen ein Loblied darüber gesungen. Es scheint, daß Vicky Van eine Dame von äußerst verfeinertem Geschmack ist.“ „Das ist sie sicherlich! Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, wenn Sie einander unter günstigen Verhältnissen kennengelernt hätten, würden Sie gewiß Freundinnen geworden sein.“ „Mag wohl sein! Ich habe übrigens niemals das sichere Gefühl gehabt, daß sie die Schuldige sei; aber mein Wunsch, man möge sie nicht finden, hat sich jetzt geändert. Ich wünschte, man fände sie. Mister Schuylers Schwestern haben mir bewiesen, daß mein Zögern oder das außer acht lassen irgendeines Mittels zu ihrer Entdeckung ein großes Unrecht wäre. Deshalb bin ich froh, daß Mister Stone die Sache in der Hand hat, und ich hoffe, er wird in seinen Nachforschungen erfolgreich sein." „Die Gerechtigkeit treibt mich mehr dazu als meine persönliche Ueberzeugung", fuhr Ruth fort.„Ich will nicht leugnen, Mister Calhoun, daß der Tod meines Gatten mich gewissermaßen von verschiedenen Einschränkungen, die mich hemmten und verbitterten, befreit hat. Ich sollte das Ihnen gegenüber vielleicht nicht erwähnen, aber ich weiß, die Schwestern haben Ihnen schon davon gesprochen, daß ich in mancher Weise den Wünschen Mister Schuylers entgegenhandle, seit ich selbständig verfügen kann. Es ist wahr, er und ich waren sehr verschiedener Meinung bezüglich mancher Haushaltungsangelegenheiten, meines persönlichen Behagens und meiner Bequemlichkeit. Jetzt, wo ich tun kann, was ich will, richte ich mein Leben ganz anders ein. Das ist doch natürlich, aber die Damen Schuyler denken, ich hätte anstandshalber damit noch etwas warten sollen. Ich sage das nicht zu meiner Entschuldigung, sondern weil ich möchte, daß Sie mich verstehen.“ Ruth sah sehr lieb und nachdenklich aus, als sie um meine Sympathie warb. Neuerdings machte sie durch die sanfte Blässe ihres Gesichts und die entzückende Klarheit ihrer grauen Augen einen tiefen Eindruck auf mich. Ich verglich sie mit Vicky Van. Die eine, die Verkörperung des Lebens und der Heiterkeit, die andere eine freundliche, sanftmütige Persönlichkeit, die aber doch etwas wie eine verborgene Leidenschaft verriet. Ich glaube, daß Ruth Schuyler von ihrem rohen Gatten derart unterdrückt und beherrscht worden war, daß sich ihre Natur bisher niemals ganz entfaltet hatte. Und wie das blendende Aufleuchten eines Blitzes, kam mir die Erkenntnis, daß ich sie liebte; es war kein Zweifel. Diese Tatsache durchkreuzte meinen Sinn mit überwältigender Macht und mein Herz erbebte in Wonne.(Fortsetzung folgt.) hungen wingen. id seine issagen. ose aufhervorwollte. n Brief. Töchterzei fest. ert eine 1. Die Einarif . berstufe 3,05 bis —16,25 Frauenunserer inschaft ihrigen, jen).* jumann Vilhelm 0 Zeitk: Das ionalen des Arraphie“. rtschaft. sfaktors ers des )", eine ließend: Funkonzerts urgische gramm rige Ate VerBerlin, ellschaft eine licht tten gen, ollte ich hen, lers 3ist beperanz mnen vas hulen." um yres gen icky der Perjene von escht entnes es nen ebte t.) Am häuslichen Herde. Der Versand der Weihnachtspakete beginnt schon jetzt und schafft auf allen Postämtern Hochbetrieb. Der dressierte Bock! Eine lustige Geschichte von Franz Kesting. In der„Käbbelstraße“ fing es an, langweilig zu werden. Wozu führte denn eine solche Straße ihren hochpoetischen Namen? Doch nur, weil man sich dort zuweilen gründlich käbbelte. Wenn also nicht mindestens zwei Nachbarn oder Nachbarinnen sich von Zeit zu Zeit auf die Treppe stellten, um sich ihre Meinungsverschiedenheiten über die Straße zuzurufen; wenn dann nicht gleichzeitig ein halbes Dutzend teilnahmsvoller Nachbarn oder Nachbarinnen grinsend hinter den runden Holzstößen oder hinter den nur angelehnten Haustüren stand, ängstlich darauf bedacht, daß ihnen kein Wort des holden nachbarlichen Zwiegesprächs entging, so war das eben keine echte Käbbelstraße mehr. Da trat dann nach längerer Unterbrechung endlich wieder etwas ein, was dazu angetan war, den Ehrennamen„Käbbelstraße“ zu rechtfertigen. Ueber die Käbbelstraße raste eines Nachmittags ein Schafbock. Nicht etwa ein wutschnaubendes Tier von abnormer Größe oder Farbe, nein, ein noch nicht einmal ganz ausgewachsener weißer Bock im jugendlichen Alter von etwa 7 Monaten. An seinem Schwanze aber hing an einem Kälberstrick ein alter Kaffeekessel, der holterdipolter in stets gleichbleibendem Abstand dem Schafbock folgte, ein Kessel, der sprang, wenn der Bock sprang, der stand, wenn der Bock einmal stillstand, um in Todesangst seinen Verfolger zu mustern. Der Heidenlärm weckte natürlich die ganze Straße. Fenster und Haustüren öffneten sich; schadenfrohe Gesichter blickten dem rasenden Bocke, der schon so manches auf dem Kerbholz hatte, nach, bis dieser mit seinem Verfolger in der Tenne des Schreiners Gottfried Jürgenhaken verschwand. Dort stand er nun auf der Tenne, ganz verdonnert und mit fliegenden Flanken, drehte den Kopf nach hinten und staunte den Kaffeekessel an. Plötzlich überkam ihn die Angst aufs neue. Er rannte in die Stube, wo Frau Jürgenhaken eben auf einem Stuhle stand, um eine„Milchsette“ auf den Bord zu stellen. Natürlich verliebten sich Kaffeekessel und Kälberstrick in ein Bein des Stuhles, auf dem Frau Jürgenhaken stand, was wiederum zur Folge hatte, daß diese sehr schnell auf dem Fußboden landete, und zwar milchübergossen, und daß der Bock, nun Kaffeekessel und Stuhl am Schwanz, die Stätte des Grauens noch schneller verließ, als er gekommen war, und zwar, um sich wieder ins Freie zu retten, so die Zahl der Grinsenden und Lachenden noch vermehrend. Donner und Doria, wie flitzte Meister Gottfried aus der Werkstatt! Er nahm sich nicht einmal Zeit, die Brille abzusetzen, sondern rannte dem Bock nach, der aber alle Kräfte anstrengte, um dem dritten Verfolger zu entgehen. Zum Glück kam ein Handwerksbursche daher. Der hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Er hielt den Bock fest und übergab ihn seinem Herrn. Dieser durchschnitt den Kälberstrick dicht am Schwanze des Bockes, gab dem Kaffeekessel einen Tritt, daß er noch einmal dumpfpolternd weitersprang, nahm den Stuhl unter den Arm und schritt, rot vor Zorn, nach Hause. Nun sollte aber noch einer sagen, die Käbbelstraße sei keine richtige Käbbelstraße! Auf der Treppe seines Hauses stand Meister Gottfried, hemdärmelig, bewaffnet mit der großen, auf die Rasenspitze gerutschten Brille, geziert mit der blauen, neugeflickten Schürze und schmetterte seinen Zorn über die seinem Bocke zugefügte Schmach und Schande mit Donnerstimme über die Straße. Dabei fielen einige anzügliche Bemerkungen über des Nachbar Schneiders Söhne, die er dringend im Verdacht hatte, das Kaffeekesselkonzert veranstaltet zu haben. Da aber der Schneider Valentinus Bockmann ganz genau wußte, daß seine Sprößlinge zur Stunde im Felde beschäftigt waren, wies er derartig ungehörige Angriffe auf die nachbarliche Ehre mit schneidiger Fistelstimme energisch zurück, worauf ihm Meister Gottfried natürlich die Antwort nicht schuldig blieb. Und weil Frau Söfchen Jürgenhaken sich verpflichtet fühlte, trotz ihrer Milchflecken ihrem Mann im Rededuell getreulich zu unterstützen, und weil auch Frau Anastasia Bockmann sich verpflichtet Die Nacht im Oschungel. Indisches Jagdstück von Max Geißler. „Und Sie, Graf Binowsky? Wie lange gedenken Sie noch in Bombay zu bleiben?“ „Ich habe alle Schritte getan, mir die beim Schiffbruch verloren gegangenen Papiere von neuem zu beschaffen,“ antwortete der kühne Forscher und Jäger.„Die 25 000 Dollar, die mir der Direktor der Zoologischen Gesellschaft Newyork zum Glück überweisen ließ, habe ich bei der Bank abgehoben. Nun bin ich auf Warten gesetzt.“ Aus dem Taifun hatte er mit knapper Not das Ufer des Lebens erreicht, jetzt aber waren sein abenteuerlicher Geist und sein Tatendrang wieder erwacht. An einem nächsten Tage fuhr er zur Tigerjagd gegen die Thar, die indische Wüste. Mit sechs Hindus gelangte er zum Eingeborenendorf Koomatic. Es lag auf einem Anger des Dschungels in ungeheurer Einsamkeit und bestand aus wenigen kümmerlichen Hütten, die zum Schutze gegen Schlangen und Tiger auf Pfählen errichtet waren, windschief und mit Palmwedeln gedeckt. Das Dorf war wie ausgestorben; denn ein Tigerpaar machte die Gegend seit einiger Zeit unsicher. Die beiden Bestien wurden von den Eingeborenen die„Menschenfresser“ genannt. In einem der verlassenen Nester auf Pfählen machten sich die Hindus heimisch, als es Abend werden wollte, und waren nicht zu bewegen, dem Grafen in die rasch sinkende Dämmerung zu folgen. Binowsky aber nahm die Büchse, steckte das kurze Messer in den Patronengurt und hängte das Jagdhorn um. Mit dem Fox, den er unterwegs gekauft hatte, pirschte er sich gegen den Stand, den er auf einem breitästigen Baume zu nehmen gedachte. Er hatte diesen Stand noch nicht erreicht und schlich sich hinter Buschwerk an. Das Dorf war ihm längst aus dem Gesicht gekommen. Plötzlich gab der Fox Laut. Wütend. Kaum zwanzig Schritte vor ihm im Röhricht stand ein riesenhafter Tiger mit breitem, fast weitzem Bart! Die Lichter funkelten zwischen den Halmen hindurch. Der leibhaftige Dschungeltod! Hielt der kleine Hund im kniehoen Riede des Angers— ein weißer Zwerg, wie er ihm wohl nie zuvor begegnet war— seine Sinne gefesselt? Das war der Augenblick! Binowsky riß die Büchse hoch und setzte der Katze die Kugel aufs Blatt. rannte der Knall an der dichten Wand des Dschungels fühlte, bei ihrem Mann das gleiche zu tun, so wurde aus dem anfänglichen Duett ein Terzett und Quartett, und die Ehre der Käbbelstraße war gerettet. Schon war, seit die Vorstellung wegen allseitiger Ermüdung abgebrochen wurde, eine Stunde verflossen, aber der Bock lag immer noch im Stall. Meister Gottfried warf ihm ein Bündchen Klee vor, aber der Bock dankte; die Meisterin reichte ihm ein Stückchen Brot, aber der Bock lehnte ab. Da stellte sich auch von ganz ungefähr Jotti ein. Er besuchte den Meister täglich in der Werkstatt, und die beiden waren dicke Freunde. Jotti hatte natürlich auch schon von der ruchlosen Tat gehört und beeilte sich, dem Bocke sein Beileid auszudrücken. Doch kaum betrat er den Stall, so sprang der Bock auf und rannte davon, als ob ihm jemand wieder einen Kessel an den Schwanz gebunden hätte. „Spassig, Spassig!“, meinte Meister Gottfried, doch ehe er Jotti fragen konnte, war dieser gleich dem Bocke verschwunden. Als der Bock noch ein Böckchen war, war er ein allerliebstes, zutrauliches Tierchen. Leider veränderte er sich später sehr zu seinem Nachteile. Das war aber weniger eine Folge böser Veranlagung; denn seine Ahnen hatten seit undenklichen Zeiten auf friedlichen Fluren gewandelt es war vielmehr Jottis Werk. Ein Bock, der nicht stieß, verdiente nach seiner Ansicht den Namen Bock überhaupt nicht. Wo er darum mit dem Böckchen zusammentraf, stieß er ihm die flache Hand vor den Schädel und sagte:„Böckchen, tuß! Böckchen tuß!“ Und allmählich fand das Böckchen Gefallen am„Tussen“ und entwickelte sich im Laufe des Sommers zu einem ganz boshaften Tußbock, dessen Streitlust allmählich so groß wurde, daß die Kinder lieber einen Umweg machten, als über die Käbbelstraße zu gehen; denn der Bock hielt dort wie ein Höllendrache am Fuß des Schreinerhauses Wache. Dabei war der Bock auch noch ein undankbarer Geselle, der sich selbst an seinem Lehrmeister Jotti vergriff, wenn dieser ihm einmal etwas zumutete, was ihm nicht paßte. Zur Strafe dafür und zum Zwecke unumschränkter Hoheitsanerkennung hatte ihm der Lehrmeister dann den Kaffeekessel an den Schwanz gebunden. Uebrigens hatte der Bock Jottis Meinung nach noch einen großen Fehler: er vergriff sich nur an Kindern und ließ alle Erwachsenen ungeschoren. Das mußte anders werden. Jotti nahm deshalb eines Tages seinen Schüler, der sich inzwischen von seinem Kaffeekesselschrecken erholt hatte, mit auf entlang, da schnellte der Tiger hoch, fiel zurück, es war zu hören, wie er sich im Röhricht wälzte— und dann nichts mehr. Vielleicht waren über allem fünf Minuten verstrichen, vielleicht mehr. Die kurze Frist hatte genügt, das Büchsenlicht auszulöschen; es war die Zeit, in der ein schwarzer Faden vom weißen nicht mehr zu unterscheiden ist— wie die Eingeborenen von der Dämmerung sagen. Binowsky hatte sich auf seinem Platze nicht gerührt. Der Zeigefinger seiner Rechten lag noch um den Abzug gekrümmt. Er kannte das Benehmen des Hundes noch zu wenig; aber weil der Fox die Beute verbellte, als tot verbellte, wie es dem kühnen Jäger schien, schlich er sich an. Die Bestie lag zehn Meter vom Rande des Angers im Rohr. In den Zuckungen des Todes hatte sie sich ein geräumiges Wundbett gewälzt. Es war nun finstere Nacht geworden; die Amrisse der Dinge schwammen ineinander. Drei Schritte vom Tiger stand der Graf. Er war gerade im Begriff, das kleine Horn an die Lippen zu setzen und das Signal„Tiger tot!“ zu geben, da sprang die Bestie hoch und schlug ihm die Klaue in die rechte Schulter. Binowsky brach zusammen. Die Büchse war ihm entglitten. Er fühlte, daß er nun am Boden lag, daß ihn der Tiger mit dem Gebiß vor der Brust an der Joppe erfaßt hatte und schleifte. Wie weit? Das wußte er nicht. Aber auch mit der Kraft des Tigers ging es zu Ende. Quer über dem Jäger stand er nun, hatte seine Beute losgelassen und stieß ein Gebrüll aus... wenn die Hindus den Knall der Büchse nicht gehört hatten, dies Höllengeheul, aus Wildheit, Gier und Schmerz gemischt, mußte sie von ihren Lagern rufen! Es galt der Tigerin. Das war der Augenblick, den der kühne Jäger ausnützte. Wenn er diesen verpaßte, ward er in der nächsten Minute zerfleischt. Mit dem Aufgebot der letzten Kraft riß er das Messer aus dem Gurt und stieß es dem König der Dschungelnacht ins Herz. Das Gebrüll verstummte, der Tiger schleppte sich noch ein paar Meter hinein ins Röhricht und verendete. Binowsky aber hatte keine Sekunde zu verlieren. So gut und schlecht es gehen wollte, erreichte er einen der nächsten Bäume, wie sie dort im Dschungel stehen, mit niederem Stamm, der sich einige Fuß über der Erde gabelt. Der wäre leicht zu die Tenne des Elternhauses und schloß sämtliche Türen. Aus dem Schlafzimmer der Mutter holte er einen alten Rock, der allerdings so lang war, daß Jotti nicht darin zu gehen vermochte. Er bat deshalb seinen um zwei Köpfe größeren Bruder, die Damenrolle zu übernehmen, wozu sich dieser in Anbetracht der guten Sache sofort bereit erklärte. Ein alter Flutthut, der auf der Tenne am Nagel hing, vervollständigte die weibliche Ausrüstung. Unermüdlich stieß der Bruder dem Bock die Hand vor den Kopf, und ehe eine Viertelstunde verging, hatte der Bock seine Scheu vor den langen Röcken verloren und ging auch ohne Tussen zum Angriff über. Kaum hingen Rock und Flutthut wieder am Nagel, so kam die Mutter mit einem Korbe aus dem Garten. Der Bock nahte sich besonnenen Schrittes der Ahnungslosen, und trotzdem Jotti ganz unzweideutig den Kopf schüttelte, versetzte der Bock der Mutter einen solchen Stoß, daß der Korb zu Boden fiel und die Kartoffeln auf die Tenne rollten. Dafür erhielt dann der Uebeltäter von der ziemlich energischen Mutter eine ganz anständige Tracht Prügel mit dem Spatenstiel. Darüber schüttelte er ganz erstaunt sein mit Bockweisheit beschwertes Haupt, als wolle er sagen:„Man kann es doch wirklich niemand mehr recht machen; der eine Langrock lobte mich, als ich ihn stieß, und der andere schlug mich dafür mit dem Spatenstiel.“ Am nächsten Tage saß Jotti auf der Schwelle der Werkstatt und sah zu, wie Meister Gottfrieds Hobel zischend über die weißen Fichtenbretter fuhr. Der Bock fraß an einem Bündchen Heu, das eigentlich für die Kühe bestimmt war. Von ihrem Garten kam Hemken Großmutter stieg nach währter Methode über die Hecke und kam an des Schreiners Düngerstätte vorbei. Der Bock blickte fragend seinen Lehrmeister an, und als dieser nickte, nahte sich der Tußbock gemessenen Schrittes der Nachbarin, Als diese den ersten Puff erhielt, wurde sie mit einem Male um 20 Jahre jünger, flüchtete auf die Düngerstätte und rief:„O Jeses, bat en Dier!“ Da Jotti die Nachbarin in Bedrängnis sah, sprang er schnell hinzu, um die Situation zu retten, aber er kam zu spät. Hemken Großmutter lag bereits hilferufend auf dem Rücken und streckte ihre dünnen Waden in die Höhe. Der Bock aber erhielt von Meister Jürkenhaken nicht nur einen Stoß, sondern auch eine reichliche Portion mit dem Pflugstock. Das war nach des Bockes Ansicht gemein. Doch behielt er seine nunmehrige Vorliebe für lange Röcke bei. erklettern gewesen aber es war ein Dornbaum und darum eine unbequeme Leiter. Dennoch gelang es dem Grafen, in den Aesten hoch zu kommen. Nun erst fühlte er, wie ihm das Blut aus der Schulterwunde am Rücken hinab rann. Der Fox mühte sich, ihm zu folgen. Aber nach etlichen Sprüngen, bei denen er sich an den Dornen verletzte, gab er es auf. Die Tigerin erschien. Binowsky konnte sie nicht sehen, aber er hörte sie durch das Dickicht traben und vernahm das Rauschen der hohen Halme um ihre Fährte. Der Hund gebärdete sich wie toll. Eine Zeitlang schien's, als habe sie den Platz verlassen. Da hatte sie die Stelle gefunden, an der der Tiger lag. Dann stürzte sie sich,— geleitet vom Bellen des Hundes— gegen den Baum Binowskys. Sie eräugte den Jäger und warf sich in Sprüngen gegen ihn empor. Aber bei jedem Versuche, ihn zu erreichen, sprang sie der kleine Hund an Sie versuchte, ihn zu fassen. Er aber, stämmig, fix, unermüdlich, entglitt ihr stets, und Binowsky erkannte: der Fox, den er seit kaum zwei Tagen besaß, ward sein Lebensretter. Es war eine fürchterliche Nacht— trotz ihrer dunkelblauen Stille und ihrer funkelnden Sternensaat. Der Graf mußte den linken Oberarm mit dem Patronengurt an einen Ast schnallen, um nicht vom Baume zu gleiten. Er preßte die verwundete Schulter gegen einen anderen, preßte auf diese Weise Wäsche und Kleider in das zerfetzte Fleisch und stillte das Blut. Mit dem Jagdmesser in der Rechten, die nur noch beschränkte Stoßkraft hatte, erwartete er den Ansprung der Tigerin. Endlich, endlich graute der Tag; da trabte sie in die Dschungel. Im ersten Lichte traten die Hindus aus der Hütte. Sie hatten am Abend sowohl den Schuß als auch das Brüllen des Tigers gehört und waren der Meinung, der Graf habe im halben Lichte gefehlt oder einen Schuß getan, der nicht tödlich gewesen war. Das eine wie das andere mußte ihm zum Verderben gereichen. Es wäre unsinnig gewesen, in der Finsternis der Nacht an eine Hilfe zu denken. Mit großem Lärm, den sie aus alten Blechgefäßen schlugen, drangen sie nun bewaffnet in die Dicngel. Das Horn Binowskys und das Gebell des Hundes leiteten sie. Der tote Tiger wurde gefunden und im Triumph nach Koomatic getragen. Und dennoch: die von diesem Abenteuer hörten, hatten Mühe, es zu glauben. Nach einigen Tagen kam auch der Herr Pastor über die Käbbelstraße. Meister Bockmann hatte ihm erzählt, wie sein böser Nachbar Jürgenhaken den Frieden gestört und sogar gedroht habe, er werde ihm nächstens das Fell gerben. Nun kam der gute Herr um eine Versöhnung anzubahnen. Der Bock sah ihn schon von weitem und hielt ihn wegen seines langen Rockes für Hemken Großmutter. Jotti gab eben, einer alten guten Sitte entsprechend, dem Herrn Pastor ein Händchen und bekam dafür ein Bild vom guten Hirten, wie es der Herr Pastor stets für die Kinder in der Tasche trug. Da bemerkte Jotti mit Entsetzen, daß sich der Bock mit kampfbereiten Schritten nahte. Kalt und warm lief es dem Lehrmeister abwechselnd über den Rücken. Immer energischer schüttelte er den Kopf und rief:„Nein Böckchen nein, nein!“ Doch der Bock wollte nicht verstehen. Nicht die mindeste Notiz nahm er von der Seelenangst seines Lehrmeisters. Nicht die leiseste Ehrfurcht hatte er vor dem guten Hirten. Jotti beschloß, sich zu opfern und stellte sich schirmend vor den hochwürdigen Herrn. Ein Sprung, und der Bock kam von der Seite. Ein Sprung, und Jotti hatte den Uebeltäter am Schwanz. Ein Stoß, und Jotti ähnelte in seiner Stellung sehr der, die Hemken Großmutter auf der Düngerstätte eingenommen hatte. Ein Schrei aus gequältem Herzen:„Herr Pastor, er stößt, er stößt!“ Doch der gute Herr verkannte den Ernst der Lage. Er legie dem Bock die Hände tätschelnd auf den Kopf und sagte:„Komm her, mein Tierchen!“ Und der Bock kam. Aber nicht als reuiger Sünder, sondern als kirchenfeindlicher Antichrist und versetzte der vermeintlichen Großmutter, jedenfalls als Entgelt für die Pflugstockhiebe, den ersten Stoß. Jetzt merkte Hochwürden, daß die Sache ernst wurde. Mit einer Schnelligkeit, die weit über sein gewöhnliches Tempo hinausging, sprang er eine Treppe hinauf und ausgesprochen die Treppe zum Hause des ehrsamen Schneidermeisters Bockmann, der noch gerade früh genug kam, den Herrn Pastor nach einem zweiten mit großer Wucht auf die Hinterseite geführten Bockstoße aufzufangen und ins Haus zu bugsieren. Dort war sein erstes Wort:„Wer hat nun recht, Herr Pastor? Und unter solch einem Satan soll die ganze Straße leiden?“ Unterdessen hatte Jotti die Schreinerei alarmiert. Meister, Lehrling und Meisterin kamen angesaust. Meister und Lehrling nahmen je ein Ohr des Antichristen. Jotti griff den Schwanz, und Frau Jürgenhaken schwang den Besen, bis der Bock auf die Tenne gebracht war. Dort bekam er von dem wütenden Meister einen mit einer Gebärde des Abscheus verabreichten Tritt, den er im Gegensatz zu den Besenhieben der Meisterin recht fühlbar befand. Frau Söfchen aber weinte und sagte:„Nei, Böcksken, ussen leiwen Herrn willst de stauten? Weußt de nich, dat et Sünde is. schwore Sünde?“ Meister Gottfried sollte gehen, um sich beim Herrn Pastor zu entschuldigen. Er machte schon einen Schritt zur Türe, aber da stellte er sich das schadenfrohe Gesicht des Schneiders vor und sagte:„Zu dem Ziegenbock gehe ich nicht!“ Da ging Söfchen Jürkenhaken an seiner Statt und leistete unter ihren salzigsten Tränen bei Hochwürden Abbitte. Gleich darauf ging Meister Gottfried zum Schäfer. Der kam auch bald, und ehe eine Stunde verging, hing der Bock als fellbefreites Hammelfleisch im Keller am Haken. Der Herr Vastor bekam zur Entschädigung für den ausgestandenen Schrekken eine Keule; Valentin Bockmann erhielt zur Versöhnung von der Nachbarin heimlich einen Vorderschlegel. Das andere verzehrte Familie Gottfried Jürgenhaken, und Jotti half dabei, ohne sich den Magen zu verderben. So ist es richtig. Die See geht schwer die Brigg ist schwach besetzt. Seit Wochen hält der Kapitän jede Nacht die Hundewache von zwölf bis vier Uhr selbst. Und jede Nacht um Punkt zwei Uhr muß ein Matrose mit einer Tasse Kaffee auf der Brücke erscheinen. Hierfür gelten besondere Vorschriften. Der Kaffee muß heiß und schwarz die Tasse bis an den Rand gefüllt sein. Auf der Untertasse liegen zwei staubtrockene Stücke Zucker. Nicht ein Tropfen Kaffee darf während des Herauftragens verschüttet werden. Pieter Mordhorst hat das immer tadellos besorgt. Es hat niemals Aerger gegeben. Aber nun ist er abgelöst und Hein Hansen für das Amt kommandiert worden. Er steigt auf die Brücke. Das Schiff schlingert, Hein schlingert, die Tasse schlingert. Als er oben ankommt, ist das Unglück geschehen, die Untertasse ist halb voll die Obertasse halb leer, der Zucker zusammengeschmolzen. Hein schlottert, der Käpten schimpft. In der nächsten Nacht wiederholt sich das Drama. In der dritten gibt es Kuhsturm, nicht nur auf See, sondern auch auf der Brücke. Hein ist froh, als er wieder unten ist. Aber nun begibt er sich zu Pieter.„Du, Pieter, nu vertell mi mol, wie makst Du dat woll mit den Ollen sin Kaffi, det dei nich äwerswappt?“ „Je, sühst Du. Hein,“ sagt der und spuckt seinen Priem über Bord,„des hat allens sin Wissenschap. Also ick gah nah de Kombüse un hol dem Kaffi. Und denn nehm ick erst en goden Sluck in'n Mund. Un denn nehm ick den Zucker un vertäu ihm in der Hosentasche. Un denn nehm ick die Untertasse un stech ihr baben ins Hemde. Un denn enter ick op de Brücke. Un wenn ick achter den Ollen stah, denn holl ick de Untertasse us den Hemde rut un den Zucker us de Hosentasch, un denn geiw ick den Sluck all sachte wedder in de Obertasse... „Nu weet ick dat all gaud,“ sagt Hein, der aufmerksam zugehört.— Der Kapitän hat seitdem nichts wieder zu klagen gehabt.— v. K. Heitere Imperator. Wenn der Kaiser das Erste Garderegiment inspizierte, so unterhielt er sich gern ausführlich mit den einzelnen Rekruten, um ein Urteil über ihren Bildungsgrad zu gewinnen. Einmal entspann sich dabei folgende Unterhaltung:„Hast Du schon einmal meine Unterschrift gesehen?“ „Tiawoll. Ew Majestät." Was steht denn da immer?“ „Da steht Wilhelm J. R.“ „Gut. ja. Was heißt denn J. R.?“ „Das heißt Imperator Rex“ „Sehr gut mein Sohn! Aber was bedeutet denn Imverator?“ Stramm sieht der brave Mecklenburger seinem Obersten Kriegsherrn ins Auge: Imperator ist eine Frühkatoffel.“ Der Kaiser lachte, daß ihm die Tränen kamen. Der korrekte Präsident. Geheimrat Dr Rießer, der dieser Tage seinen 75. Geburtstaa feierte, war als Vizepräsident des Reichstages wegen seiner vornehmen Geschäftsführung die oft mit Humor gewürzt war. sehr beliebt. Für den Humor ein kleines Beispiel. Eines Tages hielt der bayerische Bauernführer Dr. Heim eine seiner etwas volternden Reden und rief an einer Stelle heftig in den Saal: Ich wäre ein Esel. wenn ich solchen Versprechungen alauben würde!“— Darauf erklärte der Vizepräsident Dr. Rießer in würdigem Tone: Herr Abgeordneter Sie dürfen auch in dieser bedinaten Form einem Abgeordneten nicht vorwerfen, daß er ein Esel sein könnte!“ Schach. Partie Nr. 137. Bearbeitet von G. Alexander. Wegemund † Oberlandmesser Otto Wegemund, der 1921 in Hamburg nach einem Stichkampf gegen Hilse(Bremen) Meister des Deutschen Schachbundes wurde, ist, 58 Jahre alt, in Berlin gestorben. Wegemund, der besonders in Endspielen gute Leistungen vollbrachte, ist auch als Korrespondenzspieler bekannt geworden. Seinen besten Turniererfolg erzielte er wohl 1924 in Eisenach, wo er mit Freiherrn von Holzhausen den 1. und 2. Preis teilte. Wegemund gehörte 1922 der deutschen Nationalmannschaft an, die 14½:9½ gegen Holland gewann. Kürzlich spielte Wegemund noch in dem unentschieden ausgegangenen Städtekampfe Berlin—Stockholm. Die folgende Partie entstammt dem Frankfurter KongreB 1923, Weiß: Wegemund. Schwarz: Krüger. 1. e2—e4, e7—e5 3. Lf1—b5, g7—g6? 5. d2—d3, Sg8—e7 7. Lg5—e3, Sc6—d4 9. Le3xd4, e5xd4 11. Lc4—b3, 0—0 13. a2—a4, d7—d5 15. Se2—f41 Ta8—e8 17. e4xd5, Lg4xk3 2. Sg1—f3, Sb8—c6 4. Sb1—c3, Lf8—g7. 6. Le1—g5, h7—h6 8. Lb5—c4, c7—c6 10. Sc3—e2, Dd8—b6 12. Dd1—d2, a7—a5 14. 0—0, Lo8—e6? 16. Tal—e1, Le6—g4 18. g2xf3, coxd5 A 6 19. Telxe7! 21. Sd5xe7† 23. Da5—d5, 45. Dd5—d7, 27. Kg1—g2, 29. Tal—e1, 31. Dg4—d7, C 6 Te8xe7 Dd6xe7 b7—b6 Te8—e7 L97—f8 Lf8—d6? Kh7—g7 20. Sf4xd5, Db6—d6 22. Dd2xa5, Tf8—e8 24. f3—f4, De7—f6 26. Dd7—g4, Kg8—h1 28. Tf1—a1, Te7—a7 30. Te1—e4, Ta7—a5 32. Lböxf7! Aufgegeben Problem Nr. 137. ABC Matt in drel Zügen. Von Larsson. Rätselecke. Suchbild„Wo ist der Steinzeitmensch?“ Rösselsprung. Krenzworträtsel. Senkrecht: 1. Schachmeister, 2. Treppenabsatz, 3. Schach meister, 6. Elektrizitätsleiter, 7. Verdauungsorgan, 9. berühmter Athener, 10. Flachland, 14. Berg in Westfalen, 16. französisches Gebirge, 17. Gewürz, 18. Reitzeug, 19. Kleiderbesatz, 21. Ausdehnungsbegriff: Wagrecht: 1. französisches Königsgeschlecht, 4. Hautpflegemittel, 5. Trumpfkarte, 6. Lasttier, 8. Wasserrand, 11. primitive Waffe, 12. tierisches Produkt, 13. Zeichengerät, 15. Pflanzenteil, 19. Frauenname, 20. Geschäftsvertreter, 22. bedrückender Zustand, 23. Fluß in Frankreich, 24. Schreibmaterial, 25. Lebensbund, 26. westdeutsches Gebirge, 27. Baum. Silbenrätsel. a— a— a— a— a— am— an— ar— be— ben — bra— dat— den— der— der— di— ei— ein— el— em— erd— fall— fle— glet— ho— hut— i — im— in— ka— las— lex— mann— maus— me— mer— mund— na— ne— ni— nik— nus — pal— phus— ra— ra— ra— rhein— sam— scher— se— se— se— sek— sel— sen— sen— ses — si— si— stein— su— sy— ta— tel— tel ten— tern— ti— ti— ti— to— tro— u— ze. Aus vorstehenden Silben sollen 27 Worte von folgender Bedeutung gebildet werden: Ihre Anfangsbuchstaben von oben nach unten und die dritten Buchstaben von unten nach oben gelesen ergeben ein Zitat von Busch aus der frommen Helene. 1. trop. Fruchtbaum, 2. Gift, 3. Sitzgelegenheit, 4. Eisstrom, 5. Planet, 6. Gestalt aus Lohengrin, 7. Vater der Relativitätstheorie, 8. Göttin der Jagd, 9. deutscher Dichter, 10. Blütenpflanze, 11. ostasiatisches Reich, 12. Naturereignis, 13. deutscher Wasserfall, 14. weibl. Vorname, 15. König von Macedonien, 16. russ. Gefährt, 17. Einhufer (Afrika), 18. Gestalt der griech. Sage, 19. päpstl. Krone, 20. Stadt in Östfriesland, 21. bibl. Prophet, 22. Gotenkönig, 23. Operette von Joh. Strauß, 24. Vater und Mutter, 25. Märchenzauberwort, 26. Elfenkönigin, 27. Kerbtiere. Aus den 8 Dreiecken soll ein fünfstrahliger Stern zusammengesetzt werden. Wie müssen die Dreiecke dazu angeordnet werden? Silben=Umstellrätsel. In Zeiten, da die Butter rar und wenig Fett zu haben war, strich man aufs Brot 1, 2, 3, 4; man kaufte sie bald dort, bald hier. Ein Mädchennam' ist 1 und 2; doch denk', daß er verkürzet sei! Als Fluß ist 1 und 4 bekannt, im Weltkriege gar oft genannt, 3, 2 dagegen eine Stadt, die einen großen Hafen hat. Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer: Auflösung zum Bilderrätsel. Gewitter ohne Regen ist ohne Segen. Auflösung zum Kreuzwort=Silbenrätsel. Senkrecht: 1. Eros, 2. Kabel, 3. Sekel, 4. Aron, 6, Leber, 7. Baden, 9. Linde, 10. Lawine, 12. Narkose 16. Gerber, 17. Vater, 19. Tafel, 20. Kamin, 22. Senta 23. Karre, 25. Gobi, 26. Adler, 27. Salomo, 28. Nomade 32. Namur. Wagrecht: 2. Karosse, 4. Abel, 5. Kelle, 7. Baron, 8. Berlin, 10. Laden, 11. Denar, 13. Kiwi, 14. Koje, 15. Neger, 17. Vase, 18. Berta, 20. Kater, 21. Felsen, 23, Karmin, 24. Tagore, 27. Salerno, 29. Polo, 30. Masern, 31. Monade. Auflösung zum Verschieberätsel. Wigwam— Heine— Kohle— Welle— Stearin Werner— Rotdorn. Gellert— Wieland. Auflösung zum Sprichwörter=Rätsel. Heute rot, morgen tot.— Hunger ist der beste Koch. — Ende gut, alles gut.— Viele Hunde sind des Hasen Tod. — Bete und arbeite. Auflösung zum Rösselsprung. Wie schön der Hoffnung Bilder lachen? Sie stellen Truggestalten dar. Nur die Erinn'rung redet wahr, Die Hoffnung ist ein Traum im Wachen. (Tietge.) Auflösung zum Silbenrätsel. Kluge haben stets viel gemein miteinander. 1. Akelei, 2. Klugheit, 3. Bube, 4. Agamemnon, 5. Hebe, 6. Oheim, 7. Taunus, 8. Abimelech, 9. Ferien, 10 Knoten, 11. Aster, 12. Strindberg, 13. Leine, 14. Stralsund, 15. Usingen, 16. Ovid, 17. Eimer, 18. Petrus.