Höxtersche Zeitung Bachd. F.3. Cos, Herei Amtliches Kreisblattfür den Kreis Höxter Lomgtels hander4 Alteste und verbreitetste Tages=Zeitung im Kreise Höxter Amtliches Kreisblatt Amtl. Anzeigenblatt der Stadt=, Amts= and Landesbehörden Erscheint täglich morgens mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage. Bezugspreis 1.50.MA monatl. zuzügl. Bestellgeld. BntofürDas Bestellungen in der Geschäftsstelle, bei unf en Agenten und Dotefür sämtlichen Postanstalten. Die Einzelnummer kostet 10 Gratis=Beilagen:„Dreizehnlinden"=Heimatklänge, Soziale Rundschau, St. Nikolausblatt, kunst. Verlagsort fürden Postzeitungsvertrieb Lippstadt. Ratgeber für Landwirte, Am häuslichen Herde, Aus dem Reiche der Frau, Mode vom Tage. Nr. 48.(1. Blatt) Hörter, Montag, 27. Februar 1928. 81. Jahrgang. Preußen und das Reich. Berlin, 26. Febr. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages beriet am Samstag den Haushalt des Staatsministeriums und des Ministerpräsidenten. In der allgemeinen Aussprache bat v. Campe(Dt. Vp.) um Auskunft, ob es richtig sei, daß Lippe über die Vereinigung mit Preußen drei Fragen an das Staatsministerium gerichtet habe, und ob und aus welchen Gründen Preußen einer Beantwortung dieser Fragen aus dem Wege gegangen sei. Er bat ferner um Auskunft über den Stand der Verhandlungen mit Waldeck. Wenn man den Schriftwechsel zwischen den höchsten Beamten des Reiches und Preußen lese, so habe man den Eindruck von Parteischriften aus einem beliebigen Zivilprozeß, in deren Ton die Erregung über den Streit nachklinge. Es sei zu wünschen, daß endlich damit ein Ende gemacht werde. Steinhoff(Dntl.) erklärte, das preußische Staatsministerium habe auf allen Gebieten— Verfassungs=, Verwaltungs= und Eingemeindungsfragen— große Niederlagen erlitten. Im Flaggenstreit habe die Haltung des Ministerpräsidenten geradezu aufreizend gewirkt, und durch die Ablehnung des Panzerkreuzers im Reichsrat habe er die Interessen des abgeschnittenen Östpreußens verletzt. Pieck(Komm.) stellte fest, daß die preußische Regierung geflissentlich die Frage des Konkordats umginge. Abg. Schwering(Ztr.) bemerkte, die Darstellung, daß der Bau eines Panzerkreuzers notwendig wäre, um den Osten zu schützen, sei abwegig. Bezüglich der Verwaltungsreform müßten die Deutschnationalen darauf hingewiesen werden, daß von 1908 bis 1918 ein Ausschuß getagt habe, der kein einziges positives Ergebnis gezeitigt hätte. Die Abaa Riedel(Dem.) und Heilmann(Soz.) bestätigten im wesentlichen die Ausführungen ihres Vorredners. Riedel bemerkte noch, viel notwendiger, als Panzerkreuzer zum Schutz Ostpreußens zu bauen, wäre es, den gesamten deutschen Osten durch eine wirksame und finanziell großzügige Kulturpolitik zu stärken uno zu schützen. Ministerpräsident Dr. Braun machte sodann längere Ausführungen, in denen er zunächst bezüglich des Konkordats auf die Ausführungen des Kultusministers im Ausschuß vor wenigen Tagen verwies. Die Verhandlungen würden in allem Ernst weitergeführt und dem Landtag zu gegebener Zeit darüber berichtet werden. Der Ministerpräsident ging dann auf die Streitfragen zwischen dem Reich und Preußen über, vor allem auf die Frage des preußischen Sitzes im Verwaltungsrat der Reichsbahn. Er legte den schon oft besprochenen Sachverhalt nochmals dar und stellte die Unbestreitbarkeit des preußischen Rechtsanspruchs nochmals fest. Er könne nur immer wieder erklären, daß er keinen Augenblick daran zweifle, daß der Reichskanzler auch imstande sei, den Spruch des Staatsgerichtshofes durchzuführen, wenn er amtlich das betreffende Mitglied des Verwaltungsrats ersuche, sein Amt niederzulegen, das ihm, wie der Spruch des Staatsgerichtshofes erweise, seinerzeit unter irrigen Voraussetzungen übertragen worden sei. Auch er bedauere die Schärfe, die in die Verhandlung hineingetragen worden sei. Aus dem ganzen umfangreichen und mehrjährigen Schriftwechsel gehe ohne weiteres hervor, daß es notwendig gewesen sei, die Rechtsfrage im Sinne Preußens immer klarer und präziser herauszuarbeiten. Der gegenwärtige Zustand sei rechtswidrig und darum unhaltbar, und daraus ergebe sich die Verpflichtung für das Reich, ihn zu beseitigen. Er habe seine Denkschrift nur deshalb dem Landtag überreicht, weil die Frage im Reichstag noch einmal angeschnitten worden sei und er es vermeiden wolle, dort selbst die Angelegenheit zu behandeln, was die Lage noch weiter verschärft haben würde. Die Anfrage Dr. v. Campes, ob Lippe bereits wegen eines Anschlusses an Preußen herangetreten sei, könne er dahin beantworten, daß bis zur Stunde keine amtliche Anfrage beim Staatsministerium eingegangen sei und daß, wenn dies geschehe, die Frage im preußischen Kabinett naturgemäß geprüft werden würde. Die Frage wegen eines Anschlusses von Waldeck könne er dahin beantworten, daß ein Vertragsentwurf bereits fertig vorliege, daß man auch materiell ziemlich einig sei und daß er hoffe, daß der Abschluß dieses Vertrages schon in allernächster Zeit, möglicherweise sogar noch vor Schluß dieser Tagungsperiode, dem Landtag vorgelegt werden könne. Daß die Fürsorge für den Osten der preußischen Staatsregierung besonders am Herzen liege, sei durch die Tatsachen bewiesen. Ob es notwendig sei, für diese Zwecke einmalige oder laufende Mittel zu benutzen, müsse geprüft werden, denn die finanzielle Unterstützung für den deutschen Osten hänge von dem jeweiligen Stand der Finanzen ab. Der Ministerpräsident beschäftigte sich dann ausführlich mit der Frage des Panzerkrenzers und stellte zunächst fest, daß die ganze Angelegenheit für ihn ausschließlich eine finanzielle und eine Zweckmäßigkeitsfrage gewesen sei. Es sei keineswegs notwendig, bis aufs letzte Tüpfelchen all das nur auszuführen, was die Verbandsmächte uns an Rüstungen erlaubt haben, denn man habe uns nur solche Möglichkeiten gelassen, von deren nicht ausreichendem militärischen Wert man überzeugt gewesen sei. Für ihn sei es einwandfrei festgestellt, daß der geplante Panzerkreuzer bei weitem nicht den militärischen Wert für den Küstenschutz und den Schutz des Seeweges nach Östpreußen habe, den ihm das Reichswehrministerium beimesse. Infolgedessen könne er auch nicht die Mitverantwortung dafür tragen, daß sehr große Italien und Oesterreich. Erregung in Italien über die Kundgebung des Nationalrates für Südtirol. Abbruch der Beziehungen? Wien, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) Die„Neue Freie Presse meldet: Der hiesige italienische Gesandte Auriti hat von seiner Regierung den telegraphischen Auftrag erhalten, unverzüglich nach Rom zu reisen, wo er am Montag vom Ministerpräsidenten Mussolini empfangen werden wird, um ihm persönlich über die Kundgebung für Südtirol Bericht zu erstatten. Gestern mittag erschien der Gesandte im Auswärtigen Amt, um von seiner Abreise nach Rom Mitteilung zu machen. Von einer Abberufung des Gesandten Auriti ist vorläufig keine Rede. Die Gerüchte über eine angebliche Abberufung des italienischen Gesandten in Wien, Auriti im Zusammenhang mit der Nationalratsdebatte über Südtirol wurden in politischen parlamentarischen Kreisen lebhaft besprochen. Wenn diese Gerüchte auch keine Bestätigung gefunden haben, so gibt die Abreise Auritis nach Rom zur Berichterstattung doch noch weiterhin Anlaß zu den verschiedensten Vermutungen und zur neuerlichen Betonung des wahren Charakters der Kundgebung am Donnerstag. Die Blätter heben gegenüber den Aeußerungen der italienischen Presse erneut hervor, daß die Auffassung, als ob die Debatte im Nationalrat Ausdruck des Hasses gegen Italien gewesen sei ganz verfehlt wäre. Nicht Haß sei es, was sich hier äußere, sondern tiefe und schmerzliche Erregung und der innige Wunsch, daß endlich die Ursachen für die Mißverständnisse beseitigt würden. Die Debatte im Nationalrat sei in betont ruhiger Weise geführt worden. Die Erklärung des Bundeskanzlers habe sich streng im Rahmen der Gepflogenheiten bei Erörterung internationaler Fragen gehalten, und der Verlauf der Debatte über die südtiroler Frage sei nicht geeignet gewesen, die Ehre und das Selbstgefühl der italienischen Nation zu verletzten. Man würde es daher nicht verstehen können, wenn sich aus dieser Debatte weitergehende Konseqvenzen zwischen Oesterreich und Italien ergeben sollten. Vielmehr glaube man annehmen zu dürfen, daß die maßgebenden italienischen Kreise den Standpunkt der österreichischen Regierung würdigen werden, die es peinlich vermeide, sich in die inneren Angelegenheiten Italiens Mittel, die unbedingt für den deutschen Osten an vielen Haushaltstellen ungleich besser und nutzbringender verwandt werden könnten, für einen ohne hin nicht erfüllbaren militärischen Zweck ausgegeben werden. All das verstehe sich um so mehr von selbst, als der Reichshaushalt gegenwärtig doch nur deshalb balanziere, weil darin Ueberschüsse aus dem Vorjahr enthalten seien, die im kommenden Jahr trotz wachsender Ausgaben insbesondere infolge der Höchstausgaben aus dem Dawesschen Gutachten, nicht mehr zur Verfügung stehen. Wenn man die sehr großen Ausgaben, die für Panzerkreuzerbauten in Ansatz gebracht werden müßten, zweckmäßig für produktive Zwecke einsetze, dann würden auch dem Arveitsmartt ganz andere Arbeitsgelegenheiten zufließen, als durch den Bau eines Panzerkreuzers. Zum Schluß seiner Rede streifte der Ministerpräsident noch kurz die Frage des Einheitsstaates, deren Entwicklung er als geschichtlich zwangsläufig ansieht. Im übrigen stellte er den Vorwürfen der Deutschnationalen gegenüber fest, daß das preußische Parlament und die preußische Regierung seit 1918 mit Erfolg alles Menschenmögliche getan hätten, um einen ständigen Wiederaufstieg herbeizuführen. Auf dieser in mühseliger zehnjähriger Arbeit geschaffenen gesunden Grundlage könne weitergearbeitet werden, um Preußen weiter vorwärts und aufwärts zu bringen.— Am Montag wird der. Haushalt des Finanzministeriums im Ausschuß beraten werden. Für eilige Leser. Das Reichskabinett beschäftigte sich in seiner Samstags=Sitzung mit der am heutigen Montag abzugebenden Regierungserklärung, deren Inhalt festgestellt wurde. Die Polizei hat in Lissabon im Zusammenhang mit einer Explosion, der zwei Personen zum Opfer fielen, in der Provinz Algarve eine Bombenfabrik entdeckt. Wie verlautet, sind eine Reihe von Kommunisten festgenommen worden. In den letzten Tagen herrschte in Jerusalem und auf den Höhen von Judäa starker Schneefall. einzumischen, aber sich trotzdem nicht der Volksstimmung hier verschließen könne, zumal diese im Falle Südtirol geeignet erscheine, den Ausbau der friedlich=nachbarlichen Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien zu gefährden. Die Klageruse der Gepeinigten. Wien, 26. Febr. Ueber das Echo der Südtiroler Debatte schreibt die„Reichspost“:„Es darf als ein großer Erfolg der Reden im Nationalrat über Südtirol gebucht werden, daß die öffentliche Meinung der ganzen Welt gezwungen ist, sich mit den Vorgängen in Südtirol zu beschäftigen. Das war ja der Zweck der gehaltenen Reden, sich das Gehör der großen Welt und ihrer Machthaber zu verschaffen, um so vielleicht durch die Ohren sich einen Weg zu den Herzen zu bahnen. Denn es hieße, den Glauben an die Menschheit verlieren, wollte man daran verzweifeln, ihr Gewissen aufrütteln zu können, wenn sie nur erst von den Europas Namen schändenden Leiden der Südtiroler erfährt. Das Echo aus Italien, und dieses interessiert zunächst, klingt vorläufig überaus unfreundlich. Es wäre denkbar, daß die Antworten der italienischen Blätter unter dem ersten Eindruck ungenauer oder mißverständlicher Meldungen entstanden sind. Dann wird gutem Willen in den nächsten Tagen schon die Möglichkeit gegeben sein, die voreiligen Unfreundlichkeiten zu korrigieren. Da für die nächste Woche eine Antwort Mussolinis auf die bereits von einem faschistischen Deputierten eingebrachte Anfrage angekündigt ist. so wird man ja bald aus kompetentestem italienischem Munde vernehmen, wie sich Italien zu den Südtiroler Klagen stellt. Die Interpellation beruft sich unter wenig freundlichen Wendungen auf die bestehenden italienischen Gesetze, die es dem österreichischen Parlament verwehrten, sich in Südtiroler Verhältnisse einzumischen. Aber wenn die italienischen Gesetze so beschaffen wären, daß man mit ihrer Hilfe ein schuldloses Volk in der vom Abgeordneten Professor Kolb geschilderten Weise völlig entrechten und entnationalisieren kann,— die Klagerufe der Gepeinigten, die Hilferufe ihrer Brüder können sie nicht verhindern, solange nicht der letzte Rest von Freiheit aus Europa verschwunden ist. Auf keine andere Weise können die so ungern gehörten Appelle an das Weltgewissen zum Verstummen gebracht werden als einzig und allein dadurch, daß die Südtiroler Anlässe aus der Welt geschafft werden. die Strafanträge im Garmat=Prozeß. Berlin, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) Im Barmat=Prozeß stellte gestern der Staatsanwalt die Strafanträge. Erbeantragte gegen den Hauptangeklagten Julius Barmat zahlreiche Einzelstrafen wegen der verschiedenen Vergehen gegen die Staatsbank usw., die er zusammengezogen sehen will in einer Gesamtstrafe von 5 Jahren Gefängnis und 450 000 RN Geldstrafe. Außerdem hat der Oberstaatsanwalt gegen Barmat auch die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren mit der Begründung beantragt, daß der Angeklagte vor dem Mittel der Bestechung hoher und höchster Beamter nicht zurückgeschreckt sei. Weiter beantragte Oberstaatsanwalt Trautmann gegen den Angeklagten Henry Barmat eine Gesamtstrafe von 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für drei Jahre und gegen den Angeklagten Klenske, den Geschäftsführer der Amexima, eine Gesamtstrafe von 9 Monaten Gefängnis und 1000 RA Geldstrafe. Die Untersuchungshaft soll in beiden Fällen angerechnet werden. Gegen den Angeklagten Finanzrat Hellwig von der Staatsbank wurde wegen fortgesetzter Untreue zum Nachteil der Staatsbank mit passiver schwerer Bestechung 2 Jahre Gefängnis und Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter für 5 Jahre beantragt. Gegen den Reichstagsabgeordneten LangeHegermann beantragte der Oberstaatsanwalt wegen Betruges zum Nachteil des Reichspostministeriums und der Preußischen Staatsbank 1 Jahr Gefängnis und 30 000 N Geldstrafe, wobei er hinzufügte, es komme hier in Betracht, daß der Angeklagte die hohe und verantwortliche Stellung eines Abgeordneten in schwerster Weise mißbraucht habe. Nachdem der Oberstaatsanwalt noch die Strafanträge für die weniger belasteten Angeklagten ge Landvolk und Mittelstand in Not. Gemeinsame Kundgebung in Paderborn. 12000 Teilnehmer. stellt hatte, dat er zum Schluß mit Rücksicht auf die Höhe der Strafen gegen die Angeklagten Julius und Henry Barmat sowie gegen den Angeklagten Hellwig die bestehenden Haftbefehle aufrecht zu erhalten und sie unter Freigabe der gestellten Sicherheiten erneut zu vollstrecken. Dr. h. c. Amanullah. Berlin, 25. Febr. Die Technische Hochschule veranstaltete gestern nachmittag aus Anlaß der Anwesenheit des afghanischen Königspaares einen Festakt, bei welchem der König zum Doktor h. c. ernannt wurde. * Fast ein jeder Tag bringt eine neue„Ehrenpromotion“, sodaß die Frage naheliegt, ob bei einer solchen Massenproduktion von„Ehren“doktoren die„Ehre“ dieser Würde wirklich noch so viel bedeutet. Schon vor Jahren haben sich namhafte Universitätslehrer gegen diese Ueberfülle von Ehrenpromotionen gewandt. Bei aller Anerkennung der Verdienste des afghanischen Herrschers um sein Land ist doch nicht einzusehen, warum diese durch eine wissenschaftliche Auszeichnung in dieser Form geschehen mußte. Ohne den verdienstvollen alten Blücher mit Aman Ullah auf eine Stufe stellen zu wollen, erinnert man sich doch unwillkürlich an die Worte des Feldmarschalls nach seiner Ehrenpromotion durch die Oxforder Universität:„Wenn sie mir zum Doktor machen, dann muß Gneisenau mindestens Apotheker werden!“— * Berlin, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) In Gegenwart des afghanischen Königspaares wurde am Samstag auf dem Truppenübungsplatz Döberitz eine Uebung der Garnison Groß=Berlin abgehalten. Dann besichtigte der König die Groß=Funkstation Nauen. Abends fand in der afghanischen Gesandtschaft ein Festessen statt, an dem u. a. der Reichspräsident und Nuntius Pacelli teilnahmen. Am heutigen Sonntag besuchte das Königspaar Potsdam. Zentrumsanträge für Handel und Gewerbe. Berlin, 26. Febr. Im Haupausschuß des Preußischen Landtages hat das Zentrum zum Etat des Handels= und Gewerbeverwaltung eine ganze Reihe von Anträgen eingebracht, die die Förderung der Interessen des Handwerks und des Einzelhandels zum Ziel haben. So wird das Staatsministerium ersucht, öffentliche Regiebetriebe, die als Konkurrenz für Handel und Gewerbe anzusehen sind, abzubauen, dem Bauhandwerk in diesem Jahre frühzeitig Aufträge zuzuweisen, die Lieferfristen, die von den staatlichen Baubehörden gestellt werden, genügend lang zu gestalten, bei Einkauf von Bürobedarfsartikeln den einheimischen Groß= und Einzelhandel in erster Linie zu berücksichtigen, das freie Gewerbe vor zu niedrigen Preisen der Gefängnisarbeit zu schützen usw. Auf kulturellem Gebiete wird beantragt, zur Unterstützung der Berufsschulen der katholischen und evangelischen Gesellenvereine 40 000 M in den Etat einzustellen. Ein weiterer Antrag der Zentrumsfraktion des preußischen Landtages beschäftigt sich mit der Gasfernversorgung. In diesem Antrag wird darauf hingewiesen, daß bei der Gasfernversorgung die Kräfte sich in ähnlicher Weise zu zersplittern drohen, wie es bei der Elektrizitätsversorgung bereits der Fall sei. Man hatte die Rechnung ohne den „Wirth" gemacht. Essen, 23. Februar. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth hatte vor etwa 14 Tagen in einem Zeitungsaufsatz mit der Ueberschrift„Wohin, Freund Imbusch?“ die großen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Zentrumspartei zum Anlaß genommen, um den Gewerkschaften ins Gewissen zu reden, daß vor der Gewerkschaftspolitik die große allgemeine Politik zu stehen habe. Er hatte sich dagegen gewandt, daß der Gewerkschaftler als solcher Partei und Politik lenken wolle und unter anderem auch den Satz geschrieben, daß die Tätigkeit mancher christlichen Gewerkschaftsführer mit gewissen syndikalistischen Gedankengängen nicht ganz unverwandt sei. Jetzt richtet der Vorsitzende des Bezirksverbandes Essen des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Breddemann, einen offenen Brief an Dr. Wirth. Zur Kennzeichnung der Stimmung in der christlichen Gewerkschaftsbewegung geben wir aus der spaltenlangen Erwiderung folgende Stellen wieder: Sie. Herr Dr. Wirth. der in den letzten Jahren von vielen Reichsbanner= und sonstigen Kundgebungen gefeierte große Volksmann. benutzen nun ausgerechnet den jetzigen Augenblick. um den Führern der christlich-nationalen Gewerkschaftsbeweguna in aller Form in den Rücken zu fallen. In einer Zeit. in der ein gerechter Ausgleich der sozialen Gegensätze die ernsteste Sorae aller sich für das Volk verantwortlich Fühlenden sein müßte, haben Sie den schärfsten Geanern des Aufstieas der arbeitnehmenden Schichten Waffen in die Hand geliefert. Sie haben Verfechtern einseitigster kapitalistischer Interessen die Möglichkeit gegeben, die öffentliche Meinung aegen die Gewerkschaften aufzubringen und die gewerkscheitlichen Bestrebungen gar als dem Bolschewismus verwandt hinzustellen. Der Vorwurf der weltanschaulichen Unzuverlässigkeit klingt gerade aus Ihrem Munde im höchsten Maße befremdend. Bei den vor einigen Monaten gepflogenen Unterhaltungen über das Reichsschulgesetz konnten weite Kreise von Ihnen die Auffassung gewinnen daß gerade Sie keinen übermäßig großen Wert auf die Betonung des Weltanschaulichen legen Im übrigen ist es menschlich durchaus erklärlich daß bei einem Staatsbürger mit 19 665 Mark Pension das Soziologische durchaus nicht so vordrinalich ist wie bei vielen Hunderttansenden von Familienvätern, die bei ihrem kargen Lohn nicht wissen, womit sie die allereinfachsten Bedürfnisse des täglichen Lebens befriedigen können Sie alauben, daß das Verhalten der christlichen Gewerkschaftsführer im Zentrum einer hoffnungsleen Stimnung entspricht weil angeblich die letzte Koalition mit ihrem reaktionären Schwergewicht die sozialen Hoffnungen enttäuscht hat Ihre Denkweise erschöpft sich anscheinend auch hier in den fermalen Beariffen von Links= und Rechtskoalition, die für Sie mit Fortschritt und Reaktion aleichbedeutend sind Dabei ist doch schon längst offenbar, daß diese Begriffe keinesfalls sich mit der Wirklichkeit decken. Viele rechtsstehende Leute sind sozial (:) Paderborn, 26. Febr. Eine gewaltige Notkundgebung der Landwirtschaft wurde am Samstagnachmittag auf dem großen Schützenplatz in Paderborn veranstaltet. Mehr als 12 000 Landwirte aus den Kreisen Vaderborn, Lippstadt, Büren, Warburg und Höxter füllten die geräumige Schützenhalle und einen beträchtlichen Teil des Schützenplatzes selbst. Zu ihnen gesellten sich die Handwerker, Gewerbetreibenden und Hausbesitzer des Paderborner Bezirks. Zu der Massenkundgebung waren ferner erschienen die Abgg. Dompropst Dr. Linneborn und Köthenbürger, sämtliche Bürgermeister der fünf Kreis= und der anderen in diesem Gebiet liegenden Städte, Vertreter der westfälischen Provinzialverwaltung, der Landwirtschaftskammer, des Westfälischen Bauernvereins und der Finanzämter. An mehreren Stellen waren große Lautsprecher aufgestellt, die die gehaltenen Protestreden bis in die entferntesten Winkeln des weiten Platzes hörbar werden ließen. Als erster Redner sprach Abg. Röingh. Die Sorge um die Erhaltung unserer eigenen Scholle, so betonte der Redner, habe heute die gewaltigen Massen zu einer großen Protest= und Willenskundgebung zusammengeführt. Des Bauern Not sei auch des Volkes Not. Mit dem Schicksal des Bauern sei das Schicksal der ganzen Nation eng verbunden. Diese Erkenntnis gewinne zum Glück immer mehr an Boden. Infolge der Ueberflutung des deutschen Marktes mit ausländischen Lebensmitteln sei ein großer Preissturz für inländische landwirtschaftliche Erzeugnisse eingetreten. Dabei steigen die Produktionskosten des deutschen Landwirts von Monat zu Monat. Die Rentabilitätskrise nehme immer drohendere Formen an. Hochwasser= und andere Wetterschäden der letzten Jahre, die ständig zunehmende Verschuldung der Landwirtschaft und der untragbar hohe Zinsendienst beschleunige diese katastrophale Entwicklung. Hinzu kämen die drückenden Steuer= und die Soziallasten. Die deutsche Landwirtschaft sei nach den letzten Feststellungen mit 13 Milliarden verschuldet. Berücksichtige man die kurze Zeit, in der diese große Schuld entstanden sei und den außergewöhnlich hohen Zinsfuß, so könne man sagen, die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft betrage heute das Anderthalbfache der Vorkriegszeit. An Zinsen müsse die Landwirtschaft jährlich 900 Millionen aufbringen. Die Landwirte seien es bisher nicht gewohnt gewesen, öffentlich zu demonstrieren, aber die Not zwinge sie dazu, nachdem ihren seit Jahren geäußerten Klagen und Mahnungen nicht von allen maßgebenden Stellen gebührende Beachtung geschenkt worden sei. Der Bauernstand sei an dem Rand des Abgrundes angelangt und er appelliere jetzt eindringlich an die Pflichten des Staates. Der Redner erinnert dann an die Schicksalsverbundenheit zwischen Handel und Gewerbe. Der Untergang der Landwirtschaft würde den Ruin auch für die Gewerbetreibenden bedeuten. Den gemeinsamen berechtigten Forderungen müsse nun endlich Gehör geschenkt werden.— Der nächste Redner ist Landwirtschaftsrat Dr. Schroers=Münster. Er stellt zunächst fest, daß man in Westfalen landwirtschaftliche Versammlungen dieses Charakters noch nicht erlebt habe. Die große Not und die Verzweiflung aber habe die Landwirte auf den Plan gerufen. Es sei ein Ding der Unmöglichkeit, betonte dann der Redner, bei der Unrentabilität noch Steuern zu bezahlen. Die deutsche Landwirtschaft befinde sich in einer Lage, die eine ausländische Konkurrenz nicht vertragen könne. Es müsse nach Mitteln und Wegen gesucht werden, um die zu große Preisspanne zwischen den Erzeuger= und Verbraucherpreisen zu vermindern. Durch den Export könne die Lage der Landwirtschaft nicht gebessert werden, sondern es komme auf die Stärkung des Binnenmarktes an.„Hat der Bauer Geld, so hats die ganze Welt!“ So bestehe ein inniger Zusammenhang zwischen allen Wirtschaftszweigen. Nur von der Urproduktion, von der Landwirtschaft, könne die Belebung der anderen Wirtschaftszweige ausgehen. Staat und Parlament, nicht die Kommunen, müssen hier helfen. Aber, so bemerkte der Redner, die Landwirte dürften das Heil nicht allein von den andern erdurchaus fortschrittlich während auf der linken Seite recht viel doktrinäres Spießertum dem gesunden sozialen Fortschritt hemmend im Wege steht. Gerade in der letzten parlamentarischen Periode wurden wichtige sozialpolitische Gesetze nicht koalitionsmäßig entschieden sondern von Mehrheiten die sich mit dem Kreis der Koalition nicht deckten. Ihr Ruf nach dem Mann direkt vom Schraubstock.“ der als Einzelmensch in politischer Freiheit und nicht„durch die Organisation gebunden“ in die Fraktion kommen soll beleuchtet schlaglichtartia Ihre Denkweise. Im übrigen ist Ihre Idee nicht neu Vor Jahren schon hat Wilhelm II. den Satz geprägt:„Schickt mir den schlichten Mann aus der Werkstatt ins Parlament.“ In der Denkweise eines Wilhelm von Gottes Gnaden war die vorerwähnte Auffassung immerhin noch weit verständlicher als in der Auffassung eines Dr. Wirth von Volkes Gnaden. Vor einigen Jahren haben Sie von der Tribüne des Reichstages verkündet, wenn es einmal zum Kampf zwischen Arbeitern und Bürgertum komme. würden Sie auf Seiten der Arbeiter stehen. Sie haben Ihre Anhänger bitter enttäuscht. Herr Dr. Wirth In einer Zeit. die alle Voraussetzungen bietet für eine Einlösung Ihres Wortes. haben Sie gegenteilig gehandelt und den arundsätzlichen Gegnern der Gewerkschaftsbewegung neue Auftriebskraft gegeben. „Nicht in tönenden Reden und rauschenden republikanischen Kundgebungen,“ so schließt der Brief,„erfüllen sich die Geschicke unseres Volkes sondern durch ein christliches, soziales Programm der Tat, das im Geiste christlicher Gerechtigkeit die Grundlagen für eine wahre Volksgemeinschaft schafft.“ chten Dr. Stresemann bei Titulescu. San Remo, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) Der rumänische Minister des Aeußern Titulescu empfing am Samstagmittag Reichsminister des Aeußern Dr. Stresemann, mit dem er eine längere Unterredung hatte, an die sich ein Fruystück anschloß. Nachher hatten beide Minister eine neue sprechung, worauf Dr. Stresemann nach Mentone abreiste. Schweres Unglück in einer Brikettfabrik. 2 Tote, 25 Verletzte. Köln, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) Gestern abend gegen 9 Uhr entzündete sich in der Brikettfabrik der Hubertus=Braunkohlen=A. G. in Brüggen an der Erft während des Löschens eines Brandes Kohlenstaub. Zwei warten; sie müßten, soweit möglich, in ihren eigenen Betrieben nach dem Rechten sehen und die Produktion zu steigern versuchen. Wenn fortdauernd Milliardenwerte an Lebensmitteln über die deutsche Grenze kämen, müsse sich zwangsläufig unsere Handelsbilanz immer mehr verschlechtern. Darum müsse zuerst einmal die Zollsicherung an den Grenzen wirksam werden. Kredite brächten dem Landwirt keine Hilfe, weil die Gelder wieder zurückgezahlt und hoch verzinst werden müßten. Die westfälischen Bauern seien heute mit über 300 Millionen Mark verschuldet. An die Kommunen richtete der Redner die dringende Forderung, keine Bauten aufzustellen, die selbst in Friedenszeiten nicht gestattet worden wären. Größte Sparsamkeit in der Verwaltung sei im verarmten Deutschland ein ernstes Gebot, Die Interessen von Handel und Gewerbe vertrat Syndikus Dr. Holzapfel=Bielefeld. Auch dieser Redner klagt über die stetig steigenden Steuerund Soziallasten. Im Jahre 1913 habe die Gewerbesteuer 90 Millionen, im Jahre 1926 aber 400 Millionen erbracht. Das sei mehr als das Vierfache. Diese Zahl rede die deutlichste Sprache von der großen Not im gewerblichen Mittelstand. Auch der Hausbesitzer leide ungemein unter den Bestimmungen der Wohnungszwangswirtschaft. Zur Durchführung der Zwangswirtschaft seien 14000 Beamte erforderlich. Im Jahre 1926 hätten nahezu 900 000 Termine bei Mieteinigungsämtern stattgefunden. Die Wohnungszwangswirtschaft koste dem Staat jährlich 600 Millionen Mark. Dafür sollte man lieber neue Wohnungen bauen. Nach einer mehr als einstündigen Aussprache, in der die Ausführungen der drei Hauptredner unterstrichen wurden, fand nachstehende Entschließung Annahme: „Die Landwirtschaft, der gesamte gewerbliche Mittelstand und der Haus= und Grundbesitz sind in höchster Gefahr. Sie kämpfen um ihre Existenz. Wir fordern daher mit sofortiger Wirkung: Sofortige Einstellung jeglicher Zwangsvollstreckung steuerlicher Rückstände, Uebernahme der Rentenbankzinsen auf das Reich, Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft und der Hauszinssteuer. Abbau der Ueberspannung sozialer Lasten, Aufhebung der Versicherungspflicht der Arbeitslosenversicherung auf dem Lande. Bereitstellung von Mitteln zur Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe. Auszahlung der in Aussicht gestellten Staatsunterstützung für die Frostschadensgebiete. Wir fordern ferner für die nächste Zukunft: Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft durch Einfuhrverbote für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die Deutschland selbst in genügender Menge erzeugen kann, insbesondere für Gefrierfleisch. Vereinfachung des Steuer= und Verwaltungssystems und Erleichterung der übermäßigen Steuerlasten. Heranziehung aller freien Berufe zu den Gewerbesteuerlasten. Gesunde Siedlungspolitik, Belebung der Bautätigkeit. Weitgehende Kreditmaßnahmen für landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe, Schutz gegen die Schädigung durch die Genossenschaften. Abbau der zu hohen Zinsspanne. Kontrolle der öffentlichen Finanzen durch die Wirtschaft. Steuern dürfen nicht von Staatsbürgern beschlossen werden, die sie nicht zu bezahlen brauchen. Anhörungspflicht der Berufsvertretungen. Gesetzliche Begrenzung der Arbeitszeit nur insofern, als Handel und Gewerbe dadurch nicht behindert werden, ihre Erzeugnisse und Verkaufspreise der gesunkenen Kaufkraft anzupassen. Sofortige Beseitigung der unhaltbaren Zustände in der Arbeitslosenversicherung durch Wiedereinführung der Bedürftigkeitsprüfung. Verwaltungsreform im größten Ausmaße, insbesondere Vereinfachung des gesamten Behördenapparates durch Einsparung nicht dringend notwendiger Beamtenstellen, äußerste Sparsamkeit auf allen Gebieten, insbesondere Einschränkung der öffentlichen Bauten auf das äußerste Maß. Herabsetzung der Zahl aller Abgeordneten in Reich und Ländern. Sofortige Senkung der gemeindlichen Zuschläge und der Schullasten, äußerste Einschränkung im Finanzbedarf, dessen Deckung nicht allein durch Realsteuern, sondern auch durch Zuschläge zur Einkommensteuer erfolgen muß.“ Nach dieser gewaltigen Kundgebung zogen die Teilnehmer in geordnetem Zuge durch die Straßen der Stadt zum Marktplatz, wo Sanitätsrat Dr. Krukemeyer=Espeln in einer kurzen Ansprache die Not des Mittelstandes behandelte und zuletzt ein Hoch auf das Vaterland ausbrachte. Die Versammlung sang darauf das Deutschlandlied. Arbeiter verunglückten tödlich, 25 Personen, Beamte und Arbeiter, darunter auch der Betriebsdirektor, erlitten Brandwunden. Die behördliche Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. Tödlicher Flugzeugabsturz. Augsburg, 26. Febr.(Eig. Drahtb.) Heute vormittag sollte ein von den Bayerischen Motorenwerken erbautes Sportflugzeug von dem Angestellten der Deutschen Lufthansa, Hackmack, der früher Flugzeugführer war, eingeflogen werden. Nach einem glücklich verlaufenen Probeflug von 20 Minuten stürzte das Flugzeug aus unbekannter Ursache ab und wurde vollständizertrümmert. Der Pilot war sofort tot. Untergang eines italienischen Dampfers. London, 26. Febr. Auf der Höhe von Deal an der Östküste Englands stieß der italienische Dampfer„Alcantara“(1682 Tonnen) mit dem russischen Schiff„Tovarisch“ im Nebel zusammen. Der italienische Dampfer ist schwer beschädigt worden und gesunken. Die Zahl der Menschenverluste steht noch nicht fest. Ueber das Unglück berichtet der englische Dampfer„Moldavia“, der an der Stelle des Unterganges vorbeikam und mit dem russischen Dampfer das Wasser absuchte, daß nur ein Mann aufgefunden wurde. Raubüberfall auf einen Zug in Chikago. Chikago, 26. Febr. In einem Vorort Chicagos brachten sechs maskierte Räuber durch Flaggensignale einen Zug zum Stehen, um den Postwagen zu berauben. Nachdem sie die Bahnangestellten und Reisenden durch mehr als 30 Schüsse eingeschüchtert hatten, erbrachen sie den Geldschrank des Postwagens, aus dem sie etwa 300 000 Dollar erbeuteten. Darauf ergriffen sie in zwei bereitstehenden Automobilen die Flucht. Durch diesen Raub hat die Federal Reserve Bank in Chikago einen Verlust von rund 55 000 Dollar erlitten. Letzte Sportnachrichten. Bei dem Kampf um die Weltmeisterschaft im Eiskunst laufen, der gestern im Berliner Sportpalast stattfand, blieb der bisherige Weltmeister Böckl=Wien Sieger. Im Eishockey mußte sich Deutschland gegen Canada mit 2:12 geschlagen bekennen. Im Länderringkampf Deutschland— Kopenhagen verlor Deutschland unerwartet 2:5. Es konnten nur Sperling im Leichtgewicht und Gerling im Schwergewicht erfolgreich sein. Nr. 48 2. Blatt. Montag, 27. Februar 1928. Landesfinanzamt zur Steuernot der Landwirtschaft. Münster, 25. Febr. Das Landesfinanzamt Münster teilt folgendes mit: Aus landwirtschaftlichen Kreisen wird darüber Klage geführt, daß die für die Einkommensteuer des Wirtschaftsjahres 1926/27(1. Juli 1926 bis 30. Juni 1927) aufgestellten Durchschnittssätze zu hoch seien. Der Herr Reichsfinanzminister macht hierzu folgendes bekannt: Die Herbstveranlagung für das Wirtschaftsjahr 1926 und 1927 ist im wesentlichen abgeschlossen; für die nichtbuchführenden Landwirte ist sie auf Grund der Durchschnittssätze, die im Herbst vorigen Jahres aufgestellt worden sind, erfolgt. Es wird nun vielfach geltend gemacht, daß die Durchschnittssätze zu hoch und vor allem höher seien als für das Wirtschaftsjahr 1925/26, obwohl das Wirtschaftsjahr 1926/27 keineswegs besser gewesen sei als das vorangegangene; es müßten daher die Durchschnittssätze allgemein gesenkt werden. Hierzu ist folgendes zu bemerken: Es ist richtig, daß die Durchschnittssätze für 1926/27 zwar nicht überall, aber doch vielfach höher festgesetzt sind als für 1925/26. Diese Erhöhung ist nicht deshalb erfolgt, weil unterstellt worden ist daß das Ergebnis 1926/27 mengenmäßig allgemein besser gewesen ist als für 1925/26. Wohl aber sind vielfach die Preise höher gewesen, vor allem hat sich herausgestellt, daß in etlichen Bezirken die Durchschnittssätze für 1925/26 sowohl absolut als auch relativ(gemessen an den Durchschnittssätzen benachbarter Landesfinanzämter) zu niedrig gewesen sind, sodaß eine gleichmäßigere Festsetzung geboten war. Dem Ausmaß nach sind diese Erhöhungen verhältnismäßig gering gewesen. Wenn hier und da behauptet worden ist, daß die Durchschnittssätze zweimal oder dreimal so hoch gewesen sind wie 1925/26, so ist das völlig unzutreffend. Wo überhaupt Erhöhungen vorgenommen worden sind, handelt es sich um solche von etwa 10 bis 20, ganz vereinzelt von 30 bis 40 v. H.; daraus ergibt sich aber noch keineswegs eine allgemeine Erhöhung des der Leistung zugrunde gelegten Reineinkommens und der Steuern im Ausmaß der genannten Prozentsätze; denn von den aufgestellten Sätzen sind zunächst noch zur Gewinnung des Reineinkommens die Schuldzinsen, die den Durchschnitt übersteigenden Gemeindesteuern und dergleichen Ausgaben abgesetzt ferner sind die Familienermäßigungen abzuziehen. Außerdem handelt es sich auch nur um Durchschnittssätze, von denen nach Lage der Verhältnisse abgewichen werden kann, und das ist bei der Veranlagung bei den Steuerausschüssen auch weitgehend geschehen, und zwar in zahlreichen Fällen nach unten. Daher ist denn auch das Gesamtveranlagungssoll für das Jahr 1926/27 nicht nur nicht höher als für 1925/26, sondern es ist im Gegenteil in vielen Bezirken, und zwar gerade auch in solchen, in denen die Durchschnittssätze die des vorigen Jahres übersteigen, infolge der Anpassung der Steuer an die Verhältnisse des einzelnen Steuerpflichtigen niedriger als im Vorjahr. Es sind eben bei Festsetzung der Einkommensteuerschuld für das Wirtschaftsjahr 1926/27 und demgemäß auch bei der Höhe der Abschlußzahlung die ungünstigen Verhältnisse beim einzelnen schon weitgehend berücksichtigt worden. Eine allgemeine Senkung der Durchschnittssätze selbst kommt hiernach, wie ich bereits aus meinem Erlaß vom 21, Oktober 1927— III e 4500 ausgeführt habe, nicht in Frage. Nicht berücksichtigt werden konnten allerdings bei der Festsetzung der Einkommensteuerschuld für das Wirtschaftsjahr 1926/27 die Umstände, die erst nach dem 30. Juni 1927 eingetreten sind(Witterungsschäden, fallende Viehpreise usw.). Wie ich bereits in meinem Runderlaß vom 4. Oktober 1927— IIId 4000 betont habe, muß in solchen Fällen durch Stundung oder wenn es sich schon jetzt übersehen läßt, daß neben den laufenden Steuern die Rückstände doch nicht werden bezahlt werden können, durch Ermäßigung oder Erlaß der Abschlußzahlungen geholfen werden Im Bezirk des Landesfinanzamts Münster werden die staatliche Grundvermögenssteuer und die Gemeindezuschläge durch die Finanzämter in der Weise abgegolten, daß von den festgesetzten Durchschnittssätzen vor der Anwendung auf den Einzelfall gemeindeweise der Abzug entsprechend der Höhe des Gemeindezuschlags vorgenommen wird Manuela. Roman von Gustav Rehfeld. 54)(Nachdruck verboten.) Und am folgenden Tage begann sie wieder, die schreckliche Jagd nach Arbeit, von früh bis spät, in ewig gleicher Fruchtlosigkeit, bis Carmen sah, daß die Mutter immer schwächer wurde. Da sagte sie denn stockend:„Mama wenn du Geld brauchst, wenn es nicht anders geht— möchtest du dich nicht an den Baron wenden?“ Aber ihr Gesicht, der Verstellung unfähig, verriet dabei solche Niedergeschlagenheit, so viel Leiden, daß Manuela entgegnete: „Nein, noch nicht, das hat Zeit bis zuletzt!“ Eine letzte Hoffmung hatte sie noch allerdings eine schwache, aber doch eine Hoffnung— wie der Ertrinkende nach dem Strohhalm greift. Das war in Ermangelung Elimars der Mann, welchen ihr der Vater drüben in Mexiko einst zum Gatten bestimmt hatte:— Pedro Garcia in Monterey, ein reicher Haciendero. Wenn der noch lebte,— vielleicht war er großmütig, vielleicht verzieh er ihr und half. Und ohne Wissen der Tochter, die sie nicht zur Mitwisserin ihrer Erniedrigung machen wollte, setzte sie sich eines Tages hin und schrieb an Pedro in kurzen Umrissen ihre Leidensgeschichte seit ihrem Abschied von Monterey bis zur großen Reise ihres einzigen Beschützers Consentius der sie ohne Verständigung hiervon auf lange Monate verlassen habe, und bat ihn herzlichst um ihres Kindes willen, sie nun vor weiterem Elend zu bewahren, indem er ihr hundert Pesos senden möge. Zum Schluß appellierte sie nochmals an sein gutes Herz und bat ihn um Verzeihung, daß sie damals seiner Werbung nicht zusagte und seine Hoffnungen unerfüllt lassen mußte. Sie fügte ihre Adresse hinzu und dann ging sie, um den Brief eigenhändig in den nächsten Briefkasten zu werfen. Unterweas überlegte sie. Vierzehn Tage brauchte der Brief hin ebensolang die Antwort zurück. Das waren vier Wochen, wenn es ging Eine lange Zeit, bis Hilfe kam Wenn sie kam! Als sie nachhause kam wartete ihrer eine Ueberraschung, die für sie einen neuen Schlag bedeutete Auguste war in ihrer Art ein autmütiges, williges Geschöpf. Als sie aber merkte, Aus Westöeutschland. Personalnachrichten der öffentlichen Behörden. Provinzialschulkollegium. Ernannt: Studienassessor Rudolf Alzer zum Studienrat an dem Realgymnasium in Langendreer.— Studienassessor Alfons te Laake zum Studienrat an der Oberrealschule in Dortmund. * Münster, 25. Febr. Das Opfer einer leidigen Unsitte. An der Ecke der Maximilian= und Wermelingstraße hatte für einen Augenblick eine mit Ziegelsteinen beladene Fuhre Halt gemacht. Dem 6 Jahre alten Söhnchen des Anstreichermeisters A. bot das eine willkommene Gelegenheit, sich auf der Deichsel des anhängenden Wagens durch Schaukeln zu vergnügen. Als die Fuhre sich später wieder in Bewegung setzte, fiel von dem Ruck beim Anziehen der Wagen der Kleine, den man nicht beachtet hatte, zu Boden. Beide Räder des nachfolgenden, schwer beladenen Wagens gingen dem Knaben über die Brust. Er wurde auf der Stelle zu Tode gedrückt. Münster, 25. Febr. Ein vermißter Schüler als Leiche aufgefunden. Der Schüler der Hilfsschule Georg Petzel von hier wurde, wie bereits gemeldet, seit dem 14. ds. Mts. vermißt. Jetzt fanden Arbeiter, die in der Nähe des städtischen Schlachthofes auf einem Floße in der Aa arbeiteten, die Leiche des Vermißten. Es ist völlig unerklärlich, wie das Kind in den Fluß geraten ist. A Rheine. 25. Febr. Unerhörte Tierquälerei. Ein hier wohnender Metzgermeister scheint durch seine vor einigen Tagen stattgefundene Hochzeit und durch die sich daran anschließende übliche Reise völlig aus der Bahn gewohnten Denkens gekommen zu sein. Denn sonst ist es unerklärlich, daß der Mann für die Tage seiner Abwesenheit sein Pferdchen einfach im Stalle einschloß, ohne dem Tier Futter zu hinterlassen oder Nachbarn mit seiner Pflege zu betrauen. Erst durch das Stöhnen des verendenden Tieres wurden die Nachbarn aufmerksam. Als man den Stall gewaltsam geöffnet, fand man das Tier halbtot in einer Ecke liegen. Man gab dem Pferde den Gnadenstoß und fand bei der Oeffnung der Gedärme die Annahme bestätigt, daß es völlig ausgehungert war. Die Polizei hat sich des Falles angenommen. )!( Minden, 25. Febr. Drei Kälber auf einmal. Auf einem Gehöft im benachbarten Oberlübbe ist der außergewöhnlich seltene Fall zu verzeichnen, daß von einer Kuh drei Kälber auf einmal zur Welt gebracht wurden und daß alle drei Tiere, ein Bulle und zwei Kuhkälber, gesund und lebensfähig sind. Die Tiere wiegen 42, 48 und 58 Pfd. Stadthagen, 25. Febr. Verheerende Folge eines Sturmes. Nach einer Meldung der„Westf. N. Nachr.“ wurde in der Nähe von Großenheidorn eine Holzbaracke, die Notwohnungszwecken dienen sollte, von einem plötzlich sich erhebenden Sturm erfaßt. Die Baracke wurde vollständig zusammengedrückt. Die Arbeiter, die außen an ihr arbeiteten, konnten sich retten, während zwei Zimmerleute, die im Innern beschäftigt waren, unter den Trümmern begraben wurden. Beide wurden schwerverletzt hervorgezogen und in bedenklichem Zustande dem Krankenhaus zugeführt. Dortmund, 25. Febr. Von Kölner Mädchen, Kölner Karneval und vielem Geld. Der hoffnungsvolle Sprößling eines Großhändlers von hier, im Betriebe des Vaters trotz seiner 20 Lenze schon als Kassierer und in ähnlichen Vertrauensposten beschäftigt, hatte den Auftrag bekommen, bei auswärtigen Firmen fällige Außenstände einzukassieren. Pflichtgetreu kam der junge Mann dem Auftrage nach und saß nach einem gewiß nicht leichten Arbeitstage mit 800 A eingeholter Gelder im Wartesaal des daß ihre Herrin Amt und Vermögen verloren hatte, hielt sie sich plötzlich für überflüssig Es bot sich gerade eine neue vorteilhafte Stellung für sie und so wandte sie sich denn frischer Fahrt an die Heimkehrende. „Frau Rivas, ich habe mir gedacht, daß Sie jetzt doch kein Mädchen mehr brauchen— und da sich gerade etwas Passendes für mich gefunden hat, möchte ich Sie bitten, mich heute schon gehen zu lassen. Auf die vierzehn Tage, die noch bis zum Ersten fehlen wird es ja wohl nicht ankommen. Wenn Sie so gut sein wollten, mir meinen Lohn zu geben—“ Schweigend hatte Manuela ihre Börse gezogen, die jetzt ihr ganzes Hab und Gut enthielt, und der Dienerin sechzig Mark, den größten Teil ihrer Barschaft, eingehändigt. Und dann war Auguste gegangen. Allein zurück blieben Manuela und Carmen in dieser Wohnung, die sie jetzt viel zu groß und zu teuer fanden. „Höre, Liebling,“ sagte die Mutter, als sie einige Zeit finster in einer Ecke ihres Diwans vor sich hingebrütet hatte,„du mußt dich jetzt schon der Wirtschaft ein wenig annehmen und hier Ordnung schaffen. Ich gehe, einen Besuch zu machen.“ „Bei wem. Mama?“ „Bei dem Hauswirt!“ „Aber die Miete ist doch erst in vierzehn Tagen fällig!“ „Was tut das? Ich will nicht bis zur letzten Stunde damit warten.“ Seit der Hausherr und dessen Frau wußten, wie es um die Finanzlage Manuelas stand, waren sie wie ausgewechselt; unhöflich, abstoßend, ja bisweilen grob. Welch schwerer Gang für Manuela! Viel erreichte sie nicht, doch immerhin nach dem kommenden Ersten drei Wochen Aufschub. Aber auch nicht einen Tag länger! Den Tod im Herzen, war die Unglückliche in ihre Behausung zurückgekehrt. Würde sie in der kurzen Frist von vier bis fünf Wochen eine Antwort von Pedro Garcia erhalten? Und wenn er gar nicht antwortete? Wenn er kein Geld sandte? Wenn sie nur noch auf Elimar zu rechnen hatte— Elimar, der erst in einigen Monaten zurückerwartet wurde, wenn er überhaupt wiederkam? Sonst—— ja, was dann— was dann? Wie gebrochen an Leib und Seele teilte Manuela ihr Erlebnis ihre Befürchtungen Carmen mit, und dabei überlief sie ein Schauer nach dem andern, dabei bebten ihre Lippen,— dabei sprach sie zum erstenmal von Pedro Garcia, den sie einst hatte heiraten sollen und an den sie sich jetzt mit der Bitte um Unterstützung gewandt hatte. Essener Hauptbahnhofes. Es wäre auch alles gut und glatt gegangen und die 800 A in die Kasse ke» Vaters gewandert, wenn nicht plötzlich ein früherer Mitschüler aufgetaucht wäre, vom Prinzen Karneval in Köln der zur Stunde regiere, und von vielem anderen Schönen und Frohen erzählt hätte. Was sollte man auch immer arbeiten und sich nicht auch mal ein Vergnügen erlauben können? Und schon bald saßen die beiden jungen Leute im Zuge nach Köln. Hier angekommen, waren sie dann rettungslos verloren. Der Karnevalstrubel nahm sie auf, und bei dem allgemein vertraulichen Ton in diesen Tagen waren auch bald die feschen, jungen Kölnerinnen gefunden. Und vor denen wollte man sich sicher nicht blamieren. Es wurde gefeiert und gefeiert. Nur schade, daß auch das Feiern im Leben immer Geld kostet. So waren im„Handumdrehn“ 500 m vertan. Das merkte man allerdings erst, als man am Morgen mit schweren Köpfen zum Bahnhof wankte und hier die Brieftasche für die Heimreise zückte, Mehr tot als lebendig kam der„getreue“ Kassierer und Sohn dann wieder daheim an und hatte neben den Unannehmlichkeiten eines mehrtägigen„Katers“ auch noch manches andere„Unkarnevalistische“ zu bestehen. A Gelsenkirchen, 25. Febr. Ein Straßenbahnwagen in Flammen aufgegangen. Auf der vorderen Plattform eines Straßenbahnwagens der Linie Horst—Gelsenkirchen entstand plötzlich Kurzschluß. Durch die mächtige Stichflamme, die aufschlug, wurde der Wagen in Brand gesetzt Mehrere Fahrgäste erlitten, teils infolge des Qualms teils durch Schreck, Ohnmachtsanfälle. Doch konnte man durch schnelles Oeffnen aller Türen größeres Unheil abwenden und alle Personen unverletzt bergen. Der Wagen brannte vollständig aus. Waltrop. 25. Febr. Elender Tod. Kinder, die sich auf dem Wege zur Schule befanden, bemerkten in Holthausen am Uferrand des Lippeseitenkanals einen Mann, der, den Kopf im Wasser, leblos am Ufer lag. Es stellte sich heraus, daß der Mann bereits ertrunken war. Er muß des Nachts auf dem Nachhauseweg ausgeglitten und so unglücklich gestürzt sein, daß er mit dem Kopf ins Wasser zu liegen kam, während sein Oberkörper am Ufer auf dem Trockenen blieb. Es handelt sich bei dem Verunglückten um einen Berginvaliden von hier. * Essen=Borbeck, 25. Febr. Kassenraub. Am Donnerstag um 19,05 Uhr drangen zwei maskierte Männer mit vorgehaltenen großen Pistolen in die Kosumanstalt Wohlfahrt in Borbeck, Schönebecker Straße 1, ein. Die noch nach Ladenschluß im Laden anwesenden Verkäuferinnen ergriffen, als sie die Männer sahen, sofort die Flucht. Während der eine von ihnen die Kasse von 160 M. bestehend aus Fünf= und Zwanzigmarkscheinen, an sich nahm, hielt der andere mit der Pistole Wacht. Die Täter sind unerkannt entkommen. +* Essen. 25. Febr. Tragischer Ausgand einer Feindschaft. Seit einiger Zeit hatten sich der 20 Jahre alte Bergmann Josef Helen und der Bergmann Tast, Kray, Friedrichstraße 86 wohnhaft, verfeindet. Am Mittwoch abend gegen 20 Uhr erschien Helen plötzlich vor der Wohnung des Tast und fragte die vor dem Hause stehende EheFrau Tast, ob ihr Mann zu Hause sei. Als Frau Tast dies verneinte, zog Helen mit den Worten:„Heute passiert noch etwas!“ einen Revolver und legte auf die Frau an. Im selben Augenblick krachte ein Schuß. Frau Tast, die jedoch nicht getroffen war, erlitt vor Schreck einen Ohnmachtsanfall und fiel zu Boden. Helen, der wohl annahm, daß er die Frau erschossen habe, richtete die Waffe nunmehr gegen sich selbst und brachte sich einen Schuß in die Schläfe bei, der seinen sofortigen Tod herbeiführte. * Düsseldorf. 25. Febr. 112 000 M unterschlagen. Hier wurde ein Prokurist wegen gewinnsüchtiger Urkunden„Arme Mama,“ rief Carmen, welche kein Vertrauen zu dem Mexikaner fassen konnte,„wenn du nur da nicht eine neue Enttäuschung erlebst!“ Als sie aber die Todesangst der Teuren gewahrte, als sie die kleinen, fieberglühenden Hände faßte, als sie sah, daß ihre Mutter wirklich krank vor Unruhe und Kummer war, da zog sie es vor, sich zu verstellen und einen Mut zu heucheln, den sie nicht besaß „Immerhin, Mama, ist es ein Aufschub! Wir haben nun Zeit, zu suchen, bis sich ein Ausweg findet! Ich hoffe! Aber nun bitte ich dich, tu mir den Gefallen und lege dich hin und ruhe dich aus!“ Und die Unglückliche gehorchte, sie ließ sich in das Schlafzimmer führen und zu Bett bringen,— sie hielt sich ja in der Tat kaum noch aufrecht. „Nun schlaf, Mama,“ bat Carmen, sie sorgsam einhüllend. Und Manuela schlief vor Erschöpfung ein. Tief atmete Carmen auf. Ach, ihre Lage, ihre schreckliche Lage! Allein und verlassen, schutzlos, mittellos, freundlos! Wenn die Mutter jetzt schwer erkrankte, woher sollte sie dann die Hilfe nehmen, Doktor und Apotheker zu bezahlen? Ach, wer bringt Hilfe in dieser Not?„Ach, Onkel, wie hast du uns nur so im Stich lassen können!“ klagte sie. Und als wenn das Schicksal auf ihre Frage antworten wollte, erscholl in diesem Augenblick die Korridorglocke. Carmen öffnete und sah sich— Bassewitz gegenüber, „Sie selbst kommen, um zu öffnen, Fräulein Carmen?“ „Ja, Auguste ist nicht mehr hier und Mama hat sich ein wenig niedergelegt. Bitte, treten Sie ein, Herr Baron!“ 24. Wie gutmütig, wie bieder der ehrenwerte Baron von Bassewitz aussah! Nur die Augen— in denen lag die Blutdürstigkeit des Luchses und die List des Fuchses,die konnte er nicht umwandeln! „Die Mama hat sich niedergelegt— jetzt bei Tage? Sie ist doch etwa nicht krank?“ „Wäre es ein Wunder, bei soviel Kummer und Aufregung?“ „Allerdings— man verliert nicht so ohne wetieres eine bedeutende Geld'umme, sein ganzes Vermögen! Haben Sie noch keine Nachricht? Hat die Polizei noch keine Spur gefunden?“ „Nein," sagte Carmen traurig. (Fortsetzung folat.) Sport und Turnen. der Bilker Allee festgenommen. Er war bei der Firma als Prokurist angestellt und hat in dieser Eigenschaft seit 1915 durch falsche Buchungen die Firma um etwa 112 000 Mark geschädigt. Kriegssilme und harte Wirklichkeit. Von John Galsworthy. Anmerkung der Schriftl.: Die überaus lebhafte Auseinandersetzung betreffs der Vorführung des— u a. für Amerika angekauften— deutschfeindlichen enalischen Krieasfilms„Dawn“ veranlaßte kürzlich die„Daily News“ einen Beitraa aus der Feder John Galsworthys zu veröffentlichen dessen Uebertraauna in diesem Zusammenhang Interesse verdient. Allgemein wurde der Weltkrieg einige Jahre nach seinem Ende als ein Unheil betrachtet. Einige Millionen hatten dabei ihr Leben verloren, viele Millionen ihre gesunden Gliedmaßen, ihr Augenlicht, ihre Vernunft, Väter, Söhne, Brüder, Freunde, ihr Eigentum und ihre Hoffnung, also viel oder alles, was gerade das Leben lebenswert gestaltet. Die Jugend und das mittlere Alter hatten vier kostbare Jahre ihres Lebens vergeudet. Sie kannten alles: Blut und Schlamm, Wunden, Frost, Läuse, Fliegen, Gestank und ansteckende Krankheiten so gut wie heute die Straßen, durch die sie täglich ihr Weg zur Arbeit oder zum Vergnügen führt. Und vier Jahre lang hatten die Alten daheim Tag und Nacht in Angst und Sorgen gelebt. Während der ersten Jahre nach dem Kriege wollte kein Mensch im Lande etwas davon hören, weil jeder, der ihn selbst erlebt hatte, wußte, was das Wort Krieg bedeutete: vom Anfang bis zum Ende eine Grausamkeit und einen unersättlichen Vampir, eine weder rühmliche noch erfreuliche Angelegenheit, eine verwirrende Kette von Mißtrauen, Entbehrungen, Schreckens= und Opfertaten. Als er beendet war, wurde der Schluß als eine derartige Erleichterung empfunden, daß starke Männer vor Freude weinten.. Heute aber haben wir Kriegsfilme, unterstützt von den Regierungen der Staaten, die sich damals bekämpften: den amerikanischen„Convoy“, die deutschen„Emden“ und „Der Weltkrieg“, den im Entstehen begriffenen französischen „Verdun“ und unsere eigenen„Armageddon“,„Ypern“, „Mons“,„The Somme“,„Zeebrügge“,„Battles of Coronel and Falkland“, entstanden mit Hilfe des„Army Council“ und des Admiralstabes. Ich habe keinen dieser Filme gesehen, aber die maßgeblichen Kritiken darüber gelesen, die besagen, daß die Filme nach sorgfältiger Beschneidung und erfolgter Zensur keineswegs das Empfinden der breiten Massen verletzen, indem sie keine Läuse, keine klaffenden Wunden, keine Ströme von Blut, keine endlosen körperlichen und seelischen Qualen als das Wesentliche im Bilde zeigen. Unser Verstand sagt uns überdies, daß diese Filme überhaupt nicht anders beschaffen sein können, als sie gezeigt werden. Filme sollen ihren Weg machen, sollen Publikumserfolge zeitigen; das können sie aber nicht, falls sie in irgend einem Lande der Menge der Zuschauer auf die Nerven fallen, ihnen mißfallen. Schon die ungeschminkte bildliche Wiedergabe eines millionsten Teils der Greuel und Schrecken, die ein einziger Kampftag bot, würde genügen, den Mißerfolg jedes dieser Filme außer Frage zu stellen. Sie wirken deshalb, streng genommen, nicht erzieherisch, weil sie letzten Endes nicht das bieten können, was der lauteren Wahrheit entspricht. Es wäre in der Tat auch unmöglich. Welches ist also der eigentliche Zweck dieser Kriegsfilmproduktion, die erwiesenermaßen in England größer als in allen übrigen Staaten erscheint? Beabsichtigt man Tennis. Englands Programm.— Deutsche Spielerinnen an der Riviera. Die britische Lawn Tennis Association hat sich entschlossen. in diesem Jahre drei ihrer besten Spieler zu den amerikanischen Meisterschaften auf Hartvlätzen zu entsenden, außerdem ist eine größere Beteiliguna an den internationalen Meisterschaften von Frankreich und Holland vorgesehen. Der enalische Verband hat beschlossen, bei sämtlichen Turnieren die Spieler und Spielerinnen auszuschließen, die für Geld oder Geldeswert im Nundfunk über Tenniskämpfe plaudern oder ihren Namen für Interviews in der Presse heraeben Auf den Plätzen des Bristol=Hotels in Beaulieu ist ein aroßes Tennisturnier mit internationaler Besetzung im Gange. Großes Interesse brachte man insbesondere dem Auftreten der deutschen Meisterin Cilly Außem entgegen Die Kölnerin sieate in der ersten Runde mit 6:2. 6:1 gegen Mrs. Naylor. fand aber dann in der Amerikanerin Mrs. J D. Corbière eine Bezwingerin; verhältnismäßig leicht(6:2. 6:0) unterlaa die Deutsche. Frl. Kallmeyer(Berlin) aab Miß Haycraft mit 6:2. 6:3 das Nachsehen Frl Veit unterlaa gegen Miß Ryan(Amerika). ohne ein Spiel buchen zu können, der Süddeutsche v. Müller scheiterte mit 6:3. 7:5 an dem Engländer Coble. Im Damendoppelspiel siegten Frl Außem—Frl. Kallmeyer mühelos mit 6:0. 6:0 aegen Drayton—Adamson(England). im gemischten Doppelspiel triumphierten Frl Bouman—v. Kehrling mit 6:1. 6:1 gegen Mrs Naylor—Weenolsen. * dadurch etwa das wahre Antlitz des Krieges zu verwischen? Uebersieht man, daß die Mehrzahl der Zuschauer, die diese Filme mit Interesse verfolgen, aus jungen Menschen besteht, die bei Kriegsende noch nicht einmal das siebzehnte Lebensalter erreicht hatten und deren Menge mit jedem Jahre wächst? Glaubt man, daß dadurch der Friedenswille aller Völker und die Abrüstung, von der wir jetzt so viel hören, wesentlich gefördert werden, oder sollen diese Filme die am Kriege beteiligten Völker über die Tatsache erdrückender Steuern hinwegtrösten? Kurz, wozu dient die staatliche Unterstützung der Industrie dieser Filme in einer Zeit, da alle Staatsmänner gemäß ihrer wiederholten Versicherungen ihr bestes tun, um die Schäden des Krieges wieder gut und künftig jeden Krieg unmöglich zu machen? „Heiraten um jeden Preis". Berlin, 25. Febr. Die Sache ist zu ernst, um eine Satire daraus zu machen, und doch ist sie wahr. Die„Germania“ schreibt: Nicht alle Frauen, die sich verheiraten, scheinen sich den Mann, mit dem sie sich fürs Leben verbinden wollen, genau genug anzusehen. Da stand vor dem Schöffengericht Berlin=Mitte ein armseliges Menschlein. Wedeking heißt er; in den dreißiger Jahren scheint er zu sein; er selbst behauptete vor Gericht, nicht zu wissen, wie alt er sei. Seine Schulzeit hat er in einer Hilfsschule abgemacht, und als er gefragt wurde, womit er denn dort beschäftigt worden wäre, antwortete er ernsthaft:„Ich habe mit Bauklötzen gespielt“. Und trotzdem hat Wedeking eine Frau bekommen, zwei sogar. Und das hat ihm die Anklage wegen Bigamie eingetragen. Der„Bigamist“ hat im Jahre 1913 in Berlin eine Plätterin kennen gelernt und geheiratet, mit der er dann bald nach der Eheschließung nach dem schönen Rothenburg o. d. T. übersiedelte. 1915 schon fiel es dem jungen Ehemann ein, sang= und klanglos zu verschwinden, nach dem heimatlichen Berlin zurückzukehren und die enttäuschte Frau Nr. 1 sich selbst zu überlassen. In Berlin knüpfte Wedeking neue zarte Bande zu einer Arbeiterin. 1920 Beamtenurlaub zum Deutschen Turnfest. Berlin, 25 Febr. Die Deutsche Turnerschaft hat sich mit allgemeinen Urlaubsgesuchen für ihre Beamten(=innen) mitalieder zum Deutschen Turnfest in Köln vom 21. bis 30 Juli 1928 an die Reichs= und Staatsministerien gewandt, worauf der preußische Kultusminister in zusagendem Sinne— soweit es die Unterrichtsverhältnisse gestatten— entschieden hat. Auch der Reichspostminister hat die Oberpostdirektionen ermächtigt. über Anträge von Beamten auf Beurlaubung an kameradschaftlichen oder der körperlichen Ertüchtigung dienenden Veranstaltungen unter gewissen Bedingungen selbst zu entscheidungen. Peltzer startet am Mittwoch in Newyork. Newyork, 25. Febr Der dritte Start Peltzers in Amerika. der diesmal in Newyork stattfindet, wurde endaültig auf kommenden Mittwoch festaeleat. Vierkötters zweite Amerikareise. Ernst Vierkötter hat in Begleitung seines Trainers Barrensche mit dem Dampfer Albert Ballin die Ueberfahrt nach Amerika angetreten wo er wieder einige aroße Lanastreckenschwimmen bestreiten wird. Der Duisburger Schwergewichtsboxer Rudi Wagener folat Vierkötter am 6 März mit dem Dampfer München. Einen neuen Schnelligkeitsrekord für Fluazeuge will der enalische Leutnant Kinkead bei günstiger Witterung in der ersten Hälfte des Monats März aufstellen Kinkead wird bei seinem Versuch ein Super=Marine=Napier=Fluazeug steuern. denselben Typ. mit dem sein Landsmann Webster im vergangenen Jahre in Venedia den Schneiderpobal gewann heiratete er sie. Zwar erzählte er ihr schon während der Verlobungszeit lachend, er wäre leider schon verheiratet. Aber die Heiratslustige nahm das als eine Marotte oder auch schlechten Scherz auf; denn sehr ernst ging Wedeking in die neue Ehe mit der Ehefrau Nr. 2 hinein, mit allen Formalitäten. Aber leider ohne ärztliches Attest. — Doch die Rache schlief nicht. Eine Freundin der Frau Nr. 1 roch Lunte und schrieb der immer noch in Rothenburg domizilierenden Frau Wedeking einen aufklärenden Brief. Darauf Anzeige, Ehescheidungsklage und öffentliche Anklage wegen Bigamie. Und nun kommt das Satirspiel. Der gerichtliche Sachverständige erklärte, daß der Angeklagte„völlig pathologisch“ wäre, daß er„sich gar nicht der Bedeutung einer Eheschließung bewußt wäre“, daß er an einer„dauernden Störung der Geistestätigkeit“ litt. Herr Wedeking mußte freigesprochen werden. Verschiedene Fragen harren der Aufklärung. 1. Sind die Vorstrafen des Angeklagten— der„Bigamist“ ist recht erheblich vorbestraft— zu Recht erfolgt? 2. Ist die zweite Eheschließung überhaupt rechtsgültig? 3. Wie war es möglich, daß anscheinend sehr vernünftig und resolut ausschauende Frauen auf einen Mann hereinfallen konnten, der sich vor Gericht allerdings stolz als„Portier“ benannte, der in Wirklichkeit aber weiter nichts war, als der Hilfsbursche seiner eine Portierstelle; verwaltenden Mutter? Die beiden enttäuschten Ehefrauen drohten nach Verkündigung des Freispruches, der unter Anwendung des § 51 erfolgen mußte, dem Ehegatten von gestern sehr deutlich. Ihre Hand= und Armbewegungen sprachen Bände. Aber haben sie die Lehre für zukünftiges Verhalten verstanden? Wird ihr Erlebnis andere, deren Parole heißt: „heiraten um jeden Preis, selbst wenn es ein Idiot ist“. zur Vorsicht weisen? Vom Büchertisch. Mit Jesus auf Golgatha. Der schmerzhafte Rosenkranz als entferntere Kommunionvorbereitung von Kaul Füicher, Dompräbendar in Freiburg i. Br 32 Seiten stark. 30 Pfa. Karlsruhe 1928 Badenia A.=G für Verlag und Druckerei. der Altar eines Westfälischen Künstlers in Südafrika. Monsignore Kolbe schreibt über einen von Herrn Albert Pehle aus Lippstadt(Bildhauer in Düsseldorf) gelieferten Altar in Aliwal North folgendes: Ich habe es für besser gehalten, zu warten, bis ich meine lange Reise beendigt habe, ehe ich darüber berichte. So weit als sich Nachrichten schicken lassen, haben unsere Berichterstatter meine Bewegungen ausreichend durch Wort und Bild vermeldet. An den meisten Orten hatte ich keine Muße, regelrecht zu schreiben, selbst wenn mir die Anstrengung des Reisens noch Spannkraft genug gelassen hätte. Ueberdies schien es sich zu empfehlen, das Ganze im Zusammenhang zu erzählen und durch so viel Bilder zu veranschaulichen, als der Schriftleiter gestattet. Ueber die Ereignisse weiß man ja schon Bescheid: da werden meine eigenen Eindrücke noch immer rechtzeitig kommen Aber in Aliwal North habe ich ein Beispiel kirchlicher Kunst gefunden das einen Aufsatz für sich verdient und das ich lieber beschreiben will, solange ich es noch frisch im Gedächtnis habe. Es muß der Maler mit dem Schöpfer des Entwurfs Hand in Hand gearbeitet haben, und beide haben auf den baulichen Rahmen Rücksicht genommen. Der Erbauer des Altars ist Pehle in Düsseldorf(der sich zweifellos an weise geistliche Anweisungen gehalten hat, nach dem Grundsatz, daß alle wahre Kunst der angemessene Ausdruck bestimmter Ideen ist); aber den Namen des Malers konnten die maßgebenden Persönlichkeiten in Aliwal North nicht ausspüren.(W. Ophey, Düsseldorf. Die Schriftt.) Immerhin konnten sie so viel sagen, daß die Bemalung von einem der führenden Farbkünstler in Deutschland herrührt, und sobald ich höre, wie er heißt, werde ich ihm das Lob erteilen, das ihm gebührt. * Ich will nicht verschweigen, daß man auf den ersten Blick aus der Fassung gerät: so überraschend wirkt das Kunstwerk; aber durch seine Eigenart, nicht etwa durch Verschrobenheit. Es dauerte mehrere Minuten, bis ich sicher wußte, daß es mir gefiel, wenn ich auch von vornherein fühlte,, daß wenn es mir gefiele, ich es höchlichst bewundern würde. Wirklich erzählten mir auch einige Ordensbrüder, daß sie noch nicht recht wüßten, ob es ihnen gefiele. Hoffentlich wird sie meine Betrachtung hier überzeugen, daß sie das Recht haben, stolz zu sein auf ein Werk kirchlicher Kunst wie es Südafrika nicht noch einmal hat. Die Geistlichkeit wollte wissen daß die Bemalung im Sinne allerjüngster Kunstrichtung sei. Das ist sie vielleicht; aber das beweist dann nur einmal aufs neue, daß das große dreizehnte Jahrhundert wieder zu seinem Rechte kommt. Der Künstler hat sich offenbar gründlich mit Farbenkompositionen des Mittelalters beschäftigt. Man betrachte zuerst den Aufbau als Ganzes. Er ist zweiteilig und stellt zwei Mysterien dar. Der Unterteil(die Mensa) stellt, wie das gegeben ist und immer geschieht, das Meßopfer(?) und die Feier des Heiligen Abendmahls dar. Dies wird betont durch die Inschrift auf der Stirnseite des Altars: Se nascens dedit socium, Convescens in edulium; Se moriens in pretium, Se regnans dat in praemium. Dies sind die herrlichen Worte des Heiligen Thomas von Aquino:„Bei der Geburt gab Er sich uns zum Bruder, beim Abendmahl ward Er unsere Nahrung, beim Kreuzestod gibt Er sich hin als unser Lösegeld, in seinem Reich der Herrlichkeit gibt Er sich uns zum Lohn.“ Das ist gerade die richtige Inschrift. Der Oberteil zeigt das Heilige Herz und seine Anbeter im Laufe der Zeiten.(Der Orden in Aliwal North sind Priester des Heiligen Herzens.) Hierunter läuft die Inschrift: Ecce cor quod munenn tantopere dilexit. „Schau das Herz, das die Welt so sehr geliebt.“ Unser Herr, der Sein Herz enthüllt sitzt überliefertem Brauch gemäß in der ovalen Glorie, und die beiden Felder zeigen in Hochrelief(von links nach rechts) St. Longinus, St. Johannes. die Gottesmutter und Sta Maria Magdalena, und auf der Epistelseite Sta Margareta Al, St. Augustinus, die Heilige Theresa(die Große) und den Ehrwürdigen Vater Dehou(den Gründer des Ordens). Diese beiden Felder in Hochrelief wirken gewissermaßen perspektivisch und scheinen in die bunten Glasfenster oben überzugehen. Die beiden Teile des Aufbaus sind sowohl vereinigt als getrennt, und das ist richtig. Vereinigt sind sie durch das Tabernakel und den Baldachin— das Tabernakel für das erste Mysterium den Baldachin für das zweite.(Streng genommen widerstreitet der feste Baldachin den liturgischen Vorschriften; aber unsere meisten Altäre lassen diese Vorschrift außer Acht, nicht immer mit solcher künstlerischen Symbolhaftigkeit wie hier Die beiden Teile wiederum sind getrennt, 1) durch eine mil Maßwerk geschmückte Täselung. und 2) durch eine wunderschöne Schneckenverzierung(?). Das Ganze, von der Mensa bis zur Spitze umzieht ein einziger, schlichter Rahmen. * Die Einheitlichkeit dieser keuschen, durchdachten Schöpfung wird durch die wundervolle Bemalung noch gesteigert; von der kann man sich natürlich nach dem Lichtbild kaum eine schwache Vorstellung machen Die Vorderseite des Altars ist schwarzer, hellgemaserter Marmor. Die Inschrift ist in einfachen schwarzen Buchstaben auf gelben Linien mit einem Mosaikhintergrund, in dem mattes Rot vorherrscht. Die Gesimse des Altars und der ganze Rahmen darüber ist erbsengrün. Die Schneckenverzierung(?) ist blaßterrakottarot(vielleicht sollte ich sagen: goldoker) auf tief emailblauem Grunde. Die 10 Felder gerade darüber sind feines Maßwerk von Terrakotta vor grünem Hintergrund. Die Heilige Herz=Inschrift ist in gelben Buchstaben auf einer etwas heller blauen Fläche. Das Tabernakel hat kreisförmigen Grundriß, reiche Vergoldung, mit den Symbolen Alpha und Omega auf den Türen(die hier durch den Schleier verborgen sind). Der Baldachin ist weiß mit Maßwerk und Krönung in etwas tieferer Terrakottafarbe. Die Seilige Gestalt in der Glorie trägt einen sattroten, beinahe purpurnen Mantel und ein Gewand von ähnlicher Farbe, nur heller, wie das Bild zeigt. Das Innere des Ovals ist dunkelgrün: die Strahlen sind gelb: und hinter dem Oval ist wiederum Blau. Die beiden Reliefbild=felder sind vielleicht am allerschönsten und wirken fast als massive Glasmalerei(wie das natürlich beabsichtigt war). Der Hintergrund ist blau, wie das in der Glasmalerei Fug und Sitte ist, d. h. himmelfarben. Die Gestalten sind der Reihe nach folgendermaßen gekleidet: St. Longinus(der das Heilige Herz mit seinem Speer durchbohrte) in Dunkelgrün, St. Johannes in Scharlachrot, die Mutter Gottes in Grün und Rötlich=Violett, die Heilige Maria Magdalena in Gelb, die Heilige M. M. in Schwarz der Heilige Augustinus, der ein rotes Buch trägt. in Gelb, die Heilige Therese in Schlohweiß mit schwarzem Schleier und der Gründer mit roter Dalmatika und weißem Chorhemd. Wie ich das hier getan habe, läßt sich die Farbenverteilung eines Kunstgebildes nur roh beschreiben, aber anders vermögen wir's nicht. Was für ein Durcheinander! könnte man denken. Wie können all diese grünen Töne und Blau und Scharlach und Goldoker zusammenklingen? Ich antworte: Geh hin und sieh! Und wenn ich von allem Erbaulichem absehe, möchte ich jedem Künstler, jedem Kunstfreund, der etwa Aliwal North besucht, empfehlen, nur ja dies erlesene Werk eigenwüchsiger Gegenwartskunst zu betrachten, die sich mit dem Geiste kunstgewerblicher Ueberlieferung erfüllt hat. Wenn man abbauen will.... Der Stadtrat von Bautzen hat an den Sächsischen Landtaa und an die Staatsreaierung eine Eingabe gerichtet. in dezu dem Vorschlaa auf Einziehung der Kreishauptmannschaft Bautzen Stellung genommen wird. In der Eingabe wird vrgetan daß das ein Abfließen des Oberlausitzer Wirtschaftslebens nach Dresden bedeuten würde, wozu keine Staatsnotwendigkeit vorliege. Nicht einmal Ersparnisse an Besoldung würden sich ergeben denn diese würden wettgemacht dadurch daß die Beamten der Kreishauptmannschaft Dresden. um sich die nötige Sachkunde für ihre Arbeiten und Entschließungen zu verschaffen jedesmal den Oberlausitzer Bezirk bereisen müßten. Der Eingabe hat sich eine Reihe von Städten. Gemeinden. Bezirksverbänden. Körperschaften und Vereinen der Oberlausitz angeschlossen. Verschiedene sozialdemokratische Abaeordnete haben eine kleine Anfrage im Preußischen Landtaa eingebracht, worin sie auf die schweren Schädigungen hinweisen, welche die Stadt Liegnitz in den letzten Jahren betroffen haben und ihr noch weiter bevorstehen Es heißt darin es werde jetzt der Plan erwogen die Oberpostdirektion aufzuheben Das bedeute eine schwere Schädigung der Stadt Liegnitz. Auch werde erwogen. die Lieanitzer Reaierung aufzuheben Diese Maßnahmen kämen einer vollständigen Vernichtung des schwer ringenden Gsmeindewesens gleich. Kleine Nachrichten. — Reform der Lehrerbildung in Bayern. Der Baneische Landtaa steht z. Zt mitten in der Beratuna des Kultusetats in der besonders die Denkschrift über die Reform der Lehrerbildung von Bedeutung ist. deren Durchführung die Hauptaufaabe der nächsten Zeit ist Aus dieser Denkchrift teilt die Deutsche Beamtenbund=Korrespondenz mit: Die Lehrer=Studenten müssen nach siebenjährigem Besuch der Volksschule eine sechsklassige Aufbauschule mit dem Ziel der deutschen Oberschule besuchen, um sich die erforderliche Allgemeinbildung anzueianen. Daran schließt sich der zweijährige Besuch einer pädagogischen Akademie für die eigentliche Berufsausbildung Die Universitätsbildung für die Lehrer hat der Bayerischen Kultusminister als ungeeignet abgelehnt. Preußische Klassenlotterie. Berlin. 25. Febr Gestern wurden folgende Gewinne genogen: 50 000 Mark auf 160 925: 3000 Mark auf 217 331. 309 249. und 2000 Mauk au die Nummern 64 386. 67 851 91 750. 118 630, 157 849 228 164 50 000 Mark auf Nr 194 598: 10 000 Mark auf Nr 266 077. 345 347; 5000 Mark auf 194 347: 3000 Mark auf Nr. 96 146. 151 284. 282 018. 308 752; 2000 Mark auf Nr. 105 310 154 962, 307 109. 351 808. Vermischtes. ** Alexander Zubkow zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Berlin 25 Febr. Die Ermittlungen zur Aufklärung der Ausschreitung. die sich Alexander Zubkow in der Nacht zum Donnerstag in der Casanova=Bar zuschulden kommen ließ sind im wesentlichen abgeschlossen Zubkow aibt zu. den Paaen Friedrich aeonrseiat zu haben. Weitere Mißhandlungen aber bestreitet er. Der Page selbst der durch einen Knock=outHieb zu Boden gestreckt wurde, und infolgedessen für kurze Zeit besinnungslos war kann nicht sagen, daß ihn Zubkow mit Füßen getreten habe Bei der Untersuchung des Auftritis kam auch heraus, daß Zubkow ein Staatenloser keinen aultigen Auslandspaß und keine Aufenthaltsbewilligung besaß Es wurde weiter festgestellt, daß er wegen Paßvergehens schon einmal mit 100 Mark bestraft worden ist. Mit Rücksicht darauf wurde er wegen des neuen Vergehens vom Schnellrichter zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt Ueber eine etwaige Ausweisuna, die ihn als lästigen Ausländer treffen könnte ist nicht in Berlin zu entscheiden sondern in Bonn. wo er beheimatet ist Daß Zubkow. der betrunken war in Bealeitung einer Dame in die Bar gekommen sei, ist nicht richtig: er kam nur mit einem Herrn. Die Dame, mit der er Im Vestibül sprach ist eine Angestellte des Betriebs. Zubkow hat bei seiner Vernehmung erklärt, mit seiner Frau demnächst ins Ausland zu reisen. ** Großfeuer. Celle. 25 Febr Gestern nacht zwischen 2 und 3 Uhr entstand in der Georgstraße in einem uralten die „Maschkaserne“ genannten Gebäude Feuer Der Brand ergriff zunächst das dort lagernde Stroh das seine Entwicklung sehr begünstigte, griff dann mit aroßer Geschwindigkeit in dem Fachwerkgebäude um sich und zerstörte binnen kurzer Zeit das ganze Haus bis auf einen an der Aller gelegenen Flügel, der teilweise erhalten blieb. Die Feuerwehren setzten sofort mit aller Eneraie ein und hatten bis in die Vormittaasstunden reichlich zu tun die Flammen von der Nachbarschaft fernzuhalten. Die Einwohner des Hauses wurden von der Katastrophe völlig überrascht und konnten meist nur das nackte Leben retten. 14 Familien, insgesamt 75 Personen sind durch den Brand obdachlos geworden. ** Das größte Schiff der norwegischen Handelsmarine gestrandet. Oslo, 24. Febr. Der etwa 17000 Tonnen große norwegische Walfischfänger„C. A. Larsen“ aus Sandefjord ist bei Steward Island auf ein Riff gelaufen. Das entstandene Leck ist so groß, daß eine Bergung des Dampfers nicht mehr möglich erscheint. Der Dampfer hatte 78 000 Faß Walfischtran im Werte von einer halben Million Pfund Sterling geladen, die rettungslos verloren sein dürften. Die„C. A. Larsen“ war das größte Schiff der norwegischen Handelsmarine. ** Der gewandte Kuklux=Clan. Birmingham(Alabama), 24. Febr. Die bekannte amerikanische nationalistische Organisation Kuklux=Clan hat aufgehört zu bestehen. Jedoch hat sich dicse Organisation unter dem Namen Die Ritter des großen Waldes einen neuen Verband gebildet. Im Gegensatz zur Politik des Kuklux=Clan, die sich gegen die Zulassung von Einwanderern richtete will der neue Verband eine möglichst schnelle Amerikanisierung aller Einwanderer erstreben. ihre Angestellten in großzügiger und liberaler Weise gesorgt. Das Präsidium der Akademie für Familien mit vielen Kindern, Plappermaul. Mauskätzchen, wo bleibst du? Mauskätzchen, was treibst du? In unserm Häuschen sind schrecklich viel Mäuschen. Sie pfeifen und rappeln und trippeln und trappeln In Kisten und Schränken: auf Tischen und Bänken; sie stehlen und naschen, und will man sie haschen: wupp, sind sie fort! Hoffmann von Fallersleben. Der Großhandel bei der Neuumlegung der Industriebelastung. Vom Handelsamt e. V. Lippstadt wird uns geschrieben: In dem Industriebelastungsgesetz vom 30. Aug. 1924 ist ausgesprochen, daß den Unternehmern der industriellen und gewerblichen Betriebe mit Einschluß der bergbaulichen, der Schiffahrtsbetriebe, der Privatbahnen, Kleinbahnen und Straßenbahnen(alle, somit ihr zur Vermögenssteuer herangezogenes Betriebsvermögen den Betrag von 50 000 GA übersteigt) die Last der Verzinsung und Tilgung eines Betrages von insgesamt 5 Milliarden GA auferlegt wird. Diese Last wird durch eine Hypothek des öffentlichen Rechts(eine öffentliche Last) an erster Stelle gesichert und mit bestimmten Vorzugsrechten ausgestattet. Von der Belastung ausgenommen sind Betriebe der Landwirtschaft, des Verkehrsgewerbes(soweit es sich nicht um Schiffahrtsbetriebe, Privatbahnen oder Straßenbahnen handelt), sowie solche, die ausschließlich das Bank= Versicherungs=, Gast=, Schank= oder Beherbergungsgewerbe oder den Handel zum Gegenstand haben. Die Umleguna der Beträge, die nach dem Industriebelastungsgesetz zur Verzinsung und Tilgung von 5 Milliarden GA aufgebracht werden müssen, erfolgt nach dem Aufbringuggsgesetz, das ebenfalls vom 30. August 1924 datiert. Hiernach sind aufbringungspflichtig die Unternehmer sämtlicher industriellen und gewerblichen Betriebe mit Einschluß des Bergbaues, des Verkehrs=, Bank=, Versicherungs=, Gast=, Schank= und Beherbergungsgewerbes sowie des Handels(alle, sofern das die Bemessungsgrundlage bildende Betriebsvermögen 20 000 M übersteigt). Unternehmer von landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieben, von Viehzucht=, Weinbau= oder Fischereibetrieben sind nicht aufbringungspflichtig. Auch Nebenbetriebe landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Charakters, die zu industriellen und gewerblichen Betrieben gehören, sind nicht aufbringungspflichtig. Der Kreis der mit der Industriebelastung behafteten Betriebe ist demnach kleiner als der Kreis derjenigen Betriebe, die an der Aufbringung der Zins= und Amortisationsbeträge beteiligt sind. Bei der ersten Umlegung der Industriebelastung anfangs 1925 ist es mehrfach vorgekommen, daß reine Großhandelsfirmen zur Ausfüllung von Industrieobligationen herangezogen wurden.(Bei diesen Industrieobligationen handelt es sich lediglich um die sogen. Industriebelastung, während die materielle Aufbringung der zur Verzinsung und Tilgung erforderlichen Beträge nach dem Aufbringungsgesetz durch einen größeren Kreis zu erfolgen hat; aufbringungspflichtig sind auch die von der Industriebelastung ausgenommenen Wirtschaftsgruppen wie Bank=, Handel= und Verkehrsunternehmen.) Nach den ersten Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über die Industriebelastung liegt Handel im Sinne des Industriebelastungsgesetzes vor, wenn gekaufte Waren ohne Be= und Verarbeitung, also unter Wahrung ihrer Wesensart weiterveräußert werden. Im§ 2 der Durchführungsbestimmungen vom 28. Oktober 1924 ist des weiteren bestimmt: „Hat der Hauptbetrieb den Handel zum Gegenstand und besteht ein Nebenbetrieb, der für sich allein zu den belasteten Betrieben gehören würde, so ist der ganze Betrieb belastet.“ Auf Grund dieser Bestimungen waren zahlreiche Großhandelsfirmen zur Industriebelastung herangezogen. Bei dieser fälschlichen Heranziehung waren drei Gruppen festzustellen: a) Großhandelsfirmen, bei denen nicht die geringste industrielle Nebentätigkeit in Frage kam, b) Großhandelsfirmen, die ihre Waren durch einen dritten Unternehmer be= oder verarbeiten ließen, c) Großhandelsfirmen, deren Geschäftstätigkeit gewisse beoder verarbeitende Funktionen bedingen. Zua) Hier handelt es sich um offensichtliche Irrtümer der Finanzämter, die jedoch seinerzeit in den meisten Fällen nicht mehr berichtigt werden konnten, weil die Unterschrift unter vie auszustellende Obligation erzwungen bezw. durch den Finanzamtsvorsteher ersetzt werden konnte. Zu b) Der Reichsfinanzminister hat in einem Erlaß ausdrücklich bestimmt, daß solche Be= und Verarbeitung dur/ Dritte der Be= oder Verarbeitung durch den Unternehmer selbst gleichzustellen ist, der in diesem Falle also nicht als Handelsbetrieb aufzufassen ist und daher der Belastung unterliegt; es sei denn, daß die Be= oder Verarbeitung durch Andere nur geringen Umfang hat. Auf Grund dieser Bestimmungen wurden insbesondere Ausrüsterfirmen, die ihre Waren durch industrielle Betriebe im Lohn veredeln lassen, zur Industriebelastung herangezogen. Zuc) Gewisse be= und verarbeitende Funktionen im Großhandel(z. B. Mischung von Tee, Rösten von Kaffee), die zwar keineswegs den Charakter der Firma als eines Großhandelsunternehmens beseitigen können, sind von den Finanzämtern als industrielle Nebentätigkeit angesprochen worden Angesichts der bevorstehenden Neuumlegung der Industriebelastung, d. h. Neuausstellung der Industrieobligationen, ist Gelegenheit gegeben, die vorstehend skizzierten Härten bezw. nicht im Sinne des Gesetzes liegenden Heranziehungen von reinen Großhandelsbetrieben zur Industriebelastung zu beseitigen. Zu diesem Zweck hat der Reichsverband des Deutschen Groß= und Ueberseehandels e. V. mit dem Reichsfinanzministerium und dem Reichswirtschaftsministerium verhandelt, wobei für die einzelnen Gruppen folgendes Ergebnis erzielt wurde: I. Insofern bei der ersten Umlegung reine Großhandelsfirmen versehentlich zur Industriebelastung herangezogen worden sind, sollen diese Firmen bei der Neuumlegung selbstverständlich freigestellt werden.(Es wäre wünschenswert, wenn diese Firmen sich rechtzeitig mit ihrem Finanzamt in Verbindung setzen und auf den seinerzeit unterlaufenen Irrtum hinweisen würden.) II. In der Frage der Heranziehung der Ausrüsterfirmen, die durch industrielle Firmen im Lohn veredeln lassen, ist es gelungen, die Ministerien davon zu überzeugen, daß auch diese Großhandelsfirmen freizustellen sind. In einem demnächst erscheinenden Erlaß wird ausdrücklich angeordnet werden, daß die Lohnveredelung in einem industriellen Betrieb nicht die ziehung des Geschäftsherrn(Ausrüsterfirma) zur Folge hat. Das gilt nicht nur für den Baumwollwarengroßhandel, sondern auch für andere entsprechend gelagerte Großhandelsbranchen, z. B. Strumpfgroßhandel, Rauchwarengroßhandel etc. III. Für die Fälle der sogenannten industriellen Nebenbetriebe sollen in einem Erlaß den Finanzämtern die Grundsätze vor Augen geführt werden, die in derartigen Fällen beachtet werden müssen: a) Es muß sich zunächst um einen wirklichen Rebenbetrieb handeln, d. h. es muß unterschieden werden zwischen irgendeiner be= oder verarbeitenden Hilfstätigkeit(die nur einen unselbständigen Bestandteil des Handelsbetriebes darstellt) und einem Nebenbetrieb, der wirtschaftlich als solcher angesehen werden kann. Von einem industriellen Nebenbetrieb kann nur gesprochen werden, wenn auf diesen Teil des Geschäftes mehr als 10% des Betriebsvermögens entfällt. b) Auch die sogenannten industriellen Funktionen müssen auf ihren Charakter genau geprüft werden. Soweit es sich um eine Be= oder Verarbeitung handelt, die den Rahmen der Reinigung, Sortierung und Erhaltung nicht überschreitet, kann von einem industriellen Nebenbetrieb nicht die Rede sein. Folgende Beispiele hierfür sind genannt worden: 1) Die Mischung(z. B. Tee. Mineralöle, Drogen, Liköre etc.) ist nicht als industrielle Tätigkeit anzusehen, 2) Der Weinhandel wird für die mit ihm verbundene verarbeitende Tätigkeit grundsätzlich freigestellt, 3) In dem Rösten von Kaffee, Getreide etc. soll eine unselbständige Tätigkeit gesehen werden, die eine Heranziehung nicht begründet. 4) Der Fischgroßhandel soll nicht herangezogen werden, soweit im Rahmen des Handelsbetriebes zur Erhaltung der Ware diese geräuchert, mariniert usw. wird(im Gegensatz zu selbständigen Räucherei=Betrieben), 5) Im Nahrungsmittel=Großhandel wurde das Einlegen von Gurken, die Mayonnaisen=Herstellung, die gelegentliche Milchverwertung zur Käseherstellung etc. als unschädlich erwähnt 6) Es wurde ferner auf eine Reihe unselbständiger Hilfsbetätigungen im Uhren= und optischen Handel hingewiesen. (Zusammensetzung von Teilen, Einsetzung von Gläsern), Die von Weidenhandlungen unterhaltenen Weidenschälereien sollen keine Belastung begründen(landwirtschaftliche Nebentätigkeit), 8) Im Hut= und Putzgroßhandel, ebenso im Blumen= und Federngroßhandel soll eine Heranziehung zur Industriebelastung nicht erfolgen, wenn industrielle oder handwerkliche Nebenfunktionen(z. B. durch Ateliers) erfüllt werden. Voraussetzung einer Heranziehung zur Industriebelastung würde auch hier sein müssen, daß es sich um einen industriellen Nebenbetrieb von entsprechenden Ausmaßen, nicht dagegen um eine unselbständige Hilfstätigkeit handelt, 9) Die gleiche begriffliche Unterscheidung muß für den Automobilhandel gemacht werden. Hier muß unterschieden werden zwischen großen Reparaturwerkstätten(industrielle Nebenbetriebe) und einer zum eigentlichen Handelsbetrieb gehörender Hilfstätigkeit(Beschäftigung einzelner Handwerker, Monteur. etc.). Die gleichen Voraussetzungen gelten auch für den Holz handel(Sägewerke.) 10) Die Zerschneidung, Sortierung, wie sie im Schrott= un Lumpenhandel üblich ist, soll ebenfalls nicht als industrielle, Nebenbetrieb angesehen werden, 11) Die Sortierung, Erhaltung und Reinigung von Dicmen zur Wurstfabrikation gilt ebenfalls als von der Industi sebelastung freie Be= oder Verarbeitung. Dank des rührigen Arbeitens des Reichsverbandes des Deutschen Groß= und Ueberseehandels e. V. in Verbindung mit den beteiligten Fachverbänden ist somit ein erfreulicher Erfolg erzielt worden. Falls über die vorstehend skizzierte Regelung hinaus noch Härten oder Unklarheiten vorliegen, werden die betreffenden Großhandelsfirmen gut tun, sich schnellstens mit ihrer örtlichen Organisation oder ihren Fachverbänden oder dem Reichsverband des Deutschen Groß= und Ueberseehandels e. V. zu verbinden. * Handel und Gewerbe im Preußischen Landtagsausschuß. Der Hauptausschuß des preußischen Landtags beriet über den Haushalt für Handel und Gewerbe. Handelsminister Dr. Schreiber erklärte u. a.: Er hoffe auf eine günstige Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland auf dem Boden der mit dem Reichswerk und dem Rheinisch=Westfälischen Elektrizitätswerk im vergangenen Jahre abgeschlossenen Verträge In der Hafenfrage sei eine Rationalisierung notwendia. Man müsse jedem Hafen bestimmte Aufgaben zuweisen etwa Emden die schweren Güter. Bremen und Hamburg die Großhandelsgüter, Wesermünde die Fischerei während Stettin der Aufnahme= und Ausgangshafen für Güter des mittleren und östlichen Deutschlands und auch aleichzeitig der Hafen für Oberschlesien werden müsse Endlich sei zu wünschen, daß sich Königsbera i Pr. wieder mehr zum Hafen der Randgebiete entwickle. Zur allgemeinen Wirtschaftslage übergehend betonte der Minister, daß Produktion und Verteilung sich mengenmäßig stark gehoben hätten Zurzeit könne er noch keine ernsten Zeichen sinkender Konjunkturentwicklung erkennen. Die Arbeitslosenziffer sei noch noch um etwa 500 000 niedriger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Kurzarbeiter sei niedriger. Die deutschen Warenhauskonzerne. Im Jahre 1327 haben sich die großen deutschen Warenhauskonzerne außerordentlich ausgedehnt, wie sich aus nachstehendem eraibt: Rudolf Karstadt(Zentrale Hambura) mit 90: Gustav Ramelow(Zentrale Berlin) mit 30: Leonhard Tietz(Zentrale Köln) mit 27: Hermann Tietz(Zentrale Berlin) mit 20: M Conitzer u Söhne (Zentrale Brandenburg) mit 15; Schocken Söhne(Zentrale Zwickau) mit 14: Lindemann u. Co(Zentrale Berlin) mit 12 und Gebr Alsbera A=G.(Zentrale Bochum) mit 11 Filialen. Wiedererhöhung der Reparationskohlenlieferungen nach Italien. Die Herabsetzung der deutschen Reparationskohlenlieferungen in Kohle und Koks nach Italien die infolge der Vorstellungen der enalischen Kohlenindustrie bei der Reparationskommission in den Monaten Dezember=Februar erfolgt war. wird nunmehr durch den Wunsch Italiens nach vennehrten Lieferungen für die nächsten drei Monate abgelöst Die Repko teilte der britischen Reaierung amtlich mit daß Italien im März 485 000 To. im April 505 000 und im Mai 525 000 To. auf Wiedergutmachungsrechnung erhalten werde.(Frankreich erhält je 1 Mill. To.) Daaegen betrugen die Lieferungen nach Italien auf dieser Rechnung im ganzen Vorjahre 3.1 Mill To Daneben werden weitere freie Kontrakte mit dem Rheinisch=Westfälischen Kohlensyndikat getätigt werden so daß auf den jetzigen Grundlagen berechnet die deutschen Gesamtlieferungen dorthin in diesem Jahre voraussichtlich 7 Mill. To. übersteigen dürften Die freien Lieferungen aingen auch im Vorjahre über 1 Mill. To hinaus. Insgesamt sollen die deutschen Reparationskohlenlieferungen in diesem Jahre nach dem vorläufigen Plane der Repko für alle Länder 21 Mill To. ausmachen In Italien gehen die Sendungen an eine einzige dafür errichtete Zentralstelle Zuchtvieh-Versteigerung Paderborn. Leistungskontrolle! Obligatorische Tuberkulosetilgung! Versteigerung von 60 schwarz= u. rotbunten Bullen und einigen Rindern des westf. Tieflandschlages, sowie 60 Ebern und Sauen am Freitag, den 9. März 1928 in der Versteigerungshalle. Prämiierung ½9 Uhr. Beginn der Versteigerung 11 Uhr. Auskunst und Katalog mit Leistungsnachweisen durch das Tierzuchtamt der Landwirtschaftskammer in Paderborn, Domplatz 26, Fernruf 2054. WZV Klaviere stimmt und repariert haltbar und gründlich praktisch gelernter Klavierbauer. Garantieübernahme. Komme überall hin. Jahrelange Tätigkeit in ersten Piano abi ken. Fritz Jürgens, Livpsladt i. W Stirperstr. 7. WZV. Gelegenheitskauf! 2 Klaviere wundervolle Tonfülle m. Garantiechein, für 850 und 650 Mk., bei Barzahlung zu veraauen. Fritz Jürgens, sachm. Pianolager, Lippstadt, Stirperstr. 7. WZV. Heute(Montag) — zum letzten Male— „CHANG" „Fünf Minuten Angst" Die Fledermaus. Komische Oper(Operette) in 3 Akten von Johann Strauß. Am Sonntag, den 11. März fährt bekanntlich, wie an dieser Stelle schon wiederholt bemerkt wurde, ein TheaterSonderzug nach Kassel zum Besuche der Strauß'schen komischen Oper(Operette)„Die Fledermaus“. Fahrpreise und Preise für Theaterkarten sowie Fahrzeiten sind wieder sehr günstig. Der Zug fährt ab Höxter 10,30 und kehrt 0,18 nach Höxter zurück; Fahrpreis 5,40 RM. für Hin= und Rückfahrt, heaterkarten 0,70—3,50 RM. Sicher werden auch diesmal zahlreiche günstige ionia 3.0o Ta. Sicher weiden auch diesmat reunde guter Theaterdarbietungen sich diese äußerst Gelegenheit zunutze machen. Der Kartenverkauf an den Schaltern der Stationen ist eröffnet. Es empfiehlt sich zeitige Entnahme der Karten, einmal, um günstige Plätze zu erhalten, zum andern, um im letzten Augenblick nicht, wie bei der„Lohengrin"=Fahrt, erfahren zu müssen, daß alles ausverkauft sei. Nachstehend bringen wir die kurze Inhaltsangabe des unvergleichlich schönen Strauß'schen Meisterwerks: Herr von Eisenstein ist wegen Beleidigung eines Beamten und durch die Ungeschicklichkeit seines Advokaten, des stotternden Dr. Blind, zu acht Tagen Gefängnis verurteilt worden, die er spätestens heute antreten muß. Sein Freund, der Notar Falke beredet ihn jedoch, die Angelegenheit bis morgen zu verschieben und ihn heute abend zum Ballfest des Prinzen Orlofsky zu begleiten, wo er die schönsten Damen des Opernballets antreffen werde. Falke war beim letzten Maskenball im Winter, als Fledermaus kostümiert, von Eisenstein gezwungen worden, am hellen Tage zum Gaudium der Straßenjugend nach Hause zu wandern. Dafür will er sich rächen, und er benutzt die sich gerade darbietende Gelegenheit der sommerlichen Ballfestes. Eisenstein willigt ein, und obwohl er seiner Gemahlin vorredet, er ginge ins Gefängnis, sogar von ihr und dem Kammermädchen Adele gerührt Abschied nimmt, eilt er mit Falke zum Prinzen Orlofsky. Rosalinde empfängt nach Eisensteins Fortgangs den Besuch eines früheren Anbeters, des Gesanglehrers Alfred, der sich sehr ungenirrt benimmt. Es ist Abend geworden, und der Gefängsnisdirektor Frank kommt, den renitenten Herrn von Eisenstein abzuholen. Er findet Alfred im Schlafrock, und dieser gibt sich auf Bitten Rosalindens und um sich nicht zu kompromittieren, für Eisenstein aus, geht also, die Areststrafe anzutreten. Falke, der vom Prinzen Orlofsky plnei pouvoir erhalten, hat auch den Gefängnisdirektor Frank, das Stubenmädchen Adele und um den Spaß zu erhöhen, schließlich auch noch Rosalinde eingeladen. Letztere, um ihren Herrn Gemahl unerkannt zu belauschen, erscheint verlarvt, wird von Falke als ungarische Gräfin vorgestellt, und es gelingt ihr, in einem zärtlichen tête a-tête die kostbare Repetieruhr ihres Gatten als corpus delicti zu erhaschen. Frank hat sich an Adele gemacht, und am nächsten Morgen findet sich die ganze Gesellschaft im Gesängnis, wo die Verwirrung noch wächst, denn Falke hat Eisenstein als Marquis Renard, Frank als Chevalier und Adele als Künstlerin vorgestellt. Die Verwirrung wird noch erhöht, da der Gefängnisdiener Frosch, der die Abwesenheit des Direktors benutzte, sich einen Rausch anzutrinken, in lustigster Betrunkenheit alles verwechselt. Adele kommt, um die Unterstützung des Chevalier Chagrin zu erbitten, Eisenstein kommt, seine Strafe anzutreten, Alfred will aus dem Gefängnis heraus, Rosalinde kommt, die Scheidung anzuregen, Frank ist noch betrunken, Frosch sperrt Adele mit ihrer Begleiterin ein, kurz, der Höhepunkt der Verwirrung ist erreicht, als Falke mit der Ballgesellschaft erscheint und die ganzen Vorgänge als Rache der „Fledermaus" bezeichnet. Es löst sich alles freundlich auf, nur Eisenstein muß unnachsichtlich seine acht Tage abbrummen. 1. Akt. Zimmer bei Eisenstein. Alfred bringt seiner früheren Geliebten ein Ständchen(„Täubchen, das entflattert ist“). Adele hat die Einladung zum Ball erhalten(„Du schreibst meine Schwester Ida“) und sucht nach einem Mittel, Urlaub zu erhalten. Eisenstein kommt zankend mit seinem Advokaten zu Rosalinde(Terzett:„Nein, mit solchen Advokaten"). Falke bringt die Einladung zum Ball(Duett: „Komm mit mir zum Souper“). Abschied Eisensteins von Rosalinde und Adele(Terzett mit dem Refrain:„O je, o je, wie rührt mich dies“) Alfred kommt(Finale: Trinklied „Glücklich ist, wer vergißt“, Rosalindens Verteidigung, als Frank kommt!„Im tête-a-tête, mit mir so spät“ und Franks Aufforderung:„Mein schönes, großes Vogelhaus“). 2. Akt. Gartensaal in der Villa Orlofsky,(Chor: „Ein Souper heut' uns winkt"). Abgang des Chors, Einführung Eisensteins und Lied des Prinzen(„Ich lade gern mir Gäste ein"). Eisenstein stötzt mit Adele zusammen(Ensemble:„Mein Herr Marquis“). Rosalinde wird von Falke zu Eisenstein geführt(Uhrenduett:„Ach schon wird mein Auge trübe"). Die Gesellschaft kommt dazu, Rosalinde wird als Ungarin vorgestellt(Czardas:„Klänge der Heimat“) und Finale(Trinklied:„Im Feuerstrom der Reben" Kanon: „Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein“. Ballett: Walzerfinale:„Ha, welche Lust, welche Nacht voll Freud""). 3. Akt. Direktionszimmer im Gefängnis. Auftritt Franks (Melodrama). Couplet Adeles(„Spiel' ich die Unschuld vom Lande"). Terzett zwischen Rosalinde, Eisenstein, Alfred(„Ein seltsam Abenteuer“) und Finale(„O Fledermaus, o Fledermaus, laß endlich nun dein Opfer aus"). Aus der Stadt. Nachdruck unserer mit(+—(*— bezeichneten Oringinal=Artike., auch im Auszug nur mit Quellen=Angabe gestatet. Höxter, Montag, den 27. Februar 1928 (* Das Fest der Silberhochzeit konnten gestern die Eheleute Eisenbahnsekretär Jakobs und Frau Antonie geb. Grawe, am Roten Turm, begehen. Nachträglich unsern Glückwunsch! (* Central=Theater. Zum letzten Male läuft heute der hervoragende Film des National=Film=Verleih„Maria Stuart“ und ist der Besuch des Theaters sehr empfehlenswert. (*. Central=Theater. Es bietet sich vom 28. Februar bis 1. März nicht nur die Gelegenheit, den Großerfolgsfilm„Der Sprung ins Glück“ anzusehen, denn auch als Beifilm steht ein Prachtwerk auf dem Spielplan. Ist schon„Der Sprung ins Glück" ein Sensationserfolg, so wird sein Begleitfilm auch von sich reden machen.„Mata=Hari“, die rote Tänzerin, vielen bekannt durch den Roman. der im Verlaa C. Weller& Co.. Leipzig erscheint.—„Der Sprung ins Glück", Auslandswoche,„Mata=Hari“, die rote Tänzerin. Ein Programm, das den größten Erfolg haben muß, wenn eine richtige Bewertung des Publikums erfolgt. († Eine Schönwetterperiode. Nach vielwöchiger Dauer ist in diesen Tagen wieder eine Stabilisierung der Wetterlage eingetreten, die anfangs zwar auf sehr unsicherer Grundlage beruhte, sich aber in den letzten Tagen erheblich gekräftigt hat. Durch die Bildung eines großen Hochdruckgebietes, das die Gebiete Nord= und Mitteleuropas bedeckt, ist die Kette der atlantischen Wirbel zum Stillstand gekommen. Wie die Meldungen besagen, ist in Nordeuropa und den östlichen Teilen Deutschlands wieder strenge Kälte eingetreten. Erfreulicherweise ist damit die Gefahr strengeren Frostes für unsere Zone keineswegs verbunden, denn wo der Januar und der bisherige Februar fast vollkommen frostfrei verlaufen sind, wäre jetzt strenge Winterkälte nicht mehr erwünscht, nicht nur aus allgemein berührenden Gründen, sondern auch im Hinblick auf die in der letzten Zeit stark vorgeschrittene Begetation, für die stärkere Frostrückfälle nicht besonders zuträglich sind. Gegenteilig erwarten wir von dem zeitigen Hochdruckeinfluß die erste Periode schönen Frühlingswetters, die wohl noch Nachtfröste mit sich bringt, aber tagsüber angenehm milde Temperaturen bei sonnigem Himmel aufweist. Begründend hierfür ist der Umstand, daß wir in größeren Lufthöhen eine rein südliche Strömung von ziemlicher Stärke zu verzeichnen haben, außerdem sind keine polaren Kältewellen vorhanden, die einzige, die Europa berührt, fließt nach Innenrußland hinein. Die wehende Östströmung beschränkt sich nur auf die unterste Luftschicht und hat eine Höhe bis etwa 1000 Meter, ist aber sehr schwach und da in den weitesten Teilen Deutschlands kein Schnee liegt, wird die von ihr herangetragenekalte östliche Frostluft sich auf ihrem Wege so stark erwärmen, daß sie bei un höchstens noch zu dem eingangs erwähnten Nachtfrösten führen kann. Alles in Allem: Ein Abschnitt guten und im allgemeinen milden Wetters, nach der langen Schlechtwetterperiode von jedermann begrüßt, insbesondere aber von der Landwirtschaft, ist im Interesse der Frühjahrsbestellung. (* Die Stare sind wieder da. Nachdem man schon vor einigen Tagen die Rückkehr der Kraniche beobachten konnte, haben sich auch jetzt die Stare wieder eingefunden und verkünden uns die Ankunft des Frühlings. (* Reichspost=Lichtspiele. „Chang“, der Abenteurerfilm, erlebt hierorts heute seine letzte Aufführung und sollte es niemand versäumen, sich denselben anzusehen. (F Regimentsappell ehemaliger Manteuffel=Dragoner. Die ehemaligen Manteuffel=Dragoner und alle Kameraden, welche bei Formationen gedient haben, die aus dem Dragoner=Regiment Freiherr von Manteuffel(Rh. Nr. 5) hervorgegangen sind, versammeln sich am 5. und 6. Mai 1928 in ihrer alten Garnisonstadt Hofgeismar zu einem Regimentsappell. Der Hauptverein ehem. Manteuffel=Dragoner macht es sich zur Ehrenpflicht, das Fest so zu gestalten, daß unsere werten Kameraden unvergeßliche Stunden echter Kameradschaft in unseren Mauern verleben werden. Da nach den vorliegenden Anmeldungen mit einer starken Beteiligung zu rechnen ist, wird höflichst gebeten, die Amnmeldungen bis zum 15. April an den Schriftführer Kamerad Heinrich Pairan, Hofgeismar, Bremerstaße 8 zu richten. (* Husaren=Appell in Kassel. Am 12. und 13. Mai 1928 findet in Kassel der 4. HusarenAppell, verbunden mit Gedächtnisfeier für die gefallenen Kameraden statt. Der Preis für alle Veranstaltungen— einschl. Festschrift und Festabzeichen ausschl. Essen— beträgt 2.—RM. Anmeldungen an den Kameraden Stadtobersekretär Hugo Naumann, Kassel, Humboldtstr. 17, und Einzahlungen auf Postscheckkonto„Husarenappell“ Nr. 81642, Postscheckamt Frankfurt a. M., müssen bis spätestens 15. April 1928 erfolgen. Angabe der Dienstzeit im Regiment, Nummer der Schwadron sowie besondere Anmeldung zur Teilnahme am gem. Essen erforderlich. Bei Anfragen Rückporto beifügen! Es ist Pflicht eines jeden ehem. 14. Husaren, durch persönliches Erscheinen und Mitteilung an Bekannte die im Regiment stets bewährte Kameradschaft zu fördern. Dieser Appell soll Zeugnis ablegen von der Treue der ehemaligen Husaren zu ihrem stolzen Regiment. Erscheint daher in Massen, alte 14er, in der schönen Garnison Kassel. († Deutsche Bau= und Siedlungsgem einschaft, Ortsgruppe Höxter und Umgegend. Vom Hessischen Volksfreund vom 13. Februar 1928 entnehmen wir folgendes: Die Deutsche Bau= und Siedlungsgemeinschaft Darmstadt, die bekanntlich ihren Mitgliedern zinslose Baudarlehen gewährt und bereits über 800 Baudarlehen vergeben hat, hielt soeben ihre ordentliche GeneralVersammlung ab, die nicht nui von 100 Delegierten aus allen Teilen Deutschlands, sondern auch von einer außerordentlich großen Zahl von Mitgliedern als Gästen besucht war. Der Vorstand konnte nach der von ihm durchgeführten Reorganisation des ganzen Betriebes eine Bilanz vorlegen, die in jeder Weise befriedigte. Einmütig wurde ihm unter lebhaften Beifall Entlastung erteilt. Auch der Bericht des Aufsichtsrates fand volle Zustimmung. Um die Zukunft der Genossenschaft weiterhin zu sichern und auszubauen, wurde einstimmig die Genehmigung zum Ankauf eines Bankmantels mit Depotrecht erteilt. Zum Leiter der Bank wurde das bisherige Vorstandsmitglied, Bankprokurist Griebel, bestellt. Die Darlehnsbedingungen erfuhren dadurch eine Erweiterung, daß neben der bisherigen Gruppe eine besondere für leistungsfähigere Mitglieder eingeführt wurde. Daneben wurden freiwillige Mehrleistungen zugestanden. Auf Antrag wird aus Gründen der Gerechtigkeit einmütig grundsätzlich der Indexberechnung zugestimmt. Die praktische Durchführung und der Zeitpunkt der Einführung wird dem Vorstands= und Aufsichtsrat übertragen. Mit allen gegen 2 Stimmen wird die Einführung eines Kennziffersystems mit dem 1. Juli 1928 beschlossen. Einige Satzungsänderungen werden angenommen. Drei durch das Los zum Ausscheiden bestimmte Mitglieder des Aufsichtsrates werden wiedergewählt. Zur Erweiterung des Aufsichtsrates von 9 auf 12 Personen werden 3 Vertreter bisher nicht vertretener Landesverbände zugewählt. Zum Schluß wurde noch die Vergebung von weiteren 100 Baudarlehn bekannt gegeben. Wenn auch bei den Mitgliedern hier und da noch die Schatten der früheren Entwicklung zu Tage traten, so darf doch gesagt werden, daß der Vorstand die Dinge mit außerordentlichem organisatorischem und kaufmännischem Verständnis gemeistert hat. Die Idee des zinslosen Geldes ist hier in die praktische Tat genossenschaftlicher Hilfe umgesetzt worden, daran werden auch etwaige Gegner nicht mehr vorüberkommen. Für den Ankauf des oben genannten Bankmantels sind Genossenschaftsgelder nicht verwendet worden. Die Kosten hierfür sind durch freiwillige Sammlung aufgebracht. Hierdurch wird erreicht, daß die Genossenschaft in ihrem Geldverkehr größere Selbstständigkeit erlangt. Herr Dr. Nolden, der Vorsitzende des Raiffeisenverbandes, hat der Genossenschaft den Ankauf eines Bankmantels resp. die Gründung einer eigenen Bank empfohlen. Kreis und Umgebung. (*— Altenbergen, 21. Febr.(Theaterabend.) Wir erhalten mit der Bitte um Aufnahme folgende Zuschrift: Als Freund und Förderer der Jugendpflege halte ich es für angebracht, darüber zu berichten, was in dieser Hinsicht auf Central- C. J. Theater Heute Montag zum letzten Male: Maria Stuart Am Stammtisch kursierte ein Theaterzettel:„Freischütz"=Aufführung in Altenbergen. Man spötlte. Ich überzeugte mich, daß nicht etwa ein Auszug, sondern tatsächlich das ganze Stück in entsprechender Bearbeigespielt werden sollte. Mein Freund fuhr am Sonntag nach Altenbergen, um zu ehen, was die Dörfler aus dem Stück machen würden und berichtete am Montag darüber so begeistert, daß auch ich die nächste Aufführung besuchte. Eine große Bauerntenne stellte das Theater dar. Die Platzeinteilung war praktisch und originell: für Sperrsitz Bänke mit Rücklehne und Platznummern, für 2. Plätze auf Stühle gelegte Bretter, hinten die Stehplätze. Ich erwirkte noch einen Sperrsitzplatz für 1.50 RM. Dann begann die Aufführung. Bühne und Ausstattung waren mit viel Geschick und Geschmack tadellos aufgemacht. Weit mehr als dies aber überraschten mich die Leistungen der Spieler. Alle gaben in der Tat ihr Bestes, man mußte sich wirklich wundern über die natürliche, ungezwungene Mimik, die graziöse Beweglichkeit, die freie, schöne Sprache; alles war natürliches Leben da oben auf der Bühne und man vergaß wirklich voll und ganz, in einem Dorftheater zu sein. Gesanglich nötigten sowohl die Einzelleistungen wie die Chöre jedem Unvoreingenommenen Staunen ab darüber, daß in einem fernab vom großen Verkehr gelegenen, kaum 400 Einwohner zählenden Dörfchen solche Kräfte vorhanden sind. Und mit wieviel Fleiß, Liebe und Ausdauer muß die Leitung dieser Darbietungen gearbeitet haben. Nach meinen Erkundigungen lag diese Leitung in den Händen des dort amtierenden Volksschullehrers; diesem offenkundig von hohem Idealismus beseelten Herrn gebührt unbedingte Hochachtung und Dankbarkeit. Zu bedauern ist nur, daß das Fehlen eines Saales derartige Darbietungen nur einmal im Jahre ermöglicht und daß deshalb besonders auch die Jugend, an der mit guten theatralischen Darbietungen doch unbedingt auch ein gutes Stück Erziehungsund Bildungsarbeit geleistet wird, sich veranlaßt sieht, in der übrigen Zeit des Jahres, um ihrem Drange nach Lebensgenuß stattzugeben, nach auswärts sich zu bemühen. Die Gemeinde Altenbergen selbst kann ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage wegen die Kosten für einen Saalbau nicht aufbringen. Könnte da nicht in irgend einer Form von anderer Seite geholfen werden? (* Nieheim, 24. Febr. Der Oberpräsident der Provinz Westfalen hat genehmigt, daß in Nieheim außer den bisherigen fünf Kram= und Viehmärkten noch ein weiterer Viehmarkt abgehalten werden kann, und zwar am ersten Dienstag im Monat März jeden Jahres. In diesem Jahre findet der Viehmarkt am Dienstag, den 6. März statt. (* Himmighausen, 23. Febr. Herr Lehrer Wieners von hier konnte in den letzten Tagen auf eine 25=jährige Tätigkeit im Schuldienst zurückblicken. Davon entfallen allein 22 Jahre auf unsere Gemeinde. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, auch weiterhin erfolgreich zum Segen für unsere Jugend zu wirken. Konzert= u. Vortragsverein. Samstag, den 3. pünktlich 20 Uhr 47. Vereins=Konzert. Prof. Georg Kulenkampff, Berlin(Bioline) Flügel: Hellmut Bärwald, Berlin. Karten für Nichtmitglieder zu 3.— Mk. in den Buchhandlungen.— Eintritt für Mitglieder frei. Grammophon(Marken=Apparat) neu, unbeschädigt, tadelloses Doppeltriebwerk, preiswert, evtl. gegen Ratenzahlung, sofort umständehalber mit Platten zu verkaufen. Wo, sagt die Gesch. d. Ztg. Zepsin Bittern petitanregend, verdauungsrdernd, sollte als tägliches Geißmittel zur Verhütung von lagenbeschwerden in keinem Haushalt fehlen. 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