— Rheinisch=We Arbeiter-Zeitun 9 Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Sozialdemokratisches Organ für das Ruhrrevier. Expediton: Dortmund, Lindenstraße No. 25. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Fr. Diederich. Dortmund.— Druck und Verlag der Westfälischen Volksdruckerei(G. Leumann& Co.), Dortmund. No. 5. Abonnementspreis für Dortmund 60 Pfg., für Auswärts 65 Pfg. monatlich frei ins Haus, durch die Post bezogen pro Quartal 2 M. Donnerstag, 6. Oktober 1892. Insertionspreis Cc die sechsgespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg.] 1. Jahra, bei Wiederholungen Rabatt. Reklamen 30 Pfg. s Deseh Wie kommen die Unterdrückten zur Macht? Wenn es thatsächlich wahr ist, und wer wollte es bestreiten, daß wir gar vielen vorhandenen Uebelständen und Mißverhältnissen gegenüber ohnmächtig sind, so gut und klar wir auch das damit verbundene Unrecht erkennen, so entfteht die Frage, welches wohl der Grund dieser Erscheinung sei, und auf welche Weise dem Rechte auch zu der ihm gebührenden Macht verholfen werden könne? Was nun der Grund betrifft, so meinen wir, derselbe sei in einem umfangreichen, großen Mangel klarer Erkenntniß zu suchen und zwar doppelter Art. Einestheils sind es gerade Leute von einflußreicher Stellung, welche an diesem Mangel leiden. Schon in frühester Jugend eingeimpfte Vorurtheile, dann eine ganz danach bestimmte und geleitete Erziehung, große Einseitigkeit im Umgang usw. hüllen solche Leute in Vorurtheile ein, daß sie nie zu einem klaren Schauen und Erkennen gelangen und darum Dinge und Erscheinungen für gut und heilsam halten, die, in rein natürlichem Lichte geschaut, als durchaus ungerecht und verwerflich bezeichnet werden müssen. Selbstverständlich vertheidigen diese Verblendeten auch das von ihnen für recht und gut Befundene und bieten ihren ganzen Einfluß auf zu dessen Erhaltung. Anderentheils aber ist es die große Masse des Volkes, welche ebenfalls an diesem Mangel leidet. Die Ursache hier ist zu wenig Schulbildung und Aufklärung. Der beschränkte Mensch hält das Ueberlieferte, von einer ihm vorgesetzten Behörde Eingeführte für gut und kommt kaum einmal dazu, eine Ungehörigkeit zu wittern, und selbst wenn er etwas merkt, getraut er sich doch nicht, darüber ein Wort zu sagen. Weil lie große Masse meistentheils in gedrückten Verhältnissen lebt, macht sich noch eine stumpfe Ergebenheit und Gleichgiltigkeit geltend, die mit dem Bewußtsein der thatsächlichen Ohnmacht wächst. So ist es erklärlich, daß es so schwer hält und so lange Zeit braucht, um herrschende Mißbräuche und Uebelstände zu beseitigen und die entsprechenden Besserungen einzuführen. Aber da fragt es sich, ob es denn nicht möglich sei, das bekannte Uebel an der Wurze zu fassen und von Grund aus zu vernichten. Und wir meinen, ja das sei möglich. Allerdings wird es schwer halten und noch eine ziemliche Zeit dauern, eine diesbezügliche Besserung in jene hochstehenden, bevorzugten Kreise zu bringen, oder aber sie ihrem eigenen Absterben zu überlassen und die einflußreichen Aemter befähigten und klarsehenden Männern des Volkes zu übertragen. Hier wird man also noch etwas Geduld haben müssen. Dagegen verhält es sich anders mit der großen Masse des Volkes. Da kann und soll ein Jeder zur Besserung mit an= und eingreifen, der nur selbst ein klares und offenes Auge hat. Das Mittel dazu ist leicht und steht Jedem zur Verfügung. Setzen wir es uns nämlich zur gemeinsamen Aufgabe, jeden Mißbrauch und Uebelstand, alles und jedes Unrecht, gleichviel wo wir ihm begegnen, wenn es nur als ein solches bezeichnet werden muß, ohne Scheu aufzudecken, unsere Mitmenschen darauf aufmerksam zu machen und das Ding stets, so gut es geht, mit dem rechten Namen zu benennen. Wir haben Zeitungen, welche sich nur dem Rechte und der Wohlfahrt des Volkes, der unteren, gedrückten, in ihrem Rechte verkürzten Schichten widmen. Diesen Blättern trage man zu, was sich ereignet, wofür man einstehen kann, und was der Wahrheit entspricht, besonders aber, wie gesagt, alles Unrecht, jeden Uebergriff, jede Uebervortheilung und Unterdrückung, diese Blätter nehmen es in ihre Spalten auf und verbreiten es dann gedruckt, und wenn so eine gemachte Entdeckung wichtig genug ist, so drucken sie die anderen gesinnungsverwandten ab und die Verbreitung wird eine sehr große. Aber auch sonst unterlasse man nicht, beständig durch Wort und Schrift, in Versammlungen, in der Unterhaltung usw. auf die herrschenden Uebelstände aufmerksam zu machen und laut zu verkünden, was recht und gut ist. Auf diese Weise werden die Mitmenschen, welche bisher gleichgiltig waren oder aus eben jenem Mangel an klarer Erkenntniß vieles Unrecht gar nicht gewahrten, aufgeweckt, zum Nachdenken und Prüfen veranlaßt, ihr Verstand wird geschärft und die Erkenntnißkraft geklärt und gestärkt. So gewinnen wir Gesinnungsgenossen und Mitkämpfer für des Volkes Recht und Heil. Aber auch die sogenannten Vornehmen werden durch eine klare und offene Darlegung gar manchen Sachverhaltes stutzig auch ihnen erscheinen die vorhandenen Zustände und Verhältnisse nach und nach in einem ganz anderen Lichte, sie werden gezwungen, die Welt, die menschliche Gesellschaft und das ganze Leben von einem anderen Gesichtspunkte zu betrachten. So klärt und mehrt sich die allgemeine richtige Lebensauffassung, die Erkenntniß wie Beurtheilung von Recht und Unrecht, so wachst die Zahl der tapfern Streiter und so gelangen wir mit der Zeit auch zu der unserem Rechte gebührenden Mach: in Gesetzgebung und Leben. Alle Jene aber, welche um schnöden winnes oder eitelen Vorrechtes willen einen Anderen unterdrücken, berauben oder gar ins Elend stoßen, sie werden durch ein solches Vergehen an den Pranger gestellt, der allgemeinen Verachtung und sozusagen dem Volksgericht übergeben. Wir haben das Recht errungen wie uns die dazu gehörige Macht und schaffen dann die Gerechtigkeit. Rundschau. Deutschland. — Das Fiasko der Dampfersubventionen. Als im Jahre 1884 die Reichsregierung einen Gesetzentwurf, betreffend die Verwendung von Geldmitteln aus Reichsfonds zur Einrichtung und Unterstützung von Postdampfschiffs=Verbindungen mit überseeischen Ländern vorlegte, empfahl der Staatssekretär Dr. Stephan diese Vorlage als eine„große und gute Sache“. An eindringlichen Gegenvorstellungen fehlte es nicht. Die Vorlage gelangte damals nicht zur Erledigung. Als nach dem Wahlkampf im Herbst 1884 der Reichstag in Folge der Schwenkung der Nationalliberalen eine wesentlich andere Zusammensetzung erhalten hatte, kam die Vorlage wieder an das Haus und wurde am 23. März 1885 gegen die Stimmen der Freisinnigen, der Sozialisten und eines Theiles der Centrumspartei angenommen. Der Reichskanzler wurde dahin ermächtigt, Beihülfen von jährlich 4 400 000 Mk. zur Unterhaltung regelmäßiger Postdampfschiffeverbindungen zwischen Deutschland einer=, sowie Oftasien und Australien andererseits auf 15 Jahre zu bewilligen. Inbegriffen waren Zweiglinien nach Japan und Samoa, sowie eine Anschlußlinie von Triest über Brindisi nach Alexandrien. Bekanntlich wurde der Vertrag mit dem Norddeutschen Lloyd geschlossen. Derselbe hat aus dem Vertrage schwere Nachtheile und Verluste erlitten. Das gestehen auch gut nationalliberale Blätter, wie die„Hamb. Börsenhalle“, ein, welche jetzt schreibt, daß der„erste Versuch mit dem Dampfersubventionswesen höchst unglücklich ausgefallen ist. Die unternehmende Gesellschaft hat einen ungeahnten, sich von Jahr zu Jahr vergrößernden Verlust erlitten, die Ausfuhrinteressen der deutschen Industrie sind wohl gefördert, aber es läßt sich der Nachweis führen, daß ihnen mit nicht subventionirten Frachtdampfern viel mehr genützt ist als mit den kostspieligen, hohe Staatsunterstützung genießenden Postdampfern.“ Den Verlust des Norddeutschen Lloyd berechnet das sachverständige Organ für die 5½ Jahre von der Eröffnung der Linien bis zum Schluß des Jahres 1891 auf mindestens 11½ Millionen Mark. Rechnet man die Reichssubvention von 24 200000 Mk. für dieselbe Zeit hinzu, so ergibt sich, daß das Gesammtopfer in der angegebenen Zeit sich auf rund 36 Millionen Mark beläuft. Die Frage, ob die erzielten Erfolge groß genug sind, um ein solches Opfer zu rechtfertigen, wird wie folgt beantwortet: „Nach dem„Reichs=Anzeiger“ sind 1891 mit beiden Linien exportirt Waaren im Werthe von 39 473000 Mk. Dieser Summe stehen für dasselbe Jahr Subvention, Abschreibung, Zinsen und Betriebsverlust von zusammen 6.6 Millionen gegenüber, so daß der sechste Theil des BruttoAusfuhrwerthes von dieser Summe verschlungen ist. Nun wird aber Niemand behaupten Ein gutes Gewissen. Von A. L. Kielland. (Fortsetzung.) Nachdem der Kutscher mit ruhigem Blick den Abstand zwischen zwei Treppenstufen an beiden Seiten der Straße gemessen, ließ er die Pferde langsam und Schritt für Schritt eine Wendung machen— so scharf, so knapp, daß es aussah, als müsse der feine Wagen in Stücke zerbrechen, aber so accurat, daß nicht ein Zollbreit zu viel oder zu wenig an jeder Seite blieb. Jetzt saß er wieder kerzengerade da und maß noch einmal mit den Augen den Abstand zwischen den Treppenstufen Aber in seinem Gedächtniß notierte er sich doch die Rummer des Polizeidieners, der das Kunststück mit angesehen hatte, um einen Zeugen zu haben, auf den er sich berufen konnte, wenn man daheim im Stalle seiner Erzählung keinen Glauben schenken sollte. Frau Warden ließ sich vom Armenvorsteher in den Wagen helfen. Sie bat ihn, am folgenden Tage bei ihr einzusehen und gab ihm ihre Adresse. „Advokat Abel!“— rief sie dem Kutscher zu; der fette Werr zog den Hut mit einem mehligen Lächeln und der Wagen soute fort. Je weiter sie sich aus dem armseligen Stadttheil entfernten, je ruhiger wurden die Bewegungen des Wagens und desto schneller ging die Fahrt. Und als sie auf den breiten mit Bäumen bepflanzten Weg hinauskamen, der durch das Villenquartier führt, schlürften die Fetten mit Wohlbehagen die reine, feine Luft ein, die aus den Gärten wehte, und der Unerschütterliche ließ ohne irgend welche dringende Nothwendigkeit drei wahre Prachtpeitschenknalle ertönen. Auch Frau Warden empfand, wie wohl es ihr that, wieder hinaus in die frische Luft zu kommen. Was sie erlebt hatte, und noch mehr das, was sie vom Armenvorsteher gehört, hatte sich wie betäubend über sie gelegt. Sie begann, sich selbst den unermeßlichen Abstand klar zu machen, der zwischen ihr und jenen Menschen lag. Es war ihr oft allzuschwer, ja fast zu hart vorgekommen, dieses Wort: Viele berufen, aber wenig sind auserwählt. Jetzt begriff sie, daß es so sein mußte. Wie sollten denn Menschen— in so hohem Grade verworfene Menschen sich zu einer moralischen Höhe emporheben, auf welcher sich nur einige Wenige zu behaupten vermochten! Wie mußte es in dem Gewissen jener Elenden aussehen!— und wie sollten sie wohl den vielen Versuchungen des Lebens widerstehen können! Sie selbst wußte, was Versuchung war!— hatte sie nicht gegen eine zu kämpfen— vielleicht gegen die gefähr lichste von allen! gegen den Reichthum, von dem so harte Worte geschrieben stehen. Ein Schauder erfaßte sie bei dem Gedanken, was daraus werden würde, wenn dieses Thier von einem Manne und diese elenden Weiber plötzlich Reichthum in ihre Hände bekämen. Gewiß, der Reichthum war keine geringe Prüfung. Erst vorgestern hatte ior Mann sie in Versuchung geführt. Er wollte ihr einen prachtigen kleinen Diener, einen wirklichen englischen Groom aufdrängen. Aber sie hatte widerstanden und geantwortet: „Nein, Warden!— es ist nicht recht. Ich will keinen Diener auf dem Bock haben. Vielleicht sind wir reich genug dazu, aber hüten wir uns vor dem Uebermuth. Ich kann ja Gott sei Dank ohne Hülfe ein= und aussteigen, und der Kutscher braucht meinetwegen auch nicht abzusteigen.“ Es that ihr wohl, jetzt daran zu denken, und ihre Augen ruhten mit Wohlbehegen auf dem leeren Platze neben dem Unerschütterlichen. Frau Abel. die umherging und den„Bazar“ und die Stoffproben von dem großen Tische räumte, war sehr überrascht, ihre Freundin schon so schnell wiederzusehen. „Nun Emilie, bist Du schon zurück! Ich habe der Näherin soeben gesagt, daß sie wieder gehen können. Was Du mir vorhin erzähltest, hat mir vollständig die Lust an dem neuen Kleide benommen; ich kann mich auch ohne dasselbe behelfen",— sagte die gute, kleine Frau Abel; aber ihre Lippen zitterten ein wenig während sie sprach. „Jeder muß ja nach seinem Gewissen handeln“, entgegnete Frau Warden leise,„aber ich glaube, daß man auch zu skrupulös sein kann.“ Frau Abel blickte auf. Das hatte sie nicht erwartet. „Ja, laß Dir nur erzählen, was ich erlebt habe“, sagte Frau Warden und begann zu erzählen. Sie schilderte den ersten Eindruck des dumpfigen Zimmers und die verkommenen Menschen." Dann sprach sie von dem Diebf ahl des Portemonnaies. „Ja, mein Mann behauptet immer, daß diese Art Menschen das Stehlen nicht lassen können“ sagte Frau Abel. „Ich fürchte, daß Dein Mann mehr Recht hat, als wir glauben“ entgegnete Frau Warden. Dann erzählte sie von dem Armenvorsteher und von der Undankbarkeit, welche diese Menschen ihm gegenüber an den Tag gelegt hatten, der doch täglich für sie sorgte. Aber als sie zu dem kam, was sie von der Vergangenheit der armen Frau gehört hatte, und noch mehr, als sie von der jungen Dirne erzählte— da wurde der guten Frau Abel so unwohl, daß sie dem Dienstmädchen befehlen mußte, Portwein zu bringen. Als die geschliffene Weinkaraffe mit den Gläsern hereingebracht wurde, flüsterte Frau Abel dem Mädchen zu:„Laß die Schneiderin warten“ „Und nun kannst Du Dir vorstellen“, fuhr Frau Warden fort—„ja, es ist kaum möglich zu erzählen“— und sie flüsterte. „Was sagst Du!— in einem Bette?— alle zusammen! — aber das ist ja empörend!“— rief Frau Abel und schlug die Hände entsetzt zusammen.(Schluß folgt.) * * wollen, daß die 39½ Millionen sämmtlich im Lande geblieben wären, wenn die subventionirten Postdampfer nicht gefahren wären. Ein sehr großer Theil dieser Waaren hätte ja unter allen Umständen seinen Weg nach Ostasien und Australien gefunden, sei es über Hamburg, sei es über England, Antwerpen, Genua, Trieft. Das lehrt am besten ein Blick auf die rasche Zunahme des zu viel größerer Bedeutung angeschwollenen Exports über Hamburg, trotzdem die Hamburger Linien die Konkurrenz mit den subventionirten Dampfern zu bestehen hatten.“ Danach sind, wie durch ausführliche Zahlenangaben erläutert wird, im letzten Jahre nach Japan, China und Australien einschließlich Neuseeland über Hamburg für 60 845000 Mark Waaren abgegangen, während die Reichspostdampfer von Bremen, Antwerpen und Genua nur für 39½ Millionen Mark mitgenommen haben. Dieses Fiasko hat das deutsche Volk mit jährlich nahe zu andert halb Millionen bezahlen müssen! — Ihr laßt den Armen schuldig werden, dann überlaßt ihr ihn der Pein. Ein trauriges Bild sozialen Elends entrollte sich dieser Tage vor dem Schöffengericht in Passau in dessen Verhandlung gegen den Tagelöhner Franz Kaufmann von dort. Derselbe war beschuldigt, sein 10jähriges Mädchen, welches beim Betteln erwischt worden war, auf diesen geschickt, bezw. hieran nicht gehindert zu haben. Der Angeklagte vertheidigte sich damit, daß er, weil krank und daher arbeitsunfähig, außer einer Pension von 15 Mark monatlich, mit welcher er eine Familie von 7 Köpfen ernähren müsse, keinen Verdienst habe, und da könne er nicht verhindern, wenn seine Kinder bisweilen in ihrem Hunger betteln gingen, obgleich er ihnen dies angeblich untersagte. Das Gericht trug diesen Umständen Rechnung, indem es dem Kaufmann nur 1 Mark Geldouße event, zwei Tage Haft auferlegte. Wer ist in solchen Fällen der Gerichtete und Gebrandmarkte, die heutige Gesellschaft oder der durch die gegebenen Verhältnisse, welche als schwer belastend anerkannt werden mußten, niedergedrückte und geknebelte arme Teufel? Unseren Lesern wird die Antwoit leicht sein. Denjenigen aber, welche in ähnlichen Vorkommnissen den Niedergang von Sitte und Moral im Volke erblicken, möge das Studium des einen Satzes von„Aristoteles“ empfohlen sein:„Um anständig leben zu können, muß dem Menschen ein entsprechendes Auskommen gesichert sein.“ — Anhaltisches. In Dessau wurde, nach Angabe des „Volksblattes für Anhalt“, am 22. September eine öffentliche unpolitische Versammlung vom überwachenden Beamten aufgelöst, als der Referent in seinem Vortrage über das Thema:„Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ gesagt hatte:„Es muß danach gestrebt werden, daß die Frau die gleiche Erziehung, die gleiche körperliche Ausbildung wie der Mann, überhaupt die volle Gleichberechtigung mit dem Manne erhalte.“— Man sieht, Sachsen macht Schule. Ausland. Frankreich. Das Auftreten Liebknechts auf dem Kongreß der französischen Sozialdemokraten in Marseille hat die gesammte Kapitalistenpresse diesseits wie jenseits der Vogesen in Harnisch gebracht. Dabei zeigt sich wieder einmal die rührende Uebereinstimmung, welche das bürgerliche Preßgelichter ohne Unterschied der Nation beseelt, sobald es gegen die Arbeiterklasse geht. Besser konnte die von Liebknecht auf dem Marseiller Kongreß konstatirte Spaltung der Kulturmenschheit in zwei Nationen, die der Ausbeuter und die der Ausgebeuteten, nicht belegt werden, als durch das Gebahren der französischen und deutschen Kapitalistenpresse. Während die letztere Liebknecht wegen seiner Stellungnahme zur elsaß=lothringischen Frage der Vaterlandslosigkeit bezichtigt, schleudert die französische Chauvinistenpresse vom Schlage des„Gaulois“ und der„France“ gegen unsere französischen Genossen, welche Liebknecht zujubelten, denselben Vorwurf. Beide sind einig in dem Bestreben, die Nation der AusgeDie Alten und die Neuen. Roman von W. Kautsky. (Fortsetzung.) Elsa nickte leise und schloß die Angen. Einige Augenblicke schien sie wie abwesend, dann schlug sie den ernsten Blick wieder empor und athmete tief auf. So thut man in jenen entscheidenden Momenten, wo man einen Entschluß faßt der gültig bleibt fürs ganze Leben. Endlich treunteu sie sich. Eva naym den Weg, den sie gekommen, über die Mauer zurück, Elsa begab sich ins Haus und weckte Frau Geita. Eine Stunde später verließ sie mit ihrer treuen Dienerin die Villa, zum größten Erstaunen des Portiers, dem Elsa einen Brief für ihre Tante einhändigte. Die beiden Frauen begaben sich mit dem Frühzuge nach Wien. Zehntes Kapitel. Eine liebliche Sommernacht ist über Amsee gelagert, eine jener herrlichen Sommernächte, wo in der reinen, dunstlosen Atmosphäre die Sterne stärker flimmern und das Licht im Westen langsamer verglimmt, so langsam, daß dort das Firmament hell bleibt, fast bis zu dem Augenblick, wo im Osten schon wieder die graue Dämmerung eines neuen Tages heranbricht. Der halbe Mond in seiner sommerlich tiefen Stellung schwebte am Rande des Salzberges dahin, bald wird er völlig dahinter verschwunden sein; den See erleuchtet er nicht mehr, und nicht mehr die massigen Berge, riesenhaft stehen sie da und die Wassermasse breitet sich schwarz zu ihren Füßen auf, reflexlos und unbewegt. Da ertönen Ruderschläge. Jeder Schlag ins Wasser ist in der stillen Nacht deutlich vernehmbar. Es ist Elsa, die über den See fährt. Allein steht sie im Boote. Und wieder spähen ihre Angen nach dem Ufer, wo das kleine verlassene Haus steht, und wieder strebt sie ihm ungeduldig entgegen. Aber heute ist es nicht das verstörte, beuteten beider Länder zu Nutz und Frommen des Ausbeuterthums zu verhetzen und die von Liebknecht mit aller Deutlichkeit gezeichnete Situation zu verdunkeln. Die Bemühungen der französischen Russenpresse, die Regierung der Republik zu veranlassen, Liebknecht auszuweisen, sind bei aller Russenfreundlichkeit der letzteren auf unfruchtbaren Boden gefallen und die diesbezüglichen Meldungen der französischen Blätter und ihrer cisvogesischen Geistesverwandten waren eben Tatarennachrichten. Den Standpunkt der französischen Regierung in dieser Frage gibt das offiziöse„Paris“ wie folgt wieder:„Die Regierung hatte keinen Grund Liebknecht auszuweisen, der wie ein Freund Frankreichs gesprochen hat. Alles in Allem ist er der einzige Deutsche, der es wagt, die elsaß=lothringische Frage auf ihren wahren Boden zu stellen: man wird gestehen, daß darin kein Grund zur Strenge liegt. Was seine Aeußerungen über das französisch=russische Bündniß anlangt, so hat er sie nur im Privatgespräch gethan, also sein Recht nicht überschritten. Er hat die Regierung nicht angegriffen, hat Frankreich nicht beschimpft. Ja, er zeigte sich verhältnißweise gemäßigt und viel weniger heftig, als die französischen Sozialisten. Warum also hätte man ihn auffordern sollen, sich zu entfernen?“ Ein Theil der französischen Presse, derjenige, welcher die verlumptesten Organe der Bourgeoifie umfaßt, streute sogar das Märchen aus, französische Sozialisten seien es gewesen, welche die Ausweisung Liebknechts gewünscht hätten. Die alte Praxis des verfolgten Spitzbuben, der, um die Aufmerksamkeit der Verfolger von sich abzulenken,„Haltet den Dieb!“ ruft. Im übrigen hat die französische Regierung nur in ihrem eigenen Interesse gehandelt, wenn sie dem Drängen der Bourgeoispresse nicht nachgab.„Denn, schreibt die„Frankf. Ztg.“, wäre die Ausweisung erfolgt, so wäre das einer der schwersten Fehler gewesen, den seit Langem die französische Politik begangen hat. Nicht mit Rücksicht auf etwaige internationale Verwicklungen. Hinter Liebknecht steht keine Armee und die neuen Repetirgewehre sind nicht mit so vielen Kosten angeschafft worden, um Sozialistenführer zu vertheidigen. Aber was hinter Liebknecht gestanden haben würde, wenn ihn ein Ausweisungsbefehl betroffen hätte, das ist die öffentliche Meinung des liberalen Europa, der liberalen Welt. Diese hält bisher freundschaftlich zur französischen Republik. Aber wäre die That geschehen, so hätte sie sich von ihr ab und gegen sie gekehrt, und das ware für Frankreich sehr verhängnißvoll gewesen“. Parteinachrichten. Berlin. Wegen angeblicher Beleidigung des Justizministers v. Schelling war am 8. September die Nr. 209 des„Vorwärts“ vom 6. September konfiszirt worden. Diese Beschlagnahme ist jetzt aufgehoben worden,„weil die nöthigen Strafanträge des Herrn Justizministers gegen das Blatt nicht gestellt sind.“ Wäre es nicht besser, die Gerichte warteten in solchen Fällen auch mit der Beschlagnahme, bis sie durch den Strafantrag unterrichtet sind, daß der angeblich Beleidigte klagen will? „Religion ist Privatsache“. Der Arbeiterbildungsverein in Zeitz nahm folgende Resolution einstimmig an: „Die heutige Versammlung des Arbeiterbildungsverein hält es für dringend nothwendig, im Interesse der Sozialdemokratie den Punkt in unserem Programm:„Religion ist Privatsache" zu streichen, und an dessen Stelle zu setzen: „Die Religionen und deren Lehrer sind überall dort zu bekämpfen, wo dieselben dem Fortschritt der Wissenschaft entgegentreten oder die nach der Erlösung aus wirthschaftlicher und politischer Knechtschaft ringenden Menschheit an der Erreichung dieses Zieles zu hindern suchen“. Genosse Kunert wurde durch Urtheil der Strafkammer in Neustadt, O.=S., wegen Relionsvergehens(§ 166 St.= G.=B.) zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Es handelte sich um Acußerungen, welche derselbe in einer Anfang Dezember 1890 stattglhabten Versammlung in bezug auf den Werth der Kirchendogmen gethan hat oder haben soll. Anträge, welche den Beweis der inneren Unwahrscheinlichkeit der inkriminirten, von Zeugen allerdings bestätigten Aeußerungen erbringen sollten(ein direkter Gegenbeweis war naturerschreckte Kind, das hier eine Zuflucht sucht vor dem Treiben der Welt, in dem es sich nimmer zurecht findet, weil es die Liebe verloren und der Glaube ihm nicht gegeben war, heute ist es ein Weib voll Bewußtsein und Kraft, dem die Liebe aufgegangen in ihrer heiligen Macht und Bedeutung. Sie kennt Arnolds Lage und weiß, was ihn bedroht. Sie weiß, daß er nur diese Nacht hier zu verweilen gedenkt, wo er in Sicherheit und mit Ruhe alle Verfügungen treffen kann, und daß er als ein Verfolgter, Geächteter von hier gehen und in das Leben wieder hinaustreten würde, als einer jener Initiatoren, die in der Zeitbewegung in der vordersten Reihe stehend, ob ihrer geistigen Bedeutung am grimmigsten gehaßt und selbst von denjenigen, mit denen sie kämpfen, am unnachsichtigsten beurtheilt werden. Aber sie steht in diesem Kampfe zu ihm mit ihrer ganzen Ueberzeugung und zugleich mit ihrem innigsten Empfinden. Sie will an seiner Seite bleiben, und so ist, was sie bisher still und demüthig im Herzen getragen, durch sein Drangsal zur flammendsten Begeisterung emporgewachsen und zum Entschluß gereift. Nur eine Stunde war ihr heute geblieben zur Unterredung mit ihrem Advokaten, aber Alles war geordnet und festgestellt worden, und sie war unverzüglich wieder abgereist und hierher gekommen, nur Gerta zurücklassend, um all die Verfügungen, die für ihre Selbstständigkeit getroffen waren, zu Ende zu führen. Sie gehörte von nun an sich selbst an, sie war frei. Hier ist jetzt alles Ruhe und Schweigen. Kein Laut ist hörbar, kein Hauch regt sich um sie herum. Alles scheint zu schlafen. Drüben aber an dem einsamen Ufer pocht ein Herz mit namenloser Sehnsucht ihr entgegen. Arnold liegt im Grase am Uferrand; den Kopf etwas erhoben, auf die Hand gestützt, horcht er mit geschärften Sinnen in die Nacht hinaus. Er erwartet sie. Wird sie kommen? Sein junges Herz giebt sich zum erstenmal dem ganzen finnberückenden Zauber seiner ersten, starken Liebe hin. Es ist wie eine Flut, die in ihrem stürmischen Andringen alles, gemäß ausgeschlossen), wurden abgelehnt. Revision wird eingelegt werden. Der Durchbrenner Häusler ist, wie aus Mannheim berichtet wird, in Chicago verhaftet worden. M.=Gladbach. Im hiefigen Volksverein wurde folgende Resolution einstimmig angenommen:„Die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Genossen Frantzen vollständig einverstanden. Sie stellt sich auf den Boden der Beschlüsse der Pareitage zu Halle und Erfurt und erblickte in dem Gebahren der sog. Unabhängigen ein dem kämpfenden Proletarier schädigendes Treiben. Ebenso verwirft sie die Taktik des Abg. v. Vollmar, weil diese mit dem sozialdemokratischen Prinzip in Widerspruch steht.“ Gewerkschaftliches und Soziales. den Ziegeleien sind von uns wiederholt Blüthen moderner Sklaverei aus Tageslicht gezogen. Heute ist etwas Neues aus Barmen zu melden. Eine dortige Ziegelei und deren Inhaber ist es besonders, welche in letzter Zeit viel von sich reden gemacht hat. Daß die Arbeitsordnung in dieser Ziegelei alle die Vortheile, welche das Gesetz den Unternehmern eingeraumt, enthält, braucht daher schon nicht mehr zu überraschen.§ 3 lautet: „Die Arbeit beginnt im Sommer des Morgens um 4 Uhr bis des Abends um 8 Uhr, im Winter jedoch von des Morgens 5 Uhr bis des Abends 7 Uhr, des Morgens und des Nachmittags je ½ Stunde Pause, und zwar des Morgens von 7 bis 7½ Uhr, des Nachmittags von 3½ bis 4 Uhr, des Mittags eine Stunde von 12 bis 1 Uhr. Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren, sowie auch erwachsene Arbeiterinnen werden in dem Betriebe nicht verwendet. Aenderungen in der regelmäßigen Arbeitszeit und den Arbeitspausen werden durch Anschlag eine Woche vorher bekannt gemacht. Die angegebenen Arbeitspausen sowie auch Arbeitszeiten beziehen sich auf Brenner, Maschinenführer, Kesselheizer und Fuhrknechte nicht.“ Dies wäre also im Sommer eine Arbeitszeit von 16, im Winter von 14 Stunden, während welcher Zeit es im Ganzen nur 2 Stunden Pausen giebt. Und dann die schwere Arbeit, da hat es so ein echtes und rechtes Karrenpferd doch noch besser! Arbeiter unter 16 Jahren sollen nicht angestellt werden, heißt es zwar, doch steht auch wieder am Schluß der„Ordnung“, daß die Arbeitsordnung den er wachsenen Arbeitern in der Ziegelei vorgelesen sei! Dies ist jedenfalls eine recht dunkle Geschichte?— Nach§ 4 werden die Arbeiter für eine bestimmte Zeit engagirt und können von keiner Seite gekündigt werden. Und nun folgen wortgetreu die vielseitigen Bestimmungen des§ 123 der G.=O., wonach die Arbeiter unbeschadet des Vertrags zu jeder Zeit sofort entlassen werden können, dagegen hat sich aber der Unternehmer wohl gehütet, was doch recht und billig gewesen wäre— auch die einzelnen Bestimmungen des§ 124 der G.=O., wonach die Arbeiter unbeschadet des Vertrags zu jeder Zeit sofort die Arbeit verlassen können. Er begnügt sich da einfach anzudeuten, daß andererseits auch jeder Arbeiter in den im Gesetze bestimmten Fällen vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit die Arbeit verlassen kann. Der gute Mann denkt jedenfalls nicht mit Unrecht, daß die LippeDitmolder diese Bestimmungen nicht kennen. Diese wenigen Bestimmungen der Arbeitsordnung charakterifiren die Ausbeutungsanstalt hinläuglich. Wie viele solcher Muster=Unternehmer mögen noch im Wupperthal vorhanden sein, die es so prächtig verstehen, das„Arbeiterschutzgesetz“ für sich auszunützen. Böttcher werden vor dem Zuzug nach Mülheim a. Rh. gewarnt. Die Peitsche für den Arbeiter— aber nicht nur die Hungerpeitsche, sondern die wirkliche! Das Kalkmergelwerk„Germania“ in Misburg bei Hannover suchte einen Meister; Meldungen waren in Hanncver bei einem Herrn v. S. abzugeben. Als sich bei diesem ein Monteur vorstellte, fragte ihn Herr v. S.:„Verstehen Sie auch die Arbeiter zu was sich da noch entgegenzusetzen wagt, zu verschlingen droht. Er liebt— es giebt kein Höheres in der Natur, kein Mächtigeres. Und dennoch, was erhofft er, was begehrt er? Und wenn sie nun käme, die er in fiebernder Pein und Ungeduld erwartet, wie soll er ihr entgegentreten, was darf er ihr sagen? Müßte diesem Wiedersehen nicht sofortige Trennung folgen? Trennung vielleicht für immer? Und könnte das sein? Und wenn er sie hielte, könnte er sie wieder von sich lassen? Aber er ist ein Soldat, der im Dienste einer Sache steht, die heute vielleicht noch eine verlorene ist, und er hat mit allem gebrochen, was bürgerliche Existenz bedeutet. Will er die, die er liebt, nun an sein Schicksal ketten, mit hineinziehen in Kampf und Streit? Derselbe wird ein erbitterter sein, er fühlt es. Und man wird die aus Ueberzeugung darin Verharrenden absichtlich quälen, sie hetzen, wie man das edle Wild hetzt, weil es die grausamste Lust ist, hohe Kraft und Ausdauer endlich gebrochen und vor den Augen verenden zu sehen. Würde es alsdann ihm Trost sein, ein Weib zu haben, das mit ihm leidet und mit ihm fällt? Er hätte an seinem Theuersten ein Verbrechen begangen. Und wenn es auch nicht zum äußersten käme, was kann er ihr bieten? Ist er denn nicht ärmer als der Aermste in diesem Kampfe? Seine Mitstreiter haben gelernt ihre Arme zu rühren, und sie können diese in ehrlicher Weise verdingen, um Weib und Kind zu ernähren, aber er hat nichts gelernt als eine Feder zu führen, und diese kann und wird er nicht verkaufen. Er schlägt mit dem Kopf gegen den Boden, und sich in das Gras wühlend, erstickt er sein Stöhnen. Aber horch! Rasch hebt er den Kopf, war es nicht ein Geräusch, das er vernommen? War es nicht Ruderschlag? Ach, wie sein Herz wieder schlägt in Hoffnung und wahnfinnigem Entzücken. Er will sich einreden, daß er zufrieden wäre und überglücklich, sse nur zu sehen, nur einmal noch, um ihr die Hand zu drücken— zum Abschied. (Fortsetzung folgt.) regieren? Es sind in der Cestentfabrik Polen und Russen beschäftigt, die mit der Veische traktiert werden müssen!“ Der Monteur erklärte, das er ein Knutenregiment nicht führen werde, worauf um seine Papiere wiedergegeben wurden mit dem Bescheid er werde später Antwort erhalten. Ob der Herr v. S., welcher die Stellenvermittlung übernommen hatte, im Raftrage der Firma„Germania“ den Monteur fragte, ob er verstehe, mit der Peitsche zu regieren, wissen wir nicht. Die Aeußerung, welche deutlich kennzeichnet, wie das Unteruehmerthum über die Arbeiter denkt, wollen wir aber der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten. Die Brauergehülfen Leipzigs beschlossen am Sonntag in einer Versammlung, in welcher Herr Wiehle aus Hannover referirte, die Errichtung einer Organisation, bezw. den Beitritt zum Zentralverband deutscher Brauer. Es ließen sich sofort 150 Brauer als Mitglieder aufnehmen. Hamburg wurden am 26. September sämmtliche Glasschleifer der Firma Herwig plötzlich entlassen. Zuzug ist streng fernzuhalten. M0 Genehmigt wurde nach fast zweijährigem Prüfen und Verwerfen der eingereichten Statuten seitens einer k. k. österreichischen Regierung jetzt eudlich der Zentralverein der Tertilarbeiter und Arbeiterinnen Böhmens. Homestead. Aus New=York kommt eine Nachricht, die einen glänzenden Erfolg der organisirten Arbeiterschaft bezeugt: Die Carnegiewerke in Homestead mußten am 30. September die Arbeit infolge der Unmöglichkeit, entsprechend geübte Arbeiter zu engagiren, ein stellen. Die„Scabs“, die nichtorganisirten Lohndrücker genügen nicht, und die Ausständigen werden nun hoffentlich zum Ziele kommen. Westfalen=Rheinland. Dortmund.(Diskutirabtheilung.) Die nächste Sitzung findet Mittwoch, den 5. Oktober, im Lokale des Herrn Zimmermann statt. Gelesen und diskutirt wird über„die sozialen Bewegungen im alten Rom.“ Ein einleitendes Referat wird das Verständniß für das Thema, welches einige Abende in Anspruch nehmen dürfte, erleichtern. Vor allem jüngere Genossen mögen es für ihre Pflicht halten, an den Diskussionen theilzunehmen, um ihre geistige Ausbildung zu fördern. Die Sitzungen beginnen pünktlich 8½2 Uhr und dauern bis 11 Uhr. — Im sozialdemokratischen Verein hielt am letzten Freitag Genosse Voigt einen interessanten Vortrag über das Thema:„Inwiefern ist die Einführung des Christenthums als kultureller Fortschritt zu betrachten?“ Redner entwickelte den Zusammenhang der christlichen Lehren mit den wirthschaftlichen und politischen Zuständen und den philosophischen Anschauungen zur Zeit Christi. Er zergliedert die Lehren des Christenthums und prüft sie auf ihren sittlichen Gehalt hin. Er betrachtet es als einen sittlichen Fortschritt gegenüber den zerfahrenen Zuständen, daß man Liebe und Duldung lehrte. Als die christliche Religion zur Staatsreligion erhoben wurde, haben sich die sittlichen Momente, die schon vorher schwere Beeinträchtigung erlitten, vollends verloren. Die christliche Kirche, also die Stätte, in denen die christlichen Sittenlehren dem Volk gepredigt werden sollten, wurde den Machthabern ein Mittel, die menschliche Freiheit zu bekämpfen, und das ist sie heute noch. Der sittliche Kern wurde von Agitatoren und Denkern verschiedener Jahrhunderte zur Richtschnur menschlichen Handelns zu machen versucht, wie z. B. von Petrus, Waldus u. A. mehr. In den christlichen Lehren sind Elemente der Sittenlehren verschiedener Völker enthalten und durch dieses Schaffen einer Religion, die nicht nur für den engen Rahmen eines einzigen Volkes geschaffen war, war ein Mittel der Verbindung zahlreicher Völker gegeben, was sicherlich kulturell för ernd gewirkt yat. Die christliche Sittenlehre konnte nicht zur Richtschnur des Handelns werden, weil die wirthschaftlichen Vorbedingungen ein solches Handeln nicht möglich machten. Der Sozialismus nun prophezeit aus der Entwicklung der wirthschaftlichen Verhältnisse eine Gesellschaftsordnung, in der das Pflichtgefühl für den Nächsten, für die Gesamtheit aus den wirthschaftlichen Grundlagen unmittelbar hervorgeht. Redner betont zum Schluß, wie das gesellschaftliche Elend in beiden Fällen, sowohl in der ersten Aera der dristlüchen Agitation als in der heutigen Epoche der sozialistischen Agitation, der Boden gewesen, aus dem die Anhängerschaft der beiden in ihrem sitttlichen Prinzip so ähnlichen Lehren hervorwuchs.— Dem Vortrage folgte eine äußerst lebhafte lange Diskussion, an der sich Lehmann, Block, Eoald, Voigt, Pützfeld, Lührs, Nüchtern und Diederich betheiligten. Beim Punkt:„Mitgliederdesprechung“ wird angeregt, das Weihnachtsfest durch den Verein ähnlich wie im vorigen Jahre gemeinsam zu begehen und den Ueberschuß zur Unterstützung von Wittwen verstorbener Dortmunder Genossen zu verwenden. Es wird demgemäß beschlossen; der Vorstand hat die Vorbereitungen zum Feste in die Hand zu nehmen. Der Vorsitzende weist sodann auf den zweiten Johrestag des Falles des Sozialistengesetzes hin und schließt die Versammlung mit einem Hoch auf die internationale revolutionäre Proletarietbewegung. Huckarde. Auf dem neuen Schacht der Zeche„Hansa“ verunglückten zwei Bergleute. Der eine, W. Krumnack, Vater von 7 Kindern, dürfte kaum mit dem Leben davon kommen. Merklinde. Am Donnerstag Morgen stürzte der Anstreichergeselle Fritz Pogatzki von hier von einem neun Meter hohen Gerüst uno zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Der Verletzte ist im Krankenhause zu Merklinde untergebracht. Essen. Die Oderbürgermeister der größeren rheinischen Städte haben in einer Eingabe an den preußischen Finanz= minister es für angezeigt gehalten, das Steuersystem der indirekten Steuern für Gemeindezwecke herauszustreichen, und kommen dabei zu dem Vorschlage, daß ihnen von Aufsichtswegen gestattet, oder vielmehr durch„Gesetz“ ermöglicht werde. 1. den Aufschlag auf Bier zu erhöhen, weil die bisherige kleine Abgabe kaum die Kosten der darauf verwendeten Thorkontrolle lohne; 2. den auf Branntwein, mit der Motivirung:„daß die Förderung des sittlichen Wohles großer Bevölkerungsklassen“ dies erheische; zur ausgleichenden Gerechtigkeit endlich 3. auf Wein, weil die Besteuerung von Bier und Branntwein zum größten Theil die weniger gut situirten Klassen belastet. Eine famose Begründung für die unmittelbar vorher empfohlene gemeindliche Auflage auf Bier und Branntwein! Am kostbarsten ist aber der Vorschlag, auch das Fleisch zu besteuern. Da man sich hier aber nicht direkt getraut, einen indirekten Aufschlag zu erheben, so wird der Kniff empfohlen, den Schlachthaus=Fleischschautarif angemessen zu erhöhen, um auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege die arbeitenden und mittellosen Klassen auszubeuten. Diesen„sauberen" Oberbürgermeistern in's Stammbuch widmen wir die Rede, welche neulich der Bürgermeister von Marseille bei der Preisvertheilung an die Schüler des Gymnasiums gehalten hat. Diese lautet: „Die gegenwärtige Gesellschaft ist schlecht eingerichtet; sie legt Tausenden von Menschen Leiden und Entbehrungen auf; sie giebt gewissen Leuten Wohlleben und Wohlsein und sie gewährt einigen Wenigen einen verderblichen Luxus. Die gegenwärtige Gesellschaft ist schlecht eingerichtet; hart für das Volk, bietet sie für uns, die Bourgeois, nur Vortheile. Ich aber sage es Euch, ich, der ich die Gewalt verabscheue: Zer brechen wir mit unsern eigenen Händen die Gesellschaft, vor der wir erröthen müssen.“ Wir„Wilden“ sind doch bessere Menschen; wird vielleicht der Bürgermeister von Marseille sagen, wenn er von den „humanen“, Vorschlägen seiner rheinischen Herren Kollegen hört. Oder werden vielleicht letztere das von sich sagen?! Gelsenkirchen. Ueber die Handhabung der ArbeiterVersicherung schreibt die Handelskammer zu Darmstadt in ihrem Jahresbericht für 1891:„Bei dem gegenwärtigen schlechten Gange der Geschäfte weiden die Lasten, welche, den Arbeitgebern durch die Arbeiterversicherungsgesetze auferlegt worden sind, mehr empfunden als in besseren Zeiten. Es sind uns viele Klagen hierüber zugegangen, nicht nur über die Höhe der pekuniären Opfer, welche gebracht werden müssen, sondern auch über die Arbeitslast, welde aus der Durchführung der Arbeiter=Versicherungsgesetze erwächst. Hieran trägt nicht zum geringsten Theil die Verschiedenheit der Bestimmungen der einzelnen Versicherungsgesetze die Schuld, und der Wunsch nach Vereinfachung dieser Gesetze, nach einer allgemeinen Reichsversicherungsanstalt mit einheitlichen Bestimmungen über die gesammte Arbeiterversicherung wird vielfach laut. Die dadurch erreichte Vereinfachung des Geschäftsganges würde eine Verringerung der Verwaltungskosten, des Zeitaufwandes und des Risiko's für die Arbeitgeber zur Folge haben. Was speziell die Krankenversicherung betrifft, so sind uns Klagen darüber zugegangen, daß die Ortskrankenkassen im Allgemeinen zu wenig leisteten und daß Arbeiter, welche einen selbstständigen Haushalt haben, schlechter gestellt seien als Knechte und Mägde, insofern diese Kost und Wohnung frei haben und im Krankheitsfalle keine Einbuße an ihrem Lohn erleiden, sondern das Krankengeld dazu erhalten. Einer richtigen Würdigung der Invaliditäts= und Altersversorgung steht vielfach der Umstand entgegen, daß sofort nach Einführung des Gesetzes einer großen Zahl von Altersrentnern die Wohlthaten des Gesetzes zu Theil wurden, während Invaliditätsrenten erst im Laufe der Zeit mehr und mehr zur Auszahlung gelangen werden. Demzufolge wird die Altersrente zur Zeit von Vielen als der Haupizweck, ja, als der einzige Zweck dieser Versicherung betrachtet, und es ist üblich geworden, sie Alters= und Invaliditätsversicherung zu nennen, also schon im Namen die Alteiversicherung voranzustellen. Von einem Industriellen unseres Bezirks wurde uns beispielsweise geschrieben, die Klagen der Arbeiter, welche Beiträge zur Alters= und Invaliditätsversicherung zu leisten hätten, nähmen kein Ende. In vielen Gewerben erreichten die Arbeiter fast ausnahmslos das Alter von 50 Jahren nicht. Sie müßten vom 16. Jahre an Beiträge leisten, obgleich sie schon im Vorraus wüßten, daß sie niemals etwas von dieser Versicherungsanstalt erhalten würden. Um solchen irrigen Anschauungen entgegenzuwirken, sollte jede passende Gelegenheit benutzt werden, die Leute darüber aufzukläten, daß die Arbeiter durch diese Beiträge in erster Linie gegen Noth in Folge von Invalidität versichert werden, die sie in allen Gewerben zu jeder Zeit treffen kann.“— Uns interessirt in dieser Auslassung hauptsächlich das Eingeständnis, daß in vielen Gewerben die Arbeiter fast ausnahmslos das Alter von 50 Jahren nicht erreichen. Diese Thatsache, die hier noch sehr milde zum Ausdruck kommt, ist bekanntlich von der kapitalistischen Presse öfter energisch bestritten worden. In Wahrheit erreichen etwa zwei Drittel aller Arbeiter nicht das Alter von 50 Jahren. Iserlohn. Errichtung von Gewerbegerichten durch Ortsstatut. Die Bestimmung des neuen deutschen Gewerbegerichtsgesetzes vom 29. Juli 1890, nach welcher die Entschließung über die Einführung von Gewerbegerichten den Kommunalbehörden überlassen ist, bewährt sich in keiner Weise. Neue Erfahrungen hierüber liegen aus Thüringen vor. Während die Handels= und Gewerbekammer für den Kreis Saalfeld sich gegen Errichtung eines Gewerbegerichts ausgesprochen hatte, beschloß der Ge meinderath dortselbst, eine solche Einrichtung, durch welche gewerbliche Streitigkeiten auf die rascheste Weise und zwar ohne nennenswerthe Kosten durch sachverständige, im praktischen Leben stehende Männer zur Erledigung gelangen, nunmehr in's Leben zu rufen. Gerade umgekehrt gestaltete sich die Sachlage i. Meiningen. Die dortige Handels= und Gewerbekammer hatte alsbald nach dem Erscheinen des bezeichneten Reichsgesetzes an die städtischen Behörden das Gesuch um Errichtung eines solchen Gewerbegerichts gelassen lassen, dasselbe wurde jedoch wiederholt abgelehnt. Daß bei solch verschiedenartiger Behandlung derselben Sache in ziemlich gleichgearteten Bezirken kein sozialpolitischer Fortschritt erzielt wird, liegt auf der Hand. Elberfeld. Dr. C. Rüger von hier hat in anderen Städten eine Reihe von Vorträgen gehalten, u. A auch am 20. März zu Sangerhausen. Dort soll er die evangelische und die katholische Kirche und deren Einrichtungen beschimpft haben. Deshalb erfolgte Anklage wegen Verletzung des§ 166 des R.=Str.=G., und bei der Verhandlung beantragte die Staatsanwaltschaft Ausschluß der Oeffentlichkeit; der Ange#. klagte widerspruch und bemerkte, daß seine Vertheidigungsrede von Jedermann ohne Gefahr gehört werden könne. Der Gerichshof beschloß, dem Antrag der Staatsanwaltschaft beizutreten. Das Urtheil lautete, der„Köln. Zig.“ zufolge, auf vier Monate Gefängniß. Solingen. Der Elberfelder„Freien Presse“ geht von hier folgender Bericht zu: „Am vorigen Sonntag fand in Ohligs eine Versammlung für die Genossen des ganzen Kreises statt, in welcher ordnungsgemäß die Delegirten für den Parteitag gewählt worden. Der Abg. Schuhmacher hat jedoch noch immer einige Anhänger, und diese hatten für heute eine Versammlung in Solingen einberufen, um nochmals die Delegirtenwahl vorzunehmen. Hierbei kam es natürlich zu stürmischen Debatten zwischen Schuhmacher und seinen Gegnern und die Auflösung der Versammlung war wieder einmal die Folge, das soundsovielte Mal durch von bekannter Seite herkommende Quertreibereien. Irgend ein Freund des Abg. Schumacher bezeichnet in einem Telegramm an die öln. Ztg.“ flugsweg alle Gegner desselben als„Uuabhängige.“ Wenn es Wahrheit ist, daß ein Freund des Abg. Schumacher in dieser Weise kämpft, daß er sich nicht schämt, einmal die gegnerischen, und zwar hmutzigsten Bourgois= Organe in nicht minder lügenhafter Verdächtigungstaktik zu seinem Kampfmittel zu machen, so mag er sich nicht wundern, wenn die gegensätzliche Stellung, die das Gros der Solinger Genossen gegen Schumacher einnimmt, noch gegensätzlicher sich gestaltet. Eine solche Kampfesweise ist hundsperfide. Köln. Pfaffenunsittlichkeit. Die Elberfelder „Freie Presse“ berichtet unterm 21. September: Ein wahrer Volksauflauf fand gestern nachmittag an der Schemmergasse statt. Ein durch seine Kleidung als Geistlicher kenntlicher Herr verschwand in Begleitung eines Freundenmädchens in einem übel berüchtigten Hause in der Schemmergasse. Aus der sich immer mehr ansammelnden Menge wurden für den betreffenden Herrn nicht gerade schmeichelhafte Aeußerungen laut. Als er das Haus verlassen, entzog er sich der ihm folgenden Volksmenge, indem er sich in eine Droschke warf. Neue Nachrichten. Berlin. Amtlicher Cholerabericht vom 3. Oktober: Hamburg 43 Erkrankungen, 9 Todesfälle; Altona 3 Erkrankungen, 5 Todesfälle; Wandsbeck 2 Erkrankungen, 1 Todesfall: Stettin keine Erkrankung, 2 Todesfälle: RegierungsBezirk Stade in einem Ort des Kreises Kehdingen 1 Erkrankung. Paris. Ernest Renan, Mitglied der Akademie, ist Sonntag früh 6 Uhr 20 Minuten an einer mit einem Herzleiden verbundenen Lungenentzündung gestorben,(Joseph Ernst Renan war am 27. Februar 1823 zu Treguir im Oepartement Cotes=du=Nord geboren. Erst im Priesterseminar zu Paris gebildet, verließ er bald die geistliche Laufbahn und wandte sich ausschließlich den semitischen Sprachen der orientalischen Archäologie zu. Er machte zunächst bemerkenswerthe Entdeckungen auf dem Gebiete der phönicischen Alterthumskunde und wurde Lehrer am College de France. Sein Hauptwerk,„Das Leben Jesu", das im Jahre 1862 erschien, brachte seinem Namen in die weiteste Oeffentlichkeit. Die einfache und wissenschaftliche Forschung, die David Friedrich Strauß in seinem 27 Jahre vorher erschienenen„Leben Jesu“ niedergelegt hatte, wird bei Renan verwischt durch rhetorischen Schmuck und phantastische Zuthaten. Bei dem Verfall der Bourgeoisie konnte deren Liberalismus und Freidenkerthum die nüchterne Wahrheit nicht mehr vertragen und der Rausch der Phrase mußte die Begeisterung ersetzen. In Renan's wissenschaftlicher Darstellung überwiegt der Reiz der Phantasie und in seinem politischen Leben mußte die Schönrednerei über die Klippen hinweghelfen, zu deren Ueberwindung ihm die feste Ueberzeugungstreue fehlte. — Die Pariser Arbeiterbörse hat am Sonntag ein Protestmeeting gegen das Verhalten der Regierung im Streike von Carmaur abgehalten. 4000 Personen haben eine Resolution angenommen, in der die Versammlung sich bereit erklärt, durch Gewalt jeden Angriff der Regierung auf die Freiheit der Bürger zurückzuweisen. Vermischte Nachrichten. Würzburg. Eine Soldatenmißhandlung fand am hiesigen Militärgericht ihre Aburtheilung. Der Gefreite des 1. Cheveaulegers=Regiments in Nürnberg, Mar Barchtmann von Elstra in Sachsen ohrfeigte im Mai d. J. einen seiner Untergebenen, den Gemeinen Nännemann, weil er seine Kartäsche nicht mit seinem Namen versehen hatte, versetzte ihm Schläge auf den Hinterkopf und ins Gesicht und traktirte ihn mit Stößen in die Weichtheile. Bei letzterer Manipulation bediente er sich der Säbelscheide. Den Mißhandelten, der Anzeige erstatten wollte, verleitete er dazu, seinen Wachtmeister zu belügen. Für die Lüge wurde der Gemeine zu 2 Tagen Mittelarrest verurtheilt. Sein Peiniger aber erhielt, trotzdem die Mißhandlung eine 10tägige Dienstunfähigkeit zur Folge hatte, nur 28 Tage Mittelarrest. Leobschütz, Bildungsproletariat. Auf dem kürzlich in Loebschütz abgehaltenen oberschlesischen Städtetage hat der Bürgermeister Gundrum von Groß=Strehlitz einer Ansicht Ausdruck gegeben, die sicher von vielen seiner Kollegen getheilt wird. Auf der Tagesordnung stand die Frage der Gehaltserhöhung für städtische Volksschul=Lehrer. Herr Gundrum war zwar nicht gegen eine Aufbesserung der Lehrergehälter, aber er wünschte dieselbe an die Bedingung geknüpft: daß die Communen in den Stand gesetzt würden, die Arbeitszeit der Lehrer besser auszunutzen, da eine vier= bis fünfstündige Unterrichtszeit kaum ausreichende Beschäftigung sei.“ Für Hungergehälter, die sie jetzt so gnädig sind, um eine Kleinigkeit zu erhöhen, wünschen die Herren Stadtobersten die Freiheit einer ungemessenen Ausnutzung der Lehrkräfte! Ganz wie in der Fabrik, wo der Unternehmer für ein möglichst geringes Lumpengeld möglichst viel Arbeitsstunden aus dem Arbeiter herausschlägt. Vielleicht kommt eine bürgerliche Stadtverwaltung auch noch einmal auf den genialen Gedanken, die Lehrer— im Akkord zu bezahlen! K A 0 Biermann&Heinemann, Dortmund, Ratak Fier r Große Auswahl in garnirten Damen- und Mädchen-Hüten, Wolltücher und Capuchons, sämmtliche Putzartikel En gros. zu enorm billigen Preisen. Albert Heinemann. 29 Brückstrasse 29. En détail. Kohlen. Reine Stückkohlen— gute stückreiche Hausbrandkohlen und Rußkohlen I und II liefert nach Zechengewicht billigst flanko Haus 741 Ww. Hunecke, Weißenburgerstr. 86. Albert Müller, Dortmund, Münsterstr. 15, neben der Löwen=Apotheke, Manufakturwaaren-Geschäft, Spezialität: Konfection. Für die herannahende Herbst= und Winterzeit empfehle ich in größter Auswahl zu billigsten Preisen: Anzüge, Ueberzieher, Hosen, Jaquettes, Westen, Socken, Strümpfe, Kleiderstoffe, Leinen, Bettwaaren, Siamosen, Gedruckts, Schürzenzeuge usw. 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Die Mitglieder des Vorstandes sowie, der VergnügungsKommission werden zu einer gemeinsamen Sitzunz auf Mittwoch, een 5. Oktober, Abends 8 Uhr, im Lokale der legen Hönny, Rheinischestraße, eingeladen. Pünktliches und zahn. Erscheinen nothwendig. Sonntag, den 9. Oktober, Abends 6 Uhr, beim! Wirth Herrn Zimmermann, Lutgebrückstr.: Nersammlung. Tages=Ordnung: 1. Geschäftliches. 2. Vortr####des Herrn Dr. Diederich über: Christof Columbus. 3. Errichtung von Unterrichtskurse. 4. Rekruten=Abschiedskränzchen. 5. Vershiedenes. Die Mitglieder nebst Damen werden hierzu freundlichst eingeladen 739 Die Ortsverwaltung. rt Oeffentliche Volksversämmiung am Sonntag, den 9. Oktober, Nachmittäg 5 Uhr, im Lokale des Herrn Heinrich Kranefeld zu enc#ydortmund. Tages=Ordnung: 1. Erläuterungen des sozialistischen Programms. Referent: G. Lehmann=Dorimund. 738 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Um zahlreiches Erscheinen bttet Des Einberufer. Zur Deckung der Tageskosten werden 10 Pfg.EEntree erhoben. Altenderne. 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