Mit gnädigster Freiheit. 1800 Dienstag, den 12. July. K ro 111 Frankreich Die pariser Zeitungen und die der von der franz. Armee besetzten Länder erlauben sich die gewagtesten Reden. Dies ist eine Taktik der Agiotage um Bestürzung und Unruhe in den Gemüthern auszusäen. Eine berliner Zeitung hat es gewagr, zu sagen, daß der Marschall Davoust eine Prämie von 100 Fr. allen russischen Deserteurs bewilligt habe. Dieser General ist, wie er Recht hat, über diese Anführung sehr aufgebracht gewesen, welche ein den Gesinnungen, welche beide Staaten beseelen, ganz entgegengesetztes Verfahren anzeigen würde. Andre Zeitungen haben Nachrichten über die vermeintlichen Unglücksfälle, welche die Moldau und Wallachei erführen, und über die Ausschweifungen gegeben, von denen man behauptete, daß sich die russ. Truppen denselben überliessen. In der Zeit, da Rußland seine Verbote gegen die engl. Waaren erneuert, kändigen andre Zeitungen an, daß man sie in Riga und Kronstadt aufnehie. Von einer andern Seite sagt man, daß die Kolonialwaaren, unter Eskorte der Engländer, in Triest aufgenommen werden. Endlich hat man ger die Unverschämtheit zu sagen, daß die amerikanischen Schiffe, welches ihre Ladung auch sey, in Spanien zugelassen würden. Alle diese Gerüchte sind gleich falsch. Die Journalisten sollten- doch mehr Aufmerksamnkeit verwenden, um nicht falschen Gerüchten Glauben beizumessen(Monit.) Ranonne den 20. Juny. Die hiesige Zeitung enthält folgendes: „Die Stadt Palencia hat Sr. kathol. Majestät eine Deputation aus 8 Personen bestehend, gesandt, welche durch Se. Exz. Den Joseph Michael Azanza vorgestellt wurden. Die Deputirten loben die Güte und Herablassung ausserordentlich, welche ihnen der König während der kurzen Augenblicke, welche diese Audienz dauerte, zu beweisen geruht hat; seine edle, weise und einnehmende Sprache haben ihnen in dier sem Fürsten den würdigen Monarchen Spaniens, und den Gegenstand der Hoffnungen jedes vernünftigen und das Vaterland liebenden Spaniers bemerklich gemacht. In der That, wer anders als Joseph r. wird die Uebel abwenden, die ihm drohen? Er wird sein Volk auf der Bahn der Vernunft und Tugend zum Glück führen. Er wird in die schmerzhaften Wunden den Balsam der Nachsicht und Vergessenheit giessen. Seine Stimme wird den Verirrten zurückführen, wird die Schwachen beruhigen, und selbst den Schuldigen, oder wenigstens den, der es nur aus Irrthum war, in seiner Güte einen Zufluchtsort gegen seine Gerechtigkeit finden lassen. Die ausgezeichneten Unterthanen, sey es durch ihre Geburt oder durch ihren Unterricht, die angesehensten Geistlichen, die sich im Königreich befinden, werden einmüthig die Bemühungen des Königs unterstützen; ihre Loyalität wird die verirrten Gemäther aus dem Irrthum reissen; sie werden die königl. Autherität, kraft ihres Beispiels, ihres Raths, ihrer Ueberredung und selbst der Nachsicht respekttren machen; denn wer wollte es wagen sich zu rächen, wenn der König verzeiht? Die Deputation von Palencia ist gestern Morgens abgereist; sie hat nur ein Mitglied in Bayonne zurückgelassen, um den König auf seiner Reise bis Palencia zu begleiten.“ Italien. Aus Italien vom 20. Juny. In dem kaiserlichen Dekrete, welches die Vereinigung von Urbino, Ankena, Macerata und Camerino mit dem Königreich Italien befiehlt, war auf die bisherige Politik des römischen Hofs und dessen Benehmen angespielt worden. Darüber giebt folgende Note vollständigen Aufschluß, welche am 3. April, d. h. am Tage nach der Unterzeichnung dieses Dekrets, vom Hrn. v. Champagny an den päbstlichen Legaren zu Paris, Hrn. Kerdinal Caprara, übersendet wurde. „Unterzeichneter Minister der auswärt. Angelegenheiten Sr. Maj. des Kaisers der Franzosen und Königs von Italien, hat die Note Sr. Eminenz, des Kardinals Caprara, Sr. Maj. vorgelegt, und ist beauftragt worden, folgende Antwort darauf zu : Der Kaiser kann den Grundsatz nicht anerkennen, daß die Prälaten demjenigen Souverain nicht unterworfen sind, in dessen Reich sie geboren worden. Was die 2. Frage betrifft: nämlich, daß ganz Italien, Rom; Neapel und Mailand eine Off= und Defensiv= Ligue ausmachen müssen, um Unordnung und Krieg von der Halbinsel zu entfernen, so wird der Kaiser hiervon nie abgehen. Tritt der h. Vater diesem Vorschlag bei, so ist alles beigelegt, weigert er sich dessen, so giebt er durch diesen Entschluß zu erkennen, daß er kein Arrangement treffen, keinen Frieden mit dem Kaiser will, und daß er ihm den Krieg erklärt. Das erste Resultat des Kriegs ist die Eroberung, und das erste Resultat der Eroberung ist Veränderung des Gouvernements. Denn, wenn der Kaiser gezwungen ist, mit Rom im Kriege zu seyn, ist er dann auch nicht genöthigt, dasselbe zu erobern? die Regierung desselben zu verändern und eine andere einzusetzen, welche mit den Königreichen Italien und Neapel gegen die gemeinschaftlichen Feinde gemeinschaftliche Sache mache? Was garantirte ihm sonst die Ruhe und Sicherheit von Italien, wenn die beiden Königreiche durch einen Staat getrennt wären, wo die Feinde fortfahren würden auf eine sichere Aufnahme zu rechnen? Der h. Vaten wird bei den Veränderungen, die nothwendig werden, falls er bei seiner Weigernng beharrer, nichts von seinen geistl. Rechten verlieren, er wird fortdauernd Bischof von Rom seyn, wie es seine Vorgänger in den ersten 8 Jahrhunderten und unter Karl dem Graßen gewesen sind. Indessen würden es., Se. Maj. doch recht bedauern, wenn sie sehen müßten, daß Unüberlegtheit, Starrsinn und Verblendung die Absicht oder den Gegenstand des Genie's der Politik und der Einsichten vernichteten. In dem nämlichen Augenblick, wo Unterzeichneter den Befehl bekommt, diese Antwort Monsignore, dem Kardinal Caprara zu ertheilen, erhält er die Note, womit Se. Em. ihn unterm 3o. März beehrt haben. Die Note betrifft zwei Gegenstände: Erstlich, kündigt sie das Aufhören der Vollmacht des Legaten des h. Stuhls an, und notifizirt sie gegen den Gebrauch und die gewöhnlichen Formen, und zwar gerade vor der stillen Woche, einer Zeit, wo der römische Hof, wenn er nech von wahren evangelischen Geist wäre, suchen sollte die geistl. Hülfe zu vermehren und durch sein Beispiel die Liebe unter den Gläubigen zu predigen. Dem sey nun wie ihm wolle, da der h. Vater Sr. Em. die Vollmachten entzogen hat, so erkennt der Kaiser Selbige micht mehr als Legaten. Die gallikanische Kirche kehrt wieder zu der Integrität ihren Lehren zurück und sie wird fortdauernd die kathol. Religion in Frankreich behaupten, in deren Respektirung und Vertheidigung der Kaiser immer seinen Rühm setzen wird. Der zweite Gegenstand der Note Sr. Em., des Kardinals Caprara, ist die Verlangung seiner Pässe als Ambassadeur. Unterzeichneter hat die Ehre, sie ihm zu übersenden, Se. Majestät sehen mit Bedauern diesen formelle Verlangen der Pässe, welches der Gebrauch der neuern Zeiten zu einer wahren Kriegserklärung macht. Rom ist also mit Frankreich im Kriege, und bei dieser Lage der Dinge haben Se. Majestät diejenigen Wefehle ertheilen müssen, welche die Ruhe von Italien nothwendig macht. Den Entschluß, welchen der römische Hof gefaßt, für diesen Bi#ch gerade eine Zeit zu wählen, wo er seine Wassen für wächtiger halten konnte, lassen von seiner Seite noch andere Extreme erwarten; allein die Aufktärung des Jahrhunderts wird ihre Wirkung hindern. Das Weltliche, das Geistliche wird nicht mehr mit eitzander verwechsilt. Die königl. Würde von Gott selbst geheiligt, ist über alle andere erhaben. Unterzeichneter 2c.“ Die urr#schilad. Aus dem Deffreichischen den 26. Juny. Die östreichische Observationsartiiee an den türkischen Gtenzen=hrsteht, wie man aus Linz erfährt, aus 3. grassen Korps. Der linke Flügel dehnt sich von Bistriz bis nach Karaufel, das ist, von dem äussersten Ende Galliziens an der Moldau, Wallachei und den Paschalik vom Widdin hin. Der größte Theil dieser Truppen ist zu Hermanstadt, Weissenburg 2c. zusammengezogen. Das Hauptquartier des Gen. Colow= rath, der dieses Korps kommandirt, befindet sich zu Hermanstadt. Das mittlere Korps kommandirt Gen. Duka; es steht im Bannat. Das Hauptquartier ist zu Temeswar, und die Vorposten bei Panksowa und Semlin. Dieses Korps ist hauptsächlich bestimmt, an der servischen Grenze Ordnung zu halten und die Bewegung in dieser Provinz= zu beobachten. Der rechte Flügel liegt in Ungarn und Slavonieh. Das Hauptquattier ist zu Peterwardein, die Vorposten stehen zu Essek und Gradiska. Dieses Korps soll die Bewegungen in Bosnien beobachten. Es ist jetzt noch das schwächste aller 3 Korps. Auf der Flanke dieses Flügels befindet sich ein andtes Korps in Kroatien dessen Hauptquartier zu Karlstadt ist. Die Truppen zu Zengg, Fiume, Triest, und an eintigen andern Orten der östreich. Küsten sind dem General dieses Korps untergeordnet worden. Auf der Flanke des linken Flügels definder sich das Korps in OstGallizien, welches seit etwa 6 Monaten stark vermindert wurde, weil ein grosser Theil der Truppen, aus denen es bestand, nach dem Bannat und nach Ungern abmarschirt ist. Man sagt, der Divan habe dem estreich. Gesandten in Konstantinopel, Herrn Stärmer, wegen der Ursache der Zusammenziehung einer öffreichischen Armee an der türkischen Grenze gefragt, und zur Antwort erhalten, sie habe keinen andeen Zweck, als die Grenzgegenden zu decken, im Fall die Feindseligkeiten zwischen der Pferte und ihren Feinden wieder beginnen sollten. Die Stellung der jungen Mannschaft zu der ersten Reserve hat in allen Theilen der Monaschie Ihren Anfang genommen. So bald esse vollender ißt, beginnt die Uefuing verselben in zeu Waffen auf den Abrichtungsstationen. Während die erste Reserve geübt wird, geschieht die Stellung zu der zweiten Reserve, und die Uebung derselben fängt an, wenn die Uebung der erstern geendigt ist. Die Zeit der ersten Abrichtung ist auf vier Wochen festgesetzt,„Während dieser Zeit wird die Reservemannschaft in Kasernen, die regulirte Mannschaft aber zu den Bürgern verlegt. Das Exerzitium für jene ist vereinfacht. Die Kompletirung, der Reservebatraillons geschieht des Jahres nur einmal. Da man bei dieser Stellung fest über dem Konskriptions= und Rekrutirungssystem hielt, und zufolge dessen mehr Schnelligkeit als sonst in dieses Geschäft setzte, so kamen allerdings mancherlei übertriebene Gerüchte in Umlauf, die aber eben 5 schnell wieder verflogen, als sie entstanden waren. Alles deuter auf friedliche Verhältnisse. Ernste Maasregeln sind gegen die Frondeurs und diejenigen angeordnet, welche durch falsche, beunruhigende Sagen besonders auf den Kurs der Staatspapiere zu würken suchen. Vorzüglich hält die Polizei ein wachsames Auge auf jene, welche den Zeitungsredaktionen des Auslandes unächte, aus trüben Quellen geschöpfte, Nachrichten mittheilen.— Die Vormerkung zu der Landwehre hat noch nicht angefangen. Die Mannschaft derselben(von 18 bis 48 Jahren) wird in Landbattaillone eingetheilt, deren jedes ein Staabsoffizier zum Kommandanten erhält; jedes Battaillon wird aus 4— 6, bis 8 Kompagnien, jede Kompagnie aus 4 bis 6. Zügen, und jeder Jug aus so vielen Korporalschaften bestehen, als dieselben Pfarreien oder Gemeinden in sich begreifen. zu Offiziers werden ausgetretene Offiziers der Armee, abeliche Gutsbesitzer und Beamte, zu Unteroffiziers ausgediente Soldaten oder Jäger Schulkehrer 2c. Die Battaillonskommandauten werden von den Civil= und Militairkommandanten und Suhalternoffiziere aber von den Battaillonskommandanten und Kreishauptleuten. Die Waffenübungen geschehen an Sonnund Feiertagen nach Korpöralschaften in den einzelven Gemeinden.„Jeden Mouat aber rücken die Korporalschaften welche einen Zug bilden, zusammen. Viermal des Jahres wird nach der Scheibe geschose sen Noch ist die Uniform der Offiziere nicht bestimmt. Königreich Westfalen. Kassel den 5. July. Der heutige Moniteur ertheilt ausführliche Nachricht von der am 2.d. statt gehäbten feierlichen Eröffnung der Sitzungen der Reichsstände, welche mit einer ausserordentl. Pracht geschah. Nachdem die einzelnen Mitglieder der Stände, durch den Minister des Innern zur Eidesleistung vorgestellt waren, hielt der König eine den Umständen angemest sine Rede,, welche mit vielen Beifallsbezeugungem und dem Ausruf: Es lebe der Königl#Es lebe die Königin! aufgenommen wurde: Abends war freies Schauspiel, das J. k. Majestäten mit Ihrer Gegenwart beehrten, Feuerwerk und Illumination. (Die Rede des Königs vielleicht künftig.) e 4 n E diktalladungen. Aluf Besehl des Herrn Gografen zum Homborn, Doktorn Rote, ring, werden hiermit alle und jede, welche an die in der Bauerschaft Wirthe, Kirchspiels Borken belegene Kömers Stätte, cum att. ei pertinentiis ex quocunque capite Anspruch und Forderung haben, oder zu haben vermeinen,; hiermit ediktaliter ein: für allemal verabladet, solche in Zeit von 6 Wochen nach der ersten Bekanntmachung dieses unter Strafe ewigen Stillschweigens beim hiesigen Gogerichts=Protokolle mündlich vorzu stellen und zu rechtfertigen. Zugleich werden hiermit nemliche Krediteren oder Prätenden: teu auf den 3o. Julius verabladet, um alsdann des Vormittags um 9 Uhr dahier zu Borken am gewöhnlichen Gogerichtsplatz zu erscheinen, zu sehen und zu hören, daß zwischen ihnen und den Geschwistern Joanna Gertrud, Maria Katharina und Jsanna Maria Kömers ein gatlicher Vergleich versuchet werden solle, mit der Warnung, daß die alsdann nicht Erscheinenden, oder sich auf die alsdann zu eröffnenden Vergleichsvorschläge nicht positive Erklärenden pro consentienühus gehalten werden sollen. Sien. Borken den 4. Juny 1808. J. L. Koppers, Lt. Aktuar. JJeinrich Vogelsang, gebürtig Kirchspiels Waltrop, ist von der Klara Elisabeth Pohlmann#, Kirchspiels Datteln, wegen schon im Jahre rsos geschehener Beschwängerung auf Genugthuung und Erhährung des aus dem unehelichen Beischlafe erzeugten Kindes; während seines hiesigen Aufenthaltes dahier, belanget worden, er hat auch die geschehne Beschwängerung eingestanden, nachher aber das Land verlassen, ohne daß Klägerin seinen jetzigen Aufenthalt hat ausmitteln können. Auf Anstehen der Klägerin ist deswegen eine dem Beklagten bei dem Kolon Schemann oder Gronhövel noch gutstehende Forderung mit Arrest belegt worden, und weil nun die Impetrantin ihren Antrag ferner dahin gerichtet hat, daß ihr jene Forderung für Wochenbetts und Alimentations=Kösten gerichtlich zuerkannt werden möge, so wird der Impetrat Heinrich Bogelsang hierdurch vorgeladen, gegen die wider ihn angehobene Klage, so wie gegen den damit verbundenen Antrag auch Zuerkennung seiner Forderung an Gronhövel biunen 3o Tagen zerstöhrlichen Frist so gewiß erhebliche Einreden vorzubringen, als sonst nach vorläufiger Liquidirung der Wochenbetts und Alimentations=Kosten, so wie der Forderung an Gronhövel, die gerichtliche Zuerkennung verhältnißmässig ohne weiteres erfolgen soll. Recklinghausen den 20. May 1308. Fr. Bracht. Allle diejenigen, welche an dem auf der Andregsstrasfe gelegenen, mit Nro. 5¾4 bezeichneten, von den Eheleuten Korte an die Eheleute Mathigs Meves verkauften Hause Ansprüche zu haben glauben werden zu derselben Einbringung bei hiesigem Hauptg e n. gerichte in einer unerstrecklichen Frist von sechs Wochen, ba# Vermeidung der ewigen Abweisung, vorgeladen. Düsseldorf im Hauptgerichte den 2. July 1808. Zur Beglaubigung. Hoffmann. Verkaufsanzeige. Am künftigen Donnerstag den 14. dieses Morgens 9 Uhr und folgendem Tage, soll auf dem adlichen Hause Loe bei Marl eine Quantität[Winterfrucht, circa 90 Scheffel Roggen aufm Lande dem Meistbietenden öffentlich versteigert werden, welches zur Nachricht und beliebigem Ankaufe bekannt gemacht wird, von F. Sa ur. Fruchtpreise zu Dorsten. Kours der Staatspapiese in Fraukfurk. Druck und Verlag bei C. A. Schuerholz und Kompagnie