Erscheint täglich Ausnahme der Sonn= und gesetzl. Feiertage. Abonnementspreis #rei lus Haus, mit der täglichen Unterhaltungsbeilage no dem Sseitigen„Iünstaierten Sonntagsblatt 55. Pig. pro Monat, durch die Post bezogen für 3 Monate 1,50 Mk. Rotationsdruck und Verlag, sowie für die Inserate verantwortlich: Biktor Schauzer, Dortmund. verbunden Lokal-Anzeiger für mit dem Dortmund u. KHörde und der täglichen Unterhaltungsbeilage W## sowie der Illustrierten Sonntagsbeilage. Expedition: Dortmund, Prinzenstraße 9—11.— Fernsprech=Anschluß Nr. 3299. Inserate die 8 gespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 25 PloReklamen die 4 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 60 Beilagen nach Uebereinkunft. Bei zwangsweiser Beitreidung der Insertionsgeduhren durch Klage oder Konkursverfahren wird der Radatt hinfällig. Für Aufnahme von Inseraten an destimmt vorgeschriedenen Tagen übernehmen wir keine Garantis. Für die Redaktion verantwortlich: Max Sonnemann. Dortmund. Dortmund, Dienstag, den 7. Februar 1911. 28. Jahrg Erstes Blatt. Konservative KlüngelwirtWer und was sind„Spitzen“? Eine erbauliche Geschichte, die sich würdig den Vorgängen im Wahlkreis Greifswald=Grimmen anreiht, wird aus Erfurt gemeldet: Dort wird bei dem Festessen zu Kaisers Geburtstag natürlich die Rangordnung peinlich eingehalten, besonders an dem Tisch, an dem die„Spitzen“ der Behörden sitzen. Die Auswahl dieser„Spitzen“ wird alljährlich in einer geheim tagenden Kommission von neuem vorgenommen!!! diesem Jahre wurden die beiden Erfurter Abgeordneten des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses durch Kommissionsbeschluß ihres Charakters als Spitzen für verlustig erklärt und demgemäß vom Spitentisch ausgeschlossen. Reichstagsabgeordneter für Erfurt ist Landgerichtsrat Hagemann, Landtagsabgeordneter der Stadtälteste Stenger, die beide der nationalliberalen Fraktion angehören. Die Ausschließung der beiden Abgeordneten vom Spitzentisch ist das Werk der Räte der Erfurter Regierung. In ihren Augen ist ein Reichstagsabgeordneter— der nebenbei noch Landgerichtsrat ist,— keine Spitze. Als ihrer ablehnenden Stimme mtgegengehalten wurde, daß ein Reichstagsabgeordneter doch eigentlich das höchste einflußreichste Amt bekleide, das das deutsche Volk zu vergeben habe, erwiderte ein Regierungsrat:„Ach was, wohin sollte das führen!“ Da kämen Sie uns womöglich auch noch einmal mit einem freisinnigen Abgeordneten an den Spitzentisch!“ Sprachs, und die beiden Abgeordneten wurden mit allen gegen eine Stimme vom Spitzentisch verbannt. Vielleicht darf man noch feststellen, daß zu Zeiten, da Erfurt in beiden Parlamenten konservativ vertreten war, die Lösung der Spitzenfrage bezüglich der Abgeordneten nicht die geringsten Schwierigkeiten bot. Hoffentlich werden die Nationalliberalen die konservativen Herren auch sonst hübsch unter sich lassen. Demokratische Zeitungen haben nicht Unrecht, wenn sie dazu bemerken: Im übrigen aber ist auch dieser Vorgang wieder ein neuer Beweis dafür, wie durchaus unberührt die dreußische Bureaukratie und der preußische Konservatismus von der liberal=konservativen Paarung, von der sich so viele Liberale das Heil Deutschlands versprachen, geblieben ist. Der nationalliberale Blockbruder von gestern darf sich heute nicht mehr an den kanservativen Tisch setzen, Und gar erst der freisinnige Paarungsgenosse, mit dem man in trautem Tete=a=Tete schmachletel Der wird nunmehr gleich von vornherein mit junkerlicher Hochnäsigkeit abgewimmelt. Weg da! Bei den nächsten Reichstagswahlen können die NaRoman von G. v. Schlippenbach. 38 Felix war ganz nahe an Emil Otto herangetreten, Lenner folgte ihm. „Hier sind noch zwei Plätze frei,“ sagte er,„wollen wir uns nicht setzen? Soll ich Sie nicht mit Ebenstedt bekannt machen, Fürst?“ „Nein,“ entgegnete Felix laut,„ich trage kein Verlangen darnach, einem Ehrlosen die Hand zu drücken.“ Emil Otto hatte es gehört, totenbleich war er aufgesprungen und stand mit geballten Fäusten da.„Was sagten Sie?“ rief er, zitternd vor Zorn. Alle drängten sich herzu, es war sehr still im Saal, da fielen die häßlichen Worts abermals von Felix Lipven. Klingberg war an des Schwagers Seite getreten und faßte seine kalte Hand. „Jetzt ist es für Dich Zeit, zu sprechen, Emil Otto,“ eaunte er ihm zu,„später gib mir das Wort!“ . Und Ebenstedt sprach. Offen und ohne etwas zu wnigen, deckte er die Schuld seiner Jugend auf, er erzählte, wie schwer er unter den Schatten der VerganP###r# gelitten, daß er sich oft gesehnt, ein Bekenntnis Taulegen, um sich dadurch innerlich zu befreien. Zum bat er die Anwesenden um Verzeihung, bisher geschwiegen zu haben. Lautlose Stille herrschte, dann ergriff Klingberg das d###ch kann es bezeugen, meine Herren,“ sagte er, Ebenstedt durch ein Jahrzehnt hindurch das zu trachtete, was er als halber Knabe gefehlt. Ich i# ion kurz nach jener Lebenskrisis kennen und habe liche Arten n# aus den Augen verloren. Durch ehrche Arbeit hat er das erworben, was er jetzt sein nennt: ## einer der Besten steht er unter uns da! Emil Otto brochens ein Ehrenmann, dessen einmal gerechtigt io.„“ setzt wieder als vollgültig zu gelten bebähnise“ denn doch bezweiseln,“ sagte Satieras„.“(chnellte empor.„Sie werden mir dafür ###on ge m., jef er gußer sich. mir gar nicht ein.“ tionalliberalen und Freisinnigen Erfurts beweisen, daß sie auf diesen Uebermut eines borussisch=bürokralischen Klüngels die richtige Antwort zu finden wissen! Deutsches Reich. Rein Aonsequenzmacher. Ueber die beiden Großstaaten Reuß herrscht ein gemeinsamer Regent, Erbprinz Heinrich 27. Für Reuß ältere Linie existiert wie die Welt am Montag mitteilt, eine mit seinem Namen unterzeichnete Vrordnung. die den Geistlichen verbietet, bei Feuerbestattungen zugegen zu sein. Für Reuß jüngere Linie gilt eine dieselbe Unterschrift tragende Verordnung, die den Geistlichen die Teilnahme an Feuerbestattungen gebietet. Also derselbe Heinrich 27. verbietet in Greiz was er in Gera gebietet! Na, vielleicht teilt er die Philosophie Bethmanns, der ja das Wahlrecht, das er für das Reichsland empfiehlt, für Preußen auf das Aeußerste bekämpft. Die„historischen Aufgaben“ der verschiedenen Länder sind eben verschieden. Anscheineno hat Reuß ältere Linie die geschichtliche Pflicht der älteren Auffassung entsprechend die Feuerbestattung zu bekriegen, während Reuß j. L. den jüngeren Ideen entsprechend, die Feuerbestattung zu propagieren hat. Au, wenn schon! Die Konservativen des preußischen Abgeordnetenhauses haben sich bekanntlich zur Obstruktion entschlossen. Sie wollen solange am Seniorenkonvent nicht mehr teilnehmen, als ein Sozialdemokrat in ihm sitzt. Damit müssen sie auf die Dauer die Geschäftsdes Dreiklassenlandtages lahmlegen. Wofür ihnen jedenfalls das 1preußische Volk außerordentlich bankbar sein wird. Ausland. Rußlans. Petersburg, 6. Februar. Die Reichsduma hat die Gesetzesvorlage betreffend Einführung des Elementarunterrichts mit der obligatorischen Ausgabe von 10 Millionen Rubel jährlich angenommen. Türkei. Konstantinopel, 1. Febr. Zu dem Brande auf der Hohen Pforte wird noch gemeidet Nau den 100 Amtsdienern, welche das Erdgeschoß bewohnen, wurden 20 verhaftet, ebenso zwei Polizisten, Die Polizei und die öffentliche Meinung sind der Ueberzugung, daß eine verbrecherische Brandlegung durch dieselben unentdeckten Urheber vorliege, die seinerzeit den Brand im Parlamentsgebäude verursacht hätten. Die Regierung soll mehrere Drohbriefe eines Geheimkomitces erhalten haben, daß alle öffentlichen Gebäude niedergebrannt wurden. „Schurke, so werde ich Dich zwingen,“ brüllte Ebenstedt. Einil Ottos Hand hob sich zum Schlage, man fiel ihm in den urm, Felix war zurückgetanmelt. Ein allgemeines unzufriedenes Murmeln hatte sich unter den Anwesenden bei des Fürsten Worten erhoben. „Sie können nicht anders, Sie müssen sich schlagen," sagte Lenner leise zu Degenhart;„ich biete mich als Ihr Sekundant an, Fürst.“ Der ältere unter den Gutsbesitzern ergriff jetzt das Wort.„Wir sind alle von der eben stattgefundenen Szene nicht wenig überrascht,“ sagte der würdige Greis;„ich glaube im Sinne der Anwesenden zu handeln, wenn wir uns zu einer kurzen Beratung zurückziehen. Wollen Sie sich dem Schiedsgericht unterwerfen, Emil Otto von Ebenstedt, überlassen Sie es uns, unparteiisch ein Urteil über Sie zu fällen, Recht oder Unrecht abzuwägen?“ „Ja," versetzte Emil Otto laut,„ich bitte barum.“ Felix stand, an seinem Schnurrbart kauend, da, Lenner sprach leise auf ihn ein. Heinz Mören drückte seinem Freunde die Hand, denn mit schwärmerischer Junigkeit hina er an Ebenstedt. „Darf ich ihr Sekundant sein?“ fragte der Leutnant, „ich würde es mir zur großen Ehre anrechnen.“ Noch nie im Leben war Emil Otto so aufgeregt gewesen wie in der nächsten Viertelstunde, er hatte oft, ohne zu zittern, dem Tode ins Auge gesehen, jetzt galt es etwas Höheres als das Leben, es galt die Ehre des Mannes. Heinz Mören wiederholte seine Frage. „Ich nehme dankend an,“ erwiderte Ebenstedt. Dann stand er mit verschränkten Armen am Fenster, scheinbarruhig, während ein wilder Sturm ihn durchtobte. Nach kurzer Zeit erschienen die Herren wieder, ein Greis, ein Herr Reuning, ergriff bewegt das Wort. „Es ist mir eine Freude," begann er,„Ihnen im Namen meiner Nachbarn und Freunde mitzuteilen, daß wir alle darüber einig sind, Herr von Ebenstedt, daß Sie gerechtfertigt dastehen. Es wäre nicht allein ungerecht, es wäre unchristlich, die Jugendsünde dem reifen Eröffnung des englischen Parlaments. w. London, 6. Febr. Die Eröffnung des Parlaments durch den Souverän in Person ist jetzt wieder zu einem festen Brauch geworden. Während der letzten Jahre der Regierung der Königin Viktoria hatte man den Brauch fast ganz fallen lassen, aber König Eduard hat ihn bei seiner Thronbesteigung sofort wieder aufgenommen und König Georg steht im Begriff, den Beispiel seines Vaters zu folgen. Die alten glänzenden Zeremonien der Eröffnung haben nichts von ihrem imponierenden Charakter verloren. König Georg fuhr mit der Königin Mary in dem berühmten von sechs isabellenfarbenen Pferden hannoverschen Schlages gezogenen Staatswagen vom Buckingham Palast nach dem Hause der Lords. Die Fahrt ging die Mall entlang über die Horse=Guarde Parads und dann White Hall hinunter nach Westminster. Dort angekommen begaben sich die Herrschaften sofort in den Staatsankleideraum, um bald darauf in der zu der Beratungshalle der Lords führenden königlichen Galerie zu erscheinen. Hier bildete sich die königliche Prozession, die aus einer Schar von Herolden und hohen Beamten des königlichen Haushalts bestand. Als das Königspaar in die Halle trat, erhob sich die gesamte glänzende eBrsammlung, Peers und Peeresses, Bischöfe, die Mitglieder des diplomatischen Korps und diese allgemeine Bewegung brachte die leuchtenden Farben.die funkelnden Orden und Juwelen erst recht zur Geltung. König Georg ergriff die Hand der Königin und führte sie zu dem links stehenden Thronsitz. Dann wendete er sich zu den Versammelten und ersuchte sie, sich zu setzen.„Black Rod“(der Träger des schwarzen Stabes), der hohe Beamte des Hauses der Lords, der die Botschaften von den Peers dem Hause der Gemeinen übermittelt, wurde sodann entsandt, um die Gemeinen zur Schranke des Hauses der Lords zur Vernehmung der Thronrede zu fordern. Wenige Minuten darauf erschien der Sprecher an der Schranke, gefolgt von einer dichten Schar von Mitgliedern des Unterhauses. Der Lordkanzler reichte dem König kieend eine gedruckte Kopie der Thronrede. König Georg erhob sich und las das Dokument vor. Der König ist zwar kleiner an Gestalt als sein Vater, aber mit einer etwas stärkeren Stimme begabt, und seine Worte schallten mit vollem Klang durch die ungeheure Halle. Nachdem die Thronrede verlesen war, verließ das königliche Paar den Sitzungssaal und kehrte auf demselben Wege nach dem Buckinham Palast zurück. Die ganze Zeremonie hatte kaum eine halbe Stunde in Anspruch genommen und die glänzende Versammlung zerstreute sich in kürfester Frist. Die Thronrede begann mit einem Dank für di eallgemeine Teilnahme, die dem König bei dem Ableben seines Vaters Eduard zuteil geworden. Der König hieß sodann den nach der Vollendung seiner Mission aus Südafrika zurückgekehrten Herzog von Connaugth willkommen und drückte die lebhafte Genugtuung aus, daß der Herzog von allen Klassen des südafrikanischen Gemeinwesens mit Kundgebungen der größten Begeisterung und Loyalität empfangen wurde. Die Manne nachzutragen, der lange gesühnt, was er dereinst in einem Zustande verschuldet, der uns der geistigen Klarheit beraubt. Wollen Sie uns allen die Hand reichen? Es wird uns lieb sein, sie zu drücken als die eines des Unseren.“ Die welke Greisenhand streckte sich als die erste aus. Emil Ottos Augen feuchteten sich, er konnnte nicht sprechen, alle drängten sich um ihn und schüttelten ihm herzlich die Hand, er war wieder rehabilitiert. Nur Lenner kam nicht, er war mit Degenhart verschwunden und fand es höchst unkorrekt, daß man einem Menschen verzieh, der sich ein so strafwürdiges Vergehen erlaubt hatte. Am folgenden Tage fand das Duell statt. In der Frühe fuhren beide Parteien nach einem Wäldchen in der Nähe Kreibachs. „Ich hoffe, Sie geben dem Fürsten einen tüchtigen Denkzettel,“ sagte der Leutuant,„seine Feindschaft gegen Sie hat übrigens einen Grund, den Sie vielleicht nicht kennen.“ „Wieso?“ fragte Emil Otto erstannt. Felix war im Sommer in Ihre Schwester verliebt, es heißt sogar, sie habe ihm einen Korb gegeben. Ich sehe sein Betragen gegen Sie als einen Akt niedriger Rache an.“ Sie fuhren an der alten Mühle vorbei, dunkelrot färbte sich Emil Ottos Gesicht und er fühlte die Bitterkeit jenes Augenblickes, als Alwina ihm die schwere Anklage entgegengeschleudert:„Sie haben es absichtlich getan, ich hasse Sie!“ Das Duell verlief für Ebenstedt günstig, Felix schien sehr aufgeregt zu sein, er sah blaß und verstört aus. Lenner ordnete alles mit peinlichster Genauigkeit, das war eine Gelegenheit, die„Immer korrekt" liebte. Ebenstedt zielte kaum, dann schoß er. Dicht am Kopf seines Gegners pfiff die Kugel vorbei, sie riß ihm das Ohr ab. Degenhart war fürs Leben entstellt, das sagte er sich mit verbissenem Grimm. „ * Zwei Jahre waren vergangen, es hatte sich manches geändert. In Doloresruh war ein kleines Mädchen geboren, das Glück der Gatten hatten dadurch ihren Höhepunkt erreicht. Die junge Frau Klingberg blühte Beziehungen zu den ausländischen Mächten bezeichnet die Thronrede als andauernd freundlich. Die Thronrede kündigt dann an, daß infolge der Kündigung des Handesvertrages durch die japanische Regierung Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Vertrages eingeleitet seien, die, wie er hoffe, zu einem befriedigenden Abkommen führen. Hierauf heißt es weiter: Die häufigen Klagen über Schädigungen des britischen Handels durch die fortgesetzte Unsicherheit auf den Handelsstraßen des südlichen Persien bewogen meine Regierung obwohl mit Widerstreben energische Vorstellungen an die persische Regierung zu richten, die seither der Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit zuwendete. Es machte sich in letzter Zeit eine gewisse Besserung des Zustandes der Straßen bemerkbar, daher schlagen meine Minister vor, die weitere Entwicklung abzuwarten, bevor sie auf die Annahme der eigenen Vorschläge dringen, die in jedem Falle kein anderes Ziel verfolgen, als das Ansehen der persischen Regierung wiederherzustellen und den Handel zu schützen. Mit großem Interesse sehe ich der kommenden Mai zusammentretenden Reichskonferenz entgegen, in der die leitenden Minister der Selbstverwaltungskolonien und des Mutterlandes sich vereinigen werden, um über wichtige Angelegenheiten zu beraten, die ihnen von den einzelnen Regierungen unterbreitet werden sollen. Der König erklärte sodann, daß er die Absicht habe, nachden Krönungsfeierlichkeiten die indischen Besitzungen wieder zu besuchen und dort eine Versammlung abzuhalten, um den Untertanen in Person bekannt zu geben, daß er die Nachfolgeschaft in der kaiserlichen Krone Indiens angetreten habe. Die Thronrede kündigte sodann Vorschläge für die Regelung der Beziehungen zwischen den beiden Häusern des Parlaments zum Zwecke eines wirksameren Arbeitens für die Verfassung an, ferner Maßregeln zur Ausdehnung der Alterspension auf Personen. die bisher infolge des Genusses von Armenunterstützungen kein Anrecht besaßen, und weiter die Einführung einer Versicherung der Industriebevölkerung gegen Krankheit und Invalidität, sowie eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit in den Industriezweigen, wo sie vorzugsweise zu Tage tritt. Im Unterhause, das sich nachmittags um viereinhalb Uhr versammelte, um die Antwort auf die Thronrede zu beraten, hielt Sir Edard Grey eine für das Ausland belanglose Rede. Balfour gab mit Bezug auf die Erklärung der Thronrede über das Budget der Ueberzeugung Ausdruck, daß die vermehrten. Ausgaben für Zwecke der Verteidigung absolut notwendig würden. Er hieß die Andeutung wilikommen, daß der Marineetat eine Erhöhung zeigen werde. Bezüglich der Verfassungsfrage sagte Balfour: Die Rezierung habe dem Hause in der berühmten Vorrede zur Parlamentsbill erklärt, daß sie eine zweite Kammer, die so zusammengesetzt sei, daß sie die Verfassung wirkam sichere, für eine Notwendigkeit halte. Wolle die Regierung eine solche Kammer gewähren, ober beabsichtige sie ihre knappe Mehrheit zu einer fundamentalen Aenderderung der Verfassung auszunutzen? Premierministe==auith sagte: Ueber die auswärtigen Angelegenheiten möchte ich sagen, daß unsere internationalen Freundschaften, die, wie das Haus und das Land weiß, keine ausschließlichen sind und keine feindseligen Folgerungen oder Tendenzen in sich schliein frauenhafter Schöne, sie war nicht allein die Seele des eigenen glücklichen Hauses, sie wurde auch von den Arbeitern der Fabrik geliebt, und wo es not tat, griff Nora stets hilfreich ein. Niemand wandte sich vergeblich an ihr edles Herz. Langenholzen war verpachtet, denn Emil Otto hatte Europa wieder verlassen bald nach dem Duell mit dem Fürsten. Der Termin der Hochzeit Lenners war auf den April festgesetzt, die Gräfin Mören war gestorben und Alwina wurde zurückerwartet. „Liebe Mutter,“ schrieb Emil Otto,„zürne mir nicht wenn ich noch einige Jahre der Heimat fern bleibe, ich fühle mich noch nicht seßhaft genug, um schon jetzt dauernd in Langenholzen zu bleiben; es zieht mich wieder übers Meer. Wenn ich älter werde, hört wohl auch der Wandertrieb auf, und ich lerne es, mich in die engeren Verhältnisse zu fügen; jetzt scheint es doch oft, daß ich ein Fremder unter Euch bin, Nora muß Dir in dem glücklichen Heim das zu ersetzen suchen, was ich D## durch meine Abreise nehme. Noch einmal bitte ich Diey, mir zu vergeben, wenn ich Dich abermals betrübe, meine teure Mutter, mit Gottes Hilfe kehre ich aber wieder, und es soll dann meine größte Sorge sein Deinen Lebensabend durch meine kindliche Liebe glücklich zu gestalten.“ So war denn Frau von Ebenstedt nach Doloresruh gezogen unter den Tränen der Stiftsfräulein, die ihre sanfte, freundliche Aebtissin ungern scheiden sahen. Emil Otto war nach Transvaal gegangen, da er eine Vorliebe für die Buren hatte; er schrieb sehr selten nach Hause, und oft erreichten ihn die Briefe aus der Heimat erst nach Monaten oder gar nicht, wenn er auf seinen weiten Streifzügen war. So erfuhr er nicht, daß die Verlobung des Grafen Lenner mit Alwina Mören auseinandergegangen und die Komtesse in ein Diakonissenhaus eingetreten war. Nach vielen Kämpfen erst hatten es die Eltern erlaubt. Während der Wochen, die das junge Mädchen am Krankenbett der Großmutter zubrachte, reitte der Entschluß in ihr, Lenner abzuschreiben; der Ernst des nahenden Todes, lange Gespräche mit der frommen Greisin blieben nicht ohne tiefen Eindruck auf Almias Gemüt. 187,18 ken sich im Laufe der Jahre vertieft und verstärkt haben. Im Namen der Regierung und ich glaube, mit voller Zustimmung der Mitglieder aller Parteien des hauses, erwidere ich auf das herzlichste die herzlichen und freundlichen Ausdrücke welche der hervorragende Minister der auswärtigen Angelegenheiten Frankreichs mit Bezug auf Großbritannien vor einigen Tagen gebraucht hat.— Ueber die Beziehungen der beiden Häuser zu einander äußerte er sich, er nähme nach dem Verdikt der beiden letzten Wahlen an, daß die Vorschläge der Regierung ohne lange und mühsame Verhandlungen zoch vor der Krönung Gesetz werden würden. Im Oberhause ließ sich Lord Landsdone, nachdem er die Zustände in Makedonien berührt und der Unsicht Ausdruck gegeben, daß das Vertrauen in das neue konstitutionelle Regime in der Türkei erschüttert sei, weiter wie folgt aus: Ich bin überrascht, daß in der Thronrede nichts über die Londoner Deklaration gesagt ist. Die meisten von uns würden es gern gesehen haden wenn ein internationales Prisengericht an die Stelle des nationalen Prisengerichts gesetzt worden wäre, auf die wir uns jetzt verlassen müssen. Aber meine Zustimmung war abhängig von zwei Dingen, nämlich von einer defriedigenden Zusammensettung des Gerichtshofes selbst und von einer befriedigenden Fassung der Bestimmungen. nach denen der Gerichtshof sich zu richten haben würde. Die Stellung Großbritanniens ist verschieden von der jeder anderen Macht und aus diesem Grunde ist es entschuldbar, wenn wir diese Angelegenheit mit kritischerem Auge betrachten als andere Mächte. Sitzung der Stadtverordneten ms. Dortmund, 6. Februar. Herr Stadtverordneten-Vorsteher Geheimer Justizcat Tewaag eröffnet die Sitzung kurz nach sechs Uhr abends Vor Eintritt in die Tagesordnung wird eine Eizabe Evinger Eisenbahnarbeiter um Einführung von Arbeiter=Monatskarten nach Eving zur Kenntnis gebracht und der Straßenbahndeputation überwiesen. Tagesordnung: 1. Es wird Kenntnis genommen von Einbürgerung der früher holländischen Staatsangehörigen a) des Schlosser Heinrich Velthuis— Feldhaus— nebst Familie, b) des Eisendrehers Ludwig Heinrich Velthuis — Feldhaus—. 2.—. In die Einquartierungskommission wird bis Ende 1911 Herr Heinrich, Feldhaus jr., in die Komnission zur Prüfung der Sparkassenhypotheken unw. bis Ende 1912 Herr Stadtv. Dr. Hilgenstock, in die Mitlieberversammlung des Märkischen Volksheilstätten=Verbandes werden bis 5. März 1914 die werren Stadtvv. Bickhoff, Bormann, Dr. Brand, Hermann, Hilgering, Kuppel und Schlieper wiedergewählt, in die verstärkte Verwaltungsdeputation des städtischen Vieh= und Schlachthofes auf sechs Jahre zunächst die Herren Stadtverordneten Hasenbring und Gronowski, zur Verstärkung der Baukommission gemäß Paragr. 6 des Ortsstatuts gegen die Verunstaltung der Straßen und Plätze er Stadt Dortmund die Herren Architekten Steinbach und Karl Schulze. 7. Der Magistrat beantragt, zur Errichtung eines städtischen„Naturwissenschaftlichen Museums“ Markt 12 und im Erdgeschoß des alten Rathauses 6000 Mark und an laufenden Kosten jährlich 1500 Mark zu bewilligen. Herr Stadtv. Dr. Meinin gyaus berichtet und empfiehlt warm, dem Magistratsantrage stattzugeben, ba die wertvolle Sammlung in zweckmäßiger Weise unsergebracht werden müßte, wenn sie erhalten bleiben und Studienzwecken dienen solle. Im Oberbergamt könnten die Sammlungen nicht untergebracht werden, da alle Räume und zwar infolge neuer Schenkungen besetzt seien. Herr. Stadtv. Hermann hält das vorgeschlagene Gebäude für nicht besonders geeignet und regt an, ein geeigneteres Haus zu wählen, damit das Provi orium etwas verlängert werde. Er beantragt, die Gelder zu bewilligen, aber die Lokalfrage zu vertagen oder das Grevel.sche Haus zur Verfügung zu stellen.— Herr Stadtv. Schlieper hält die Räume im alten Rathause usw. ebenfalls für durchaus ungeeignet für das kostbare naturwissenschaftliche Museum, sie seien zu klein, dunkel, feucht und ohne Luft. Deshalb möge man die Lokalfrage einer weiteren Beratung unterziehen. Herr Baurat Kullrich bemerkt, daß in der angeforderten Summe die Kosten für die Herrichtung der Räume nicht enthalten sei. Leider habe die Stadt kein geeignetes Haus zur Verfügung. Das Museum bedürfe einer Beaufsichtigung, die im alten Rathause durch den dortigen Ratsdiener ausgeübt werden könne. So schlimm, wie Herr Schlieper die Räume geschildert habe, seien sie nicht, denn sonst hätten, sie für das kunstgewerbliche Museum nicht verwendet werden können. Wenn das naturwissenschaftliche Museum sich mehr Freunde in der Bürgerschaft gewonnen und weiter entwickelt habe, könne an die Unterbringung in einem größeren und besseren Hause gedacht werden. Herr Stadtv. M öller meint, daß gerade die Räume im alten Nathause die vassendten seien. Herr Stadtv. Schwecendieck wünscht. daß man sich nach besseren Räumen umsehe, zumal man die unteren Räume des alten Rathauses zu anderen Zwecken sehr nötig habe. Es sprechen noch die Herren Stadtv. Schlieper(keinen Groschen für die alte Bude), Dr. Meininghaus(für zweckmäßigste Ausnützung der Räume), Professor Weinert(dankt für das dem naturwissenschaftlichen Museum bewiesene Interesse und bemerkt, daß die jetzt zur Unterbringung des Museums in Aussicht genommenen Räume auf die Dauer nich“ genügten. Die Sammlungen gehörten schon der Stadt Dortmund, da er die einzelnen Stücke nicht für den Naturwissenschaftlichen Verein, sondern stets nur für die Stadt Dortmund in Empfang genommen habe. Für den Anfang genügten die Räume im alten Rathause und Markt 12, jedes Gelaß habe seine Bestimmung, je nach Lage. Beleuchtung usw. erhalten. Es sei nötig, daß die Sammlungen noch vor dem Sommer in geeignete Räume untergebracht würden, wenn sie nicht wei ter verderben sollten). Die Stadtverordneren stellen die geforderten Gelder zur Verfügung. Die Lokalfrage wird nach dem Vorschlage des Magistrats erledigt. 8. Ueber den Antrag a) die Ausführung des Erweiter ungsbaues der Franziskanerschule an der Sölderstr. nach den vorgelegten Entwurfszeichnungen, und dem Kostenanschlage zu genehmigen und die Baukosten in Höhe von 161 900 Mark aus der Volksschulbauanleihe zu bewilligen, b) zuzustimmen, daß die für die Zentralheizung der Turnhalle an der Franziskusschule gegenüber der ursprünglich vorgesehenen Summe entstehenden Mehrkosten von 2500 Mark aus den heim Bau dieser Turnhalle zu verzeichnenden Minderausgaben gedeckt werden, berichtet Herr Stadtv. Suhrmann in ausführlicher Weise, indem er nach den Plänen darlegt, wie die Erweiterung der Schule vor sich gehen soll. Ueber die veranschlagten Kosten werde nicht hinausgegangen, vielmehr könne man auf einige Ersparnisse rechnen, was die Ausschreibung ergeben werde. Herr Stadtv. Schlieper macht auf eine neue Entlüftungsanlage aufmerksam, der man Interesse zuwenden möchte. Im Kasino sei das System zur Anwendung gekommen und funktioniere tadellos. Herr Oberingenieur Arnold bemerkt, daß bereits dieser Entlüftungsweise Obacht geschenkt worden sei.— Die Vorlage wird genehmigt. 9. Dem Magistratsbeschlusse„auf Wiedereinziehung für die grundbuchlich noch nicht aufgelassenen Wegeflächen aus Flur 2 Nr. 3289=89 zu verzichten“, wird zugestimmt. 10. Zu Ergänzungen und Erneuerungen am Spielplatzgebäude im Westerholz werden dem Antrage des Magistrats gemäß 600 Mark bewilligt. 11. Abnahme der Rechnung der Baufasse, betr. Errichtung eines Wohn= und Wirtschaftsgebäudes am hiesigen Stadthafen; abschließend in Einnahme und Ausgabe mit 113836,71 Mark, sowie Entlastung der Rechungsleger erfolgt, nachdem Herr Stadtv. Suhrmann berichtet. Das Rechnungsamt hat bemängelt, daß der Bau einem Generalunternehmer in engerer Submission vergeben worden sei, wodurch der Bau nicht so billig, wie bei anderer Vergebung hergestellt werden könnte. So große Objekte müßten öffentlich ausgeschrieben werden. Die einzelnen Bauhandwerker würden für die Stadt lieber und vielleicht billiger arbeiten als für einen Unternehmer, der, wie im vorliegenden Falle, finanziell schlecht gestellt sei. Referent bringt zum Ausdruck, daß das Rechnungsamt sehr tüchtig arbeite, durchaus trefsend und klar kritisiere. 12. Abnahme der Rechnung der Baukasse, betr. den Neubau eines Bootshauses im Hasengehiet, abschl. in Einnahme und Ausgabe mit 61 255,83 Mark, sowie Entlastung der Rechnungsleger wird dem Antrage des Stadtverordneten Suhrmann gemäß bewirkt. 13. Das Hochbauamt hat für von ihm vorzunehmende Untersuchungen von maschinellen Anlagen Indikatoren für 1100 Mark angeschafft. Die Ausgabe wird nachträglich genehmigt. Nachdem Herr Suhr mann als Referent sich gegen die Anschaffung weiterer Indikationen ausgesprochen, gibt. Herr Stadtv. Franzius seiner Verwunderung Ausdruck, daß die Baukommission vor Beschaffung nicht gefragt worden sei. Herr Baurat Kullrich bemerkt, das der Betrag von 1100 Mark für Indikatoren für den Schlachthof bei der ersten Lesung nicht bemängelt worden sei, da man nicht habe annehmen können, daß die 1100 Mk. in zweiter Lesung gestrichen würden, habe man die Indikatoren angeschafft. 14. Durch Beschluß des Provinziallandtages vom 5. Mai 1909 ist für die Provinz Westfalen das preußische Wanderarbeitsstättengesetz vom 29. Juni 1907 eingeführt und auf Grund des Paragraphen 1 des Gesetzes auch der Stadtkreis Dortmund für verpflichtet erklärt worden, eine Wanderarbeitsstätte zu errichten. Die Wanverarbeitsstätten haben die Aufgabe, mittellosen arbeitsunfähigen Männern, die außerhalb ihres Wohnortes Arbeit suchen. Arbeit zu vermitteln und vorübergehend gegen Arbeitsleistung Beköstigung und Obdach zu gewähren. Eine ähnliche Einrichtung besteht hier bereits in der von dem Dortmunder Wohltätigkeitsverein in Verbindung mit der hiesigen Herberge zur Heimat betriebenen sogenannten Naturalverpflegungsstation. die von der Stadt(aus Sparkassenüberschüssen) mit jährlich 3000 Mark und von der Provinz mit einem Drittel der Kosten unterstützt wird. Außerdem erstattet die Armennverwaltung dem Wohltätigkeitsverein das Defizit des Holzhofes, da auf diesem auch Ortsarme beschäftigt werden. Der Magistrat hat beschlossen, bei der nunmehr gesorderten Einrichtung der Wandearbeitsstätte seitens der Stadt sich der bisherigen Mitwirkung des Wohltätigkeitsvereins und der Herberge zur Heimat weiter zu bedienen. Er hat zu diesem Zwecke mit beiden Korvorationen in diesem Sinne Verträge abgeschlossen. Zwei Drittel der Kosten der Wanderarbeitsstätte werden von der Provinz getragen. Die Unterhaltung ist im wesentlichen nicht teurer wie früher. Die Neuregelung des Wanderarbeitsstättenwesens tritt am 1. Januar 1911 in Kraft. Die Stadtverordneten genehmigen die erwähnten Verträge. Referent ist Herr Stadtv. Zur Hellen. 15. Gegen den Antrag des Magistrats, die Bestimmung betr. die Verwaltung des städtischen Wasserwerkes abzuändern, daß die Stadtverordneten erst bei Ausgaben über 5000 Mk. gefragt werden sollen. Dagegen wenden sich die Herren Stadtv. Beuckelmann 2 und Suhrmann, weil sie kein Recht aus der Hand geben wollen. Ihnen entgegnen die Herren Oberbür= geimeister Dr. Eichhoff und Stadtv. Franzius. Die Magistratsvorlage wird angenommen. 16. Der Magistrat beantragt die Aufnahme einer Anleihe von drei Millionen Mark mit 4 Prozent und von 1914 ab mit 3 Prozent zu tilgenden Anleihe zur Deckung der durch die Verbesserung der Straßenverhältnisse in der inneren Stadt in den letzten Jahren entstandenen und noch entstehenden Kosten zu genehmigen. Herr Stadtv. Asemann erstattet Bericht und empfiehlt unter Hinweis auf die der Vorlage beigegebene ausführliche Begründung Genehmigung der Vorlage. Herr Stadtv. Uhlmann bringt bei dieser Gelegenheit Beschwerden der Anwohner der Liebigstraße zum Ausdruck, daß die Arbeiten dort nicht besser gefördert würden und die Beleuchtung mangelhaft wäre usw.— Herr stellvertr. Vors. Pork macht darauf aufmerksam, daß die Beleuchtung der Liebigstraße mit der rein finanziellen Frage der Vorlage doch in einem recht lockeren Zusammenhange stehe. Die Vorlage wird hierauf genehmigt. 17. Für die Realschule werden für 1910: 500 Mk. nachbewilligt. 18. Ueber den Antrag, zum Ankauf einer Käfersammlung. sowie einer Schmetterlingssammlung usw. des Prof. Dr. Schmidt in Hagen für das zu gründende naturwissenschaftliche Museum den Betrag von 1000 Mark zubewilligen, berichtet Herr Stadtv. Bickhoff. der Herrn Professor Weinert volle Anerkennung für seinen Eifer bei Vermehrung der naturwissenschaftlichen Sammlungen zollt und bemertt, daß der Ankauf der Sammlung einem Herzenswunsche des Herrn Prof. Weinert entspreche Herr Stadtv. Sternau ist für Bewilligung, freut sich der Bereicherung des naturwissenschaftlichen Museums und bittet Herrn Professor Weinert, sich Herrn Museumsdirektor Baum zum Muster zu nehmen und an die Türen der reichen Leute, die gern etwas stifteten, zu klopfen, Herr Stadtv. Uhlmann empfiehlt Herrn Professor Weinert, demnächst einmal bei Herrn Sternau anzuklopfen. Im übrigen spricht er für Annahme der Vorlage, die erfolgt. Herr Professor Weinert dankt namens des Naturwissenschaftlichen Vereins für die heutigen Beschlüsse der städtischen Behörden hinsichtlich Schaffung eines naturwissenschaftlichen Museums. 19. Einem Erbbauvertrag mit dem Kaufmann K. Baßet hinsichtlich eines 800 Qugdratmeter großen Grundstückes am Hafen wird zugestimmt. 20 Für das Stadttheater sind bezw. werden außeretatsmäßig für 1910 ausgegeben 100 Mark für Dekorationen. 600 Mark für Kostüme und 1130 Mark für die Bibliothek. Herr Stadtv. Suhrmann fragt, nachdem Herr Stadtv Schweckendieck die Nachverwilligung laut einstimmigen Beschlusses der Theaterdeputation empfohlen, wozu man denn einen Theateretat habe. Die Verwaltung des Theaters habe sich nach dem Etat zu richten. Im Gegenteil aber habe man fortgesetzt außeretatsmäßige Bewilligungen auszusprechen. Herr Stadtrat Dr. Bold t rechtfertigt die Forderungen und bemerkt. daß die Ausgaben nicht vorher so festständen, wie bei anderen Etats. Der Herr Referent ergänzt diese Ausführungen. Nachdem noch die Herren Oberbürgermeister Dr. Eichhoff und Stadtv. Asemann gesprochen, werden die geforderten Beträge bewilligt. 21. Abnahme der Jahresrechnung der Armenund Gemeindewaisenratskasse. sowie der dazu gehörigen Anhangsrechnungen über die Stiftungs= und Legaten= sonds für 1908, abschließend im Ordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 894 844,58 Mark und Mark 6312,82 Einnahmeresten, im Extra=Ordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 179 738,28 Mark, sowie Entlastung der Rechnungsleger. 22. Abnahme der Jahresrechnung der Straßenbahnkasse für 1907; abschließend a) im Ordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 2173287,36 Mark, b) im Extraordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 6797234,62 Mark und 679010,49 Mark Einnahme= bezw. Ausgaberesten, nachträgliche Genehmigung von 20 107,80 Mark Ueberschreitungen beim Ordinarium, sowie Entlastung der Rechnungsleger. 23. Abnahme der Jahresrechnung der Büchereikasse für 1908, abschließend im Ordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 55 097,96 Mark, im Extraordinarium in Einnahme und Ausgabe von 12097.79 Mark und mit einem Reck von 300 Mark, Genehmigung der vorgekommenen Ueberschreitungen von 1,47 bezw. 97,79 Mark. sowie Entlastung der Rechnungsleger. 24. Abnahme der Jahresrechnung für das Wohnund Wirtschaftsgebäude am Hafen kür 1908, abschl. in Einnahme und Ausgabe mit 8550,54 Mark, nachträgliche Genehmigung einer Ueberschreitung von 163.25 Mark, sowie Entlastung der Rechnungsleger. 25. Abnahme der Jahresrechnung der Gymnasial= kasse nebst den dazu gehörigen Fonds für 1908, abschließend im Ordinarium in Einnahme und Ausgabe mit 246 261,63 Mark und 1243 Mark Einnahmeresten, in Extraordinarium gleichmäßig mit 30586,70 Mark, Genehmigung einer vorgekommenen Ueberschreitung von 156.08 Mark, sowie Entlastung der Rechnungsleger. Die Abnahmen 21 und 22 erfolgen nach dem Referate des Herrn Stadtv. Heinemann debattelos, desgleichen 23 und 24 nach dem Referate des Herrn Stadtv. Linde, sowie 25 nach dem Referate des Herrn Stadtv. Wiskott. Schluß der öffentlichen Sitzung. Lokales und Orovinzielles. Dortmund, den 7. Februar. —8 Im Verein Frauenbildung=Frauenerwerb wird am Mittwoch Abend Frl. Dr. Schirmacher, die uns in Dortmund keine Fremde ist, über die Frauenbewegung in Rußland und Finland sprechen. Im InInteresse von Frl. Dr. Schirmacher die sich auf einer größeren Vortragstour befindet, mußten wir von Freitag, unserm Vereinstag absehn, doch hoffen wir, daß der Name einer so tüchtigen Rednerin, einer in der Frauenbewegung so bewährten Persönlichkeit trotzdem seine Anziehungskraft bewährt. —* Polizeibericht. In der Nacht zum Sonntag bezw. im Laufe des Sonnabend wurden 20 Personen festgenommen und zwar: 12 wegen Obdachlosigkeit, 5 wegen Diebstahls und je einer wegen Unfugs, Trunkenheit und Uebertretung der sittenpolizeilichen Vorschriften.— Auf dem hiesigen Fundbüro wurden 2 deutsche Schäferhunde und 1 Hund, Bastard=Kreuzung Kriegs= und Schäferhund als zugelausen angemeldet. Die Eigentümer können sich auf dem genannten Büro melden. —§ Kronenburg, Obwohl die Symphoniekonzerte des philharmonischen Orchesters schon im Allgemeinen Dortmunder Stadttheater Der Ring des Nibelungen von Wagner. 3. Tag:„Götterdämmerung“. Dortmund, 4 Februar. Der Höhepunkt in der dramitischen Entwicklung ist überschritten, und die Orchestereinleitung sagt uns, daß alles zur Katastrophe drängt. Schon die ersten Akkorde, dic dem Erscheinen der drei Nornen vorangehen, erwecken in uns ein ahnungsvolles Grauen, ein Gefühl der Furcht vor einem nicht zu entrinnenden Schicksal. Verschwunden ist die lebensfrohe Stimmung, die uns am Schlusse des„Siegfried" begeisterte, sie hat dem Gefühle der bangen Erwartung Platz gemacht. Und wenn die Nornen verschwunden sind, betrachten wir Siegfried und Brunhilde, die noch in ihrem vollen Glücke vor uns hintreten, mit einigem Mitleid. Die Grunostimmung der Trauer waltet vor durch die ganze„Götterdämmerung“ und wenn auch einmal eine hellere Stimmung eintritt, ein Motiv der Lebensfreude anklingt, so wird dadurch der Eindruck des Düstern nur noch mehr verstärkt. Die Götterdämmerung erfuhr eine Wiedergabe, die mon fast vollendet nennen könnte, in Einzelheiten verdient sie dieses Prädikat unbedingt. Abweichend von meiner Gewohnheit möchte ich heute mit dem Orchester beginnen, das ja bei Wagner kein Begleitinstrument im eigentlichen Sinne ist, sondern ganz selbständig auftritt. Und das Orchester hat sich in der Tat mit Ruhm bedeckt. Wenn man bedenkt, was es allein an Arbeit — wenn ich mir hier einmal den harten Ausdruck erlauben darf,— leistete, so müßte man staunen, aber wie es seine künstlerische Aufgabe löste, das war bewrundersnert im höchsten Grade. Selbst wenn Schwächen der Sänger und Darsteller zu Tage traten, worauf ich noch zu sprechen kommen werde, so machte sie das Orchester vergessen, darum Ehre Herrn Kapellmeister Wolfram und seiner unübertrefflichen Künstlerschar! Eine frohe Erwartung der Besucher des„Siegfried“ ging in Erfüllung: Frl. Biselln vom Stadttheater in Tüsseldors sang wiederum die Brunhilde. Wenn sie im Siegfried kam, sang und siegte, so heftete sie auch heute den Sieg an ihre Fahne.„Wagnersänger“! Wir verbinden mit diesem Worte den Begriff des Kraftvollen, Sieghaften. Frl. Biselly ist eine gottbegnadete Wagnersängerin, auf die das Orchester in seinen onnamischen Mitteln nicht die geringste Rücksicht zu nehnen braucht. Auch ihr Spiel steht auf gleicher Höhe, sodaß ihre Brünhilde einfach großartig war. Da auch unsere heimischen Größen unter den Damen auftraten, so war es höchst interessent, einen Vergleich ihrer Leistungen mit der des Gastes anzustellen, Zu diesem Vergleiche forderte besonders die Szene heraus, in der Frau Wildbrunn als Waltraute Brünhilde zur Herausgabe des Ringes bewegen will. Und da bewies Frau Wildbrunn, daß unsere Oper an ihr eine Kraft allerersten Ranges besitzt. Erreichte sie ihre Partnerin nicht ganz an Tonvolumen, an Schönheit des Tones kommt sie ihr, gelinde gesagt, vollständig gleich. Als Nerne war sie ausgezeichnet. Nicht ganz auf gleicher Höhe stand in dieser Treizahl Frl. Schwarz. Das Dramatische ihrer Gutrune kam nicht in dem Maße zum Ausdruck, wie man es von ihr gewohnt ist. Das liegt aber nicht an der hochgeschätzten Sängerin, sondern an der Gestaltung dieser Partie durch den DichterKomponisten. Gutrune wird zu ihrem Verhalten gegen Siegfried überredet. und dieses im Grunde Unfreie, schwebt über der ganzen Partie, sodaß ihr das Eigentlich=Elementare fehlt. Die Rheintöchter waren die Damen Mayer=Olbrich, Kluge und Devera, die in ihren Leistungen entzückend waren, vor allem Frl. Mayer= Olbrick mit ihrem duftigen, leicht ansprechenden So pran. Frl. Mayer=Olbrich und Frl. Kluge vetätigten sich auch als Nornen mit vollem Erfolge. Von den Herren sei an erster Stelle, der Bedeutung seiner Aufgabe gemäß, perr Theurer genannt. Er hat seine Riesenaufgabe mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gelöst.„Nemo ultra posse obligatur“ sagt der Lateiner, d. h. auf gut Deutsch:„Wenn jemand seine ganz: Kraft einsetzt, so sei zufrieden.“ Von diesem Standpunkte aus verdient Herr Theurer alles Lob. Aber„Wagnersinger“ ist Herr Theurer nicht, und wird es, glaube ich, auch nicht werden. Ich schätze ihn sehr und habe oft seine Gewissenhaftigkeit bewundert, mit der er sich den mannigfaltigsten Aufgaben unterzog. aber sein„Siegfried“ konnte mich doch nicht begeistern. Schon seine Gestalt entbehrt das Heldenhafte, und wenn auch sein Organ an einzelnen Stellen siegreich klang, so war es an manchen andern doch u klein, besonders im Vergleich zu dem Brünhildes, ie seinen Siegfried hin uno wieder in Grund und Boden sang. Doch widerhole ich, seine Leistung hat mir auch dieses Mal volle Hochachtung abgenötigt! Von der Partie des Gunter gilt dasselbe, was ich über jene der Gutrune sagte, Auch Gunther wird überredet und geschoben. In seinen Taten ist er nur ein halber Mann, und wenn es ihn einmal packt, dann hat man das Gefühl des Unechten, Gemachten. Im Vortrage des Herrn Reisinger trat dieser Zwiespalt klar zutage, er konnte sich nicht ausleben. Als Sänger, wie als Spieler war Herr Reisinger tadellos, seine äußere Erscheinung war vortrefflich. Von Herrn Werhard, kann man mit Recht sagen:„Ende gut, alles gut“. Aber ich möchte zur Vorsicht den zweiten Teil des Satzes besonders unterstreichen. Alberich war auch gestern nieder ganz hervorragend; es sei nur an das eindringliche: „Schläfst du, Hagen, mein Sohn?“ erinnert. Sein Alberich war in der Tat die Verkörperung des Hasses. Dieser Hagen, Alberichs Sohn, war Herr Barck. Ich nenne ihn von den ausübenden Kräften an letzter Stelle. Die Gedanken, die mich dabei leiten, sind die des Kindes, das bei einer Mahlzeit den schönsten Leckerbissen bis zu allerletzt aufbewahrt. um dann mit doppeltem Vergnügen zu genießen. Ja, ich gestehe es offen, Herr Barck hat mich gestern hingerissen, wie kaum ein anderer von den Künstlern. Gewiß muß bei seiner schönen Bühnenfigur und seinem sonoren Organ die Partie des Hagen unbedingt zu einer„dankbaren“ werden, aber Herr Barck stattete sie aus, daß sein Hagen ein hochkünstlerischer Genuß wurde. Das war vortrefflich, wie er kalt lauernd seine Faden spann und nur hin und wieder verriet, welch ein Brand von Leidenschaft in seinem Busen tobte. Auch nicht in einer Niene wurde er seiner Auffassung untreu— eine grandiose Leistung! Der Chor trat nur wenig in Aktion. War sein Gesang nicht so ganz einwandfrei, so gab er doch bei Siegfrieds Tod ein packendes Bild von tiefgehender Wirkung. Um allen beteiligten gerecht zu werden, will ich noch erwähnen, daß Grane nicht den geringsten Anlaß zum Tadel gab, auch dann nicht, als ihn die Flammen umlobten. Die Aufführung fand begeisterten Beifall. Das Publikum war entzückt und rief die Darsteller immer wieder vor die Rampe. Herr Theurer bekam wieder einen mächtigen Lorbeerkranz, oder gehörte er Frl. Biselly? Begeisterte Rufe erschollen, nach Herrn Hofmann, der den Ring so großartig inszenierte, nach Herrn Wolfram, dem genialen Leiter des Orchesters und nach Herrn Förster, in dessen bewährten Händen die Regie lag. Von dieser Stelle aus aber sei allen Künstlern herzlicher Tank glesagt für die Großtat, die sie mit der Aufführung des Ringes vollbrachten, für die unendliche Mühe, die sie freudig auf das Gelingen des erhabenen Werkes verwandten für den wunderbaren Genuß, den sie dem begeisterten Publikum boten. — 0— Berns". X Dortmund, 6. Februar. Hatten wir einer gütigen Schickung zu danken. daß in der heurigen Aufführung des Ringes die un übertreffliche Sangeskünstlerin Frl. Boselly durch ihren herrlichen Gesang ersreute, so konnten wir heute in der Kgl. Hofschausp. Frl. Rottmann eine gottbegnadigte, große Künstlerin begrüßen. Ihr me ist in Dortmund schon rühmlichst bekannt.— Gerhard Hauptmann versucht in Rose Bernd den heutigen modernen Anschauungen die den Bestrebungen der sozialen Vereinigung„Mutterschutz" und wolchen ähnlicher Tendenzen zu Grunde liegen, gerecht zu werden. Die erschütternde Tragik in der Lebenführung der Hauptperson„Rose Bernd“ greift unmittelbar aus Herz. Hauptmann weiß so treffend, so lebenswahr zu zeichnen, daß man hingerissen miterlebt, Rose Bernd wurde von Frl. Rottmann ganz hervorragend wiedergegeben. Das war nicht mehr Frl. Rottmann, das war das frohe, fesche Landkind, das liebende und vertrauende Mädchen, das geängstigte bis zum Verzweiflungswahnsinn gehetzte Weib. Frl. Rottmann ist eine große Künstlerin— damit habe ich alles gesagt. Herr Herr Mayr zeichnet den Gutspächter Flamm vor züglich, wie man von diesem Künstler nicht unders gewohnt. Frl. Gabrieli als Frau Flamm wußte ihrer Rolle die besten Seiten abzugewinnen. Die Leistungen Herrn Schuberts waren sehr gut. Mit besonderer Liebe hatte er sich in den Charakter seiner Rolle vertieft, er spielte bis zum Sluß packeno und lebenswahr Herr Weiglin verkörperte den gläubigen, sittlich strengdenkenden, alten Vater vorzüglich. Besonders im letzten Akt war sein Spiel hervocragend schön. Herr Kaufmann zeichnete den charalteristischen, dem Trunke ergeben Maschinisten wahrheitsgetreu, abgesehen von kleinen Uebertreibungen. Die übrigen Mitwirkenden, die zum Gelingen des Ganzen ihr Bestes gaben, wollen sich mit einem Sammellob begnügen. Aeußerst angenehm berührte mich die Auffassung der Künstlerin in der Toilettenfrage. Das war kein Kostüm, um die körperlichen Reize zu heben— nur so und nicht anders durfte Rose Bernd ausschauen. Die wahre Künstlerin bedarf keiner Aufmachung. Dagegen fielen die kokett gekleideten Mägde, die sich möglichst unnatürlich gaben, sehr ab. Könnte nicht da der Herr Regisseur der persönlichen Eitelkeit einen kleinen Dämpfer geben? Das Haus war trotz erhöhter Preise nahezu ausverkauft, ein Zeichen, wie sehr Dortmund eine wahre Künstlerin zu schätzen weiß. Die Zuschauer, dankten durch enormen, lang anhaltenden Beifall. LerAte bietungen das dieswöchentliche( tag eine ganz besonder alte, liebe, Bekannte Abend begrüßen könne serer neudeutschen Kom heim, der erit vor wen zosischen Ehrenlegion zeichnung, die nur d und Professor Heuri . Zt. lebenden Geiger Zweise bei nummeriert nenten der Konzerte det den 2 Freitagskarten tagskonzerte in Zahlur für die Eintrittskarte plan liegt im Verkeh der Plätze auf. —8 Kläranlag bedingt durch die fo völkerung macht in eines zweiten Hauptka “ unserer Stadt entfern würden aber der Ste sation bezw. die Rie men verausgabt hat,e wird daher zurzeit, na Essen, mit der Einrich Abführung der geklä Emscher gute Erfahru sich die Einrichtung ein als die weitere Ausd —8 Erwischte gen 5 Uhr wurde an eine große Spiegelsch eines großen Steines sich daran machte, de er verhaftet. Es ist di — B e i d e m V e r s u c h e schäfte von Hufnagel in diebischer Absicht,z sterputzer Anton Mei überrascht und festgen —“ Städtisch nund. 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Symphoniekonzert am Frei tag eine ganz besondere Ausnahme bilden. Zwei Gäste, alte, liebe, Bekannte sind sind es, die wir an diesem Abend begrüßen können: Den beachtenswertesten un serer neudeutschen Komponisten, Prosessor Friedr. Gernsheim, der erst vor wenigen Tagen zum Ritter der fran „ösischen Ehrenlegion ernannt worden ist(eine Auszeichnung, die nur den Auserwähltesten zuteil wird) und Professor Heuri Marteau, den beliebtesten aller 1 Bt, lebenden Geiger. Kas Konzert sindet ausnahmsZweise bei nummerierten Plätzen statt. Von den Abonnenten der Konzerte des philharmonischen Orchesters werden 2 Freitagskarten oder 34 Karten für die Nachmittagskonzerte in Zahlung genommen, während der Preis üe die Eintrittskarte 2 Mark beträgt. Der Stuhlplan liegt im Verkehrsbüro, Markt 2a, zum Belegen der Plätze auf. —8 Kläranlage. Die fortschreitende Bebauung, bedingt durch die fortwährende Vermehrung der Bezölkerung macht in absehbarer Zeit die Ausführung eines zweiten Hauptkanals nach den 16 Kilometer von unserer Stadt entfernten Rieselfeldern nötig. Dadurch würden aber der Stadt, die bereits für die Kanalisation bezw. die Rieselfelderanlage bedeutende Summen verausgabt hat, erneut große Kosten entstehen. Es wird daher zurzeit, nachdem auch andere Städte, z. B. Essen, mit der Einrichtung von Kläranlagen und der Abführung der geklärten Abwässer in die regulierte Emscher gute Erfahrungen gemacht haben, geprüft, ob sich die Einrichtung einer Kläranlage billiger stellen wird, als die weitere Ausdehnung des Rieselfelderbetriebes. —8 Erwischte Schaufensterdiebe. Montag Morgen 5 Uhr wurde an dem Th. Althoffschen Warenhause eine große Spiegelscheibe an der Hansastraße mittels eines großen Steines zertrümmert. Als der Täter sich daran machte, das Fenster auszuräumen, wurde er verhaftet. Es ist der Schuhmacher Bernh. Terbüchte. — Bei dem Versuche, ein Schaufenster an dem Geschäfte von Hufnagel und Wünderlich, Oestermärschstr. in diebischer Absicht, zu zertrümmern, wurden der Fensterputzer Anton Meiritz und Arbeiter Franz Kadlar überrascht und festgenommen. — Städtische Schreibstube in Dortnund. In der städtischen Schreibstube für Stellenlose Brü# verweg 38 wurden im Jan. 1911 angefertigt: 21647 #Adressen, 3634 Seiten Abschriften, 3505 Seiten Ver# oielfältigungen. Es wurden 11 Schreiber 649 Stunden u der Schreibstube bei einem Stundenlohn von inges die un Ally durch ihen wir heute n eine gottbeIhr annt.— Gerden heutigen ungen der sosolchen ähnliht zu werden. enführung der ittelbar aus lebenswahr zu Rose Bernd sagend wiederkottmann, das sende und verzum Verzweismann ist eine s gesagt. Herr Flamm vornicht unders Flamm wußewinnen. Die sehr gut. Mit harakter seiner packend und lee den gläubiter vorzüglich. spiel hervocraete den charatinisten wahrstreibungen. i Gelingen des it einem Samdie Auffassung Das war kein heben— nur nd ausschauen. machung. e, die sich mooste nicht da der keit einen klei se nahezu ausund eine wahre chauer, dankten all. # d u r c h s c h n i t t l i c h 3 3 P f g b e s c h ä f t i g t. A u ß e r d e m w u r d e n 28 Schreiber 4026 Stunden außerhalb der Schreibstube ##bei Geschäftsleuten usw. beschäftigt, was einer Gesamtleistung von rund 585 Tagen entspricht. Geschäfts= und Privatleute, die Schreibarbeiten zu vergeben haben und denen geeignete Kräfte nicht zur Verfügung stehen, werden zebeten, sich der Schreibstube, die bekanntlich stellenlosen Schreibern und Kaufleuten vorübergehende Beschäftigung zewährt, zu bedienen. —' Hauptarbeitsnachweis Dortmund. Vereinigte Arbeitsnachweise der Stadt Dortmund und der Handwerkskammer Dortmund.) Abteilung für unge lernte Arbeiter(Städtischer Arbeitsnachweis.) In Mon Jan. 1911 meldeten sich 1065 Stellenlose, 505 offene Stellen wurden angemeldet und 357 Stellen wurden sesetzt.(Abteilung für Handwerksgesellen und Lehrlinge Arbeitsnachweis der Handwerkskammer Dortmund.) Im Monat Jan. 1911 meldeten sich 1330 Stellenlose, 169 offene Stellen wurden angemeldet und 366 Stellen vurden besetzt. Abteilung für Hotel= und Restaurations#ersonal.(Städtischer Arbeitsnachweis). Im Monat kan. 1911 meldeten sich 695 Stellensuchende, 561 iffeue Stellen wurden angemeldet und 514 Stellen vurden besetzt. Abteilung für weibliche Personen.(Städt. Irbeitsnachweis). Im Monat Jan. 1911 meldeten ich 305 Stellenlose, 266 offene Stellen wurden angemeldet und 195 Stellen wurden besetzt. Essen, 8. Februar. Heute morgen wurde bei der Revision des Vlissinger D=Zugs auf einem Abort eine ännliche Leiche mit einer Schußverletzung aufgefunn. Es liegt zweifellos Selbstmord vor. Duisburg, 6. Februar. Die auswärts verbreiteen Meldungen, denen zufolge in Duisburg 3 Choleraälle vorgekommen sind, sind vollkommen unbegründet ind beruhen wahrscheinlich auf einer Verwechselung mit rei Fällen von schwarzen Pocken, welche hier festgeellt worden sind. Eine Person ist der Erkrankung eregen, die beiden anderen befinden sich auf dem Wege er Besserung. Ein Grund zu irgendwelcher Beunruigung liegt nicht vor. Düffeldorf, 5. Februar. Vor langen Jahren, als usseldorf sich zur Großstadt zu entwickeln begann, wurden von der Stadtverwaitung alterlei Maßnahmen vorbereitet, und ausgeführt, die dazu dienen sollten, den anwachsenden Verkehr zu heben, sowie der Stadt ein mehr großstädtisches Gepräge zu verleihen. Vereine und Korporationen äußerten die verschiedensten Wünsche in dieser Beziehung. Einer dieser Wünsche ging dahin, mehr Droschkenhalteplätze einzurichten, insbesondere an den Bahnhöfen. Die Stadtverwaltung entsprach dem und ordnete an, daß u. a. am Kirchplaz 4 und am Bilker Bahnhofe 5 Droschken zu halten hätten. Damit die Fremden, die bei Nacht ankämen, die Droschsen nicht übersehen sollten, wurden die Plätze mit Laternen und diese mit der Ausschrift versehen: „Stand für Droschken“. Allein man hatte nicht daber bedacht, das die Schnellzüge am Biller Bahnhof nicht halten, und daß Leute, die mit den gewöhnlichen Personen= und Bummelzügen ankommen, es nicht so eilig haben, um den Heimweg in der Droschke anzutreien. Und so kam es, daß die Droschken fast stets vergeblich auf Fahrgäste warten mußten und infolgedessen eine nach der anderen von ihnen wegblieb. Was aber blieb, das waren die beiden Laternen, die mit ihrer helleuchtenden Inschrift dem Wanderer anzeigten, daß hier ein Platz sei, wo Droschken halten sollten. Es konnte nicht fehlen, daß sich der Volkswitz der Sache bemächtigte und mit der Zeit verschwand dann auch die Laterne am Kirchplatz. Aber die am einsamen Bilker Bahnhof leuchtet noch heute allnächtlich und kündet den Fremden wie Einheimischen den Halteplatz für fünf Droschken an, obgleich seit einem halben Menschenalter dort keine einzige Droschke mehr gehalten hat. Frauenstimmrecbt, Es wird uns geschrieben: Die Tortmunder Zeitung bringt in ihrer Sonntagsnummer anstelle des Leitartikels einen Bericht gegen das Frauenstimmrecht. So muß man ja wohr diesen Bericht nennen, wenn man die geschmackvollen Zeilen aufmerksam liest. Doch will ich nicht mit dem Schluß beginnen, sondern zunächst die in der Dortmunder Zeitung abgedruckte Berichterstattung etwas ergänzen, da ich die Ausführung von Frau Breitscheid anders verstanden habe, wie ich sie dort finde. Frau Breitscheid hat nicht gesagt, daß die Männer die Frauen in keiner Weise vertreten, sondern sie sagte:„daß die Männer nicht genügen, und nicht in jeder Frage die Interessen der Frauen vertreten wie z. B. beim Kaufmann= und Lehrerstande". Auch hat Frau Breitscheid nach meiner Auffassung nicht behauptet, daß, wenn Frauen im Reichstage oder Abgeordnetenhause wären, daß dann die Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel nicht eingetreten sein würde, dafür ist Frau Breitscheid doch zu klug. Sie sagte nur:„Warum soll die Frau, welche bei schlechten Geschäftszeiten und teueren Lebensmittelpreisen meist mit dem selben Wirtschaftsgeld haushalten muß, wie in guten Zeiten, nicht mitberaten, wenn im Reichstag über die Verteuerung dieser für sie besonders wichtigen Dinge diskutiert wird.“ Sie würde dann sicherlich dagegen protestieren, nenn Brot und Fleisch derart verteuert werden, daß minderbemittelte Kreise den Genuß dieser Nährmittel kaum mehr erschwingen können. Dann sagte sie weiter:„In Australien und Finland, wo Frauen mit in der Volksvertretung sind, wurde die soziale Gesetzgebung zugunsten der Frau und des Kindes besser ausgebaut, wurden Jugendgerichtshöfe eingerichtet, wurden erfolgreiche Mittel gegen den Alkoholmißbrauch gefunden, wurden der weiblichen Jugend bessere und leichter zugänglichere Bildungsmöglichkeiten verschafft.“ Sie hat aber nicht den Vergleich gezogen, daß dort die soziale Gesetzgebung besser ausgebaut sei als„anderswo“. Auch dazu ist Frau Breitscheid viel zu gut unterrichtet. Dann aber ist es Tatsache, daß z. B. in Preußen, für Knabenschulbildung 95 Prozent und für Mädchenschulbildung 5 Prozent des gesamten Etats ausgegeben wird und daß bei einer solchen Verteilung der Mittel von einer genügenden und gerechten Vertretung der Männer für die Ausbildung der Mädchen die Rede sein kann, wird billigerweise niemand behaupten. Was nun die Ansicht der Dortmunder Zeitung betreffs der politischen Beziehung der Löhne von einer„politischen“ Mutter anbelangt, so kann ich ihre Ansicht, daß man dann in den Fehler der Sozialdemokratie verfallen muß, absolut nicht teilen. Ich bin vielmehr überzeugt, daß es jedem Sohn und jeder Tochter nur vom Nutzen sein kann, wenn die politische Mutter“ sie auf die Vorzuge und die manger der politischen Einrichtung aufmerksam macht. Die Befürchtung einer einseitig parteipolitischen Beeinflussung der heranwachsenden Jugend ist schon deshalb nicht s beäongstigend, weil wir ja alle wissen, daß sich unsere Kinder viel lieber und viel leichter von Fremden beeinflussen lassen, wie von der Mutter und weil der historisch=wissenschaftliche Unterricht in den Schulen auch einen gesunden Ausgleich schafft. Nun aber komme ich zum Schlusse und damit zum Schmerz des Artikelschreibers gegen den Linksliberalismus. Wenn man seit Monaten die Leitartikel der Dortmunder Ztg. gelesen, und dabei gesehen hat, mit welchem Appetit dieser Herr die Linksliberalen mit Haut= und Haaren aufgegessen hat, kann man seinen Schmerz begreifen, daß die politischen Frauen so sentimental sind, sich dem Linksliberalismus in die Arme zu werfen, jedoch ist bei allen Menschen der Selbsterhaltungsbetrieb genug entwickelt, um sich zu sagen, daß nur von dort den Frauen Unterstützung ihrer berechtigten Forderungen kommt, daß nur Fortschrittliche Männer auch den Fortschritt der Frauenentwicklung als Fortschritt begrüßen und fördern und daß Konservalismus und Rechtsliberalismus Stillstand und Tod für die Frauensache bedeutet; deshalb haben sie sich ihre„Bildner“ dort ausgesucht, wo sie Förderer fanden. Sch. und Dortmund. 7. Februar. Städtischer Viehhof. Zum gestrigen Schlachtviehmarkte waren aufgetrieben: 619 Stück Großvieh, 252 Kälber, 3 Schase, 2270 Schweine. Bezahlt für 100 Pfund Lebend= Schlachtgewicht gewicht 1. Rinder. A Ochsen: a) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes, die noch nicht gezogen haben(ungejocht b) vollfleischige ausgemästete svon 4—7 Jahren] el junge, fleischige, nicht ausgemästele und ältere ausgemästete d mäßig genährte junge, gut genährte ältere B. Bullen: a) vollfleischige, ausgewachsene höchsten Schlachtweites b] vollfleischige jüngere cl mäßig genährte junge und gut genährte ältere C. Färsen und Kühe: a) vollfleischige ausgemästete Färsen höchsten Schlachtwertes b) vollfleisch ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren c) ältere ausgemästee Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe n. Färsen 0 mäßig genährte Kühe und Färsen el gering genährte Kühe und Färsen 2 Kälber. a] Doppelender, feinste Mast bl seinste Mastkälber c) mittlere Mast= u. beste Saugkälber d geringere Mast= u. gute Sangkälber el geringere Sangkälber 3 Schafe. A Stallmastschafe: a) Mastlämmer u. jüngere Masthammel b) Mastlämmer und gut genährte junge Schafe c) mäßig genährte Hammel und Schafe Merzschafe B. Weidemastschafe: a) Mastlämmer b) geringe Lämmer und Schafe 4. Schweine. a) Fettschweine, über 150 Kg.[3 Ztr.] Lebendgewicht bl vollfleischige Schweine v. 120—150 Kiloar[240-.300 Pid.] Lebendgew. c) vollfleischige Schweine von 100—120 Kilogr.[200—240 Pfd] Lebendgew dl vollfleischige Schweine von 80—100 Kilogr.[160—20) Psd] Lebendgew. e] vollfleischige Schweine unter 80 Kg. (160 Pfd.) Lebendgewicht f) Sauen Tendenz gut. Von Schweinen wurden zu 63 Mk. 150. 62 Mk. 197, 61 Mk. 476, 708, 59 Mk. 167, 58 Mk. 104, 57 Mk. 39, 28, 55 Mk. 13 Stück. 48—50 47—50 46—49 46—48 46—47 60—62 59—62 58—61 58—60 57—59 verkauft 60 Mk. 56 Mf. Berlin, 6. Febr. Der Reichsbankdiskont wurde auf viereinhalb, der Lombardenzinsfuß auf fünseinhalb Prozent herabgesetzt. Aus dem Gerichtssaal. Strafkammer Dortmuns. Dortmund, 6. Februar. Schickt mir Geld, oder ich breche ein! So schrieb der Bergmann Emil Golombeck an seine Eltecn, und als diese nicht auf das Verlangen ihres Sohnes eingingen öffnete Golombeck gewaltsam die Selters vasserbude des Bergmanns Josef Hellekemper und räuberte alle Sachen, die zum Verkaufe in der Bude aufbewahrt wurden. In der Nacht zum 22. Dezember versuchte Golombeck einen zweiten Diebstahl in die Selterswasserbude des Herrn Wittfamp, er wurde bei der Arbeit aber gestört. In der Person des Bergmanns Strelczyk hatte der Dieb einen Helfer, der„Schmiere“ stand. Solombeck, der bereits wegen Diebstahls vorbestraft ist, wurde zu 1 Jahr 3 Monate Gefängnis verurteilt, die bürgerlichen Ehrenrechte wurden dem Burschen auf die Dauer von 5 Jahren aberkannt. Der bisher noch unbestrafte Strelczyk kam mit einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten davon. Eine Reihe Diebstähle verübte der Arbeiter Emil Weber, aus Unna der sich heute vor der Strafkammer zu verantworten hatte. Bei der ihm befreundeten Familie Arbeiter Wilhelm Tamm brachte er einen Teil der gestohlenen Gegenstände unter, sodaß die Leute in den Verdacht der Hehlerei bezw. der Begünstigung lamen. Weber gab heute einen Diebstahl, den er bei dem Zimmermeister Schenk hierselbst verübte, zu, wegen anderer Diebstähle ist er bereits abgeurteilt. Das Gericht verurteilte Weber zu einer Gefängnisstrafe von 5 Monaten. Die Eheleute Tamm erzielten ihre Freisprechung, da ihnen nicht nachgewiesen werden konnte, daß sie von dem Diebstahl Kenntnis hatten. Das Stehlen scheint der Arbeiter Friedr. Mowereit nicht lassen zu können. Am 23. Dezember o. J. entwendetc er dem Lehrling Ernst Henke ein Hemd und hatte die Frechheit, mit dem gestohlenen Gut auf dem Leibe bei einer Waschfrau, die das Hemd zur Reinigung hatte, als Bettler vorzusprechen. Da der Wert des Hemdes gering war, und auch kein Schaden entstand, ließ die Strafkammer den Dieb mit der gesetzlich niedrigsten Strafe von 3 Monaten Gefängnis davonkommen. Letzte Telegramme. Von der Pest. Charbin, 6. Februar. Gestern sind an der Pest 20 Chinesen und 2 Europäer gestorben. Vom russischen Sanitätskorps sind gestern und heute 20 Personen erkrankt. Gerettet! Helsingfors, 6. Februar. Die Eisscholle, au der die Fischer ins Meer getrieben worden waren, ist an der Insel Seskar gelandet. Die Fischer sind sämtlich gerettet. Vor Schreck das Gedächtnis verloren. Newyork, 6. Februar. Bei der Dynamitexplosion hatte eine Telephonbeamtin vor Schrecken das Gedächt nis verloren. Verschiedene Aerzte beschäftigten sich mit ihr, ohne ihr helfen zu können, Schließlich hat die junge Dame ihr Gedächtnis wieder gefunden, nachdem ein Arzt sie drei Stunden lang in der Hypnose behandelt hat. Olympia=Theater in Dortmund. Stürmischer Beifall erschallt allabendlich in dem vollbesetzten Thearer und werden die darstellenden Künstler wieder und wie der vor die Rampe gerufen und das mit Recht. Halloh! die große Revue! hat voll und ganz Anspruck, auf die großen Erfolge. 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In der Zeit vom 1. bis 20. März des Irs. findet das Austragen der Kriegsbeorderungen und Paßnotizen für das Mobilmachungsjahr 1911/12(; erstere auf gelbem Pavier, letztere auf weißem mit geldem Rand versehenen Papier:) durch die Post statt. Jeder noch nicht zur Meldung gebrachte Wohnungswechsel ist dem Hauptmeldeamt II Tortmund sofort zu melden. Falls die Manschaften des Beurlaubtenstandes sich nicht selbst zur Empfangnahme zu Hause aushalten können, haben sie einen ihrer(: erwachsenen:) Anverwandten, Quartierwirte oder Mitbewohner damit zu beaustragen. Jeder Maun(: ausgenommen Landwehr II:), der bis zum 25. März keine Kriegsbeorderung oder Baßnotiz erhalten hat, hat dieses schriftlich oder mündlich sofort dem Hauptmeldeamt II Dortmund zu melden. Die vom 1. April 1911 ab nicht mehr gültigen Kriegsbe orderungen(: aus rotem Pavier:) und Paßnotizen sind an diesem Tage, aber keinesfalls früher, durch die Manschaften selbst zu vernichten. Dortmund. den 6. Februar 1911. Königliches Bezirkskommando UI Dortmund. Schmalz, gar. rein.. Pfd. 59 Westf. Speck, fett u. durchw.„ 75 Mettwurst 69 Plockwurst, hart„ 103 Cerbelatwurst, schnittfest 128 Blut- u. Leberwurstsgar ohnen 47 Preßkopf... Mehl 92 Tilsiterkäse, vollfett Schweizerkäse, saftig Limburgerkäse Apfelringe, weiß Aprikosen Kalif. Birnen Feinste Pfirsiche Rüböl Gegen 5% Zinsvergütigung liefern wir au solvente Personen unter strengster Diskretion ohne Pretsautschlag innerhalb Deutschlands Slegante Wohnungs- Einrichtungen einzelne Speise-, Herren-, Schlatzimmer- Klubsessel Wanduhren- Teppiche- Geldschränke- Planos- Kon tor-Einrichtungen- Junggesellen-Wohnungen vom einlachsten bis zum feinsten Genre auf Teilzahlung nach Belieben!!! 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Nach weiterer Debe Beim Titel„Staat (necht(Soz.) auf die Ef zurück und wirft den Prozeß vom Jahre 1 gehässigen Parteipoliti son habe es unterlasse Münter zu prüfen, um bringen. Der Minister zu untersuchen, denn # den im Moabiter Proz # liche Beamte, wenn al antwortung zu ziehen Justizminister Dr. 1 vorsitzenden Unger let habe, steht darin der Gut, wenn Sie das m auf solche Anfragen ni anwalt zur Verantwo möglich und unzuläss Vorgehen gegen den keiner Weise vor. Ich knecht in jeder Bezieh zurückweisen.(Lebhaf Abg. Dr. Liebknech Peterson es damals 1 verlässigkeit des handlung aufzuwerfen #mit unserer Strafproz in der preußischen Ir daß der Justizminister gung dieses Verfahrer bei den Sozialdemokro unserem Standpunkte Justiz. Daß der Just Unger, wenn auch in gezogen hat, kann er Anzapfungen hier im diese Anzapfungen letzung ansehe.(Sehr So hätte gesprochen hängige Richter haben Peterson angeht, so lungen aus dem Jal führen. Redner verli sonschen Rede an die demokratischem Streik, Rede ist. Wenn in st der Geschworenen app widrigkeit der Staat den Sozialdemokraten Urteile zu weit ging, An Zahlung der Steuern usw. für das IV. Vie teljahr— Januar bis März des Jahr.— wird erinnen Ständige Empfangslokale befinden sich Berswortstraße Nordstraße 13 und Rheinischestraße 58. Ferner können die Ste— pp ern gezahlt werden in den Wirtfchaften Wolters in Körne um# der amtierende Staat A. Dreinhöfer Rheinischestraße 146 sowie in der Wirtschaftde## wiederhole, der Justiz Spar= und Bauvereins am Borsiaplatz an den auf dem Ster weit Staatsanwalt 9 erzettel vermerkten Tagen. Die in den betr. Stadtteilen wo' nenden Steuerzahler werden gebeten, ihre Steuern möglichst den vorgenannten Annahmestellen ihres Stadtteils einzuzahle Es empfiehlt sich. die Zahlung möglichst bald zu bewirken da sonst die Steuerzahler unter dem starken Andrange bei da Kassen zu leiden haben und Zeit verlieren. Dortmund, den 3. Februar 1911. Der Magistrat: Dr. Eichhoff. des Münter unterrich warum er bei der Ger gebracht hat. Auf die noch nicht geantworte Der Minister schweig 2a Donnerstag, den 9. Febr. abends 8 Uhr im„Gewerbe-Verein“ gegenüber dem Stadt-Theater: mit Damen anschliessendem Tanz. Der Vorstand: Jos. Sturm. Präsident. Stadttheater Dienstag den 7. Februar 1911 B. 35 7½—10¼. Opernpr. Zum 1. Male!! Reiche Mädchen Operette von Joh. Strauß. Mittwoch, den 8. Februar 1911 C. 33. 7½ 10½. Opernpreise 2. Gastspiel der königl. bayr. Hofschauspiel. Josefine Rottmann Rosmersholm. Rebekka- Frl. Josef. Rottmann Ueppige Büste Offene Tür Schutzmarke. findet das Beischenseisenvulde: „Goldverle“ überall, weil jeden Paket ein reizendes Geschenk beiliegt. Versäumen Sie nicht, sich hiervo: zu überzeugen 143 Fabrikant: Carl Gentner, Göppingen. 450.— von Mk Panzerrahmen, kreuzsaitig 10jähr. Garantie.— Verkauf Vermietung unter günstigen Bedingungen. erh ielt ich, Fr. Peukert, Breslau Gräbschenerstr. 1.5, in Kürze, nachdem ich 2 Dos. 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Lenners Gestaltel Die schwere Krankheit in, aber sie begrüßte lobten mit einem Sei Aussprache war das licher geworden, Alw ihrer Seele rieb sie a zaß niemand etwas u Die Aebtissin wa noch auf kurze dem Sohne, den sie Liebe gegen die Mutte Trotzdem ließ sie sich Ottos täuschen; auch nicht glücklich in den Sinn in die Ferne bundenen Freiheit je dt mit den N sie sich meist in ihre gab kleine Mißverstän wand aufrichteten. Otto sich nicht verstä zeusige als die beide schen. Für alle belgischen „Eines Tages, Al hart ganz unerwarte ine größere Summ binnen einer bestimmt schrieb an Klingt ihn, das Geld flüs ##llangen die Zeilen de nachgetragen bestimmte Braut h. ei Zeitungen besorgt Annoncen zu Originalpreisen und mit höchstem Rabatt bei Wiederholungen das Annoncen-Bureau„Union“ In Antsserpen. als ##es blasierter und e lüide und verlel gen Aufenthalt im Be I Dienstag, den 7. Februar 1911. 3.75 4.75 6.75 8 3.95 Nr. 32. s 28. Jahrgang. SE SS a IE Die Freigesprochenen des Essener Meineidsprozesses. ütigung strengster DisDeutschlands richtungen ###- Klubsessel - Planos- Kon ungen vom einire auf belieben!!! n sind, werden ge deshalb den ccks Vorlegung etc. aft in b. I Viktoriahof) ing Preußisches Abgeordnetenhaus. eeeren“„ Berlin 6. Februar. Eintritt in die Tagesordnung gibt der Prasident Kenntnis von dem ableben des Abgeordneten Boysen (kons.). Das Haus ehrt das Andenken des Verstorbenen Es folgt Fortsetzung der zweiten Beratung Wtes Ves.„esiget bei der Spezialdebatte. Abg. Mathis(nat.=lib.) führt beim Titel Land= und Amtsrichter Klage, daß nicht nur die sogenannte Hetzpresse, sondern auch anständige Organe ihre Spalten Artikeln öffneten, worin die Berufsrichter zu unrecht als minderwertig erschienen. Diese Artikel wären geeignet, die Berufsfreudigkeit der Richter zu beeinträchtigen. Abg. Cassel(Fortschr. Vp.) tritt den Ausführungen des Vorredners entgegen und betont, daß die das zulässige Maß nicht überschreitende Kritik an richterlichen Fehlsprüchen keineswegs dazu angetan sei, das Ansehen und die Berufsfreudigkeit der Richter zu beeinträchtigen, sondern dazu führen würde, die Fehlsprüche in ihrer Zahl immer mehr herabzudrücken. Die Mitwirkung der Laien bei der Rechtsprechung halte er für durchaus notwendig. Nach weiterer Debatte wird der Titel bewilligt. Beim Titel„Staatsanwalt“ kommt Abg. Dr. Lieb(necht(Soz.) auf die Essener Prozesse zurück und wirft den Staatsanwälten im ersten Essener Prozeß vom Jahre 1895 Vertretung einer einseitigen gehässigen Parteipolitik vor. Der Staatsanwalt Peter# son habe es unterlassen, die Zuverlässigkeit des Zeugen Münter zu prüfen, um so Schröder zur Verurteilung zu # bringen. Der Minister habe die Pflicht, die Sache genau zu untersuchen, denn er habe gegenüber dem Vorsitzenden im Moabiter Prozesse, Unger, gezeigt, daß er richterliche Beamte, wenn auch in verblümter Weise, zur Verantwortung zu ziehen sich nicht scheue. Justizminister Dr. Beseler: Während ich den Gerichtsvorsitzenden Unger lediglich über die Tatsachen befragt habe, steht darin der Abg. Liebknecht eine Koramierung. Gut, wenn Sie das wollen, werde ich ferner dem Hause auf solche Anfragen nicht mehr antworten. Den Staatsanwalt zur Verantwortung zu ziehen, ist ja ganz unmöglich und unzulässig. Ein Anlaß zu einem solchen Vorgehen gegen den Staatsanwalt Peterson liegt in keiner Weise vor. Ich muß die Angriffe des Abg. Liebknecht in jeder Beziehung auf das allerentschiedenste zurückweisen.(Lebhafter Beifall.) Abg. Dr. Liebknecht(Soz.): Daß der Staatsanwalt Peterson es damals unterlassen hat, die Frage der Zuverlässigkeit des Zeugen Münter bei der Gerichtsverhandlung aufzuwerfen, steht überhaupt im Widerspruch mit unserer Strafprozeßordnung, und es spricht für den * in der preußischen Justizverwaltung herrschenden Geist, daß der Justizminister sich zu einer ausdrücklichen Billigung dieses Verfahrens verstanden hat.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich bedauere das, nicht von hiele Beckmann Schröder Meyer Die freigesprochenen Angeklagten d.Essener M eineidprozesses Unser heutiges Bild zeigt die Opfer des Essener Justizirrtums, das nunmehr nach so vielen Jahren seine Sühne fand. Die damals fälschlich zu schwerer entehrender Zuchthausstrafe verurteilten Bergleute haben jetzt nachdem sie fast ein halbes Menschenalter für ihre Rehabilitierung gekämpft hatten, dieselbe erhalten. Leider haben nicht alle mehr diese Stunde erlebt: einer ihrer Leidensgenossen ist inzwischen verstorben, ein zweiter verschollen. Die im zähen Kampfe um ihre Ehre schließlich doch Sieger gebliebenen werden ja nun wohl sinanziell entschädigt werden, die Opfer an Lebensglück, Gesundheit und Freiheit, die sie haben bringen müssen, können nun nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ein schweres Eisenbahn=Unglück in Baumschulenweg bei Berlin. ee . I c.2 daß dies früher nicht schwer gewesen sein konnte. Das berechtigt mich zu der Frage an den Minister, warum der Staatsanwalt vor 15 Jahren nichts in dieser Hinsicht getan hat. Wir verlangen eine Untersuchung darüber. ob der Staatsanwalt von damals etwas über Münter gewußt hat oder nicht.(Abg. Hoffmann ruft: Der Minister schweigt!) Beim Titel Amtsanwälte, Rendanten usw. forder: Abg. Faltin(Ztr.), daß die Amtsanwaltschaftsstellen den mittleren Justizbeamten vorbehalten bleiben sollen. Weiter bittet er um eine angemessene Besoldung der Rechnungsrevisoren und Gerichtskassenbeamten, die bei der Neuregelung der Besoldungsordnung vom Jahre 1909 zu kurz gekommen seien. Die Staatsregierung habe seinerzeit die Gerichtssekretäre den Verwaltungssekretären gleichgestellt. Sie sollte nun die letzten Konsequenzen ziehen und die Gerichtsskretäre auch ranglich den Verwaltungssekretären gleichstellen. Geheimrat Fritze: In der Resolution der Reichstagskommission betr. die Amtsanwälte steht nichts davon. daß die mittleren Beamten von der Berufung zu Amtsanwälten ausgeschlossen werden sollen. Tatsächlich haben wir auch mit der Berufung mittlerer Beamten zu Amtsanwälten die besten Erfahrungen gemacht. Die Abg. Witzmann(nat.=lib.), Mathis(nat.=lib.) und Sültemeyer(kons.) fordern ebenfalls Heranziehung der mittleren Justizbeamten zu Amtsanwälten. Beim Titel Gefängnisinspektoren tritt Abg. Liebknecht(Soz.) für die Selbstbeschäftigung inhaftierter Redakteure ein. Ein Regierungsvertreter weist hinsichtlich der Beschäftigung inhaftierter Untersuchungsgefangener auf die Gefängnisordnung hin, nach der die Selbstbeschäftigung gestattet ist. Handele es sich um Strafgefangene, so liege die Sache anders, ob der betreffende Redakteur sei oder nicht. Der Rest der Justizetats wird sodann nach unwesent licher Debatte erledigt. Dienstag 11 Uhr: Zweckverbandsgesetz. In P. In der Nähe des Bahnhofs Baumschulenweg bei Justiz. Daß der Jusizminister den Landgerichtsbirestea= Verlin suhr ein von Potsdam kommender Unger, wenn auch in milder Form, zur Verantwortung r das IV. Vie — wird erinnen h Berswortstraße# ner können die Ster# Iters in Körne um n der Wirtschaft## den an dem Ster: S t a d t t e i l e n w o steuern möglichst adtteils einzuzahle st bald zu bewirken. Andrange bei da Eichhoff. gezogen hat, kann er nicht bestreiten. Er hätte auf die Anzapfungen hier im Hause hin erklären müssen, daß er diese Anzapfungen als einen Versuch zur Pflichtverletzung ansehe.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) So hätte gesprochen werden müssen, wenn wir unabhängige Richter haben wollen. Was den Staatsanwalt Peterson angeht, so will ich Ihnen aus den Verhandlungen aus dem Jahre 1895 einige Aeußerungen anführen. Redner verliest eine längere Stelle der Petersonschen Rede an die Geschworenen, worin von sozialdemokratischem Streik, Haß und Parteileidenschaft die Rede ist. Wenn in solcher Weise an die Klasseninstinkte der Geschworenen appelliert wird, so ist das eine Pflichtwidrigkeit der Staatsanwaltschaft.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Daß man in dem damaligen Urteile zu weit ging, zeigt der vorsitzende Richter und # der amtierende Staatsanwalt im jetzigen Prozeß. # wiederhole, der Justizminister hat zu untersuchen, inwieweit Staatsanwalt Peterson über die Unzuverlässigkeit des Münter unterrichtet war, und wenn er dies war, # warum er bei der Gerichtsverhandlung dieselbe nicht vorgebracht hat. Auf diese Frage hat der Minister bis jetzt # noch nicht geantwortet.(Abg. Hoffmann(Soz.) ruft; Der Minister schweigt!) einem gerade von der Station Baumschulenweg abfahrenden vollbesetzten Vorortzug in die Flanke. Zwei Personenwagen wurden die Böschung herabgeworfen, uog. Haarmann=Altena(nat.=lib.) stellt sich namens seiner Parteifreunde auf den Standpunkt des Justizministers. Der Abg. Liebknecht hat die ungeheuerliche Behauptung aufgestellt, daß der damalige Staatsanwalt Peterson im ersten Schröderschen Prozesse um die schweren Verfehlungen des Zeugen Münter gewußt und daß er diese verschwiegen habe. Wir müssen diese Anschuldigung auf das energischste zurückweisen, denn es ist frivol, einen Ehrenmann, wie den damaligen Staatsanwalt, einer derartigen Handlungsweise zu beschuldigen, zumal Dr. Liebknecht nicht einen Schein eines Beweises für diese seine Behauptung hat beibringen können. Sie(zu den Sozialdemokraten) sagen dies nur, um den Haß zu schüren, und unsere Gerichte in Verruf zu bringen, aber am letzten Ende werden Sie doch die Hereingefallenen sein.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Liebknecht: Daß der Abg. Haarmann sich auf den Standpunkt des Ministers stellle, versteht sich ganz von selbst, das haben wir auch nicht anders erwartet. Was den Angeklagten Münter anlangt, so meine ich doch, wobei 20 Personen schwer und viele leicht verletzt wurden. Der folgenschwere Zusammenstoß ereignete sich kurz vor sechs Uhr morgens; die Opfer sind durchweg Arbeiter und Arbeiterinnen, die zu ihren in Berlin gelegenen Arbeitsstälten fuhren. daß man bei Gericht um die Verfehlungen und das Vorleben desselben wissen mußte. Der damalige Staatsanwalt kann daher auch nicht in der Weise verteidigt werden, wie dies hier von verschiedenen Seiten des Hauses geschehen ist. Die Staatsanwaltschaft mußte damals im Vorleben des Zeugen Münter nachforschen. Ob das geschehen ist oder nicht, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist auf die Aussage des Zeugen Münter hin die Verurteilung der Angetlagten erfölgt. Ich muß daher auf das energische dagegen protestieren, daß der Abg. Haarmann den Standpunkt einnimmt, als ob unsere Justizbeamten über alle Kritik erhaben seien. Abg. Haarmann=Altena(nat.=lib.): Ich wende mich nicht gegen das neuerliche Urteil, sondern gegen den Versuch, den früheren Staatsanwalt in Grund und Boden zu verurteilen und gewissermaßen als Verbrecher zu stempeln. Abg. Dr. Liebinecht(Soz.): Wenn es heute keine Schwierigkeiten gemacht hat, das Vorleben des Zeugen Münter aufzuklären, dann ist das doch der beste Beweis. Leutscher Reichstag. Das Haus nahm am Montag seine Sitzungen nach der dreitägigen Pause wieder auf. Die Interpellation über die fremden Wertpapiere wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Staatssekretär Dr. Delbrück will sie Ende dieser oder Anfang nächster Woche beantworten. Das Haus beriet sodann das Gerichtsverfassungsgesetz in zweiter Lesung. Bei der Vorschrift, daß die Zulassung zur Vorbereitung zum Justizdienst nicht von einem bestimmten Eintommen abhängig gemacht werden dürfe, beantragten die Sozialdemokraten, daß auch Religion und Politik keine Hemmnisse bilden sollen. Gegen die Stimmen von Fortschrittlern, Sozialisten und Polen wurden indessen alle Anträge abgelehnt. Eine lebhafte Debatte rief ein sozialistischer Antrag hervor, daß Richter nur kraft richterlicher Entscheidung ihres Amtes enthoben werden können. Abg. Heine (Soz.) begründete diese Forderung damit, daß in den Moabiter Prozessen der Reichskanzler die Richter durch seine Rede im Reichstage zu beeinflussen versucht habe. Staatssekretär Dr. Lisco wies diesen Vorwurf entschieden zurück. Dafür stehe der Reichskanzler viel zu hoch. Der sozialdemokratische Antrag wurde abgelehnt. Nach wetterer kurzer Debatte wurde die Beratung auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Der S. u. II. Aachen, 5. Febinar. Im Spätsommer des Jahres 1907 stand der Schweizer Georg N. von hier, ein 62 Jahre alter. bis dahin völlig unbescholtener Mann, der verheiratet ist und Kinder im Alter von 22 bis 25 Jahren hat, unter der Anklage ein schweres Sittlichkeitsverbreihen begangen zu haben, vor dem hiesigen Schwurgericht. Eine damals 15 Jahre alte Dienstmagd Maric M. hatte ihn unter der Beschuldigung zur Anzeige gebracht, daß er sie im dunilen Keller ihres Dienstherrn überfallen und vergewaltigt habe. Der Angeklagte bestritt seine Schuld. sehr entschieden, aber das Mädchen behauptete mit aller Bestimmtheit. ihn an seinem Bart, seiner Figur und seiner Stimme wiederzuerkennen. Die M behaupt.t= auch, der Schweizer habe, nachdem sie Anzeige gemacht, ihr zugeredet, sie möchte die ihn belastende Aussage zuGesühnt. denrund VD“, die rscheint. lummern Kunstrlag der ngstr. 1. VD“ ist n Bildern larbige) keignen. Roman von G. v. Schlippenbach. 37 „Als sich der Zug in Bewegung setzte, atmete Alwina zuf, Lenners Gestalt entschwand den Blicken seiner Braut. Tieschwere Krankheit der Großmutter betrübte die Enkein, aber sie begrüßte die Trennung von ihrem Verlobten mit einem Seufzer der Erleichterung. Seit ihrer Aussprache war das Verl ltnis womöglich noch förmglicher geworden, Alwina litt namenlos; der Zwiespalt ihrer Seele rieb sie auf, aber sie trug ihre Maske, sozaß niemand etwas von diesen Kämpfen ahnte. Die Aebtissin war in das Stift zurückgekehrt, nur noch auf kurze Zeit, dann zog sie zu ihren Kindern, zu dem Sohne, den sie so lange entbehrt, der voll zärtlicher lebe gegen die Mutter war und sich zur Heiterkeit zwang. rotzdem ließ sie sich nicht über den Seelenzustand Emil ttos täuschen; auch sie hatte das Gefühl, daß er sich nicht glücklich in den engen Verhältnissen fühle, daß sein in die Ferne schweife und er sich nach der ungedenen Freiheit jenseits des Ozeanes sehne. Wenn ledt mit den Nachbarn zusammenkam, so standen meist in ihren Ansichten schroff gegenüber, es ie Mißverständnisse, die allmählich eine Scheidewand aufrichteten. Besonders mit Lenner konnte Emil Oitg, sich nicht verständigen. Selten gab es größere Gezensatze als die beiden Männer; nur die maßvolle Art einen ernsten Konflikt zu vermeldenen vermochte es zu OriginalRabatt bei 18 haies Tages, Anfang Februar, kam Fürst DegenAus gasts unerwartet nach Mon Varsange. Er hatte 5in größere Summe im Spiel verloren und mußte sie einer bestimmten Frist zahlen; die schwache Mutschrieb an Klingberg, der ihre Geschäfte führte, und m#ihn, das Geld flüssig zu machen. Recht kummervoll fougt#; die Zeiten der Fürstin, die es Klingberg anglich nachgetragen, daß er die dem eigenen Sohne bestimmte Braut heimgeführt. oiase“ gaerrngen als eines Tages m Doloresruh, un kan 2.Plasierter undunangenehmer als im Sommer. Er gen S0e und verlebt aus, man merkte ihm den lauden Aufenthalt im Babel an der Seine an. das lustige Antiserpen. Paris rächte sich an seinem Verehrer. Fürst Degenhart war entschlossen, seiner„alten Flamme“ den Hof zu machen, so etwas gehörte ja in Frankreich zum guten Ton; es war am sant in der ländlichen Einsamkeit, denn voraussichtlich mußte es doch einige Zeit dauern, bis Klingberg das Geld flüssig machte. Emil Ottos Arm war wieder ganz geheilt; er war nach Langenholzen gezogen und kam selten nach Doloresruh hinüber. Auch mit den Nachbarn verkehrte er wenig und zog sich immer mehr von ihnen zurück. Nur Heinz und Adolf Mören schienen dem Freiherrn liebe Freunde geworden zu sein; sobald sie auf Urlaub kamen, besuchten sie Emil Otto oder luden ihn zu sich nach Kreibach ein. Dort herrschte jetzt eine Junggesellenwirtschaft, da Gräfin Olga in Berlin bei ihrer Schwester weilte, während Mann und Tochter bei der Kranken waren. Durch Alwinas Bruder erfuhr Ebenstedt etwas von ihr: es hieß, daß sie auf Wunsch der Gräfin auch nach der Abreise des Grafen Adolf in Mörenholm bleiben werde, niemand verstehe es, so gut zu pflegen, wie die Enkelin. „Im Vertrauen gesagt, ist sie froh, nicht mit dem steifen Kerl, dem Lenner, zusammen zu sein,“ sagte Heinz Mören in seiner unüberlegten Art und machte Emil Otto gegenüber seine Glossen über das„langweilige Brautpaar“, das nie allein sein wollte und sich nie küßte, wie es doch ganz in der Ordnung ist. Ebenstedt hörte stumm zu, das Gesicht zur Seite gekehrt, große Ranchwolken vor sich hinblasend. Er brachte das Gespräch auf andere Dinge und erzählte von seinem Aufenthalt in Transvaal und den Buren, die er in den zwei Jahren schätzen und lieben gelernt. Nora saß eines Tages in ihrem reizenden Zimmer. in dem sie sich in den Morgenstunden aufhielt; sie schrieb an ihre Mutter, Klein=Emil spielte mit seinen Banklötzen neben der jungen Stiefmama. „Fürst Degenhart wünscht der gnädigen Frau seine Aufwartung zu machen," meldete der Diener. „Ich lasse bitten.“ Nora ist aufgestanden, sie sieht sehr hübsch aus in dem dunklen Hauskleide mit dem weißen Schürzchen und einem zierlichen Morgenhäubchen auf dem rostbrannen Haar. Die frech bewundernden Blicke Felix sagen es ihr, sie reden eine so zudringliche Sprache, daß Nora davon verletzt ist. So sieht man nicht das Weib an; kälter, als sie beabsichtigt, begrüßt sie ihren Besuch. Fürst Degenhart versucht es, die Hand„seiner alten Flamme“ zu küssen, sie wird ihm energischentzogen, dann setzen sie sich gegenüber und Nora sagt:„Sie müssen mir von Ihrer Mütter erzählen. Wie geht es ihr? Ich hörte lange nichts von der Fürstin.“ „O. es geht ihr ganz gut,“ ist des Sohnes sorglose Antwort;„sie ist in Dresden. Ich habe sie übrigens seit dem Sommer wenig gesehen. Mein Gott, was soll ich in dem langweiligen Dresden? In Paris allein kann man sein Leben als Junggeselle genießen.“ „Befriedigt Sie dieses Jagen von Vergnügen zu Vergnügen wirklich?" fragte Nora. Felix gibt sich Mühe, unglücklich auszusehen. „Was wollen Sie, hm, Frau Klingberg, ich kann mich noch nicht an Ihren neuen Namen gewöhnen, wenn man, wie ich, keine Häuslichkeit hat, muß man seine Zeit totschlagen.“ „So gründen Sie sich doch eine Häuslichkeit, wenn Sie sich darnach sehnen.“ „Das sagen Sie mir!“ ruft Felix. Denken Sie denn, daß ich Sie so schnell vergessen habe?“ „Fürst, Sie beleidigen mich,“ ist Noras eisige Antwort.„Vergessen Sie sich nicht! Ich bin die Frau des Mannes, den ich über alles liebe, jede Anspielung auf Ihre Gefühle verbitte ich mir. Sie haben in letzter Zeit nur mit französischen Damen verkehrt, eine Deutsche muß achtungsvoller behandelt werden.“ Felix merkte, daß er zu weit gegangen war; innerlich vor Wut kochend, stammelte er einige Worte der Entschuldigung und war bemüht, eine gleichgültige Unterhaltung zu führen. Sehr erleichtert atmete Nora auf, als sich Fürst Degenhart empfahl. Es war nicht zu vermeiden, daß Klingberg, der ja geschäftlich mit Felix zu tun hatte, ihn dazwischen einlud und jedesmal versuchte der junge Lebemann es wieder, der reizenden Frau den Hof zu machen. Zuletzt wies Nora ihn so nachdrücklich zurück, daß Degenhart schäumend vor Zorn auffuhr. „Ich werde es Dir eintränken," dachte er.„Dieser saubere Herr Bruder lebt jetzt als Ehrenmann hier. Nun, ich werde eine alte Geschichte erzählen, die ich aus authentischer Quelle erfahren habe, vielleicht wird die stolze, „deutsche Frau“, dann noch bedauern, daß sie mich so schnöde abfertigte.“ * Die Gelegenheit, so niedrige Rache zu nehmen, fand sich in den nächsten Tagen. In dem nahen Städtchen war Pferdemarkt; alle Gutsbesitzer der Umgegend versammelten sich dort. Auch Emil Otto und sein Schwager wollten hin, um sich die zum Kauf stehenden Tiere anzusehen, und für Langenholzen das Passende zu wählen. Lenner besaß in Steinthal ein Gestüt, das weit und breit berühmt war; er schickte einige schöne Exemplare auf den Markt und folgte selbst erst nach, als Kauf und Verkauf bereits lebhaft vor sich ging. Eiil Otto war bald hier, bald dort: er hatte viel Pferdekenntnis und war ein tollkühner Reiter, der oft auf dem Rücken halbwilder Pferde durch die weiten Prairien Amerikas gesprengt war. Heute schwang er sich, trotz allen Abratens der Herren auf einen bildschönen Rapphengst, der schon oftmals auf den Markt gebracht war, aber niemand entschloß sich, das Tier zu erstehen, weil es störrisch und wild war. Es war ein harter Kampf zwischen Roß und Reiter, der sich vor den Augen der Gutsbesitzer abspielte. Endlich siegte der Reiter, zitternd und gebändigt stand der Hengst da, das Blut rieselte von seinen Flanken, die die Sporen unbarmherzig bearbeitet hatten. Elastisch sprang Emil Otto aus dem Sattel. „Ich kaufe den Gaul!“ rief er dem Händler zu. Heinz Mören rief begeistert:„So ist's recht, Sie sind doch ein famoser Kerl!“ In dem„Gasthof zur Tanne“ frühstückten die Gutsbesitzer jedesmal, nachdem der Markt zu Ende war. Auch Degenhart war zuletzt erschienen und musterte durch das Einglas die Gesellschaft. „Wer ist der Herr mit den weißen Haaren?“ fragte er Lenner, der zufällig neben ihm stand. „Ebenstedt, der Bruder von Frau Klinaberg.“ „Ach sol“ 187,18 rücknehmen, und habe ihr für diesen Fall 5 Mark und ein neues Kleid versprochen. Das Schwurgericht gelangte zu der Ueberzeugung, von der Schuld des Angeklagten und verurteilte ihn zu zwei Jahren und wei Monaten Gefängnis. Der Mann hat seine Strafe ibgebüßt, aber, wie jetzt kaum noch einem Zweifel unverliegen kann, unschuldig. Denn vor wenigen Tagen sst jenes Mädchen, das die schweren Anschuldigungen gegen den Schweizer erhoben hatte, in dessen Wohnung erschienen und hat ihn unter Tränen der Reue und ganz zerknirscht, inständigst um Verzeihung wegen der falschen Beschuldigung gebeten. Auf Veranlassung des N. hat dann das Mädchen auch vor dem damaligen Verteidiger, dem Rechtsanwalt Dr. Dreising und in Anwesenheit von Zeugen die frühere Anschuldigung zurückgenommen und folgendes angegeben: Der Ueberfal! auf sie habe seinerzeit allerdings stattgefunden, aber nicht im Keller durch den Schweizer, wie sie angegeden, sondern auf einer Landstraße, wo ein ihr unbekannter, etwa 25 Jahre alter Mann die Tat verübt habe. Der Schweizer N. sei vollständig unbeteiligt bei der Sache. Aus Scham und insbesondere in der Befürchtung, daß ihr sehr strenger Vater wahrscheinlich nicht geglaubt haben würde, daß ein ganz fremder Mensch ihr Gewalt angetan habe, hätte sie den mit ihr in demselben Hause wohnenden Schweizer N. angegeben. Allerdings hätte ihr bald das Gewissen geschlagen, doch habe sie sich dann geschämt, die Wahrheit einzugestehen. Doch habe sie seitdem keine Ruhe mehr gefunden, immer gehofft, daß N. nicht verurteilt werden möchte, als dies dennoch geschehen, fortwährend zu Gott gebetet, daß doch ohne ihr Mitwirken die Wahrheit ans Licht kommen möge. A's sie endlich den unschuldig Verurteilten, nachdem er die Strafe verbüßt, wiedergesehen, da sei sie von Gewissensbissen gequält worden, daß sie sich ihrer Mutter anvertraut habe; diese sei in sie gedrungen, die Wahrheit endlich zu gestehen und 2's Verzeihung zu erflehen. Infolge des Geständnisses des reuigen Mädchens hat der Verteidiger nunmehr das Wiederaufnahmeverfahren beantragt. Toten des Tages. Der Tod hat wieder einmal unter den bekannteren Persönlichkeiten aufgeräumt, nicht weniger als drei einst vielgenannte und hervorgetretene Träger bekannter Na men sind in den letzten Tagen verstorben. Im Alter von 63 Jahren ist auf seiner Farm Makemsoles im Distrikt Klernsdorp der bekannte frühere Burengeneral Piet Cronje gestorben. Er war einer der befähigsten aber auch unglücklichsten Heerführer der Burenkrieger, dessen Name bereits vor dem Kriege in aller Munde war. Er war es, der damals die Jameson'sche Freischar angriff und auseinandertrieb. Im Burenkriege kämpfte er zuerst sehr errfolgreich, bis er von General French mit 4000 Mann bei Paardeberg in Gefangenschaft geriet. Nach dem Kriege trat Cronje, der zuerst nach St. Helena deportiert wurde, auch vo litisch nicht mehr hervor. Der Präsident der deutschen Akademie der Künste, Geheimer Baurat Professor Karl v. Großenheim ist am Sonntag in seinem Berliner Heim an Herzlähmung verschieden. Großheim, der im 70. Lebensjahre stand, war ein geborener Lübecker und erst im Herbst vergangenen Jahres Akademie=Präsident geworden. Im Jahre 1872 hatte Großheim nach mehrjähriger prattischer und theoretischer Arbeit mit Keyser zusammen die berühmte Baufirma gegründet. Die Letzte derer von Schiller, Freisian Ma. thilde von Schiller, ist ebenfalls am Sonntag verstor. ben. Freifrau von Schiller, die erst im Dezember# J. ihren 75. Geburtstag begehen konnte, war die Witwe des Enkels Schiller, des österreichischen OffizierFriedrich von Schil Gatte war der Sohn de v. Schiller? württembergischen Overfornters Karl von Schiller, der ältesten Sohnes des Dichters. Mit Freifrau von Schiller ist nunmehr die lettze Trägerin des Namens des Dichkers, die noch mit diesem im Verwandtenverhältnis stand, ins Grab gesunken. -Kinder. nahrung Hervorragend bewährte Nahrung. Die Kinder gedeihen vorzüglich dabel u. leiden nicht an Verdauungsstörung. abge leicht Im Ha S Alie abgebildeten Modelle hönnen ause geschneidert werden mit Hilfe von favoritichnitten. Zu beriehen durch die hielige Verkaufstei.: Kraus& Co. Nachf., Olterhellweg 37. AE E SEE SaE * Das Reich der Frau.* Außer der Modell- Nummer gebe man bei Bestellung von Schnittmustern der Internationalen Schnittmanufaktur zu Dresden-R. 8—31 ols Hlaß an: für Taillen die Hälfte der Oberweite, für Röcke die ganze Hüftweite, die, wie die nebenttehende Abbildung zeigt, zu nehmen lind. Neue Moden. Die lange Wintersaison dieses Jahres, die spät fallenden Sastnachtstage werden es für nanchen nötig machen; sich noch ein neues Maskenkostüm anzufertigen. Diel Geld und viel Zeit stehen gewöhnlich nicht zur Verfügung und so heißt es in kurzer Zeit mit geringen Mitteln Apartes hervorzaubern. Wir haben deshalb hier noch drei Maskenkostüme für Erwachsene und Kinder dargestellt, die diesen Sorderungen entsprechen. Außerdem beginnt für die Kinder das Saschingstreiben erst mit den Sastnachtstagen selbst. Ein hübsches Kostüm für Erwachsene, das leicht und schnell herzustellen ist, ist das der Japanerin. Sollen Trachten wirkungsvoll sein, müssen sie echt, d. h. naturgetreu sein, und zwar naturgetreu in Material, Sorm und Sarbe. Eine Zigeunerin in goldstrotzendem, peinlich sauberen Anzug ist nicht echt, so wenig wie die kurzen Kleider der Italienerin und Japanerin, die bereits als Kind den langen Kimono trägt. Da sich unsere Mode augenblicklich an das Japanische anlehnt, sind charakteristische Stoffe in billigen Qualitäten, wie Kattun, Kretonne und ähnliches zu haben. Der Sarbe bleibt ziemlich viel Spielraum, doch wird sich ein heller Stoff mit leuchtenden Blumen stets am hübschesten machen. Die Hauptsache ist hier die Sigur der Crägerin, die klein und zierlich sein muß. Blonde Haare lassen sich durch eine schwarze Perücke ersetzen, hellen Teint dunkelt gelbe Schminke. Einfacher ist es mit Kindern, die wohl fast in jedem Kleidchen hübsch aussehen. Hier spielt das haar eine größere Rolle, da man Kinder keine Perücke tragen läßt. Ein nied. liches, kleidsames Kostüm, das ebenfalls leicht herzustellen ist, ist das der Kolländerin. Knaben werden neben dem Indianeranzug das Clownkostüm am liebsten wählen; allerdings dürfen cht zu zaghaft und schüchtern sein, zwei Eigenschaften, die heute nur noch selten zu finden sind. Und nun zur Srühjahrsmode. Die Cage werden länger, die Sonne steht klarer am Kimmel, Rückenmitte zu einer stehendem Haarschopf Kimono ist in 48 cm Nr. 907. Maskenkostüm(„„Japanerin“) für Erwachsene. Nr. 2501. Maskenkostüm („Holländerin“) für Kinder, Nr. 945. Maskenkostüm(„Bajazze“) für Knaden. und manche Srau sieht sich der klotwendigkeit gegenüber, ein neues Rostüm anschaffen zu müssen. Wie soll das neue Rostüm aussehen? Wie immer hat auch dieses Mal der Winter den Uebergang vom herbst zum Srühjahr gebracht. Bereits im Herbst wurde die Jacke etwas kürzer als im Sommer, dazu kommt, daß der Winter neben den langen Mänteln aus Wollstoff die kürzeren Jacken aus Delz protegiert und so sehen wir zum Srühjahr die kurze und halblange Jacke. Aeltere Damen und vollere Siauren werden stets die längere Jacke vorziehen. Uleben der kurzen acke mußte notgedrungen auch der lange Mlantel aus leichterem Material für Regentage wieder eingesetzt werden. Dadurch, daß sich die für sich bestehende Jacke immer mehr als Ergänzung des Rostümes entwickelt hat, wurde auch ihre Sorm der des Rockes angepißt. Die Längs= und Quergarnituren sind an der Jacke harmonierend wiederholt und der den Rock öfter zierende breite Saumstreifen erscheint hier als Querstreifen. Diese Uebereinstimmung von GarniturUnien an Rock und Jacke hat den Nachteil, daß die Jacke nur schwer zu einem anderen Rock getragen werden kann. Ueberhaupt muß besonders bei quergarnierten Röcken die Länge der Jacke gut ausprobiert werden, damit die Linien nicht in Widerspruch geraten. Die Jacke muß sich hier als ein Teil dem Ganzen einfügen. Erhält z. B. der Rock einen modernen, hohen Besatzteil aus Sammet, dann muß die Länge der Jacke so eingerichtet werden, daß sie entweder bis zum Ansatz des Besatzteiles reicht oder daß ein Zwischenraum von etwa 10 cm bleiltt. Ein kleinerer Zwischenraum würde keinen guten Eindruck machen. Erhält der Rock geschweifte oder gewellte Querlinien als Garnitur, dann muß der Zwischenraum zwischen hier und dem glatten Jackenrand ein noch größerer sein. Ueben allen diesen garnierten Jacken behauptet sich die schlichte, einfache Jacke, deren Revers oder Schalkragen der Mode entsprechend tief herunterreicht. Das Material für derartige Srühjahrskostüme besteht je dem Zweck entsprechend aus Tuch, Kammgarn oder Cheviot; auch Sammet wird sich im Srühjahr noch mancher Vorliebe erfreuen. Kragen und Revers werden vorherrschend aus abstechendem Stoff gearbeitet. Uleben Atlas und Bengalineseide wird Sammet, der ja so überaus kleidsam ist, gern verarbeitet. Die weitere Garnitur besteht mit dem Rock übereinstimmend in Cressen und Soutache, während die Knöpfe mit dem Garniturstoff bezogen werden oder aus Metall bestehen. Das Sutter der Jacken wird der hellen Blusen wegen am liebsten hell und zwar silbergrau, in Ganz= oder Halbseide gewählt. Da wohl der kleinere Ceil der Srauen sich für jeden Zweck ein besonderes Rostüm anschaffen kann, ist es ratsam, den Stoff nur in allerbester Qualität zu kaufen. Nur rein wollene Stoffe lassen sich bügeln, die erste Hauptbedingung bei Anfertigung eines Kostumes, und nur allerbeste Stoffe können einen Regenguß vertragen, ohne gleich an Aussehen zu verlieren. Die Mehrausgabe macht sich durch größere Haltbarkeit reichlich bezahlt. Die neue Sarbe des Srühjahrs sind Cöne, die ins Graue übergehen; daneben herrschen blau und lila in allen Uuancen. während die Jugend ein sattes Kirschrot bevorzugen wird. In diesen grauen Tönen sehen wir allerhand ruhige Streifen= und Karomuster, die nur aus feinen, fast unsichtbaren schwarzen Streifen bestehen. flicht unerwähnt lassen dürfen wir die stets vornehme Zusammenstellung von Schwarz und Weiß, die im Srühjahr immer wieder gern getragen wird. P. O. Beschreibung der Bilder. Nr. 2501. Bolländerin. Sür das nied. liche Rostüm der Kolländerin können die verschiedensten Stoffreste verwendet werden. Sehr hübsch macht sich ein Rock aus blau= weißgestreiftem Stoff. dazu das eingereihte Batisthemd mit seinen kurzen Puffen, das schwarze oder dunkelblaue Sammetmieder und die mit bunten Blumen bedruckte Kattunschürze. Den Halsausschnitt umgibt ein gestärkter Umlegekragen; während das Ganze die leicht gesteifte Holländermütze, mit bunten Vorten besetzt, krönt. Der Schnitt hier. zu ist in 32, 34, 36.-40 cm halber Oberweite für 80 Pf. erhältlich. Nr. 907. Japanerin. Als Material hierfür diente gelber, mit bunten Blumen bedruckter Satin, während glatter, grüner Satin die Ränder begrenzte. Gleicher Stoff füttert auch die weiten Aermel ab. Hauptbedingung ist, die Salten des weiten Kimono vorn und hinten graziös zu arrangieren und die um die Taille gelegte Schärve aus weichem, einfarbigem Material, hier grün oder gelb, in der großen, hochstehenden Schleife zu ordnen. Die hohe, lockenlose Srisur mit ab. verzieren Chrysanthemen und kleine japanische Sächer. Der Schnitt zum halber Oberweite für 1.25 M. zu beziehen. Nr. 945. Bajazzo. Um diesen Anzug immer wieder verwenden zu können, arbeitet man ihn aus dem billigen Nesselstoff. Die langen, weiten Beinkleider unter denen der rote Strumpf und die weißen Schuhe sichtbar werden, bleiben unten lose. Die bis knapp zu den Knieen reichende Jacke ist oben eingereiht und bleibt unten ebenfalls lose, ebenso die langen, unten weiten Aermel, die glatt ins Armloch treten. Die vorderen Ränder, sowie die Beinlänge besetzen Ponpons aus schwarzer oder roter Wolle. Die Rüsche arbeitet man aus weißem Batist mit einer Tarletaneinlage und ordnet sie in Tollfalten; ein schmales Band faßt den inneren Rand ein. Eine hohe Mützaus weißem Silz mit Ponpons vervollständigt den Anzug. Der Schnitt hierzu ist in 32, 36, 40 cm halber Oberweite für 1,25 M. erhältlich. Kostüm Nr. 1981 und 320s. Das vornehm=schlichte Kostüm war aus lilafarbigem Cheviot gearbeitet und mit etwas dunkler getöntem Sammet garniert. Letzterer formte Umlegekragen und Revers der Jacke, sowie die breite Blende, die den Rock zwischen der in Collfalten geordneten Vorder= und Hinterbahn besetzte. Die Jacke ist halblang und zeigt zu den englischen Nähten ein. reihigen Knopfschluß. Sür die Jacke ist der Schnitt in 4## 46, 48, 50, 52, 54, 56 cm halber Oberweite, zum Rock in 96, 100, 104, 108, 112, 116, 120, 125, 135 cm Küftweite für je 80 Pf. zu beziehen. Kostüm Nr. 1082 und 3205. Gier ergab marineblaues Tuch und etwas schwarzer Sammet das Material des für schlanke Erscheinungen besonders kleidsamen Rostümes. An der Jache laden Vorder- und Rückenteil auf den Küften pattenartig aus, außerdem sind beide Teile dem leicht eingereihten, dreiviertellangen Aermel aufgesteppt. Die Aermelmanschetten, sowie der Umlegekragen sind mit Sammet belegt, während die Revers aus Oberstoff gearbeitet sind. Der Rock zeigt übereinstimmende Linien, nur treten hier Vorder= und Rückenteil auf die in Salten gelegten Seitenteile. Zu dieser Jacke ist der Schnitt in 44, 46, 48, 50, 52 cm halber Oberweite, zum Rock in 96, 100, 108, 116, 125 cm Hüftweite für je 80 pf. erhältlich. Nr. 5143. Norfolkjackett. Hübsch und praktisch für junge Mädchen erscheinen stets die Nlorfolkjacketts. Als Material dient Cheviot oder Loden. Vorder= und Rückenteile erhalten zwei aufgesteppte Collfalten, unter denen der schwarze Lackledergürtel hindurchtritt. Die Länge ergänzt oben eine geschweifte Passe mit kleinen Oberstoffrevers, während der Umlegekragen mit Sammet bekleidet ist. An dem Aermel imitieren Nr. 6451. Bluse mit RimoneNv. 1004. Langer Mantel. Nr. 3146. Nersolklackent für mädchen zwei Stepplinien eine Manschette. Der Schnitt ist in 36, 38, 40 cm halder Oberweite für 60 pf. erhältlich. Nr. 0451. Bluse. Die hübsche Vorlage zeigt die Kimonopasse mit einer Naht auf der Schulter, die sich an dem dreiviertellangen Aermel fortsetzt. Unter diesem kommt eine Spitzenmanschette hervor, mit der der kleine Latz nebst Stehkragen harmonieren. Die Caillenteile sind vorn in zwei Gruppen von ausspringenden Säumchen geordnet, im Rücken bleiben sie glatt. Die Ränder der Dasse begleitet eine leichte Stickerei, für die die Mustervorzeichnung unter Nr. 51252 für 60 Pf. zu beziehen ist. Der Schnitt zur Bluse ist in 44, 46, 48, 50, 52, 54 cm halber Oberweite für 60 Pf. erhältlich. Nr. 1994. Langer Mantel. Diese dem praktischen Zweck dienenden Mäntel werden am besten aus grobfädigem, jedoch reinwollenem Cheviot oder aus karierten englischen Stoffen gearbeitet. Die ersten Vorderteile treten mit einem angeschnittenen, ausladenden Ceil auf die zweiten über. Hiermit harmonieren die nur dem rechten Ceil angeschnittene Patte, sowie die den Ausschnitt begrenzende Sormblende, die mittelst zwei Rnöpfen geschlossen wird. en Aermel ziert vorn ebenfalls ein mit der Sormblende übereinstimmender Manschettenbesatz. Der Schnitt hierzu ist in 44, 46, 48. 6b, 52, 51 cm halber Oberweite für 1 M. zu beziehen. aS aS Sasns-E1s TSSSSS ASDSRES 8 SüyUTERR-oeJuW. UrGxo. * TBS31 Ta-rx-Tdrtnzsse SSTETTS FBPIESSES NITTTSSSSSSEE ** Aen S —*—* SEg S 5• c * 9 8— B 3•8 SO0 F 68 13,4 lichsten Wohnungen in der ganzen Stadt geraten Man konnte nun auf der Veranda sitzen und Luft und Landschaft genießen, das machte ebensoviel aus, als ein Gericht mehr auf dem Tisch. Mit der Zeit kam auch Herr Tommerup und war die Liebenswürdigkeit selbst; er lobte die Leute, lobte Essen und Trinken, lobte Haus und Aussicht. Alles war ein Herz und eine Seele und Tommerup war ein„lieber treuer Freund,“ den in der Stadt festzuhalten ein Gewinn und dessen Rat ebenso praktisch als uneigennützig war. So kam er denn auch eines Tages so um Johannis herum nach oben und brachte das Gespräch auf Scheels und seiner Mutter Hausmiete. 140 Speziestaler für jede dieser Etagen wäre doch eine reine Unverschämtheit; gewiß wäre es schön hier, ja, aber 125 Speziestaler wären eine runde Summe und es sei kein Zweifel, daß man die Hausmiete darauf heruntergesetzt erhalten würde. Er solle heute für seine Schwiegermutter schreiben und kündigen, wenn sie diesen Erlaß nicht erhielte. Wenn nun beide diesen Preis böten, wenn auch Scheel kurz und bündig dieselbe Alternative stelle, Erlaß oder Kündigung, so wäre ja keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß der Hauswirt nachgeben müsse. Scheel hatte im tiefsten Grunde keine Lust, so kategorisch vorzugehen, aber es war ja die reine Nächstenliebe, die Tommerup dazu trieb, und sein Rat war ebenso praktisch als uneigennützig und endlich noch„es war ja keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß der Hauswirt nachgeben müsse.“ So schrieb also Scheel an den alten Maurermeister Eriksen, kurz und bündig: Mietermäßigung oder Kündigung. Eine Stunde nachher hatte er einen Brief vom alten Eriksen, daß seine Kündigung angenommen sei. Wie, was? Wurde das wirklich als Kündigung angesehen? Dieses Mal war Tommerups Rat doch nicht so praktisch, als uneigennützig gewesen. Nun, es war ja nicht so gefährlich, wenn er heute Abend ausginge, könnte er ja schnell bei dem alten Eriksen vorgehen und ihm sagen, daß er natürlich im Hause bliebe. „Nu, denn ein gutes Wort wieder, alter Eriksen, es war ja natürlich nicht meine Meinung zu kündigen, wissen Sie!“ „Kann ich das wissen, daß Sie ein Ding meinen und ein anderes Ding schreiben? Nein, nun haben Sie es so gut. Ich denke, eine so schöne Wohnung werden Sie so schnell nicht wieder finden.“ „Sie haben doch wohl nicht schon wieder vermietet?“ „Gewiß, habe ich vermietet; keine halbe Stunde später, als ihr Brief gekommen war.“ „Hab' ich doch all mein Lebtag' etwas Aehnliches nicht gehört,“ rief Scheel ärgerlich und beschämt. „Ja, weshalb machen Sie denn solche Sachen?“ sagte der alte Eriksen ohne das geringste Mitleid. Scheel war schon an der Tür, als er ganz geistesabwesend fragte:„Wer hat denn gemietet?“ „Der Däne Tommerup, der das Fräulein Pettersen heizatet. Jetzt tanzte alles rundum vor Scheels Augen. Es war ihm gerade, als wenn er etwas Schreckliches von seinem Vater oder seinem Bruder gehört hätte, so hart traf's ihn in diesem Augenblick. Deshalb sagte er kein Wort mehr zum alten Eriksen. Er ging aber draußen auf und nieder, um sich über die ihm zugefügte Beleidigung klar zu werden. Plötzlich eilte er wieder zu Eriksen hinein und fragte, ob denn Frau Pettersen nicht auch gekündigt habe. „Sind Sie verrückt, Mann?“ antwortete dieser ärgerlich und grübelte, als Scheel sofort verschwand, darüber nach, was wohl mit dem Burschen los wäre. Der arme Scheel; sein Skandinavismus erhielt einen schweren Stoß. Tommerup, der„liebe treue“ Tommerup, der praktische und uneigennützige Tommerup wurde mit einem Male ein schamloser hinterlistiger, falscher und eigennütziger Schurte. Grad ebenso kritiklos, wie Scheel frühen in warmer Begeisterung sich dem ersten besten in die Arme geworfen hatte, nur, weil er Däne war, ebenso kritiklos beschimpfte er nun in der Hitze der Erbitterung auf alles, was dänisch war, als Lumpenpack. Aber was half es? Hätte er doch nur seines Zornes Glut einmal über den Betreffenden ausschütten können. Tommerup aber war stets so klink damit bei der Hand, so zu tun, als ob er ihn nicht sähe und so schnell fort, entweder ins Entree hinein oder um eine Straßenecke herum. Schließlich wurde Scheel auch dieses Versteckspielens müde. Nun wollte er lieber Tommerup gar nicht treffen. Nach einer Weile wurde dieser dreister, ging ganz ungeniert an ihm vorbei und grüßte kalt und höflich, wie jemand, den man so halbwegs und nur obenhin kennt. Inzwischen kam die Ziehzeit immer näher. Tommerup sollte das noch einmal vergolten werden, hatte Scheel gemeint. So glatt und flüchtig und gewissenlos er auch wäre, es solle ihm doch derart eingetränkt werden, daß er es fühlen sollte. In das Fenster der täglichen Stube, das schöne Fenster nach Süden zu mit der Aussicht auf das laubumkränzte Knarrwig, an dem die Hausbewohner täglich saßen und an das alle Bewohner hintreten mußten, um durch die Scheiben zu sehen, und zu bewundern, gravierte er mit Hilfe des Diamantenringes seiner jungen Frau mit großen deutlichen Buchstaben das Wort ein:„Tu sollst nicht begehren deines Nächsten Haus!“ Die Rache ist süß, das fühlte Scheel, denn so onr er sich über den Umzug ärgerte, da freute er sich in seinem Innern über den unsichtbaren Finger, der sich vor dem Angesichte des Erzschufts ausstrecken und ihm sein Urteil auf seine Fensterscheibe schreiben sollte. Der Herbstziehtermin kam und Scheels zogen in die„Lange Straße". Eine gute Geschäftsgegend, aber eine enge, steingepflasterte, lärmende Straße. Bewohner gerade gegenüber, fast greifbar, und der Spaziergänger oberster Teil strich an den Fenstern vorbei, so daß man gar nichts vornehmen konnte, ohne Gardinen zuzuziehen. Das war wirklich ärgerlich, aber einen Trost hatte man, die Fensterscheibe, die sollte das verhärtete Gewissen verfolgen. Auch hatten sie nun so wie so an anderes zu denken, denn nicht lange nacch dem Umzuge konnten sie einen kleinen Logiergast erwarten, der seine bleibende Stätte bei ihnen aufzuschlagen gedachte. In dies. Tagen kam Frau Pettersen zu Scheels. Sie könne es nicht lassen. Sie sei so sehr betrübt über ihres Schwiegersohnes Handlungsweise gegen sie, und brauche wohl nicht zu sagen, daß sie keinen Teil daran gehabt oder auch nur Kunde davon gehabt habe. Besonders sei es ihr doch so eigenartig, daß Scheel nun nicht mit zur Hochzeit käme, denn sie wüßte ja doch, es würde nichts nützen, ihn zu bitten, das wäre ja auch nur eine neue Beleidigung. Das Schlimmste wäre, daß ihre Tochter so ganz mit ihrem Bräutigam in dieser häßlichen Geschichte stünde. Scheel und Frau nahmen herzlichen Anteil daran, daß die Frau sich also ihrer Kinder schämte und man trennte sich mit dem wohltuenden Gefühl, daß es doch eine Geistesverwandtschaft gibt, die feiner und fester ist, als leibliche Familienbande. Einige Tage nachher fand Herrn Tommerups Hochzeit statt. Der alte Herr Tommerup, ein wahrer Ehrenmann, war aus diesem Anlaß herüber gekommen und fühlte sich auch der Frau Pettersen geistesverwandt. Deshalb sprachen sie sich bald offen über des Bräutigams Schwächen und die Sorge, die er ihnen gemacht hätte, aus, und der alte Gentleman war so rührend, als er mit Frau Pettersen zu Scheels kam., um einen Entschuldigungsbesuch für seinen Sohn zu machen, daß Scheel endlich zwischen dem jungen Herrn Tommerup und den Dänen im allgemeinen zu scheiden vermochte und wieder in der alten Tonart von diesem liebenswürdigen Brüderrolk zu reden anfing. Da kam der kleine Logiergast zu Scheels. Und nach ihm kamen eine ganze Anzahl Sendungen von dampfenden Terrinen und duftenden Schüsseln, unter anderen auch von Frau Pettersen. Scheel selbst sah das von seinem Bureaufenster aus, wie die Dienstmädchen angestiegen kamen. Wieder kam so eine. Er selbst lief neugierig herzu, um die Sendung in Empfang zu nehmen. Ein großer Korb, vermutlich Trauben oder Gelee; denn es duftete nicht. Das Mädchen sollte es nur abgeben und nicht sagen, von wem es käme. Wie rührend, wie edelsinnig! Scheel eilte an seiner Frau Bett und begann das Auspacken. Etwas großes, Flaches! Wahrscheinlich ein Bild oder etwas Aehnliches. Endlich bekam er die Papierumhüllung soweit offen, daß er es erblicken konnte; eine Glasscheibe! Und auf der Scheibe las er in seiner eigenen deutlichen Schrift: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus!“ Darunter aber hatte eine freche Hand und ein verhärtetes Gewissen nicht minder deutlich geschrieben:„Tu sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ „Sie sprechen heute wirklich in lauter Rätseln," sagte kopfschüttelnd das junge Mädchen.„Aber wollen Sie nicht ablegen? Sie stehen da so mitten in der Stube— oder— war das nur ein Besuch, den Sie im Vorübergehen abmachen wollen, um vielleicht eine alte Verpflichtung einzulösen?“ „Es wäre möglich, daß es— ein Abschiedsbesuch sein sollte,“ erwiderte Wendelsheim, aber wie scheu und halb abgewandt. „Ein Abschiedsbesuch?“ rief Rebekka erschreckt.„Sie wollen fort?“ „Ich— muß vielleicht— doch diese kurze Stunde wollen wir uns nicht verbittern; kommen Sie zum In strument— wo haben Sie Ihre Lieder?— daß ich noch einmal Ihre lieve Stimme höre!“ „Ich werde nicht singen tönnen, Herr Baron. „Es wird schon gehen; wie Sie Musit hören, können Sie doch nicht widerstehen.“ „Ich will es versuchen,“ hauchte hauchte das Mädchen leise und schritt zum Flügel, den sie öffnete und einen Band mit Liedern vornahm, der obenauf in ihrem Pult lag. Sie hatte sie ja täglich durchgespielt. Bruno war ganz tüchtig auf dem Instrument und begleitete besonders vortrefflich, und das Mädchen sang dazu mit einer so vollen und so glockenreinen Stimme und dabei einem so weichen, schmelzenden Ausdruck in den Tönen, daß es dem jungen Mann wirklich bis in alle Herzensfasern drang und er genau aufpassen mußte, um nicht selber aus dem Text zu kommen. Die Mutter stand dabei, die Hände gefaltet, und war glücklich. Plötzlich sprang Wendelsheim in die Höhe. „Rebekka,“ sagte er,„Ihre Töne dringen durch Mark und Bein, und es ist manchmal, als ob sie einem das Herz aus der Brust reißen könnten. Mädchen, wo haben Sie die wunderbare Stimme her?“ „Ach, ich mußte mich heute so zusammennehmen“ sagte Rebetka schüchtern,„ich hatte solche Angst!“ „Angst— und wozu Angst?“ sagte die Mutter.„Der Herr Baron weiß, wie Du singst, und Tu brauchst Dich vor ihm nicht zu genieren— und vor keinem Menschen. Aber glauben Sie, Herr Baron, daß Sie der einzige sind, vor dem sie überhaupt den Mund auftut, ihren Vater und mich ausgenommen? Wenn Besuch da ist und wir bitten sie noch so schön, da macht sie bald die, bald jene Ausrede, und wenn wir sie lange quälen, geht sie ganz weg und kommt nicht wieder.“ „Weil ich mich nicht selber begleiten kann,“ Mutter,“ sagte das junge Mädchen tief errötend. „Ob du nicht kannst,“ rief aber die Mutter, mit dem Kopf nickend,„ob Du nicht kannst, wenn Tu willst! Sie sollten sie nur hören, Herr Baron, wenn sie ganz allein ist, wie sie da spielt und dazu singt, daß mir alten Frau manchmal die Tränen aus den Augen laufen.“ „Du lieber Himmel,“ sagte Rebekka seufzend,„wir leben hier gar so einsam in unserer kleinen, abgeschlossenen Welt. Die Musit ist da ja das einzige, das uns Ersatz bieten kann, und wie der Vogel draußen auf den Zweigen sein Lied unbekümmert zwitschert, gut oder schlecht, wie es gerade herauskommt, so singe ich auch — aber nicht besser, Mütterchen, gewiß nicht besser.“ Bruno hatte sich in seinem Leben noch nicht so befangen gefühlt. Er war sich bewußt, was ihn heute eigentlich hierher geführt— in welche peinliche, gedrückte Lage ihn sein Leichtsinn gebracht; aber er wäre nicht im Stande gewesen, zu dem Mädchen heute von Geld zu sprechen, und ihr Fürwort bei dem Vater zu erbitten. Alles, was gut und edel in ihm war und vielleicht lange da geschlummert hatte, oder auh durch das schale Garnisonleben, seine Umgebung und tägliche Gesellschaft betäubt und unterdrückt gehalten worden, erwachte heute mit voller und vielleicht nie geahnter Stärke, und gute, ernstgemeinte Vorsätze für sein künftiges Leben keimten in seinem Herzen frisch und gewaltig emvor. Er nahm Rebetka's Hand und sagte leise:„Tann muß ich Ihnen um so viel dankbarer sein, Rebekka, daß Sie gerade in meiner Gegenwart die Scheu ablegen. Sie haben mich recht glücklich damit gemacht, und die Erinnerung an diese Zeit wird immer— so lange ich noch lebe— mir die schönste und liebste sein.“ „So lange Sie noch leben— Gott der Gerechte!“ lächelte die Frau.„Sollte man nicht glauben, wenn man Sie hörte, Sie wären ein Mann von achtundachtzig Jahren, mit grauen Haaren und mit einem Stocke? So lange Sie noch leben— Sie fangen ja erst an, und der liebe Gott wird Ihnen schon ein langes und freudiges Leben schenten. Wir werden uns wieder sprechen.“ Die beiden jungen Leute schwiegen, jedes mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, und die Mutter sah eins nach dem anderen verwundert an. „Nun, wie haißt?“ lächelte sie endlich.„Keine Musik? Keine Unterhaltung? Wo bleibt da die Gesellschaft? Was hast Du nur, Betkchen? Hab ich doch geglaubt, das Kind wäre nur so still und schweigsam, wenn sie allein wär'; jetzt macht sie's in der Gesellschaft gerade so.“ „Ich dachte eben— Mutter— der Herr Baron hat vorhin angedeutet, daß er nur hergekommen wäre, um Abschied von uns zu nehmen.“ „Abschied? Gott soll's verhüten, und wozu? Wollen Sie verreisen?“ „Wahrscheinlich— aus einige Zeit wenigstens,“ sagte der Leutnant verlegen;„es sind Geschäfte, die mich dazu zwingen.“ „Aber Sie lommen hierher zurück?“ fragte Rebekka, und ihr Auge hing forschend an den Zügen des jungen Mannes. „Was für a Frag!“ sagte die Mutter.„Hat der Herr Baron sein großes, schönes Gut hier, und die Familie; wird er nicht zurückkommen!“ Rebekka sah ihn angstvoll an, als ob sie die Bestätigung dieses Ausspruches in seinen Blicken lesen wolle; aber er wandte sich ab, schritt zum Fenster und sah hinaus. Es war eine wunderliche Scenerie, die sich hier dem Blicke zeigte, und so pittorest wie bunt gemischt. Unten vor dem Fenster lag der kieme freundliche Garben. gegen die Umgebung von der Mau#r scharf abgegrenzt und selbst unnahbar; denn daß man der Nachbarschaft nicht besonders traute, bewiesen die auf dem oberen Rand des Steinwalles eingekitteten spitz und gefährlich hervorragenden Glassplitter, die ein Hinüberkleitern ganz unmöglich machten. Unter dem Schutz derselben blühte und grünte aber auch da unten eine kleine, vollkommen für sich abgeschlossene Welt, ein Rosenflor zum Beispiel, wie er nicht weiter in der Stadt vorkam, und die Beete dabei so sorgfältig gepflegt, die schmalen Wege so rein und sauber gehalten, der kleine Springbrunnen in der Mitte, sein Wasser so rein und frisch und ruhig emvorplätschernd. Und was für ein lauschiges Plätzchen hatte der alte Salomon da unten seinem Kinde gebaut! Dicht hinter dem Springbrunnen, kühl und zugleich geschützt und versteckt, lag eine kleine Laube, deren Tach ein einziger ausrankender Rosenbusch zu bilden schien; aber blühende Granat= und Orangenbäume, gemischt mit Vanille und hochstämmigen Fuchsien bildeten die Wände, und mildes Tämmerlicht lag in dem kleinen, zauberisch schönen Raum. Hob sich aber der Blick, dann traf er gleich darüberhin auf einen so schroffen, trostlosen Gegensatz, daß er ordentlich staunend zu jenem kleinen Paradiese flog, um sich zu überzeugen, daß er recht gesehen und wirtlich zwei Bilder so unmittelbar neben einander stehen könnten, die das eine dem Himmel, das andere der Hölle glichen. Tort, gleich rechts über der Mauer, nämlich und nur durch wenige Gärten oder offene Hofplätze davon getrennt, erhoben sich die Hintergebäude der eigentlichen Judengasse, spitz und phantastisch genug, es ist wahr, mit hohen Giebeln und rauchgeschwärzten Tächern; aber ordentlich Gespenstern glichen die schmalen, fest in einander gedrängten Häuser mit den leeren, düsteren Augen, die überall hinausstarrten. Da war lein einziges fast mit ganzem Rahmen oder Glas, keine weiße Gardine zeigte auch nur an einem Punkte, daß dort gesittete Menschen hausten— schmutzige Lappen und Tücher, alte, wüst aussehende Kleidungsstücke hingen überall heraus, der Luft, als einziger Reinigung, ausgesetzt, und an jeder Wand zeigten die Spuren niedergegossenen Wassers und Unrats den Zustand, der im Innern herrschen mußte. Der junge Baron von Wendelsheim hatte auch früher wohl oit staunend und kopfschüttelnd zu jenen Höhlen hinübergeschaut, die ja doch ebenfalls das umschlossen, was der Mensch seine Heimat nennt und wo er sich wohl und glücklich fühlen soll, und dann immer nicht begriffen, wie Menschen gerade dort freiwillig existieren konnten. weure schweifte sein Blick glanzlos, onne das Paradies, ohne die Hölle dahinter auch nur zu sehen, über die Blumen, über die rauchgeschwärzten Häuser wie über eine Leere hin. Sein Ehrenwort!— er hatte es leichtsinnig, gedankenlos gegeben— es war den Leuten gegenüber, die ihn bei dem Kauf umstanden, mehr eine Prahlerei gewesen, und die Folgen der Nichterfüllung konnte er noch nicht übersehen. Aber selbst das lag ihm jetzt weniger auf dem Herzen, als die Trennung von dem Mädchen, das heute, erregt wie er war, einen nie geahnten Einfluß auf ihn ausgeübt. Und was durfte sie ihm je sein? Sie, die Tochter des alten Salomon, eine Jüdin,— er, der Sohn eines der adetsstolzesten Häuser, im ganzen Reiche! Und konnte ihm das eine Rücksicht auferlegen? Hatte ihn nicht gerade dieser Vater, so lange er denken konnte, rauh und abstoßend behandelt?— Er faßte die fieberheiße Stirn mit den Händen. Die Gedanken, die ihm wild und toll durch das Hirn zuckten, machten ihn fast schwindeln. „Fehlt Ihnen etwas, Herr Baron?“ sagte eine weiche Stimme an seiner Seite.„Soll ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser holen?“ „Ja, Kind, mit ein paar Tropsen Rum hinein, von dem guten, den der Vater neulich auf der Auttion gekauft hat.“ „Iah danke Ihnen, Rebekka,“ sagte der junge Mann sreundlich,„Is war nur— ein heftiger Schmerz, der mir durch die Schläfe zuckte— es ist schon vorüber.“ „Aber ich hole es doch, damit es nicht wiederkehrt,“ lächelte das junge Mädchen—„Sie dürfen es mir nicht abschlagen, nicht wahr? Und dann spielen Sie mir noch einige von den Rendelssohnchen Liedern; es gibt für mich nichts Schöneres lauf der Welt. Das wird Sie auh ein wenig zerstreuen,“ setzte sie leiser hinzu und huschte dann aus dem Zimmer. „Armes Kind,“ sagte die Mutter, die ihr nachsah, und langsam dazu mit dem Kopfe nickte—„jetzt ist sie noch so jung und heiter und kennt keine Sorgen und Schmerzen; und. wie bald wird die Zeit tommen, wo sie an die Tür klopfen und dann nich, mehr weggehen, man mag tun und machen, was man will!“ „Gott möge sie ewig fern von ihr halten!“ sagte Bruno viel weicher, als er sonst wohl dachte und fühlte, denn unwillkürlich traf ihn der Gedanke, daß er selber die Ursache sein könne, welche die erste Träne in des Mädchens Augen ries, den ersten wehen Schmerz in ihre Brust einziehen ließ. Rebetta rehrte bald in's Zimmer zurück. „Und nun trinten Sie,“ sagte sie, ihm Glas und Flaschen hinschiebend; es wird Ihnen gut tun und der Kopf Ihnen wieder klar werden.“ „Aber nur auf so lange, Rebekka, bis ich Ihnen wieder in die Augen sehe.“ Das Mädchen wurde ernst.„Das ist nicht recht, Herr Baron,“ sagte sie.„Erinnern Sie sich noch, als Sie das erste Mal bei uns waren und mir so viele Schmeicheleien sagten, wie sie wohl draußen bei Ihnen Sitte sind? Damals bat ich Sie so herzlich, das nicht mit mir zu tun, und Sie versprachen es mir und haben Iur Wort ehrlich gehalten. Wollen Sie es jetzt brechen?“ „Nein, Rebekka— nein, wahrlich nicht,“ seufzte der junge Mann recht aus tiefster Brust;„es sollte auch bei Gott keine fade Schmeichelei sein, es war ehrlich gemeint! Aber— Sie haben Recht," brach er kurz ab, „wir wollen wieder musizieren— kommen Sie.“ „Und wollen Sie nicht erst trinken? Das Wasser ist so frisch Bruno folgte der Einladung; er goß sich reichlich Rum hinzu und stürzte das Glas hinunter. Tann trat er zum Instrument und griff einzelne Aktorde. Während Rebekka zu ihm ging und die Mutter sich auf einem der nächsten Stühle niederließ, wurde nebenan leise und geräuschlos die Tür geöffnet, und der alte Salomon trat ein; wie er aber die Musit hörte, warf er erst einen Blick durch den Vorhang, der die beiden Zimmer schied, hinein, glitt dann still zu dem nächsten Kanapee und ließ sich darauf nieder. Er regte sich dabei nicht und sah nur still und unverwandt ein Bild an, das ihm gegenüber hing— das seiner verstorbenen Mutter. Der junge Offizier präludierte eine Weile, aber nicht lange; er ging bald in eine ekwas schwermütige Phantasie über, der er sich hingab und darüber seine Zuhörer fast vergaß. „Aber so ernst?“ sagte Rebetka endlich leise. „Sie haben Recht, mein Fräulein— ich muß...“ er horchte— die Uhr hob zum Schlagen aus— er zählte: es schlug fünf Uhr—„ich muß Ihnen etwas Heiteres spielen, denn Sie sollen nicht sagen, daß ich mit einem Trauermarsche von Ihnen geschieden bin.“— Und jetzt spielte er einen der wildesten Strauß'schen Walzer von Anfang bis zu Ende durch.„Nun,“ sagte er dann,„klang das besser?“ „Der klang fast noch trauriger als das erste Stück,“ sagte das junge Mädchen ernst und wandte sich dabei halb scheu zur Seite. „Aber ich weiß nicht, was du willst, Kind,“ rief die Mutter—„'was Lustigeres kann es ja gar nicht geben, — zuckt es doch sogar mir alten Frau, die das Tanzen lange abgeschworen hat, in den Füßen.“ Bruno erwiderte nichts; wieder griff er einige Akkorde, die sich aber fast von selber zu einer Melodie gestalteten, und ohne daß er es vielleicht wußte, klangen sie plötzlich zu Mendelssohns:„Es ist bestimmt in Gottes Rat", zusammen. Er spielte es durch, beide Verse, die letzten Töne so leise, daß sie kaum hörbar durch das Zimmer klangen; dann stand er langsam auf und griff nach seiner Dienstmütze, die oben auf dem Instrument lag. (Fortsetzung folgt.) S SEE 13•3 85 0 erunde. Skize von Heinrich Wynhoff. Leise schlich der Nebel durch die Gassen, kalter Nordwind trieb ihn vor sich hin. Hie und da sah man noch späte Wandler einhergehen und in schützenden Kleidern gehüllt strebten sie eiligst ihrem Ziele zu, um nicht länger noch der Kälte ausgesetzt zu sein. So auch sah man eine, doch nicht so warm gekleidete, arme Frau, die ihr einziges Kind, das sie mit mütterlicher Sorgfalt an ihr armes gequältes Herz drückte, trug, einherschreiten. Sie hatte kein Ziel! Armes Weib! Vertrieben von ihrem Gatten, von dem sie so oft, wenn er von Freunden verführt und zum Trinken gebracht, mißhandelt wurde, aber dennoch war ihre Liebe zu ihm groß. Er ahnte es nicht, wie sehr dieses wahr war. Von teuflischen Getränken getrieben hatte er nie ihr Flehen, ihr herzergreifendes Bitten beachtet, nein er war blind vor jeder Empfindung. Und wieder flehte sie, als der Tyrann sie bei den Händen faßte und er wollte sie schlagen.—— Da raffte sie sich von Verzweiflung getrieben auf. Hochaufgerichtet stand sie vor ihm und rief mit verzweifelter Stimme aus: „William, William, wie quälst Du mich! Ich muß von Dir fliehen, und in kalter Nacht hinaus! Dich klag ich an, denn der Too wartet auf mich!“ Noch ein Blick warf sie zurück in das Zimmer, das ihr in früheren, ahren einem Paradies glich, noch einen innigen Blick richtete sie an ihren Gatten, der hohnlachend da stand, dann ergriff sie ihr liebstes auf Erden, ihr Kind und floh. Er wollte ihr das Teuerste entreißen, aber Mutterliebe vermag vieles; sie war fort mit dem Kinde, das auch er noch liebte. Und nun irrte sie umher. Das nächste Dorf wollte sie erreichen, da sie dort noch Aufnahme hoffte. Der Weg war weit, dabei gefahrvoll bei diesem Nebel, aber dennoch wante sie ihn, da sie hier keine Rettung wußte. Frierend und bangend einen Fehll. it zu tun eilte sie den Waldweg entlang. Gähnende Schluchten gings vorbei! Vorüber an Sträucher und Bäume, an abfallende Wege. O, wie der Frost sie beklemmte, wie sie sich stöhnend vorwärts schleppte. Und nock war das Dorf weit. Entsetzen malte sich in dem Antlitz der jungen Mutter bei diesem Gedanken. Ihre war bald erschönft! Wieder mußte sie eine Schlucht passieren. Schon bald hätte sie ihr Schicksal besiegelt, aber noch im letzten Augenblick bemerkte sie dieselbe. Hastig wich sie zurück, sie stolperte über die Wurzel eines Baumes— da stürzte sie hinab in die Tiefe! *** Am andern morgen, ebe noch die Sonne ihr Licht dem Dörfchen zuwandte, das noch in tiefem Nebel lag, hatte der Dorfsckulmeister, dessen Weg unten an dem jähen Abarunde vorbeiging, die Mutter, die ihr Kind krampfhaft umschlungen hielt, tot aufgefunden. In turzer Zeit batte sich der schreckliche Unfall verbreitet und bildete das Tagesgespräch. Doch niemand ahnte die wahren Verhältnisse des Unglücks; nur einer wußte es, ja einer rang vergeblich,— es war zu spät! Verzweiflung packte ihn,— das war der Fluch der bösen Tat! Unter feierlichem Gepränge, von fast allen Dorfbewohnern begleitet, brachte man Mutter und Kind zur letzten Ruhe. Ihr Gatte war jedoch nicht an der Bahre, man hatte ihn zum Irrenhaus gebracht. Falsche Leut' allüberall. (Nachdruck verboten.) Rechtsanwalt Scheel und Frau waren kurze Zeit verheiratet und beide gleich unerfahren. Sie hatten keine Idee daron, wie große Sprünge man mit einer geschätzten Einnahme von 600 Talern jährlich machen könnte. Nur eine geschätzte Einnahme, denn Scheel eröffnete sein Bureau für seine Kunden gerade zu derselben Zeit, da das eheliche Leben ihm seine Türen auftat. Er war ja ein so tüchtiger, fleißiger Jurist, daß es klar war, es würde gehen, so hatten„alle“ gesagt und weniger als 600 Taler würde er sicher nicht verdienen, das hatten auch„alle“ gesagt. Die jungen Scheels waren nun von jener vorsichtigen Art, die sich in der ersten Zeit halb mit Fasten durchhalfen, denn bald kam diese und dann wieder jene Ausgabe und der Monat war lang und das Jahr noch länger, und wer konnte wissen, was man sich für 600 Taler erlauben konnte, wenn man nie früher ein Haus geführt hatte. Glücklicherweise lebten sie so still und unbemerkt noch in der fremden Stadt, daß sie in kein Dilemma hinsichtlich des Gesellschaftgebens gerieten, und unter sich waren sie so einig, daß sie gern miteinander Hungers gestorben wären, nur um mit 600 Talern jährlich auszukommen und sich sogar einen Mittag um den andern mit Heringen und einen Abend um den andern mit Grütze begnügten. Aufs Bureau kam indessen auch kein Besucher. Vier Wochen lang stand's in der Zeitung, daß Rechtsanwalt Scheel sich dort niedergelassen habe und im Bureau saß er auch jeden einzigen Tag, aber es kam keine Seele zu ihm. Das Pult lag freilich voll von Papieren und Akten, alles kunterbunt durcheinander, das sollte den Eindruck des Vielbeschäftigtseins machen. Als nun endlich die ersten Klienten mit einigen Bagatellsachen angestiegen kamen, stand Scheel mit einer Feder hinterm Ohr und einer im Munde und beide Hände roll von Tokumenten und hieß sie fortgehen, er habe unmöglich Zeit, sich mit solchen Bagatellsachen zu befassen, ganz unmöglich. So fuhr er denn die ganze Woche hindurch fort, die Leute abzuweisen, da war sein Ruf fest gegründet und er war dessen sicher, daß man ihn aufsuchte. Inzwischen hatte man auch begonnen, Umgang zu suchen. Ein dänischer Handelsreisender, Reserreleutnant im letzten Krieg, war mit Fräulein Pettersen verlobt worden, die nebst ihrer Mutter, der reichen Witwe Pettersen, unten in demselben Hause wie Scheels wohnten. Scheel war enthusiastisch für alles begeistert, was dänisch hieß. Schon die viele Verwandtschaft, die er in Dänemark besaß, hatte das mit sich gebracht, nicht zum wenigsten aber auch der Krieg im vorigen Jahre, es war nämlich im Jahre 1865. Er beglückwünschte Pettersen und nahm eine Einladung unten an, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß daraus die Verpflichtung der Wiederrergeltung ganz von selbst folgen mußte. Ja, er holte sogar Herr Tommerup und seine Braut schon am nächsten Abend zu sich herauf und, was noch mehr war, er überredete sich u. seine Frau dazu, am Abend vier Spiegeleier zu spendieren, obwohl, wie gesagt, niemand von ihnen wußte, was man sich für 600 Taler erlauben könne und obwohl damals noch nicht eine einzige Seele auf seinem Bureau gewesen war. Leutnant Tommerup war„Däne“, das war genug für Scheel, um sich ihm mit Leib und Seele hinzugeben; es kam ihm garnicht der Gedanke auf, daß es auch sehr verschiedene Leute in Dänemark, grad' ebenso, wie in andern Ländern gibt. Der Krieg wurde durchgesprochen. Man schimpfte auf die Deutschen; beklagte das Geschick: man hielt Reden und trank Gesundheiten im Hochzeitswein. Es waren nämlich noch vier Flaschen Wein bei Scheels Hochzeit übrig geblieben und diese hatte die Schwiegermutter mit der Aussteuer mitgeschickt. Ja, es kam sogar zu ruhrenden Umarmungen. Frau Scheel war förmlich eifersüchtig, denn er konnte doch nicht in dem gleichen Grade für Fräulein Pettersen schwärmen, die doch ganz und gar nicht dänisch war. Zum Glück mußte Herr Tommerup doch bisweilen in Geschäften reisen; wenn das nicht geschehen wäre, dann wär's mit der Aussicht, mit 600 Talern auszukommen, noch problewatischer geworden, denn es gingen wahrhaftig manchen Tag rier Spiegeleier ooer ein Aequivalent, das dem gleich geachtet wurde, darauf, und der Hochzeitswein war schon, trotz alles vorsichtigen Einschenkens, ausgetrunken. Die Monate gingen dahin. Scheel verdiente immer besser und Frau Scheel natürlich mit. So, nun könnte perr Tommerup nur heimkommen, dann sollte er eine noch viel bessere Bewirtung finden, wenigstens zwei Spiegeleier für jeden und einen tüchtigen Cognac=Toddy. Nun war's Frühjahr geworden, und die Wohnung nahm mit dem grünenden wilden Wein an den Fenstern und der entzückenden Aussicht über Knarrwig doppelt gut aus. Scheels waren nämlich durch einen Glückszufall in eine der niedK