Anzeigenpreis: 1 mm Höhe, 22 mm Breite 4 Rpf. Textmillimeterpheis: 1 mm Höhe, 75 mm Breite 25 Rpf Vereinskalender(im Textteil) 1 mm Höhe 75 mm Breite 10 Rpf. Zur Zeit ist die Preisliste 3 gültig. Nachlaßstaffe! A.— Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen auch für die durch den Fernsprecher aufgegebenen und abbestellten sowie undeutlich geschriebenen Aufträge wird keine Gewähr übernommen. Annahmeschluß: Tags zuvor 16 Uhr. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Herne in Westfalen Kreisblatt für den Stadtkreis Herne Hauptgeschäftsstelle: Herne, Von=der=Heydt=Straße 9. Fernsprech-Anschlüsse: Sammelnummer 511.41.— Drahtanschrift: Kartenberg Herne Postscheckkonto Nr. 6542 Amt Dortmund.— Geschäftsstelle in Sodingen: Mont=Cenis-Straße#(Fernruf Nr. 525 33); in Gerthe: Castroper Hellweg 506.— Sprechstunden der Schriftleitung: 16—17 Uhr(außer Freitags. Samstags und Sonntags). Hauptschriftleiter: Erich Wagner(verreist); Stellvertreter: Willi Franke; Politik: i. V. Ludwig Britsch: Leitung des Herner Teiles u. Kunst(i. V.): Willi Franke: Politischer Schlußdienst Wirtschaft u Sport: Ludwig Britsch: Unterhaltung, Ruhrgebiet und Westdeutschland: Helmut Drechsler: Unpolitisches: Otto Pohle(Wanne Eickel); Bilder: Ressortleiter. Anzeigen und Geschäftliches: Adolf Frasch.— w. A V 1939: Ueber 5700— Berliner Vertreter: Gustav Wittig.— Eigene Mitarbeiter in Rom, London, Paris New York und zwanzig anderen Weltstädten. Für unverlangte Einsendungen übernimmt die Schriftleitung keine Haftung. Zurücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt Rotationsdruck und Verlag von C. Th. Kartenberg, Inh. C. Holtmann, Herne Bezugspreis: Monatlich RM. 2.15 halbmonatlich RM. 1.08 Selbstabholer RM. 1.84 oder RM. 0.92 im voraus zahlbar. Einzelpreis 10 Rpf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage.— Regelmäßig mit: Sport vom Sonntag Unterhaltungsblatt Humor Geistiges Reich(mit Literarischer Rundschau) Für die Frau Hitler=Jugend Die H. 8. erzählt Technik, Wehr und Volk Herner Filmzeitung. Bei Betriebsstörung oder sonstigen Ereignissen hervorgerufen durch höhere Gewalt, können Ersatzansprüche nicht berücksichtigt werden Rummer 131 Donnerstag, den 8. Juni 1939 68. Jahrgang Das Baltikum benötigt keine englischen und sowjetrussischen Garantien Zwei Pakte Deutschlands mit Estland und Lettland Neuer Schritt zur Konsolidierung des Friedens Deutschland respektiert stets die politische Unabhängigkeit beider Länder Reichsaußenminister von Ribbentrop, der lettische Außenminister Munter:(links) und der estnische Außenminister Selter bei der Unterzeichnung der Nichtangriftsverträge. Schet! Trübe Bilanz einer Volksabstimmung Von unserem Genfer Mitarbeiter Die Sicherung der Nachbarn gegen die Einkreiser! □ Berlin, 8. Juni. Am Mittwoch vormittag fand im Auswärtigen Amt die feierliche Unterzeichnung der Nichtangriffsverträge zwischen Deutschland und Estland und Deutschland und Lettland statt. Gegen 10 Uhr empfing der Reichsminister des Auswartigen, von Ribbentrov, den lettischen Minister des Auswärtigen Munters und im Anschluß daran den estnischen Minister des Auswärtigen Selter zu einer Aussprache. Um 10.30 Uhr unterzeichneten sodann Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop, der lettische Pinister des Auswärtigen Munters und der estnische Minister des Auswärtigen Selter in seierlicher Form den deutsch=lettischen und den deutschestnischen Nichangriffsvertrag. Dem Unterzeichnungsakt wohnten von estnischer Seite der Gesandte Estlands in Berlin, Toser, mit Ministerialdirektor Kirota: von lettischer Seite der lettische Gesandte in Berlin, Kreewinsch, und Ministerial= direktor Campe bei. Deutscherseits waren anwesend: Staatssekretär von Weizsäcker, die Unterstaatssekretär Woermann und Gaus und Vortragender Legationsrat von Grundherr. * lbr. Daß die deutsche Friedensarbeit nicht nur im Südosten unseres Erdteils, sondern auch in den Ländern des europäischen Nordens, deren politische Staatsform der des Westens verwandt ist. Früchte zeitigt, zeigten der deutsch=dänische Nichtangriffspakt und die nunmehr unterzeichneten Staatsverträge mit Estland und Lettland. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den beiden baltischen Staaten hatte sich in den letzten Jahren ständig verbessert. Es besteht nunmehr durch die Nichtangriffspakte auch eine so gesunde Grundlage, daß es durch irgend welche Querschüsse von außen nicht mehr gestört zu werden vermag. Einzig und allein die Verteidigung seiner Unabhängigkeit und Unversehrtheit, garantiert durch eine absolute Neutralität, ist das Ziel der Außenpolitik von Riga und Reval. Natürlich liegen wie bei allen Verträgen, die Dauer haben sollen, die Vorteile auf beiden Seiten. Auch das Deutsche Reich begrüßt aus seinem Interesse den Abschluß dieser Pakte und sieht in ihnen einen Beweis dafür, daß die Versuche zur Schließung eines eisernen Kreises um Deutschland nicht überall gelingen. Diese beiden Pakte bilden die Schlußsteine eines ganzen Systems, das im März mit dem deutsch=litauischen Vertrag begonnen wurde und nun seine Vollendung fand. Das Baltikum will den Frieden. Es benötigt keine englischen und sowjetrussischen Garantien, die ihm zu ungelegener Stunde den Einmarsch und die Herrschaft sowjetrussischer Truppen bescheren könnten. Es will mit keiner Gruppierung der Großzmächte gegen eine andere Mächtegruppferung zusammenstehen. Der ganze Nordosten von der Memel bis an den finnischen Meerbusen wird also durch die klare, auf nachbarliche Verständigung und gutes Vertrauen bedachte Politik Deutschlands erfaßt. Die beiden Pakte entsprechen dem Willen der baltischen Staaten zur unbedingten Neutralität. Der feierliche Unterzeichnungspakt am Mittwoch war ebenso wie Dänemarks Unterschrift eine Ohrfeige für jenen amerikanischen Staatsmann, der sich erst vor wenigen Wochen als Mittler zwischen Deutschland und seinen Nachbarn ausspielte. Deutschland und Deutschlands Nachbarn brauchen keine Mittler! Heute dürfte es jedenfalls eindeutig klar sein, daß die Bevölkerung der baltischen Staaten, wenn sie von Sicherheit spricht, ihre Blicke nach Berlin und nicht nach London und Paris wendet. Während die britische Diplomatie in sieberhafter Eile Völker, die in keiner Weise zum britischen Lebensraum gehören, den Zwecken des englischen Imperialismus dienstbar zu machen und Feindschaft zwischen diesen Völkern und den Nationen Deutschlands und Italiens zu säen sucht, baut der Führer des nationalsozialistischen Reiches unbeirrbar am euro päischen Friedenswerk. Der Wortlaut der Vertragswerke Nichtangriftspakt Deutschland— Estland Der Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Estland hat folgenden Wortlaut: Der deutsche Reichskanzler und der Präsident der Republik Estland, fest entschlossen, den Frieden zwischen Deutschland und Estland un ter allen Umständen aufrechtzuerhalten, sind sich übereingekommen, diesen Entschluß durch einen Staatsvertrag zu bekräftigen und haben die Bevoll mächtigten ernannt: Der deutsche Reichskanzler den Reichsminister des Auswärtigen Herrn Joachim von Ribben trop, der Präsident der Republik Estland den Minister für auswärtige Angelegenheiten Herrn Karl Seiter, der nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten fol gende Bestimmungen vereinbart haben: Artikei 1 Das Deutsche Reich und die Republik Estland werden in keinem Falle zum Krieg oder zu einer anderen Art von Gewaltanwendung gegeneinander schreiten. Falls es von seiten einer dritten Macht zu einer Aktion der in Absatz 1 bezeichneten Art gegen einen der vertragschließenden Teile kommen sollte, wird der andere vertragschließende Teil eine solche Aktion in keiner Weise unterstützen. Artikel 2 Dieser Vertrag soll ratifiziert, und die Ratifikationsurkunden sollen sobald als möglich in Berlin ausgetauscht werden. Der Vertrag tritt mit dem Austausch der Ratisikationsurkunden in Kraft und gilt von da an für eine Zeit von zehn Jahren. Falls der Vertrag nicht spätestens ein Jahr vor Ablauf dieser Frist von einem der vertragschließenden Teile gekündigt wiro. verlängert sich seine Geltungsdauer um weitere zehn Jahre. Das gleiche gilt für die folgenden Zeitverivden. Der Vertrag bleibt jedoch nicht länger in Kraft als der heute unterzeichnete entsprechende Vertrag zwischen Deutschland und Lettland. Sollte der Vertrag aus diesem Grunde vor dem sich aus Absatz 2 ergebenden Zeitpunkt außer Kraft treten, so Portsetzung 2. Seite Zwei D=Züge entgleisten □ Erfurt. 8. Juni. Nach einer Mitteilung der Pressestelle der Reichsbahndirektion Erfurt entgleiste am Mittwoch gegen 15 Uhr bei der Einfahrt in den Bahnhof Göschwitz der Linie Weimar—Gera der siebente Wagen eines Personenzuges. Vier weitere Wagen wurden aus den Schienen gerissen. Nach etwa 100 Meter weiterer Fahrt fielen die fünf Wagen zur Seite. Vier Reisende wurden gerotet und acht schwer verletzt. Von den letzteren sind in der Klinik zwei ihren Verletzungen erlegen. Die Unfallursache ist noch nicht geklärt. Bisher wurden von den Getöteten vier Namen festgestellt: Fräulein Helmrich aus Stadtroda, 400 Millionen Wehrkredite s Genf, 8. Juni. Die schweizerische Volksabstimmung vom 4. Juni über Arbeitsbeschaffungs= und Wehrkredite im Gesamtbetrag von rund 400 Millionen Franken hat in ihrem Ergebnis insofern nicht überrascht, als vorauszusehen war, daß die Kredite bewilligt werden würden. Stark beachtet wurde aber,— namentFräulein Hildegard Hofmann aus Großburschla an der Werra, Kurt Brösiger aus Haversdorf bei Kraftsdorf und der Einwohner Seyfarth aus Siebleben bei Gotha. Ursache: Uebermäßige □ Warschau, 8. Juni. In dem Vorort Pruszkow bei Warschau entgleiste am Mittwoch der aus Kattowitz—Wien kommende Schnellzug. Bei der Katastrophe kamen sechs Personen ums Leben, während 16 ernste Verletzungen erlitten. Achnlich wie der Unfall des polnischen D=Zuges, der vor turzer Zeit in Danzig entgleiste, ist auch dieser Un fall auf die übermäßige Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometern statt der vorgeschriebenen 40, mit der der Zug die Station Pruszkow durcheilen sollte, zurückzuführen. lich in Berner Regierungskreisen— die Tatsache, daß die annehmende Mehrheit über 245000 Stimmen ausgemacht hat(rund 444000 Ja gegen rd. 198 600 Nein), wobei allerdings nicht übersehen werden darf, daß die Stimmbeteiligung äußerst gering war, nämlich nur etwa 53 v. H. Dieser Hundertsatz sowie die Gesamtzahl der Nein=Stimmen gewinnen jedoch ihre volle Bedeutung erst dann, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Bundesrat, also die eigentliche schweizerische Regierung, ferner alle drei Regierungsparteien(jedenfalls in der Deutschen Schweiz, die drei Viertel der schweizerischen Bevölkerung stellt) sowie der weitaus größte Teil der schweizerischen Presse für die Kredite eintrat, und daß die Kampagne für diese Kredite bewußt in das Zeichen der geistigen und materiellen Landesverteidigung gestellt worden war. So erscheint es denn etwas mager, wenn sich die„Herren in Bern“, damit zu trösten versuchen, daß die Grenzkantone(naturlich nur die bei Deutschland bzw. Italien gelegenen) „besonders starke“ zustimmende Mehrheiten geliefert hätten. Denn was durch die Volksabstimmung in erster Linie beleuchtet wird, ist ja vor allem die donvelte Tatsache, daß die Westschweis(drei Kantone haben abgelehnt und die beiden andern nur mit winzigen Mehrheiten angenommen) zu der Deutschen Schweiz in Gegensatz zu geraten beginnt, und daß es bei weiterer Schrumpfung der Anhänger des Regierungslagers immer schwieriger werden muß, eine„Heranziehung der gemäßigten Sozialdemokratie zur Regierungsmitverantwortung und somit ein Abgleiten in volksfrontähnliche Bahnen zu umgeben... Die Parade zu Ehren von Reichsminister Dr. Frick in □ Budapest, 8. Juni. Den Auftakt dor feszlichen Veranstaltungen des gestrigen Beiners a Zwei Eisenbahnunfälle: 12 Tote Auf den Strecken Weimar-Gera und Kattowitz-Wien Reichsministers Dr. Frick bildete eine glänzende Polizeiparade, die um 11 Uhr vormittags auf der Budapester Trabrennbahn stattfand. London mit Moskau über Hauptziele einig Staatsvertrag Deutschlands mit Estland und Lettland Portsetzung von der I. Seite erden die deutsche Regierung und die estnische egierung auf Wunsch eines Teiles unverzüglich in Verhandlungen über die Erneuerung des Vertrages eintreten. Zu Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmächtigten diesen Vertrag unterzeichnet. Ausgefertigt in doppelter Urschrift, in deutscher und estnischer Sprache, zu Berlin, am 7. Juni 1939. gez. Joachim von Ribbentrop gez. Karl Selter Zeichnungsprotokol! Bei der heutigen Unterzeichnung des deutschestnischen Vertrages ist das Einverständnis beider Teile über folgendes festgestellt worden: Eine Unterstützung durch den nicht am Kouflikt beteiligten vertragsschließenden Teil im Sinne des Artikels 2, Absatz 2 des Vertrages liegt nicht vor, wenn das Verhalten dieses Teiles mit den allgemeinen Regeln der Woutralität im Einklang steht. Es ist daher nicht als unzulässige Unterstützung anzusehen, wenn zwischen dem nicht an dem Konflikt beteiligten vertragsschließenden Teil und der dritten Macht der normale Warenaustausch und Warentransit fortgesetzt wird. Berlin, den 7. Juni 1939. gez. Joachim von Ribbentrop gez. Karl Selter * Richtangriffspakt Deutschland-Lettland Ein Mitglied des Foreion Kompromißformel gesucht □ London, 8. Juni. Premierminister Chamberlain teilte im Unterhaus mit, daß die Regierung einen Vertreter des Außenamtes nach Moskau entsende, um den dortigen britischen Botschafter voll über die Haltung der britischen Regierung zu allen offenen Punkten In den englisch=russischen Verhandlungen zu informieren. Der Premierminister verwahrte sich gegen die parlamentarische Wißbegierde: Es sei unmöglich, Tag für Tag Informationen über den Fortschritt der Verhandlungen zu geben. Für den Augenblick gab er bekannt, daß die britische Rlegierung sich mit Moskau über die Hauptziele völlig einig sei und die Sowjets davon überzeugt habe, daß sie bereit sei, ein Abkommen auf der Grundlage voller Gegenseitigkeit abzuschließen. England habe betont, daß es sofort und rückhaltlos bereit sei, zusammen mit der französischen Regierung Rußland im Falle eines Angrisses, der Feindseligkeiten mit einer europäischen Macht hervorriese, militärisch voll zu unterstützen Der Premierminister fuhr fort, daß die Stellung gewisser Staaten eine Schwierigkeit böte, und zwar derjenigen, die keine Garantie zu erhalten wünschten. Es sei offensichtlich unmöglich, Staaten Garantien aufzuerlegen, die dies nicht wünschten. Strang reist nach Moskau Offite fährt nach London die Militärschule an Sandhorst, anschließend den Truppenübungsplatz Adlershot. Am Donnerstag veranstaltet die britische Regierung ihm zu Ehren ein Frühstück und abends findet im Unterhaus ein Essen statt. Freitag wird General Gamelin Unterredungen mit dem Verteidigungsminister Lord Chatfield haben. Mittags veranstaltet Lord Gort ihm zu Ehren ein Abschiedsfrühstück und nachmittags verläßt er London wieder. Ueber die Besprechungen selbst berichtet der diplo matische Korrespondent der„Times“, daß wichtige technische Probleme während des Besuches mit ihm erörtert werden müßten. In beträchtlicher Aufmachung meldet„Daily Telegraph“ aus Paris, dort sei gestern erklärt worden, daß England sich grundsätzlich bereit erklärt habe, daß im Kriegsfall General Gamelin alleiniger Oberbefehlshaber der vereinigten französischen und britischen Streitkräfte sein werde. Londoner Presse glaubt an neue Einigungsmöglichkeit □ London, 8. Juni. Die Londoner Blätter ergehen sich in der Hoffnung, in den Besprechungen mit Sowjetrußzland einen neuen Ausweg aus der Zwickmühle gefunden zu haben. Wie es heißt, soll die Sowjetregierung in ihrer letzten Note eine englisch=französische Garantie für sämtliche Nachbarstaaten der Sowjetunion verlangt haben einschließlich Estland, Lettland und Finnland, und zwar selbst nachdem diese Länder eine derartige Garantie abgelehnt haben. Nun melden die Londoner Blätter aus Paris, daß man eine Kompromißformel gefunden habe. Der Führer im Volkswagenwerk Führung durch Reichsleiter Ley □ Stadt des KdF=Wagens. 8. Juni. Am Mittwoch stattete der Führer unerwartet dem im Bau begriffenen Volkswagenwerk Fallersleben einen Besuch ab, um sich vom Fortschritt der Arbeiten am Werk zu überzeugen. Die Anfahrt des Führers erfolgte über die Kuppe des Klieversber= ges, dessen Höhe einen umfassenden Ueberblick über die Anlagen bietet. Nach einjähriger Arbeit ist hier bereits ein Riesenwerk unter Dach und Fach. Auch die Stadt des KdF.=Wagens, die der Un terbringung und Ansiedlung der Werksangehörigen dienen soll, hat bereits große Fortschritte zu verzeichnen. Die Führung durch die Anlagen hatte Reichsorganisationsleiter Dr. Len, begleitet von dem Konstrukteur des KdF=Wagens. Professor Porsche und Direktor Werlin, übernommen. Der überraschende Besuch des Führers löste bei der Arbeiterschaft große Freude und Begeisterung aus. Die„Times“ schreiben: Drei Punkte ständen noch offen: 1. die Frage der Verknüpfung des Pa tes mit der Satzung der Genfer Liga, doch in dieser Frage scheine eine Einigung sicher zu sein; 2. der Wunsch der Sowjets, daß es im Kriegsfall keinen getrennten Waffenstillstand oder Friedensver trag geben solle; 3. der sowietrussische Wunsch, den Finnland, Estland und Lettland in die Drei=Mächs Garantie miteinbezogen werden sollen. Der fi nische Außenminister habe am Dienstag aufs neue in deutlichster Weise zu verstehen gegeben, daß sein Land jeder einseitigen Garantie gegenüber abgeneigt sei. Estland und Lettland teilten diese Ab neigung. Trotzdem hoffe man britischerseits, daß ein Weg gefunden werden könne, um die Sorgen der Sowjets zu beheben, ohne die berechtigten Befürchtungen der baltischen Staaten hervorzurufen. Der Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Lettland hat folgenden Wortlaut: Der deutsche Reichskanzler und der Präsident der Republik Lettland, fest entschlossen, den Frieden zwischen Deutschland und Lettland unter allen Umständen aufrechtzuerhalten, sind übereingekommen, diesen Entschluß durch einen Staatsvertrag zu bekräftigen. und haben zu Bevollmächtigten ernannt: Der deutsche Reichskanzler den Reichsminister Auswärtigen Herrn Joachim von Ribbenrop; der Präsident der Republik Lettland den Minister für auswärtige Angelegenheiten Herrn Vilhelms Munters, die nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten folgende Bestimmungen vereinbart haben: Artikel 1 Das Deutsche Reich und die Republik Lettland werden in keinem Falle zum Krieg oder zu einer anderen Art von Gewaltanwendung gegeneinander schreiten. Falls es von seiten einer dritten Macht zu einer Attion der in Absatz 1 bezeichneten Art gegen einen der vertragschließenden Teile kommen sollte, wird der andere vertragschließende Teil eine solche Aktion in keiner Weise unterstützen. Artikel 2 Dieser Vertrag soll ratifiziert, und die Ratifikasionsurkunden sollen sobald als möglich in Berlin lusgetauscht werden. Der Vertrag tritt mit dem Austausch der Ratilikationsurkunden in Kraft und gilt von da an für eine Zeit von zehn Jahren. Falls der Vertrag nicht spätestens ein Jahr vor Ablauf dieer Frist von einem der vertragschließenden Teile jekündigt wird, verlängert sich seine Geltungssauer um weitere zehn Jahre. Das gleiche filt für die folgenden Zeitverioden. Der Vertrag bleibt jedoch nicht länger in Kraft ils der heute unterzeichnete entsprechende Vertrag wischen Deutschland und Estland. Sollte der Vertrag aus diesem Grunde vor dem sich aus Abat 2 ergebenden Zeitpunkt außer Kraft treten, so werden die deutsche Regierung und die lettische Regierung auf Wunsch eines Teiles unverzüglich m Verhandlungen über die Erneuerung des Verwages eintreten. Zu Urkund dessen haben die beiderseitigen Besollmächtigten diesen Vertrag unterzeichnet. Ausgefertigt in doppelter Urschrift, in deutscher uind lettischer Sprache, zu Berlin, am 7. Juni 1939. von Ribbentrop V. Munters Zeichnungsprotokoll Bei der heutigen Unterzeichnung des deutschettischen Vertrages ist das Einverständnis beider Teile über folgendes festgestellt worden: Eine Unterstützung durch den nicht am Konflikt beteiligten vertragsschließenden Teil im Sinne des Artikels 2, Absatz 2 des Vertrages liegt nicht vor, venn das Verhalten dieses Teiles mit den allgeneinen Regeln der Neutralität im Einklang steht. Es ist daher nicht als unzulässige Unterkützung anzusehen, wenn zwischen dem nicht an dem Konflikt beteiligten vertragsschließenden Teil ind der dritten Macht der normale Wareniustausch und Warentransit fortgesetzt wird. Berlin, 7. Juni 1939. gez. Joachim von Ribbentrop gez. V. Munters Längere Aussprache beim Führer Muniers und Seller in der neuen Reichskanzlei □ Morlin, 8. Juni. Im Anschluß an die Unterzeichnung der Nichtingriffsvertrage zwischen Deutschland und Estland ind Deutschland und Lettland empfing der Fühter in Gegenwart des Reichoministers des Ausvärtigen von Ribbentrop den lettischen Außenninister Munters und den estnischen Außenninister Selter in der Neuen Reichskanzlei zu iner längeren Aussprache. Meinungsaustausch der Außenminister Nach der Unterzeichnung der Pakte fand im Auspärtigen Amt ein offener Meinungsaustausch zwisen dem Reichsaußenminister und den beiden ußenministern statt. Uebereinstimmend kam da□ London, 8. Juni. Wie in hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, wird der Leiter der Zentralabteilung des englischen Außenministeriums, William Strang, als Sonderbeauftragter der britischen Regierung nach Moskau reisen. Strang werde am Donnerstag von Warschau zurückerwartet und werde sich wahrscheinlich am Freitag im Flugzeug nach Moskau begeben. Er werde dort als technischer Berater des britischen Botschafters in Moskau fungieren. „Prawda“ lüstet die Maske □ Moskau, 8. Juni. In einem offiziösen Artikel nimmt die sowjetrussische„Prawda" zum ersten Male seit der Rede Molotows vom 31. Mai wieder zu dem gegenwärtigen Stand der britisch= französisch=sowjetrussischen Paktverhandlungen Stellung. Der„Prawda"=Artikel formuliert dann die Minimalbedingungen“, die Moskau mit seiner Antwortnote zur Schaffung der„Verteidigungsfront“ in Europa übermittelt habe, folgendermaßen: 1. Abschluß eines Effektivpaktes zum gegenseitigen Beistand gegen die Agaression zwischen England, Frankreich und der Sowjetunion. 2. Hilfeleistung seitens der Sowjetunion für die fünf Länder, die bereits durch das englisch=französische Unterstützungsversprechen„garantiert“, seien (gemeint sind Polen, Rumänien, die Türkei, Griechenland und Belgien). 3. Garantie der Hilfeleistung seitens England, Frankreich und der Sowjetunion„für die drei bekannten baltischen Staaten“(Estland, Lettland und Finnland). 4. Abschluß eines„konkreten“ Abkommens über die Methoden, Formen und Ausmaße der Hilfeleistung(gemeint sind natürlich militärische Abmachungen). Damit ist durch die offizielle„Prawda“ zum ersten Male der Inhalt der Sowjetantwort, die in London und Paris so großes Kopfzerbrechen verursacht hat, klar ausgesprochen. In einer für die Engländer recht peinlichen Weise spielt also Moskau jetzt die geforderte„Garantie“ für die baltischen Staaten gegen seine Mitwirkung an der eventuellen Unterstützung für die bereits„garantierten“ englisch=französischen Schützlinge aus. Gamelin bis Freitag in London Im Dienste der Einkreisung □ London. 8. Juni. General Gamelin, der am Dienstag in London eintraf, wird bis Freitag in London bleiben. Am Mittwoch besuchte er zusammen mit Lord Gort bei der Wunsch zum Ausdruck, die deutsch=estni schen und die deutsch=lettischen Beziehungen in sreundschaftlichem Geiste weiter zu vertiefen. Von deutscher Seite wurde dabei betont, daß die Reichsregierung in der Aufrechterhaltung der politischen Unabhängigkeit Estlands und Lettlands ein wichtiges Element für die Sicherung des Friedens in Osteuropa sehe, und daß sie deshalb gewillt sei, ihrerseits diese politische Unabhängigkeit steis zu respektieren. Im gleichen Sinne wurde von estnischer und lettischer Seite auch bei dieser Gelegenheit auf den bereits früher zum Ausdruck gebrachten Standpunkt hingewiesen, daß die estnische und die lettische Regierung entschlossen sind, für die Wahrung der politischen Unabhängigkeit ihrer Länder selbständig Sorge zu tragen und an einer Politik der strikten Neutralität festzuhalten. Die Außenminister Gäste von Ribbentrop □ Berlin, 8. Juni. Aus Anlaß der Unter seichnung des deutsch=estnischen und des deutsch-letti schen Nichtangriffsvertrages in Berlin gab der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop; zu Ehren des estnischen Außenministers -eiter und des lettischen Außenministers Mun sters am Mittwoch mittag ein Frühstück im Hotel Esplanade. Am Mittwoch abend wohnten der estnische und der lettische Außentminister im kleinen Kreis einer Aufführung des„Fliegenden Holländers“ von Richard Wagner in der Staatsoper Unter den Linden bei. Ehrung des lettischen Außenministers □ Berlin, 8. Juni. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbeutrop hat dem lettischen Brutales Vorgehen gegen Deutsche in Polen Kinder können ihre Eltern und Eltern ihre Kinder nicht besuchen Der kleine Grenzverkehr vollig unterbunden □ Kattowitz, 8. Juni. In der letzten Zeit werden von Seiten der volnischen Behörden in Ostoberschlesien die Möglichkeiten für Volksdeutsche, im kleinen Grenzverkehr den reichsdeutschen Teil Oberschlesiens zu besuchen, in rücksichtsloser und brutaler Weise eingeschränkt. Diese Einschränkung erfolgt seit einiger Zeit völlig planmäßig durch Ablehnung der Ausstellung neuer Grenzausweise und den Entzug der Grenzkarte aus völlig nichtigen Gründen. Das gegenwärtig zutage tretende System gibt den Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien nur in ganz besonderen Ausnahmefällen die Möglichkeit, in den Besitz einer Grenzkarte zu gelangen, so daß schon heute der größte Teil der Volksdeutschen vom kleinen Grenzverkehr ausgeschlossen ist. Rücksichtslos setzen sich die volnischen Behörden über alle familiären und verwandtschaftlichen Beziehungen der Volksdeutschen, die durch die seinerzeitige Zerreißung Oberschlesiens nach Versailler Muster besonders zahlreich und vielseitigt sind, hinweg. So können Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder schon seit langem nicht mehr besuchen. Und sogar Männer, die nach jahrelanger Arbeitslosigkeit in Ostoberschlesien nunmehr endlich im Reich den Segen der Arbeit wieder verspüren, können den Besuch ihrer Frauen und Kinder in vielen Fällen nicht mehr erhalten, weil diesen von den polnischen Behörden grundlos und unter den nichtigsten Vorwänden Grenzausweise verweigert werden. Besonders werden von diesen Schikanen die sogenannten Grenzgänger betroffen, denen die Gefahr droht, daß ihnen die Grenzkarten entzogen oder nicht mehr neu ausgestellt werden und sie so ihren Arbeitsplatz in Deutsch=Oberschlesien verlieren müßten. Es häufen sich auch die Fälle, daß Volksdeutschen beim Ueberschreiten der Grenze die Ausweise ohne Angabe von Gründen entzogen werden. Schon der Besitz der Mitgliedskarte einer volksdeutschen Organisation genügt zum Entzug der Grenzkarte. Diese unberechtigten und brutalen Maßnahmen der untergeordneten polnischen Behörden bedeuten nichts anderes als eine völlige Abschnürung der Volksdeutschen von ihrem Mutterlande, nachdem die geistige und kulturelle Vereinsamung der Volksdeutschen durch das Verbot der deutschen Zeitungen und den Boykott deutscher Filme bereits eine vollzogene Tatsache geworden ist. weil er Deutsch sprach □ Kattowitz, 8. Juni. Die Reihe der Meldungen über grobe Belästigungen und Mißhand lungen von Volksdeutschen in Ostoberschlesien reißt leider nicht ab. Immer wieder werden Volks deutsche von Polen mißhandelt, nur weil sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten. Ein besonders heimtückischer Fall wird aus Livine gemeldet. Hier hatten einige Polen gehört, wie sich der 21 Jahre alte Hüttenarbeiter Karl Zembik mit seinem Vater, der ihm während der Arbeitspause warmes Essen brachte, in deutscher Sprache unterhielt. Sie holten schleunigst noch weitere Polen zu Hilfe und lauerten dann, zehn Mann stark, dem jungen Deutschen auf. Sie fielen über ihn her, als er sich auf dem Heimweg befand und schlugen ihn derart, daß er einen Arzt aufsuchen mußte. In einem anderen Fall nahm ein Haufen von 30 Polen ein Führerbild, das in der zu ebener Erde in Kattowitz gelegenen Wohnung des Volksdeutschen Karl Haase gesehen worden war, zum Anlaß, ihrem Haß freien Lauf zu lassen. Sie drangen durch Tür und Fenster in die Wohnung ein, bedrohten und beschimpften die Familie und rissen das Bild von der Wand, mit dem sie verschwanden. Die Kohenlohewerke unter gerichtliche Zwangsverwaltung gestellt □ Warschau, 8. Juni. Die großen Industriewerke Hohenlohe in Ostoberschlesien wurden wegen nicht rechtzeitiger Zahlung der fiskalischen Abgaben, die sich auf mehr als 30 Millionen Zloty belaufen, unter gerichtliche Zwangsverwaltung gestellt. Minister des Aeußeren, Munters, anläßlich der Unterzeichnung des deutsch=lettischen Nichtangriffsvertrages das vom Führer verliehene Großkreuz des Ordens vom Deutschen Adler überreicht. könne man von diesem Vertrag in vollem Umfang sagen, daß er auf der Grundlage voller Gleichheit zur Förderung der gegenseitigen Freundschaft abgeschlossen worden sei. Die Zustimmung der lettischen Regierung □ Riga, 8. Juni. Aus der am Mittwoch veröffentlichten amtlichen Verlautbarung über die Sitzung des lettischen Ministerkabinetts am Dienstag geht hervor, daß der lettische Außenminister über den Entwurf des am Mittwoch unterzeichneten Nichtangriffspaktes zwischen Lettland und Deutschland berichtete. Das lettische Kabinett stimmte diesem Vertragsabschluß zu. Lettische Stimmen zur Paktunterzeichnung □ Riga, 8. Juni. Die gesamte Presse Lettlands schenkt der heute in Berlin vollzogenen Unterzeichnung des deutsch=lettischen Nichtangriffspaktes die größte Beachtung und veröffentlicht ausführliche Berichte über die feierliche Unterzeichnung. Das halbamtliche Blatt„Briva geme“ bringt an führender Stelle auf der ersten Seite einen längeren Aussatz mit einer Stellungnahme zum Vertragsabschluß. Es heißt darin u. a., durch den Nichtangriffspakt werde Lettland seine Beziehungen zum Deutschen Reich noch mehr stabilisieren. Und das sei die Voraussetzung für jede zwischenstaatliche Freundschaft. Lettland glaube an geschriebene Verträge und habe keinerlei Anlaß, ihnen keinen Glauben zu schenken. Der jetzt unterzeich nete Nichtangriffspakt sei mit keinerlei Klauseln politischer oder wirtschaftlicher Natur verbunden, der die Rechte oder die Handlungsfreiheit des lettischen Staates einschränke. Aus diesem Grunde Rom unterstreicht die konstruktive Friedenspolitik der Achsenmächte #### 9. Juni. Die feierliche Unterzeichn der Nichtangriffspakte wird von der rio misch Presse als ein neuerlicher Beweis des Friede #ten aun###senmachte und ihrer konstrukti Arbeit bezeichnet. Besondere Beachtung finden Zusammenhang die deutschen Kommente wird die Enttäuschung und Verleg s. zg, demokratischen Lager unterstrichen, wo m London und Paris übere #####o hervorheben, die den baltischen Staa Ztgsgamen iu aran gegen diese gerich Abkommen zu verwandeln suchte, um Moske Forderungen zu entsprechen. Die neuen Pakte passen Polen nicht in den Kram icht in den vorüberzugehen oder sie willkürlich den Intere wird vor den u entsprechend darzustellen. zeichnung der Wichh eitungen noch die Un and und Estlandv tund Guararts zwischen Deut „ nd Estland und Lettland entweder de chmts####der in ihrer Bedeutung berabzu Nummer 131, 2. Blatt Herner Zeitung Donnerslag, 8. Juni 1939 Wendung im Litzner-Prozeß: Mordanklage Zeugenaussagen belasten weiterhin den Angeklagten schwer Eine Stlavin des Mannes O Herne, 8. Juni. In der Mittagsstunde des gestrigen Verhandlungstages im Prozeß gegen den Schachtmeister Litzner aus Herne wurde seitens des Staatsanwaltes die Anklage auf Totschlag fallen gelassen und aus Mord erhoben. Der Staatsanwalt wies darauf hin, daß der bisherige Verlauf der Sitzung den Angeklagten schwer belaste und keinen Zweisel aufkommen lassen könne an der Ermordung der Ehefrau Litzner. Die Beweisaufnahme wurde fortgesetzt und einige Zeugen gehört, die jetzt in Hannover und Berlin wohnen. Zu der Verhandlung war ein Zeuge geladen, der zu der jetzigen Ehefrau des Angeklagten, der Helene Schlösser, in näheren Beziehungen stand. Er hat H. Schlösser, die er als ungehemmten und Zügellosen Charakter schildert, in Holland kennen##ernt und sich mit ihr im Jahre 1922 verlobt. Das Verlöbnis wurde schon bald wieder aufgehoben. Frau Schlösser, die Mutter der Helene Schlösser, will nicht wissen, daß ihre Tochter schon am Tage der Mordtat enge Beziehungen zu dem Angeklagten unterhielt und von ihrer Tochter Zigaretten und Briefe ins Gefängnis geschickt wurden, als Litzner verhaftet war. Indessen will sie immer wieder auf ihre Tochter eingeredet haben, von dem Manne zu lassen, der ihr zutiefst unsympathisch sei und der in seinen Augen„etwas Besonderes liegen“ habe. Als Litzner aus der Haft entlassen war. fuhr er sofort nach Holland zur Familie Schlösser, und nach der Hochzeit Litzners mit Helene Schlösser am Heiligabend im Jahre 1924 lebte die Mutter mit den Neuvermählten in Holland zusammen. Kurz nach der Ehe zog man aber dann nach Herne und wohnte in der Bismarckstraße. Das Eheunglück nahm seinen Lauf. Litzner behandelte fast Tag für Tag seine Frau in der gröbsten Weise, schlug sie zu Boden. trat sie mit Füßen, nachdem er sie vorher mit einem Schrubberstiel durch die Wohnung gejagt hatte. Litzner zog dann mit seiner Frau nach Belgien; auch hier war sie seine Sklavin. Die Mißhandlungen nahmen immer gewaltigere Formen an, selbst mit dem Messer bedrohte der Angeklagte seine Frau. Auf die Frage des Vorsitzenden an die Mutter der Helene Schlösser, ob ihr immer wieder Mißhandlungen ihrer Tochter zu Ohren gekommen seien, hört man:„Ja, das ist so oft vorgekommen, daß man sie alle fast gar nicht aufzählen kann. und als beide dann in Dortmund in der Kampstraße wohnten, da erlitt Helene einen Nervenzusammenbruch.“ Ein Verdachtsmoment der Mitwisserschaft der Helene Schlösser am Tode der ersten Frau Litzners besteht: Zweimal hat Helene Schlösser die Ehescheidungsanträge zurückgezogen. Die Mutter glaubt dies damit begründen zu können, daß Litzner es immer wieder verstanden habe, ihre Tochter„rumzukriegen“. Im weiteren Verlauf der Sitzung werden auch zwei Schwestern der Helene Schlösser vernommen, die wohl den Angeklagten belasten, aber dann, wenn es um das Verhältnis Litzner=Helene Schlösser geht, sich an nichts mehr erinnern können oder die nach der Anklage bestehenden Beziehungen abstreiten. Daß Litzner am Mordtag die Wohnung in der Auguststraße gegen 3 Uhr, also zu der Zeit, da das Verbrechen verübt worden ist, verließ, bekundete eine Zeugin, die durch weitere Aussagen den Angeklagten schwer belastete und ihn als brutalen und kaltblütigen Menschen zeichnete. Frau Litzner hat, als sie wieder einmal Mißhandlungen ihres Man nes befürchtete, die Wohnung der Zeugin aufgesucht und bei ihr, um sicher zu sein, geschlafen.— Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt. hernes Arbeit im UsFk vorbildlich Die Arbeit des Herner RöxK, der Flieger=53 und der Modellbauer Leistungsbericht über vier Monate e Herne, 8. Juni. Seit der letzten Förderer=Tagung des NSFK. Trupps 2 in Herne, die im Februar stattfand, ist die Arbeit in der fliegerischen Ausbildung in Herne rüstig vorangeschritten. Zunächst macht sie sich bemerkbar im Modellbau. Durch die Veränderungen in den Volksschulen muß eine Reibe neuer Modellbaulehrer ernannt werden, die zunächst die Reichsmodellbauschule besuchen. Neue Werkräume werden geschaffen. Den Arbeiten liegt das Bauprogramm der Gruppe 10 zugrunde, das erstmalig in vollem Umfange in zirka 30 Schulen durchgeführt wird. Leiter der Arbeitsgemeinschaft ist Lehrer Hausemann. Die Erfahrungen der HI.=Fliegergefolgschaft(Modellbau=Leitung: Zimmermann, Jobs) auf den Modellflug=Wettbewerben gaben Veranlassung zu einer zweckmäßigeren Arbeitsteilung. Es bauen 1. die Fortgeschritten unter Gewerbeoberlehrer Schf. Zimmermann, 2. die Anfänger in drei Gruppen a) Fliegerwerkstatt Freitags 20—22 Uhr, Lehrer Jobs, b) Gräffschule, Dienstags 20—22 Uhr, Lehrer Vollmer, c) Schule Grüner Weg. Freitags 20—22 Uhr, Lehrer Haarmann. Mit dem Modellbau begannen auch Bergjungleute in den Anlernwerkstätten Hibernia. Die städtische Berufsschule bereitet zwei Luftfahrt= lehrgänge vor. Baubetrieb: Das Bauprogramm erlitt Verzögerung durch den Ausfall des ehrenamtlichen Bauleiters Boggatz, der auswärts Arbeit bekam. Revaraturarbeiten trugen zu den Verzögerungen gleichfalls bei. Es macht Freude, die Männer der Trupps und die Jungen der Fliegergefolgschaft an den Dienstag=, Donnerstag= und Freitagabenden in der Werkstatt auf Von=der=Heydt(Harvener Weg) emsig schaffen zu sehen. Die technische Leitung hat W. Hilbring, die Bauleitung Sobczak und Dolassek. Flugdienst: Für die Nachwuchs=Schulung in Borkenberge konnten sich Fluglehrer Willi Hilbring und Fluglebrer Lorenz Wolf an 37 Tagen einsetzen. Rund 1000 Starts brachten ihre Wochenendschulungen mit guten Ergebnissen. Verletzungen gab es nicht. Beide Fluglehrer nehmen, soweit sie abkömmlich, an der Standarten=Leistungsschulung in Dortmund teil. Fluglehrer=Anwärter W. Dering flog vor 14 Tagen auf „Grunau Baby“ die C=Prüfung, und zwar thermisch in Dortmund. Das ist eine beachtliche Leistung! Fluglehrer Hilbring flog in Dortmund auf einem Bussard ¾ St., 1 St., 1½ St., 2 Stunden, 8 Startüberhöhungen über 1000 Meter Höhe, des letzten Flu ges 1700 Meter. Hilbring vertritt den Sturm auf dem Gruppenwettbewerb, in Oerlinghausen (31. 5. bis 11. 6.). Sein Streckenflug am 1. Juli von Oerlinghausen nach Essen 120 Kilometer mit über 1000 Meter Startüberhöhung trug ihm die silberne C (Leistungs=C) ein. Fluglehrer Franz Bock flog am 1. Juni im Strek kenflug von Oerlinghausen nach Haßlinghausen 110 Kilometer. Die silberne C errang Bock im vorigen Jabr. Flugprüfungen: Es flogen die A=Prüfung in Borkenberge von der HI.: Jobs, Skibba, Kochan, Suberg, Diederich, Kadur, Mertens, Köhlhoff, Schävers, Nagel, vom NSFK. Pacschke, Hilbring, Danne mann, Koks, Ringhoff. Die B=Prüfung flogen von der HJ. in Borkenberge: Rolka, Watermann, in Harsberg: Kusi, Lambertn: die C-Prüfung von der HI: Ulkan(in Hornberg) und vom NSFK. Dering(in Dortmund): die amtliche C: von der HI.: Oberwien(Dörnberg), Koch(Laucha); die Leistungs=(silberne)C: Fluglehrer W. Hilbring(in Oerlinghausen). SA.=Wehrabzeichen(OSchf. Nösler, Rosche): 12 Mann des Trupps Herne werden im Juli die Ab schlußprüfung zur Erlangung des SA.=Wehrabzeichens ablegen. Wehrmannschaftskämpfe der Gruppe am Juni in Recklinghausen. Hierzu hatte der Sturm 96 Mann zu stellen. Vom Trupp Herne waren hierzu unter Führung OTrf. Reiter angetreten: Albert, Boggatz, Döppers, Dolgenek, Gültling, Jos. Lilbring, Heß. Hillesheim, Hübbel, Dannemann, Koks, Paeschke, Rosche, Schulte, Unterbäumer. Den Männern des Trupps wurde der Gepäckmarsch zu einem besonderen Erlebnis. Für eine ausgezeichnete Stimmung bis zum Ziel— alle hielten durch— sorgte als Betreuer und Begleiter Schf. Knickenberg. Nun eine Bitte an die Förderer! Die Jugendgenossen und aktiven Kameraden haben ihren Leistungswillen in stiller, zäher Arbeit unter Beweis gestellt. Damit statteten sie den Förderern den schönsten Dank ab. Sie erwarten die Förderer in Borkenberge, um ibnen den Flugbetrieb und vorbildliche Kameradschaft zum Erlebnis werden zu lassen. Für Sonntag, den 25. Juni d. J., ist eine FördererFahrt zur Segelflugschule Borkenberge vorgesehen. Nach Möglichkeit soll der Transport kostenlos sein. Das Programm: Abfahrt 7 Uhr Bahnhof Herne. An kunft Borkenberge 9,30 Uhr. Frühstück in der„Pappschachtel".— 9,30 Uhr Besichtigung der Schule, EinJa, die Jugend hat es gut! Krault durch Hernes Lidos Flut, nur beseelt von den Gefühlen, sich hier kräftig abzukühlen. Wann, so frag' ich nebenbei, kriegen wir mal hitzefrei? Warum keine bessere„Streuung" der Feriensonderzüge? Die Reichsbahndirektionen haben kürzlich die Ferien=Sonderzüge für 1939 veröffentlicht. So ist der Brauch von alters her! Zeitgemäß sind jedoch weder die Veröffentlichungstermine, noch die Reisetage. Die ganze Zahl der Sonderzüge wird auf wenige Tage zusammengedrängt; sie werden in der Hauptsache im letzten Drittel des Juli und in den ersten Tagen des August gefahren. Damit passen sie sich vorzüglich den Schulferien an. Man könnte also von„Schulferienzügen“ sprechen; denn die Ferienreisenden, die sich nicht auf den Modus der Schulen festlegen können, gucken wieder einmal— in den Mond. Erstens sind das nicht wenig Reisende, zum anderen ist das eine Benachteiligung der früher oder später Fahrenden, und drittens wird aus diesen Gründen diese Regelung den Wünschen, die man heute vom Standpunkt der Wirtschaft aus an die Reichsbahn stellen muß, nicht gerecht. Die Zahl der Urlauber wächst — auch ohne Einrechnung der KdF.=Reisenden— von Jahr zu Jahr; deshalb wird von den Behörden und den Betrieben darauf hingewirkt, daß die Verteilung auf die einzelnen Monate ohne Störung der Wirtschaftlichkeit erfolgt. Das ist bei der heutigen Vollbeschäftigung eine selbstverständliche Forderung. Wer jedoch in diesen„verkehrten“ Monaten seine Entspannung und Erholung sucht. wird von der Reichsbahn bestraft. Er ist entweder auf die Streckenkarten mit 20 v. H. Ermäßigung oder auf die das ganze Jahr geltenden sogenannten „Urlaubskarten“ angewiesen, die sich von 200 Kilometer an aufwärts prozentual staffeln, jedoch bei weitem nicht an die Ermäßigungen der Feriensonderzüge herankommen, zumal bei den Sonderzügen für die Hinfahrt auch der Zuschlag fortrichtungen, Flugzeuge(Führung OTrf. Reiter, Fluglehrer Franz Bock).— 11,30 Uhr Mittagessen in der „Pappschachtel“(1.— RM.)— 13,30 Uhr Besuch der Fluggruppen im Gelände. Nachmittags Passagierflüge. — 18 Uhr kameradschaftliche Unterhaltung mit den Herner Jungen und Männern im Bauernhaus.— 21 Uhr Rückfahrt nach Herne. Welcher Herner will zur Schutzpolizei? Einstellungsmöglichkeit für ausscheidende Wehrmachtsangehörige Den zum Herbst nach einer Dienstzeit von 2 bis 5 Jahren ausscheidenden Angehörigen der Wehrmacht, bietet sich Gelegenheit, zum 1. Oktober oder 1. November als Wachtmeister eingestellt zu werden. Vorgeschriebenes Höchstalter am Tage der Einstellung: vollendetes 24. Lebensjahr für 2jährig Gediente, vollendetes 25. Lebensjahr für 3jährig Gediente, vollendetes 26. Lebensjahr für 1jährig Gediente, vollendetes 27. Lebensjahr für 5jährig Gediente. Die Bewerber müssen in Ehren ausgeschieden und auch ledig sein. Bedingung für die Einstellung ist eine Mindestkörvergröße von 1,70 Meter, bei besonderer sonstiger Eignung 1,68 Meter. Merkblätter, aus denen alles weitere ersichtlich ist, können bei den Wehrmachtdienststellen empfangen werden. Man kann jetzt auf 2 Arten braun werden: Allmählich an die Sonne gewöhnen, was dos vernünftigste ist. Oonn nimmt man die bewöhrte NIVEA-CREMEI 2 Vom ersten log on lange in der Sonne bleiben und— schnel bronn werden! Dann broucht man NIVEA-ULTRA-OL mi dem verstörkten Lichtschutz. „Freut Euch des Lebens!“— auch in herne In Herne sind täglich etwa 2 750 in Festesstimmung Jeder 36. feiert täglich g werne, 8. Juni. „Freut Euch des Lebens!" Das bringt wohl be sonders die Frühlingszeit mit sich. Doch wenn der Volksmund sagt: Man soll die Feste feiern, wie sie Menschen geFeste gefeiert Geburten ist da in dieser Jahreszeit die meisten boren und somit auch die meisten werden. Nach den jahreszeitlichen etwa jeder 3. Herner ein Frühlingskind und etwa jeder 10. ist in der Maienzeit geboren. Forschungen besagen, daß die Geburten wie auch die Freudenfeste des Lebens im frühesten Zeitalter fast fallen, dann geht daraus hervor, daß neben den au=## im Frühjahr anzutreffen waren, denn das menschliche Leben war noch ganz der Natur angepaßt. Daher liegt uns heute noch die Lebensfreude besonders im Frühling als ein Erbteil des Lebens wohl so maienhaft im Blute. Herner RSKK-Männer bei der Sauerländischen Gebirgsfahrt gemeinen Sonn= und Festtagen auch noch an All tagen Festtagsfreude anzutreffen ist. Ist uns einmal aufgefallen, wieviel Herner Volksgenossen täglich in Festesstimmung sind? Denken wir an unsere Lebensfeste selbst, besonders an unseren Geburtstag, den wir innerhalb der Familie Jahr für Jahr festlich begehen. Und wie oft feiern wir bei anderen mit? In der Stadt Herne sind täglich etwa 2750 in Feststimmung. Woche für Woche sind etwa 19.600 Herner bei einer Lebensfeier. Allein die Tatsache, daß in Herne täglich 274 Feste des Lebens, der jahresdurchschnittlichen Zahl der Herner Geburtstagsfeste nach, mehr oder weniger festlich be gangen werden, gibt uns schon ein Bild von den täglichen Lebensfreuden in unserer Stadt. Da sind dann aber noch Taufen, Verlobungen und Hochzeiten, die als einmalige Familienfesttage des Le bensaufbaues und der Lebenserneuerung besonders festlich geseiert werden. Wenn diese auch vielfach mit den allgemeinen Festtagen, wie Östern, Pfingsten, Weihnachten und Neujahr zusammenfallen, so erhöht sich die Herner Festtagsstimmung durch jährlich 9400 größere Feierlichkeiten. Nehmen wir die Beteiligtenzahl an einem Lebensfest überhaupt nur mit 10 Personen im Durchschnitt an, so bringen die Tag für Tag in Herne jahresdurchschnittlich stattfindenden Feierlichkeiten täglich etwa 2750. wöchentlich etwa 19600 Herner Einwohnern Festtagsstimmung und Lebensfreuden. Hiernach wäre in der Stadt Herne täglich jeder 36., wöchentlich jeder 5. Einwohner bei einer Feier des Lebens. So kann man wohl sagen, daß die arbeitsame Stadt Herne doch täglich voller Lebensfreude ist. Diese Lebensfeste haben aber auch wirtschaftlich für unsere Stadt eine große Bedeutung, denn jeder macht doch ein, wenn vielleicht auch nur kleines, Festtagsgeschenk. Jahreszeitlich liegt die durchschnittliche Zahl der Die Motoraruppe Westfalen veranstaltet am 2. Juli die„6. Sauerländische Geländefahrt“ für Krafträder, Beiwagenmaschinen und Personenkraftwagen, an der sich auch der Sturm 23/M 69 Herne des RSKK. beteiligen wird. Die„Sauerländische Geländefahrt“ wird als Gruppenveranstaltung nach den Gesetzen des deutschen Kraftfahrsportes organisiert und durchgeführt. Die Erfolge der Fahrer bei dieser Fahrt werden für den Erwerb des Deutschen Motorsportabzeichens bewertet. Zweck der Veranstaltung ist die Schulung der Fahrer im Ge lände, in der Ueberwindung schlechter Wegestrecken, Pflege des Kraftfahrsports und der Fahrdisziplin. Teilnahmeberechtigt sind die Angehörigen aller Gliederungen der Partei, des Staates und des DDAC., soweit sie im Bereich der Motorgruppe Westfalen oder der benachbarten Motorgruppen ihren Wohnsitz haben und im Besitz des nationalen Fahrerausweises oder der internationalen Fahrerlizenz der ONS für das Jahr 1939 sind. Die Nennung kann für Einzelfahrer und Mannschaften erfolgen. Die Fahrer einer Mannschaft müssen derselben Einheit angehören. Der Motor=HJ. wird Gelegenheit gegeben, unter erleichterten Wertungsbedingungen an der„Sauerländischen Geländefahrt" teilzunehmen. Die Fahrt gliedert sich in eine Startprüfung, eine Zuverlässigkeitsfahrt und in die Fahrzeugzustandsprüfung. Außerdem ist eine Bergprüfung über eine etwa 1,8 Kilometer lange Bergstrecke eingelegt, die in vorgeschriebener Sollzeit zu durchfahren ist. Start und Ziel der Lebensfeste im Frühjahr noch etwas höher,„6. Sauerländischen Geländefahrt“ is Hagen i. W. fällt. Alles das ist also nicht gerade ein Anreiz, die Ferien so zu legen, wie es für die Betriebe am optimalsten ist. Wenn dagegen vielleicht eingewendet werden sollte, daß zu anderen Terminen Sonderzüge kaum ausverkauft werden könnten, so müßte das erst noch bewiesen werden. Voraussetzung für vollbesetzte Züge wäre allerdings, daß die Termine zeitiger bekannt gegeben würden, weil ja in den einzelnen Betrieben mit dem Urlaub genau disponiert wird. Tausende von Schaffenden würden es jedenfalls begrüßen, wenn etwa um Östern herum ein erweiterter Fahrplan von Feriensonderzügen bekanntgegeben würde. Die einmalige jährliche Vergünstigung würde jeder Reisende gerne für sich verbuchen, er muß ja schließlich mit seinen Pfennigen rechnen. Auch den Fremdenverkehrsberufen käme die bessere„Streuung“ der Ferien=Sonderzüge zugute, denn ihre Spitzenbelastung würde dadurch wenigstens etwas ausgeglichen. Die Nachsendung der Postsendungen in die Sommerfrische Urlaubs= und Reisezeit stehen bevor. Zu den Reisevorbereitungen gehört auch die Regelung der Postnachsendungen, denn selbstverständlich wünscht jeder die nach der ständigen Wohnung gerichteten Postsachen am fremden Ort richtig und rechtsmäßig zu erhalten. Am zweckmäßigsten sichert man sich die regelmäßige Nachsendung dadurch, daß man sie bei seinem Zustellungspostamt rechtzeitig beantragt. Man bedient sich hierbei des von der Post ausgegebenen Formblattes„Nachsendungsantrag“. Dessen Vordruck berücksichtigt die verschiedenen Möglichkeiten der Nachsendungen und führt so dem Antragsteller vor Augen, was er bei Abfassung des Antrages zu beachten hat. Unbedingt notwendige Angaben sind: Vor= und Zuname der Person, deren Sendungen nachgesandt werden sollen, die bisherige Wohnung, die neue Anschrift und die Geltungsdauer des Antrages. Soll der Antrag auch über die Familienmitglieder gelten, so sind auch diese zu nennen. Die Wohnung am Aufenthaltsort, ist so genau wie möglich nach Straße, Hausnummer, Stockwerk, Vermieter usw. anzugeben. Sind bei Stellung des Antrages nähere Angaben nicht möglich, so sollten sie dem Postamt des Aufenthaltsortes möglichst bald mitgeteilt werden. Kann man die Geltungsdauer des Nachsendungsantrages nicht im voraus bestimmt begrenzen, so muß rechtzeitig vor der Rückreise das nachsendende Postamt verständigt werden, von wann an die Nachsendung einzustellen ist. Wenn bestimmte Arten von Sendungen von der Nachsendung ausgeschlossen und in gewöhnlicher Weise zugestellt werden sollen, z. B. Ortsendungen, ist dies dem Antrag besonders anzugeben. Solche Sonderwünsche werden von der Post berücksichtigt. Telegramme kann man sich telegraphisch oder brieflich nachsenden lassen. Paketsendungen und Wertbriefe werden nur nachgesandt, wenn es in dem Antrag ausdrücklich verlangt ist. Die Nachsendung anderer Sendungen als Paketsendungen und Wertbriefe ist gebührenfrei. Für Ortsbriefe und Ortspostkarten wird bei Nachsendung über den Ortsgebührenbereich hinaus nur der Unterschied zwischen der Orts= und der Ferngebühr nacherhoben. Zeitungen, die bei der Post bestellt sind und in der Sommerfrische weiter bezogen werden sollen, können dahin überwiesen und nach beendigter Reise nach dem zuständigen Wohnort zurücküberwiesen werden. Dem Ueberweisungsantrag ist die Gebühr von 40 Pfennig für jede Zeitung beizufügen. Zulässig ist auch die Ueberweisung von Zeitungen, die beim Verleger bestellt sind. Auf die Reise sollte man auch ein vollgültiges Ausweispapier mitnehmen, damit bei der Aushändigung der Sendungen, insbesondere solcher, für die die Post keine Gewähr leistet(z. B. Geld=, Wert=, Einschreibeund Paketsendungen), keine unliebsamen Weitzerungen entstehen. Wer kein solches Papier besitzt, lasse sich vom Postamt eine Postausweiskoote ausstellen. Die heutige Ausgabe umsaßt 12 Seiten Heute VUr 1307 Jahren: Mohammed Abul Kasim ibn Abdallah, Stifter des Islams, in Medina gest.(geb. um 570 in Mekka).— 1727: Der Pädagoge August Her mann Francke in Halle gest.(geb. 1663).— 1768: Der Altertumsforscher Johann Joachim Winckel mann in Triest ermordet(geb. 1717).— 1794: Der Dichter Gottfried August Bürger in Göttingen gest.(geb. 1747).— 1810: Der Tondichter Robert Schumann in Zwickau geb.(gest. 1856). Vorsicht Sonnenbrand Man kann gegenwärtig die Menschen in zwei Arten einteilen: In solche, die schon Sonnenbrand haben— das sind die meisten!— und in solche, denen dieses Vergnügen noch bevorsteht. Wer sich für medizinische Diagnosen interessiert, dem sei verraten, daß ein rotgebranntes Gesicht allein noch nicht das Vorhandensein eines Sonnenbrandes beweist. Auch rote Nasen zeugen nicht unbedingt für die Trinkertugenden ihrer Besitzer. Aber es gibt sehr einfache Mittel, die mit hundertprozentiger Sicherheit eine Diagnose erlauben. Wenn Ihr Freund Schulze zum Beispiel frühmorgens als rötlich glühender Avoll ins Büro kommt. dann gehen Sie auf ihn zu. Strahlend geben Sie ihm einen leichten Schlag auf die Schulter und rufen:„Mensch, so wie Du möchte ich auch aussehen!“ Die Wirkung ist nun entscheidend. Schlägt er augenblicklich zurück und ruft er:„Idiot. Du bist wohl wahnsinnig. Ich habe den Sonnenbrand!". dann befindet er sich im ersten Stadium. Schulter und Rücken brennen zwar schon, aber er kann sich noch wehren. Zieht er die Schulter ein, stöhnt er:„Au. au..“ ohne aber mehr den Arm hoch zu bekommen, dann ist er im zweiten Stadium. Sagt er aber überhaupt nichts beim Offnen der Tür, bleibt er zitternd an der Schwelle stehen, ächzt er ganz leise:„Wer nimmt mir die Jacke ab? Ich kann mich nicht mehr rühren..“ dann ist er kurz vor dem dritten Stadium. Das Fieber wütet bereits unter seinem Sommeranzug. Er ist reif dafür, um sich krank zu melden. Aehnlich, nur etwas weiblicher, sind die Wirkungen bei unseren holden Frauen. Hier macht die Eitelkeit viel. Sieht Fräulein Käte gut in ihrer neuen Sommerschminke aus, dann verbeißt sie krankhaft das Stechen und Brennen im Rücken, weil sie mit einem netten Kompliment über ihre frische Farbe rechnen darf. Schwieriger wird es schon, wenn jeder Anschlag auf der Schreibmaschine zugleich die ganze Tastatur der überhitzten Nervenenden unter der Voilebluse in Tätigkeit setzt. Dann kommt Fräulein Eva in jenen Zustand. wo Frauen mit leichtem Abstand vom Körper plötzlich ihre Arme hängen lassen, nichts mehr sagen und gottergeben jeden Eingriff des Schicksals vom einschlagenden Blitz bis zum ersten Kuß hinnehmen. Das Endstadium aber ist erreicht, wenn selbst der tägliche Mittagsanruf von Hans=Joachim, genannt „Ha=Jo“, nicht mehr zieht und am Abend ein völlig apathisches Stückchen Unglück, statt ins Kino zu gehen, sich im kühlen Bett auf den Bauch legt, weil mit der feurig brennenden Schulter= und Rückenpartie beim besten Willen nichts mehr anzufangen ist. Immerhin: dieses dritte Stadium bei Frauen ist selten. Frauen vertragen nämlich grundsätzlich mehr Schmerzen und Sonnenbrände als Männer. Und im übrigen gehört eine solche Kur für sie zur — Schönheitspflege. Ein Gesichtspunkt. der in Anbetracht des Endzwecks selbst drei Tage Sonnenbrand zu einer höllischen Vorstrafe der himmlischen Seligkeit macht. Vorbereitungslehrgänge in Herne auf die Meisterprüsung Der Vorbereitungskursus auf die Meisterprüfung der Handwerkskammer zu Dortmund wird am 15. September 1939 in der Städtischen Berufsschule in Herne eröffnet und am 19. September 1939 in der Städtischen Berufsschule in Castrop=Rauxel. Anmeldungen hierzu nimmt die Kreishandwerkerschaft Herne, Straße der SA 12, entgegen. Küken für die Herner Vergleute Nach dem Erlaß der Göringschen Verordnung über Leistung und Leistungslohn im Bergbau haben Zehntausende von Bergmannsfamilien mit Hilfe der Zechen wieder ein Schwein einstallen können. Die Zeche Con stantin 4/5 in Herne geht darüber hinaus und vermit telt, wie wir schon vor längerer Zeit einmal mitteilten, hren Bergmännern auch Küken. Sie hat eine eigene Küchen aufzuchtstation eingerichtet, die den Belegschaftsmitgliedern nutzbar gemacht wird. Alle sechs Wochen bezieht die Zechenverwaltung 1500 Eintags= kiiken, die sechs Wochen in der Aufzuchtstation gehalten und danach an die Knappenfamilien abgegeben werden. Die Einrichtung hat bei den Gefolgschaftsmitgliedern großen Anklang gefunden: zahlreiche Bergleute sind dadurch wieder zu einer eigenen Hühnerhaltung gekommen. Auch die Beschäftigung des Sohnes genehmigungspflichtig Nach der Dienstpflichtverordnung und ihren Ausührungsbestimmungen unterliegt auch die Einstellung jener Jugendlichen der Arbeitsplatzregelung, die in einem samilienrechtlichen Verhältnis zum Lehrherrn oder Betriebsführer stehen. Der Reichsarbeitsminister führt dazu in einem Schreiben an die Reichswirtschaftskammer aus, daß die BeschränJungen in der Lösung von Arbeitsverhältnissen und in der Einstellung und Beschäftigung auf alle Arbeiter und Angestellten anzuwenden sind, darüber hinaus auch auf Familienangehörige, die regelmäßig mithelfen. Danach ist die Einstellung auch solcher Arbeiter, Angestellten, Lehrlinge. Praktikanten und Volontäre unter 25 Jahren in Betriebe jeder Art an die Zustimmung der Arbeitsämter gebunden, die in einem samilienrechtlichen Verhältnis zum Betriebsführer stehen. In Zukunft muß danach zum Beispiel die Einstellung eines Sohnes oder einer Tochter als Lehrling, Anlernling oder jugendliche Arbeitskraft beim Arbeitsamt in der vor geschriebenen Weise beantragt werden. Soja— aus Herner Hausgärten? Vom Fernen Osten in das Ruhrgebiet— Erste Anbauversuche durchgeführt Ein anspruchsloses Gewächs □ Herne, 8. Juni. Die Beramannsfrau, die in dem kleinen Gärtchen inmitten der Zechenkolonie die Sojapflanzung zeigte, die ihr Mann, wie zahlreiche seiner Arbeitsgenossen, zum erstenmal im Rauchtreis der Kühltürme und im Schattenwerk der Fördertürme angelegt hatte, stand der Sojabohne nicht im entferntesten mit jener dankbaren Verehrung gegenüber, die uns von einer AussaatZeremonie im alten China, dem Ursprungsland der kleinen Sojabohne, überliefert ist: Ueber das erste Sojafeld, das im Frühjahr bestellt wurde, führte der Kaiser selbst den Pflug. Er zog Furche um Furche um einen besonders geheiligten Tempel bei Peking und streute die Kerne aus. Dann kamen Prinzen und Minister an die Reihe, und der Kaiser sah ihnen, die den Kittel des chinesischen Bauern. Hüte und Sandalen aus Stroh trugen, von einem Pavillon aus zu... Diese Verehrung wird verständlich, wenn man weiß, welche nahezu lebenspendende Rolle die Sojabohne in der Ernährung des asiatischen Menschen und seiner Haustiere spielt. Ihr Mehl, das viel mehr Eiweiß als Kohlehydrate enthält, gibt. mit 40 Prozent Weizenmehl gemischt, schneeweißes Brot und allerlei Kuchen: anderes Oel als Sojaöl kennen Japaner und Chinesen seit Menschengedenken nicht; östliche Delikatesse wie der Koritafu, der Eisbohnenkäse, wären ohne Soja unmöglich: Choju und Miso, zwei chinesische Tunken, gehören zu jeder Fisch= und Reismahlzeit; Schweine, Ochsen, Schafe und Hühner, für die man die Soja nicht einmal zu entbittern braucht, neh men sogar mit ihrem reichlich abfallenden Stroh vorlieb; wer diese Erntereste nicht verfüttert, streut sie als Dung auf Land. Sojamilch, in jüngster Zeit in den holländischen Kolonien hergestellt, löst eines der schwierigsten Ernährungsprobleme in den Tropen: frische Milch für das Kleinkind. Hunderte kleiner Gräber brauchen in Zukunft nicht mehr ausgeworfen zu werden... Neue Sorten deutscher Forscher Von diesen Zusammenhängen weiß unsere Bergmannsfrau wenig oder nicht allzu viel. Sie ahnt auch kaum, daß es sich bei der Pflanzung in ihrem kleinen Garten nicht um den ersten Anbauversuch schlechthin in Deutschland handelt. Seitdem die Sojabohne 1873 zum erstenmal auf einer Wiener landwirtschaftlichen Ausstellung in Europa gezeigt wurde, haben unsere Wissenschaftler nicht locker gelassen, um die seltsame Pflanze auch für Deutschlands Ernährung nutzbar zu machen. 1878 kamen die ersten Samenkerne nach Westdeutschland: die Landwirtschaftliche Hochschule in Bonn=Poppelsdorf erhielt sie von Professor Haberlandt(Wien), dem ersten Propagandisten für Sojabohnenanbau in Europa. Dem Bonner Professor Dr. Riesle, der dieser Bohne den Großteil seiner wissenschaftlichen Forschung widmete, gelang es dann, vier Sorten herauszuzüchten, die unter den dortigen Klimaverhältnissen sicher ausreiften. Aber erst 1920 begann man, noch unter dem Eindruck der Nahrungskrise des Weltkrieges, mit der Züchtung neuerer Sorten. Saatgut aus aller Herren Länder wurde geprüft; aus dem mandschurischen Sortiment gelang es dann, Züchtungen zu entwickeln, die ebenso eiweiß= und fettreich sind wie jene in den Riesenpflanzungen der Mandschurei gezogenen Sojabohnen, die die Hauptausfuhrware dieses Landes bilden. Bis heute war Deutschland einer der besten Abnehmer dafür... Warum soviel Aufhebens darum? Nun, weil der Sojabohne im Kampf um die deutsche Nahrungsfreiheit(im großen und in ausreifenden Sorten angebaut) eine große Bedeutung zufällt. Man weiß seit langem, daß die Sojabohne Eigenschaften besitzt, die keine andere Ackerfrucht vorweisen kann. Sie enthält(und das ist das Entscheidende) in der glücklichsten Mischung die wichtigsten Nährstoffe, und zwar in einer besonders gesunden und aufnahmefähigen Form. Ihr Eiweiß kann zu mehr als 90 Prozent verdaut werden, und im Gegensatz zum Fleisch bildet sie keine Harnsäure, deren Ueberschüsse für eine Reihe unserer„Zivilisationskrankheiten“(z. B. Rheuma) ursächlich sind. Auch im Lezithingehalt übertrifft sie bis auf die Eier alle anderen Nahrungsmittel; vor den uns bekannten eiweißreichen Hülsenfrüchten hat sie den einzigartigen Vorrang, 20 Prozent Kohlehydrate zu enthalten. Die Sojabohne ist, mit einem Wort, ein kleines Ernährungswunder. Impfung vor der Aussaat Das ist auch der Grund, daß mit ihr seit einiger Zeit Anbauversuche bis in die Bergmannsgärten hinein gemacht wurden. Die Ergebnisse sind interessant genug, wenn sie auch noch keine endaültigen Schlüsse darüber zulassen, ob die Bohne in Zukunft allgemein als Kleingartenpflanze an gebaut werden kann. Die Ernteergebnisse schwankten natürlich se nach Sorte, Boden und Witterung ziemlich erheblich. Der Ertrag je 100 Quadratmeter (250 Gramm Saatgut standen dafür zur Verfügung) betrug zwischen 12 und 24 Kilogramm an Kernen. Auch die Bergleute machten die Erfahrung, daß das Sojastroh von den Kaninchen im Stall außerordentlich gern gefressen wurde. Auch die Blätter ließen sich verfüttern. Schädlinge und Krankheiten blieben bisher unbekannt... Man muß Geduld haben mit der Sojabohne. Das gilt nicht nur für die künftige Entwicklung, sondern für ihre Aufzucht überhaupt. Schon die Aussaat im Kleingarten erfordert einige Umsicht: auf Land. auf dem sie noch nicht gestanden hat, muß das Saatgut geimpft werden, damit die Knöllchenbildung an den Wurzeln schnell vor sich geht. Impfstoff ist meist die„Radizinerde“, die kühl und dunkel aufbewahrt werden muß und mit der die angefeuchteten Samenkerne befeuchtet werden. Keinesfalls darf auch die Aussaat bei Sonnenschein erfolgen! Den vertragen die jungen Sojakerne nicht. Die Reifezeit dauert 140 bis 175 Tage. Uebereinstimmend beobachtete man, daß die Entwicklung außerordentlich langsam vor sich geht, und mancher, der schon gedacht hatte, das Experiment sei zum Scheitern verurteilt, sah erstannt, wie sich dann das anspruchslose und zähe Gewächs doch noch durchkämpfte. Wir sahen auch in Bergmannsgärten Sojabeete, die sehr üppig wucherten und deren Schoten prall waren von der Frucht, die ganze Länder ernährt. Daß sie auch den Klein garten erobert und demnächst mit ihren unscheinbaren Lilablüten in Vorstadtgeländen und Schrebergartensiedlungen zu sehen sein wird, ist durchaus möglich. Daß sie bei guter Pflege und sorgfältiger Behandlung auch bei uns ausreichende Wachstumsbedingungen findet, und nützliche Verwendung in vielerlei Form finden kann, dürfte nach den bisherigen Experimenten feststehen. Einige Conderpostwertzeichen werden ungültig Mit Ablauf des 30. Juni verlieren folgende Sonderwertzeichen ihre Gültigkeit: Die Sonderpostkarten zur Ausstellung„Sachsen am Werk" zu 5 und 6 Pfennig mit dem Bilde des Leipziger Völkerschlacht=Denkmals bzw. der Reichsautobahnbrücke in Siebenlehn, die Sondermarke zum 5. Rennen um das Braune Band von Deutschland zu 42 und 108 Pfennig, die Sonderpostkarte zu 6 Pfennig„Reichswettkämpfe der SA“. mit dem Kopfbild eines SA.=Mannes und die WHW.=Marken und =Postkarte 1938/39 Redner sprechen in Herne (!) Im Kreis Herne Castrop=Rauxel sprechen Stoßtruppredner Husing am 8. Juni in HerneSodingen, Reichsredner Münchmeyer am 10. Juni in Herne=Nord. Die letzte Bergmusik des Ruhrgebiets Vor 75 Jahren wurde das Essener Berghautboisten-Corps aufgelöst Untergegangene Kulturgüter be Herne, 7. Juni. Es war ein weiter Weg, von dem im Jahre 1767 durch Friedrich den Großen erlassen Gene ralprivilegium für die Bergleute in der Grafschaft Mark und im Herzogtum Kleve bis zur Veröffentlichung des Allgemeinen Pr. Berggesetzes im Jahre 1865. An diesem Wege stehen die Meilensteine des industriellen Fortschritts und des Aufstiegs unseres Ruhrbergbaus zum Großbetrieb: Die Einführung der Dampfmaschine für Wasserhaltung und Förderung, der Uebergang zum Tiefbau, die Eröffnung der ersten Eisenbahnen, die Befreiung des Bergbaus von behördlicher Bevormundung. Aber es stehen am Wege des Fortschritts auch die Grabsteine untergegangener Kulturgüter des Bergmannsstandes. Daran werden wir durch die schmerzliche Erinnerung gemahnt, daß vor 75 Jahren, am 1. Juni 1864, die letzte echte Bergmusik des Ruhrgebiets, das im Jahre 1816 gegründete Essener Berghautboisten=Corps. aufgelöst wurde, weil keine Beiträge der Bergarbeiter mehr eingingen. Anfänglich nur von Knappen der Zeche Sälzer und Neuak gestellt, war diese Kapelle zu großer Beliebtheit in der Bürgerschaft gelangt. Aber Hermann Helfer, ihr letzter Dirigent, mußte erleben, wie ihr Bestand allmählich bis auf 15 Mann zurückging und die Fortführung schließlich unmöglich wurde. Der Untergang der Bergmusik im Ruhrgebiet liegt auf der Linie des Verfalls fast aller anderen alten bergmännischen Sitten und Gebräuche. Hatte des großen Königs Generalprivilegium und seine Bergordnung für Kleve und Mark dem Bergmann eine stark bevorzugte Stellung im bürgerlichen Leben eingeräumt. und hatten daraufhin die Bergknappen an der Ruhr mit dem behördlich vorgeschriebenen„kleidsamen bergmännischen Habit“ auch viele Gebräuche aus älteren Bergrevieren übernommen, so führte der Weg seit 1851, seit Aufhebung des staatlichen„Direktionsprinzips“, in umgekehrter Richtung. Einstellung und Abkehr der Bergknappen war von da ab nicht mehr Sache des zuständigen Bergbeamten, sondern der Werksleitungen. Immer dringlicher wurde von der Bergarbeiterschaft solbst die Freiheit des Arbeitsvertrages und die Freizügigkeit gefordert, d. h. die rechtliche Gleichstellung mit der Fabrikarbeiterschaft. Die umfangreiche bergbauliche Gesetzgebung Preußens von 1851 bis 1865 gab dem Bergknappen Stück für Stück die verlangte„Freiheit", nahm ihm aber natürlich die mit der Angleichung an die Stellung des Fabrikarbeiters nicht zu vereinbarenden bergmännischen Vorrechte, die er als solche auch nicht mehr wertete, weil ihnen Sonderpflichten gegenüberstanden, z. B. Zahlungen für die Bergmusik und für die Beramannstracht. Mit dem Freizügigkeitsgesetz von 1867, das Louis Baare vom Bochumer Verein vor 60 Jahren den Geburtshelfer der Sozialdemokratie nannte, und mit der Gewerbeordnung von 1869 wurde dann das Schicksal des alten deutschen Bergknappen besiegelt. Aus dem ebemals vom Staat geschützten und ausgezeichneten Bergmann wurde der„freie“ Industriearbeiter, in zahllosen Fällen ohne alle bergmännische Tradition. So ist denn im sozialen Irrtum des frühkapitalistischen Zeitalters eine bergmännische Kultur verjunken, aus der uns neben vielem anderen auch die Bergmusik in mannigfachen Formen als Erinnerung an die Blütezeit der bergmännischen Poesie, an die Bergreihen, die on zu Volksliedern wurden, an die durch die Bergbaugebiete wandernden Bergsänger und an die Bergkapellen, die beim Berabier, zum Barbarafest, am Streittag und bei anderen bergmännischen Festen trefflich aufzuspielen wußten. Nicht ganz ist die bergmännische Kultur verloren gegangen. Noch haben wir die reiche, anschauliche Bergmannssprache, und in unserer Zeit, die den Sinn der Arbeit anders sieht als das 19. Jahrhundert, gewinnen alte Ueberlieferungen, um neue Form ringend, wieder an Gewicht im Leben des Bergmanns. Der Beraknappe des Mittelalters ist nicht mehr. Aber aus dem in der Masse versunkenen Bergmann wird allgemach der Bergknappe einer neuen Zeit, der stolz sein darf auf die ihm gestellten großen Ausaaben. wie auf die Tradition seines Standes. Wir rusen die Herner Fotogmateure! „Durch Rundfunk immer Im Eilde“— Seit einigen Wochen springt den Herner Fotoamateuren immer wieder die Parole ins auge „Durch Rundfunk immer im Bilde“— Großer Fotowettbewerb der Reichsrundsunkkammer. Wer sich inzwischen bei seinem Foto= oder Rundfunkhändler den Wettbewerbsprospekt verschafft hat, konnte feststellen, daß es sich um einen der bedeutendsten und für den Fotoamateur erfolgversprechendsten Wettbewerbe handelt. Die große Anzahl wertvoller Preise ist wohl verlockend genug, um jeden Herner rundsunkhörenden Fotoamateur zu bewegen, seinen Auslöser zu betätigen. Zu den Reichspreisen von 1000 RM., 750 RM. und 500 Reichsmark, einem Schmalfilmaufnahmegerät mit Zubehör, einer Leica=Kamera, kommen noch 39 Gaupreise von je 200 RM., 39 Preise von je 100 Reichsmark, 39 Preise von je 50 RM., sowie eine Inzwischen gingen bereits zahlreiche Einsendungen bei der Landesleitung der Reichsrundsunkkammer in Bochum ein. Eine flüchtige Durchsicht dieser Aufnahmen läßt es jedoch angebracht erscheinen, über Sinn und Zweck des Fotowettbewerbes noch einiges z usagen, zumal der Einsendeschluß erst auf den 15. Juni 1939 festgesetzt ist. Sofern Einsender Wert auf Rücksendung der Bilder legen, kann diese nur erfolgen, wenn Rückporto beigefügt ist. Es wird jedoch gebeten, möglichst davon Abstand zu nehmen, da alle Bilder zu evtl. späterer Verwendung gegen Honorar bei der Reichsrundfunkkand mer verbleiben sollen. Die Aufnahmen müssen in der Größe 9 mal auf weißem Papier hochglänzend kopiert sein. Esl ist dabei vollkommen gleichgültig, ob die Aufnahme eine Originalkopie ist oder eine Vergrößerung; wichtig und Voraussetzung für eine günstige Bewertung ist, was die Aufnahmetechnik anlangt, die Reproduktionsfähigkeit der Aufnahme. Die Bilder müssen also so gestochen scharf sein, daß sie sich mühelos auf große Formate vergrößern lassen, ohne daß dann eine störende Unschärfe eintritt. Ebenso notwendig ist es, daß das Positiv wie auch das Negativ vollkommen frei von kleinen Materialfehlern sind, die bei Vegrößerungen erst recht störend hervortreten würden. Besonders wirkungsvoll für den Pressedruck und als Vergrößerungen sind solche Aufnahmen, die zahlreiche, jedoch nicht zu starke Kontraste ausweisen. Leistungskampf der Herner Kleinbetriebe Am 15. Juni läuft die Frist für Meldungen zum Kampf um das Leistungsabzeichen„Vorbildlicher Kleinbetrieb" ab. Dieses Leistungsabzeichen wird im Rahmen des großen Leistungskampfes der deutschen Betriebe eine immer größere Bedeutung erlangen. Wenn schon im letzten Leistungskampf im Reich über 60 000 Kleinbetriebe im Wettbewerb standen, von denen 755 das Abzeichen„Vorbildlicher Kleinbetrieb" erhielten, so muß man im nächsten Jahr mit einer Verdreifachung der Beteiligungszahl an diesem Wettkampf rechnen. Dieser Leistungskampf ist noch etwas verhältnismäßig neues. Besonders seine starke Ausrichtung auf den kleineren und mittleren Betrieb kam erst sichtbar im vergangenen Jahr durch die Schaffung des Leistungsabzeichens„Vorbildlicher Kleinbetrieb" zum Ausdruck. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß der Leistungskampf sich nur auf Fragen der sozialen Betriebsgestaltung beschränkt. Sie sind zwar ein wichtiger Beurteilungsmaßstab, aber für den mittleren und kleineren Betrieb mit wenigen oder gar keinen Gefolgschaftsmitgliedern natürlich nicht allein ausschlaggebend. Für den kleineren Betrieb rücken die Fragen der Kundenbedienung, der richtigen Buchführung und Kalkulation, der vorbildlichen Sortimentsgestaltung usw. in den Vordergrund. Das Leistungsabzeichen „Vorbildlicher Kleinbetrieb“ ist nur eine Vorstufe zur höchsten Auszeichnung des Leistungskampfes, der Goldenen Fahne, und der Ernennung zum Nationalsozialistischen Musterbetrieb. Monatsappell der Kriegerkameradschaft Börnig Am Sonntag hielt die Kriegerkameradschaft Börnig den Monatsappell ab. Der Vereinsführer gab bekannt, daß am Sonntag die Kameraden um 2 Uhr beim Kameraden Lülf antreten zur Teilnahme am Kreisverbandstreffen in Castrop=Rauxel. Den Kameraden ist freie Fahrt geboten. es ist Pflicht eines jeden, zu erscheinen. Die Versammlung hatte noch eine besondere Bedeutung, da es galt, zwei 50jährige Jubilare, und zwar die Kameraden Pieper und Kränke, ferner vier 40jährige Jubilare, die Kameraden Hülsebusch. Schierbaum. Schürmann und Sträter, und zwei 25jährige Jubilare. die Kameraden Deinert und Vullriede zu ehren. Diesen Kameraden sprach der Kameradschaftsführer für die langen treu gedienten Kriegerkameradschaftsjahre seinen Dank aus und überreichte den Jubilaren die vom Reichskriegerverband verliehenen Diplome(Bild des Führers mit Widmung) und die Ehrennadeln. Kamerad Schürmann dankte dem Vorsitzenden im Namen der Jubilare für die ihnen zuteil gewordene Ehre. Der Kameradschaftsführer erinnerte an das am 9. Juli stattfindende Pflichtschießen und bestimmte, daß die Kameraden Mittwoch nachmittags ab 3 Uhr auf dem Schießstand bei Plumpe üben. GERTHE, HILTROP, HARPEN Sonder=Derbyflug von Döberitz g. Die Reisevereinigung Bochum=Gerthe führ am letzten Sonntag ihren Sonder=Derboflu durch, der ab Döberitz über 411 Kilometer gin Bei diesem Wettflug konkurrierten 648 Taube um 16. Preise. Die erste Preistaube erreich einen Minutendurchschnitt von 1011,8 Meter. D ersten Preisträger sind: 1. Brinkmann,„Hein ###r„Haxpen,— Göckmann,„Unser Stolz“, Eee. o. Masanek,„Ohne Furcht". Bergen; Wegener,„Ohne, Furcht“, Bergen; 5. Masane zOhne Furcht“, Bergen; 6. Wegner,„Ohne Furcht Bergen; 7. Bahr,„Laßt uns reisen“, Harpen; Wieschermühle; Moltrer,„Froh Wiedersehen“. Harpen; 10. Will die gucht“ mgergen. Seriensteger wurde „ Iuchter Masanek,„Ohne Furcht“, Berge Mengelkamp,„Brüderlichkeit". Harpen, Frahs und Wegner.„Oht nur Fergen. Den ernen Sonder=Derbyore machte der Züchter Mückmann vom Verei „Unser Stolz“. Ecksee. Nummer 131, 3. Blatt Berner Zeitung Donnerslag, 8. Juni 1939 UOFTAeft „Verjüngte Schalter Altligisten“ siegten 8: 2 Bis zur Halbzeit gleichwertiges Spiel- Reuther zweisacher Torschütze Eine würdige Gefallenen-Ehrung v Herne, 8. Juni. „Im Rahmen der Westfalia=Jubiläums=Sportkreuzten gestern die Altligisten des Sportlibs Westfalia mit der Altmeistermannschaft von chalke 04 die Klingen. Gegen eine allzu junge Schalker Mannschaft kamen die Strünkeder nicht an und verloren so mit 3:2 Toren. In der Pause fand am Ehrenmal eine wurdige Gedenkfeier für die im Weltkriege gefallenen Westfaliamitglieder statt. Abends fand dann im Stadtgarten ein großes Militärkonzert statt, das sich eines regen Besuches erfreuen konnte. SC. Westtalla A..— Schalke 04 AH. 2:8(2:3) Mit besonderer Spannung sah man diesem erneuten Zusammentreffen der beiderseitigen Altligamannschaften entgegen. Die Westfalen traten in der Besetzung Kremer, Clases, Heitkamp, Rennkamp, Niklas, Ruhe Reuther, Grau, Frauenkron. Niederdräing und Dr. Gerbsch an, während die Schalker mit einer sehr„verjüngten Alten Herren=Elf“ erschienen. Besonders in der Hintermannschaft der Königsblauen standen sehr junge Kräfte. Im ersten Spielabschnitt hielten sich die Herner recht tapfer, aber später konnten sie das Tempo der jungen Gegenspieler nicht mehr mithalten. Die Gäste gingen schon bald nach Spielbeginn mit 1:0 in Front, aber Reuther schaffte durch einen prächtigen Schuß den Ausgleich. Wieder gelang es den Schalkern, die Führung zu erzielen. Bei den Westfalen fiel Reuther angenehm auf, der einen guten Tag hatte. Als er eine saubere Vorlage von Karl Niklas erhielt, zog er auf und davon. Er lief durch die Schalker Reihen und schoß dann sicher abermals zum Ausgleich ein. Bis zur Pause waren sich die Mannschaften durchaus gleichwertig, doch gelang es den Schalkern bis zu diesem Zeitpunkt, mit 3:2 in Front zu gehen. Nach der Pause klappte es bei den Hernern nicht mehr recht, so daß verschiedene Umstellungen vorgenommen wurden. Die Gäste vom Schalker Markt hatten nun klar die Oberhand und drängten die Herner in ihre eigene Spielhälfte zurück. Sie legten auch bald weitere Treffer vor. In den letzten zehn Minuten schied Niklas aus, für ihn trat der wegen Verletzung pausierende Mannschaftskapitän Krain ein, der aber auch keine Wendung herbeiführen konnte. Bis zum Schlußpfiff erhöhten die Schalker auf 8:2. Dadurch, daß die Schalker allzu viele junge Kräfte eingesetzt hatten, verlor das Spiel viel an Reiz. Westtalla enrte die Getallenen In der Pause des Fußballspiels fand dann die Ehrung der im Weltkrieg gefallenen Mitglieder statt. Lorbeerbäume umsäumten das auf dem alten Platz stehende Ehrenmal. Der Vereinsführer, Oberstudienrat Kracht, legte hier einen Kranz nieder und fand würdige Worte der Ehrung für die auf dem Felde der Ehre verbliebenen Westfaliamitglieder. Hitlerjungen trugen unter Führung von Studienassessor Reuther einige würdige Sprüche vor. Der Bannmusikzug trug viel zu dieser Gedenkstunde bei; er spielte das Lied vom guten Kameraden. Ein Siegheil auf den Führer Adolf Hitler und die Lieder der Nation beschlossen diese würdige Gedenkstunde. Ein Jubiläums-Handballspiel SC. Westfalla 04— Polizei Bochum Während des Staffellaufes„Quer durch Herne“ findet, im Westfalia=Stadion anläßlich des 35jährigen Jubiläums des Sportklubs Westfalia ein Handballspiel statt. Die Herner haben mit der Bochumer Polizei einen spielstarken Gegner eingeladen, mit dem sie schon so oft hartumstrittene Spiele ausgetragen haben. Es wird Zuch diesmal zu einem spannenden Kampf kommen, Wden die Westfalen nur mit stärkster Besetzung und in bester Form gewinnen können. Wiener Fußball aus dem Altreich verstärkt Die Wiener Fußballkunst hat mit dem großen Erfolg im Auswahlkampf gegen die Protektoratsmannschaft von Böhmen und Mähren wieder neuen Ruhm erworben. In der Regel war es fast immer so, daß aus Wien gebürtige Spieler fast immer für die Mannschaften im Altreich eine wesentliche Verstärkung bedeuten. Nun hat sich aber auch einmal der umgekehrte Fall zugetragen, daß nämlich ein Spieler aus dem Altreich für Wien eine Verstärkung darstellt. So trat Austria Wien im letzten Treffen gegen Bratislava Preßburg, das mit 6:2 von den Wienern gewonnen wurde, mit einem neuen Rechtsaußen Hessenauer an, der früher beim VfL. Neckarau spielte. Hessenauer ist seit einiger Zeit beruflich in Wien tätig und hat mit seiner guten Leistung bei Austria in der Wiener Presse große Worte der Anerkennung gefunden. Der Mannheimer wird ein schneller, schußkräftiger Flügelstürmer genannt, der für Austria eine willkommene Verstärkung bildet. Gegen die Preßburger Gäste erzielte Hessenauer auch zwei Treffer und hat sich damit im Wiener Fußball gut eingeführt! Unverferth leitet in Berlin Das Wiederholungsspiel der Vorschlußrunde Schalke 04— Dresdner SC. am kommenden Sonntag im Berliner Olympia=Stadion wird von dem Pforzheimer Unparteiischen Unverfert geleitet werden. Estland-Deutschland am 29. Juni in Reval Auf Wunsch der Estländer wurde das Fußballtreffen gegen Deutschland um einen Tag verlegt, so daß es nicht am 28. Juni, sondern erst am 29. Juni in Reval vor sich gehen wird. Mit zehn Staffeln„Quer durch herne Der Rs=Reichsbund für Leibesbungen führt den Staffellauf durch Die Sieger seit 1921 66 v Herne, 8. Juni. Heute findet abermals der traditionelle Staffellauf„Wuer durch Herne“ statt. Diese Tatsache gibt uns Veranlassung, einmal auf die Entstehung dieses Lauses zurückzugreisen. Nach dem Kriege nahm besonders der Fußballsport in Herne einen starken Ausschwung. Trotz des sehr eifrigen Bestrebens von Theo Holsträter wollte hier aber die Leichtathletik nicht recht in Schwung kommen. Daß Herne aber auch auf diesem Sportgebiet zu schönen Erfolgen reif war, bewiesen damals die Siege einiger hiesiger Leichtathleten. Bei den Westfalia=Mitgliedern reifte dann der Gedanke, durch Stiftung eines Preises der Herner Leichtathletik einen Ansporn zu geben. In stillen Stunden fand sich das Triumvirat Emil Hasse, Jakob Heenen(7), Otto Funke(7), dem weiter die Westsaliamitglieder W. Henseler, August Vennekohl. Ludwig Schlenkhoff, Fritz Bromen, Wilhelm Sassenhoff, Heinrich Schüren und Polizeirat Reisenrath angehörten. Diese Männer schlugen einen Staffellauf„Quer durch Herne" vor. Nach eifrigen Bemühungen konnte dann in einer Versammlung bekanntgegeben werden, daß die Herner Bevölkerung dem Sportklub Westfalia zu diesem Zweck einen wertvollen Pokal zur Verfügung gestellt habe. Diese Anregung sand in Sportkreiheute„Großer Preis von Horst Turf=Großkampf auf der Horster Rennbahn 46 Rennsport=Hochsaison * Horst=Emscher, 8. Juni. Ueberstrahlt der Große Preis auch an Beden tung natürlich alles, so wird man doch auch in den Rahmenrennen die Freude haben, gute Pferde laufen zu sehen. Neun Dreijährige können im einleitenden Preis der Esche über 1200 Meter laufen. In diesem Rennen wird die OleanderStute Die Wacht am Rhein die Schlenderhaner Farben an den Start tragen. Stall Haniel hat die Schimmelstute Caecilia im Rennen, während Staatspaladin, Rosenwalzer, Mazurka, Morgengruß, Gabelweihe und Olymp westdeutsche Ställe vertreten. Nach dem Preis vom Vogelsang über 1800 Meter mit elf Teilnehmern foglt mit dem Hermann Küster=Rennen von 4500 Mark über 2400 Meter ein weiteres Zugstück. Willkommene Abwechslung bringt das GlückaufJagdrennen über 3500 Meter der„Leichten Bahn“ mit 18 Pferden. Wieder über 2400 Meter geht es im Preis vom Schollbruch, in welchem Ausgleich 12 Pferde laufen können. Gute Klasse von dreijährigen und älteren Pferden vereinigt zum Schluß der Preis vom Rosenhügel von 3000 Mark über 1400 Meter. Unsere Voraussagen 1. Wacht am Rhein— Morgengruß 2. Hausorden— Agnat 3. Marschall Vorwärts— Herzsolo 4. Kumbuke— Iugwer 5. Chonzertleiter— Winneton 6. Shannon Silver— Virgilins 7. Fandango— Staatsoper Wie der seit 1928 als Flachrennen gelaufene Große Preis von Horst immer eines der größten Turfereignisse in Westdeutschland war, so wird auch am heutigen Donnerstag das 15 000=Mark=Rennen das Interesse aller Sportfreunde aufs höchste zu fesseln wissen. Noch 14 Pferde im Großen Preis Der mit einem Ehrenpreis und 15000 Mark so wie Andenken für Trainer und Reiter des Siegers ausgestattete Große Preis von Horst, dessen Rennstrecke seit 1933 auf 1600 Meter festgelegt ist, kommt an vierter Stelle des Programms zur Entscheidung. Es sind noch folgende 14 Pferde startberechtigt: Goldtaler, Turbotin, Benedictus, Marienfels, Atis, Cicerone. Per asperum, Humbert, Pfeiferkönig, Grimbarts Bruder, Sonnenfleck, Kumbuke, Ingwer, Dendrologe. Es steht also eine sensationelle Besetzung des Großen Preises von Horst 1939 in Aussicht. Wer wird nun den wertvollen Preis gewinnen? Als Favorit dürfte Kumbuke unter Otto Schmidt starten. Schließlich war Ingwer im Henckel=Rennen nicht weit hinter ihm. Rennen zu Le Tremblay 1. Rennen: 1. Al Djezair(M. Allemand), 2. Miß Rodosto, 3. Siny. Sieg 121; Platz 44, 54, 190:10.— 2. Rennen: 1. Faithful(Besitzer), 2. Polydor, 8. Diedi 2. Sieg 27; Platz 14, 36, 21:10.— 3. Rennen: 1. Furane(M. Brethes), 2. Highlight, 3. Margoultte. Sieg 277; Platz 81, 36, 26:10.— 4. Rennen: 1. Gladiator(C. H. Semblat), 2. Alexien, 3. Le Sahara. Sieg 18; Platz 15, 23:10.— 6. Rennen: 1. Hyacinthe Rigand(C. Bouillon), 2. Corviglia, 3. Le Becquet. Sieg 37; Platz 18, 27. 18:10. Unsere Voraussagen für Donnerstag Karlsruhe: 1. Mattiacum— Petrarca; 2. Fortunata— Eisblume; 3. Gib nicht nach— Tramonto; 4. Immerfroh— Waffenweihe: 5. Meisterin— Mustafa; 6. Faidala— Carratsch; 7. Rhein — Lobenswert; 8. Ledinchen— Tuhoma. Chantilly: 1. Kiche— Evangelist; 2. Syrinx — Loliondo; 3. Nolitor— Oor Fleuri: 4. Romeo— Stall Cozzika; 5. Malek— Toupet Bleu: 6. Harewood— Merignan. Länderkämpfe mit Estland und Lettland Ostpreußische Leichtathleten werden im August eine Baltenreise unternehmen und auf dieser zwei Länderkämpfe gegen Estland und Lettland austragen. Als Termin für den Kampf mit Estland ist der 23. und 24. August vorgesehen. ROR cce ROäek Scharfe Konkurrenten auf der Grohdeutschlandfahrt Ein Schnappschuß von einem harten Kampf zwischen dem späteren Etappensieger Gryj solle(Berlaien), dem Deutschen Schild und dem Schweizer Zimmermann, der hier noch das gelbe Trikot trug, es am Abend aber an den Belgier abaeben mußte. Der Montag brachte den Fahrern dann den wohlverdienten Rubetaa. Scherl sen freudigen Anklang und die Austragung des ersten Staffellauses wurde dem Sportklub Westfalia 04 übertragen, der ihn auch am 2. Oktober 1921 durchführte. Nachstehend wollen wir nun kurz über den Verlauf dieses Straßenlaufes in den vergangenen Jahren berichten. Zum ersten Laut im Jahre 1921 meldeten 12 Herner Vereine, doch traten in letzter Stunde der damalige TV. Herne und der TV. Horsthausen zurück. Sieger wurde der Sportklub Westfalia, der den Herner Turn=Club als schärfsten Rivalen auf den zweiten Platz verweisen konnte. Den 3. und 4. Platz belegten wieder Westfalia=Staffeln. Ferner folgten damals Evgl. Jünglingsverein, 1. Schwimmverein(jetzt Wiking), SC. Germania 09, BV. Stamm, BV. Herne=Süd und SV. Fortuna Im Jahre 1922 erfolgte die Wiederholung am 25. Juni. Es meldeten abermals 12 Herner Staffeln, die auch am Start erschienen. Der Endkampf lag wieder zwischen dem Sportklub Westfalia und dem Herner Turn=Club und wurde auf der gut besetzten 800=mStrecke von der Westfalia entschieden. Dem Herner Turn=Club folgten Westfalia 2, SC. Germania 09, Herner Turn=Club 2, Westfalia 3, Westfalia 4, BV. Stamm, Togg. 73 Herne, Evgl. Jünglings= verein, 1. Schwimmverein und Falkenhorst Horst hausen. Das Jahr 1923 stand im Zeichen widriger Verhältnisse. Der Tag verregnete und die Vereine waren den Schikanen der Franzosen ausgesetzt. Westsalia brachte trotz dem den Lauf zur Durchführung, siegte vor dem Herner Turn=Club und brachte sich mit drei Sie gen endgültig in den Besitz des wertvollen Pokals. Sehr schwach war die Beteillgung im Jahre 1924 Der Lauf wurde im Rahmen der Sportwoche an läßlich des 20jährigen Bestehens des Sportklubs Westfalia durchgeführt und endete mit einem Siege des 1. Schwimmvereins Herne. Auf den Plätzen folgten zwei Westfaliastaffeln. Der Sieger trug sich auf den neu gestifteten Silberschild ein. In drei Klassen 1925 In drei Klassen wurde der Lauf im Jahre 1925 ausgetragen. In der Hauptklasse siegte der Sportklub Westfalia 04 vor dem Herner Turn=Club mit 100 Meter Vorsprung, es folgten 1. Schwimmverein, B. Herne=Vöde, SV. For tung, SC. Westfalia 2, SC. Westfalia 3, Tog. 73 Herne, Schwimmverein Neptun. Westfalia errang damit den„Silbernen Staffelstab“ des Stadtverbandes. Bei 16 Schülerstaffeln siegte die Oberrealschule, während in der Jugendklasse der Herner Turn=Club vor TB. Herne=Vöde in Front blieb. 1926 der 6. Statfellaut Anläßlich der Platzweihe des Herner TurnClubs fand im Jahre 1926 der 6. Staffellauf „Quer durch Herne" statt. Diesmal siegte die Staffel des Herner Turn=Clubs vor der geschwächten Staffel des Sportklubs Westfalia, doch war der Ausgang auch hierbei heiß umstritten. Auf den Plätzen landeten SC. Wiking, Herner Turn=Club 2, Kraftsportverein, Eichenkreuzverband und Tvg. 78 Herne. Im nächsten Jahr siegte HTC. abermals Leider fehlte es im Jahre 1927 an der gewohnten Organisation. Bei prachtvollem Wetter gingen nur acht Vereine an den Start. Wieder wurde der Lauf zu einem Duell Westfalia— Herner TurnClub. Westfalia führte mit 15 Metern, doch auf der 300=m=Strecke stürzte ein Westfalia=Läufer, wodurch der Lauf vorzeitig entschieden wurde. Der Herner Turn=Club siegte, wenn auch die Westfalen den Verlust bis auf 20 Meter aufholen konnten. Die weitere Reihenfolge war Wiking Herne, Herner Turn=Club 2, TB. Herne=Vöde, SC. Westfalia 2, SV. Neptun und TB. 1888 Herne. 1928 flel der Lauf zum ersten Male aus Zwei Termine waren angesetzt, doch verregneten diese. Die Entscheidung im Jahre 1929 fiel erst auf der letzten 100=m=Strecke. Mit einem Meter Vorsprung siegte der Sportklub Westfalia 04 vor dem Herner Turn=Club. Den dritten Platz belegte die Staffel des Polizeisportvereins Herne, während die zweite Staffel des Herner Turn=Clubs auf dem vierten Platz landete. In der Jugendklasse A siegte der Herner Turn=Club vor SC. Westfalia 04. Bei den Senioren siegte Wiking in der=Klasse 2 und der TV. Börnig=Sodingen in der Klasse 3. Nur sechs Vereine erschienen 1930 am Start Das Duell Westsalia— Herner Turn=Club wurde auf der 800=m Strecke entschieden. HTC. führte bis zur 800=m=Strecke noch mit 25 Metern. Der Turner Sievers war nicht in bester Form, so daß der Westfale Goldhausen mit 5 Meter Vorsprung den Stab abgeben konnte und so den Sieg für Westfalia schaffte. Dem Herner Turn=Club folgten Polizei Herne, HTC. 2 und eine DIK.= Staffel. In der Jugendklasse war die Reihenfolge Herner Turn=Club, Westfalia, Tvg. 73 Herne und HTC. 2. Das Jahr 1931 sah 18 Stattein in mehreren Klassen am Start. Durch Fehlen eines Läufers gab Westfalia beim dritten Wechsel auf, so landete der Herner Turn=Club mit zwei Mannschaften auf den ersten Plätzen der Hauptklasse. In der Jugend=Sonderklasse siegte Westfalia vor dem Herner Turn=Club. 1932 ohne SC. Westtalia Westfalia stellte im Jahre 1932 keine Rennmannschaft. Herner Turn=Club siegte leicht Neuer Zuschauerrekord der Fußballmeisterschaft Elnelnhalb Millionen fast erreicht! Mit den 140000 Zuschauern, die am Sonntag in Berlin und Frankfurt a. M. die beiden Vorschlußrundenspiele zur deutschen Fußballmeisterschaft erlebten, ist die Gesamtzuschauerzahl aller Endspiele in diesem Jahre auf bereits 1135.000 Zuschauer angestiegen. Aber bereits mit den Gaugruppenspielen waren alle bisherigen Zuschauerrekorde der Fußballendspiele übertroffen worden, wie aus nachstehenden Vergleichszahlen zu ersehen Nun gibt es aber in diesem Jabre zunächst noch das Wiederbolungsspiel zwischen Schalke 04 und dem Dresdner SC. am kommenden Sonntag im Berliner Olymviastadion. Dann folgt am 18. Juni das Endspiel an gleicher Stelle zwischen dem Sieger und Admira Wien, zwei Schlager, die bestimmt beide Male das Stadion restlos füllen werden. Unter Umständen kommt auch noch ein Spiel um den dritten Platz in der Fußballmeisterschaft zwischen dem Hamburger SB. und dem Unterlegenen des Wiederholungsspieles hinzu. Da sollte am Schluß der Endspiele nicht mehr viel an anderthalb Millionen Zuschauern fehlen! vor dem Sportklub Germania 09 und seiner zweiten Staffel. In der Jugendklasse A lag HTC. vor Westfalia und Tog. 73 in Front, während Westfalia in der Jugendklasse B siegte. 1000 Läufe 1933 am Start 1933 war das beste Jahr für den Staffellauf Quer durch Herne“. 62 Mannschaften mit rund 1000 Läufern erschienen am Start. Herner Turn=Club siegte in der offenen Klasse vor SC. Westfalia, SC. Wiking, Blau=Weiß, WV. Börnig. SC. Germania und HTC. 2. In der Jugend war HTC. in Front, während in der Fuß= und Handballklasse Polizei Herne vor SV. Neptun siegte. Lauf mit Hindernissen Zu einem Lauf mit Hindernissen kam es im Jahre 1934. Die Siegerliste sah wie folgt aus: Herner Turn=Club, SC. Westfalia 04, BlauWeiß, Herner Turn=Club 2 und WV. BörnigSodingen. Kürten übernahm als letzter HTC. Mann den Stab mit knappen Vorsprung vor dem Westfalialäufer Padberg, stolperte dann aber, so daß Padberg vorkam. Fünf Meter vor dem Ziel stürzte dann der Westfale und der Herner TurnClub ging als knapper Sieger durchs Ziel. In der Jugendklasse siegte die Hitler=Jugend vor VfL. Herne und Tog. 78 Herne. 1935 ohne Herner Turn-Club Erst am 29. September wurde der Staffellauf „Ouier durch Herne" im Jahre 1935 durchgeführt. Die Beteiligung war nicht stark, vor allen Dingen durch das Fehlen des Herner Turn=Clubs am Start fehlte die nötige Spannung in diesem Rennen. In der Hauptklasse lag der Sportklub West= falia 04 mit zwei Staffeln in Front. In der Jugendklasse siegte ebenfalls Westfalia vor dem Turn verien Börnig=Sodingen, während in den übrigen Klassen SC. Wiking und Polizei Herne siegten. Das letzte Rennen fand im Herbst 1936 stalt. Hier kam es zu einem scharfen Kampf zwischen dem Sportklub Westfalia und dem Herner Turn Club. Die Turner lagen auf der ganzen Strecke knapp vor dem„Springenden Pferd“ in Führung, doch brachte der letzte Wechsel die Westfalen in Front. Mit einem Meter Vorsprung siegte hier der Sportklub Westfalia 04. Abermals Zweikampf Westtalla— Turnklub! Der NS.=Reichsbund für Leibesübungen tritt heute mit einer Leichtathletikveranstaltung an die Oeffentlichkeit. Der Ortsgruppenführer Dr. Suberg hat dem Leichtathletik=Fachwart Emil Hüls mann mit der Durchführung des Staffellaufes „Quer durch Herne“ beauftragt. Heute um 17 Uhr werden sich die Herner Ver eine zum 16. Male am Start bei der Wirtschaft Knapp einfinden. Wie aus dem Meldeergebnis hervorgeht, werden voraussichtlich zehn Staf feln am Start erscheinen, hiervon entfallen sieben auf die Senioren= und drei auf die Jugend-Klasse. Es ist auch in diesem Jahre wieder damit zu rech nen, daß das Rennen zwischen den beiden Vereinen SC. Westfalia und Herner Turn=Club ent schieden wird. Im Augenblick glauben wir, den Herner Turn=Club etwas höher einschätzen zu tönnen. Der Start ist an der oberen Bahnhofstraße or der Wirtschaft Alt=Herne(O. Knapp), hier rd der Starter Gustav Bäcker zuerst die Iu sendstaffeln und nach weiteen fünf Minuten die Seniorenstaffeln auf die Reise schicken. Die Strecke ührt die Bahnhofstraße hinunter bis zum Einang der Forellstraße. Das Ziel befindet sich auf der Laufbahn im Westfalia=Stadion. Die Polizei wird auch diesmal während des Rennens für die Freihaltung der Rennstrecke Sorge tragen. Es wird erwartet, daß sich alle Straßenpassanten be mühen, in dieser Zeit die rechte Fahrseite der Straße freizuhalten, damit das Rennen einwand frei durchgeführt werden kann. Wer macht mit! Klasse A:(Sonderklasse für Leichtathletik=Vereine) Herner Turn=Club und Sport llub Westfalia 04. Klasse B:(Unterstufe der Leichathletik) Polizei sportverein Herne. Klasse C:(Handball=, Fußball= und Schwimm vereine) Schwimmklub Wiking und Polizei Herne 2. Klasse D:(Angehörige der Formationen) Standarte 30 Herne und RSFK. Herne Sturm 4.57, Trupp II. „ugendklasse A: Herner Turn=Club und Westfalia 1 und 2. Es besteht aber noch die Hoffnung, daß die beiden Vereine Herner Turn=Club und Sportklub Westfalta 01 noch se eine wertere Staffel stellen werden. Die Rennstrecke wurde gestern noch einmal nachgemessen und wie folgt eingeteilt: Start: 200 m Straßenbahnhaltestelle Wirtschaft Knapp 1. Wechsel: 200 m Straßenmitte SteinwegHydrant 2. Wechsel: 100 m Eingang Eisstube gegenüber Central=Café 3. Wechsel: 300 m Eingang Wirtschaft Stemberg 4. Wechsel: 100 m Eingang Hotel Schlenkhoff 5. Wechsel: 100 m Eingang Damenputz Elfr. Fechner(gegenüber Nagel) 6. Wechsel: 800 m Hauseingang Bahnhofstraße 88(gegenüber Stracke) 7. Wechsel: 100 m 1. Treppe am Stichkanal bei Lansink 8. Wechsel: 200 m Mast der Bogenlampe(zirka 50 Meter vor Tankstelle) 9. Wechsel: 400 m Kanaldeckel an der Ecke Bahnhof= und Auguststraße 10. Wechsel: 100 m Schule Forellstraße(6 Meter vor der Laterne) 11. Wechsel: 100 m Eingangsweg Westfalia=Stadion(15 Meter vor dem Tor). Die Wechselbesetzung durch Ordner hat von 1 bis 3 durch Schwimmklub Wiking, von 4 bis 6 durch den Herner Turn=Club, von 7 bis 8 durch Polizei Herne und von 9 bis 11 durch den Sportklub Westfalia 04 zu erfolgen. Für die ordentliche Besetzung durch Ordner sind die genannten Vereine verantwortlich. Die Vereine sind verpflichtet, rechtzeitig für Aufstellung der Staffeln zu sorgen, da der Startschuß für die Jugendklasse Punkt 19 Uhr fällt und die Senioren 5 Minuten später auf die Reise geschickt werden. Jeder Teilnehmer muß selbstverständlich im Besitz eines Reichsbundpasses sein. Die einzelnen Vereine können sich in ihren Vereinslokalen umziehen, weiter stehen im Restaurant Knapp, im Hotel Sassenhoff und im Clubhaus des Westfalia=Stadions Umkleideräume zur Verfügung. Als Zeitnehmer sind Emil Hülsmann, Karl Becker und Gustav Brehm eingesetzt. Ergebnisse Großdeutschlandfahrt 6. Elappe Chemnitz— Nürnberg(287 km) 1. Spießens=Belgien(Wanderer 9:14:06 Stunden; 2. Umbenhauer=Nürnberg(Phänomen), 3. AmbergSchweiz(Phänomen), 4. Scheller=Schweinfurt(Adler), 5. Bautz=Dortmund(Diamant), 6. WenglerBielefeld. Gesamt(Einzelplanzierung): 1. Umbenhauer 42:01:41 Stunden, 2. Scheller 42:06:03; 3. Zimmermann 42:06:09; 4. Bautz 42:09:57; 5. Oubron 42:11:02; 6. Spießens 42:11:17; 7. Thierbach 42:12:51 Stunden. Henkel und von Metara in Hannover Am 37. Allgemeinen Tennisturnier des DTV. Hannover nehmen auch die deutschen Spitzenspieler Heinrich Henkel und Georg von Metaxa teil. Beide werden dabei auch Gelegenheit haben; sich im Doppel weiter auszuspielen. Weitere Teilnehmer sind Ferdinand Henkel, Werner Menzel und Dohnal. Die Wiener Theaterfestspielwoche Maria Stuart“ in der Neuinszenierung des Burgtheaters Von unserem elgenen po Wien, 8. Juni. „Maria Stuart“ gehört zu den Werken Friedrich Schillers, die in der Gunst des Volkes ein wenig abseits stehen. Es fehlt dem dramatischen Gescheben trotz aller Genialität der Dichtung zu sehr das erhebende Moment und jener siegreiche Triumpb, der etwa einen Marquis Posa oder Don Carlos auch noch im Tode verklärt. Die persönliche Anteilnahme an den Menschen, die hier— scheinbar— nur von den hinter ihnen verborgenen Mächten geschoben werden, reicht nicht tief genug, um über den Augenblick hinaus zu erschüttern, und es bleibt zuletzt immer irgendwie eine Leere zurück. So haben wir es wenigstens bisher gespürt, da man an der klassischen Ueberlieferung festhalten zu müssen glaubte. Aber Schiller selbst ist es doch eigentlich gewesen, der sich bald nach der Weimarer Uraufführung seines Werkes gegen die Einwände zur Wehr setzte, er hätte hier nur konstruktive Arbeit geleistet und einen zeitfernen Stoff ohne die innere Verbundenheit mit der Gegenwart gelassen. Was ihm die Kritik als Vorwurf anlasten wollte, ist in Wahrheit bewußte Absicht gewesen, und wenn er in einem Brief an Goethe davon spricht,„daß in dieser Tragödie alles theatralisch sein soll“, so wird damit in aller Eindeutigkeit ge(sagt, welche Aufgaben Schauspieler und Spielleitung bier zu erfüllen haben. Schiller darf keine Angelegenheit einer erkünstelten Problematik sein und noch viel weniger zum Gegenstand abwegiger Experimente werden.: Lotbar Mütbel, der im Rahmen der Wiener Theaterfestwoche als Direktor des Burgtheaters eine Neuinszenierung der„Maria Stuart“ als erste große Regiearbeit an dieser Bühne darbietet, geht an der unfruchtbaren Fragestellung nach den psychologischen Motinen der Handlung vorüber und gibt Schiller dem Theater wieder. Das Ergebnis ist, wenn diese einfache Formel erlaubt wird, ein politisches Drama von stärk ster Wirkung, dessen Eindringlichkeit um vieles nach haltiger bleibt als jene überlieferte Svielform. Diese „Maria Stuart“ ist aber auch interessanter und sie paßt besser in unsere Zeit, weil sie sich leichter in unseren Ideenkreis einfügt. Es gehörte nicht zuletzt zu den großen Ueberraschungen des Abends, die innere Spannung so unmittelbar miterleben zu dürfen. Von den beiden königlichen Gegenspielerinnen ist die Elisabeth von England die größere. Maria Eis gibt ihr die vollendete Reife ihrer hohen Kunst und ihre meisterhafte Leistung könnte wohl kaum noch eine Steigerung erfahren. Für die Titelrolle hatte Müthel Das Riesenwerk in Fallersleben wächst Täglicher Materialaufwand von 600 Tonnen Zement und 2000 Tonnen Kies 9500 Arbeiter und Angestellte □ Berlin, 8. Juni. Zeit jenem denkwürdigen Tag, da der Führer am 26. Mai 1938 den Grundstein zum Volkswagenwerk legte, ist ein Jahr verstrichen. Aus dem Sand und den Waldungen am Mittellandkanal unweit Braunschweig schufen tausende und abertausende fleißiger Arbeiterhände in unvorstellbar kurzer Zeit und in Bauabschnitten, die auf den Tag genau eingehalten wurden, ein Werk von gigantischem Ausmaß. Dicht am Nordufer des Mittellandkanals stehen die vier, jeweils durch helle, breite Höfe voneinander getrennten, bis zu 18 Meter hohen fertigen Werkhallen in einer Tiefe von 256 Meter mit einer Gesamtfront von 1,3 Kilometer: ihnen sind in geschlossener Bauflucht der südliche Randbau für die Speiseräume der Belegschaft und die Betriebsbüros vorgebaut. Alle Hallen haben Gleisanschluß und Rampen für Lastwagen, ihre Untergeschosse sind als Umkleide=, Wasch=, Duschräume und Luftschutzkeller für die Gefolgschaft ausgestattet. In halber Höhe führt ein Gang durch die Werke, eigens für die zu erwartende Riesenzahl von Besuchern erstellt, die sich ihren Wagen selbst abholen und dabei dessen Geburtsstätte besichtigen und den Werdegang verfolgen will. Die Hallen erstanden mit einem täglichen Materialauswand von 600 Tonnen Zement und 2000 Tonnen Kies durch 5000 in zwei Schichten eingeteilte Bauarbeiter und sind mit einer Ausnahme aus Eisenbeton: sie sind vollendet oder gehen in diesen Wochen ihrer Vollendung entgegen. Die mechanische Werkstatt in der Halle IV dient der Fertigfabrikation; sie war am frühesten vollendet. Hier stehen 1200 Spezialmaschinen für die Einzelteile des Kdf.= Wagens. Ein eigenes Kraftwerk liefert dem Werke und auch der gesamten Stadt des KdF.=Wagens Fernheizung aus riesigen Kesseln, die zum Teil schon eingebaut sind, sowie Strom und Licht aus fünf Turbinen mit 65000 kw Leistung. Eine große Sportanlage mit Schwimmbad für die Belegschaft, eine Versandhalle für die KdF.=Wagen und eine große Küche werden— wie das Verwaltungsgebäude mit seinem 82 Meter hohen Turm und zwei Gießereien— noch errichtet. Das Volkswagenwerk hat direkt am Mittellandkanal seinen eigenen Hafen. Auf der Südseite des Mittellandkanals ersteht in schönster landschaftlicher Lage inmitten bewaldeter Hügel für die Gefolgschaftsmitglieder des Volkswagenwerkes und ihren Familien die Mustersiedlung des Großdeutschen Reiches, die nach dem Willen des Führers den Namen„Srnot des KdF.=Wagens" trägt. Die 9500 Arbeiter und Angestellten aller deutschen Stämme des Volkswagenwerks und der Stadt des KdF.=Wagens, unter denen sich mehrere Tausend Italiener, einige Holländer, Jugoslawen und Tschechen befinden, sind in einem großen Lager untergebracht, das durch seine Sauberkeit und freundliche Anlage be sticht. Die Rückkehr der französischen „Kolonial-Finanziers" nach Polen ist Warschau, Anfang Juni.(Von unserem Mitarbeiter.) Wie verlautet, hat sich in Paris eine Gruppe französischer Industrieller zusammengefunden, die das in Bau befindliche„Zentrale Polnische Industrierevier“ elektrifizieren wird. Eine weitere Gruppe, unter Führung des Autokonzerns Reynault, wird in Polen große Montagewerkstätten errichten. Die polnische Regierungspresse bringt diese Nachrichten mit demonstrativer Genugtuung— ohne sich an die Beschimpfungen zu erinnern, mit denen sie vor genau fünf Jahren das französische Kapital aus Polen herauszujagen versuchte. Damals hatte sie festgestellt, daß das sranzösische Kapital in Polen„mit kolonialen Methoden“ arbeite, die Bevölkerung aussauge, den Staat betrüge und schwere Gelder nach Frankreich exportière. Zyrardow, die Textilstadt in der Nähe von Warschau, deren Betriebe in französischen Händen waren, wurde damals von der polnischen Presse mit dem bitteren Titel„Stadt der weißen Mohren“ versehen. Die Warschauer Elektrizitäts gesellschaft wurde der französischen Leitung ent zogen und unter Gerichtsaufsicht gestellt, und noch zwei Jahre hindurch erlebten die Warschauer das ungewohnte Schauspiel, daß sie von der Elektrizitätsgesellschaft jene Gelder zurückgezahlt erhielten, die ihnen nach der Berechnung der Zwangsaufsicht zuviel abgenommen worden waren. Da nichts davon bekannt geworden ist, daß die französischen „Kolonial=Finanziers“ in der Zwischenzeit ihre Methoden geändert hätten, kann man ihren erneuten Einzug in das polnische Wirtschaftsleben nur mit politischen Motiven erklären. Blick in Zeitschriften 2 Fahren Sie„mit Kopf“! Bei Eröffnung der diesjährigen Automobil=Ausstellung hat der Füh rer darauf hingewiesen, daß die hohen Fahrge schwindigkeiten nicht nur vom Standpunkt der Verkehrssicherheit zu verwersen sind, sondern auch deswegen, weil sie einen ungewöhnlich großen Ver brauch und Verschleiß mit sich bringen. Dies hat jetzt die Deutsch=Amerikanische Petroleum=Gesellschaft(„Standard“) veranlaßt, eine kleine Schrift herauszubringen unter dem Titel„Fahren Sie „mit Kopf“!“ Das Heftchen enthält viele Ratschläge für verständiges Fahren und ist so lebendig geschrieben und lustig illustriert, daß kaum semand die Broschüre aus der Hand legen wird, ohne sie wirklich gelesen zu haben. stern 12 2 Vertreter In Wien Kätbe Dorsch als Gast verpflichtet, die es in der ihr ungewohnten Umgebung nicht leicht hatte, sich durchzusetzen. Daß es ihr gelang, war dann ein starker Gewinn der Aufführung. Die Vielfalt der Figuren, die das Drama bewegt, wurde von den besten Kräften des Burgtheaters verkörpert. Hier blieb kein Wunsch offen, und es ist nicht möglich, diese Rollen noch schärfer zu charakteristeren. Fred Liewebr als Mortimer, der Leicester Heinz Woesters, Hennings' nüchtern überlegender Burleigh. Raoul Aslans abgeklärt Talbot— um nur die wichtigsten zu nennen waren überzeugend auf den ihnen zugewiesenen Po Die großzügig gelösten Bühnenarchitekturen von Roch Giese gaben dem Spiel einen prachtvollen Rahmen Es war ein rauschender Erfolg, der sich in den glanzvollen Ablauf der Wiener Theaterfestwoche würdig einreiht. Richard Wilhelm Polifka. F. A. Mlichell-Hedges: Land der Wunder und der Schrecken Verlag Scherl. Berlin. Mitchell=Hedges hat es erst vor wenigen Jahren unternommen, in die noch unerforschten Tiefen der mittelamerikanischen Wildnis einzudringen und nach den Ueberresten der versunkenen glanzvollen Maya=Kultur zu suchen. Die Ausbeute dieser Forschungsreise war erstaunlich groß. nicht minder groß und zahlreich waren auch die Abenteuer und Gefahren, die die tollkühnen Eindringlinge zu bestehen hatten. Mitchell=Hedges erzählt davon in seiner bekannten frischen, bisweilen derben, aber überaus anschaulichen, humorvollen Art, und so ist ein Buch entstanden, das belehrt und zugleich unterhält. 58 Abbildungen, die vortrefflich die Eigenart des geheimnisvollen Landes und die dort noch erhaltenen großartigen Ueberreste der zyklopischen Bauten und anderer Kulturdokumente der Maya=Völker veranschaulichen, verleihen dem wertvollen Werk noch einen besonderen Reiz. Ofte Brües: Marie im neuen Land G. Grotesche Verlagsbuchhandlung. Berlia. Die Trockenlegung der Zuider=See brachte tiefe Eingriffe in die oft seit Jahrhunderten eingewurzelten Lebensgewohnheiten der Küstenbewohner mit sich. Otto Brües hat das Ringen der Fischer gegen das Neue geschildert. Die Fischer eines an der Zuider=See gelegenen Dorfes stehen vor der Wahl, auszuwandern oder im neugewonnenen Land als Bauern zu siedeln. Brües personifiziert den Kampf im Dorf St. Nikolas in zwei Personen: dem Ingenieur, der mithilft, die Zuider=See als Ackerland zu gewinnen und dem Fischer, der, traditionsgebunden, den Fortschritt nicht wahrhaben will. Marie verläßt den Fischer und wendet ihre Liebe dem Ingenieur zu. Das Buch packt durch seine Einfachheit und die Meisterschaft, mit der die Probleme behandelt sind. Ernst Hering: Wege und Straßen der Welt Verlag Dr. Hans Riegler Ein Heldenlied von Kampf und Sieg, von mannlicher Kameradschaft und nie zu brechender Willenskraft erzählt in 24 Kapiteln das großartige Buch von Ernst Hering„Wege und Straßen der Welt“. Läßt auch der Titel des Buches noch nichts Besonderes erkennen und glaubt man sich durch den Untertitel„Von der Wildfährte zum Weltraumschiff" zur Annahme berechtigt, daß es sich hier vorwiegend um ein verkehrsgeographisches oder auch verkehrstechnisches Werk handelt, so läßt die weitere von dem Verfasser gewählte Bezeichnung„Eine Geschichte für jedermann“ doch einige Zweifel an der Berechtigung unserer Annahme auftreten. Schon nach den ersten Seiten wird uns klar, was der Verfasser beabsichtigt: er gibt auf eine durch aus originelle Art und Weise eine Geschichte der Welt schlechthin. Weltgeschichte ist ein Wandern auf vielen Straßen, sagt der Verfasser und führt dann das große Wagnis durch, aus dem Wildpfad der prähistorischen Zeit über die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte hinweg die Großverkehrsstra ßen der modernen Zeit entstehen zu lassen und gleich zeitig mit dieser Erschließung und Eroberung det Erdräume eine spannende und eigenwillig gesehene Geschichte der Menschen zu geben. Das Buch ist bei spiellos, sowohl in der Anlage als auch in der Durchführung. Es ist keine trockene Geschichte, die da geboten wird, nein: die von den Expeditionen verfaßten Reiseberichte werden wiedergegeben und veranschaulichen uns so die Kultur der Eingeborenen, die Bekehrungsmethoden der Eroberer, die meist nur von der Sucht nach Gold geleitet waren und alle Eingeborenenkultur, mochte sie noch so hoch stehen, ausrotteten und vernichteten. Das letzte Kapitel des Buches ist der Ueberwindung von Raum und Zeit in der Gegenwart durch die Eisenbahn, die Autostraße, die Schiffahrt und das Flugzeug gewidmet. Der Mensch wurde Sieger auf allen Straßen und Wegen der Welt, sein Sieg aber war ein immerwährender Kampf, ein Heldenlied menschlicher Größe, das Ernst Hering in packenden Bildern, spannend und lockend, uns in diesem hervorragend ausgestatteten Buch nahegebracht hat. Wilhelm Roßmann. Weitere 147 verschleppte spanische Kinder kehren heim Madi d. 8. mum. um 10. Juni treffen in Maum Sct“ geriahlevvie wanische Kinder ein, die treur worde waree aas von ibren Eitern den von feuchten Dünsten und Nebelstreifen, es war eisig kalt und der Busch tropfte von Tau. Der Himmel war grau und mit drohendem Gewölk bedeckt. Jetzt nahte der Morgen und plötzlich, ohne Uebergang, stand der Himmel in Flammen, purpurrot färbten sich die Wolken und die ersten Strahlen der wärmenden Sonne fielen wohltuend auf unsere frierende Karawane. Jetzt hingen die Tautropfen wie Myriaden von Edelsteinen an den Büschen und die Wassertümpel schillerten in allen Regenbogenfarben. Wir pirschten uns leise und vorsichtig gegen den Wind an eine Lichtung im Walde heran, auf welcher sicher Wild stehen würde. Jetzt zeigte der schwarze Führer nach vorne— dort stand eine Gruppe Wasserböcke und äste friedlich im Morgentau. Ich richtete„Gep“ hoch auf, er äugte sofort scharf nach dem Wild hinüber, fauchte und zog an der Leine. Ich ließ ihn frei und weg war er wie der Blitz. So gut es ging, verfolgte ich seine Bewegungen mit dem Fernstecher. Lang gestreckt, die Rute auf dem Boden nachschleifend, jeden Grasbüschel und Strauch als Deckung benutzend, schlich sich der Geppard lautlos an einen Wasserbockbullen heran. Sein natürlicher Instinkt mußte ihn diesen als das größte Tier der Herde erkennen lassen. Deutlich sah ich, wie sein langer gefleckter gelber Körper in Sprungnähe des Bullen sich zusammenzog, um im nächsten Augenblick im hohen Bogen durch die Luft zu schnellen. Mit tödlicher Sicherheit landete er auf dem Genick des Bullen, schlug seine Pranken tief in das Fleisch und durchbiß mit seinen starken Fangzähnen das Genick des Tieres, welches, wie vom Blitz getroffen, verendend zusammenbrach. Die ganze übrige Herde war weggebrochen, verschwand mit hohen Sprungen im Grase. Mit meinen schwarzen Begleitern eilte ich hinzu.„Gep“ war der erste, der seinen gerechten Anteil an der Beute erhielt. Zufrieden schnurrend, wie eine Hauskatze, verzehrte er seine Mahlzeit und sah dann interessiert meinen Leuten zu, wie diese das Wild zerlegten. Monatelang jagte ich mit„Gep“ und mit wenigen Bariationen wiederholte sich immer dasselbe Schauspiel. Der Veier von der Mütter Von Georg Züting „Was ist eigentlich mit Ihnen los. Berger?“ fragte der Chef.„Gestern verbummeln Sie die Sache mit dem Frachtbrief und heute diese falsche Rechnung! Wie denken Sie sich das eigentlich?“ Berger antwortete nicht. Mit hochrotem Kopf stand er da und biß sich auf die Lippen. War ja alles egal! Mit der Elfriede war's aus, die ganze Geschichte machte keinen Spaß mehr. Der Alte sollte quaken, soviel er Lust hatte. „Also passen Sie besser auf, mein Lieber! So geht das natürlich nicht weiter!“ Berger verließ das Zimmer. Seine Kollegen seirten ihn an, er knallte dem Buchhalter ein Stück Radiergummi ins Gesicht und beugte sich dann über seine Arbeit. Gleich darauf war Feierabend. Berger ging in eine Kneipe und trank rasch nacheinander ein paar Gläser Bier. Mit ein paar Kumpanen bummelte er dann nach Hause. Leicht schwankend und unklar im Kopf. Auf dem Tisch fand er einen Brief von zu Hause. Von der Mutter. Erst wollte er ihn ungeöffnet liegen lassen. Sein Gewissen war schlecht, zudem hatte er wochenlang nicht geschrieben. Aber dann sah er seine alte Mutter plötzlich vor sich. Ihre gütigen Angen, ihre rissigen Hände. Er konnte auf einmal nicht anders— er mußte den Brief streicheln und öffnen. „Mein lieber Junge! Wir alle sind hier etwas in Sorge, wei! Du solange nicht geschrieben hast. Vist Du krank, oder ist sonst etwas nicht in Ordnung? Du weißt doch, mein guter Junge, daß Du mir alles sagen kannst. Wir sind alle sehr froh, daß Du die gute Stellung dort gefunden hast, und sicherlich wirst Du rasch vorwärtskommen. Es ist doch wunderschön, bei solch einer bedeutenden Firma angestellt zu sein. Onkel Theodor sagte mir gestern noch: „Da hat der Junge eine Lebensstellung.“ Hier bei uns ist alles beim alten. Vater ist im Garten und pflanzt die ersten großen Bohnen. Es sind schon schöne Tage hier, Dein Pfirschbaum blüht. Und wie ist das Wetter dort? Gehe abends nur viel spazieren, die Umgebung soll ja herrlich sein. Ein Kollege von Vater ist mal ein Jahr dort im Amt gewesen. Bist Du nun mit Deinem Zimmer und Deiner Wirtin zufrieden? Du schriebst nichts davon. Christa stickt Dir noch eine Decke für den Tisch, damit Du auch etwas Eigenes dort hast. Sie geht nun in vierzehn Tagen zum Arbeitsdienst, ganz nach Ostpreußen. Immer leerer wird's bei uns, oben sind dann alle Zimmer frei. Werner schreibt begeisterte Briefe aus Berlin, denk' Dir, er ist schon zum Unteroffizier befördert worden Bald kommt er, dann sehen wir uns ja alle einmal wieder. Bei Stubbes ist vor zwei Tagen der fünfte Junge angekommen, ein Prachtkerlchen. Die Eltern sind restlos glücklich. Gretes Vierergespann geht es gut, sie waren Sonntag bei uns, und Dein kleiner Patenjunge fängt schon an zu sprechen. Er ist sehr aufgeweckt und lebhaft, genau wie Du es warst. Grete sagt auch, er hat große Aehnlichkeit mit Dir. Und denk' mal, bei Sprengkamps ist auch was unterwegs, nach zwölf Jahren glücklicher Ehe. Sie haben es sich ja immer so gewünscht. Aber nun muß ich wohl schließen. Ich höre Vater hereinkommen, gleich ist es Zeit zum Abendbrot. Ich wollte den Brief nur noch vor sieben zum Kasten tragen, damit Du ihn morgen noch hast. Ich denke viel an Dich, mein lieber Junge, Du bist zum erstenmal von uns fort, hoffentlich hast Du alles so, wie Du es gewohnt bist. Schreibe nur immer, wenn Dir was fehlt. Wer stooft überhaupt Deine Strümpfe? Und wird Deine Wäsche gut gemacht, sonst schicke sie doch lieber. Wo ihr nun alle fort seid, weiß ich manchmal nachmittags nicht so recht was anEine treue Dienerseete Der Vater des Reformators des englischen Postwesens, Sir Rowland Hill, hatte einen Diener, der dreißig Jahre lang seinem Herrn, einem Arzt, mit vorbildlicher Treue gedient und als Muster der Zuverlässigkeit gegolten hatte. Bei seiner Beerdigung hielt ihm Doktor Hill eine Gedächtnisrede. Aber wie erstaunten die Zuhörer, als der Redner nach einer Schilderung der vorzüglichen Charaktereigenschaften und der tadellosen Führung seines verstorbenen Dieners erklärte, dieser ebenso kluge wie gewissenhafte, gewandte und bescheidene Mann sei früher ein... Straßenräuber gewesen. „Vor dreißig Jahren“, berichtete Hill, „hielt mich derselbe Mensch auf der Landstraße an und forderte mit vorgehaltener Pistole mein Geld. Ohne zu erschrecken, ließ ich mich in ein Gespräch mit ihm ein und fragte ihn, was ihn denn eigentlich zu einem so strafbaren und gefährlichen Handwerk habe verleiten können.“ Und nun erfuhr er: Der Räuber sei früher Kutscher gewesen, jetzt indes stellenlos und weil er ohne Zeugnisse sei, könne er keine andere Stelle bekommen. Er habe sich deswegen nicht mehr anders zu helfen gewußt, als daß er zum Räuberhandwerk gegriffen habe. „Wir sprachen noch länger miteinander“. fuhr der Arzt fort,„ich bot ihm an, in meine Dienste zu treten und der Straßenräuber willigte mit Freuden ein. Seitdem ist er ein musterhafter Diener gewesen. Nach dreißig Jahren starb er als geachteter, ehrbarer Mensch in Frieden statt auf dem Schafott. Bis zu dieser Stunde blieb diese Geschichte zwischen ihm und mir ein Geheimnts.“ zufangen. Schreibe bald, mein lieber, guter Junge, und empfange von uns allen die herzlichsten Grüße, besonders von Deiner Mutter.“ Vom Turm der nahen Kirche schlug es drei. Ernst und feierlich rollten die dunklen Glockentöne über die Stadt hin, dann war es wieder still. Karl Berger saß auf dem Rand seines Bettes, er war vollkommen nüchtern geworden, über sein Gesicht breitete sich ein weicher Schimmer. Sie wußte nun nachmittags nichts Rechtes mehr anzufangen, die gute, liebe Mutter!— Karl Berger streichelte von neuem den Brief. Wie hatte sie immer gearbeitet, von früh bis spät, ohne ein Wort der Klage. Und für alle ihre sieben Kinder war sie immer dagewesen. Immer. Alles durfte man ihr sagen, für alles hatte sie Verständnis. Und nun, wo sie ruhen durfte, wo sie es leichter haben konnte, war ihr das gar nicht so recht. Ja, weil sie nicht mehr sorgen konnte, darüber klagte sie nun, obgleich ihr Leben so unendlich voller Arbeit, Sorge und Aengste gewesen war. Karl Berger senkte den Kopf, eine brennende Scham stieg in ihm auf. Wie klein und lächerlich war dagegen seine Not, wie dumm und erbärmlich der Weg, den er beschritten hatte! Was wog diese eine Enttäuschung seines Lebens gegenüber den Sorgen und Aengsten, die seine Mutter Tag um Tag um ihre Kinder litt—— „Du bist ein groper Dummkopf!“ sagte Berger laut vor sich hin.„Es ist höchste Zeit, daß du vernünftig wirst. Der Brief kam im richtigen Augenblick!“ Er ging unter die kalte Dusche und schlief dann einige Stunden fest. Ganz frisch, in den Augen wieder das alte, jungenhafte Leuchten, trat er am andern Morgen vor seinen Chef. „Ich bitte um Entschuldigung für meine Fehler. Aber heute wird das nicht wieder vorkommen.“ Der Chef sah ihn einen Augenblick scharf an, dann drückte er ihm die Hand.„Das freut mich zu hören, Berger! Dummheiten haben wir ja alle mal gemacht. Grüßen Sie Ihre Eltern von mir, wenn Sie nach Hause schreiben.“ Wüßten die das? Austerlitz, der Ort, an dem 1805 die Drei=Kaiser=Schlacht stattfand, hieß im Slawischen früher Slavkov, ein Wort, das von dem Männernamen Slavek abgeleitet ist. Als dem deutschen Ritterorden der Ort übertragen wurde, taufte dieser ihn mit dem lateinischen Namen„Nova sedes"= neuer Wohnplatz, und mit der Zeit wurde daraus Neusedlitz und schließlich Austerlitz. * Das Wort Fetisch wurde zuerst 1760 von dem französischen Kulturhistoriker Charles de Brosse angewendet, der das Wort aus dem Portugiesischen übernommen hatte, wo es feitico heißt, was Zauberei, Hererei, und in der Mehrzahl Amulett bedeutet. ** Auf den Bahama=Inseln wurden die Schwammkulturen von einer bisher unerklärbaren Krankheit befallen. Die Krankheit hat auch auf die natürlichen Schwammbeete übergegriffen, und die Eingeborenen der Bahama=Inseln sind in schwerer Sorge, da sie die Schwammansfuhr, die ihnen großen Gewinn brachte, bedroht sehen. * Professor von Wendt in Helsingfors behauptet, daß man Milch in dunklen Flaschen aufbewahren müsse. Er meint, daß die Milch viel mehr C=Bitamine enthalte, wenn sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werde. * Graue Eichhörnchen sind besonders gefährlich für die brütenden Vögel, da sie die Vogeleier und auch die jungen, noch nicht flüggen Bögel fressen. C Unterkaltung IIIE SI Nr. 64 Nerner Zeitung- Jodinger Zeitung- Gerther Zeitung 1939 Es handert siek um Monike Romon von Dorothee Goebeles 4. Fortsetzung(Nachdruck verboten) Fräulein Klara war es schon gewöhnt, daß irgendeiner von den Brunatos gelegentlich zu einem kleinen Plausch in ihre Nähstube kam, diesmal erschien Frau Brunato selber. Sie saß auf demselben Hocker wie Pussel und schlang wie sie die Arme um die Knie. Eine ganze Weile sah sie schweigend der tanzenden Nadel zu. Dann hob sie plötzlich den Kopf.„Pussel hat mit Ihnen gesprochen, Fräulein Helm?“ „Ja, das hat sie. Hat sie es Ihnen gesagt?“ „Pussel sagt überhaupt nichts, uns wenigstens nicht, schon lange nicht mehr." Es war wie eine leise Klage in der Stimme der Frau, dann brach es aus ihr heraus.„Was sollen wir bloß mit ihr anfangen, liebes Fräulein Helm? Sie fügt sich nicht mehr ein, es ist gerade, als ob sie nicht mehr will. Seitdem, ja seitdem sie richtig nachdenken kann. Daß sie kein Artistenblut in sich hat, das wissen wir schon lange. Bisher ging es aber noch, bloß Figurstehen auf der Bühne und Herumpusseln im Haushalt, das liegt ihr, aber jetzt unsere große Nummer für das Ausland, da kommt sie nicht mit. Und bloß so einen mitnehrnen, der nicht mitarbeitet, das geht nicht, das— dürfen wir auch nicht. Wenn man wüßte, wo man sie lassen kann.“ Wieder stand die tanzende Nadel still, und wieder sanken Fräulein Klaras Hände schlaff herab.„Lassen kann?“ wiederholte sie—„Wo man Pussel lassen kann?" „Es müßte doch einen Ausweg geben.“ Frau Brunato wiegte sinnend den Kopf. „Eine gute Stelle müßte es sein, denn gut soll es das Kind haben. Wir werden wahrscheinlich auf Jahre draußen bleiben— wer weiß, ob wir überhaupt wieder nach Europa zurückkehren.“ „Da würden Sie sich so leicht treunen von Ihrem Kind?“ Fräulein Klara mußte so sprechen, sie konnte nicht anders. Und wie gestern von den Kinderlippen klang es heute aus dem Munde der Frau ihr entgegen:„Sie ist ja gar nicht unser Kind.“ „Ach, Frau Brunato—“ Die junge Frau seufzte tief.„Nicht unser leibliches Kind, Fräulein Helm, aber sonst — na. Sie wissen ja, wie wir alle an Pussel hängen, auch mein Mann— und gefehlt hat ihr auch nie etwas bei uns. Wenn Sie nur einen Tropfen Artistenblut in sich hätte, nur einen Tropfen, dann wäre alles gut, aber der fehlt thr.“ „Ja—“ nickte Klara Helm,„der fehlt ihr „Fehlt ihr ganz und gar. Und was nun?“ „Vielleicht, daß ihre wirklichen Verwandten—“ „Wenn man wüßte, wo sie sind. Und wenn man es wüßte, wäre es wohl auch noch so. Denn die Mutter hat das Kind weggegeben, kaum, daß es noch einen Tag alt war. Meine Mutter hat es damals genommen, die war ja so ein Kindernarr. Sie hat auch etwas Geld bekommen, ich glaube, ein paar hundert Mark. Es war ein sehr elendes Kind und sie dachten wohl alle, daß es nicht alt werden würde. Als Mutter starb, haben wir es dann zu uns genommen.“ „Und haben es wohl auch nie bereut?“ „Nein, das haben wir nie—“ Die Augen der Frau strahlten auf.„Pussel muß man liebhaben, aber jetzt— jetzt handelt es sich ja auch nicht mehr um uns, jetzt handelt es sich doch um das Kind. Es wird unglücklich, wenn es weiter in diesem Leben bleibt.“ „Das wird es.“ Sie schwiegen beide. Dann sagte Frau Brunato:„Mein Mann dachte schon an das Waisenhaus, aber das ist doch für Pussel nichts.“ „Ach, um Himmels willen nicht.“ Klara Helm streckte die Hände aus, als müßte sie sie schützend über ein kleines Mädel legen. „Nein, das sage ich auch,“ überlegte die Frau.„Man müßte eine Pflegestelle für sie suchen, aber wer nimmt ein Kind ohne Geld; denn viel könnten wir nicht hierlassen. Oder wer nimmt es als eigen an? Da wollen sie kleine Kinder. Und wer nimmt gar eines, von dem man gar nicht weiß, wo es herkommt?“ Wieder ein langes Schweigen. „Wenn ich sie behalten könnte,“ sagte Klara Helm aus tiefem Sinnen heraus.„So ein liebes, kleines Mädel um sich haben, es müßte schön sein. Aber ich habe auch nichts weiter als das hier.“ Sie wies auf ihre Näherei. „Ja, wenn Sie es behalten könnten.“ nickte Frau Brunato.„Sie hat Sie gern, hier könnte sie auch in der Schule bleiben, sie lernt doch so gut, sagt ihre Lehrerin.“ „Man müßte mal mit dieser Lehrerin sprechen,“ überlegte Klara Helm.„Ja, Frau Brunato, das müßte man. Diese Damen wissen doch mit so vielem Bescheid. Es gibt da allerhand Mittel und Wege, für ein Kind zu sorgen. Vielleicht, wenn die Stadt ein kleines Pflegegeld gäbe, es brauchte gar nicht viel zu sein, nur daß man mal ein Kleid kaufen kann und Schuhe. Das andere! Lieber Gott, wo Hete und ich essen, wird auch schon ein Kind mit satt. Wir wollen wirklich mal mit Fräulein Doktor reden.“ „Ach, liebes Fräulein Helm, Sie wissen doch für alles Rat.“ Die Frau atmete auf.„Ich werde morgen mit meinem Mann zu ihr gehen.“——— Als die Brunatos an diesem Abend im Theater waren, setzte sich Klara Helm mit ihrer Schwester zusammen und besprach den Fall. „Ich habe mir im stillen schon lange so etwas gedacht", sagte Hete.„Sie paßt gar nicht zu den anderen, sie hat so etwas Feines und Zartes. Aber, daß man gar nicht weiß. wo sie herstammt, und dann, sie hierbehalten? Es wäre wohl entzückend, ein Kind im Hause zu haben und nun gar dieses Kind. Aber, ob man es durchhalten kann und ob — Pussel durchhält? Ob ihr nicht doch bald die Sehnsucht und das Heimweh kommt?“ „Ich glaube es nicht, Hete, und wenn es kommt, wird sie es überwinden, sie ist ja geradezu unglücklich geworden in der letzten Zeit. Und ob wir es durchhalten können? Du hast jetzt deine gute Stelle, und sie ist doch für dauernd. Meine Näherei macht sich auch, ich werde wohl bald nur noch Privatarbeit machen, die gut bezahlt wird und nicht so hetzt. Und wenn das Kind da ist und auch mal mit zugreift oder einen Gang geht, kann ich noch mehr schaffen. Hete, wenn ich sie behalten kann, nehme ich sie.“ „Ich auch, Klärchen.“ Dann rückten sie zusammen und spannen Zukunftspläne. * Thilde saß an ihrem Schreibtisch und hatte Briefe und Akten vor sich. Es gab noch Berschiedenes zu sichten und zu ordnen und dazu war heute gerade gute Gelegenheit. Die Baronin war ausgegangen, sie hatte ihr Kränzchen mit anderen Damen. Es war still im Haus, man konnte arbeiten und brauchte keine Störungen zu fürchten. Aber Thilde arbeitete nicht. Sie schrieb ein paar Zeilen, warf die Feder hin, nahm sie wieder auf, um sie sofort von neuem zurückzulegen. Ueber den Schreibtisch hinweg horchte sie nach der Tür. Halb sechs, und Rolf war noch nicht gekommen! Auch heute nicht! Den dritten Tag schon nicht! Und kein Brief von ihm! Was konnte das bedeuten? Er hat zu arbeiten, suchte sie sich zu beruhigen. Er war ja in Berlin wegen verschiedener Sitzungen, war es nicht vor zwei Wochen ebenso gewesen? Aber damals hatte er angerufen, jeden Tag zweimal. Warum rief er jetzt nicht an? Sie sah nach dem Teleson, als könnte sie damit den Klang der geliebten Stimme aus dem Hörer zaubern, aber kein Klingelzeichen kam, das schwarze Rohr blieb stumm. Was war geschehen? Eine dunkle Angst stieg in ihr empor. Ein Autounglück etwa? Sie schob den Gedanken so schnell zurück, wie er gekommen war— dann hätte man Nachricht. Aber was war es dann? Sie warf Feder und Papier hin und sprang auf. Ruhelos ging sie auf und ab, trat an den Tisch und rückte die Decke gerade, zupfte an den Blumen auf dem Fensterbrett herum. Es war eigentlich nichts zu putzen daran. Aber man konnte die Straße hinuntersehen. Nein, es kam niemand, sie lag einsam und menschenleer. Von neuem nahm sie ihre ruhelose Wanderung auf. Was war denn nur? Warum gab er überhaupt keinen Bescheid, wie die Unterredung im Hotel abgelausen war? Die Verhandlung mit diesem— Werner Cutin dies er ja wohl?— hatte doch schon vorgestern stattgefunden. Wenn er auch ein Wiederieben Wenn sie gufschieben mußte, Nachricht hätte er doch geben können. Sie mußte Gewißheit haben. vielleicht diesen Eutin anrief? Sie ging zum Teleson, um im Hotel anzurufen. Aber gerade als sie den Hörer abgehmen wollte, schlug am Gartentor die Glocke an, sie hörte das Mädchen heruntergehen und öffnen. Sie vernahm seine Stimme. „Rolf, ach Rolf, endlich.“ Sie wollte ihn mit ihren Armen umschlingen und wich im gleichen Augenblick zurück. Ihre Augen öffneten sich schreckhaft weit, sie hatte gefühlt, wie er sie von sich schob.„Rolf— Rolf— was—?" Das Wort erstarb auf ihren Lippen. Er schwieg, sie hörte aber seinen Atem gehen, schwer und keuchend. „Ist etwas geschehen,“ fragte sie. „Ja— es ist etwas— geschehen.“ Er war zngsam näher getreten. Er stützte sich auf Tisch. Sie starrte ihn an, sie zitterte.„Du— du hast Streit gehabt mit diesem— Herrn Lutin? Wäre ich doch lieber allein zu ihm befahren.“ „Ja, wärst du lieber!“ Hohn lag in seiner Stimme, aber bann schrie er plötzlich auf, in wilder, schmerzgepeitschter Schrei.„Nein, pärst du lieber nicht! Gut, daß du es nicht st, daß ich selber ging. Wundervoll eingeelt hat es das— Schicksal, daß ich gehen sußte, daß es noch rechtzeitig an den Tag am, der ganze Schwindel, der elende Lug ib Trug.“ „Rolf, bist du wahnsinnig?“ Sie saßte ihn bei den Schultern, sie rütelte ihn. Er stieß sie von neuem zurück und im dann doch ihre Hand und preßte sie mit Eisenklammern. Und gerade in das c hinein schrie er es ihr: kechthild von Sassen, wo ist dein Kind?“ taumelte zurück, sie griff mit der Hand nach dem Herzen, jeder Blutstropsen war aus ihrem Gesicht gewichen, ein wimwernder Laut kam über ihre weißen Lippen, An zerrissenes Stammeln.„Ach, lieber Gott, kun hast du es doch erfahren.“ „Ga, ich habe es erfahren.“ Er lachte Litter.„Es ist zusammengebrochen, das Lügenbespinst.“ „Ich habe es dir sagen wollen.“ Sie sagte es leise und beinahe bittend. „Hast es aber doch vorgezogen zu schweisen, nicht wahr? Schweigen schien dir jedenUs klüger.“ „Ich hatte mein Wort gegeben, mein Ehrenwort, die Baronin—“ „So, die Baronin spielt auch mit in der Lomödie? Die vornehme Frau Baronin? seh mal an.“ „Ich habe nur um deine Liebe gezittert.“ Sehr leise kam das Wort zu ihm hinüber. „Um meine Liebe?“. Er lachte laut auf. „Am meine Liebe, vor der du zurückwichst - im Gedanken an den— anderen.“ „Nein!“ Ein Schrei der Qual war es. „Nein.— Rolf. So nicht, Rols, so doch nicht. Aber es stand zwischen dir und mir— kannst du denn das nicht begreifen?" „Ja, ich begreife es, ich begreife alles. Ich begreife auch, daß ich deine erste Liebe war hast es mir ja noch vor drei Tagen drüben in Saussonci versichert.“ „Und ich sage es heute noch und werde es immer sagen. Habe ich denn damals überhaupt schon gewußt, was Liebe ist?“ „Sagen alle vom Ersten— wenn der weite kommt.“ Jedes seiner Worte war le ein Schlag. Sie empfand es so, sie griff nach einem alt.„Rolf, das glaubst du ja selbst nicht, olf, wenn du wüßtest, wie weh du mir dait tust.“ „Tu ich dir weh? Ja? Tu ich dir weh?" ellauf loderte sein Zorn der maßlosen Entuschung.„Du! Ach du! Geliebt habe ich dich, man ein Heiligtum liebt, dich, die durch Wust dieser Zeit gegangen schien mit keiner Seele und reinem Herzen, geglaubt habe ich an dich und nun?— Ach.“ Er schüttelte sich, wie in innerem Ekel.„Nun, auch nicht besser gewesen als die anderen— davongelaufen in Nacht und Nebel mit dem ersten besten— Kunstreiterliebchen.“ wie den „Rolf!“— Sie knickte zusammen. Sie taumelte, raffte sich dann aber doch auf, kein Zorn, nur Weinen in ihrer Stimme.„Ich war— sechzehn Jahre— und sehr einsam. — Habe ich dir nicht vor drei Tagen gesagt — wie einsam ich war?“ „Um Entschuldigungen seid ihr ja nie verlegen, hast ja auch für deine geliebten Schützlinge immer Entschuldigungen gewußt.“ „Die auch du noch immer verstanden hast. Und willst nun mich nicht verstehen.“ Sie trat auf ihn zu, sie suchte die Hand auf seine Schulter zu legen.„Rolf, komm doch zu dir. Rolf, höre mich an. Du mußt mich anhören, mußt wissen— „Ich will nichts wissen—.“ Mit einem harten Stoß schob er sie zurück.„Ich weiß genug. Sag, was du sagen willst, Herrn Doktor Eutin, vor allen Dingen bringe ihm dein Kind.“ „Mein Kind?“ Wie irr sahen ihre Augen im Zimmer umher.„Mein Kind? Mein Kind ist doch tot. Ich habe es nie mit meinen Augen gesehen, kaum Minuten hat es gelebt.—“ „So!“ sagte der Mann trocken.„So.“ Sie wendete den Kopf zu ihm.„Was meinst du damit?“ „Was ich meine? Hans Kaspar Eutin sucht sein Enkelkind. In einem Brief seines verstorbenen Sohnes, im Brief des Kunstreiters, den er jetzt erst las, ist die Rede von diesem Kind. Sie sind den Spuren nachgegangen, sie haben sie verfolgt bis Genua. Hans Kaspar Eutin will das Kind zurückhaben, es soll aufwachsen im Hause seines Vaters.“ „Hans Kaspar Eutin? Ah!“ Verständnis dämmerte in ihr.„Der Brief, der Brief— es— es handelt sich—“ „Jawohl, es handelt sich um Monika.“ Auch er hatte sich erhoben, wieder hatte ihn der Zorn erfaßt.„Um das Kind, von dem du nichts weißt, dessen Namen du nie gehört hast.“ „Nein, nie.“ Sie sah verwirrt zu ihm herüber.„Ja, aber— wieso denn Monika?“ „Weil sie so getauft ist— deine Tochter, die schon bei der Geburt gestorben ist.“ Er schrie es ihr wieder ins Gesicht hinein. „Rolf.— Nein, Rolf.“ „Nenne mich nicht mehr Rolf.“ Er wich vor ihr zurück.„Du— du! Dein Kind tot? Denkst du, weil du es von dir gestoßen hast, sobald es die Augen aufgetan? Weil ein altes Weib mit ihm davonzog? Vielleicht hat sie es wirklich umgebracht!— Fürsorgerin!“ Er lachte höhnisch.„Für alle armen Kinder hat sie Herz und Seele und stößt ihr eigenes in die Welt hinaus, damit es nur keinen Skandal gibt um das— das Kunstreiterkind, damit—“ „Mein Kind hat gelebt?“ Sie ließ ihn nicht ausreden, sie kam auf ihn zu mit einem starren Blick, wie von einer Vision umfangen.„Sage es noch einmal— mein Kind— hat gelebt— hat— gelebt— Aber so wild war seine grollende Empörung, daß er nichts fühlte, was in der Frau vor ihm aufzitterte und bebte. Er sagte nur:„Ich habe dich geliebt, Thilde, ich werde nie mehr eine andere lieben, elend und einsam hast du mein Leben gemacht— du— du—“ Er sprach nicht aus, er wendete sich zur Tür, ein goldener Ring fiel auf den Tisch und rollte mit leisem Klang in das Zimmer hinein. „Mein Kind hat gelebt?“ wiederholte die Frau. Daß der Mann von ihr gegangen, dem ihre Liebe gehört hatte, daß diese Liebe, daß ihre ganze Zukunft zusammengebrochen war, es war nichts, es galt nichts, es verklang vor dem Einzigen:„Mein Kind hat gelebt.“ Dann ein wilder Aufschrei.„Lebt es vielleicht noch?“ * Die Baronin hatte sich verspätet, es war heinahe acht Uhr, als sie heimkam.„Alles im Dunkeln?" wunderte sie sich zum Mädchen, das ihr in der Diele Hut und Mantel abnahm.„Ist Fräulein von Sassen ausgegangen?“ Fräulein von Sassen wäre in ihrem Zimmer, berichtete das Mädchen, der Herr Landrat wäre hier gewesen, sei aber nach kurzer Zeit wieder gegangen. Die Baronin stieg rasch die Treppe hinauf.„Nun, Thilde, im Dunkeln?“ Sie griff nach dem Schalter und ließ das Licht aufflammen. Auf der Couch lag Thilde mit verwühltem Haar, in sich zusammengesunken, völlig gebrochen.„Thilde, was ist denn, bist du krank?“ „Rolf war hier, wie ich hörte. Habt Ihr Euch etwa gezankt?“ Schweigen. „Thilde, ich muß dich ersuchen, mir zu antworten. Der Landrat ist nur kurze Zeit hier gewesen, wann kommt er wieder?“ „Niemals,“ sagte Thilde und setzte sich auf. Mit wilden, verstörten Blicken sah sie auf die Frau, die vor ihr stand. Die Baronin wich unwillkürlich einen Schritt zurück.„Niemals?" wiederholte sie, und dann mit einem jähen Aufmerken.„Ah, du hast dein Wort gebrochen, du hast gesprochen, er ist also da, der— Skandal.“ „Ja,— er ist da, der— Skandal.“ Thilde stand auf und schritt auf die Frau zu und packte sie an den Schultern.„Nein, ich habe mein Wort nicht gebrochen, andere sprachen an meiner Statt. Gott sei Dank, daß sie sprachen. Tante Eleonore, wo ist mein Kind?“ „Wo— wo— was ist?" Die Baronin erblaßte.„Bist du verrückt, Thilde? Laß mich los!“ Sie versuchte, die umklammernden Hände abzuschütteln.„Loslassen sollst du mich! Ach, mein Herz!“ „Dein Herz! Immer dein Herz. Damit hast du mich geduckt und in Schach gehalten wie Onkel Fritz schon. Laß jetzt dein Herz, ich will Antwort haben: Was ist mit meinem Kind geschehen, wo blieb mein Kind?“ „Du bist verrückt, Thilde, ich sage es dir noch einmal, du weißt es ganz genau, das Wurm ist tot.“ „Tote Kinder gibt man nicht alten Weibern zur Pflege gegen Schweigegeld, wo hast du mein Kind gelassen?" „Ach, wie du grob bist!“ Die Baronin hatte sich endlich freigemacht. Sie sank in einen Sessel.„Wenn es auch wirklich noch nicht tot war, so ist es sicher bald darauf gestorben. Sei zufrieden, daß ich es dir aus dem Wege räumte, während du ohne Bewußtsein lagst. Wolltest du es hier herzunlaufen lassen? Hast in deiner schönen Fürsorgearbeit ja wohl zur Genüge kennengelernt, wie es Müttern solcher Kinder geht.“ „Ich war verheiratet.“ „Ach ja, das hast du damals schon behauptet. Und wo getraut? Das hast du dir nicht gemerkt im Wirrwarr deiner Flucht. Und wo ist dein Trauschein?“ Die Baronin fühlte Oberwasser.„Mit dem Herrn Gemahl versunken in der See. Hat die Papiere alle wohlweislich mitgenommen, als er die teure Gattin in Genna hilflos zurückließ.“ „Er hat mich nicht hilflos zurückgelassen, ich hätte mit meinem Geld gereicht, bis Hilfe aus England kam. Daß er es nicht erreichen würde, war nicht vorauszuahnen.“ Thilde rang nach Atem. ihr ganzer Körper flog. Mit rastlosen Schritten ging sie auf und ab, schließlich, als sie sich doch zur Ruhe zwang, blieb sie vor der anderen stehen. „Tante Eleonore, all das hast du mir vor Jahren in Genua auch gesagt. Du hast mich einmal ausgenommen in dein Haus, und ich danke es dir, wenn wir uns auch in vielem nie verstanden haben. An dich habe ich geschrieben, als mein Mann starb, als ich hilflos und verlassen in Genua saß. Nichts wollte ich von dir, als etwas von dem kleinen Kapital, das mir nach Vaters Tode zustand, damit ich es in Ruhe erwarten konnte, mein Kind. Du bist selbst gekommen, das dankte ich dir auch, denn ich hielt es für einen Funken Liebe. Du hast mir gesagt, mein Kind wäre tot, hätte überhaupt kaum gelebt. Ich habe es gläubig hingenommen, heute bitte ich dich um aller Barmherzigkeit willen, antworte: Was wurde aus meinem Kind?“ (Fortsetzung folgt) —""— Zwischenspiel in Bü###alo Von kart Rürt Der Vertreter der„Midnight=News“, Fred Lister, war mit der„Scoia" im New Yorker Hafen eingetroffen und hatte sich, um nach der langen Ueberfahrt mit dem festen Boden wieder vertraut zu werden, aus dem Sturm seiner Mitreisenden auf die Busse und Taxis entfernt und war abseits durch die Hasengassen gewandert. Er hatte lässig die breite Schirmmütze ins Gesicht gedrückt und ließ den weiten, lose um die Schultern hängenden Mantel in der frischen Brise flattern. An einem bunten Bücherfenster eines Hafenlädchens blieb er stehen und zündete sich eine Zigarette an. Als das Licht des Zündholzes aufleuchtete, trat ein zerknitter tes Männlein mit einem Habichtsgesicht aus dem Schatten eines Mauervorsprungs und krähte ihn mit einer spitzen Stimme an: „Warum habt Ihr nicht gewartet, Smith?“ Lister musterte lächelnd die seltsame Gestalt und hatte plötzlich Freude an der Verwechslung. Darum sagte er:„Ich hatte euch nicht gesehen.“ „Und wo wollt Ihr jetzt hin?" forschte das Männlein weiter. „Zu Euch natürlich!“ entgegnete Lister schlagfertig. „Bist du verrückt geworden, Smith? Soll jeder wissen, daß du mir die Dinger besorgt hast? Ich schick dir morgen einen ins„Imperial“, der dir über deine Aufgabe alles Nähere mitteilt. Ich verlasse mich auf dich! Losung für alle Fälle:„Ohio=Farm“, verstanden?!“ en duitr michte Aster und bosb den Seigr. inger zur Mütze. Das Männlein spähte beorgt die Gasse hinab und verschwand dann m Dämmern. abgeschüttelt hatte, atmete er erleichtert auf, fühlte noch einmal mit einem spielerischen Lächeln das Kuvert mit den alten Zeitungen in der Brusttasche und öffnete dann sein Zimmer. Als er das Licht einschaltete, erhob sich aus einem Sessel in der Nähe des Fensters die kleine Gestalt des Männleins. Lister prallte fast erschrocken zurück.„Ihr habt gut gearbeitet, mein Freund!“ krächzte die brüchige Stimme und die Augen bohrten sich tiefer in Lister ein. Doch der verlor seine Geistesgegenwart nicht und sagte leichthin:„Es hat ganz gut geklappt!“ „Dann gebt die Papiere her!“ Lister griff in die Tasche und holte den Briefumschlag hervor, hielt ihn wiegend in der Hand und machte mit der anderen das Zeichen des Geldgebens. Des Männleins Augen hingen an dem Brief.„50 Dollar— mehr nicht!“ „Euer Vertrauensmann hat mir 5000 zugesichert, zuzüglich Spesen und sofortiger weiterer Aufträge.“ „Er hat sich um 2 Nullen getäuscht. Gebt her!“ „Ich denke ja gar nicht daran!" trumpfte Lister auf und steckte das Kuvert wieder ein. In diesem Augenblick bewegte sich die Gardine— am Fenster stand—— Listers Doppelgänger—— mit einem Revolver in der Hand. „Vielleicht gebt Ihr mir das Zeugs. Und dann macht Euch gefälligst dünn, ich lasse mir nicht gern ins Handwerk pfuschen!“ „Verflucht!“ knirschte Lister und wollte mit einer hastigen Bewegung das Zimmer verlassen, doch da lief er den Helfershelfern in die Arme, die eben eintreten wollten. Ein Zeichen des Alten und Lister lag von Fausthieben betäubt am Boden.... Als der Engländer wieder erwachte, war noch keine Stunde vergangen. Der Briefumschlag war verschwunden, das Zimmer leer. „Sie sind doch hereingefallen!“ dachte er und rief nach dem Portier.„Wann haben meine Gäste das Haus verlassen?" fragte er hastig. „Um 3 Uhr etwa!“ war die Antwort. „Also haben sie den Zug nach New York noch erreicht?“ „Bestimmt!“ „Und wann kommt der erste Gegenzug aus New York hier an?“ „Um 4.50 Uhr!“ „Ich danke Ihnen!“ sagte Lister, ließ sich die Rechnung geben und verließ das Hotel. Um 4.50 Uhr gab es auf dem Bahnsteig des New Yorker Schnellzuges in Buffalo eine kleine Sensation. Längs des Zuges standen Polizeibeamte, die nach kurzem Suchen zwei Reisende verhafteten. Einen großen, englisch aussehenden Mann und ein kleines, zerknittertes Männlein. „Ich glaube, ich habe Ihnen da zwei wertvolle Vöglein ins Netz geliesert!“ sagte Lister zum Sergeanten der Polizeiabordnung.„Ich habe schon ganz gut gerechnet, daß sie wiederkommen würden, wenn sie den Betrug bemerkt haben. Ihr Prinzip heißt Schnelligkeit der Tat, meines Schnelligkeit der Gedanken!"— „Die Gesellschaft wird Ihnen selbst danken. Ich werde eingehenden Bericht erstatten“, meinte der Beamte. Aber Lister lenkte ab:„Das ist nicht nötig. Für mich war es ein gefährliches, aber interessantes Zwischenspiel. Und Zwischenspiele brauchen wir im Leben, sonst wäre es eben nicht interessant.“ wein lacdgekälrrte„ep“,1 Von#####t stiel An diesem Abend fand Fred Lister wenig Ruhe. Stundenlang wanderte er in seinem Hotelzimmer umher und erwog all die Möglichkeiten dieses seltsamen Abenteuers, das anscheinend auf einer Verwechslung beruhte. In alle Fragen und Unklarheiten aber brachde das Frühstück am anderen Morgen Lösung. Er— der vermeintliche Smith— war eigens aus London bestellt worden, um in einer Privatbank in Buffalo einzubrechen und die dort aufbewahrten Aktien der OhioOil=Companie zu entwenden. Es sei ein Kinderspiel, das jeder amerikanische Junge fertig bringen könne. Der Chef aber verlange, daß der Diebstahl so spät wie möglich bemerkt werde, damit die Spekulationen der „Gesellschaft, die mit dem Aktienzuwachs die Majorität an sich reiße, erfolgreich durchgeführt werden könnten. In Buffalo werde Smith bereits erwartet, in der Nacht müsse die Arbeit geleistet sein, damit er am nächsten Morgen in New York und mittags schon am Hafen sein könne, um die Rückfahrt anzutreten.— So hatte Lister, der verschlagene junge Mann im„Imperial“ berichtet. Und nun wußte er, ohne die eigentliche Trag weite dieses Diebstahls zu erkennen, zu welchen Verbrechen man sich eigens Leute aus England holte. Er wußte aber auch, daß die Konkurrenzgesellschaft, die mit diesem Be trug in den Hintergrund gedrängt werden sollte, eine englische war und damit war für ihn die ganze Angelegenheit entschieden. Jetzt war aus dem Spiel ein Abenteuer und aus dem Abenteuer eine Pflicht geworden. Er mußte eingreifen und den Schurken das Handwerk legen! Mit den drei Burschen, die Lister in Bufsalo empfangen hatten, führte er in der Nacht den„Einbruch“ aus. Er machte es sich dabei ziemlich bequem, indem er die drei als Aufpasser an verschiedenen Stellen aufstellte und lediglich mit einem guten Dietrich einen Nebeneingang der Bank öffnete, dort über eine Stunde wartete und dann mit künstlicher Erregung den Schurken von seinem„gelungenen Fang“ berichtete. Zu viert begaben sie sich in aller Eile zu Listers Hotel, einen von ihnen ließ er beim Kraftwagen zurück, die anderen sollten die weiteren Vorbereitungen ur Abreise vornehmen. In 20 Minuten ging er Zug. Als Lister seine lästigen Begleiter Groß und stark, mit wunderschön gezeichnetem seidenweichem Fell sah mein zahmer indischer Geppard genau so aus wie ein Leopard, wäre nicht sein viel kleinerer Kopf gewesen. Er hörte auf den Namen„Gep“ und war zahm wie eine Hauskatze. Während der Leopard das blutdürstigste Raubtier der Wildnis ist, welcher tötet aus reiner Lust und alles mordet, um sich an dem Blute seiner Opfer zu berauschen, ist ein wohlabgerichteter Geppard mit einem guten Jagdhund zu vergleichen. Den meinigen hatte ich solange im Hause meines Freundes, des Inders Anandjee in Zanzibar, bewundert, bis dieser ihn mir schenkte. Jetzt folgte„Gep“ mir überall und begleitete mich selbst auf meinen Spaziergängen in den Straßen Zanzibars. Ich bewohnte dort damals den alten Palast eines der früheren Sultane dieser Insel und in den riesigen leeren Gebäuden dieses Palastes und seinem angrenzenden Harem, spielte ich mit„Gep“ Verstecken, jagte und balgte mich mit ihm herum. Durch das Bad der Haremsfrauen, durch die Gemächer, welche die Liebesorgien des Sultans erlebt hatten, ging die Jagd.„Gep“ schoß fort wie ein gelber Blitz und dann mußte ich ihn suchen. Hatte ich ihn aufgestöbert, dann tat er, als wollte er mich anspringen, tat es wohl auch manch mal und schnappte mit seinem riesigen Gebiß zum Scherze nach mir. Dann kriegte ich ihn zu packen und wir rauften regelrecht zusammen und kugelten uns rund herum auf dem Boden, bis er wieder wegflitzte. In Indien werden diese Tiere zur Jagd auf Gazellen benutzt und ich konnte den Moment nicht erwarten, daß ich mit„Gep“ auf dem Festlande in Afrika war, um mir mit dieser neuen Art Jagd die Zeit zu vertreiben. Eines Tages hatten wir uns glücklich auf einem Flußdampfer in Chinde an der Mündung des Zambeziflusses eingeschifft mit dem Reiseziel Tete am Oberlauf dieses zweitgrößten Stromes Afrikas.„Gep“, der vollkommen frei an Bord war, spazierte überall herum und besah sich alles mit anscheinend größtem Interesse. Die Schiffsmaschinen erregten sein Mißtrauen und er war nicht zu bewegen, sich dieselben aus nächster Nähe zu beschauen. sondern er lugte nur vorsichtig durch die offene Luke in den Maschinenraum hinab, mit gespitzten Ohren und bereit, wegzuspringen, sollte die Sache mal zu brenzlich werden. Zischte mal irgendwo der Dampf, so fauchte „Gep“ und zog die Lippen kraus über sein prachtvolles Gebiß. Am meisten amüsierte ihn das große Schaufelrad, welches sich hinten im Schiffe drehte und sprühende Wassergarben warf. Er probierte mal mit einer Tatze, ob er die ewige Dreherei denn nicht aufhalten könne, schien aber bald überzeugt, daß er sich mit dieser Kraft denn doch nicht messen könne. An jeder Seite des Flußdampfers war ein Leichter angebunden zur Be förderung von Waren und Eingeborenen und hier war„Gep“ wie der Hahn im Korbe; hier ließ er sich stundenlang hätscheln und das Fell krauen, während die kleinen Negerkin der auf seinem Fell saßen und ihn daran zausten. Es war Trockenzeit und wenig Was ser im Fluß; alle Augenblicke saßen wir auf einer Sandbank fest, dann sprangen alle unsere Neger, Besatzung und Passagiere ins Wasser und mit Schieben und Stoßen wurde der Dampfer wieder flott. So kamen wir nach 24 Tagen— in der Regenzeit dauert dieselbe Reise nur 6—8 Tage— nach Tete. Dort war damals noch ein wahres Jagdparadies. Der vortugiesische Kommandant ließ es sich mit der bekannten portugiesischen Gastlichkeit nicht nehmen, mich wähernd meines ganzen Aufenthaltes in Tete als Gast bei sich zu sehen und„Gep“ war bald der verzogene Liebling der ganzen Garnison. Endlich waren alle Vorbereitungen zur Jagdpartie getroffen und die lange Trägerkolonne meines Safari wand sich durch den Busch.„Gep“ wurde von einem meiner Zanzibar Boys an der Leine geführt, an der er ungeduldig zerrte, denn er witterte offenbar Wild. An jeder Losung machte er sich zu schafsen, hob dann die Nase hoch und schnupperte in den Wind hinein. Auf dem Jagdterrain angelangt, richtete ich mein Hauptzeltlager in einem Dorfe ein und nahm nur mein leichtes Zelt mit auf die Jagd. In aller Frühe brachen wir auf; über den Niederungen. den Sümpfen hingen Schwa fauchtauf. ROMAN voN WILHELM SCHEIDER (Nachdruck verboten) Die Jannien blinzelte am Hofrat vorüber. Es sah so aus, als denke sie scharf über etwas nach. Dann sagte sie:„Ist es nicht möglich, Herr Hofrat, daß er den Revolver vorsichtig auf den Boden legte, als es dunkel war?" „Etwas unwahrscheinlich. Aber schließlich erleben wir täglich die unwahrscheinlichsten Dinge und wundern uns nicht einmal darüber. Sie sind also der Meinung. Fräulein Jannien, daß Haal die Waffe auf den Boden legte und sich gerade in dem Augenblick wieder aufrichtete, als es bell wurde?“ „Kann es nicht so gewesen sein, Herr Hofrat?“ „Ich möchte über diesen Punkt vorläufig hinweggehen", antwortete Baudisch mit einem merk#ürdigen Lächeln,„was geschah dann weiter?“ „Dann kam die Polizei. Plötzlich wurde die Tür ufgerissen.“ „Danke, das wäre also Ihre Darstellung.“ Der Hofrat machte sich eine Zeitlang Notizen. Noch während des Schreibens stellte er eine rasche Frage an die Jannien:„Sie haben einen Freund? Einen Menschen, der Ihnen sehr nahesteht?“ Die Sängerin biß sich auf die Lippen. Hofrat Baudisch blickte hoch und sah, daß sie um einen Schein bleicher geworden war. „Was hat das hiermit zu tun?" stieß sie bervor. „Oh— es ist sehr wichtig, glauben Sie es mir ruhig. Es ist immerhin denkbar, daß Franz Mora—“ „Herr Hofrat!“ „Wir wissen selbstverständlich schon, daß Ihr Freund Franz Mora heißt. Wir erfuhren es eigentlich ziemlich schnell. Bei der Vernehmung eines Kellners kam es heraus. Und da Franz Mora noch kurz vorher mit Ihnen hier im Lokal gesehen worden war, mußten wir uns darum kümmern. Das werden Sie begreifen, Fräulein Jannien.“ „Nein, das verstehe ich nicht. Was hat der Franzl mit dieser Angelegenheit zu tun!“ „Vielleicht nichts. Trotzdem müssen wir uns mit ihm beschäftigen, und weil Sie mich so bedrängen, meine Gnädigste, zwingen Sie mich zu sagen, warum. Dieser Mora ist uns seit längerer Zeit außerordentlich bekannt—“ Die Jannien erhob sich. Sie preßte die geballten Hände gegen die Wangen. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf Baudisch. „Sie wußten es nicht?“ fragte der Hofrat,„da ist es vielleicht gut, wenn Sie es bei dieser Gelegenheit erfahren.“ „Was hat er denn getan?“ flüsterte die Jannien mit heiserer Stimme. Darüber kann ich Ihnen augenblicklich keine Auskunft geben. Es muß Ihnen genügen, daß wir ihn dauernd überwachen. Und nun werden Sie auch verstehen, daß wir den Franzl in den Kreis unserer Erwägungen einbeziehen. Kurz vor der Tat wurde er noch hier im Lokal gesichtet.“ Jetzt hatte die Jannien ihre Fassung zurückgewonnen:„Er ist auch in Haft, Herr Hofrat?“ „Noch nicht. Wir suchen ihn augenblicklich. Aber ich zweifle nicht daran, daß wir schnell seiner habhaft werden.“ Die Jannien schüttelte den Kopf:„Ich verstehe das alles nicht. Sie haben doch den Täter. Es ist bestimmt dieser Haal. Wer soll denn sonst geschossen haben? Und wenn der Mora auch wirklich einmal etwas getan hat, was nicht recht, war. dann brauchen Sie ihn doch nicht—“ Hofrat Baudisch unterbrach sie:„Das müssen Sie uns überlassen, Fräulein Jannien.“ „Kann ich jetzt gehn? Ich möchte nach Haus, ich bin todmüde.“ „Leider muß ich Sie ersuchen, noch ein wenig hierzubleiben, bis ich Herrn Dewanger vernommen habe. Sie können in dem gleichen Zimmer warten, wo Sie vorhin waren.“ „Herr Hofrat! Wieder unter Bewachung?“ „Bedaure, Fräulein Jannien. Der Sachverhalt ist noch völlig ungeklärt. Die Widersprüche häufen sich. Sie sind in der Nähe des Erschossenen angetroffen worden— und daß Sie einen wilden Haß auf Törrek hatten, ist auch nicht zu leugnen. Hinzu kommen noch die gewissen Drohungen. Es ist auch möglich, daß Dewanger der Täter ist und daß Sie ihn decken. Folglich—“ Die Jannien schlug die Hände zusammen und blickte gegen die Wand:„Mein Gott, wie schwer sich die Menschen alles machen! Es ist doch so klar, daß der Haal geschossen hat.“ „Ich habe Gründe, es zu bezweifeln. Aber gehen Sie jetzt bitte! Es wird Zeit, daß wir weiterkommen.“ 16. Hofrat Baudisch war mit seinen Beamten einige Minuten allein. Er forderte sie auf. ihre Meinung zu sagen. Kommissar Arnulf antwortete folgendes:„Ich halte an Haal fest. Das Gefühl in solchen Dingen ist bei mir immer ausschlaggebend. Schaun's, Herr Hofrat. er kam als Letzter auf den Gang. Und er schoß in dem Augenblick, als ihm die Jannien und der Dewanger den Rücken kehrten. Gleich darauf knipste er den Schalter aus, um flüchten zu können. Er stand bei Tür C und da liegt ja ein Schalter. Aber dann hat er sich's doch plötzlich anders überlegt. Er wußte ja, daß der Dewanger und die Jannien dem Törrek auch an den Kragen wollten — warum sollte er da die Tat nicht auf die beiden abzuwälzen versuchen? Typ des Intellektuellen, Herr Hofrat— ohne Zweifel gescheiter Mensch, der Haal. Gleich nachdem es dunkel geworden war, legte er die Waffe auf den Fußboden— so—“. er deutete die Bewegung an.„und dann machte er wieder Licht. Wenn Sie ihn nicht fest an die Kandare nehmen, Herr Hofrat, dann bricht er Ihnen aus. Jetzt behauptet er halt noch zu seiner Entlastung, er sei noch nicht um die Ecke gebogen, als die Schüsse fielen. Ich würde ihn bei seinem Motiv packen— schließlich ist er doch der Liebhaber der Frau Törrek. Vielleicht hat sie ihn angestiftet.“ Hofrat Baudisch zuckte die Achseln:„Mein lieber Arnulf— Sie haben einen außerordentlich gesunden Menschenverstand und ich weiß Sie zu schätzen. Trotzdem übersehen Sie in diesem Fall alles mögliche. Erstens ist Haal nicht das, was man etwas geringschätzig einen Intellektuellen zu nennen pflegt— er ist meiner Meinung nach ein geistig außerordentlich gerade gewachsener Mensch—. wenn er uns auch etwas verschweigt, aus ganz besonderen Gründen verschweigt. Und zweitens macht mich ein gewisser Umstand stutzig, über den ich nicht hinwegkomme. Bedenken Sic doch bitte, daß das Licht ausging— und daß es wieder angeknipst wurde—“ „Wie meinen Sie das, Herr Hofrat?“ „Sie sind doch der Schilderung der Jannien genau gefolgt. Fiel Ihnen dabei nichts auf?" „Herr Hofrat meinen das mit den beiden Revolvern?“ „Das ist eine andere Sach. Nein, später, als sie ihre Beobachtungen schilderte, da zeigte sich ein großer Widerspruch. Ich ging mit Fleiß darüber hinweg, weil ich erst einmal Dewangers Schilderung hören will. Ich stellte folgende Frage: Was sahen Sie, als es wieder hell wurde?— Sie antwortete:„Ich sah den Menschen, den Haal". „Was für eine Haltung nahm er ein?“ fragte ich weiter. Ihre Antwort war klar und eindentig: „Er bückte sich gerade“. Kommissar Arnulf furchte die Stirn. Er sah seinen Kollegen Huber und den Assistenten Jurek lächeln. Das ärgerte ihn. Und ziemlich brüsk sagte er„Ich weiß nicht, worauf der Herr Hofrat hinauswollen.“ „Gut, Arnulf, dann will ich es Ihnen verraten Angenommen, das Licht wäre tatsächlich von Haal ausgelöscht und gleich darauf wieder von ihm angeknipst wurden— dann hätte die Aussage der annien völlig anders lauten müssen.“ Jetzt schlug sich Kommissar Arnulf vor die Stirn: „Richtig! Sie hätte sagen müssen:„Er nahm die Hand vom Schalter weg“ oder„Er stand beim Schalter". Sie sagte aber„Er bückte sich gerade“. Folglich hat sie gelogen, das Frauenzimmer.“ „Nicht so scharf, Herr Arnulf. Es ist sogar möglich, daß sie die Wahrheit sagte. Es kommt jetzt auf die Aussage von Dewanger an, auf die ich gespannt bin. Was für einen Eindruck machte Dewanger auf Sie?“ „Völlig Weltmann, Herr Hofrat. Sehr sicher. Nicht leicht an den Burschen heranzukommen. Man muß höllisch aufpassen. Er überlegt sich jedes Wort.“ Baudisch blickte sinnend vor sich hin. Dann sagte er:„Ich erinnere mich, einmal im Konzerthaussaal Musik von ihm gehört zu haben. Schwere Kost. Und man sagt ja: wie das Werk so der Mann— wenn es auch nicht immer stimmt. Nun, wir werden ja sehen. Bitte. Herr Huber, wollen Sie veranlassen, daß er hereingerufen wird? Und Sie, Jurek, können telephonieren, ob man inzwischen etwas von Mora gehört hat. Ich halte zwar nichts von dieser Seitenspur, aber man kann nie wissen. Und noch etwas, lieber Jurek: sehen Sie sich doch einmal die Schalter auf dem Gang etwas genauer an. Prüfen Sie die ganze Lichtanlage. Es ist möglich, daß wir von dieser Seite ber etwas Besonderes entdecken.“ * Bevor Dewanger eintrat. räumte Hofrat Baudisch die beiden beschlagnahmten Waffen, die der Jannien gehörten, vom Tisch. Dann machte er sich einige Notizen, trank etwas schwarzen Kaffee, den ein Kellner ihm gebracht hatte, und vutzte die Brillengläser, obwohl sie völlig blank waren. Als Dewanger hereingeführt wurde, warf er nur einen kurzen Blick auf ihn und bat ihn mit einer lässigen Handbewegung, im Sessel vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Inzwischen war auch Kommissar Huber wieder eingetreten. Dewanger lehnte sich zurück und blickte eine Weile gegen die Decke, anscheinend wollte er sich sammeln. Erst als der Hofrat zu sprechen begann, sah er diesem offen in die Augen, ruhig und voller Gleichmut. Die Erscheinung Dewangers gefiel dem Hofrat, der— von der Natur nicht bevorzun— eine gewisse Schwäche für gutaussehende Männer hatte. Nur der abschätzende, irgendwie hochmütige Blick Dewangers erweckte in ihm ein vages Unbehagen. Dieser Klasse von Männern bot der Hofrat während des Verhörs niemals Zigaretten an. Er wußte, daß ihre Ruhe fast immer nur scheinbar war. Innerlich waren sie gereizt. Es war seine Taktik, ihre Gereiztheit zu erhöhen, um sie aus ihrer Zurückhaltung herauszulocken und sie unvorsichtig zu machen. Und so begann er mit einem viel schärferen Ton: „Ihre Personalien sind mir genügend bekannt. Ich kenne auch Ihr Verhältnis zu Fräulein Jannien ziemlich genau. Und wie Sie zu Törrek standen, ist mir allmählich auch klar geworden. Sie leugnen, die Schüsse auf Törrek abgegeben zu haben. Es wäre ziemlich töricht von Ihnen, auf Ihrem Standpunkt zu verharren. Die Zeugenaussagen, die inzwischen vorliegen, sind unerhört belastend für Sie. Es wäre richtiger, wenn Sie sich zu einem offenen Geständnis entschließen würden.“ Dewanger nahm den scharfen Angriff mit Ruhe auf. Er kniff die Augen ein wenig zusammen und schwieg einige Sekunden. Dann antwortete er mit seiner klangvollen Stimme:„Es ist also noch immer nicht erwiesen, daß Haal die Schüsse abgab?“ „Ich bitte meine Fragen in präziser Form zu beantworten“, sagte der Hofrat,„es ist nicht angängig, mir mit Gegenfragen zu kommen, wenn ich eine Auskunft von Ihnen haben will. Bleiben Sie dabei, die Tat zu leugnen?“ „Selbstverständlich bleibe ich dabei. Falls ich geschossen hätte, so würde ich mich auch offen dazu bekennen.“ „Gut. Dann bitte ich um eine kurze, aber genaue Schilderung des Sachverhaltes. Wie Sie auf den Gang kamen, das wissen wir schon. Sie liefen durch eine der Logen, deren Türen ja alle auf den Gang münden. Vielleicht war es ein Versuch, Fräulein Jannien den Weg abzuschneiden. Anscheinend kamen Sie aber etwas zu spät. Als Sie um die gewisse Ecke bogen, was sahen Sie da?“ Dewanger hatte die Hände auf die Gessellehnen gelegt, seine Finger trommelten einen Marsch. Eine Weile schwieg er und sah unverwandt auf den Hofrat. Dann sagte er leise:„Törrek stand gegen die Wand gelehnt, Fräulein Jannien hatte ihn gestellt. Sie beschimpfte ihn, war aber doch betroffen über seine Haltung. Es sah so aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.“ „Bitte weiter!“ „Dann kam alles sehr schnell. Ich hatte die Absicht, Fräulein Jannien zum Rückzug zu bewegen — mich widerte die Szene an. Aber da fielen auch schon die Schüsse. Gleich darauf wurde es dunkel.“ „Moment, Herr Dewanger. Sie hätten den Täter doch während des Schießens sehen müssen.“ „Herr Hofrat— gestatten Sie, daß ich persönlich werde. Ich weiß nicht, ob Sie sich herumreißen würden, wenn hinter Ihnen plötzlich Schüsse fallen. Ich denke mir, daß auch Sie genau so reagieren würden wie ich. Der Schreck schloß mir die Augen - vielleicht duckte ich mich ein wenig. Es waren ja nur Sekunden, gleich darauf ging das Licht aus. Die Schüsse fielen sehr rasch hintereinander. Nachdem der letzte Schuß verhallt war, wurde es völlig dunkel.“ „Hm...“ ließ sich Hofrat Baudisch vernehmen, „es ist ausgezeichnet und sehr geschickt, wie Sie es sagen. Das Licht ging also aus— es wurde völlig dunkel. Und gleich darauf wieder hell. Hörten Sie während dieser kurzen Zeitspanne— es dürften ja nur Sekunden gewesen sein,— irgend ein Geräusch? Vielleicht Schritte? Oder das Klappen einer Tür?" „Das weiß ich nicht. Es ging auch alles so schnell und ich war so erregt. Fräulein Jannien schrie nach den Schüssen, es war ein kurzer, gellender Schrei— aber dann? Ich weiß es wirklich nicht.“ „Was sahen Sie, als es wieder hell wurde? Bitte, überlegen Sie sich die Antwort genau.“ „Die brauche ich mir nicht zu überlegen. Ich sah Haal, er stand im Hintergrund.“ „In welcher Haltung?" „Er hatte sich gebückt— und richtete sich gerade wieder auf. Ich begriff instinktiv sofort, was diese Bewegung zu bedeuten hatte— die Waffe lag ja vor ihm auf dem Boden. Er hatte sie hingelegt uno war nun bereit, die Tat von sich auf mich abzuwälzen.“ „Lieber Herr Dewanger— hier stimmt etwas nicht.“ „Wieso? Wie meinen Sie das?“ „Als es wieder hell wurde, mußte Haal doch unbedingt am Schalter stehen. Sie sagen aber, daß er die Waffe hingelegt hatte und sich nun wieder aufrichtete. Beides kann doch nicht zu gleicher Zeit geschehen sein. Sie nehmen doch an, daß Haal es war, der das Licht ausschaltete.“ „Das nehme ich durchaus nicht an, Herr Hofrat.“ Baudisch konnte seine Ueberraschung nicht verber gen. Dewanger lächelte plötzlich wie im Triumph. „Sie glauben also nicht“, sagte der Hofrat ge dehnt,„daß die Verdunkelung des Raumes durch Haal geschah?“ „Nein. Haal schoß nur auf Törrek. Das Licht löschte jemand anders aus, davon bin ich überzeugt.“ „Das ist ja eine ganz tolle Theorie, Herr Dewanger, mit der Sie uns bekanntmachen. Können Sie mir vielleicht jemand nennen, von dem Sie vermuten, daß er den Schalter bediente?“ „Ich nehme an, daß es Fräulein Untersperg war." „Diese Verdächtigung finde ich stark.“ „War Fräulein Untersperg vielleicht nicht auf dem Gang, als die Schüsse fielen? Herr Hofrat? ich frage Sie: Halten Sie es nicht für durchaus möglich, daß die Untersperg, die doch anscheinend mit Haal eng befreundet ist, ihm bei der Tat Hilfe leistete?“ Baudisch kritzelte jetzt eine halbe Seite voll. Er stenographierte sehr schnell. Endlich blickte er wieder auf: „Ich habe Ihre Ansicht zur Kenntnis genommen, Herr Dewanger. Ueber Ihre gefühlsmäßige Einstellung zu dem Ermordeten brauche ich Sie, glaube ich, kaum zu vernehmen. Es war Haß— wilder Haß. Und vielleicht auch ein begründeter Haß. Damit könnte ich die Vernehmung eigentlich abbrechen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.“ „Ich bleibe weiter in Haft?“ „Selbstverständlich. Ich muß Sie sicher heute nacht noch einige Male vernehmen. Und falls die Untersuchung nicht ganz überraschende Ergebnisse bringt...“ „Ich beschwöre Sie“, fiel ihm Dewanger erregt ins Wort,„daß ich nicht das geringste mit diesem Mord zu tun habe.“ In diesem Augenblick griff der Hofrat in die Tischlade und legte einen der beiden Revolver auf den Tisch. Deutlich sah er, wie Dewanger erschrocken zurückwich. Baudisch fragte rasch: „Sie kennen diese Waffe?“ Portsetzung folgt Copyright by Verlag Knorr& Hirth. K.=G. München. Verrat an Möller Von Karl Kurt Zlegler Die Beamten des Bankbauses Troste standen beisam##en. Unberührt lag die Arbeit nach dem Geschebnis dieses Morgens. Die nervöse Unruhe einer Entscheidung, die dem Schicksal eines Kameraden von ibnen galt, lastete auf allen. Theodor Möller war beschuldigt worden, die Einbrüche im Tresor begangen zu haben, durch die das Bankhaus in der letzten Zeit schwere Verluste erlitten hatte. Rolling war hinter die dunklen Machenschaften des jungen Prokuristen gekommen und hatte der Direktion seine Entdeckung mitgeteilt. Nun stand Möller vor der Leitung des Bankbauses. Der alte Buchhalter Körner stieß den Rauch seiner Zigarette verächtlich durch die Zähne:„Und trotzdem sind zwei Verräter unter uns!“ Rolling, der am Fenster gelehnt hatte, fuhr berum: „Du meinst mich mit dem zweiten?!" „Du hast einen Kameraden verraten, der zu uns gehörte!“ „Nennst du den noch Kamerad, der dich um den Lohn deiner Arbeit bringt, der die ganze Firma schädigt und uns alle in den Verdacht der Täterschaft gebracht hat?“ „Du hättest mit uns Rücksprache nehmen sollen, die wir jahrelang mit ihm zusammengearbeitet haben. Wir kennen Möller besser als du. Bist ja kaum drei Mo nate bei uns! Wir batten ein Recht darauf zu wissen, wie er sich vergangen bat, weil wir vielleicht das Warum erkannt hätten. So fällt seine Schande auch auf uns!“ „Ansichten von gestern! Steckst wohl mit ihm unter einer Decke, weil du ihn so in Schutz nimmst?“ fragte Rolling zunisch. Da ging Körner auf ihn zu und hielt ihm die geballte Faust unter die Augen:„Noch eine solche Bemerkung und du sollst sehen, daß der veraltete Körner noch recht jugendlich dreinschlagen kann!" „Ich hab ihn gesehen, wie er den Tresor öffnete, Geldscheine herausnahm und sich davonschlich. Mehr Beweise kann keiner geben!" „Und dafür wirst du ja deine Gebaltserhöhung bekommen und an Möllers Stelle treten. Damit hast du dann endlich erreicht, was dir schon lange am Herzen lag!“ meinte Schindler, der Kassierer. Rolling drebte sich mit einem haßerfüllten Blick wieder dem Fenster zu und schaute stumm in den Hof des großen Gebäudes. Ein Wagen fuhr eben vor, Polizeibeamte stiegen aus und betraten das Verwaltungsgebäude.„Jetzt wird euer feiner„Kamerad" abgeholt!“ böhnte Rolling. Die anderen traten zum Fenster und sahen, wie Möller mit den Beamten den Wagen bestieg. Wenig später teilte der Direktor Scherwat mit daß Möller bis auf weiteres beurlaubt sei und Rolling dessen Arbeiten zu übernehmen habe. Seit diesem Tage wurde die Arbeit schweigend verrichtet, die sonst fröhlich getan ward. Kein übermütiger Scherz gab den Frühstückspausen mehr ihre Würze und das vertrauliche Du war zu einem seltenen Gaste geworden. In den hellen Räumen, durch die die Sonne in strablender Fülle flutete, herrschte das Dunkel der Herzen vor. Von Möller war nichts in Erfabrung zu bringen. Rolling hatte seine Aussagen zu Protokoll gegeben. Damit war Schweigen um den Fall eingetreten. Eines Morgens wurden sämtliche Herren der Verwaltung in das Konferenzzimmer gebeten. „Paß auf. jetzt platzt die Bombe!“ meinte Körner und Schindler entgegnete:„Verdammt feierliche Angelegenheit. Es sollte mich nicht wundern, wenn es ge wissen Leuten nicht ganz wool zumute ist!“ In wenig Minuten waren alle verantwortlichen Herren im Sitzungsraum versammelt. Der Generaldirektor stand mit Direktor Litter an der Oberseite des stoffbespannten Tisches. Ernst und fast feierlich. „Ich habe Sie hierher gebeten", begann Direktor Litter,„um mit Ihnen Dinge zu besprechen, die die Firma und Sie persönlich angeben. Sie wissen, welche unangenehmen Zwischenfälle ich meine. Dazu muß ich Ihnen mitteilen, daß vor fünf Tagen und gestern die letzten Einbrüche in den Tresor vorgenommen wurden. In beiden Fällen wurde eine Summe von etwa tausend Mark gestoblen.“ Verblüfft sahen sich die Angestellten an.„Aber das ist doch ausgeschlossen!" brauste Rolling auf.„Davon hätte ich doch etwas wissen müssen, denn schließlich...“ „Nein. Herr Rolling! Nicht Gie, sondern wir versönlich kümmerten uns um diese Fälle und darum wurde jede verbuchte Tresoreinlage genau geprüft, jeden Abend— jede Nacht!— Auch nach Ihren Ueberstunden!“ „Darf ich Sie um eine Erklärung Ihrer versteckten Anspielungen bitten, Herr Direktor!“ Rolling war erregt. Alle saben es ihm an. „Sie dürfen! Ich will Sie sofort geben. Zuvor möchte ich aber einen Mann rehabilitieren, der sich in der ganzen Angelegenheit fabelhaft benommen hat. Es handelt sich um Ihren Kameraden Möller, auf den Sie stolz sein können. Denn er hat eines getan, was wohl kaum ein anderer gewagt hätte: er hat seine Ehre aufe Spiel gesetzt um festzustellen, wer ihn wohl zur An zeige bringen würde. Trotzdem er äußerst geschickt zuwege gegangen ist, gelang es Ihnen, Herr Rolling, den Täter zu fassen. Wir haben Sie damals nicht da nach gefragt, wie Sie hinter den Diebstahl kamen, weil wir noch andere Beweise brauchten.“ Rollings Gestalt schwankte unsicher, das Blut war aus seinen Wangen gewichen, seine Augen hatten ein fiebriges Leuchten. Litter war an die Tür getreten und hatte ein Klovfzeichen gegeben. Zwei Beamte betraten den Raum. schritten auf Rolling zu und verhafteten ihn.„Das ist der wahre Täter, meine Herren!“ sagte Litter scharf.„Er war so geschickt ans Werk bei seinen Verbrechen gegangen, daß wir keine Beweismomente in Händen batten, bis dieser gestrige Einbruch und die Haussuchung beute morgen in Rollings Wohnung die entscheidenden Unterlagen gaben.“ Als die Beamten den Verbrecher abgeführt batten, sagte Generaldirektor Olfers lächelnd:„Ihr Kamerad Möller, dei#wir verhaften lassen mußten, um den wah ren Täter In Sicherbeit zu wiegen, läßt Sie alle ber; üch grüßen. Er ist mit seiner Frau an der Adria und verlebt dort schöne Ferien— von seinem Eindruch!“ Körner trat auf den Generaldirektor zu:„Ich hab das immer gewußt, einer, dem's ernst um sein Schaf en ist, kann nicht auf Abwege geraten. Aber jetzt bitte ich für meine Kameraden und mich um eine halbe Stunde Freizeit. Wir wollen einiges binunterspülen, was uns sch u lange zwischen Hals und Herz gesessen!" Die Reise GUER DURCHS MUENSTERLAND Die stille unaufdringliche Schönheit und die ge heimen, bisher viel zu wenig gewürdigten Reize der münsterländischen Landschaft erschließen sich dem Betrachter auf abwechslungsreichen Fahrten. Lockende Ziele sind besonders die herrlichen Wasserburgen, die auf billigen Autorundfahrten von Münster aus zu erreichen sind. Verläßt man die grüne Promenade der türmereichen Hauptstadt Münster, so erstrecken sich weithin rotbraune Aecker, aus denen goldene Nahrung wächst. Wallhecken, in denen die zwitschernde Melodie bunter Vögel wohnt, säumen die Felder. Rote Dächer stolzer Bauernhöfe leuchten in der Sonne. In trutzigem Stolz stehen die Wasserburgen. Vischering bei Lüdinghausen ragt nicht nur durch ihr ehrwürdiges Alter, sondern auch durch die unversehrt erhaltene ursprüngliche Form hervor. Mimmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm Hof des Landhauses in Graz Mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm Nicht weit davon erhebt sich inmitten eines wundervollen Parks Nordkirchen, das westfälische„Versailles". Hülshoff und Inholt, Raesfeld und Gemen. Velen und Burgsteinfurt: Ueber die ganze Landschaft sind die Wasserburgen verstreut, ein charaktervoller Ausdruck westfälischer Baukunst. In ihrer schweren Ruhe sind sie für Jahrhunderte fest und dauernd gegründet. Auf den Burggräben rudern Schwäne um die großen Wasserrosen. In tiefem Schweigen liegen die Gärten. Steinpottos lächeln aus grünem Gerank. Die münsterländische Landschaft ruft nach liebevoller Betrachtung und Versenkung. Darum lädt sie immer wieder zu Fahrten mit dem Auto oder Herzlicher Abschied des Führers von dem jugoslawischen Prinzregentenpaar Hier verabschiedet sich Adolf Hitler von dem Prinzregentenpaar unmittelbar vor der Ab fahrt von Berlin. Scherl Fahrrad ein. Der Wanderer wird durch ein gut und klar gezeichnetes Wanderwegenetz beraten. Ein Ziel tut sich nach dem anderen auf. Die stillen Dörfer und kleinen Städte sind immer blitzblank zum Empfang der Gäste gerüstet. Spitzgiebelige Fachwerkhäuser geleiten den Wanderer auf den Marktplatz, wo die Kirchen sich schwer auf breitem Grund erheben. Städtchen wie Horstmar und Wiedenbrück, sagenumsponnen, strahlen in ihren Winkeln etwas von dem Zauber und der Heimlichkeit Rothenburgs aus. In Bagno bei Burgsteinfurt, einem herrlichen Wald mit verschlungenen Spazierwegen, wohnt die Stille und Ruhe der Erholung. Bad Bentheim, in der Nähe der holländischen Grenze, bietet dem Verwöhnten Ausspannung und Rast. Sommers ertönen hier aus dem Musikpavillon die Klänge heiterer Menuetts. Im Süden ist die Haard mit ihren reichen Nadelwaldungen, die Lunge der Landschaft. An ihrem Nordrand leuchtet blau und silbern der Wasserspiegel des großen Halterner Stausees. In den warmen Monaten entfaltet sich an seinem Strand ein buntes, fröhliches Badeleben. Ueber das Wasser schießen mit prallem Segel die Boote. Tief tauchen die Ruder der Kanus in die Flut. Die vielen Wasserwege des Münsterlandes, namentlich die romantische Ems, die Lippe mit Stever und das Netz der Kanäle, stellen ein geradezu ideales Wassersportgebiet dar. Schon in der Nähe Münsters verlockt die Werve mit ihren Hunderten von Bootshäusern zu Paddelfahrten. In den gemütlichen Kaffeewirtschaften wird gern Station gemacht. Neben der Haardt im Süden geben noch zwei andere Höhenzüge der Landschaft Reichtum und Mannigfaltigkeit. Die Baumberge sind mit ihrem hohen Laubwald, den gepflegten Wanderwegen und reizvollen Rast= und Ruhepunkten aller Art immer wieder das Ziel der Wanderer und Ausflügler. Von dem schönen Höhenweg schweift der Blick weit in das Land. Im Westen sind es die Borkenberge, die ob ihrer eigenartigen landschaftlichen Reize zum Besuch verlocken. Dieses Gebiet ist als ideales Gelände für den Segelflugsport in ganz Deutschland bekannt geworden. An den sanften AbhänDas Land um den Tegernsee ist von einer köstlichen Harmonie. Der See liegt weichgebettet zwischen den Bergen der Tegernseer Alven. die alle unter 2000 Meter Höhe bleiben. Diese Berge fallen sanft ab zu dem smaragdgrünen, langgestreckten Wasserspiegel, der das Grün, das endlose und beruhigende Grün des dutschen Waldes. an seiner Ueberfläche zurückwirft. Fast stets ist der See gekräuselt von einem leichten Wind, weiße Segel wirken auf dem Grün seiner großen Fläche geradezu blenden. An seinem Südufer erstreckt sich weites Wiesengelände gleich dem Orchesterraum einer großen Bühne, und wieder steigen hinter den Wiesen. die Berge in ernsten, geschlossenen und doch nicht wilden Massen auf. Die Landschaft ist nicht romantisch wie etwa der zerrissene Felsgarten von Berchtesgaden, sie atmet fast eine klassische Ruhe. Ind die Orte Gmund, St. Quirin, Tegernsee, Wiessee und das zauberhafte Rottach=Egern sind gleichfalls in harmonischen Abständen um den See aufgebaut. In dieser Landschaft gibt es keinen Mißklang, eine große Ruhe und ein immerwährender Frieden liegen über ihr. Man versteht, warum so viele deutsche Dichter hier ihr Ferienquartier aufgeschlagen oder gar ihren ständigen Wohnsitz genommen haben. Hier kann gen schult sich unsere Jugend in der königlichen Kunst des Fliegens. Es wäre leicht, noch vieles zum Lobe der münsterländischen Landschaft vorzubringen. Wir könnten noch die Schönheit der Heide besingen, wenn sie bei Gelmer in roter Pracht erblüht. Wir könnten von der liebenswürdig=schnurrigen Eigenart des Volkes, etwa der lustigen Beckumer, plaudern. Es bliebe noch vieles über die Fabulierfreude und Erzählungskunst der alten Münsterländer, die sich am flackernden Herdfeuer entzündet, zu berichten. Genug! Es ist schon so, wie kürzlich jemand gesagt hat: Das Münsterland schlief wie ein Dornröschen. Es hat lange gedauert, bis seine Schönheit„entdeckt“ wurde. Aber jetzt trägt schon mancher eine kleine und eine große Liebe für diese Landschaft in seinem verzen, die im Krongeschmeide des deutschen Vater landes ein tief von innen funkelnden Edelstein ist. man wirklich einmal ausspannen, hier kann man auf einer Wiese liegen, in der gelb der Löwenzahn steht, und Stunden und Tage verträumen. Das Blau des Himmels, die satte Farbe der Wälder und das Smaragdgrün des Wassers— das ist ein Dreiklang, der dem Auge wohltut. Man versteht, warum dieses Land und seine Bevölkerung besonders fest an alten Bräuchen hängt. Die Tegernseer Trachten sind ja berühmt weit über die Grenzen des Landes hinaus, und es ist bekannt, daß die zahlreichen Sommerfreuden alljährlich nur allzugern die Stadtanzüge auf drei oder vier Wochen Freizeit mit den ledernen Buren und den Tegernseer Dirndlkleidern vertauschen. So ist in den Orten am See immer ein frohes, farbenbuntes Bild der Trachten und Kostüme zu sehen, bei denen man allerdings sehr schull die echten von den unechten unterscheidet, auch wenn man kein Hiesiiger ist. Wie großartig ist im Herbst der Abstieg des Viehs von den Almen in die Täler. Da marschieren sie von den höchsten Almen in kleinen Binnsalen talwarts, und je tiefer sie kommen, um so breiter wird der Strom, bis unten auf den Talwiesen von Rottach=Egern sich die Herden stauen. Ein großes Volksfest ist für das ganze Land dieser Abtrieb, festlich sind die Kühe geschmückt, farbige Bänder wehen ihnen von den Hörnern, und am wuchtigen Nacken tragen sie Kränze, die aus herbstlichen Alpenblumen gewunden sind. Dazu klingen die Glocken, Tenöre gibt es darunter, die stammen meist von dem jungen Vieh, ernster und gwichtiger ist schon das baritonale Gebimmel, und dazwischen mischen sich die Baßtöne der ganz alten und ganz schweren Rinder. Mit diesem großen Almabtrieb im Herbst schließt auch die Fremdensaison; denn nun steigen die Nebel von den Bergen häufiger herab und bizarre Wolkensetzen jagen um den Rießer Kogel, den Hirschberg und die Neurent. Erweiterungsbauten bei den Wiener Filmateliers □ Wien, 8. Juni. Reichsminister Dr. Goebbels besichtigte am Dienstag u. a. eine Reihe von Wiener Theatern, die zum Teil schon umgebaut sind und zum Teil noch umgebaut werden sollen sowie die Anlagen und das Gelände der Wien=Film=Gesellschaft m.b.H. auf dem Rosenhügel. Durch Generaldirektor Hirt ließ er sich über die beabsichtigten Erweiterungsbauten unterrichten. Er bestimmte, daß diese dringend notwendigen Arbeiten mit größtmöglicher Beschleunigung durchgeführt werden sollen. Schwere Pilzvergiftung einer Familie □ Mailand, 8. Juni. In einer Ortschaft unweit von Bologna wurde eine mehrköpfige Familie nach dem Genusse von Pilzen mit schweren Vergiftungserscheinungen in das Krankenhaus eingeliefert. Vier Kinder sind an den Folgen der Pilzvergiftung bereits gestorben. Am Aufkommen der Mutter wird gezweifelt. Schweres Brandunglück in Litauen □ Kowno, 8. Juni. Die Gemeinde Uzventis wurde von einem Großfeuer heimgesucht. Vierzig Häuser wurden völlig zerstört. Der Schaden beläuft sich auf 300 000 Lit. Aus der Bewegung NSDAP., Herne=Sodingen. Zur Beerdigung des Pg. Konrad Struck treten die Amtswalter am Freitag, dem 9. Juni, nachmittags 3.15 Uhr an der Wirtschaft des Pg. Karl Nöthe, Herne=Holthausen, an. ZAUBER DES TEGERNSEES Von Carl Helmut Barnick Die stolze Parade des Sieges in der Reichshauptstadt Links: Hohepunkt des Einzugs der heimgekehrten Spanienkämpfer in Berlin bildete der Staatsakt im Berliner Lustgarten.— Mitte: Der Führer beim Verlassen der Tribüne, die 111., Jungen mit Schildern flankieren, auf denen die Namen der in Spanien getallenen deutschen Legionäre standen.— Rechts: Blick auf die Ehrentribüne während des Vorbeimarsches der deutschen Legionäre; im Vordergrund der Führer mit dem letzten Oberbefehlshaber der Legion Condor, Generalmajor von Richthofen. 100000 Chinesen eingeschlossen Sie machten den Süden der Provinz Schantung unsicher Neuer japanischer Vorstoß □ Tsinanfu(Nordchina), 8. Juni. m 3. Juni begannen die sapanischen Truppen nach gehöriger Vorbereitung einen Vorstoß gegen 100 000 Mann chinesischer regulärer Truppen und von unschau, Freischärler, die den Süden der Provinz Schautung Bahn aus vor. Den japanischen Heeresberichten unsicher machten und versuchten, den Verkehr auf zufolge schließt sich der japanische Stahlring, in dem der Bahnlinie Tientsin—Pukau und der Schantung= die 100 000 chinesischen Truppen und Freischärler bahn zu bennruhigen. Der Hauptteil der japanischen eingeschlossen sind, immer enger. Truppen begann seine Operationen von Jeutschau aus, südlich der Schantungbahn. Eine japanische Abteilung stößt, im Verein mit den japanischen Garnisonstruppen in Jitschau(Süd=Schautung), von Sinantschu an der Lunghai=Bahn aus in nördlicher Richtung vor. Eine weitere japanische Abteilung marschiert, ebenfalls in nördlicher Richtung, von Haitschau, dem östlichen Endpunkt der LunghaiWirtschaltsboukott als Kampfmitter Von unserem Mitarbeiter Der Duce dankt den siegreichen Kämpfern Eindrucksvolle Parade der italie nischen und spanischen Legionäre Unbeschreiblicher Jubel in Rom □ Rom, 8. Juni. Die Hauptstadt des Faszismus hatte am Mittsittwoch zum Empfang der italienischen und spanien Legionäre ihr schönstes Festkleid angelegt. Von illen Häusern grüßten Fahnen und Girlanden die Schiffsneubauten können nur auf spanischen Werften erfolgen und die Besatzung dürfen nur Spanier sein. Neue italienfeindliche Ausschreitungen in Tunis □ Rom, 8. Juni. Mit Worten stärkster Emvörung berichtet die römische Presse über neue unheimgekehrten italionischen Kreimillisan uns inn vorung berichtet die römische Presse über neue unseimgekehrten italienischen Freiwilligen und iyre erhörte Ausfälle des antifaszistischen Mobs in Tuspanischen Waffenbrüder, die in der Nacht zum nis, die sich diesmal in Mateur, einer etwa 40 km Mittwoch von Neapel= nach Rom gekommen waren, um in einer großen Parade vor dem Duce die verdienten Ehren ihres Sieges zu empfangen. In der Via Nazionale bgrüßte die Menge stürmisch den Duce und den Abgesandten General Francos, Innenminister Serrano Suner, der an der Seite Mussolinis, umgeben von den Mitgliedern der italienischen Regierung, des Großen Faszistischen Rates und hoher italienischer und spanischer Offiziere von der Haupttribüne der Parade beiwohnte. Punkt 10 Uhr nahm die Parade ihren Anfang. Von der Piazza Esedra her erklingt Marschmusik. Die Kapelle der Carabinieri eröffnet, wie in Madrid, den Vorbeimarsch, gefolgt von einer Abteilung von Offizieren. Dann marschierten drei eiserne Blöcke auf, drei Bataillone spanischer Legionäre, zuerst die Blauen, dann die Schwarzen und zum Schluß die Grünen Pfeile, mit stürmischem Beifall auf Franco und Spanien begrüßt, von Blumen und Beifall überschüttet. Drei neue geschlossene Blocks zeichneten sich wieder ab: Die italienischen Legionare. Unbeschreiblicher Jubel begleitet sie. Innerhalb von zeyn Minuten war die Parade der 6000 Spanienkämpfer beendet, während Fliegereinheiten an dem klarblauen Himmel das Bild gesammelter militärischer Kraft wirkungsvoll unterstrichen. Nach einer eindrucksvollen Gefallenen=Ehrung am Nationaldenkmal sprach Mussolini vom Balkon des Palazzo Venezia aus. Er dankte den Legionären für ihre von Rusen auf Franco begleiteten stürmischen Kundgebungen mit dem römischen Gruß, und mehrmals veranlaßten die stürmischen Huldigunan den Duce, sich erneut in Begleitung des spanischen Innenministers und des Außenministers Graf Ciano den Legionären zu zeigen, die dann über die Via del Impero und die Via Triumphalis abmarschierten. Telegramm des Königs und Kaisers an Generalissimus Franco □ Rom, 8. Juni. Der König und Kaiser hat nach seiner Rückkehr aus Neapel an den Caudillo ein überaus herzliches Telegramm gerichtet, in dem er mit dem Ausdruck lebhafter Genugtuung der unbesiegbaren spanischen Truppen und der italienischen Legionäre sowie der glanzvollen Parade gedenkt. Spanienpresse im Zeichen der Freiwilligen [ Buraos, 8. Juni. Der triumphale Einzug der Legion Condor in der Reichshauptstadt uno die Rede des Führers und die Begrüßungsworte des Generalfeldmarschalls Göring werden in der gesamten spanischen Presse auf das stärkste beachtet. Besonders wird die Würdigung der Persönlichkeit Franco durch den Führer in größter Aufmachung wiedergegeben. Herzliche Freundschaftsartikel, die den gemeinschaftlichen Kampf hervorheben, sind allgemein. Zugleich verzeichnen die Zeitungen in ähnlicher Aufmachung das Eintreffen der italienischen Freiwilligen in Neapel. Die Gemeinsamkeit der drei Mächte Deutschland, Italien, Spanien findet so einen besonders starken Ausdruck. Italienische Generale in Spanien eingetrosfen Burgos, 8. Juni. In Burgos trafen die italienischen Generale Masseti und Bottari auf Einladung der Falange, zu einer Studienreise durch Spanien, ein. Der Generalsekretär der Falange, Landwirtschaftsminister Fernandez Cuesta, gab zu Ehren der Gäste, im Beisein führender Mitglieder des Nationalrates der Falangisten, einen Empfang. Starker Ausbau der spanischen Handelsslotte □ Buraos, 8. Juni. Hier wird ein Gesetz veröffentlicht, das für die Zukunft der spanischen Handelsmarine von größter Bedeutung ist. Ausgehend von dem Programm der Falange, nach dem Spanien seinen Ruhm und seinen Reichtum wieder auf den Weltmeeren hüten wird, wird ein großzügiger Ausbau der Handelsflotte angekündigt Bioher ist Spaniens Handelsflotte auf 1,4 v. H. der Welttonnage zurückgegangen. Der Schiffsbau wird nun durch großzügige Kreditgewährung gefördert. Die Kredite werden in Gestalt von Hypotheken auf Schiffsneubauten und auf Schiffsmodernisterungen erteilt. Für die Rückzahlung sind bis 20jährige Fristen vorgesehen. östlich von Tunis auf der Strecke nach Biserta gelegenen Ortschaft ereigneten. Die üblichen„Unbekannten“ sind dort in das Haus der italienischen Frontkämpfer=Vereinigung sowie der Unterstützungskasse und der Organisation für Freizeitgestaltung eingedrungen und haben das gesamte Mobiliar zerstört. Dann rissen sie Bilder des Königs und Kaisers sowie des Duce von den Wänden und sind mit ihnen entkommen. Den Behörden sind sie natürlich wieder„unbekannt“. Vor dem Eintreffen des Königspaares in USA. Minensucher im Haten □ New York. 8. Juni. Außenminister Hull und Botschafter Sir Ronald Lindsay sind zur Begrüßung des englischen Königspaares in Niagara=Falls eingetrofsen, wo das Königspaar Mittwoch abend erstmalig amerikanischen Boden betritt. Inzwischen werden über die ungewöhnlich umfangreichen Sicherungsmaßnahmen auf dem New Yorker Gebiet immer weitere Einzelheiten bekannt. Minensucher werden am Sonnabend den New Yorker Hafen absuchen, bevor das Königspaar zu Schiff in New York eintrifft. Es werden sogar Flakgeschütze, Scheinwerfer und Horchgeräte auf gestellt. Vierwöchige des ägyptischen Außenministers □ Kairo, 8. Juni. Außenminister Yeshia hat nun auch Einladungen zum Besuch von Bulgarien und Jugoslawien angenommen. Er reist Mitte Juni nach Ankara, Bukarest, Sofia und Athen. Für die Besuche sind zusammen vier Wochen vorgesehen. Polen gegen Danziger und deutsche Waren he Danzig, Anfang Juni. Polen hat von jeher den Boykott als politisches Kampfmittel gegen alles Deutsche, wozu selbstverständlich auch das deutsche Danzig gehört, mit aller Brutalität, die diesem äußerlich so liebenswürdig sein könnenden Volke zu eigen ist, anzuwenden verstanden. Seit Anfang dieses Jahres hat nun eine sich immer mehr verstärkende Boykottwelle gegen Danziger und deutsche Waren in Polen eingesetzt, die sich seit der großen Führer=Rede vor dem Reichstag in der Form einer Sturmflut ausbreitet. Die Folgen gegenüber Deutschland sind bereits dahin eingetreten, daß nach einer Kürzung der im deutsch=polnischen Handelsvertrag vorgesehenen Kontinente um 30 Prozent für das lausende Kontingentsvierteljahr jetzt, wie wir von gut unterrichteter Seite erfahren, eine Kontingentver: kürzung um 55% für den deutsch=polnischen Warenaustausch eingetreten ist. Danzig. das in dieses Vertragssystem mit einbezogen ist, wird von dieser Kürzung außerordentlich schwer betroffen. Danzig denkt natürlich nicht daran, deutsche Waren zu boykottieren, zumal es immer auf den Verbrauch deutscher Waren im Gegensatz zu dem kulturell viel niedriger stehenden Polen eingestellt war, vielmehr werden deutsche Waren, besonders Maschinen, Apparate, Elektrogeräte und deren Ersatzteile, von Danzig dringend gebraucht. Andererseits ist Danzigs Landwirtschaft, die durch die Auswirkungen des Versailler Diktates und bis zur Marktregulierung durch den Nationalsozialismus in Danzig besonders unter den niedrigen Preisen der polnischen Landwirtschaft zu leiden hatte, ebenso wie die Danziger Industrie, insbesondere die Beredelungsindustrie(Werften und Waggonfabrik), auf den Absatz in Deutschland angewiesen. Der Boykott hat hier also einmal indirekte Folgen auf den Warenaustausch zwischen Danzig und dem Reich, aber er richtet sich noch viel intensiver gegen den Absatz Danziger Waren in Polen, obwohl diese auf Grund der Verträge unbehindert in Polen verkauft werden dürfen. So ist in dem Artikel 215 des zwischen Danzig und Polen abgeschlossenen Warschauer Abkommens vom 24. Oktober 1921 ausdrücklich vereinbart worden, daß„alle Beschränkungen im Wirtschaftsverkehr zwischen Danzig und Polen aufgehoben“ sind. Trotzdem hat man von polnischer Seite sich niemals um die Verträge gekümmert. In einem Aufruf des Polnischen Westmarkenverbandes, dieses bekannten polnischen Hetzverbaudes, heißt es, daß deutsche und Danziger Waren nicht mehr in Polen gekauft werden dürften. In verlogener Weise wird die Hetze damit begründet, daß die in Deutschland und Danzig lebenden Po len in„unerhörter Weise verfolgt“ würden und „die volenfeindliche deutsche Provaganda im Reich und in der Freien Stadt Danzig einen beispiellosen Haß gegen alles Polnische entfacht“ habe. „Daher müsse aus Polen alles verschwinden, was „polenfeindlich“, sei! Aehnliche Aufrufe werden aber nicht nur vom Westmarkenverband, sondern auch von kaufmännischen und handwerklichen Verbänden erlassen, die den Boykott gegen Danziger und deutsche Waren in völliger Umkehrung der Tatsachen damit begründen, daß die Polen„unter furchtbaren Unterdrückungen von Seiten des kampfbereiten Nationalsozialismus zu leiden“ hätten. Es ist der Geist ungezügelten Hasses. der aus all diesen Flugblättern. Pressestimmen und Entschließungen spricht. Die Lüge wird zum bewußten Hilfsmittel für die Provaganda gegen Danzig und das Reich, die schweren Ausschreitungen gegen die Volksdeutschen in Pommerellen, Posen, Oberschlesien und in der Lodzer Wojewodschaft werden mit keinem Wort erwähnt. Danziger Lieferwagen, die Danziger Erzeugnisse nach Polen bringen, werden mit Steinen beworfen, ihre Scheinwerfer und Scheiben werden zerschlagen und ihre Reifen zerschnitten. Vor den deutschen Geschäften, die Danziger oder deutsche Waren verkaufen, werden Posten aufgestellt, die jeden am Eintritt in den Laden hindern und die darauf aufmerksam machen, daß der Inhaber ein Deutscher ist und deutsche Waren verkauft. Ein polnischer Kaufmann wagt unter diesen Umständen schon garnicht mehr. Danziger oder deutsche Waren zu kaufen, so daß der Absatz von Danzig aus schon völlig ins Stocken gekommen ist und die Kontingente im deutsch=polnischen Warenaustausch, wie schon eingangs erwähnt, um über die Hälfte gekürzt werden mußten. Bestehende Lieferverträge werden von den polnischen Kontrahenten nicht mehr anerkannt, Danzigs Handel und Industrie, denen angeblich doch der polnische Absatz laut Friedensvertrag zur Verfügung stehen sollte, erleiden wieder Millionenverluste. Dabei hat Danzig in weit höherem Maße polnische Waren abgenommen, als von Danzig nach Polen verkauft werden. Belgiens deutliche Absage an die Einkreiser „Unbedingte Treue zur Politik der Unabhängigkelt Solidarität zwischen Belgien und Holland unterstrichen □ Brüssel, 8. Juni. Der außenpolitische Kammerausschuß nahm am Dienstag den Bericht des flämisch=katholischen Abgeordneten und Kammerpräsidenten van Canwelaert über die belgische Außenpolitik an. Der Bericht formuliert dann eine deutliche Absage an die Politik der kollektiven Sicherheit und der Einkreisung. Belgien wolle von jeder militäDarré über die Welt-Landwirtschaft Eröffnung des 18. Internationalen Landwirtschaftskongresses Vertreter aus 54 Ländern der Welt in Dresden □ Dresden, 8. Juni Der 18. Internationale Landwirtschaftskongreß in Dresden, dem schon seit Wochen und Monaten in der Landwirtschaft der ganzen Welt großes Interesse entgegengebracht wird, ist am Mittwoch vormittag im Dresdner Ausstellungspalast mit einer eindrucksvollen Feier eröffnet worden, in deren Mittelpunkt die Eröffnungsrede von Reichsminister R. Walther Darré stand. Reichsminister Darré ging in seiner Rede aus von der jetzt 50jährigen Zusammenarbeit im Internationalen Verband der Landwirtschaft und wies auf den in diesen Jahren vollzogenen Wandel im Wirtschaftsdenken bin. Man werde rückschauend sagen dürfen, daß der Einsatz des Internationalen Verbandes der Landwirtschaft für die Erhaltung des Landvolkes nicht kurzsichtigen Rückschritt bedeutete, sondern Fortschritt im besten Sinne des Wortes gewesen sei. Dann wandte sich der Minister den im Laufe dieser 50 Jahre entwickelten tiefgreifenden Veränderungen in der landwirtschaftlichen Arbeitsweise zu. In der Arbeit des Internationalen Verbandes der Landwirtschaft lassen sich im ganzen drei große Abschnitte unterscheiden: die Zeit bis zur Jahrhundertwende, die Zeit von 1900 bis zum Kriegsausbruch und die Nachkriegszeit. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrbunderts stand die Landwirtschaft der Welt im Zeichen einer Agrarkrise. Das Landvolk der alten europäischen Länder wurde durch die wachsende überseeische Konkurrenz an den Rand des Abgrundes gebracht. Im Vorkriegsjahrzehnt drängten neue Aufgabengebiete in den Vordergrund. Die Wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft hatte sich anscheinend wesentlich gebessert, so daß man von einer Krise kaum noch sprechen zu können glaubte. Die Frage des Absatzes und der Absatzgestaltung trat bei den Verhandlungen auf den Internationalen Landwirtschaftskongressen stark in den Vordergrund. Es setzte sich dabei immer mehr der Ge danke durch, daß man eine Ordnung der internationalen Tauschbeziehungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse erstreben müsse, daß aber diese Regelung der Außenbeziehungen eine Ordnung im Innern zur unbedingten Vorausssetzung habe. Wenn heute der Landwirt wieder mehr gilt, als vor einigen Jahrzehnten, so ist das zum Teil auch auf die Arbeit dieses Verbandes zurückzuführen. Das zeigt ein kurzer Blick in die Arbeitsprogramme dieses Kongresses: In der Sektion I„Agrarpolitik und Wirtschaftslehre des Landbaues“ wird man sich mit den neuen Erscheinungen der Landflucht, dem Einfluß neuer Ernährungsmetboden auf die landwirtschaftliche Erzeugung und den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Meliorationen befassen. Die Sektion II„Landwirtschaftlicher Unterricht und Propaganda“ stellt uns mitten binein in aktuellste Gegenwartsfragen. In der Sektion III werden wichtige genossenschaftliche Probleme besprochen. In den Sektionen IV bis VI handelt es sich um Fragen, die für den Pflanzenbau. den Obst= und Gartenbau, die Tierzucht und Tierhaltung Bedeutung haben. Die Sektion VII„Landwirtschaftliche Industrien“ geht auf Probleme ein, die für die heutige Wirtschaftspolitik größte Bedeutung haben: den Einfluß neuer Werkstoffe auf die landwirtschaftliche Erzeugung. Die Sektion VIII„Das Landleben und die Tätigkeit der Landfrau“ gebt auf die praktisch=wirtschaftlichen Probleme der Landfrauenarbeit und auf die bäuerliche Kultur ein. Ein besonderes Interesse kann man für die Berichte erwarten, die sich mit den Arbeitserleichterungen für die Landfrau befassen. Schließlich bedarf noch die Sektion IX„Landwirt schaftswissenschaften", die zum ersten Mal im Programm eines Kongresses erscheint, der Erwähnung. Ich möchte bei dieser Gelegenheit unsere ausländi schen Gäste auf alle die Arbeiten hinweisen, die bei uns in Deutschland während der letzten Jahre zur Lösung jener Probleme geleistet worden sind, die dieser Kongreß auf seine Tagesordnung gesetzt hat. Die Reichsnährstandsausstellung, die zur Zeit in Leipzig abgehalten wird, ist ein beredtes Zeugnis für diese Arbeit. Es würde mich freuen, wenn sich Ihre Arbeit hier beim Kongreß mit einem möglichst eingebenden Studium der Verhältnisse unseres Landes verbinden würde. Wenn ich zum Schluß meiner Ausführungen Ihrem Kongreß einen erfolgreichen Verlauf wünsche, so möchte ich dabei auch die Hoffnung ausdrücken, daß diese internationale Zusammenarbeit hier in Dresden das gegenseitige Versteben fördern möge und daß damit der friedlichen Entwicklung der Völker gedient werde. rischen Verpflichtung gegenüber dem Auslande, sei sie kollektiv oder gegenseitig, frei bleiben. Es beab sichtige, sich vorsätzlich aus den Streitigkeiten seiner Nachbarn herauszuhalten. Belgien werde jedem dieser Staaten durch seine Politik der Unab hängigkeit und der Enthaltung und durch die peinliche Bewahrung der Unverletzbarkeit seines Bodens den Frieden an den gemeinsamen Grenzen sicherstellen, aber es werde sich widersetzen, das belgische Gebiet für einen Angriff oder eine mili tärische Operation, die gegen einen anderen Staat gerichtet wäre, zu benutzen. In dem Bericht wird ferner stark die Solidarität zwischen Belgien und Holland unterstrichen. Der ewige Kommandowechsel in der Roten Armee □ Warschau, 8. Juni. Einer Moskauer Meldung zufolge soll anstelle des bisherigen Generalstabschefs der Roten Armee, Schaposchnikow, General Zacharin auf diesen Posten berufen werden, der früher Chef des Stabes des Kiewer Militärbezirks war und seit dem Februar d. J. im Generalstab in Moskau nach gleichzeitiger Ernennung zum Korpsgeneral tätig ist. General Zacharin genießt das besondere Vertrauen Woroschilows. Neue Blutopfer der Araber in Palästina □ Jerusalem, 8. Juni. Aus dem GaliläaBezirk kommt die Meldung, daß dort ein Araber bei einer neuen Suchaktion erschossen wurde. Auch in der Nähe von Ferusalem wurde ein Araber bei einem Zusammenstoß zwischen britischem Militär und arabischen Freiheitskämpfern durch Schüsse getötet. In Tel Aviv explodierten in der Nähe des Bahnhofs erneut zwei Bomben. Riesiger Schaden wurde ferner durch Bombenexplosionen unterhalb der Straßendecke in Telefonkabel=Sammelstellen an gerichtet. Der Fernsprechverkehr ist in großem Umfang unterbrochen. Die heimtückische Ermordung eines Arabers durch Juden im MeascharimViertel in der Nähe des Jassatores führte zu ara bischen Protestkundgebungen. Dabei wurden drei Juden durch Steinwürfe verletzt, einer davon schwer. Seil des Förderkorbes gerissen □ Stockholm, 8. Juni. Auf einer Grube in Long Lagnaes bei Hofors in Mittelschweden riß das Seil eines Förderkorbes mit vier Insassen und stürzte sechzig Meter in die Tiefe. Die vier Grubenarbeiter fielen hierbei schwer verletzt in einen Wasserbehälter, wo sie nur tot geborgen wer den konnten. Drei von den Verunglückten hinter ließen Frau und Kinder. Wirtschaftevertrag Deutschland— Jugoslawien □ Berlin, 8. Juni. Die Wirtschaftsverhandlungen des Deutsch=Jugoslawischen Regierungsausschusses, die während der letzten Wochen in Köln stattfanden, sind mit der Unterzeichnung verschiedener Abkommen und Protokolle abgeschlossen worden. Die Besprechungen wurden in freundschaftlichem Geiste geführt und brachten ein für beide Teile befriedigendes Ergebnis. BOCHUM Fast 150 Hebbel=Aufführungen in Bochum bo Im Rahmen der Vorbereitungen der diesjährigen Hebbel=Woche und ihrer Wiederholung, die in diesen Tagen stattfindet, konnte die Bochumer Bühne— ohne die früheren Hebbelschen Inszenie rungen— das Drama Friedrich Hebbels insgesamt nahezu an 150 Abenden bieten. Trotz dieser großen Zahl von Aufführungen, die in der Hauptsache in der vorigen und dieser Spielzeit stattfanden und trotz der häufigen Wiederholungen der Nibelungen=Trilogie sowie„Agnes Bernauer“ und„Demetrius“, sind die Aufführungen der II. Friedrich= Hebbel=Woche fast restlos ausverkauft. GELSENKIRCHEN Westfalenmeister der Friseure gl Auf dem in Münster durchgeführten Aksscheidungsfrisieren des Friseurbezirks=Innungsverbandes Westfalen errang der Gelsenkirchener Hans Sievers zum wiederholten Male die Westfalenmeisterschaft; Zweiter wurde Bormann=Dortmund, Dritter Rüffer=Gelsenkirchen, ein Gefolgschaftsmitglied des Westfalenmeisters. Sievers wird am 8. Juli Westfalen anf dem Reichsentscheid in Wien vertreten. WESTDEUTSCHLAND Dem Gegner die Rase abgebissen p Neuwied. 8. Juni. Bei einer Tanzveranstaltung in Niederbreitbach an der Wied endete eine Auseinandersetzung, die zwei junge Männer miteinander austrugen, schließlich mit Tätlichkeiten. Dabei wurde einem der Streithähne, die schließlich mit der Polizei und anderen Männern getrennt werden mußten, die Nase abgebissen. Bei lebendigem Leibe verbrannt pOsnabrück, 8. Juni. Eine Frau im benachbarten Haste erledigte, nachdem sie ihre drei kleinen Kinder zu Bett gebracht hatte, noch eine Besorgung. Lautes Geschrei und Weinen der Kinder veranlaßten sie, eiligst zurückzukehren. Beim Betreten der Wohnung sah die entsetzte Frau ihr dreijähriges Söhnchen in hellen Flammen stehen. Der Junge war wieder aufgestanden und hatte sich in der Küche mit Streichhölzern zu schaffen gemacht. Die Brandwunden, die der Kleine erlitt, waren so schwer, daß er bald nach der Einlieferung in das Krankenhaus starb. 190 Millionen Franes für schweizerisches Rüstungsprogramm □ Basel, 8. Juni. Die Schweizerische Bundes versammlung ist zu ihrer Sommertagung zusammengetreten. Der Nationalrat begann sofort mit der Beratung einer Vorlage, die zum Ausbau der Landesverteidigung weitere neue Militärkredite von 190 Millio nen Franken vorsieht. Der Kommissionsreferent, der die Vorlage vertrat, erklärte, daß es auch bei dem jetzigen Antrag noch nicht sein Bewenden haben werde. Goethe Medaille für Professor Eugen Fischer □ Berlin, 8. Juni. Der Führer hat dem Direktor des Kaiser=Wilhelm=Instituts für Antbrovologie, menschliche Erblehre und Eugenik Professor Dr. Eugen Fischer in Berlin=Dahlem aus Anlaß der Vollendung seines 65. Lebensjahres die Goetbe=Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Jahrestagung des Verbandes der Rußlanddeutschen □ Stuttgart, 8. Juni. 300 Rußlanddeutsche waren der Einladung zur Teilnahme an der Tagung ihres Verbandes und der des Deutschen Auslandsinstituts gefolgt. Die Urheimat der meisten dieser über die ganze Welt verstreuten über zwei Millionen Könfe starken Gruppe des Volksdeutschtums ist das Schwabenland. Der Verbandsleiter Frasch schloß die Versammlung mit der Feststellung, daß die Rußlanddeutschen sich nicht aufgeben, sondern gewillt sind, mutig für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Statt Karten Unser zweiter Junge ist angekommen. In dankbarer Freude: Helene Müller geb. Grüner Karl Müller Herne, den 7. Juni 1939 Eupener Str. 10 9 Die Beleidigung die wir gegen Frl. Agnes Rumel, herne, Blücherstr. 55 ausgesprochen haben, nehmen wir als unwahr zurück Eheleute Victor Nowat Herne, Blücherstr. 55. Familiendrucksachen in jeder Ausführung liefert in wenigen Stunden Buchdruckerel C. Th. Kartenberg. Herne. Postgebühren für Zeitungsnachsendungen jetzt billiger Für unsere Leser, die auch im Urlaub auf ihre Heimatzeitung nicht verzichten möchten, ist die ab 1. Mai eingeführte Ermäßigung der Portosätze eine erfreuliche Erleichterung. Die Portokosten für die tägliche Streifbandsendung betragen jetzt je Woche nur noch 21 Ros. Auch eine Postüberweisung der Zeitung, die sich bei längerer Abwesenheit von Herne empsiehlt, ist sehr billig. Erkundigen Sie sich vor Ihrer Abreise in unserer Geschäftsstelle über die für Sie zweckmäßigste Zustellungsart; wir beraten Sie gern. 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(Industrie=Schallplatten). 6.55: Morgenlied— Morgenruf. 7.00: Nachrichten, Wetter. 7.15: Aus Bad Oennhausen: Brunnenkonzert. Es spielt das Kurorchester(Städt. Orchester Osnabrück). Leitung: Dr. Paul Brück. 8.00: Wetter, Wasserstand. Tüchtiger Anstreicher in Dauerstellung sofort gesucht.(Monats gehalt.) Selbiger muß Elfenbein=Anstriche sowie Ausbesserungen jeder Art vornehmen können. Beizen erwünscht. Angebote mit Angabe der bisherigen Tätigkeit unter K 89 an die Herner Zeitung. Lagerräume ca. 220 qm, die sich vorzüglich zur Autorevaraturwerkstatt eignen, außerdem überdachte Halle ca. 100 qm groß und großer Hofraum mit Büro, im Mittelpunkt der Stadt Herne für sofort oder später zu vermieten. Eduard Sacher, Herne Von=der=Heydt=Straße 30 Fernruf 523 46 8.05: Ein besinnliches Wort. Erich Brautlacht: Gleichnis von der Zeit. 8.10: Orgelmusik.(Aufnahmen des Deutschen Rundsunks). 8.30: Von Königsberg: Ohne Sorgen jeder Morgen. 9.30: Ein Rundgang durch die 5. Reichsnährstandsausstellung in Leipzig. 9.45: Nachrichten. 10.00: Von Hamburg: 10.30: Musik für Violine und Klavier. Ausf.: M. Klatt Violine), P. Traut(Klavier). 11.00: Wunder Natur. W. von Scholz: Erlebnisse mit Tieren. 11.15: Meister ihres Fachs. (Industrie=Schallplatten). 11.50: Heute gibt's Pudding. Eine Plauderei von O. Ernst. 12.00: Von München: Mittagskonzert des Kleinen Rundfunkorchesters, Leitung: Fr. Mihalovic. Mitw.: J. Preißler mit seinen Solisten. 13.00: Nachrichten— Glückwünsche. 13.15: Von München: Fortsetzung des Mittagskonzerts 14.00: Nachrichten. 14.10: Melodein aus Köln am Rhein. 15.00: Sendepause. 16.00: Vom Deutschlandsender: Musik am Nachmittag. Es spielt das Orchester Otto Dobrindt. Darin: 17.00—17.10: Der Erzahler. H. F. Blunck: Sein guter Tag. 18.00: Kamerad und Kameradin. Eine Sendung mit R. Kienau. 18.20: Musik von Schallplatten. 18.30: Chorgesang aus unseren Gauen! Es singt: der Cäcilienverein 1882 St. Marien Köln=Kalk unter Leitung von Theodor van Noon. 19.00: Angeschl.: Danzig. Aus Steinkohle wird Benzin. Im Treibstoffwerk„Rheinpreußen“ bei Mörs. 19.15: Die NSV.=Stunde des Reichssenders Köln. Für Mutter und Kind! 19.55: Und heute? 20.00: Nachrichten. 20.30: Von München(aus Traunstein): Schön ist die Welt. Ein Großes Operettenkonzert des Reichssenders München. 22.00: Nachrichten. 22.15: Nachrichten in englischer Sprache. 22.35 bis 24.00: Von Stuttgart: Volks= und Unterhaltungsmusik. Die Kavelle K. Rehfeld; die Stuttgarter Volksmusik: B. Müller(Bariton); Hubert Giesen(Klavierbegleitung). Freitag, 9. Juni 6.00: Morgenlied— Wetter bericht für die Landwirtschaft. 6.05: Wiederholung der Abendnachrichten; Durchsprüche für den Bauer. 6.10: Kniese= beugt!(Gustav Weinkötz). 6.30: Freut euch des Lebens! (Industrie=Schallplatten). 6.55: Morgenlied— Morgenruf. 7.00: Wetter, Nachrichten. 7.15: Frühkonzert. Es spielt das Hermann Hagestedt=Orchester. 8.00: Wetter, Wasserstand— Kalenderblatt. 8.10: Frauenturnen(E. Derenbach). 8.30: Morgenmusik ausgeführt vom Hermann HagestedtOrchester. 9.45: Nachrichten. 10.00: Dr. Todt: Männer um den Führer. Manuskript: G. Hoffmann. 10.30: Von Frankfurt: Ein Volk hinter Motoren. Eine Sendung mit Berichten über die Motorisierung Deutschlands von H. Roever. 10.45: Sendepause. 11.45: Rheinische Viehzüchter in Leipzig. 11.55: Wetterbericht. 12.00: Werkpause des Reichssenders Köln(in Verbindung mit der DAF.) Weber und Fischer am Stinhuder Meer (Steinhuder Leineweberei Gebr. Bretthauer). Es spielt das Musikkorps der horstkommandantur Wunsdorf, Leitung: Musikmeister Henkel. 13.00: Nachrichten— Glückwünsche. 13.15: Von Saarbrücken: Mittagskonzert. Es spielt das Große Orchester des Reichssenders Saarbrücken unter Leitung von Albert Jung. 14.00: Nachrichten. 15.00: Sendepause. 16.00: Von Breslau: Musik am Nachmittag. Es spielt das Rundfunkorchester unter Fr. Weißhaupt. 17.00: Das gute Buch. Alfons von Czibulka: Das Würfelspiel. 17.20: Lob der Heimat!(Chorstunde). 18.00: Das Recht des Alltags. 18.15: Ein Kölner erster Siedler in Südafrika. 18.30: Unter uns gesagt.. Von kleinen Schwächen, I# tem Willen und anderen Dingen. 19.00: Volkstümliche Abendmusik. Es spielt L. Evsoldt mit seinem Orchester. 19.55: Und heute? 0.00: Nachrichten. 20.15: Nachrichten in englischer Sprache. 20.30: Fortsetzung der volkstümlichen Abendmusik. 21.00: Fliegerabteilung 512. Ein Spiel von Hans Wittich. Für den Rundfunk bearbeitet von Erich Pactzmann. Spielleitung: Josef Kandner. 22.00: Nachrichten. 22.15: Nachrichten in englischer Sprache. 22.35: Das Klavierkonzert 12. der Sendereihe. 23.10 bis 24.00: Von Leipzig: Tanz und Unterhaltung mit H. Singer=Vespermann(So pran) und der Kavelle Otto Fricke. ∆ 40 *