Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage. Bezugspreis vierteljährlich 1,80 Mark einschließlich„illustriertem Sonntagsblatt“ frei ins Haus gebracht. Geschäftsstelle: Gelsenkirchen=Schalke, Grillostraße 61. Feinsprech Anschluß Nr. 732. Vermittlungs=Amt Gelsenkirchen. Anzeigenpreis für die 6gespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg. Reklamen 30 Pfg. die Zeile. Anzeigen, welche bis 10 Uhr morgens eintressen, finden am selbigen Tage Aufnahme, größere Anzeigen werden früher erbeten. Redaktion von Wilh. Preuße in Gelsenkirchen=Schalle. Druck und Verlag von M. Schaff, Buchdruckerei, Gelsenkirchen=Schalke, Grillostraße 6 1. Nr. 201. Dienstag, den 14. September 1909. 36. Jahrg. ie Steigerung der Reichsausgaben. Aus den amtlichen Mitteilungen über den Endabschluß des Reichshaushaltes für 1908 geht hervor, daß die Einnahmen einen erheblichen Minderertrag aufweisen, weil die tatsächlichen Erträge hinter den Etatsanschlägen vielsach zurückgeblieben sind. Es ist nun aber wohl von Interesse, hierbei auch einen Blick auf die Entwickelung der Ausgaben in den letzten zehn Jahren zu werfen. Es betrugen nach dem„B. Börs.=Cour.“ die Ausgaben im ordentlichen und außer ordentlichen Etat Es stiegen mithin die Ausgaben vom Jahre 1900 bis 1909 um rund 250 Millionen. Bei der Reichseisenbahnverwaltung zeigt die Entwickelung der Ausgaben die folgenden Zahlen. Es stiegen die Ausgaben von 79 Millionen im Jahre 1900 auf 101 Millionen im Jahre 1905 und auf 128 Millionen im Jahre 1909 einschließlich der Besoldungserhöhungen. Die Ausgaben stiegen also in den letzten zehn Jahren um mehr als 45 Millionen. Eine ähnliche Entwickelung zeigen auch die Ausgaben des Pensionsetats. weise 500 bis 600 Millionen hinzuzurechnen sein zur Deckung der Reste aus den Jahren 1906 bis 1909 einschließlich der Besoldungserhöhungen für 1908 und 1909. Hiemnach ergäbe sich für das Jahr 1909 ein rechnungsmäßiger Ausgabebetrag von rund 3400 Mill. Mark, von denen jedoch auf die Ausgaben des lausenden Jahres selbst nur etwa 3000 Millionen Mark entfallen. Ein besonders treffendes Bild ergibt sich nun, wenn man die Etats derjenigen Verwaltungen einer Prüfung unterzieht, deren Bedarf vorwiegend für die Höhe der Reichsausgaben in Betracht kommt. In der Heeresverwaltung beliefen sich die Ausgaben im Jahre 1900 auf 663 Mill.; in den folgenden Jahren sanken sie bis auf 635 Mill. im Jahre 1904. Darauf setzte wieder eine sehr erhebliche Steigerung ein, die aus den folgenden Zahlen ersichtlich ist: 1900 663 Mill. 1904 635 1905 694„ 1906 729„ 1907 789„ 1908 839 1909 einschl. der BesoldungsErhöhungen für 2 Jahre 847„ Die jährlichen Ausgaben dieses Gebietes sind also binnen fünf Jahren um über zweihundert Millionen gestiegen. In der Reichs=Post= und Telegraphen=Verwaltung zeigen die Ausgaben folgende Einwirkung: Letzte Nachrichten. Frankfurt a. M., 13. Sept. Der für heute morgen 10 Uhr geplante Aufstieg des „Z. 3“ verschob sich um 3 Stunden. Der Aufstieg erfolgte erst kurz nach 1 Uhr und es fuhren u. a. mit der Großherzog von Mecklenburg und Oberbürgermeister Adickes. An Bord befanden sich im ganzen 12 Personen. Man fuhr nur mit einem Propeller, weil die Reparaturen an beiden Motoren noch nicht ganz beendet sind. Der Ballon wandte sich dem Taunus zu. Laurahütte, 14. Sept. Bei der Krankenkasse der Brückenbauanstalt der Vereinigten Königs= und Laurahütte wurde ein Fehlbetrag von 10000 Mark entdeckt. Der Hüttenrevisor Kunert, der die Kasse verwaltet, ist geflüchtet. Wien, 14. Sept. Professor Drygalsky, der Führer der ersten deutschen Südpolexpedition telegraphierte an die„Neue Freie Presse“ aus Münster i. W.:„Ich halte Cook nach Kenntnis seiner Person und der Erwägung der Sachlage für unbedingt zuverlässig". Die Ausgaben eines Jahres sind also in dem verglichenen Zeitraum um etwa 100 Prozent angewachsen. In der Marineverwaltung ergibt sich solgende Steigerung der Ausgaben: 1900 153 Millionen 1901 197 1902 205 1903 210 1904 216 1905 233 1906 252 1907 278„ 1908 339 1909 einschließl. der Besoldungs= Erhöhungen 405„ Lokales und Provinzielles. Gelsenkirchen=Schalke, den 14. September 1909. *[Wetterbericht.] Bewölkt, Temperatur normal * Die Sedanfeier des Nationalliberalen Volksvereins Schalke fand am Sonntag nachmittag im evangelischen Vereinshause statt. Die Säle waren vollständig besetzt. Der Vorsitzende des evangelischen Arbeitervereins begrüßte die Festgäste. Dann hielt Herr Professor Bindel seine Festrede. In zündenden Worten feierte er durch einen historischen Ueberblick die Bedeutung des Sieges von Sedan und wies auf die Notwendigkeit hin, den großen Tag alljährlich zu feiern. Er feierte dann den Kaiser Wilhelm II. als Friedensfürsten, dessen Wahlspruch sei:„Friede um jeden Preis, nur nicht um die Ehre Deutschlands". Seine Rede schloß mit einem Kaiserhoch, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Ein Prolog, verfaßt von Herrn Heinr. Overbeck, vorgetragen von Frl. Luft, sand reichen Beifall. Der zweite Redner, Herr Rektor Weber, wies auf die Hohen syburgfeier hin, die gezeigt habe, daß die Markaner allezeit die treuesten Paladine des deutschen Kaisers seien. Seine Rede klang aus in ein Hoch auf das deutsche Vaterland Die Pausen wurden ausgefüllt durch zwei Knaben= und Mädchenreigen, sowie ein Kriegsspiel, unter Leitung des Herrn Heimbrock, die alle vortrefflich gelangen. Hierauf hielt Herr Parteisekretär Dr. Jason eine Ansprache, in der er die Erschienen aufforderte, in allen nationalen Fragen zu gemeinsamem Handeln sich zu vereinen und die nationalen Interessen über die Sonderinteressen zu stellen. Sein Hoch galt dem Blühen und Wachsen der Partei. Nach weiteren Vorträgen des Heßler Musikkorps, das unter der Leitung des Herrn Wens vortrefflich spielte, trat die Theaterabteilung auf den Plan und gab das Stück „Puppenonkel“ oder„Die Kapitulation von Sedan“ zum Besten. Die wackeren Spieler sanden für ihre guten Leistungen stürmischen Beisall. Noch lange Zeit blieben die Festteilnehmer bei Tanz, Musik und weiteren Auf führungen zusammen. ** Die Ortsgruppe Gelsenkirchen im Deutschnationalen Handlungsgehilfen=Verband feierte am Sonntag unter starker Beteiligung das 16. Verbandsgründungsfest. Die Feier fand im Saale des Restaurants„Kaiserhalle“ Schalkermarkt statt und bestand in einem geselligen Beisammensein mit nachfolgendemTanzkränzchen. Die von Herrn Walter Bengsch gehaltene wohldurchdachte Festrede, die dahin ausklang, daß den Siegeslauf des„D. H.=V.“ nichts mehr aufhalten kann, daß selbst die schwersten feindlichen Angriffe abprallen an der inneren Ueberzeugung und Einigkeit seiner Mitglieder, daß im Gegenteil diese Anläufe wider den „D. H.=V.“ einen immer festeren Zusammenschluß seiner Glieder herbeiführen und sie zu immer ueuen Taten anspornen, fand stürmischen Beifall. Musikalische und humoristische Vorträge Saalpost usw. füllten die Tanzpausen in angenehmer Weise aus und trugen dazu bei, die Feier zu einer in jeder Beziehung würdigen zu gestalten. * A u f u n s e r e g e s t r i g e N o t i z b e t r. G e s a n g wettstreit in Hörde wird uns berichtigend mitgeteilt, daß der unter der Leitung des Herrn W. Korte=Gelsenkirchen stehende M.=G.=V. Sancoussi=Dortmund folgende Preise errungen hat: Im Klassensingen 2. Klassenpreis; im Ehrensingen 1. Ehrenpreis; im Hauptehren singen 1. Hauptehrenpreis; im Kaisersingen den Kaiserinnenpreis. Ferner erhielt der Dirigent des Vereins den Dirigentenpreis von 100 Mark für höchste Punktzahl bei sämt lichen Vorträgen. Der Bergmann Adamski wurde heute früh im Treppenflur seines Hauses mit zer schmettertem Schädel aufgefunden; im Kranken haus ist Adamski bald darauf, ohne das Be wußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß er einem Verbrechen zum Opfer fiel. Der Täter ist noch nicht ermittelt. ** Der Zirkus Corty=Althoff kommt! Er wird in Gelsenkirchen auf der Wiese unter der bewährten Leitung seines Direktors und Eigen tümers Pierre Althoff am nächsten Donnerstag, den 16. Sept., eintreffen und am gleichen Tage in seinem mehrere tausend Personen fassenden Riesenzelt einen auf kurze Zeit rechneten Zyklus von Vorstellungen eröffnen. Als größtes Zirkusunternehmen, mit einem Marstall von 114 Pferden und einer Künstler schar von ca. 150 Personen, fanden die Vorstellungen des Zirkus Corty=Althoff in den bisherigen Städten seines Wirkens den größten Beifall, besonders bilden die bekannten Schul und Freiheits=Dressuren des Direktors Pierre Althoff überall das Tagesgespräch. Als An hänger der alten Schule pflegt er speziell die rein zirzensischen und hippischen Künste, dabei immer das Hauptgewicht auf einen gutgeschulten, wohldressierten Pferdebestand legend. Natürlich finden die verschiedensten andern Künste eben falls vollste Beachtung, und wird eben dadurch die Mannigfaltigkeit und Gediegenheit jeder einzelnen Vorstellung ermöglicht. Außer den täglich um 8 Uhr abends beginnenden Abend vorstellungen finden an jedem Mittwoch, Sams tag und Sonntag zwei Vorstellungen statt, je um 4 Uhr nachmittags und 8 Uhr abends. Nachmittags sind die Preise nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene ermäßigt. “( S t a d t t h e a t e r E s s e n= R u h r.] A m S o n n tag eröffnete das Stadttheater die diesjährige Spielzeit mit einer glänzenden Aufführung von Verdis„Aida“. Am Mittwoch geht als erste Schauspielnovität„Revolutionshochzeit Schauspiel in 3 Akten von Sophus Michaêlis in Szene. Das Werk, welches am Berliner Hebbeltheater im August d. J. seine Aufführung erlebte, hat sich neuerdings auch Wien erobert und macht, nachdem es in Däne mark, Norwegen und Schweden bereits eine große Zahl von Aufführungen zu verzeichnen hatte, in diesem Winter seinen Weg über die meisten großen Bühnen Dentschlands und Oesterreichs. Das spannende, äußerst eigen artige Werk, dem jedes falsche Pathos fehlt, gehört zu den bedeutendsten Darbietungen moderner Dramatik und dürfte auch auf das hiesige Publikum seine Wirkung nicht verfehlen. Während der Dienstag Webers„Freischütz“ in neuer Inszenierung bringt und Donnerstag d'Alberts„Tiefland“, das im verflossenen Winter in kurzer Zeit an unserer Bühne seine 20. Aufführung erlebte, gegeben wird, findet am Samstag zur 1900jährigen Erinnerungsfeier an die Schlacht im Teutoburger Walde die Aufführung von Kleists bisher hier noch nicht gegebenes Deama„Hermannsschlacht“ mit neuer Ausstattung statt. Diese, unsere herrlichste Nationaltragödie, ist bekanntlich die großartigste, dichterische Bearbeitung die der Arminiusstoff finden konnte. Es sei auf das mit großer Sorgfalt einstudierte, gewaltige Bühnenwerk also besonders hingewiesen. § Der Männergesangverein„Liederkranz“ Gelsenkirchen I beschloß in seiner letzten außerordentlichen Generalversammlung, sich an dem im nächsten Jahre in Essen(Ruhr) stattfindenden großen internationalen Gesangwettstreit deutscher Männerchöre zu beteiligen. Recklinghausen, 13. Sept. Von einem mit Ausflüglern besetzten Wagen wurde auf der nach dem benachbarten Herten führenden Straße der Arbeiter Johann Kretschinski überfahren. Der Ueberfahrene trug sehr schwere Verletzungen davon. Im hiesigen Krankenhause ist er kurze Zeit nach seiner Einlieferung gestorben; er war erst 30 Jahre alt. Essen, 13. Sept. Gestern abend gegen 7½ Uhr gab im Verlaufe eines Wortwechsels im Stadtwald ein Mann auf einen anderen einen Revolverschuß ab, ohne ihn jedoch zu treffen. Er richtete darauf die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß in die Schläfe. Seine Personalien konnten noch nicht festgestellt werden. Mülheim a. d. Ruhr, 13. Sept. In der Stadtverordnetenversammlung vom 20. Juli d. Is. wurde bei Genehmigung der neuen Lehrerbesoldungsordnung die Einführung einer Wertzuwachssteuer beschlossen. Der hiesige Haus= und Grundbesitzerverein nimmt in einer Eingabe an die Stadtverwaltung Stellung gegen diese Steuer. Dortmund, 13. Sept. Bei dem gestrigen Radrennen in Brüninghausen stürzte Stephan Marx aus Köln und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Duisburg, 13. Sept. Die genaue Untersuchung des Bakteriologischen Instituts in Gelsenkirchen hat ergeben, daß bei dem unter verdächtigen Erscheinungen erkrankten Matrosen des holländischen Schiffes Cholera nicht vorliegt. Die Sperre wurde infolgedessen aufgehoben und der Matrose, sowie vier seiner Genossen von der Besatzung des Schiffes aus dem Epidemienhause am Grunewald entlassen. Remscheid, 11. Sept. In der vergangenen Nacht ist die Zangenfabrik von J. C. Berger zu Remscheid=Hohenhagen vollständig niedergebrannt. Die Entstehungsursache des Feuers konnte nicht ermittelt werden. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Düsseldorf, 13. Sept. Der 16jährige Sohn einer in der Birkenstraße wohnenden Familie legte im Scherz ein Jagdgewehr auf ein zu Besuch weilendes Nähmädchen an. Die Waffe entlud sich, und die Kugel drang dem Mädchen in den Kopf; es ist in der verflossenen Nacht gestorben. Bonn, 13. Sept. Der Verein zur Wahrung der chemischen Industrie Deutschlands, e. V., ist heute zu seiner 32. Hauptversammlung zusammengetreten, die sehr gut besucht ist. Kindermeh KrankenKost Hervorragend bewahrte Nahrung. Die Kinder gedeihen vorzüglich dabe u. Jeiden nicht an Verdauungsstörung. Hnsprachen Kaiser Cilhelms in Karlsrube. Nach der Abnahme der Parade über das 14. Armeekorps ritten Kaiser Wilhelm und der Großherzog von Baden mit den Fahnen und Standarten in die badische Hauptstadt ein. Vor dem Rathause hatte die Stadtvertretung Aufstellung genommen. Oberbürgermeister Siegrist ielt eine Ansprache an den Kaiser, in der er vervorhob, daß das deutsche Heer unter Wilnelm I. die langersehnte Einheit und Größe erkämpfte, und daß es uns seitdem vor jedem Angriffe behütet hat.„Aus aufrichtigem Herzen zollen wir daher,“ so schloß der Bücgermeister,„Euer Majestät auch heute wiederum heißen Dank dafür, daß Eure Majestät Deutschlands Wehr und Waffen zu Wasser und zu Lande allezeit stark und scharf erhalten, nicht um kriegerischer Eroberungen, sondern um der friedlichen Entwickelung unsres Vaterlandes willen.“ Auf die Ansprache des Oberbürgermeisters antwortete Kaiser Wilhelm etwa mit folgenden Vorten:„Ich spreche Ihnen meinen herzlichsten Dank aus für die freundlichen Worte des Willkommens, die Sie mir namens der Bürgerschaft von Karlsruhe soeben entgegengebracht haben. Ich bin schon so oft hier in Karlsruhe eingekehrt, daß ich bei Ihnen kein Fremder mehr bin. Ich habe mit Ihnen zusammen ceudige und schmerzliche Tage verlebt. Der heutige Tag gilt, wie Sie erwähnt haben, der Probe eines Teils unsrer Wehrkraft. Wir Deutsche sind ein wassenfreudiges Volk und tragen unsre Rüstung leicht und gern, weil wir wissen, daß sie uns den Frieden bewahrt und erhält, in dem allein unsre Arbeit gedeihen kann. Die Heerschau, von der ich soeben komme, zeigte mir die waffenfähigen Söhne aus dem Lande Baden, die unter ihrem erlauchten Landesherrn meine vollste Zufriebenheit gefunden haben. So lange es Kriege gibt, bildet unser Heer den ehernen Fels, auf den sich der Friede gründet. Um ihn uns zu erhalten und um die Stellung in der Welt zu wahren, die uns zukommt, dazu dient unser Heer, dazu dienen auch die Tage der Anstrengung, die ihm zugemutet werden. Daß es seine Probe im Falle der Not mit Gottes Hilfe und unter Gottes Schutz gut bestehen wird, davon bin ich überzeugt. Ich bitte Sie, Herr Oberbürgermeister, der Dolmetsch meines und Ihrer Majestät der Kaiserin Dankes für den herrlichen und herzlichen Empfang seitens der Bürgerschaft von Karlsruhe sein zu wollen.“ Bei der Abendtafel im großherzoglichen Schlosse brachte der Großherzog von Baden einen Trinkspruch auf das Kaiserpaar aus. In seiner Erwiderung dankte Kaiser Wilhelm dem Großherzog für den freundlichen Empfang und für die hohe und warme Begeisterung, die ihm aus allen Schichten des Badener Volkes entgegengebracht worden sei, und fuhr dann fort: „Ich kann nur von ganzem Herzen meinen Glückwunsch wiederholen zu der prachtvollen Heerschau, die ich heute über die Badener Landeskinder habe abhalten dürfen. Das Korps ist gut und fertig, ein würdiges Glied in der Reihe der Armeekorps des deutschen Heeres, die bereit stehen, für die Ehre und Sicherheit unsres Vaterlandes und für den Frieden desselben, wenn es nötig ist, einzutreten, die ihre Waffenrüstung tragen niemand zuliebe und niemand zuleide. Daß der Geist und die Gesinnung, die sich am heutigen Tage in den jungen Kriegern wie in den alten Mitstreitern unsrer Völker gezeigt haben, in alle Ewigkeit dem Korps und dem Lande erhalten bleiben, darauf leere ich mein Glas!" Der Kaiser schloß seinen Trinkspruch mit einem Hoch auf das Großherzogspaar und das 14. Armeekorps. Dolitische Rundschau. Deutschland. * Der Stapellauf des Linienschiffes„Ersatz Oldenburg“ auf der Wilhelmshavener Reichswerft, am 30. d., soll sich neueren Destimmungen zufolge ohne die Anwesenheit Kaiser Wilhelms vollziehen, auch soll dabei keine besondere Feierlichteit stattfinden. Als Grund für die veränderten Bestimmungen werden„Sparsamkeitsrücksichten“ genannt. * Der Reichskanzler v. BethmannHollweg hatte in Hohenfinow in den letzten Tagen mehrfache Besprechungen mit hohen Reichsbeamten, unter anderm mit dem Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg und dem Staatssekretär des Reichsamts des Innern Delbrück. Auch der Statthalter in Elsaß=Lothringen, Graf Wedel, traf zum Besuch in Hohenfinow ein. Am 17. d. tritt der Reichskanzler die Reisen nach München und Wien an. * Die Kolonialverwaltung strebt die Errichtung einer funkentelegraphischen Verbindung zwischen unsern afrikanischen Kolonien und Berlin an. Die Versuche zur Herstellung dieser Verbindung sollen, wie dem„B. T“ von unterrichteter Seite gemeldet wird, demnächst auf Anregung des Reichskolonialamtes in Angriff genommen werden, das zu diesem Zweck mit den andern beteiligten Ressorts ins Vernehmen getreten ist. Zunächst ist die Verbindung mit Kamerun ins Auge gefaßt. Der am 3. Oktober nach der Südwestküste auslaufende Wörmann=Dampfer soll mit einem entsprechenden Apparat ausgestattet und der Probe unterworfen werden, wie weit die Zentralstelle in Nauen die Verbindung mit ihm unterhalten kann. Bis jetzt steht fest, daß von Nauen aus die Kanarischen Inseln erreicht werden können. Gelingt die Herstellung der drahtlosen Verbindung mit Kamerun, so find von dort aus Stationen in Südwest= wie in Ostafrika zu erreichen. (Die Entfernung von Deutschland nach Kamerun ist annähernd die gleiche wie die von Kamerun nach den Kolonien Südwest= und Ostafrika, so daß auch diese nach Herstellung der Verbindung mit Kamerun in das drahtlose Netz einbezogen werden könnten.) * Über die Stellung der Eisenbahnverwaltung zu der Frage der Erhöhung der Bierpreise auf den Bahnhöfen der preußisch=hessischen Eisenbahngemeinschaft aus Anlaß der Erhöhung der Brausteuer herrschten bisher verschiedene Auffassungen. Jetzt hat nun der preuß. Minister der öffentlichen Arbeiten mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse davon abgesehen, für den gesamten Staatsbahnbereich eine einheitliche Anordnung bezüglich der Bierpreise zu treffen und es den Eisenbahndirektionen überlassen, die Angelegenheit je für ihren Bezirk zu prüfen und zu regeln; die Eisenbahndirektionen sind hierbei jedoch angewiesen worden, darauf zu achten, daß die Anderung des Brausteuergesetzes nicht als Anlaß zu einer ungebührlichen, über die Steuererhöhung hinausgehenden Erhöhung der Bierpreise benutzt wird. * Die Ermittelung von Personen, die durch die Polizei gesucht werden, erfordert nach dem gegenwärtigen Verfahren einen bedeutenden Aufwand an Schreibwerk und Kosten, der häufig nicht im rechten Verhältnis zu dem Erfolge steht. Es hat sich auch als wünschenswert herausgestellt, die Aufnahme von Nachforschungsersuchen in die jedermann zugänglichen Blätter in denjenigen Fällen zu vermeiden in denen den Gesuchten daraus Erschwernisse für ihr bürgerliches Fortkommen erwachsen können. Der preuß. Minister des Innern hat sich deshalb veranlaßt gesehen, für derartige Ermittelungen ein vereinfachtes Verfahren vorzuschreiben. * Am Sonntag trat in Leipzig der diesjährige sozialdemokratische Parteitag zusammen. * Eine aus Neu=Guinea eingetroffene amtliche Meldung berichtet, daß ein Australier namens Lindsay bei einem Versuche, an der Südküste von Neupommern(Bismarck=Archipel) Arbeiter anzuwerben, zusammen mit der farbigen Besatzung seines Schiffes von den Seelenkämpfe. 15] Preisgekrönte Novelle von Elise Otto. Fortsetzung. Genia wußte wohl, warum sie es getan. War doch dies das einzige Gesprächsthema, das— den Geist ihres Gatten lebhaft in Anspruch nehmend und nach keiner Seite hin anstoßend an irgend einen der wunden Punkte ihrer Ehe— eine harmlose, nicht in Gleichgültigkeit oder Verbitterung endende Unterhaltung ermöglichte. Stundenlang saß sie oft in dem Arbeitszimmer Norrings, voll eingehenden Verständnisses mit diesem die Pläne beratend und prüfend, die er entworfen, das Für und Wider der Möglichkeit des Gelingens des ganzen Baues lebhaft erörternd. Dann meinte sie wohl zuweilen, den in sich gekehrten, düstern Blick Herberts warm auf sich ruhen zu sehen, dann schwand die scharfe Linie um einen Mund, die ihm ein so gealtertes, menschenfeindliches Aussehen gab. Und doch hatten in letzter Zeit selbst diese streng wissenschaftlichen Unterhaltungen nicht selten dazu geführt, jenen Zua in seinem Antlitze zu vertiefen. Es war dann gewesen, wenn sie, ganz eingenommen von dem Gegenstande des Gesprächs, sich über seine aufgezeichneten Notizen gebeugt, sodaß ihr Haar seine Wange streifte; oder wenn sie, des fremden Verhältnisses vergessend, das zwischen ihnen bestand, im Eifer der Beweisführung ihre lebenswarme Hand auf die seine gelegt. Dann hatte er gewöhnlich schroff abgebrochen und war den Tag über noch verstimmter gewesen als sonst, und sie hatte klarer denn je zu fühlen gemeint, daß sie ihm nicht nur gleichgültig, nein, selbst widerwärtig war, daß er es nur auf Stunden vergessen, wer es gewesen, der mit ihm gesprochen, daß sie ihn zur Unzeit daran erinnert hatte. O, daß er sie hätte lieben können, ein wenig, ganz klein wenig, es hätte dann möglich sein müssen, ihn wieder zu lieben, es wäre dann Pflicht gewesen, es zu tun; sollte die Pflicht je unmöglich sein?—— Von den Türmen Triests wogte und klang es herauf in mächtigen Schwingungen, Genia blickte auf. Ja, es war Sonntag. Feiertagsruhe lag über der im Sonnenlicht glitzernden Meeresfläche, Feiertagsruhe über dem hochaufragenden Küstengebirge, an dem die Glockentöne leise wiederhallend erstarben. Sie schloß das Buch und erhob sich. Norring war in aller Frühe zum Hafen gegangen, um sich zu überzeugen, ob das Tiefwasser der Nacht keine Verschiebungen zur Folge gehabt; sie erwartete ihn erst gegen Mittag zurück Leichten, schnellen Schrittes durcheilte sie den Garten bis zu der niederen Mauer, die denselben von dem Nachbargärtchen rechts trennte. Durch ein kleines, von langrankigem Efeu überwuchertes Mauerpförtchen schlüpfend, betrat sie denselben, dem alten Herrn, der, das Käppchen auf dem weißen Scheitel, die Arme auf dem Rücken verschränkt, in demselben auf= und niederwanderte, herzlich die Hände entgegenstreckend. „Da bin ich schon wieder, lieber Doktor! Störe ich?“ Er strich ihr freundlich über den braunen Scheitel; sie schienen sich zu verstehen, ohne Eingeborenen erschlagen worden ist. Die Entsendung einer Expedition zur näheren Feststellung des Sachverhalts und Bestrafung der Schuldigen ist von dem Gouverneur angeordnet. Österreich=Ungarn. * Infolge der Weisung der Statthalterei von Böhmen wurde der preußische Adler an dem seinerzeit von Tschechen zerstörten und nunmehr wiederhergestellten preußischen Kriegerdenkmal in Trebnitz(Mähren) wieder angebracht. Die Anbringung erfolgte unter Gendarmerieschutz, weil die Tschechen sich angesammelt hatten und unter wüsten Schmährufen gegen die Deutschen die Arbeiten zu stören suchten. Frankreich. * Auch Frankreich, das Land der vorbildlichen Sparer, hat in seinem Haushaltsetat einen riesigen Fehlbetrag. Es sind nicht weniger als 199 500 000 Frank, die durch Zusatzsteuern auf Tabak, Erbschaft, Alkohol, Quittungsstempel, Gruben, Automobile und Benzol gedeckt werden sollen. Der Finanzminister beabsichtigt, mit der Erhöhung der Tabaksteuer in der Hauptsache die teueren Produkte zu erfassen. Das Erträgnis der Erbschaftssteuer will der Minister durch höhere Besteuerung der Enkel und Urenkel, die unmittelbar vom Urgroßvater bezw. Großvater erben, der Seitenverwandten fünften oder sechsten Grades, sowie der bevorzugten Erben verbessern. Aus der Alkoholsteuer sollen 24 Millionen mehr als bisher durch Erhöhung der Steuer erzielt werden. Balkanstaaten. * Die innerpolitische Lage in Griechenland hat sich abermals verschlimmert. Der ehemalige griechische Ministerpräsident Theotokis hat nämlich einem Abgeordneten gegenüber geäußert, daß die mogliche Abdankung des Königs Georg schwere Gefahren für Griechenland heraufbeschwören würde. Theotokis behauptet, daß König Georg bestimmt abdanken würde, wenn die Volksvertretung die Abschaffung des Generalkommandos beschließen sollte, was als direkte Beleidigung des Kronprinzen und des Thrones aufgefaßt werden würde. Infolge dieser Auffassung hat die Theotokis=Partei(die Kammermehrheit) beschlossen, gegen die Abschaffung des General= kommandos Stellung zu nehmen, was wie eine Bombe auf die Offiziere und die Bevölkerung wirkte. Die Gegenpartei, der„Militärbund“, verlangt eine politische Vereinigung, um durch einen Aufruf an das Volk Stellung gegen den Kronprinzen zu nehmen. So scheint die Stellung des Königs selbst sehr erschüttert. Gleichzeitig droht der Ausbruch eines Bürgerkrieges, da der Militärbund und seine Anhänger zahlreiche Gegner im Volke haben. Amerika. * Eine Frage, derentwegen sich die Politiker anschickten, die Köpfe zu zerbrechen, ist glücklich gelöst. Der kaum entdeckte Nordpol hat bereits einen anerkannten Besitzer erhalten. Peary hat dem Washingtoner Staatsdepartement drahtlich mitgeteilt, daß er den Nordpol am 6. April d. erreicht und das Polgebiet im Namen des Präsidenten der Ver. Staaten von Amerika formell in Besitz genommen habe. Der Streit um den Nordpol. Die Berichte Pearys, die in der„New Yorker Times“ und im Pariser„Matin“ erscheinen, erregen allgemeine Enttäuschung, da sie einen zwingenden Beweis dafür, daß Peary den Pol erreicht hat, ebensowenig enthalten wie die Berichte Cooks. Auch Peary hat, was man Cook vorher zum Vorwurf gemacht hat, keinen Weißen bei dem letzten Abschluß seiner Fahrt bei sich gehabt. Seine Begleitung bei der Erreichung des Nordpols bestand aus einem Schwarzen und fünf Eskimos. Die wissenschaftlichen Teilnehmer seiner Ervedition hatte Peary vorher zur Sicherung des Rückzuges und der Nahrungsmittelzufuhr zurückgesandt. Die Schnelligkeit des Vordringens nach Norden, die man Cook zum Vorwurf gemacht hat, ist bei Peary noch erheblich größer. Dr. Cook hat übrigens versichert, daß er Abschriften von seinen Aufzeichnungen, Ortsbestimmungen und Karten besitze, die er, aus Furcht, sie könnten auf seiner Rückkehr verloren gehen, durch einen Herrn Withney zusammen mit seinen Instrumenten direkt von Etah nach New York geschickt hat. Es wird also möglich sein, Cooks Aufzeichnungen zu prüfen, auch wenn Withney, der merkwürdigerweise nicht direkt zurückreist, sondern erst einen Jagdausflug nach Nord-Grönland machen das ihm von seinem Freunde Cook anvertraute Material nicht rechtzeitig nach New York bringen sollte. Ein Anerbieten Pierpont Morgans an Cook, die notwendigen Ausgaben zu bestreiten, damit er in die Lage komme, die Wahrheit seiner Behauptungen darzulegen, hat Dr. Cook abgelehnt. Von Nah und Fern. Auf der Fahrt des kaiserlichen Sonderzuges von Iglau(Mähren) nach Forchheim ereignete sich in der Nacht auf der bayrischen Station Cham ein peinlicher Zwischenfall. Der Zug hatte die Station eben verlassen, als mit lautem Krach eine Knallkapsel explodierte. Der Zug wurde sofort zum Stehen gebracht und konnte erst nach einem halbstündigen Aufenthalt weiterfahren. Der Vorfall erregte im Hofzug einige Bestürzung. Es wurde sofort eine strenge Untersuchung eingeleitet.(Knallerbsen werden von der Bahnverwaltung zum Signalgeben verwandt und können keinerlei zerstörende Wirkung ausüben.) Fahrt des„Z. III“ nach Frankfurt a. M. Der Luftkreuzer„Z. III“, der am 11. d. in den ersten Morgenstunden in Friedrichshafen aufgestiegen war, erreichte noch an demselben Tage das Ziel seiner Fahrt; er landete spät abends auf dem Gelände der„Internationalen Luftschiff=Ausstellung" in Frankfurt am Main. Nach der Schilderung eines Mitfahrers ist die Fahrt im ganzen glatt verlaufen. Bis Basel hatte man eine außerordentlich gute Fahrt gehabt, von da ab hatte man jedoch stark mit Gegenwind zu kämpfen. Trotzdem hat das Luftschiff seine vorgeschriebene Route über Freiburg—Baden=Baden eingehalten und das Manöverfeld passiert. Hinter Karlsruhe trat dann ein Schaden am Motor ein. Nach kurzer Zeit wurde die Maschine betriebsunfähig und die Fahrt mußte mit dem vorderen Motor allein fortgesetzt werden. n Ein vielgereister Defraudant hat sich dieser Tage der Polizei in Aachen freiwillig gestellt; es ist ein früherer Büreaudiener der Oberbahnamtskasse in Bamberg, der im Jahre 1900 zum Nachteil dieser Kasse 49 680 Mk. unterschlagen hat, die er verpacken und abschicken sollte. Nach seiner Angabe ist der Defraudant seinerzeit über Berlin, Hannover, Köln, Straßburg nach der Schweiz, von dort nach Genua und sodann nach Amerika geflüchtet, wo er sich mehrere Jahre unter dem Namen William John aufgehalten hat. Er wandte sich dann nach Eng and und Schottland und kehrte jetzt über Belgien vollständig mittellos nach Deutschland zurück. n Einen Selbstmordversuch unter tragikomischen Umständen unternahm der Kunstmaler D. in Darmstadt; er versuchte in seiner Wohnung seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen, nachdem er zuvor seinen Hund und seine Katze aufgeknüpft hatte. Durch das fortgesetzte Wimmern des Hundes wurden die Nachbarn aufmerksam; sie drangen in die Wohnung ein und retteten durch Zerschneiden des Strickes zunächst den Kunstmaler, und, da zu befürchten war, daß der alleinstehende Mann einen Selbstmordversuch wiederholen würde, brachte man ihn nach dem Krankenhause. Die Katze war bereits verendet, während der Hund noch lebend aus der Schlinge befreit werden konnte. Der Grund zu der Tat ist nicht bekannt. viele Worte. Die junge Frau schritt neben ihm hin, in den saubergehaltenen Wegen, zwischen den Pfirsich= und Aprikosenspalieren, deren Früchte zur Zeit der Reife so viele kleine Liebhaber fanden in den barfüßigen Winzerkindern weiter aufwärts. „Ich war heute in der Kirche, Doktor Helmroth, zum ersten Male seit mehreren Wochen.“ Es lag ein eigener Glanz in den Augen, die sie zu ihm erhob. Der Angeredete vermied es, sie anzusehen, er fühlte, daß Tränen in ihrer Stimme zitterten.„Ich weiß es, daß die Glocken bisher für Sie nicht tönten,“ sagte er mild.„Wir haben nie über diesen Punkt gesprochen und doch, ich würde meiner jungen Freundin dankbar sein, wenn sie mir sagen wollte, warum.“ Genia hatte einen vollblühenden Myrtenzweig von einem der Büsche gebrochen und blickte finnend darauf, während zartes Rot ihr Stirn und Wangen färbte.„Weil ich bis gestern nicht an Liebe glaubte; weil ich das Ringen der Menschen nach mir entschwundenen Idealen nicht mehr verstand. Glauben Sie an Liebe, an reine Liebe?“ „Gewiß, ich habe sie selbst gefühlt.“ „Die Liebe von Herz zu Herzen, die körperlose Liebe?“ „Sie machen da einen Unterschied, den die Wirklichkeit umstürzt. Wenn es Sie aber trösten kann, junge Frau, so füge ich hinzu, meine Liebe war nicht abhängig von dem Irdischen. Ich hätte Blanca geliebt, auch wenn sie plötzlich ebenso häßlich geworden wäre, wie sie schön war. Ich liebte ihre ewige Seele und doch liebte ich auch glühend jedes der weißblonden, schimmernden Haare, die in lichten Massen ihre liebliche Gestalt umflossen.“ „Aber Sie— Sie waren nie verheiratet, Doktor?“ „Nein... nie.“ „Weil man Ihre Liebe nicht erwiderte?“ „Nicht deshalb.“ „Verzeihen Sie mein Fragen; ich bin unescheiden, aber ich meine, wer selbst so viel urchgemacht, könne andre stützen, die haltlos sind im Leben.“ Sie blickte zaghaft zu Boden. „Sie haben nicht unrecht. Man lernt an fremdem Schmerz den eigenen messen und findet ihn dann selten noch ebenso riesengroß und lichtverdunkelnd wie vorher, und doch“— sein Auge tauchte träumend in die duftige Ferne —„wer greift gern in die Erinnerung zurück, wenn dieselbe nur Weh mit sich bringt? Ich habe meine Geliebte eine Verlorene und ihr Kind eine Abenteurerin werden sehen und ich lebe noch und glaube noch an die Liebe.“ „Auch an die göttliche?“ „Ja! Allerdings, ich muß es gestehen, gab es eine Zeit, in der sie mir verhüllt war.“ „Sie wollen mir nicht sagen, wodurch und weshalb?“ „Nein, Kind. Es gibt Tiefen des wahnwitzigen Schmerzes, zu denen Sie nie hinabsteigen werden— meine Erfahrungen würden Sie nur tiefer verwirren. Aber, seien Sie ehrlich, hängt Ihre gehobene Stimmung nicht vielleicht doch sehr nahe zusammen mit dem Wiedersehen jenes Jugendfreundes, den Sie Furcht vor dem Wahnsinn. Ein sehr bekannter Kunstmaler aus München hat auf dem Stamberger See Selbstmord verübt. Er setzte sich, nachdem er sich einen mit Steinen gefüllten Rucksack umgeschnürt hatte, auf den Bootsrand und gab dann einen Schuß auf sich ab. Das Boot kenterte und der Maler ertrank. Furcht vor Wahnsinn hat den begabten Künstler, der in glücklichen häuslichen Verhältnissen lebte, in den Tod getrieben. Zerschmettert. Ein Sekretär des Amtsgerichts wollte sich vom Dache des Straßburger Justizpalastes den Vorbeiflug des„Z III“ anschauen. Plötzlich verlor der Armste das Gleichgewicht, stürzte ab, durchschlug zwei Glasdächer und blieb mit zerschmetterten Gliedern auf dem Boden des Lichthofes liegen. n Eisenbahndiebstahl. Im D=Zug Basel— Mülhausen— Straßburg sind einem Reisenden aus der von ihm mitgeführten Handtasche Juwelen im Gesamtwerte von etwa 12000 Mk. gestohlen worden. Es befinden sich darunter eine einreihige echte Verlenkette mit Brillant und Saphirschloß, mehrere goldene Armbänder mit Brillantringen, sowie verschiedene Broschen und Ringe mit Brillanten und Diamanten. * Im Gefängnis gepfändet zu werden — dieses gewiß seltene Vorkommnis ist einem 23 jährigen Burschen namens Kreß in Schlettstadt possiert. Er war dem Staate noch einen Steuerbetrag von 1,82 Mk. schuldig, den der Gerichtsvollzieher dieser Tage von ihm einziehen wollte. Als der Beamte zu diesem Behufe in der Wohnung des Schuldners erschien, wurde ihm mitgeteilt, daß der junge Kreß sich zurzeit im Gefängnis befinde. Er war am Tage zuvor gelegentlich eines Tanzvergnügens in eine Rauferei verwickelt worden, in deren Verlauf er sich des Widerstandes und der Beamtenbeleidigung schuldig machte, so daß man ihn, nachdem er durch einen Säbelhieb über den Kopf kampfunfähig gemacht hatte, nach Anlegung eines Notverbandes in Haft nahm. Der Gerichtsvollzieher dachte, daß der junge Mann, da er mit dem Tanzvergnügen vorzeitig hatte Schluß machen müssen, bei seiner Verhaftung noch Bargeld bei sich gehabt habe und er erkundigte sich im Gefängnis, ob man dem Eingelieferten nicht das Geld abgenommen habe. Das wurde ihm bestätigt. Bei Kreß waren drei Mark beschlagnahmt worden, von denen der findige Gerichtsvollzieher den ihm zukommenden Betrag pfändete. * Eine schwere Bluttat ist auf dem Gute Löthen bei Miswalde im Kreise Mohrungen verübt worden. Dort überfielen sechs russisch=polnische Arbeiter den Unternehmer Wisotzki, bei dem sie in Dienst standen, in seiner Wohnung und richteten ihn schrecklich zu. Dem W. ist der Leib aufgeschlitzt; außerdem hat er mehrere Messerstiche in den Kopf erhalten, so daß er hoffnungslos daniederliegt. Die Unmenschen raubten sodann die in der Wohnung befindliche Barschaft des Unternehmers im Betrage von etwa 1000 Mk. und ergriffen hierauf die Flucht. Der Überfallene hatte die polnischen Arbeiter vor etwa vierzehn Tagen auf dem Bahnhofe in Marienburg engagiert. Die dortige von dem Verbrechen benachrichtigte Polizei nahm mehrere auf dem Bahnhofe eingetroffene russisch=polnische Arbeiter als der Tat verdächtig fest, doch müßten sie später wieder aus der Haft entlassen werden, da sich herausstellte, daß keine der inhaftierten Personen mit der Bluttat in Verbindung stand. Unter Zuhilfenahme eines Elbinger Polizeihundes konnte bald darauf einer der als Täter in Frage kommenden Arbeiter ermittelt und verhaftet werden. Schweres Unglück bei den österreichischen Kaisermanövern. Nach Schluß der österreichischen Kaisermanöver ereignete sich bei dem 6. Dragoner=Regiment ein schweres Unglück. Das Regiment biwakierte im Freien. Gegen Mitternacht traten die Scheinwerfer der feindlichen Partei in Tätigkeit. Die Pserde von vier Eskadrons dieses Regiments wurden durch das grelle Licht unruhig, rissen sich los und stürmten über die schlafenden Soldaten weg. Einem Zugführer wurden der Brustkasten und die Rippen eingedrückt, 19 Soldaten wurden schwer verwundet. Mehr als drei Viertel der durchgegangenen Pferde erlitten Verletzungen. Zusammenstoß eines Offiziers mit Tschechen. In einem Kaffeehause in Prag tagte eine tschechische Gesellschaft. Als sich einer der Teilnehmer in Schmähreden über das Militär erging, zog ein an einem Nebentische sitzender Leutnant seinen Säbel und versetzte damit dem Schmäher einen Hieb. Der Leutnant wurde hierauf auch von andern Tschechen angegriffen, setzte sich mit seinem Degen zur Wehr und verletzte mehrere Personen. „Töff=Töff“. Lord Lonsdale, der bekannte, zu Kaiser Wilhelm in freundschaftlichen Beziehungen stehende englische Aristokrat, erlitt Moreni wurden durch eine Explosion in einem Bohrloch die Petroleumströme von weiteren zwanzig Bohrlöchern in Flammen gesetzt. Man fürchtet, daß sich das Feuer noch weiter ausbreitet. Der bisherige Verlust wird auf etwa 500000 Mk. geschätzt. Gerichtshalle. Leipzig. Die Revolverszene vor dem Reichsgericht, bei der der Kaufmann Grosser einen Kanzleirat tötete und einen Reichsgerichtsrat schwer verletzte, wird die Gerichte noch weiter beschäftigen. Grosser war längere Zeit in der Irrenanstalt Sonnenstein auf seinen Geisteszustand beobachtet und von den Sachverständigen Der Sinzug des Roghi Bu Hamara als Gefangener in Fez. Der„Roghi“ Bu Hamara, der marokkanische Thronprätendent, hat seinen Einzug in Fez auf andre Weise gehalten, als er zur Zeit seiner Erfolge gehofft haben mochte. Nach alter marokkanischer Sitte wurde der Gefangene in einen eisernen Käfig gesperrt, der auf dem Rücken eines Kamels in die Residenzstadt des Sultans geschafft wurde. Der feierliche Zug wurde von dem Zeremonienmeister des Suitans geleitet. Natürlich überhäufte das Volk den gestürzten Prätendenten während seines Leidensweges mit Beschimpfungen und Spottreden, die er im übrigen gar nicht schuldig blieb. Im Sultanspalast angelangt, wurde Bu Hamara der Tortur unterworfen. einen Automobilunfall. Das von ihm selbst gelenkte Fahrzeug streifte auf einer abschüssigen Straße in Westmoreland(England) eine Mauer. Das Automobil, dessen Räder zertrümmert wurden, stürzte um, Lord Lonsdale blieb fast unversehrt, während zwei Chauffeure, die im Wageninnern saßen, auf die Straße geschleudert und schwer verwundet wurden. Weltsprache„speranto“. Der in Barcelona tagende fünfte Esperantistenkongreß, an dem 1350 Personen aus 33 Nationen teilnahmen, wurde nach Beendigung seiner Beratungen geschlossen. Die Verhandlungen nahmen einen befriedigenden Verlauf. Als nächster Kondteßort wurde Washington gewählt. Großer Brand in dem rumänischen Matraleumrevier. In der Petroleum=Region für unzurechnungsfähig erklärt worden. Die Eröffnungskammer des Landgerichts Leipzig stellte daraufhin das Verfahren ein und ordnete an, daß Grosser wieder auf freien Fuß gesetzt werde. Gegen diesen Beschluß, wonach das Verfahren gegen den Kaufmann Oswald Grosser einzustellen ist, hat die Staatsanwaltschaft Einspruch erhoben. Grosser ist zwar aus der Untersuchungshaft entlassen, befindet sich aber nicht auf freiem Fuße, sondern ist von der Staatsanwaltschaft dem Leipziger Armenamte überwiesen und in einer Nervenheilanstalt untergebracht worden, wo er bis zur Erlangung eines Einvernehmens mit seiner Heimats behörde Sieglitz und bis zur Erledigung der Beschwerde der Staatsanwaltschaft bleiben wird. Paris. Das Schwurgericht verurteilte den Anarchisten Tappati, der während eines Ausstandes eine Sprengbombe auf den Rauchfang einer Fabrik in Rive de Gier gelegt hatte, zu 10 Jahren Zwangsarbeit. Ein Anarchist namens Prat, der Tappati ein Buch zur Anfertigung von Bomben geliehen hatte, wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Gemeinnütziges. 0 Bei leichten Quetschungen tauche man das betreffende Glied in so heißes Wasser, als man es ertragen kann. Dies kleine Mittel lindert sofort den Schmerz. 0 Gelbgewordene Waschleinewand wäscht man mit Quillayarindenwasser und reibt sie nach dem Abspülen mit etwas Terpentin ein. Buntes Allerlei. * Haftung der Eltern für Kinder. Kinder richten oft viel Unheil an. Es kommt leider oft vor, daß sich Kinder beim Spielen derartig verletzen, daß das eine oder das andre Kind Schäden für das ganze Leben davonträgt. Es sei an die sehr gefährlichen Spielzeuge wie Flitzbogen, Armbrust, Tesching erinnert. Auch an das gefährliche Werfen von Steinen auf andre Kinder. Es ist vorgekommen, daß einem andern Kinde ein Auge ausgeschossen oder ausgeworfen wurde. Sind die Eltern des verletzenden Kindes dafür verantworltich?§ 832 des Bürgerlichen Gesetzbuches sagt darüber: Wer kraft des Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist, die wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres körperlichen oder geistigen Zustandes der Beaussichtigung bedarf, ist zum Ersatze des Schadens verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt, oder wenn der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtsführung entstanden sein würde. In solchem Falle haben die Eltern zu beweisen, daß sie ihrer Aufsichtspflicht genügt haben. Solch ein Beweis kann recht schwierig sein. Die Eltern müssen nachweisen, daß sie über das Kind eine Aussicht ausgeübt haben, wie sie vorsichtige und sorgsame Eltern im allgemeinen ausüben. Mehr wird von den Eltern nicht verlangt und kann nicht verlangt werden. Aber dieses Maß von Aufsicht wird von ihnen verlangt, sonst müssen sie für die Schäden haften, die die Kinder anrichten PR Die gesundheitliche Bedeutung des Waldes. Worauf beruht es eigentlich, daß wir im Sommer uns in den Wald flüchten und daß wir uns nach einem ausgedehnten Waldspaziergang ganz besonders erfrischt fühlen? Es ist vor allem die Kühle des Waldes, die uns wohltut. Durch die Bewaldung werden die Temperaturertreme abgeschwächt, es wird die Sommerhitze gemildert. Während des Sommers ist der Waldboden kühler als der freigelegene, im Winter dagegen ein wenig wärmer. Die Wälder bewirken einen Ausgleich der Temveratur, dadurch, daß sie einer zu starken Wärmebestrahlung durch fortwährende Verdunstung von Wasser entgegenwirken und einer zu starken Abkühlung durch die reichliche Feuchtigkeit der Atmosphäre und durch Nebelbildung vorbeugen. Ebenso ausgleichend wirken sie auf die Niederschläge. Von dem gefallenen Regen halten sie einen verhältnismäßig großen Bruchteil in der oberen, lockeren Bodenschicht zurück, und dieser Anteil fällt nicht einer plötzlichen, sondern einer langsamen, mäßigen Verdunstung anheim. Außerdem hält sich die Luft innerhalb der Waldungen aromatisch und staubfrei. Schließlich wird bei hoher Luftwärme die Abkühlung des Körpers durch Abstrahlung begünstigt. PR Allerlei Wissenswertes. An den beiden Berliner Zeppelintagen wurden von den öffentlichen Beförderungsmitteln 4 190 000 Personen befördert.— In der Bibliothek zu Stockvolm befindet sich eine„Teufelsbibel", die auf Eselshaut gedruckt ist.— Deutschlands Ausfuhr zur See hat sich in den letzten acht Jahren geradezu verdoppelt. mir gestern abend in so glühenden Farben schilderten?“ „Meine Stimmung hängt nicht nur damit zusammen, sie ist daraus hervorgewachsen. Ich halte eine ideale Welt wieder für möglich, seit ich Percy gesehen. Es ist bei seinem Anblick alles in mir aufgewacht, was von lieben, heiligen Erinnerungen der Kindheit in mir geschlummert, ich sehe wieder das Auge meines Vaters auf mir ruhen, nein, diese Liebe wenigstens war keine Täuschung!“ „Und Sie werden die Gesellschaft des jungen Mannes suchen, um sich in Ihrer neuen Lebensanschauung zu befestigen?“ „Suchen werde ich sie nicht, aber auch nicht zurückweisen. Mein ganzes Sein jubelt ihm dankbar entgegen; ich fühle, daß von heute an es möglich sein muß, selbst ein elendes Leben zu ertragen.“ Der alte Herr schüttelte ernst den Kopf wie m zweifelnder Sorge.„Ich habe mich nie in Ihre Familienverhältnisse zu drängen gesucht, und doch ahne ich, daß Ihre schwärmerische Phantasie Sie schon einmal irre geführt;— wollen Sie mir versprechen, vorsichtig zu sein?“ „Ich will.“ Sie zog die welke Hand ihres Begleiters an die Lippen und schlüpfte flüchtigen Fußes zurück in den eigenen Garten. Um ein Gebüsch von blühendem Lorbeer biegend, stand sie dicht vor Percy. Hochaufatmend blieb sie stehen, ein Schleier legte sich ihr vor die Augen, sie fühlte ihr Blut jäh zum Herzen strömen. Aber sie bezwang sich schnell, und es lag mehr ruhige Höflichkeit als Herzlichkeit in ihrer Stimme, als sie ihn begrüßte. „Sie sehen, Genia, ich halte Wort. Ich hoffe, der gestrige Unfall Ihres Gatten hatte keine Folgen; der Diener wenigstens berichtete mir soeben, Herr Norring sei ausgegangen.“ „Er ist wieder vollkommen wohl, ich danke, Herr von Warren.“ „Herr von Warren, Genia? Wollen wir nicht lieber bei„Percy" bleiben, wie gestern?" „Ich versetzte mich gestern wohl zu lebhaft zurück in die alte Zeit. Diese Art der Anrede ist vielleicht noch kindischer, als es sich für uns Erwachsene ziemt. Meinen Sie nicht auch?“ Er schien das hohe Rot nicht zu bemerken, das ihr Antlitz überflog. „Wie Sie wünschen, gnädige Frau,“ erwiderte er wie in leiser Enttäuschung.„Sie haben gewiß recht. Ich würde auch gestern es nicht gewagt haben, Sie so vertraulich anzureden, hätten Sie mir nicht selbst Mut dazu gemacht durch Ihre Herzlichkeit.“ „Die ja dieselbe bleibt, gleichviel wie wir uns nennen.“ Sie waren langsam abwäcts geschritten und standen vor dem grünumsponnenen Pavillon. „Ich denke, mein Mann wird gleich da sein, wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr von Warren?“ Er griff unwillkürlich nach einem auf dem Gartentische liegenden dicken Album und blätterte darin.„Sie zeichnen noch immer? Ah, wie hübsch! Und wenn ich recht sehe, ist es ein Album aus Ihrer Mädchenzeit, in dem Sie nun auch Triest verewigen. Ist das nicht Ihres Vaters Hand, die Ihren Namen vorn auf das Titelblatt geschrieben?“ Sie nickte stumm. „Sie sind fleißig gewesen, gnädige Frau; da haben wir ja das Winkelmann=Museum mit der Seitenwand der altehrwürdigen Kirche San Giusto und hier die prächtige Brunnengruppe! Sie ist unvollendet—“ „Ich will sie nächstens beendigen.“ „Welche Fülle von Ansichten! Sie zeichnen oft und gern?“ „Ich habe viel Zeit dazu, ich bin den Tag über allein. Man kann nicht immer Musik treiben oder lesen.“ „Ihre Haushaltung nimmt Sie nicht in Anspruch?“ „Sie ist sehr einfach. Es würde der Mühe nicht lohnen, um meinetwillen viel Umstände zu machen, mein Mann aber kommt nur an Sonntagen zum Mittagstisch nach Hause.“ Sie sah seinen staunend fragenden Blick und fügte rasch hinzu:„Der Weg bis hier herauf ist wirklich sehr weit, Norring speist in einem Hotel nahe beim neuen Hafen.“ „Und Sie zogen es nicht vor, lieber in die Nähe des Hafens zu ziehen?“ „Mein Mann wünschte das nicht. Wir könnten ja auch leicht Pferd und Wagen halten, aber es ist ihm wohl so bequemer.“ Sie fühlte sein Auge ernstforschend auf sich ruhen, das Gespräch war ihr peinlich, sie neigte sich mit über das Album, um ihn auf einen andern Gegenstand zu lenken. Warren hatte voll Interesse in dem Buche hin und her geblättert, jetzt überflog ein helles Lächeln sein Gesicht. „Und das soll ich sein? Wahrhaftig ja! Da steht der Akademieschüler wie er damals leibte und lebte, etwas idealisiert freilich, ich glaube nicht, daß sich mein Haar je so üppig gelockt, kann mich dessen wenigstens nicht entsinnen!“ Auch Genia überkam es wie freundliche Erinnerung beim Anblick der jugendlich kräftigen Jünglingsgestalt, die da in militärischer Haltung, das Kävpi auf den Locken, ihr von dem Blatte entgegensah. „Aber hier,“ er hatte weiter geblättert,„nein, gnädige Frau, hier haben Sie denn doch Ihre Phantasie allzufrei walten lassen. Ich muß feierlich protestieren, einen solchen Bart habe ich nie getragen, weder früher noch jetzt.“ Er blickte halb fragenb, halb belustigt zu ihr auf; eine plötzliche Blässe hatte ihre Wangen überzogen, sie wich scheu seinem Blicke aus. „Muß denn jede meiner Zeichnungen denselben Gegenstand behandeln? Es ist mein Mann, den Sie da vor sich sehen!" Die Worte sollten leicht scherzend sein, aber sie klangen gezwungen. Genias Hand bemühte sich, ein andres Blatt aufzuschlagen. Er wehrte dieselbe sanft ab. „Wann zeichneten Sie dies Bild?“ „Ich war Braut, Norring in Triest, ich hatte sein Bild nicht mehr genau vor mir, ich weiß, daß es nicht ähnlich ist.“ Er sah ihre Verlegenheit und blätterte nachdenklich weiter, nachdem er noch einmal prüfend dir Skizze betrachtet, deren Züge und Gestalt so wenig an den Gatten der jungen Frau und so sehr an ihn selbst erinnerten. Se 15(Fortsetzung folgt.) Nur kurze Zeit! Ab 16. Sepiember! Nur kurze Zeit! Gelsenkirchen auf der Wiese. Donnerstag, den 16. Septbr., abenös 8 Uhr GalaEröffnungs-Vorstellung. Jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag 2 grosse Konstre-Vorstellungen 2 4 Uhr nachmittags. 8 Uhr abends. Nachmittags unverkürztes Riesen-Programm. Ermäßigte Preise auf allen Plätzen für Erwachsene und Kinder. Folgende Tage, 8 Uhr abends: Grosse brillante Vorstellungen. Stets abwechselndes, neues Riesenprogramm. Für Gelsenkirchen völlig neues Riesenprogramm. 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